| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 291 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Oelversorgung der englischen Schlachtflotte. Eine
                              									der Ursachen der Untätigkeit der englischen Flotte im gegenwärtigen Kriege scheint
                              									nach W. Schulz (Technische Blätter 16. Jahrg. Nr. 23/24) die Schwierigkeit in der
                              									Oelversorgung zu sein.
                           Als die Weltproduktion an Oel in raschem Zunehmen begriffen war (von 9,8 Mill. t im
                              									Jahre 1890 auf 47 Mill. t im Jahre 1912), gingen die Engländer dazu über, die
                              									Oelverbrennung einzuführen und haben den größten Teil der Kreuzer und
                              									Schlachtschiffe für den ausschließlichen Betrieb mit Oel eingerichtet. Die
                              									Hauptvorteile der Oelheizung sind höherer Heizwert und besserer Wirkungsgrad,
                              									wodurch der Aktionsradius eines Schiffes fast verdoppelt wird, einfachere Bedienung
                              									und endlich rauchfreie Verbrennung. Dadurch, daß England im eigenen Lande außer den
                              									schottischen Schiefergruben keine Oelquellen besitzt, geriet es durch diese
                              									Einführung der Oelfeuerung in Abhängigkeit vom Auslande. Als man sich zu dieser
                              									Einführung entschloß, schien der Bezug unbeschränkter Oelmengen aus Mexiko
                              									gesichert, wo die Engländer große Oelfelder erworben hatten. Aber bald erblickte
                              									hierin die Standard Oil Compagnie eine Gefährdung ihres
                              									fast die ganze Welt umfassenden Petroleummonopols. Die Morgan-Rokefeller-Gruppe setzte daher mit Unterstützung der Regierung den
                              									Präsidenten Diaz ab und verstand es, die angezettelte
                              									Revolution seitdem in Mexiko nicht zum Erlöschen kommen zu lassen. Die Oelindustrie
                              									wurde hierdurch schwer geschädigt und die Oelausfuhr schließlich ganz unterbunden.
                              									England wandte sich nunmehr nach Südamerika. Doch waren ihm hier die Nordamerikaner
                              									an vielen Stellen zuvorgekommen, so daß die Firma Pearson & Sons nur im Süden
                              									von Ecuador einige Oelfelder erwerben konnte. Aegypten hat für die englische Flotte
                              									keine große Bedeutung, da die dort gewonnenen Oelmengen nur gering sind.
                              									Beträchtliche Oelmengen stehen England in seinen indischen Kolonien zur Verfügung,
                              									wo die Gesamterzeugung von 0,7 Mill. t im Jahre 1908 auf 0,86 Mill. t im Jahre 1912
                              									gestiegen ist. Für Marineheizzwecke sind diese Mengen aber nicht erheblich, zumal
                              									die Beschaffenheit der Oele nicht besonders gut ist und sehr wechselt, und weil
                              									wegen des Mangels an Straßen große Transportschwierigkeiten zu überwinden sind. Auch
                              									haben die Erwartungen, größere Oelmengen aus Persien zu beziehen, enttäuscht. Japan
                              									kommt nicht in Frage, weil es selbst mit 0,22 Mill. t nur die Hälfte seines eigenen
                              									Bedarfs decken kann und die übrigen Mengen aus Nordamerika und Niederländisch-Indien
                              									bezieht. Die Vorräte in letzterem Gebiet sind aber auch für Heizzwecke wegen ihres
                              									hohen Siedepunktes nicht geeignet. Sehr gut bewähren sich dagegen die Oele der
                              									englischen Kolonien Barbados und Trinidad. Ihre Mengen sind jedoch zu gering, als
                              									daß sie für die englische Flotte in Frage kommen könnten.
                           In Friedenszeiten kam für die Oellieferung Englandsim wesentlichen Rußland mit
                              									seinen reichen Oelschätzen in Betracht. Infolge der Dardanellensperre ist aber jetzt
                              									die Zufuhr kaukasischer Oele abgeschnitten, und so scheidet Rußland, wie auch
                              									Rumänien mit seinem bekannten großen Oelvorkommen im gegenwärtigen Kriege für die
                              									Lieferung an die englische Flotte aus.
                           Die englische Flotte ist nach alledem während des Krieges fast ausschließlich auf die
                              									Vereinigten Staaten von Nordamerika angewiesen und vollständig von der Standard Oil Compagnie abhängig.
                           Loebe.
                           
                        
                           Herstellung von Unterseeminengehäusen und
                                 										Ankerkastendeckeln. Ueber die in jetziger Zeit besonderes Interesse
                              									bietende Herstellung von Unterseeminengehäusen und Ankerkastendeckeln findet sich
                              									ein Aufsatz von C. Krügener in Heft 10 der
                              										„Werkzeugmaschine“.
                           Die durch Abbildungen erläuterten Beschreibungen beziehen sich auf diejenigen Teile,
                              									welche gegenüber der früher üblichen Herstellung aus Gußeisen oder Stahlguß
                              									neuerdings vielfach durch Ziehen in Ziehpressen hergestellt werden, nämlich das
                              									Minengehäuse, dessen Deckel und den zur Verankerung der Mine gehörenden
                              									Ankerkastendeckel, und zwar werden die erforderlichen Werkzeuge und die
                              									Arbeitsverfahren besprochen.
                           Die Hauptteile des Minengehäuses sind zwei halbkugelförmige 3 mm starke
                              									Stahlblechkörper (s. Abb. 1); diese werden mittels
                              									eines Vorzieh- und eines Fassonziehwerkzeuges in zwei Arbeitsgängen hergestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 291
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 291
                              Abb. 2.
                              
                           Einfacher ist das Ziehen des zum Abschluß des Minengehäuses erforderlichen
                              									Minendeckels, der seiner einfachen Form wegen nur ein Ziehwerkzeug und somit nur
                              									einen Arbeitsgang erfordert. Am schwierigsten ist die Herstellung des zur
                              									Verankerung gehörenden Ankerkastendeckels (Abb. 2),
                              									die nur in drei Arbeitsgängen erfolgen kann; Werkzeuge und Arbeitsverfahren hierfür
                              									seien deshalb nachstehend kurz wiedergegeben.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 292
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 292
                              Abb. 4.
                              
                           In Abb. 3 und 4
                              									bedeuten I Matrize, II
                              									Blechhalter, III Stempel und IV Auswerfer. Nachdem der Deckel in diesen beiden Werkzeugen vorgearbeitet
                              									ist, wird er in das Werkzeug (Abb. 5) auf den
                              									Blechhalter V gebracht und durch Anpressen der Matrize
                              										I gehalten. Dann erfolgt die Formgebung durch
                              									Aufwärtsbewegen des Stempels IV. Hierauf tritt beim
                              									Rückgange des Stempels IV der Auswerfer III in Tätigkeit, der sich über die ganze Form
                              									erstreckt, um zu vermeiden, daß der Boden des Werkstückes sich hierbei durchdrückt.
                              									Beim Auswerfen geht der Einsatzring II mit, bis das
                              									Werkstück auf dem Stempel IV aufliegt. Die Einlagen VI und VII dienen zum
                              									Einpressen der Nase im Deckel (Abb. 2 rechts).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 292
                              Abb. 5.
                              
                           Die Ziehwerkzeuge zur Herstellung aller genannten Stücke werden in eine
                              									doppeltwirkende hydraulische Ziehpresse eingesetzt, die sowohl Blechhalter und
                              									Matrize gegeneinander preßt, als auch den Stempel in die Matrize hineinzieht. Um das
                              									gezogene Werkstück im Falle eines Festsetzens in der Matrize oder auf dem Stempel
                              									leicht wieder losbringen zu können, ist die Presse mit einer Umsteuervorrichtung
                              									versehen, die es gestattet, den Preßkolben außer nach aufwärts mit dem
                              									erforderlichen Druckauch nach abwärts bewegen zu können. Eine genaue
                              									Beschreibung dieser von L. Schuler, Göppingen,
                              									hergestellten Ziehpresse sowie der zur Erzeugung der Druckflüssigkeit benutzten
                              									Pumpe befindet sich ebenfalls in obengenanntem Aufsatz. Die Pumpe ist liegend
                              									ausgeführt und besitzt vier in einen gemeinsamen Sammelraum arbeitende Zylinder,
                              									drei Zylinder mit Plungerkolben und einen Zylinder mit Differentialkolben. Von den
                              									drei erstgenannten Zylindern arbeitet jeder nur bis zu einem bestimmten Drucke, z.B.
                              									der erste bis 50, der zweite bis 100, der dritte bis 150 at. Steigt der Druck in
                              									einem der drei Zylinder über das festgesetzte Maß, so wird durch eine besondere
                              									selbsttätige Auslösevorrichtung das angesaugte Wasser in den Saugbehälter
                              									zurückgeleitet und dadurch der betreffende Zylinder auf Leerlauf geschaltet. Der
                              									vierte Zylinder arbeitet bis 250 at oder mehr, je nach Erfordernis. Infolge dieser
                              									Arbeitsweise der Pumpe regelt sich der von ihr erzeugte Druck selbsttätig nach dem
                              									in der Ziehpresse eintretenden Bedarf bei stets günstigstem Werte des
                              									Leistungsbedarfs der Pumpe.
                           Dipl.-Ing. Ritter.
                           
                        
                           Schutz vor minderwertigem Schmieröl. Wegen der Sperrung
                              									der Schmierölzufuhr aus Amerika stellt man gegenwärtig aus mineralischen Oelen unter
                              									Zusatz tierischer und pflanzlicher Oele und gereinigter Ablauföle sogen. Behelföle
                              									her. Ihr Gebrauch ist durchaus einwandfrei. Doch ist in vielen Fällen eine Prüfung
                              									dieser Oele empfehlenswert.
                           Die Untersuchung auf Säuregehalt erfolgt durch Zusatz von etwas Kupferoxydul.
                              									Säurehaltiges Oel färbt sich hierbei nach 30 Minuten lichtgrün bis blaugrün. Von
                              									Zylinderölen bringt man einige Tropfen auf ein blank geriebenes Kupfer- oder
                              									Messingblech. Enthält das Oel Säuren, so tritt nach vier bis sechs Tagen eine
                              									hellgrüne Färbung auf, oder es bildet sich ein hellgrüner Niederschlag.
                           Die Schmierfähigkeit eines Transmissions- oder Maschinenlageröles prüft man durch
                              									Vergleich mit einem bekannten Oel auf einer Oelprüfmaschine. Bei diesem Apparat
                              									reiben zwei Schmierflächen aneinander, von denen die eine rotiert während die andere
                              									auf die rotierende Fläche gepreßt wird. Die Größe der Reibung zwischen beiden
                              									Flächen ist abhängig von der Schmierfähigkeit des auf die reibende Fläche gebrachten
                              									Oeles und wird durch geeignete Vorrichtung gemessen. Bei Zylinderölen ist es
                              									zweckmäßiger, den Kolben damit zu schmieren und den Motor drei bis vier Tage
                              									angestrengt laufen zu lassen. Bei der darauffolgenden Untersuchung müssen Zylinder
                              									und Kolben blank und nach vollständig mit Oel überzogen sein. Oel mit zu geringer
                              									Schmierfähigkeit ist verdampft oder vertrocknet.
                           Bei Oelen zum Schmieren von Dampfmaschinen- und Verbrennungskraftmaschinen-Zylindern
                              									muß man auch den Flammpunkt bestimmen. Er soll bei Maschinenlager- und
                              									Transmissionsölen nicht unter 160°, bei Zylinderölen nicht unter 200° liegen. Man
                              									erhitzt eine Probe im Porzellantiegel bei eingehängtem Thermometer, erwärmt langsam
                              										und liest die
                              									Temperatur ab, sobald ein an die Oberfläche gebrachter brennender Spahn aufflammt
                              									und wieder verlöscht.
                           Die Reinheit eines Schmieröls zeigt sich beim Aufbringen eines Tropfens auf weißes
                              									Papier. Der entstehende Oelfleck muß klar und gleichmäßig sein. (Technische Blätter
                              									16. Jahrgang Nr. 23/24.)
                           Loebe.
                           
                        
                           Dieselmaschinen für mittlere Leistungen. Die
                              									Maschinenfabrik Ludwig Nobel A.-G. in Petersburg baut für Leistungen von 100 bis 400
                              									PS einfach wirkende Dieselmaschinen, die je nach Größe drei, vier und sechs
                              									Arbeitszylinder besitzen. Solche Maschinen finden bei Schleppschiffen und bei
                              									russischen Unterseebooten Verwendung. Eine solche Vierzylindermaschine mit 330 mm
                              									Zylinderdurchmesser und 380 mm Kolbenhub leistet bei 240 Umläufen in der Minute 200
                              										PSe und bei 380 Umläufen 300 PSe. Die zweistufige Einblaseluftpumpe sitzt dabei
                              									neben den Arbeitszylindern und wird unmittelbar von der Kurbelwelle angetrieben. Im
                              									Zylinderkopf sind das Saug-, Auspuff-, Anlaß-, Brennstoff- und Sicherheitsventil
                              									eingebaut. Jeder Zylinder hat seine eigene Brennstoffpumpe. Die Auspuffrohre der
                              									Zylinder münden in einem gemeinsamen, wassergekühlten Auspuffbehälter. Um den
                              									Wärmeausdehnungen folgen zu können, ist er zweiteilig ausgeführt und mit einer
                              									Stopfbüchse versehen.
                           Die Auspuffventile sind meistens aus Stahl, der Ventilteller wird aber vielfach aus
                              									Gußeisen hergestellt, bei den größeren Ausführungen mit Wasserkühlung. Die
                              									Düsenplatten der Brennstoffventile werden mehrlöcherig ausgeführt, wodurch der
                              									Brennstoff im Verbrennungsraum gut verteilt wird. Außerdem werden dadurch die
                              									Kolbenböden geschont, Rißbildung wird so besser vermieden als bei Düsenplatten mit
                              									einem Loche, bei denen eine heftige Stichflamme auf die Mitte des Kolbenbodens
                              									aufprallt. Mehrere feine Düsenöffnungen sind aber weniger betriebssicher, da sie
                              									sich leichter verstopfen.
                           Beim Umsteuern werden zuerst die Brennstoffpumpen abgeschaltet und gleichzeitig die
                              									Brennstoffventile außer Tätigkeit gesetzt. Die Maschine kommt dadurch zum
                              									Stillstande. Nach der seitlichen Verschiebung der Steuernocken läßt man Anlaßluft in
                              									die Zylinder eintreten, die Maschine dreht sich dann in der gewünschten Richtung. Um
                              									die Umlaufzahl der Maschine regeln zu können, wird von Hand der wirksame Hub der
                              									Brennstoffpumpen verändert. Man kann so die Umlaufzahl bis auf 90 in der Minute
                              									verkleinern. Bei langsamer Fahrt muß dementsprechend auch die Einblaseluft
                              									gedrosselt werden. Die Verdichtung im Arbeitszylinder beträgt etwa 34 at, die bei
                              									kleinerer Umlaufzahl auf 26 bis 28 at sinkt, so daß in diesem Falle ein
                              									Einblasedruck von etwa 40 at genügt.
                           Der Brennstoffverbrauch der 200 PSe-Maschine beträgt
                              									200 g für 1 PSe/Std., der Schmierölverbrauch 2,5 g
                              									für 1 PSe/Std. Das Maschinengewicht für 1 PSe, ohne Luft-, Brennstoff- und Schmierölgefäße, ist
                              									bei der 200 PS-Maschine 65 kg.
                           Bei Radschiffen stehen die beiden Dieselmaschinen mittschiffs, senkrecht zur
                              									Längsrichtung des Bootes. DieSchaufelräder werden mittels Pfeilräder mit einer
                              									Uebersetzung 1 : 6 angetrieben, so daß die Schaufelräder etwa 40 Umdrehungen in der
                              									Minute machen. (Schiffbau 1915 S. 294.)
                           W.
                           
                        
                           Amerikanische und deutsche Anordnung technischer
                                 										Zeichnungen. Der in Heft 8 besprochene Aufsatz von F. Ruppert hat sowohl in der „Werkstattstechnik“ wie in der Z. d. V.
                              									d. I. zu einer ausgedehnten Erörterung geführt, die von reger Anteilnahme an der
                              									Frage zeugt. Die Mehrzahl der abgedruckten Aeußerungen stimmt für die
                              										„amerikanische“ Darstellung, meistens unter Betonung der Tatsache, daß
                              									beide Möglichkeiten ihre logische Gleichberechtigung haben und auch für die
                              									Vorstellung gerade des von keiner darstellenden Geometrie beeinflußten Arbeiters
                              									keine Schwierigkeiten bieten, namentlich sofern sie nicht durcheinander gebraucht
                              									werden. Es fehlt auch, wie bei dieser Frage natürlich, nicht an der bekannten,
                              									spöttisch-verbissenen Aeußerung des Durchauspraktikers, dem sich die Vorteile des
                              									Verfahrens „weniger beim Lesen von Abhandlungen“ als beim „wirklichen
                                 										Arbeiten“ bemerkbar machen, und der mit einem mitleidigen Seitenblick auf
                              									den „Theoretiker“ findet, daß „nicht die Praxis für die Schule, sondern
                                 										die Schule für die Praxis da ist“. Endlich wird mehrfach darauf hingewiesen,
                              									daß die neue „amerikanische“ Darstellungsweise auch in Deutschland namentlich
                              									früher viel, gewissermaßen als das natürliche Verfahren benutzt worden ist.
                              									(Tatsächlich findet sich diese Art der Darstellung sehr häufig auch in älteren
                              									durchaus deutschen technischen Lehrbüchern.)
                           Aus der Gleichberechtigung der beiden Verfahren, die, wenn nicht früher, so gerade
                              									durch diese Erörterung voll erwiesen ist, folgt, daß es immer Einzelne geben wird,
                              									die – mit Recht – ihre Art für die richtige halten werden und nicht einsehen, daß
                              									trotzdem eine andere Art gleichzeitig auch richtig sein kann. Darauf kann füglich
                              									keine Rücksicht genommen werden. Ebenso ist es mit dem technischen Fortschritt
                              									unvereinbar, nur aus Gefühlsgründen „unsere“, „bewährte“,
                              										„deutsche“ Darstellungsweise beizubehalten. Können wir also aus
                              									praktischen Gründen nur eine Art brauchen, können wir ferner aus Gründen, die in dem
                              									Bericht auf Seite 152 angedeutet sind, nicht damit rechnen, die „deutsche“
                              									zur allgemeinen Geltung zu bringen, so müssen wir eben die „amerikanische“
                              									annehmen. Die Hauptsache ist, daß man sich überhaupt auf nur eine Darstellungsweise
                              									einigt. Wem es wehtut, daß damit auf die (ziemlich willkürlich gewählte) Bezeichnung
                              										„deutsch“ zugunsten des ebenso willkürlichen „amerikanisch“
                              									verzichtet werden soll, der kann sich ja der von Ruppert
                              									gewählten neuen Bezeichnung „Deutsche Durchsichtprojektion“ erfreuen.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Motorschiffe. Die bekannte Schiffbaufirma Burmeister & Wain in Kopenhagen hat zuerst seegehende
                              									Motorschiffe mit Dieselmaschinen ausgerüstet, von denen bereits 14 Schiffe in Dienst
                              									gestellt sind, 
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Nr.
                                 
                                    
                                    Name des Schiffes
                                    
                                 Zeit derFergstellung
                                 Längem
                                 GrößteBreitem
                                 Seitenhöhem
                                 Tiefgangm
                                 Ladefähigkeitt
                                 Fahrge-schwindigkeitKnoten/Std
                                 
                              
                                   1
                                 Selandia
                                 1911
                                 113
                                 16
                                 9
                                 7,2
                                 7400
                                 11
                                 
                              
                                   2
                                 Jutlandia
                                 1911
                                 113
                                 16
                                 9
                                 7,2
                                 7400
                                 11
                                 
                              
                                   3
                                 Christian X
                                 1911
                                 113
                                 16
                                 9
                                 7,2
                                 7400
                                 11
                                 
                              
                                   4
                                 Siam
                                 1913
                                 125
                                 17
                                   9,3
                                 8,0
                                 9700
                                    11,5
                                 
                              
                                   5
                                 Annam
                                 1913
                                 125
                                 17
                                   9,3
                                 8,0
                                 9700
                                    11,5
                                 
                              
                                   6
                                 Suecia
                                 1912
                                 110
                                 15,5
                                 8
                                 7,1
                                 6500
                                      10,75
                                 
                              
                                   7
                                 Pedro Christophersen
                                 1913
                                 110
                                 15,5
                                 8
                                 7,1
                                 6500
                                      10,75
                                 
                              
                                   8
                                 California
                                 1913
                                 124
                                 16,5
                                 10,5
                                 7,2
                                 7250
                                      11,25
                                 
                              
                                   9
                                 Fionia
                                 1914
                                 120
                                 16
                                   9,0
                                 7,5
                                 6700
                                      13,50
                                 
                              
                                 10
                                 Kronprinz Gustav Adolf
                                 1914
                                 110
                                 15,5
                                   7,8
                                 7,0
                                 6500
                                      10,75
                                 
                              
                                 11
                                 Kronprinzessin Margareta
                                 1914
                                 110
                                 15,5
                                   7,8
                                 7,0
                                 6500
                                      10,75
                                 
                              
                                 12
                                 Malakka
                                 1914
                                 125
                                 17
                                   9,3
                                 8,0
                                 9200
                                      11,25
                                 
                              
                                 13
                                 Tongking
                                 1914
                                 125
                                 17
                                   9,3
                                 8,0
                                 9200
                                      11,25
                                 
                              
                                 14
                                 Panama
                                 1915
                                 125
                                 17
                                   9,3
                                 8,0
                                 9200
                                      11,25
                                 
                              
                                 15
                                 Pacific
                                 –
                                 110
                                 15,5
                                   7,8
                                 7,0
                                 6550
                                      10,75
                                 
                              
                                 16
                                 Bandon
                                 –
                                 100,5
                                 14,3
                                   8,5
                                 6,4
                                 7300
                                 11
                                 
                              
                                 17
                                 Pangan
                                 –
                                 100,5
                                 14,3
                                   8,5
                                 6,4
                                 7300
                                 11
                                 
                              
                                 18
                                 Chumpon
                                 –
                                 100,5
                                 14,3
                                   8,5
                                 6,4
                                 7300
                                 11
                                 
                              
                                 19
                                 San Francisco
                                 1915
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 6600
                                 –
                                 
                              
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Nr.
                                 
                                    
                                    
                                    Name des Schiffes
                                    
                                 Zahl derMaschinen
                                 IndizierteLeistung
                                 EffektiveLeistung
                                 Zylinderzahl
                                 Effecktive Leistungeines Zylind.
                                 Zylinder-durchmesser
                                 Kolbenhub
                                 
                                    \frac{\mbox{Kolbenhub}}{\mbox{Durchmesser}}
                                    
                                 Umdrehungenin der Minuten
                                 MittlereKolbege-schwindigkeit
                                 Mittlererindiz. Druck
                                 Mittlerereffekt. Druck
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 PSi
                                 PSe
                                 
                                 PSe
                                 mm
                                 mm
                                 
                                 
                                 m/Sek.
                                 at
                                 at
                                 
                              
                                   1
                                 Selandia
                                 2
                                 1250
                                 1050
                                 8
                                 131
                                 530
                                 730
                                 1,38
                                 140
                                 3,41
                                 6,25
                                 5,25
                                 
                              
                                   2
                                 Jutlandia
                                 2
                                 1250
                                 1050
                                 8
                                 131
                                 530
                                 730
                                 1,38
                                 140
                                 3,41
                                 6,25
                                 5,25
                                 
                              
                                   3
                                 Christian X
                                 2
                                 1250
                                 1050
                                 8
                                 131
                                 530
                                 730
                                 1,38
                                 140
                                 3,41
                                 6,25
                                 5,25
                                 
                              
                                   4
                                 Siam
                                 2
                                 1500
                                 1275
                                 8
                                 159
                                 590
                                 800
                                 1,36
                                 125
                                 3,33
                                 6,19
                                 5,26
                                 
                              
                                   5
                                 Annam
                                 2
                                 1500
                                 1275
                                 8
                                 159
                                 590
                                 800
                                 1,36
                                 125
                                 3,33
                                 6.19
                                 5,26
                                 
                              
                                   6
                                 Suecia
                                 2
                                 1000
                                   830
                                 8
                                 104
                                 500
                                 660
                                 1,32
                                 140
                                 3,08
                                 6,21
                                 5,16
                                 
                              
                                   7
                                 Pedro Christophersen
                                 2
                                 1000
                                   830
                                 8
                                 104
                                 500
                                 660
                                 1,32
                                 140
                                 3,08
                                 6,21
                                 5,16
                                 
                              
                                   8
                                 California
                                 2
                                 1300
                                 1100
                                 8
                                 137
                                 540
                                 730
                                 1,35
                                 140
                                 3,41
                                 6,26
                                 5,29
                                 
                              
                                   9
                                 Fionia
                                 2
                                 2000
                                 1600
                                 6
                                 265
                                 740
                                 1100
                                 1,49
                                 100
                                 3,67
                                 6,33
                                 5,06
                                 
                              
                                 10
                                 Kronprinz Gustav Adolf
                                 2
                                   975
                                   830
                                 6
                                 138
                                 540
                                 730
                                 1,35
                                 140
                                 3,41
                                 6,24
                                 5,31
                                 
                              
                                 11
                                 Kronprinzessin Margareta
                                 2
                                   975
                                   830
                                 6
                                 138
                                 540
                                 730
                                 1,35
                                 140
                                 3.41
                                 6,24
                                 5,31
                                 
                              
                                 12
                                 Malakka
                                 2
                                 1560
                                 1275
                                 6
                                 212
                                 630
                                 960
                                 1,52
                                 125
                                 4,00
                                 6,27
                                 5,13
                                 
                              
                                 13
                                 Tongkink
                                 2
                                 1560
                                 1275
                                 6
                                 212
                                 630
                                 960
                                 1,52
                                 125
                                 4,00
                                 6,27
                                 5,13
                                 
                              
                                 14
                                 Panama
                                 2
                                 1560
                                 1275
                                 6
                                 212
                                 630
                                 960
                                 1,52
                                 125
                                 4,00
                                 6,27
                                 5,13
                                 
                              
                                 15
                                 Pacific
                                 2
                                   975
                                   830
                                 6
                                 138
                                 540
                                 730
                                 1,35
                                 140
                                 3,41
                                 6,24
                                 5,31
                                 
                              
                                 16
                                 Bandon
                                 1
                                 1670
                                 1300
                                 6
                                 217
                                 670
                                 1000
                                 1,49
                                 110
                                 3,67
                                 6,45
                                 5,02
                                 
                              
                                 17
                                 Pangan
                                 1
                                 1670
                                 1300
                                 6
                                 217
                                 670
                                 1000
                                 1,49
                                 110
                                 3,67
                                 6,45
                                 5,02
                                 
                              
                                 18
                                 Chumpon
                                 1
                                 1670
                                 1300
                                 6
                                 217
                                 670
                                 1000
                                 1,49
                                 110
                                 3,67
                                 6,45
                                 5,02
                                 
                              
                                 19
                                 Mississippi
                                 2
                                 1600
                                 1320
                                 6
                                 220
                                 690
                                 1030
                                 1,49
                                 110
                                 3,78
                                 5,66
                                 4,67
                                 
                              
                           während sich noch vier weitere Motorschiffe
                              										„Pacific“, „Bandon“, „Pangan“ und „Chumpon“ im Bau
                              									befinden. Die letzten drei genannten Schiffe sind Einschraubenschiffe, während die
                              									bisher gebauten Schiffe dieser Werft den allgemein bei Motorschiffen üblichen
                              									Zweischraubenantrieb besitzen. Der Uebergang vom Zweischraubenantrieb zum
                              									Einschraubenantrieb beweist, daß die Schiffsdieselmaschineals ebenso
                              									betriebssicher wie die Schiffsdampfmaschine angesehen wird. Die Firma Burmeister & Wain hat
                              									sich, wie bekannt, eingehend mit der Ausbildung der Viertakt-Schiffsdieselmaschine
                              									beschäftigt. Auf der Werft von Harland & Wolff in
                              									Glasgow wurde vor kurzem das Motorschiff „Mississippi“ in den Dienst
                              									gestellt, das seine Hauptmaschinen von der Burmeister & Wain
                                 										Oil Engine Company in Glasgow erhielt, der englischen Zweigniederlassung
                              									der Schiffswerft und Maschinenfabrik Burmeister & Wain in Kopenhagen.
                           Die Tab. 1 enthält nach Engineering 1915 Bd. 1 S. 209 die Hauptabmessungen und die
                              									Fahrgeschwindigkeiten jener Motorschiffe, deren Bau wie auch maschinelle Ausrüstung
                              									die Firma Burmeister & Wain in Kopenhagen übernommen
                              									hat. In der Tab. 2 sind die Hauptabmessungen der Antriebsmaschinen dieser
                              									Motorschiffe zusammengestellt. Es kann daraus entnommen werden, wie sich allmählich
                              									der Zylinderdurchmesser und der Hub im Laufe der Zeit vergrößert hat,
                              									dementsprechend konnte die Zylinderanzahl verkleinert werden.
                           Der Anschaffungspreis der in der Tab. 2 zusammengestellten Schiffsmaschinen beträgt
                              									etwa ein Drittel der gesamten Bausumme. Die unbestreitbaren Vorteile der
                              									Dieselmaschine gegenüber der Dampfmaschine, wie Verringerung der Brennstoffkosten,
                              									Vergrößerung des Aktionsradius und Erhöhung der Ladefähigkeit des Schiffes sind so
                              									groß, daß für die Dieselmaschine selbst ein höherer Preis in Kauf genommen werden
                              									kann. Die Firma Burmeister & Wain hat sich wohl
                              									hauptsächlich aus dem Grunde entschlossen, ihre Schiffsdieselmaschinen ausnahmslos
                              									als Viertaktmaschinen auszuführen, da sie mit solchen Maschinen seit langer Zeit bei
                              									Landmaschinen gute Erfahrungen gemacht hat. Es erscheint aber fraglich, ob diese
                              									Bauart für größere als bis jetzt ausgeführte Schiffsmaschinenanlagen auch für die
                              									Zukunft beibehalten werden kann. Zweifellos wird, wenn mit der
                              									Zweitakt-Dieselmaschine noch mehr Erfahrungen vorliegen, diese als Schiffsmaschine
                              									für große Leistungen ein großes Anwendungsgebiet erhalten.
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 Name des Schiffes
                                 Hauptmaschinenallein
                                 Hauptmaschinenm. Hilfsmasch.
                                 
                              
                                 g/PSe-Std
                                  g/PSi-Std
                                 g/PSi-Std
                                 g/PSe-Std.
                                 
                              
                                 Christian X
                                 153
                                 192
                                 167
                                 192
                                 
                              
                                 Suecia
                                 134
                                 168
                                 154
                                 177
                                 
                              
                                 Kronprinz Gustav Adolf
                                 154
                                 193
                                 –
                                 179
                                 
                              
                                 California
                                 –
                                 –
                                 149
                                 174
                                 
                              
                                 Siam
                                 133
                                 156
                                 153
                                 179
                                 
                              
                                 Fionia
                                 145
                                 182
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Mississippi
                                 138
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Panama
                                 –
                                 –
                                 146
                                 –
                                 
                              
                           In Tab. 3 ist der Brennstoffverbrauch einiger dieser Motorschiffe zusammengestellt.
                              									Die in Spalte 2 genannten Hilfsmaschinen sind die Kompressoren, die Kühlwasser- und
                              									Schmierölpumpen.
                           W.
                           
                        
                           Einführung des JS-Diagramms in die Wärmetechnik und seine
                                 										Bedeutung. Vor etwa zehn Jahren wurde eines der wertvollsten Hilfsmittel
                              									für praktische, wärmetechnische Berechnungen, Molliers
                              									JS-Diagramm für Dämpfe, der Oeffentlichkeit bekannt. Schon im Jahre 1904
                              									veröffentlichte Mollier
                              									„neue Diagramme zurtechnischen Wärmelehre“, die allerdings nicht
                              									identisch mit den heut benutzten JS-Diagrammen sind. Sie beruhen indessen auf
                              									demselben Grundgedanken. Von der Tatsache ausgehend, daß Zustandänderungen bei
                              									gleichem Drucke und unveränderlicher Entropie (Adiabaten) die technisch wichtigsten
                              									sind, führte Mollier den Begriff des Wärmeinhalts i bei gleichem Drucke ein und gewann dadurch die
                              									Wärmegleichungen d Q = d i – A
                                 										v d p = T d s, wo d
                                 										Q die Wärmezufuhr, v das spezifische Volumen,
                              										p den spezifischen Druck, s die Entropie, T die Temperatur und A das mechanische Wärmeäquivalent darstellen. Bei
                              									Benutzung dieser Ausdrücke ist eine bequeme rechnerische Behandlung der beiden
                              									genannten häufigsten Zustandsänderungen möglich. Bei gleichbleibendem Drucke wäre
                              									nämlich d Q = d i, während
                              									bei adiabatischem Verlaufe eines Vorganges die wichtige Arbeitsgröße durch die
                              									einfache Beziehung A\,\int_{\mbox{p}^0}^{\mbox{p}}\,v\,d\,p=i-i_0
                              									wiedergegeben wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 295
                              Abb. 1.
                              
                           Mollier entwarf nun unter Benutzung
                              									der Regnault-Zeunerschen Dampftabellen und bei Annahme
                              									unveränderlicher spezifischer Wärme für Heißdampf ein Diagramm, wo der Wärmeinhalt
                              										i durch die Ordinate, die Entropie durch die
                              									Abszisse dargestellt wird. Isothermen, Kurven gleichen Druckes, gleicher Dampfmenge
                              									usw. ließen sich leicht eintragen, und man konnte jetzt den Wert des obigen, die
                              									Arbeit einer verlustfreien Dampfmaschine darstellenden Ausdrucks als Strecke
                              									abgreifen. Für die Geschwindigkeit w des ausströmenden
                              									Wasserdampfes besteht die Beziehung \frac{A\,w^2}{2\,g}=i-i_0, wo
                              										g die Fallbeschleunigung bedeutet. Auch hier kann
                              									der Wert der linken Seite im Diagramme abgegriffen und durch Beifügung eines
                              									Geschwindigkeitsmaßstabes das Auffinden von w
                              									erleichtert werden. Da beim Drosseln i gleich bleibt,
                              									werden die Drosselkurven einfach Wagerechte. Auch bei der Berechnung von Kältemaschinen lassen sich
                              									die unmittelbar von i abhängenden grundlegenden Größen,
                              									Kompressionsarbeit, Wärmeabgabe im Kühler, Wärmeaufnahme im Verdampfer usw. leicht
                              									im JS- oder dem gleichzeitig, im Hinblick auf Gleichung T d
                                 										s = d i – A v d p, entworfenen JS-Diagramme
                              									ablesen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 296
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 296
                              Abb. 3.
                              
                           Die zeichnerischen Darstellungen Molliers fanden vor allem durch Stodola, der
                              									ihre Bedeutung für die Thermodynamik der Turbomaschinen erkannte, rasch Eingang in
                              									die Praxis. Da sich indessen Bedenken gegen die Annahme gleichbleibender
                              									spezifischer Wärme des Heißdampfes bei konstantem Druck gegen die lineare Formel Regnaults für den Wärmeinhalt gesättigten Wasserdampfes
                              									und die damit zusammenhängendeZustandsgleichung Zeuners für Heißdampf erhoben, so gab Mollier
                              									1906 einen Neuentwurf seiner Diagramme auf Grund der Callendarschen Zustandsgleichung, unter Weiterbenutzung der Spannungskurve
                              									und der Gleichung für die Flüssigkeitswärme des Wassers von Regnault, heraus. Stodola nahm in die der
                              									vierten Auflage seiner „Dampfturbinen“ (1910) beigegebenen Tafel die Kurven
                              									gleichen Volumens auf und berücksichtigte die Beobachtungen der spezifischen Wärme
                              									von Knobloch, Jakob und Frl. Mollier. Auf mehrere Anwendungen des JS-Diagramms wurde schon in D. p. J.
                              									Bd. 330 Nr. 8 hingewiesen. Einige weitere interessante Beispiele seien an dieser
                              									Stelle gebracht.
                           Abb. 1 stellt die Vorgänge bei Regelung einer
                              									Dampfturbine durch Drosselung dar. Das bei Vollast verfügbare Wärmegefälle ist die
                              									Strecke A1
                              									Ak'. An seine Stelle tritt bei Teillast B1
                              									Bk'. Die erkennbare
                              									Unwirtschaftlichkeit der Regelung wird durch Vergrößerung des Vakuums beim Drosseln
                              									vermindert und B1
                              									Bk' durch die Strecke B1 (Bk') ersetzt. Die stark ausgezogenen Linien
                              									verdeutlichen den Druckverlauf für eine zwei Curtisräder aufweisende Turbine. Man
                              									sieht, daß bei Teillast eine Leistungskonzentration nach der Hochdruckseite hin
                              									stattfindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 296
                              Abb. 4.
                              
                           Abb. 2 zeigt die Zustandsänderungen in einer
                              									dreistufigen Dampfturbine bei Verwertung der Austrittsgeschwindigkeit mit größter
                              									Uebersichtlichkeit, so daß sie zur Verwendung als Rechnungsgrundlage in
                              									hervorragender Weise geeignet ist. In der ersten Stufe erfolgt die Expansion gemäß
                              									Linie a1
                              									a2
                              									a3. Punkt a2 ist durch den
                              									Düsenverlust pd, Punkt a3 durch den Verlust infolge Radreibung und
                              									Ventilation pr
                              									festgelegt, pa ist der
                              									Verlust bei Nichtbenutzung der Austrittsgeschwindigkeit.
                           Abb. 3 zeigt, daß man die Verdichtungsarbeit bei
                              									Turbokompressoren unter Berücksichtigung der Veränderlichkeit des spezifischen
                              									Volumens leicht im JS-Diagramm darstellen kann. Findet im Laufrade eine Kompression
                              									von p1 auf p, im Leitrade eine solche von p auf p2
                              									statt, die unter
                              									Entropievermehrung längs A1AA2
                              									verläuft, so sind die betreffenden Verdichtungsarbeiten gleich i – i1 bzw. i2
                              									– i. Die punktierten Linien beweisen, daß bei
                              									widerstandsfreier Verdichtung durch die gleiche Kompressionsarbeit im Laufrade der
                              									Druck von p1 auf p', im Leitrade von p auf
                              										p''2 steigen
                              									würde.
                           Durch Abb. 4 ist der Verlauf des Prozesses einer
                              									Kohlensäure-Kältemaschine im JP-Diagramm dargestellt. Wie leicht ersichtlich, ist
                              									der wagerechte Abstand zwischen a und b die Kompressorarbeit, Strecke bc die im Kondensator abzuführende Wärme, da
                              									die Kälteleistung. Das Durchströmen des Regelventils bei gleichem Wärmeinhalt
                              									kennzeichnet die Senkrechte cd. Diese Linie wird durch
                              										cd' ersetzt, wenn an Stelle des Ventils zur
                              									Erreichung des Carnot-Prozesses ein Expansionszylinder tritt.
                           Der Nutzen der Mollierschen Darstellungen zeigt sich somit
                              									bei den verschiedensten Aufgaben. Für den Entwurf der Diagramme ist auch in Zukunft
                              									bei Benutzung reichhaltigeren Tatsachenmaterials noch mancher Fortschritt zu
                              									erwarten. Abb. 1 und 3
                              									ist dem Werke Zerkowitz
                              									„Thermodynamik der Turbomaschinen“, Abb. 2 aus
                              										Dubbel
                              									„Taschenbuch für Maschinenbau“, Abb. 4 dem
                              									Band 2 der Göschen-Sammlung entnommen.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Ueber die Gewinnung von Fett aus Klärschlamm und die
                                 										Beseitigung der Rückstände berichtet Prof. H. Bechhold in der Chemiker-Zeitung 1915 S. 283. Die Fettmengen, die mit
                              									unseren Abwässern davonfließen, stellen gewaltige Werte dar, durch deren
                              									Nutzbarmachung ein Ersatz für die bisher in großen Mengen aus dem Auslande
                              									eingeführten Fette und Oele geschaffen werden könnte. Man darf annehmen, daß für den
                              									Kopf der Bevölkerung bei uns mindestens 10 g Fett täglich mit den Abwässern
                              									davonfließen; bei 67 Millionen Einwohnern macht dies täglich 670000 kg Fett aus.
                              									Nimmt man den minimalen Weltmarktpreis dieses Rohfettes vor dem Kriege zu 24 M für
                              									100 kg an, so ergibt sich eine tägliche Vergeudung von 160800 M oder ein jährlicher
                              									Verlust von 58,69 Mill. M. Es handelt sich also um ganz gewaltige Summen, die bei
                              									den jetzigen Kriegspreisen für Fette noch beträchtlich höher angesetzt werden
                              									dürfen. Nun sind aber die Abwasserfette nur unter gewissen Voraussetzungen faßbar,
                              									wenn nämlich die Kanalwässer zur Klärung in Sammelbecken geleitet werden; durch die
                              									Verminderung der Strömungsgeschwindigkeit setzen sich in diesen Becken die im Wasser
                              									suspendierten Teilchen ab.
                           Die in diesen Schlammassen enthaltene Fettmenge ist recht beträchtlich, in
                              									industriearmen Mittelstädten beträgt sie 12 v. H. im Trockenschlamm, in größeren
                              									Städten rund 17 v. H.; am meisten, nämlich etwa 22 v. H. Fett, enthält der
                              									Abwasserschlamm von Elberfeld-Barmen, was auf die zahlreichen dort ansässigen
                              									Färbereien und Wäschereien zurückzuführen ist. Noch weit höher ist der Fettgehalt
                              									des Klärschlamms in einigen englischen Industriestädten, z.B. beträgt er in Bradford
                              									etwa 40 v. H.; auch die Lebensgewohnheiten der Bevölkerung sind hierbei von gewissem
                              									Einfluß.
                           Bereits gegen Ende des vorigen Jahrhunderts beschäftigte sich Bechhold mit der Frage der Fettgewinnung aus den
                              									Abwässern, und auf seine Anregung wurde in Frankfurt a. M. eine kleine
                              									Versuchsanlage errichtet, die nach dem Patent von Heimann
                              									arbeitete und für die Entfettung von 0,3 m3
                              									Schlamm eingerichtet war. Der wasserhaltige Schlamm wurde in der Wärme mit einem
                              									Fettlösungsmittel behandelt, worauf er durch Pressen leicht entwässert werden
                              									konnte; dagegen hält der fetthaltige Schlamm das Wasser zäh fest und ist nur sehr
                              									schwer zu trocknen. Die günstigen Ergebnisse dieser Versuche führten zu der Gründung
                              									eines „Konsortiums zur Verwertung städtischer Abwässer“, das mit den Städten
                              									Elberfeld-Barmen in Verbindung trat, um in einer großen Anlage die Entfettung und
                              									Beseitigung des Abwasserschlamms dort zu betreiben. Zu diesem Zwecke wurde bei
                              									Elberfeld eine Versuchsanlage zur Verarbeitung von täglich 4 bis 5 m3 Schlamm errichtet, an der auch die Städte
                              									Elberfeld-Barmen finanziell beteiligt sind. Durch planmäßige Versuche wurde die
                              									bedeutsame Aufgabe, die sich das Konsortium gestellt hatte, alle wirtschaftlichen
                              									Werte aus dem Abwasserschlamm herauszuholen und diesen vollkommen zu beseitigen, in
                              									befriedigender Weise gelöst und in einem Bericht an die Stadtverwaltung von
                              									Elberfeld-Barmen kurz vor Beginn des Krieges niedergelegt.
                           Zunächst kam es darauf an, aus dem Schlamm, der 90 bis 95 v. H. Wasser enthält, einen
                              									Teil dieses Wassers zu entfernen; dies gelang durch Anwendung kolloidchemischer
                              									Methoden. Auch die Entfettung, namentlich die Trennung des Fettlösungsmittels von
                              									dem Schlamm und dem Wasser, bot manche Schwierigkeiten, die aber ebenfalls
                              									befriedigend gelöst wurden. Es wurde schließlich ein schwarzbraunes Rohfett
                              									gewonnen, das durch Destillation unter vermindertem Druck ein gelbes Fett lieferte;
                              									dieses läßt sich wieder durch Pressen in etwa 50 v. H. flüssiges Olein und 50 v. H.
                              									festes Stearin trennen. Das Olein eignet sich als Spinnöl, für flüssige Putzmittel,
                              									Putzpomade und zu Schleifereizwecken, das Stearin als Zusatz bei der
                              									Kerzenfabrikation, für geringe Seifen, sowie für die Ledergerberei. Als Rückstand
                              									erhält man ein Pech, das als Isoliermittel für Kabel, zur Dachpappenherstellung,
                              									sowie als Schmiermittel für heiße Walzenstraßen verwendet werden kann. Der
                              									entfettete Schlamm läßt sich leicht bis auf etwa 50 v. H. entwässern und ist in
                              									erster Linie als Heizstoff verwertbar. Ein Gemisch von drei Teilen Schlamm (mit 50
                              									v. H. Wasser) und einem Teil Kohle hat einen Heizwert von 2859 WE. Wenn der Schlamm
                              									erstmalig durch Vermischen mit Kohle in dem angegebenen Mengenverhältnis entzündet
                              									ist, so brennt er ohne Zusatz anderer Brennstoffe auf dem Rost weiter. Nun liefern
                              									aber die anfallenden Schlammengen mehr Wärme, als für den eigenen Bedarf der Anlage
                              									nötig ist; der Ueberschuß kann daher zur Erzeugung elektrischen Stromes verfeuert
                              									oder als Düngemittel verwendet werden, da der Stickstoffgehalt des Schlammes 2,2 v.
                              									H. beträgt. Ferner kann der Schlamm auch brikettiert und versandt werden, so weit
                              									die Fracht mit dem
                              									zu erzielenden Preise im Einklang steht. Schließlich läßt sich durch Verbrennen des
                              									Schlammes eine Schlacke gewinnen, die sich zu Wegebauten, vielleicht auch zu
                              									Kunststeinen eignet.
                           Auf diese Weise gelingt es also, aus dem Klärbeckenschlamm, dessen Beseitigung den
                              									Städten meist große Kosten bereitet, alle Werte herauszuholen und den Schlammin
                              									einer technisch und hygienisch einwandfreien Weise zu beseitigen; irgend welche
                              									Geruchbelästigung findet nicht statt. Auch die wirtschaftliche Seite des neuen
                              									Verfahrens ist recht günstig, denn durch die Verwertung des Fettes ergibt sich ein
                              									erheblicher Ueberschuß, der eine gute Verzinsung des Kapitals ermöglicht.
                           Sander.