| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Eckstein | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 105 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Wirtschaftlichkeit von Motorschiffen. Ueber die
                              									Wirtschaftlichkeit seegehender Motorschiffe sind selbst in Fachkreisen die Ansichten
                              									noch geteilt (D. p. J. S. 11 d. Bd.). Aber immerhin herrscht die Ansicht vor, daß
                              									nach Ueberwindung noch mancher Schwierigkeit es dem Dieselmotorschiff gelingen wird,
                              									in sehr vielen Fällen das Dampfschiff mit wirtschaftlichem Erfolge zu ersetzen. Die
                              									größere Anzahl von Beschädigungen an den Hauptmaschinen der in Fahrt befindlichen
                              									Motorschiffe hat allerdings den Bau solcher Schiffe zurzeit sehr eingeschränkt.
                           Durch die Gleichdruckölmaschine ist es aber möglich, an Stelle der
                              									Dreifachexpansionsmaschine mit einem Wirkungsgrad von 14 v. H. eine Maschine mit
                              									einem solchen von 38 bis 40 v. H. zu setzen. Ausschlaggebend ist allerdings für die
                              									Wirtschaftlichkeit neben dem thermischen Wirkungsgrade der Maschinenanlage auch
                              									derPreis des Treibmittels. Nach der Zeitschrift des Vereins deutscher
                              									Ingenieure 1915 S. 86 bis 92 kommen für die Oelversorgung der Motorschiffe
                              									Nordamerika (Pennsylvanien, Ohio und Texas) in Betracht. Hier ist Treiböl für 50 bis
                              									60 Schilling/t zu haben. Mexikanisches Oel eignet sich zurzeit noch wenig als
                              									Treiböl, da es viel Asphalt enthält. Als Hauptölgebiet der Erde kommt zurzeit
                              									Kalifornien in Betracht, wo Treiböl für etwa 25 M/t zu erhalten ist. Durch die
                              									Eröffnung des Panamakanals wird aber auch hier eine Verteuerung des Oeles eintreten.
                              									Die Oelgebiete in Südrußland (Baku), Rumänien und Galizien kommen für die
                              									Weltschiffahrt wenig in Betracht, da die Transportkosten zu groß sind. Die in
                              									Ostasien gewonnenen Oelmengen werden schon in ausgedehntem Maße für Motorschiffe
                              									verwendet.
                           Vergleichsfahrten auf derselben Strecke mit gleichgebauten Motorschiffen und
                              									Dampfschiffen sind bereits ausgeführt worden, um einwandfreie, vergleichbare
                              									Betriebsergebnisse zu erhalten. Es sei hier auf solche Fahrten des Dampfers
                              										„Salthurn“ und des Motorschiffes „Eavestone“ der Furneß-Linie
                              									verwiesen (D. p. J. Bd. 329 S. 707). Es sind dies zwei verhältnismäßig kleine
                              									Schiffe, beide aber sind vollkommen gleich nach Länge, Breite, Seitenhöhe, Tiefgang
                              									und Wasserverdrängung. Das Gewicht von Schiff und Maschinen beträgt beim Dampfer
                              									1280 t, beim Motorschiff 1260 t.
                           Die Betriebsergebnisse werden nicht nur vom Brennstoffverbrauch, sondern auch vom
                              									Schmierölverbrauch, Gehältern der Schiffsbesatzung und Tilgungskosten bestimmt. In
                              									folgender Tabelle sind die dementsprechenden Werte zusammengestellt, wie sie auf den
                              									Fahrten des Motorschiffes „Christian X“, ausgerüstet mit zwei
                              									einfachwirkenden Achtzylinder-Viertaktmaschinen und des mit einer modernen
                              									Heißdampfanlage ausgerüsteten Dampfers „Uckermark“ erhalten wurden. Das
                              									Motorschiff hat auf einer Reise von 27,5 Tagen 404 t Oel zu 26,56 M verbraucht, das
                              									Dampfschiff für dieselbe Zeit 1250 t Kohle zu 12,80 M. Die Tilgungskosten sind für
                              									den Schiffskörper in beiden Fällen zu 10 v. H. angenommen, die Tilgungskosten für
                              									die Motoranlage zu 12 v. H., für die Dampfmaschinenanlage zu 10 v. H.
                           
                              
                                 
                                 Motorschiff
                                 Dampfschiff
                                 
                              
                                 BrennstoffkostenLöhneSchmierstoffeTilgungkosten
                                 M„„„
                                 10710  3774  182024680
                                 19730  5070    27018900
                                 
                              
                                 Betriebskosten f. 1 t Tragfähigkeit
                                 M
                                 2,57
                                 2,74
                                 
                              
                           Der Schmierstoffverbrauch (Maschinenöl, Zylinderöl, Talg, Petroleum) ist bei einer
                              									Dieselmaschinenanlage größer als bei einer Dampfmaschinenanlage. Während für die
                              									Dampfkraftanlage seegehender Schiffe im Mittel mit einem Schmierölverbrauch von 0,4
                              									bis 0,5 g f. d. PSi/Std. gerechnet wird, haben die
                              									für Motorschiffe bekannt gewordenen Werte 2,4 bis 2,5 g f. d. PSi/Std. erreicht.
                           W.
                           
                        
                           Ueber die Eisenindustrie unter dem Kriege bringt „Stahl
                                 										und Eisen“ (35. Jahrgang Nr. 5 S. 120) einen hochinteressanten Artikel aus
                              									der Feder des Geschäftsführers des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Dr.-Ing. Schrödter.
                           Von zehn französischen Departements (unter 87) sind bisher 2100000 ha oder 3,7 v. H.
                              									des gesamten Gebiets von Frankreich mit 8,2 v. H. der Gesamtbevölkerung von unseren
                              									Truppen besetzt. Die Verhältnisse der gesamten französischen Industrie, insbesondere
                              									aber der Schwerindustrie, sind hierdurch, wie sich Schrödter gelegentlich der
                              									Bereisung des besetzten Gebietes selbst überzeugen konnte, völlig umgewälzt. Wie
                              									groß die Anteile dieses Gebietes an der Gesamterzeugung der französischen
                              									Schwerindustrie sind, zeigt die folgende Zusammenstellung:
                           Anteile der besetzten Bezirke an der Gesamterzeugung.
                           
                              
                                    Kohlen
                                 68,8
                                 v. H.
                                 
                              
                                    Koks
                                 78,3
                                 „
                                 
                              
                                    Bisenerz
                                 90,0
                                 „
                                 
                              
                                    Roheisen
                                 85,7
                                 „
                                 
                              
                                    Schweißeisen und Puddelstahl
                                 62,4
                                 „
                                 
                              
                                    Stahlblöcke
                                 76,0
                                 „
                                 
                              
                                    darunter: Bessemer
                                 35,4
                                 „
                                 
                              
                                                   Thomas
                                 95,3
                                 „
                                 
                              
                                                   Martin
                                 43,8
                                 „
                                 
                              
                                 Stahlerzeugnisse:
                                 
                                 „
                                 
                              
                                    Schienen, Schwellen usw.
                                 76,6
                                 „
                                 
                              
                                    Radreifen
                                 21,4
                                 „
                                 
                              
                                    Handelseisen
                                 60,4
                                 „
                                 
                              
                                    Träger
                                 88,3
                                 „
                                 
                              
                                    Sonstiges Profileisen
                                 87,2
                                 „
                                 
                              
                                    Bleche
                                 63,3
                                 „
                                 
                              
                                    Draht
                                 52,2
                                 „
                                 
                              
                                    Schmiedestücke
                                 36,7
                                 „
                                 
                              
                                    Röhren
                                 100,0
                                 „
                                 
                              
                                    Stahlguß
                                 76,9
                                 „
                                 
                              
                           Diese Verhältnissätze für die zehn besetzten und 77 freien Departements dürften auch
                              									so ziemlich dem von Deutschland besetzten Teile der französischen Eisenindustrie
                              									entsprechen.
                           Kläglich ist es in Frankreich auch mit der Gesamtkohlenversorgung des unbesetzten
                              									Gebietes bestellt. Dürfte doch die gegenwärtige Kohlenförderung bestenfalls 35 v.H.,
                              									eher weniger, der gewöhnlichen Förderung erreichen. Dazu kommt noch, daß die
                              									notwendige Einfuhr von rund 23 Mill. t Steinkohlen und Koks, soweit sie aus
                              									Deutschland erfolgte, unterbunden ist, und die englische Anlieferung nicht entfernt
                              									imstande ist, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
                           Noch schlimmer liegen die Verhältnisse hinsichtlich der Eisenerz versorgung Frankreichs. Dessen Gesamtförderung betrug 1913 21,5
                              									Mill. t, wovon der größte Teil dem Becken von Briey, das unsere Truppen besetzt
                              									halten, entstammen. Durch diese Besetzung hat Frankreich nicht weniger als 90 v. H.
                              									eingebüßt. Dagegen ist es unseren Schutzverwaltungen gelungen, die Zechen mit
                              									Ausnahme dreier Gruben vor dem Ersaufen zu bewahren und teilweise wieder in Betrieb
                              									zu setzen.
                           Die Roheisenerzeugung in französisch Lothringen, deren Entwicklung erst in den
                              									neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eingesetzt hat, betrug 1913 3,5 Mill. t
                              									von insgesamt 5 Mill. t. Von den 127 französischen Hochöfen sind nur einige 30
                              									übriggeblieben, die ungestört arbeiten können. Doch dürften mindestens 80 v. H. der
                              									Gesamthochofenleistung Frankreichs durch den Krieg kaltgestellt sein, da unter jenen
                              									übriggebliebenen auch kleinere Oefen von 30 bis 60 t Tagesleistung einbegriffen
                              									sind. Von den Rohstahlerzeugungsstätten Frankreichs haben unsere Truppen nach Schrödter ungefähr 70 v. H. besetzt. Sie liegen zum
                              									großen Teil still, obgleich sie durch die Kriegsereignisse wenig gelitten haben. Man
                              									hat dort große Vorräte an Roheisen, Rohblöcken, vorgestreckten Puddelluppen, Stabeisen
                              									aller Art, vor allem auch gewaltige Mengen von Mittelblech vorgefunden. Oft lag das
                              									Walzgut halb fertig gewalzt vor der Walzenstraße, auch die Werkstücke waren vielfach
                              									noch mit angesetztem Span auf der Drehbank eingespannt.
                           Viele gut ausgestattete Gießereien mit bemerkenswerten Lagern wurden im Maastale
                              									zwischen Charleville und Givet angetroffen. Bei Maubeuge findet sich die größte
                              									Maschinenfabrik Frankreichs, die als die einzige in Frankreich große Walzwerke, dann
                              									auch Krane, Dampfkessel, Winderhitzer usw. baut. In Valenciennes fand man in einer
                              									Hufnagelfabrik riesengroße Bestände von Hufeisen, die damals gerade fehlten, und
                              									heute sind unsere Landsturmleute dabei, dort Hufeisen für den Armeebedarf in großem
                              									Maßstabe zu erzeugen. Ferner liegen auch große Lokomotiv- und Waggonfabriken in den
                              									besetzten Gebieten. Viele fertige Wagen wurden von uns dort vorgefunden. Als
                              									bemerkenswert wegen seiner Rückständigkeit wird noch das Arsenal, die staatliche
                              									Geschoßfabrik in Douai, erwähnt.
                           Das Gebiet von Lille, Roubaix, Tourcoing ist übersät von Textilfabriken, die alle mit
                              									guten und interessanten Maschinen ausgestattet sind.
                           Von der Maschinen bauenden Industrie Frankreichs haben wir ebenfalls den größten Teil
                              									in Händen, besonders von den Werken, die sich mit der Herstellung von Lokomotiven
                              									und Eisenbahnwagen befaßten. Nur ein Werk in Belfort gehört noch den Franzosen. Vor
                              									allem aber liegen alle Werke, die schmiedeeiserne Rohre herstellen, im
                              									Besetzungsgebiet, so daß Frankreich bei Bedarf gänzlich auf England bzw. Amerika
                              									angewiesen ist.
                           Die aufgefundenen Vorräte der Walzwerke, Gießereien usw. haben sich unsere Truppen
                              									zunutze gemacht, und stellen daraus die erforderlichen Waren für die Kriegsführung
                              									an Ort und Stelle selbst her. So hat in der Gegend von Sedan und Charleville ein
                              									Landwehrhauptmann nicht weniger als 14 kleinere Betriebe eingerichtet, in denen
                              									Landwehrleute und Pioniere Schanzzeug aller Art, Stacheldraht, Wellblech zum
                              									Eindecken der Laufgräben, auch Minenwerfer und Schutzschilde mit Schießscharten und
                              									Griffen, Leuchtpistolen, Ofenrohre, fahrbare Feldküchen und dergleichen anfertigen.
                              									Kraft und Licht wird von der elektrischen Zentrale geliefert, die sogar teilweise
                              									die deutschen Laufgräben mit elektrischer Beleuchtung versorgt.
                           So schöpfen wir denn aus den Vorräten des Feindes, während die Franzosen ihrer
                              									Erzeugungsstätten fast gänzlich beraubt sind und ihre Spaten und dergleichen vom
                              									Auslande beziehen müssen. Und damit ist der französischen Eisenindustrie das
                              									zugestoßen, was England mit der lothringisch-rheinisch-westfälischen Eisenindustrie
                              									beabsichtigte. Nur mit dem Unterschied, daß unsere deutschen Hütten dem Erdboden
                              									gleichgemacht werden sollten, während unser Heer überall nach Möglichkeit das
                              									Privateigentum schont und nur das und nur gegen eine angemessene Entschädigung
                              									herausnimmt, was es zur Kriegführung bedarf.
                           In England sollen seit Beginn des Krieges einige
                              									Hochöfen mehr als früher in Betrieb genommen sein. Näheres über die Größe der
                              									Erzeugung läßt sich nicht ermitteln. Doch soll die Beschaffung von Kohle wegen
                              									Arbeitermangels und wegen Ausständen und von Eisenerz wegen erschwerter Zufuhr aus
                              									dem Auslande schwierig geworden sein.
                           In Amerika hat man vielfach versucht, den durch den Krieg
                              									ausgeschalteten deutschen Wettbewerb zu verdrängen. Doch hat auch in den Vereinigten
                              									Staaten die Eisenindustrie in erheblichem Umfang gelitten. Wirtschaftliche
                              									Verwüstungen richtet der Krieg dort vor allem bei den Eisenbahnen an, deren
                              									Bestellungen für die Beschäftigung der Eisenwerke von ausschlaggebender Bedeutung
                              									sind. Die Arbeitslosigkeit ist schon groß. Auf der anderen Seite sind Amerika große
                              									Aufträge an Kriegslieferungen aus den Ländern unserer Feinde in großem Maßstabe
                              									zugeflossen, die auf 250 bis 500 Millionen geschätzt werden.
                           Die italienischen Werke sind wegen der
                              									Kriegsvorbereitungen gut beschäftigt. Doch macht die Beschaffung der Rohstoffe,
                              									besonders durch gewaltige Frachterhöhungen der aus Amerika bezogenen Kohle,
                              									Schwierigkeiten.
                           Auch Schweden ist durch die Kriegsereignisse in seiner
                              									Eisenindustrie hart betroffen. Ueber die Gestaltung der russischen Eisenindustrie im Kriege liegen keine Angaben vor. Die von uns
                              									beschlagnahmte polnische Eisenindustrie beträgt nur 3 bis 4 v. H. der
                              									Gesamterzeugung. Von erheblicherer Bedeutung ist das in unserem Besetzungsgebiet
                              									liegende Kohlengebiet im Dombrow-Becken, wo 6,5 Mill. t gegen insgesamt 28,8 Mill. t
                              									des europäischen Rußlands gefördert werden.
                           Belgiens Eisenindustrie ist heute fast ganz lahmgelegt.
                              									Während es der deutschen Zivilverwaltung gelungen ist, trotz mancherlei
                              									Schwierigkeiten die Wiederaufnahme des Betriebes der Kohlengruben zu fördern (es
                              									sind gegenwärtig 55 v. H. der Arbeiter wieder beschäftigt), blieb die Eisenindustrie
                              									darnieder, weil Belgien auf ausländische Erze angewiesen ist und weil dort ein
                              									regelmäßiger Eisenbahndienst nicht zu ermöglichen ist.
                           Zum Schluß seiner interessanten Ausführungen kommt Schrödter auf die Verhältnisse in unserem Vaterlande zu sprechen. Bald
                              									nach Kriegsbeginn haben unsere Hüttenwerke den Betrieb wieder aufgenommen. Die
                              									Roheisenerzeugung ist, wie folgende Zusammenstellung zeigt, seit August wieder
                              									erheblich gestigen:
                           Roheisenerzeugung im Deutschen Reich und Luxemburg in Tonnen.
                           
                              
                                 
                                 1913
                                 1914
                                 
                              
                                 Juli
                                 1648818
                                 1561944
                                 
                              
                                 August
                                 1640016
                                 586661
                                 
                              
                                 September
                                 1590849
                                 580087
                                 
                              
                                 Oktober
                                 1053051
                                 729822
                                 
                              
                                 November
                                 1588985
                                 788956
                                 
                              
                                 Dezember
                                 1611250
                                 853881
                                 
                              
                           Von den Hochöfen stehen nach anfänglichen schweren Störungen, besonders in
                              									Luxemburg, an der Saar und in Lothringen, heute wieder im Feuer:
                           
                              
                                 von den oberschlesischen Oefen
                                 88
                                 v. H.
                                 
                              
                                 von denen an der Saar
                                 65
                                 „
                                 
                              
                                 von den luxemburgischen
                                 56
                                 „
                                 
                              
                                 von denen im lothringer Bezirk
                                 46
                                 „
                                 
                              
                           der vor Kriegsausbruch im Betrieb gewesenen Oefen.
                           Die Erzeugung ist in Oberschlesien seit Beginn des Krieges um 33,5 v. H. im
                              									Monatsdurchschnitt zurückgegangen. Der Rückgang hat sich von 43 v. H. im August bis
                              									auf 27 v. H. Ende 1914 ermäßigt. Die Erzeugung der beiden größten Saarwerke beträgt
                              									zurzeit 30 bzw. 65 v. H. der normalen vor dem Kriege. In Lothringen hatten anfangs
                              									alle Werke ihren Betrieb einstellen müssen. Heute arbeiten jedoch die meisten Gruben
                              									und Hüttenwerke mit 40 bis 50 v. H. ihrer Leistungsfähigkeit.
                           Die deutsche Rohstahlgewinnung war im August auf 566832 t zurückgegangen und stieg
                              									alsbald wieder in der in der folgenden Zusammenstellung angegebenen Weise:
                           
                              
                                 Juli
                                 1627345
                                 
                              
                                 August
                                   566822
                                 
                              
                                 September
                                   663223
                                 
                              
                                 Oktober
                                   900201
                                 
                              
                                 November
                                   900026
                                 
                              
                                 Dezember
                                 –
                                 
                              
                           Die Eisenindustrie und der Kohlenbergbau Oesterreich-Ungarns ist durch den Krieg
                              									nicht unmittelbar berührt, sondern nur mittelbar durch den Einfluß auf den Verkehr
                              									und die Arbeiterverhältnisse, sowie durch die Aenderung der Erzeugungs- und
                              									Absatzverhältnisse. Schrödter schließt: „Die Siege unserer Waffen haben mit dem
                                 										militärisch-strategischen den wirtschaftlichen Erfolg gezeitigt, daß wir von
                                 										etwa 3 Mill. t Ueberschuß an Rohstahlerzeugung vor Ausbruch des Krieges in der
                                 										uns jetzt zur Verfügung stehenden Leistungsfähigkeit in Rohstahl auf mehr als 13
                                 										Mill. t gestiegen, und daß wir in dieser Hinsicht damit doppelt so stark
                                 										geworden sind wie unsere Feinde. Unsere tatsächliche gegenwärtige
                                 										Stahlerzeugung, auf das Jahr berechnet, beläuft sich auf rund 10800000 t, ist
                                 										somit trotz der durch den Krieg gebotenen Einschränkungen immer noch um 3 Mill.
                                 										t höher als diejenige des konservativen, rückständigen Englands.“
                           Loebe.
                           
                        
                           Das Eisenbahn- und Verkehrswesen im Kriege. Deutsche
                              									Bauzeitung 1915 Nr. 5. (Professor M. Buhle.) Im Sächsischen Ingenieur- und
                              									Architekten-Verein hielt Prof. M. Buhle von der
                              									Technischen Hochschule in Dresden am 7. Dezember 1914 einen Vortrag über „Das
                                 										Eisenbahn- und Verkehrswesen im Kriege“.
                           Zuerst und entsprechend ihrer Bedeutung am eingehendsten wurden die Voll- und
                              									Schmalspur-Schienenbahnen besprochen'; auch wie sie während des Krieges gebaut
                              									werden, ward gezeigt. Danach wurden die gleislosen Fahrzeuge, sowie die Wasser- und
                              									Luftverkehrsmittel und der Nachrichtendienst behandelt. Dabei bot sich mehrfach
                              									Gelegenheit, auf unsere umfangreichen undgründlichen Vorbereitungen im Frieden
                              									einzugehen, ohne welche die erzielten gewaltigen Kriegsleistungen undenkbar gewesen
                              									wären.
                           Moltke war der erste Feldherr, dem es im Jahre 1870 gelang, einen planmäßigen, bis in
                              									alle Einzelheiten durchdachten Eisenbahn-Aufmarsch durchzuführen. Erlegte den
                              									größten Wert auf den Ausbau des Eisenbahnnetzes. Noch kurz vor seinem Tode riet er:
                              										„Bauen Sie keine Festungen, bauen Sie Eisenbahnen!“
                           Wie 1870 sind wir offenbar auch 1914 unseren Gegnern in der Raschheit des Aufmarsches
                              									überlegen gewesen, obwohl diese sich schon zu einer Zeit vorbereitet hatten, als in
                              									Deutschland im Volk noch Niemand an den Krieg dachte. Trotzdem ist es, dank des
                              									schnellen Aufmarsches, fast vollständig gelungen, den Krieg in Feindesland
                              									hineinzutragen und unsere heimischen Fluren über Erwarten zu schonen. Ein Heer wie
                              									das deutsche, das ganz auf den Angriff geschult ist, muß möglichst schnell an den
                              									Feind herangebracht werden. Diese bei den heutigen Heeresmassen gewaltige Aufgabe
                              									ist von unseren deutschen Eisenbahnen glänzend gelöst worden. Der großen Leistung
                              									ist die allerhöchste Anerkennung nicht versagt geblieben. Die tiefempfundenen Worte
                              									kaiserlichen Dankes und Lobes vom 22. August 1914 haben jeden Eisenbahner mit
                              									freudigem Stolz erfüllt.
                           Die Aufgabe der Eisenbahnen im Krieg ist eine doppelte: bei Ausbruch des Krieges
                              									erstreckt sie sich darauf, die Versammlung des Heeres so rasch als möglich und ohne
                              									Störung, unter Schonung der Kräfte aller Truppen zu bewerkstelligen; also der
                              									Personenverkehr spielt die wesentlichste Rolle. Dieser tritt im Laufe des Krieges
                              									etwas mehr zurück und der Güterverkehr rückt an die erste Stelle; d.h. während des
                              									Krieges besteht die Tätigkeit der Eisenbahnen mehr in der Herstellung der Verbindung
                              									nach rückwärts zum Nachschub der Verpflegung, des Ersatzes an Kriegsbedarf aller
                              									Art, Schieß- und Sprengstoffen, Belagerungsmitteln u. dgl., aber auch an Truppen,
                              									sowie zur Abförderung der Kranken, Verwundeten und Gefangenen. Um nur eine Zahl für
                              									die Leistungen anzugeben, die von den Eisenbahnen im Feldzug erwartet werden, seien
                              									hier die Angaben des Reg.-Rates Wernecke angeführt, daß
                              									der tägliche Verpflegungsbedarf eines Heeres von 1 Million Menschen und 250000
                              									Pferden 2500000 kg wiegt, d.h. daß zu seiner Beförderung täglich etwa 9 Züge nötig
                              									sind. Von dem Umfang der Leistungen im Krieg 1914 kann man sich ungefähr eine
                              									Vorstellung machen, wenn man erfährt, daß allein im Eisenbahn-Direktionsbezirk Köln
                              									während 19 Mobilmachungstagen westwärts über 26000 Militärzüge mit über 2 Millionen
                              									Soldaten und den zugehörigen Geschützen, Pferden, Gepäck, Munition, Lebensmitteln
                              									usw. befördert worden sind. Glasers Annalen 1914, II, S. 123. Ein Militärzug ist bei
                              									den gesetzlich dafür erlaubten 110 Achsen etwa 550 m lang. „Soll ein Armeekorps
                                 										von rund 40000 Mann, 2400 Fahrzeugen, einschließlich Geschützen auf einer
                                 										zweigleisigen Bahn 600 km weit befördert werden, so sind hierfür nur etwa 5½
                                 										Tage, auf eingleisiger Bahn rund 9½ Tage nötig. Zum Marsch würde etwa ein
                                 										Monat gebraucht, und man könnte mit viel geringerer Sicherheit darauf rechnen,
                                 										die Truppen an einer bestimmten Stelle zu einer bestimmten Zeit mit voller
                                 										Kampfkraft zur Verfügung zu haben“.
                           Weiter wurden die Aufgaben des Etappenwesens (Ergänzung aller Heeresbedürfnisse und
                              									Entlastung von allem, was die Schlagfertigkeit behindern kann), und die Bedeutung
                              									der Etappenverbindungen (Eisenbahn, schmalspurige Feldbahn, Wasserstraßen,
                              									Landstraßen, Kraftwagen, Lazarettzüge und -Schiffe usw.) eingehend erläutert,
                              									insbesondere auch der Bedeutung unserer Verkehrstruppen für das Gesamtheer gedacht,
                              									ihre Einteilung in Friedens- und Kriegszeiten erklärt und vornehmlich die Verwendung
                              									der Eisenbahntruppen bei der Zerstörung und Wiederherstellung von Tunnel- und
                              									Brückenbauten, bei dem Bau neuer Gleisanlagen (Umgehungsbahnen, Feldbahnen usw.) und
                              									beim Betrieb der Eisenbahnen in Feindesland behandelt. Dabei ward auch die Frage der
                              									Einführung des elektrischen Betriebes auf unseren Vollbahnen angeschnitten, im
                              									Hinblick auf Erwägungen der Landesverteidigung. „Sollte sich dereinst die
                                 										Wirtschaftlichkeit des elektrischen Vollbahnbetriebes in überragender Weise
                                 										herausstellen, so werden allerdings; die zurzeit bestehenden militärischen
                                 										Bedenken seine allgemeine Durchführung kaum aufhalten können; allein die Technik
                                 										wird dann die Ursachen dieser Nachteile erst beseitigen müssen.“
                           Im zweiten Teil seines Vortrages ging der Redner auf den Abtransport der Gefangenen
                              									und ihre Verwendungsmöglichkeiten für Verkehrsverbesserungen ein, auf die
                              									Notwendigkeit der Trennung von Kranken und Verwundeten aus dem berufsmäßig tätigen
                              									Heer und ihre Auffindung (Sanitätshunde), Beförderung und Verteilung über ein
                              									größeres Landgebiet (Sanitätsdienst, Rotes Kreuz, Lazarettzüge, -Fluß- und
                              									-Seeschiffe usw.). Beim Seeverkehr wurden die Kanalfrage sowie die Aufgabe der
                              									Lebensmittelzufuhr beleuchtet; alsdann wurde die Nachfuhr der Verpflegungsmittel
                              									seitens des Trains sowie die Verpflegung durch Quartiere, Beitreibung und Ankauf in
                              									den Ländern der Feinde besprochen und dabei auch die Vorteile der fahrbaren
                              									Feldküche gewürdigt. Gestreift wurden die Aufgaben der Feldpost, der
                              									Telegraphentruppen, der Telephonabteilungen und der Funker, ferner der Radfahrer,
                              									der Krafträder und Selbstfahrer für Personen, Einzellasten und Lastenzüge, der
                              									Frei-, Fessel- und Lenkballons, der Flugmaschinen sowie der Brieftaubenzucht und
                              									endlich der Photographie. Auch auf die bewundernswerten Flugbahnleistungen der
                              									Geschütze, die gleichsam als eine Vereinigung von Transport- und Werkzeugmaschinen
                              									angesehen werden können, wurde nachdrücklich hingewiesen (Maschinengewehre,
                              									Oesterreichische Motormörser, 42 cm-„Brummer“). – Krupps Weltruf steht auch durch seinen neuesten „Triumph der
                                 										Waffentechnik“ neu gefestigt da. Mit Recht konnten Vertreter dieses Werkes
                              									darauf hinweisen, wieviel Blut und Opfer gerade durch seine Erzeugnisse unserem
                              									Heere erspart worden seien. Zurückzuführen sind diese Erfolge mit auf die gewaltige
                              									Friedensarbeit des Ingenieurs.
                           
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 108
                              Abb. 1. Querschnitt durch den Querbalken einer Karusseldrehbank.
                              
                           Ueber Großguß. In den letzten Jahren ist es der
                              									Gießereitechnik gelungen, Gußkörper von gewaltigen Abmessungen herzustellen. Hierher
                              									gehören beispielsweise Gußkörper von Turbogehäusen, Elektrogeneratoren,
                              									Gasmaschinenzylindern, Rahmen von Schiffsteven, Holmen hydraulischer Pressen,
                              									ungeheure Walzgerüste und riesige Werkzeugmaschinen. Sofern die Herstellung nicht
                              									mit besonderen Formschwierigkeiten verbunden ist, die Stücke also nur, wie sich der
                              									Gießereifachmann ausdrückt, „glatte Brocken“ sind, werden sie heute von jeder
                              									Gießerei, wo man nur über den nötigen Platz, über entsprechende Hebezeuge, Pfannen
                              									usw. verfügt, spielend gegossen. Bei verwickelteren Maschinenteilen aber, bei denen
                              									ein großes Kernspiel ein bedenkliches Verhältnis zwischen Stückgewicht und
                              									Oberfläche bildet, wird den Gießereien bezüglich der Abmessungen und Gestalt der
                              									Stücke, der Sicherheitsmaßregeln gegenüber dem oft gewaltigen Auftrieb gegen die
                              									Kerne und die Formabdeckungen, sowie gegen den Druck in den Boden, ferner bezüglich
                              									der Gießweise und der Mittel zur Beschaffung genügender Mengen flüssigen Eisens vor
                              									schwierige Aufgaben gestellt. Auch ist darauf Bedacht zu nehmen, daß das Eisen
                              									entsprechende chemische Zusammensetzung aufweisen muß, um die Reißgefahr zu
                              									verhüten, und daß durch zweckmäßige Gattierung die Lunkerbildung vermieden wird usw.
                              									Auf diese Schwierigkeiten und auf die Frage, wie sich die Werke gegen den durch
                              									mannigfache Fehlgüsse entstehenden Schaden sichern könnten, weist J. Leber in einer technisch-wirtschaftlichen Betrachtung hin. (Stahl und
                              									Eisen 34. Jahrg., S. 1521.) Bei der Herstellung großer Werkzeugmaschinenteile durch
                              									acht Großgießereien ist danach in zwei Jahren ein großer Prozentsatz Fehlguß
                              									geworden und nur ein kleiner Teil völlig einwandfrei zur Ablieferung gelangt. Dies
                              									illustriert die Tatsache, daß die Selbstkosten der Gießereien hierbei sehr erheblich
                              									sind.
                           Abb. 1 zeigt den Querschnitt durch den 16 m langen und
                              									72000 kg schweren gegossenen Querbalken einer Karusseldrehbank. Abbildung 2 seine
                              									Gußform. An Auftrieb waren bei diesem Guß nicht weniger als 700000 kg abzuschweren.
                              									Das Gußmaterial wurde zur Hälfte dem Kupolofen, zur anderen Hälfte dem Hochofen
                              									entnommen. Das Material gab ein einwandfreies Gußstück. Beim Gelingen solcher
                              									Gußriesen spielt der Zufall eine große Rolle. Im Falle eines Mißlingens wäre im
                              									vorliegenden Fall die auf 1/10 der Bodenfläche einer Großgießerei in drei
                              									Monaten geleistete Arbeit zu Schanden geworden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 109
                              Abb. 2. Gußform des Querbalkens einer Karusselldrehbank.
                              
                           Naturgemäß reichen die für solche Gußstücke bezahlten Preise nicht annähernd zur
                              									Deckung der Selbstkosten aus. Um sich gegen solche Schäden zu sichern, schlägt Leber
                              									vor, den Preis für derartige Gelegenheitsstücke so hoch zu setzen, daß er unter
                              									allen Umständen neben einem angemessenen Gewinn auch noch die mit einem einmaligen
                              									Fehlguß verbundenen Lohn- und Materialverluste deckt. Andernfalls sollte zum
                              									Wenigsten der Abnehmer den etwaigen Ausfallzur Hälfte mittragen. Nur dann
                              									können die Großgießereien noch weitergehenden technischen Forderungen folgen.
                           Der Vorschlag, der im Original eingehender dargelegt ist, stellt weiter einen
                              									praktischen Versuch dar, die betreffenden Kosten nach wenigen, aber bestimmten
                              									Gesichtspunkten schnell und möglichst erschöpfend festzustellen. Ein solches
                              									Berechnungsverfahren tut dringend not, weil nicht nur der wirtschaftliche Erfolg,
                              									sondern auch das technische Gelingen solcher Gußstücke eine richtige Berechnung
                              									voraussetzt.
                           Dr. Loebe.
                           
                        
                           Ueber den Kraftbedarf an Walzenstraßen. Die Aufgabe, den
                              									Kraftbedarf an Walzenstraßen zu bestimmen, zerfällt in zwei Teile. Erstens handelt
                              									es sich um die Feststellung der Größe und Menge der von der Antriebsmaschine an die
                              									Walzenstraße abgegebenen Arbeit, sowie der auf dem Wege von der Antriebsmaschine bis
                              									zum Werkstück entstehenden Arbeitsverluste. Zweitens ist zu untersuchen, welche
                              									Formänderungen an dem zwischen den Walzen befindlichen Werkstück von der
                              									Maschinenarbeit geleistet wird. Bezüglich der Arbeitverluste ist es gegenwärtig noch
                              									nicht möglich, diejenige Reibungsarbeit zu berechnen, die durch Reibung zwischen
                              									Werkstück und Walze verloren geht. Die Differenz zwischen der von der Maschine an
                              									die Walzenstraße abgegebenen Energiemenge und den genannten Verlustquellen kann als
                              									die Arbeit bezeichnet werden, die an dem Werkstück formändernd tätig ist. Zur
                              									Berechnung der von der Maschine aufgenommenen Energiemenge bedarf man eines
                              									Ausdrucks für die am Werkstück geleistete und an dessen Formänderungen erkennbare
                              									Arbeit. Denn die Größe der Formänderung bestimmt in erster Linie im Zusammenhang mit
                              									der Temperatur und dem Verhältnis von Walzendurchmesser zur mittleren Stabhöhe die
                              									Größe der Gesamtwalzarbeit. Von diesen Faktoren lassen sich Temperatur,
                              									Walzendurchmesser und Stabhöhe leicht ermitteln, während für die am Werkstück durch
                              									Umlagerung der Massenteilchen durch die Walzarbeit hervorgerufene Wirkung erst ein
                              									Ausdruck gefunden werden muß.
                           Die Größe der Umlagerungsarbeit wird von folgenden Faktoren bestimmt:
                           1. Von der Größe der zwischen den Molekeln wirksamen Kohäsionskräfte, oder, was
                              									dasselbe, durch die Elastizitäts- bzw. Quetschgrenze des Materials.
                           2. Von der Menge der hauptsächlich längs des Stabes bewegten Massenteilchen.
                           3. Von der Größe des von den Massenteilchen zu rückzulegenden Weges.
                           Da die von den Walzen bewirkte Formänderung eine bleibende ist, wird die teilweise
                              									bekannte Elastizitäts- bzw. Quetschgrenze des erhitzten Metalls stets überschritten.
                              									Schwieriger ist die Berechnung der Menge der bewegten und voneinander losgerissenen
                              									Massenteilchen. Wie man an den Rändern von Panzerplatten erkennt (Abb. 1), erleidet das Material nur in einer gewissen
                              									äußeren Schicht durch die Walzen eine relative Verschiebung. Beim Blockwalzen kann man sich die auf
                              									beide Walzen zu übertragende Arbeit durch eine am Walzenumfang wirksame Kraft
                              									geleistet denken, die sogenannte Durchzugskraft, welche bestrebt ist, das Werkstück
                              									durch die Walzen zu ziehen (Abb. 2). Auch bei
                              									Betrachtung dieses Walzvorganges erkennt man, daß die äußeren Massenteilchen eine
                              									andere relative Lagenveränderung erfahren, als diejenigen der inneren Blockschicht.
                              									Und zwar ist die Art der Formänderung am Rand mehr eine gleitende, in der Mitte aber
                              									nur Längsdehnung. Abb. 3 zeigt schematisch die
                              									Verteilung der Walzeneinwirkung auf den Walzquerschnitt. Man erkennt daraus, daß die
                              									äußeren, schraffierten Teilchen durch die Berührung mit den Walzen eine
                              									Ortveränderung erleiden, während die immer weiter innen liegenden immer weniger an
                              									dieser Verschiebung teilnehmen. Bei höheren Temperaturen und geringeren
                              									Kohäsionskräften, wie auch bei dünneren Werkstücken werden geringere Mengen des
                              									inneren Querschnitts zu einer relativen Bewegung gegeneinander veranlaßt, während
                              									bei abnehmender Temperatur die Menge der mitgerissenen Massenteilchen zunimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 110
                              Abb. 1. Rand einer Panzerplatte.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 110
                              Abb. 2. Walzvorgang.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 110
                              Abb. 3. Verteilung der Walzeneinwirkung auf den Walzquerschnitt.
                              
                           Während die Bestimmung des räumlichen Verlaufes der Massenverdrängung sehr schwierig
                              									ist, läßt sich das sogenannte „verdrängte Volumen“, d.h. die Menge, die im
                              									Volumen nach dem Walzvorgange umgelagert erscheint, und der Arbeitsaufwand
                              									proportional ist, durch Rechnung ermitteln. Puppe hat
                              									diesen Vorschlag in einem ausführlichen Bericht in „Stahl und Eisen“ Jahrgang
                              									34, S. 1545, mitgeteilt und gibt darin einige Berechnungsarten an. Der Puppesche Vorschlag wurde gelegentlich der Verhandlungen
                              									des Arbeitsausschusses der Walzwerkskommission des Vereins deutscher
                              									Eisenhüttenleute von Kieselbach und F. Mayer einer
                              									eingehenden Kritik unterzogen, die in der erwähnten Veröffentlichung ebenfalls
                              									mitgeteilt ist.
                           Dr. Loebe.
                           
                        
                           Einfluß der Ueberhitzungstemperatur auf den Dampfverbrauch der
                                 										Dampfmaschinen. Oberingenieur Kammerer
                              									beschreibt in der Zeitschr. f. Dampfkessel und Maschinenbetrieb eine Anzahl von
                              									Versuchen, um den Einfluß verschiedener Ueberhitzungstemperaturen festzustellen. Vor
                              									Prüfung der Versuchsergebnisse wurdender theoretische Wärme- und Dampfverbrauch
                              									der vollkommenen Maschine bei Voraussetzung verschiedener Betriebsverhältnisse unter
                              									Zugrundelegung des Clausius-Rankineschen Kreisprozesses
                              									und Verwendung der Mollierschen Dampftabellen berechnet.
                              									Diese Rechnung ergab, daß der Wärmeverbrauch in kg/PS-Stunde eine kompliziertere,
                              									der Dampfverbrauch in kg/PS-Stunde nahezu eine lineare Funktion der Temperatur ist.
                              									Man verglich daher zur Feststellung der Ersparnisse bei den Versuchen vor allem die
                              									Dampfverbrauchsziffern, die ein für die Praxis ausreichend genaues Bild liefern. Die
                              									Bestimmung des thermodynamischen Wirkungsgrades bot demgegenüber große
                              									Schwierigkeiten, da die den Wirkungsgrad beeinflussende Austrittsspannung nicht
                              									immer mit genügender Sicherheit festzustellen war. Der Versuch ergab, daß eine
                              										Einzylinder-Sulzer-Maschine, bei welcher der
                              									Dampfmantel mit Frischdampf geheizt wurde, einen Unterschied des Dampfverbrauchs von
                              									22,6 g für eine Temperatursteigerung um 1 ° C aufwies. Bei einer gleichfalls von Gebr. Sulzer gebauten Gleichstrommaschine mit
                              									Frischdampfheizung der Deckel betrug der Unterschied des Dampfverbrauchs für 1 ° C
                              									bei nicht geheiztem Dampfmantel 11 g, bei geheiztem Mantel 5,5 g. Eine ältere
                              									Gleichstrommaschine zeigte einen größeren Einfluß der Temperatur auf den
                              									Dampfverbrauch. Dieselbe Beobachtung konnte man an einer ebenfalls nach dem
                              									Gleichstromprinzip arbeitenden Lokomobile von Wolf ohne
                              									Mantel- oder Deckelheizung machen, so lange die Belastung nicht zu sehr gesteigert
                              									wurde. Bei einer Zweizylindermaschine derselben Firma betrug der Unterschied im
                              									Dampfverbrauch 11 g für 1 ° C. Eine Tandemmaschine von Kerchove in Gent zeigte sogar nur eine Ersparnis von 7,2 g für 1 ° C. Sie
                              									besaß Mantelheizung an beiden Zylindern. Auch waren die Steuerorgane in den Deckeln
                              									gelegen, wodurch deren teilweise Beheizung erreicht wird. Für 1 ° C betrug die
                              									Verringerung des Dampfverbrauchs bei einer anderen Kerchove-Verbundmaschine 11,1 g,
                              									bei einer Verbundmaschine mit Frikart-Steuerung der Elsässischen Maschinenbaugesellschaft 13,7 g, bei einer
                              									Zweizylinderventilmaschine der Maschinenfabrik
                                 										Augsburg-Nürnberg 16°. Für Maschinen mit dreifacher Expansion schwankte der
                              									genannte Wert zwischen 8,5 und 14 g. Auspuffmaschinen wiesen eine sehr bedeutende
                              									Steigerung des Einflusses der Ueberhitzung gegenüber den Anlagen mit Kondensation
                              									auf. Man erkennt, daß im allgemeinen der Ueberhitzungsgrad bei vollkommeneren
                              									Maschinen eine geringere Wirkung als bei solchen mit hohem Dampfverbrauch hat.
                              									Ferner bestätigten die Versuche, daß bis zu einer Temperatur von 300° die
                              									Dampfverbrauchskurve eine lineare Funktion der Temperatur ist, und daß die
                              									Proportionalität für Maschinen mit Mantelheizung darüber hinaus bestehen bleibt.
                              									Fehlt letztere, so verringert sich der Vorteil der Ueberhitzung beim Ueberschreiten
                              									der genannten Temperaturgrenze auf einen Wert, der bis 500 ° konstant bleibt. Die
                              									Vorzüge der Mantelheizung sind bei Heißdampf geringer als bei Sattdampf. Uebersteigt
                              									die Temperatur einen gewissen Grad, so wird die Anwendung des Heizmantels sogar
                              									unwirtschaftlich. Die Verminderung des Dampfverbrauchs dürfte für Zwei- oder
                              									Dreifach-Expansionsmaschinen mit geheiztem Hochdruckzylinder und zwischen den
                              									Temperaturgrenzen von 300° bis 350°C im Mittel 10 bis 11 g für 1 ° C betragen. Diese
                              									Ersparnis sinkt bei schwacher Belastung auf 7 bis 8 g und steigt bei wachsender
                              									Belastung auf 13 bis 16 g. Dieselben Werte besitzen vermutlich auch für
                              									Gleichstrommaschinen Gültigkeit. [Kammerer in Zeitschr. für Dampfkessel und
                              									Maschinenbetrieb Nr. 44 bis 46.]
                           Schmolke.
                           
                        
                           Dynamometerwagen. Infolge der weitgehenden Vervollkommnung
                              									der Dampf- und elektrischen Lokomotiven hat der Dynamometer- oder Meßwagen in
                              									neuerer Zeit bei den europäischen Hauptbahnen eine ausgedehnte Verwendung gefunden.
                              									Deshalb entschlossen sich auch die Schweizer Bundesbahnen zur Anschaffung eines
                              									solchen Wagens, der bereits abgeliefert ist und den weitestgehenden Anforderungen
                              									entspricht, die an eine fahrende Versuchsanlage zur Bestimmung der
                              									Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Lokomotiven, der Zugwiderstände unter
                              									den verschiedenen Betriebsverhältnissen gestellt werden können. Der Wagen wurde von
                              									der Schweizer Industrie-Gesellschaft in Neuhausen, die
                              									zahlreichen Meßvorrichtungen von Gebrüder Amsler in
                              									Schaffhausen und Siemens & Halske in Berlin
                              									ausgeführt.
                           Der mit zwei Drehgestellen versehene Wagen ist 17,35 m lang. Der vier Abteile
                              									enthaltende Wagenkasten ruht, durch eine 2 cm starke schalldämpfende Filzunterlage
                              									davon getrennt, auf einem sehr kräftig gebauten Untergestell. Im Versuchsraum sind
                              									ein hydraulischer Zugkraftmesser mit Zug- und Stoßvorrichtung, ein
                              									Geschwindigkeitsmesser, ein Ergometer und Trägheitskraftmesser, ein Arbeitsmesser am
                              									Zughaken, ein Windmesser, ein Leistungzähler nach Böttcher und Vorrichtungen für die Messung der Leistung elektrischer
                              									Lokomotiven untergebracht.
                           Bis jetzt haben fast nur Federzugkraftmesser Verwendung gefunden. Die Notwendigkeit
                              									einer öfteren Nachprüfung der Federsysteme ist ein Mangel und führte hier zur
                              									Bevorzugung der hydraulischen Meßmethode. Hier werden die Zughaken- und Pufferkräfte
                              									auf einen Kolben übertragen, der in einem mit Flüssigkeit gefüllten und am
                              									Wagengestell befestigten Zylinder gelagert ist. Der hier ausgeübte hydraulische
                              									Druck pflanzt sich durch Rohrleitungen zu einer Ablesevorrichtung fort. Der
                              									Zugkraftmesser ist für eine größte Zugkraft von 30000 kg bestimmt.
                           Der Amslersche Geschwindigkeitsmesser ist bekannt und
                              									findet schon in einer Anzahl von Meßwagen europäischer Bahnen Verwendung.
                           Das Ergometer oder der Trägheits-Arbeitsmesser dient zur Messung der mechanischen
                              									Arbeit, die geleistet werden muß, um die einem Eisenbahnzuge innewohnenden
                              									Trägheitskräfte zu überwinden, ohne Berücksichtigung der Reibungs- und
                              									Luftwiderstände. Als Meßorgan und wesentlicherBestandteil dieser Vorrichtung
                              									dient ein Pendel, das in einer zur Fahrtrichtung parallelen Ebene frei schwingen
                              									kann.
                           Der Arbeitsmesser, mittels dessen die Arbeit am Zughaken in mkg fortlaufend gemessen
                              									wird, beruht auf ähnlicher Grundlage hinsichtlich der Auswertung wie das
                              									Ergometer.
                           Der Winddruckmesser beruht hier auf dem Prinzip der Pitotschen Röhre, an Stelle der bisherigen Konstruktionen des
                              									Winddruckmessers. (Windrad mit Windfahne.)
                           Zur fortlaufenden Messung der indizierten Zylinderleistung von Dampflokomotiven wird
                              									hier ein Indikator mit einem Böttcherschen Leistungzähler
                              									verwendet (s. D. p. J. 1914, S. 593). Diese Vorrichtung gestattet fortlaufend die
                              									mittlere indizierte Leistung festzustellen, indem jedes einzelne im
                              									Lokomotivzylinder entwickelte Diagramm registriert wird.
                           Mit Hilfe dieses Leistungzählers zusammen mit den Angaben des Zugkraftmessers und des
                              									Ergometers ist man nun imstande, den Eigenwiderstand der Lokomotive zu ermitteln,
                              									eine Größe, zu deren Bestimmung man sich früher unsicherer und wenig zuverlässiger
                              									Mittel bedienen mußte,
                           Zur Messung der Bremskräfte findet die Kapteynsche
                              									Vorrichtung ausgedehnte Verwendung. Zur Bestimmung der Tangential- und Radialkräfte,
                              									die durch Anpressen der Bremsklötze an die Radreifen entstehen, wird hier ein
                              									zwischen das Bremsgestänge geschalteter hydraulischer Meßzylinder benutzt. Der in
                              									diesem Zylinder beim Bremsen entstehende Flüssigkeitsdruck wird auf einen Indikator
                              									übertragen, der ein Druckdiagramm auf das Papierband niederschreibt. Aus den so
                              									bestimmten Radial- und Tangentialkräften läßt sich der für eine bestimmte
                              									Geschwindigkeit auftretende Reibungskoeffizient bestimmen.
                           Da auf einzelnen Strecken der schweizerischen Bahnen die elektrische Zugförderung
                              									geplant ist, so wurde der Meßwagen auch mit Vorrichtungen zur Messung der Leistung
                              									der elektrischen Lokomotiven ausgerüstet. Bis jetzt hat dieser Wagen bei Meßfahrten
                              									etwa 2000 km zurückgelegt. [Schweizer Bauzeitung 1914, S. 41 bis 45, 57 bis 62 und
                              									73 bis 78.]
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                           Schlaglochbildung an Lokomotivradreifen. Die Radreifen der
                              									Trieb- und Kuppelräder erleiden im Betriebe keine gleichmäßige Abnutzung, sondern an
                              									gewissen Stellen des Radreifens entstehen Abweichungen von der Kreisform. Diese
                              									ungleichmäßige Abnutzung ruft bei der Fahrt Erschütterungen der Lokomotive hervor,
                              									daher die eigenartige Bezeichnung „Schlagloch“. Gewöhnlich nimmt man an, daß
                              									die Gegengewichte die Ursache der Schlaglochbildung seien. Indessen die verstärkte
                              									Abnutzung der Reifen an bestimmten Stellen entsteht vielmehr dadurch, daß das Rad
                              									etwas gleitet. Dieses Gleiten könnte um so leichter eintreten, wenn die Fliehkraft
                              									des Gegengewichts das Rad von der Schiene abzuheben sucht. Diese Entlastung darf
                              									nach den „Technischen Vereinbarungen“
                              									15 v. H. des
                              									ruhenden Raddruckes nicht übersteigen. Bei Schnellzuglokomotiven erreicht dieser
                              									Wert auch bei größter Geschwindigkeit aber nur 7,5 v. H. Es ist darum wohl nicht gut
                              									möglich, daß diese geringe Schwankung des Raddruckes die Schlaglochbildung
                              									hervorruft. Außerdem müßten ja Lokomotiven ohne Massenausgleich für die hin- und
                              									hergehenden Triebwerkteile, wie sie heute besonders als
                              									Heißdampf-Schnellzuglokomotiven gebaut werden, keine Schlaglochbildung
                              									aufweisen.
                           Die unregelmäßige Abnutzung der Radreifen entsteht wohl hauptsächlich durch die
                              									Spielräume an den Achslagern von Trieb- und Kuppelachsen. Dadurch ist es möglich,
                              									daß unter dem Einfluß der abwechselnd gleich oder entgegengesetzt gerichteten
                              									Triebzapfendrücke eine abwechselnde Gerad- und Schrägstellung der Achsen eintritt.
                              									Die dadurch entstehende Verdrehung der Achswelle erzeugt an den Radreifen im
                              									Berührungspunkte mit der Schiene Umfangskräfte. Diese vergrößern bei gewissen
                              									Kurbelstellungen die vom Triebweik übertragene Zugkraft, welche ebenfalls als
                              									Umfangskraft am Radreifen wirkt. Entsteht dabei eine Ueberschreitung der
                              									Reibungsgröße, dann tritt eine kleine gleitende Bewegung des Rades ein, die zur
                              									Abnutzung des Reifens an bestimmten Stellen, d.h. zur Schlaglochbildung Veranlassung
                              									gibt. (Organ f. d. Fortschritte des Eisenbahnwesens 1914, S. 333 bis 341.)
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                           Mallet-Lokomotive. Für die südafrikanischen Eisenbahnen
                              									hat die Lokomotivfabrik Maffei, München, zehn Stück
                              									solcher 3/3 gekuppelter Lokomotiven mit vorderer Laufachse in Auftrag erhalten, da
                              									die geforderten Stückpreise die niedrigsten englischen um mehr als 20000 M
                              									unterboten.
                           Die Spurweite dieser Lokomotiven ist 1067 mm. Die beiden Gruppen des Barrenrahmens
                              									sind durch ein Stahlgußgelenk in der Mittellinie verbunden. Der Kessel hat einen
                              									Rauchröhrenüberhitzer Bauart Schmidt, der Dampfüberdruck
                              									beträgt 14 at. Die gesamte Heizfläche mit 43 m2
                              									Ueberhitzerheizfläche beträgt 221 m2. Da die
                              									südafrikanische Kohle sehr zum Schlacken neigt, so ist ein Gliederrost vorgesehen,
                              									dessen Stäbe durch einen Dampfzylinder bewegt werden, so daß die Schlacke auch
                              									während der Fahrt entfernt werden kann. Für die Dampfverteilung ist eine
                              									außenliegende Steuerung Bauart Heusinger vorgesehen mit
                              									Kolbenschiebern an den Hochdruck- und entlasteten Flachschiebern an den
                              									Niederdruckzylindern. Beim Anfahren können alle Zylinder auf Vierlingswirkung
                              									geschaltet werden. Die Lokomotive ist mit einer Dampfbremse ausgerüstet.
                              									Gleichzeitig mit dieser wird eine Dampfstrahlpumpe betätigt, die die Saugbremse an
                              									Tender und Zug bedient.
                           Die Lokomotivausrüstung ist mit Ausnahme der elektrischen Wärmemesser von Siemens & Halske englischen Ursprungs. Es sind zwei
                              									selbstansaugende Strahlpumpen nach Gresham und Craven, Sicherheitsventile nach Ramsbottom, Wasserstände von Dewrance,
                              									Heizeinrichtung von Laycock und einWasserstandzeiger
                              									am Tender nach Wittacker vorhanden. Aus England wurden
                              									zum Bau dieser Lokomotiven die Rahmenplatten, Kesselbleche und -Niete, Bronze
                              									für Stehbolzen, Kupferrohre, Stab- und Formeisen, Achsen und Radreifen, Puffer und
                              									Pufferfedern bezogen. Das Dienstgewicht beträgt 86,5 t. Die Zugkraft berechnet sich
                              									zu 20800 kg. Die Rostfläche ist 3,72 m2 groß.
                              									Dementsprechend wird dann:
                           H : R =
                              									59,4, H : G = 2,55 m2/t,
                           Z : H =
                              									94,2 kg/m2, Z : G = 240,7 kg/t.
                           (Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 1914, S.
                              									362.)
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                           Dampflokomotiven großer Leistung. Zur Beförderung schwerer
                              									Schnellzüge verwendet man in Amerika seit einem Jahrzehnt die 2 C 1 (Pacific)
                              									Lokomotive, die zufolge immer höherer Anforderungen ein stets fortschreitendes
                              									Anwachsen ihrer Abmessungen erfahren hat. Die Einführung der
                              									Vierzylinder-Verbundlokomotive stieß auf mehrfache Schwierigkeiten. Als nun auch von
                              									amerikanischen Bahnen die Vorteile des hochüberhitzten Dampfes im Lokomotivbetriebe
                              									erkannt wurden, ließ man den Heißdampf auf eine möglichst einfache Maschine mit zwei
                              									gleichen Zylindern arbeiten. Dadurch ist die dreifachgekuppelte Lokomotive für
                              									schwere Schnellzüge mit Beibehaltung der Zwillingsmaschine bis zu den größten
                              									Abmessungen entstanden.
                           Für die Pennsylvania-Eisenbahn wurde im Jahre 1912 von der American Locomotive Co. in Shenectady N.-Y. eine solche Lokomotive erbaut,
                              									deren hauptsächliche Größenverhältnisse aus der nachstehenden Zusammenstellung
                              									ersichtlich sind. Der Dampfkessel ist mit einem Schmidtschen Rauchröhren-Ueberhitzer ausgerüstet. Die Rostbeschickung
                              									geschieht mit Hilfe der Crawfordschen mechanischen
                              									Feuerungseinrichtung. Damit das Lichtraumprofil eingehalten werden konnte, mußten
                              									die Sicherheitsventile und die Signalpfeife liegend angeordnet werden. Abweichend
                              									von der üblichen Bauweise wurden hier zwecks Gewichtsersparnis die beiden Zylinder
                              									aus Stahlguß mit eingezogenen Zylinderbüchsen aus Grauguß hergestellt. Die Bewegung
                              									der Kolbenschieber erfolgt durch die in Amerika nunmehr auch verwendete Heusinger-Steuerung, die die alte Stephenson-Steuerung beinahe ganz verdrängte. Mit dieser Lokomotive wurden
                              									auf dem Lokomotivstande der Prüfanlage in Altoona-Pa eingehende Versuche ausgeführt.
                              									Die Umlaufzahl der Triebräder war dabei 100 bis 320 i. d. Minute entsprechend 38 bis
                              									120 km/Std. Für kurze Dauer wurde sogar eine Drehzahl der Triebräder von etwa 360
                              									erreicht, entsprechend einer Geschwindigkeit von 136 km/Std.
                           Bei einer Geschwindigkeit von 120 km/Std. wurde eine indizierte Leistung von 2500 PS
                              									erzielt. Der Kohlenverbrauch für eine Pferdestunde war dabei 1,36 kg, der
                              									Dampfverbrauch 8,68 kg. Bei etwa 1900 PSi Leistung
                              									wurde der kleinste Kohlenverbrauch von 1,14 kg/PSi-Std. erreicht mit 8,20 kg Dampfverbrauch. Die Dampftemperaturen bewegten
                              									sich zwischen 320 und 340 ° C.
                           
                           Als schwere Güterzugslokomotive kommt die Bauart Mallet in Betracht. Die erste Lokomotive dieser Bauart wurde im Jahre 1904
                              									als eine 2 × 3/3-gekuppelte Lokomotive der Baltimore-Ohio-Bahn gebaut. Für den
                              									schweren Güterzugdienst, besonders für den Schiebedienst, haben diese Lokomotiven
                              									bei den meisten amerikanischen Bahngesellschaften Eingang gefunden. Die erste auf
                              									der Weltausstellung 1904 in St. Louis gezeigte Mallet-Lokomotive hatte mit Tender 213 t Gesamtgewicht. Eine solche Lokomotive
                              									der Santa-Fé Bahn, 1-E-E-1-Bauart, hat 380 t Gesamtgewicht. Die Achsdrücke der
                              									Triebachsen haben sich dabei zu 28 t vergrößert. Als größte Lokomotive gilt zurzeit
                              									die von den Baldwin-Werken gebaute Mallet-Lokomotive,
                              									Bauart 1-D-D-D-1, mit zwei Hoch- und vier Niederdruckzylindern und einem
                              									Gesamtgewicht von 388 t. Die Hauptabmessungen sind in folgender Zusammenstellung in
                              									der dritten Spalte enthalten.
                           
                              
                                 
                                 Pacific2 C-l
                                 Mallet1-D-D-l
                                 Mallet1-D-D-D-l
                                 
                              
                                 Zylinderdurchmesser
                                 mm
                                 686
                                 686
                                 915
                                 
                              
                                 Hub
                                 „
                                 712
                                 712
                                 814
                                 
                              
                                 Triebraddurchmesser
                                 
                                 2030
                                 1420
                                 1600
                                 
                              
                                 Heizfläche wasserberührt:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Feuerbüchse
                                 m2
                                 19
                                 38
                                 43
                                 
                              
                                 Siederohre
                                 
                                 408
                                 535
                                 599
                                 
                              
                                 Ueberhitzer
                                 
                                 175
                                 224
                                 148
                                 
                              
                                 Gesamt
                                 „
                                 602
                                 797
                                 790
                                 
                              
                                 Länge der Siederohre
                                 m
                                 6,65
                                 7,55
                                 6,10
                                 
                              
                                 Dienstgewicht der Lokomotive
                                 kg
                                 144000
                                 219000
                                 –
                                 
                              
                                 Reibungsgewicht
                                 „
                                 89900
                                 199000
                                 346000
                                 
                              
                                 Größter Triebachsdruck
                                 „
                                 30000
                                 25000
                                 –
                                 
                              
                                 Gesamt-Dienstgewicht   (Lokomotive und Tender)
                                 kg
                                 224000
                                 304000
                                 387800
                                 
                              
                                 Tender: Wasser
                                 m3
                                 31
                                 34
                                 37,5
                                 
                              
                                 Kohlen
                                 t
                                 12,5
                                 13,5
                                 14,5
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 m2
                                 6,22
                                 9,0
                                 8,4
                                 
                              
                           Am meisten ausgeführt wird die Mallet-Lokomotive Bauart
                              									1-D-D-l. Mit 712 mm ∅ des Hochdruckzylinders und 1118 mm ∅ des Niederdruckzylinders
                              									sind für eine solche Lokomotive die größten zulässigen Abmessungen mit Rücksicht auf
                              									das Lichtraumprofil erreicht. Um noch größere Leistungen zu erhalten und um
                              									überhitzten Dampf vorteilhafter verwenden zu können, besitzt die Mallet-Lokomotive der Pennsylvania-Eisenbahn vier gleich
                              									große Hochdruckzylinder statt der Verbundanordnung. Die Abmessungen dieser
                              									Lokomotive sind in der zweiten Spalte der folgenden Zusammenstellung enthalten. Der
                              									Kessel ist hier mit einem Schmidtschen
                              									Rauchröhrenüberhitzer, einer mechanischen Rostbeschickung und einem durch Druckluft
                              									betätigten Schüttelrost ausgerüstet. Die Umsteuerung geschieht ebenfalls mittels
                              									Druckluft. Bestimmt ist die Lokomotive für den Schiebedienst auf Steigungen von 17,4
                              									v. T., wo sie den Dienst zweier 4/5-gekuppelter Lokomotiven ersetzen soll.
                              									Versuchsfahrten haben ergeben, daß sie auf dieser Steigungeinen Zug von 1250 t
                              									Wagengewicht mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 km/Std. fördern kann.
                              									Hierbei betrug die mittlere Zugkraft am Haken 22800 kg, die mittlere indizierte
                              									Leistung 1817 PS. [Schweizer Bauzeitung 1914, S. 87 bis 89.]
                           W.
                           
                        
                           Kupferbedarf und Kupferbeschaffung Deutschlands während des
                                 										Krieges. (Verein der Kupferschmiedereien Deutschlands.) Der auf 259300 t im
                              									Jahre 1913 angewachsene Verbrauch Deutschlands an Rohkupfer, dessen Zufuhr zu fast
                              									80 v. H. aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika erfolgte, während die
                              									Eigenerzeugung Deutschlands nur 41100 t – davon etwa 24000 t aus heimischen Erzen
                              									und Zwischenprodukten – beträgt, wird voraussichtlich eine erhebliche Verminderung
                              									erfahren. Dieser Rückgang in dem Verbrauch des roten Materials und seiner
                              									Legierungen wird hauptsächlich veranlaßt durch das Ausbleiben von Friedensaufträgen,
                              									die sich für das Jahr 1912, in prozentualen Verhältnissen zum Gesamtverbrauch
                              									ausgedrückt, wie folgt zusammensetzen:
                           
                              
                                 Elektrizitätswerke (Draht, Kabel)
                                 etwa
                                 46,3
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Kupferwerke (Bleche, Schalen, Stangen,   Röhren
                                    											usw.)
                                 „
                                 17,9
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Messingwerke (Bleche, Schalen, Stangen,   Röhren,
                                    											Patronen usw.)
                                 „
                                 24,1
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Schiffswerften, Eisenbahnen, Gießereien,  
                                    											Armaturenfabriken usw.
                                 „
                                 10,5
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Chemische Fabriken, Vitriolfabriken
                                 „
                                 1,2
                                 v. H.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 etwa
                                 100
                                 v. H.
                                 
                              
                           Das fast gänzliche Aufhören der Ausfuhr, sowie der Bautätigkeit in den
                              									Konstruktionswerkstätten für Herstellung elektrischer und anderer industrieller
                              									Anlagen, die Einstellung der Erzeugung von Metallwaren (Kupfer, Messing usw.) und
                              									schließlich der Bauarbeiten (Kupferdeckerei, Bauornamente, gesundheitstechnische
                              									Anlagen) haben gewaltige Ausfälle in den davon betroffenen Industrien und Gewerben
                              									zur Folge. Demgegenüber tritt als Hauptverbraucher während der Kriegszeit die
                              									Heeresverwaltung mit einem Anspruch von etwa 100000 t für das Jahr auf. Andererseits
                              									betragen die Bestände an Kupfer in Deutschland zurzeit etwa 1150000 t, eine Zahl,
                              									die weitestgehenden Ansprüchen genügen müßte.
                           Wenn trotzdem von vielen Seiten Vorschläge zur Verminderung des Verbrauchs von Kupfer
                              									und ferner auch zur Beschaffung dieses Materials gemacht werden, so zeugt es von
                              									einem gesunden, von vaterländischem Geiste getragenen Sinne, die zur Kriegszeit
                              									schwer oder garnicht beziehbare Rohware möglichst für den Kriegsdienst
                              									zurückzuhalten oder zu gewinnen. Dabei unterlaufen jedoch bedauerliche Trugschlüsse
                              									betreffs der wirtschaftlichen Seite bei Durchführung dieser Vorschläge, sowie
                              									betreffs der Endwirkung der vorgeschlagenen Maßregeln.
                           Daß in Kriegszeiten, wie den heutigen, die in Feindesland greifbaren Vorräte an
                              									Kupfer, mögen sie in unverarbeitetem oder verarbeitetem Material bestehen, der Beute
                              									anheimfallen, ist ebenso selbstverständlich, wie die – kürzlich erfolgte –
                              									Beschlagnahme der Kupfervorräte bei Herstellern und Verarbeitern des Rohmaterials,
                              									sowie bei Händlern. In jetzigen Zeiten tritt das Interesse des Handels und der
                              									Industrie, wie aller anderen Erwerbsstände, gegen dasjenige des Krieges zurück,
                              									dementsprechend haben sich die von der Beschlagnahme betroffenen Gewerbe und
                              									Industrien widerspruchslos gefügt, wie sie es schon gegenüber den verschiedenen
                              									Ausführungsvorschriften und Ausfuhrverboten taten. Kupferschmiederei und
                              									Apparatebau, sowie manche andere auf Kupferverarbeitung angewiesene Gewerbe, sind
                              									als solche fast gänzlich zum Stillstand gekommen, darüber kann die bei einigen
                              									Betrieben eingeführte Kriegsbeschäftigung nur ganz unzulänglich hinweghelfen.
                           Können ferner Kupfermaterialien ohne weiteres, wie z.B. schwere Leitungsdrähte,
                              									gewonnen werden, so werden nur gewichtige Betriebs- oder andere vorwiegend
                              									wirtschaftliche Gründe von dem Nichtbenutzen solcher Bestände abhalten. Die noch
                              									besonders empfohlene Maßnahme der Einsammlung und Wiederverwendung verschossener
                              									Patronen usw. dürfte bereits längst von der Heeresverwaltung als selbstverständlich
                              									befolgt sein. Von wenig fachmännischer Einsicht zeugt jedoch der Hinweis auf die
                              									Gewinnung von Rohmaterial aus den Kochgeschirren der Haushaltsküchen. Die
                              									Einsammlung solcher Einzelstücke aus der verhältnismäßig geringen Zahl der
                              									sogenannten „besseren“ Haushaltungen kann nicht nach der Art der
                              									Reichswollwoche, für welche wohl jeder Haushalt beisteuerte, geschehen. Das dünne
                              									und stets mit fremden Metallen vermengte alte Kupfer der Waschkessel und der
                              									Geschirre bildet keinerlei einwandfreies Kupferrohmaterial und gibt eine geringe
                              									Schmelzausbeute. Zur Herstellung von Kupferwalzwerkerzeugnissen kann nur reines,
                              									unverzinntes Material verwendet werden. Die teils verzinnten und teils unverzinnten
                              									kupfernen Wasch- und Kochkessel in Haushaltungen und in gewerblichen Betrieben sind
                              									auch niemals ohne weiteres, d.h. ohne Umwandlungskosten für Oefen, Heizanlagen usw.,
                              									durch eiserne zu ersetzen.
                           Nicht unwesentlich dürften die im ganzen Reich in gewerblichen Betrieben aller Art:
                              									chemischen Fabriken, Zuckerfabriken, Brauereien, Spiritusbrennereien,
                              									Papierfabriken, Färbereien, chemischen Wäschereien, Elektrizitätswerken usw.,
                              									verstreut liegenden Vorräte an Altkupfer, ausrangierten Leitungen und Apparaten,
                              									Armaturen usw. sein. Das Reich müßte sich dieser Bestände ebenso versichern, wie
                              									dies zum großen Teil durch die Beschlagnahme in Maschinen- und Metallwarenfabriken,
                              									Schiffswerften, Eisenbahnwerkstätten geschehen ist. Wir gehen dabei von der
                              									Voraussetzung aus, daß nicht allein die private Industrie, sondern auch- alle
                              									Staatsbetriebe von dieser Maßregel betroffen sind.
                           Als höchst bedauerlich müssen aber solche Vorschläge bezeichnet werden, die in dieser
                              									Zeit den Abbruch kupferner Destillierapparate und ihren Ersatz durch eiserne „als
                                 										möglicherweise rentabel erscheinen lassen“. Diese Werbearbeit wird noch
                              									verstärkt durch Sonderschreiben mit dem ausgesprochenen Ziele, möglichst das
                              									gesamteKupfer aus den Brennereibetrieben zu entfernen und durch Eisen zu
                              									ersetzen. Der gesunde Sinn eines Brennereibesitzers wird selbstverständlich nur dann
                              									zur Erwerbung eines neuen Brennapparates schreiten, wenn der vorhandene aufgebraucht
                              									ist. Aber auch dann wird niemand von dem Umtausch eines verbrauchten Kupferapparates
                              									gegen einen eisernen einen Ueberschuß erwarten, denn es gibt keine Apparate, welche
                              									ausschließlich aus Eisen bestehen. Heiz- und Kühlflächen, Armaturen, Verteiler,
                              									Regler und Leitungen usw. können entweder garnicht oder nur ganz unvollkommen aus
                              									Eisen hergestellt werden. Zu alledem erfordert die Auswechslung der Apparate neue
                              									Anlage von Röhrensystemen, Fundamenten, Baulichkeiten usw. und andere Umänderungen.
                              									Schließlich sind die hier in Frage kommenden Apparategrößen nicht erheblich teurer
                              									in Kupfer als in Eisen, besonders wenn man den bleibenden Materialwert des
                              									Kupferapparates – etwa 25 bis 30 v. H. des Anschaffungswertes – in Rechnung
                              									zieht.
                           Von verschiedenen Fachleuten werden sogar die Anschaffungskosten für neue, mit allen
                              									neuzeitlichen Ausrüstungen ausgestattete eiserne Destillierapparate höher
                              									eingeschätzt als diejenigen für Kupferkonstruktionen. Für bestimmte
                              									Verwendungszwecke wird man übrigens dem Gußeisen gegenüber dem Kupfer den Vorzug
                              									geben können.
                           Die schweren wirtschaftlichen Schäden, welche die auf Export angewiesenen Kreise
                              									unseres Gewerbes durch den Fortfall des letzteren, sowie die Gesamtheit der Kupfer
                              									verarbeitenden Gewerbe durch Beschlagnahme usw. erleiden, brauchen nicht noch
                              									besonders durch unwirtschaftliche und nachhaltig schädigende Maßnahmen vermehrt zu
                              									werden.
                           In anderer Richtung sind Vorschläge laut geworden und zur Ausführung in Empfehlung
                              									gebracht mit der Absicht, durch Einschränkung im Verbrauch des Kupfers für bestimmt
                              									angegebene Zwecke an den Kupfervorräten nach Möglichkeit zu sparen. Unter anderem
                              									wurde vorgeschlagen, die Heeresverwaltung selbst möge die Anfertigung von Patronen,
                              									Zündern und anderen zur Munition gehörenden Teilen, sowie von sonstigem Armeegerät
                              									aus anderen Materialien nach Möglichkeit erwägen. Soweit uns bekannt geworden ist,
                              									sind Bemühungen von angegebener Seite mit Erfolg gemacht worden. Wir wissen, daß
                              									z.B. die Innenkessel der Feldküchen nicht mehr aus Nickel und Kupfer, sondern aus
                              									Eisen hergestellt wurden. Ferner sind an einigen Munitionsteilen hochprozentige
                              									Kupferlegierungen durch Legierungen anderer Metalle ersetzt worden. Inwieweit ein
                              									derartiger Ersatz des Kupfers im Bereich der Armee- oder Marineverwaltung
                              									durchgeführt werden konnte oder noch durchzuführen ist, geht über den Rahmen der
                              									Aufgabe dieser Zeilen hinaus. Wir wollen aber nicht unterlassen, auf den
                              									zeitweiligen Ersatz mancher kupfernen Schiffsleitungen durch Eisen hinzuweisen,
                              									welche Maßregel bereits in Ausführung begriffen ist. Selbstverständlich können alle
                              									Vorschläge dieser Art, welche den Ersatz des Kupfers zum Zwecke haben, nur
                              									vorübergehenden Charakters sein, denn diejenigen Erfordernisse, welche die Verwendung von
                              									Kupfer in den genannten Fällen voraussetzen, bestehen nach wie vor, nur der Wunsch
                              									und die Notwendigkeit, Kupfer zu sparen, rechtfertigt in jetziger Zeit eine
                              									Aenderung in der Auswahl des Materials.
                           Im entschuldbaren Eifer werden noch manche andere über das Ziel hinausschießende
                              									Vorschläge zur Behebung des Kupfermangels, sowie der im Verkehr mit Kupfer
                              									auftretenden Mißstände gemacht. Man sollte sich jedoch keinen übertriebenen
                              									Hoffnungen in bezug auf die daraus zu erwartenden Resultate hingeben. Solche
                              									Maßregeln sind und bleiben Behelfe. Auch sollte man im Ueberschwang des Tatendranges
                              									nicht zu Mitteln greifen, für welche die Stunde noch recht fern ist und wohl niemals
                              									erscheinen wird. Erzeugnisse des Kunstgewerbes und der Kunst, in edlen und halbedlen
                              									Metallen, sollten nicht dem Tiegel anheimfällen. Die Losung von 1813 „Gold für
                                 										Eisen“ paßt für das heutige wirtschaftlich starke Deutschland auch in bezug
                              									auf Kupfer nicht. Unsere Stärke verpflichtet uns zur Erhaltung dieser zumeist von
                              									den Vätern ererbten Kunstschätze.
                           
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 115
                              
                           Stahlguß- oder Flußeisenwalzflanschen. In Nr. 7 der
                              									Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb wendet sich Ingenieur Seiffert gegen die Anschauung, daß Flußeisenwalzflanschen
                              									solchen aus Stahlguß vorzuziehen seien. Seine Bedenken gegenüber den Untersuchungen
                              									des Materialprüfungsamtes zu Groß-Lichterfelde erscheinen nicht unberechtigt. Diese
                              									ergaben nämlich im Jahre 1907 Resultate, die für Stahlgußflanschen ungünstig
                              									ausfielen, während Versuche, die im Jahre 1911 vorgenommen wurden, zu dem Ergebnis
                              									führten, daß die flußeisernen Flanschen die geringwertigeren seien. Der Widerspruch
                              									ist vielleicht dadurch zu erklären, daß bei den älteren Versuchen die Aufwalzung und
                              									die Abmessungen der zum Vergleich kommenden Flanschen nicht die gleichen waren, was
                              									bei einer zuverlässigen Untersuchung unbedingt gefordert werden muß. Indessen
                              									scheint es ein grundlegender Mangel der Versuche zu sein, daß sich alle
                              									Feststellungen nur auf das Abziehen der Flanschen vom Rohr und deren Verhalten bei
                              									Biegung beziehen. Zuverlässige Flanschenverbindungen dürften vielmehr den
                              									nachstehenden Anforderungen genügen müssen. Das Rohr soll beim Bestreben, den
                              									Flansch abzuziehen, auf Zusammendrücken und Abscherung beansprucht werden. Ersteres
                              									wird durch eine konische, nach der Dichtungsfläche zu erweiterte Bohrung des
                              									Flansches, letzteres durch Anbringung eines feinen Gewindes und breiterer Nuten in
                              									der Flanschbohrung erreicht. Ferner muß das Rohmaterial durch das Walzen in die
                              									Vertiefungen des Flansches eingepreßt werden. Es ist dies ohne Zerquetschen der
                              									kleinen Erhöhungen der Flanschbohrungnur möglich, wenn das Rohr aus weicherem
                              									Material als der Flansch besteht, d.h. letzterer aus Stahlguß ist. Das genannte
                              									Material verdient wegen seiner geringen Dehnbarkeit auch den Vorzug, wenn es sich
                              									darum handelt, Beanspruchungen zu widerstehen, die durch seitliche Bewegungen des
                              									Rohres verursacht werden. Wie die Abbildung zeigt, erfolgt bei Ausdehnung des
                              									Rohrbogens eine Schrägstellung der Flanschen, die ein Herausziehen des Rohres zur
                              									Folge haben kann, wenn das Verbindungsstück den Formveränderungen nicht widersteht,
                              									der Hals des Flansches sich z.B. erweitert. Ein Verbiegen des Materials kann auch
                              									beim Anziehen der Schrauben eintreten. Man vermeidet dies einerseits durch
                              									Verbreiterung der Dichtungsflächen, andererseits wird man mit Recht Stahlguß dem
                              									Flußeisen vorziehen, da seine Elastizitätsgrenze höher liegt. Desgleichen würde die
                              									bequeme Formgebung, wenn es nötig wird, den Hals des Flansches in der Nähe von
                              									Kompensatoren zu verstärken, für das erwähnte Material sprechen. Die Einwendung, daß
                              									Stahlguß schädliche Spannungen aufweist, dürfte bei sorgfältiger Herstellung
                              									gegenstandslos werden. Auch braucht man den Bedenken, die sich durch die unter
                              									Umständen nicht zu vermeidende Porosität des Gusses ergeben, bei den großen
                              									Abmessungen des Flansches keine zu große Bedeutung beizulegen.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Ueber das Wolframdraht-Patent (D. R. P. 269498), durch das
                              									die Herstellung elektrischer Glühlampen mit gezogenem Wolframdraht geschützt ist,
                              									und das nach einer kürzlich veröffentlichten Meldung unter Zurückweisung zahlreicher
                              									Nichtigkeitsklagen voll aufrechterhalten worden ist, verfügt eine
                              									Patentgemeinschaft, der die Allgemeine
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft, die Auergesellschaft
                              									(Osram) und die Siemens & Halske Aktiengesellschaft
                              									angehören. Lizenz auf dieses Patent hat die Patentgemeinschaft von deutschen
                              									Fabrikationsfirmen nur an die Bergmann Elektrizitätswerke
                                 										Aktiengesellschaft erteilt.
                           
                        
                           Wolframdraht für elektrische Glühlampen. Die Firma Julius Pintsch A.-G. Berlin teilt mit, daß sie an dem
                              									Prozeß gegen das D. R. P. Nr. 269498 nicht beteiligt war. Sie hatte an seinem
                              									Ausgang kein Interesse, da sie Wolframdraht nach einem
                              										eigenen, von dem strittigen Patent vollständig unabhängigen Verfahren herstellt. Ihre
                              										„Siriusdrahtlampe“ verstößt daher nicht gegen das fragliche Patent.
                           
                        
                           Aus dem nunmehr vorliegenden Jahresberichte über die Tätigkeit
                                 										desKgl. Materialprüfungsamtes zu Berlin-Lichterfelde-West im
                              									Jahre 1913/14 (Mitteilungen 1914, Heft 6 und 7) ergibt sich eine weitere günstige
                              									Entwicklung dieses zu internationaler Bedeutung herangewachsenen Instituts. Das
                              									dauernde Bestreben, mit allem Nachdruck zur Hebung der Fabrikation von
                              									Qualitätserzeugnissen in der Industrie beizutragen, spricht sich deutlich in den
                              									Neueinrichtungen und den weiteren Ausgestaltungsplänen aus, unter denen besonders
                              									die Pläne für die Errichtung eines Laboratoriums zur Untersuchung der Rohmaterialien
                              									für die Ton-, Zement- und Kalkindustrie sowie zur Erweiterung der textiltechnischen
                              									und Chemie-Abteilung hervorzuheben sind. Außerdem ist die weitere Ausgestaltung der
                              									Kautschuk–, Ballonstoff- und Isoliermaterialprüfung erwähnenswert, denen sich
                              									wichtige Neuerungen auf textiltechnischem und chemischem Gebiet anschließen.
                           Von besonderem Interesse sind die in der Abteilung für Metallprüfung für den Verein
                              									deutscher Brücken- und Eisenbaufabriken ausgeführten Versuche mit der neuen 3000
                              									t-Maschine. Die Versuche bezweckten zunächst eine Kontrolle der Betriebssicherheit
                              									und Richtigkeit der Kraftanzeige; hinsichtlich dieser Eigenschaften ergaben sie ein
                              									einwandfreies Arbeiten der Maschine. Neben diesen Versuchen wurde an einigen,
                              									praktischen Konstruktionen nachgebildeten Zug- und Druckstäben der Unterschied der
                              									berechneten und der wirklichen Festigkeit ermittelt. Für einen genieteten Zugstab
                              									ergab sich eine tatsächliche Bruchlast von rund 380 t gegenüber dem errechneten Wert
                              									von 302 t; zwei Stäbe aus geschmiedetem Stahlguß hatten rund 485 bzw. 1014 t wahre
                              									Bruchlast gegenüber 500 bzw. 1000 errechneter; zwei Druckstäbe von rund 7 und 13 m
                              									Länge für 860 resp. 1133 t Nutzlast zeigten Bruchlasten von 1862 und 2294 t.
                           Neben diesen Untersuchungen wurden unter anderm noch folgende ausgeführt: Ueber den
                              									Einfluß des Verzinkens auf die Festigkeitseigenschaften von Flußeisen,
                              									Knickfestigkeit von vergitterten und genieteten Stäben, Verhalten von
                              									Schraubensicherungen, Torsionsfestigkeit von Nickelstahl, Wärmeausdehnung von Bronze
                              									(zu rund 0,0000165 bis 0,0000172 bei 75 bis 235 ° C gefunden), Zugfestigkeit von 0,5
                              									mm starken Feinsilberdrähten (Proportionalitätsgrenze = 9,4 kg/mm2, Streckgrenze = 26,4 kg/mm2, Bruchgrenze = 34,5 kg/mm2), Widerstandsfähigkeit von Storzschen Schlauchkupplungen gegenüber Wasserdruck und Zug- und
                              									Stoßbeanspruchung, Tragfähigkeit von autogen geschweißten und hartgelöteten
                              									Fahrradrahmen (ersterer hielt 700 kg, letzterer dagegen 890 kg Höchstlast aus),
                              									Festigkeit von Flugzeugteilen (hierbei zeigte sich eine Schwächung der Drahtseile am
                              									Beginn der für die Kauschen notwendigen Spleißung), Festigkeit von mehr und weniger
                              									fest geschlagenen Hanfseilen (letztere ergaben eine um 17 v. H. höhere
                              									Bruchfestigkeit und eine um 20 v. H. höhere Reißlänge).
                           Neben den Metalluntersuchungen führte diese Abteilung noch umfangreiche
                              									Holzuntersuchungen aus; so wurden für das australische Jarraholz zur
                              									Straßenpflasterung gegenüber Eiche folgende Werte gefunden:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Jarraholz
                                 Eichenholz
                                 
                              
                                 Druckfestigkeit     kg/mm2
                                 (lufttrockenwassersatt
                                    502   336
                                 etwa 420„   390
                                 
                              
                                 Raumgewicht lufttrocken
                                 0,841
                                 „  0,72
                                 
                              
                                 Abnutzungsverlust im
                                    											Sandstrahl-gebläse in g(2 Min., 3 at, 28 cm2 Fläche)
                                    1,7
                                 „    1,9
                                 
                              
                           Die Fäulnisgrenze einer im Jahre 1901 im Ebbe- und Flutgebiet gerammte
                              									Probespundwand wurde an Pfahlabschnitten, welche 4 m unter Bremer Nullpunkt
                              									abgeschnitten waren, bei etwa 1,5 bis 2,0 m unter Bremer Null gefunden.
                              									Bambusstangen von 1,5 bis 1,8 cm ∅ und 0,3 cm Wandstärke, wie sie zu Flugzeugen
                              									verwendet werden, ergaben etwa 16 kg/mm2 Zug- und
                              									etwa 19 kg/mm2 Biegefestigkeit.
                           Von weiterem besonderen Interesse sind noch die Arbeiten der Abteilung für
                              									Metallographie.
                           Die wissenschaftlichen Arbeiten dieser Abteilung umfaßten folgende Themen:
                           Wärmeleitfähigkeit feuerfester Steine (Mitteilungen 1914, Heft 3 und 4);
                           Untersuchungen über Lagermetalle Blei-, Zinn- und Antimonlegierungen (Verh. des Ver.
                              									z. Bef. des Gewerbefleißes 1914, Beiheft);
                           Ermittlung der Konstitution des Portlandzementes;
                           Untersuchungen über Eigenspannungen in kaltgereckten Metallen;
                           Rosten von Eisen;
                           Kerbschlagversuche: Feststellung des Einflusses von Glühdauer und -Temperatur
                              									sowie der Abmessungen der Proben.
                           An laufenden Arbeiten wurden unter anderm die folgenden von besonderem Interesse
                              									erledigt:
                           Von acht im Betrieb gebrochenen Kurbelwellen waren fünf durch häufige
                              									Ueberanstrengung (Dauerbrüche) zerstört.
                           Als Ursache von zahlreichen Rostanfressungen an Siederohren wurde der Sauerstoff des
                              									sonst reinen Wassers ermittelt, dessen Lösungsvermögen für Luft mit seiner Reinheit
                              									wächst. Es ergibt sich hieraus die bemerkenswerte Lehre, daß das reinste
                              									(destillierte) Wasser durchaus nicht am geeignetsten für die Kesselspeisung ist.
                           Zahlreiche im Betriebe geplatzte Kondensatormessingrohre ließen den Grund in den vom
                              									Kaltziehen zurückgebliebenen inneren Reckspannungen erkennen. Das Aufreißen erfolgt
                              									zuweilen erst nach langer Zeit, und zwar oft nach geringen Anläßen, wie Schläge,
                              									Stöße, ungleichmäßiges Erwärmen und Abkühlen oder Verletzungen der Oberfläche.
                           In der Baumaterial-, Papier- und textiltechnischen sowie chemischen und Oel-Abteilung
                              									war ebenfalls eine umfangreiche Prüfungstätigkeit zu verzeichnen.
                           Dr.-Ing. W. Müller.
                           
                        
                           Maschinenlieferung, Versendung und Gefahr. Wer trägt die
                              									Gefahr hinsichtlich einer bestellten, gelieferten Maschine während der Versendung?
                              									Diese wichtige Frage beantwortet sich nach § 446 des Bürgerlichen Gesetzbuches: Es
                              									heißt dort, mit der Uebergabe der verkauften Sache geht die Gefahr des zufälligen
                              									Untergangs und einer zufälligen Verschlechterung auf den Käufer über. Hiervon läßt
                              									sich also der allgemeine Grundsatz ableiten, daß der Lieferant die Gefahr bis zur
                              									erfolgten Ablieferung der bestellten Sache zu tragen hat.
                           
                           Hätte das Gesetz diesen Grundsatz zur uneingeschränkten Regel erhoben, so würde
                              									es in manchen Fällen in durchaus ungerechtfertigter Weise die Interessen der
                              									Lieferanten hinter denen der Besteller zurücktreten lassen. Sämtliche
                              									Schuldverhältnisse, Kaufverträge, Werkverträge, Werklieferungsverträge usw. sind
                              									dort zu erfüllen, wo der Schuldner (Lieferant, Unternehmer) seinen Wohnsitz, das
                              									heißt in der Regel seinen gewerblichen Wohnsitz, die gewerbliche Niederlassung hat.
                              									Soll die Lieferung innerhalb dieses Ortes erfolgen, so liegt die Versendung auch dem
                              									Lieferanten ob. Andernfalls ist es, wenn man ausschließlich den Vorschriften des
                              									bürgerlichen Rechtes folgt, überhaupt nicht Sache des Lieferanten, die bestellte
                              									Ware zu versenden, sondern Sache des Bestellers sie abzuholen. Dieser letzte
                              									Grundsatz ist nun allerdings durch die Usanzen des Geschäftslebens durchbrochen
                              									worden, es hat sich allgemein der Brauch herausgebildet, daß der Besteller auch
                              									verlangen kann, daß der Lieferant die bestellte Sache an den vom Besteller
                              									bestimmten Ort versendet.
                           Dadurch wird aber ein Widerspruch in das Gesetz hineingetragen. Der Lieferant braucht
                              									auf Grund des Gesetzes nicht zu versenden, braucht also auch nicht die Gefahr der
                              									Versendung auf sich zu nehmen. Andererseits muß er auf Grund der stillschweigenden
                              									vertraglichen Vereinbarungen die Versendung auf sich übernehmen, und es wäre nun
                              									ungerecht, wenn damit auch sein Risiko sich vergrößert, wenn er die Gefahr für die
                              									Dauer der Versendung zu tragen hätte, was notwendige Folge der gesetzlichen
                              									Bestimmungen wäre, denn die Gefahr geht ja erst mit der Ablieferung auf den
                              									Besteller über.
                           Hier greift die Bestimmung des § 447 BGB ein: Versendet der Verkäufer auf Verlangen
                              									des Käufers verkaufte Sachen nach einem anderen Ort als dem Erfüllungsorte (also der
                              									Ort der gewerblichen Niederlassung des Lieferanten), so geht die Gefahr auf den
                              									Käufer über, sobald der Verkäufer die Sachen dem Spediteur, dem Frachtführer oder
                              									der sonst zur Ausführung der Versendung bestimmten Person oder Anstalt (insbesondere
                              									der Eisenbahn) zugeführt hat.
                           Der maßgebende Zeitpunkt für den Gefahrübergang ist also die Auslieferung an die
                              									Versendungsperson. Für den Eisenbahntransport hat die Eisenbahnverkehrsordnung im §
                              									54 nähere Bestimmungen darüber getroffen, wann die Auslieferung an die Eisenbahn als
                              									erfolgt anzusehen ist. Im übrigen entscheiden die besonderen Umstände des einzelnen
                              									Falles.
                           Aber nur dann geht die Gefahr auf den Käufer durch Uebergabe an den
                              									Transportunternehmer über, wenn die Maschine usw. diesem auch zum Zwecke des
                              									Transportes, nicht nur zum Zwecke der Aufbewahrung übergeben ist. Der Lieferant soll
                              									nicht befugt sein, durch Lagerungsauftrag die Gefahr von sich auf den Käufer
                              									vorzeitig abzuwälzen.Hat er, ohne den Versendungsauftrag gegeben zu haben, die
                              									Maschine dem Transportunternehmer ausgehändigt, so bedarf es erst noch des
                              									Versendungsauftrages, ehe die Gefahr auf den Käufer übergeht.
                           Läßt der Lieferant den Transport durch seine eigenen Leute ausführen, so ist dem
                              									Buchstaben nach die Vorschrift des § 447 BGB nicht erfüllt. Man nimmt deswegen auch
                              									vielfach an, daß in solchen Fällen die Gefahr noch nicht mit der Uebergabe an die
                              									Transportpersonen, sondern erst mit der Ablieferung bei dem Besteller übergeht.
                              									Diese Auslegung wird aber dem Geiste dieser Bestimmung nicht gerecht; wenn der
                              									Lieferant befugt ist, die Gefahr durch Uebergabe an einen Spediteur usw. von sich
                              									abzuwälzen, so ist nicht einzusehen, warum er sich nicht seiner eigenen Leute zur
                              									Versendung bedienen soll, und dann muß sinngemäß die Uebergabe an die Transportleute
                              									die Uebergabe an einen fremden Spediteur ersetzen. Diese Ansicht scheint sich auch
                              									in neuerer Zeit durchzusetzen.
                           Bisher ist nur die Rede gewesen von dem zufälligen Untergang oder der zufälligen
                              									Verschlechterung der zur Versendung gegebenen Maschine. Tritt der Schaden nicht
                              									infolge eines Zufalles, oder nicht allein infolge eines Zufalles ein, ist er
                              									vielmehr auf unsachgemäße Verpackung zurückzuführen, so hat in der Regel der
                              									Lieferant zu haften. Denn, wie oben schon erwähnt, muß man eine stillschweigende
                              									vertragliche Nebenverpflichtung annehmen, wonach der Lieferant die Uebersendung der
                              									Maschine, wenngleich er gesetzlich dazu nicht verpflichtet ist, vertraglich
                              									übernimmt, er hat dann auch für die sorgfältige Ausführung der Versendung als
                              									Erfüllung der Nebenverpflichtung einzustehen, hat also auch den Schaden für
                              									unsorgfältige Verpackung zu tragen.
                           Hat der Transportunternehmer Schuld an dem Untergang oder der Verschlechterung der
                              									Maschine, so hat gegenüber dem Besteller der Lieferant den Schaden nicht zu tragen,
                              									die Ersatzansprüche richten sich dann in der Regel nach dem besonderen
                              									Rechtsverhältnis zwischen dem Spediteur, dem Absender, dem Besteller und in vielen
                              									Fällen auch der Versicherungsgesellschaft; diese Rechtsverhältnisse können sehr
                              									komplizierter Art sein, und können an dieser Stelle nicht weiter erörtert
                              									werden.
                           Dr. jur. Eckstein.
                           
                        
                           Das Kuratorium der National-Flugspende hat einen Betrag
                              									von 100000 M zurückgestellt, um daraus für die im Kriege verwundeten Flieger und
                              									Beobachter im Falle ihrer Bedürftigkeit Beihilfen für erforderliche Kuren oder den
                              									Hinterbliebenen von im Kriege tödlich verunglückten Flugzeugführern oder Beobachtern
                              									in besonderen Fällen einmalige Unterstützungen gewähren zu können.