| Titel: | Die Bedeutung der einheimischen Torfmoore für die Entwicklung der deutschen Industrie. | 
| Autor: | H. Winkelmann | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 342 | 
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                        Die Bedeutung der einheimischen Torfmoore für die
                           								Entwicklung der deutschen Industrie.
                        Von Oberingenieur H. Winkelmann,
                           									Ratibor.
                        WINKELMANN: Die Bedeutung der einheimischer Torfmoore
                           								usw.
                        
                     
                        
                           Wohl keinem anderen Problem ist seit jeher ein so großes Interesse
                              									entgegengebracht worden, wie der industriellen Verwertung des Torfes. Während es
                              									aber bei anderen technischen Aufgaben meistens schnell gelungen ist, eine mehr oder
                              									weniger glückliche Lösung zu finden, steht die Technik bezüglich der Torfverwertung
                              									immer noch im Anfangsstadium, obwohl es sich hier zweifellos der Mühe lohnen würde,
                              									ein praktisches und zugleich wirtschaftliches Verwertungsverfahren zu ermitteln bzw.
                              									die vorhandenen in der Praxis im Großen weiter auszubauen. Die ersten Versuche, die
                              									Torfmoore auszunutzen bzw. den Torf in großzügiger Weise zu gewinnen und zu
                              									verwerten, liegen lange Zeit zurück, und es sind in der Hauptsache Deutschland und
                              									Holland gewesen, die sich unter Aufwand bedeutender Mittel der praktischen und auch
                              									wissenschaftlichen Erforschung der Grundlagen für die Ausbeutung der Torfmoore
                              									zugewandt haben, während ein wesentliches Interesse hierfür in anderen
                              									Industriestaaten mit Ausnahme von Nordamerika, kaum bemerkbar geworden ist. Die
                              									Erkenntnis der unendlich großen Wärmemengen, die in den Torfmooren der ganzen Welt
                              									aufgespeichert sind, berechtigt zur Folgerung, daß bei dem ständig zunehmenden
                              									Bedarf an Licht, Wärme und vor allem an Leistung und unter Berücksichtigung der
                              									zweifellos abnehmenden Kohlenmengen einstmals im Torf ein Ersatzmaterial gegeben
                              									sein wird, und daß die Umwandlung von Torf in Gas bzw. Elektrizität eine der
                              									Hauptaufgaben der zukünftigen Technik sein wird.
                           Die Ausbeutung der umfangreichen Torfmoore ist aber zugleich auch im Interesse der
                              									landwirtschaftlichen Bebauung geboten. Bekanntlich bröckelt infolge der sich
                              									fortgesetzt weiter entwickelnden Industrie täglich mehrund mehr Boden ab, der
                              									bisher ausschließlich zum Anbau von Getreide usw. diente, die Ausdehnung der Städte
                              									nimmt ebenfalls zu, so daß ganz besonders Deutschland schon seit langer Zeit
                              									gezwungen ist, einen großen Teil seines Bedarfs an landwirtschaftlichen Erzeugnissen
                              									aus dem Auslande zu beziehen. Es wäre daher auch in hohem Maße als Kulturfortschritt
                              									in der inneren Kolonisation zu begrüßen, wenn es nach gründlicher Ausbeutung der
                              									Torfmoore gelänge, die enttorften Flächen der Landwirtschaft zugängig zu machen, um
                              									so mehr, als dieser Grund und Boden zweifellos zur Erzielung hoher Erträge geeignet
                              									sein wird, wie nach den vorgenommenen Versuchspflanzungen anzunehmen ist.
                           Die bisherige Art der Nutzbarmachung von Torfmoorflächen durch Moorbrennen und
                              									nachträgliches Aufbringen von künstlichem und natürlichem Dünger, Schlick und
                              									dergleichen, ist schon aus Gründen der Unwirtschaftlichkeit zu verwerfen, ganz
                              									abgesehen davon, daß die willkürliche Vernichtung der im Torf enthaltenen
                              									Wärmemengen keinen Kulturzustand darstellt. Andererseits gehen aber auch durch das
                              									Moorbrennen sehr viele wertvolle Bestandteile des Torfes verloren, die, wie weiter
                              									unten ausgeführt wird, bei der Destillation des Torfes ebenfalls in Form von
                              									künstlichem Dünger gewonnen werden können.
                           Am systematischsten ist die Ausnutzung der Torfmoore von jeher in Holland betrieben
                              									worden, so daß es sich empfiehlt, auf die dortigen Verhältnisse auch an dieser
                              									Stelle kurz einzugehen. Dort werden die ausgedehnten Moorablagerungen zunächst so
                              									weit als möglich durch Einbau großer und breiter Kanäle entwässert bzw. so weit
                              									trocken gelegt, daß die sogenannte Vehnwirtschaft eingeführt werden kann. Die
                              									breiten Entwässerungskanäle, welche meistens in einen natürlichen Vorfluter
                              									münden, dienen hierbei nicht nur zur Ableitung des Torfwassers, bzw. Grundwassers,
                              									sondern zugleich als Verkehrswege für den Transport der abgehenden Torfmassen und
                              									der als Ersatz hierfür ankommenden Dungstoffe, Straßenkehricht, Abfälle aller Art,
                              									die mit dem beim Torfstich vorher abgehobenen Moostorf zusammen auf die abgetorften
                              									Flächen aufgebracht werden. In den auf diese Weise vorbereiteten Mooren wird der
                              									Torf bis auf den sandigen Untergrund vollständig ausgehoben, auf natürlichem Wege
                              									getrocknet, in Form von Ziegeln gepreßt und auf dem Wasserwege den verschiedenen
                              									Verbrauchstellen des Landes zugeführt. Die urbar gemachten Moorflächen dienen
                              									ausschließlich landwirtschaftlichen Zwecken, und die Erfahrung hat gelehrt, daß die
                              									Bebauung der aufbereiteten Landstücke sich in hohem Maße ertragreich gestaltet hat,
                              									um so mehr als für die Verfrachtung der gezogenen Ackerfrüchte, insbesondere Gemüse
                              									aller Art, die breiten Entwässerungskanäle billige Gelegenheit bieten.
                           Eine nach obigem Beispiel durchgeführte Torfkultur stellt nun keineswegs das auch für
                              									deutsche Verhältnisse zu erstrebende Endziel dar. Für Deutschland mit seiner
                              									bedeutend entwickelteren Industrie kommen zweifellos für die Energieverwertung
                              									andere Wege in Betracht, wenngleich die oben skizzierte Art der Urbarmachung der
                              									Moore auch bei uns in einzelnen Fällen beibehalten werden kann. Dagegen muß die
                              									Verwertung des Torfes unmittelbar an seiner Gewinnungstelle vor sich gehen, und die
                              									Energie in Form von hochgespannter Elektrizität den einzelnen Verbrauchstellen im
                              									Lande durch Kabel oder Freileitungen zugeführt werden. Eine Verfrachtung der
                              									erzeugten Torfbriketts erscheint schon aus dem Grunde nicht angebracht, da es sich
                              									hierbei immer um einen Brennstoff handelt von verhältnismäßig geringem Heizwert, der
                              									mit Rücksicht auf die für deutsche Verhältnisse in Frage kommenden Mengen keine
                              									hohen Eisenbahnfrachten verträgt, andererseits sind bei uns die Torfmoore nicht so
                              									gleichmäßig wie in Holland, sondern ungleichmäßiger verteilt, so daß die Fortleitung
                              									der Energie in Form von elektrischem Hochspannungsstrom den wirtschaftlicheren Weg
                              									darstellt.
                           Die Ausnutzung der Torfmoore erfolgt am vorteilhaftesten durch unmittelbare Entgasung
                              									an Ort und Stelle mittels besonderer hierfür gebauter Torfgasgeneratoren, die das
                              									erzeugte Gas zum Antriebe von Großgasmaschinen diesen zuführen, während letztere
                              									wieder zum Antriebe von Stromerzeugern dienen. Die erste nach dieser
                              									Verwertungsweise errichtete größere Torfverwertungsanlage wurde im Oktober 1911 im
                              									sogenannten Schweeger Moor bei Osnabrück in Betrieb genommen.Vgl. auch D. p. J. Bd. 328 S. 190 und
                                    										345. Die in dieser Anlage mittels großer Gasmaschinen erzeugte
                              									Elektrizität wird an sämtliche umliegenden Ortschaften, kleine Städte usw. und bis
                              									auf 30 km Entfernung nach Osnabrück geleitet und hier zu allen möglichen Kraft- und
                              									Beleuchtungszwecken verhältnismäßig sehr billig abgegeben, sodaß sich dort
                              									bereits neue Industrieen gebildet haben, die sich in nächster Nähe der
                              									Stromerzeugungsstelle ansiedeln. Selbstverständlich kann das erzeugte Gas auch als
                              									Brennstoff für Dampfkesselanlagen benutzt werden, und der Antrieb der elektrischen
                              									Stromerzeugungsmaschinen durch Dampfmaschinen bzw. Dampfturbinen erfolgen. Ueber die
                              									weitere Verwendungsmöglichkeit von Torf in Torfgasgeneratoren soll weiter unten noch
                              									näher eingegangen werden.
                           Für die Beurteilung des Wertes der Torfverwertungsfrage dürfte zunächst die Frage
                              									interessieren „wie groß sind die uns zur Verfügung stehenden Moorflächen und was
                                 										ist eigentlich Torf?“ Bezüglich der ersten Frage sei bemerkt, daß der
                              									Gesamtumfang der deutschen Moore nach Dr. E. Kedesdy etwa
                              									16500 km2 beträgt. Eine derartige Fläche ist etwas
                              									größer als das Großherzogtum Baden und nur wenig kleiner als das Königreich
                              									Württemberg. Ihrer Lage nach befinden sich die Torfmoore hauptsächlich im Nordwesten
                              									Deutschlands, besonders im Großherzogtum Oldenburg und in der Provinz Hannover an
                              									der holländischen Grenze. Weitere, teilweise ebenfalls recht umfangreiche Torfmoore
                              									befinden sich in Holstein, der Mark Brandenburg, den Provinzen Posen und Pommern
                              									sowie vor allem auch in Ostpreußen. Dagegen besitzt Süddeutschland mit Ausnahme von
                              									Bayern und Württemberg verhältnismäßig nur sehr kleine Flächen an Torfmoor. Der
                              									Umfang der Torfmoore allein in Preußen wird auf etwa 2500000 ha geschätzt, hiervon
                              									entfallen auf Hannover allein über 560000 ha, auf die Mark Brandenburg über 350000
                              									ha, auf Posen etwa 320000 ha, auf Ostpreußen etwa 330000 ha, auf Westpreußen etwa
                              									115000 ha, während der Rest auf Holstein, Pommern usw. entfällt. Die Torffläche in
                              									Bayern beträgt etwa 140000 ha, die von Baden etwa 30000 ha. Als Vergleich sei
                              									angeführt, daß demgegenüber Oesterreich 40000, die Schweiz 5000, Rußland 11000,
                              									Schweden und Norwegen einschließlich Holland etwa 2000 km2 Torfmoorflächen besitzen. Bezüglich der zweiten
                              									Frage: „Was ist Torf?“ sei folgendes gesagt: Nach Weber, „Ueber Torf, Humus, Moor“ ist Torf „ein aus
                                 										abgestorbenen, zellulosereichen Pfanzen durch die Ulmifikation entstandenes, in
                                 										Berührung mit der Luft braun oder schwarz gewordenes, in grubenfeuchtem Zustande
                                 										weiches, sehr wasserreiches „organisches Mineral“, dessen
                                 										charakteristische Färbung auf den Gehalt von Ulmin zurückzuführen ist“. Die
                              									Zusammensetzung von Torf ist je nach Herkunft sehr verschieden, er besteht
                              									hauptsächlich aus Kohlenstoff (50 bis 60 v. H.), Wasserstoff (4 bis 7 v. H.) und
                              									Sauerstoff (30 bis 40 v. H.) und besitzt ferner geringe Mengen an Stickstoff (0,7
                              									bis 2 v. H.), Schwefel (0,3 bis 0,5 v. H.) sowie oft größere Mengen Asche (2 bis 8
                              									v. H. bei lufttrockenem Material). Letztere zeichnet sich durch einen
                              									verhältnismäßig hohen Phosphorsäuregehalt aus. Dementsprechend beträgt der Heizwert
                              									von Torf 2300 bis 4000 Kai. je nach der Zusammensetzung und dem Feuchtigkeitsgehalt
                              									des Materials.
                           Nach Fritsche „Die Untersuchung der Brennstoffe“ ist der Torf als ein im
                              									Verkohlungsprozeß befindlicher Brennstoff anzusehen, dessen Fortschreiten
                              										„infolge mangelhafter Luftzufuhr in der Weise stattfindet, daß nur die am
                                 										leichtesten oxydierbaren Bestandteile der Pflanzen (Hypnum und Sphagnum-Arten)
                                 										zu Kohlensäure und Wasser verbrannt werden, womit die Bildung von
                                 										Reduktionsprodukten, Kohlenwasserstoffen (von Methan an bis zu den
                                 										kohlenstoffreicheren, wasserstoffärmeren fortschreitend), und eine relative
                                 										Anreicherung der Kohlenstoffgehalte in dem festen Rückstande verbunden ist.“
                              									Das Charakteristischste bei der Torfbildung ist die Eigenschaft bestimmter Pflanzen,
                              									unter Wasser und bei mäßiger Temperatur nicht zu verfaulen, sondern zu vertorfen,
                              									indem sich ihr Wasserstoff- und Sauerstoffgehalt verringert, und sich zugleich der
                              									Kohlenstoffgehalt der Torfmasse erhöht.
                           In fast allen Fällen ist der Torf mit Erdbestandteilen, wie Sand, Lehm oder auch mit
                              									Kies oder Ton durchsetzt. Man unterscheidet dementsprechend Moor-, Heide-, Wiesen-,
                              									Wald- oder Holz- und Mertorf.
                           Dem Thema dieser Abhandlung entsprechend soll aber im Nachstehenden nur auf die
                              									Verwertung des Moortorfes eingegangen werden.
                           Ihrem geologischen Alter nach unterscheidet man im allgemeinen drei Arten von Moor:
                              									Das Niedermoor, das Uebergangsmoor sowie das Hochmoor. Die Art richtet sich auch
                              									viel nach der Beschaffenheit des Untergrundes, auf dem das Moor gewachsen ist,
                              									ferner nach dem Wasser, das die moorbildenden Pflanzen getränkt hat, wobei als
                              									Unterscheidungsmerkmal vielfach auch der Kalkgehalt des Moores angeführt wird. Im
                              									Gegensatz zu den Niedermooren, die im wesentlichen aus verschiedenen hochstehenden
                              									und kalkreichen Planzen, Sumpfgräsern, Schilf und Rohr usw. bestehen, zeichnet sich
                              									das Uebergangsmoor bereits durch die üppigere Vegetation von Wollgras, Heidekraut,
                              									Torfmoosen aller Art aus, die im weiteren Stadium ganz besonders zur späteren
                              									Entwicklung der Hochmoore beitragen. Die letzteren, die infolge ihres geringen
                              									Gehaltes an Stickstoff, Kalk, Kali und Phosphorsäure einen wesentlich geringeren
                              									Kulturwert in bezug auf landwirtschaftliche Bebauung besitzen, bestehen in den
                              									unteren Schichten aus einer schwarzbraunen, fast vollständig strukturlosen
                              									Torfsubstanz, die beim Trocknen stark zusammenschrumpft und eine oft in
                              									scharfkantige Stücke zerbröckelnde, harte, vielfach auch faserige und filzige Masse
                              									darstellt. Die zunächst nach oben folgende, bereits etwas hellere Mittelschicht wird
                              									als sogenannter Grenztorf bezeichnet und besteht im wesentlichen aus den noch nicht
                              									so intensiv vertorften Pflanzenresten, wie Wollgras, Heidekraut, während die
                              									wesentlich heller gefärbte Oberflächenschicht der Hochmoore in der Hauptsache aus
                              									den im Torfprozeß befindlichen Torfmoosen hervorgegangen ist. Aus dieser oberen
                              									Torfschicht, der sogenannten Moosschicht, wird nach dem vollständigen Trocknen
                              									Torfmull und Torfstreu gewonnen, während die mittleren und unteren Schichten ihrer
                              									größeren Dichte wegen als Brennstoff Verwendung finden können.
                           Gewonnen wurde der Torf früher ausschließlich durch Stechen mit der Hand, und diese
                              									Art hat auch heutenoch dort seine volle Berechtigung, wo es sich lediglich um
                              									die Gewinnung geringerer Mengen handelt. Handelt es sich aber um die Förderung
                              									großer Torfmengen, wie sie zum Betriebe mittlerer und großer Elektrizitätskraftwerke
                              									notwendig werden, so kann zur Erreichung eines wirtschaftlichen Ergebnisses nur die
                              									maschinelle Förderung des Torfes in Betracht kommen. Zu diesem Zwecke sind bereits
                              									eine größere Anzahl Spezialmaschinen konstruiert und zur Ausführung gelangt, von
                              									denen besonders die Torfbagger nach der Bauart von Dr. Wieland sowie von Strenge besondere Bedeutung
                              									erlangt haben. Diese Maschinen graben nicht nur den Torf ab und baggern ihn
                              									vollkommen selbsttätig hoch, sondern entwässern die Torfmasse so weit als möglich,
                              									mischen die Masse und pressen sie zu Torfbriketts, den sogenannten Torfsoden, und
                              									legen diese zum weiteren Austrocknen ab. Während diese einzelnen Arbeitsvorgänge
                              									früher ausschließlich von Hand und dann von einer großen Anzahl einzelner Maschinen
                              									vorgenommen wurden, wird der ganze Arbeitsvorgang heute von einer einzigen großen
                              									Vorrichtung vollkommen selbsttätig durchgeführt, die je nach Ausführung und Größe
                              									zur Bedienung meistens nur 12 bis 15 Arbeiter bedarf.
                           Der Arbeitsvorgang einer derartigen Torfgewinnungsmaschine, Bauart Strenge, ist nach den Ausführungen von Paulmann und BlaumSiehe Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 1911
                                    											Nr. 24. folgender; „In die zu bearbeitende Torffläche wird ein
                                 										schmaler Entwässerungsschlot mit der Hand eingegraben. Dann wird die etwa ½ m
                                 										starke Bunkschicht so weit ebenfalls mit der Hand abgehoben, daß der Bagger den
                                 										ersten Schnitt machen kann. Das weitere Abbunkern geschieht entsprechend dem
                                 										Fortschreiten der Maschine. Der an einem Ausleger aufgehängte Bagger mit
                                 										senkrechter Kette gräbt das Moor bis zu 4 m Tiefe ab und wirft das Baggergut in
                                 										einen Schütttrichter, aus dem es in eine quer zum Graben liegende Förderrinne
                                 										stürzt. Die Eimerkette wird an dieser Schüttrinne entlanggeschoben, so daß die
                                 										Schnittbreite des Baggers der Förderrinnenlänge, im allgemeinen etwa 3 bis 4 m,
                                 										entspricht. An die wagerechte Rinne schließt sich eine aufsteigende, durch die
                                 										der Torf zur Presse gelangt. Zum Fördern dient eine durch beide Rinnen laufende
                                 										Mitnehmerkette. In der Presse wird der Torf gemischt und zermahlen und dann auf
                                 										einen Gurtförderer geworfen, der ihn nach der Mitte des zweiteiligen Ausbreiters
                                 										bringt. Hier wird die Masse von den Mitnehmern zweier entgegengesetzt
                                 										umlaufenden Ketten ergriffen und in der ganzen Länge des Ausbreiters in
                                 										gleichmäßiger Schicht auf dem Trockenfelde verteilt. Hinter dem Ausbreiter
                                 										schleift auf dem Torfkuchen eine Schleppbühne, die dem Torf eine größere Dichte
                                 										verleiht. Der Torfkuchen wird, wenn er etwas getrocknet ist, von einer
                                 										Sodenschneidmaschine in einzelne Soden zerschnitten. Sämtliche Arbeitsvorgänge,
                                 										und zwar das Baggern und Verschieben der Baggerkette an der Förderrinne, die
                                 										Bewegung der Mitnehmerkette in den Rinnen, der Antrieb der Presse, der Umlauf
                                 										des Förderbandes hinter der Presse, die Betätigung der Mitnehmerketten des
                                 										Ausbreiters und schließlich der Vorschub der ganzen Torfgewinnungsmaschine
                                 										erfolgen maschinell von einer Stelle aus, und zwar dient ein Elektromotor oder
                                 										eine mit Torf geheizte Lokomobile zum Antrieb. Zur Bedienung der ganzen Maschine
                                 										ist ein Mann nötig, der die einzelnen Triebwerke vom Führerstande aus einrückt.
                                 										Zum Betriebe gehören ferner zwei Leute zum Vorstrecken der Gleise, zwei zum
                                 										Abheben der Bunkschicht, zwei zum Herrichten der Ränder der ausgebreiteten
                                 										Torfmasse und schließlich ein weiterer Arbeiter für verschiedene
                                 										Hilfeleistungen. Zur Bedienung der Sodenschneidmaschine sind vier Mann, im
                                 										ganzen also zwölf Mann nötig. Die Maschine verarbeitet etwa 80 m3 Rohmoor in der Stunde. Der Leistungsbedarf
                                 										der Torfgewinnungsmaschine mit Ausbreiter beträgt bei Lokomobilantrieb 35 bis 40
                                 										PS. Wird die Maschine statt mit einem Ausbreiter mit einem Sodenförderer
                                 										verbunden, so braucht sie, wie durch Messungen festgestellt ist, bei
                                 										elektrischem Antrieb 25 KW. Eine Schnittiefe von 4 m ist in den meisten Fällen
                                 										ausreichend, um die ganze Moorschicht zu gewinnen. Die durchschnittliche
                                 										Mächtigkeit der Torfmoore kann mit etwa 3 m angenommen werden. Bei mehr als 4 m
                                 										tiefen Mooren wird die Torfmasse gegebenenfalls mit zwei oder mehreren Schnitten
                                 										entfernt. Hierbei kommt die Torfgewinnungsmaschine auf die bereits auf 4 m Tiefe
                                 										abgehobene Fläche zur Aufstellung. Der Vorteil der Strengeschen Konstruktion liegt hauptsächlich in der Möglichkeit, die
                                 										Gräben mit senkrechten Wänden zu ziehen. Hierdurch ist es im Gegensatz zu
                                 										anderen Ausführungen möglich, die obere, meistens nicht zu verwertende
                                 										sogenannte Bunkerde unmittelbar auf die freigelegte untere Fläche abzuwerfen, wo
                                 										sie für Kulturzwecke, später mit Dung und Abfallstoffen sowie Mutterboden
                                 										vermischt, weiter verarbeitet wird, vorausgesetzt, daß es möglich ist, die ganze
                                 										Moorschicht mit einem Schnitt zu gewinnen. Anderenfalls muß die Bunkerde bei
                                 										einem zweiten Schnitt nochmals bewegt werden. Sie bleibt aber immer in
                                 										unmittelbarer Nähe der späteren Verwendungsstelle.
                           Es ist im übrigen auch bei der Konstruktion dieser Maschine darauf geachtet worden,
                              									daß nutzlose und nur Kosten verursachende Förderwege vermieden werden. Mit Rücksicht
                              									hierauf breitet die Maschine den gewonnenen Torf unmittelbar hinter sich aus, so daß
                              									er an der Gewinnungstelle trocknet und erst dann zum erstenmal weiterbefördert
                              									werden braucht. Das Abgraben mit senkrechten Wänden hat noch den Vorteil, daß die
                              									Torfmasse ununterbrochen aus allen Schichten des Moores entnommen wird, da jeder
                              									Eimer der Baggerkette von unten bis oben das Moor durchschneidet. Es ist daher wohl
                              									ohne Weiteres einleuchtend, daß bei dem sich anschließenden Zerkleinerungs- und
                              									Mischvorgang das Enderzeugnis als von sehr gleichartiger Beschaffenheit ausfallen
                              									muß, sowohl in bezug auf Heizwert und auch in bezug auf allgemeinen Wert.
                           Bezüglich der Mengenleistung bei der Gewinnung des Torfes sei darauf hingewiesen, daß
                              									beispielsweise beiHandbetrieb ein geübter Torfstecher täglich 12 m3 Rohmoor stechen und auf das Trockenfeld fördern
                              									kann. Dies entspricht einer Leistung von \frac{12\,.\,150}{1000}=1,8\mbox{
                                 										t} Trockentorf, da aus 1 m3 Rohmoor
                              									erfahrungsgemäß 150 kg Trockensubstanz entstehen. Unter der Voraussetzung eines
                              									Arbeitslohnes von etwa 3,60 M für den Tag kostet demnach die Tonne Trockentorf etwa
                              									2,– M. Im Gegensatz hierzu verarbeitet die oben beschriebene Torfgewinnungsmaschine
                              									80 m3 Rohmoor innerhalb einer Stunde, entsprechend
                              									einer Trockentorfmenge von 120 t innerhalb 10 Std. Arbeitzeit. Diese gewonnene
                              									Torfmenge breitet die Maschine vollständig selbsttätig hinter sich aus, so daß der
                              									Torf unmittelbar an der Gewinnungsstelle trocknen kann und erst vor Einbruch des
                              									Winters in das Winterlager befördert zu werden braucht, wenn man nicht vorzieht, die
                              									Torfsoden in Haufen oder Mieten zu stapeln, um zu verhüten, daß der noch nicht
                              									vollständig getrocknete Torf bei Regen wieder völlig durchtränkt wird. Weiter ist
                              									dafür Sorge zu tragen, daß der gewonnene Torf stets vor Eintritt des Winters völlig
                              									getrocknet ist, da durch das Frieren von noch feuchtem Torf die Torffaser zu Pulver
                              									zerfällt und dann nicht mehr als Brennstoff verwendet werden kann.
                           Durch die Lufttrocknung ist es möglich, den Wassergehalt des Torfes im Freien bis auf
                              									ungefähr 20 v. H. herunterzubringen und ihn später unter gedeckten Schuppen weiter
                              									bis auf etwa 10 v. H. herab zu verringern. Es ist dies ein sehr beachtenswertes
                              									Ergebnis, wenn man bedenkt, daß dieser Trockenvorgang auf rein natürlichem Wege, und
                              									ohne Aufwand von Wärme, bzw. Kosten vor sich gehen kann. Im Gegensatz hierzu war die
                              									in früheren Jahren vielfach versuchte künstliche Trocknung von Torf mit sehr hohen
                              									Kosten verbunden und führte trotzdem niemals zu einem der Praxis genügenden
                              									wirtschaftlichen Ergebnis. Es soll daher auf diese künstlichen Trocknungsanlagen im
                              									Nachstehenden auch nur kurz eingegangen werden.
                           Da die natürliche Trocknung sehr von der Witterung abhängt und verhältnismäßig viel
                              									Platz beansprucht, da ferner das Trocknen im Freien nur in den Sommermonaten in
                              									Betracht kommt, so lag es nahe zu versuchen, die Trocknung auf künstlichem Wege
                              									durchzuführen. Zunächst versuchte man, das Wasser aus der Torfmasse auszupressen,
                              									stieß aber hierbei bald auf große Schwierigkeiten. Bei Anwendung feinmaschiger Siebe
                              									setzten sich die Löcher schnell zu, so daß das Wasser nicht mehr hindurchtreten
                              									konnte, bei Verwendung grobmaschiger Siebe trat aber die Torfsubstanz mit hindurch.
                              									Das Gleiche wiederholte sich bei Verwendung von Filtertüchern und Zentrifugen. Das
                              									Verdampfen des Wassers ist mit Rücksicht auf die hohen in Betracht kommenden
                              									Wassermengen vollkommen ausgeschlossen, da hierzu mehr Wärme erforderlich ist als
                              									durch das Verbrennen der erzeugten Trockenmasse gewonnen würde. Aber auch das
                              									Trocknen in besonderen Trockenapparaten mit mäßig erhitzter Luft hat zu keinem
                              									befriedigenden Ergebnis geführt, da dann infolge des langsamen Trockenvorganges die Ausnutzung der
                              									betreffenden Anlage unter Berücksichtigung der Anschaffungskosten zu gering wird.
                              									Weiter sind Versuche gemacht, das Trocknen auf elektrischem Wege durch die
                              									sogenannte Elektro-Osmose herbeizuführen, aber auch hier hat sich ein
                              									wirtschaftlicher Weg bis heute noch nicht gezeigt, da einmal durch den Bedarf an
                              									elektrischer Energie, in der Hauptsache aber durch die erhöhten Transportkosten, das
                              									überdies noch nicht einmal vollkommen trockene Produkt so verteuert wird, daß eine
                              									Rentabilität nicht überall gewährleistet werden kann. Es ist somit wohl
                              									einleuchtend, daß bis auf Weiteres nur die natürliche Trocknung Aussicht hat zu
                              									einem wirtschaftlichen Erfolg zu führen, wie dies denn auch die Praxis bereits
                              									gelehrt hat.
                           Wie bei anderen Brennstoffen ist auch der Heizwert von Torf nicht nur von der
                              									geologischen Beschaffenheit, der Tiefe der Vertorfung abhängig, sondern auch vom
                              									Wassergehalt. Die Vertorfungen schwanken zwischen 45 bis 70 v. H. Kohlenstoffgehalt
                              									und betragen im Mittel bei den untersten Schichten eines Moores ungefähr 65 v. H.,
                              									bei den oberen für die Brennstoffverwertung noch in Betracht kommenden Schichten
                              									etwa 55 v. H. Torf mit einem geringeren Kohlenstoffgehalt kommt dagegen für die
                              									Aufbereitung als Brennstoff weniger in Frage. Dementsprechend schwankt der Heizwert
                              									von 1 kg vollkommen asche- und wasserfreien Torfes zwischen 4000 bis 5200 Kal.,
                              									während man im Mittel bei Torf von 20 v. H. Wassergehalt mit etwa 3000, und bei 10
                              									v. H. Wassergehalt mit etwa 3500 Kal. auf 1 kg rechnen kann.
                           Bezüglich seiner Verwertung als Brennstoff gibt es verschiedene Wege. Man kann den
                              									lufttrockenen Torf sowohl unmittelbar auf dem Rost verbrennen oder ihn mit Hilfe
                              									besonderer Oefen verkoken. Man kann aber Torf auch selbst bei größerem
                              									Feuchtigkeitsgehalt (50 v. H.) in Generatoren vergasen und das erzeugte Gas in
                              									Großgasmaschinen in mechanische Energie umsetzen.
                           Wenn Torf unmittelbar auf einem Rost verfeuert werden soll, so muß dieser nicht nur
                              									dem Heizwert dieses Brennstoffes entsprechend angepaßt sein und wesentlich größer
                              									ausfallen als bei Steinkohlenfeuerungen, sondern auch der geringeren mechanischen
                              									Festigkeit von Torf entsprechend ausgeführt werden. Zur Verbrennung von Torf mit
                              									einem Wassergehalt von 25 v. H. hat sich immer noch am besten der Treppenrost oder
                              									die Schüttfeuerung bewährt. Andererseits ist bei Torf mit geringerem Wassergehalt
                              									auch der Wanderrost mit Erfolg benutzt worden. Die Schütthöhe auf dem Rost kann bis
                              									zu 200 mm, vorübergehend auch mehr betragen, entsprechend einer Rostbelastung von
                              									150 bis 200 kg auf einen Quadratmeter Rostfläche und Stunde. Bei einem Heizwert von
                              									3800 Kal. kann man mit gutem Preßtorf eine 2,5- bis 4,0-fache Verdampfung erreichen.
                              									Bei Treppenrosten und Schüttfeuerungen soll der Neigungswinkel der Roststäbe
                              									ungefähr 30 bis 40° betragen, das Verhältnis der freien zur gesamten Rostfläche
                              									ungefähr 1 : 7 sein. Die Roststäbe sind bei etwa 35 mm Stufenhöhe 10 mm stark und
                              									100 mm breit auszuführen. Die Zugstärke über dem Rost soll etwa 5 bis 6 mm und
                              									8bis 10 mm im Fuchs betragen. Bei einer Abgastemperatur von ungefähr 300 bis
                              									320° C sowie 12 bis 13 v. H. Kohlensäuregehalt in den Rauchgasen sind bereits
                              									Kesselwirkungsgrade bis zu 70 v. H. und vorübergehend darüber erreicht worden.
                              									Sowohl bei den Treppenrosten, als auch den Wanderrosten empfiehlt es sich, die
                              									Zuführung des Torfes selbsttätig zu gestalten, damit das bei Verfeuerung von Torf
                              									größere Volumen leichter von den Heizern bewältigt werden kann, und der Brennstoff
                              									weniger leicht durch Werfen leidet. Mit Rücksicht hierauf haben sich auch an Stelle
                              									der Treppenroste die ihnen ähnlichen Schüttfeuerungen für Torf gut bewährt.
                           Bei der zweiten Art der Verwertung von Torf durch Verkoken ging man von der Absicht
                              									aus, die bei der unmittelbaren Verfeuerung entstehenden Verluste des im Brennstoff
                              									enthaltenen Stickstoffes zu vermeiden und im gleichen Sinne, wie bei der
                              									Destillation der Kohle auch hier den Brennstoff in seine Bestandteile zu zerlegen
                              									und diese einzeln zu verwenden. Der im Torf enthaltene, im Verhältnis zu anderen
                              									Brennstoffen hohe Stickstoffgehalt kann dadurch leicht in Form von schwefelsaurem
                              									Ammoniak gewonnen und dieser der Landwirtschaft als künstlicher Stickstoffdünger
                              									zugeführt werden. Die Verkokung wird in den, den gewöhnlichen Steinkohlen-Koksöfen
                              									nachgebildeten Oefen vorgenommen, wobei das erzeugte Gas zum größten Teile zum
                              									Heizen der Retorten Verwendung findet, während ein Teil zur Erzeugung von Energie
                              									zum Antrieb der Torfbagger und zu anderen Zwecken übrig bleibt. Durch die
                              									Destillation des Torfes wird er ungefähr zu je einem Drittel in Koks, Teer und
                              									Gaswasser zerlegt. Aus dem letzteren werden Ammoniumsulfat, Metylalkohol und
                              									Kalziumacetat gewonnen, aus dem Torfteer in der Hauptsache Kreosot- und Gasöl,
                              									Paraffin, Pech und schwefelsaures Ammoniak. Bedingung bei diesem Verfahren ist die
                              									Verwendung von möglichst trockenem Torf, daher sind diese Anlagen meistens mit
                              									besonderen Trockenvorrichtungen verbunden, die durch die überschüssige Wärme der
                              									bereits verbrannten und zur Heizung der Koksofen benutzten Torfgase beheizt werden,
                              									aber auch nur unter dieser Voraussetzung einigermaßen wirtschaftlich arbeiten
                              									können.
                           Der Torfkoks eignet sich sehr gut für Schmiedefeuer und für verschiedene
                              									Hüttenzwecke, insbesondere soll er zur Erzeugung von Qualitätseisen in Hochöfen
                              									geeignet sein und hier wie auch für andere Zwecke die sonst vielfach benutzte und
                              									oft teure Holzkohle ersetzen können. Seinem Aeußeren nach stellt der Torfkoks ein
                              									hartes, grauschwarz bis pechschwarzes Produkt von großer Reinheit dar, das im
                              									Gegensatz zu Holzkohle eine weniger hitzige Eigenschaft zeigt und daher beim
                              									Erwärmen empfindlicher Metalle, wie Stahl, Kupfer usw. oft bessere Dienste leistet.
                              									Torfkoks, der durchschnittlich einen Heizwert von 7000 bis 7200 Kal. besitzt,
                              									verbrennt fast ohne Rauchentwicklung, ist bei abgedecktem Feuer äußerst
                              									hitzebeständig bzw. hitzehaltend und eignet sich mithin auch sehr gut zum Ausglühen
                              									von bearbeiteten Werkzeugen, Maschinenteilen usw. Das insbesondere von Prof. Dr. Frank und Dr. Caro nach dem
                              									Ableben von Dr. Mond weiter ausgebildete Verfahren hat indessen, trotz
                              									der anfänglich gehegten großen Aussichten, vorläufig immer noch nicht die ihm
                              									zugedachte Monopolstellung erreichen können, da durch die Aufbereitung der größte
                              									Teil des Wärmewertes vom Torf verloren geht, so daß also nur ein verhältnismäßig
                              									geringer Teil verwertet werden kann. Es steht aber zu erwarten, daß nach
                              									vollständigem Ausbau dieses Verfahrens auch hier die Wirtschaftlichkeit noch
                              									wesentlich gesteigert werden kann.
                           Im Gegensatz hierzu sind mit der nachstehenden, dritten Verwendungsweise bereits
                              									bessere Ergebnisse erzielt worden, um die im Torf enthaltenen reichen Energiemengen
                              									wirtschaftlich auszunutzen, obgleich bei diesem Verfahren die oben erwähnten
                              									Nebenprodukte nicht gewonnen werden können.
                           Die Vorteile der Torfvergasung mittels Torfgas-Generatoren sind nicht nur in der
                              									Eigenart des Rohmaterials selbst begründet, sondern liegen auch in der Möglichkeit,
                              									derartige Anlagen mit einem verhältnismäßig hohen Wirkungsgrade betreiben zu können.
                              									Für das erstere spricht das geringe spezifische Gewicht von Torf, seine wesentlich
                              									größere Porosität anderen Brennstoffen gegenüber, so daß sich dieses Material an
                              									sich schon sehr gut zum Vergasen eignet. Der zweite Punkt ist dagegen auf die
                              									mustergültige Ausbildung der neuzeitlichen Generatoren zurückzuführen, mit denen
                              									wiederholt eine Wärmeausnutzung von über 90 v. H. durch Versuche festgestellt worden
                              									ist. Dabei ist es trotzdem möglich gewesen, Torf von ziemlich hohem
                              									Feuchtigkeitsgehalt (bis zu 50 v. H.) zu vergasen. Das erzeugte Kraftgas besteht im
                              									wesentlichen aus etwa 18 v. H. Kohlensäure, 10 v. H. Kohlenoxyd, 25 v. H.
                              									Wasserstoff, 3 v. H. Methan und 44 v. H. Stickstoff. Es hat dementsprechend einen
                              									Heizwert von etwa 1400 Kal. auf 1 m3. Von großer
                              									Wichtigkeit ist aber, ein möglichst teerfreies Gas zu erzeugen. Um dies zu
                              									erreichen, waren bedeutende Schwierigkeiten zu überwinden. Ohne auf die
                              									verschiedenen Konstruktionen von Torfgasgeneratoren näher einzugehen, sei nur kurz
                              									bemerkt, daß es heute als gelungen zu betrachten ist, auch mit Torf teerfreie
                              									Generatorgase zu erzeugen und daß besonders mit der von Carl Heinz (Görlitzer
                              									Maschinenbau A.-G.) gebauten Konstruktion sehr gute Ergebnisse vorliegen. Nach den
                              									von Prof. Dr.-Ing. Baer an einer 300 PS-Torfgasanlage,
                              									bestehend aus einem Görlitzer Generator und Torfgasmaschine, vorgenommenen Versuchen
                              									kostete bei einem Preise von 4 M für die Tonne Torf die erzeugte KW/Std. nur 0,6
                              									Pf., ein glänzendes Ergebnis, wenn man berücksichtigt, daß der Preis von 4 M für die
                              									Tonne Torf sehr hoch zu nennen ist und nur durch die darauf ruhenden Frachtkosten
                              									erklärlich ist. Der Verbrauch an Torf für die KW/Std. beträgt je nach dem
                              									Feuchtigkeitsgehalt nur 1,5 bis 2,0 kg, man kann daher leicht errechnen, wie sehr
                              									sich die Gestehungskosten erniedrigen, wenn große Kraftwerke mit größeren
                              									Krafteinheiten in unmittelbarer Nähe der Torfgewinnungsstelle errichtet werden,
                              									denen die Tonne Torf mit ungeführ 1 M zur Verfügung gestellt werden kann. Hierdurch
                              									würden sich beispielsweise die reinenBrennstoffkosten für die KW/Std. auf etwa
                              									0,2 Pf. stellen. Bei entsprechender Zentralisierung würde es ferner möglich sein,
                              									den ganzen Energieverbrauch Deutschlands von etwa 3,5 Mill. KW auf Jahrhunderte
                              									hinaus lediglich aus dem Energievorrat der einheimischen Torfmoore zu decken.
                           Zum Schluß sei noch auf einige weitere Verwendungsmöglichkeiten von Torf hingewiesen,
                              									die gerade unter Berücksichtigung der jetzt herrschenden und vom Kriege beeinflußten
                              									Verhältnisse große Beachtung verdienen: Die Verwertung des Torfes als Streu für das
                              									Vieh zwecks Aufsaugung bzw. Aufspeicherung der Jauche. Es ist immer noch viel zu
                              									wenig bekannt, daß der Wert dieses natürlichen Düngers auf 500 Mill. M jährlich
                              									geschätzt ist, und daß dadurch beispielsweise der Zukauf von Chilisalpeter, dessen
                              									Lagerstellen bekanntlich stark abnehmen, sich vielleicht vollständig vermeiden läßt,
                              									ganz abgesehen von dem ungeheuren Wert, wenn Deutschland sich auch nach dieser
                              									Richtung hin vom Ausland weiter unabhängig machen würde. Andererseits wäre dadurch
                              									aber auch eine geradezu ideale Verwertung der oberen Torfschichten gegeben, welche,
                              									wie oben bereits angeführt, als Torf zu Brennzwecken weniger in Betracht kommen. Es
                              									wäre daher sehr zu wünschen, wenn unsere weitschauende Gesetzgebung auch nach dieser
                              									Richtung hin wirken würde, damit die jetzt vielfach als Streu benutzten Stoffe, wie
                              									Stroh usw., anderen in volkswirtschaftlicher Beziehung wertvolleren Zwecken dienen
                              									können. Dazu wäre selbstverständlich in erster Linie erforderlich, daß die
                              									Frachtsätze für Torfstreu besonders verbilligt werden, und daß ferner einheitliche
                              									Normen für den Handel dieser Stoffe nach Preis und Güte erlassen werden, damit im
                              									ganzen Lande die einheitliche Verwendung von Torf als Streu usw. gesichert wird.
                           Eine weitere Verwendungsmöglichkeit dürfte zweifellos auch in der Vermischung von
                              									feinem Torfstaub, der sich weder unmittelbar als Dünger, Streu usw., noch als
                              									Brennstoff eignet, mit den Rückständen der Schlachthäuser zu suchen sein. Es käme
                              									hier besonders schon die Aufsaugung der großen Blutmengen in Betracht, welche auf
                              									diese Weise für Düngerzwecke sicherlich gut zu verwerten sein werden.
                           Weiter sei auf die Verwertung von Torf als Isoliermaterial hingewiesen, an Stelle der
                              									vom Auslande bezogenen Korkerzeugnisse, die ebenfalls immer geringer und
                              									dementsprechend teurer werden. Es ist nur wenig bekannt, daß sich der sogenannte
                              									Fasertorf ganz vorzüglich zu Platten verarbeiten läßt, die eine den Korkplatten
                              									ähnliche Konsistenz und Bearbeitungsfähigkeit besitzen, dabei aber viel
                              									gleichmäßiger und fester hergestellt werden. Hierher gehören auch die übrigen für
                              									den Wärme- und Kälteschutz dienenden besonderen Formstücke, als beispielsweise
                              									gepreßte Schalen und Steine aus Fasertorf. Ferner können Platten aus diesem Stoffe
                              									sehr gut für die Schalldämpfung von Gebäuden und Maschinen Verwendung finden, und
                              									vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo auch Linoleum statt aus Korkabfällen aus
                              									Torffaser hergestellt wird. Auch durch die Verwertung des Fasertorfes an Stelle von Kork
                              									könnte sich Deutschland vom Ausland unabhängiger machen, und somit mindestens 15
                              									Mill. M im Jahre der einheimischen Torfverwertungsindustrie bzw. dem
                              									Nationalvermögen erhalten bleiben.
                           Alles zusammengefaßt bedeutet die Ausnutzung unserer einheimischen Torfmoore bzw. die
                              									Sicherstellung von möglichst vielen Verwertungsmöglichkeiten von Torf nicht nur eine
                              									Kulturaufgabe allerersten Grades, sondern ist auch für die weitere Entwicklung
                              									unserer Industrie für das Problem der Unabhängigkeit vom Ausland von großer
                              									volkswirtschaftlicher Bedeutung. Andererseits istschon nach dem heutigen Stande
                              									der Torfverwertungstechnik sicher zu erwarten, daß auch der materielle Erfolg nicht
                              									ausbleiben wird, und daß durch eine zielbewußte Durchführung der gestellten hohen
                              									Aufgabe nicht nur ein großer Teil des Nationalvermögens dem Vaterlande
                              									fruchtbringend erhalten bleibt, sondern daß vor allem auch das dadurch erzielte
                              									Gefühl der größeren Sicherheit und des unentwegten Fortschritts weiterhin im
                              									Auslande dazu beitragen wird, die den Deutschen in der Weltwirtschaft gebührende
                              									Stellung weiter zu festigen.