| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 249 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Fürsorge für Kriegsbeschädigte. Daß England die
                              									deutsche Technik und Industrie seit Jahren als einen unbequemen Mitbewerber auf dem
                              									Weltmarkte ansah, wußten wir. Die ganze Einkreisungspolitik, die Verbindung mit
                              									Franzosen, Russen und Japanern hatte einzig den Zweck, uns dauernd aus dem
                              									wirtschaftlichen und technischen Wettbewerb auszuschalten. Dies könnte England nur
                              									erreichen, wenn es ihm gelingt, unser Vaterland zu zertrümmern.
                           In einer unvergleichlichen Einmütigkeit der Stände und Parteien wurde diese Gefahr
                              									bei der Kriegserklärung erkannt. Alle Stände, alle Berufsklassen ergriffen mit einer
                              									zu Herzen gehenden Begeisterung für die Verteidigungskämpfe die Waffen, opferten ihr
                              									Leben und ihre Gesundheit.
                           Wir, denen es nicht vergönnt ist, an den Kämpfen im Felde teilzunehmen, schulden
                              									diesen Kriegern unauslöschlichen Dank. Die deutsche Technik ist sich dieser Schuld
                              									bewußt, und sie wird deshalb mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln
                              									mitwirken, um die Kriegsbeschädigten vor zu großem Schaden zu bewahren, um so mehr,
                              									als diese zu einem sehr großen Teil aus der Industrie kommen, und als die Industrie
                              									das Streben haben muß, sich diese wertvollen Arbeitskräfte zu erhalten.
                           Es gilt nun vor allem, unsern tapferen Kriegsbeschädigten den Segen der Arbeit zu
                              									erhalten, einer Arbeit, die nicht nur vor leiblichen Sorgen schützt, sondern den
                              									Lebensmut bewahrt und das frohe Gefühl verleiht, ein schaffendes Mitglied der
                              									deutschen Volksgemeinschaft zu bleiben.
                           Zur Vorbereitung dieser wichtigen Aufgabe sind Schritte eingeleitet. In verschiedenen
                              									Bundesstaaten ist man bereits zu festen Organisationen vorgeschritten. Um der Gefahr
                              									der Zersplitterung vorzubeugen, wird es erforderlich sein, die leitenden
                              									Gesichtspunkte hervorzuheben und der Oeffentlichkeit bekannt zu geben, wie sie der
                              									Verein deutscher Ingenieure als geeignete Grundlage der öffentlichen Fürsorge für
                              									Kriegsbeschädigte aufgestellt hat.
                           Leitsätze über Fürsorge für Kriegsbeschädigte. 1. Das Ziel
                              									der Fürsorge für die Kriegsbeschädigten muß die Wiedereinführung der Beschädigten in
                              									eine Berufstätigkeit sein, und zwar soll in der Regel die Zuführung zum alten
                              									Berufe, wenn auch unter Verwendung an einer anderen Stelle, angestrebt werden. Es
                              									muß dafür gesorgt werden, daß kein Kriegsbeschädigter, dem noch ein gewisses Maß von
                              									Erwerbsfähigkeit geblieben ist, arbeitslos wird.
                           2. Das Reich hat die Pflicht, für die Heilung der Kriegsbeschädigten in dem Maße zu
                              									sorgen, daß sie in erreichbarem Umfange zur Arbeit wieder befähigt werden. Dieses
                              									Endziel hat die Heilfürsorge von vornherein im Auge zu behalten. Zu dem Zweck ist
                              									namentlich auf geeignete orthopädische Behandlung Gewicht zu legen. Auch bei
                              									Beschaffung künstlicher Gliedmaßen wird derkünftige Beruf in vielen Fällen
                              									berücksichtigt werden müssen.
                           3. Die Arbeitgeber haben erklärt, daß sie es trotz der dadurch für sie entstehenden
                              									Lasten als eine Ehrenpflicht betrachten, arbeitsfähige Kriegsbeschädigte, die ihren
                              									Betrieben angehörten, wieder aufzunehmen und an ihrer Heranbildung zu brauchbaren
                              									Mitarbeitern nach Kräften mitzuwirken.
                           4. Der wieder eingestellte Kriegsbeschädigte kann im Berufe nur eine seiner
                              									Leistungsfähigkeit entsprechende Entlohnung finden. Der Begriff des Almosens muß
                              									hier ausgeschaltet sein. Um den Kriegsbeschädigten daher in einer seiner früheren
                              									Stellung einigermaßen entsprechenden sozialen Lage zu erhalten, muß das Reich eine
                              									angemessene Rente gewähren. Die heutigen Bestimmungen über die Rentenversorgung
                              									bedürfen, wie wohl allseitig anerkannt ist, einer Umgestaltung, um das Ziel der
                              									Fürsorge der Kriegsbeschädigten zu erreichen. Namentlich sind die einseitige
                              									Bemessung nach dem militärischen Dienstgrad und die Außerachtlassung des Alters und
                              									des Familienstandes Mängel, die der Aenderung bedürfen.
                           5. Das Wiedereinleben eines Kriegsbeschädigten in einen Beruf wird in sehr vielen
                              									Fällen nur langsam gelingen, und das Gelingen wird in hohem Maße von dem Lebensmut
                              									und dem festen guten Willen des Beschädigten abhängig sein. Auch mit der
                              									Wiedereinstellung eines Kriegsbeschädigten in einen Beruf ist die Sorge für ihn
                              									keineswegs erschöpft. Daher ist es dringend notwendig, eine Dauerrente zu gewähren,
                              									deren Höhe nach längeren Zeiträumen nachzuprüfen ist.
                           6. Zahlreiche Kriegsbeschädigte werden ihrem früheren Berufe nicht wieder zugeführt
                              									werden können. In solchen Fällen wird die Ueberführung in einen anderen, tunlichst
                              									in einen verwandten Beruf ins Auge zu fassen sein. Dazu kommt die Unterbringung in
                              									staatlichen und kommunalen Stellungen oder der Uebergang zur Landwirtschaft in
                              									Frage.
                           Bei Ueberführung in einen anderen Beruf werden die Stellen, die sich mit
                              									Berufsberatung, Berufsausbildung und Arbeitsvermittlung befassen, heranzuziehen
                              									sein.
                           Um der Landwirtschaft geeignete Kräfte zuzuführen, wird die Schaffung
                              									landwirtschaftlicher Kleinstellen und ländlicher Kolonien nützliche Dienste
                              									leisten.
                           7. Die Fürsorge für die Kriegsbeschädigten muß eine öffentliche Einrichtung werden,
                              									in der die einzelnen Staaten oder ihre Provinzen das nötige Maß von
                              									Bewegungsfreiheit behalten. Es empfiehlt sich die Einsetzung einer
                              									Reichszentralstelle, um Erfahrungen auszutauschen, gleichmäßige Behandlung nach
                              									Möglichkeit zu wahren und die naheliegende Gefahr der Zersplitterung zu
                              									vermeiden.
                           Bei der Einrichtung der öffentlichen Fürsorge ist im Auge zu behalten, daß sich unter
                              									den Kriegsbeschädigten, die der Fürsorge bedürfen, Männer aller Stände, vom
                              									ungelernten Arbeiter bis zum Akademiker, befinden. Deshalb ist es erforderlich, diese
                              									öffentliche Fürsorge derart auszubauen, daß alle berufenen Kreise zur Mitwirkung
                              									herangezogen werden.
                           8. Neben der öffentlichen Fürsorge wird für die freiwillige Liebestätigkeit noch ein
                              									weites Feld bleiben. Hier werden Sonderorganisationen ergänzend eine nützliche
                              									Tätigkeit entfalten können.
                           Der Vorstand des Vereins deutscher Ingenieure.
                           
                        
                           Leistungsbedarf von Kondensationsanlagen. In Anlehnung an
                              									sein Buch „Bau großer Elektrizitätswerke“ beschreibt G. Klingenberg ein Verfahren zur Bestimmung des Dampfverbrauchs der
                              									Kondensationshilfsmaschinen unter Berücksichtigung der verschiedenen
                              									Betriebsverhältnisse. Je nachdem schwankt der verhältnismäßige Anteil am
                              									Gesamtdampfverbrauch des Werkes bei Anlagen von 1000 bis 100000 KW und
                              									Frischwasserbetrieb zwischen 5 bis 1,8 v. H., bei Rückkühlung zwischen 10 bis 3,7 v.
                              									H.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 250
                              Abb. 1.
                              
                           Der Dampfverbrauch einer Turbine in Abhängigkeit von der Belastung kann angenähert
                              									durch eine Gerade dargestellt werden. Bezeichnen
                           aw
                              									= den stündlichen Dampfverbrauch in kg für Leerlaufsarbeit der Turbine, bezogen auf
                              									1 KW Vollast,
                           bw
                              									= den stündlichen Dampfverbrauch in kg für die Nutzarbeit der Turbine, bezogen auf 1
                              									KW Energieabgabe,
                           s1, s2, s3 usw. = die jährlichen Betriebsstunden der
                              									einzelnen Maschinen,
                           
                              n=\frac{\mbox{mittlere jährliche Nutzleistung}}{\mbox{installierte
                                 										Gesamtleistung}}=\mbox{Ausnutzungsfaktor des Werkes},
                              
                           L = Leistung einer Turbine in
                              									KW,
                           so folgt der mittlere Dampfverbrauch dm für die KW/Std. aus folgender
                              									Gleichung:
                           n . 8760 ∑(L) . dm = ∑(s L) aw + n . 8760 . bw
                              									∑(L).
                           
                              n\,.\,8760\,\Sigma\,(L)\,.\,d_{\mbox{m}}=\Sigma\,(s\,L)\,a_{\mbox{w}}+n\,.\,8760\,.\,b_{\mbox{w}}\,.\,\Sigma\,(L).
                              
                           
                              d_{\mbox{m}}=\frac{\Sigma\,s\,.\,L}{\Sigma\,L}\,.\,\frac{a_{\mbox{w}}}{n\,.\,8760}+b_{\mbox{w}}\mbox{
                                 										kg}/\mbox{KW-Std}.
                              
                           Der Ausdruck
                           
                              \frac{\Sigma\,(s\,L)}{\Sigma\,(L)}=\frac{s_1\,.\,L_1+s_2\,.\,L_2+\ .\ .\
                                 										.}{L_1+L_2+\ .\ .\ .}=f
                              
                           wird Betriebzeitfaktor genannt. Sowohl f als auch n sind insofern die wichtigsten
                              									Größen, weil durch sie die charakteristischen Verhältnisse eines Werkes eindeutig
                              									festgelegt werden. Sie lassen sich entweder aus vorhandenen Betriebsaufzeichnungen
                              									oder bei projektierten Anlagen annäherungsweise aus den, den voraussichtlichen
                              									Verhältnissen zugrunde gelegten Diagrammen berechnen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 250
                              Abb. 2.
                              
                           Der Dampfverbrauch der Kondensation ist vom Belastungszustand der Hauptturbine
                              									praktisch unabhängig. Beträgt der stündliche Dampfverbrauch für die
                              									Kondensationsmaschinen D kg/Std., oder bezogen auf 1 KW
                              									Vollast der Hauptturbine
                           
                              \frakfamily{d}_{\mbox{w}}=\frac{\frakfamily{D}}{L}\mbox{
                                 										kg}/\mbox{Std.},
                              
                           so ergibt sich der Dampfverbrauch der Kondensation, auf l KW nutzbar
                              									abgegebene Energie bezogen,
                           
                              \frakfamily{d}_{\mbox{m}}=\frac{\Sigma\,(s\,.\,\frakfamily{d})}{\Sigma\,(L)\,n\,.\,8760}\mbox{
                                 										kg}/\mbox{KW-Std.},
                              
                           und für den besonderen Fall, daß alle Maschinen von gleicher
                              									Größe sind
                           
                              \frakfamily{d}_{\mbox{m}}=\frakfamily{d}_{\mbox{w}}\,.\,f\,.\,\frac{1}{n}\mbox{
                                 										kg}/\mbox{KW-Std}.
                              
                           Die Kondensationshilfsmaschinen bedingen einen Anteil am Gesamtverbrauch im
                              									Verhältnis:
                           
                              x=100\,.\,\frac{\frakfamily{d}\,.\,f}{a\,f+b\,n}\mbox{ v. H}.
                              
                           Abb. 1 zeigt den Energiebedarf der Kühlwasser- sowie
                              									der Luft- und Kondensatpumpen für Turbinenleistungen von 1000 bis 20000 KW an. Es
                              									sind mittlere Verhältnisse zugrunde gelegt; der Jahresdurchschnitt der Luftleere
                              									wurde bei Flußwasserbetrieben zu 95 v. H., die manometrische Förderhöhe zu 5 m und
                              									die Kühlwassermenge 50-fach angenommen. Die Werte für Rückkühlung sind 90 v. H.
                              									Luftleere, 60-fache Kühlwassermenge und 12,5 m Förderhöhe.
                           Abb. 2 stellt unter Voraussetzung eines
                              									Betriebszeitfaktors f = 1 den Anteil des
                              									Dampfverbrauchs zum Betriebe der Kondensationsmaschinen am Gesamtdampfverbrauch, und
                              									zwar in Abhängigkeit vom Ausnutzungsfaktor n dar. Es
                              									ist noch angenommen, daß bei großen Anlagen die Kondensatorsätze unterteilt sind,
                              									die man dann nach Bedarf laufen läßt. Allerdings wird f
                              									nur in Ausnahmefällen sich auf 1 stellen. Um den Wert genau zu ermitteln, müssen die
                              									Arbeitsverhältnisse jeder einzelnen Turbine, die Zeitdauer ihres Betriebes usw.
                              									eingehend festgestellt werden. Da die Rechnung nicht einfach ist, gibt der Verfasser
                              									noch ein graphisches Verfahren an, durch welches diese ziemlich umständliche Arbeit
                              									wesentlich vereinfacht wird. Am bequemsten lassen sich dm bzw. x bei
                              									vorhandenen Anlagen aus den Betriebsaufzeichnungen über die erzeugten KW/Std. und
                              									die Betriebsstunden jeder Maschine aus den anfangs angegebenen Formeln errechnen.
                              									(Elektrotechn. Zeitschrift 29. April 1914.)
                           Rich. Müller.
                           
                        
                           Die Wärmeübertragung im Dampfkessel. In Heft 3 der
                              									Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen gibt Dr.-Ing. Hanßel einige bemerkenswerte Fingerzeige über die Anwendung der bekannten
                              									Gesetze der Wärmeübertragung auf die Vorgänge im Dampfkessel. Der Wärmeübergang kann
                              									durch Berührung und durch Strahlung erfolgen. In ersterem Falle beschleunigen die
                              									schneller schwingenden Moleküle des wärmeren Körpers die des kälteren. Es gilt die
                              									Gleichung: Uebertragene Wärmemenge q gleich Koeffizient
                              										a mal Temperaturdifferenz Δ
                                 										t. Der Koeffizient a ist bei Wärmeleitung in
                              									homogenen, isotropen, festen Körpern gleich der Wärmeleitzahl λ. Bei Gasen ist indessen noch die Wanderung der
                              									Molekülgruppen zu berücksichtigen; bei den Strömungen in den Rauchgaszügen
                              									insbesondere die Wirbelungen. Man pflegt hier vielfach den Koeffizienten a = 2 + 10√v anzunehmen,
                              									wobei v = 1 bis 100 m/Sek.ist. Die Uebertragung wird bei Strahlung durch den
                              									Aether vermittelt. Neben der Temperatur ist die Oberfläche des ausstrahlenden
                              									Körpers auf die Intensität der Energieübertragung von Einfluß.
                           Man kann bei Betrachtung der Vorgänge im Dampfkessel annehmen, daß die
                              									Mauerwerkswände des Heizkanals gegenüber dem Kesselblech strahlen- und wärmedicht
                              									sind und dieselbe Temperatur wie das Rauchgas haben. Was dann den Wärmeübergang von
                              									der Kesselwand an das Wasser angeht, so leuchtet ein, wie wichtig es ist, durch
                              									starke Neigung, wie man sie bei Steilrohren findet, sowie durch Vermeiden von
                              									Richtungs- und Querschnittsänderungen für den Auftrieb der erwärmten Wassermassen zu
                              									sorgen. Letzterer macht besonders bei schwacher Belastung Schwierigkeiten. Sehr
                              									schädlich für die Wärmeübertragung ist auch Kesselsteinbelag, dessen Wärmeleitzahl ~
                              									1,91 – 2,96 WE/Std.-m ist. Aehnlich wirkt Verunreinigung durch Ruß, Flugasche usw.
                              									Für den Wärmeübergang vom Rauchgas an die Kesselwand wird angenommen, daß die
                              									Temperatur über den ganzen Gasquerschnitt die gleiche ist. Wie die obige Angabe über
                              									den Koeffizienten a zeigt, ist dieser von der
                              									Gasgeschwindigkeit abhängig. Indessen ist bei der Steigerung der Geschwindigkeit
                              									durch künstlichen Zug bald die wirtschaftliche Grenze erreicht, da Widerstand und
                              									Kraftbedarf gleichfalls schnell wachsen. Außer der Erhöhung der Gasgeschwindigkeit
                              									stehen als Mittel zur besseren Ausnutzung der Heizgase die Verlängerung des Gasweges
                              									und die Vergrößerung der Heizfläche zur Verfügung. Auch sucht man durch Einbau von
                              									Leitflächen eine Unterteilung des Gasstromes herbeizuführen. Die durch Strahlung
                              									übertragene Wärmemenge übersteigt bei hohen Temperaturen die infolge Berührung
                              									übergehende um ein Vielfaches. Allerdings dürfte ihre Ausnutzung konstruktive
                              									Schwierigkeiten verursachen, da man bestrebt sein muß, die Heizfläche möglichst
                              									zusammenzudrängen. Besonders bei Vorwärmern wird es schwer sein, die
                              									Strahlungswirkung heranzuziehen. Indessen läßt sich durch Einbau von
                              									Zugscheidewänden usw. in den Heizstrom eine Verbesserung der Brennstoffausnutzung
                              									erzielen, da das rußbedeckte Mauerwerk die Eigenschaften sogenannter „schwarzer
                                 										Körper“ besitzt. Die hohen spezifischen Dampfleistungen der Bone-Schnabel-Kessel lassen sich unzweifelhaft auch auf
                              									Wärmestrahlung zurückführen. Das schnelle Unbrauchbarwerden des Füllmaterials ist
                              									mutmaßlich dadurch zu erklären, daß Ruß- und Flugascheteile mit der feuerfesten
                              									Masse Verbindungen von niederem Schmelzpunkt eingehen. Aehnliche Schwierigkeiten
                              									treten auch bei anderen Feuerungen auf. Man versucht hier, Rostbahnen und
                              									Mauerwerksfläche durch Abstrahlung zu kühlen, indem man ihnen Heizflächen
                              									gegenüberlegt. Bei gewöhnlichen Flammrohrkesseln und besonders bei Doppelkesseln
                              									macht sich die geringe Ausnutzung der Strahlungswirkung nachteilig bemerkbar.
                              									Günstiger liegen die Verhältnisse bei Wasserrohr- und Steilrohrkesseln. Zu
                              									berücksichtigen ist, daß nach den Strahlungsgesetzen die Intensität eines Strahles,
                              									gemessen in seiner Richtung, mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt und die von einem
                              									Flächenelement in einer Richtung ausgestrahlte Energie proportional dem Kosinus des
                              									Winkels ist, den diese Richtung mit der Flächennormalen einschließt. Bei
                              									schwankendem Betriebe darf ferner nicht übersehen werden, daß durch Ausnutzung der
                              									Strahlungswirkung die Beharrung vermehrt wird. Da beim Wärmeübergang außer der
                              									verfügbaren Wärmemenge auch das Temperaturgefälle von maßgebender Bedeutung ist, so
                              									genügt für die Beurteilung der Zweckmäßigkeit einer Kesselanlage der übliche
                              										„Wirkungsgrad“ nicht, da er nur die Menge, nicht die Wertigkeit der Wärme
                              									berücksichtigt. An seine Stelle tritt besser der „Gütegrad“, den man findet,
                              									indem man die wirkliche Wärmeübertragung mit dem idealen Wärmeaustauschvorgang
                              									vergleicht, der sich an eine Verbrennung mit theoretischem Luftgewicht anschließt
                              									und die größtmögliche Ausnutzung ergibt.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Speisewasservorwärmung bei Lokomotiven. Man hat bereits
                              									früher versucht, die Vorteile der Speisewasservorwärmung auch für den
                              									Lokomotivbetrieb zu verwerten. Die früheren Ausführungen mußten aber nach kurzer
                              									Zeit wieder verlassen werden, da sie entweder das Speisewasser nicht genügend
                              									vorwärmten, oder den Auspuffwiderstand so wesentlich erhöhten, daß sich die
                              									Vorwärmung des Speisewassers bei Lokomotiven nicht als wirtschaftlich erwies.
                              									Besonders bekannt geworden und in der Fachliteratur eingehend besprochen wurde die
                              									Speisewasservorwärmung bei den Lokomotiven der ägyptischen Staatsbahnen. (D. p. J.
                              									Bd. 326 S. 381.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 252
                              Abb. 1.
                              
                           In den beiden letzten Jahrzehnten ist eine große Steigerung der Leistungsfähigkeit
                              									und eine bedeutende Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Lokomotiven durch die
                              									Einführung der Verbundwirkung und der Dampfüberhitzung bei den Lokomotiven erreicht
                              									worden. Durch die Einführung einer geeigneten Speisewasservorwärmung könnte die
                              									Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit noch weiterhin gesteigert werden. Rechnet
                              									man mit einerdurchschnittlichen Speisewassertemperatur von 15° und mit einer
                              									Vorwärmung auf 90°, so hat der Dampfkessel selbst 90- 15 = 75 WE für 1 kg Dampf
                              									weniger zu erzeugen. Dies ergibt eine Wärmeersparnis von etwa 11 v. H. bei
                              									Naßdampflokomotiven und etwa 10 v. H. bei Heißdampflokomotiven. Eine
                              									durchschnittliche Kohlenersparnis von 10 v. H. entspricht aber bei der
                              									Preußisch-Hessischen Eisenbahnverwaltung 20 Millionen Mark. Die heutigen
                              									Lokomotivkessel haben infolge der hohen Beanspruchung einen sehr geringen
                              									Wirkungsgrad. Etwa nur die Hälfte der durch die Verbrennung der Kohle auf dem Rost
                              									frei werdenden Wärmemenge wird zur Dampferzeugung verwendet. Wird eine
                              									Kohlenersparnis von 10 v. H. angenommen, so läßt sich bei einem Kohlenverbrauch von
                              									12 kg für einen Lokomotivkilometer (D. p. J. Bd. 330 S. 189) bei einem Kohlenpreis
                              									von 20 M die Tonne und einer Jahresleistung der Lokomotive von 50000 km ein Gewinn
                              									von 1200 M berechnen. Der Preis eines Vorwärmers wird 3500 M nicht überschreiten, so
                              									daß nach drei Jahren die Ausgaben hierfür gedeckt sind. Durch die
                              									Speisewasservorwärmung wird bekanntlich die Kesselsteinbildung verringert. Die
                              									Uneinigkeiten im Speisewasser scheiden sich als Schlamm bereits im Vorwärmer
                              									aus.
                           Bereits im Jahre 1876 erhielten preußische Güterzuglokomotiven
                              									Speisewasservorwärmung. Im Tender mit 10 m3 Inhalt
                              									waren hier nach Abb. 1 zwei Speisewasservorwärmer mit
                              									je zehn Heizröhren von 4,5 m Länge und 50/45 mm  eingebaut, welche durch eine
                              									entsprechende Umschaltevorrichtung mittels Zylinderabdampf beschickt wurden. Solche
                              									Bauarten, welche den Abdampf ganz oder teilweise durch besondere
                              									Umschaltevorrichtungen leiten, haben im Betriebe den wesentlichen Nachteil, daß bei
                              									unrichtiger Bedienung das Anfachen des Feuers, während der Vorwärmer in Tätigkeit
                              									ist, fast ganz aufhört. Andere Vorwärmerbauarten versuchten die Wärme der
                              									Rauchkammergase auszunutzen. Hierdurch wurde sehr oft der Kesselzug sowie die
                              									Zugänglichkeit der Rauchröhren beeinträchtigt. Der Vorwärmer in der Rauchkammer
                              									neigt zu Rostbildung und wird frühzeitig unbrauchbar.
                           Von der preußischen Staatsbahn wurden nun eingehende Versuche ausgeführt, um die
                              									Bedingungen festzustellen, unter denen die Speisewasservorwärmung mit Vorteil auch
                              									im Lokomotivbetrieb verwendbar gemacht werden kann. Bei den neuen Ausführungen ist
                              									die Erwärmung des Speisewassers mittels Abdampf beibehalten. Die Umschaltung des
                              									Abdampfes von Hand wurde vermieden, denn es ist nicht möglich, auf diese Weise die
                              									Umschaltevorrichtung so einzustellen, daß sowohl eine genügende Anfachung des
                              									Feuers erhalten bleibt, als auch eine gute Vorwärmung erreicht wird. Durch geeignete
                              									Wahl der Rohrweiten für die selbsttätige Entnahme des Abdampfes für die
                              									Speisewasservorwärmung kann auch bei verschiedener Anstrengung der Lokomotive eine
                              									gute Vorwärmung erzielt werden. Durchmesser und Formgebung der von den
                              									Auspuffvorlagen des Dampfzylinders nach dem Vorwärmer führenden Abdampfrohre sind
                              									darum von wesentlichem Einfluß auf die gute Wirkungsweise des Vorwärmers.
                           1 kg Abdampf kann bei seiner Verdichtung zu Wasser von 100°C etwa 540 WE abgeben. Es
                              									können somit \frac{540}{90-15}=7,2\mbox{ kg} Wasser von 15° auf
                              									90° C vorgewärmt werden. Die Rohrabmessungen sind also so zu treffen, daß etwa 1/7 des gesamten
                              									Abdampfes in den Vorwärmer geleitet wird. Außerdem kann der gesamte Abdampf der
                              									Speisewasserpumpe und der Luftpumpe durch den Vorwärmer geführt werden. Das
                              									Speisewasser wird durch eine Kolbenpumpe durch den Vorwärmer hindurch in den Kessel
                              									gedrückt. Der im Vorwärmer in Wasser übergeführte Abdampf wird auf die Strecke
                              									geleitet.
                           Die im praktischen Betriebe erhaltenen Erfahrungen zeigen, daß außer der bereits
                              									erwähnten Kohlenersparnis von etwa 10 v. H. noch weitere Vorteile erreicht werden.
                              									Die Höchstleistung der Lokomotive wird durch den Einbau eines Vorwärmers um etwa 15
                              									v. H. vergrößert. Die Unterhaltungskosten der Lokomotive verringern sich durch
                              									geringere Rostbeanspruchung und kleinere Temperaturunterschiede im Kessel, da nun
                              									eine ständige Zuführung des gleichmäßig vorgewärmten Speisewassers stattfinden kann.
                              									Weitere Vorteile bestehen in der Verminderung der Gefahr des Rohrleckens und
                              									geringeren Funkenauswurfes. Abdampf-Speisewasservorwärmer können an bereits gebauten
                              									Lokomotiven ohne besondere Umbauten angebracht werden. Die preußische
                              									Eisenbahnverwaltung rüstet darum eine große Anzahl bereits im Betriebe befindlichen
                              									und fast alle neugebauten Lokomotiven mit solchen Speisewasservorwärmern aus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 253
                              Abb. 2.
                              
                           Die zum Vorwärmer gehörige Speisepumpe wird als schwungradlose doppeltwirkende
                              									Kolbenpumpe mit federbelastetem Saug- und Druckventil ausgeführt und hat für
                              									Vollbahnlokomotiven eine Leistungsfähigkeit von 250 l/Min, bei 50 Doppelhüben. Die
                              									Pumpenzylinder sind innen mit Rotgußbüchsen und außen mit einemDampfmantel zum
                              									Schütze gegen Einfrieren versehen. Der Dampf zum Betriebe der Speisepumpen wird dem
                              									Dom des Lokomotivkessels entnommen, der mittels eines Ventils vom Führerstand aus
                              									nach Bedarf gedrosselt werden kann. Die Speisepumpe wird also stets mit Naßdampf
                              									betrieben.
                           In Abb. 2 ist nach Zeitschrift des Vereins deutscher
                              									Ingenieure 1915 S. 317 ein Abdampf Vorwärmer Bauart Knorr
                              									dargestellt. Er besteht aus einer Wasserkammer mit einem ausziehbaren Röhrenbündel,
                              									das vom Abdampf umströmt wird. Die vom Speisewasser durchflossenen, ∪-förmig
                              									gebogenen Messingrohre von 13/16 mm {PROBLEM}unbekanntes zeichen{PROBLEM} sind unter
                              									sich gleich und können leicht ausgewechselt werden. Die Wasserkammer des Vorwärmers
                              									ist in mehrere Räume geteilt, um das Speisewasser durch die verschiedenen
                              									Rohrgruppen hintereinander führen zu können. An den freien Enden werden die Rohre
                              									durch eine Stützplatte mit Oeffnungen für den Dampfdurchlaß federnd abgestützt.
                           W.
                           
                        
                           Erhöhung der Leistungsfähigkeit der deutschen Eisenbahnen.
                              									(Oberbaurat a. D. S. Scheibner, Verein deutscher
                              									Maschineningenieure) Bereits seit Ende vorigen Jahrhunderts hat die fortschreitende
                              									Zunahme des Anteils des Massengüterverkehrs am Gesamtverkehr der deutschen
                              									Eisenbahnen die beteiligten Eisenbahnverwaltungen veranlaßt, offene Güterwagen von
                              									größerem Ladegewicht als 10 t zu verwenden. Es werden seither die in erheblicher
                              									Zahl eingeführten 15 und 20 t-Wagen des deutschen Staatsbahnwagen-Verbandes benutzt,
                              									wodurch eine wesentliche Ersparnis an Betriebsausgaben für die Eisenbahnverwaltungen
                              									eingetreten ist. Andererseits ist die Be- und Entladung dieser Wagen immer
                              									zeitraubender und daher kostspieliger geworden. Diesen Umständen kann dadurch
                              									begegnet werden, daß man zur Beschleunigung der Entladung die „Schwerkraft der
                                 										Ladung“ selbst heranzieht, wodurch nicht nur die Wagenumlaufszeit wesentlich
                              									abgekürzt sondern auch die kostspielige Handentladung entbehrlich wird. So entstand
                              									der Güterwagen mit Selbstentladeeinrichtung, der „Selbstentlader“. Als
                              									Massengüter kommen für ihn besonders in Betracht: Steinkohle und Braunkohle, Koks,
                              									Erze, Kalk, Steine, Schotter, Kies, Sand, Erde, Schlacken, Getreide, Rüben und
                              									Kartoffeln. Die für Beförderung dieser Güter verwendeten Selbstentlader können aber
                              									bisher nur als sogenannte „Spezialwagen“ verwendet werden, d.h. sie müssen in
                              									Hinblick auf ihre Bauart, leer zurücklaufen. Die hieraus sich ergebenden Leerläufe
                              									betragen daher meist 50 v. H., während das Verhältnis der Leerläufe zu den
                              									Gesamtleistungen der Güterwagen (nach der Statistik für 1912) etwa 30 v. H. beträgt.
                              									Die Vermehrung der Leerläufe führt aber zu erheblichen Betriebsausgaben der
                              									Eisenbahnverwaltungen. Nun ist es in neuester Zeit gelungen, einen für die in
                              									Betracht kommenden Verkehre allgemein brauchbaren Selbstentlader herzustellen, es
                              									ist der von Malcher, dem Direktor der Oberschles. Eisenbahn-Bedarfs-A.-G. in Gleiwitz,
                              									erfundene Flachboden-Selbstentlader für Seitentleerung
                              									(D. R. P. 279823).
                              									Dieser Selbstentlader kann für jedes zulässige Ladegewicht (15 und 20 t) für Normal-
                              									und Schmalspurbahnen hergestellt werden. Der Erfinder hat die bauliche Anordnung der
                              									bestehenden Normalwagen des deutschen Staatsbahn-Wagenverbandes beibehalten
                              									und die Selbstentladeeinrichtung derart angegliedert, daß der Selbstentlader für den
                              									gewöhnlichen Verkehr, das ist für Nicht-Massengüter, den bisherigen Normalwagen
                              									entspricht. Auch werden hierdurch die den bisherigen Selbstentladern, insbesondere
                              									durch Hebung der Schwerpunktslage und durch Verschiebung der Langträger unter dem
                              									Wagenbogen nach der Mitte oder Seite anhaftenden Mängel, die die Einfügung
                              									derartiger Wagen des Staatsbahn-Wagenverbandes ausschließen, vermieden.
                           An der Hand statistischen Materials wird nachgewiesen, daß die für Selbstentlader in
                              									Betracht kommenden 261 Millionen Tonnen Massengüter etwa 55 v. H. der gesamten
                              									Güterbewegung von 474 Millionen Tonnen auf den deutschen Eisenbahnen für das Jahr
                              									1912 ausmachen.
                           Wenngleich die von den Eisenbahnverwaltungen, insbesondere auf die Beschleunigung des
                              									Wagenumlaufs gerichteten Maßnahmen recht erheblich sind, so war es trotzdem nicht
                              									möglich, die nach der Statistik für 1912 sich durchschnittlich zu 57 km täglich
                              									ergebende Wagenachsleistung der Güterwagen zu erhöhen. Hieraus ergibt sich, daß der
                              									Wagen in 24 Stunden durchschnittlich nur etwa 3 Stunden rollt, während er zum
                              									Aufenthalt von 21 Stunden auf den Bahnhöfen verurteilt ist. Es sind daher wirksamere
                              									Mittel zur Beschleunigung des Wagenumlaufs anzuwenden, die nach übereinstimmender
                              									Ansicht der Beteiligten im wesentlichen in der Beschleunigung des Ladegeschäfts auf
                              									den Bahnhöfen und den Gleisanschlüssen sowie in Verminderung der Leerläufe
                              									bestehen.
                           Die Beschleunigung des Ladegeschäfts auf den Bahnhöfen läßt sich nach den Anregungen
                              									des Vortragenden durch Ent- und Beladeeinrichtungen erreichen, die von den
                              									Eisenbahnverwaltungen, und zwar auf den Bahnhöfen, wo es lohnend erscheint, zu
                              									errichten sein würden. In Verbindung mit dem Selbstentlader könnte dann die
                              									Entladefrist auf sechs Stunden eingeschränkt werden. Für die Gleisanschlüsse
                              									industrieller Werke usw. wird schon jetzt, z.B. von den Reichseisenbahnen, bei
                              									Stellung von Selbstentladern in Pendelzügen eine Entladefrist von nur einer Stunde
                              									gewährt. Vorgeschlagen wurden hierfür zwei Stunden, so daß durchschnittlich fünf
                              									Stunden an Entladefrist gewonnen würden. Gleiches ergibt sich auch für die
                              									Beladefrist. Die Rechnung ist hinreichend sicher durchgeführt, da das Verhältnis des
                              									Massengüterverkehrs der Gleisanschlüsse und des Freiladens auf den Bahnhöfen nicht 1
                              									: 1, sondern 1 1/4 : 1 beträgt. Die durchschnittliche Wagenachsleistung erhöht sich
                              									durch die auf einen Zeitraum von 48 Stunden zu verteilende Ersparnis von fünf
                              									Stunden auf 104 km täglich, wodurch die bisherige Umlaufzeit der Selbstentlader von
                              									durchschnittlich dreieinhalb bis vier Tagen sich auf etwa zwei Tage einschränken
                              									läßt. Hieraus ergibt sich aber ein entsprechender Minderbedarf an Wagen, der zur
                              									weiteren Herabminderungvon Betriebsausgaben führt. Die Verminderung der
                              									Leerläufe läßt sich durch stärkere Heranziehung der Selbstentlader für
                              									Nichtmassengüter auf dem Rücklauf herbeiführen.
                           Die Ent- und Beladung der Selbstentlader auf den Bahnhöfen führt zu einer Trennung
                              									des Ladegeschäfts. Demnach sind auf den in Betracht kommenden Bahnhöfen
                              									Pfeilergleise für das Entladen von Massengütern und Beladerampen für das Beladen von
                              									Massengütern sowie Freiladegleise in jetziger Form für die anderen Güter
                              									(Nichtmassengüter) vorhanden.
                           Die auf den Pfeilergleisen herzurichtenden Bunker (Vorratstaschen)-Anlagen werden es
                              									ermöglichen, die Entladung des Massengutes unabhängig vom
                              									Eintreffen der Fuhrwerke zu dessen Abholung bewirken zu können, was das Wichtigste
                              									bei der Neuerung ist, weil ja das Entleeren des Selbstentladers mit Ablauf der
                              									sechsstündigen Einlösefrist erfolgt sein soll, so daß der
                              									leere Selbstentlader jetzt wieder anderweitig zur Verfügung steht.
                           Eine so großzügige Umwälzung des offenen Güterwagenparks läßt sich natürlich nicht
                              									von heute auf morgen durchführen. Die Durchführung ist nur abschnittweise möglich.
                              									Die Endergebnisse der Anregungen sind für drei Fälle berechnet.
                           A. Der wirtschaftliche Erfolg wird am größten bei allgemeiner
                                 										Einführung der Selbstentlader für Massengüter und Nichtmassengüter. Die
                              									jährliche Ersparnis am Schlusse des neunten Jahres, das ist nach vollständiger
                              									Durchführung der Maßnahme stellt sich für
                           
                              
                                 a) die Verkehrtreibenden auf
                                 38,2 Mill.
                                 
                              
                                 b) die Eisenbahnverw. auf
                                 55,5   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 93,7 Mill.
                                 
                              
                           Die Eisenbahnverwaltungen haben in den neun Jahren rund 130 Mill. M jährlich
                              									aufgewendet. Der ermittelte Betrag von 55,5 Mill. M stellt den jährlichen
                              									Reinüberschuß für die Eisenbahnverwaltungen dar, wobei noch zu bemerken bleibt, daß
                              									sie einen vollständig einheitlichen, neuen, offenen Wagenpark bestehend aus
                              									Selbstladern erhalten und die Ent- und Beladeanlagen auf den Bahnhöfen hergestellt
                              									haben.
                           B. Bei Beschränkung der Selbstentlader auf den
                                 										Massengüterverkehr, das ist Verwendung von zweierlei Wagengattungen,
                              									Selbstentlader für Massengüter und O-Wagen für Nichtmassengüter ergibt sich die
                              									jährliche Ersparnis für
                           
                              
                                 a) die Verkehrtreibenden wie vor zu A a
                                 = 38,2 Mill. M
                                 
                              
                                 b) die Eisenbahnverwaltungen
                                 = 32,3   „      „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                    70,5 Mill. M
                                 
                              
                           C. Bei Beschränkung der Selbstentladerauf die
                                 										Gleisanschlußinhaber und die Eisenbahnverwaltungen als Verfrachter beträgt
                              									die jährliche Ersparnis für
                           
                              
                                 a) die Gleisanschlüsse
                                 25 Mill. M
                                 
                              
                                 b) die Eisenbahnverwaltungen
                                   6    „     „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 31 Mill. M
                                 
                              
                           
                           Zu bemerken ist noch, daß sich aus der allgemeinen Benutzung der Selbstentlader
                              									für 261 Mill. Tonnen Massengüter des Jahres 1912 ein Minderbedarf an Arbeitern von
                              									etwa 44000 jährlich ergibt. Dementsprechend entfallen auch die Ausgaben zur
                              									Befriedigung der Umlagen aus den sozialpolitischen Arbeiterfürsorgegesetzen. Um
                              									diese 44000 Arbeiter vermindert sich daher die fortlaufende Heranziehung von
                              									ausländischen Arbeitern, was bei dem besonders in der Landwirtschaft fühlbaren
                              									Mangel an einheimischen Arbeitern von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung sein
                              									würde.
                           
                        
                           Zur Klärung der Aufbereitungsabwässer. Dr.-Ing. Nicolai-Mechernich berichtet über die Entwicklung der
                              									mechanischen, sowie über neuere Erfahrungen auf dem Gebiete der
                              									mechanisch-chemischen Abwässerklärung. Noch Mitte des vorigen Jahrhunderts ließ man
                              									alle Aufbereitungsabwässer in die wilde Flut gehen, wodurch nicht nur große
                              									Erzmengen verloren gingen (in einer Bleierzaufbereitung mit jährlichem
                              									Wasserverbrauch von 6750000 m3 betrug z.B. der
                              									Verlust an Blei 678,02 t, der Verlust an Silber 1,248 t in 9066,6 t jährlich
                              									fortgeführter Schlammenge), sondern auch ein starkes Verschlammen der Flußläufe usw.
                              									eintrat.
                           Man versuchte daher, in entsprechenden Klärbehältern den Schlamm aus den Abwässern
                              									abzuscheiden und je nach dem Metallgehalte entweder nochmals zu verarbeiten oder zu
                              									verstürzen. Zunächst in kleinen, flachen, rechteckigen Gruben, von wenigen
                              									Quadratmetern Oberfläche. Dann ging man dazu über, größere Anlagen einzurichten,
                              									deren Wände aus Mauersteinen und deren Böden aus Zementbeton hergestellt wurden.
                              									Schließlich wurden auch die Seitenwände der indessen bis auf 500 bis 1000 m2 gewachsenen Kläranlagen aus Zementbeton
                              									(eisenarmiert) hergestellt.
                           Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden nun die Klärbehälter nicht mehr als Gruben im
                              									Erdboden angelegt, sondern in Form von auf den Erdboden gestellten Kästen. Durch
                              									Anbringen von Türen in den Seitenwänden ist man in der Lage, zum Ausschlagen des
                              									Schlammes mit Wagen in die Becken hineinzufahren, während man bei den grubenartigen
                              									Behältern den Schlamm auf die hochstehenden Förderwagen hinaufschlagen muß. Ein
                              									Nachteil dieser Art ist aber die Gefahr des Zerspringens bei starker Eisbildung,
                              									deren schädlichen Einfluß man durch geeignete Maßregeln (Strohmattenbelag) zu
                              									beseitigen sucht.
                           Um eine Entfernung der abgelagerten Schlämme ohne
                                 										Betriebsunterbrechung zu ermöglichen, baut man die Klärbehälter in neuester
                              									Zeit so, daß der Boden nicht mehr flach, sondern z.B. von zwei Seiten aus nach der
                              									Mitte zu geneigt ist; es kann dann der Schlamm durch eine Schnecke aus der
                              									entstehenden Rinne entfernt werden. Oder aber es werden ein oder mehrere vierkantige
                              									Trichter gebildet, aus deren Spitze ein Mammutbagger den Schlamm absaugt.
                           Dieser reinen Oberflächenklärung gegenüber, die für viele Erze durchaus ausreichend
                              									ist, stellt der Verfasserdie Filterklärung, bei der die Trübe langsam durch
                              									eine Filtermasse durchgeleitet wird; dabei haften infolge der Reibung im Filter die
                              									Schlammteilchen zum großen Teil. Man unterscheidet ein Filtrieren von unten nach
                              									oben, und ein solches von oben nach unten. Die Filtermassen, die aus
                              									übereinandergelagerten Schichten verschiedener Materialien bestehen (z.B.
                              									Klaubeberge, Pochkies und Sande), müssen natürlich von Zeit zu Zeit erneuert werden.
                              									Als Ergänzung dieser Filterbehälter dienen die Filterteichanlagen. Ein ebenes oder
                              									geneigtes Gebiet wird mit einem Damm aus Filtermaterial umgeben. Die Trübe soll dann
                              									beim Durchsickern durch den Damm die in den Filterbehältern noch nicht
                              									abgeschiedenen Schlammteilchen möglichst absetzen.
                           Man sollte glauben, daß jede Trübe, die diese verschiedenen Klär- und Filteranlagen
                              									durchlaufen hat, so gut wie frei sein müßte von jeglichen festen Bestandteilen.
                              									Jedoch gibt es lettige Erzvorkommen, deren Trübe, da die feinsten Schlammteilchen
                              									vom Wasser getragen werden, noch bis zu 3 kg fester Substanz in 1 m3 enthalten. Auf physikalischem Wege ist eine
                              									weitere Klärung dieser Trüben nicht möglich, und hier muß die mechanisch chemische
                              									Abwässerklärung eingreifen.
                           Nicolai bringt äußerst interessante Zusammenstellungen
                              									über eine große Anzahl verschiedener Versuche die angestellt wurden, um durch Zusatz
                              									von chemischen Substanzen-die eine, wenn auch nur ganz oberflächliche Veränderung in
                              									der chemischen Beschaffenheit und der äußeren Gestalt der Schlammteilchen
                              									hervorrufen – eine erfolgreiche Klärung der Trübe herbeizuführen.
                           Aus der Reihe der durch zahlreiche Tabellen erläuterten Versuche ergibt sich, daß das
                              									wirksamste Klärmittel Alaun ist. In geringem Abstande folgen Endlauge, Abfallauge
                              									(als solche bezeichnet der Verfasser Lauge, die aus den in den Kaligruben zum
                              									Versatz gelangenden Fabrikrückständen absickert und sich in der Grube bei Berührung
                              									mit Karnallit u.a. an Chlormagnesia gesättigt hat), Chlormagnesialösung und
                              									Schwefelsäure. Es wird sodann eine Berechnung der Kosten bei Anwendung der
                              									chemischen Abwässerklärung, unter Zugrundelegung der Verhältnisse einer Oberharzer
                              									Grube gegeben. Für 1 l Trübe von 1,359 bis 1,805 g fester Substanz sind 0,04 g Alaun
                              									nötig, also für 1 m3 40 g. Unter Annahme eines
                              									Alaunpreises von 160M für 1 t, einschließlich Verpackung und Fracht, ergeben sich
                              									dann die Klärkosten zu 0,64 Pf. für 1 m3 Trübe. In
                              									ähnlicher Weise werden die Kosten für Abfallauge auf 0,28 Pf., für feste
                              									Chlormagnesia auf 1,48 Pf. und für rohe Schwefelsäure (50-grädig, spez. Gewicht
                              									1,58) auf 0,40 Pf. berechnet. Für die als Beispiel gewählte Grube würde sich also
                              									eine Trübeklärung mit Abfallauge am billigsten stellen.
                           In einer Reihe von Oberharzer Aufbereitungen ist man in der Tat seit einigen Jahren
                              									dazu übergegangen, die Abwässer durch Zusatz von Abfallauge zu klären. (Metall und
                              									Erz, XII, (N. F. III.), Jahrgang 1915, Heft 7 und 8.
                           Bergreferendar Wüster.
                           
                        
                           
                           Die Massengüter und ihre Beförderung in Deutschland und im
                                 										Auslande. (Otto Buschbaum, Berlin. Verein
                              									deutscher Maschinen-Ingenieure.) Die deutschen Eisenbahnen fördern das
                              									wirtschaftliche Leben durch ständige Verbilligung der Personen- und Gütertarife
                              									trotz Steigens der Löhne, und obwohl es im Güterzugbetrieb seit den 80er Jahren
                              									nicht gelingt, Zugstärke und Wagenausnutzung zu bessern. Die im Jahre 1895 deutlich
                              									einsetzende, bis auf 20 v. H. angewachsene Verringerung der Zugstärken konnte zwar
                              									wieder ausgeglichen werden; Rangierleistungen und Bauausgaben nehmen jedoch
                              									schneller als der Verkehr zu, der also im wesentlichen durch Vermehrung der Züge und
                              									Bauten bewältigt werden muß.
                           Die Bahnen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika hatten vor 10 bis 15 Jahren
                              									ähnliche Ergebnisse. Seitdem konnte aber durch Vergrößerung der Fahrzeuge und
                              									Zusammenarbeit mit den Anschlußinhabern beim Bau der Wagen- und Ladeanlagen die
                              									Ladung pro Zug im Durchschnitt der 2200 amerikanischen Bahnen auf das Doppelte der
                              									unserigen gesteigert und eine Vermehrung der Zugzahl vermieden werden. Trotz der
                              									Höhe der Löhne konnten hierdurch die amerikanischen Gütertarife auf der Hälfte
                              									unserer Tarife gehalten werden.
                           Die Grundlagen des Güterverkehrs sind jedoch in Deutschland in jeder Beziehung für
                              									eine energische Zusammenfassung des Güterverkehrs günstiger als in Nordamerika.
                              									Ueber die Menge der amerikanischen Massengüter herrschen vielfach übertriebene
                              									Vorstellungen, während unsere wirtschaftlichen Kräfte unterschätzt werden. Der
                              									prozentuelle Anteil der schweren, industriellen Massengüter am Gesamtverkehr ist in
                              									Amerika sogar geringer, weil die landwirtschaftlichen Güter infolge der niederen
                              									Tarife dort eine lebhaftere Verkehrsentwicklung aufweisen. Unsere Betriebe, die
                              									Versender und Empfänger, sind weniger zahlreich, aber erheblich, unsere Bergwerke
                              									z.B. achtmal größer als die dortigen; die Zusammenfassung von Erzeugung und Absatz
                              									ist bei uns fester und derart umfassend organisiert, daß es einen unabhängigen
                              									Großoder Kleinhandel in Massengütern kaum noch gibt.
                           Die Verbilligung unseres Güterzugbetriebes erfolgt am wirksamsten durch Verringerung
                              									der Wagen- und Zugzahl, besonders beim Uebergang zur Luftbremsung. Die bisher in
                              									Deutschland gebauten Selbstentladewagen mit Seitenentleerung sind ungünstiger,
                              									dagegen die im Ausland bevorzugten, in deutschen Privatbetrieben neuerdings
                              									gleichfalls mit bestem Erfolg verwandten Wagen mit Bodenklappen erheblich
                              									vorteilhafter als der 20 t-Wagen. Die Verladeanlagen der Werke sind zu großem Teile
                              									für diese Wagen besser als für die Normalwagen geeignet, oder sie können mit
                              									geringen Kosten entsprechend umgebaut werden. Wichtiger als ihr heutiger Zustand ist
                              									jedoch deren künftige Entwicklung, die deutlich zum Bau immer größerer Lade- und
                              									Aufspeicherungsanlagen drängt, wie die hunderte von Siloanlagen, darunter solche bis
                              									zu 800 ganzer Zugladungen Inhalt, welche in den letzten Jahren in Deutschland
                              									errichtet wurden, beweisen. An dieser jetzt lediglich zur Sicherunggegen
                              									Streik, Betriebsstörung u. d. m. vor sich gehenden Entwicklung, welche nach dem
                              									Kriege in verstärktem Maße fortschreiten wird, sollte die Eisenbahnverwaltung
                              									Interesse nehmen und sie ihren Zwecken nutzbar machen.
                           Als Einheits-Massengüterwagen würde demnach ein vierachsiger Bodenentleerer von etwa
                              									45 t Tragkraft am vorteilhaftesten sein. Ein erheblicher Teil unseres
                              									Massengüterverkehrs könnte sofort oder in Bälde auf ihn übergehen, wobei zu beachten
                              									ist, daß 90 v. H. unserer Güter Massengüter und daß 80 v. H. von diesen schüttbar
                              									sind. Der weitere Ausbau und eine Ausdehnung auf Güterwagen dürfte bald von selbst
                              									folgen. Ein solcher Wagen würde zweifellos die Gewinnung neuer Rückfracht, etwa
                              									durch Hochofenschlacke und eine Verminderung der Leerläufe ermöglichen.
                           Unsere Staatsbahnen haben im letzten Jahrzehnt große, soziale Aufgaben, wie unter
                              									anderen ihre Kriegsleistungen beweisen, erfolgreich gelöst, vor deren Inangriffnahme
                              									das Ausland noch zurückschreckt. Die Verhältnisse sind jetzt in Deutschland reif zu
                              									einem betrieblichen Ausbau, der den großen Vorzug hat, sich auf Erprobtes stützen zu
                              									können. Mit geringen Mitteln dürfte es jetzt möglich sein, zu einem erheblich
                              									billigeren und einfacheren Betrieb zu gelangen, eine Möglichkeit, welche von der
                              									Leitung unserer Bahnen stets betont wurde; hiermit würden zugleich so große, gerade
                              									jetzt in die Augen springende Vorteile für unser Wirtschaftsleben verbunden sein,
                              									daß die Interessenten zur Mitarbeit gern bereit sein dürften.
                           
                        
                           Zerstörung deutscher und österreichischer Handelsschiffe in
                                 										Antwerpen. Nach der Kriegserklärung des Deutschen Reichs an Frankreich am
                              									1. August 1914 lagen 35 deutsche und österreichische Dampfschiffe im Handelshafen
                              									von Antwerpen, die durch die dortige Hafenbehörde am Auslaufen nach einem neutralen
                              									holländischen Hafen verhindert wurden, obwohl der Kriegszustand Belgiens mit dem
                              									Deutschen Reich erst zwei Tage später eintrat. Nach der Eroberung von Antwerpen
                              									fielen diese Schiffe mit ihren gesamten Ladungen wieder in unsere Hände. Die
                              									Inneneinrichtungen der Schiffe waren aber zum großen Teil zerstört und geplündert.
                              									Eines der erwähnten Schiffe der Reichspostdampfer „Gneisenau“ wurde zur
                              									Sperrung der Scheidefahrrinne stromabwärts von der Besatzung Antwerpens versenkt,
                              									obwohl die neutrale Scheidemündung bereits durch Holland gesperrt war. Die anderen
                              									im Hafen eingeschlossenen Schiffe wurden vor dem Falle der Festung Antwerpen auf
                              									Anordnung der belgischenglischen Militärbehörden unter Leitung von Ingenieuren der
                              									Antwerpener Werften durch Sprengung der Haupt-machinen bewegungsunfähig gemacht.
                              									Gesprengt wurden bei den verschiedenen Schiffen die Dampfzylinder, Schieberkästen,
                              									Aufnehmer, Ueberströmrohre, Gruppenventilkästen der Hauptdampfrohrleitungen usw. Die
                              									Sprengpatronen wurden in der Eile nur an den äußeren Zylinderwandungen angebracht.
                              									Wären die Sprengpatronen mit mehr Zeitaufwand im Innern der Zylinder zur Explosion
                              									gebracht worden, so
                              									wäre außer den Dampfzylindern auch noch das Getriebe der Maschinen wie Kolben,
                              									Kolbenstange, Pleuelstange, Kurbelwelle usw. unbrauchbar gemacht worden. Durch die
                              									Explosion sind aber die Maschinenchächte, Maschinenoberlichte, Plattformen, Treppen,
                              									Kabel, Rohrleitungen usw. erheblich beschädigt. Die Dampfkesselanlagen, bei denen
                              									die Entzündung von Sprengpatronen ungleich größere Zerstörungen hervorgerufen hätte,
                              									hat man glücklicherweise geschont. Acht Dampfer zeigen überhaupt keine
                              									Beschädigungen an den Kessel- und Maschinenanlagen.
                           Die sinnlose Zerstörung der deutschen und österreichischen Schiffe war keine
                              									zwingende Kriegsnotwendigkeit, da ja die Scheidemündung gesperrt bleibt, und deshalb
                              									die Schiffe während des Krieges zu militärischen Zwecken nicht verwendet werden
                              									können. Da nach dem Friedenschlusse voraussichtlich auf dem Gebiete der Schiffahrt
                              									eine Hochkonjunktur einsetzen wird, werden zweckmäßig jetzt schon die
                              									Ausbesserungsarbeiten an diesen Schiffen begonnen. Oberingenieur Wilh. Scholz berechnet nun in der Zeitschrift des Vereins
                              									deutscher Ingenieure 1915 S. 375 die Kosten solcher Ausbesserungsarbeiten an einem
                              									Dampfer von den Abmessungen 128 × 17 × 7 m, mit 6560 t Rauminhalt, dessen
                              									Dreifach-Expansionsmaschine 2600 PSi leistet.
                           
                              
                                 1.
                                 Ausbesserungen an den Schotten,Treppen, Plattformen usw.
                                    											im Ma-schinen- und Kesselraum
                                 4830,00 M
                                 
                              
                                 2.
                                 Erneuerungen des H.-D.-, M.-D.- u.N.-D.Zylinders der
                                    											Hauptmaschine,der Armaturen u. Rohrleitungen usw.
                                 213650,00 M
                                 
                              
                                 3.
                                 Amtliche Prüfung der Kesselanl. usw. 
                                 1658,00 M
                                 
                              
                                 4.
                                 Für unvorhergesehene Ausbesserungs-arbeiten 
                                 11006,90 M
                                 
                              
                                 5.
                                 Ergänzung des abhanden gekomme-nen Zubehörs, wie
                                    											Maschinenreserve-teile, Einrichtung der Funkenstation,Einrichtung
                                    											der Kajüten, Privateigen-tum der Besatzung
                                 42500,00 M
                                 
                              
                                 6.
                                 Entschädigung für die notwendigeReparaturzeit nach
                                    											Beendigung desKrieges (110 Tage)
                                 252905,50 M
                                 
                              
                                 7.
                                 Schleppgebühr Antwerpen-Hamburg
                                 9500,00 M
                                 
                              
                                 8.
                                 Versicherungsgebühr für Schiff undLadung (3 ½ v. H. von
                                    											980000 M)
                                 34300,00 M
                                 
                              
                                 9.
                                 Löschen, Lagern und Wiederein-nehmen der Ladung
                                 11200,00 M
                                 
                              
                                 10.
                                 Unkosten für Bewachung und für In-standhaltungsarbeiten
                                    											während derLiegezeit des Schiffes in Antwerpen
                                 2300,00 M
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Gesamtsumme
                                 583851,40 M
                                 
                              
                           Aus dieser Zusammenstellung kann entnommen werden, welche großen Werte durch die
                              									zwecklosen Beschädigungen der Schiffe in kurzer Zeit vernichtet wurden. Der Verlauf
                              									des Krieges läßt ja glücklicherweisehoffen, daß der Schaden, der hier der
                              									deutschen und österreichischen Schiffahrt zugefügt wurde, beim Friedenschlusse im
                              									vollen Umfange ersetzt wird.
                           W.
                           
                        
                           Die Ausländer an den Technischen Hochschulen während des
                                 										Krieges. In den letzten Jahren war der Besuch unserer Technischen
                              									Hochschulen durch Ausländer in bedenkenerregender Weise angewachsen. Im
                              									Kriegssemester 1914/15 ist er von 20 v. H. auf 9 v. H. zurückgegangen. Am stärksten
                              									machte sich dieser Rückgang an den Technischen Hochschulen Karlsruhe und Darmstadt
                              									bemerkbar, wo wegen des Ausschlusses der Russen der Besuch von 34 v. H. und 26 v. H.
                              									auf 13 v. H. bzw. 6 v. H. zurückgegangen ist. An der Technischen Hochschule Berlin
                              									betrug der Besuch 7 v. H. gegen 26 v. H. Die höchste Besuchsziffer in Ausländern
                              									hatte im Kriegssemester die Technische Hochschule München mit 28 v. H. aufzuweisen,
                              									wo auffallenderweise kaum ein Unterschied gegen das vorhergehende Semester zu
                              									verzeichnen ist. Der größte Anteil am Rückgang des Ausländerbesuchs entfällt auf die
                              									Maschineningenieure, die Schiffbau- und die Schiffsmaschineningenieure.
                           
                        
                           Wichert-Stiftung. Das Kuratorium hat das erste
                              									Ausschreiben veranlaßt. Aus den Zinsen der Wichert-Stiftung werden einmalige oder
                              									laufende Beihilfen an Studierende des Maschinenbaufaches oder der Elektrotechnik
                              									gegeben. Laufende Beihilfen werden stets nur für die Dauer eines Jahres mit dem 1.
                              									Oktober beginnend, bis zur Höhe von 800 M zahlbar im voraus in vierteljährlichen
                              									Raten, festgesetzt und können auch mehrmals an dieselbe Person innerhalb eines
                              									vierjährigen Studiums gewährt werden Aus besonderen Gründen kann das Kuratorium die
                              									Entziehung noch nicht gezahlter Raten aussprechen.
                           Bewerber, die den Nachweis zu führen haben, daß sie Angehörige von Mitgliedern des
                              									Vereins Deutscher Maschineningenieure sind, können sich unter Beifügung eines
                              									Lebenslaufes nebst Wohnungsangabe und der Papiere, die über ihre persönlichen
                              									Verhältnisse Auskunft geben, bis zum 15. Juli 1915 schriftlich beim Kuratorium,
                              									Geschäftsstelle des Vereins Deutscher Maschineningenieure, Berlin SW. 68,
                              									Lindenstraße 80, melden.
                           
                        
                           Unserem Mitarbeiter Oberingenieur der Siemens-Schuckertwerke Fritz Amelung, Oberleutnant d. R., dessen Auszeichnung durch das Eiserne
                              									Kreuz wir im vorigen Jahrgange Seite 611 melden konnten, ist auch die erste Klasse
                              									dieses Ordens verliehen worden.
                           
                        
                           Am 26. Mai 1915 verschied in Lugos unser Mitarbeiter, der bekannte Elektrotechniker
                              										Josef Herzog aus Budapest, völlig unerwartet ohne
                              									vorhergegangener Erkrankung.