| Titel: | Gasöl und Teeröl als Treibmittel für Oelmaschinen. | 
| Autor: | G. Spettmann | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 383 | 
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                        Gasöl und Teeröl als Treibmittel für
                           								Oelmaschinen.
                        Von Ingenieur G. Spettmann in
                           									Hamburg.
                        SPETTMANN: Gasöl und Teeröl als Treibmittel für
                           								Oelmaschinen.
                        
                     
                        
                           Wiewohl die meisten der folgenden Einzelheiten, in früheren Berichten verstreut,
                              									schon Erwähnung gefunden haben, dürfte eine zusammenfassende Darstellung nicht
                              									unerwünscht sein.
                           Als Treibmittel für Oelmaschinen kommen in Deutschland folgende
                              									Destillationsprodukte in Frage:
                           
                              1.Gasöl, ein nach dem Benzin und Petroleum an dritter
                                 										Stelle übergehendes Destillat des Erdöles,
                              
                              2. Braunkohlenteeröle (Paraffinöle),
                              3.Steinkohlenteeröle (Kreosotöl, Anthrazenöl).
                              
                           Die hauptsächlichsten Eigenschaften dieser flüssigen Brennstoffe sind in obiger
                              									Tabelle vergleichsweise zusammengestellt:
                           Die Braunkohlenteeröle kommen als sogenannte helle und dunkle Paraffinöle in den
                              									Handel und stehen hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit in Oelmaschinen dem Gasöl sehr
                              									nahe, sind aber durchschnittlich teuerer als diese.
                           Gegenüber den Steinkohlenteerölen, die wegen ihres niedrigen Preises als Treibmittel
                              									stark in Frage kommen, besitzt das Gasöl wesentliche Vorzüge.
                           Die Höhe der Zündungstemperatur und die Güte der Verbrennung hängt in erster Linie
                              									von dem Gehalt an Wasserstoff und der Bildung eines guten Oelgasgemisches ab. Je
                              									mehr Wasserstoff im Oel, um so niedriger kann die Verdichtung der Luft gehalten
                              									werden und um so leichter kann sich das Gemisch entzünden. Bei der im Kraftzylinder
                              									unmittelbar vor dem Einspritzen des Brennstoffes üblichen Verdichtung der Luft auf
                              									30 at wird eine Temperatur von etwa 600° C erreicht; da sich der Wasserstoff bei
                              									etwa 500° C entzündet, so ist stets eine gute Zündung gewährleistet.
                           Die Bildung eines Oelgases bei Steinkohlenteerölen erfordert eine höhere Temperatur
                              									und damit einen höheren Druck als bei Gasöl; der Grund hierfür liegt in der
                              									chemischen Beschaffenheit der Kohlenwasserstoffe, unter denen die schwer
                              									zersprengbaren Benzolringe einen großen Platz einnehmen. Es ist daher in der Regel
                              									bei Verwendung von Teeröl ein besonderes, leicht entzündbares Zündöl (Gasöl) zum
                              									Einleiten der Verbrennung erforderlich, das unmittelbar vor dem Teeröl in den
                              									Zylinder eingespritzt und erst nach gründlicher Durchwärmung des Zylinders
                              									abgestellt wird.
                           Mit der schwereren Verbrennbarkeit der Braunkohlenteeröle hängt auch eine erhöhte
                              									Ruß- und Rückstandsbildung zusammen, die ihrerseits wieder eine reichlichere
                              									Schmierung und häufigere Reinigung des Zylinderinnern erforderlich macht.
                           Bei den Oelmaschinen ist ziemlich unabhängig von dem Brennstoff für die PS/Std.
                              									annähernd dieselbe Wärmemenge von etwa 1850 WE erforderlich; daraus ergibt sich bei
                              									Verwendung von Teerölen infolge ihres geringen Heizwertes ein höherer Verbrauch,
                              									etwa 185 bis 220 g gegenüber 170 bis 200 g für die PS/Std., der wiederum auf die
                              									Kostenfrage zugunsten von Gasöl einen Einfluß ausübt.
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                 Spezif. Gewicht
                                 HeizwertWE
                                 Wasserstoff-Gehaltv. H.
                                 Flammpunkt °Cüber
                                 Viskosität nachEngler bei 20° Cunter
                                 
                              
                                 Gasöl
                                 0,84–0,88
                                   10–11000
                                 12–13
                                 65
                                 2,6
                                 
                              
                                 Braunkohlenteeröl
                                 0,83–0,92
                                   9–9800
                                 11–13
                                   65–125
                                 1,5–2,7
                                 
                              
                                 Steinkohlenteeröl
                                 1,0–1,1
                                 88–9200
                                 6–8
                                 65–90
                                 etwa 1,0
                                 
                              
                           Eine erhebliche Beeinflussung der Beschaffenheit des Teeröles wird durch den
                              									wechselnden Naphthalingehalt hervorgerufen. An und für sich ist dieser ohne
                              									störenden Einfluß auf die Verwendungsfähigkeit, doch macht er sich dadurch
                              									unangenehm bemerkbar, daß bei höherem Naphthalingehalt Ausscheidungen dieses Körpers
                              									bei niedriger Temperatur erfolgen Infolgedessen muß man bei der Lagerung besondere
                              									Vorrichtungen treffen, um feste Ausscheidungen zu verhindern.
                           Ein Uebergang von Gasöl auf Teeröl ist mit Rücksicht auf das erforderliche Zündöl
                              									meist mit Aenderungen der Brennstoffzuführungsorgane verbunden. Ferner ist dabei zu
                              									beachten, daß infolge des sauren Charakters des Teeröles, der durch seinen Gehalt an
                              									Kreosot bedingt ist, alle empfindlichen Teile, wie Ventile, Pumpen und Düsen, bei
                              									denen auch eine nur geringe Abnutzung nachteilig sein kann, nicht in einem kupfer-
                              									oder zinkhaltigen Metall, sondern in einem erstklassigen Spezialstahl ausgeführt
                              									werden müssen. Auch ist bei dem Dichtungsmaterial der Leitungen Vorsicht geboten, da
                              									das Teeröl die in den üblichen Dichtungsmaterialien enthaltenen Stoffe
                              									vegetabilischer Herkunft und Zusammensetzung zerstört.
                           In neuerer Zeit sucht man statt des aus dem Steinkohlenteer gewonnenen Teeröls das
                              									Rohprodukt, also reinen Steinkohlenteer zu verbrennen. Die oben aufgeführten
                              									Schwierigkeiten bestehen hier in weit verstärktem Maße. Vor allen Dingen bereitet
                              									eine einwandfreie Verbrennung sehr große Schwierigkeiten und erfordert besondere
                              									Einrichtungen an der Maschine. Der Brennstoff selbst ist hinsichtlich seiner
                              									Zusammensetzung und seines Flüssigkeitsgrades sehr starken Schwankungen unterworfen,
                              									je nachdem er aus Gaswerken oder Kokereien stammt und in Horizontal-, Schräg- oder
                              									Vertikalöfen gewonnen wird. Der verhältnismäßig hohe Gehalt an Kohlenstaub, Ruß,
                              									Wasser, Schwefel und Ammoniak bedingt eine starke Verschmutzung des Zylinders und
                              									kann für die Betriebssicherheit, besonders in Dauerbetrieben, nachteilige Folgen
                              									haben.
                           Die Vorzüge des Gasöles gegenüber den Teerölen und insbesondere dem Steinkohlenteer
                              									lassen sich also wie folgt zusammenfassen:
                           Leichte Entzündbarkeit und saubere Verbrennung, keine Rückstandsbildung und
                              									Verschmierung des Zylinders, geringerer Bedarf an Schmieröl, geringerer Bedarf an
                              									Brennstoff, keine Ausscheidung von festen Bestandteilen, einfache Lagerung, keine
                              									Aenderungen an der Maschine, keine Zersetzung des Dichtungsmaterials.