| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 126 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Benzinersatzstoffe für den Automobilbetrieb. Durch
                              									die Beschlagnahme der Benzinvorräte zu Beginn des Krieges erlangte die Frage der
                              									Beschaffung von Benzinersatzstoffen für den Automobilbetrieb sehr große Bedeutung.
                              									Wenn auch in den letzten Monaten das Benzin wieder frei war, so ist doch in jüngster
                              									Zeit wieder eine ziemliche Knappheit eingetreten, die in manchen Gebieten des
                              									Reiches sogar eine Einschränkung des privaten und gewerblichen Automobilbetriebes
                              									durch behördliche Maßnahmen erforderlich machte. Der wichtigste Ersatzstoff für das
                              									Benzin ist das Benzol, das in den letzten Jahren in stark steigendem Maße Verwendung
                              									fand und sich bei einer entsprechenden Aenderung des Vergasers auch überall gut
                              									bewährt hat. Wenn nun das Benzol auch ein Erzeugnis unserer einheimischen Industrie
                              									ist, das in Kokereien und Teerdestillationen in großer Menge gewonnen wird, so ist
                              									andererseits der Bedarf der Heeresverwaltung augenblicklich so groß, daß auch dieser
                              									Betriebstoff nur in beschränkten Mengen an Private abgegeben werden kann.
                           Unter diesen Umständen ist es sehr zu begrüßen, daß von verschiedenen Seiten in der
                              									letzten Zeit Versuche über die Verwendbarkeit anderer Brennstoffe zum
                              									Automobilbetrieb angestellt wurden. In erster Linie betrafen diese Versuche die
                              									Verwendung von Spiritus im Automobilmotor; hierüber äußert sich Prof. Dr. O. Mohr auf Grund langjähriger Erfahrung in der Zeitschrift
                              									für angewandte Chemie 1914, S. 558. Er bezeichnet als einen Vorzug des Spiritus
                              									gegenüber den Kohlenwasserstoffen Benzin und Benzol zunächst seinen niedrigen
                              									Siedepunkt und ferner seine engen Siedegrenzen. Denn während die Siedegrenzen der
                              									Automobilbenzole meist zwischen 80 und 130 bis 140 ° liegen, und während auch die
                              									sogenannten Leichtbenzine fast stets Anteile mit einem über 100° liegenden
                              									Siedepunkt enthalten, destilliert 95 volumprozentiger Spiritus in den engen
                              									Grenzenzwischen 78 und 82 ° über. Diesen Vorzügen des Spiritus steht jedoch als
                              									Nachteil sein viel niedrigerer Heizwert gegenüber, der, wie die folgende
                              									Zusammenstellung zeigt, nur wenig mehr als halb so groß wie der Heizwert des Benzins
                              									ist.
                           
                              
                                 1
                                 kg
                                 Benzin entwickelt
                                 10000 bis 10500
                                 WE
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 reines Benzol entwickelt
                                 9560
                                 „
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 90er Handelsbenzol entwickelt
                                 9500 bis 9600
                                 „
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 reiner Alkohol entwickelt  „
                                 6362
                                 „
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 95 proz. Alkohol   „
                                 5875
                                 „
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 reines Naphthalin  „
                                 9290
                                 „
                                 
                              
                           Weiter unterscheidet sich der Spiritus von dem Benzin und dem Benzol sehr wesentlich
                              									durch seine Verdampfungswärme, die mit 270 WE für 1 kg 95er Spiritus mehr als das
                              									Doppelte von der des Benzins und Benzols ausmacht. Um daher einen Motor mit Spiritus
                              									betreiben zu können, muß man den Vergaser in der Weise abändern, daß die
                              									Brennstoffzufuhr vergrößert wird; ferner muß man die Motorkühlung einschränken und
                              									eventuell die dem Vergaser zugeführte Luft vorwärmen. Es sind bereits zahlreiche
                              									Spiritusvergaser im Handel, die diese Forderungen erfüllen, und es ist somit der
                              									Beweis erbracht, daß selbst bei vollständiger Unterbindung der
                              									Kohlenwasserstoffzufuhr und -erzeugung die deutsche Spiritusindustrie imstande
                              									ist, den Brennstoffbedarf für die Aufrechterhaltung des Automobilbetriebes
                              									sicherzustellen.
                           Um den Wärmeinhalt des Spiritus zu erhöhen und auf diese Weise den im Vergleich zum
                              									Benzin häufigeren Brennstoffersatz unterwegs zu vermeiden, hat man versucht, dem
                              									Spiritus thermisch hochwertige Stoffe zuzusetzen, es haben sich jedoch nur die
                              									einfachsten Mischungen von Spiritus mit Kohlenwasserstoffen im praktischen Betriebe
                              									bewährt. Man kann dem Spiritus z.B. bis zur Hälfte Benzol zusetzen und kann weiter,
                              									falls Benzin zur Verfügung steht, wieder die Hälfte des Benzols durch Benzin
                              									ersetzen. Eine solche Mischung zeigt auch bei tiefster Wini erkälte weder kristalline
                              									Ausscheidungen von Benzol noch eine Entmischung. Derartig hochkarburierter Spiritus
                              									läßt sich von den meisten Vergasern ohne weiteres verarbeiten, wenn nur die
                              									Luftzufuhr beschränkt wird. Es ist ferner vorgeschlagen worden, Naphthalin, das in
                              									großen Mengen billig zu haben ist, in Spiritus aufzulösen; gegen die Verwendung
                              									dieses Stoffes erheben sich aber verschiedene Bedenken. Einmal ist das Naphthalin in
                              									Spiritus relativ schwer löslich, und dann scheidet es sich schon bei geringer
                              									Abkühlung unter 0° in blätterigen Kristallen aus, weshalb ein solcher mit Naphthalin
                              									karburierter Spiritus im Winter nicht verwendbar ist. Auch der Zusatz von Azeton zum
                              									Spiritus ist nicht empfehlenswert, weil dieser Stoff zu teuer ist und weil ferner
                              									sein Heizwert nur 6720 WE beträgt. Ebensowenig hat sich der Zusatz von Aether oder
                              									von Explosivstoffen zum Spiritus bewährt; namentlich von letzteren ist dringend
                              									abzuraten, da vielfach bei ihrer Verbrennung Gase entstehen, die den Motor angreifen
                              									und in kurzer Zeit schwere Beschädigungen verursachen.
                           Sander.
                           
                        
                           Elektrische Kraftstellwagen in Wien. (Deutsche Straßen-
                              									und Kleinbahnzeitung.) Die Gemeinde Wien hat auf einer ihrer Stellwagenlinien zum
                              									Ersatz des Pferdebetriebes seit mehr als zwei Jahren versuchsweise Akkumulatorwagen
                              									eingeführt. Als Probelinie wurde die Strecke Stephansplatz–Währingerstraße–Volksoper
                              									gewählt, die Steigungen bis zu 3,5 v. H. und teilweise ein schlechtes
                              									Granitwürfelpflaster hat. Die Wagen sind von den Firmen Akkumulatorenfabrik A.-G. in Wien und Oesterreichische Daimler-Motoren-A.-G. in
                              									Wiener Neustadt gebaut. Der Antrieb der Wagen erfolgt durch die in die Vorderräder
                              									eingebauten Radnabenmotoren System Elektro-Daimler (Lohner-Porsche). Die Batterie ist zwischen den Rädern untergebracht und
                              									kann auf den Ladestationen leicht vermittels einer beweglichen Bühne ausgewechselt
                              									werden. Sie besteht aus 44 Elementen und reicht für eine Fahrt von 30 km aus, wird
                              									aber in der Regel schon nach 25 km ausgewechselt.
                           Das Gewicht der Batterie beträgt 750 kg, das sind 17,7 v. H von dem gesamten
                              									Leergewicht des Wagens, das ungefähr 3400 kg beträgt. Die Wagen haben 13 Sitz- und 5
                              									Stehplätze und ihre durchschnittliche Tagesleistung beträgt 132 km. Es sind 13 Wagen
                              									und 34 Batterien vorhanden; von den Wagen befinden sich zehn im Betriebe und drei in
                              									Reserve.
                           Nach zweijährigen Betriebsergebnissen mit diesen leichten Wagen hat die Gemeinde Wien
                              									auch noch einen Probebetrieb mit einigen schweren elektrischen Omnibussen
                              									aufgenommen. Diese Wagen haben teils ungedeckte Sitze auf dem Dache, und ihr Antrieb
                              									erfolgt durch Doppelmotoren mittels Ritzel und Innenverzahnung auf die Hinterräder.
                              									Einige dieser Wagen haben gerade Längsträger und Einstieg von hinten, während bei
                              									den andern die Längsträger tief abwärts gekröpft sind, wodurch ein bequemer,
                              									einstufiger Einstieg auf der Seite erzielt wird. Bei den Wagen mit geraden
                              									Längsträgern wiegt das Triebgestelleinschließlich Batterie 3900 kg und bei den
                              									Wagen mit gekröpften Längsträgern 4000 kg. Die Batterie wiegt für beide
                              									Triebgestelle 1240 kg. Wagenkästen sind, wie wir aus der folgenden Tafel ersehen,
                              									vier verschiedene vorhanden. Sie sind zum größten Teil von dem Verfasser, Ingenieur
                              										Ludwig Spängler, Direktor der städtischen
                              									Straßenbahnen in Wien, entworfen und bilden einige recht interessante Lösungen der
                              									Aufgabe: In einem Wagen von tunlichst geringer Höhe möglichst viele Personen
                              									unterzubringen.
                           Tafel der schwerer, elektrischen Omnibusse.
                           
                              
                                 
                                 Gewicht desTriebgestells
                                 Gewicht derBatterie
                                 Gewichtdes Wagen-kastens
                                 Sitzplätze
                                 Gesamtgew.(ohnePersonen)
                                 
                              
                                 
                                 kg
                                 kg
                                 kg
                                 
                                 kg
                                 
                              
                                 Omnibus mit offenen Dach-   sitzen
                                 1660
                                 1240
                                 1100
                                 30
                                 5000
                                 
                              
                                 Omnibus mit gedeckten   Dachsitzen und gewöhn-  
                                    											licher Treppe
                                 „
                                 „
                                 1450
                                 29
                                 5300
                                 
                              
                                 Omnibus mit gedeckten   Dachsitzen und Sicher-  
                                    											heitstreppe
                                 „
                                 „
                                 1600
                                 „
                                 5500
                                 
                              
                                 Vollständig geschlossener   Omnibus mit
                                    											gekröpften   Längsträgern
                                 1760
                                 „
                                 2000
                                 33
                                 6000
                                 
                              
                           Der Aufsatz enthält eine Anzahl Abbildungen, die zum Teil einen schönen Vergleich
                              									darstellen zwischen der Höhe der Wagen mit gekröpftem Längsträger und den Wagen mit
                              									geraden Längsträgern. Unter diesen Abbildungen befinden sich auch einige
                              									Benzinomnibusse. Hieraus sowohl, wie aus den in dem Aufsatz erwähnten Angeboten von
                              									Firmen, die Benzinomnibusse bauen, kann man wohl schließen, daß die Gemeinde Wien
                              									auch den Betrieb mit Benzinomnibussen versucht.
                           Das Benzinautomobil hat ja im allgemeinen den großen Vorzug vor dem Elektromobil, daß
                              									sich sein Brennstoffbehälter in wenigen Minuten mit einem Energievorrat füllen läßt,
                              									der in der Regel für 300 bis 400 km Fahrt ausreicht. Es steht aber nichts im Wege,
                              									diesen Brennstoffbehälter noch viel größer zu machen. Dem verhältnismäßig leichten
                              									Brennstoffbehälter des Benzinautomobils entspricht die schwere Batterie des
                              									Elektromobils, die zu ihrer Ladung lange Zeit nötig hat, und daher in der Regel
                              									auswechselbar eingerichtet wird. Aus diesem Grunde kann sich das Elektromobil nicht
                              									weit von der Auswechselstelle für die Batterie entfernen, und seine Verwendung
                              									bleibt auf den Stadtverkehr und Nachbarortverkehr beschränkt, wo es hauptsächlich
                              									als Droschke und leichter Lastwagen Verwendung findet. Für die Droschke liegen die
                              									Verhältnisse entschieden ungünstiger als für den Omnibus, insofern als der
                              									Droschkenführer nicht weiß, welcher Auftrag ihm bevorsteht, und ob dafür die Energie
                              									seiner Batterie noch ausreicht. Bei dem Omnibusbetrieb aber steht vorher genau fest,
                              									welche Fahrten gemacht werden sollen, und dadurch kann einer Erschöpfung der
                              									Batterie im allgemeinen leicht vorgebeugt werden. Die wichtigsten Vorzüge des Elektromobils für
                              									den Stadtverkehr gegenüber dem Benzinautomobil liegen darin, daß der Elektromotor
                              									nicht angekurbelt zu werden braucht (daher Geräuschlosigkeit bei Stillstand) und daß
                              									er keine Abgase erzeugt.
                           v. Löw.
                           
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 127
                              Abb. 1. Eisenhütte I nach dem völligen Umbau
                              a Hochofen, b Gießhalle, c
                                 										Gebläsehaus (mit Hülfsgebläsen). d Elektrizitätswerk e Erztaschen, f
                                 										Winderhitzer, g Staubsammler, h Schlackenkörnbehälter. i Klärteich für
                                 										Körnwasser, k Hordenwäscher. l Klärteich der Gasreinigungswasser, m
                                 										Ventilatorenhaus für die Gasreinigung, n Umformerhaus. o Kaminkühler, p
                                 										Hochbehälter für rückgekühltes Wasser, q Kesselgruppe, r Verwaltungsgebäude, s
                                 										Werkstätten, t Pförtnerhaus, u Leuchtgasbehälter. v Schaltanlage.
                              
                           Der Umbau des Hochofenwerkes der Gutehoffnungshütte. In D.
                              									p. J. Bd. 329 S. 102 haben wir die Darstellung der Lübecker Hütte als Beispiel eines
                              									neuzeitlichen sogenannten reinen Hochofenwerkes gebracht.
                              									Da das reine Hochofenwerk als Enderzeugnis Roheisen herstellt, ohne dieses im Stahl-
                              									oder Walzwerk weiter zu verarbeiten, so hat ein solches Werk einen Ueberfluß an
                              									Hochofengichtgasen und muß, um diese in gewinnbringender wirtschaftlicher Weise
                              									auszunutzen, auf die Möglichkeit bedacht sein, sie in anderer Weise zu verwerten,
                              									als es die mit Stahl- und Walzwerken verbundenen gemischten Werken in ihren
                              									zahlreichen Kraftanlagen ohne weiteres vermögen. Die Lübecker Hütte ist, wie wir an
                              									der angegebenen Stelle ausgeführt haben, dieser Aufgabe durch den Betrieb einer
                              									Zementfabrik, Schlackensteinfabrik, eines Ueberlandkraftwerkes u.a. m in
                              									vorbildlicher Weise gerecht geworden. Ein kennzeichnendes Beispiel für die Anlage
                              									und den Betrieb eines modernen gemischten Werkes mit seinen anders gearteten
                              									Aufgaben bietet die Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Dieses Hüttenwerk, dessen
                              									Hochöfen jetzt täglich insgesamt 2700 t Roheisen herzustellen vermögen und somit an
                              									Leistungsfähigkeit in Deutschland nur hinter denen der Kruppschen Friedrich-Alfred-Hütte zurückstehen, hat,der modernen
                              									Entwicklung folgend, seine Fabrikation über Stahl- und Walzwerke hinaus bis auf die
                              									Herstellung fertiger Brücken und Maschinen verschiedenster Art wie Gasmaschinen,
                              									Dampfturbinen, Gebläse usw. ausgedehnt. Während daher die gründliche Ausnutzung der
                              									Rohstoffe und ihrer Nebenerzeugnisse (Gichtgase), hier keine Schwierigkeiten bietet,
                              									entsteht infolge der großen Ausdehnung des Werkes eine andere, dem reinen
                              									Hochofenwerk weniger bekannte Aufgabe, nämlich die wirtschaftliche Bewältigung der
                              									gewaltigen Rohstoff- und Erzeugungsmengen bei ihrer Beförderung im Betriebe. Die
                              									darauf beruhenden Grundsätze für die Gestaltung der Hochofenanlage eines gemischten
                              									Werkes treten in dem neuerdings vorgenommenen Umbau der Eisenhütte I in Oberhausen
                              									klar in die Erscheinung. Die Eisenhütte I bildet den älteren Teil der Hochofenanlage
                              									in Oberhausen. Während die auf vier Hochöfen von je 450 t täglicher Erzeugung
                              									berechnete und zur Hälfte ausgebaute Eisenhütte II ein durchaus neuzeitliches
                              									Gepräge trägt, waren die Oefen der wesentlich früher gebauten Eisenhütte I im Laufe
                              									der Zeit veraltet. Man hat sie daher völlig umzugestalten beschlossen.
                           Die Eisenhütte I wird im umgebauten Zustande acht große Oefen mit einer modernen
                              									gemeinsamen Erzversorgung, mit einheitlichen Begichtungsvorrichtungen und einer
                              									großen gemeinschaftlichen Gasreinigung enthalten (s. Abb. 1Die Abbildungen sind einer Veröffentlichung in
                                    											der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1914, Heft 50 und 52,
                                    											entnommen.). Bis jetzt ist von dieser umfangreichen Anlage nur
                              									der vierte Teil mit den beiden am östlichen Ende gelegenen Oefen ausgeführt worden.
                              									Einen Schnitt durch die Erztaschen, durch einen Ofen und die Gießhalle stellt Abb. 2 dar. Die teils aus den Gruben der Gesellschaft
                              									im Minettebezirk und anderen Gegenden Deutschlands, teils aus dem Auslande
                              									(Schweden, Frankreich reich, Südrußland usw.) stammenden Erze werden durch Selbstentladewagen auf
                              									hochliegenden Gleisen in die Eisenbetonerztaschen abgelassen (s. Abb. 2), Unter den Taschen, deren Abteilungen je 900
                              									bis 1200 m3 Raum haben und zusammen rund 35000 t
                              									Erze, d.h. den Vorrat eines Monats für die beiden Oefen aufnehmen, fahren auf zehn
                              									Gleisen elektrische Füllwagen a.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 128
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 128
                              Abb. 3. Hochofen
                              
                           Jeder dieser Füllwagen trägt zwei Erzkübel b, die aus den Taschen gefüllt werden, sobald der
                              									Wagenführer durch Einschalten eines Hebels vom Wagen aus die mechanisch betriebene
                              									Ausflußklappe der Tasche in Bewegung setzt. Darauf fährt der Wagen zu einem seine
                              									Fahrbahn rechtwinkligkreuzenden Gleise, das zum Hochofen führt, und gibt unter
                              									Vermittlung eines Ueberhebekranes c die Kübel an einen
                              									Zubringerwagen d ab, der sie unmittelbar zum
                              									Schrägaufzug h des Hochofens führt. Die Umladung der
                              									Kübel an Stelle der gradlinigen Beförderung von Taschen zum Ofen war durch die
                              									besonderen örtlichen Verhältnisse bedingt. Zur Bedienung der gesamten Erzbeförderung
                              									von den Taschen in die Ofengicht genügen bei jedem Ofen vier Arbeiter. Der Koks wird
                              									von den benachbarten Zechen, fertig in die Kübel verladen, angefahren und durch
                              									Krane e und f von dem
                              									Eisenbahnwagen auf die Zubringerwagen d abgesetzt. Die
                              									Kübel nehmen bei je 8 m3 Inhalt rund 4 t Koks oder
                              									10 t Erz auf.
                           Die Hochöfen mit Schrägaufzügen der Pohligschen Bauart
                              									sind für eine tägliche Leistung von je 300 t Sondereisen oder 400 t Thomaseisen
                              									bemessen, haben diese Leistungen aber bereits stark überschritten. Sie sind 33,78 m
                              									hoch und haben bei 4,2 m Gestelldurchmesser rund 513 m3 Inhalt. Die Wände sind 800 mm dick (Abb.
                                 										3). Der Schacht ruht auf vier vom Ofen abgerückten Säulen aus
                              									Eisenkonstruktion. Hierdurch und durch das Einbiegen der Windzuleitungen (s. Abb. 3) hat man erreicht, Platz am Ofen für die
                              									Arbeiter zu gewinnen. Der Schacht ist stark gekühlt, und zwar bei dem zuerst
                              									gebauten Ofen durch geschlossene Kühlkästen, bei dem zweiten, mit Rücksicht auf die
                              									Gefahr der Verstopfung durch offene Kühlkästen. Das Kühlwasser in den Kästen und für
                              									die Windformen, das der Ruhr entnommen wird, kühlt man sorgfältig zurück und
                              									verwendet es wiederholt, während man das unreine Wasser zum Berieseln des unteren
                              									Ofenteiles, das der Emscher entnommen wird, einfach ablaufen läßt.
                           Das abgestochene Roheisen fließt entweder auf das Gießbett i (Abb. 2) oder in Pfannen k, um im letzteren Falle zum Stahlwerk gefahren zu
                              									werden. Auf dem Gießbett läuft ein 7 t-Kran l der Demag mit einer Massel-Schlagvorrichtung und mit
                              									Hebemagneten, die die Masseln unmittelbar in Eisenbahnwagen m verladen. Die Schlacken werden gekörnt, fließen in besondere Behälter
                              										n und werden hieraus durch Talbot-Wagen o abgezogen, sodann zur
                              									Herstellung von Mauersand zur Betonbereitung und für den Bergeversatz verwendet. Ein
                              									Teil wird flüssig auf die Halde gefahren.
                           Das Gichtgas der Oefen geht durch eine Staubflasche und tritt dann in die
                              									Sammelreinigung ein, die zunächst aus vier Hordenwäschern k in Abb. 1 und fünf anschließenden
                              									Ventilatoren besteht. Jeder Ventilator leistet 10000 m3/Std. Das Gas für die Gasmaschinen wird, indem es durch zwei
                              									hintereinander geschaltete Ventilatoren geht, auf einen Staubgehalt von 0,02 g/m3 gebracht, das für die Winderhitzer, Dampfkessel
                              									usw. wird nur bis auf 0,2 g/m3 Staubgehalt
                              									gereinigt, Einen Schnitt durch die Ventilatoren der Bauart Witkowitz zeigt Abb. 4. Die Gasreinigung
                              									soll später auf den in Abb. 1 angegebenen Umfang mit
                              									acht Hordenwäschern und der entsprechenden Anzahl von Ventilatoren ausgebaut werden.
                              									Den Hochofenwind für die beiden Oefen erzeugen zwei von der Gutehoffnungshütte
                              									selbst gebaute doppeltwirkende Zweitakt-Zwillingsgasgebläse für je 1500 m3/Min. bei 3000 PS Leistung. Der elektrische Strom
                              									wird dem großen Drehstromnetz entnommen, auf das die gesamten Kraftmaschinen der
                              									Gutehoffnungshütte arbeiten. Insgesamt geben diese mit Dampfmaschinen, Gasmaschinen,
                              									Frischdampf- und Abdampfturbinen ausgerüsteten Kraftwerke jährlich 100 Millionen
                              									Kilowattstunden ab. Alle Betriebsmotoren über 50 PS werden mit 3000 Volt, die
                              									kleineren mit der verminderten Spannung von 190 Volt betrieben. Der Gichtstaub wird
                              									in einer Drehofenanlage von F. S. Smidth & Co., Kopenhagen, brikettiert. Die Anlage besteht zurzeit
                              									aus einem Ofen von 130 t täglich und soll später auf sechs gleich große Oefen
                              									ausgebaut werden. Zur Heizung der Oefen dient Gichtgas, im Notfalle Teeröl.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 129
                              Abb. 4. Ventilator für die Gasreinigung
                              
                           Ein überzeugendes Bild von der Größe der gesamten Anlagen der Gutehoffnungshütte gibt
                              									ihr Wasserverbrauch. Dieser entspricht allein an Reinwasser für Trinkzwecke usw. dem
                              									Bedarf einer Stadt von 300000 bis 400000 Einwohnern. Hierzu kommt der sechsmal so
                              									große Verbrauch an dem weniger reinen Brauchwasser, das, wie oben erwähnt, dem
                              									Emscherfluß entnommen wird. Insgesamt übertrifft also der Wasserverbrauch der
                              									Anlagen denjenigen unserer Reichshauptstadt.
                           Groeck.
                           
                        
                           Ueber Verzinnereimaschinen. Wie die jährliche Einfuhr von
                              									40 bis 50000 t Weißblech aus England beweist, mangelt es bei uns in Deutschland an
                              									Verzinnereien. Eine Reihe von Werken hat sich zwar entschlossen, ihreBetriebe
                              									zu vergrößern bzw. die Verzinnerei selbst zu betreiben. Doch auch nach
                              									Fertigstellung dieser Bauten wird man immer noch auf eine jährliche Einfuhr von
                              									10000 t Weißblech angewiesen sein.
                           Das englische Weißblech ist billiger als das deutsche, aber auch minderwertiger. Doch
                              									haben die Verbraucher durch starke Preisdrückerei auch eine Verschlechterung des
                              									deutschen Materials herbeigeführt. Dies ist um so beklagenswerter, als durch die
                              									notwendig gewordene Vereinfachung in der Herstellung von Weißblechwaren zugleich
                              									erhöhte Anforderungen an das Material gestellt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 129
                              Abb. 1.
                              
                           Die Billigkeit des englischen Weißblechs hat ihren Grund nicht allein in der
                              									Materialfrage, sondern auch in den geringeren Betriebskosten wegen der billigen
                              									englischen Kohle, sowie in dem Preisunterschied in den Verbrauchsstoffen, wie
                              									Heißwalzenfett, Palmöl, Säure und endlich auch der Walzen und der Glühkästen selbst.
                              									Nicht minder kommt hierzu noch der Umstand, daß England infolge des Alters der
                              									dortigen Weißblechindustrie über geschultes Arbeitermaterial verfügt, wodurch die
                              									Erzeugung erhöht und eine saubere Arbeit ermöglicht wird.
                           Der Blechpreis richtet sich nicht nach dem Auftrag, sondern nach der
                              									Verzinnungsmarke. Ein Mehrverbrauch von nur einem Gramm Zinn zum Verzinnen einer
                              									Tafel bedeutet bei einem kleinen Werk mit nur einem Herd von 50 Kisten bei 25
                              									Arbeitstagen im Monat einen Verlust von 70 kg Zinn, d. i. 280 M. Ein größerer
                              									Betrieb mit 20 Herden muß in diesem Fall sogar mit einem Verlust von 5600 M im Monat
                              									rechnen.
                           In der Praxis hat man bei der Verzinnerei stets mit einem Verlust mit wenigstens 10
                              									v. H. des festgesetzten Auftragswertes zu rechnen. Es handelt sich aber hier nicht allein um Verluste
                              									durch stärkere Zinnauflage, sondern auch um Verluste, die teils durch Oxydation des
                              									Zinns an der Luft, teils durch Verflüchtigung, teils durch Legierung mit
                              									Eisenteilchen im Verzinnungsbade entstehen. Das durch Oxydation entstehende Zinnoxyd
                              									enthält 50 bis 60 v. H. Zinn, 10 v. H. flüchtige Bestandteile, der Rest ist
                              									sogenannte Zinnasche, die, mit einem Gehalt von 45 bis 50 v. H. Zinn, durch Händler
                              									an Zinnhütten abgegeben wird, und aus der dann das sogenannte Handelszinn gewonnen
                              									wird. Nach Krämer würde es sich für Weißbleichwerke sehr
                              									empfehlen, die Raffination der Zinnasche durch Verschmelzen in einem kleinen
                              									Schachtofen, wie ihn Abb. 1 darstellt, mit Holzkohle
                              									und mit Borax als Flußmittel selbst vorzunehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 130
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 130
                              Abb. 3.
                              
                           Deutschland hat also ein großes Interesse daran, die Verzinnerei selbst auszuführen.
                              									Die Deutsche Maschinenfabrik in Duisburg hat neuerdings
                              									als erste die Herstellung von Verzinnereimaschinen aufgenommen und rüstet ganze
                              									Verzinnereien aus. W. Krämer hat sich in „Stahl u.
                                 										Eisen“ 1914, S. 1785, eingehend mit den Mißständen in der Verzinnerei und
                              									mit der Frage, welchen Bedingungen eine leistungsfähige Verzinnerei genügen muß,
                              									befaßt.
                           Eine Verzinnereianlage besteht, abgesehen von der Putzanlage, aus dem Herd, in dem
                              									die Verzinnung selbst vorgenommen wird, und einem Walzwerk, das die verzinnten
                              									Blechtafeln nach dem Verzinnen passieren. Das Walzwerk ist umgeben von flüssigem
                              									Fett. Die Leistungsfähigkeit ist abhängig von der Umdrehungszahl der Walzen und dem
                              									Geschick des Arbeiters. Die Walzen dürfen nicht zu schnell laufen, weil sonst der
                              									Zinnverbrauch zu hoch ist. Um die Leistungsfähigkeit zu steigern, hat man Herd und
                              									Walzen so verbreitert, daß zwei und mehrBlechtafeln gleichzeitig nebeneinander
                              									eingeführt werden können. Mit zunehmender Breite des Herdes und zunehmender Länge
                              									der Walzen wächst aber die Gefahr, daß sich die letzteren durchbiegen. Andererseits
                              									dürfen sie auch nicht zu dick gewählt werden, weil auch hierdurch ein erhöhter
                              									Zinnverbrauch bedingt wird. Man hat daher neuerdings die Herde so eingerichtet, daß
                              									zwei bis drei Tafeln über- und nicht nebeneinander eingeführt werden, daß also auch
                              									zwei bzw. drei kürzere Walzwerke an Stelle eines langen vorhanden sind.
                           Geringer Zinnverbrauch ist das wichtigste Erfordernis. Es wird erreicht nicht allein
                              									durch geschulte Arbeiter, sondern auch durch Anwendung möglichst reinen Zinns und
                              									reinen Fetts. Vor allem ist aber eine richtige Regulierung der Badtemperatur von der
                              									größten Bedeutung. Der vordere Teil des Herdes soll möglichst heiß sein, weil hier
                              									die Legierung der Oberfläche des Eisenblechs mit dem Zinn erfolgt. Da aber ein
                              									heißes Zinnbad eine mattglänzende Fläche liefert, muß der hintere Teil des Herdes 40
                              									bis 50 ° kälter sein als der vordere, und ebenso auch das Fettbad. Sinkt die
                              									Temperatur unter die normale Höhe, so entstehen auf dem Blech schwarze Flecken, oder
                              									sogenannte Zinnoxydblumen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 130
                              Abb. 4.
                              
                           Von großer Wichtigkeit ist die Beschaffenheit der Bleche, die die Höhe des Auftrags
                              									wesentlich beeinflußt. Die Bleche müssen vor allem glatt und dicht sein. Die Walzen
                              									sollen nur im Fett und nicht im Zinnbad laufen, weil das Zinn sonst durch
                              									Eisenteilchen verunreinigt wird.
                           Man unterscheidet stehende und liegende Herde. Ein liegender ist in Abb.
                                 										2 abgebildet. Die Tafeln gelangen hier gekrümmt zu den Walzen, während sie
                              									bei den stehenden Herden gerade bleiben. Die Anwendung langer Walzen in liegenden
                              									Herden hat die bereits erwähnten Mißstände. Dazu kommt noch, daß durch Verbreiterung
                              									des Herdes die Oberfläche, mit der das flüssige Zinn mit der Luft in Berührung
                              									kommt, vergrößert wird, wodurch auch die Verluste durch Zinnoxydbildung wachsen.
                              									Auch die Verflüchtigung nimmt zu. Sie beträgt in der Woche etwa 5 g Zinn, was bei 20
                              									Herden einem jährlichen Verlust von 20000 M entspricht. Auch hiergegen schützt eine
                              									Verkleinerung der Herdfläche, die bei doppelreihigen Herden, wie Abb. 3 zeigt, durch Einführung mehrerer Blechtafeln
                              									übereinander erreicht wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 131
                              Abb. 5.
                              
                           Innerhalb des Herdes bildet sich weiter durch Legieren des Zinns mit Eisenteilchen
                              									des Bleches sogenannter Zinnsatz, der sich am Boden anreichert, was eine weitere
                              									Verlustquelle bedeutet. Seine Menge nimmt ebenfalls mit der Größe des Herdes zu,
                              									besonders dann, wenn Walzen in Zinn laufen. Dieser Zinnsatz bewirkt nach zwei bis
                              									drei Monaten ein Mattwerden der Verzinnung, was dann eine neue Füllung des Herdes
                              									notwendig macht.
                           Besondere Sorgfalt muß auf die Beheizung verwendet werden. Damit diese möglichst
                              									gleichmäßig erfolgt, hat man neuerdings die elektrische Heizung empfohlen. Ein
                              									solcher Herd ist in Abb. 4 dargestellt. Das
                              									elektrisch verzinnte Blech ist von schönerem Glänze, aber teurer.
                           Die Entfernung des anhaftenden Fettes geschieht, so lange dieses noch warm ist,
                              									mittels Wiener Kalk und Sägemehl. In eigens hierzu hergestellten Putzmaschinen (Abb. 5) wird das Blech durch dieses Putzmittel
                              									hindurchgezogen.
                           Loebe.
                           
                        
                           Ersatz des Benzins in den Sicherheitslampen unserer
                                 										Kohlengruben. Zu den Stoffen, die unsere Industrie aus dem Auslande
                              									bezieht, und deren Beschaffung infolge des Krieges jetzt stark gefährdet ist, gehört
                              									auch das Benzin, das als Brennstoff für unsere Grubenlampen zur Aufrechterhaltung
                              									des Betriebes unserer Bergwerke bisher unumgänglich notwendig gewesen ist. Die Frage
                              									einer ausreichenden Beschaffung von Benzin für diesen Zweck war um so ernster, als
                              									die vorhandenen Vorräte zum großen Teil für Heereszwecke gebraucht werden, und bei
                              									der mangelnden Zufuhr die völlige Beschlagnahme durch die Heeresverwaltung durchaus
                              									nicht ausgeschlossen erscheint. Unsere im Lande selbst gewonnenenErdölmengen
                              									(Celle-Wietze, Pechellronn) eignen sich zudem nur wenig für die Herstellung von
                              									Benzin. Um so erfreulicher ist es, daß es nach einer Veröffentlichung im
                              										„Glückauf“ vom 13. Februar 1915 gelungen ist, als Brennstoff für
                              									Grubenlampen einen offenbar gut geeigneten Ersatz zu finden. Und zwar hat
                              									Bergassessor C. Beyling, der Leiter der
                              									Berggewerkschaftlichen Versuchsstrecke in Derne (Westfalen) auf Grund eingehender
                              									Versuche festgestellt, daß als ein solcher Ersatz eine Mischung von Benzol und
                              									Spiritus anzusehen ist, die beide in hinreichender Menge im Lande selbst hergestellt
                              									werden können. Spiritus brennt allein für sich mit einer zwar nicht leuchtenden,
                              									aber sehr heißen Flamme, Benzol wiederum entwickelt eine bedeutende Leuchtkraft,
                              									scheidet aber, wenn ungemischt brennend, infolge seines starken Kohlenstoffgehaltes
                              									große Mengen Ruß aus.
                           Textabbildung Bd. 330, S. 131Mischt man beide Brennstoffe in einem bestimmten Verhältnis, so ergänzen
                              									sich ihre Eigenschaften zu denen eines brauchbaren Leuchtöles, indem das Benzol als
                              									Anreicherungsmittel für Spiritus dient. Als geeignetes Mischungsverhältnis hat Beyling 75 v. H. Spiritus und 25 v. H. Benzol gefunden.
                              									Eine geringere Benzolbeimengung setzt die Leuchtkraft der Flamme herab, eine größere
                              									erhöht die Lichtstärke nicht wesentlich, jedoch neigt die Flamme bei 30 v. H.
                              									Benzolzusatz bereits wieder zum Rußen. Auch tritt dann eine stärkere Verschmierung
                              									und Verkrustung des Dochtes ein. Die Versuche mit der bezeichneten günstigsten
                              									Mischung haben bei einem zwölfwöchigen Gebrauch von Lampen mit Rund- und
                              									Flachbrennern gute Ergebnisse gezeitigt. Die Lampen brannten täglich 10 Stunden und
                              									haben dabei keine Mängel gezeigt, die die Mischung als ungeeignet erscheinen ließen.
                              									Ihre Lichtstärke betrug beim Rundbrenner 0,6 HK., beim Flachbrenner 0,9 HK., also
                              									etwa Dreiviertel der Lichtstärke der gewöhnlichen Benzinlampe, gemessen bei einer
                              									Flammenhöhe von 34 mm. Da die Bergleute in der Grube ihre Lampen niedriger brennen
                              									lassen, dürfte sich der Unterschied noch weniger sichtbar machen. Beim Gebrauch des
                              									neuen Brennstoffes sind allerdings einige Vorbedingungen zu erfüllen. In den Lampen
                              									darf sich nämlich, wenn man sie damit füllt, kein Benzin mehr befinden, da Reste
                              									davon störend wirken. Daher müssen die alte bisher mit Benzin getränkte Watte und
                              									der Docht erneuert werden. Auch darf nur wasserklares, nicht etwa trübes oder auch
                              									nur gelblich gefärbtes Benzol, sondern etwa das 90 er gereinigte Handelsbenzol, das
                              									z.B. die Deutsche Benzol-Vereinigung herstellt, verwandt werden. Der Spiritus muß
                              									95-prozentig sein. Beim 90-prozentigen ist bereits der Wassergehalt zu hoch. Der
                              									Brennstoffverbrauch wird beim regelmäßigen zehnstündigen Brennen mit hoher Flamme zu
                              									65 g für Rundbrenner und zu 75 g für Flachbrenner angegeben. In der wichtigen
                              									Schlagwettersicherheit unterscheiden sich die Spiritus-Benzollampen nicht von den
                              									Benzinlampen. Sie
                              									sind eher noch etwas sicherer, da die neue Mischung weniger rasch verdampft.
                           Welter.
                           
                        
                           Eine neue Leuchtboje. Die bisher gebauten Typen von
                              									Leuchtbojen haben alle mehr oder weniger den Nachteil unzureichender Stabilität. Die
                              									hierdurch geförderten Pendelbewegungen der Bojen beeinflussen ihre Leuchtwirkung und
                              									Erkennbarkeit sehr ungünstig. Einerseits wird bei starken Schwankungen leicht ein
                              									Teil der ausgesandten Lichtstrahlen von der Wasserfläche verschluckt, andererseits
                              									wird die Gefahr unheilvoller Verwechselungen nahe gerückt, wenn die Charakteristik
                              									der Lichter nicht einwandfrei festzustellen ist.
                           Es scheint naheliegend, eine Besserung der Stabilitätsverhältnisse durch Vergrößerung
                              									des Trägheitsmomentes der Schnittfläche des meist zylindrisch oder birnenförmig
                              									ausgebildeten Schwimmkörpers mit der Wasserfläche anzustreben. Eine derartige
                              									Maßnahme würde jedoch unter Beibehaltung der bisherigen Konstruktionsformen für den
                              									Bojenkörper eine Vergrößerung des Durchmessers bedingen, die abgesehen davon, daß
                              									man mit Rücksicht auf den Bahntransport der Bojen an eine obere Grenze der
                              									Querschnittsgröße gebunden ist, zu ähnlich unerwünschten Folgen führen würde wie ein
                              									zu geringes Stabilitätsmaß. Mit der Größe der Querschnittsfläche wächst nämlich auch
                              									der Auftrieb, und da von seiner Größe auch das Maß der senkrechten Tauchschwingungen
                              									abhängig ist, so können Wirkungen entstehen, die das Licht der Boje leicht zum
                              									Erlöschen bringen. Da Leuchtbojen außerdem oft mit Einrichtungen zur Abgabe von
                              									Schallsignalen versehen sind, die durch die Relativbewegung des Wassers zum
                              									Schwimmkörper betätigt werden, den sogenannten Heulern, so wird man gerade bei
                              									derart ausgerüsteten Seezeichen darauf Wert legen, die Tauchbewegungen des
                              									Schwimmkörpers möglichst zu verringern. Je weniger der Schwimmer die
                              									Wasserschwingungen mitmacht, umso größer ist die Relativbewegung des Wassers zur
                              									Boje, um so stärker also auch die Schallwirkung.
                           Die gekennzeichneten Wechselbeziehungen zwischen Wasserlinienträgheitsmoment und
                              									Auftrieb haben bei den normalen Bojenkonstruktionen zu einem Kompromiß geführt, der
                              									nach keiner Seite hin völlig befriedigt. Die auf dem Gebiete des Seezeichenbaues
                              									besonders erfahrene Firma Julius Pintsch, Berlin, hat
                              									deshalb einen neuen Konstruktionsweg eingeschlagen. Sie unterteilt den Schwimmkörper
                              									in eine Reihe von kleinen Einzelschwimmern, die alle in gleichem Abstande von der
                              									Vertikalachse der Boje angeordnet und mit dem in der Mitte liegenden Träger der
                              									Laterne durch radiale Röhren verbunden sind. Da das Wasserlinienträgheitsmoment
                              									eines derart zusammengesetzten Schwimmkörpers sowohl von der Größe der
                              									Querschnittsflächen in der Wasserlinie wie vom Quadrat ihres Mittelpunktsabstandes
                              									von der Vertikalachse abhängig ist, so läßt sich bei hinreichend groß gewähltem
                              									Abstande eine wesentliche Verkleinerung der gesamten Querschnittsfläche des
                              									Schwimmkörpers erreichen. Die dadurch erzielbare Verminderung der senkrecht
                              									wirkenden Beschleunigungskräfte wird noch wirksamer,wenn die kleinen Schwimmer
                              									nur so wenig aus dem Wasser hervorragen, daß sie schon bei mäßigem Seegange vom
                              									Wasser überspült werden. Die zu diesem Zwecke an der Unterseite der Schwimmer
                              									angebrachten kräftigen Gegengewichte geben der Boje ein so großes
                              									Körperträgheitsmoment, daß die auftretenden Beschleunigungskräfte nur wenig wirksam
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 132
                              
                           Die Erkennbarkeit der neuen Pintsch-Boje wird anderen
                              									Leuchtbojen gegenüber dadurch wesentlich erhöht, daß bei ihr die Neigung durch
                              									Winddruck, Strömung und Wellenschlag nennenswert verringert ist unter gleichzeitiger
                              									Vergrößerung der Schwingungsdauer. Wie die angefügte Abbildung einer Boje neuen Typs
                              									mit fünf Schwimmkörpern erkennen läßt, kann der Angriffspunkt der Ankerkette bequem
                              									so gelegt werden, daß die unter dem Einfluß der Wasserbewegung auftretenden Kräfte
                              									kein Drehmoment ausüben. Bei der kleinen Angriffsfläche der nur wenig austauchenden
                              									Boje sind diese seitlich wirkenden Kräfte überdies sehr gering, deshalb fällt auch
                              									die Wirkung des Winddrucks nur wenig ins Gewicht. Die bei der neuen
                              									Bojenkonstruktion erreichte Vergrößerung der Schwingungsdauer ergibt sich aus der
                              									relativen Vergrößerung des Massenträgheitsmoments im Vergleich zur
                              									Wasserverdrängung.
                           Einen klaren Ueberblick über die bei der neuen Bojenkonstruktion erreichten Vorteile
                              									gegenüber einer Boje alter Bauart gibt die folgende Tabelle:
                           
                              
                                 
                                 Bojealter Bauart3000 mm φ
                                 Bojeneuer Bauart5 Schwimmermit 1200 mm
                                    											φ
                                 
                              
                                 Trägheitsmoment der Wasserlinie
                                 3,97 m4
                                 5,0 m4
                                 
                              
                                 Auftrieb durch 1,0 m Wellenberg    bzw. -Tal
                                 7068 kg
                                 700 kg
                                 
                              
                                 Neigung durch Winddruck bei Wind-    stärke 10
                                 19° 15'
                                 11° 25'
                                 
                              
                                 Neigung durch Winddruck bei Wind-    stärke 8
                                 9° 55'
                                 5° 55'
                                 
                              
                                 Dauer der einfachen Schwingung
                                 2,5 Sek.
                                 3,8 Sek.
                                 
                              
                                     Tiefgang
                                 5,8 m
                                 4,0 m
                                 
                              
                                 Hebelarm des durch Strömung er-    zeugten
                                    											Drehmoments
                                 450 mm
                                 0
                                 
                              
                           (O. Schinz, Schiffbau 1915 Nr. 7.)
                           Kraft.
                           
                        
                           Untersuchungen über das autogene Schneidverfahren.
                              									Hierüber berichtet Dr.-Ing. R. Plieninger an Hand eines
                              									umfangreichen Versuchsmaterials in der „Zeitschrift für komprimierte und flüssige
                                 										Gase sowie für die Preßluft-Industrie“ 1914, Heft 1 bis 7. Die
                              									Untersuchungen, die auf Veranlassung der Chemischen Fabrik
                                 										Griesheim-Elektron und in deren Laboratorien ausgeführt wurden, erstreckten
                              									sich auf die Aufklärung der folgenden wichtigen Fragen: 1. die Beeinflussung der
                              									Schnittgeschwindigkeit und des Sauerstoffverbrauches bei Verwendung von Sauerstoff
                              									von verschiedenem Prozentgehalt; 2. die Zusammensetzung der Abbrände bei
                              									verschiedenem Material und die Bestimmung des theoretischen Sauerstoff Verbrauches;
                              									3. der Einfluß der Temperatur des Sauerstoffes einerseits und des Materials selbst
                              									beim Schneiden andererseits; 4. das Aussehen der Schnittflächen und die
                              									Veränderungen des Materials beim Schneiden auf Grund metallographischer
                              									Untersuchungen. Das zu den Versuchen verwendete Material war Siemens-Martin-Blech
                              									mit 0,12 v. H. Kohlenstoff von 20, 40 und 60 mm Dicke sowie ein Nickelstahlblech mit
                              									22,25 v. H. Nickelgehalt von 40 mm Dicke. Zu den einzelnen Versuchen dienten
                              									Blechstreifen von 25 mm Breite und 500 mm Länge. Der zum Schneiden benutzte
                              									Sauerstoff war durch Rektifikation verflüssigter Luft gewonnen.
                           Die Versuchsergebnisse sind in zahlreichen Tabellen und Kurventafeln dargestellt; sie
                              									lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Schnittgeschwindigkeit läßt sich bei
                              									einiger Uebung nach dem Aussehen der Schnittflächebeurteilen; wird zu langsam
                              									geschnitten, so frißt der Sauerstoffstrahl, während bei zu raschem Schneiden stark
                              									gekrümmte Riefen entstehen. Bei abnehmendem Sauerstoffgehalt steigt der
                              									Mehrverbrauch an Gas wie an Zeit bedeutend, in der Praxis ist daher aus
                              									Sparsamkeitsgründen auf die Verwendung von möglichst reinem Sauerstoff Wert zu
                              									legen. Bei Verwendung von minderwertigem Sauerstoff kann jedoch der Mehraufwand an
                              									Gas und Zeit durch Erhöhung des Druckes beträchtlich verringert werden. Der
                              									Eisengehalt der Schlacke nimmt mit abnehmendem Sauerstoffgehalt ebenfalls ab. Der
                              									effektive Sauerstoffverbrauch beim Schneiden ist erheblich größer als der
                              									theoretische, bei 99 prozentigem Sauerstoff und einem 40 mm-Blech betrug der
                              									Mehrverbrauch z.B. 250 v. H. und bei weniger reinem Sauerstoff ist er noch bedeutend
                              									größer. Durch Vorheizung des Sauerstoffs und durch richtige Wahl des Druckes lassen
                              									sich bedeutende Ersparnisse an Zeit und Gas erzielen. Durch Vorheizung des
                              									Sauerstoffes ist es möglich, noch mit niedrigerprozentigem Sauerstoff zu schneiden
                              									als ohne Vorheizung. Auch bei Vorwärmung des Bleches nimmt der Zeit- und
                              									Sauerstoffverbrauch bedeutend ab, und zwar bei niedrigem Sauerstoffgehalt mehr als
                              									bei hochprozentigem Sauerstoff. Die Temperatur in der Schnittfuge sinkt mit
                              									abnehmendem Sauerstoffgehalt. Die metallographische Untersuchung des Materials
                              									ergab, daß beim Schneiden mit hochprozentigem Sauerstoff die Veränderung des
                              									Materials nur auf 0,8 mm Tiefe wahrzunehmen ist, während bei minderwertigem
                              									Sauerstoff sich die Veränderung des Materials noch weit tiefer erstreckt. Beim
                              									Schneiden einer Nickelstahlplatte schließlich zeigte sich die merkwürdige
                              									Erscheinung, daß der Nickelgehalt im Abbrand wesentlich abnimmt gegenüber dem
                              									Nickelgehalt des vollen Materials, da das schwer oxydierbare Nickel zum größten
                              									Teile auf der Schnittfläche haften bleibt.
                           Dr. Sander.
                           
                        
                           Bemessung des Sicherheitsfaktors von Förderseilen. Zur
                              									Vermeidung der unheilvollen Folgen eines Seilbruches beim Bergwerksbetriebe kommen
                              									in der Hauptsache zwei Mittel in Betracht: Die Verwendung von Fangvorrichtungen,
                              									welche nach erfolgtem Seilbruch den fallenden Förderkorb aufhalten sollen, dann eine
                              									möglichst große Seilsicherheit, welche den Bruch überhaupt verhindern soll. Die
                              									Technik hat in den letzten Jahrzehnten dem zweiten Mittel besondere Aufmerksamkeit
                              									zugewendet, da die Bewährung der Fangvorrichtungen eine mehr oder weniger
                              									mangelhafte war. Demgemäß waren im Jahre 1872, noch 19,3 v. H. gebrochene Seile
                              									unter den überhaupt abgelegten. Im letzten Jahrzehnt sank dieses Verhältnis auf 0,5
                              									bis 1,5 v. H. Dieser Fortschritt ist als Folge einer sorgfältigeren Ausführung,
                              									Behandlung und Ueberwachung der Seile anzusehen. Die Kontrolle der Seile wird durch
                              									weitgehende bergpolizeiliche Bestimmungen geregelt, zu deren hauptsächlichsten die
                              									Bemessung des Sicherheitsfaktors gehört. Dieser Faktor kann auf die Anfangs- und
                              									Endsicherheit, auf einen Querschnitt unmittelbar über dem Förderkorbe oder in der
                              									Nähe der Seilscheiben bezogen werden, und schließlich kann er für das Seil- und
                              									Förderschalengewicht gesondert festgestellt werden.
                           Der Sicherheitsfaktor ist nun nicht, wie man vermuten könnte, dem Seilquerschnitt
                              									proportional. Die Gleichung für die Berechnung des Seilquerschnitts läßt dies
                              									deutlich erkennen. Wenn S den Querschnitt in m2, Q die Förderlast
                              									in kg, p die Bruchfestigkeit des Drahtes in kg/m2, ε den
                              									Sicherheitsfaktor, γ das Seilgewicht in kg/m3 und T die
                              									Schachtteufe in m bezeichnet, so ist
                           
                              S=\frac{Q}{\frac{p}{\varepsilon}-\gamma\,T}.
                              
                           Wird die Abhängigkeit vom Nenner betrachtet, dann hat die
                              									Gleichung den Charakter einer Hyperbel. Es ist also anzunehmen, daß von einem
                              									gewissen Wert für den Nenner ab die Veränderliche S
                              									sehr schnell zunehmen wird. Dieser Fall tritt, unter Berücksichtigung von
                              									durchschnittlichen Werten für die Konstanten, bei T
                              									∾  1000 m ein, das ist eine Teufe, die der heutige Bergbau bereits erreicht hat.
                              									Wächst bei einer derartigen Teufe T um nur noch 10 v.
                              									H., so nimmt der Seilquerschnitt S um beinahe die
                              									Hälfte zu. Um die mit größer werdendem Seilquerschnitt und -gewicht verbundenen
                              									Schwierigkeiten zu vermeiden, muß man also den Nenner in geeigneter Weise zu
                              									verändern suchen. Da T aber nicht beeinflußt werden
                              									kann, bleibt für diesen Zweck nur der Ausdruck
                              										\frac{p}{\varepsilon} übrig. Soll der Nenner nicht zu klein
                              									werden, so muß man \frac{p}{\varepsilon} vergrößern. Dies könnte
                              									man zunächst durch ein größeres p erreichen;
                              									dementsprechend empfiehlt sich die Verwendung besten Drahtes. Da aber auch hierin
                              									eine Grenze gesetzt ist, bleibt nur übrig, den Nenner s, den Sicherheitsfaktor, zu
                              									verkleinern, wogegen sich natürlich bergpolizeilicherseits Bedenken erheben
                              									werden.
                           Die vorstehende Ueberlegung erklärt die Erscheinung, daß der Bemessung des
                              									Sicherheitsfaktors erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet wird, namentlich, seitdem der
                              									Bergbau in immer größere Tiefen vordringt. Den bereits vorhandenen Untersuchungen
                              									über diesen Gegenstand fügt Prof. Herbst-Aachen in Nr. 1
                              									und 2 der Zeitschrift Glückauf 1915 Vorschläge über die zukünftige Bemessung des
                              									Sicherheitsfaktors der Schachtförderseile bei, in welchen er sich mit den Fragen
                              									auseinandersetzt, ob eine Anfangs- oder Endsicherheit vorzuschreiben ist, und ob sie
                              									auf die Personenfahrt („Seilfahrt“), oder auf die Materialienförderung
                              										(„Förderung“), oder auf beide zu beziehen ist.
                           Durch das Berggesetz wird für Schachtförderseile eine Endsicherheit oder „dauernd
                                 										zu gewährende Sicherheit“ verlangt. Dieser durch die starke Abnutzung der
                              									Seile gerechtfertigte Begriff hat jedoch nur dann praktische Bedeutung, wenn das am
                              									meisten beanspruchte Seilstück jederzeit geprüft werden kann. Das ist für Koepe-Seile aber nicht möglich, da sie nicht verkürzt
                              									werden können. Für sie ist daher die besondere Bestimmunggetroffen, daß sie für
                              									Seilfahrt nicht länger als zwei Jahre verwendet werden dürfen, da erfahrungsgemäß
                              									die Sicherheit in zwei Jahren nur unerheblich zurückgeht, wie denn ungenügende
                              									Sicherheit überhaupt nur bei einem sehr geringen Prozentsatz der Seile als
                              									Ablegungsgrund in Frage kommt. Die Forderung der Endsicherheit für Trommelseile
                              									beruht auf der Voraussetzung, daß das am meisten beanspruchte Seilstück das
                              									unmittelbar über der Förderschale befindliche sei, welches jederzeit durch Abhauen
                              									nachgeprüft werden kann. Diese Voraussetzung besteht nach neueren Untersuchungen
                              									wenigstens für tiefe Schächte nicht zu Recht, da die Biegungsbeanspruchung der höher
                              									gelegenen Seilteile durch den Uebergang über die Seilscheiben, Aufwickeln auf die
                              									Trommeln und Reibung an den Schachtstößen, letzteres namentlich bei tiefen
                              									Schächten, erheblich wächst. In sehr vielen Fällen ist daher nicht mehr das unterste
                              									Seilstück das schlechteste, vielmehr ist die Mitte in höherein Maße der Zerstörung
                              									ausgesetzt.
                           Um der Gefahr einer Unterschreitung der Endsicherheit zu begegnen, hat der
                              									Bergwerksbesitzer es in der Hand, die Anfangssicherheit beliebig groß zu wählen.
                              									Allerdings steigen die Seilgewichte und -kosten bei einer auch nur mäßigen
                              									Erhöhung der Anfangssicherheit für tiefe Schächte ganz bedeutend. Während man für
                              									geringe Schachtteufen häufig eine acht- bis zehnfache Anfangssicherheit wählt, geht
                              									diese Zahl bei tiefen Schächten bis auf 7,2 vereinzelt hinab. Da die sechsfache
                              									Endsicherheit nicht unterschritten werden soll, rechnet man also mit einer
                              									Sicherheitsabnahme um 17 v. H.
                           Man muß nun auch der Frage näher treten, ob die absolute Zahl der Endsicherheit oder
                              									die gegen den Anfangszustand eingetretene prozentuelle Verschlechterung der
                              									Seilsicherheit für die Ablegung maßgebend sein soll, wie dies in den Verhandlungen
                              									der Seilfahrtkommission schon des öfteren geschehen ist. Das französische Berggesetz
                              									berücksichtigt diese Frage bereits durch die Bestimmung, daß Seile, deren Sicherheit
                              									sich um 30 v. H. verringert hat, abzulegen sind. Es ist z.B. ein Seil dessen
                              									Sicherheit von 9 auf 7 zurückgegangen ist, sich also um 22 v. H. verschlechtert hat,
                              									sicher eher zum Ablegen reif als ein anderes, dessen Sicherheit von 7 auf 5,8
                              									zurückgegangen ist, sich also um 17 v. H. verringert hat.
                           Da sich mit der Willkür in der Wahl der Anfangssicherheit aber alle Untersuchungen
                              									über die Bedeutung des Sicherheitsfaktors erschweren, so wäre es empfehlenswert,
                              									eine bestimmte Zahl für die Anfangssicherheit zu fordern, welche zudem leicht
                              									nachzuprüfen ist.
                           Für die Festsetzung einer Endsicherheit spricht allerdings der Umstand, daß eine wenn
                              									auch noch so kleine Anzahl von Seilen wegen ungenügender Sicherheit abgelegt wurde.
                              									Die Unterschreitung der zulässigen Grenze wird sich aber in den meisten Fällen nicht
                              									durch unmittelbare Seilprüfung ergeben haben, da das am meisten beanspruchte
                              									Seilstück sich wegen seiner Lage in der Mitte nicht abhauen läßt. Für die Ablegung
                              									war also der durch Augenschein geprüfte Verschleißzustand des Seiles maßgebend, d.h.
                              									dieselben Gründe, die zur Abwerfung der weitaus größten Zahl der Seile führen:
                              									Drahtbrüche, Drahtverschleiß, Formänderung des Seiles, Rost u.a. Man geht also auf
                              									jeden Fall sicherer, wenn man von einer Anfangssicherheit ausgeht und nur eine
                              									verhältnismäßig festgelegte Verringerung dieser Anfangssicherheit zuläßt. Als
                              									zulässiges Maß der Verringerung könnten etwa 20 v. H. gegen 30 v. H. der
                              									französischen Polizeiverordnung vorgeschlagen werden. Immerhin ist die praktische
                              									Bedeutung einer derartigen Festsetzung gering, da die meisten Seile eben aus anderen
                              									Gründen als wegen verringerter Sicherheit abgelegt werden.
                           Die Untersuchung wendet sich weiter der Frage zu, ob Förder- oder Seilfahrtsicherheit
                              									oder beide vorgeschrieben werden sollen. Bei der Seilfahrt muß natürlich das Seil
                              									weniger belastet sein, d.h. der Seilfahrtsicherheitsfaktor muß größer sein. Bei der
                              									Festsetzung zweier getrennter Faktoren können entweder bestimmte Zahlen für
                              									Förderung und Seilfahrt angegeben werden (8 und 6 im Oberbergamtsbezirk Dortmund),
                              									oder es wird nur ein Faktor zahlenmäßig festgelegt und der andere danach abgestuft.
                              									Diese Abstufung kann geschehen unter Zugrundelegung des Verhältnisses zwischen den
                              									Förderkorbgewichten bei Seilfahrt und Förderung, d.h. man berücksichtigt die
                              									Belastungen des unteren Seilquerschnitts, oder man rechnet mit den Gesamtbelastungen
                              									(Förderkorb + Seilgewicht), d.h. man berücksichtigt den oberen Seilquerschnitt. Das
                              									Verhältnis der Förderkorbgewichte bei Seilfahrt und Förderung
                              										\frac{Q_{\mbox{s}}}{Q_{\mbox{i}}} kommt in der zweiten Art
                              									der Berechnung ebenfalls in Betracht. Es schwankt im allgemeinen zwischen 0,7 und
                              									0,85, bleibt bei tiefen Schächten eher unter 0,7. Diese Erscheinung erklärt sich
                              									durch das Bestreben, bei großen Teufen die auf einen Zug zu hebende Förderlast wegen
                              									der langen Förderzeiten möglichst groß zu wählen. Den Einfluß des Verhältnisses
                              										\frac{Q_{\mbox{s}}}{Q_{\mbox{i}}} und der Teufe auf die
                              									Fördersicherheit bei in allen Fällen gleicher Seilsicherheit zeigt folgende
                              									Tabelle:
                           Anfangs- und Endsicherheit bei der Seilfahrt 8 und 6.
                           
                              
                                 Sicherheit bei der Seilfahrt    a =
                                    											Anfangssicherheit    e = Endsicherheit
                                 a
                                 e
                                 a
                                 e
                                 a
                                 e
                                 
                              
                                 Teufem
                                 
                                    \frac{Q_{\mbox{s}}}{Q_{\mbox{f}}}
                                    
                                 0,7
                                 0,8
                                 0,9
                                 
                              
                                 50010001500
                                 Fördersicherheit
                                 7,628,319,20
                                 6,076,667,35
                                 8,458,939,53
                                 6,777,177,61
                                 9,269,529,80
                                 7,387,627,84
                                 
                              
                           Die vorstehenden Zahlen zeigen, daß die vom Oberbergamt Dortmund geforderte
                              									Seilfahrtendsicherheit 8 bei Schächten von 500 m Teufe eine Förderendsicherheit von
                              									ungefähr 6 bedingt. Bei 1000 m-Schächten und noch mehr bei 1500 m-Schächten bedingt
                              									dieselbe Seilfahrtendsicherheit eine Förderendsicherheit von 7,62, 7,84, d.h. eine
                              									unnötig hohe Endsicherheit, für welche nur 6 verlangt wird. Die Festsetzung des
                              									Seilfahrtfaktors 8und des Förderfaktors 6 führt also bei tiefen Schächten zu
                              									übertriebenen Forderungen für den Seilquerschnitt, während bei mäßig tiefen
                              									Schächten diese Forderung den tatsächlichen Endsicherheitsfaktoren nahekommt. Die
                              									Festsetzung zweier Faktoren für tiefe Schächte erscheint demnach unzweckmäßig.
                           Mit der Festsetzung nur eines Faktors entsteht aber die Frage, ob ein Seilfahrts-
                              									oder Förderungssicherheitsfaktor vorgeschrieben werden soll. Man wird zunächst
                              									versucht sein, für die Personenfahrt eine bestimmte Sicherheit zu verlangen, da
                              									überdies eine ganze Anzahl von Schächten nur der Seilfahrt dient. Es ist indessen zu
                              									berücksichtigen, daß die Beanspruchung des Seiles bei der Materialienförderung der
                              									größeren Lasten und Beschleunigungen wegen erheblich höher ist als bei der
                              									Seilfahrt. Eine genügend hohe Förderendsicherheit würde demnach auch eine
                              									ausreichende Seilfahrtsicherheit gewährleisten.
                           Die Festsetzung nur eines Sicherheitsfaktors kann nun aber, wie oben angedeutet,
                              									unter Berücksichtigung des unteren oder oberen Seilquerschnitts erfolgen, oder mit
                              									anderen Worten, die zulässige Verminderung der Seilbelastung bei der Seilfahrt kann
                              									auf das Förderkorbgewicht allein oder auf die Gesamtlast (Seilgewicht
                              									eingeschlossen) bezogen werden.
                           Legt man den unteren Querschnitt zugrunde, so kommt die Bedeutung des Seilgewichts
                              									nicht zur Geltung. Bei größeren Schachtteufen wird dann, gleiche Fördersicherheit
                              									vorausgesetzt, die Seilfahrtsicherheit abnehmen. Allerdings nimmt auch dann noch der
                              									additive Sicherheitsüberschuß, das ist der Tragkraftüberschuß des Seiles erheblich
                              									zu. Folgende Zahlen machen das ersichtlich:
                           Bruchfestigkeit des Seiles p – 180 kg/mm2,
                              										\frac{Q_{\mbox{s}}}{Q_{\mbox{f}}}=0,8,
                              									Förderanfangssicherheit = 7,5.
                           
                              
                                 Teufe
                                 m
                                 500
                                 1000
                                 1500
                                 
                              
                                 Seilfahrtanfangssicherheit
                                 
                                 8,95
                                 8,54
                                 8,16
                                 
                              
                                 Tragkraftüberschuß im Seil
                                 kg
                                 83040
                                 11,9650
                                 163900
                                 
                              
                           Die Berücksichtigung des oberen Seilquerschnitts hat für alle Teufen gleichbleibende
                              									Seilfahrtsicherheit zur Folge, ist daher vorzuziehen, wenn auch, den verschiedenen
                              									Teufen entsprechend, das Verhältnis
                              										\frac{Q_{\mbox{s}}}{Q_{\mbox{i}}} in verschiedener Höhe
                              									festgesetzt werden müßte.
                           Bei Seilausgleich durch Unterseil fallen die Unterschiede zwischen der Belastung des
                              									unteren und oberen Querschnitts fort.
                           Für die Festsetzung der absoluten Höhe des Sicherheitsfaktors empfiehlt es sich, dem
                              										Körferschen Vorschlag zu folgen, nach welchem
                              									getrennte Faktoren für Förderkorb- und Seilgewicht aufgestellt werden. Für geringe
                              									Teufen ist indessen dies Verfahren abzulehnen, da es zu unnötig hohen
                              									Endsicherheiten führt. Als Ergebnis weiterer, eingehenderer Untersuchungen wird
                              									daher vorgeschlagen:
                           Die Anfangssicherheit bei der Förderung soll mindestens gleich dem achtfachen Gewicht
                              									des beladenen Förderkorbes zuzüglich des fünffachen Gewichtes des Seiles sein.
                           In Schächten, die nur Seilfahrt haben, soll das Gewicht des beladenen Korbes mit 10
                              									v. H. Erhöhung in die Rechnung eingesetzt werden.
                           In den zur Seilfahrt und Förderung dienenden Schächten soll die nötige größere
                              									Sicherheit für die Seilfahrt dadurch erreicht werden, daß die Belastung des oberen
                              									Seilquerschnitts bei. der Seilfahrt 90 v. H. der Belastung bei der Förderung nicht
                              									unterschreiten darf.
                           Ein Seil ist abzulegen, wenn durch Versuche erwiesen ist oder aus dem Augenschein
                              									geschlossen werden kann, daß sich die Sicherheit an der schlechtesten Stelle
                              									gegenüber der Anfangssicherheit um 20 v. H. verringert hat.
                           M. Schwahn.
                           
                        
                           Der Verein deutscher Werkzeugmaschinenfabriken in
                                 										Düsseldorf veröffentlicht soeben einen Jahresbericht, aus dem wir einige
                              									Mitteilungen hervorheben. Im ersten Halbjahr 1914 betrug die Ausfuhr 39000 t gegen
                              									37000 t im Vorjahre. Mit dem Kriege trat eine völlige Unterbrechung des regelmäßigen
                              									Geschäftsganges ein, die schon durch die Einziehung von etwa 30 v. H. der
                              									Arbeiterschaft zur Fahne verursacht wurde. In den letzten Monaten des Jahres trat
                              									ein bis jetzt anhaltender starker Bedarf an Geschoß-Drehbänken ein, während zugleich
                              									auch wieder mehr Privataufträge eingingen, so daß der Geschäftszweig zu Ende des
                              									Berichtsjahres bis zur Höhe seiner Leistungsfähigkeit beschäftigt war und es auch
                              									jetzt noch ist.
                           Ueber die Aussichten für die Zukunft äußert sich der Bericht dahin, daß es an neuem
                              									Bedarf selbst während einer längeren Dauer des Krieges an Werkzeugmaschinen nicht
                              									fehlen werde, wie sich auch die Eisenindustrie in den letzten Monaten wieder
                              									merklich gehoben und die Weiterverarbeitung von Stahl und Eisen Fortschritte gemacht
                              									habe. Ueber die Ausfuhr von Werkzeugmaschinen nach dem Kriege lasse sich kein
                              									bestimmtesUrteil im Voraus fällen. Ungeachtet des inzwischen erheblich
                              									verstärkten Wettbewerbs Amerikas werde es der deutschen Industrie aller Voraussicht
                              									nach aber in diesem Zweige sowohl, wie in den meisten übrigen von ihr bisher
                              									erfolgreich betriebenen Zweigen gelingen, im Auslande wieder festen Fuß zu fassen.
                              									Eine unumgängliche Voraussetzung dafür sei freilich die Herstellung erträglicher
                              									Zollsätze für Werkzeugmaschinen in den ausländischen Absatzgebieten beim
                              									Friedensschluß. Der Bericht bespricht dann die durch den Krieg notwendig gewordenen
                              									Ausfuhrbeschränkungen für die Werkzeugmaschinen, wobei er die möglichste
                              									Aufrechterhaltung der Ausfuhr nach befreundeten und neutralen Ländern, die jetzt nur
                              									durch Ausnahmebewilligungen möglich ist, als für den Geschäftszweig nötig
                              									bezeichnet, und gegenüber den Sensationsnachrichten über die angebliche Lieferung
                              									von Werkzeugmaschinen über Skandinavien nach dem feindlichen Ausland betont, daß
                              									nach Kenntnis und einmütiger Ueberzeugung des Vorstandes die deutschen
                              									Werkzeugmaschinenfabriken an solchen Lieferungen gänzlich unbeteiligt seien. Er gibt
                              									dann auch eine inzwischen (anfangs Februar) erfolgte Mitteilung des Wolffschen Telegraphenbüros wieder, wonach die Nachricht,
                              									daß ganze Eisenbahnzüge voller Drehbänke nach Rußland gegangen seien, auf
                              									Uebertreibung beruhe und zum mindesten dafür deutsches Material nicht in Betracht
                              									käme. Besondere Anerkennung wird der Tätigkeit des Kriegsausschusses der deutschen
                              									Industrie in Berlin gewidmet.
                           
                        
                           Die technischen Hochschulen im Kriegssemester. An den elf
                              									technischen Hochschulen des Reiches sind in diesem Semester 9996 Studierende
                              									eingeschrieben gegen 12232 im letzten Sommer- und gegen 12698 im vergangenen
                              									Wintersemester. Die Zahl der tatsächlich anwesenden Studierenden ist allerdings sehr
                              									viel geringer, da man annehmen kann, daß bis Anfang des Jahres 1915 mehr als 8000
                              									Studierende unserer technischen Hochschulen ins Feld gerückt sind.