| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 330 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Zur Lage der deutschen Papiermacherei während des
                                 										Kriegsjahres 1914/15. Im Anschluß an meine Arbeit über Satinierkalander
                              									(vgl. Heft 14 S. 261 d. Bd.) möchte ich kurz auf die der deutschen Papiermacherei im
                              									Kriegsjahre 1914/15 erwachsenen Schwierigkeiten hinweisen.
                           Die deutsche Papiermacherei ist an den Lieferungen für den Staat in hohem Maße
                              									beteiligt und fertigt für ihn Schreib- und Druck- sowie auch Wertzeichen- und
                              									Kunstdruckpapiere an. Der um die Staatslieferungen unter den Papierfabrikanten
                              									entstandene Wettbewerb ist stets lebhaft gewesen, was dazu geführt hat, daß sich die
                              									Preise nicht nur für die besonderen Vorschriften unterworfenen Normal- und
                              									Wertzeichenpapiere, sondern auch für die anderen Papiergattungen fast immer auf der
                              									untersten Grenze bewegt haben. Die Lage der deutschen Papierindustrie ist daher
                              									schon vor dem Kriege ungünstig gewesen.
                           Infolge der schwierigeren Beschaffung aller Rohstoffe oder ihres Ersatzes durch
                              									bedeutend teurere Stoffe, infolge des Steigens der Preise für die Betriebstoffe der
                              									Papiermacherei sowie infolge Heranziehung ungeschulter Arbeitskräfte und
                              									verminderter Erzeugung haben sich die Selbstkosten der Papierfabriken
                              									außerordentlich gesteigert.
                           Was die einzelnen Rohstoffe betrifft, so muß zunächst für den wichtigsten, nämlich
                              									für den Zellstoff, von den Abnehmern ein um 10 v. H. höherer Preis bezahlt werden.
                              									Der Preis des Strohs ist seit Ausbruch des Krieges ungefähr um 300 v. H. gestiegen.
                              									Auch die Hadern sind schwer zu beschaffen und haben daher große Preissteigerungen
                              									erfahren. Der Bezug von Harz aus Frankreich hat aufgehört und die Vereinigten
                              									Staaten von Nordamerika sind nicht in der Lage, diesen wichtigen Rohstoff nach
                              									Deutschland herüberzuschaffen. Der Preis des Harzes, das vor dem Kriege 25 M/q
                              									gekostet hat, beträgt derzeit 125 M/q. Bauxit, der Ausgangsstoff für schwefelsaure
                              									Tonerde ist von der Rohstoffabteilung des Kriegsministeriums mit Beschlag belegt
                              									worden und wird den Papierfabriken nur in beschränktem Maße zur Verfügung gestellt,
                              									weshalb er gleichfalls teuer ist. Ein Ersatz für Bauxit ist leider bisher noch nicht
                              									gefunden, wodurch die Fortführung der Papiermacherei gefährdet erscheint. Von den
                              									Kartoffelmehlvorräten wird den Papierfabriken nur wenig freigegeben, so daß diese
                              									gezwungen sind, holländisches Kartoffelmehl von der
                              									Trockenkartoffel-Verwertungsgesellschaft um den Preis von 70 M/q zu erstehen.
                              									Außerdem sind sonstige Gebrauchsstoffe, wie Chlor und Aetzkalk, Schwefelsäure, Soda,
                              									die meisten Füllstoffe, Farben, Gummi und Packmaterialien enorm im Preise
                              									gestiegen.
                           Unter den Betriebstoffen haben viele ein Vielfaches ihres früheren Preises erreicht.
                              									Die Brennstoffe werden Privatabnehmern vom Kohlensyndikat wegen dessen erhöhter
                              									Beanspruchung von Seiten der Heeresverwaltung und der Staatsbahnen in nur 60 v. H.
                              									der vor dem Kriegeabgeschlossenen Mengen abgegeben, was zur Folge hat, daß der
                              									Mehrbedarf an Kohle von den Papierfabriken durch Bezug von weniger geeigneten und
                              									dabei teureren Brennstoffen gedeckt werden muß. Eine große Preiserhöhung haben
                              									ferner Siebe und Filze erfahren. In Betracht kommt hierzu außerdem, daß die
                              									Papierfabriken die abgenutzten Siebe und Filze der Rohstoffabteilung des
                              									Kriegsministeriums überlassen müssen, um dafür neue zu erhalten, während früher
                              									diese Hilfsmittel zu guten Preisen verkauft werden konnten. Insbesondere entspricht
                              									der von der Kriegsmetallgesellschaft für die Altsiebe zugestandene Preis in keiner
                              									Weise dem Werte der Siebe. Die Altfilze sind sogar ohne jedwede Vergütung
                              									abzuliefern.
                           Außerordentliche Erschwerungen sind der deutschen Papiermacherei endlich dadurch
                              									entstanden, daß ihr eine bedeutende Zahl von Beamten und geschulten Arbeitskräften
                              									durch Einberufung zum Heeresdienst entzogen worden sind. Durch die Verwendung
                              									unerfahrener Arbeitskräfte werden im Betriebe in jeder Hinsicht erhebliche Störungen
                              									verursacht. Zudem kommt, daß auf den Papierfabrikanten hohe Verpflichtungen lasten,
                              									indem sie die Frauen und Kinder ihrer im Felde befindlichen Angestellten zu
                              									unterstützen haben und indem sie sich den durch die Verteuerung aller Lebensmittel
                              									begründeten Anträgen auf Lohnaufbesserungen der jetzt in ihren Betrieben
                              									Beschäftigten nicht entziehen konnten. Nicht unterlassen sei noch der Hinweis auf
                              									die Nachteile, die eine fast um die Hälfte verminderte Erzeugung dadurch mit sich
                              									bringt, daß die allgemeinen Unkosten und die Verzinsung der aufgewandten Anlagewerte
                              									in der früheren Höhe fortlaufen.
                           In Rücksicht auf die aufgezählten Tatsachen wurden schon frühzeitig bei dem Vorstande
                              									des Vereins deutscher Papierfabrikanten Anträge um Verbesserung der wirtschaftlichen
                              									Lage eingebracht, und vor allem darum ersucht, daß an eingegangenen Schlüssen und
                              									Verbindlichkeiten nicht gerüttelt werden möge, um zunächst dem immer größer
                              									werdenden Gegensatz zwischen Selbstkosten und Verkaufspreisen der Erzeugnisse zu
                              									begegnen. Auf der am 8. April d. Js. vom Vorstande genannten Vereins nach Berlin
                              									einberufenen Hauptversammlung wurde nach Erörterung der der deutschen
                              									Papierindustrie erwachsenen Schwierigkeiten der Beschluß gefaßt, die
                              									Papierschlußpreise wenigstens in dem der Selbsterhaltung dieser Industrie
                              									entsprechenden Maße zu erhöhen, wozu einige Berufsgenossenschaften in Bayern,
                              									Württemberg und Baden bereits ihre Zustimmung zum Ausdruck gebracht haben. Am 3. Mai
                              									d. Js. unterbreitete der Verein deutscher Papierfabrikanten dem Reichskanzler eine
                              									Eingabe, in der er an ihn die Bitte richtete, die Reichs- und Staatsbehörden zu
                              									ermächtigen, auf die Preise der Lieferungsverträge vom Oktober 1914 bis März 1915
                              									einen Aufschlag von 10 v. H. und auf die jetzt laufenden einen solchen von 15 v. H.
                              									zuzubilligen.
                           Prof. Ernst Blau.
                           
                        
                           
                           Kollag. Kollag wird in der chemischen Fabrik von E.
                              										de Haën in Seelze bei Hannover hergestellt. Seine
                              									wesentlichen Kennzeichen sind die kolloidartige Beschaffenheit des in ihm gelösten
                              									Graphits und seine Aschefreiheit, so daß es eine äußerst haltbare, homogene
                              									Suspension von aschefreiem Graphit darstellt. Der kolloidartige Zustand des im
                              									Kollag gelöst enthaltenen Graphits beruht auf der außerordentlichen Kleinheit der
                              									Graphitteilchen, deren Größe von der Ordnung 1/4 bis 1 Mikron (0,00025 bis 0,001 mm)
                              									ist; durch ein besonderes Schlämmverfahren ist dafür gesorgt, daß das Produkt völlig
                              									frei von Graphitteilchen ist, die diese Größenordnung
                              									überschreiten.
                           Kollag hat keine Verwandtschaft mit den anderen, auf dem Markt befindlichen
                              									Graphit-Oel-Produkten, die einfache Aufschwemmungen von mehr oder weniger fein
                              									gemahlenem Graphit sind, deren Haltbarkeit eine begrenzte und schwankende, aber
                              									stets ungenügende ist, und die niemals genügend aschefrei sind. Diese Produkte
                              									kommen nur als Ketten- oder Seilschmieren und vielleicht bei ganz schweren Lagern in
                              									Betracht. Für alle anderen Maschinenteile, wo eine Verstopfung der Schmierkanäle und
                              									jede Verunreinigung ausgeschlossen sein soll, insbesondere bei allen Maschinenlagern
                              									und sonstigen Maschinenteilen, ferner bei der Schmierung von Explosionsmotoren usw.
                              									kommen nur Kolloid-Graphit und Oildag in Frage, die einzigen Produkte, die beliebig
                              									aschefreien Graphit kolloidartig in Schmiermitteln gelöst enthalten. Vor dem
                              									amerikanischen Fabrikat der Acheson Company hat aber
                              									Kollag den Vorzug, statt aus dem amerikanischen Kunstgraphit aus dem allgemein
                              									zugänglichen und auch jetzt in Deutschland erhältlichen Naturgraphit herstellbar zu
                              									sein. Der kolloidale Naturgraphit hat ferner mit seiner Eigenschaft, Hochglanz auf
                              									Metallplatten zu erzeugen, bedeutende Vorzüge als Schmiermittel gegenüber den
                              									rußähnlichen und amorphen Acheson-Graphitsorten, die das Ausgangsprodukt für die
                              									Herstellung von Oildag sind.
                           Aus der außerordentlichen Kleinheit der in Kollag gelösten Graphitteilchen ergeben
                              									sich die besonderen Eigenschaften und Vorzüge des Produkts:
                           1. Seine außerordentliche Haltbarkeit. Infolge ihrer
                              									Kleinheit befinden sich die Graphitteilchen auch in ganz dünnflüssigen Schmierölen
                              									in dauernder Suspension, so daß die Bildung von Bodensätzen trockenen Graphits
                              									während der Aufbewahrung oder während des Gebrauchs ausgeschlossen ist. Ebenfalls im
                              									Gegensatz zu den einfachen mechanischen Graphitölgemengen findet auch keine Trennung
                              									des gelösten Graphits von dem Schmieröl in dem Sinne statt, daß sich bei langem,
                              									ruhigem Aufbewahren klares Oel in den obersten Schichten abscheidet.
                           2. Die große Sparsamkeit im Gebrauch. Entsprechend seiner
                              									kolloidartigen Feinheit besitzt der im Kollag gelöste Graphit eine sehr große
                              									Oberfläche. Es genügen daher bereits ganz geringe Mengen, um die sich reibenden
                              									Metallflächen vollständig zu überziehen und die trockene Reibung, die die
                              									Reibungszahl und damitden Kraftverbrauch der Maschinen bei der Schmierung mit
                              									reinem Schmieröl erhöht, weitgehend zu beseitigen. Da die Teilchen kleiner sind als
                              									die mikroskopischen Unebenheiten der sich reibenden Metallflächen, so füllen sie
                              									diese Unebenheiten aus und wirken auch hierdurch im Sinne einer Verminderung der
                              									Reibungszahl und einer Erhöhung der Arbeitsökonomie der Maschinen. Wie eine große
                              									Reihe von Versuchen an den verschiedensten Maschinenarten ergab, genügt ein Gehalt
                              									von 0,14 bis 0,28 v. H. gelösten Graphits in der gebrauchsfertigen Lösung, um die
                              									besten Resultate zu erzielen.
                           3. Diese verdünnten Graphitlösungen ergeben ferner eine große, durch zahlreiche
                              									genaue Versuche belegte Oelersparnis von mindestens 50 v. H., in manchen Fällen auch
                              									bis 70 v. H.
                           4. Ein Hauptvorzug des Kollag ist, daß es im Gegensatz zu den anderen Produkten neben
                              									den Vorteilen der Verminderung der Reibungszahl um rund 25 v. H. und einer
                              									Oelersparnis von 50 bis 70 v. H. die Gewähr gibt, daß die Anwesenheit des Graphits
                              									keinerlei ungünstige Nebenwirkung ausübt. Entsprechend der hervorragenden
                              									Haltbarkeit des Produktes sind Verstopfungen der Schmierkanäle, der Tropföler, die
                              									Bildung von Kurzschlüsse erzeugenden Niederschlägen auf den Zündkerzen von Motoren
                              									usw. ausgeschlossen. Eine Sedimentation oder Verstopfung wurde bei Kollag niemals
                              									beobachtet, wohl aber bei der Anwendung anderer Graphitschmiermittel, was eine
                              									ständige Gefahr für den sicheren Betrieb der Maschine bedeutet. Bei der Kleinheit
                              									der Teilchen, der Weichheit des angewendeten Graphits und der Abwesenheit
                              									mineralischer Aschebestandteile (die durch ein Reinigungsverfahren besonders
                              									entfernt werden), ist eine mechanische Schädigung auch der empfindlichsten
                              									geschmierten Maschinenteile nicht zu befürchten.
                           Die hervorragende Wirkung von Kollag und das Ausbleiben jeglicher Uebelstände zeigte
                              									sich in einer Reihe von Versuchen bei der Schmierung von Lagern, ferner an Zylindern
                              									von Lokomotiven, Dampfmaschinen usw. Empfohlen sei noch die Verwendung von Kollag
                              									zur Lager- und Zylinderschmierung von Automobilen und Flugzeugen, zum
                              									Einlaufenlassen neuer Maschinen, zum Beispiel Werkzeugmaschinen usw.
                           
                        
                           Motorsegler. Der Deutsche Schulschiff-Verein hat seine
                              									Flotte, die bisher aus den Schulschiffen „Großherzogin Elisabeth“ und
                              										„Prinzeß Eitel Friedrich“ bestand, um ein drittes Schulschiff, einen
                              									Motorsegler „Großherzog Friedrich August“ vermehrt. Der Bau dieses Schiffes
                              									wurde von der Firma Tecklenborg A.-G. in Geestemünde
                              									ausgeführt. Während die beiden ersten Schiffe als Dreimast-Vollschiffe getakelt
                              									sind, ist das neue Schiff eine Dreimastbark und besitzt einen 600 PS-Hilfsmotor,
                              									eine Dieselmaschine Bauart Tecklenborg-Carels. Die größte
                              									Länge des Schiffes ist 85 m, die größte Breite 12,7 m, der Tiefgang 5,2 m bei einer
                              									Wasserverdrängung von 2350 t.
                           Um dem Schiff eine gute Schwimmsicherheit zu verleihen, hat es sechs wasserdichte
                              									Querschotten, die bis zum Oberdeck reichen. Die Schwimmfähigkeit des Schiffes genügt auch dann
                              									noch, wenn eine, an den Enden sogar zwei wasserdichte Abteilungen voll Wasser
                              									laufen. Das Schiff ist für 200 Schiffsjungen bestimmt, hierzu kommen noch 40
                              									Matrosen und Leichtmatrosen, 20 Unteroffiziere und 4 Stewards.
                           Die Dieselmaschine ist im Hinterschiff eingebaut, vorn befindet sich ein Dampfkessel
                              									für die Dampfheizung, die Pumpen und die Ladewinde. Die Kohlenbunker neben dem
                              									Dampfkessel fassen zusammen 60 t Kohle. In sechs Tanks sind je 22 t Frischwasser
                              									enthalten. Die drei Oeltanks fassen zusammen 100 t. Um beim Segeln die erforderliche
                              									Stabilität zu erreichen, führt das Schiff 500 t festen Ballast mit sich, der unter
                              									dem Lastendeck verstaut ist. Das Schilf hat dementsprechend eine sehr günstige
                              									metazentrische Höhe. Die Gesamtsegelfläche beträgt 2000 m2. Die Masten reichen bis 53 m über Kiel und sind
                              									mit Blitzableitern und den Raaen für die drahtlose Telegraphie versehen. Zum Antrieb
                              									des Schiffes bei ungünstigem Winde oder Windstille, sowie zur Fahrt im engen
                              									Fahrwasser wird die einfachwirkende Zweitakt-Dieselmaschine verwendet, die bei 160
                              									Umdrehungen 600 PSi leistet. Bei dieser
                              									Vierzylindermaschine ist der Rahmen nach der bekannten kräftigen Bauart der
                              									Schiffsdampfmaschinen ausgeführt. Die Grundplatte ist aus Gußeisen hergestellt, die
                              									Kurbelwellenlager sind mit Weißmetall ausgegossen und besitzen Wasserkühlung. Die
                              									Maschine ist in zwei Gruppen von je zwei Arbeitszylindern eingeteilt. Entgegen der
                              									bisherigen Ausführung der Carels-Dieselmaschinen mit
                              									Spülung durch Spülventile im Deckel, sind bei dieser Maschine Spülschlitze am
                              									unteren Hubende angebracht. Im Zylinderdeckel sind nur mehr das Brennstoff-, das
                              									Anfahr- und das Sicherheitsventil angeordnet. Den Spülschlitzen gegenüber befinden
                              									sich auf halbem Zylinderumfange die Auspuffschlitze. Die Arbeitszylinder sind
                              									infolge Verwendung durchgehender Ankerbolzen ohne Zugbeanspruchung. Die Kolben sind
                              									wassergekühlt. Die Kurbelwellenlager, Kurbelzapfen und Kreuzkopfzapfen erhalten
                              									Preßschmierung.
                           Die doppeltwirkende Spülluftpumpe wird mittels Hebel von einem Kreuzkopf angetrieben.
                              									Von der Spülluftpumpe wird den einzelnen Arbeitszylindern die Spülluft zugeführt.
                              									Die Arbeitszylinder werden durch Seewasser gekühlt. In derselben Weise wie die
                              									Spülluftpumpe wird auch der Einspritzluftverdichter angetrieben. Er ist dreistufig
                              									ausgeführt und wird in ausgiebiger Weise mit Wasser gekühlt. Zwischen den einzelnen
                              									Stufen sind Luftkühler, sowie Wasser- und Oelabscheider vorgesehen, um so
                              									Oelexplosionen im Kompressor und in den Rohrleitungen zu vermeiden. Die Maschine
                              									besitzt ein etwa 4 t schweres Schwungrad aus Stahlguß von 1600 mm ∅. Die
                              									Schiffsschraube ist vierflüglig und kann bei reiner Segelfahrt leicht abgekuppelt
                              									werden. Um die Segelfähigkeit des Schiffes möglichst wenig zu hindern und die
                              									Geschwindigkeit nicht ungünstig zu beeinflussen, ist die Schraube so angeordnet, daß
                              									sie sich bei abgestellter Maschine noch mitdreht.
                           Die Steuerung der Brennstoff- und Anlaßventile erfolgtdurch besondere Nocken für
                              									Vorwärts- und Rückwärtsfahrt, die nebeneinander auf einer seitlich verschiebbaren
                              									Nockenwelle angeordnet sind. Die Brennstoff- und Anlaßventilhebel werden von einer
                              									exzentrischen Welle derart betätigt, daß jederzeit die entsprechenden Stellungen für
                              										„Anlassen“, „Brennstoff“ und „Halt“ erhalten werden können.
                              									Für jeden Arbeitszylinder ist eine besondere Brennstoffpumpe vorgesehen. Durch eine
                              									einfache Vorrichtung ist es möglich, Saug- und Druckventil der Brennstoffpumpen
                              									gleichzeitig zu öffnen, damit das Treiböl ungehindert durch die Pumpe in die
                              									Druckleitung bis zum Probierventil am Zylinderdeckel fließen kann.
                           Um mit der Maschine gut manövrieren zu können, sind, wie bereits angegeben, die vier
                              									Arbeitzylinder in zwei Gruppen eingeteilt. Die Hebelwellen der beiden Gruppen sind
                              									durch lose Kupplungen miteinander verbunden. Die Brennstoffpumpen-Regulierwelle ist
                              									mit der Hebelwelle so verbunden, daß die Brennstoffpumpen selbsttätig ausgeschaltet
                              									werden, sobald man die Hebelwelle in die Halt- oder Anlaßstellung bringt. Durch die
                              									Steuerung können die folgenden Stellungen erreicht werden:
                           1. Halt-Stellung,
                           2. Anlassen mit Luft in allen Zylindern,
                           3. Anlassen mit Luft in Gruppe I, Zündung in Gruppe II,
                           4. Zündung in Gruppe II und Leerlauf in Gruppe I,
                           5. Zündung in allen Zylindern,
                           6. Halt-Stellung.
                           Das Umsteuern der Maschine kann nur in der Halt-Stellung ausgeführt werden.
                           Die Leistung der Maschine beträgt bei 160 Umdrehungen in der Minute etwa 600 PSi. Der Brennstoffverbrauch ist dabei 165 g für 1
                              										PSi und Stunde bei einem unteren Heizwert von
                              									10000 WE.
                           Das Gewicht der gesamten Maschinenanlage mit Wellenleitung, Schiffsschraube mit
                              									Hilfsmaschinen und Kesselanlage beträgt 115000 kg. (Schiffbau 1915 S. 791 bis
                              									797.)
                           W.
                           
                        
                           Produktionsstatistik der deutschen Gaswerke. Die große
                              									nationale und volkswirtschaftliche Bedeutung der Steinkohlendestillation ist seit
                              									dem Ausbruch des Krieges in den weitesten Kreisen erkannt worden; man braucht nur an
                              									die Verwendung des Benzols und der schweren Teeröle als Motorenbetriebsstoffe sowie
                              									als Brennstoffe für die Marine, an die Verarbeitung des Toluols und Phenols in der
                              									Sprengstoffindustrie sowie an die Bedeutung des Ammoniumsulfats zur Erhöhung der
                              									Ernteerträge zu erinnern, um die nahen Beziehungen zwischen Kriegsbereitschaft und
                              									Kokerei- und Gasindustrie in ihrem ganzen Umfange zu erfassen. Diese Erkenntnis wird
                              									hoffentlich auch dazu beitragen, daß die Forderung nach „rationeller Auswertung
                                 										der Kohle“, d.h. nach möglichst weitgehendem Ersatz der Kohlenfeuerung durch
                              									Koks- und Gasfeuerung, bei deren Fabrikation wertvolle Nebenprodukte gewonnen
                              									werden, in Zukunft noch mehr als bisher in allen Industriezweigen Beachtung
                              									findet.
                           Ueber die Produktion der deutschen Kokereiindustrie sind wir durch die in den letzten
                              									Jahren vorgenommenen
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 333
                              Bundesstaat; Zahl der Gaswerke; Zur
                                 										Vergasung gelangte Kohlenmenge; Davon im eigenen Werk verbraucht; Verkäufliche
                                 										Koksmenge; Teererzeugung; Ammoniakerzeugung; Rohwasser; Konz. Wasser; Salmiak
                                 										geist; Ammoniumsulfat; Retortengraphit; Ausgebrachte Reinigungsmasse; Preußen;
                                 										Brandenburg; Pommern; Ostpreußen; Westpreußen; Posen; Schlesien; Sachsen;
                                 										Schleswig-Holstein; Hessen-Nassau; Hannover; Rheinland; Westfalen; Bayern;
                                 										Sachsen; Württemberg; Baden; Hessen; Mecklenburg; Oldenburg;
                                 										Sachs.-Weim.-Eisen.; Braunschweig; Sachsen Meiningen; Anhalt;
                                 										Sachs.-Cobg.-Gotha; Sachsen-Altenburg; Reuß, Schwarzburg, Waldeck; Lippische
                                 										Staaten; Hansestädte; Elsaß-Lothringen; Zusammen
                              
                           Erhebungen des Reichsamtes des Innern im allgemeinen gut
                              									unterrichtet, dagegen waren wir über den Anteil, den die deutschen Gaswerke an der
                              									Erzeugung von Koks, Teer und Ammoniak haben, bisher in der Hauptsache auf
                              									Schätzungen angewiesen. Eine zuverlässige Statistik hierüber wurde von der
                              									Wirtschaftlichen Vereinigung deutscher Gaswerke A.-G. in Köln gelegentlich der
                              									vorjährigen Ausstellung „Das Gas“ in München veröffentlicht. Diese Statistik,
                              									die die Anzahl der Gaswerke und ihre Produktion in den einzelnen preußischen
                              									Provinzen sowie in den übrigen Bundesstaaten wiedergibt und die im gegenwärtigen
                              									Zeitpunkt auch außerhalb der Fachkreise lebhaftem Interesse begegnen wird, ist
                              									obenstehend mitgeteilt.
                           Sander.
                           
                        
                           Die Beleuchtung der Eisenbahnwagen. Zur Beleuchtung der
                              									Personenwagen der deutschen Eisenbahnen wird bekanntlich vorwiegend Oelgas
                              									verwendet, das durch Zersetzung von Gasöl hergestellt wird. Da nun seit dem Ausbruch
                              									des Krieges die Zufuhr von Gasöl, das sonst in großen Mengen aus Galizien und
                              									Amerikanach Deutschland eingeführt wurde, abgeschnitten ist, und die
                              									einheimische Gewinnung dieses Oeles den Bedarf nicht zu decken vermag, sahen sich
                              									die Eisenbahnverwaltungen gezwungen, von der Oelgasbeleuchtung der Wagen abzugehen
                              									und einen Ersatz zu schaffen. Da die Beleuchtung mit gelöstem Azetylen, die bei
                              									einer Reihe von Eisenbahnen des Auslandes seit mehreren Jahren eingeführt ist, noch
                              									zu teuer ist, und da man das früher auch bei uns verwendete Gemisch aus Oelgas und
                              									Azetylen nicht wieder einführen wollte, sind die preußischhessischen Staatsbahnen
                              									nun dazu übergegangen, an Stelle des Oelgases komprimiertes Steinkohlengas zu
                              									verwenden. Die Versuche hiermit wurden bereits vor dem Kriege angestellt und haben
                              									in jeder Beziehung ein günstiges Ergebnis gehabt. Das Gas wird an den verschiedenen
                              									Zugbildungstationen von den Gaswerken der betreffenden Städte bezogen und in den auf
                              									den Bahnhöfen vorhandenen Kompressions- und Abfüllstationen auf einen Druck von 10
                              									at komprimiert. Mit diesem Druck wird das Gas in die am Boden eines jeden
                              									Personenwagens angebrachten Gasbehälter eingefüllt, von wo aus es den Brennern in den
                              									Wagenabteilen zugeleitet wird; vorher wird das Gas jedoch mit Hilfe eines
                              									Druckreglers auf einen Druck von 1500 mm Wassersäule, wie er bei der
                              									Preßgasbeleuchtung allgemein üblich ist, gebracht. Durch die Anwendung von Preßgas
                              									wird die Benutzung sehr kleiner (nur etwa haselnußgroßer) Glühkörper ermöglicht, die
                              									heller brennen als die bisher gebräuchlichen Oelgasbrenner und die zugleich einen
                              									sparsameren Betrieb gestatten. Die kleinen Glühkörper sind außerordentlich
                              									widerstandsfähig gegen Erschütterungen; für den Fall, daß sie dennoch eine
                              									Beschädigung erleiden, ist jeder Brenner mit einem Magnesiakrönchen versehen, das
                              									von der nichtleuchtenden Gasflamme alsdann zur Weißglut erhitzt wird, wodurch eine
                              									sehr zweckmäßige Notbeleuchtung geschaffen wurde. Zugleich wurden die bisher
                              									gebräuchlichen Zündflämmchen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit abgeschafft. Um das
                              									Preßgas auch für die offenen Flammen der Signallaternen bei den Lokomotiven und den
                              									Schlußwagen verwenden zu können, sind diese Laternen mit einer Karburiervorrichtung
                              									ausgestattet, wodurch die Gasflamme leuchtend gemacht wird. Der Gasölverbrauch der
                              									preußisch-hessischen Staatsbahnen betrug im Jahre 1913 33700 t im Werte von etwa
                              									4,46 Mill. Mark. Durch die oben geschilderte Maßnahme der Bahnverwaltung wird also
                              									in Zukunft der deutschen Gasindustrie ein recht beträchtliches neues Absatzgebiet
                              									erschlossen.
                           Sander.
                           
                        
                           Motorschiff Mississippi. (s. D. p. J. Bd. 330 S. 293.)
                              									Jede der beiden Hauptmaschinen dieses Motorschiffes ist als Sechszylindermaschine
                              									mit 690 mm Zylinderdurchmesser und 1030 mm Hub ausgeführt und leistet bei 110
                              									Umdrehungen in der Minute 1600 PSi. In jedem
                              									Zylinder werden somit 265 PSi erzeugt. Die gesamte
                              									Maschinenlänge mit Kompressor und Schwungrad beträgt 14 m, die Bauhöhe von Mitte
                              									Kurbelwelle bis Oberkante des Zylinderdeckels 5,5 m. Dabei wurde aber das Verhältnis
                              									der Schubstange zum Kurbelradius von 5 auf 4,5 verkleinert. Um einen möglichst
                              									kurzen Zylinder zu erhalten sind die Arbeitskolben bedeutend verkürzt worden (s.
                              									Abb.). Die ursprüngliche Kolbenlänge ist dadurch vom 1,5- bis 1,6-fachen
                              									Zylinderdurchmesser auf das 0,6-fache verkleinert, so daß bei den Hauptmaschinen des
                              										„Mississippi“ die Lauflänge der Einsatzbüchsen nur mehr das 1,4-fache des
                              									Kolbenhubes betragen. Bemerkenswert ist dabei die Verbindung der Kolbenstange mit
                              									dem Kolben. Die Unterseite des Kolbenbodens besitzt angegossene ringförmige Rippen,
                              									die in bekannter Weise die Wärmeabführung durch den Kolbenboden hindurch vergrößern
                              									sollen und außerdem noch dessen Festigkeit erhöhen. Die Stärke des Kolbenbodens
                              									beträgt dementsprechend nur mehr 0,08 vom Zylinderdurchmesser. Es wird hier zur
                              									Kolbenkühlung Preßöl verwendet, das zwischen den Hohlräumen der Rippen
                              									hindurchfließt. Der Kolbenboden ist außen vollkommen eben.
                           Die von der Grundplatte aus bis zu den Zylinderdeckeln hindurchgehenden
                              									Entlastungsbolzen sind hier nicht mehr zur Anwendung gekommen. Die
                              									gesamteMaschine ist wie bei anderen Ausführungen in zwei Gruppen von je drei
                              									Arbeitzylindern geteilt. Jeder Arbeitzylinder besitzt nunmehr seinen eigenen
                              									Kühlwassermantel. Die Rückseite des Gestells zeigt große Türen aus Aluminium, um das
                              									Triebwerk zugänglich zu machen. Die Vorderseite des Gestells ist durch Rippen
                              									verstärkt und trägt die Kreuzkopfführung. Wie bei den bisherigen Ausführungen
                              									derselben Firma ist auch hier Preßschmierung für die Triebwerkteile vorgesehen. Bei
                              									Schiffsmaschinen findet diese Schmiervorrichtung nur langsam Eingang, da man sie
                              									nicht für betriebssicher hält. Die Verteilung des Schmieröls geschieht hier in der
                              									Weise, daß das Oel nach seiner Reinigung und Kühlung den einzelnen
                              									Kurbelwellenlagern zufließt. Von hier aus gelangt es durch Bohrungen in der
                              									Kurbelwelle zu den Kurbelzapfen und längs der Schubstange zu den Kreuzkopfbolzen.
                              									Von da fließt ein Teil des Oels durch die hohle Kolbenstange in den Arbeitskolben
                              									und wird von dort ebenfalls durch die hohle Kolbenstange wieder abgeführt (s.
                              									Abb.).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 334
                              
                           Im Zylinderdeckel sind fünf Ventile, das Brennstoff-, Anlaß-, Einlaß-, Auslaß- und
                              									Sicherheitsventil, angeordnet. Das Brennstoffventil liegt wie üblich in der Mitte
                              									des Zylinderdeckels und öffnet sich im Gegensatz zu den allgemein üblichen
                              									Ausführungsformen nach innen. Es öffnen sich somit alle im Zylinder angeordneten
                              									Ventile nach der gleichen Seite, dementsprechend vereinfacht sich ihr Antrieb. Durch
                              									Anordnung eines entsprechend geformten Kegels der Brennstoffventilnadel wird dadurch
                              									außerdem noch eine sehr gute Ausbreitung des eingespritzten Brennstoffs innerhalb
                              									des Verbrennungsraumes erreicht, die zur Verminderung des Brennstoffverbrauches
                              									beiträgt. Allerdings entsteht die Gefahr, daß bei einem Bruche die Brennstoffnadel
                              									nach unten fällt und zu Zerstörungen des Kolbens usw. führen könnte. Das
                              									Auslaßventil ist, um den zerstörenden Einflüssen der Verbrennungsgase besser zu
                              									begegnen, aus einem widerstandsfähigen Spezialstahl gefertigt.
                           Neuerdings hat auch die Firma Burmeister & Wain die gemeinsame Brennstoffpumpe für alle
                              									Arbeitzylinder verlassen und verwendet nun in bekannter Weise für jeden Arbeitzylinder eine
                              									besondere Brennstoffpumpe. Die Oelförderung tritt dabei kurz vor dem Eröffnen des
                              									Brennstoffventils ein. Dies ergibt sowohl für Vorwärtsgang als auch für
                              									Rückwärtsgang der Maschine günstige Verhältnisse, ohne ein Umsteuern der
                              									Brennstoffpumpen notwendig zu machen.
                           Um die Maschine umsteuern zu können besitzt jedes Ventil zwei Nocken, von denen je
                              									nach dem Drehsinn der Maschine entweder die Vorwärts- oder die Rückwärtsnocken durch
                              									Verschiebung der Steuerwelle auf die Ventilrollen einwirken. Um die Steuerwelle
                              									seitlich verschieben zu können, müssen die Ventilrollen zuerst von den Nocken
                              									abgehoben werden. Dies geschieht durch eine besondere Manövrierwelle, die durch
                              									einen Druckluftservomotor mittels eines Schneckengetriebes gedreht wird.
                           Zum Anlassen und Umsteuern der Maschine wird Druckluft von etwa 20 at Spannung
                              									verwendet. Durch Verwendung von Druckluft mit niedrigerer Spannung ergeben sich
                              									geringere Dichtungsschwierigkeiten, ebenso werden dadurch die Arbeitzylinder beim
                              									Ausdehnen der Luft weniger abgekühlt. Während des Anlassens der Maschine werden die
                              									Saugventile der Brennstoffpumpen dauernd offen gehalten, so daß dabei kein
                              									Brennstoff gefördert werden kann. Beim Umsteuern ist zuerst die Brennstofförderung
                              									abzustellen und mit ihr die Einspritzluft (um Verluste an Druckluft zu vermeiden).
                              									Dadurch kommt die Maschine zum Stillstand. Dann tritt Druckluft in die
                              									Arbeitzylinder ein. Mittels der Manövriervorrichtung wird die Steuerwelle in ihrer
                              									Längsrichtung entsprechend verschoben. Die Maschine wird dann so lange mit Druckluft
                              									betrieben, bis sie eine bestimmte Drehzahl erreicht hat. Dann wird die Druckluft
                              									abgestellt und die Brennstoffpumpen beginnen wieder zu fördern, und zwar anfangs mit
                              									einem gewissen Ueberschuß, um die Maschine schnell und sicher in Betrieb zu bringen.
                              									Mit Beginn der Brennstofförderung wird auch wieder die Einspritzluftleitung
                              									eingeschaltet. Die Umsteuerung dauert etwa 10 Sekunden und kann von einer einzigen
                              									Person ausgeführt werden.
                           Der Kompressor ist dreistufig ausgeführt. Die beiden ersten Stufen besitzen eine
                              									eigene Antriebsmaschine, die dritte Stufe wird von der Hauptmaschine selbst
                              									angetrieben. In den Auspuffbehälter jeder Hauptmaschine ist eine Rohrschlange
                              									eingebaut, durch die Süßwasser fließt, damit ein Verstopfen durch Ausscheidungen
                              									vermieden wird. Dieses vorgewärmte Wasser wird in eine Rohrschlange geleitet, die in
                              									einen Behälter mit Seewasser eingebaut ist. Für das Süßwasser ist somit ein
                              									geschlossener Kreislauf gebildet. Das erwärmte Seewasser dient zu Badezwecken.
                              									(Engineering 1915 Bd. 1 S. 211 bis 214.)
                           W.
                           
                        
                           Herstellung von Schmelztiegeln auf Maschinen. Für die
                              									Stahlwerke und Metallhütten ist die Beschaffenheit und Zuverlässigkeit der zu
                              									verwendenden Schmelztiegel von größter Bedeutung. Ueber die heute in den meisten
                              									Tiegelfabriken übliche Herstellung von Schmelztiegelnauf Maschinen gibt ein
                              									Aufsatz von Reitböck in Heft 11 der
                              										„Werkstattstechnik“ einige Mitteilungen.
                           Die Tiegelmasse besteht aus Ton, Graphit, Schamotte und Tiegelscherben. Da bei
                              									größerem Kohlenstoffgehalt des Tiegels hiervon etwas in das Schmelzgut übergeht, muß
                              									darauf bei der Mischung der Tiegelmasse Rücksicht genommen werden. Man unterscheidet
                              									danach Tontiegel mit verhältnismäßig wenig Graphitzusatz und Graphittiegel mit viel
                              									Graphitzusatz. Zur Vermeidung des Reißens müssen die Tontiegel eine Beimengung von
                              									etwa 8 v. H. Kokspulver erhalten. Die Zusammensetzung der Graphittiegel ist im
                              									allgemeinen 40 bis 50 v. H. Graphit, 20 bis 30 v. H. Ton, 20 bis 60 v. H. Schamotte
                              									und 8 bis 15 v. H. Tiegelscherben. Der Graphitzusatz dient zur Magerung, zur
                              									Erhöhung der Feuerbeständigkeit und zur Vermeidung des Durchtritts von Feuergasen
                              									durch die Tiegelwandung. Schamotte und Tiegelscherben werden zur Erhöhung der
                              									Festigkeit zugesetzt. Die Masse erfordert eine sorgfältige Aufbereitung, wird dann
                              									trocken gemischt, darauf mindestens 12, am besten 24 bis 60 Stunden eingesumpft, in
                              									der Knetmaschine durchgeknetet und dann zur Tiegelpresse geschafft. Diese besteht
                              									aus Patrize und Matrize, und zwar ist die Patrize meist aus Gußeisen, die Matrize
                              									aus Messing. Zur Ableitung der in der Form befindlichen Luft besitzt die hohl
                              									ausgeführte Patrize an ihrer tiefsten Stelle ein Ventil.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 335
                              
                           Um den Tiegel erst pressen, dann herausdrücken zu können, wird die Presse
                              									doppeltwirkend ausgeführt und vermag dann in 10 Stunden 600 Tiegel zu liefern. Der
                              									obere Rand des gepreßten Tiegels wird nachträglich eines besseren Gusses und der
                              									größeren Haltbarkeit wegen auf einer Töpferscheibe entweder von Hand oder durch
                              									Aufpressen eines Ringes verengt. Die im Tiegel enthaltene Feuchtigkeit muß nun durch
                              									sorgfältiges Trocknen und Brennen entfernt werden. Dieses erfolgt
                           
                              
                                 im Kaltraum bei 10 bis 25° C
                                 etwa 6 Tage
                                 
                              
                                 im Warmraum bei 30 bis 40° C
                                 etwa 8 bis 30 Tage
                                 
                              
                                 im Heißraum bei 50° C
                                 etwa 5 bis 14 Tage
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 dauert im ganzen also
                                 19 bis 50 Tage
                                 
                              
                           Hierbei wird der Tiegel anfangs auf seinen Boden gestellt, um innen gut
                              									auszutrocknen, dann nach etwa einer Woche auf den Kopf, um den Boden auszutrocknen,
                              									und nach einer weiteren Woche wieder umgedreht. Entweder wird er nun weiter
                              									wöchentlich umgekehrt oder aber mindestens alle 6 bis 10 Tage auf dem Boden stehend
                              									von seinem Platze bewegt, um ein Ankleben und dadurch mögliches Reißen zu vermeiden.
                              									Die Haltbarkeit des Tiegels hängt weniger von der Temperatur als von der Zeit ab, in
                              									der er getrocknet ist.
                           Bei Benutzung ist der Tiegel vor dem Einsetzen in den Schmelzofen oder, falls er mit
                              									flüssigem Material beschickt wird, vor dem Beschicken in einem Vorwärmofen
                              									vorzuwärmen. Am zweckmäßigsten sind hierfür nach dem Prinzip der Ringöfen für Ziegel
                              									gebaute Dreikammeröfen, in denen die Temperatur allmählich bis auf 750° C gesteigert
                              									wird. In jeder Kammer muß der Tiegel vier Stunden bleiben.
                           Ungleichmäßig oder unvollständig getrocknete sowie in der Masse ungleichartige Tiegel
                              									neigen sehr zur Rißbildung, wodurch leicht ein Auslaufen des Schmelzgutes
                              									herbeigeführt wird. Dieser Fehler ist nicht ganz zu vermeiden, doch darf der Auslauf
                              									normal nur 2 v. H., keinesfalls mehr als 5 v. H. betragen, sonst liegt falsche
                              									Durchmischung und Durchknetung oder schlechte Trocknung vor. Die nach ein- bis
                              									dreimaligem Gebrauch auszuwechselnden Tiegel werden zerschlagen und gemahlen, um zur
                              									Erzeugung neuer Tiegel oder in der Stahlformerei als Zusatz zur Formmasse Verwendung
                              									zu finden.
                           Dipl.-Ing. Ritter, Gleiwitz.
                           
                        
                           Vorschläge zur rechnerischen Bestimmung des
                                 										Heißwalzprozesses werden von E. Kirchberg in
                              									Stahl und Eisen 1915 S. 418 gemacht.
                           Während der Kaltwalzprozeß wegen des mehrmaligen Ausglühens des Walzgutes an keine
                              									bestimmte Zeit gebunden ist, muß beim Heißwalzprozeß das in Wärmöfen vorgeglühte Gut
                              									im Walzwerk in möglichst kurzer Zeit auf den erprobten Endquerschnitt ausgewalzt
                              									werden.
                           Mit dem Eintritt des Walzgutes zwischen die rotierenden Walzen beginnt die
                              									Umformungsarbeit und damit eine Erwärmung des Materialstückes, während gleichzeitig
                              									durch Ableitung in die Walzen wieder ein Wärmeverlust entsteht. Weitere
                              									Wärmeverluste treten ein durch die Ausstrahlung während der Stichdauer und in der
                              									Zwischenzeit, während der die Arbeiter das Stück dem nächsten Stich zuführen.
                              									Wesentlicher Faktor im Heißwalzprozeß ist somit die Zeit,
                              									denn sie bestimmt die Temperatur und damit den spezifischen Widerstand, den
                              									Kraftverbrauch, die Erwärmung des Walzgutes, und endlich auch den durch Leitung und
                              									Strahlung bedingten Wärmeverlust.
                           Durch die sogenannte Dickentemperatur, das ist die Ausgleichtemperatur zwischen
                              									Erwärmung und Wärmeverlust, ist der spezifische Widerstand und die übrigen Faktoren
                              									für den nächsten Stich gegeben. Aus der Winkelgeschwindigkeit der Walzen und der
                              									Stichdauer ergibt sich indirekt auch die Länge des Walzgutes, die Masse und das
                              									Gewicht des Blockes.
                           Die mittlere Temperatur des Walzgutes kann und muß in den einzelnen Stichen eines
                              									Walzprozesses vom Block bis zu den Schichtkalibern konstant gehalten werden.Der
                              									spezifische Widerstand oder die Umbildungsfähigkeit des Walzgutes ist proportional
                              									seiner Dicke und der ihr entsprechenden Temperatur. Er wird durch die
                              									Dickentemperatur des Walzgutes bestimmt und läßt sich aus der Dicke des Walzgutes
                              									vor dem Durchgang durch die Walzen berechnen. Der Kraft verbrauch ergibt sich aus
                              									der Masse des Walzgutes, dividiert durch den von Stich zu Stich sich verändernden
                              									spezifischen Widerstand. Aus ihm läßt sich auch die Sekundenarbeit nach einer
                              									einfachen, vom Verfasser gegebenen Formel berechnen. Die Differenz zwischen der zu
                              									messenden Maschinenkraft und der Durchzugskraft ergibt die zur Ueberwindung der
                              									Zapfenreibung und Leerlaufsarbeit nötige Kraft.
                           Die dem Walzgut in einer Stichdauer zugeführte Wärmemenge berechnet sich aus der
                              									Umformungsarbeit für diesen Stich und dem mechanischen Wärmeäquivalent. Die
                              									Stichdauer erhält man aus der Zeit, in der der Ausgleich zwischen der Erwärmung
                              									durch die Umformungsarbeit und der Abkühlung durch Leitung und Strahlung vor sich
                              									geht.
                           Alle aufgeführten Faktoren ist man bestrebt gewesen, durch eine Kurve auszudrücken.
                              									Verfasser ist der Meinung, daß diese Kurve eine Parabel ist und faßt seine
                              									Betrachtungen in folgende Sätze zusammen:
                           1. Durch die Parabel liegen für jede Phase der Verlängerung des Walzgutes während
                              									eines Walzvorganges, d.h. für jeden Stich, alle vorher angeführten Faktoren fest,
                              									und zwar ganz unabhängig von der erstrebten Endform, aber entsprechend der durch die
                              									Dickentemperatur bedingten Umbildungsfähigkeit des Walzgutes.
                           2. Die Kalibrierung der Walzen, die Walzen und die Walzgeschwindigkeit müssen sich
                              									nach der Parabel richten, damit die Zeit richtig ausgenutzt wird. Durch eine
                              									richtige Ausnutzung der Zeit wird die Erhaltung der Walztemperatur bedingt, und
                              									letztere kann nur durch richtige Bemessung der Kaliberzahl (Stichzahl) erreicht
                              									werden.
                           Dr. Loebe.
                           
                        
                           Ist fehlende Dauerhaftigkeit ein Sachmangel beim
                                 										Patentkauf? Wenngleich der Patentkauf nicht ein reines Kaufgeschäft im
                              									Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches ist, kommen doch auf ihn die Vorschriften über
                              									den Kauf zur Anwendung, und jeder Mangel, den der Gegenstand des Patentes hat, ist
                              									indirekt ein Mangel des Patentes selber und gewährt dem Käufer die Ansprüche auf
                              									Wandlung und Minderung wie beim Sachkauf.
                           Und doch ist ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Kauf einer Sache und dem Kauf
                              									eines Patentes. Eine Sache ist ein fertiger Gegenstand, der seine bestimmten
                              									Eigenschaften hat; ein Patent bezieht sich nur auf eine Sache, und zwar auf eine
                              									Sache, die zurzeit nicht zu existieren braucht, die keine Eigenschaften hat, sondern
                              									erst haben soll.
                           Man kann natürlich beim Patentkauf so vorgehen, wie wenn die Sache, auf die sich das
                              									Patent bezieht, Gegenstand des Kaufes wäre, auch wenn die Sache selbst noch nicht
                              									hergestellt oder ausgeprobt ist.
                           
                           Es ist demnach zulässig, daß der Verkäufer eines Patentes wie bei einem Sachkauf
                              									über die Eigenschaften der patentierten Sache bestimmte Zusicherungen macht, und
                              									dann unterliegt es keinem Zweifel, daß der Verkäufer auch für diese Eigenschaften
                              									einzustehen hat; und es befreit ihn nicht von seiner Haftung, wenn die Sache Mängel
                              									aufweist, die er nicht vorher sehen konnte. Hat er bestimmte Eigenschaften
                              									zugesichert, so muß sich der Käufer auch darauf verlassen können. Sind solche
                              									bestimmten Zusicherungen aber nicht gegeben, so tritt der Unterschied des
                              									Patentkaufes von dem Sachkaufe doch wesentlich in die Erscheinung. Der Patentkauf
                              									ist immer mehr oder weniger ein Risikokauf. Das Risiko kann durch Zusicherungen
                              									gemildert werden, ganz beseitigt wird es nie.
                           Wie verhält es sich mit der Dauerhaftigkeit einer Sache, die als Patent veräußert
                              									ist?
                           Hat die Sache eine sehr geringe Dauerhaftigkeit, so ist das zweifellos ein
                              									Sachmangel, und es kommt auf den Willen der Parteien an, in welchem Maße der Käufer
                              									das Risiko übernehmen sollte oder nicht.
                           Bei unerprobten Patenten pflegen die Verträge in der Regel hinreichend klar zu sein.
                              									Wie aber ist es bei erprobten Sachen, wenn die Dauerhaftigkeit zwar nicht so gering
                              									ist, daß sie einen offenbaren Sachmangel darstellt, wenn sie andererseits aber nicht
                              									dem entspricht, was der Käufer erwarten konnte. In solchen Fällen pflegt der Käufer
                              									sich bestimmte Zusicherungen machen zu lassen, selten aber wird die Dauerhaftigkeit
                              									mit zum Gegenstand der Zusicherungen gemacht, und es ist dann Frage der Auslegung,
                              									ob die Zusicherung sich auch auf die Dauerhaftigkeit beziehen soll oder nicht.
                           Bei zahlreichen Patenten handelt es sich um die Ersetzung irgend eines
                              									kostspieligeren oder den Bedürfnissen des Verkehrs nicht voll genügenden
                              									Gegenstandes, und Inhalt der Zusicherung pflegt dann zu sein, daß die patentierte
                              									Sache alle Eigenschaften derjenigen Sachen aufweist, an deren Stelle sie treten
                              									soll.
                           Hat in solchen Fällen der Patentkäufer einen Mangelanspruch, wenn das Patent zwar
                              									zusicherungsgemäß alle Eigenschaften der ersetzten Sache aufweist, wenn es aber dem
                              									neuen Gegenstande an Dauerhaftigkeit des alten gebricht?
                           Mit dieser Frage hatte sich kürzlich das Reichsgericht zu befassen gehabt. Jemand
                              									hatte einen Guttaperchaersatz erfunden, sich patentieren lassen und das Patent mit
                              									der Zusicherung verkauft, daß der patentierte Gegenstand alle Eigenschaften des
                              									Guttapercha aufweise. Die Zusicherung war richtig, nur fehlte es an der Haltbarkeit.
                              									Das Reichsgericht hat zu Gunsten des Erfinders entschieden. Es stellt sich auf den
                              									Standpunkt, daß der Kauf eines Patentes ein Risikogeschäft sei, und daß der Käufer –
                              									da der Verkäufer die Haltbarkeit nicht ausprobiert hatte – nicht ohne weiteres
                              									annehmen durfte, daß die neue Erfindung völlig identisch sei mit dem Guttapercha,
                              									und daß er sich, wenn er das Risiko nicht habe übernehmen wollen, eine besondere
                              									Zusicherung hinsichtlich der Dauerhaftigkeit hätte machen lassen müssen.
                           Diese Entscheidung entspricht meiner Meinung nach nicht den Anschauungen des
                              									Rechtsverkehrs und läßt sich auch juristisch nicht halten. Läßt sich jemand die
                              									Zusicherung erteilen, daß eine neue Erfindung einen bisher gebräuchlichen Gegenstand
                              									ersetze, und läßt er ausdrücklich hervorheben, daß sie alle Eigenschaften dieses
                              									Gegenstandes aufweise, so will der Käufer eben damit jedes Risiko von sich abwälzen.
                              									Er braucht natürlich nicht die neue Sache mit der alten identisch zu halten, aber er
                              									darf mit vollem Recht erwarten, daß die neue Erfindung auch tatsächlich imstande
                              									sei, ganz und gar an die Stelle einer bisher verwendeten Sache zu treten. Die
                              									Dauerhaftigkeit einer Sache gehört so gut zu ihren Eigenschaften wie ihre Farbe, ihr
                              									Gewicht, ihre Kostspieligkeit oder irgend etwas anderes, und es scheint mir durchaus
                              									unzulässig, bei derartigen Patentverkäufen im Falle der mangelnden Dauerhaftigkeit
                              									den Käufer rechtlos zu machen und ihn den vollen Schaden tragen zu lassen.
                           Dr. jur. Eckstein.
                           
                        
                           Gelegentlich der Diskussion über ein neu erschienenes physikalisches Tabellenwerk der
                              									französischen physikalischen Gesellschaft äußert sich J. A. Harker, Beamter des National Physical Laboratory in Teddington (dem nach
                              									dem Vorbild der deutschen Physikalisch-Technischen Reichsanstalt eingerichteten
                              									englischen Staatsinstitute) in der Nature vom 17. Juni 1915 in folgender Weise, die
                              									verdient niedriger gehängt zu werden:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 337
                              Aus „Nature“ 17. Juni; In
                                 										conclusion, I think I represent the views of readers of Nature when I say that
                                 										many of them will be glad to buy the French Physical Society's useful volume, if
                                 										it is only to be able to get rid from their library table of one or other of the
                                 										editions of its well-known predecessor, written in the language of the Huns,
                                 										which at the present moment they are unable to tolerate; J. A. Harker.;
                                 										Teddington, May 25.; („Ich glaube, die Ansichten von Lesern der
                                    												„Nature“ wiederzugeben, wenn ich sage, viele von ihnen werden
                                    											gern den nützlichen Band der französischen physikalischen Gesellschaft
                                    											kaufen, wenn es auch nur wäre, um von ihrem Arbeitstisch eine oder die
                                    											andere Ausgabe seines wohlbekannten Vorgängers loszuwerden, die in der uns
                                    											gegenwärtig unerträglichen Sprache der Hunnen geschrieben, ist.“)
                              
                           Die Angriffe Harkers beziehen sich offenbar auf das aus
                              									kleinen Anfängen hervorgegangene, im Jahre 1912 in vierter Auflage erschienene, in
                              									der ganzen Welt benutzte Landolt-Börnsteinsche
                              									Tabellenwerk. Das Werk, in dem gänzlich unparteiisch die wissenschaftlichen
                              									Veröffentlichungen aller Völker verarbeitet sind, ist von seinen Nachahmungen bisher
                              									auch nicht annähernd erreicht, selbst Harker kann
                              									sachliche Einwendungen dagegen nicht erheben.
                           K. Scheel.
                           
                        
                           Herr Geheimrat Wilhelm v. Siemens ist in Anerkennung
                              									seiner Verdienste um die physikalische Wissenschaft von der Berliner Universität zum
                              									Dr. phil. h. c. ernannt worden. Noch eine zweite Ehrung ist ihm zuteil geworden: Der
                              									Kaiser hat ihm das Eiserne Kreuz am weiß-schwarzen Bande verliehen.