| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 166 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Das amerikanische Werkstättenschiff „Vestal“.„American Machinist“ vom 6. Februar 1915 enthält eine interessante
                              									Beschreibung des neuen, seit ungefähr einem Jahr im Betrieb befindlichen
                              									Reparaturschiffs der Marine der Vereinigten Staaten von Amerika. Die „Vestal“
                              									ist die Nachfolgerin des „Vulcan“, der die amerikanischen Kriegschiffe im
                              									spanisch-amerikanischen Waffenstreit begleitete. Das neue Schiff weist entsprechend
                              									den inzwischen eingetretenen Fortschritten der Technik eineAusrüstung auf, die
                              									unsere Quelle mit Recht als zurzeit unerreicht bezeichnet. Die „Vestal“ ist
                              									aus einem Kohlenschiff umgebaut worden. Das Schiff hat 7720 t Wasserverdrängung und
                              									wird von zwei Dreifachexpansions-Dampfmaschinen von je 7500 PS mit 14 Knoten
                              									Geschwindigkeit angetrieben. Es ist über alles rund 140 m lang und 18,9 m breit. Die
                              									Umbauten bestanden in der Schaffung mehrerer Decks, der Entfernung von zwei der
                              									früheren vier Masten des Kohlenschiffs, um Bewegungsfreiheit für die verschiedenen
                              									Laufkrane zu erhalten, der Aufstellung eines großen Frischwasserbehälters u.a.m. Das
                              									neu geschaffene Hauptdeck enthält die drei größten Arbeitsräume. Im vorderen Teil
                              									des Schilfes befindet sich zunächst die Werkstatt mit den schwereren
                              									Arbeitsmaschinen. Der Raum ist vorn 14 m, hinten über 16 m breit und 15,2m lang.
                              									Während auf seinem Flur die größeren Drehbänke, Bohrmaschinen zum Bearbeiten von
                              									Dampfzylindern und Wellenhauptlagern, die Wellenrichtmaschinen, Stoßmaschinen,
                              									schwereren Schleifmaschinen und Schraubstöcke aufgestellt sind, befinden sich die
                              									leichteren auf zwei Gallerien, die an den beiden Seitenwänden des Raumes
                              									entlanglaufen und nach seiner Mitte zu bis auf einen Abstand von 4 m voneinander
                              									vorspringen. Ueber dem Zwischenraum läuft, die Werkstatt der ganzen Länge nach
                              									bestreichend, ein Kran von 3 t Tragkraft und 4 m Spannweite. Die Werkstatt hat auf
                              									einer der beiden Gallerien ihre eigene, sorgfältig ausgerüstete Werkzeugausgabe mit
                              									verschiedenen durch Druckluft und elektrisch betriebenen Handwerkzeugen, ferner mit
                              									Schleifvorrichtungen zum Anschärfen der Fräser, Bohrer usw. Unter der Hauptwerkstatt
                              									liegt in einem kleineren Raume die Werkstatt für elektrische Maschinen und Geräte,
                              									die neben den erforderlichen Einrichtungen auch eine Vernicklungsanlage mit Betrieb
                              									durch einen kleinen Motorgenerator enthält. Der nächste nach der Mitte des Schiffs
                              									zu gelegene Hauptraum umfaßt die Kupferschmiede, eine Modellschreinerei, eine
                              									Grobschmiede und Kesselschmiede. Diese Abteilungen sind mit einem kleinen
                              									Dampfhammer, einer Dampfschmiedepresse für 150 t Druck, einem mit Oel geheizten
                              									Schmiedeofen und verschiedenen Schmiedemaschinen ausgerüstet. Von Schmiedefeuern
                              									sind vier vorhanden, die ebenfalls mit Oel gespeist werden, während den Wind zum
                              									Zerstäuben des Oels ein kleiner Kompressor mit Antrieb durch einen siebenpferdigen
                              									Elektromotor liefert. Glühofen, Oelhärtebäder mit elektrischer regelbarer Heizung,
                              									Schweißvorrichtungen für Betrieb mit Sauerstoff-Azetylen und mit elektrischem Strom,
                              									Pyroskope, ein Skleroskop für Härtemessungen vervollständigen die sorgfältige
                              									Ausrüstung auch dieser Abteilungen.
                           Die Gießerei dürfte die größte bisher auf einem Schiff
                              									befindliche Anlage darstellen. Sie befindet sich ziemlich am hinteren Ende des
                              									Schiffes und enthält einen Kupolofen für 1 bis 2 t, einen zweiten für 2½ bis 3½ t
                              									Eisen stündlich, dazu vier Rockwell-Kippöfen, und zwar zwei von 100 und zwei von
                              									177½ kg sowie einen transportablen Schmelzofen. Schließlich soll noch eine
                              									Ofenanlage für sechs Tiegel zur Stahlbereitung aufgestellt werden. Der Wind für die
                              									Kupolöfen wird in einem Sturtevantgebläse mit Antrieb durch einen 17½-pferdigen
                              									Elektromotor erzeugt. Das Gebläse ist auf einer der beiden Gallerien, die auch in
                              									diesem Raum angeordnet sind, aufgestellt. Die Kippöfen betreibt man mit Oel, das
                              									auch zum Betrieb der neuen Tiegelofenanlage dienen soll. Auf dem Gießereiflur
                              									befinden sich die für das Putzen und Fertigmachen der Gußstücke erforderlichen
                              									Vorrichtungen, wie ein Sandstrahlgebläse, Metallsägen und Schleifmaschinen; auf den
                              									Gallerien können die Teile,soweit nötig, noch auf galvanischem Wege mit
                              									Metallüberzügen versehen werden. Der Sandvorrat für das Einformen befindet sich auf
                              									dem Gießereiflur, die Roheisenmasseln liegen unter dem Flur in einem Vorratraum
                              									aufgestapelt. Ein Kran von 3 t Tragkraft läuft auch in dem Gießereiraum von vorn
                              									nach hinten durch.
                           Eine besondere Werkstatt dient zum Ausbessern der auf den modernen Kriegsschiffen
                              									gebrauchten zahlreichen optischen Geräte, wie der Zielfernrohre der Geschütze, der
                              									Seerohre der Unterseeboote, ferner der Sextanten, Uhren, der komplizierten
                              									Einrichtungen der Torpedos u.a.m. Die Möglichkeit, diese Teile rasch auszubessern
                              									oder zu ersetzen, ist für eine im Kriege befindliche Flotte von außerordentlicher
                              									Wichtigkeit. Aus diesen Gründen und bei der Vielseitigkeit der erforderlichen
                              									Reparaturen hat das Materialienlager des Werkstättenschiffes einen bedeutenden
                              									Umfang. Es geht durch drei Decks hindurch und enthält rund 8000 verschiedene Sorten
                              									von Ersatzteilen. Seine Organisation ist sorgfältig durchgeführt. Die noch zu
                              									erwähnende Kraftanlage zur Versorgung der Arbeitsstätten mit elektrischem Strom und
                              									mit der vielfach verwandten Druckluft besteht aus vier Dynamomaschinen und zwei
                              									Dampfkompressoren. Zwei 85 KW-Dynamos werden durch Dampfturbinen, zwei kleinere von
                              									32 KW von Dampfmaschinen angetrieben. Der eine Kompressor arbeitet mit 7 at Enddruck
                              									der Luft und saugt 12 m3 minutlich an, der andere,
                              									der die Luft für das Laden und Prüfen von ausgebesserten Torpedos liefert, saugt 0,5
                              										m3 minutlich an und verdichtet sie auf fast
                              									200 at.
                           Die Besatzung des Schiffes umfaßt insgesamt 70 Mann, darunter 24 Maschinisten und je
                              									1 bis 6 Arbeiter in den einzelnen Abteilungen. Auch ein Zeichner ist einbegriffen,
                              									der in dem kleinen Zeichenbüro an Bord beschäftigt und gleichzeitig für die
                              									Ausführung der Stücke in der Werkstatt verantwortlich ist. Die Größe des
                              									Arbeiterstammes hat sich als nicht genügend erwiesen, wenn das Werkstättenschiff,
                              									wie es der Fall gewesen ist, zwölf Kriegsschiffe versorgen muß. Zur Zeit der
                              									mexikanischen Wirren, als die „Vestal“ mit der amerikanischen Kriegsflotte an
                              									der Küste Mexikos bei Vera Cruz lag, hat das Schiff in 7½ Monaten ein ganz
                              									gewaltiges Arbeitspensum erledigt. Im „American Machinist“ werden für diese
                              									Zeit an ausgebesserten und neu hergestellten Teilen aufgeführt: 269 Zielfernrohre,
                              									25 Unterseebootseerohre, 229 Modelle mit Kernkasten, 1093 Gußeisenteile, 1599 Stücke
                              									aus Messing und anderen Legierungen, 29 Ankerwicklungen zum Teil größerer
                              									Elektromotoren. Daneben sind noch eine große Anzahl anderer Arbeiten genannt.
                           Welter.
                           
                        
                           Wasserloser Gasbehälter der Maschinenfabrik
                                 										Augsburg-Nürnberg. Schon wiederholt wurde in der letzten Zeit der Vorschlag
                              									gemacht, bei Gasbehältern an Stelle des üblichen Wasserabschlusses eine trockene
                              									Dichtung anzuwenden; auf diese Weise ist jedoch kein gasdichter Verschluß zu
                              									erreichen, außerdem erfordern trockne Dichtungen infolge ihrer starken Abnutzung
                              									häufige Erneuerungen. Um das teuere Wasserbassin mit seiner kostspieligen Fundierung, sowie die
                              									empfindlichen Wassertassenabschlüsse und die Heizung der Wasserbehälter im Winter
                              									entbehrlich zu machen, hat die Maschinenfabrik
                                 										Augsburg-Nürnberg eine neue Behälterkonstruktion
                              									eingeführt, bei der zur Dichtung Gasteer verwendet wird, und zwar nur in einer
                              									geringen, den Behälterdruck wenig übersteigenden Höhe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 168
                              a Behälterwand. b lotrecht
                                 										verschiebbare Scheibe. c flüssige Dichtung. d Gleitstücke. e
                                 										Flüssigkeitsspeicher. f Speiseleitung. g Sammler. h Pumpe. i Steigleitung.
                              
                           Der neue Gasbehälter ist mit feststehenden Seitenwänden a versehen und nur die Decke ist beweglich. Diese ist
                              									eine kreisrunde, in senkrechter Richtung verschiebbare Scheibe b mit flüssiger Dichtung c; diese wird mit der Scheibe zusammen bewegt und schließt so das Innere
                              									des Behälters in jeder Stellung gasdicht ab. Durch spaltschließende Gleitstücke d wird das Abfließen des Dichtungsmittels derart
                              									verhindert, daß der Flüssigkeitsdurchtritt praktisch ohne Bedeutung ist. Die geringe
                              									Menge des abfließenden Dichtungsmittels wird aus einem Speicher e selbsttätig ersetzt, dem die am Boden des Behälters
                              									angesammelte Flüssigkeit g mit Hilfe einer Pumpe h stets selbsttätig wieder zugeführt wird. Gasteer ist
                              									als Dichtungsmittel um deswillen besonders geeignet, weil er durch sehr enge
                              									Spaltöffnungen nur in geringem Maße hindurchtritt, zumal der Druck von unten und
                              									oben nahezu gleich ist. Der Aufwand an Leistung zum Hochpumpen des Gasteers betrug
                              									bei einem Behälter von 25000 m3 Inhalt nur 0,1 PS,
                              									d. i., wenn man den Preis einer Kilowattstunde zu 10 Pf. annimmt, noch nicht 3 v. H.
                              									des sonst für die Heizung eines Behälters mit Wasserbecken erforderlichen
                              									Kostenaufwandes. Auch bei ungünstigem Baugrunde stellen sich bei dem neuen Behälter
                              									die Kosten des Unterbaues erheblich niedriger als bei Behältern mit Wasserbecken. Da
                              									der Unterbau nur ganz geringe Lasten zu tragen hat, ist die Sicherheit des Bauwerks
                              									sehr groß. Die Anstricherneuerung sowie die spätere Vergrößerung des
                              									Behälterinhaltes bereiten keinerlei Schwierigkeiten. Ein auf der Gas-Ausstellung in
                              									München 1914 im Betrieb gezeigtes Modell eines derartigentrockenen Gasbehälters
                              									erregte bei allen Fachmännern lebhaftes Interesse. (Journal für Gasbeleuchtung 1915
                              									S. 13 und 14.)
                           Sander.
                           
                        
                           Ausbalanzieren durch Auspendeln. In Heft 14 des Jahrganges
                              									1914 der Werkstattstechnik wird ein Doppelpendelapparat von A. Lebert beschrieben, bei dem das Ausbalanzieren während der Drehung durch
                              									ein statisches Verfahren ersetzt werden soll (vgl. D. p. J. Bd. 329 S. 626). Es wird
                              									nämlich angenommen, daß sich eine an den beiden Pendeln des Apparates aufgehängte
                              									Welle, sofern sie an einem Ende eine Schlagseite aufweist, in die durch Abb. 1 gekennzeichnete Lage einstellt. Während das
                              									eine Ende, dessen Schwerpunkt mit dem Mittelpunkt zusammenfällt, so hängt, daß sich
                              									die Achse senkrecht unter dem Aufhängepunkte befindet, soll das andere, ein
                              									Uebergewicht aufweisende Ende einen Auschlag des Pendels verursachen. Walzen mit
                              									zwei Schlagseiten müßten nach Annahme Leberts in die
                              									durch Abb. 2 gezeigte Lage kommen. Die Begründung
                              									hierfür wird in dem Bestreben des Schwerpunktes, sich unter den Aufhängepunkt zu
                              									stellen, gesucht. Wie Dr.-Ing. Skutsch-Dortmund
                              									nachweist, treffen die genannten Annahmen nicht zu. Der in Abb. 3 dargestellte Körper, welcher dieselbe Massenverteilung wie die
                              									Walze mit zwei Schlagseiten zeigt, verhält sich bei Anwendung des
                              									Doppelpendelverfahrens genau wie ein Körper ohne Schlagseite. Theoretisch ist dieses
                              									Ergebnis durchaus erklärlich. Die Schwerpunkte beider Körper liegen nämlich an
                              									derselben Stelle, und, da sich die in den einzelnen Massenpunkten angreifenden
                              									Kräfte durch eine Mittelkraft im Schwerpunkt ersetzen lassen, liefert das statische
                              									Verfahren nur diese Mittelkraft und den Schwerpunkt. Abgesehen von der zugrunde
                              									liegenden irrtümlichen Voraussetzung über die Wirkung der angreifenden Schwerkräfte
                              									ist übrigens bei der von Lebert vorgeschlagenen
                              									Ausführungsform die angenommene Verstellung auch kinematisch unmöglich sein, weil
                              									der auszubalanzierende Körper und die Pendel ein starres Ganze bilden und demzufolge
                              									ungleiche oder gar engegengesetzte Ausschläge der beiden Enden überhaupt nicht
                              									stattfinden können. (Vgl. Werkstattstechnik 1914 Nr. 4.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 168
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 168
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 168
                              Abb. 3.
                              
                           Schmolke.
                           
                        
                           
                           Das staatliche Kraftwerk Dörverden. (Erich Block, Hannover. Ver. deutscher
                              									Maschineningenieure.) Das für die Speisung des vom Rhein nach Hannover führenden
                              									großen Schiffahrtskanals erforderliche Betriebswasser, das die Verluste aus
                              									Verdunstung, Versickerung und beim Schleusenbetrieb ersetzen muß, wird dem Kanal
                              									hauptsächlich aus zwei Flüssen, der Lippe und der Weser zugeführt, wenn man von der
                              									Speisung durch Grundwasser und aus kleinen Bächen absieht, die in den Kanal
                              									eingeleitet sind. Die Hauptmenge des Wassers wird aus der Lippe entnommen. Der Lippe
                              									brauchen nur 5,4 m3/Sek. belassen zu werden,
                              									während der Rest zur Kanalspeisung verfügbar ist. Im ganzen werden nach einer
                              									Vorausberechnung 13,65 m3/Sek. benötigt. Hierzu
                              									tritt noch der Bedarf der Landwirtschaft für Berieselungszwecke mit 2,5 m3/Sek. Im ganzen sind also dem Kanal höchstens
                              									16,15 m3/Sek. zuzuführen. In einer von Geheimrat
                              										Sympher und dem Vortragenden im Jahre 1909
                              									ausgeführten Denkschrift ist die im Höchstfalle aus der Weser zu entnehmende
                              									Wassermenge zu 10 m3/Sek. ermittelt. Da zu
                              									Niedrigwasserzeiten die Weser diese Mengen ohne empfindliche Störung der Schiffahrt
                              									nicht herzugeben vermag, werden, wie beiläufig bemerkt sei, die großen Talsperren an
                              									der Eder und Diemel mit zusammen rund 220 Mill. m3
                              									Beckeninhalt errichtet, die bekanntlich auch zur Erzeugung von Wasserkraft
                              									ausgenutzt werden. Für die Zuführung des Wassers aus der Weser und Lippe war der Bau
                              									eines Zubringers mit natürlichem Gefälle vorgesehen. Der Kanal kreuzt die Weser in
                              									einer Höhe von 14 m über dem Niedrigwasserspiegel. Das Wasser mußte daher weit
                              									oberhalb der Kreuzung aus der Weser entnommen werden, damit es mit natürlichem
                              									Gefälle in den Kanal einfließen kann. Die Kosten dieses Zubringers ergaben sich
                              									jedoch bei näherer Prüfung als so hoch, daß es geboten erschien, eine Speisung des Kanals mittels Pumpwerk in Betracht zu
                              									ziehen. Ein in der bereits erwähnten Denkschrift ausgeführter Ueberschlag für ein
                              									mit Dampf betriebenes Pumpwerk ergab zu hohe Betriebskosten. Nun ist gleichzeitig
                              									mit dem Bau des Rhein-Weser-Kanals eine Neuanlage bei Dörverden a. W. erbaut worden,
                              									welche den infolge der Weserregulierungen an Wassermangel leidenden
                              									Meliorationsgebieten Bruchhausen–Syke–Phedinghausen bei mittlerem Winterwasser 20
                              										m3/Sek., bei mittlerem Niedrigwasser 6 m3/Sek. zuführen soll. Das zu diesem Zwecke
                              									errichtete Wehr bringt einen Aufstau der Weser über Niedrigwasser im Winter von 4,14
                              									m, im Sommer von 3,68 m, d.h. ein Gefälle in gleicher Höhe hervor. Es lag nun nahe,
                              									die erzeugten Wasserkräfte auch nutzbar zu machen und zu diesem Zweck ein Kraftwerk
                              									zu errichten. Die Anlage konnte sich als wirtschaftlich erweisen, da durch den
                              									Abschluß eines Stromlieferungsvertrages mit den Landkreisen Verden, Hoya und
                              									Neustadt sich eine Möglichkeit ergab, die nach Abzug des zum Pumpen erforderlichen
                              									Stroms noch reichlich vorhandenen Mengen an elektrischer Kraft nutzbringend zu
                              									verwerten. Daher wurde bestimmt, die zweite Kanalspeisung aus der Wesermittels
                              									Pumpwerks bei Minden zu besorgen und zu diesem Zwecke die Stauanlage bei Dörverden
                              									mit einem Wasserkraftwerk auszurüsten.
                           Die Wasserkraft bei Dörverden gibt bei Ausbau in wirtschaftlich zulässigen Grenzen in
                              									mittleren Jahren rund 25 Millionen, in besonders trockenen Jahren wie 1904 und 1911
                              									etwa 22 Millionen PS/Std. Jahresarbeit ab, von denen für das Pumpwerk nur rund 13
                              									Mill. PS/Std. verbraucht werden. Es sind also 9 bis 12 Mill. PS/Std. oder 6 bis 8
                              									Mill. KW/Std. jährlich für Stromlieferung an Dritte verfügbar. Die Hebungskosten des
                              									Wassers im Kanalpumpwerk betragen dabei einschließlich Zinsen und Abschreibungen
                              									nicht ganz 0,1 Pfennig für 1 m3. Die Firma Amme, Giesecke & Konegen
                                 										Akt.-Ges., Braunschweig, übernahm es, an Stelle
                              									der von den anderen an der Ausschreibung beteiligten Firmen vorgeschlagenen sechs
                              									Turbinen die verlangte Leistung mit vier Turbinen zu erzeugen, was gegenüber sechs
                              									Turbinen eine Ersparnis von rund 250000 M an Baukosten ermöglichte. Die von den
                              									Wasserturbinen angetriebenen von den Siemens-Schuckert-Werken in Berlin
                              									gelieferten Drehstromgeneratoren werden mit rund 120 Volt erregt und erzeugen
                              									Drehstrom von 2000 Volt Spannung bei 50 Perioden/Sek. Die Dampfreserveanlage besteht
                              									aus drei Hanomag-Steilrohrkesseln von je 250 m2 Heizfläche für 12 at Ueberdruck mit eingebauten
                              									Ueberhitzern von je 64 m2 Heizfläche. Die von der
                              									Firma Brown, Boverie & Co.
                              									in Mannheim gelieferten Turbogeneratoren haben eine Leistung von 1040 KW bei 3000
                              									Umdrehungen in der Minute.
                           
                        
                           Die Arbeitsübertragung in der Dampfturbine. Vielfach
                              									herrscht Unklarheit über die Art der Arbeitsübertragung in Turbomaschinen. So sind
                              									z.B. die Ausdrücke „Aktions- und Reaktionsturbine“ irreführend. Sie lassen
                              									sich mit voller Berechtigung durch die gleichfalls üblichen Bezeichnungen
                              										„Gleichdruck- und Ueberdruckturbinen“ ersetzen. Denn der
                              									charakteristische Unterschied der Maschinengattungen, für die obige Bezeichnungen
                              									gebräuchlich sind, besteht darin, daß einmal der Druck vor und hinter dem Laufrad
                              									gleich ist, während im anderen Fall beim Durchströmen der Schaufeln ein Sinken des
                              									Druckes eintritt, und somit vor dem Laufrad Ueberdruck herrscht. Die
                              									Arbeitsübertragung aber findet bei beiden Turbinenarten durch Reaktion statt, wie
                              									nachstehende Betrachtung zeigt. Abb. 1 stellt einen
                              									gekrümmten Kanal dar, in dem sich das Flüssigkeitsteilchen d
                                 										m mit der Geschwindigkeit w und der
                              									Beschleunigung b bewegt. Letztere, deren Richtung zur
                              									Bahn geneigt ist, läßt sich in die Tangentialkomponente bt und die Normalkomponente bn zerlegen.
                              									Entgegengesetzt zur Richtung dieser Komponenten treten nach dem d'Alembertschen
                              									Prinzip die Reaktionen d C und d T auf. d C = d m .
                                 										bn, d T = d m
                                 										bt, so daß die
                              									resultierende Reaktion
                              										d\,R=d\,m\,\sqrt{{b_{\mbox{t}}}^2+{b_{\mbox{n}}}^2} wird. Von
                              									Wichtigkeit ist nun die Wirkung in der Richtung X X',
                              									der Bewegung des Kanals. Es gilt für die maßgebende Reaktionskomponente d X
                                 										= d R cos δ = d C sin β + d T cos β – d m
                                 										bn . sin β +
                              										d m bt . cos β. Die Größe von bt und bn findet man durch folgende Ueberlegung. Ein Punkt
                              									bewege sich auf gekrümmter Bahn A A' (vgl. Abb. 2). Seine Geschwindigkeit w = ds/dt gehe über in w'. Man muß den Vektor
                              										w mit einem Geschwindigkeitsvektor Δ w zusammensetzen, um zu w' zu gelangen. Der Geschwindigkeitsänderung Δ
                                 										w entspricht der Beschleunigungsvektor b dt,
                              									der sich in die Komponenten d w und w d φ zerlegen läßt, wie die Nebenfigur zu Abb. 2 erkennen läßt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 170
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 170
                              Abb. 2.
                              
                           Die Tangentialkomponente ist
                              										b_{\mbox{t}}=\frac{d\,w}{d\,t}, die Normalkomponente
                              										b_{\mbox{n}}=\frac{w\,d\,\varphi}{d\,t}. Bezeichnet ρ den Krümmungsradius und d
                                 										s den Bogen A – A', so gilt d s = ρ d φ,
                              									b_{\mbox{n}}=\frac{w^2}{\varrho}. Hiermit sind alle Werte der
                              									Hauptgleichung für die Arbeitsübertragung ermittelt. Der Unterschied zwischen
                              									Gleich- und Ueberdruckturbine besteht nun darin, daß bei ersteren w unverändert bleibt und somit bt und d T
                              									verschwinden. Nur die Richtungsänderung der Geschwindigkeit ruft die Reaktion
                              									hervor. Bei Ueberdruckturbinen ändert sich neben der Richtung auch die Größe der
                              									Geschwindigkeit. Das Drehmoment sowie der Ausdruck für die Leistung lassen sich in
                              									bekannter Weise nach dem Flächensatz ermitteln. Für einen Punkt bzw. Punkthaufen ist
                              									das Drehmoment gleich der zeitlichen Aenderung des statischen Momentes der
                              									Bewegungsgröße. Sind die absoluten Geschwindigkeiten von d
                                 										m beim Ein- und Austritt aus dem Kanal einer den allgemeineren Fall
                              									darstellenden Radialturbine c1 bzw. c2, so ist, wie Abb. 3
                              									erkennen läßt, die Aenderung des Momentes der Bewegungsgröße d B = dm . (c1
                              									r1 cos α1
                              									+ c2
                              									r2 cos α2). Es ist ferner d m = M
                                 										dt, wenn M gleich der Masse derin der
                              									Zeiteinheit durch das Laufrad strömenden Dampfmenge ist. Somit gilt für das
                              									Drehmoment
                              										\frakfamily{M}=\frac{d\,B}{d\,t}=M\,.\,(c_1\,r_1\,\cos\,\alpha_1+c_2\,r_2\,\cos\,\alpha_2).
                              									Die Leistung am Radumfang ist Lu = M
                              									ω = M (c1
                              									u1 . cos α1
                              									+ c2
                              									u2 . cos α2). Sie wird bei 1 kg Dampf in der Sekunde
                              										=\frac{1}{g}\,.\,(c_1\,u_1\,\cos\,\alpha_1+c_2\,u_2\,\cos\,\alpha_2).
                              									Die gewonnenen Ausdrücke berücksichtigen nur den mittleren Stromfaden. Bei den
                              									kleinen Abmessungen der Laufradschaufeln einer Dampfturbine in Verhältnis zum
                              									Raddurchmesser liefert indessen die entwickelte Theorie praktisch brauchbare Werte.
                              									Weitergehende Untersuchungen ergeben schwierigere Ausdrücke und leiden dennoch an
                              									dem Fehler, daß Wirbelungen, Undichtigkeitsverluste usw. rechnerisch nicht
                              									berücksichtigt werden können. Die Abb. 1 und 3 sind dem Werk Zerkowitz
                              									„Thermodynamik der Turbomaschinen“, Abb. 2 dem
                              									in der Sammlung Göschen erschienenen Abriß der Kinematik von Polster entnommen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 170
                              Abb. 3.
                              
                           Schmolke.
                           
                        
                           Die Feuchtigkeit der Luft. (Otto Marr, Gesundheits-Ingenieur 1915 Nr. 7 und 8.) Marr weist in der Einleitung auf das Wärmewertdiagramm von O. H. Müller hin aus dessen Aufsatz „Ueber
                                 										Rückkühlanlagen“ V. d. I. 1905 Heft 1, ferner auf die im gleichen Jahre von
                              										Karl Reyscher, Bielefeld, erschienene Abhandlung über
                              									den Wert von Kurventafeln für den Bau und die Untersuchungen von Trockenanlagen.
                              									Außer der von Marr erwähnten Arbeit erschien 1914 von Reyscher bei Jul. Springer, Berlin, „Die Lehre vom
                                 										Trocknen in graphischer Darstellung“, welche noch ausführlicher den Wert der
                              									Kurventafeln behandelt. Solche und ähnliche Kurventafeln lassen sich noch für viele
                              									andere Zwecke benutzen, u.a. zur Feststellung des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft aus
                              									den Ablesungen am trocknen und am feuchten Thermometer von sogenannten
                              									Psychrometern. Zur Aufzeichnung solcher Kurven ist jedoch unbedingt die Kenntnis des
                              									Wärmewertes erforderlich, welchen die Luft je nach ihrer Temperatur und ihrem Gehalt
                              									an Feuchtigkeit aufweist, bei der Pressung, unter welcher sie sich befindet, wobei
                              									im Auge behalten werden muß, daß feuchte Luft stets eine Mischung von reiner Luft
                              									und Wasserdampf, beide vollkommen trocken gedacht, darstellt. Als Gesamtspannung
                              									dieser zwei Gase wird in den sogenannten Feuchtigkeitstafeln und -kurven
                              									durchgängig der mittlere Druck der äußeren Atmosphäre mit 760 mm Q.-S. zugrunde gelegt.
                           Für andere Pressungen sind Umrechnungen und neue Aufzeichnungen nötig, doch kann man
                              									bei dem in Wirklichkeit sehr schwankenden Luftdruck hiervon meistens absehen, ohne
                              									einen wesentlichen Fehler zu begehen.
                           Die Zustandsänderungen beziehen sich dann nur noch auf Temperatur,
                              									Feuchtigkeitsgehalt und Wärmewert der Luft, die jedoch derartig voneinander abhängig
                              									sind, daß durch zwei dieser Größen immer die dritte mitbestimmt ist, bzw. auch noch
                              									eine vierte, wenn als solche der Sättigungsgrad aufgefaßt wird. Diese Abhängigkeit
                              									scheint jedoch bisher wenig gewürdigt zu werden, obgleich sie durchaus nicht
                              									unbekannt ist, sie tritt klar zutage bei graphischer Darstellung.
                           Für die praktische Benutzung bequemer sind dagegen Zahlentafeln, zumal da in der
                              									Regel mehrere Kurventafeln vorliegen müssen von oft recht unbequemen Abmessungen, um
                              									selbst einfachere Fragen mit ausreichender Genauigkeit lösen zu können. Zur bequemen
                              									Lösung von Aufgaben, welche irgendwie die Wärmeverhältnisse atmosphärischer Luft
                              									betreffen, werden deshalb acht Zahlentafeln angegeben, sowie auf die hohe
                              									Wichtigkeit hingewiesen, welche der Unterscheidung zwischen Wärmewert und Temperatur
                              									beizumessen ist.
                           Die Werte der angegebenen Zahlentafeln beziehen sich auf:
                           
                              1. Sattdampf oder gesättigter Dampf bis zu 100° C.
                              2. Gewicht, Dichtigkeit und Wassergehalt der Luft bei 760 mm
                                 										Barometerstand.
                              3. Teildruck des Dampfes in feuchter Luft von 760 mm Pressung,
                                 										gemessen in mm Q.-S., wenn deren Sättigung 5 bis 100 v. H. beträgt.
                              4a. Raum in m3, welche 1 kg
                                 										feuchte Luft bei 760 mm Barometerstand einnimmt.
                              4b. Gewicht von 1 m3 feuchter
                                 										Luft bei 760 mm Barometerstand in Gramm.
                              5. Wärmewerte in WE und Wassergehalt in Grammen von feuchter
                                 										Luft mit 760 mm Gesamtspannung (Barometerstand bezogen auf 1 kg des darin
                                 										enthaltenen Anteils an reiner (trockener) Luft).
                              6. Raumeinnahme von 1 kg des Anteils an reiner Luft in
                                 										Luftgemischen, welche bei 760 mm Barometerstand mit 0 bis 100 v. H. Feuchtigkeit
                                 										gesättigt sind.
                              7. Raumeinnahme in m3 des 1
                                 										kg Wasser enthaltenden Luftgemisches von 760 mm Pressung.
                              
                           In dem Artikel werden ferner die Formeln mitgeteilt, aus denen sich für einen von 760
                              									mm Q.-S. abweichenden Druck ρa das Volumen der Luft für das kg, ferner der entsprechende
                              									Feuchtigkeitsgehalt und endlich der Wärmewert bei der Spannung ρa
                              									bestimmen.
                           Am Schlusse werden als Beispiele zur Benutzung der angegebenen Tabellen, die
                              									Entnebelung eines Shedbaues, Beheizung eines Spinnsaales, der Wärmebedarf für die
                              									Lüftung eines Kaufhauses, sowie die Abkühlung von Wasser von + 35° C auf + 28° C für
                              									ein Kühlwerk durchgerechnet, stets unter Berücksichtigung mehrerer Zustände der
                              									Außenluft.
                           Otto Brandt.
                           
                        
                           Reversiermotorantrieb für Karusselldrehbänke. Wenn
                              									ein bogenförmiges oder segmentartiges Werkstück zu bearbeiten ist, so geschieht dies
                              									auf einer Karusselldrehbank. Hierbei wird ein Stück, das beispielsweise nur einen
                              									Hub von 300 mm erfordert, häufig auf eine Maschine mit einem Tischumfange von 1800
                              									mm gespannt, so daß sie also Fünfsechstel der Zeit leer läuft und sich ein
                              									beträchtlicher Zeitverlust für jeden Schnitt ergibt. Als Beispiel mag hier angeführt
                              									sein das Schlichten von Lokomotivtreibrädern, bei denen das Gegengewicht zuweilen
                              									über die Achsennabe und den Kurbelzapfen hervorragt. Diese Nabe wird auf einer
                              									Karusselldrehbank bearbeitet, und diese Arbeit erfordert nur einen geringen Schnitt.
                              									Um den damit bisher verbundenen Uebelstand zu beseitigen, ist für solche
                              									Karusselldrehbänke von der Electric Controller &
                                 										Manufacturing Co., Cleveland, Ohio, ein reversierbarer Antrieb auf den
                              									Markt gebracht worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 171
                              
                           In der beigefügten Abbildung ist der Antrieb veranschaulicht, wie er an einer großen
                              									wagerechten Plandrehbank angebracht ist. Diese Maschine ist mit einem nach Belieben
                              									reversierenden oder nicht reversierenden Kontroller ausgerüstet und hobelt auf
                              									unserm Bilde eine T-Nute in ein Werkstück, das einen Winkel von 120° besitzt. Die
                              									Reversierschaltung wird durch Anschläge bewirkt, die am Tisch befestigt sind und den
                              									Motor umsteuern, wobei das angewandte Prinzip also das gleiche ist wie beim
                              									Reversierantrieb einer Hobelmaschine. Für das Ein- und Ausschalten des Kontrollers
                              									ist ein Druckknopf am Ständer der Maschine angebracht, und zwar im bequemen
                              									Handbereich des Maschinisten. Wenn das Werkzeug in einem Winkel von 180° oder mehr
                              									schneidet, ist die angewandte Steuerung nicht reversierender Art.
                           
                           Nachdem man auf den Schaltknopf gedrückt hat, wird der Motor in der einen oder
                              									anderen Richtung angelassen, und zwar mit vier selbsttätigen Beschleunigungsstufen.
                              									Um den Rücklauf mit größerer Geschwindigkeit bewirken zu können als den Vorschub,
                              									wird ein Stufenmotor angewandt und eine dynamische Bremsung dient dazu, den Motor
                              									schnell stillzusetzen. (Iron Age.)
                           Wk.
                           
                        
                           Ueber Kraftbedarf von Saugzuganlagen. Es ist unmöglich,
                              									allgemein gültige Angaben über den Kraftbedarf eines bestimmten Saugzugsystems zu
                              									machen. Die Größe der Widerstände in den Rauchgaszügen, die Güte der Ausführung, die
                              									Wahl des Antriebes, die Anordnung der Saugzuganlage usw. sind einflußreiche
                              									Faktoren, die bei Kesseln von gleicher Leistung in sehr verschiedener Weise in
                              									Rechnung gestellt werden müssen. Unzweifelhaft hat die indirekt wirkende Anlage den
                              									Vorzug, daß der Raumbedarf des Ventilators, der mit der Abgasmenge nicht in
                              									Berührung kommt, nur gering ist. Die Vorrichtung läßt sich daher an passender Stelle
                              									nahe am Kessel anbringen, während bei direkt wirkender Anlage oft ein Gebäudeanbau
                              									erforderlich wird. Dies hat zur Folge, daß die zu überwindenden Widerstände wachsen,
                              									ein Uebelstand, der durch andere Umstände, z.B. die notwendigen Umstellklappen, noch
                              									vermehrt wird. Ebenso spricht für die indirekt wirkende Saugzuganlage der Umstand,
                              									daß das Eintreten von Nebenluft vermieden und die zu fördernde Gasmenge geringer
                              									wird. Auch kann man, sofern der Ventilator in eine vorhandene Schornsteinanlage
                              									eingebaut wurde, die Abgase unmittelbar aus dem Rauchkanal in den Schornstein treten
                              									lassen. Demgegenüber muß man bei direkt wirkenden Anlagen die Druckwiderstände
                              									berücksichtigen, besonders, wenn die Verbindung der Ausblaseöffnung des Ventilators
                              									mit dem Schornstein Krümmungen erhalten muß. Ferner ist als Nachteil zu betrachten,
                              									daß der Heizer beim Arbeiten mit natürlichem Zug und geringem Dampfbedarf einige
                              									Schieber und Umstellklappen einstellen muß, welche Arbeit er sich zum Nachteil der
                              									Wirtschaftlichkeit des Betriebes gern spart. Bei einer indirekt wirkenden Anlage
                              									fällt dieser Uebelstand fort. Auch sind die Widerstände, die bei Benutzung des
                              									natürlichen Zuges überwunden werden müssen, infolge der geringen Länge der einfach
                              									angeordneten Rauchkanäle unbedeutend. Endlich soll man nicht vergessen, daß der
                              									Kraftbedarf allein für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einer Anlage nicht
                              									ausschlaggebend ist. (O. Brandt in Zeitschrift für
                              									Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 11 1915.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Massenausgleich bei Verbrennungskraftmaschinen. (Vortrag
                              									von H. F. Fullagar, Newcastle on Tyne, auf der
                              									Versammlung der Institution of Mechanical Engineers, nach der Zeitschrift
                              									Engineering 1914 S. 103 bis 105.) Bei solchen Maschinen ist ein guter Ausgleich
                              									schwerer zu erreichen als bei Dampfmaschinen. Durch die starke Drucksteigerung, die
                              									durch die schnelle Verbrennungder Ladung entsteht, wird bei
                              									Verbrennungskraftmaschinen ein vielfach größerer Druck auf den Arbeitskolben
                              									ausgeübt als bei Dampfmaschinen, bei denen eine allmählich ansteigende und
                              									gleichmäßige Drucksteigerung stattfindet. Für den Antrieb von Fahrzeugen aller Art
                              									durch Verbrennungskraftmaschinen müssen diese einen sehr guten Massenausgleich
                              									erhalten, um Erschütterungen zu vermeiden. Deshalb versucht man besonders hier durch
                              									entsprechende Anordnungen, die durch Beschleunigung der umlaufenden und der hin- und
                              									hergehenden Triebwerkteile entstehen, die Massenkräfte gegeneinander auszugleichen,
                              									so daß keine nach außen wirkenden freien Kräfte übrig bleiben. Rotierende
                              									Maschinenteile können ohne Schwierigkeiten ausgeglichen werden. Bei den hin- und
                              									hergehenden Teilen sind die Massenkräfte erster Ordnung auszugleichen, die dann
                              									auftreten, wenn diese Teile rein harmonische Bewegungen ausführen, d.h. bei
                              									unendlich lang gedachter Schubstange, und ferner Massenkräfte zweiter Ordnung, die
                              									durch die endliche Länge der Schubstangen entstehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 172
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 172
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 172
                              Abb. 3.
                              
                           Ein vollkommener Massenausgleich, bei dem also die Massenkräfte erster und zweiter
                              									Ordnung vollständig ausgeglichen sind, läßt sich sehr schwer und nur bei bestimmten
                              									Anordnungen der Zylinder erreichen. Wenn die Schubstangen genau entgegengesetzt
                              									gerichtet und zu beiden Seiten der Kurbelwelle angeordnet sind, wie dies Abb. 1 zeigt, so läßt sich ein vollkommener
                              									Massenausgleich erreichen. Dabei kann sich die Kurbelwelle drehen und die Zylinder
                              									still stehen, oder auch bei stillstehender Kurbelwelle sind umlaufende Zylinder
                              									angeordnet. Diese Anordnung findet ihre Anwendung bei Flugzeugmotoren. Eine
                              									Anordnung der Zylinder in V-Form ist bereits in D. p. J. Bd. 330 S. 145 Abb. 1 beschrieben, und hier ist auch eine genaue
                              									Untersuchung des Massenausgleiches ausgeführt.
                           Der Massenausgleich allein vermag aber noch nicht einen erschütterungsfreien Gang der
                              									Maschine zu erzielen. Um dies zu erreichen, müssen die Arbeitszylinder in bezug auf die Kurbelwelle
                              									so angeordnet sein, daß keine Kräfte auf das Fundament einwirken können, oder daß
                              									sich die auftretenden Kräfte gegenseitig ausgleichen. Es ist dann keine Kraft mehr
                              									vorhanden, die eine Verschiebung des Schwerpunktes der Maschine gegenüber dem
                              									Fundament hervorrufen kann. Wenn bei einer Maschine nach Abb. 1 die Arbeitszylinder sich gegenüberliegen, und in beiden zu
                              									gleicher Zeit eine gleich große Lademenge zur Verbrennung kommt, dann treten hier
                              									keine Kräfte auf, die die Maschine in ihrer Lage zu verschieben suchen. In noch
                              									besserer Art wird dies bei der Gegenkolbenmaschine nach Abb. 2 erreicht, weil hier die Drücke auf die beiden Arbeitskolben ohne
                              									weiteres einander gleich sind und gleichzeitig wirken. Bei den bekannten Zweitakt-
                              									Gegenkolbenmaschinen (Oechelhäuser- und Junkers-Maschinen) mit dreifach gekröpfter Kurbelwelle
                              									gleichen sich die Arbeitsdrücke dementsprechend auch ohne weiteres aus, ein
                              									Ausgleich der kleinen Massenkräfte zweiter Ordnung findet nicht statt. Eine weitere
                              									Umbildung des äußeren Getriebes der bekannten Gegenkolbenmaschinen stellt die Fullagar-Maschine (D. p. J. Bd. 330 S. 44 Abb. 1 und 2) dar. Bei
                              									dieser Maschine sind stets je zwei Arbeitszylinder mit je zwei Arbeitskolben
                              									miteinander verbunden. Zwillings-Tandem-Gegenkolbenmaschinen Bauart Junkers und
                              										Vierzylinder-Fullagar-Maschinen können so angeordnet
                              									werden, daß bei vollständigem Ausgleich der Arbeitsdrücke auch ein vollkommener
                              									Ausgleich der Massenkräfte erster und zweiter Ordnung erreicht wird.
                           Einen vollkommenen Ausgleich aller überhaupt auftretenden Kräfte erhält man durch
                              									Anordnung einer Maschine nach Abb. 3. Es sind hier in
                              									einem Zylinder zwei Gegenkolben angeordnet, die auf zwei an den beiden Enden des
                              									Zylinders angeordneten Kurbelwellen wirken. Diese Kurbelwellen haben
                              									entgegengesetzten Drehsinn. Um ein gleichmäßiges Zusammenarbeiten der beiden
                              									Kurbelwellen sicher zu erhalten, muß eine Querwelle mit Schraubenrädern oder
                              									Kegelrädern, oder eine Kette mit Stirnrädern vorgesehen werden. Durch eine solche
                              									Zweiwellenanordnung wird die gyrostatische Wirkung des Propellers, die sich
                              									besonders bei Flugzeugen bemerkbar macht, beseitigt.
                           W.
                           
                        
                           Apparat zum Messen und Prüfen von Zahnrädern. Dieser wenig
                              									bekannte Apparat wird mit bestem Erfolg angewandt. Es können damit Unterschiede im
                              									Durchmesser und in der Exzentrizität von 1/100 mm festgestellt und die Vollkommenheit der
                              									Zahnradübersetzung eines Zahnräderpaares genau geprüft werden.
                           Die gußeiserne Unterlagsplatte trägt eine Reguliervorrichtung, auf der zwei Schlitten
                              									verschiebbar angeordnet sind, die beide einen genau bearbeiteten Zapfen tragen, auf
                              									den die zu prüfenden Zahnräder aufgesteckt werden; der eine auf der rechten Seite
                              									der Abbildung kann durch eine Gewindespindel verschoben werden, um den Abstand der
                              									zu prüfenden Zahnräder festzustellen; der andere kann nur einen kleinen Hub
                              									vollführen, undda er durch eine Feder zurückgezogen wird, überträgt er seine
                              									beträchtlich vergrößerte Bewegung auf eine Skala, die auf der Vorderseite des
                              									Gestells angebracht ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 173
                              
                           Die Abbildung stellt einen Längsquerschnitt des ganzen Apparates dar, aus der
                              									deutlich ersichtlich ist, wie die Skala übertragen wird, die genau die
                              									Exzentrizitätsunterschiede und Fehler in der Verzahnung angibt. Für die Prüfung der
                              									Unterschiede in der Exzentrizität ist es zweckmäßig, das zu messende Rad auf einen
                              									Zapfen zu stecken und auf den anderen anstatt eines Musterrades ein Stück davon, das
                              									einen einzigen Zahn darstellt, den man nacheinander mit allen Zähnen des zu
                              									prüfenden Rades in Eingriff bringt; durch Beobachtung der Stellung, die der Zeiger
                              									je nach den Maßen jedes Zahnes einnimmt, kann man die Exzentrizität genau
                              									feststellen. (Industria.)
                           W.
                           
                        
                           Die Strahlablenkung im Schrägabschnitt einer Dampfturbinen
                                 										düse. Obgleich die Vorgänge beim Ausfluß von Gasen oder Dämpfen aus Düsen
                              									schon oft der Gegenstand eingehender Untersuchungen waren, ist es bisher nicht
                              									gelungen, völlige Klarheit auf diesem Gebiete zu erzielen. Dadurch erklärt es sich,
                              									daß erst in letzter Zeit der Gedanke entstand, beim Bau von Dampfturbinen die Laval-Düsen unter gewissen Verhältnissen durch Zölly-Mündungen zu ersetzen, mit denen
                              									Austrittsgeschwindigkeiten bis zu 800 m, also Ueberschallgeschwindigkeit, erzielt
                              									werden können. Diese durch Versuche erwiesene Tatsache ist durch Weiterexpansion des
                              									Dampfes im Schrägabschnitt zu erklären. Hier findet auch eine Ablenkung des
                              									Dampfstrahles statt, die bei Ausnutzung der wertvollen Eigenschaften der Zölly-Düse nicht unberücksichtigt bleiben dürfte. Die
                              									Möglichkeit einer rechnerischen Verfolgung der genannten Erscheinungen wurde durch
                              									Dr. Th. Meyer gegeben, der sich die Aufgabe stellte, die
                              									Strömungsvorgänge bei einem mit Ueberschallgeschwindigkeit um eine stumpfe Ecke
                              									fließenden Gase zu untersuchen. Er findet, daß bei konvexer Ecke Expansion in einem
                              									keilförmigen Gebiet eintritt, während bei konkaver Ecke ein Verdichtungsstoß
                              									auftritt. Beim ersteren Vorgang ergeben sich Druck und Geschwindigkeit auf jedem
                              									Radiusvektor unveränderlich, beim anderen Vorgang ergibt sich eine Abgrenzung der
                              									Druckgebiete, innerhalb deren überhaupt ein Verdichtungsstoß möglich ist. Die
                              									hieraus zu ziehenden Folgerungen erweisen sich in befriedigender Uebereinstimmung
                              									mit dem Versuch.
                              									(Heft 62 der Mitteilungen über Forschungsarbeiten des Vereins deutscher
                              									Ingenieure.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Untersuchung und Wertbestimmung des Graphits. Die
                              									Verwendung des Graphits für die verschiedensten Zwecke der Technik hat es mit sich
                              									gebracht, daß die Anforderungen, die man an dieses Material bezüglich seiner
                              									Beschaffenheit und Zusammensetzung stellt, sehr verschieden sind. Gleichwohl
                              									verlangt man von einem jeden Graphit, daß er möglichst viel der eigentlichen
                              									Graphitsubstanz und möglichst wenig fremde Beimengungen, wie sulfidische und
                              									Aschenbestandteile, enthält. Namentlich kann man zur Herstellung von Schmelztiegeln
                              									nur sehr aschearme Graphite benutzen, während die Graphite für die
                              									Bleistiftfabrikation sowie die als Schmiermittel verwendeten wiederum ganz bestimmte
                              									morphologische Eigenschaften aufweisen müssen.
                           Ueber die Wege, die zur Beurteilung und Wertbestimmung eines Graphits eingeschlagen
                              									werden müssen, berichten Ed. Donath und A. Lang in Stahl und Eisen (Jahrg. 34, S. 1757).
                           Als fälschende Zusätze zu Graphit kommt in erster Linie Koks in Betracht, dann auch
                              									Ruß und Retortenkohle. Seltener wird Braun- oder Steinkohle, Anthrazitund
                              									Holzkohle angetroffen. Auf Grund der spezifischen Eigenschaften dieser einzelnen
                              									Zusatzmittel, deren Reaktionen die Verfasser in nebenstehender Uebersichtstafel
                              									mitgeteilt haben, ist von ihnen ein sehr bemerkenswerter Vorschlag zur Analyse des
                              									Graphits gemacht worden.
                           Die qualitative Untersuchung beginnt mit der Prüfung auf
                              									Braun- und Steinkohle. Behandelt man die Probe mit verdünnter Salpetersäure, so ist
                              									bei Gegenwart von Braunkohle das Filtrat gelb bis braunrot gefärbt. Bei Abwesenheit
                              									von Braunkohle prüft man die trockene Substanz durch Erhitzen im Kölbchen. Ist
                              									Steinkohle zugegen, so wird dies durch Auftreten charakteristisch riechender
                              									Destillationsgase, die auf Lakmuspapier meist alkalisch reagieren, einwandfrei
                              									erwiesen. Noch sicherer gelingt jedoch der Nachweis von Steinkohle durch Extraktion
                              									mit Benzol, das hierdurch gelb gefärbt wird und fluoresziert. Uebrigens läßt sich
                              									schon von vorn herein auf die Abwesenheit von Braun- und Steinkohle schließen, wenn
                              									auf die Probe gegebene konzentrierte Salpetersäure ungefärbt bleibt. Ist eins dieser
                              									Zusatzmittel vorhanden, so wird sie dagegen braunrot gefärbt.
                           Bei Abwesenheit von Braun- und Steinkohle wird der Graphit eine Stunde lang mit
                              									verdünnter Kaliumpermanganatlösung erhitzt, die Lösung durch Glaswolle
                           Reaktionserscheinungen bei der Prüfung von
                                 										Graphit und seiner möglichen Fälschungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 174
                              Reagens; Benzolextrakt; Verhalten
                                 										beim Erhitzen für sich; Kochen mit verdünnter Kalilauge; Graphit; Retortenkohle;
                                 										Koks; Anthrazit, gebrannt; Anthrazit, ungebrannt; Ruß, künstlich hergestellt;
                                 										Steinkohle; Braunkohle; Holzkohle, hoch gebrannt; Holzkohle, niedrig gebrannt;
                                 										Farblos; Deutliche Gelbfärbung, mit Fluoreszenz, herrührend vom Teergehalt;
                                 										Deutlich gefärbter Extrakt mit starker Fluoreszenz; Hellgelber Extrakt ohne
                                 										Fluoreszenz; Extrakt farblos; Keine Veränderung; Es entweichen sehr geringe
                                 										Mengen flüchtiger Produkte; Destillationsprodukte: Teer, stets alkalisches
                                 										Gaswasser und brennbare Gase; Destillationsprodukte: Teer, meist saures,
                                 										höchstens neutrales Gaswasser und brennbare Gase; Entweichen geringerer Mengen
                                 										flüchtiger Substanzen; Keine Lösung oder sonstige Reaktion; Lösung schwach gelb;
                                 										Keine Lösung oder sonstige Reaktion; Gelbe bis braune Lösung, aus welcher mit
                                 										verdünnten Säuren braune Flocken von Huminsäuren fällbar sind; Hellgelbe Lösung,
                                 										keine Huminsäuren fällbar; Gelbbraune Lösung mit viel Huminsäuren; Kochen mit
                                 										verdünnter Salpetersäure; Kochen mit konzentrierter Salpetersäure; Kochen mit
                                 										verdünnter Kaliumpermanganatlösung; Natriumsulfat-Schmelze; Keine Einwirkung;
                                 										Rotgelbe bis orangerote Lösung, im Destillat ist Zyanwasserstoff nachzuweisen;
                                 										Deutliche Einwirkung, Lösung aber farblos, im Destillat viel Zyanwasserstoff
                                 										nachzuweisen; Keine Reaktion; Keine, höchstens sehr geringe Einwirkung, Färbung
                                 										schwach; Braunrote Lösung, welche sich mit Ammoniak dunkler färbt und mit
                                 										Chlorkalzium und Bleizuckerlösung braune Niederschläge gibt; Rückstand ist
                                 										schwarz; Wie bei Anthrazit; Rotgelbe bis orangerote Lösung, im Destillat ist
                                 										Zyanwasserstoff nachzuweisen; Keine Reaktion; Die Permanganatlösung wird
                                 										entfärbt unter Bildung von Karbonaten; Die Permanganatlösung wird entfärbt unter
                                 										Bildung von Oxalsäure; Wie bei gebranntem Anthrazit; Sehr geringe Einwirkung
                                 										unter Bildung geringer Mengen Oxalsäure; Starke Entfärbung unter Bildung großer
                                 										Mengen Oxalsäure; Rasche Entfärbung der Lösung unter Bildung geringer Mengen
                                 										Oxalsäure; Rasche Entfärbung unter Bildung geringer Mengen Oxalsäure; Heftige
                                 										Reduktion zu Natriumsulfid; Wie bei Retortenkohle.
                              
                           
                           filtriert und mit Natriumsulfit entfärbt. Läßt sich in
                              									dieser Lösung mit Hilfe von Chlorkalzium Oxalsäure nachweisen, so war Anthrazit
                              									zugegen. Stellt sich jedoch der hierbei gebildete Niederschlag als Carbonat heraus,
                              									so ist dies ein Zeichen dafür, daß der Graphit mit Koks verfälscht war.
                           Ruß wird durch Gelbfärbung des Petrolätherextraktes nachgewiesen. Zur Prüfung auf
                              									Retortenkohle wird die Probe mit entwässertem Natriumsulfat im Platintiegel bis zur
                              									Sinterung erhitzt und die Masse mit wenig Wasser ausgelaugt. Fällt auf Zusatz von
                              									Bleiessig Schwefelblei aus, so ist damit der Beweis für eine Beimengung von
                              									Retortenkohle erbracht.
                           Die quantitative Untersuchung des Graphits hat sich mit
                              									der Bestimmung des Kohlenstoffes, des Gesamtschwefels und der Asche zu befassen. Da
                              									die Bestandteile der Asche bei den hohen Temperaturen, denen Schmelztiegel
                              									ausgesetzt werden, leicht zur Sinterung führen, so ist auch oft eine Bestimmung
                              									dieser erforderlich, namentlich ihres Gehaltes an Eisenoxyd und an Alkalien.
                           Die Bestimmung des Kohlenstoffs erfolgt in der bekannten Weise durch Verbrennung im
                              									Sauerstoffstrom, die des Schwefels nach der Methode von Eschka oder von Brunk, und die Aschenanalyse
                              									analog der Tonanalyse.Die Verfasser haben durch Erhitzen von Proben im
                              									elektrischen Ofen auch die Verbrennlichkeit verschiedener Graphite untersucht und
                              									dabei folgende Zahlen für den Glühverlust, der hierfür einen Maßstab bietet,
                              									gefunden.
                           Der Glühverlust betrug bei
                           1. Ceylongraphit
                           
                              
                                 bei
                                 700°
                                 14,22
                                 v. H.,
                                 d. i.
                                 22
                                 v. H.
                                 vom
                                 Gesamtglühverl.
                                 
                              
                                 „
                                 800°
                                 27,97
                                 „
                                 „
                                 44
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 900°
                                 33,43
                                 „
                                 „
                                 52
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1000°
                                 38,59
                                 „
                                 „
                                 60
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1100°
                                 40,00
                                 „
                                 „
                                 63
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1200°
                                 61,52
                                 „
                                 „
                                 97
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1300°
                                 59,84
                                 „
                                 „
                                 94
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           2. einem mährischen Graphit
                           
                              
                                 bei
                                 700°
                                 29,75
                                 v. H.,
                                 d. i.
                                 91
                                 v. H.
                                 vom
                                 Gesamtglühverl.
                                 
                              
                                 „
                                 800°
                                 32,11
                                 „
                                 „
                                 99
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 900°
                                 32,44
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           3. einem Graphit unbekannter Herkunft
                           
                              
                                 bei
                                 700°
                                 23,41
                                 v. H.,
                                 d. i.
                                 41
                                 v. H.
                                 vom
                                 Gesamtglühverl.
                                 
                              
                                 „
                                 800°
                                 40,03
                                 „
                                 „
                                 70
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 900°
                                 43,32
                                 „
                                 „
                                 77
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1000°
                                 44,12
                                 „
                                 „
                                 78
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1100°
                                 56,61
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           
                           4. einem Retortengraphit
                           
                              
                                 bei
                                 600°
                                 5,59
                                 v. H.,
                                 d. i.
                                 5,6
                                 v. H.
                                 vom
                                 Gesamtglühverl.
                                 
                              
                                 „
                                 700°
                                 13,44
                                 „
                                 „
                                 13,6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 800°
                                 74,05
                                 „
                                 „
                                 74,8
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 900°
                                 99,05
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           5. einem geschlämmten sibirischen Graphit
                           
                              
                                 bei
                                 700°
                                 18,36
                                 v. H.,
                                 d. i.
                                   20
                                 v. H.
                                 vom
                                 Gesamtglühverl.
                                 
                              
                                 „
                                 800°
                                 77,75
                                 „
                                 „
                                   84,5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 900°
                                 92,00
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           6. einem böhmischen Graphit
                           
                              
                                 bei
                                 700°
                                 9,87
                                 v. H.,
                                 d. i.
                                   11,2
                                 v. H.
                                 vom
                                 Gesamtglühverl.
                                 
                              
                                 „
                                 800°
                                 11,94
                                 „
                                 „
                                   13,6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 900°
                                 17,48
                                 „
                                 „
                                   20,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1000°
                                 58,70
                                 „
                                 „
                                   66
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 1100°
                                 89,19
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           während er betrug bei Koks
                           
                              
                                 bei
                                 700°
                                 68,19
                                 v. H.,
                                 d. i.
                                 77
                                 v. H.
                                 vom
                                 Gesamtglühverl.
                                 
                              
                                 „
                                 800°
                                 89,53
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Weiter wurden zur Beantwortung der Frage, welche der erwähnten Beimengungen die
                              									Feuerbeständigkeit vermindern, verschiedene Proben von Ceylongraphit mit abwechselnd
                              									10 v. H. Koks, Azetylenruß, Retortengraphit, Anthrazit und Holzkohle vermischt,
                              									diesen Proben je ⅓ ihres Gewichts Ton beigefügt und die erhaltenen Gemenge zu
                              									Zylindern gepreßt. Nach einstündigem Brennen bei 1200° fanden die Verfasser folgende
                              									Zahlen für die Glühverluste, die zeigen, wie stark die Güte des Graphits durch die
                              									Verunreinigungen beeinträchtigt wird:
                           
                              
                                 Ceylongraphit„„„„„
                                 (rein)gemengt„„„„
                                 mit„„„„
                                 KoksRetortenkohleAnthrazitAzetylenrußHolzkohle
                                 152129533349
                                 v. H.„„„„„
                                 Glühverlust
                                 
                              
                           Loebe.
                           
                        
                           Ueber Lasthebemagnete. Infolge der wachsenden
                              									Anforderungen der Eisenhüttenindustrie haben die Hebezeuge zur Bewegung und
                              									Verladung großer Eisenmassen in den letzten Jahren eine immer größere
                              									Vervollkommnung erfahren. Als neues wichtiges Hilfsmittel auf diesem Gebiete ist der
                              									Lasthebemagnet in den praktischen Betrieb aufgenommen worden. Er wird sowohl bei der
                              									Bewegung und Verladung der fertigen Walzwerkserzeugnisse, wie Schienen, Träger,
                              									Bleche usw., als auch zum Transport von Rohblöcken bis zu den größten Gewichten und
                              									vorgewalzten Blöcken verwendet.
                           Der Lasthebemagnet besteht der Hauptsache nach aus einem Gehäuse, der in einem
                              									besonderen Gehäuse eingeschlossenen Spule und den Polen. Das Gehäuse besteht aus
                              									bestem Spezialmagnetstahl. Die Wicklung liegt wasserdicht in dem zweiten Gehäuse und
                              									ist durch eine besondere Vorrichtung nachgiebig gelagert. Zur Herstellung der Spule
                              									verwendet man sowohl Kupfer- wie Aluminiumdraht. Doch ist im letzteren Falle wegen
                              									der geringeren Leitfähigkeit des Aluminiums der Stromverbrauchungefähr 20 v. H.
                              									größer. Die Spule wird im Vakuum getrocknet, und danach eine bestimmte Isoliermasse
                              									hineingepreßt. Der Magnet wird mit Steckkontakt ausgerüstet. Er selbst kann an jedem
                              									Hebezeug mittels Ketten aufgehängt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 176
                              Abb. 1. Magnetkran mit Fallwerkskugel.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 176
                              Abb. 2. Magnetkran für Roheisenmasseln.
                              
                           Die sonstige Form gestattet die Verwendung des Magneten in der Eisenhütte zum Heben
                              									einer Fallwerkskugel (Abb. 1), zum Transport von
                              									Roheisenmasseln (Abb. 2), Blöcken (Abb. 3), Schrott (Abb.
                                 										4) usw. Wird der Schrott packetiert, so übernimmt der Hebemagnet nicht nur
                              									das Einfüllen des Schrotts in die Packetierpresse, sondern kann auch die aus dem
                              									Preßkasten ausgestoßenen Packete aufnehmen und in die Beschickungsmulden absetzen.
                              									Auch die Schwierigkeit der Bewältigung von Blechen durch mechanische Vorrichtungen
                              									kann man durch Verwendung des Hebemagneten umgehen. Bei der Verladung von Trägern,
                              									Schienen usw. werden an ein starr geführtes Gehänge mehrere Magneten angeordnet, um
                              									sicheres Festhalten zu erzielen.
                           
                           Die Tragfähigkeit eines Hebemagneten stellt sich etwa folgendermaßen:
                           
                              
                                 
                                 Maximale Tragfähigkeit bei
                                 
                              
                                 Panzerplatten
                                   25000 kg
                                 
                              
                                 Blöcken
                                 10000 „
                                 
                              
                                 Schienen
                                   5000 „
                                 
                              
                                 gutem Kernschrott
                                   1500 „
                                 
                              
                                 Masseln und Gußbruch
                                   1000 „
                                 
                              
                                 Gußspähnen
                                     800 „
                                 
                              
                                 schwedischem Erz
                                     800 „
                                 
                              
                                 Fallwerkskugeln
                                   8000 „
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 177
                              Abb. 3. Blocktransport- Magnetkran.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 177
                              Abb. 4. Lasthebemagnet mit Schrottpaket.
                              
                           Die Stromkosten betragen in deutschen Hüttenwerken bei 60 bis 90 Spielen in der
                              									Stunde etwa 1,50 M für zehn Stunden. Dabei werden bei der Verwendung zum
                              									Schrotttransport auf dem Schrottlager sechs bis zehn Mann, die sonst mit dem
                              									Verladen beschäftigt sind, frei.Bei 5,50 M Tagelohn macht das für die Schicht
                              									rund 30 bis 50 M oder 9000 bis 15000 M im Jahre Ersparnis, wenn man annimmt, daß
                              									sich die Verladung des Schrotts und die Füllung der Mulden auch für den Nachtbetrieb
                              									wie am Tage ausführen läßt. Aehnliche Ersparnisse lassen sich bei der Verwendung des
                              									Hebemagneten zum Transport von Roheisenmasseln erzielen. (Schiffbau 1914, S.
                              									126.)
                           Loebe.
                           
                        
                           Verein deutscher Eisenportlandzement-Werke E. V. Am 26.
                              									Februar 1915 fand in Köln die diesjährige Hauptversammlung des Vereins deutscher
                              									Eisenportlandzement-Werke E. V. statt. Im abgelaufenen 14. Geschäftsjahr blieb die
                              									Gesamterzeugung der dem Verein angehörenden Werke nur um etwa 11 v. H. hinter der
                              									des Vorjahres zurück, was in Anbetracht der fünf Kriegsmonate als günstig bezeichnet
                              									werden muß.
                           Von wichtigen Vorgängen ist in erster Linie die vom Minister jetzt ausgesprochene
                              									Gleichstellung des Eisenportlandzements mit dem Portlandzement hervorzuheben. Die
                              									beim Minister der öffentlichen Arbeiten beantragten und von dem Königlichen
                              									Materialprüfungsamt zu Berlin-Lichterfelde durchgeführten Lufterhärtungsversuche mit
                              									sämtlichen Vereinszementen gelangten im Vorjahre zum Abschluß. Der günstige Ausfall
                              									hat den Minister der öffentlichen Arbeiten zu Beginn des neuen Jahres veranlaßt, die
                              									unbeschränkte Zulassung des Eisenportlandzements zu allen öffentlichen
                              									Bauausführungen zu verfügen. Eine besondere Prüfung auf Lufterhärtung, die aus dem
                              									Erlaß vom Jahre 1909 herausgelesen werden konnte und nach dem Eisenbetonerlaß vom
                              									Jahre 1913 sogar vorgeschrieben war, ist also in Zukunft unnötig.
                           Von Rostversuchen des deutschen Ausschusses für Eisenbeton oder genauer gesagt, den
                              									Versuchen über das Verhalten von Eisen im Eisenbeton mit Schlackengehalt des
                              									Bindemittels, liegen die 45-tägigen Ergebnisse vor, Der Eisenportlandzement hat sich
                              									bisher in bezug auf das Rosten der Eiseneinlagen keinesfalls ungünstiger gestellt
                              									wie der Portlandzement.
                           Auch die Seewasserversuche der Kommission zur Untersuchung der Verwendbarkeit von
                              									Hochofenschlacke zu Betonzwecken, bei denen ein Portlandzement und ein
                              									Eisenportlandzement in Verbindung mit Stückschlacke auf ihre Widerstandskraft gegen
                              									Seewasser geprüft werden, haben ein gleiches Verhalten der beiden Zementarten
                              									erkennen lassen.
                           Der Ausschuß für Beton versuche im Moor hat im verflossenen Jahr die zwei Jahre alten
                              									Betonpfähle besichtigt. Nennenswerte Angriffe wurden bei keinem der zum Teil mit
                              									Portlandzement und zum Teil mit Eisenportlandzement ausgeführten Körper
                              									festgestellt.
                           
                        
                           Praktische Winke für Schiedsverträge. Der hohe Wert des
                              									Schiedsgerichtswesens wird bei weitem noch nicht von allen Seiten anerkannt. Ein
                              									Hauptgrund liegt darin, daß mit der Fällung des Schiedsspruches das Schiedsverfahren
                              									noch nicht beendet ist, sondern daß nunmehr erst das langwierigste und teuerste Verfahren
                              									beginnt.
                           Nach § 1039 der Zivilprozeßordnung ist der Schiedsspruch, nachdem er unter Angabe des
                              									Tages der Abfassung von sämtlichen Schiedsrichtern unterschrieben ist, den Parteien
                              									in einer von den Schiedsrichtern unterschriebenen Ausfertigung zuzustellen, und
                              									unter Beifügung der Beurkundung der Zustellung auf der Gerichtsschreiberei des
                              									zuständigen Gerichtes niederzulegen.
                           Aber noch nicht genug damit, nach § 1042 ist die Zwangsvollstreckung aus einem
                              									Schiedsspruch erst zulässig, wenn ein Vollstreckungsurteil erwirkt ist. Es ist also
                              									nunmehr eine neue Klage auf Erlaß eines Vollstreckungsurteiles nötig, und diese
                              									Klage kann außerordentlich kompliziert werden, wenn der Gegner damit eine Widerklage
                              									auf Aufhebung des Schiedsspruchs verbindet.
                           Ein flüchtiger Blick auf diese Bestimmungen zeigt, mit welchen Schwierigkeiten es
                              									zuweilen verknüpft ist, eine gefällte Schiedsgerichtsentscheidung zur Vollstreckung
                              									zu bringen.
                           Zunächst sind große Kosten nötig, da das Vollstreckungsurteil nur im Wege der Klage
                              									erwirkt werden kann, und diese Klage je nach der Höhe des Objektes dieselben
                              									Gerichts- und Anwallskosten verursachen kann, wie wenn von vorn herein statt beim
                              									Schiedsgericht beim ordentlichen Gericht geklagt wäre.
                           Es wird ferner viel Zeit verloren, da die Klage auf Erteilung des
                              									Vollstreckungsurteiles und auf Aufhebung des Schiedsspruches in keiner Weise
                              									beschränkt ist, es kann also eine solche Klage durch alle Instanzen hindurchgehen,
                              									sie kann zurückverwiesen werden, und schließlich ist es zweifelhaft, ob nicht etwa
                              									der Schiedsspruch aufgehoben wird. Dann muß der Kläger noch einmal sein Recht vor
                              									dem ordentlichen Gericht suchen.
                           Schließlich enthält der § 1039 ZPO seine Klippen, da die Erfüllung der Formalien
                              									nicht immer einfach ist, und zumal dann, wenn der Obmann des Schiedsgerichtes kein
                              									Jurist ist, sehr leicht Versehen vorkommen können, die nachher zur Aufhebung des
                              									Schiedsspruches führen.
                           So lange durch eine Aenderung der Gesetzgebung diesen Uebelständen gegenüber nicht
                              									Abhilfe geschafft wird, sind die Parteien zur Selbsthilfe genötigt. Eine solche
                              									Selbsthilfe bietet sich leicht im Wege der privaten Vereinbarung und der Verknüpfung
                              									des Schiedsspruches mit einer Vertragsstrafe.
                           Das Wichtigste ist, daß die Parteien vereinbaren, daß der Schiedsspruch sofort
                              									nachdem er gefällt ist, oder mit einer kurz begrenzten Wartefrist erfüllt werden
                              									muß, gleichviel ob gegen die Gültigkeit des Schiedsspruches Einwendungen erhoben
                              									werden oder nicht. Allerdings läßt sich die Erfüllung dieser Vereinbarung nicht
                              									unmittelbarerzwingen, da, wie gesagt, die Vollstreckung des Schiedsspruches von
                              									dem Erlaß des rechtskräftigen Vollstreckungsurteiles abhängig ist. Es ist übrigens
                              									zweifelhaft, ob aus solcher besonderen Vereinbarung nicht auch eine besondere
                              									Pflicht erwächst, deren Erfüllung dann allerdings beim ordentlichen Gericht im Wege
                              									der Klage nachgesucht werden müßte, was jedenfalls schnell gehen dürfte.
                           Viel wirksamer ist dagegen die Vereinbarung einer Vertragsstrafe, falls nicht der
                              									Schiedsspruch vereinbarungsgemäß stets nach der Rechtskraft bereits nach Fällung
                              									erfüllt wird. Die Vertragsstrafe wird mit dem Augenblick der Zuwiderhandlung fällig,
                              									und nun kann der Kläger bei dem ordentlichen Gericht auf Zahlung der Vertragsstrafe
                              									klagen, und mit dieser Klage muß er durchdringen, selbst dann, wenn später der
                              									Schiedsspruch aufgehoben werden sollte.
                           Was auf diese Weise erreicht wird, ist natürlich stets nur eine vorläufige
                              									Befriedigung. Dem Schiedsspruch kommt eine ähnliche Wirkung zu, wie etwa einem
                              									Urteil, das für vorläufig vollstreckbar erklärt wird. Wird der Schiedsspruch
                              									nachträglich aufgehoben, und erfolgt nunmehr entweder vor einem anderen
                              									Schiedsgericht oder vor dem ordentlichen Gericht eine ungünstigere Entscheidung, so
                              									hat der Kläger, der vorläufig Befriedigung erhalten hat, das zuviel Erhaltene
                              									zurückzuerstatten, und ist außerdem schadensersatzpflichtig.
                           Vor diesen Gefahren kann der Kläger sich aber schützen, indem er dann, wenn die
                              									Gültigkeit des Schiedsspruches aus irgend einem Grunde zweifelhaft ist, auf
                              									vorläufige Erfüllung des Schiedsspruches verzichtet oder sich zum Verzicht bereit
                              									erklärt, falls der Gegner Sicherheit leistet. Vielleicht empfiehlt es sich gleich in
                              									dem Schiedsvertrag die Bestimmung aufzunehmen, daß die obsiegende Partei befugt ist,
                              									vorläufige Befriedigung ohne Sicherheitsleistung zu verlangen, bei Vermeidung einer
                              									Vertragsstrafe.
                           Dr. jur. Eckstein.
                           
                        
                           Technisches Generalstabswerk. Der Verein deutscher
                              									Ingenieure hat beim Generalstabe die Abfassung eines geschichtlichen Werkes
                              									angeregt, worin die Leistungen der Technik in dem gegenwärtigen Kriege geschildert
                              									werden sollen. Er beabsichtigt, den Generalstab bei der Sammlung des dazu
                              									erforderlichen Stoffes zu unterstützen.
                           Privatpersonen, die in der Lage sind, geeignetes Material zur Verfügung zu stellen,
                              									werden gebeten, dieses an den Verein Deutscher Ingenieure, Berlin, Sommerstr. 4a,
                              									einzusenden. Der Stoff wird dort gesichtet und später der amtlichen Stelle
                              									zugeleitet werden, die nach dem Kriege mit der Herausgabe des Werkes betraut werden
                              									wird.