| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Eckstein | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 145 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die deutsche Gasindustrie im Zeichen des Krieges.
                              									Hierüber macht die Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft
                              									in Dessau interessante Mitteilungen, denen wir folgendes entnehmen. Die im Vertrauen
                              									auf die so oft erwiesene Unentbehrlichkeit des Gases von den Gaswerksleitern gehegte
                              									Erwartung, daß die durch den Krieg hervorgerufene gewaltige Erschütterung des
                              									deutschen Wirtschaftslebens den Geschäftsgang bei den Gaswerken nicht in bedeutendem
                              									Maße beeinträchtigen werde, hat sich in vollem Umfang bestätigt. Denn der Rückgang
                              									der Gasabgabe, der in den ersten Kriegsmonaten etwa 5 bis 10 v. H. betragen hatte,
                              									erreichte im September oder Oktober einen Höhepunkt und wurde dann stetig kleiner.
                              									Im Mittel war bei den deutschen Werken der D. C. G. G. die Gasabgabe im
                           
                              
                                 August
                                 September
                                 Oktober
                                 November
                                 Dezember 1914
                                 
                              
                                 um 0,5
                                 6,0
                                 8,4
                                 5,7
                                 5,2 v. H.
                                 
                              
                           geringer als in den gleichen Monaten des Vorjahres. Die
                              									Ausfälle sind in der Hauptsache zurückzuführen auf gewisse, vorwiegend für die
                              									Ausfuhr arbeitende Industriezweige, Glaswerke, Modewarengeschäfte, Bahnhöfe und
                              									namentlich Vergnügungs- und Tanzlokale. Dagegen hat die große Mehrzahl der mittleren
                              									und kleinen Abnehmer ihren Gasverbrauch nur wenig eingeschränkt und sogar die
                              									Erträge der Gasautomaten weisen keinen nennenswerten Rückgang auf. Aus dem
                              									Wiederansteigen des Gasverbrauchs seit dem Ablauf des dritten Kriegsmonats darf man
                              									einen Schluß auf die wachsende Belebung des gewerblichen Lebens in Deutschland
                              									ziehen. Zum Teil rührt die Zunahme des Gasverbrauchs allerdings auch davon her, daß
                              									durch den Krieg selbst den Gaswerken neue Abnehmer zugeführt wurden, wie
                              									Truppen-Verpflegungsstationen und Lazarette mit großem Heizgasbedarf, ferner
                              									Gefangenenlager mit umfangreicher Außenbeleuchtung, und schließlich kamen auch
                              									zahlreiche Haushaltungen, Amtsstuben usw. infolge des Petroleummangels hinzu.
                           Im Gegensatz zu Deutschland haben die Gaswerke im feindlichen und auch im neutralen
                              									Ausland viel größere Ausfälle erlitten und die verminderte Kohlenzufuhr zwang
                              									zahlreiche Werke, so in Frankreich, Rußland, Italien und in der Schweiz, zu
                              									Betriebseinschränkungen. Die Gasgesellschaften in London erhöhten schon im September
                              									die Gaspreise um etwa ½ Pf. für 1 m3. Der erhöhte
                              									Preis der Kohle bedeutet auch für viele deutsche Gaswerkeeine starke Belastung,
                              									und der Arbeitermangel macht sich naturgemäß am meisten bei den kleineren Werken
                              									bemerkbar, die keine Vertikalretorten- oder Kammeröfen, keine Wassergasanlagen und
                              									keine mechanischen Transporteinrichtungen besitzen und daher nicht ohne gelernte
                              									Arbeiter auskommen können. Ein Mangel an Gasverbrauchsapparaten, wie
                              									Beleuchtungskörpern, Messingfittings, Glühkörpern und Beleuchtungsgläsern, ist auch
                              									bei längerer Dauer des Krieges nicht zu befürchten, wenn auch eine Verteuerung
                              									mancher Artikel eintreten wird. Allerdings werden die wirtschaftlichen Erfolge der
                              									deutschen Gasindustrie während des Krieges und wohl auch noch einige Jahre danach
                              									hinter den bisherigen merklich zurückbleiben. (Chemiker-Zeitung 1915, S. 81 u.
                              									82.)
                           Sander.
                           
                        
                           Diesellokomotive. Die Versuchsfahrten mit der ersten
                              									Diesellokomotive (D. p. J. Bd. 328 S. 760), die auf der Strecke Berlin–Mansfeld
                              									ausgeführt wurden, sind im Frühjahr 1914 wegen Beschädigung der Hauptmaschine
                              									unterbrochen worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 145
                              Abb. 1.
                              
                           Bemerkenswert bei dieser Lokomotive ist noch der Massenausgleich, der, um einen
                              									ruhigen Lauf des Fahrzeuges zu erhalten, mit besonderer Sorgfalt ausgeführt ist. Je
                              									zwei gegenüberliegende Zylinder (Abb. 1) der
                              									Vierzylinder-Hauptmaschine in V-Anordnung liegen in einer gemeinsamen Ebene und
                              									wirken auf einen gemeinsamen Kurbelzapfen. Je zwei Zylinder T sind unter 90° zueinander und alle zusammen unter 45° zur Gleisebene
                              									geneigt. Die Kurbelwelle ist zwischen den Rahmenblechen eingepaßt und macht bei
                              									einer Fahrt von 100 km/Std. 304 Uml./Min. Sie ist in dem aus Stahlguß hergestellten
                              									Maschinenfundament dreimal gelagert und besitzt zwei unter 180° versetzte
                              									Arbeitskurbeln. An den Enden der Kurbelwelle sind zwei mit Ausgleichmassen G
                              									versehene Kurbelscheiben aufgepreßt. Durch diese Anordnung werden die Massenkräfte der
                              									hin- und hergehenden Triebwerksteile durch die Zentrifugalkräfte der Kurbeln,
                              									Kuppelstangen und entsprechenden Ausgleichsmassen ausgeglichen (D. R. P. Nr. 210385
                              									und 199220).
                           Die Beschleunigungsdrücke Q der hin- und hergehenden
                              									Massen M berechnen sich zu:
                           Q = M . r . w2 . cos α + M . r .
                                 										w2 . λ
                                 										. cos 2 α,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 146
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 146
                              Abb. 3.
                              
                           wo r der Kurbelradius, w die Winkelgeschwindigkeit bedeutet. Der erste
                              									Ausdruck der Gleichung bezieht sich auf die primären Kräfte bei Annahme unendlich
                              									langer Schubstangen, das zweite Glied bezieht sich auf die sekundären Kräfte, die
                              									durch die endliche Länge der Schubstange entstehen. Bei Betrachtung zweier um 90°
                              									gegeneinander geneigter Zylinder ergibt die primäre Kraft
                           links:   M r w2 cos α,
                           rechts: M r w2
                              									cos (α + 270°) = – M r
                                 										w2 sin α.
                           Die Resultierende wird dann:
                           
                              M\,r\,w^2\,\sqrt{cos^2\,\alpha+sin^2\,\alpha}=M\,r\,w^2.
                              
                           Daraus folgt, daß die primäre Kraft für alle Drehwinkel gleich
                              									groß bleibt (Abb. 2), sie läßt sich also durch die
                              									Gegengewichte G vollständig ausgleichen. Die
                              									Gegengewichte können dann auch noch zum Ausgleich der Zentrifugalkräfte der
                              									Kuppelstangen und der Kurbelwelle dienen. In den Triebrädern sind dann noch
                              									dementsprechende Gegengewichte für die rundlaufenden Massen angebracht. Die
                              									sekundären Kräfte der Triebwerkteile der Hauptmaschine sind nicht ausgeglichen. Sie
                              									ergeben bei jeder Kurbelstellung nur eine wagerecht gerichtete Resultierende. Es
                              									entstehen dadurch aber weder senkrechte Schwingungen, noch schlingernde Bewegungen,
                              									da die Resultierenden bei beiden Kurbeln jeweils gleich gerichtet, sind (Abb. 3).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 146
                              Abb. 4.
                              
                           Als Hilfsmaschine dient eine stehende Zweizylinder-Zweitaktdieselmaschine (Abb. 4) von 250 PS (H).
                              									Anden beiden um 180° versetzten Kurbeln greifen zugleich auch die Schubstangen
                              									der beiden liegend angeordneten mehrstufigen Luftpumpen K an. Die primären Kräfte werden durch Gegengewichte in den beiden
                              									Schwungrädern ausgeglichen. Die sekundären Massenkräfte der Hilfsmaschinen finden
                              									ihren Ausgleich durch die kleinen Schwungmassen M1. Die Massen M1 besitzen dabei eine doppelt so
                              									große Drehzahl als die Kurbelwelle. (Glasers Annalen f. Gewerbe und Bauwesen 1914 S.
                              									127 bis 131.)
                           W.
                           
                        
                           Ueber die Explosibilität von Luft-Ammoniak-Gemischen haben
                              									E. Schlumberger und W. Piotrowski nähere Untersuchungen angestellt. Die Veranlassung hierzu gab
                              									eine Explosion, die durch das Ausströmen von Ammoniak aus einer defekt gewordenen
                              									Kältemaschine erfolgt war. Die Explosibilität von Sauerstoff-Ammoniak-Mischungen ist
                              									bereits vor mehr als 100 Jahren von Henry erkannt worden
                              									und in der Folge von mehreren Forschern näher studiert worden, dagegen wurden
                              									Gemische von Ammoniak mit Luft bisher allgemein für nicht
                              									explosiv gehalten. Der Grund, weshalb die Explosibilität solcher Mischungen bisher
                              									nicht beobachtet wurde, liegt nach Ansicht der Verfasser in der ungünstigen Auswahl
                              									der zu den früheren Versuchen verwendeten Gefäße sowie in der Art der Zündung. Sie
                              									verwendeten als Explosionsgefäß einen kugelförmigen Glaskolben, weil in einem
                              									kugeligen Gefäß die Verbrennung am vollständigsten verläuft. Die Zündung geschah mit
                              									Hilfe eines Induktionsfunkens, und zwar an Platinelektroden, die in Glasröhren
                              									eingeschmolzen und mittels eines Gummistopfens in die Mitte des Explosionsgefäßes
                              									eingeführt waren; der Abstand der Elektroden voneinander betrug 6 mm. Um nur einen
                              									Funkenschlag von wohldefinierter Stärke zu erhalten, wurde im Primärstromkreis ein
                              									Pendelunterbrecher, dessen Konstruktion näher beschrieben wird, angewandt. Das zu
                              									den Versuchen verwendete Ammoniak wurde aus einer Bombe entnommen und war
                              									hundertprozentig. Es zeigte sich die auch bei anderen Gasen gemachte Beobachtung,
                              									daß Gemische von völlig trockenem Ammoniak und über Phosphorpentoxyd getrockneter
                              									Luft nicht explodierten, wogegen eine Spur von Feuchtigkeit schon eine Explosion
                              									möglich machte. Der 500 ccm fassende Explosionskolben wurde mit Hilfe einer
                              									Wasserstrahlpumpe bis auf einen Druck von etwa 12 mm luftleer gemacht, dann wurde
                              									eine abgemessene Menge Ammoniakgas eingelassen und hierauf Luft, die mittels
                              									Chlorkalzium und Schwefelsäure getrocknet war, eingeleitet. Sodann wurde das
                              									Gasgemisch kräftig durchgeschüttelt und durch den Induktionsfunken zur Explosion
                              									gebracht. Auf diese Weise ergab sich ein Explosionsbereich von 16,5 bis 26,8
                              									Volumprozenten Ammoniak. Zum Vergleich wurden auch verschiedene
                              									Ammoniak-Luft-Gemische in der Bunte-Bürette zur Explosion gebracht, es zeigte sich
                              									jedoch bei dieser Versuchsanordnung keine eigentliche Explosion, sondern nur eine
                              									fortschreitende Verbrennung, und zwar wurde zwischen den Grenzen von 19 bis 25 v. H.
                              									Ammoniak das
                              									Auftreten einer Flamme beobachtet. Weitere Versuche über den Einfluß verschiedener
                              									Gefäßformen und Gefäßgrößen, sowie des Elektrodenmaterials, der Zündungsart und des
                              									Feuchtigkeitsgehaltes der Gase auf die Größe des Explosionsbereiches sind im Gange.
                              									(Journal für Gasbeleuchtung 1914 S. 941 bis 943.)
                           Sander.
                           
                        
                           Wirtschaftlichkeit von Schiffsturbinenanlagen mit
                                 										Rädergetriebe. Die wirtschaftlichen Aussichten, welche die Verwendung von
                              									Turbinen mit Zahnräderübersetzung für den Schiffsantrieb eröffnet, werden durch
                              									einige Zahlenangaben beleuchtet, die einem im Journal of the American Society of
                              									Naval Engineers (November 1914) veröffentlichten Aufsatz von W. W. Smith entnommen sind. Nachdem bereits mehrfach
                              									Rädergetriebe gebaut und erprobt sind, die mit einem Ritzel eine Leistung von 6000
                              									PS und mehr übertragen, scheint seine Verwendung für Schiffsturbinenanlagen größter
                              									Leistung nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Im Hinblick hierauf ist die
                              									Vergleichstafel, Tab. 1, von Interesse, die für einen Schnelldampfer vom
                              									Vaterland-Typ einmal bei direktem Turbinenantrieb, sodann bei indirektem
                              									Turbinenantrieb mit Rädergetriebe aufgestellt ist. Bei gleicher effektiver
                              									Schubleistung wie bei der ausgeführten Anlage verringert sich die Turbinenleistung
                              									bei der indirekt wirkenden Turbinenanlage durch die angenommene Verbesserungdes
                              									Propellerwirkungsgrades von 73000 PS auf 67400 PS, so daß unter Annahme von zwei
                              									Ritzeln für jedes Getriebe der Vierwellenanlage jedes Ritzel rund 8400 PS überträgt.
                              									Diese Leistung ist also nicht erheblich größer als bei den größten bereits
                              									ausgeführten Getrieben.
                           Einen Maßstab für den durch Einbau einer indirekt wirkenden Turbinenanlage
                              									erzielbaren wirtschaftlichen Gewinn gibt die Erhöhung des Jahresverdienstes. Sie
                              									errechnet sich aus der Verminderung der Kohlenkosten und der Löhne des
                              									Heizraumpersonals, den verringerten Kosten für Verzinsung, Versicherung und Tilgung,
                              									der Verringerung der Reparatur- und Unterhaltungskosten und schließlich aus der
                              									Erhöhung des Betriebsgewinnes durch die Ausnutzung des ersparten Maschinen- und
                              									Kohlengewichtes, das der Vergrößerung der Ladefähigkeit zugute kommt, zu nicht
                              									weniger als etwa 3½ Mill. Mark.
                           Ein wichtiges Arbeitsfeld eröffnet das Uebersetzungsgetriebe der Turbine auf dem
                              									Gebiete des Frachtdampferbaues, das die Kolbenmaschine bisher unumschränkt
                              									beherrschte. Einen Ueberblick über die hier zu erwartenden wirtschaftlichen Gewinne
                              									gibt die für zwei verschiedene Frachtdampfertypen aufgestellte Vergleichstafel, Tab.
                              									2.
                           Größere Bedeutung als für den Handelsschiffbau dürfte der indirekte Antrieb für den
                              									Kriegsschiffbau haben. Neben dem betriebswirtschaftlichen Vorteil, der
                           Tabelle 1
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 147
                              Direkter Turbinenantrieb;
                                 										Turbinenantrieb mit Rädergetr.; Ersparnis beim Turbinenantrieb mit
                                 										Rädergetriebe; absolut; v. H.; Propellerdrehzahl i. d. Min. bei 23,5 kn
                                 										Geschwindigkeit; Hochdruckturbine; Drehzahl der Turbinen i. d Min.;
                                 										Niederdruckturbine; Uebersetzungsverhältnis; Propellerwirkungsgrad;
                                 										Schubleistung für 23,5 kn Geschwindigkeit; Effektive Leistung für 23,5 kn
                                 										Geschwindigkeit (gemessen an Propellerwelle); Spez. Dampfverbrauch bez. auf die
                                 										effektive Leistung; Hauptmaschinen allein; Hauptmaschinen einschl. Hilfsmasch.;
                                 										Spez. Dampfverbrauch bez. auf die Schubleistung; Hauptmaschinen allein;
                                 										Hauptmaschinen einschl. Hilfsmasch.; Spez. Kohlenverbrauch bez. auf effekt.
                                 										Leistung; für einen Tag; Kohlenverbrauch; für eine Reise (3520 Seemeilen); für
                                 										ein Betriebsjahr (24 Reisen); Kohlenkosten gerechnet mit 13,50 M/t; für einen
                                 										Tag; für eine Reise; für ein Betriebsjahr; Löhne für Heizraumpersonal;
                                 										Gesamtkosten der Maschinen- und Kesselanlage; Zinsen, Versicherung, Tilgung,
                                 										Reparatur- und Unterhaltungskosten; Gewicht der Maschinen- und Kesselanlage;
                                 										Gewicht der erforderlichen Kohlen (Bunkerinhalt); Gesamtgewicht der Maschinen-
                                 										und Kesselanlage einschl. Kohlen; Erforderliche Bodenfläche der Turbinenanlage;
                                 										Bemerkung: Die angegebenen Dampf- und Kohlenverbrauchswerte gelten für einen
                                 										verfügbaren Kesselüberdruck von 16,5 kg/cm2,
                                 										95 v. H. Vakuum und unter Annahme neunfacher Verdampfung.
                              
                           
                           Tabelle 2
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 148
                              a) Großer mäßig schneller
                                 										Frachtdampfer; b) Langsamer Frachtdampfer; Kolbenmasch-Antrieb; Indirekter
                                 										Turbinenantrieb; Ersparnis d. ind. Antr. v. H.; Spez. Dampfverbrauch einschl.
                                 										Hilfsmaschinen; bez. auf indiz. bzw. äquiv. Leistung kg/PS-Std.; bez. auf eff.
                                 										Leistung a. d. Prop.-Welle; Spez. Kohlenverbrauch einschl. Hilfsmaschinen;
                                 										Gewicht der Maschinenanlage; Bemerkung: Der Kohlenverbrauch ist errechnet unter
                                 										Annahme einer zehnfachen Verdampfung.
                              
                           Tabelle 3
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 148
                              a) Linienschiff; b) Zerstörer;
                                 										Direkter Turbinenantrieb; Indirekter Turbinenantrieb; Ersparnis d. ind. Antr. v.
                                 										H.; Propellerdrehzahl in der Minute; Spez. Dampfverbrauch der Hauptmaschine bez.
                                 										auf eff. Schubleistg.; bei Volldampfleistung kg/PS-Std.; bei Marschleistung;
                                 										Gewicht; Turbinenanlage; Kessel und zugehörige Hilfsmaschine; Hauptmaschine und
                                 										Kesselanlage; Schiffshilfsmaschinen; Gesamte Maschinenanlage; Brennstoff;
                                 										Gesamte Maschinenanlage einschl. Brennstoff; Bemerkung: Die für Marschleistung
                                 										angegebenen Dampf Verbrauchswerte gelten bei der Linienschiffsanlage für rund 19
                                 										kn Geschwindigkeit, bei der Zerstöreranlage für rund 25 kn.
                              
                           in der Vergrößerung der Dampfstrecke zutage tritt, fällt hier
                              									die mögliche Ersparnis an Gewicht und Platz, die für die Verstärkung von Bewaffnung
                              									und Panzerung nutzbar gemacht werden kann, recht erheblich ins Gewicht. Die
                              									angefügte Vergleichstafel, Tab. 3, zwischen direktem Turbinenantrieb und
                              									Turbinenantrieb mit Rädergetriebe läßt dies bei den behandelten beiden Schiffstypen,
                              									einem Linienschiff von 21 kn Geschwindigkeit und einem Zerstörer von 30 kn, deutlich
                              									erkennen. Die angegebenen Dampfverbrauchswerte sind mit Rücksicht auf den
                              									verschieden hohen Propellerwirkungsgrad bei direktem und indirektem Antrieb auf die
                              									nutzbar gemachte Schubleistung bezogen; sie geben also die Möglichkeit eines
                              									direkten Vergleichs der jeweiligen Dampfökonomie.
                           Von größter Wichtigkeit für Kriegsschiffsanlagen, die im Gegensatz zu
                              									Handelsschiffsanlagen nur vorübergehend mit der Volldampfleistung arbeiten, ist der
                              									Dampfverbrauch bei verringerter Leistung. Die Zahlenwerte der Tab. 3 zeigen, daß
                              									gerade unter Marschfahrtverhältnissen der Vorteil des indirekten Turbinenantriebes
                              									in erhöhtem Maße in die Erscheinung tritt.
                           Kraft.
                           
                        
                           Amerikanische Dampflokomotiven. Ueber amerikanische
                              									Dampflokomotiven großer Leistung wurde bereits in D. p. J. Bd. 330 S. 112 berichtet.
                              									Von den Baldwin Lokomotivwerken in Philadelphia wurde nun
                              									für die Erie-Bahn eine Lokomotive der Centipede-Bauart gebaut, die die stärkste
                              									Dampflokomotive der Gegenwart darstellt. Sie ist für den Schiebedienst auf einer 13
                              									km langen Steigung von 11 v. T. bestimmt. Diese Lokomotive mit gewaltiger Zugkraft,
                              									wie sie amerikanischen Verhältnissen entspricht, ist eine Triplex-Malletlokomotive.
                              									Wie die Abb. zeigt, ist an die 2-8-8 Malletanordnung eine dritte Triebradgruppe 8-2
                              									angefügt, auf der der Tender ruht. Auf diese Weise wird auch das Tendergewicht als
                              									Reibungsgewicht ausgenutzt. Das Gesamtgewicht der Maschine mit Tender ist etwa 390
                              									t, die größte Achsbelastung 30 t, das gesamte Reibungsgewicht etwa 345 t. Mit einer
                              									angenommenen Reibungsziffer von 1/4,5 ergibt sich für die vordere und mittlere
                              									Triebradgruppe eine Zugkraft von je 26000 kg, für die hintere Triebradgruppe bei
                              									verringerten Wasser- und Kohlenvorräten eine solche von 20000 kg, so daß die gesamte
                              									Zugkraft der Lokomotive etwa 72000 kg beträgt.
                           
                           Die Gestellrahmen sind als Barrenrahmen aus Vanadiumstahl hergestellt. Der
                              									Dampfkessel ruht fest auf dem Mittelgestell. Der Tenderkasten mit Wasser- und
                              									Kohlenvorräten ist mit dem hinteren Gestell verbunden. Die Feuerbüchse enthält einen
                              									Rost von 3,65 m Länge, durch besondere in der Feuerbrücke eingelegte Röhren wird
                              									hier vorgewärmte Zusatzluft zugeführt. Es ist eine mechanische Feuerungseinrichtung
                              									vorgesehen. Der Dampfkessel besitzt einen Schmidtschen
                              									Ueberhitzer von 53 Elementen mit 142 m2
                              									Heizfläche, die Rohrheizfläche beträgt 600, die Rostfläche 8,4 m2. Die Triebwerkteile (Zylinder, Trieb- und
                              									Kuppelräder) sind einander gleich ausgeführt. Die Triebräder haben 1,6 m ∅, die
                              									Zylinder 915 mm, bei 812 mm Hub.
                           Der überhitzte Dampf wird zuerst durch feste Rohrleitungen in die Hochdruckzylinder
                              									des Mittelgestells geleitet. Vom rechtseitigen dieser Zylinder fließt der Dampf in
                              									die beiden Zylinder des Vordergestells, vom linksseitigen in diejenigen des
                              									Hintergestells. Die Dampfzylinder besitzen Heusinger-Steuerung mit Kolbenschiebern für Inneneinströmung. Der aus den
                              									vorderen Zylindern ausströmende Dampf geht in üblicher Weise durch das Blasrohr, der
                              									Abdampf des hinteren Zylinderpaares wird in einen unter dem Tenderkasten
                              									befindlichen Speisewasservorwärmer geleitet. Zur Förderung des auf 95° vorgewärmten
                              									Speisewassers in den Dampfkessel dienen zwei Warmwasserpumpen. (Schweizer Bauzeitung
                              									1915 S. 29 bis 31.)
                           W.
                           
                        
                           Frühzündungen bei Hochofengasmaschinen. Bei einer
                              									Hochofengasmaschinenanlage traten zuweilen Frühzündungen auf, die bei der
                              									sorgfältigen Ueberwachung der Maschinen nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, nur
                              									auf die glimmenden Schmierölreste und Staubkrusten zurückzuführen sind. Die Ursachen
                              									hierzu sind vielmehr in der Aenderung der Zusammensetzung des Gichtgases bzw. des
                              									Ladegemisches zu suchen.
                           Das Gichtgas eines jeden Hochofens bei diesem Eisenwerk geht zunächst durch einen
                              									Trocken- und dann durch einen Naßreiniger, die den Staubgehalt des Gases auf 1,00
                              									bis 0,8 g/m3 verkleinern. Die so vorgereinigten
                              									Hochofengase werden dann in einen gemeinsamen Sammelkanal geleitet. Das für den
                              									Gasmaschinenbetrieb notwendige Gas wird durch drei Rohrstränge, die in den
                              									Sammelkanal gleichmäßig einmünden, nach je vier GruppenZentrifugalwaschern
                              									geleitet, in denen der Staubgehalt des Hochofengases auf
                              									0,04 bis 0,03 g/m3 verkleinert wird. Die
                              									Gasmaschinenanlage besteht aus:
                           
                              1. Elektrische Zentrale, mit Drehstrom 5000 Volt. Drei
                                 										doppeltwirkende Viertaktmaschinen zu 1200 PS, zwei desgleichen zu 2200
                                 										PS;
                              2. Antriebsmaschinen für die Drahtstraße. Eine doppeltwirkende
                                 										Zweitaktmaschine zu 2000 PS;
                              3. Gasgebläsemaschinen. Zwei einfachwirkende
                                 										Viertaktgasmaschinen mit je einem Zylinder zu 600 PS; eine einfachwirkende
                                 										Viertaktmaschine in Zwillingstandemanordnung zu 1200 PS; eine doppeltwirkende
                                 										Viertaktmaschine in Zwillingstandemanordnung zu 3200 PS; drei doppeltwirkende
                                 										Viertaktmaschinen in Zwillingstandemanordnung zu 2000 PS.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 149
                              
                           Das Auftreten der Frühzündungen ist ziemlich regellos. Oft werden davon nur die zur
                              									elektrischen Zentrale gehörigen Maschinen betroffen, oft treten aber solche
                              									Zündungen nur an einzelnen Maschinen, sogar nur an einzelnen Zylinderseiten auf.
                              									Alle Maschinen werden hiervon in gleicher Weise in Mitleidenschaft gezogen, so daß
                              									nicht behauptet werden kann, daß eine besondere Gasmaschinenbauart Neigung zur
                              									Frühzündung hätte. Manchmal treten die Frühzündungen nur einzeln auf, manchmal aber
                              									so stark, daß der Parallelbetrieb der elektrischen Zentrale gefährdet wird.
                           Um nun feststellen zu können, daß die Frühzündungen von der Zusammensetzung des
                              									Hochofengases abhängen, wurden in jedem Maschinenraum Anordnungen zur schnellen
                              									Probeentnahme des Gases aus der Leitung getroffen. Wenn die Frühzündungen nur
                              									einzeln auftreten, ist es naturgemäß nicht sicher, daß man eine für das
                              									Frühzündungsgas charakteristische Probe erhält. Dabei ist noch zu berücksichtigen,
                              									daß infolge der Frühzündungen die Maschinen sehr heiß werden und mehr zu
                              									Frühzündungen neigen, auch wenn wiederum in die Maschine normales Hochofengas
                              									eintritt. Die erhaltenen Gasproben enthalten fast immer etwas Sauerstoff, der wohl
                              									kaum aus dem Hochofen stammt, sondern durch Undichtigkeiten in den Rohrleitungen
                              									oder durch Fehler während der Probeentnahme zum Hochofengas hinzugekommen ist.
                              									Dementsprechend ist bei der Analyse des Gichtgases dieser Sauerstoff in Abzug zu
                              									bringen, ebenso die entsprechende vierfache Stickstoffmenge. Die so aus der
                              									chemischen Analyse errechneten Werte in v. H. sind in der Tabelle
                              									zusammengestellt. Der dabei angeführte Sauerstoffprozentsatz gibt den Prozentsatz
                              									des Qases vor der Umrechnung an.
                           
                              
                                 Datum
                                 CO2
                                 CO
                                 H
                                 N
                                 O
                                 
                              
                                 Normal
                                 11,3
                                 26,7
                                 3,7
                                 58,3
                                 –
                                 
                              
                                 20. 8.
                                 9,8
                                 26,6
                                 8,1
                                   55,55
                                 –
                                 
                              
                                 27. 8.
                                 13,06
                                   26,12
                                   5,41
                                   55,41
                                 0,4
                                 
                              
                                   5. 9.
                                 11,37
                                   24,63
                                   7,79
                                   56,21
                                 0,4
                                 
                              
                                   7. 1.
                                   6,74
                                   30,32
                                   7,26
                                   55,68
                                 1,0
                                 
                              
                                   9. 1.
                                   7,89
                                   25,83
                                   3,94
                                   61,11
                                 5,8
                                 
                              
                                 11. 1.
                                   7,03
                                   28,13
                                   9,34
                                   55,50
                                 1,8
                                 
                              
                                 11. 1.
                                   7,22
                                   30,10
                                   4,12
                                   58,56
                                 0,6
                                 
                              
                                 16. 1.
                                 9,4
                                 27,8
                                 4,5
                                 58,3
                                 –
                                 
                              
                                 16. 1.
                                 10,71
                                   27,27
                                   3,64
                                   58,38
                                 0,2
                                 
                              
                                 22. 2.
                                   8,16
                                   27,35
                                   8,06
                                   56,43
                                 0,4
                                 
                              
                           Aus dieser Tabelle kann entnommen werden, daß der Wasserstoffgehalt des
                              									Frühzündungsgases durchschnittlich höher als derjenige des normalen Gichtgases ist.
                              									Sämtliche Frühzündungen lediglich auf wasserstoffreiches Gemisch zurückführen zu
                              									wollen, scheint aber nicht berechtigt zu sein.
                           Wasserstoffreiches Gemisch kann nun durch ungar vergichteten Koks entstehen, der bei
                              									hoher Temperatur eine gewisse Menge Wasserstoff abspaltet. Dies erscheint aber
                              									unwahrscheinlich, denn es müßte dabei auch ein derart hoher Prozentsatz von C O
                              									entstehen, wie er in Wirklichkeit beim Hochofengas nicht vorkommt. Außerdem würde
                              									auch die Abspaltung des Wasserstoffes aus dem Koks gleichmäßiger erfolgen, so daß
                              									das plötzliche Auftreten von Frühzündungen dadurch nicht erklärt werden kann.
                              									Schließlich müßte dabei auch Methan entstehen, das ist aber im Gichtgas nicht zu
                              									finden.
                           Wasserstoffreiches Gemisch kann auch durch Zersetzung von Wasser entstehen, bei
                              									höheren Temperaturen. Der im oberen und mittleren Teile des Hochofens zersetzte
                              									Wasserdampf stammt aus der Nässe der Beschickung. Die plötzlich stark auftretenden
                              									Frühzündungen weisen darauf hin, daß eine momentane Zersetzung größerer
                              									Wasserdampfmengen stattfindet. Der die Zersetzung des Wasserdampfes ausführende
                              									Kohlenstoff muß dabei in fein verteiltem glühendem Zustande, also in Rußform
                              									vorhanden sein. Solcher Kohlenstoff entsteht sicherlich beim Hängenbleiben des
                              									Ofens. Stürzt dann die Beschickung nach, so wird die glühende Rußwolke beim Abziehen
                              									durch die Gicht den Wasserdampf zersetzen. Frühzündungen sind somit besonders beim
                              									Stürzen oder ruckweisen Ziehen des Hochofens zu erwarten. Die Betriebserfahrungen
                              									bestätigen dies. Zur Vermeidung von Frühzündungen ist eine gute Kühlung des Gases
                              									und ebenso eine gute Zwischenkühlung des Gasgemisches auch in den Pumpen
                              									vorteilhaft. Hochofengase mit sehr geringem Staubgehalt, der besonders durch
                              									Trockenreinigung erreicht wird, zeigen stets weniger Neigung zur Bildung von
                              									Frühzündungen. (Stahl und Eisen 1915, S. 65–71.)
                           W.
                           
                        
                           Zur Untersuchung von Formsand. Wenn sich in
                              									Gußstücken Hohlräume und andere Gußfehler zeigen, ohne daß die Analyse des Metalls
                              									auf eine fehlerhafte Zusammensetzung schließen läßt, so muß der Formsand untersucht
                              									werden. Zu diesem Zwecke bestimmt man in der Regel die Größe und Gestalt der Körner,
                              									die Wasserdurchlässigkeit von gestampften und getrockneten Sandproben, sowie die
                              									chemische Zusammensetzung des Sandes, und gewinnt hierdurch bis zu einem gewissen
                              									Grade einen Anhalt über die Güte des Formsandes und seine Brauchbarkeit. Dieses
                              									Prüfungsverfahren läßt jedoch in vielen Fällen nicht mit Sicherheit erkennen, ob ein
                              									Material brauchbar ist oder nicht, weil es keine Auskunft über die Frage gibt, ob
                              									der Sand auch in Berührung mit dem stark überhitzten, flüssigen Metall durchlässig
                              									bleibt, was durchaus nicht immer der Fall ist. Für diese Frage ist es dann wichtig,
                              									die mineralogische Zusammensetzung des Formsandes zu kennen, vor allem zu wissen, ob
                              									die Tonerde als Ton oder als ein Tonerdesilikat vorhanden ist. Da dies nicht ohne
                              									Schwierigkeit zu entscheiden ist, erscheint ein Vorschlag von A. Schmid zur
                              									schnellen Beurteilung der Brauchbarkeit eines Formsandes bemerkenswert (Stahl u.
                              									Eisen 34. Jahrg, S. 1428).
                           Danach wird zunächst eine Durchschnittsprobe des Sandes von etwa ½ kg angefeuchtet,
                              									zerrieben, gut durchgemischt und ein Teil davon bis zur Erreichung der Knetbarkeit
                              									mit Wasser versetzt. Schon hierbei lassen sich deutliche Unterschiede erkennen. Der
                              									eine Sand zeigt gleichmäßige Beschaffenheit, feine, scharfkantige Körner, und ist
                              									mit wenig Wasser leicht formbar. Ein anderer läßt neben groben Körnern erdige
                              									Knötchen fühlen und läßt sich auch mit mehr Wasser nicht gut kneten. Andere Sande
                              									wieder zeigen Uebergangserscheinungen, die nach einiger Uebung leicht unterschieden
                              									werden können.
                           Die so vorbereitete Probe wird dann in ein Porzellanschiffchen gebracht und die
                              									Oberfläche glattgestrichen. Gute Sande lassen sich leicht glätten, sind elastisch,
                              									und ihre Oberfläche ist nachher matt und feinkörnig. Magere Sande lassen sich nicht
                              									gut streichen, fette kleben, reißen auf und geben glänzende Oberflächen.
                           Weiter trocknet man bei 140° C. Gute Sande werden hierbei fest, ohne sich äußerlich
                              									wesentlich zu verändern. Schlechte Sande schwinden stark und geben oft Risse. Sind
                              									sie zu mager, so werden sie zu locker.
                           Um endlich einen Anhalt über die Durchlässigkeit zu gewinnen, läßt Schmid einen
                              									Tropfen Wasser auf die getrocknete Probe fallen. Je nach der Güte des Sandes wird
                              									der Wassertropfen mehr oder weniger schnell von ihm aufgesaugt.
                           Die Prüfung auf Feuerbeständigkeit erfolgt in einem elektrischen Ofen bei 1350°C
                              									während ½ Stunde. Das Aussehen der Probe nach dem Brande ist für die Güte maßgebend.
                              									Gute Sande zeigen keine Schwindung, ihre Oberfläche ist feinkörnig und eben. Je
                              									schlechter das Material, um so mehr ist es geschwunden, gesintert und verglast. Auch
                              									zeigt schlechter Sand oft Rißbildung und Aufblähungen.
                           
                           Ergebnisse der Formsandprüfung.
                           
                              
                                 Nr.
                                 
                                    
                                    
                                    Analyse
                                    
                                 Glüh-verlustv.H.
                                 Beobachtungen beim
                                 Wasser-aufnahme nachdem
                                    											Trocknen
                                 Beobachtungennach demGlühen
                                 Wasser-aufnahme nachdem
                                    											Glühen
                                 
                              
                                 SiO2
                                 Fe2O3
                                 Al2O3
                                 CaO
                                 MgO
                                 Formen
                                 Trocknen
                                 
                              
                                 1
                                 75,03
                                 3,15
                                 13,55
                                 Spur
                                 0,83
                                 4,75
                                 Ziemlich fein-körnig. Gut bild-sam.
                                    											Etwasklebrig
                                 Risse, ohne sonstzu schwindenHart
                                 Rasch
                                 Glasiert. Starkaufgebläht
                                 Keine Aufnahme
                                 
                              
                                 2
                                 82,09
                                 2,82
                                 10,12
                                 0,36
                                 0,61
                                 2,07
                                 Gleichmäßig.Ziemlich fein-körnig. Mit
                                    											vielWasser gut bild-sam. Etwasklebrig
                                 Keine Risse.Hart
                                 Rasch
                                 Glasiert. Starkaufgebläht
                                 Sehr langsam
                                 
                              
                                 3
                                 75,81
                                 4,00
                                 10,40
                                 0,32
                                 0,72
                                 3,04
                                 Feinkörnig. Mitviel Wasser gutbildsam.
                                    											Wenigerklebrig als Nr. 1
                                 Keine Risse.Hart
                                 Sehr rasch
                                 Unverändert
                                 Sehr rasch
                                 
                              
                                 4
                                 83,67
                                 2,19
                                 7,36
                                 0,25
                                 0,35
                                 1,53
                                 Sehr feinkörnigSehr gleichmäßigGut bildsam
                                    											mitziemlich vielWasser
                                 Keine Risse.Hart
                                 Sehr rasch
                                 Unverändert
                                 Sehr rasch
                                 
                              
                           Ausschlaggebend für die Verwendbarkeit ist jedoch erst die Durchlässigkeitsprüfung
                              									mit der geglühten Probe. Je schneller ein auf diese gebrachter Wassertropfen
                              									verschwindet, um so besser ist der Sand.
                           Zum Beweis dessen, daß die Analysenwerte allein bei der Beurteilung von Formsanden
                              									wenig nutzen, und daß sich die Ergebnisse der beschriebenen Untersuchungsmethode,
                              									obgleich sie keine Zahlenwerte lieferte, eindeutig ausdrücken lassen, gibt Schmid einige Beispiele, die in vorstehender Tabelle
                              									wiedergegeben sind:
                           Es handelt sich dabei um vier Sande, die mit Nr. 1 bis 4 bezeichnet sind. Die
                              									Ergebnisse zeigen, daß Nr. 4 der beste Formsand ist. Die Anwendung der Sande Nr. 1
                              									und 2 ergab Fehlgüsse trotz guter Zusammensetzung des Eisens. Sand Nr. 2 hat zwar
                              									eine gegenüber Nr. 3 günstigere chemische Zusammensetzung: mehr Kieselsäure bei
                              									gleichem Tonerdegehalt und weniger Eisenoxyd bei geringerem Glühverlust. Dennoch
                              									zeigte er sich unbrauchbar, als beim Glühen die gefährliche Eigenschaft des
                              									Verglasens zutage trat.
                           Das Verfahren läßt sich sowohl bei Sanden für Trockenformen und feuchte Formen, wie
                              									bei Kernsandmischungen und beim Prüfen von Kernbindemitteln verwenden.
                           Loebe.
                           
                        
                           Amerikanische und deutsche Anordnung technischer
                                 										Zeichnungen. Es ist bekannt, daß für die Anordnung der einzelnen Ansichten
                              									oder Projektionen, mit denen wir auf unseren technischen Zeichnungen Maschinen oder
                              									deren Teile darstellen, in Nordamerika ein anderer Brauch herrscht als bei uns.
                              									Deutlicher als Worte wird die Darstellung eines Maschinenteils den Unterschied
                              									kennzeichnen (Abb. 1 und 2). In Deutschland „klappt“ man den darzustellenden Gegenstand aus
                              									der Hauptstellung zur Seite und projiziert ihn dann aufs Papier, in Amerika setzt
                              									man die Ansicht von links auf die linke Seite, die von rechts auf die rechte. Beide
                              									Verfahren haben wohlgenau die gleiche Berechtigung. Wo sie üblich sind, werden
                              									sie jedenfalls von den Beteiligten, d.h. vom Ingenieur und vom Arbeiter wohl
                              									verstanden, wenn sie mit Aufmerksamkeit und Verständnis betrachtet werden, Irrtümer
                              									können, da Irren menschlich ist, bei beiden Arten der Darstellung vorkommen.
                              									Gefährlich wird die Sache erst dann, wenn beide Darstellungsweisen durcheinander
                              									gebracht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 151
                              Abb. 1. Deutsche Darstellung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 151
                              Abb. 2. Amerikanische Darstellung.
                              
                           Der Kampf zwischen den beiden Arten ist alt; immer wieder ist bald für die eine, bald
                              									für die andere Stellung genommen worden (s. z.B. Werkstattstechnik 1912 Heft 1, 1914
                              									Heft 7 und 24). Während auf der einen Seite außer sachlichen Gründen hauptsächlich
                              									geltend gemacht wird, daß unsere den gewöhnlichen Regeln der darstellenden Geometrie
                              									entsprechende Art der Wiedergabe nun doch einmal in Deutschland die gebräuchliche
                              									und daher gewohnte sei, von der Abweichungen Irrtümer verursachen können, wird von
                              									anderen Seiten eine größere Anschaulichkeit für das amerikanische Verfahren in
                              									Anspruch genommen. „Dieses amerikanische Verfahren“, sagt Riedler (Maschinenzeichnen 2. Aufl. S. 84), „gestattet
                                 										bei konsequenter Durchführung fehlerlose Darstellung und hat den großen Vorzug,
                                 										daß es anschaulich
                                 										ist und den
                                 										Arbeiter, der nicht darstellende Geometrie studiert hat, instand setzt, sich die
                                 										wirkliche Körperform durch Zusammenklappen der Einzelbilder zu
                                 										versinnlichen“.
                           In „Werkstattstechnik“ 1915 Heft 3Der
                                    											Aufsatz ist auch veröffentlicht in Z d. V. d. I. 1915 Heft 8.
                              									spricht sich auch F. Ruppert für die amerikanische
                              									Darstellungsweise aus mit der Begründung, daß es der Vorstellung des Arbeiters
                              									zuwider sein müsse, einen schweren Gegenstand, etwa eine ganze Maschine, nur für die
                              									Darstellung umzuwenden, um ihn richtig auf die Zeichnung zu projizieren, daß es
                              									vielmehr für ihn natürlicher sei, den Gegenstand ruhig an seinem Ort zu belassen und
                              									um ihn herumzugehen, um zu erfahren, wie er auf seinen verschiedenen Seiten
                              									aussieht. Demgegenüber könnte man wohl sagen, daß es dem Arbeiter, der einen kleinen Maschinenteil mit der Zeichnung vergleicht,
                              									ebenso unnatürlich vorkommen müßte, um diesen Gegenstand herumzugehen, um ihn von
                              									der Seite anzusehen, statt ihn einfach in der Hand umzuwenden. Und bei diesem
                              									Umwenden ergibt sich das deutsche „Klappen“ einfacher als die für die
                              									amerikanische Darstellung außerdem noch nötige Verschiebung. Aber das ist vielleicht
                              									Ansichtssache, insbesondere Sache der Vorstellung und der Uebung. Uebrigens ist
                              									nicht zu vergessen, daß der Arbeiter, dem ja natürlich die Vorstellung zum
                              									Projizieren der nach verschiedenen Richtungen geklappten Maschine schwerer fällt,
                              									als dem Konstrukteur, gerade bei größeren Stücken selten seine Maschine auf die
                              									Zeichnung, sondern die Zeichnung auf die Maschine projizieren wird. Für seinen
                              									Gedankengang ist natürlich zunächst das Materielle, die Maschine das Gegebene. So
                              									wird er tatsächlich mit der Zeichnung in der Hand um die Maschine herumgehen, wobei
                              									es dann wirklich gleichgiltig ist, ob er die erforderliche Ansicht etwas weiter
                              									links oder rechts auf dem Papier findet. Wenn er nur weiß, wo sie zu finden ist, und
                              									das eben ist Sache der Gewohnheit. Wir sagen ja auch zweiundachtzig und schreiben
                              									82, erst die acht und dann die zwei (und werden uns kaum dem allerdings vielleicht
                              									zweckmäßigeren englisch-amerikanischen Brauch fügen, erst die Zehner und dann die
                              									Einer zu sprechen).
                           Schließlich ist ja doch unsere ganze technische Darstellungsweise so sehr Sache der
                              									Abmachung, enthält so viele Zeichen, zeichnerische Abkürzungen und Vereinfachungen,
                              									daß sie doch nur vom Eingeweihten verstanden wird. Bekanntlich gehört ein hohes Maß
                              									von Anschauungsgabe und Uebung dazu, durch eine verwickeltere technische Zeichnung
                              									restlos durchzufinden, so daß man füglich auch die Fähigkeit beim Arbeiter
                              									voraussetzen kann, die Projektionen richtig zusammenzusetzen.
                           Scheint also ein praktischer Grund weder besonders für die eine noch für die andere
                              									Darstellungsweise zu sprechen, so ist zu fragen, ob ein inneres, theoretisches
                              									Bedenken gegen eine davon vorliegt. Ruppert zeigt, daß
                              									auch hier beide gleichberechtigt sind, da man die deutsche Darstellungsweise als
                              									Projektion auf die Flächeneiner nach vorn und oben offenen geometrischen
                              									Raumecke betrachten kann (Abb. 3), die dann
                              									auseinander geklappt werden, während bei der amerikanischen Art die Projektion auf
                              									die durchsichtig zu denkenden Flächen einer nach hinten und unten offenen Raumecke
                              										(Abb. 4) zu geschehen hat. (Bei Ausdehnung der
                              									Wiedergabe auf mehr als drei Projektionen sollte die Darstellung nach Abb. 5 erfolgen. Riedler
                              									(a. a. O. S. 85) macht darauf aufmerksam, daß dabei „leider oft die unterste
                                 										Ansicht nicht wie konsequenter Projektion entsprechend auf dem Kopf stehend,
                                 										sondern umgekehrt, mit Rechts- und Linksvertauschung gezeichnet wird. Damit wird
                                 										wieder Irrtümern Tür und Tor geöffnet“.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 152
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 152
                              Abb. 4.
                              
                           Natürlich wäre es sehr zu begrüßen, wenn auch in dieser Frage eine Einheitlichkeit
                              									erzielt werden könnte. Da eine vollständige Einigkeit und damit Eindeutigkeit doch
                              									nicht besteht, gibt die deutsche Technik nichts auf, wenn sie sich dem
                              									amerikanischen Gebrauch anschließt, und ein bloßes Festhalten an ihrer eigenen
                              									Gewohnheit nur um nicht nachzugeben, wäre ihrer nicht würdig. Dagegen ist nicht zu
                              									erwarten, daß die amerikanische Praxis von ihrer Darstellungsart abzubringen sein
                              									würde. Kann also auch der von Ruppert befürwortete
                              									Vorschlag, in Deutschland die amerikanische Darstellungsweise anzunehmen, durch
                              									sachliche Gründe nicht überzeugend gestützt werden, so ist doch aus praktischen
                              									Rücksichten der Einheitlichkeit seine Befolgung durchaus zu wünschen.Beachtenswert ist, daß sämtliche behördlichen
                                    											Zeichnungen von deutschem Heeresgerät ausnahmslos die amerikanische Art der
                                    											Darstellung haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 152
                              Abb. 5.
                              
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Berechnung des Druckverlaufs in einer Dampfturbine sowie der
                                 										Düsenabmessungen mit Hilfe des JS-Diagramms. Einen neuen Weg zur
                              									Feststellung des Druckverlaufs in einer Dampfturbine unter Verwendung des
                              									JS-Diagramms von Mollier gibt Dr. G. Zerkowitz in seiner Schrift „Thermodynamik der
                                 										Turbomaschinen“ an. Er bezeichnet sein Verfahren als die Methode der
                              									geometrischen Oerter, da er zur Bestimmung des Dampfzustandes an einer beliebigen
                              									Stelle der Turbine zwei Kurven in das Diagramm zeichnet, deren eine der
                              									Kontinuitätsbedingung genügt, während die andere alle Punkte enthält, die der
                              									Energiegleichung A\,\frac{c^2}{2\,g}=i_1-i_2 entsprechen, wo A das mechanische Wärmeäquivalent, c die Geschwindigkeit, g
                              									die Fallbeschleunigung und i1 bzw. i2 die Wärmeinhalte an zwei verschiedenen
                              									Punkten des Dampfstromes darstellen. Der Schnittpunkt beider geometrischer Oerter
                              									ist der gesuchte Zustandspunkt. Als Beispiel diene die Bestimmung des Dampfzustandes
                              									beim Austritt aus dem Leitrad. Unter der Voraussetzung, daß das in der Zeiteinheit
                              									hindurchströmende Dampfgewicht G gegeben ist, kann man
                              									bei vorliegender Schaufelform mit bekanntem Querschnitt f für jeden Punkt den Wert auf der rechten Seite der Kontinuitätsgleichung
                              										\frac{G}{f}=\frac{c}{v} bestimmen, wo G das Dampfgewicht in der Sekunde, f den
                              									Durchflußquerschnitt, v das spezifische Volumen und c die Geschwindigkeit bedeuten. Nimmt man ferner an,
                              									daß der Anfangzustand des im Leitrade expandierenden Dampfes bekannt sei, so läßt
                              									sich die Geschwindigkeit c an einem beliebigen Punkte,
                              									der den Wärmeinhalt i haben möge, aus dem Wärmegefälle
                              									berechnen. Setzt man diesen Wert auf der rechten Seite der Kontinuitätsgleichung
                              									ein, so ist hierdurch auch das spezifische Volumen v an
                              									jener Stelle bestimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 153
                              Abb. 1.
                              
                           Im JS-Diagramm läßt sich nun auf der den Wärmeinhalt i kennzeichnenden Wagerechten mit Hilfe der Kurven
                              									gleichen Volumens ein Punkt feststellen, der das spezifische Volumen v besitzt. Wiederholt man dies Verfahren unter Annahme
                              									verschiedener Wärmeinhalte und verbindet die den verschiedenen v entsprechenden Punkte, so erhält man, wie Abb. 1 zeigt, einen Linienzug Y' Y'', der der Kontinuitätsbedingung genügt. Andererseits ergibt sich bei
                              									Annahme eines gewissen Energieverlustes in der Beschaufelung für den
                              									Expansionsverlauf eine Kurve EE', die der
                              									Energiegleichung entspricht. Der Schnittpunkt A2d der Linienzüge erfüllt beide Bedingungen. Er
                              									kennzeichnet den Dampfzustand nach dem Austritt aus dem Leitrade. Bezeichnet A1 den Zustand
                              									vor dem Leitrade und nutzt man die Austrittsgeschwindigkeit der vorhergehenden Stufe
                              									aus, so trägt man das dieser Geschwindigkeit entsprechende Wärmegefälle von A1 nach oben
                              									bis A0 ab und
                              									legt der Berechnung von c das Gefälle A0
                              									X zugrunde. Der zweite Schnittpunkt Ax2d der geometrischen Oerter ist bestimmend für
                              									Turbinen mit Ueberschallgeschwindigkeit, während der Punkt S, in dem die Tangente der Y-Kurve senkrecht
                              									steht, den Eintritt der adiabatischen Schallgeschwindigkeitkennzeichnet. Bei
                              									Ueberdruckturbinen ist auch für das Laufrad eine F-Kurve zu bestimmen. Praktische
                              									Bedeutung hat die Feststellung des Druckverlaufs bei der Untersuchung der
                              									Turbinenregelung. Bezeichnet zum Beispiel pm den Druck vor der mten Stufe bei Volllast, p m + 1 den Druck vor
                              									der m + 1 ten Stufe unter gleichen Verhältnissen,
                              									während p' m und p' m + 1
                              									die Drücke bei Teillast darstellen, so läßt sich vielfach nachweisen, daß
                              										\frac{p\,m+1}{p\,m}=\frac{p'\,m+1}{p'\,m} ist. Somit bleiben
                              									die Austrittsgeschwindigkeiten aus den einzelnen Stufen konstant. Ist dies nicht der
                              									Fall, so ändert sich der Wirkungsgrad, da das Verhältnis der Umfangsgeschwindigkeit
                              									zur Dampfgeschwindigkeit mehr oder weniger vom günstigsten Wert abweichen wird. Auch
                              									für die zeichnerische Berechnung der Düsen erweist sich das JS-Diagramm als
                              									vorteilhaft. Man nimmt zur Lösung der genannten Aufgabe zunächst eine von der
                              									senkrechten Adiabate nach rechts abweichende Zustandskurve an. Dann trägt man die
                              									den einzelnen Punkten entsprechenden, aus dem Diagramm ersichtlichen Drücke p, wie Abb. 2 zeigt, als
                              									Abszissen und darüber die spezifischen Gewichte γ sowie
                              									die aus der Skala an der Seite der Mollier-Tafel
                              									abzugreifenden Geschwindigkeiten w als Ordinaten auf.
                              									Gleichfalls als Ordinaten zeichnet man die Werte des Produktes γ . w, berechnet dann mit Hilfe der
                              									Kontinuitätsbedingungen den Querschnitt f und trägt ihn
                              									in das Diagramm ein. Für praktische Zwecke genügt es, wenn man nach der Formel den
                              									kritischen Druck, sodann den engsten Querschnitt und ferner bei Annahme einer
                              									Expansion auf beliebigen Gegendruck den Austrittsquerschnitt bestimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 153
                              Abb. 2.
                              
                           Schmolke.
                           
                        
                           Statistik der Unfälle beim französischen Bergbau. Nach der
                              									vor kurzem vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu Paris herausgegebenen
                              									amtlichen „Statistique de l'Industrie minerale en France et en Algérie“
                              									betrug die Zahl der in den französischen Bergwerken während des Berichtjahres
                              									Verletzten insgesamt 58960; von diesen blieben 904 dauernd dienstuntauglich. 119
                              									Sammelunfälle forderten 296 Opfer, darunter 66 tötliche. Schlagwetter- und
                              									Kohlenstaubexplosionen ereigneten sich fünf; durch sie wurden 79 Mann getötet, 6
                              									erlitten dauernde Erwerbsunfähigkeit. Durch Ausströmen unatembarer Gase
                              									(Kohlensäure) verunglückten insgesamt 25 Arbeiter tötlich.
                           
                              
                                 Ursachen der Unfälle
                                 Kohlenbergwerke
                                 Andere Bergwerke
                                 Tagebaue und Steinbrüche
                                 
                              
                                 Unfälle aufje 10000Bergleute
                                 Getötete
                                 Ver-letzte
                                 Unfälle aufje 10000Bergleute
                                 Getötete
                                 Ver-letzte
                                 Unfälle aufje 10000Bergleute
                                 Getötete
                                 Ver-letzte
                                 
                              
                                 Stein- und Kohlenfall
                                 1004,2
                                 5,8
                                 1000,0
                                 1112,0
                                 20,5
                                 1095,1
                                 204,4
                                 7,2
                                 221,3
                                 
                              
                                 Sprengstoffexplosionen
                                      3,4
                                 0,5
                                      3,4
                                     76,6
                                   5,9
                                     75,7
                                     7,2
                                 1,4
                                     0,7
                                 
                              
                                 In Schächten
                                 SchachtstürzeSeilfahrt
                                     13,1     4,0
                                 1,20,3
                                    76,8    3,8
                                     88,9      2,3
                                   5,5–
                                     33,2  23
                                   20,1    2,9
                                 3,60,7
                                 17,3    2,9
                                 
                              
                                 Förderbetrieb in der Grube
                                   770,3
                                 1,9
                                 768,2
                                   576,8
                                   2,7
                                   574,5
                                   50,4
                                 –
                                   50,4
                                 
                              
                                 Gewinnungsarbeiten
                                   478,6
                                 0,1
                                 478,5
                                   811,6
                                 –
                                   811,6
                                 440,0
                                 –
                                 527,5
                                 
                              
                                 Schlagwetter und Kohlenstaub
                                       4,1
                                 7,3
                                     1,6
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Andere Ursachen
                                   545,2
                                 1,4
                                 818,9
                                   442,7
                                   3,2
                                   440,0
                                 381,3
                                 2,2
                                 455,6
                                 
                              
                           In der vorstehenden Tabelle ist die auf je 10000 Bergleute entfallende Anzahl der
                              									Unfälle nach den hauptsächlichsten Ursachen zur Darstellung gebracht.
                           Schorrig.
                           
                        
                           Wirkt Azetylen auf Metalle ein? Ueber diese in technischer
                              									Hinsicht recht wichtige Frage haben H. Reckleben und J.
                              										Scheiber nähere Untersuchungen angestellt, worüber
                              									sie in der Chemiker-Zeitung 1915 S. 42 berichten. Das in üblicher Weise hergestellte
                              									Azetylen wurde bei gewöhnlichem Druck und bei Zimmertemperatur während eines
                              									Zeitraumes von 20 Monaten auf eine große Zahl verschiedener Metalle einwirken
                              									gelassen, und zwar wurde bei einer Versuchsreihe das Azetylen in rohem Zustande über
                              									die Metallproben geleitet, bei einer zweiten Reihe wurde das Gas vorher gereinigt
                              									und bei einer dritten Reihe außerdem noch getrocknet. Folgende Metalle bzw.
                              									Legierungen wurden zu den Versuchen verwendet: Zink, Zinn, Blei, Eisen, Kupfer und
                              									Nickel in Form von Pulver, ferner Messing, Rotguß, Neusilber, Phosphor-, Aluminium-
                              									und Kunstbronze, schließlich Letternmetall und Schnellot; die letzten acht in Form
                              									von Spänen. Das Ergebnis der Einwirkung war folgendes: Reines trockenes Azetylen
                              									wirkte auf keine der verwendeten Metallproben ein, auch reines feuchtes Azetylen
                              									rief bei den Metallen keine Veränderung ihres Aussehens hervor und bewirkte
                              									lediglich beim Nickel und beim Kupfer eine geringe Gewichtszunahme. Das ungereinigte
                              									feuchte Gas endlich ließ ebenfalls Zinn, Rotguß, Neusilber, Aluminiumbronze,
                              									Letternmetall und Schnellot fast völlig unverändert; Zink,. Blei, Messing und Nickel
                              									erfuhren eine Gewichtszunahme von weniger als 1 v. H., wogegen Eisen, Kunstbronze
                              									und Phosphorbronze eine Gewichtsvermehrung von 6,4 v. H. bzw. 6 v. H. bzw. 14,4 v.
                              									H. zeigten, ihren metallischen Glanz verloren und schwarz wurden. Am stärksten und
                              									raschesten wurde das Kupfer verändert, das eine sehr starke Gewichtszunahme aufwies
                              									und zum Teil von einerschwarzen Kruste bedeckt war. Die nähere Untersuchung
                              									ergab, daß sich hierbei jedoch kein Azetylenkupfer gebildet hatte, denn es gelang
                              									nicht, die Substanz durch Erhitzen oder durch Schlag zur Explosion zu bringen. Beim
                              									Behandeln des Kupfers mit Säure entwickelte sich kein Azetylen, dagegen Spuren von
                              									Schwefelwasserstoff, und es blieb eine schwarze humoide Substanz zurück. Derselbe
                              									Befund ergab sich bei der Untersuchung eines kupfernen Azetylenleitungsrohres, das
                              									sich im Betriebe verstopft hatte. Das aus dem Rohre herausgekratzte schwarze Pulver
                              									hatte keinerlei explosive Eigenschaften; es enthielt keine Kalziumverbindungen,
                              									dagegen reichlich Kohlenstoff. Die Verfasser befürworten auf Grund ihrer
                              									Untersuchungen die Verwendung von Kupfer und seinen Legierungen zur Installation von
                              									Azetylenanlagen, da eine Explosionsgefahr hieraus nicht entsteht. Es können
                              									lediglich Verstopfungen der Rohre auftreten, zu deren Verhütung sie die mit Azetylen
                              									in Berührung kommenden Metallteile zu vernickeln oder zu verzinnen empfehlen.
                           Sander.
                           
                        
                           Apparat zum Balligdrehen. Bei der Ausführung von Maschinen
                              									kommt es häufig vor, daß kugelförmige Stücke oder Teile einer Kugel sehr genau
                              									ausgeführt werden müssen, eine Arbeit, die nur schwer von Hand bewerkstelligt werden
                              									kann, während die bisher für diesen Zweck auf den Markt gebrachten Apparate keine
                              									befriedigende Genauigkeit gewährleisteten. Man hat nun einen Apparat konstruiert,
                              									der in Abb. 1 abgebildet ist und der sich bestens
                              									bewährt hat, da er von sehr kräftiger Ausführung ist und genau arbeitet.
                           Dieser Apparat wurde für die Verwendung mit einer Hendey-Norton-Drehbank von 230 mm Spitzenhöhe
                              									gebaut. Er besteht, wie die Abb. 2 bis 5 erkennen lassen, aus einer Gußeisenplatte, die
                              									unmittelbar in der Schwalbenschwanzführung auf dem Hauptschlitten A angebracht ist, und zwar mittels zweier Keile C und C', die die Führung
                              									in ihrer ganzen Länge befestigen; die schwalbenschwanzförmige Aussparung in der
                              									Platte B ist mit Parallelflanken versehen; die beiden
                              									Keile, die gleichen Keilwinkel haben, werden einesteils vor und andernteils hinter
                              									dem Schlitten eingeführt, derart, daß sie sich gegenseitig ergänzen. Auf diese Weise
                              									ruht der Apparat
                              									vollständig auf dem Schlitten auf, was ihm eine große Stabilität verleiht. Außerdem
                              									kann er leicht aufgesetzt und abgenommen werden, ohne die Drehbank durch
                              									Schraubenlöcher beschädigen zu müssen, und man kann ihn leicht längs der
                              									schwalbenschwanzförmigen Führung quer zur Bank verstellen, um die richtige Lage des
                              									Apparates zu erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 155
                              Abb. 1.
                              
                           Auf der Platte B kann sich in einer geeigneten Bahn die
                              									durch den Kreissektor D gebildete Platte drehen, die
                              									mit einer Schwalbenschwanzführung für den Werkzeughalter P versehen ist, wie aus der Zeichnung rechts (Abb. 4) ersichtlich. Die Platte D dreht sich
                              									um den Zapfen E, der auf der Platte B mittels vier Schrauben befestigt ist und geführt wird
                              									mittels einer kreisförmigen Führungsleiste F, die von
                              									außen durch geeignete Keile verstellt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 155
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 155
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 155
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 155
                              Abb. 5.
                              
                           In einer Aussparung und gegen Späne geschützt ist der konische
                              									Zahnkranzsektor G angeordnet, der mit einem Ritzel H in Eingriff steht, das seinerseits auf einer
                              									Schneckenrad-Uebersetzung mittels Keil befestigt und mit dieser um einen in einer
                              									Oeffnungder Platte B angebrachten Zapfen I drehbar ist. Die Platte B ist mit zwei kleinen, auf ihrer unteren Fläche angegossenen
                              									Auflagestützen versehen, die in die Aussparung zwischen den
                              									Schwalbenschwanzführungen des Schlittens hineinragen. Diese beiden Auflagestützen
                              									dienen zur Befestigung der Schnecke L des Schlittens,
                              									wie aus Abb. 5 hervorgeht. Diese greift in die
                              									Schneckenrad-Uebersetzung ein, auf der das Ritzel H
                              									aufgekeilt ist.
                           Die Kreisbewegung wird dem Tische durch die Schnecke L
                              									des Schlittens erteilt, die für diese Drehbankkonstruktion mit einer großen Anzahl
                              									Geschwindigkeiten ausgerüstet ist und mittels eines Nortonschen Vorschubkastens den geeigneten Vorschub zu wählen gestattet.
                              									Die Schnecke L ist die gleiche wie an der Drehbank und
                              									die Steigung der Schnecke ist derart gewählt, daß sie mit jener in Eingriff kommt.
                              									Die Schneckenrad-Uebersetzung betätigt das konische Rad H, das seinerseits in den konischen Zahnkranzsektor G eingreift und den Tisch D in Umdrehung versetzt.
                           Die Anschläge M und N
                              									verhindern einen zu großen Hub der Scheibe D;
                              									Schutzvorrichtungen aus Filz dienen zur Reinhaltung der kreisförmigen Bahnen und
                              									verhindern das Eindringen von Spänen in die Mechanismen.
                           Der Zapfen E, um den der Tisch D sich dreht, hat in der Mitte ein genau geschlichtetes Loch, in dem sich
                              									der Stift O ohne Spiel bewegt, der dazu dient, den
                              									Schlitten schnell, auf den Mittelpunkt der abzudrehenden Kugel einzustellen; der
                              									Stift O kann während des Arbeitens zurückgezogen
                              									werden.
                           Um genaue Kugeln drehen zu können, muß die Umdrehungsachse des Apparates genau durch
                              									die Achse der Drehbankspitzen gehen. Um dies zu erreichen, kann man ihn zuerst
                              									mittels des Stiftes O in die ungefähr richtige Lage
                              									bringen; hierauf sind zunächst Versuche vorzunehmen, um eine große Genauigkeit zu
                              									erhalten, und der Apparat ist alsdann ein wenig zu verschieben, bis die genaue
                              									Kugelform erzielt ist. Die Form und die Stellung des Werkzeugs haben keinen Einfluß
                              									auf die Genauigkeit der Arbeit.
                           Wenn man die Achse des Apparates vor- und rückwärts schiebt, lassen sich stets Stücke
                              									von kreisförmigem Querschnitt, nicht aber von balliger Form drehen, wie Felgen von
                              									Handrädern und konkaven Zahnrädern für Schnecken.
                           Das Abdrehen mittels dieses Apparates geht ebenso rasch vor sich wie auf der
                              									einfachen Drehbank, so daß man es für vorteilhaft gefunden hat, die Konstruktion
                              									gewisser Arbeitsstücke zu ändern, um mit der Maschine behufs Zeitersparnis und
                              									Erzielung einer größeren Genauigkeit eine Arbeit ausführen zu können, die früher auf
                              									anderen Maschinen vorgenommen wurde. („Industria“.)
                           Wk.
                           
                        
                           Die Berechnung von Kompressoren mit Hilfe der
                                 										Entropietafeln. Bei der Berechnung der Dampfturbinen haben sich die von Mollier und Stodola
                              									entworfenen Entropietafeln als ein unentbehrliches Hilfsmittel erwiesen. Die
                              									Möglichkeit, auf derselben Grundlage die Berechnung der Kompressoren aufzubauen, hat Prof.
                              										Ostertag geschaffen, ohne daß sich die von ihm
                              									vorgeschlagene, einfache Methode zur Ermittlung der Abmessungen der genannten
                              									Maschinengattung bisher Eingang verschafft hätte. An der Berechnung eines
                              									dreistufigen Kolbenkompressors mit Zwischenkühlung sollen die Vorzüge des
                              									gekennzeichneten Verfahrens gezeigt werden. Die Anlage diene zur Herstellung von
                              									stündlich 100 kg Preßluft von 64 at abs. für einen Dieselmotor. Bei Beginn des
                              									Prozesses sei die Temperatur 10°, der Druck 1 at und das spezifische Volumen 0,83
                              										m3/kg. Da im Entropie-Temperaturdiagramm die
                              									Linien gleichen Druckes und gleichen Volumens eingezeichnet sind, ist der
                              									Anfangszustand der Luft, wie Abbildung zeigt, durch Punkt A1 gegeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 156
                              
                           Nimmt man an, daß in jedem Zylinder das Verhältnis des
                              									Anfangs- zum Enddruck das gleiche ist, so betragen die Höchstspannungen im ersten
                              									Zylinder 4 at, im zweiten Zylinder 16 at und im dritten 64 at. Durch die
                              									Zwischenkühlung werde die Temperatur der Luft nach der ersten Stufe auf 50° und nach
                              									der zweiten auf 105° herabgesetzt. Bei diesen Voraussetzungen ergibt sich für den
                              									Verlauf des Prozesses im Entropiediagramm folgendes Bild. Bei der praktisch
                              									zulässigen Annahme einer adiabatischen Kompression, bei der die Zylinderkühlung
                              									gerade zur Ableitung der Wärme der Kolbenreibung ausreicht, stellt die vom
                              									Anfangspunkt A1
                              									bis zu der die Spannung von 4 at kennzeichnende Linie gezogene Senkrechte A1
                              									A2 den
                              									Verdichtungsvorgang dar. Die Linie gleichen Druckes von A2 bis zum Schnittpunkt mit der
                              									die Temperatur von 50° charakterisierenden Wagerechten A'3 gibt ein Bild der ersten
                              									Zwischenkühlung. In der gleichen Weise wird die Kompression im zweiten Zylinder
                              									durch A'3
                              									A'4, die darauf folgende Abkühlung der Luft durch A'4
                              									A'5, die letzte Stufe der Verdichtung durch A'5
                              									A'6 und die
                              									Wärmeableitung im Druckbehälter durch A'6
                              									E dargestellt. Die spezifischen Volumina bei Beginn der
                              									Kompression ergeben sich aus den Tafeln zu 0,83 m3, 0,236 m3 und 0,069 m3. Die Temperaturen nach der Verdichtung betragen
                              									141,5°, 197° und 268°. Mit diesen Zahlen ist der Wärmewert der Betriebsarbeit für 1
                              									kg = 0,240 . (141,5 – 50) + 0,242 . (197 – 105) + 0,242 . (268 – 10) = 106,7 WE,
                              									wobei die vor den Klammern stehenden Faktoren die spezifischen Wärmen bei gleichem
                              									Druckdarstellen. Die erforderliche Leistung in PS ist somit
                              										=\frac{106,7\,.\,427\,.\,100}{3600\,.\,75}=16,9. Wenn die
                              									Lieferungsgrade in den ersten beiden Zylindern = 0,80 sind, so ergeben sich die
                              									stündlichen Hubvolumina zu \frac{100\,.\,0,83}{0,8}=103,9\mbox{
                                 										m}^3 bzw. zu \frac{100\,.\,0,236}{0,8}=29,5\mbox{
                                 										m}^3. Das Hubvolumen des dritten Zylinders wäre bei einem
                              									Lieferungsgrad von 0,9 gleich \frac{100\,.\,0,069}{0,9}=7,67\mbox{
                                 										m}^3/\mbox{Std}. Nimmt man einen Hub von 180 mm und 150 Umdrehungen
                              									an, so werden die Zylinderquerschnitte 641 cm2,
                              									182 cm2 und 47,3 cm2. Erfolgt die Ausführung der Kolben in Tandemanordnung, so daß
                              									Hochdruck-, Niederdruck- und Mitteldruckkolben einander folgend ein Stück bilden,
                              									und somit Mittel- und Niederdruckzylinder aus Ringräumen bestehen, wobei der
                              									Mitteldruckkolben den Kreuzkopfzapfen aufnehmen kann, so werden die Durchmesser für
                              									den Hochdruckkolben =\sqrt{\frac{4}{\pi}\,.\,47,3}\,\sim\,7,8\mbox{
                                 										cm}, für den Niederdruckkolben
                              										=\sqrt{\frac{4}{\pi}\,.\,(641+47,3)}=29,7\mbox{ cm}, für den
                              									Mitteldruckkolben =\sqrt{\frac{4}{\pi}\,(641-182)}=24,2\mbox{
                                 									cm}. Man erkennt, wie rasch das skizzierte Verfahren zu Resultaten führt.
                              									Noch einfacher gestaltet sich die Berechnung bei der Annahme, daß die
                              									Zwischenkühlung ausreicht, um die Temperatur der Luft stets auf den Anfangswert
                              									herabzusetzen. In diesem Falle würden bei Annahme des obengenannten
                              									Verdichtungsverhältnisses auch die Höchsttemperaturen in den Zylindern stets die
                              									gleichen sein. Man findet somit die Anfangspunkte A3
                              									A5 der
                              									Verdichtungen in der zweiten und dritten Stufe, indem man die gegebene Entropie A1
                              									E in drei gleiche Strecken einteilt. Senkrecht über den
                              									Anfangspunkten liegen die Endpunkte der Kompression A2, A4, A6. Die den Wärmewert der
                              									Betriebsarbeit darstellende schraffierte Fläche zeigt, daß der Arbeitsbedarf in
                              									jeder Stufe der gleiche ist. Zweistufige Kompression mit Zwischenkühlung auf die
                              									Anfangstemperatur wird durch den Linienzug A1
                              									A''2
                              									A''3
                              									A''4
                              									E dargestellt. Die Endtemperaturen sind höher als bei
                              									der dreistufigen Kompression, die sich mehr dem idealen isothermischen Vorgang
                              									nähert. In gleicher Weise wächst der Arbeitsbedarf. Wie man sieht, lassen sich bei
                              									Benutzung der Entropietafeln auch in bequemster Weise Vergleiche zwischen den
                              									einzelnen Bauarten aufstellen. (Vergl. Ostertag:
                              									Entropietafeln für Luft.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Schließt die Katalogabbildung einer Maschine ihre
                                 										Patentierbarkeit aus? Es liegt oft im Interesse des Fabrikanten einer
                              									Maschine, schon vor ihrer Patentierung oder Anmeldung zur Patentierung die nötigen
                              									Schritte zur gewerblichen Ausbeutung seines zu erwartenden Patentes zu treffen,
                              									insbesondere Bestellungen auf Herstellung der Maschine entgegen zu nehmen,
                              									vielleicht, um sich
                              									auf Grund des Erfolges seiner Offerten über die Patentanmeldung überhaupt erst
                              									schlüssig zu machen. Ein solches Verfahren kann aber eine große Gefahr für den
                              									Fabrikanten enthalten, und möglicherweise sogar die Patentierbarkeit der Maschine
                              									ausschließen.
                           Das Patentgesetz will grundsätzlich das Patent versagen, wenn eine Erfindung in den
                              									Bereich der Oeffentlichkeit gelangt ist. Das Patent wird versagt, wenn die Erfindung
                              									zur Zeit der Patentanmeldung bereits in öffentlichen Druckschriften derart
                              									beschrieben oder im Inlande bereits so offenkundig benutzt ist, daß danach die
                              									Benutzung durch andere Sachverständige möglich erscheint.
                           Der Begriff der öffentlichen Druckschrift wird vom Patentgesetz nicht näher
                              									beschrieben, muß also aus dem Geiste des Gesetzes heraus interpretiert werden. Im
                              									Verkehrsleben versteht man unter öffentlicher Druckschrift allerdings nur eine
                              									solche Schrift, die Gegenstand des Buchhandels ist. Das Gesetz will aber hier den
                              									Begriff der öffentlichen Druckschrift nicht in diesem Sinne nehmen, sondern es kommt
                              									auf die Offenkundigkeit der Idee an, auf die Möglichkeit, daß auf Grund der
                              									literarischen Verbreitung der Idee eine gewerbliche Ausbeutung derselben möglich
                              									ist. Die Tatsache, daß ein Katalog nicht Gegenstand des Buchhandels zu sein pflegt,
                              									steht daher dem Charakter einer öffentlichen Druckschrift nicht entgegen, es kommt
                              									ausschließlich darauf an, ob der Kreis der Personen, denen der Katalog zugesandt
                              									wird, ein so unbeschränkter Personenkreis ist, daß damit die Verbreitung eine
                              									öffentliche ist.
                           Die Zahl der verbreiteten Exemplare ist zwar stets wesentlich, aber nicht allein
                              									ausschlaggebend. Es kann jemand eine Idee einer großen Zahl von Personen mitteilen,
                              									und doch Vorsorge treffen, daß sie von diesen Personen nicht weiter verbreitet wird,
                              									und dann liegt nur eine große Zahl von Kennern des Geheimnisses vor, nicht aber eine
                              									öffentliche Kenntnis der Idee.
                           Wer also etwa an einen größeren Kundenkreis einen Katalog, einen Prospekt usw.
                              									versendet, von vorn herein aber dafür Sorge trägt, daß der Katalog nur zur Kenntnis
                              									des Kunden selbst kommt, dem er vielleicht noch außerdemdie Geheimhaltung der
                              									Idee auferlegt, so ist ein Katalog oder Prospekt nicht als öffentliche Druckschrift
                              									anzusehen. Ist der Kreis der Interessenten sehr klein, so würde selbst die
                              									Unterlassung der Verpflichtung zur Geheimhaltung den Katalog noch nicht zu einer
                              									öffentlichen Schrift machen, zumal wenn die Personen, an die der Katalog versendet
                              									wird, für eine gewerbliche Ausbeutung der Idee überhaupt nicht in Frage kommen (vgl.
                              										Seligsohn Patentgesetz § 2 Anm. 8).
                           Mit Recht hat die Rechtsprechung auch in anderen Fällen (in denen es sich um die
                              									Versendung von 500 bis 1000 Exemplaren eines Katalogs handelt) ohne daß Vorsorge
                              									getroffen wurde, die weitere Verbreitung der dee zu verhindern, den Patentschutz auf
                              									Grund des § 2 des Patentgesetzes versagt (vgl. Entscheidung des Reichsgerichtes Seufferts Archiv Bd. 55 S. 204, Mitteilungen vom Verband
                              									deutscher Patentanwälte Bd. 4 S. 44).
                           Ist die Katalogversendung nicht als Druckschriftverbreitung anzusehen, so ist der
                              									Patentschutz auf jeden Fall zulässig, obwohl die Idee bereits der Oeffentlichkeit
                              									mitgeteilt sein mag. Die bloße Kenntnis einer noch un-patentierten Idee schließt
                              									grundsätzlich die Patentierbarkeit nicht aus, nur die eine Beschränkung macht das
                              									Gesetz, die Kenntnis darf nicht auf Grund einer öffentlichen Druckschrift zu
                              									erlangen sein. Eine Erfindung muß vielmehr offenkundig benutzt sein, um den
                              									Patentschutz auszuschließen.
                           Offenkundig benutzt ist sie aber frühestens dann, wenn sie handgreiflich in die
                              									Praxis übertragen ist, wenn zum mindesten ein Exemplar des zu patentierenden
                              									Gegenstandes zum Zwecke der gewerblichen Verwertung hergestellt, oder wenn ein
                              									Gegenstand auf Grund des zu patentierenden Verfahrens fabriziert worden ist. Die
                              									bloße Möglichkeit einer gewerblichen Ausbeutung der Idee durch andere ist noch nicht
                              									Benutzung dieser Idee.
                           Mit Recht hat daher auch das Reichsgericht die Verbreitung einer Idee durch
                              									Zeichnungen oder Modelle für nicht patenthinderd erklärt (vgl. Blatt für
                              									Patentzeichen- und Musterwesen 1900 S. 21).
                           Dr. jur. Eckstein.