| Titel: | Moderne Satinierkalander. | 
| Autor: | Ernst Blau | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 262 | 
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                        Moderne Satinierkalander.
                        Von Professor Ernst Blau,
                           									Bielitz.
                        BLAU: Moderne Satinierkalander.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Nach Einführung in das Wesen des Satinierens werden Einrichtung
                              									und Arbeitsweise älterer und der vervollkommneten modernen Satinierkalander, und
                              									zwar der in der Regel benutzten Rollenkalander wie auch der seltener verwandten
                              									Bogenkalander eingehend erläutert und im Anschluß daran die besonderen Bauarten von
                              									Kalandern, nämlich von Friktions-, Grainier- und Gaufrierkalandern behandelt.
                           –––––
                           Das auf der Papiermaschine hergestellte Papier besitzt nicht die Glätte und
                              									Beschaffenheit, die in den meisten Fällen verlangt werden. Es bedarf daher
                              									nachträglicher Zurichtungsverfahren, um das Papier in dem gewünschten Endzustand zu
                              									erhalten.
                           Früher bediente man sich zu diesem Zwecke der Plattenglätte, die darin bestand, daß
                              									20 bis 50 Bogen Papier zwischen Zinkplatten in einer Schrauben- oder hydraulischen
                              									Presse längere Zeit einem großen Druck ausgesetzt wurden. Dieses Verfahren war aber
                              									umständlich und zeitraubend, weshalb man es aufgab und die Papierbogen samt den
                              									Platten durch ein Walzenpaar führte.
                           Die Walzenglätte ist eine höhere als die Plattenglätte. So wurden die Walzwerke zum
                              									Glätten des Papiers als heute vielfach angewandte Maschinen, die unter dem Namen
                              									Satinierkalander bekannt sind, herausgebildet. Grundsätzlich bestehen dieselben aus
                              									mehreren, zwischen zwei Gestellwänden angeordneten und gegeneinander fest gepreßten,
                              									abwechselnd aus Hartguß und Papier bestehenden Walzen, zwischen denen das zu
                              									saunierende Papier von oben nach unten mit großer Geschwindigkeit in einem Zuge
                              									hindurchgeführt wird.
                           Kalander zum Satinieren von Rollenpapier heißen Rollenkalander, zum Satinieren von
                              									Papierbogen Bogenkalander. Friktions-, Reibungs- oder -Glanzkalander sollen dem
                              									Papier einen besonders guten Glanz verleihen, Gaufrier- und Grainierkalander endlich
                              									sind Kalander, in denen das Papier mit Zeichnungen oder mit bestimmten Zeichen
                              									versehen wird.
                           Die im nachstehenden besprochenen Kalander sind Ausführungen der Maschinenfabrik
                              										Karl Krause in Leipzig.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 261
                              Abb. 1. Dreizehnwalziger Rollenkalander mit Längsschneideeinrichtung und
                                 										dreifacher Aufwicklung sowie für Transmissionsantrieb und
                                 										Friktionskupplung
                              
                           Abb. 1 zeigt das Bild eines dreizehnwalzigen
                              									Rollenkalanders mit Längsschneideeinrichtung und dreifacher Aufwicklung sowie für
                              									Transmissionsantrieb mit Friktionskupplung.
                           Die im Schaubild heller erscheinenden Walzen sind die Papierwalzen, zu deren
                              									Herstellung in der Regel ein besonderes Papier, das sogenannte Walzenpapier dient.
                              									Man schneidet aus diesem Papier Scheiben vom Durchmesser der zu erzeugenden Walzen,
                              									locht diese Scheiben in der Mitte, schiebt sie auf die am Ende mit einem stählernen Kopf versehene,
                              									gleichfalls aus Stahl gefertigte Achse auf und preßt das Ganze anfangs langsam und
                              									zuletzt mit einem Drucke von einigen hundert Atmosphären zusammen. Auf das andere
                              									Wellenende wird hierauf, noch während das Papier der Walze unter Druck steht,
                              									ebenfalls ein Kopf gegeben und entsprechend befestigt. Zu den Walzen braucht man für
                              									1 m Länge bis 20000 Bogen Papier mit einem Gewicht von etwa 250 kg. Aus der Presse
                              									genommen, wird die Walze sauber abgedreht und geschliffen, so daß sie einen äußerst
                              									gleichartigen, also der Abnutzung überall gleichmäßig ausgesetzten Körper von großer
                              									Dauerhaftigkeit darstellt. Walzen zum Glätten von feinem Papier werden aus
                              									weichfaserigem Material unter schwächerer Pressung hergestellt, Walzen zum Glätten
                              									gewöhnlichen Papiers aus dichterem Walzenpapier und unter stärkerer Pressung,
                              									endlich Walzen zum Glätten von Papier aus Sulfitstoff aus hartfaserigem Material
                              									unter besonders hoher Pressung. Die Verwendung von Baumwollwalzen stand infolge der
                              									höheren Anschaffungskosten eine Zeit lang hinter der Verwendung von Papierwalzen
                              									zurück. Neuerdings wird aber Baumwolle wieder häufiger benutzt, und zwar nicht nur
                              									wegen ihrer reineren Oberfläche und der dadurch bedingten reineren Satinagewirkung,
                              									sondern vor allem wegen ihrer größeren Dauerhaftigkeit, die bei den größeren
                              									Durchgangsgeschwindigkeiten, mit denen moderne Kalander jetzt laufen, von großem
                              									Werte ist.
                           Die Eindrücke, die sich in Papierwalzen beim Satinieren infolge verschiedener
                              									Ursachen bilden, können, falls sie nicht beträchtlich sind, mit weichem, reinem,
                              									lauem Wasser beseitigt werden. Zum Ausgleich noch etwa vorhandener Unebenheiten läßt
                              									man den Kalander dann einige Stunden leer laufen. Ist indes die Beschädigung einer
                              									Papierwalze eine empfindlichere, so muß diese Walze abgedreht werden, wodurch ihr
                              									Durchmesser kleiner wird. Auf jeden Fall ist es empfehlenswert, Papierwalzen in
                              									Reserve zu halten, wenn das Herausnehmen einer Kalanderwalze sich als erforderlich
                              									erweist. Papierwalzen mit größerem Durchmesser können mehrmals abgedreht werden,
                              									sind demnach wertvoller. Walzen mit tieferen Eindrücken werden schließlich ganz oben
                              									im Kalander eingelegt, da die dem zu satinierenden Papier oben gegebenen
                              									Unebenheiten durch die unteren Walzen wieder entfernt werden.
                           Die Herstellung der Hartgußwalzen, die in der Praxis kurzweg Stahlwalzen genannt
                              									werden, erfolgt mit außerordentlicher Sorgfalt. Sie sind voll oder, falls sie mit
                              									Heizung zu versehen sind, gebohrt. Damit sich die auf die oberste Walze ausgeübten
                              									Pressungen auch auf die unter ihr befindlichen Walzen übertragen und letztere sich
                              									auf der ganzen Länge berühren, müßten sie ein wenig bombiert sein. Obwohl die
                              									Bombierung in den meisten Fällen nur Bruchteile von 1 mm beträgt, ist sie zuweilen
                              									von großer Wichtigkeit, besonders für Papiere, die schwer durch den Kalander gehen.
                              									Die Herstellung der Politur unter Berücksichtigung der Bombierung ist indes eine
                              									teuere.
                           Was die Zahl der Walzen anbelangt, werden Kalandermit 2 bis 16 Walzen gebaut.
                              									Die Zahl der Walzen hängt von der erwünschten Glätte des Papiers und von der Güte
                              									desselben ab. Die Ballenlänge der Walzen, das ist die Länge zwischen den Köpfen,
                              									beträgt 500 bis 3200 mm und mehr bei Rollenkalandern und kann auch bei
                              									Bogenkalandern in diesem Ausmaß ausgeführt werden. Die Ballenlänge der Walzen wird
                              									hauptsächlich deshalb etwas größer gewählt als die Breite der Papierbahn beträgt,
                              									weil letztere nicht immer ganz genau gerade durch die Walzen läuft. Es muß also an
                              									den Rändern der Walzen ein entsprechender Spielraum vorhanden sein.
                           Ist das Papier nur einseitig zu satinieren, so läßt man die Kalanderhartguß- und
                              									Papierwalzen abwechseln. Für zweiseitig zu glättendes Papier, wie z.B. für Luxus-,
                              									Briefpapier usw. werden in der Höhenmitte zwei Hartguß- oder zwei Papierwalzen
                              									übereinander angeordnet. Auf diese Art wird die eine Papierseite in der oberen
                              									Hälfte, die andere in der unteren Hälfte des Kalanders geglättet. Für die Zurichtung
                              									gewisser Papiere ist es nötig, die in der Mitte liegenden Hartwalzen für
                              									Dampfheizung einzurichten. An den Enden der Walzen werden zu diesem Zwecke Hähne für
                              									den Ein- und Austritt des Dampfes angebracht. Diese Vorrichtung hat übrigens noch
                              									den Vorteil, daß mit ihrer Hilfe gewaschene Papierwalzen wieder getrocknet werden
                              									können.
                           Bei Kalandern mit hoher Walzenzahl und sehr großer Durchgangsgeschwindigkeit tritt
                              									eine starke Erwärmung der Walzen ein. Um ein Verbrennen des Ueberzuges der Papier-
                              									oder Baumwollwalzen sowie der Oberfläche der Papierbahn zu vermeiden, dürfen die
                              									Hartgußwalzen dann natürlich nicht geheizt werden, sondern man muß sie im Gegenteil
                              									kühlen, was mit derselben Einrichtung geschieht, indem man statt des Dampfes kaltes
                              									Wasser durch die Walzen strömen läßt.
                           Die unteren Walzenlager sind im Gestell vorgesehen, die übrigen sind in prismatischen
                              									Führungen verstellbar eingerichtet und die obersten werden durch Hebel fest nach
                              									unten gepreßt. Die Zapfen der Ober- und Unterwalze laufen in Lagerschalen aus bestem
                              									Weißmetall, diejenigen der übrigen Mittelwalzen in Rotgußschalen. Die oberen Hebel
                              									sind durch Zugstangen mit den unteren, stets durch Gewichte nach abwärts gezogenen
                              									Hebeln verbunden. Durch Betätigung eines der beiden, ebenfalls unten im Gestell
                              									angeordneten Hebel kann die Wirkung an den unteren Gewichtshebeln und somit auch an
                              									den oberen Belastungshebeln aufgehoben werden, wenn der Kalander zu längerem
                              									Stillstand gebracht, bzw. wenn eine Walze zwecks Reparatur aus demselben
                              									herauszunehmen ist. Die Aufhebung der Wirkung der Gewichtshebel wird mit dem
                              									Fachausdruck als „Entlastung“ bezeichnet. Die Pressung auf jeden Zapfen der
                              									Oberwalze war bei den ersten Kalandern 3000 bis 4000 kg, wird aber gegenwärtig bis
                              									zu einer Größe von 9000 bis 13000 kg und mehr angewandt, um Papiere für Luxuszwecke
                              									geeignet zu machen. Als zweckmäßige Schmierungen der hoch beanspruchten Lager haben
                              									sich die Dochtschmierung für die Lager der Ober- und Unterwalze, dagegen eine
                              									Schmierung mit zirkulierendem Oel für die Mittellager erwiesen. Die Schmierung der
                              									letzteren erfolgt von den oberen Lagern aus.
                           An den Walzeneinläufen befinden sich Vorrichtungen für den Handschutz in Form von
                              									Winkeleisen, die seitlich an den Zapfenlagern angeschraubt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 263
                              Abb. 2. Sechzehnwalziger Hochleistungskalander, Bauart Krause, mit
                                 										hochgefahrener hinterer Bedienungsbühne und mit nach unten geschwenkten Armen
                                 										der Abwicklung
                              
                           Um den oberen Teil des Kalanders bedienen zu können, ist oben eine von Konsolen
                              									gehaltene Plattform vorgesehen, zu der eine Leiter hinaufführt. Sowohl um die
                              									Plattform als auch an der Seite der Leiter sind Schutzgeländer angebracht. Außerdem
                              									ist oft noch eine Hilfsleiter an der Breitseite des Kalanders vorhanden. Um bei
                              									Stillstand die Walzen voneinander abheben zu können, sitzen auf den oberen
                              									Druckspindeln Handräder mit Handgriffen. Dem gleichen Zweck dienen die
                              									Hängeschrauben der Mittellager. Wenn der Kalander mit sogenannter Parallelstellung
                              									der Oberwalze ausgestattet ist, kommen die Handräder in Fortfall. Die Drehung der
                              									Spindeln, durch die die Walzen voneinander abgehoben oder einander genähert werden,
                              									erfolgt dann von einer Seite aus durch Ziehen an einer Handkette. Bei den weiter
                              									unten besprochenen Hochleistungskalandern erfolgt die Walzenabhebung elektrisch. An
                              									der Hinterseite des Kalanders sind zwischen den oben erwähnten Konsolen und den
                              									unten mit den Gestellwänden in einem gegossenen Konsolen zwei Säulen angeordnet. An
                              									diesen sind oben die Rollstangenlager für den Abrollhaspel und unten diejenigen für
                              									die Rollstangenlager des Aufrollhaspels montiert. Die Abroll- und die Aufrollstange
                              									sind in der Regel als Quadrateisen ausgebildet.
                           Die Rollenkalander werden meist für zwei Walzengeschwindigkeitengebaut, und zwar
                              									für eine kleine Geschwindigkeit von gewöhnlich 7 m/Min. zum Einführen des Papiers
                              									und für eine große von 50 bis 120 m/Min. und mehr zum Satinieren. Der Antrieb
                              									erfolgt unmittelbar auf die dritte Walze und ohne Räder mit einem Riemen für zwei
                              									Geschwindigkeiten durch Fest- und Losscheibe oder durch Friktionskupplung mit
                              									Momentausrückung. Bei größeren Kalandern wird mit dem Antrieb noch höher gegangen,
                              									da man es vorzieht, besondere Antriebseinrichtungen zu umgehen. Manchmal wird der
                              									Antrieb auch für drei Geschwindigkeiten vorgerichtet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 263
                              Abb. 3. Sechzehnwalziger Hochleistungskalander, Bauart Krause, mit nach oben
                                 										geschwenkten Armen vor Abwicklung und mit nach oben fahrender hinterer
                                 										Bedienungsbühne
                              
                           Das Papier wird von dem durch eine leicht regelbare Zaumbremse gehaltenen
                              									Abrollhaspel über Breithalterwalzen zwischen der obersten Walze und der unter ihr
                              									befindlichen eingeführt, läuft zwischen den Walzen nach unten, um zu dem von der
                              									Hauptantriebs welle bewegten Aufrollhaspel, dessen Aufwickelstangen in Kugellagern
                              									laufen, zu gelangen. Die sich auf dem Aufrollhaspel aufwickelnde Papierbahn wird
                              									immer dicker und die Umfangsgeschwindigkeit des Papiers müßte immer größer werden,
                              									wenn nicht die Uebertragung der Antriebsbewegung nach und nach verlangsamt werden
                              									würde. Leicht zu erreichen ist die abnehmende Umlaufzahl der Aufrollwalze dadurch,
                              									daß eine auf der Welle eines Zwischenvorgelegerades sitzende Reibungskupplung durch
                              									ein Handrad betätigt wird.
                           Um die Leistungsfähigkeit der Kalander zu erhöhen, ist die Satiniergeschwindigkeit
                              									vergrößert worden, wobei der Kürzung der glättenden Wirkung zwischen den Walzen
                              									durch Verlängerung der letzteren, also durch Vermehrung der Arbeitsstellen
                              									vorgebeugt wurde. Ferner ist es der Firma Krause
                              									gelungen, die für die Nebenarbeiten, wie Rolleneinhängen, Rollenauslegen, das
                              									Durchführen des Papiers, das Auswechseln von Walzen usw. an ihren
                              									Höchstleistungskalandern aufzuwendende Zeit durch Heranziehung der von der modernen
                              									Elektrotechnik gebotenen Hilfsmittel bedeutend zu vermindern.
                           Ein derartiger neuer Hochleistungskalander genannter Firma mit 16 Walzen, 2100 mm
                              									Ballenlänge, 150 m Satiniergeschwindigkeit und einem Energiebedarf von 65 PS ist der
                              									in Abb. 2 und 3
                              									dargestellte.
                           Aus Abb. 2 ist zu entnehmen, wie die in die
                              									Papierrolle eingesteckte Wickelstange beiderseits in mit auswechselbaren, schweren
                              									Bronzeschalen versehene Lager eingelegt wird und letztere hierauf geschlossen
                              									werden. Mittels einer elektrischen Winde ist hierauf das Hochschwenken der
                              									Abwicklung in einem Bogen ermöglicht, welche Einrichtung der Firma Krause gesetzlich geschützt ist. In ihrer Endstellung
                              										(Abb. 3) werden dann die schweren Arme der
                              									Abwicklung festgehalten und die Winde schaltet sich gleichzeitig und selbsttätig ab.
                              									Während der Schwenkarbeit wird die Aufwickelrolle dadurch ausgelegt, daß durch
                              									Betätigung eines Handhebels sich die Lagerdeckel öffnen, sich die Wickelstange aus
                              									den Lagern hebt (D. R. G. M.), endlich die in Betrachtung stehende Rolle mit der
                              									Rollstange über schräge Flächen der seitlich verstellbaren Lager (D. R. G. M.) sich
                              									ruhig nach unten drehend fortbewegt und sich auf den Wagen ablegt. Sowohl die Lager
                              									der Auf- als die der Abwicklung sind zwecks Ausgleichs der Papierlänge verstellbar
                              									und zwecks Verhütung eines Klemmens in Drehzapfen schwenkbar. Die schweren
                              									Klauenkupplungen der Rollstangen mit den Antriebs- bzw. Bremsvorrichtungen können
                              									nach Einführung der Rollen leicht ein- und ausgeschaltet werden. Insbesondere ist
                              									auf die schwere und sorgfältige Ausbildung des Antriebs der Aufwicklung große
                              									Sorgfalt gelegt, um ein klanghartes Aufwickeln des Papiers zu erzielen.
                           Zwecks Einführung der Papierbahn begibt sich ein Arbeiter mit der gerissenen
                              									Papierspitze auf die hintere Bedienungsbühne, deren Bewegung von seinem Stande aus
                              									gesteuert werden kann und die in den Endstellungen selbsttätig stehen bleibt. Ein
                              									nach Auslegen der Aufwickelrolle und nach Einlegen einer neuen Rollstange frei
                              									gewordener Arbeiter begibt sich hierauf zur vorderen Bedienungsbühne, fährt mit
                              									derselben nach oben und übernimmt dortselbst das ihm von der Rückseite zugereichte
                              									Papier, worauf beide Bühnen mittels Druckknopfs nach abwärts gesteuert werden, und
                              									zwar mit einer Geschwindigkeit, die der Einführgeschwindigkeit des Kalanders
                              									entspricht. In der tiefsten Stellung werden beide Bühnen selbsttätig
                              									ausgeschaltet.
                           Das Auswechseln der Papier- oder Baumwollwalzen läßt sich von der elektrischen Winde
                              									aus besorgen, die zur Betätigung der Schwenkarme für das Ein- und Auslegen der
                              									Papierrollen benutzt werden. Es wird nämlich die in den Abbildungen ersichtliche
                              									Kettenverbindung zu den Schwenkarmen gelöst und die frei gewordene Kettemit der
                              									nach aufwärts zu den Walzenaushebevorrichtungen gehenden Kette verbunden. Auf diese
                              									Art erfolgt das Auswechseln der schadhaft gewordenen Walzen leicht und rasch, was
                              									bei den schnellaufenden Kalandern von außerordentlicher Wichtigkeit ist.
                           Hingewiesen sei noch darauf, daß bei dem Krauseschen
                              									Hochleistungskalander Druck- und Friktionswirkung voneinander getrennt sind, was bei
                              									den älteren Bauarten nicht der Fall ist. Der Kalander läuft mit Antrieb von der
                              									Unterwalze ohne Ueberanstrengung des Papiers. Da die Oberwalze in Kugellagern
                              									gestützt und mit zusätzlicher Bremse versehen ist, ist es ermöglicht, bei voller
                              									Belastung geringste Friktion und bei geringster Belastung größte Friktion zu
                              									erzielen. Der Antrieb von der Unterwalze aus macht die Lagerung derselben von der
                              									Friktionswirkung unabhängig, so daß auch die Unterwalze in Kugellagern laufen kann
                              									und der an diesen Stellen auftretende Reibungsverlust auf ein geringstes Maß
                              									vermindert wird. Bei einem im Frühjahr 1914 an eine bedeutende sächsische
                              									Papierfabrik gelieferten Kalander der neueren Bauart Krause wurde infolge der günstigen Einrichtung der Lagerung und des
                              									Antriebs eine Kraftersparnis von nicht weniger als 40 v. H. gegenüber älteren
                              									Ausführungen festgestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 264
                              Abb. 4. Vierwalziger Friktionskalander, Bauart Krause, mit einer Papierwalze,
                                 										einer hochfein polierten, durch Dampf heizbaren und durch Wasser kühlbaren
                                 										Hartgußwalze, einer Baumwollwalze und einer harten Gußeisenwalze
                              
                           Der Antriebsmotor für den Kalander wird derart gewählt, daß er sich innerhalb
                              									verhältnismäßig weiter Grenzen in der Drehzahl regeln läßt.
                           Was die Verwendung von Bogensatinierkalandern anbelangt, ist dieselbe gegen früher
                              									bedeutend eingeschränkt, da gegenwärtig die Buchdruckereien die Papiere meist fertig
                              									satiniert von den Papierfabriken erhalten. In letzteren werden in der Regel
                              									Rollenkalander benutzt und die Bogen erst nach erfolgter Satinage auf den
                              									Querschneidern aus den Rollen herausgeschnitten. Während bei Rollenkalandern der
                              									Anfang der Papierrolle von Hand durch die Walzen geführt wird, würde es unmöglich
                              										sein, bei
                              									Bogenkalandern jeden einzelnen Bogen in dieser Art durch die Walzen zu leiten.
                              									Deshalb hat jede Walze für einen Meter Ballenlänge vier mit Holz ausgelegte
                              									Messingbügel zum Umführen der Bogen um die Walze und ebenso viele Abstreifer mit
                              									verstellbaren Stahlzungen, die den Bogen von der vorhergehenden Walze abstreichen
                              									und der nächsten zuführen. Um bei hohen Kalandern das Material nicht in schwieriger
                              									Art nach oben transportieren zu müssen, baut die Firma Karl
                                 										Krause eine Bogenhochführung, durch die die Bogen von ebener Erde angelegt
                              									und zwischen endlosen, über Walzen laufenden Bänderpaaren in den Kalander eingeführt
                              									werden können.
                           Auf Friktionskalandern (Abb. 4) wird Buntpapieren,
                              									Spielkartenkartons und dergleichen ein besonders hoher Glanz verliehen. Vielfach
                              									sind beispielsweise Spielkartenbogen bereits bedruckt, um hierauf friktioniert zu
                              									werden. Die Friktionskalander sind grundsätzlich in derselben Art gebaut wie die
                              									großen Rollenkalander und werden mit zwei bis vier Walzen ausgestattet. Zweiwalzige
                              									Friktionskalander besitzen eine polierte Hartgußwalze, die in gleicher Weise wie bei
                              									großen Rollenkalandern durch Dampf geheizt werden kann. Diese Walze liegt auf einer
                              									mit Baumwolle überzogenen Walze, die einer Papierwalze deshalb vorgezogen wird, weil
                              									sie widerstandsfähiger als dieselbe ist und dies auch wegen der beim Friktionieren
                              									auftretenden größeren Beanspruchung sein muß. Das Friktionieren beruht darauf, daß
                              									der Hartgußwalze gegenüber der Baumwollwalze eine größere Geschwindigkeit gegeben
                              									wird. Die Papierbahn läuft mit der Geschwindigkeit der Baumwollwalze durch die
                              									Maschine, so daß infolge der größeren Geschwindigkeit der Hartgußwalze auf der
                              									Oberfläche des durchlaufenden Materials eine Reibung hervorgebracht wird. Je nach
                              									Art des Materials und der erwünschten Glätte muß der Geschwindigkeitsunterschied der
                              									beiden Walzen, den man fachtechnisch als „Friktionsgrad“ bezeichnet, ein
                              									entsprechender sein. Der Friktionsgrad wird in der Regel dadurch geändert, daß die
                              									die beiden Walzen miteinander verbindenden Zahnräder gegen solche mit anderer
                              									Uebersetzung ausgetauscht werden. Welcher Friktionsgrad der richtige ist, muß
                              									natürlich fallweise je nach dem zur Verarbeitung gelangenden Material beurteilt
                              									werden. Zu groß darf der Friktionsgrad nicht sein, da das Papier oder der Karton zu
                              									stark beansprucht werden würde und zerreißen könnte.
                           Bei mehrmaligem Durchgang eines Bogens oder einer Papierbahn durch den Kalander ist
                              									nur eine einseitige Friktionierung möglich, und zwar auf derjenigen Seite, die mit
                              									der Hartgußwalze in Berührung kommt. Soll die andere Seite ebenfalls Glanz erhalten,
                              									wie beispielsweise bei Spielkartenbogen, so muß das Material noch ein zweitesmal
                              									durch die Maschine geführt werden, wobei die früher von der Baumwollwalze berührte
                              									Seite nun mit der Stahlwalze in Berührung kommt. Gegenwärtig werden zweiwalzige
                              									Friktionskalander selten angewandt; in der Regel benutzt man Friktionskalander mit
                              									vier oder wenigstens mit drei Walzen. Der in Abb. 4dargestellte
                              									Friktionskalander besitzt eine Papierwalze, eine außerordentlich fein polierte,
                              									durch Dampf heizbare und durch Wasser kühlbare Hartgußwalze, eine Baumwollwalze und
                              									eine harte gußeiserne Walze.
                           Die Friktionskalander können auch zur gewöhnlichen Satinage herangezogen werden. Soll
                              									letztere erfolgen, so werden die Friktionsräder entfernt, worauf die einzelnen
                              									Walzen nicht zwangläufig miteinander gekuppelt sind, sondern bei Antrieb einer
                              									einzigen Walze die übrigen Walzen infolge der Reibung der Oberflächen mitgenommen
                              									werden. Beim Satinieren können auch die Bogen oder die Papierbahn wie bei
                              									gewöhnlichen Satinierkalandern um die Walzen herumgeführt werden, so daß eine
                              									bessere Satinage erzielt wird, als wenn die Bogen oder die Papierbahn nur zwischen
                              									einem Walzenpaar hindurchgehen. Soll ein vierwalziger Friktionskalander auch zum
                              									Satinieren verwandt werden, so muß statt der unteren gußeisernen Walze eine
                              									Hartgußwalze vorgesehen sein, falls die Satinage bei einmaligem Durchgang an drei
                              									Stellen erfolgen soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 265
                              Abb. 5. Kleiner Gaufrier- und Grainierkalander, Bauart Krause
                              
                           Kalander, in denen Papier, Karton oder Pappe nur auf der vorderen Seite eine Prägung
                              									erhalten, so daß die Rückseite glatt bleibt, heißen Grainierkalander, Kalander
                              									dagegen, die im durchgehenden Material die Prägung so herstellen, daß dieselbe auch
                              									auf der Rückseite sichtbar ist, werden Gaufrierkalander genannt. Ob das zu
                              									behandelnde Material grainiert oder gaufriert werden soll, hängt von seiner weiteren
                              									Verwendung ab. Grainiert werden beispielsweise chromolithographische Nachbildungen
                              									von Oelgemälden, sei es nun, daß sie in Originalgröße oder in Postkartengröße
                              									nachgebildet sind. Durch die Grainage ist unter anderm das Aquarell- oder das
                              									Leinenmuster zu erzielen.
                           Die Gaufrier- und Grainierwalzwerke, bzw. Gaufrier- und Grainierkalander entsprechen
                              									in ihrem allgemeinen Aufbau gleichfalls den großen Satinierkalandern, nur daß bei
                              									kleinen Maschinen, wie z.B. bei der in Abb. 5
                              									dargestellten, der Druck, mit dem die Walzen aufeinander liegen, durch Spindeln
                              									hervorgerufen wird.
                           
                           Die Walzwerke haben zumeist nur zwei Walzen, von denen die eine eine Papier-,
                              									die andere eine Stahlwalze ist. Die Oberfläche der letzteren wird entsprechend dem
                              									gewünschten Muster graviert, und zwar bei regelmäßigen Mustern, wie Leinen,
                              									Aquarell, Schweinsnarbe usw. mechanisch, bei schwierigeren und unregelmäßigen
                              									Mustern indes von Hand aus. In beiden Fällen werden die Gravüren von Fachleuten in
                              									Spezial-Walzengravieranstalten hergestellt.
                           Beim Gaufrieren dient die Oberfläche der Papierwalze als Matrize. Zu Beginn der
                              									Arbeit muß das Muster der Stahlwalze in die Papierwalze „eingewaschen“
                              									werden, wie der Fachausdruck lautet. Dies geschieht in der Art, daß die Maschine
                              									zunächst unter geringer Belastung der Walzen in Gang gesetzt und hierbei die sich
                              									drehende Papier walze unter Verwendung eines Schwammes mit lauwarmem Wasser
                              									bestrichen wird. Nach und nach stellt man den Druck, mit dem die Stahl walze auf der
                              									Papier walze liegt, kräftiger ein, so daß sich das Muster der Stahlwalze in die
                              									durch die Feuchtigkeit weich gewordene Papierwalze eindrückt. Ist dies genügend tief
                              									geschehen, so bietet die Papierwalze nach dem Trocknen eine tadellose Matrize.
                              									Naturgemäß muß der Umfang der Stahlwalze stets in demjenigen der Papierwalze
                              									aufgehen. Gewöhnlich hat die Papierwalze den doppelten Umfang der Stahl walze. Damit
                              									bei der Umdrehung der Walze jede Stelle der Gravur wieder genau in die entsprechende
                              									Vertiefung der Papier walze eingreift, sind Stahl- und Papierwalze durch Zahnräder
                              									miteinander gekuppelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 266
                              Abb. 6. Zweiwalziger Gaufrier- und Grainierkalander in stärkerer Ausführung,
                                 										Bauart Krause
                              
                           Beim Grainieren sind die Kuppelräder nicht notwendig, sondern müssen vielmehr von den
                              									Walzenzapfen abgezogen werden, da ja die Rückseite des durch die Maschine geführten
                              									Materials glatt bleiben soll und demnach zu vermeiden ist, daß auf der Papierwalze
                              									Vertiefungen entstehen. Wenn nur grainiert wird, ist es daher ähnlich wie bei
                              									Satinier- und Friktionskalandernmöglich, die Papierwalze im Falle einer
                              									Beschädigung der Oberfläche zu überdrehen, da der Umfang bis zu einem gewissen Grade
                              									beliebig sein kann. Wird dagegen die Oberfläche einer zum Gaufrieren benutzten
                              									Papierwalze bedeutend beschädigt, so daß der Schaden nicht „herausgewaschen“
                              									werden kann, dann bleibt nichts anderes übrig als die Papierwalze neu mit Papier
                              									überziehen zu lassen. Sollen auf einem Gaufrierwalzwerk verschiedene Muster
                              									hergestellt werden, so sind für jedes Muster je eine Stahl- und eine Papierwalze
                              									erforderlich. Um die Walzen bequem auswechseln zu können, sind die Seitenwände der
                              									Maschine, in denen sie lagern, nach vorne zu offen, so daß wie bei Satinier- und
                              									Friktionskalandern nur die Lagerdeckel entfernt zu werden brauchen.
                           Im allgemeinen stellt die Grainage höhere Ansprüche an die Druckkraft der Maschine
                              									als die Gaufrage, weil bei der letzteren infolge der Vertiefungen in der Papierwalze
                              									das Material vor den Erhöhungen der Gravur ausweichen kann, während bei jener die
                              									von den Erhöhungen der Gravur getroffenen Stellen des Materials zusammengedrückt
                              									werden müssen, da die glatte Oberfläche der Gegenwalze das Ausweichen unmöglich
                              									macht. Vor allem tritt dies beim Grainieren von Pappe in Erscheinung und um so mehr,
                              									je tiefer die Gravur und je härter die Pappe ist. So stellt beispielsweise
                              									Vulkanfiber infolge ihrer großen Härte an die Druckkraft eines Walzwerkes ganz
                              									außerordentliche Anforderungen, weshalb für dieses Material nur besonders verstärkt
                              									gebaute Maschinen Verwendung finden können, wobei die Vulkanfiber vor dem Grainieren
                              									außerdem noch in bestimmter Art vorbereitet werden muß.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 266
                              Abb. 7. Dreiwalziger Grainier- und Gaufrierkalander für Rollen und Bogen in
                                 										besonders starker Ausführung, Bauart Krause
                              
                           Der in Abb. 6 dargestellte zweiwalzige
                              									Grainierkalander ist in den Abmessungen stärker gehalten als der in Abb. 5 gezeigte und wird von der Firma Krause
                              									allenfalls auch mit selbsttätigem Farbwerk zum gleichzeitigen Prägen und Färben
                              									ausgeführt. Hauptsächlich kommt diese Einrichtung für Pappen zu Kartonagezwecken in
                              									Frage, weil durch das geprägte und gefärbte Muster die Pappen ein schöneres
                              									Aussehen bekommen und auch minderwertige Sorten benutzt werden können, ohne
                              									kaschiert werden zu müssen. Die Einfärbung erfolgt in einfacher Weise derart, daß
                              									die Farbe durch aus Walzenmasse hergestellte Walzen den Erhöhungen der auf der
                              									Stahlwalze befindlichen Gravur mitgeteilt wird. Die Folge davon ist, daß auf der
                              									Pappe stets die vertieften Stellen gefärbt werden. Natürlich kann nicht jedes
                              									beliebige dünne Material auf diese Weise gefärbt werden, da beim Leergang der
                              									Maschine bis zur Einführung des nächsten Bogens die eingefärbte Gravur nicht mit der
                              									Gegenwalze, die in diesem Falle nicht aus Papier, sondern aus Gußeisen besteht, in
                              									Berührung kommen darf und andererseits vermieden werden soll, daß auch die Rückseite
                              									der Pappe Farbe erhält. Ganz dünne Pappen könnten daher nur von der Rolle
                              									verarbeitet werden, in welchem Falle sich zwischen Stahl- und Gußwalze stets
                              									Material befinden würde. Allerdings wird die Arbeitsmethode,bei der man
                              									gleichzeitig färbt und prägt, in der Praxis meist nur bei starken Pappen angewandt,
                              									die für Kartonagezwecke benutzt werden und bei denen die erwähnte Schwierigkeit
                              									nicht in Frage kommt. Gaufrier- und Grainierkalander ohne Einrichtung zum Färben
                              									können natürlich ganz nach Bedarf entweder von der Rolle oder in Bogen eingerichtet
                              									werden oder schließlich auch derart, daß man beide Arbeitsweisen abwechselnd
                              									verwendet.
                           Für gewöhnliche Materialien liefert die Firma Krause als
                              									stärkste Ausführung den aus Abb. 7 zu entnehmenden
                              									dreiwalzigen Grainier- und Gaufrierkalander. Dieser besitzt neben der Stahl- und
                              									Papierwalze noch eine harte Gußwalze, die sich an der untersten Stelle befindet und
                              									den Zweck hat, etwa in der Papierwalze entstandene Eindrücke sofort wieder
                              									auszugleichen. Beim Gaufrieren darf die Gußwalze selbstverständlich nicht zur
                              									Wirkung kommen.