| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 347 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ueber die Bearbeitung von Granaten. In Heft 13 der
                              									Werkstattstechnik liefert Fritz Kopp, Hannover, einen
                              									Beitrag zur Beantwortung der Frage, wie es trotz aller Schwierigkeiten möglich war,
                              									daß sich die deutsche Industrie in so kurzer Zeit den ihr durch den Krieg gestellten
                              									Aufgaben gewachsen zeigte. Wird doch beim Bearbeiten von Granaten die schwer zu
                              									erfüllende Anforderung gestellt, aus nicht immer gleichmäßigem Rohstoff auf
                              									ursprünglich anderen Zwecken bestimmten Maschinen durch ungelernte oder zum
                              									mindesten für die vorliegende Arbeit ungeübte Leute Drehstücke herstellen zu lassen,
                              									die der Prüfung durch Lehren unterzogen werden müssen. Daß es möglich ist, auch bei
                              									ungünstigen Verhältnissen dieser Aufgabe gerecht zu werden, will der erwähnte
                              									Aufsatz zeigen, nicht aber die Schilderung einer durch Vollkommenheit
                              									ausgezeichneten Sondereinrichtung liefern. Der Arbeitsplan für die Fertigstellung
                              									einer Granate, die als Rohguß angeliefert wurde, ist der folgende. Das Stück wird
                              									zentriert, übergedreht und geschlichtet. Hierauf wird die Kopfform und das Gewinde
                              									zum Eindrehen des Zünders hergestellt. Dann erfolgt das Drehen des Bodens und
                              									Einstechen der Nut für den Führungsring. Aussparungen zum Verstemmen des Zünders
                              									werden am Mundlochrand eingefräst, und eine Wasserdruckprobe findet statt. Endlich
                              									erhält die Nut eine Körnung für den Führungsring und dieser wird eingezogen,
                              									verstemmt und überdreht. Es fehlt jetzt nur noch der Anstrich und das Stempeln.
                              									Dieses wird schon nach dem Körnen der Einstechung vorgenommen. Das Zentrieren
                              									erfolgt mit Hilfe eines in einem Revolverkopf angebrachten Bohrers. Die Granate wird
                              									dabei mit der Höhlung soweit über einen Dorn geschoben, bis das Mundloch an einen
                              									Konus anschlägt. Auf diesem sind zwei Marken angebracht, zwischen denen das
                              									Anschlagen erfolgen muß, damit das Körnerloch die richtige Tiefe erhält. Durch
                              									Drehung eines Handrades werden drei gehärtete Bolzen gegen die Wände der Höhlung im
                              									Arbeitsstück gepreßt, wodurch Festspannen erfolgt. Meist läuft die Granate danach
                              									genügend rund, so daß ohne weiteres das Ankörnen erfolgen kann. Bisweilen aber
                              									trifft einer der Bolzen auf einen kleinen Vorsprung im Innern der Höhlung. In diesem
                              									Falle wird durch eine kleine Drehung der Granate das gewünschte
                              									Rundlaufenerzielt. Liegt indessen die Höhlung merklich schief zur
                              									Achsenrichtung, so ist das Arbeitsstück als unbrauchbar auszuscheiden. Das
                              									Ueberdrehen der Granate erfolgt auf einer normalen Drehbank unter Benutzung eines
                              									Kopierlineals, das entsprechend der Erzeugenden des Mantels geformt ist. Mit Hilfe
                              									eines Kopierklobens hängt der Support an einem Stift, der am Lineal geführt wird,
                              									und erhält dadurch die für die Bearbeitung erforderliche Querbewegung. Nach
                              									jedesmaligem Schleifen wird der Schneidstahl nach einer Lehre eingespannt, so daß
                              									die Lage seiner Schneidkante zum Längsschlitten des Supports stets die gleiche
                              									bleibt. Durch Spindel und Mutter kann der Kopierkloben genau eingestellt werden. Der
                              									Durchmesser der Granate wird durch eine Rachenlehre kontrolliert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 347
                              
                           Angezeigt ist es, die Maschinen mit federnden Pinolen
                              									auszustatten, da bei Schraubpinolen leichter eine Lockerung der Einspannung
                              									auftritt. Die Schlichtarbeit unterscheidet sich von der Schrupparbeit nur dadurch,
                              									daß bei gesteigerter Schnittgeschwindigkeit und größerem Vorschub ein schwächerer
                              									Span genommen wird. Ein Mann genügt zur Bedienung von drei Maschinen. Für
                              									Kopfformdrehen und Gewindeschneiden wird eine Revolverbank benutzt. Besonderer Wert
                              									ist auf festes, genau zentrisches Einspannen zu legen. Kopp beschreibt in seinem Aufsatz ein diesen Anforderungen entsprechendes
                              									Futter. Die obere konische Einsenkung des Kernloches für das Zündergewinde und der
                              									konische Uebergang zur Höhlung der Granate wird durch den in der Abbildung gezeigten
                              									Mundlochfräser ausgearbeitet. Das Drehen des Bodens und das Einstechen der Nut
                              									findet ebenfalls auf einer Revolverbank statt, die einen Quersupport besitzt. Eine
                              									leicht herzustellende Sondermaschine dient zum Fräsen der Stemmnuten, Bei dieser
                              									Maschine sitzen auf einem Gußbock einstellbar vier Spindelstöcke kleiner Drehbänkchen, welche die
                              									Fräser tragen. Diese werden durch ein gemeinsames Vorgelege angetrieben. Auf der
                              									einen Seite des Gußbockes befindet sich eine federnde Pinole, auf der anderen die
                              									Lagerung der Granate. Diese wird beim Drehen eines Handrades durch eine
                              									Schraubenspindel gegen die Fräser vorbewegt. Für die Wasserdruckprobe ist eine Pumpe
                              									mit Preßrohr vorgesehen. Die Granate wird durch Spindel und Druckteller dichtend
                              									gegen den Anschluß an die Pumpe gepreßt. Das Körnen der Nut für den Kupferring sowie
                              									das Stempeln geschieht mit Hilfe eines Lehrringes von Hand. Zum Einziehen des
                              									Führungsringes dient eine Exzenterpresse, die durch geringfügige, einfache
                              									Abänderungen ihrem neuen Zwecke dienstbar gemacht werden konnte. Das Ueberdrehen des
                              									Ringes erfolgt auf einem Wagerechtbohrwerk. Der Stahl wird dabei mit Hilfe einer
                              									Schablone an einem Kopierstifte geführt, so daß er die Mantelkurve des Ringes
                              									beschreibt. Zur Kontrolle des Ringdurchmessers dient eine Grenzrachenlehre, während
                              									seine Entfernung vom Boden und sein Profil durch eine Profillehre geprüft werden. Zu
                              									erwähnen ist, daß bei allen zur Verwendung gelangten Stählen Schnellstahlplättchen
                              									auf Schweißeisenstäbe aufgeschweißt werden. Es geschieht dies zur Ersparung von
                              									Kosten. Auch zeigen die Platten gleichmäßigere Härte als die vollen Stähle. Das
                              									Anstreichen erfolgt nach Aufstecken der Granate auf eine Welle durch Gegenhalten des
                              									Pinsels.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Beanspruchung und Lebensdauer von Drahtseilen für Aufzüge.
                              									(Von O. Wahrenberger, Z. d. V. d. I. 1915 Nr. 30.)
                              									Aufzugsseile werden fast durchweg nach der „Bachschen“ Formel berechnet, die die Biegung der einzelnen Drähte auf
                              									der Scheibe zwar berücksichtigt, aber für das Seil nicht die Elastizitätsziffer des
                              									Materials E ∾ 2000000 kg/cm2 einsetzt, sondern nur ⅜ davon. Von Woernle
                              									und anderen ist nun darauf hingewiesen worden, daß für die Wahl dieses Faktors ⅜
                              									keine experimentellen Grundlagen vorhanden sind, und daß man mit dem vollen Wert von
                              										E rechnen müsse.
                           Demgegenüber macht der Verfasser darauf aufmerksam, daß keine Unfälle bekannt
                              									geworden sind, bei denen der Fahrkorb eines Aufzuges abgestürzt sei, blos weil das
                              									Seil sich als zu schwach erwiesen hätte. Er zeigt ferner, daß Seile verschiedenen
                              									Durchmessers doch dieselbe rechnungsmäßige Sicherheit haben können, gleichgültig ob
                              									mit dem vollen Wert von E oder dem ⅜-fachen gerechnet
                              									wird, und zählt verschiedene andere Umstände auf, die zum Teil sehr bedeutenden
                              									Einfluß auf die Lebensdauer eines Aufzugsseiles haben.
                           Ein wesentlicher Grund für den schnellen Verschleiß mancher Seile scheint dem
                              									Verfasser nach Erfahrungen an 2500 seiner Prüfung unterstellten Aufzügen die Höhe
                              									des spezifischen Druckes zwischen Draht und Rolle zu sein. Er führt eine Anzahl von
                              									Einzelfällen aus seiner Praxis auf, die seine Angaben bekräftigen, und empfiehlt,
                              									die Rillen der Scheiben möglichst dem Seildurchmesseranzupassen, die Rillen mit
                              									weichem Material auszukleiden und mehr Seile im Längsschlag mit Hanfseelen in jeder
                              									Litze zu verwenden. Von Interesse ist auch der Nachweis, daß wegen der im
                              									allgemeinen weniger günstigen Rillenform der Führungsrollen das Seil dort öfter und
                              									leichter Schäden erleidet als auf der Trommel, deren Rillen dem Seil gewöhnlich gut
                              									angepaßt sind. Wenn ein Seil über eine größere Zahl von Rollen geht, so ist die
                              									Gefahr auch eine entsprechend höhere. Ebenfalls von Einfluß, wenn auch wohl von
                              									geringerem, oder weniger leicht festzustellendem, ist die Biegung des Seiles nach
                              									verschiedenen Richtungen, der Abstand der einzelnen Rollen voneinander und von der
                              									Trommel, die Größe des Umschlingungswinkels und der bei der Verschiebung der
                              									Wanderrolle vor der Trommel auf das Seil in seitlicher Richtung ausgeübte Druck.
                           Es ist entschieden ein dankenswerter Hinweis, daß bei Feststellung der Ursache
                              									mancher Drahtbrüche von Aufzugsseilen Obacht auf eine größere Zahl von
                              									Einzeleinflüssen zu nehmen ist, und daß Zug- und Biegungsversuche allein die Frage
                              									der Haltbarkeit von Litzenseilen nicht völlig zu klären vermögen.
                           Stephan.
                           
                        
                           Die Entwicklung der Chemie im letzten Vierteljahrhundert.
                              									(Prof. Dr. Willstätter, Rede in der preuß. Akademie der
                              									Wissenschaft.) Die Geschichte der anorganischen Chemie hat jegliche Erwartung
                              									übertroffen durch Entdeckungen und neue Gedanken, die keines Dichters Phantasie
                              									hätte vorhersehen können. Daher ist nicht dem reichen Material der Kohlenstoff
                              									Verbindungen die Fortbildung der Theorie in erster Linie zu danken, vielmehr haben
                              									die Strahlen neuartiger Elemente den Weg zu den letzten Problemen der Chemie
                              									beleuchtet. Argon, Helium und die anderen Edelgase waren Vorboten der kommenden
                              									Entwicklung, in der physikalische Forschung auf die Chemie der Elemente befruchtend
                              									einwirkte und diese das Empfangene so dankbar wiedererstattete, daß zwischen
                              									theoretischer Physik und Chemie ein enges, wunderbar fruchtbringendes Verhältnis
                              									erwuchs.
                           Die Entdeckung der Röntgenstrahlen hatte Becqerels
                              									Entdeckung der Radioaktivität zur Folge, und die physikalische Untersuchung dieser
                              									Strahlung gab den Anstoß zur chemischen Untersuchung ihrer Träger. Durch die Arbeit
                              									des Ehepaares Curie über das Radium ist im Jahre 1893 ein neues Zeitalter der Chemie
                              									eingeleitet worden. Der erste Träger der Radioaktivität blieb nicht lange
                              									vereinzelt; jetzt werden etwa 35 neue radioaktive Elemente angenommen, die den
                              									Zerfallsreihen des Urans, Thors und Aktiniums angehören. Ihnen eigentümlich sind
                              									beschränkte Lebenszeiten, die zwischen Jahrtausenden und winzigen Bruchteilen einer
                              									Sekunde liegen. Darunter sind Elemente von gleichem Atomgewicht, die verschiedenen
                              									chemischen Charakter besitzen, und Elemente von verschiedenem Atomgewicht, die im
                              									chemischen Verhalten übereinstimmen. Das periodische System trägt der Fülle neuer
                              									Erscheinungen Rechnung, indem es statt einzelnen Gliedern den Plejaden Raum gibt.
                              									Die Annahme der Zerfallsreihen wird bestätigt durch Bestimmung ungleicher Atomgewichte von
                              									Blei; unter dem Namen Blei liegen uns also verschiedene Metalle vor. Die Kenntnis
                              									von der komplexen Natur der Atome ist erschlossen, der alte Glaube an die
                              									Unveränderlichkeit der Atome ist gestürzt.
                           Zu derselben Zeit wird durch Beobachtungen an Kolloiden die Molekulartheorie
                              									bestätigt; die Grundlage unserer Theorie der Kohlenstoffverbindungen gewinnt dadurch
                              									an Sicherheit.
                           Ihren Aufschwung hat die organische Chemie auf dem Boden der Strukturlehre und der
                              									Konfigurationslehre genommen; die Erklärung eines besonderen Falles, der
                              									Konstitution des Benzols, rief die Blüte der aromatischen Chemie hervor und
                              									begünstigte die Entwicklung unserer chemischen Großindustrie. In den Jahrzehnten
                              									nach Kekulés Formulierung des Benzols lieferten die
                              									pyrogenen Produkte aus dem Steinkohlenteer die Muttersubstanzen für die sich
                              									gewaltig mehrenden Kohlenstoffverbindungen. Die Benzolderivate waren in ihrer
                              									Reaktionsfähigkeit den Fettstoffen weit überlegen, darum geeigneter zur chemischen
                              									Veredelung. Während sich die Reihen der Systeme füllen, vertieft sich die Theorie
                              									auf Grund feiner Beobachtungen an ungesättigten Stoffen. Die Valenzlehre entwickelt
                              									sich weiter an seltenen Fällen von Valenzlücken, von dreiwertigem Kohlenstoff, und
                              									an häufigen Erscheinungen von kleinen Affinitätsbeträgen, von Partialvalenzen. Die
                              									breitere Anschauung von der Valenz erlaubt auch, die komplexen anorganischen Körper
                              									zu ordnen und zu erklären. Die Annahme wechselnder Valenz wird auf den Sauerstoff
                              									ausgedehnt, dessen Vierwertigkeit in organischen Verbindungen zutage tritt. Die
                              									Methoden der Synthese, noch häufig plump in Vergleich mit natürlichen Vorgängen,
                              									gewinnen durch Einführung der Magnesiumalkylhaloide an Beweglichkeit.
                           Die Umformungen organischer Substanzen werden durch neue Prozesse der Addition von
                              									Wasserstoff und von Ozon vervollkommnet. Doch nicht dieser methodische Zuwachs
                              									bestimmt heute Richtung und Ziel der organischen Chemie.
                           Während der Teer als Quelle organischer Stoffe zu verarmen beginnt, öffnet sich
                              									wieder der unerschöpfliche Speicher pflanzlichen und tierischen Uebens. Alkaloide
                              									und Terpene, nur Nebenprodukte des vegetabilischen Stoffwechsels, waren um der
                              									Strukturprobleme und der Anwendungen willen der Untersuchung wert. Wichtiger ist es,
                              									die Bausteine des lebenden Organismus zu erforschen. Dies ist der organischen Chemie
                              									schon in ihrer Jugendperiode für die Fette gelungen; an die schwierigen Probleme der
                              									Kohlehydrate, Proteine und Nukleinsubstanzen hat sich erst in den letzten
                              									Jahrzehnten die Forschung ernstlich gewagt. Heute sind auch die Gebiete der Zucker,
                              									Purine und Eiweißkörper von der Analyse durchprüft, von der Synthese erobert. Die
                              									Leistung dieser Epoche trägt eines einzigen Meisters Stempel. Der Biologie sollten
                              									die Hilfsmittel geschaffen werden, und sie sind geschaffen worden, um die
                              									verwickelten Vorgänge im Pflanzen- und Tierleibe zu verfolgen und die Rätsel der
                              									Ernährung, der Atmung, des Wachstums zu lösen.
                           Fast scheint es, uns sei nicht mehr viel zu tun geblieben, wir kennen das
                              									Material der Zelle. Doch um ihr Leben zu verstehen, bedarf es tiefen Eindringens in
                              									das Wirken der Enzyme. Wird es der organischen, wird es der physikalischen Chemie
                              									oder ihrem Bunde gelingen, das Bild der Fermente zu entschleiern? Eine Generation
                              									von Forschern wird daran arbeiten, die Enzyme stofflich zu definieren und vielleicht
                              									sie synthetisch zu gewinnen.
                           Plohn.
                           
                        
                           Die preußisch-hessischen Staatseisenbahnen im Jahre 1913.
                              									Am Ende des Jahres 1913 betrug die Länge der dem öffentlichen Verkehr dienenden
                              									Bahnstrecken 39327 km. Die bis Ende März 1914 aufgewendeten Anlagekosten betrugen
                              									zusammen 12622589000 Mark, somit trifft auf 1 km Bahnlänge 319100 M. Die eigenen
                              									Lokomotiven haben auf eigenen und fremden Betriebsstrecken durchschnittlich 26325
                              									Nutzkilometer geleistet.
                           Die Einnahmen haben im ganzen 2557339309 M oder 65106 M/km betragen und setzen sich
                              									zusammen aus
                           
                              
                                 
                                 Im ganzenM
                                 Auf 1
                                    											kmdurchschnittl.BetriebslängeM
                                 
                              
                                 Einnahmen aus Personen- und Ge-    päckverkehr
                                  713410039
                                 18830
                                 
                              
                                 Einnahmen aus Güterverkehr
                                 1671213451
                                 42879
                                 
                              
                                 Sonstige Einnahmen
                                  172715819
                                   4397
                                 
                              
                           Die Ausgaben betrugen im ganzen 1769849972 M oder 45058 M/km, das sind 69,21 v. H.
                              									der Einnahmen.
                           
                              
                                 
                                 Im ganzenM
                                 Auf 1
                                    											kmdurchschnittl.BetriebslängeM
                                 
                              
                                 Ausgaben an Löhnen und Gehältern
                                 861650498
                                 21936
                                 
                              
                                 Ausgaben an sachlichen Kosten
                                 908199474
                                 23122
                                 
                              
                           Der Ueberschuß betrug somit 787489337 M oder 20048 M/km, oder 6,39 v. H. der
                              									Anlagekosten.
                           Die Größe des Personenverkehrs kann aus folgender Tabelle entnommen werden.
                           
                              
                                 
                                 Die ZahlderReisenden
                                 Länge
                                    											desdurch-schnittl.Reiseweg.km
                                 Einnahmen
                                 
                              
                                 imganzen
                                 v. H.
                                 für einReisen-den-km
                                 
                              
                                 In d. I. Klasse
                                     1397871
                                 189,11
                                   20099823
                                   2,93
                                 7,60
                                 
                              
                                    „  II.    „
                                 112260680
                                   26,92
                                 120732724
                                 17,59
                                 4,00
                                 
                              
                                    „ III.    „
                                 569822503
                                   21,56
                                 305943099
                                 44,59
                                 2,49
                                 
                              
                                    „ IV.    „
                                 571666639
                                   21,79
                                 226445638
                                 33,00
                                 1,82
                                 
                              
                           Der Güterverkehr ergab folgende Werte (siehe umstehende Tabelle).
                           
                           
                              
                                 
                                 BeförderteMengent
                                 Durch-schnittlicheWegstreckekm
                                 Einnahmen
                                 
                              
                                 im ganzenM
                                 für 1 t/kmPf.
                                 
                              
                                 A. Güterbeförderung des öffentlichen
                                    											Verkehrs:          1) Nach dem Normaltarife               a) Eil-
                                    											und Expreßgut               b) Frachtgut          2) Nach
                                    											AusnahmetarifenB. TierbeförderungC. PostgutD.
                                    											MilitärgutE. Frachtpflichtiges DienstgutF. NebenerträgeG.
                                    											Güterbeförderung ohne Frachtberechnung
                                     3635046177522635203420500    3006021–      671264  21417348–  50595560
                                 101,26103,16129,70182,04–185,96  38,35–  99,77
                                     64008526  838954176  658442755    40355496      1703884      8079206    11717158    47952250–
                                 17,39  4,58  2,50  7,37–  6,47  1,43––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 460268374
                                 –
                                 1671213451
                                   3,59
                                 
                              
                           (Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 1915 S. 177.)
                           W.
                           
                        
                           Neuerungen in Kohlenstaubfeuerungen. (Nr. 24 der
                              									Zeitschrift Stahl und Eisen 1915.) Nachdem anfänglich die Versuche, metallurgische
                              									Oefen mit Kohlenstaub zu beheizen, infolge unzureichender Mahlapparate mißglückt
                              									waren, hat man in neuerer Zeit gelernt, die auftretenden Schwierigkeiten zu
                              									überwinden. Vor allem sind diese Erfolge der in Rücksicht auf die Zementindustrie
                              									vervollkommneten Mahl- und Trocknungstechnik zu danken. Der Wirkungsgrad der
                              									Kohlenstaubfeuerung übertrifft den der Generatorgasfeuerung bedeutend. Auch die
                              									Regelung der Flamme gibt zu Bedenken keinen Anlaß. Durch Veränderung der
                              									Kohlenstaub- und Luftzufuhr kann einerseits die Temperatur der Flamme in weiten
                              									Grenzen beeinflußt, andererseits eine oxydierende oder reduzierende Wirkung erzielt
                              									werden. Durch höheren oder niedrigen Druck beim Hineinblasen des
                              									Kohlenstaub-Luftgemisches in die Düsen wird eine längere bzw. kürzere Flamme
                              									erzeugt. Die Kammerschäden, die dadurch entstehen, daß die gegen die
                              									Schamottewandungen der Anlage geschleuderten Ascheteile infolge ihres hohen Gehaltes
                              									an Flußmitteln den Schmelzpunkt des Futters erniedrigen, werden durch geeignete
                              									Zusammensetzung des feuerfesten Materials und Verwendung nicht zu aschereicher Kohle
                              									vermieden. Beim Rösten von Spateisenstein mit hohem Schwefelgehalt betrug der Kohlen
                              									verbrauch nur 7½ v. H. der Charge. Im Martinofen brauchte man 225 bis 290 kg für die
                              									Tonne Stahl bei verringerter Schmelzzeit. Im Puddelofen wurde der frühere
                              									Kohlenverbrauch von 1000 bis 1300 kg für die Tonne Stahl durch die
                              									Kohlenstaubfeuerung auf 533 kg herabgesetzt. Aehnliche Vorteile wurden bei Roll- und
                              									Wärmöfen für Walzwerke erzielt. Durch Verwendung von vorgewärmter Verbrennungsluft
                              									kann eine Brennstoffersparnis von etwa 15 v. H. erreicht werden. Zum Zwecke der
                              									Aufbereitung wird die Kohle zunächst vorgebrochen und getrocknet, worauf sie zur
                              									Mühle und zum Kohlenstaubbehälter gelangt. Abb. 1
                              									zeigt eine in Amerika übliche Trocknungsanlage. Dasdurch Trichter a aufgegebene Material geht durch den Raum zwischen den
                              									beiden Zylindern nach dem Auslauf. Die Heizgase gelangen von der Rostfeuerung b in das innere Rohr, durchströmen den Raum zwischen
                              									beiden Zylindern in einer der Bewegung der Kohle entgegengesetzten Richtung und
                              									werden bei c abgesaugt. Der Kohlenverbrauch der
                              									Feuerung beträgt etwa 2 v. H. der zu trocknenden Kohle. In den Mühlen finden meist
                              									an Pendeln befestigte Walzen oder infolge der Fliehkraft rasch umlaufende Kugeln
                              									Verwendung. Ein Ventilator saugt den Kohlenstaub ab, der sodann noch durch einen
                              									Windsichter von groben Bestandteilen befreit wird und mit Hilfe einer Förderschnecke
                              									zum Ofensilo gelangt. Wenn mehrere Oefen beheizt werden sollen, so empfiehlt sich
                              									die Vermahlung an einer Zentralstelle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 350
                              Abb. 1.
                              
                           Die eigentliche Feuerung wird vielfach in der durch Abb. 2 dargestellten Weise angeordnet. Der Kohlenstaub
                              									wird durch eine Förderschneke zu dem mit Hilfe eines Ventilators zur Düse geblasenen
                              									Luftstrom geführt. Er passiert dabei das Sieb a. Durch
                              									Anordnung der Tüllen b und c wird eine injektorartige Wirkung des Luftstromes erreicht, durch die bei
                              										b der Brennstoff, bei c heiße Luft aus einem Wärmespeicher angesaugt wird. Auch durch d tritt infolge der Injektorwirkung Luft ein, die sich
                              									in Kammer e mit Kohlenstaub mischt. Der Schieber f dient zur Regelung der Luftzufuhr, die zu ⅓ bei c, zu ⅔ bei d und f erfolgen soll. Das verschiebbare Rohr g wird zur Verlegung des Brennpunktes der Flamme
                              									benutzt. Von Vorteil dürfte es sein, wenn nur ein Teil der Verbrennungsluft durch
                              									die Feuerdüse, der Rest aber durch Schornsteinzug zugeführt würde, da hierdurch eine
                              									zu langgestreckte Flamme vermieden wird. Auch die Anordnung eines Ringschiebers zur
                              									Regelung des durch natürlichen Zug angesaugten Teiles der Luft würde es möglich machen, mit einer
                              									kürzeren Flamme zu arbeiten. Diese Erwägungen wurden beim Entwurf der
                              									Quigley-Feuerung berücksichtigt. Um eine stets gleichbleibende Temperatur zu
                              									erhalten, muß die Feinheit des gemahlenen Kohlenstaubes sowie dessen Trockenheit
                              									stets unverändert bleiben. Dieser Anforderung genügt man besser durch Verwendung
                              									moderner vereinigter Vorschrotfeinmühlen als durch Windsichtung. Bei ausreichender
                              									Entstaubung und Entlüftung werden Kohlenstaubexplosionen vermieden. In Deutschland
                              									hält man die Feinheit der gemahlenen Kohle für ausreichend, wenn 10 v. H. Rückstand
                              									bei 4900 Maschen festgestellt werden. Ueber die Herstellungskosten lassen sich
                              									bestimmte Angaben nicht machen, da sie in zu hohem Maße von den örtlichen
                              									Verhältnissen abhängen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 351
                              Abb. 2.
                              
                           Schmolke.
                           
                        
                           Ueber autogene Schweißung in Verbindung mit
                                 										Kleinfeuerschweißung und deren Verwendung zur Beseitigung von Rissen an
                                 										Dampfkesseln berichtete Baurat Proessel
                              									(Chemnitz) auf der 44. Delegierten- und Ingenieurversammlung des Internationalen
                              									Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine. Das neue, von Werner ausgearbeitete Schweißverfahren ist eine Vereinigung der
                              									allbekannten Feuerschweißung mit der autogenen Azetylen-Sauerstoffschweißung; es
                              									bezweckt, die nachteiligen Erscheinungen, wie Schlackeneinschlüsse und Spannungen in
                              									der Umgebung der Schweißstelle zu vermeiden, die bei der autogenen Schweißung
                              									bisweilen auftreten und bei zusammenhängenden Konstruktionsteilen schwere Schäden
                              									verursachen können. Der Hergang bei dem neuen Schweißverfahren ist folgender: In die
                              									Schweißstelle, die einer gewissen Zurichtung unterzogen worden ist, wird nach und
                              									nach Verbindungsmaterial eingebracht, das mit der Azetylen-Sauerstoffflamme
                              									geschmolzen wird, aber möglichst bald unter entsprechender Verminderung der
                              									Einwirkung der Schweißflamme in teigartig-bildsamen Zustand übergeführt und mit den
                              									ebenfalls in diesen Zustand versetzten Schweißflächen mit Hilfe besonderer Hämmer
                              									vereinigt wird. Diese Hämmer haben je nach der Menge des zu bearbeitenden
                              									Verbindungsmaterials verschiedene Größe; ihre Form ist aus der Abb. 1 ersichtlich. Bei dieser Ausführung der
                              									Schweißung ist die Bildung von Hohlräumen in der Schweißnaht oder eine
                              									unvollständige Verbindung des Schweißmaterials mit der Schweißstelle nicht so leicht
                              									möglich wie bei der rein autogenen Schweißung, selbst wenn ein weniger geschickter
                              									Arbeiter die Schweißung ausführt. Durch dasHämmern wird auch die kleinste
                              									Fläche der Schweißnaht wiederholt einem gewissen Schweißdruck ausgesetzt, so daß
                              									alle Hohlräume mit Sicherheit beseitigt werden und eine ununterbrochene Verbindung
                              									zwischen Schweißmaterial und Schweißstelle erzielt wird. Verunreinigungen, Zunder,
                              									Oxyde und Schlacken, die sich während des Schweißens bilden, werden durch die
                              									Bearbeitung mit dem Hammer herausgetrieben und spritzen ab. Die auf der einen Seite
                              									als Flachmeißel, auf der anderen Seite als Halbrundmeißel ausgebildete Finne A bzw. B des Hammers dient
                              									dazu, in dem zu schweißenden Metall auftretende Verunreinigungen durch Abschneiden
                              									schnell zu entfernen und scharfkantige Vertiefungen abzurunden. Der Schweißer kann
                              									mit Hilfe der Flamme die zu vereinigenden Metallteile so lange in dem teigartigen
                              									Zustande erhalten, bis die Schweißung vollendet ist. Eine derartige Schweißung
                              									erfordert zwar eine wesentlich längere Zeit als eine rein autogene Schweißung,
                              									vermeidet dafür aber auch die Nachteile, die dieser anhaften. Da ein Aus- oder
                              									Abfließen des teigartigen Schweißmaterials nicht stattfinden kann, sind
                              									Ausbesserungen an allen überhaupt zugänglichen Stellen möglich. Die zu verbindenden
                              									Flächen des Arbeitsstückes und ihre Umgebung werden zur Beseitigung von Spannungen
                              									vor der Schweißung mit dem Azetylen-Sauerstoffbrenner mehrmals auf Rotglut erhitzt,
                              									und zwar so lange, bis der in dem Blech vorhandene Riß sich nicht mehr wesentlich
                              									erweitert. Zur Verminderung der Spannungen, die beim Erkalten des eingearbeiteten
                              									Schweißmaterials auftreten, werden ferner die dem Riß benachbarten Enden a und b (Abb. 2) vor dem Schweißen zunächst nach dem Riß zu
                              									etwas verjüngt und dann aus der Ebene des Kesselbleches hinausgebogen, so daß ein
                              									nach außen kegelförmig erweiterter Füllraum für das Verbindungsmetall gebildet wird.
                              									Die Schweißflächen werden vor dem Einbringen des Schweißmaterials durch Bearbeitung
                              									mit dem kleinsten Hammer vorbereitet. Nach Beendigung der Schweißung wird die
                              									Schweißnaht bei Rotglut kräftig abgehämmert, hierauf nochmals samt der Umgebung
                              									ausgeglüht und nach dem Erkalten abermals mit einem kräftigen Handhammer
                              									abgehämmert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 351
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 351
                              Abb. 2.
                              
                           Von der Maschinenfabrik Germania vorm. J. S. Schwalbe &
                                 										Sohn in Chemnitz, die die Lizenz für das Königreich Sachsen erworben hat,
                              									wurden bis jetzt 12 Kesselschweißungen ausgeführt, die sich sämtlich bewährt haben.
                              									Darunter befanden sich einige sehr schwierige Schweißungen, so z.B. von 50 bis 400
                              									mm langen durchgehenden Rissen in der Krempung eines gewölbten Kesselbodens sowie in
                              									der Verbindungskrempung von Flammrohren mit dem Boden. Zum Schluß zeigte Baurat Proessel noch drei Probestäbe, die aus einer 20 mm
                              									starken Platte von Siemens-Martin-Flußeisen ausgeschnitten waren, und zwar in der
                              									Weise, daß eine nach dem Verfahren von Werner
                              									hergestellte Schweißstelle mitten hindurchging. Einer dieser Stäbe war bei dem
                              									Zerreißversuch an der Schweißstelle zerrissen, woraus hervorgeht, daß auch dieses
                              									Verfahren nur von geübten und gewissenhaften Schweißern mit Erfolg ausgeführt werden
                              									kann. Immerhin hatte dieser Stab in der Schweißstelle eine absolute Festigkeit von
                              										\frac{23,6}{35,1}=67 v. H. der Festigkeit des vollen Bleches.
                              									Auch Biegeproben mit geschweißten Stäben, wobei die Schweißstelle in der Biegung
                              									lag, hatten ein sehr günstiges Ergebnis. Die Schweißungen zeigten hierbei ein
                              									einwandfreies Verhalten, es entstanden keinerlei Anbrüche oder Risse. Das Wernersche Verfahren stellt somit, wie auch aus der dem
                              									Vortrag folgenden Besprechung hervorging, einen wesentlichen Fortschritt der
                              									Schweißtechnik dar. (Zeitschrift f. Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1915 S. 133 bis
                              									135.)
                           Sander.
                           
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 352
                              Abb. 1.
                              
                           Forschungsschiff „Albatros“. Für die zoologische
                              									Station in Revigno an der österreichischen Adria ist ein neues Motorboot für
                              									Forschungszwecke erbaut worden. Die Station wurde im Jahre 1911 von der
                              									Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften aus der ehemaligen
                              									Fangstation des Berliner Aquariums entwickelt. Es wird hier der Stoff für die
                              									zoologischen und biologischen Institute und Museen Deutschlands gewonnen, und für
                              									Naturforscher ist hier Gelegenheit, das Leben des Meeres zu studieren.
                           Von der genannten Gesellschaft wurden im Jahre 1913 die Mittel für den Bau eines
                              									Bootes von folgenden Abmessungen bewilligt:
                           
                              
                                 Länge in der Wasserlinie
                                 16,0 m
                                 
                              
                                 Breite auf Spanten
                                   4,0 m
                                 
                              
                                 Tiefgang im Hauptspant
                                   1,55 m
                                 
                              
                                 Seitenhöhe
                                   2,50 m
                                 
                              
                                 Leistung des Motors
                                 80 PSe.
                                 
                              
                           Das Schiff ist in Holz ausgeführt mit Rücksicht auf die steinige Küste und das heiße
                              									Klima der Adria. Als besondere Ausrüstung ist eine maschinell angetriebene Netzwinde
                              									vorhanden, außerdem sind an Bord noch folgende Hilfsmaschinen:
                           
                              1. Ein Hilfskompressor für die Hauptmaschinen,
                              2. Eine Dynamomaschine für die elektrische Beleuchtung und den
                                 										Scheinwerfer,
                              3. Eine Ankerwindemaschine beim Ankern in tiefem Wasser bis zu
                                 										300 m,
                              4. Eine Tiefseekabel-Windemaschine für Arbeiten bis zu 4000 m
                                 										Tiefe.
                              
                           Der Maschinenraum wurde bei diesem kleinen Boot nach vorn gelegt. Um jegliche
                              									Feuersgefahr zu vermeiden, wurde als Hauptmaschine eine Rohölmaschine gewählt, die
                              									nach dem Gleichdruckverfahren arbeitet. Die Wahl fiel auf einen Junkers-Motor von 80
                              										PSe, dessen Entwurf und Lieferung Prof. Junkers in Aachen zu sehr günstigen Bedingungen übernahm
                              										(Abb. 1 und 2).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 352
                              Abb. 2.
                              
                           Die Hauptmaschine treibt eine dreiflüglige umsteuerbare Schraube an. Die
                              									Brennstoffbehälter sind ebenfalls im Maschinenraum untergebracht, sie enthalten
                              									ungefähr 2000 kg Oel, das für etwa fünf Tage bei voller Fahrt ausreicht. Das Schiff
                              									ist nach Art der Hochseefischereifahrzeuge getakelt. Groß- und Besanmast haben
                              									Schoonersegel und Gaffeltoppsegel. Die Gesamtsegelfläche beträgt 104 m2. Die Hauptmaschine ist eine Doppelkolbenmaschine
                              									nach Patent Junkers. Die beiden Arbeitzylinder haben 180 mm ∅ und 2 × 250 mm Hub.
                              									Die Gesamtlänge der Maschine ohne Schwungrad beträgt 2,5 m, die Gesamthöhe 2,3 m,
                              									die Gesamtbreite 1,2 m, das Gesamtgewicht ohne Schwungrad 6800 kg. Die Maschine
                              									macht 300 Uml/Min. Von der Kurbelwelle wird unmittelbar eine doppeltwirkende
                              									Spülluftpumpe mit darüberliegender zweiter Stufe des Einspritzluftkompressors
                              									angetrieben. Seitlich davon befindet sich die zweite und dritte Stufe des
                              									Kompressors. Die Einspritzluft geht durch Kühlschlangen, die sich in Seewasser
                              									befinden. Mit Seewasser werden auch die Arbeitzylinder und der Auspufftopf gekühlt.
                              									Die Arbeitskolben sind mit Frischwasser gefüllt, das nicht erneuert wird. Die vom
                              									Arbeitkolben aufgenommene Wärmemenge erwärmt das eingeschlossene Kühlwasser, das
                              									beim Ausdehnungs- und Verdichtungshub seine Wärme wiederum an die kälteren
                              									Zylinderwandungen abgibt. Die Abgase gehen in den gemeinsamen wassergekühlten
                              									Auspufftopf und von hier durch ein Rohr mit Schalldämpfung nach dem Schornstein. Die
                              									Maschine ist von der Maschinenbau-A.-G. Gebr. Klein in
                              									Dahlbruch gebaut. Sie lief bei der Abnahmeprobe im ganzen 53 Std. ohne Unterbrechung
                              									und ohne Störung. Als Höchstleistung ergaben sich rund 100 PSe. Die Maschine hat einen sehr ruhigen Gang. Die
                              									Probefahrt erstreckte sich in zehnstündiger Fahrt von Cuxhaven nach Helgoland und
                              									zurück. Es wurde eine Geschwindigkeit bis zu 10 km/Std. in ruhigem tiefem Wasser
                              									erzielt. Das Schiff bewährte sich gut bei schlechtem Wetter und starkem Seegang in
                              									der Nordsee, und war Ende Juli 1914 zur Ueberführung nach seinem Bestimmungsort
                              									bereit, die der Ausbruch des Krieges verhinderte. (Zeitschrift des Ver. deutscher
                              									Ingenieure 1915 S. 517 bis 524.)
                           W.
                           
                        
                           Die Goldausbeute in Rußland im Jahre 1914. Nach den
                              									Angaben der Zeitschrift „Gold und Platina“ (Soto i Platina) sind im Jahre
                              									1914 bei dem staatlichen Goldschmelzlaboratorium Rußlands im ganzen 2627 Pud1 Pud (zu 40 Pfund) = 16,38 kg. 17
                              										Pfund1 Pfund (zu 96
                                    											Solotnik) = 409,5 kg. Gold gegen 2435 Pud 32 Pfund im Jahre 1913,
                              									d.h. um 191 Pud 25 Pfund oder um 7,9 v. H. Gold mehr eingegangen. Auf die einzelnen
                              									Rayons verteilten sich die Goldeingänge an die staatlichen Laboratorien in
                              									nachfolgender Weise:
                           
                              
                                 Jahre
                                 Ostsibirien
                                 Westsibirien
                                 Ural
                                 Im ganzen
                                 
                              
                                 
                                 Pud
                                 Pfund
                                 Pud
                                 Pfund
                                 Pud
                                 Pfund
                                 Pud
                                 Pfund
                                 
                              
                                 1911
                                 2135
                                 30
                                 189
                                 11
                                 132
                                 12
                                 2457
                                 13
                                 
                              
                                 1912
                                 1894
                                 –
                                 200
                                 11
                                 190
                                 38
                                 2285
                                   9
                                 
                              
                                 1913
                                 2023
                                   3
                                 204
                                 39
                                 207
                                 30
                                 2435
                                 32
                                 
                              
                                 1914
                                 2263
                                 36
                                 204
                                   9
                                 159
                                 12
                                 2627
                                 17
                                 
                              
                           Hiernach ist die Goldausbeute im Jahre 1914 von den angegebenen Jahren die größte
                              									gewesen, diejenige in Ostsibirien überstieg die Ausbeute des Jahres 1913 um 240 Pud
                              									33 Pfund oder um 11,9 v. H., während sie im Ural und Westsibirien im Vergleich zu
                              									1913 geringergewesen ist, und zwar im ersteren um 48 Pud 18 Pfund oder 23,3 v.
                              									H. und im letzteren um 30 Pfund oder 0,4 v. H. Chemisch reines Gold wurde 1914 in
                              									einer Menge von 2207 Pud 37 Pfund gegen 2036 Pud 12 Pfund im Jahre 1913 gewonnen,
                              									d.h. um 171 Pud 25 Pfund oder um 8,4 v. H. Gold mehr. Wenn man nun annimmt, daß in
                              									den privaten Laboratorien nur ebensoviel Gold gewonnen wurde wie im Jahre 1913, d.h.
                              									etwa 971 Pud, so würde die Ausbeute an reinem Gold in Rußland im Jahre 1914 im
                              									ganzen 3187 Pud 37 Pfund gegen 3007 Pud 8 Pfund im Jahre 1913 betragen. Zum Schluß
                              									sei noch bemerkt, daß bei der Herstellung des chemisch reinen Goldes in den
                              									Laboratorien reines Silber in nachfolgenden Mengen gewonnen wurde: Im Ural 42 Pud 35
                              									Pfund, in Westsibirien 34 Pud 22 Pfund und in Ostsibirien 200 Pud 38 Pfund, zusammen
                              									278 Pud 15 Pfund. (Torg. Prom. Gazeta vom 20. Mai u. 2. Juni 1915.)
                           
                        
                           Die Manganerzindustrie in Tschiatury (Rußland) im Jahre
                                 										1914. Nach den Angaben des Bergwerks-Journals sind im Jahre 1914 in
                              									Tschiatury (Kaukasus) im ganzen 40446000 Pud Manganerze gewonnen worden, was im
                              									Vergleich zu der im Jahre 1913 gewonnenen Menge eine Verminderung um 18742000 Pud
                              									oder um 31,67 v. H. ausmacht. Die Abfuhr aus den Gruben mittels Eisenbahnen hat im
                              									Jahre 1914: 43622000 Pud, d.h. um 25573000 Pud oder um 36,96 v. H. weniger als im
                              									Jahre 1913 betragen. In den ersten sechs Monaten sind 40105000 Pud Manganerze, d. i.
                              									um 3467000 Pud oder um 9,46 v. H. mehr abgeführt worden als in der entsprechenden
                              									Zeit des Jahres 1913. Die Abfuhr von Manganerzen mittels Fuhrwerk hat überhaupt
                              									nicht stattgefunden, während im Jahre 1913 damit 118570 Pud abgefahren wurden. Die
                              									Abfuhr von kaukasischen Manganerzen auf den Markt hat 1914: 43653000 Pud erreicht,
                              									was im Vergleich zum Jahre 1913 eine Verminderung um 22174000 Pud oder um 33,69 v.
                              									H. ausmacht. Hierbei muß bemerkt werden, daß seit September 1914 eine Ausfuhr von
                              									kaukasischen Manganerzen zur See nicht mehr stattgefunden hat, und daß daher, wenn
                              									man die angegebene Abfuhrziffer im Jahre 1914 mit der entsprechenden Ziffer in den
                              									ersten acht Monaten des Jahres 1913 vergleicht, der Schluß gezogen werden muß, daß
                              									im Jahre 1914 1956000 Pud gleich 4,69 v. H. Manganerz mehr ausgeführt worden sind,
                              									als in den entsprechenden acht Monaten des Jahres 1913. Ueber Poti sind 27082000 Pud
                              									und über Batum 16571000 Pud Manganerze ausgeführt worden, wobei im Vergleich zu den
                              									entsprechenden Ausfuhrmengen für das ganze Jahr 1913 die Ausfuhr über Poti um
                              									11964000 Pud oder um 30,64 v. H. und über Batum um 10210000 Pud oder 38,12 v. H.
                              									abgenommen hat. Vergleicht man jedoch die Ausfuhr über Batum und Poti im Jahre 1914
                              									mit derjenigen der ersten acht Monate des Jahres 1913, so gelangt man zu dem Schluß,
                              									daß die Ausfuhr der kaukasischen Erze über Poti um 1824000 Pud oder 7,2 v. H. und
                              									über Batum um 135000 Pud gleich 0,8 v. H. zugenommen hat. Von der ganzen Ausfuhrmenge aus
                              									Tschiatury sind auf den inneren Markt im ganzen 936000 Pud oder 2 v. H. gekommen,
                              									während 42717000 Pud oder 98 v. H. ins Ausland gingen. Auf die einzelnen
                              									Bestimmungsländer verteilten sich die aus Tschiatury ausgeführten Mengen in
                              									nachfolgender Weise:
                           
                              
                                 
                                 In denersten6 Monaten1914
                                 ImganzenJahre 1914
                                 Mehr (+) od. weniger (–)in den erste 6
                                    											Monaten1914 gegen die ersten6 Monaten 1913
                                 
                              
                                 
                                 1000 Pud
                                 Mill. Pud
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 18199
                                 20237
                                 + 3,90
                                   27,3
                                 
                              
                                 Belgien
                                   8044
                                   9577
                                 + 3,19
                                   65,3
                                 
                              
                                 Großbritannien
                                   5204
                                   6638
                                 – 3,33
                                   39,1
                                 
                              
                                 Verein. Staaten v. Amerika
                                   2126
                                   2142
                                 – 2,58
                                 220,0
                                 
                              
                                 Oesterreich-Ungarn
                                   1993
                                   2011
                                 + 0,83
                                   79,8
                                 
                              
                                 Frankreich
                                   1485
                                   1485
                                 + 0,33
                                   28,7
                                 
                              
                                 Die übrigen Länder
                                       567,5
                                       567,5
                                 + 0,43
                                 –
                                 
                              
                           Die Preise für Manganerz waren im Januar 1914 auf der Station Tschiatury 7,5 bis 8
                              									Kop. das Pud, im Februar 6,5 bis 7,5 Kop. das Pud und im März bis zum Juli 7,5 Kop.
                              									das Pud. (Torg. Prom. Gazeta vom 6./19. Mai 1915.)
                           
                        
                           Kohlenstaub- und Torfpulverfeuerung für Lokomotiven. Es
                              									wird schon seit langen Jahren im Lokomotivbetriebe angestrebt, minderwertige
                              									Brennstoffe zu verwenden, bis jetzt aber ohne Erfolg. Gute Steinkohlen sind trotz
                              									hoher Frachtkosten durch Torf und Braunkohlen, die in nächster Nähe der
                              									Verbrauchsstelle gewonnen werden, nicht verdrängt worden. In Oldenburg und in Bayern
                              									hat man besonders die Lokomotiv-Torffeuerung versucht, man ist aber wieder davon
                              									abgekommen. Zurzeit versucht man minderwertige Kohlensorten, die man nicht in der
                              									gewohnten Weise verfeuern kann, in Form von Kohlenstaub zu verbrennen. In Schweden
                              									werden solche Versuche mit Torfpulverfeuerung ausgeführt. Solche Feuerungen sind
                              									bereits seit längerer Zeit bei ortfesten Kesselanlagen in Gebrauch. Der gepulverte
                              									Brennstoff wird dabei mittels Druckluft, die von einem Ventilator erzeugt wird,
                              									durch eine Düse in den Verbrennungsraum eingeblasen, wie dies auch bei der bekannten
                              									Oelfeuerung der Fall ist. Der Kohlenstaub wird im Lokomotivbetriebe so eingeblasen,
                              									daß er als eine Wolke schwebend verbrennt. Die notwendige Verbrennungsluft tritt
                              									durch eine ringförmige Oeffnung der Düse in die Feuerkiste ein, die gegen die
                              									Außenluft vollkommen abgeschlossen ist.
                           In Schweden werden keine Steinkohlen gewonnen, sie müssen aus dem Auslande bezogen
                              									werden, Torf ist aber reichlich vorhanden. Bei ortfesten Kesselanlagen hat man hier
                              									mit Torfpulverfeuerung gegenüber Steinkohlen eine Ersparnis von 17 v. H.
                              									festgestellt. Das trockene Torfpulver wird mit einem elektrisch betriebenen
                              									Ventilator in die Feuerung eingeblasen. Eine Tonne Kohle entsprach hier 1,2 bis 1,4
                              									t Torfpulver.
                           Die schwedischen Staatsbahnen führten nun vor einigen Jahren Versuche mit der
                              									gewöhnlichen Torffeuerung bei Lokomotiven aus. Das Verdampfungsvermögen des Torfes
                              									ergab sich dabei zu 3,8 kg von 11 at Spannung. Mit 1 kg Steinkohle wurden aber bei
                              									diesen Versuchen 6,7 kg Dampf erzeugt. Die beidenBrennstoffe verhalten sich
                              									also wie 1 : 1,8. Es wurden nun weiterhin Versuchsfahrten mit einer Lokomotive
                              									ausgeführt, die mit Torfpulverfeuerung ausgerüstet war. Hierbei soll 1⅓ t Torf einer
                              									Tonne bester englischer Steinkohle entsprochen haben. Dies günstige Ergebnis
                              									veranlaßte auch andere Bahnen in Schweden, ferner auch die finnischen Bahnen,
                              									Versuche mit dieser Feuerungsart auszuführen.
                           Bei den regelmäßigen Güterzugfahrten auf der Strecke Stockholm–Upsala sind Schäden am
                              									Feuerungsgewölbe eingetreten. Die Feuerung muß sehr sorgfältig bedient werden, auch
                              									die Speisewasserzuführung bedarf dabei einer sorgsamen Beobachtung, weil bei langem
                              									Speisen der Dampfdruck stark fällt. Auch die Zugbelastung ist dabei etwas geringer
                              									zu wählen als bei Feuerungen mit Steinkohlen.
                           Mit der Verfeuerung von Kohlenstaub in derselben Art ergab sich bei einer
                              									schwedischen Privatbahn mit Berücksichtigung der Ausgaben für das Mahlen der Kohle
                              									ein Gewinn von 25 bis 30 v. H. Es läßt sich darum annehmen, daß mit der Einführung
                              									dieser Feuerungsart bei Lokomotiven wesentliche Ersparnisse an Brennstoff erzielt
                              									werden. Für Länder, denen es an guter Steinkohle oder Heizölen mangelt, wird diese
                              									Feuerungsart besonders wertvoll sein. (Zeitschrift für Dampfkessel und
                              									Maschinenbetrieb 1915 S. 186 und 187.)
                           W.
                           
                        
                           Braunkohlenbrikett-Feuerung. Für die Verfeuerung von
                              									rheinischen Braunkohlenbriketts auf Wanderrosten kommen die zylindrischen
                              									Industriebriketts von 60 mm ∅ bei 45 mm Höhe und von 45 mm ∅ bei 25 mm Höhe in
                              									Betracht. Die letztere Form eignet sich besonders gut für Wanderroste. Im
                              										„Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk“ wurden eingehende Versuche
                              									mit diesem Brennstoff ausgeführt. Zur Erzielung einer guten Verbrennung kommt es
                              									hauptsächlich auf die richtige Wahl der Schichthöhe des Brennstoffes auf dem
                              									Wanderrost an. Der großstückige Brennstoff verlangt hier eine größere Schichthöhe
                              									als bei Kohlenfeuerung. Dementsprechend muß das Zündungsgewölbe und der
                              									Schichtregler höher gelegt werden. Beim Uebergang zur Braunkohlenbrikett-Feuerung
                              									zeigt sich keine Abnahme der Kesselleistung. Schwierigkeiten in der Lagerung und
                              									große Flugaschenbildung sind Nachteile der Braunkohlenbrikett-Feuerung. Das
                              									Feuerungsgewölbe, die Kesselrohre und der Rostbelag werden hier besser geschont als
                              									bei der Kohlenfeuerung.
                           
                              
                                 
                                 MittlereBelastung
                                 StarkeBelastung
                                 Mischung:1 Teil Kohle,2,5 T.
                                    											Braun-kohlenbrik.
                                 
                              
                                 Leistung des Kessels: Dampf für    1 m2 Heizfläche und Stunde
                                 kg
                                 26,6
                                 29,6
                                 21,6
                                 
                              
                                 Beanspruchung des Rostes für    1 m2 Rostfläche und Stunde
                                 kg
                                 155
                                 171
                                 114
                                 
                              
                                 Verdampfungsziffer
                                 
                                 5,6
                                 5,7
                                 6,35
                                 
                              
                                 Ausnutzung d. Heizwertes im Kessel    u. Ueberhitz. ohne
                                    											Vorwärm.
                                 v. H.
                                 72,2
                                 73,4
                                 70,8
                                 
                              
                           
                           Versuche mit einem Kessel von 310 m2
                              									Heizfläche und 10,4 m2 Rost ohne Vorwärmer hatten
                              									vorstehendes Ergebnis. Als Brennstoff kamen Briketts, Größe 45 : 25, mit einem
                              									Heizwert von 4930 WE zur Verwendung. Die Versuche beweisen, daß mit
                              									Braunkohlenbrikett-Feuerung ein wirtschaftlicher Betrieb bei voller Ausnutzung der
                              									Kesselheizflächen möglich ist. Die Mischung mit Kohle brachte keine Vorteile.
                              									(Mitteilungen der Vereinigung der Elektrizitätswerke 1915 S. 162.)
                           W.
                           
                        
                           Aluminiumlegierungen. Bei Automobil- und besonders bei
                              									Flugzeugmotoren herrscht das Bestreben vor, alle Teile mit möglichst kleinem Gewicht
                              									auszuführen. Alan hat bereits Flugzeugmotoren mit Erfolg ausgeführt, bei denen das
                              									Maschinengewicht 1 kg für 1 PSe nicht überschreitet.
                              									Um solche geringen Gewichte zu erhalten, verwendet man in neuerer Zeit vielfach
                              									leichte und doch betreffs Festigkeit hochwertige Aluminiumlegierungen, z.B.
                              									Nickelstahlaluminium, oder Kupferaluminium (Duraluminium). Bei Flugzeugmotoren hat
                              									man bereits Zylinderköpfe, Kolben, Maschinenrahmen usw. aus solchen Legierungen
                              									hergestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 355
                              Abb. 1.
                              
                           Zweckentsprechende Aluminiumlegierungen besitzen nahezu dieselbe Leichtigkeit wie
                              									reines Aluminium und verbinden damit nahezu die Festigkeit und Härte von Flußeisen
                              									mit dementsprechend hoher Dehnung. Solche Legierungen können dann auch im Gegensatz
                              									zum reinen Aluminium durch Feilen, Hobeln, Drehen, Fräsen, Pressen, Ziehen und auch
                              									Schmieden bearbeitet werden.
                           Abb. 1 zeigt nach Angaben des Bayerischen Industrie-
                              									und Gewerbeblattes 1915 S. 39 einen Kolben für Flugzeugmotoren aus einer leichten
                              									Aluminiumlegierung. Durch diese Ausführung werden die hin- und hergehenden Massen
                              									bei den mit außerordentlich großer Drehzahl (bis 2000 in der Minute) arbeitenden
                              									Motoren sehr verkleinert. Bei der Werkstattausführung ist aber zu berücksichtigen,
                              									daß die Wärmeausdehnung des Aluminiums bedeutend größer ist als die des Gußeisens.
                              									Es müssen deshalb die Abmessungen des Kolbens im kalten Zustande so gewählt werden,
                              									daß er bei der Erwärmung im Betriebe genügend gut in den Zylinder paßt. Je nach der
                              									baulichen Ausgestaltung werden sich aber weder Zylinder noch Kolben gleichmäßig nach
                              									allen Seiten hin ausdehnen, sie werden vielmehr unrund werden. Es empfiehlt sich
                              									deshalb die Aluminiumkolben im kalten Zustande etwas elliptisch abzudrehen. Die gute
                              									Wärmeleitung des Aluminiums hat einen günstigen Einfluß auf die Lebensdauer eines
                              									solchen Kolbens. Aluminiumkolben werden schwerer ausglühen als Gußeisenkolben. Es
                              									kann deshalb hier eine höhere Verdichtung zugelassen werden.
                           Den günstigen Einfluß der Verminderung der hin- und hergehenden Massen durch
                              									Verwendung eines Aluminiumkolbens auf die Motorleistung zeigt die Tab. 1.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Um-drehungeni. d. Min.
                                 Leistung mitGußeisen-kolben
                                 Leistung mitAluminium-kolben
                                 
                              
                                 
                                 PS
                                 PS
                                 
                              
                                   800
                                 11,5
                                 11,8
                                 
                              
                                 1000
                                 14,3
                                 14,8
                                 
                              
                                 1200
                                 17,1
                                 17,7
                                 
                              
                                 1400
                                 19,1
                                 20,1
                                 
                              
                                 1600
                                 20,2
                                 22,2
                                 
                              
                                 1800
                                 20,0
                                 23,1
                                 
                              
                                 2000
                                 19,3
                                 23,0
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 355
                              Abb. 2.
                              B = Bruchfestigkeit; D = Dehnung; K
                                 										= Kontraktion; St = Streckgrenze
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 355
                              Abb. 3.
                              B = Bruchfestigkeit; D = Dehnung; K
                                 										= Kontraktion; St = Streckgrenze
                              
                           Nach Angabe der Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1915 S. 595 besteht das Duraluminium
                              									aus 95 Teilen Aluminium, 1 Teil Magnesium, 3,30 Teilen Kupfer, 0,29 Teilen Eisen,
                              									0,22 Teilen Silizium und 0,19 Teilen Mangan, mit einem spezifischen Gewicht von etwa
                              									2,77 bis 2,84, je nach der Legierung. Kupferhaltige Aluminiumlegierungen mit 3000
                              										kg/cm2 Festigkeit bei 20 v. H. Dehnung sind
                              									bereits in Deutschland seit dem Jahre 1904 bekannt. Abb.
                                 										2 zeigt die Festigkeitseigenschaften einer Duraluminiumlegierung Marke 681
                              									A, für Blechstärken von 2 bis 7 mm. Abb. 3 enthält
                              									die Ergebnisse über 
                           Tabelle 2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 356
                              Legierung H; Legierung 681 A;
                                 										Legierung 681 B; Härtestufen; Streckgrenze; Bruchfestigkeit; Dehnung;
                                 										Kontraktion; Härte; Weiche Bleche 7 mm; Härtestufe I; Härtestufe II; Härtestufe
                                 										III; Härtestufe IV; Härtestufe V
                              
                           Warmzerreißversuche von Duraluminium. Aus dieser Darstellung
                              									ist zu entnehmen, daß die Bruchfestigkeit dieser Aluminiumlegierung rasch mit dem
                              									Anwachsen der Temperatur abnimmt. In der Tab. 2 sind die Festigkeitseigenschaften
                              									einiger Duraluminiumlegierungen verschiedener Härtestufen zusammengestellt.
                           W.
                           
                        
                           Schadensanspruch wegen mißbräuchlicher Benutzung technischer
                                 										Entwürfe. Der Ingenieur, Techniker und technische Unternehmer ist oft nicht
                              									in der Lage, seine Zeichnungen und Entwürfe so vor fremder Ausnutzung zu schützen
                              									wie es seinem Interesse entspricht. Der Besteller einer Maschine, technischen Anlage
                              									usw. entscheidet sich über die endgültige Bestellung erst, nachdem er die Zeichnung
                              									und den Kostenanschlag in Händen hat und es ist nicht selten, daß jemand gewissenlos
                              									ist, sich ein Duplikat von der Zeichnung und von dem Kostenanschlag herzustellen,
                              									sie einem anderen Unternehmer auszuhändigen und wenn dieser den ersteren
                              									unterbietet, diesem den Auftrag zuzuwenden.
                           Kann der geschädigte technische Unternehmer, Ingenieur usw. sich gegen eine derartige
                              									sittenwidrige Ausnutzung und Entwendung seiner geistigen Arbeit schützen?
                           Ein urheberrechtlicher Schutz kommt in der Regel nicht in Frage. Urheberrechtlich ist
                              									das geistige Eigentum nur so weit geschützt, als es zum Zwecke der Verbreitung
                              									entwendet wird. Wer dagegen einen Gegenstand für sich selbst verbraucht, ist an
                              									keine urheberrechtlichen Schranken gebunden. Genau so gut, wie er sich selbst den
                              									Entwurf fertigen, wie er einen fremden Entwurf aus einer Zeitschrift, in der er der
                              									Oeffentlichkeit zugängig gemacht ist, entnehmen und einem Unternehmer zur Ausführung
                              									übergeben kann, so gut kann auch – wenn nicht andere Momente in Frage kommen –
                              									jedermann private Entwürfe, wenn sie ihm zugänglich geworden sind, für seine eigenen
                              									Zwecke verwenden.
                           Erfreulich ist es, daß die Rechtsprechung einen Weg gefunden hat, dem technischen
                              									Unternehmer, Ingenieur usw. auf anderem Wege zu helfen, indem sie ihm einen
                              									Schadenersatzanspruch zubilligt.
                           Eine solche Entscheidung hat kürzlich das Reichsgericht gefällt. Ein Unternehmer
                              									hatte einem Kunden auf dessen Auftrag hin eine Zeichnung nebst Kostenanschlag
                              									angefertigt. Der Besteller hatte darum gebeten, die Entwürfe nebst dem
                              									Kostenanschlag auf kurze Zeit zu sich nehmen zu dürfen. Er gab die Entwürfe
                              									abereinem anderen Unternehmer und übertrug ihm auf dessen etwas niedrigeren
                              									Kostenanschlag hin die Ausführung.
                           Das Reichsgericht stützt den Schadenersatzanspruch auf den § 826 BGB., worin es
                              									heißt, daß ein Schadenersatzanspruch gegeben ist, wenn jemand einem andern in einer
                              									wider die guten Sitten verstoßenden Weise vorsätzlich Schaden zufügt.
                           In einem Falle der vorliegenden Art ist allerdings ein Schaden unmittelbar nicht
                              									gegeben. Wer sich Entwürfe oder Zeichnungen anfertigen läßt, sich aber die
                              									Entscheidung über die Bestellung noch vorbehält, hat noch vollständig freie Hand,
                              									wem er die endgültige Ausführung übertragen will. Wer mit einem Entwurf und einem
                              									Kostenanschlag betraut ist, hat noch keinen Rechtsanspruch auf Uebertragung des
                              									Auftrages selbst.
                           Man darf aber bei Schadensberechnungen nicht bei nachweisbaren Tatsachen stehen
                              									bleiben, sondern man muß auch Möglichkeiten ins Auge fassen.
                           Wenn jemand beispielsweise das Ladengeschäft eines anderen vertragswidrig durch ein
                              									Konkurrenzgeschäft lahmlegt und wenn jener dann gegen den Konkurrenten einen
                              									Schadensersatzanspruch wegen Störung seines Geschäftes geltend macht, so ist auch
                              									kein Schaden mit mathematischer Sicherheit nachweisbar. Jeder Kunde hat freie Wahl,
                              									von wem er kaufen will. Aber es würde dem Konkurrenten wenig helfen, wollte er sich
                              									darauf stützen und behaupten, es wäre überhaupt kein Schaden nachweisbar. Eine
                              									Kundschaft ist stets eine Ungewisse Sache, aber auch als ein Inbegriff von
                              									Möglichkeiten und Hoffnungen kann die Beeinträchtigung einer Kundschaft sehr gut
                              									zahlenmäßig abgeschätzt werden, und wo die Möglichkeit einer genaueren zahlenmäßigen
                              									Abschätzung fehlt, hat das Gericht durch die Befugnis, den Schaden nach freiem
                              									Ermessen zu bewerten, völlig freie Hand.
                           Nicht anders ist die Rechtslage im obigen Fall. Stets ist es möglich, wenn auch immer
                              									nur schätzungsweise den Schaden durch Abwägung mehr oder weniger Ungewisser
                              									Möglichkeiten und Hoffnungen zu bemessen.
                           Hätte in dem, vom Reichsgericht entschiedenen Fall jener Unternehmer einen besonders
                              									hohen Kostenanschlag gefertigt, so wäre es wahrscheinlich, daß der Auftrag nicht zur
                              									Ausführung gekommen wäre, wenn nicht wiederum besondere Gründe dafür sprechen, daß
                              									der Unternehmer mit seiner Kostenforderung heruntergegangen wäre.
                           Hat er aber den angemessenen Preis gefordert, so ist anzunehmen, daß ihm der Auftrag
                              									auch erteilt worden wäre. Hat ein anderer ihn unterboten, so ist das mit großer
                              									Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen, daß dem anderen der erste Kostenanschlag
                              									zur Kenntnis gekommen ist und daß dieser daraufhin einen niedrigeren Preis
                              									veranschlagt hat, als er es sonst getan hätte. Jeder freier denkende Richter wird in
                              									solchen Fällen die Möglichkeit zugunsten des „Bestochenen“ abwägen, und wird
                              									diesem den vollen oder den größten Teil des zu erwartenden Verdienstes als
                              									Schadensanspruch zubilligen.
                           Daneben dürfte auch noch eine teilweise Mithaftung des anderen Unternehmers in Frage
                              									kommen. Das Entgelt für die Ausführung der Arbeit bezieht sich in denmeisten
                              									Fällen auf die Projektarbeit mit. Hat der andere Unternehmer dadurch, daß ihm diese
                              									Entwürfe und Anschläge des ersten Unternehmers zugänglich gemacht sind, die eigene
                              									Anfertigung der Projekte gespart, so hat er den Verdienst eingeheimst für eine
                              									Leistung, die zum Teil auf das Konto des ersten Unternehmers zu setzen ist. Und man
                              									kann dann mit gutem Recht ungerechtfertigte Bereicherung annehmen und muß den
                              									zweiten Unternehmer für verpflichtet halten, aus seinem Verdienst einen Teil als
                              									angemessene Vergütung für die Entwürfe und Anschläge dem ersten Unternehmer zu
                              									erstatten.
                           Dr. jur. Eckstein.