| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 310 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Neuerungen auf dem Gebiete stromsparender elektrischer
                                 										Glühlampen. Eine bedeutende Verbesserung auf dem Gebiete der elektrischen
                              									Glühlichtbeleuchtung wurde hervorgerufen, als man bei großen Lampentypen von etwa
                              									600 bis 3000 Kerzen dazu überging, den Glühkörper anstatt im luftleeren Raum in
                              									einer mit reinem Stickstoff gefüllten Glasglocke zum Leuchten zu bringen. Der
                              									Verbrauch an elektrischer Energie für eine bestimmte Lichteinheit konnte hierdurch
                              									gegenüber den bis dahin gebräuchlichen hochkerzigen Glühlampen um etwa die Hälfte
                              									herabgesetzt werden. Damit war ein ganz neuer Weg beschritten. Die mit
                              									Stickstoffüllung erzielten Resultate legten den Glühlampenwerken nahe, auch mit
                              									Edelgasen Versuche zu machen. Bei der kürzlich von den Siemens-Schuckertwerken auf den Markt gebrachten neuen Wotan-Lampe Type
                              										„G“ kommt ein nach besonderem Verfahren gereinigtes Edelgas zur
                              									Anwendung, das gegenüber Stickstoff weitere Vorteile bietet. Nur mit Hilfe dieses
                              									Gases war es möglich, die neue Wotan-Lampe in den für jede Art von Innenbeleuchtung
                              									geeigneten Größen bis zu 40 Watt herab herzustellen.Bei gleicher räumlicher
                              									Lichtmessung ergeben diese Lampen gegenüber den gewöhnlichen Metalldrahtlampen mit
                              									gleichem Verbrauch etwa 40 v. H. mehr Licht.
                           Diese Lampen, die in dem Glühlampenwerk der Siemens &
                                 										Halske A.-G. hergestellt werden, unterscheiden sich von den allgemein
                              									bekannten Wolfram-Drahtlampen, bei denen das Leuchtsystem aus einem geradlinig über
                              									eine Anzahl von Haken hin- und hergespannten Wolframdraht besteht, der in einer
                              									luftleer gepumpten Glasglocke untergebracht ist, außer durch die Füllung mit Edelgas
                              									auch dadurch, daß der Leuchtdraht in Form einer sehr eng gewickelten feinen Spirale
                              									ausgebildet ist (s. Abb.).
                           Lampen der ersteren Art, die für große Lichteinheiten und zwar etwa von 600 Kerzen an
                              									aufwärts gebaut waren, sind von den Siemens-Schuckertwerken schon vor Jahren unter dem Namen
                              										„Wotan-Halbwattlampen“ auf den Markt gebracht worden. Der Name
                              										„Halbwattlampe“ wurde für diese Lampen deshalb gewählt, weil sie nach Art
                              									der Bogenlampen in betriebsmäßig ausgerüsteten Armaturen gemessen, tatsächlich in
                              										der unteren
                              									Hemisphäre nur noch einen mittleren Energieverbrauch von etwa ½ Watt für die
                              									Hefnerkerze benötigen.
                           Später ist es dem Glühlampenwerk der Siemens & Halske
                              									A.-G. gelungen, diese Lampen auch mit kleineren Lichtstärken von einigen 100 Kerzen
                              									zu bauen. Aber erst durch die Wotan-Lampen Type „G“ (G = Gasfüllung) ist es
                              									erreicht worden, dieser Lampengattung, die ursprünglich fast nur zur Beleuchtung im
                              									Freien sowie in großen Räumen, wie Bahnhofshallen, Theatersälen usw. in Frage kam,
                              									auch das Verwendungsgebiet in gewöhnlichen Hausanlagen zu erschließen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 311
                              
                           Die Wotan-Lampen Type „G“ werden vorläufig für einen Gesamtenergieverbrauch
                              									von 40, 60, 75 und 100 Watt bei 100 bis 130 Volt und für 75 und 100 Watt bei 200 bis
                              									250 Volt gebaut. Sie zeichnen sich, wie erwähnt, gegenüber den gewöhnlichen
                              									Vakuum-Wotan-Lampen mit Zickzackwicklung durch eine bedeutende Stromersparnis bzw.
                              									durch eine erheblich größere Lichtabgabe bei gleichem Stromverbrauch aus, so daß ihr
                              									Mehrpreis gegenüber den gewöhnlichen Wolfram-Drahtlampen unter Zugrundelegung einer
                              									gleichen räumlichen Lichtabgabe schon nach kurzer Zeit durch die erzielte
                              									Stromersparnis gedeckt wird.
                           Ein weiterer Vorteil der Wotan-Lampen Type „G“ liegt darin, daß die
                              									verhältnismäßig kurzen, ringförmig angeordneten Leuchtdrahtspiralen die Verwendung
                              									besonders kleiner Glasglocken gestatten, so daß diese Lampen ohne weiteres fast in
                              									alle gebräuchlichen Armaturen für Innenbeleuchtung hineinpassen.
                           Außerdem zeichnet sich die Wotan-Lampe Type „G“ durch ein besonders glänzendes
                              									weißes Licht aus. Es empfiehlt sich deshalb, diese Lampen in solchen Fällen mit
                              									mattierter Kappe zu verwenden, wo sie derart angebracht sind, daß sie unbedeckt dem
                              									Auge sichtbar sind. Die Wotan Lampen Type „G“ haben infolge der eigenartigen
                              									Anordnung ihres Leuchtsystems eine andere räumliche Lichtverteilung als die
                              									gewöhnlichen Wolfram-Drahtlampen (Wotan-Lampen). Während bei letzteren die größte
                              									Lichtabgabe in wagerechter Richtung, d.h. senkrecht zur Lampenachse, stattfindet,
                              									geben die Wotan-Lampen Type „G“ das meiste Licht in achsialer Richtung ab,
                              									d.h. senkrecht nach unten. Man darf deshalb beim Vergleich der Lichtwirkung beider
                              									Lampensorten nicht die bisher bei der Lichtbewertung gewöhnlicher Lampen übliche
                              									mittlere wagerechte Lichtstärke zugrunde legen, vielmehr müssen die mittleren
                              									räumlichen Lichtstärken, d.h. die Mittelwerte des gesamten nach allen Richtungen
                              									ausgestrahlten Lichtes verglichen werden. Es ist dann dabei zu beachten, daß bei den
                              									gewöhnlichen Wotan-Lampen mit Zickzackwicklung diese mittlere räumliche Lichtstärke
                              									etwa 80 v. H. der mittleren wagerechten Lichtstärke beträgt.
                           Eine gewöhnliche, im Vakuum brennende Wolfram-Drahtlampe mit einem
                              									Gesamtenergieverbrauch von 40 Watt hat also in wagerechter Richtung, d.h. senkrecht
                              									zur Achse gemessen, im Mittel rund 40 NK, d.h. also etwa 1 Watt für die Kerze. Die
                              									mittlere räumliche Lichtstärke einer solchen Lampe beträgt hingegen nur 80 v. H.
                              									dieses Wertes, d.h. etwa 32 Kerzen, während die mittlere räumliche Lichtstärke einer
                              									40-wattigen Wotan-Lampe Type „G“ 45 Kerzen, d.h. also rund 40 v. H. mehr
                              									beträgt.
                           R.
                           
                        
                           Fracht- und Passagierdampfer mit indirektem
                                 										Turbinenantrieb. Die Verwendung von Turbinenanlagen mit Rädergetriebe im
                              									Handelsschiffbau beschränkte sich bisher, abgesehen von zwei Frachtdampferanlagen,
                              									die jedoch mehr oder weniger als Versuchsobjekte zu betrachten sind, auf
                              									Kanaldampfer, schnelle Revierdampfer und ähnliche Schiffstypen. Im wesentlichen
                              									handelt es sich dabei um Fahrzeuge, bei denen die Gefahr einer Betriebstörung der
                              									Maschinenanlage durch die Kürze der durchfahrenen Strecke ziemlich bedeutungslos
                              									gemacht wird. Die neuartigen Maschinenanlagen haben sich innerhalb dieses
                              									Verwendungsbereichs sowohl nach der Seite der zu fordernden Betriebsicherheit wie
                              									der zu erwartenden Wirtschaftlichkeit durchaus bewährt und so das in sie gesetzte
                              									Vertrauen dauernd wachsen lassen. Diese Tatsache kommt nicht allein in der
                              									Steigerung der mit indirekt wirkenden Turbinenanlagen mit Rädergetriebe
                              									ausgerüsteten Zahl der Schiffe zum Ausdruck, sondern auch darin, daß neuerdings
                              									mehrere größere Ozeandampfer mit solchen Anlagen in Bau gegeben wurden und teilweise
                              									fertiggestellt sind. Die beiden größten sind die seit kurzer Zeit in Dienst
                              									gestellten Fracht- und Passagierdampfer „Transsylvania“ und
                              									„Tuscania“. Der erstere gehört der bekannten Cunard-Linie und ist von Scotts Shipbuilding Co., Greenock, gebaut, das zweite
                              									Schiff wurde von der Anchor-Linie bei A. Stephen &
                                 										Sons in Linthouse in Bau gegeben. Beide sind als Schwesterschiffe gebaut
                              									und haben, abgesehen von dem etwas abweichenden Tiefgange, mit einer Länge zwischen
                              									den Perp. von 167,03 m, einer größten Breite von 20,19 m und 13,72 m Seitenhöhe die
                              									gleichen Abmessungen. „Transsylvania“ hat einen mittleren Tiefgang von 8,38
                              									m, „Tuscania“ einen solchen von 9,3 m. Die Wasserverdrängung beträgt
                              									dementsprechend 19700 t beziehungsweise 22300 t. Beide Schiffe besitzen
                              									Einrichtungen für die Unterbringung von etwa 2500 Fahrgästen.
                           Für den Dampfer „Transsylvania“ war ursprünglich der Einbau von zwei
                              									Vierfachexpansionsmaschinen von je 9500 PSi
                              									vorgesehen. Mit Rücksicht auf die bei Verwendung einer Turbinenanlage mit
                              									Rädergetriebe gewährleistete höhere Dampfökonomie konnte unter Beibehaltung der
                              									ursprünglich in Aussicht genommenen Kesselanlage, die aus sechs
                              									Doppelender-Zylinderkesseln mit 73,6 m2 Rostfläche
                              									und 2858 m2 Heizfläche besteht, die
                              									Maschinenleistung auf 11000 PS gesteigert werden. Trotz Vergrößerung der
                              									Maschinenleistung ermöglichte die neue Anlage gegenüber der erstgewählten Anordnung
                              										eine
                              									Verringerung der Maschinenraumlänge um 3,8 m oder mehr als 20 v. H. und eine
                              									Raumersparnis von etwa 10 v. H. Die Ersparnis an Maschinengewicht berechnet sich
                              									ohne Berücksichtigung der für die Kolbenmaschinenanlage veranschlagten Kesselanlage,
                              									die für die Turbinenanlage ein wesentlich geringeres Gewicht und weniger Platz
                              									gefordert hätte, zu annähernd 15 v. H. Diese Ersparnis kommt natürlich der Erhöhung
                              									der Ladefähigkeit zugute.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 312
                              Abb. 1. Rädergetriebe
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 312
                              Abb. 2. Längsschnitt durch Hochdruck- und Niederdruckturbine mit
                                 										Ritzelwelle
                              
                           Die Maschinenanlagen der beiden Schiffe „Transsylvania“ und „Tuscania“
                              									stimmen völlig überein. Sie setzen sich aus zwei symmetrisch angeordneten
                              									Maschinensätzen zusammen, die an die beiden Propellerwellen eine Leistung von je
                              									5500 WPS bei 120 Umdrehungen in der Minute abgeben. Jeder Satz besteht aus einer
                              									Hochdruck- und einer Niederdruck-Vorwärtsturbine und einer in das Gehäuse der
                              									letzteren eingebauten Rückwärtsturbine. Die beiden Vorwärtsturbinen sind reine
                              									Reaktionsturbinen vom Parsons-Typ, während die Rückwärtsturbine miteinem der
                              									Reaktionstrommel vorgeschalteten Aktionsrade die kombinierte Bauart zeigt. Die
                              									Wellen der Turbinen sind durch eine elastische Kupplung mit den beiden Ritzelwellen
                              									des Rädergetriebes verbunden. Das mit der normalen Pfeilradverzahnung versehene
                              									Getriebe setzt die Drehzahl der Turbinen, die bei normaler Belastung mit ∾ 1500
                              									Umdrehungen in der Minute laufen im Verhältnis von 12,5 : 1 herab. Seine Bauart
                              										(Abb. 1) ist die für derartige
                              									Handelsschiffsanlagen übliche. Das auf der Propellerwelle angeordnete Triebrad
                              									besteht aus einem kräftigen gußeisernen Radkranz, der durch einen doppelseitig
                              									ausgebildeten, mit ihm verschraubten Armstern mit der Welle verbunden ist. Auf den
                              									Radkranz sind die beiden Ringe aus schmiedbarem Stahlguß, die die Verzahnung tragen,
                              									aufgeschrumpft. Die Zähne der Ritzel sind aus dem vollen Material herausgeschnitten.
                              									Ihre Wellen sind wie üblich dreifach gelagert, während das Rad nur zwei Außenlager
                              									hat. Das Getriebe, das durch Düsen, die in geeigneten Abständen über die Zahnbreite
                              										verteilt sind,
                              									mit Preßöl geschmiert wird, ist von einem festen Gehäuse umschlossen. Aufbau und
                              									Anordnung des ganzen Maschinensatzes zeigen die Abb.
                                 										2 und 3.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 313
                              Abb. 3. Anordnung eines Maschinensatzes (oberer Gehäuseteil abgenommen)
                              
                           Anschließend seien einige Meilenfahrtsergebnisse des Dampfers „Tuscania“ in
                              									der nachstehenden Tabelle gegeben.
                           
                              
                                 Umdrehungeni. d. Min.
                                 Dampf-druck
                                 Vakuum
                                 Ge-schwin-digkeit
                                 Sligv. H.
                                 Eff.LeistungWPS
                                 Spez.Dampf-verbr.kg/WPS-Std.
                                 
                              
                                 Tur-binen
                                 Pro-peller
                                 kg/cm2
                                 mm QS
                                 kn
                                 
                              
                                 1387
                                 111
                                 14,1
                                 729
                                 14,6
                                 10,8
                                   5780
                                 –
                                 
                              
                                 1582
                                 127
                                 14,1
                                 721
                                 16,5
                                 12,0
                                   8720
                                 –
                                 
                              
                                 1707
                                 137
                                 14,1
                                 719
                                   17,65
                                 12,6
                                 11050
                                 5,03
                                 
                              
                           Die Meilenfahrtergebnisse von „Transsylvania“ schließen sich den vorstehenden
                              									Zahlen gut an. Der bei Vollast erzielte spezifische Dampfverbrauch betrug hier 5,13
                              									kg/WPS-Std. Die Maschinenanlagen sollen unter allen Betriebsverhältnissen
                              									zufriedenstellend gearbeitet und gute Manövrierfähigkeit und ruhigen Gang gezeigt
                              									haben. (Engineering 12. Februar 1915.)
                           Kraft.
                           
                        
                           Koksofen-Wärmebilanz. Die Koksofentechnik verfolgte früher
                              									als wichtigstes Ziel die Herstellung von Oefen, die möglichst viel und möglichst
                              									guten Koks lieferten. Dazu kam neuerdings das Bestreben, die im Koksofengas
                              									enthaltenen Nebenerzeugnisse möglichst quantitativ und auf einfachem und billigem
                              									Wege zu gewinnen. Seit einigen Jahren hat nun eine neue Entwicklung eingesetzt, die
                              									dadurch gekennzeichnet ist, daßder Koksofen auch Heizgaslieferer bzw.
                              									Energielieferer für Hüttenwerke wird, daß er unter Wahrung seiner ursprünglichen
                              									Bestimmung als Kokserzeuger gleichzeitig Gaserzeuger, sogar für die
                              									Städtebeleuchtung werden will. Diese Entwicklung hat die beheizungstechnische Frage
                              									des Koksofens wieder in den Vordergrund des Interesses gerückt, über die
                              									wissenschaftliche Grundlagen bisher kaum vorhanden waren. Daher ist eine Arbeit von
                              									C. Otto, über die in Stahl und Eisen 1912 S. 477
                              									berichtet wird, von besonderem Interesse. Otto bestimmte
                              									zunächst die für die eigentliche Verkokung theoretisch notwendige Gesamtenergie.
                              									Diese wird benötigt
                           
                              1. zur Erhitzung des Kokses auf die Endtemperatur,
                              2. für die eigentliche Destillation,
                              3. ist sie teilweise in der Wärme der abziehenden Gase und
                                 										Dämpfe enthalten.
                              
                           Die mittlere spezifische Wärme des Kokses fand Otto
                           
                              
                                 bei
                                   750°
                                 zu
                                    0,377
                                 
                              
                                 „
                                   840°
                                 „
                                  0,39
                                 
                              
                                 „
                                   950°
                                 „
                                    0,394
                                 
                              
                                 „
                                 1050°
                                 „
                                 0,4
                                 
                              
                           Die bei den Versuchen verkokte Kohle mit 12 v. H. Wasser zeigte folgendes
                              									Tiegelausbringen:
                           
                              
                                 Koks
                                 75,94
                                 75,22
                                 75,63
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Asche
                                   7,18
                                   6,26
                                   5,28
                                 „
                                 
                              
                                 Wasser
                                   0,68
                                   0,68
                                   0,38
                                 „
                                 
                              
                           Der Verbrauch an Wärmeeinheiten für den Verkokungsvorgang ist bei nasser Kohle bei
                              									Temperaturen zwischen 750° und 850° geringer als bei trockener Kohle. Auch ergab
                              									sich, daß die zur Verkokung nötige Wärmemenge bei steigender Verkokungstemperatur stark anwächst,
                              									teils infolge der höheren Erhitzung des Kokses, infolge des Anwachsens seiner
                              									spezifischen Wärme mit zunehmender Temperatur und zum geringen Teil auch wegen der
                              									stärkeren Erhitzung der Gase und Dämpfe.
                           Laboratoriumsversuche über die bei der Verkokung in Gasform übergeführte Wärmeenergie
                              									lieferten folgende Zahlen:
                           
                              
                                 Verkokungstemperatur
                                 
                                 820
                                 932
                                 1020
                                 
                              
                                 Gasausbringen aus 1 kg trockner    Kohle
                                 m3
                                 0,213
                                 0,239
                                 0,284
                                 
                              
                                 Oberer Heizwert des Gases
                                 WE
                                 5372
                                 5200
                                 4670
                                 
                              
                                 Gesamtenergie des Gases
                                 WE
                                 1145
                                 1242
                                 1322
                                 
                              
                                 Zur Verkokung gebraucht
                                 WE
                                 650
                                 720
                                 755
                                 
                              
                                 Als Ueberschuß-Gasenergie
                                 WE
                                 49,5
                                 522
                                 567
                                 
                              
                                 In v. H.
                                 
                                 43,3
                                 42,0
                                 42,8
                                 
                              
                           Unter Berücksichtigung der Zersetzung, welche die Destillationsgase im oberen Teil
                              									der Verkokungskammer erleiden (Umwandlung von Teerenergie in Gasenergie) ergab sich
                              									bei 870° eine theoretische Gasüberschußenergie von 60,4 v. H. bei trockener Kohle
                              									und von 55 v. H. bei Kohle mit 12 v. H. Wasser. Ferner zeigte sich, daß der
                              									prozentuale Gasüberschuß von der Verkokungstemperatur unabhängig ist, während die im
                              									Ueberschußgas enthaltene Gesamtenergie mit ihr wächst.
                           Aus den Gasmengenmessungen ergab sich folgender Wärmeaufwand zur Verkokung:
                           
                              
                                 In der Stunde zugeführte Gas-   menge
                                 cbm
                                 76
                                 80,6
                                 85,4
                                 87,4
                                 
                              
                                 Von 1 cbm Gas zur Verkokung   aufgewendet
                                 WE
                                 2499
                                 2557
                                 2577
                                 2513
                                 
                              
                                 In der Stunde zugeführte   Wärmeenergie
                                 WE
                                 190000
                                 206100
                                 220000
                                 220200
                                 
                              
                                 In d. Stunde verkokte Kohle
                                 kg
                                 275
                                 275
                                 275
                                 275
                                 
                              
                                 Für 1 kg nasser Kohle zur   Verkokung verbraucht
                                 WE
                                 690
                                 749
                                 800
                                 800
                                 
                              
                           Für die Verkokung von 1 kg nasser Kohle fand Otto unter
                              									Berücksichtigung der Verluste im Abhitzekanal einen mittleren Wert von 750 WE und
                              									nach Abzug der Strahlungsverluste 750 WE. Hiervon sind bei 950° Endtemperatur 300 WE
                              									im Koks enthalten, ein weiterer Teil in den abziehenden Gasen und Dämpfen. Nach Ottos Ermittlungen gingen pro kg nasser Kohle 146 WE
                              									durch das Steigrohr verloren, entsprechend 57 WE bei trockener Kohle, während 70 WE
                              									pro kg nasser Kohle notwendig ist, um das Gas (0,3 m3) aus 1 kg Kohle auszutreiben und die dabei erforderliche äußere Arbeit
                              									zu leisten.
                           Die Wärmeverteilung für die Abhitzebatterie ergibt sich nach den Ottoschen Untersuchungen wie folgt:
                           
                              
                                 Gesamtwärmeverbrauch für 1 kg    nasse Kohle
                                 
                                 710 WE
                                 
                              
                                 Zur Erhitzung des Kokses
                                 300 WE
                                 
                                 
                              
                                 In den Destillationsgasen
                                 146   „
                                 
                                 
                              
                                 Zur Ueberwindung äußerer Arbeit
                                   70   „
                                 
                                 
                              
                                 ––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 zusammen
                                 516 WE =
                                 516 WE
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Verbleibt Rest für die trockene Destillation
                                 194 WE
                                 
                              
                           Die Versuche wurden an zwei Regenerativbatterien wiederholt. Wegen Näherem
                              									hierüber sei auf das Original verwiesen.
                           Loebe.
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Blockgewichtes und der
                                 										Walzgeschwindigkeit auf den Leistungsbedarf beim Walzen. Durch den
                              									Leistungsbedarf beim Walzen wird die Größe der Antriebsmaschine und der Kesselanlage
                              									bzw. der elektrischen Zentrale bestimmt. Es ist daher von größter Wichtigkeit,
                              									sämtliche Faktoren zu erkennen, die den Leistungsbedarf beeinflussen. Ein bisher
                              									kaum berücksichtigter Faktor, dessen Bedeutung nicht unterschätzt werden darf, ist
                              									das Blockgewicht. Teilt man den ganzen Leistungsbedarf einer Walzenstraße ein in den
                              									Bedarf für Leerlauf, Beschleunigung (bei Umkehrwalzwerken) und reines Walzen, so
                              									läßt sich über den Einfluß des Blockgewichts auf die einzelnen Teile das Folgende
                              									sagen: Bei durchlaufenden Walzenstraßen wird bei zunehmendem Blockgewicht die
                              									Leerlaufarbeit für die Tonne Walzgut geringer, da die Walzpausen zwischen zwei
                              									Stichen unabhängig von der Stablänge gleich bleiben, und somit das Verhältnis der
                              									nutzbringenden zur verlorenen Arbeitzeit mit wachsender Blocklänge günstiger
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 314
                              Abb. 1.
                              
                           Bei Umkehrstraßen steht die Strecke während der Pausen still.
                              									Die Leerlaufarbeit wächst demnach proportional den Stichzeiten und ist auf eine
                              									Tonne Walzgut umgerechnet nahezu konstant. Bei der Bestimmung der
                              									Beschleunigungsarbeit der Umkehrstraßen ist zu beachten, daß die höchste Drehzahl
                              									der Antriebsmaschine unabhängig von der Belastung in der gleichen Zeit erreicht
                              									wird. Bis zu einer bestimmten Walzlänge wächst somit die auf den Stich entfallende
                              									Beschleunigungsarbeit mit jedem folgenden Stiche, während sie bei langen Stichen
                              									gleich bleibt. Bei gleichem Anfangsquerschnitt, aber schwererem Block wird, die für
                              									den letztgenannten Zustand erforderliche Walzlänge eher erreicht. Es nimmt demnach
                              									die auf die Tonne Walzgut entfallende Beschleunigungsarbeit mit wachsendem
                              									Blockgewicht ab. Das durch 1 mkg reine Walzarbeit zu verdrängende Volumen wächst mit
                              									der Walztemperatur. Diese ist bei größeren Blöcken infolge der längeren Dauer des
                              									Walzprozesses geringer als bei leichteren. Die auf eine Tonne Walzgut entfallende reine
                              									Walzarbeit steigt somit bei wachsendem Blockgewicht. In Abb. 1 sind die Leerlaufarbeit, die reine Walzarbeit und die gesamte
                              									Walzarbeit in KWst/t bei durchlaufenden Straßen als Ordinaten über dem Blockgewicht
                              									als Abszisse eingetragen. Die Gesamtarbeit ergab sich durch Addition der ersten
                              									beiden Faktoren. Durch Hinzufügen der Beschleunigungsarbeit lassen sich in ähnlicher
                              									Weise die Verhältnisse bei Umkehrstraßen darstellen. Erfolgt die Durchrechnung von
                              									Beispielen unter Zugrundelegung der Broschüre „Versuche zur Ermittlung des
                                 										Kraftbedarfs an Walzwerken“, die 1909 im Verlag Stahleisen erschien, so
                              									ergibt sich für die Abhängigkeit des Arbeitbedarfs vom Blockgewicht beim Auswalzen
                              									von Flacheisen 38 × 7 auf einer Doppelduostraße bei dem Anfangsquerschnitt 125 cm2 und einer Anfangstemperatur von 1340° das in
                              										Abb. 2 wiedergegebene Diagramm, in dem noch die
                              									Walzarbeiten für 16-, 42- und 55-fache Verlängerung unterschieden sind. Die Kurven
                              									für die gesamte Walzarbeit zeigen einen Mindestwert, aus dessen Lage gefolgert
                              									werden kann, daß das günstigste Blockgewicht um so niedriger ist, je größer die
                              									Verlängerung beim Auswalzen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 315
                              Abb. 2.
                              
                           Es wurde beim Entwurf des Schaubildes die Annahme gemacht, daß
                              									sich zu derselben Zeit immer nur ein Block im Walzenstrange befindet. Beim
                              									gleichzeitigen Walzen mehrerer Blöcke sinkt die Leerlaufarbeit für eine Tonne auf
                              									die Hälfte. Ihre Verminderung stellt einen bedeutenden Gewinn dar. Der Einfluß des
                              									Blockgewichts auf die Gesamtarbeit für die Tonne ist indessen bei flotterem Betriebe
                              									geringer. Für Umkehrstraßen verändern sich die Verhältnisse wesentlich, da die
                              									Leerlaufarbeit in denStichpausen fortfällt, und da man die Walzgeschwindigkeit
                              									in gewissen Grenzen dem Blockgewicht anpassen kann, wodurch eine Verminderung der
                              									Abkühlung erzielt wird. Abb. 3 veranschaulicht die
                              									Rechnungsergebnisse. Bei mittlerer Walzgeschwindigkeit ist das Anwachsen des
                              									Arbeitbedarfs bei steigendem Blockgewicht sehr bemerkbar. Wählt man für größere
                              									Blöcke eine vermehrte Walzgeschwindigkeit, so liegen die Verhältnisse günstiger.
                              									Keinesfalls darf der Einfluß des Gewichts der zum Auswalzen gelangenden Blöcke auf
                              									die Wirtschaftlichkeit einer Anlage unterschätzt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 315
                              Abb. 3.
                              
                           Ein zweiter bisher wenig beachteter Faktor, der den Leistungsbedarf beeinflußt, ist
                              									die Drehzahl. Wächst diese, so ergibt sich infolge der verkürzten Arbeitzeit eine
                              									Verringerung der reinen Walzarbeit, indessen eine Steigerung der Leerlaufarbeit. Es
                              									läßt sich ein Anwachsen der Gesamtarbeit mit Erhöhung der Walzgeschwindigkeit
                              									feststellen. Dieses ist indessen bei schweren Blöcken ziemlich bedeutungslos. Durch
                              									Verkürzung der Stichpausen wird weiterhin eine Verminderung der reinen Walzarbeit
                              									erzielt, während die Leerlaufarbeit sich häufig durch Verbesserung der Lagerung,
                              									geringes Lösen der seitlichen Anstellschrauben usw. verringern läßt. (J. Puppe und H. Monden in Stahl
                              									und Eisen Nr. 19 und 20.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Tragfedern für Eisenbahnfahrzeuge. Die Tragfähigkeit und
                              									die Beanspruchung solcher Tragfedern nach Abb. 1 ist
                              									hauptsächlich von dem genauen Festsitzen der einzelnen Blattfedern in dem sie
                              									umgebenden Federbund abhängig. Bei ihrer Berechnung wird vorausgesetzt, daß die
                              									Feder an dem einen Ende fest eingespannt und am anderen Ende von der Kraft P beansprucht wird, Lockern sich die einzelnen
                              									Blattfedern im Tragfederbund, so wird die Beanspruchung der einzelnen Federlagen
                              									eine größere werden. Um die seitliche Verschiebung der einzelnen Federlagen zu verhindern,
                              									sind entsprechend Rippen und Vertiefungen in den einzelnen Blättern eingewalzt. Um
                              									auch eine Längsverschiebung zu verhindern, sind bereits viele Konstruktionen
                              									versucht worden.
                           Der Federbund wird bis jetzt aus Schweißeisen hergestellt und in hellrotwarmem
                              									Zustande auf die Blattfedern aufgebracht. Diese Ausführungsart ist teuer. Der roh
                              									geschmiedete Federbund muß innen sorgfältig bearbeitet werden, so daß er nach dem
                              									Erkalten die Federlagen genau umschließt und zusammenpreßt. Durch das Aufziehen des
                              									glühenden Federbundes wird aber die Härtung der oberen und unteren Federlage
                              									ungünstig beeinflußt. Bricht dabei eine Federlage, so muß der Federbund stark
                              									erwärmt und heruntergeschlagen werden. Dadurch leidet die Härtung sämtlicher
                              									Blattfedern. Es müssen dann meist alle Lagen neu gehärtet, und der Federbund
                              									erneuert werden. Zweiteilige Federbunde haben sich nicht gut bewährt. Die dazu
                              									notwendige Verschraubung ist nicht betriebssicher und lockert sich durch die
                              									fortwährenden Erschütterungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 316
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 316
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 316
                              Abb. 3.
                              
                           Es werden deshalb in neuerer Zeit Tragfedern ausgeführt, deren Federlagen durch einen
                              									Flachkeil nebst Beilage in dem aus Stahlguß hergestellten Federbund festgehalten
                              									werden. Eine solche Ausführung ist in Abb. 2 und 3 dargestellt. Dabei erhält jede Federlage in ihrer
                              									Mitte mittels eines Gesenkes im rotwarmen Zustande eine Warze und Vertiefung
                              									angeschmiedet. Dadurch wird ein Verschieben in der Längsrichtung verhindert. Um eine
                              									Verschiebung der gesamten Federlage in der Längsrichtung zu verhindern, wird die
                              									Sicherungsschraube a angebracht. Die Warze der unteren
                              									Blattfeder greift in die Vertiefung der Keilbeilage b.
                              									Die notwendige Vorspannung wird durch das Eintreiben des Flachkeiles k in den Federbund erzeugt. Die Auswechselung einer
                              									gebrochenen Blattfeder kann hier durch Herausschlagen des Keiles schnell
                              									geschehen.
                           Die Beanspruchung der einzelnen Blattfedern ist keine gleichmäßige. Die größte
                              									Beanspruchung erleidendie beiden obersten Federlagen, die gleich lang
                              									ausgeführt werden. Die ungünstigste Beanspruchung tritt dann auf, wenn die volle
                              									Belastung P nur an den Enden der einzelnen Federlagen
                              									wirkt. Bei Abb. 1 ist außerdem noch der Teil der
                              									Belastung vernachlässigt, der durch die Tragkraft der darüber liegenden Federlage
                              									aufgenommen wird. Die obersten Federlagen sind am stärksten beansprucht und brechen
                              									erfahrungsgemäß am häufigsten. Eine Tragfeder mit gleichmäßiger Beanspruchung der
                              									einzelnen Federlagen würde man dann erhalten, wenn die Höhe des Querschnittes der
                              									einzelnen Federlage entsprechend ihrer Belastungslänge gewählt würde. Der zur
                              									Herstellung der Blattfedern verwendete Federstahl ist meist zu 90 × 13 festgesetzt
                              									worden. Für die hochbelasteten Blattfedern dürfte sich ein Querschnitt von 90 × 16
                              									empfehlen. Um die Wirkung dieser Verstärkung auf die Tragfähigkeit und Durchbiegung
                              									der Blattfedern feststellen zu können, sind in der Kgl. Eisenbahn-Hauptwerkstatt zu
                              									Leinhausen mit solchen Tragfedern Versuche ausgeführt worden mit folgendem
                              									Ergebnis:
                           1. Tragfeder von 1200 mm Länge, zehn Lagen 90 × 13 mm, die zwei obersten Lagen 90 ×
                              									19 mm, ganze Höhe der Federblätter 168 mm.
                           
                              
                                 Belastung in kg
                                 Durchbiegung in mm
                                 
                              
                                   5000
                                   43
                                 
                              
                                   6000
                                   53
                                 
                              
                                   7000
                                   63
                                 
                              
                                   8000
                                   73
                                 
                              
                                   9000
                                   83
                                 
                              
                                 10000
                                   92
                                 
                              
                                 10500
                                   96
                                 
                              
                                 11000
                                 100
                                 
                              
                           Bei der Belastung von 11000 kg war die Feder gestreckt.
                           2. Tragfeder von 1200 mm Länge, dreizehn Lagen von 90 × 13 mm, ganze Höhe der
                              									Federblätter 169 mm.
                           
                              
                                 Belastung in kg
                                 Durchbiegung in mm
                                 
                              
                                 5000
                                   56
                                 
                              
                                 6000
                                   68
                                 
                              
                                 7000
                                   78
                                 
                              
                                 8000
                                   90
                                 
                              
                                 9000
                                 100
                                 
                              
                           Bei der Belastung von 9000 kg war die Feder gestreckt.
                           Die beiden Versuche lassen erkennen, daß bei gleicher Gesamthöhe der Federlagen, also
                              									bei nahezu gleichem Aufwand an Federstahl, die Tragfähigkeit der Blattfeder mit den
                              									zwei auf 19 mm verstärkten obersten Federlagen nach Versuch Nr. 1 um 2000 kg größer
                              									ist als bei der Tragfeder mit gleichen Blattfedern nach Versuch Nr. 2. (Glasers
                              									Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1915 S. 97 bis 98.)
                           W.
                           
                        
                           Temperaturmessungen im Dieselmotor. Mittels Thermoelemente
                              									hat Dr. E. Wolff, Amsterdam, eingehende Versuche
                              									angestellt, um den Temperaturverlauf während des Arbeitsvorganges in einer solchen
                              									Maschine bestimmen zu können. Die hier abgebildeten Diagramme sind
                              									Temperatur-Zeitdiagramme, auf denen die Zeit in 1/50 Sekunden
                              									aufgetragen ist. Die Ordinaten zeigen die Ausschläge des Galvanometers in Millimeter
                              									an. Die wagerechte Linie über dem Diagramm wurde von dem elektrischen Unterbrecher
                              									aufgezeichnet. Die Punkte auf dieser Linie geben den Augenblick an, wo der
                              									Arbeitskolben seine untere Totlage erreicht, alle andern Zwischenstellungen des
                              									Kolbens können damit leicht gefunden werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 317
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 317
                              Abb. 2.
                              
                           Das Anlassen der Dieselmaschine erfolgte mittels Druckluft mit 40 v. H. Füllung. Die
                              									Druckluft dehnt sich dann bis zum Ende des Kolbenhubes aus, in welcher Stellung sich
                              									das Auspuffventil öffnet. Beim Rückwärtsgange des Kolbens wird die Anlaßluft aus dem
                              									Zylinder geschoben. Beim nächsten Hub wird frische Luft angesaugt, die beim
                              									folgenden Rückwärtsgange des Kolbens verdichtet wird. Dann tritt wieder Druckluft in
                              									den Zylinder ein. Aus dem Diagramm (Abb. 1) ist zu
                              									ersehen, daß die Temperatur vom Punkte A bis B infolge der Verdichtung der Luft ansteigt. Tritt dann
                              									bis C Anlaßluft in den Zylinder ein, so sinkt die
                              									Temperatur wiederum. Von C bis D erfolgt die Ausdehnung der Anlaßluft, dabei sinkt die Temperatur bald
                              									unter 0° C. Beim Oeffnen des Auspuffventils im Punkte D
                              									sinkt die Temperatur weiterhin bis zum Punkte E. Beim
                              									Aufwärtsgange des Kolbens geben die Zylinderwände Wärme an die kalte Luft ab, deren
                              									Temperatur dann allmählich bis G ansteigt. Im Punkte
                              										G hat der Kolben den oberen Totpunkt erreicht. Der
                              									Kolben saugt nun beim Abwärtsgange frische Luft an, und die Temperatur im Zylinder
                              									wird gleich der der Außenluft. Vom Punkte F an
                              									wiederholt sich das Spiel.
                           In Abb. 2 ist bei L
                              									das Anlaßventil abgestellt, so daß bei M keine
                              									Anlaßluft mehr einströmen kann. Es findet aber noch keine Verbrennung statt. Die
                              									verdichtete Luft dehnt sich aus und entweicht bei O mit
                              									geringer Spannung. Bei der ersten Verbrennung steigt die Temperaturkurve plötzlich
                              									bis T an und sinkt darauf während der Ausdehnung bis
                              									zum Punkte U. Durch das Oeffnen des Auspuffventils
                              									dehnen sich die Gase plötzlich aus, die Temperatur sinkt bis zum Punkte V. Durch das Ansaugen von Außenluft sinkt die
                              									Temperatur noch bis zum Punkte W. Nach der zweiten
                              									Verbrennung öffnet sich das Auspuffventil bei Z.
                              									Beachtenswert ist die Tatsache, daß beim Anlassen der Maschine nach dem Ausströmen
                              									der entspannten Anlaßluft im Zylinder Temperaturen auftreten, die unter dem
                              									Gefrierpunkt liegen. Es wurden so Temperaturen von – 25, – 30, – 35, – 55 und – 60°
                              									C festgestellt. Abb. 3 zeigt den Temperaturverlauf
                              									bei vollbelasteter Maschine. Die Höchsttemperatur ist dabei auf 1320° C gestiegen.
                              									Die Auspufftemperatur beträgt 1040, die niedrigste Temperatur 370°. Die mittlere
                              									Verdichtungstemperatur bei Vollast liegt in der Nähe von 570°. Die Höchsttemperatur
                              									tritt erst nach der oberen Totpunktlage des Kolbens ein, obwohl sich das
                              									Brennstoffventil schon vor der Totpunktlage öffnet. Es vergeht aber einige Zeit, ehe
                              									der Brennstoff durch den Zerstäuber in den Verbrennungsraum gelangt, um dort zu
                              									verbrennen. Die Indikatordiagramme zeigen, daß beim Anlassen die Verdichtung
                              									unmittelbar vor der ersten Zündung nur 27 at ist. Beim warmen Motor ist sie 34 at.
                              									Der Verbrennungsdruck steigt bei der ersten Zündung auf 50 bis 57 at. Der Auspuff
                              									findet bei solcher Zündung zu einer Zeit statt, wo die Gase noch einen Druck von 3,5
                              									bis 4 at besitzen. Die normale Drehzahl der Maschine betrug 200 Umdrehungen in der
                              									Minute.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 317
                              Abb. 3.
                              
                           Die Versuche haben weiterhin die bekannte Tatsache bestätigt, daß die Temperatur in
                              									der Maschine in einem bestimmten Augenblick an verschiedenen Stellen verschieden
                              									groß ist. Diese Verhältnisse sind bei der Dieselmaschine ungünstiger als bei den
                              									Explosionsmotoren. Die Temperatur des ungekühlten Kolbenbodens wurde im höchsten
                              									Falle zu 600° C festgestellt. Die Höchsttemperaturen, die in einer Dieselmaschine
                              									auftreten, liegen wahrscheinlich über 2000° C in der heißesten Zone. Die hier
                              									erwähnten Temperaturmessungen wurden in der Nähe der Zylinderwandungen ausgeführt.
                              									Die Auspufftemperatur kurz nach dem Oeffnen des Auspuffventils liegt bei 1000° C.
                              									Die Temperaturen in der Auspuffleitung selbst sind bedeutend niedriger und wurden
                              									hier auf gewöhnliche Weise mit einem Thermometer zu etwa 400° C bestimmt. (Der
                              									Oelmotor 1915 S. 9 u. f.)
                           W.
                           
                        
                           
                           Quadranten-Härtemesser. Einen auf einer neuen Methode
                              									beruhenden Härtemesser, der als Quadranten-Härtemesser bezeichnet ist, beschreibt
                              										Heathcote in Heft 10 der „Werkzeugmaschine“.
                              									Der Apparat dient zur Bestimmung der Härte runder Körper. Der zu untersuchende
                              									Gegenstand wird auf die obere Seite einer Feile gelegt und eine zu dieser in einem
                              									Scharnier bewegliche zweite Feile mit ihm ebenfalls in Berührung gebracht.
                           Je härter der Gegenstand ist, um so kleiner wird der Winkel, den die beiden Feilen
                              									miteinander einschließen, bis sie den Körper durch ihre Zähne festhalten. Dieser an
                              									einem Quadranten abzulesende Winkel kann als Maß für die Härte des untersuchten
                              									Körpers genommen werden. In gewissem Maße ist allerdings der Winkel
                              									vomDurchmesser des Prüfkörpers abhängig, und zwar ist er bei gleicher Härte und
                              									kleinerem Durchmesser geringer, bei größerem Durchmesser größer. Dieser Fehler soll
                              									jedoch beim handelsmäßigen Prüfen selbst für Durchmesserabweichungen in weiten
                              									Grenzen zu vernachlässigen sein. Sogar geringe Unterschiede beim Tempern hat der
                              									Apparat angezeigt.
                           Zur Prüfung längerer Stücke werden anstatt einer Auflagerfeile zwei solche benutzt,
                              									die nach Bedarf in verschieden weitem Abstande zueinander eingestellt werden können.
                              									Auch für die Untersuchung der Innenfläche hohler Körper, z.B. der Außenringe von
                              									Kugellagern, ist dasselbe Prinzip mit abgeänderter Anordnung anwendbar.
                           Ritter.