| Titel: | Moderne Transportmittel in amerikanischen Werkstätten. | 
| Autor: | Hugo Friedmann | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 322 | 
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                        Moderne Transportmittel in amerikanischen
                           								Werkstätten.
                        Von Hugo Friedmann in
                           									Wien.
                        FRIEDMANN: Moderne Transportmittel in amerikanischen
                           								Werkstätten.
                        
                     
                        
                           Es wäre müßig, über die Bedeutung der Verringerung von Transportkosten
                              									ausführlich zu sprechen. Sie sind unzweifelhaft unproduktive Ausgaben und was immer
                              									daran erspart werden kann, ist privatwirtschaftlich und volkswirtschaftlich ein
                              									Gewinn. Die Kunst, durch zweckmäßige Einteilung der Werkstätten und Maschinen
                              									überflüssige Transporte zu vermeiden, ist heute auf einer außerordentlich hohen
                              									Stufe, die Ausbildung der einzelnen Hilfsmittel und Werkzeuge für den Stücktransport
                              									in den Werkstätten dagegen ist vielleicht noch etwas vernachlässigt, zum mindesten
                              									im Vergleich mit der Verfeinerung, mit der bei den Werkzeugmaschinen die äußerste
                              									Wirtschaftlichkeit nach Zeit und Arbeit erzielt wird. Die im nachfolgenden
                              									beschriebenen amerikanischen Transportmittel, die einen wesentlichen Schritt
                              									vorwärts bedeuten, verdienen deshalb volle Beachtung und ausgiebige Verwendung.
                           Eine der fruchtbarsten Erfindungen auf diesem Gebiete ist das Fahrgestell mit anhebbarer Plattform, das seit ungefähr drei Jahren von
                              									der Cowan Truck Co. Holyoke, Mass. auf den Markt gebracht
                              									wird. Die Aufgabe, der es seine Entstehung verdankt, ist die folgende: Wo große
                              									Mengen von Gütern von verhältnismäßig geringem Stückgewicht die Werkstätten
                              									absatzweise zu durchlaufen haben und die Verhältnisse für Kranbenutzung nicht
                              									günstig sind, kommt der leitende Ingenieur meist in die Lage, zwischen zwei Uebeln
                              									zu wählen. Entweder stellt er den Arbeitsplätzen eine so große Zahl von
                              									Transportgeräten zur Verfügung, daß alle Werkstücke vom Maschinenarbeiter
                              									unmittelbar auf Wagen gelegt werden können, und die Transportarbeit sich somit auf
                              									reine Verschiebearbeit beschränkt. Dann arbeitet er mit geringen Löhnen, jedoch
                              									hohen Anschaffungs-, Abschreibungs- und Erneuerungskosten. Auch istder große
                              									Platzbedarf der Wagen stets ein Nachteil. Beschränkt er dagegen die Zahl der
                              									rollenden Transportmittel auf das unbedingt zum Verschiebedienst Notwendige, so muß
                              									jedes Werkstück zu wiederholten Malen in. die Hand genommen, gehoben und geschichtet
                              									werden Hierfür sind beträchtliche, völlig unproduktive Löhne aufzuwenden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 321
                              Abb. 1.
                              
                           Ein naheliegender Mittelweg ist die Verwendung von Sammelgefäßen, wie Fässern,
                              									Blechkisten und dergleichen. Hierbei entfällt die Arbeit des nutzlosen Schichtens,
                              									die des Hebens wird abgekürzt und vereinfacht.
                           Aber auch hierbei geht es nicht ohne nutzlose Ausgaben und Zeitverluste ab. Das
                              									Handhaben an größeren Einheitslasten erfordert entweder beträchtlichere menschliche
                              									Arbeitsleistung oder die Kranbenutzung mit den unvermeidlichen Wartepausen. Auch
                              									sind die üblichen Sammelgefäße durchaus nicht für jedes Material zweckmäßig. So finden wir
                              									vielfach noch das reine Wagensystem in Gebrauch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 322
                              Abb. 2.
                              
                           Der Cowansche Wagen (Abb. 1
                              									bis 3) ist nun die strengste Durchführung des
                              									Grundsatzes, die zwei verschiedenen Aufgaben des Aufstapelns und des Verfahrens zu
                              									trennen, in Verbindung mit dem Gedanken, den Wagen selbst als sein eigenes Hebezeug
                              									zu gestalten. Er besteht aus einem eigenartigen Fahrgestell (Abb. 1und 2), das
                              									Einrichtungen besitzt, um Ladeplattformen selbsttätig zu heben oder zu senken. Krane
                              									oder Hebeathleten werden überflüssig. Die Plattformen sind aus Holz, ihre Kosten
                              									sind belanglos und so können sie in beliebig großer Zahl leicht zur Verfügung
                              									gehalten werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 322
                              Abb. 3.
                              
                           Das Fahrgestell ist 150 oder 175 mm hoch, die Breite über den Rädern beträgt 450 bzw.
                              									680 mm. Die lichte Weite unter der Plattform ist entsprechend größer, um das
                              									Fahrgestell völlig einfahren zu lassen. Das Gestell, ausschließlich aus Walzeisen
                              									(Stahl und Stahlguß) ausgeführt, zeigt zwei Rahmen. Einer ist in starrer Verbindung
                              									mit den Achsen, der andere in der Längsrichtung verschieblich. Bei dieser Bewegung
                              									gleitet er an vier Paaren von Keilstücken E1E2 aufwärts und wird hierdurch 40 bis 75 mm
                              									angehoben. Die Stehleisten der Plattform entfernen sich dadurch vom Boden, die Last
                              									ruht auf dem Rahmen und Gestell, ist frei zu verfahren und ebenso leicht wieder
                              									abzustellen. Die Hubarbeit ist offensichtlich auf ein Minimum beschränkt, so daß bei
                              									kleineren Lasten von 500 bis 1600 kg ein einfacher Hebeldruck genügt. Dieser wird
                              									mit der Lenkstange erzeugt. Legt man sie nämlich nach vorn (s. Abb. 3), so wird der Bügel B (Abb. 1) abwärts gedrückt und dieser
                              									betätigt den Schub des Rahmens nach rückwärts, bis er durch einen Sperrhaken
                              									festgehalten wird. Infolge reichlicher Hebelübersetzung ist das Anheben ganz leicht. Ein Druck
                              									auf Fußtritt F löst die Sperrung, durch Federkraft und
                              									die Last selbst sinkt der Rahmen wieder. Eine pneumatische Bremsung schützt gegen
                              									harten Niedergang unter Vollast. Die Plattform ruht mit ihren Stehleisten wieder auf
                              									dem Boden, und das Fahrgestell kann zu neuer Verwendung hervorgezogen werden.
                           Lenkrad und Lenkstange sind trotz dieser Kombination mit dem Lasthub frei beweglich
                              									und um 180° drehbar, der Fahrwiderstand ist trotz der kleinen Räder infolge
                              									Rollenlagerung recht niedrig.
                           Größere Wagen für 2 und 2½ t Tragkraft erhalten eine andere Konstruktion. Hier ist
                              									ein hydraulischer Preßzylinder (Oel) in das Fahrgestell eingebaut. Die Lenkstange
                              									funktioniert als Pumpenschwengel und treibt mit drei bis vier Hüben durch Bewegung
                              									der Stange S den Preßkolben nach rückwärts und den
                              									Rahmen 75 mm aufwärts. Das Senken erfolgt wieder durch Fußtritt F, der ein Ventil lüftet.
                           Die Ausführung dieser Fahrgestelle ist sehr solide, der Preis für europäische
                              									Verhältnisse allerdings nicht niedrig. Die Plattformen können in der verschiedensten
                              									Sonderausrüstung und Höhe ausgeführt werden, Abb. 3
                              									zeigt einen besonders schönen Fall. Auch werden Plattformen aus gepreßtem Stahlblech
                              									verwendet, besonders für Ofenbetrieb, in Kernmachereien, Brikettieranlagen und
                              									ähnlichen Fällen. Der Vorteil, nur ein Stück Blech statt eines ganzen Wagens der
                              									Ofenhitze auszusetzen, ist offensichtlich.
                           Das Anwendungsgebiet dieses Wagens ist im übrigen naturgemäß besonders ausgedehnt,
                              									seine ökonomischen Vorteile machen sich überall fühlbar; in Werkstätten für kleine
                              									Maschinenteile aller Art, Preß- und Stanzanlagen, Draht- und Feinblechwalzwerken und
                              									in Papierfabriken ist er ein ideales Transportmittel.
                           Eine besonders hübsche Anwendung findet er in großen Bäckereien, deren Mehlvorräte
                              									bekanntlich in gewissem Abstande vom Boden gelagert sein müssen. Die Säcke werden
                              									beim Entladen vom Eisenbahnwagen auf Holzplattformen gelegt, ins Magazin geschafft
                              									und bleiben dort auf den Plattformen bis sie gebraucht und mit diesen an die
                              									Arbeitstelle gefahren werden.
                           Einem ganz andersartigen Bedürfnis dienen die in den Vereinigten Staaten viel
                              									gebrauchten Akkumulatorwagen. Während nämlich die zuvor
                              									beschriebenen Fahrgestelle die Handhabungskosten vermindern, ist hier die Ersparnis
                              									von Zeit und menschlicher Arbeitskraft beim Transport selbst bezweckt. Die
                              									Kalkulation stellt sich natürlich in Deutschland infolge der niedrigeren Löhne etwas
                              									anders als in Amerika, doch kann ein so flinkes schmiegsames Transportmittel im
                              									Verkehr zwischen getrennten Werkstätten, auf Bahnhöfen und Schiffsverladeplätzen
                              									auch bei uns eine wichtige Aufgabe erfüllen.
                           Aus einer Sammlung statistischer Berichte, die der 5. Annual Convention of the
                              									Electric Vehicle Association of America, Philadelphia, Oktober 1914 vorgelegt
                              									waren,sind die folgenden Daten entnommen. Sie sind zusammengestellt von der
                              									Firma C. W. Hunt Co., New York, auf Grund mehrmonatlicher
                              									Beobachtungen auf den Piers der Southern Pacific Co., New
                              									York. Die Fahrbahn hatte hier eine mit dem Flutstand wechselnde Steigung.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 Hand-betrieb
                                 Elektrisch
                                 
                              
                                 Faß für die FahrtLadegewichtTransport- und
                                    											RückwegZeit für eine Fahrt (Fahrzeit einschl. Auf-    und Abladen,
                                    											Warten)Gefördertes Gewicht in der Stunde
                                 kgmMint/Std.
                                 2210450121,15
                                 61250440613,8
                                 
                              
                                 Die Leistungen verhalten sich
                                    											also wie
                                 1 : 12
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 323
                              Abb. 4.
                              
                           Die Anschaffungskosten für 12 Handwagen sind mit 360 M, die für den Akkumulatorwagen
                              									mit 4800 M, für Batterie, Gummireifen und Schaltapparate mit 2120 M angesetzt bei 10
                              									v. H. Abschreibung auf die Wagen, 30 v. H. auf Batterie, Reifen und Apparate und 10
                              									v. H. Ansatz für Versicherung, Verzinsung. Mit Steuer ist der Handbetrieb mit 72 M,
                              									der elektrische mit 1808 M jährlich belastet. Damit ergibt sich folgende
                              									Betriebskostenaufstellung:
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 
                                 Hand-betrieb
                                 Elektrisch
                                 
                              
                                 AnschaffungInstandhaltung und ErneuerungenKraft
                                    											(täglich 18,75 KW/Std. zu 5 Pf.)Bedienung a) 12 Mann, je 6 M
                                    											Tagelohn                 b)   1     „      je 12 M Tagelohn
                                        72 M      96 „–21600
                                    											„–
                                 1808 M  125 „  280 „–3600 „
                                 
                              
                                 Jährliche Betriebskosten
                                 21768 M
                                 5813 M
                                 
                              
                           
                           Die Ersparnisse betragen somit beinahe 16000 M und selbst wenn wir ganz niedrige
                              									Löhne von nur 4 und 6 M ansetzen, noch beinahe 10000 M.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 324
                              Abb. 5.
                              
                           Die Bedingungen liegen allerdings in diesem Fall für den elektrischen Betrieb
                              									besonders günstig infolge der Länge des Weges und der Regelmäßigkeit des Bedarfes.
                              									Aber auch in Fabrikbetrieben, wo diese Umstände ganz anders liegen, und eine
                              									Kostenaufstellung meist viel geringere Ersparnisse aufweisen wird, bietet der
                              									elektrische Wagen große, noch zu besprechende Vorteile.
                           Die im folgenden näher beschriebenen Akkumulatorwagen (Abb.
                                 										4 bis 6) sind von der Automatic Transport Co., Buffalo, New York, gebaut. Die Tragkraft ist
                              									durchweg 2 t, die Fahrgeschwindigkeit bis zu 16 km/Std., dabei nehmen diese Wagen
                              									unter Vollast 15 bis 25 v. H. Steigung. Die Bedienung erfordert einen Mann. Die
                              									Ausführung ist solide und widerstandsfähig.
                           Die wichtigsten Merkmale der mechanischen Konstruktion sind die beiden durchlaufenden
                              									Längsträger (U-Eisen), die Abstützung der Last und der Tragorgane auf die Achsen mit
                              									Hilfe von vier schweren Torsionsfedern aus Runddraht und die Ausrüstung der Räder
                              									mit Vollgummireifen. Der Raddurchmesser ist durchweg 40 cm, die Höhe der Platte über
                              									dem Boden 50 cm, die Ladelänge 1,50 bis 2 m, die Breite der Plattform 90 bis 100 cm,
                              									der Radstand 90 bis 130 cm. Das Eigengewicht der Wagen ist 800 bis 900 kg. Die
                              									Endwand kann umgelegt werden und entweder zur Vergrößerung der Ladefläche oder als
                              									schiefe Ebene beim Auf- und Abladen nutzbar gemacht werden. Die Kraftübertragung
                              									erfolgt durch doppelten Kettentrieb.
                           Die elektrische Ausrüstung besteht aus einem 2 PS-Motor, gewickelt für 24 und 48
                              									Volt, einer Blei- oder Edisonbatterie und den erforderlichen Nebenapparaten. Die
                              									Lebensdauer der Edisonbatterie wird zu vier Jahren garantiert, ihr Anschaffungspreis
                              									ist jedoch um ungefähr 700 M höher als der einer gewöhnlichen Batterie. Die
                              									Kapazität ist ausreichend bemessen, um bei normaler Inanspruchnahme für eine
                              									Tagesarbeit auszureichen. Die Schalter sind für drei oder fünf Geschwindigkeitstufen
                              									eingerichtet. Ein Handhebel dient zur Geschwindigkeitschaltung, der andere zur
                              									Lenkung. Fußtritt F (Abb.
                                 										4) betätigt einen Stromunterbrecher, Niederdrücken des Fußtrittes bewirkt
                              									Stromschluß.
                           Diese Akkumulatorwagen werden mitunter auch als Zugorgan für gewöhnliche beladene
                              									Fahrzeuge benutzt; eine besondere Type ist unmittelbar als Schlepper ausgebildet.
                              									Für den Gepäcktransport auf Bahnhöfen gibt es einige zweckmäßige Aufbauten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 324
                              Abb. 6.
                              
                           Für den Transport in Fabrik- und Hüttenwerkshöfen bieten diese Wagen beträchtliche
                              									Vorteile, auch wenn die unmittelbar kalkulierten Ersparnisse, wie schon zuvor
                              									angedeutet, nicht immer groß sind. Ferner ist zu berücksichtigen, daß solche Höfe
                              									nicht immer die besten Fahrbahnen haben können. Daraus ergibt sich das bekannte
                              									mühselige Zerren und Schieben. Oft genug begegnet man in solchen Fällen
                              									besonders zahlreichen Transportmannschaften oder sieht, wie an Stellen, wo der
                              									Widerstand groß ist, andere Leute von ihrer Arbeit weg zu Hilfe gerufen werden.
                              									Dabei geht natürlich dreimal so viel Zeit verloren als für die Transportarbeit
                              									selbst erforderlich wäre. Bei dem Akkumulatorwagen mit seiner für beträchtliche
                              									Steigungen ausreichenden Zugkraft sind derartige Störungen natürlich
                              									ausgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 325
                              Abb. 7.
                              
                           Eine weitere Ersparnis ergibt sich bei Verbindung etwa mit einem Aufzugbetriebe. Der
                              									Wagen erweist sich dann als besonders wirtschaftlich, weil die arbeitlose Zeit der
                              									Vertikalbewegung nur einen Mann untätig macht, nicht
                              									mehrere, wie es bei einem gewöhnlichen Wagen von gleicher Tragfähigkeit der Fall
                              									wäre. Das Gleiche gilt übrigens auch beim gewöhnlichen Betriebe bezüglich der leeren
                              									Rückfahrten und Wartepausen.
                           Wieder ein völlig anderes, Transportkosten sparendes Verfahren, das wohl an sich
                              									nicht neu ist, aber mit immer größerer Sorgfalt ausgenutzt wird, sehen wir in der
                              									Benutzung von Einrichtungen, die das Gewicht der Werkstücke selbst zur Fortbewegung
                              									ausnutzen. Allerhand selbsttätige Rollgänge von ganz geringem Gefälle, manche in
                              									Verbindung mit besonderen Hebewerken, andere Transportmittel, aus geraden
                              									Abschnitten und Kurvenstücken zusammengesetzt, finden vielfach vorteilhafte
                              									Verwendung. Zu den eigenartigsten Lösungen auf diesem Gebiete zählen verschiedene
                              									Einrichtungen, welche die Ingenieure der Ford
                                 										Automobilwerke, Detroit, Mich., im letzten Jahre geschaffen haben. Hier
                              									handelt es sich bekanntlich um eine Massenfabrikation ersten Ranges, da das Werk
                              									täglich 1000 Kraftwagen von nur einer einzigen Type fertigstellt. Die
                              									Arbeitzerlegung ist auf das äußerste getrieben, fast jeder Vorgang wird auf einer
                              									besonderen Maschine ausgeführt. Die Bewegung des Gutes spielt daher eine ganz
                              									außerordentliche Rolle. Die Fordschen Werkstättenanlagen
                              									brechen völlig mitdem Grundsatze, Maschinen gleicher Art zu vereinigen, eine
                              									Riesendreherei, Hobelei, Preßanlage usw. zu schaffen, sie ordnen vielmehr Sätze
                              									verschiedener Maschinen in der Reihenfolge und Zahl an, wie sie für die
                              									Fertigstellung bestimmter Stücke gebraucht werden. Die einzelnen Maschinen werden so
                              									nahe als möglich aneinander gerückt, viel näher als sonst üblich. Transportwagen und
                              									Behälter werden auf das äußerste beschränkt, die Förderung von der Bodenfläche
                              									gelöst und mit allen erdenklichen Mitteln durch den Luftraum geführt. Da sind
                              									Gleitrinnen, Rollgänge, Bänder und Ketten, die von einer Maschine zur nächsten
                              									laufen, gleichzeitig für den einen Arbeiter den Fertigbehälter, für den nächsten den
                              									Arbeitsbehälter bildend. Die Schwungräder z.B. laufen von Arbeitstelle zu
                              									Arbeitstelle in einem Strang geneigter Schienen, stehend und durch eine obere
                              									Führung gehalten. Zünddynamos samt Antrieb werden nach dem letzten Arbeitsvorgang
                              									von einer Gliederkette um mehrere Meter angehoben und gleiten dann eine große
                              									Strecke über Gruppen von Arbeitsmaschinen hinweg an die Montagestelle. – Pressen und
                              									Drehbänke sind in solcher Weise zu Einheiten vereinigt, daß die Preßteile von der
                              									Matrize weg durch kurze Rinnen in den Sammeltisch der Drehbänke gleiten, wo sie
                              									unmittelbar der Hand des Drehers zurechtliegen, eine Einrichtung, die mit einem
                              									Schlage die äußerste Oekonomie von Werkzeugmaschinen- und Transportarbeit
                              										bewirkt.Interessante
                                    											Aufnahmen aus diesen Werkstätten sind in „The Engineering Magazine“
                                    											New York Nr. 4, Dezember 1914, abgebildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 325
                              Abb. 8.
                              
                           Mit diesem System lassen sich unzweifelhaft noch ganz große Ersparnisse erzielen.
                           
                           Auf dem Gebiete des eigentlichen Kranbaues schließlich finden wir eine wertvolle
                              									Type besonders geschickt ausgenutzt, nämlich den Einschienen-Schwebekran. Der große Vorteil dieser Anordnung liegt in der
                              									Schmiegsamkeit an die verschiedensten Verhältnisse, sowohl in örtlicher als auch in
                              									betriebstechnischer Hinsicht. Der Schwebekran ist kurvenbeweglich und gestattet
                              									beliebige Abzweigungen der Fahrbahn.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 326
                              Abb. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 326
                              Abb. 10.
                              
                           Er befreit von der Bewegung in einem rechtwinkligen
                              									Koordinatensystem, die beim Laufkran eine volle, offene Grundfläche erfordert,
                              									schlängelt sich zwischen großen Maschinenblöcken, Arbeitsmaschinen und etwaigen
                              									alten Einbauten hindurch und gestattet, die einzelnen Abteilungen des Betriebes
                              									ihrer Eigenart gemäß aufzubauen, ohne daß sie sich gegenseitig durch Rücksichtnahme
                              									auf das gemeinsame Transportmittel behindern. So z.B. verbindet er ohne
                              									Schwierigkeiten Walzwerke oder Ziehereien mit den zugehörigen Glühöfen, die aus
                              									guten Gründen besser in einem anderen Raum untergebracht werden, auch meist eine
                              									ganz andere Baubreite erfordern und deshalb den Entwurf der Anlage mit den
                              									gewöhnlichen Transporteinrichtungen zu einer besonders undankbaren Aufgabe machen.
                              									Auch ist es naturgemäß ein Leichtes, mit der Schwebebahn getrennte Werkstätten über
                              									Höfe, Bahngleise und Flüsse weg zu verbinden, ohne daß das Hebezeugan der
                              									jeweiligen Arbeitsstelle den Charakter eines organischen Gliedes verliert. In
                              									gedrängten Betrieben mit abschnittweiser Organisation ist es möglich, jedem
                              									Abschnitt eine bestimmte, den Bedürfnissen angepaßte Anzahl Kranwagen zuzuweisen und
                              									die Zeit, welche die Arbeitsmannschaft mit dem Warten auf den Kran verliert, auf ein
                              									Geringes zu vermindern. Vielfach bietet auch die Anordnung geschlossener Schleifen
                              									und der Betrieb in nur einer Fahrtrichtung besondere
                              									Vorteile.
                           Eine sehr beachtenswerte neue Ausführungsform des Einschienen-Schwebekrans ist die in
                              										Abb. 7 bis 11
                              									wiedergegebene. Sie ist der Shaw Electric Crane Co.
                              									Muskegon, Mich. (Manning, Maxwell & Moore, New York)
                              									patentiert. Der Kranwagen hat wie üblich zwei Fahrgeschirre mit je vier Rollen, die
                              									auf dem unteren Flansch des tragenden ⌶-Eisens laufen, und hängt in Drehzapfen.
                              									Gewöhnlich ist jeder Wagen mit Führerstand ausgerüstet, es gibt jedoch auch solche
                              									mit Steuerung vom Boden, ferner Doppelwagen mit zwei Haken und einem mittleren
                              									Führerstand.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 326
                              Abb. 11.
                              
                           Die Eigenheit der Shawschen Schwebekrane ist ihre
                              									Ausbildung für Weichen ohne bewegliche Teile in der Tragschiene. Abb. 8 zeigt das Stahlgußweichenstück, 
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 Tragkraft
                                 TrägerU-EisenNr.
                                 KleinsterKrüm-mungs-halbm.
                                 Hubgeschwindigkeit m/Min.für
                                    											Motor
                                 Fahrgeschwindigkeit m/Minfür
                                    											Motor
                                 
                              
                                 5 PS
                                 8 PS
                                 12 PS
                                 18 PS
                                 3 PS
                                 5 PS
                                 8 PS
                                 12 PS
                                 
                              
                                 2 t
                                 30
                                 1,5 m
                                 8,5–20
                                 13–30
                                 –
                                 –
                                 900–1050
                                 1500–1800
                                 2400–2700
                                 –
                                 
                              
                                 3 t
                                 37
                                 1,8 m
                                 –
                                 9–21
                                 13–30
                                 –
                                 –
                                 1200–1400
                                 1900–2250
                                 –
                                 
                              
                                 5 t
                                 45
                                 2,1 m
                                 –
                                 –
                                 7,5–16
                                 11,5–25
                                 –
                                 750–900
                                 1300–1500
                                 1950–2300
                                 
                              
                           das in den Schienenstrang eingebaut ist. Es hat zwei Schlitze
                              										S1 und S2, welche die
                              									ungehinderte Durchfahrt je eines Rollenschildes gestatten. Der Führer behält völlig
                              									freie Wahl der Linie. Bei normaler Einstellung bleibt der Kran auf dem geraden
                              									Strang. Durch Betätigung eines Hebels kann er jedoch die Rollen T1 und T2, die unmittelbar
                              									außerhalb der Rollwagen angebracht sind, anheben (Abb.
                                 										9 und 10). Die in der Fahrtrichtung
                              									gelegene Rolle kommt dann mit der Kurvenfläche B in
                              									Berührung und lenkt dadurch den vorderen Rollenwagen in das Zweiggeleise. Der
                              									rückwärtige wird im richtigen Zeitpunkt durch eine Verbindungsstange von dem noch in
                              									der Kurve laufenden Vorderwagen schräggestellt. Das Ueberfahren der Schlitze ist
                              									völlig unbedenklich, weil sich nie mehr als eines von den acht Rädern über
                              									einemSchlitz befindet, auch stehen die Schlitze schräg zur Fahrtrichtung.
                           Das Gießereibild Abb. 11 läßt deutlich die Weichen
                              									selbst und die Möglichkeit der Anordnung zahlreicher Seitenstränge erkennen. Der
                              									Vorteil der Anordnung ohne bewegliche Weichenteile ist offensichtlich. Die sonst
                              									übliche Weiche mit beweglichem Zwischenstück ist immer eine Gefahrstelle, die
                              									verwickelte elektrische Sicherheitseinrichtungen erfordert. Auch kostet das
                              									jedesmalige Weichenumstellen Zeit, da der Kranführer vor der Weiche anhalten und die
                              									Verschiebung ausführen muß, während er hier allezeit glatt hindurchfährt.
                           Die allgemeine Anordnung und die Hauptabmessungen des 5 t-Kranes sind in Abb. 7 angegeben, die wichtigsten anderen Größen in
                              									Tabelle 3 ersichtlich gemacht.