| Titel: | Kartoffelmehl. | 
| Autor: | W. Speiser | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 181 | 
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                        Kartoffelmehl.
                        Von Dipl.-Ing. W. Speiser,
                           									Kladno (Böhmen).
                        SPEISER: Kartoffelmehl.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Unter Kartoffelmehl versteht man entweder Kartoffelstärkemehl, das nur die Stärke der Kartoffel enthält, oder Kartoffelwalzmehl, in dem die gesamten Trockenstoffe der
                              									Kartoffel enthalten sind. Zur Herstellung des Kartoffelwalzmehls müssen die
                              									Kartoffeln zunächst getrocknet werden, was in der Form der Kartoffelschnitzel (aus rohen Kartoffeln) oder der Kartoffelflocken (aus gedämpften Kartoffeln) geschehen kann. Die
                              									Arbeitsverfahren für die Herstellung von Stärke, Schnitzeln und Flocken werden im
                              									vorliegenden Aufsatz dargestellt unter besonderer Berücksichtigung einiger älterer
                              									Verfahren. Endlich wird ein Apparat zur Herstellung von Kartoffelbrei für
                              									Bäckereizwecke gezeigt.
                           –––––
                           Wie in früheren Zeiten der Not und des Krieges, so erhält auch im gegenwärtigen
                              									Kriege die Kartoffel eine hohe Bedeutung als billiges und reichlich vorhandenes
                              									Volksnahrungsmittel, das uns ermöglichen wird, unsere Volkskraft auch gegen die
                              									feindlichen Absperrungsmaßregeln bis zur nächsten Ernte zu erhalten. Mindestens 5 v.
                              									H. Kartoffelmehl muß das deutsehe „Kriegsbrot“ enthalten, erst bei mehr als
                              									20 v. H. wird behördlich eine Angabe des Gehaltes gefordert. Es ist also nur Sache
                              									der Wohlfeilheit des Kartoffelmehls im Verhältnis zum Roggenmehl, wie weit man sich
                              									im einzelnen Falle dieser 20 v. H.-Grenze nähern wird. Der Begriff Kartoffelmehl ist
                              									jedoch keineswegs eindeutig, und so sieht die Gesetzgebung auch ausdrücklich den
                              									Zusatz von Kartoffelflocken, Kartoffelwalzmehl oder Kartoffelstärkemehl vor.
                           Im Gegensatz zu den Körnerfrüchten läßt sich die Kartoffel infolge ihres großen
                              									Wassergehaltes (im Durchschnitt 75 v. H.) nicht ohne weiteres vermählen. Es ist
                              									daher ein altes Problem, den Kartoffeln soviel Wasser zu entziehen, daß sie sich zu
                              									Mehl mahlen lassen. Die getrockneten Kartoffeln lassen sich zudem länger und
                              									sicherer aufbewahren als die zu Fäulnis und sonstigem Verderben neigende frische
                              									Frucht. (Von den in Deutschland jährlich geernteten etwa 450 Mill. d.h. Kartoffeln
                              									gehen noch immer etwa 50 Mill., d.h. mehr als. 11 v. H.unausgenutzt zu grunde.)
                              									Die getrockneten Kartoffeln können dann nach bekannten Mahlverfahren zu eigentlichem
                              									Kartoffelmehl zerkleinert werden.
                           
                        
                           1. Kartoffelstärkemehl.
                           Die Trockensubstanz der Kartoffel besteht zum weitaus größten Teil (etwa 85 v. H.)
                              									aus Stärke; wenn man daher den Kartoffeln nur die Stärke entnimmt, so gelangt man zu
                              									einem „Kartoffelmehl“ (richtiger Kartoffelstärkemehl), das dem aus den ganzen Kartoffeln hergestellten sehr
                              									ähnlich ist.
                           In Anbetracht der Schwierigkeiten der Kartoffeltrocknung ist das Verfahren der
                              									Stärkeherstellung scheinbar das ältere.
                           Die Kartoffeln müssen hierzu zunächst zerkleinert werden, wobei es nur für die
                              									Reinheit des Erzeugnisses von Bedeutung ist, ob sie vorher von der Schale befreit
                              									werden. Die Zerkleinerung geschah zunächst auf einem gewöhnlichen, in der Hand
                              									gehaltenen Reibeisen, wie wir es auch heute noch in unseren Küchen finden, einem mit
                              									scharfen Graten durchlöcherten Blech. Dieses Verfahren war jedoch selbst für den
                              									Kleinbetrieb sehr mühsam und unbequem weil, wie Geißler
                              									in seiner „Beschreibung und Geschichte der neuesten und vorzüglichsten
                                 										Instrumente und Kunstwerke“ 1798 eingesteht, „die Finger sehr leicht
                                 										dabei wund werden“. So findet sich in den „Hannoverschen Anzeigen von
                                 										allerhand Sachen, deren Bekanntmachung dem gemeinen Wesen nötig und
                                 										nützlich“ vom Jahre 1756 im Stück 65 die öffentliche Anfrage: „Die
                                 										bishero bekannte Art und Weise, aus den Ertuffeln eine Stärke oder Kraftmehl zu
                                 										machen, ist wegen des mühsamen Zerreibens, welches Stück vor Stück geschehen
                                 										muß, nur bey Kleinigkeiten anzuwenden. Sollte jemand eine Maschine dazu bereits
                                 										erfunden haben oder sich noch die Mühe geben wollen, eine dergleichen zu
                                 										erfinden, und solche demnächst in diesen Blättern bekannt zu machen belieben,
                                 										würde, dem Publico kein geringer Dienst damit erwiesen werden.“
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 182
                              Abb. 1 bis 6. Reibemaschine nach Baumé (1798).
                              
                           Bald darauf, im 70. Stück erfolgt eine „Beantwortung der Aufgabe, wie man bey
                                 										Verfertigung der Stärke aus den Ertuffeln, dieselben durch Hülfe einer Maschine
                                 										leicht zerreiben könne.“ Es wird dabei auf die „fast aller Orten genugsam
                                 										bekannten Krauthobel“ hingewiesen und vorgeschlagen, anstatt der Klingen
                              									oder Messer ein starkes Reibblech einzusetzen, und die geschälten Kartoffeln,
                              									diein einem rahmenartigen Kasten über diesem Blech hin-und hergeschoben werden,
                              									mittels einer Steinplatte zu beschweren. Eine „andere Invention“ wird nur
                              									angedeutet: „da ein Kaste an einer aufstehenden Spindel mittels einer Korbe
                                 										(Kurbel) durch Drehen im Centro bewegt werden könnte“.
                           Dieser Gedanke liegt einer Vorrichtung zugrunde, die im Jahre 1798 durch Baumé der Akademie der Wissenschaften in Paris vorgelegt
                              									wurde und im neunten Teil des oben genannten Buches von Geißler beschrieben ist. Die diesem Buch entnommenen Abb. 1 bis 6 erläutern die
                              									Vorrichtung vollständig: Die eigentliche Mühle besteht aus einem feststehenden
                              									zylindrischen und einem durch Handkurbel gedrehten kegligen Reibblech. Die
                              									Kartoffeln werden in den trichterförmigen Aufsatz eingefüllt, der entstehende Brei
                              									unter Mithilfe des durch die Kurbeldrehung gleichfalls in Bewegung gesetzten Wassers
                              									in dem ovalen Fasse nach unten herausgespült. Mit dieser Vorrichtung soll man 100
                              									Pfund Kartoffeln in zwei Stunden mahlen können.Poppe, Geschichte der Technologie (Göttingen
                                    											1807) nennt ferner eine „Beschreibung einer sehr vorteilhaften
                                       												Kartoffelmühle, Bremen 1782, 8°.“ Die Veröffentlichung ist mir
                                    											leider nicht zugänglich gewesen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 182
                              Abb. 7. Reibemaschine nach Thiébaut (1830).
                              
                           Es bedeutete einen erheblichen Fortschritt, als im Jahre 1830 Thiébaut in seiner „Maschine zum Reiben der Erdäpfel“ (Abb. 7) zur Zerkleinerung der Kartoffeln einen schnell
                              									umlaufenden Zylinder einführte, der auf der ganzen Mantelfläche mit sägeartigen
                              									Zähnen von etwa 1,5 bis 2 mm Höhe besetzt war (s. D. p. J. Bd. 41 S. 116). Die
                              									Sägezähne waren in Klingen eingeschnitten, die radial in die gußeiserne Walze
                              									eingesetzt wurden. Die Kartoffeln wurden durch einen Füllrumpf eingefüllt und durch
                              									eine federnde Wandung gegen den Reibzylinder angedrückt. Die Umfangsgeschwindigkeit
                              									betrug etwa 15 m/Sek. (d = 360 mm, n = 800); die Leistung der Maschine wird zu 2700 Pfund
                              									am Tage angegeben, also bei angenommener zehnstündiger Arbeitzeit etwa 135
                              									kg/Std.
                           
                           Auch der im folgenden Jahre veröffentlichte „Apparat zur Gewinnung des
                                 										Erdäpfelmehls“ von St. Etienne, bei dem das
                              									Zerreiben, Sieben und Ausschlämmen sowie nochmaliges Zerreiben der Rückstände in
                              									einer Maschine vereinigt werden, verwendet eine ähnliche Reibwalze (D. p. J. 1831
                              									Bd. 41 S. 118 nach Bull, d'encouragement 1831 S. 121). Die Leistung soll 1200 bis
                              									1300 kg/Std. betragen haben bei einem Antrieb der Maschine durch zwei Pferde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 183
                              Abb. 8. Stoßkolben-Reibemaschine nach Fesca (etwa 1890).
                              
                           Bis in die neuere Zeit hat sich diese Anordnung erhalten, nur daß man heute nicht
                              									mehr radial eingesetzte Klingen, sondern kreissägeartige Blätter verwendet. Die
                              									Zuführung bzw. das Anpressen der Frucht geschieht bei einer Bauart der Firma Fesca & Co., Berlin,
                              									mittels eines durch Exzenter bewegten Stoßkolbens (Abb.
                                 										8), während Wasserspülung für die Entfernung des Breies aus den Zähnen
                              									sorgt. Gegen über den früheren Reibevorrichtungen haben diese schnell umlaufenden
                              									Sägezähne den Vorteil einer viel gründlicheren Zerkleinerung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 183
                              Abb. 9. Kartoffel-Waschmaschine mit Förderwerk.
                              
                           Gewissermaßen eine Umkehrung des Verfahrens bedeutete die Maschine von Champonnois (1867, s. D. p. J. Bd. 183 S. 351 und Bd. 186
                              									S. 193), bei welcher die Kartoffeln durch umlaufende Schaufeln von innen gegen
                              									feststehende zylindrische Reibflächen geworfen wurden, die ebenfalls aus einzelnen
                              									Scheiben mit Innenzähnen zusammengesetzt waren. Die gleiche Anordnung soll bereits
                              									1851 durch den deutschen Ingenieur Kelbe zur
                              									Zerkleinerung von Rüben versucht worden sein, aber infolge der faserigen Natur
                              									dieser ohne Erfolg (D. p. J. Bd. 184 S. 76).
                           Heute nimmt nunmehr die Herstellung von Kartoffelstärkemehl den folgenden Verlauf:
                              									Die Kartoffeln werden zunächst in besonderen Waschmaschinen von anhaftender Erde und
                              									Steinen befreit. Abb. 9 zeigt eine solche
                              									Kartoffelwaschmaschine (Bauart Venuleth und Ellenberger, Darmstadt). Sie werden dann auf
                              									Reibemaschinenverschiedener Bauart möglichst gründlich zerrieben, um die
                              									Zellwände der einzelnen Zellen zu zerstören und den Stärkeinhalt bloßzulegen. Es
                              									folgt nun die Trennung der Stärkekörner, die eine Größe von 0,07 bis 0,12 mm haben,
                              									von den Zellresten durch Abschlämmen. Und zwar werden auf besonderen
                              									Rüttelschlämmsieben, d.h. schräg gestellten Rinnen mit Boden aus Drahtsieben, die
                              									Stärkekörner mittels Wasser, bisweilen auch unter Anwendung von Bürsten aus den
                              									aufgerissenen Zellen heraus- und durch die Siebe hindurchgespült, während die
                              									Zellreste als die sogenannte Pülpe zurückbleiben. Die Pülpe findet als
                              									ausgezeichnetes Viehfutter Verwendung. Durch wiederholtes Absetzenlassen in großen
                              									Schlämmbottichen wird das Stärkemehl dann gereinigt, bis ein vollständig weißes
                              									Erzeugnis entsteht. Dieses wird dann mittels Zentrifugen und in Trockenkammern
                              									getrocknet. Die Ausbeute aus 100 kg Kartoffeln ist ungefähr 15 kg lufttrockenes
                              									Stärkemehl.
                           
                        
                           2. Kartoffelwalzmehl.
                           Für das eigentliche Kartoffelmehl, das also den Gesamtgehalt der Kartoffel an
                              									Trockenstoffen enthalten soll, bilden wie bereits gesagt getrocknete Kartoffeln den
                              										Ausgangsstoff.Ueber
                                    											Kartoffeltrocknung s. z.B. Z. d. V. d. I. 1913 S. 1508, Vortrag von Sprockhoff, ferner Parow, Die Kartoffeltrocknerei, Berlin 1907 und Arbeiten der
                                    											Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Heft 163: Hauptprüfungen von
                                    											Kartoffeltrockenapparaten, Berlin 1909.
                           Die Versuche, zu einem geeigneten Trockenverfahren für Kartoffeln zu gelangen,
                              									reichen weit zurück.
                           Von einem eigentümlichen, angeblich bereits den alten Inkas bekannten und noch heute
                              									von den Eingeborenen auf den Hochgebirgen Perus geübten Verfahren, die ganzen
                              									Knollen durch Trocknung haltbar zu machen, berichten E. PottHandbuch der
                                    											tierischen Ernährung und der landwirtschaftlichen Futtermittel, 2. Auflage,
                                    											Berlin 1907, Bd. 2 S. 359. und E. HahnJahrbuch des Vereins
                                    											der Spiritusfabrikanten in Deutschland, Bd. 3 1903 S. 268.. Die
                              									ganzen, ungeschälten Kartoffeln werden mehrere Tage in fließendes Wasser gelegt,
                              									dann herausgenommen, getreten oder gepreßt und nachts dem starken Frost auf dem Hochgebirge
                              									ausgesetzt. Dies Verfahren wird mehrmals wiederholt. Bei dem Austreten fällt die
                              									Schale ab. Endlich werden dann die Kartoffeln an der Luft oder auch mit künstlicher
                              									Wärme getrocknet. Die entstehenden steinharten getrockneten Knollen sind schwarz und
                              									werden Chuno nigro genannt; man erhält die weiße Farbe, wenn man den ganzen
                              									Arbeitsvorgang sorgfältig vor Sonnenlicht schützt (Chuno blanco). Für die
                              									menschliche Ernährung werden die getrockneten Knollen eingeweicht und gekocht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 184
                              Abb. 10. Granuliervorrichtung nach Grenet (etwa 1798).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 184
                              Abb. 11. Kartoffeldämpfer.
                              
                           Für die zeitgemäße Massenherstellung befriedigende Ergebnisse haben erst verschiedene
                              									Verfahren erzielt, diedurch ein im Jahre 1902 mit behördlicher Unterstützung
                              									veranstaltetes Preisausschreiben des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland
                              									bekannt wurden.Bericht ebenda,
                                    											abgedruckt auch in Parow, a. a. O. S.
                                    										148.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 184
                              Abb. 12. Zweiwalzentrockner (etwa 1894).
                              
                           Grundsätzlich sind für die Herstellung von Trokkenkartoffeln zwei verschiedene Wege
                              									zu unterscheiden: Zerkleinerung der rohen Kartoffel zu Schnitzeln oder Scheiben und
                              									Trocknen dieser oder aber Trocknung des Breies aus vorher gedämpften Kartoffeln zu
                              									Kartoffelflocken. Beide Verfahren haben heute ihre hohe Bedeutung und stehen häufig
                              									in eifriger Fehde gegeneinander. Mit Rücksicht auf die leichtere Verdaulichkeit der
                              									Flocken für das Vieh und die daraus folgenden besseren Zuchtergebnisse scheint ihre
                              									Herstellung mehr und mehr in den Vordergrund zu treten.
                           
                              a) Schnitzel.
                              Früher schnitt man die rohen Kartoffeln einfach zu Scheiben und
                                 											„digerierte“ aus diesen, um das Trocknen zu erleichtern, die
                                 										hygroskopischen Salze und Eiweißkörper mittels sehr verdünnter (2 bis 3 v. H.)
                                 										Schwefelsäure (Liebig 1840) und trocknete sie dann
                                 										zunächst an der Luft auf Horden, darauf in Trockenkammern bei 70 bis 80°.s. z.B. Kick,
                                       												Die Mehlfabrikation, Wien 1878, 2. Aufl. 1894.
                              RimelsD. p.
                                          													J. 1858 Bd. 150 S. 435. und Bruckners. Fußnote
                                       											3. dagegen imprägnierten die Scheiben mittels einer
                                 										konzentrierten Kochsalzlösung und trockneten auf Darrhorden bei 60 bis 90°. Warnecke, Keidel und Gramsch (DRP 41967) tauchten die Scheiben zunächst 20 Minuten lang in
                                 										eine durch Wasser stark verdünnte alkoholische Boraxlösung, um die helle Farbe
                                 										zu erhalten, danach wurden die Schnitzel mit Dampf von 2 bis 5 at gedämpft und
                                 										dann erst in Dörrvorrichtungen getrocknet.
                              Heute verzichtet man auf das Auslaugen, bei dem wertvolle Bestandteile verloren
                                 										gehen, und trocknet in besonderen Trocknern bei wesentlich höheren Wärmegraden
                                 										bis zu 250°. Gewöhnlich werden die Kartoffeln hierzu nicht in Scheiben, sondern
                                 										in dreikantige Stäbchen, „Schnitzel“, zerschnitten.
                              
                              Die Schnitzeltrockner bestehen im wesentlichen aus umlaufenden oder
                                 										feststehenden Trommeln, in denen die Schnitzel durch Schaufeln oder
                                 										Förderschnecken immer wieder mit den durchstreichenden Heizgasen einer
                                 										Koksfeuerung in Berührung gebracht werden, und zwar können sie nach dem
                                 										Gleichstrom- oder nach dem Gegenstromverfahren arbeiten. Für die Herstellung von
                                 										Kartoffelmehl werden die Kartoffelschnitzel im allgemeinen nicht verwendet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 330, S. 185
                                 Abb. 13. Zweiwalzentrockner.
                                 
                              
                           
                              b) Flocken.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 330, S. 185
                                 Abb. 14. Einwalzentrockner Bauart Tätosin (1913).
                                 
                              Recht frühzeitig aber fand man auch bereits Verfahren, bei denen die zu
                                 										trocknenden Kartoffeln vor der Verarbeitung gedämpft wurden. Geißler (1798, a. a. O. S. 108) berichtet über eine
                                 											„Verfahrungsart, Kartoffeln zu granulieren oder ihnen die Form wie Reis
                                    											zu geben, von Grenet“ (Abb. 10). Ueber Wasser gedämpfte und dann
                                 										geschälte Kartoffeln werden in die mit einem Fülltrichter versehene, siebartig
                                 										durchlöcherte Zinnröhre K von 52 mm Durchmesser und
                                 										470 mm Länge gefüllt und mittels des in dem Ständer B drehbaren Handhebels durch einen in die Zinnröhre passenden Kolben
                                 										zerdrückt, so daß sie „gleich Spuhlwürmern“ aus den Löchern
                                 										herausdringen. Die entstehenden Fäden werden in einem Sieb zu reisähnlichen
                                 										Abschnitten zerkleinert und dann auf ungeleimtem Papier an der Luft
                                 										getrocknet.
                              Es versteht sich von selbst, daß dieses Verfahren, für das der Erfinder in
                                 										Anspruch nimmt, daß es „fürdie Besitzungen von Frankreich einen Reichtum
                                    											gewähren dürfte, der mit nichts zu vergleichen wäre“, höchstens für den
                                 										Kleinbetrieb geignet war.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 330, S. 185
                                 Abb. 15. Einwalzentrockner.
                                 
                              Der heutige Großbetrieb dämpft die vorher gereinigten Kartoffeln in großen
                                 										Dampffässern (Abb. 11, Bauart Venuleth und Ellenberger)
                                 										meistens mit dem sorgfältig entölten Abdampf der Betriebsdampfmaschine, um sie
                                 										dann den Walzenapparaten zuzuführen. Hier wird die leicht zerfallende
                                 										Masse durch geeignete Quetsch- und Verteilwalzen auf große, von innen mittels
                                 										Dampf geheizte Hohlwalzen geleitet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 330, S. 186
                                 Abb. 16. Kartoffelflocken-Schrot- und Sichtmaschine.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 330, S. 186
                                 Abb. 17 und 18. Kartoffeldämpfer und -Quetscher für
                                    											Bäckereizwecke.
                                 
                              Diese bewegen sich gegeneinander und walzen einen dünnen
                                 										Schleier aus, der als Mantel den beiden Walzen anhaftet, während der langsamen
                                 										Umdrehung austrocknet und nach etwa ¾ Umdrehung durch besondere, scharfe Messer
                                 										von den Walzen abgehoben wird. Bereits hierbei zerfällt der 0,15 bis0,35 mm
                                 										dicke „Schleier“ teilweise zu „Flocken“, ein Rührwerk sorgt
                                 										gewöhnlich für weitere Zerkleinerung, Abkühlung und Fortbewegung. Abb. 12 zeigt schematisch die Anordnung eines
                                 										solchen Trockners, wie er u.a. von der Firma H. Pauksch in Landsberg a. W. und von der Trocknungsanlagen-G. m. b. H. in Berlin gebaut wird. Bisweilen werden
                                 										unter oder neben den Heizwalzen noch besondere Glattwalzen angeordnet, die die
                                 										Kartoffelschicht dicht an die Walzen andrücken sollen, um die Leistungsfähigkeit
                                 										der Maschine zu erhöhen. Aus dieser Bauart hat sich dann – im Gegensatz zum
                                 										Zweiwalzentrockner – der Einwalzentrockner entwickelt. Seine grundsätzliche
                                 										Anordnung ist aus Abb. 15 ersichtlich; seine
                                 										Hauptvorzüge liegen in der zugänglicheren Bauart und insbesondere in der
                                 										größeren Sicherheit gegen Zerstörungen durch; Fremdkörper (Steine). Abb. 14 gibt die Außenansicht eines
                                 										Einwalzentrockners wieder (Bauart Tätosin der
                                 										Trocknungsanlagen G. m. b. H., Berlin). Im wesentlichen eine Verdopplung
                                 										des Einwalzentrockners bedeuten die Zweiwalzentrockner mit nach außen
                                 										schlagender Drehrichtung der Walzen (Abb. 13,
                                 										Bauart Venuleth und Ellenberger). Sie vereinigen die größere Leistungsfähigkeit der
                                 										Zweiwalzenmaschine mit der Betriebssicherheit und Zugänglichkeit der
                                 										Einwalzenbauart. Der Raum zwischen den auseinander drehenden Walzen wird durch
                                 										eine Mulde ausgefüllt, in der sich Fremdkörper, wie Steine und dergleichen ansammeln
                                 										können. Der in dieser Mulde befindliche Brei wird durch Quirlwellen in Bewegung
                                 										erhalten und mittels besonderer Auftragewalzen auf die Heizwalzen gebracht; die
                                 										Abstreichmesser liegen bei dieser Anordnung unter den Trocken walzen.
                              Die Abmessungen der Walzen gehen je nach der erforderten Leistung bis zu 1,25 m ∅
                                 										und 2,5 m Länge. Ihre Drehgeschwindigkeit wird zweckmäßig regelbar eingerichtet;
                                 										man erhält mit 2 bis 6 minutl. Umdrehungen Umfangsgeschwindigkeiten von etwa
                                 										0,12 bis 0,4 m/Sek. Die Trockner werden ausgeführt für Verarbeitung von 200 bis
                                 										1200 kg roher Kartoffeln in der Stunde; auf das Quadratmeter Walzenoberfläche
                                 										kann eine Verarbeitung von etwa 70 bis 80 kg Rohkartoffeln in der Stunde
                                 										gerechnet werden. Die Heizung der Walzen geschieht im allgemeinen durch Dampf
                                 										von etwa 4 bis 5 at Spannung, entsprechend einer Temperatur von etwa 140 bis
                                 										160°, auch Heizung mit heißem Oel von 250° ist ausgeführt worden (Bauart Kletzsch in Coswig a. E.). Das Kondenswasser aus den
                                 										Walzen wird mit hoher Temperatur in den Dampfkessel zurückgespeist.
                              Die getrockneten Kartoffeln sind bei geeigneter Lagerung nahezu unbegrenzt
                                 										haltbar. Ihre weitere Vermahlung zu „Kartoffelwalzmehl“ nach den aus der
                                 										Getreidemüllerei bekannten Mahlverfahren bietet keinerlei Schwierigkeit. Außer
                                 										der eigentlichen Vermahlung zu Kartoffelwalzmehl kommt für die menschliche
                                 										Ernährung noch eine weniger feine Zerkleinerung zu Kartoffelflockengrieß in
                                 										Frage. Die Maschinen hierfür sind außerordentlich einfach. So enthält die
                                 										Exzelsior-Schrot- und Sichtmaschineder Trocknungsanlagen-Gesellschaft (Abb. 16) außer einer Zuführungsvorrichtung mit
                                 										Regler als eigentliche Zerkleinerungs- und Siebvorrichtung ein Flügelwerk, das
                                 										die zu zerkleinernden Flocken durch zwei halbrunde, mit Gaze bespannte
                                 										Siebrahmen schleudert. Die Siebrahmen können aus Seitenklappen leicht
                                 										herausgenommen und ausgewechselt werden, so daß auf der gleichen Maschine Grieß
                                 										verschiedener Feinheit hergestellt werden kann. Das gesiebte Material wird durch
                                 										eine Schnecke zu einem Sackfüllstutzen gefördert, die ungesiebten Rückstände,
                                 										der Ueberschlag, wird besonders abgeführt.
                              
                           
                        
                           3. Kartoffelbrei zur
                                 									Brotbereitung.
                           Für die Herstellung von Brotteig mit Kartoffelzusatz zur sofortigen Verwendung ist
                              									die Verarbeitung von eigentlichem Kartoffelmehl nicht erforderlich. Vielmehr kann
                              									unmittelbar ein Brei aus gekochten bzw. gedämpften Kartoffeln benutzt werden. Die
                              										Abb. 17 und 18 zeigen einen für
                              									Bäckereizwecke bestimmten Kartoffeldämpfer mit Zerkleinerungsapparat der
                              									Trocknungsanlagen-Ges. Die Kartoffeln werden in den oberen Teil des Apparates
                              									eingefüllt und über einem Wasserbad bis zum Garwerden gedämpft. Durch eine
                              									Förderschnecke werden sie dann einem Quetschwerk (links in Abb. 17) zugeführt, das
                              									während des Dämpfens durch einen Deckel abgeschlossen war. Durch dieses treten sie
                              									vollständig zerkleinert aus dem Apparat aus. Der Apparat wird für Füllungen von 65
                              									bis 400 kg Kartoffeln gebaut.