| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 387 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Neuere Untersuchungen und Messungen im Schraubenwasser
                                 										mittels Düsen. In der Zeitschrift Schiffbau vom 28. Juli 1915 berichtet Flamm über Messungen, die in dem Schraubenversuchsbecken
                              									der Schiffbauabteilung der Königl. Technischen Hochschule zu Berlin zur Klarlegung
                              									der Strömungs- und Druckverhältnisse im Schraubenwasser vorgenommen wurden. Für die
                              									Messungen wurde eine für Propelleruntersuchungen besonders ausgebildete Pitotdüse
                              									benutzt. Sie besteht aus einem dünnen, 4 mm starken Messingrohr mit einer lichten
                              									Weite von 1½ mm, das über einen schlanken Konus von etwa 50 mm Länge in ein scharf
                              									ausgezogenes Mundstück ausläuft. Das Meßrohr ist nach der Mündung zu rechtwinklig
                              									umgebogen. Der in die Düse auslaufende Schenkel, der in die Strömungsrichtung
                              									eingestellt wird, ist mit etwa 100 mm ausreichend lang bemessen, daß eine merkbare
                              									Beeinflussung der Strömung durch das Meßrohr nicht zu erwarten ist. Da der
                              									Meßapparat sowohl der Höhe nach wie auch seitlich verschoben werden kann, so lassen
                              									sich mit der Düse die Druck- und Geschwindigkeitsverhältnisse über den ganzen
                              									Strömungsquerschnitt gut verfolgen. Für die Versuche wurde ein Zeise-Propeller von 100 mm ∅ benutzt. Die den Propeller tragende Welle
                              									wird von einem Arm gehalten, der zusammen mit dem Meßapparat an einem über dem
                              									Versuchsbecken auf Schienen laufenden Wagen, der auch den Antriebsmotor des
                              									Propellers trägt, befestigt ist. Die Propellerwelle wird mit Hilfe zweier
                              									Kegelräderpaare und einer senkrechten Zwischenwelle angetrieben. Der Tragarm, der
                              									diese Uebertragungswelle mit dem unteren Kegelräderpaarund der Propellerwelle
                              									umschließt, hat, um seinen Einfluß auf die Strömung möglichst zu beschränken, eine
                              									eigenartige Formgebung erhalten. Der senkrechte Teil des Armes hat elliptischen
                              									Querschnitt, während der die Propellerwelle tragende untere Teil die Welle eng
                              									umhüllt und nach vorn, also der Strömungsrichtung entgegen, in einen schlank
                              									ausgezogenen Konus ausläuft. Der Versuchspropeller ist soweit hinter dem Tragarm
                              									angeordnet, daß eine nennenswerte Störung der Bahn der Wasserfäden nicht zu
                              									befürchten ist.
                           Die bisher zum Abschluß gebrachten Versuche, die nur einen Abschnitt eines größeren
                              									Versuchsplanes bilden, wurden sämtlich bei feststehendem Wagen vorgenommen. Das
                              									Versuchsmaterial, das für verschiedene Umdrehungszahlen (n = 300 – 1000) zusammengestellt wurde, umfaßt die folgenden
                              									Messungen:
                           
                              a) 20 mm hinter Hinterkante Propeller in senkrechter Richtung
                                 										nach oben und unten und in wagerechter Richtung nach Backbord und
                                 										Steuerbord;
                              b) 7,5 mm vor Vorkante Propeller in senkrechter Richtung nach
                                 										oben;
                              c) 0 mm vor Vorkante Propeller in senkrechter Richtung nach
                                 										oben und unten;
                              d) an der eintretenden Kante des Propellerflügels entlang
                                 										senkrecht nach oben und unten.
                              
                           Als Nullpunkt wurde für sämtliche Messungen die Einstellung der Düse auf Mitte
                              									Propeller und Hinterkante Nabe gewählt.
                           Die jeweilig als Funktion der Umdrehungszahl des Propellers aufgetragenen
                              									Druckkurven, die für die einzelnen Messungsgruppen übersichtlich zusammengestellt sind,
                              									geben interessante Einblicke in das Strömungsbild. Aus der großen Fülle des
                              									Kurvenmaterials sind die angefügten Schaubilder zweier Gruppen von Messungen hinter
                              									und vor dem Propeller (Abb. 1 und 2) herausgegriffen. Sie lassen das Wesentlichste des
                              									Druck- und Geschwindigkeitsverlaufes klar erkennen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 387
                              Abb. 1. Druckkurven bei gleichen Umdrehungen des Propellers in der
                                 										Minute.
                              Propellerdurchmesser = 100 mm
                                 										(Zeise). Düse = 20 mm hinter Hinterkante Propellerflügel. Wasserstand über Mitte
                                 										Welle = 150 mm.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 387
                              Abb. 2. Druckkurven bei gleichen Umdrehungen des Propellers in der
                                 										Minute.
                              Propellerdurchm. = 100 mm (Zeise).
                                 										Düse = 7,5 mm vor Vorkante Propeller senkrecht nach oben geführt in der
                                 										Mittelebene. Wasserstand = 150 mm über Mitte Welle.
                              
                           Das Kurvenblatt (Abb. 1), in dem die
                              									Messungsergebnisse der Gruppe a, gemessen in wagerechter Richtung, vereinigt sind,
                              									zeigt die bemerkenswerte Erscheinung, daß hinter dem Propeller im Bereich der Nabe
                              									eine deutlich zutagetretende Strömung nach dem Propeller hin auftritt. Die Grenze
                              									der Nabe ist durch Wirbelbildung gekennzeichnet und erst im Bereich der Flügel tritt
                              									eine Wasserbewegung
                              									nach hinten auf. Druck und Geschwindigkeit dieses nach hinten gerichteten
                              									Wasserstromes, der für die Vorwärtsbewegung nutzbar gemacht wird, steigern sich
                              									zunächst bis zu einer gewissen Grenze nach den Flügelenden hin. Der jeweilig
                              									erreichte Höchstwert ist abhängig von der Propellerdrehzahl. Je höher diese ist, um
                              									so weiter liegt das Maximum nach außen. Haben Druck und Geschwindigkeit diesen
                              									Höchstwert erreicht, so fallen die Kurven nach außen zu plötzlich ab. Noch bevor der
                              									Umfang des Propellerkreises erreicht ist, schneiden die Kurven die Nullinie und
                              									gehen damit in das Unterdruckgebiet über. In der Randzone tritt dann offenbar wieder
                              									Wirbelbildung auf, und erst etwa 25 v. H. außerhalb des Propellerkreises ist das
                              									Vorhandensein ruhigen Wassers feststellbar.
                           Wesentlich anders als im eigentlichen Druckgebiet verläuft die Strömung vor dem
                              									Propeller, also in der Saugzone. Das Kurvenblatt (Abb.
                                 										2), das die Ergebnisse der Messungen nach Gruppe b vereinigt, gibt ein
                              									charakteristisches Bild des Druck- und Geschwindigkeitverlaufes. Die Einwirkung der
                              									Nabe auf das Strömungsbild, die im Auftreten des Unterdruckes hinter dem Propeller
                              									und der dadurch hervorgerufenen entgegengesetzt gerichteten Strömung in die
                              									Erscheinung tritt, fällt hier natürlich fort. Die Kurven verlaufen daher stetiger.
                              									Ferner erstreckt sich der Einfluß des Propellers im Sauggebiet über einen wesentlich
                              									größeren Querschnitt als im Druckgebiet. Er reicht bei hohen Umdrehungszahlen noch
                              									über 50 v. H. über den Propellerkreis hinaus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 388
                              Abb. 3.
                              
                           Ein schematisches Bild, das den möglichen Strömungsverlauf vor und hinter dem
                              									Propeller annähernd richtig darstellen dürfte, gibt Abb.
                                 										3. Sie macht deutlich den Wechsel der Strömungsrichtung hinter der Nabe
                              									kenntlich. Offenbar steht dieser mit der bekannten Schlauchbildung hinter dem
                              									Propeller, die Flamm bereits früher an seinen
                              									Photographien der arbeitenden Schraube nachweisen konnte, im engsten Zusammenhange.
                              									Irgendwelche Schlüsse aus den vorliegenden Ergebnissen auf die wünschenswerte
                              									konstruktive Gestaltung des Propellers zu ziehen, erscheint bei dem bisherigen
                              									Umfange der vorliegenden Versuche wohl verfrüht.
                           Kraft.
                           
                        
                           Die deutsche Lötwerkzeug-Industrie. Die Firma Gustav Barthel, Dresden 19 A, blickt auf ein 25-jähriges
                              									Bestehen zurück. Wer die Verhältnisse in derLötlampenindustrie kennt, weiß, daß
                              									es sich hier nicht nur um ein Firmenjubiläum, sondern um ein Jubiläum der deutschen
                              									Lötapparate-Industrie handelt. Der Name Gustav Barthel
                              									ist mit dem deutschen Lötwerkzeug eng verknüpft und die Bezeichnung „Original
                                 										Barthel“ ist ein Kennzeichen für das deutsche Qualitätswerkzeug auf dem
                              									Spezialgebiete: „Lötapparate“ geworden. Das Unternehmen wurde im Jahre 1890
                              									von dem Chemiker Gustav Barthel ins Leben gerufen, der
                              									während seiner Tätigkeit in verschiedenen Laboratorien erkannt hatte, daß ein
                              									Bedürfnis für Brenn-, Heiz- und Kochapparate mit flüssigen Brennstoffen (Benzin,
                              									Spiritus, Petroleum usw.) vorhanden war. Die Firma kann sich mit Recht als die
                              									Begründerin dieser Industrie im Großen bezeichnen. Es wurde mit der Herstellung von
                              									Lötwerkzeugen für flüssige Brennstoffe, die wenige Jahre zuvor aufgekommen waren,
                              									begonnen. Auch die Fabrikation von Kochapparaten für den Hausgebrauch, die auf dem
                              									gleichen Prinzip der Vergasung von flüssigen Brennstoffen beruht, wurde später
                              									aufgenommen. Nach einigen Jahren (1895) konnte die Firma bereits in ihr eigenes
                              									Fabrikgrundstück, Kyffhäuserstraße 27, übersiedeln. Die ständig wachsende Nachfrage
                              									nach den Barthelschen Löt-, Heiz- und Kochapparaten hatte
                              									zur Folge, daß fortgesetzt umfangreiche Ergänzungsbauten auf diesem Grundstück
                              									vorgenommen werden mußten, bis zuletzt die Zahl der Angestellten und Arbeiter auf
                              									annähernd 250 gestiegen und das Unternehmen weit über die Grenzen des deutschen
                              									Landes hinaus bekannt geworden war. Ein vollständiger Fabrikneubau mit wesentlichen
                              									Vergrößerungen der ganzen Anlage war für das Jahr 1914 geplant und bereits begonnen,
                              									als der Weltkrieg ausbrach und Bauarbeiten Einhalt gebot.
                           Eine der Hauptursachen für die allgemeine Verbreitung der Barthelschen Apparate ist neben ihrer zweckmäßigen Bauart die zuverlässige
                              									Herstellungsweise. Weiter ist die Firma bemüht, ihre eigenen Wege zu gehen und fast
                              									ausnahmslos eigene Formen der Apparate herauszubringen, wodurch es ihr gelang,
                              									maßgebend und führend auf diesem Gebiete zu bleiben. Erwähnt seien in erster Linie
                              									die chemischen Apparate, sodann die Spirituslötlampen, die Benzinlötkolben und
                              									Benzinlötlampen mit ihren einfachen geraden Vergaserkanälen, dann die
                              									Petroleumlötlampen und -Gebläse, sowie der tragbare Petroleumlötofen.
                           Diese Grundsätze sichern dem Hause Gustav Barthel auch
                              									weiterhin eine günstige Entwicklung, die übrigens auch aus nationalem und
                              									volkswirtschaftlichem Interesse wünschenswert ist: denn gerade auf diesem Gebiete
                              									macht sich noch vielfach eine Vorliebe für ausländische Fabrikate bemerkbar, für die
                              									sachliche Gründe nicht vorhanden sind, und mit denen der Weltkrieg endgültig
                              									aufräumen muß.
                           Aus dem Kataloge, den die Firma aus Anlaß ihres Jubiläums herausgab, mag noch
                              									hervorgehoben werden, daß sich die Firma den Zeitverhältnissen insofern anzupassen
                              									wußte, als sie in anbetracht des Benzinmangels eine Lötlampe mit Druckpumpe für
                              									Spiritus herausgebracht hat, die in drei verschiedenen Größen hergestellt wird. Die reiche Auswahl an
                              									Lötapparaten in jeder Größe zeigt das Bestreben der Firma, ihre Lötwerkzeuge allen
                              									nur denkbaren Zwecken in Industrie und Gewerbe anzupassen, so daß der Klempner und
                              									der Kupferschmied, der Elektrotechniker und Installateur, der Handwerker wie der
                              									fabrikmäßige Großbetrieb das gerade für ihre Zwecke besonders geeignete Werkzeug
                              									finden.
                           
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 389
                              Abb. 1. Gesamtansicht.
                              
                           Ueber zwei interessante Fälle von Brucherscheinungen an
                                 										Konstruktionsteilen, die von dem seiner Zeit eingestürzten Turmgerüst der
                              									Telefunkenstation in Nauen bei Berlin herrühren, berichtet R. Loebe in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1915 S. 577. Es
                              									handelt sich zunächst um ein Winkeleisenstück mit Schenkeln 50 × 6, dessen Schenkel,
                              									wie Abb. 1 zeigt, auf einer Länge von etwa 16 cm nach
                              									rückwärts aufgebogen sind, so daß sie fast in eine Ebene zu liegen kommen, und das
                              									längs der Winkelkante sechs zur Längsrichtung senkrechte Spalte oder mundförmige
                              									Oeffnungen aufweist, die aus Abb. 2 und 3 deutlich zu erkennen sind. Ein Blick auf die
                              									Winkelkante in Abb. 2 läßt erkennen, daß das
                              									Winkeleisenstück zuerst eine starke Biegung um 180° erfahren hat, ehe es in die
                              									jetzige Gestalt zurückgebogen wurde, wobei eben, wie schon bemerkt, die Schenkel
                              									flach aufgebogen worden sind. Außer den hierbei aufgetretenen Schubkräften hat das
                              									Material an der äußeren Winkelkante auf Druck und an der inneren noch eine
                              									Beanspruchung auf Zug erfahren. Der Biegungshalbmesser wurde zu 18 mm bestimmt. Die
                              									ersten Risse, die an den einzelen Stellen zum Bruch geführt haben, sind längs der
                              									ursprünglich äußeren Winkelkante infolge der gewaltigen Stauchung beim erstmaligen
                              									Biegen entstanden. Sie haben sich bis in die Nähe der inneren Winkelkante
                              									fortgesetzt. Hierist dann beim Wiederaufbiegen nach rückwärts die völlige
                              									Lostrennung von Teilchen und damit der Bruch eingetreten. Die metallographische
                              									Untersuchung hat keinen Anhalt für die Annahme ergeben, daß diese Rißbildung durch
                              									Materialfehler herbeigeführt wurde. Sie kann daher nur auf die ungewöhnliche Art der
                              									mechanischen Beanspruchung zurückgeführt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 389
                              Abb. 2. Mittlerer Teil.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 389
                              Abb. 3. Seitenansicht des mittleren Teils.
                              
                           Die Leidensgeschichte dieses Konstruktionsteiles ist sonach wie folgt zu denken:
                           Das Winkeleisenstück hat ursprünglich eine senkrecht oder wenigstens sehr schräg nach
                              									oben gerichtete Stütze des Gerüstes dargestellt. Es war oben und unten mit anderen,
                              									schweren Konstruktionsteilen fest verbunden. Während des Einsturzes ist der höhergelegene dieser
                              									Teile in Bewegung geraten und hat die Winkeleisenstütze im Fallen mitzureißen
                              									versucht, während der untere Teil vom anderen, noch ruhenden Körper festgehalten
                              									wurde. Eine Stelle geringeren Widerstandes wurde hierdurch längs der Winkelkante
                              									stärker zusammengedrückt. Infolge dieser Verkürzung konnten die Schenkel nach der
                              									Biegungsebene zu aufgebogen werden, bis sie den Winkel von 180° miteinander
                              									bildeten. Infolge der Verkleinerung des Widerstandes an dieser Stelle konnte nunmehr
                              									der Konstruktionsteil eine weitere schnelle Biegung bis etwa 180° erfahren, d.h.
                              									völlig umgeknickt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 390
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 390
                              Abb. 5.
                              
                           Die verschiedenen Stadien sind in Abb. 4 dargestellt.
                              									Die gestrichelten Linien bezeichnen die ursprüngliche Stellung der Stütze am Gerüst
                              									(Stellung I) und denjenigen Augenblick, in welchem die Schenkel nach rückwärts
                              									gerade aufgebogen waren (Stellung II), der ausgezogeneTeil den Endzustand des
                              									ersten Entstaltungsabschnittes: die Umknickung (Stellung III).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 390
                              Abb. 6. Bruchfläche des Spannankers.
                              
                           Die Wiederauswärtsbiegung ist wahrscheinlich dadurch herbeigeführt, daß der jetzt
                              									unten hängende Konstruktionsteil durch einen anderen fallenden Körper beschwert
                              									worden ist, oder die bisher fest gebliebene Unterlage selbst nachgegeben hat, ohne
                              									indessen herunterzufallen. Hierdurch wurde auch der ursprünglich untere Teil der
                              									Stütze um einen beträchtlichen Winkel mit heruntergebogen, wobei durch die
                              									Zugwirkung des am freischwebenden Teil hängenden Körpers der geknickte Teil um 180°
                              									wieder aufgebogen wurde (Stellung IV).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 390
                              Abb. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 390
                              Abb. 8. Schliff mit Kupfer-Ammoniumchlorid geätzt.
                              
                           Der zweite Fall betrifft einen Spannanker, den vermutlich zuerst gerissenen Teil der
                              									Verankerung des Turmgerüstes. Es ist ein Stück Rundeisen, das an einem Ende zu einem
                              									Auge ausgeschmiedet wurde. Das Auge ist im Loch quer durchgebrochen, wie Abb. 5 zeigt. Die eine der beiden Bruchflächen weist
                              									zwei vom normalen Bruchgefüge etwas abweichende Stellen auf, die aus Abb. 6 zu erkennen sind: Von der größeren Vertiefung
                              									rechts oben führt eine Bruchlinie schräg nach dem unteren Rande. Die bohnenförmige,
                              									helle Stelle hat feineres Bruchgefüge als der übrige Teil. Schliffe, die dem Teil
                              									hinter dieser Bruchfläche entnommen wurden, zeigten, daß das Material nicht
                              									durchgehends homogen ist, sondern, daß dem normalen Material, einem weichen
                              									Schmiedeeisen, um die erwähnte Bruchfläche herum ein fremdes, sehr unreines, weil
                              									sehr phosphorreiches Eisen aufgeschmolzen worden ist. Abb. 7
                              									zeigt den Umfang dieser fehlerhaften Stelle direkt hinter der Bruchfläche. Der
                              									schraffierte Teil bedeutet das aufgeschmolzene Material. Abb. 8 ist das Aetzbild eines Schliffes, der Teils derselben Fläche b, teils den zu ihr senkrechten Flächen g und h angehört. Auch
                              									hier verrät sich das fremde Metall durch dunkle Färbung beim Aetzen. Das
                              									minderwertige Metall enthält 0,77 v. H. Phosphor. Sein außerordentlich grobkörniges
                              									Gefüge zeigt Abb. 9. Zugleich finden sich darin
                              									zahlreiche Bläschen, Schlacken und andere Verunreinigungen vor. Die Ferritkörner
                              									verdanken ihre Größe dem außerordentlich hohen Phosphorgehalt, der auch ohne die
                              									übrigen Fremdkörper die Festigkeitseigenschaften des Materials stark herabsetzen
                              									mußte, teilweise aber auch einer örtlichen Ueberhitzung. Abb. 10 zeigt den Verlauf der Grenze zwischen dem normal und dem
                              									aufgeschmolzenen, kranken Material.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 391
                              Abb. 9. Aufgeschmolzenes Material mit alkoholischer Salpetersäure
                                 										geätzt.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 391
                              Abb. 10. Grenze zwischen dem normalen (unten) und dem aufgeschmolzenen (oben)
                                 										Material, mit alkoholischer Salpetersäure geätzt.
                              
                           Da auf Grund des mikroskopischen Befundes eine falsche Wärmebehandlung des
                              									Schmiedestückes nicht in Frage kommt, besteht kein Zweifel darüber, daß der Bruch
                              									des Konstruktionsteiles auf die Gegenwart dieses stark phosphidhaltigen, und auch
                              									sonst stark verunreinigten Materials an der erwähnten Bruchfläche zurückzuführen
                              									ist. Die Bruchfläche führt zu einem Drittel ihrer Größe durch dieses Material
                              									hindurch. Wahrscheinlich ist beim Ausschmieden des Auges zu wenig Material benutzt
                              									worden, und man hat darum anderes, außerordentlich minderwertiges Metall
                              									aufgeschmolzen. Das Auge mußte daher an einer solchen
                              									Stelle, wie sie die Bruchfläche umgab, bei starker Beanspruchung früher oder später
                              									zum Bruch kommen.
                           
                        
                           Gleitwiderstand von Nietverbindungen. Der Widerstand, den
                              									Nietverbindungen äußeren Kräften entgegensetzen, ist bis zu gewissem Grade durch die
                              									Reibung bedingt, die an den Berührungsflächen der vernieteten Teile infolge des
                              									durch das Schrumpfen der Niete erzeugten starken Aufeinanderpressens dieser Teile
                              									entsteht. Ueber die Größe dieses Reibungswiderstandes hat man sich bisher nur
                              									ziemlich unklare Vorstellungen machen können. Wichtige Aufschlüsse darüber haben
                              									Versuche gebracht, die für den Verein deutscher Brücken- und Eisenbaufabriken im
                              									Königl. Materialprüfungsamt zu Groß-Lichterfelde unter der Leitung des Vorstehers
                              									der Abteilung für Metallprüfung, des Geheimen Regierungsrats Professor Rudeloff, ausgeführt worden sind.
                           Da Niete auch bei sorgfältigster Arbeit infolge der Zusammenziehung beim Erkalten die
                              									Nietlöcher nie voll ausfüllen, so tritt bei Ueberwindung dieses Reibungswiderstandes
                              									ein Gleiten der vernieteten Teile gegeneinander ein, dessen Beginn sich durch
                              									geeignete Meßverfahren unschwer feststellen läßt. Die Ermittlung dieses Gleitbeginns
                              									oder des „Gleitwiderstandes“ und seiner Beeinflussung durch verschiedene
                              									Faktoren ist der Zweck eines Teiles dieser Versuche gewesen, über die Geheimrat Rudeloff in einer mit Tabellen, Skizzen und Lichtbildern
                              									reich ausgestatteten SchriftRudeloff, Geh. Reg.-Rat, Professor. Versuche mit Nietverbindungen
                                    											und Brückenteilen. Berlin 1912. Leonhard Simion Nf. Preis 5,– M.
                              									eingehend berichtet hat.
                           Zu den Versuchstücken wurde Thomaseisen nach den deutschen Normalbedingungen
                              									verwendet; die Bearbeitung entsprach der gewöhnlichen guten Werkstattarbeit,
                              									besondere Vorschriften waren nicht gemacht worden.
                           Die Versuche zur Ermittlung des Gleitwiderstandes umfaßten zwei Hauptgruppen:
                           I. Zugversuche mit Nietverbindungen zur Ermittlung des Einflusses des Nietverfahrens
                              									(von Hand, mittels Lufthammer oder Kniehebelpresse) auf den Gleitwiderstand und die
                              									Bruchfestigkeit der Verbindung.
                           II. Versuche über den Gleitwiderstand bei Anschlüssen mit größeren Nietbildern
                              									verschiedener Anordnung.
                           In Gruppe I wurden vier Versuchsreihen ausgeführt. Die Versuchstücke bestanden aus
                              									Flacheisen 100–24 (Reihe I und II), 100 . 20 (Reihe III) und 110 . 20 (Reihe IV), die gestoßen
                              									und beiderseits durch schwächere Flacheisen verlascht waren. Die Stücke der beiden
                              									ersten Reihen waren durch je drei Niete von 23 bzw. 21 mm ∅, die der beiden letzten
                              									Reihen durch je zwei Niete von 25 bzw. 27 mm ∅ zu beiden Seiten des Stoßes vernietet
                              									worden.
                           Jede der vier Reihen umfaßte zwei Gruppen (A und B) von Proben; bei A waren die
                              									Zwischenflächen „gebeizt und geölt“, bei B dagegen „gebeizt, geölt und
                                 										einmal mit Mennige gestrichen“. Ferner war in jeder Gruppe ein Teil der
                              									Proben von Hand, ein anderer mit Lufthammer und ein dritter mit Kniehebelpresse
                              									genietet.
                           In Folgendem sind die Mittelwerte der Scherbeanspruchungen der Niete beim Beginn des
                              									Gleitens in kg/cm2 angegeben.
                           
                              
                                 Versuchsreihe
                                 Von Handgenietet
                                 Mit Luft-hammer
                                 Mit Kniehebel-presse
                                 
                              
                                   I A
                                 640
                                 640
                                 880
                                 
                              
                                   I B
                                 665
                                 665
                                 885
                                 
                              
                                 II A
                                 635
                                 718
                                 933
                                 
                              
                                 II B
                                 525
                                 580
                                 815
                                 
                              
                                 III A
                                 175
                                 440
                                 845
                                 
                              
                                 III B
                                 203
                                 385
                                 805
                                 
                              
                                 IV A
                                 275
                                 425
                                 740
                                 
                              
                                 IV B
                                 365
                                 430
                                 835
                                 
                              
                                 Mittel aus I–IVDas Mittel aus I bis IV ist weniger zuverlässig, als das aus II
                                          													bis IV, da bei den beiden Versuchsreihen I A und I B, die wesentlich
                                          													früher als die übrigen ausgeführt sind, größere Laststufen zur
                                          													Anwendung kamen, und die Gleitbelastungen daher weniger genau
                                          													bestimmt wurden.
                                 435
                                 535
                                 842
                                 
                              
                                 Mittel aus II–IV
                                 363
                                 496
                                 829
                                 
                              
                           Die Ergebnisse der Versuche der Hauptgruppe I sind wie folgt zusammengestellt:
                           
                              1. Bei den mit Kniehebel genieteten Proben war der Gleitbeginn
                                 										schärfer ausgeprägt als bei den Nietungen mit Handhammer oder Lufthammer;
                              2. die Nietung mit Kniehebel lieferte bei allen Reihen mit
                                 										verschiedenen Probenabmessungen die höchsten Gleitwiderstände, die Nietungen mit
                                 										Handhammer die geringsten, dazwischen stehen die Nietungen mit dem
                                 										Lufthammer;
                              3. die Bruchbelastungen wurden durch die verschiedenartigen
                                 										Nietverfahren unter sonst gleichen Versuchsbedingungen nicht beeinflußt;
                              4. der Gleitwiderstand war bei zwei Nielen größeren
                                 										Durchmessers geringer als bei drei Nieten von kleinerem Durchmesser. Der
                                 										Unterschied tritt bei Handnietung am stärksten und bei Kniehebelnietung am
                                 										wenigsten hervor;
                              5. die Zugfestigkeit der Flacheisen und die Scherfestigkeit der
                                 										Niete war durch Unterschiede von 35 v. H. im Leitungsdruck nicht
                                 										beeinflußt;
                              6. hiernach ist die Materialausnutzung, wie sie in den
                                 										Bruchspannungen zutage tritt, weder durch die Zahl und den Durchmesser der Niete
                                 										noch durch die Art der Nietung beeinflußt. Ein merkbarer Einfluß
                                 										dergenannten Umstände tritt lediglich in den Gleitwiderständen zwischen den
                                 										vernieteten Teilen hervor;
                              7. die verschiedenartige Behandlung der Zwischenflächen gebeizt
                                 										und geölt oder gebeizt, geölt und einmal mit Mennige gestrichen, hat keinen
                                 										Einfluß auf den Verlauf des Gleitens gehabt.
                              
                           Es möge noch erwähnt werden, daß einige unbelastete Probestücke der Länge nach
                              									aufgeschnitten wurden, wobei sich ergab, daß bei den mit Kniehebel hergestellten
                              									Nieten im Gegensatz zu den von Hand oder mit Lufthammer geschlagenen auch die
                              									Setzköpfe gute Anlage zeigten, und die Schließköpfe nahezu symmetrisch saßen, was
                              									bei den anderen Stücken nicht der Fall war. In Hauptgruppe II wurden Versuche mit
                              									drei verschiedenen Nietbildern an je drei Versuchsstäben ausgeführt. Diese bestanden
                              									aus einem Flacheisen 500 . 24, das an beiden Enden an doppelseitige Laschen
                              									angeschlossen war.
                           Die Gleitbeanspruchungen der Niete auf Abscheren betrugen im Mittel für die
                              									dreieckförmigen Anschlüsse 523, für die rechteckigen 620 und für die rautenförmigen
                              									593 kg/cm2; leider ist nicht angegeben, nach
                              									welchem Verfahren die Anschlüsse genietet sind. Doch bieten diese Zahlen keine
                              									sichere Grundlage für einen Vergleich, da sie für die beiden Anschlüsse derselben
                              									Probe besonders bei den Dreiecksanschlüssen erheblich voneinander abweichen. Bei
                              									drei Versuchsstäben – es wurden an beiden Enden die Gleitungen beiderseits gemessen
                              									– wurden sehr ungleichmäßige Gleitwerte festgestellt, bei zwei Stäben sogar auch
                              									negative. Wenn auch eine ungleichmäßige Anlage der Nietschäfte an die Lochwandungen
                              									diese Erscheinung zum Teil erklären kann, so ist sie doch besonders in den beiden
                              									letztgenannten Fällen wohl auch darauf zurückzuführen, daß es bei den großen
                              									Abmessungen der Versuchstäbe augenscheinlich nicht möglich war, die Lagerung in den
                              									Einspannköpfen so auszubilden, daß eine zentrische Belastung und gleichmäßige
                              									Spannungsverteilung gewährleistet war.
                           Auf die Festigkeit der Verbindung hat die Form des Anschlusses keinen wesentlichen
                              									Einfluß gehabt.
                           Auffallend ist, daß bei den Dreieckanschlüssen die Streckung der Nietlöcher bedeutend
                              									größer war als bei den anderen; hiernach wären diese letzteren jenen zweifellos
                              									überlegen. Dieser Nachteil des Dreieckanschlusses wird auch nicht durch den Vorteil
                              									aufgewogen, den man für ihn bisher immer daraus hergeleitet hat, daß für den
                              									angeschlossenen Stab nur ein Nietloch abzuziehen ist – der übrigens auch für den
                              									rautenförmigen Anschluß angeführt werden kann, – da heute kein Konstrukteur mehr
                              									Flacheisenstäbe verwendet und da für alle genieteten auf Zug beanspruchten Stäbe
                              									ohnehin mehr Nietlöcher abgezogen werden müssen.
                           Petermann.
                           
                        
                           Beregnungsanlagen. Außerordentlich wichtig für die
                              									Rentabilität eines landwirtschaftlichen Betriebes ist die Regelung der Bewässerung.
                              									Diese erfolgt am besten durch Beregnung. In geringerem Maße wird das Wasser durch
                              									Berieselung ausgenutzt. Man wird sich dennoch wundern, daß es möglich ist, bei Gebrauch einer
                              									Beregnungsanlage den Ertrag an Hafer um 36 v. H., an Kartoffeln um 28 bis 37 v. H.,
                              									an Roggen und Gerste um mehr als 50 v. H. zu steigern. Diese Zahlen sind nicht
                              									einmal Höchstwerte, sondern wurden unter Verhältnissen festgestellt, die zum Teil
                              									geradezu als ungünstig zu bezeichnen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 393
                              Abb. 1.
                              
                           Beim Verspritzen des Wassers, dem man unter Umständen Jauche
                              									und dergleichen zusetzt, ist darauf zu achten, daß die Flüssigkeit vom Boden
                              									aufgenommen und von den Wurzeln aufgesogen werden kann. Zu diesem Zweck gestaltet
                              									man die Beregnung so gleichmäßig und dicht, daß sie einem normalen Landregen ähnelt.
                              									Ferner ist Wert darauf zu legen, daß die infolge der Beregnung entstehenden
                              									Flurschäden gering werden, hoher Stand der Kulturen, hügeliges Gelände und
                              									dergleichen keine Schwierigkeiten machen, und die Bedienung der Anlage auch dem
                              									ungeübten Landarbeiter anvertraut werden kann. Die Mitführung des Wassergewichts
                              									durch eine fahrbare Beregnungsanlage käme infolge des an erster Stelle genannten
                              									Grundes nicht in Betracht. Die Aufstellung eines feststehenden Rohrnetzes mit
                              									Wasserstreudüsen wäre bei größeren Betrieben zu kostspielig. Auch die Benutzung von
                              									Strahlrohren, die durch Schläuche an die Wasserleitung angeschlossen werden, ist
                              									wegen des starken Schlauch Verbrauchs und der zahlreichen zur Bedienung notwendigen
                              									Arbeiter unangebracht. Es kommen in der Hauptsache nur Spritzvorrichtungen in
                              									Betracht, die an feste Rohrleitungen angeschlossen werden und ihren Standort
                              									wechseln können. Abb. 1 zeigt schematisch eine
                              									derartige Anlage. Bei p steht eine
                              									Hochdruck-Zentrifugalpumpe, die die Feldleitung f
                              									speist. An diese schließt sich die Spritzwagenreihe s,
                              									mit deren Hilfe der Feldstreifen a b c d beregnet wird.
                              									Hierauf wird die Wagenreihe in die punktierte Lage d e
                              									auf der anderen Seite der Feldleitung gebracht, wo sie bis zur Querleitung q zurückfährt, dabei wiederum einen Feldstreifen
                              									beregnend. Die Fortführung der Arbeit geschieht durch Anschluß der Wagenreihe an die
                              									bei f1 gelegte
                              									Rohrleitung. Neben den erwähnten Spritzwagenreihen, die von der Verkaufsstelle des
                              									Bundes der Landwirte, von J. Moegelin-Posen und Oppen & Prinzke-Spandau
                              									geliefert werden, finden auch die einzeln arbeitenden Spritzwagen der
                              									landwirtschaftlichen Maschinenfabrik zu Borek (Posen) Verwendung. EineAnlage
                              									für 100 ha und 100 mm Regen kostet bei der genannten Spandauer Firma 15000 M, beim
                              									Bund der Landwirte 17000 M und bei den anderen Lieferanten 18000 M. Abb. 2 zeigt die Hauptteile eines Spritzwagens von Oppen & Prinzke. Er trägt
                              									ein 10 m langes mit Streudüsen von hohem Wirkungsgrad besetztes Sprengrohr, das sich
                              									selbsttätig infolge der schräg angebrachten Düsen dreht. Damit die
                              									Gesamtregenflächen mehrerer Wagen ein Rechteck bilden, trägt jeder Sprengler einen
                              									Hahn, der selbsttätig so gesteuert wird, daß er bei Lage des Sprenglers in Richtung
                              									der Wagenreihe und senkrecht dazu nur wenig, bei Drehung um 45° am meisten geöffnet
                              									ist. Die Wasserzuführung erfolgt durch die Achsrohre, die so hoch gelagert sind, daß
                              									auch bei hohem Stande der Pflanzen keine Beschädigung eintritt. Zum Anschluß an den
                              									Sprengler ist ein drehbares Standrohr vorhanden. Die einzelnen Wagen sind einrädrig,
                              									und die Flurschäden infolge der großen Radentfernungen von 20 m gering. Zwei Wagen
                              									können zusammengekuppelt und zu derselben Zeit vorgezogen werden. Da die
                              									Fortbewegung der ganzen Wagenreihe nicht gleichzeitig vor sich geht, ist nach je
                              									zwei Laufrädern eine gelenkige Schlauchverbindung anzubringen. Durch Verwendung von
                              									bestem Gummi mit innerer Drahtspirale sowie Anbringung eines Ueberzuges aus
                              									Metallgelenkrohr wird dieser empfindlichste Teil der Anlage möglichst
                              									widerstandsfähig gestaltet. Auch Vorrichtungen zur Vermeidung der
                              									Zugbeanspruchungen, des Einknickens und des Schleifens wurden getroffen. Zu
                              									letzterem Zweck findet eine Schlauchtragkarre Verwendung. Eine normale Anlage
                              									besteht aus vier Spritzwagen, die ebenso wie die Schlauchtragekarren durch
                              									Seilwinden vorgezogen werden. Es ist möglich, zum leichten Transport je zwei
                              									Spritzwagen zu einer zweirädrigen durch Deichselräder abgestützten Karre
                              									zusammenzustellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 393
                              Abb. 2.
                              
                           Zur Wasserförderung dient eine dreistufige
                              									Hochdruck-Zentrifugalpumpe, deren Wirkungsgrad zwischen 0,7 und 0,54 bei
                              									verschiedenen Leistungen schwankt. Die Rohrleitung ist in Rücksicht auf die hohen
                              									Anlagekosten nicht zu weit, indessen wegen des Druckhöhenverlustes auch nicht zu eng
                              									bemessen. Ein auch durch ungeschultes Personal leicht zu handhabender
                              									Klammerverschluß dient zur Rohrverbindung. Bei Bewässerung kleiner Flächen werden
                              									die Streudüsen direkt auf die Achsrohre gesetzt. Bei dieser abgeänderten Anlage sind
                              									die Beschaffungskosten für den Morgen 31,50 M. Für 1 m3 verspritztes Wasser zahlt man 8,4 Pf. Ein 25 mm-Regen stellt sich für
                              									einen Morgen auf 5,50 M. Das Gleiche kostete bei der erstgeschilderten Anlage 24,60
                              									M, 0,058 M und 3,85 M. Zur Gartenbewässerung liefern Oppen & Prinzke Spritzkarren, für die ein
                              									Schwenkmotor mit Schwenkrohr charakteristisch sind. Die Vorrichtung ist nicht sperrig gebaut
                              									und kann auch auf krummen Pfaden zwischen engstehenden Bäumen benutzt werden. (Hartmann in Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingenieure Nr. 25
                              									und 26.)
                           Schmölke.
                           
                        
                           Versuche über die Größe der wirksamen Kraft zwischen
                                 										Treibriemen und Scheibe. (A. Friederich,
                              									Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1915.) Es gilt als eine Art Glaubenssatz, daß die
                              									Wissenschaft international sei. Vielleicht trifft dieser Satz aus leicht
                              									erklärlichen Gründen auch für eine Wissenschaft, die
                              									Astronomie, zu, für die technische Wissenschaft jedenfalls nicht, wie die
                              									vorliegende Arbeit wieder einmal deutlich zeigt. Ihr Inhalt läßt sich nämlich kurz
                              									mit einigen schon 1885 in den Transactions of the American Society of Mechanical
                              									Engineers von W. Lewis ausgesprochenen Worten
                              									wiedergeben, dessen Arbeit allerdings in Deutschland erst 1914 durch eine
                              									Uebersetzung von Skutsch bekannt geworden ist, nachdem
                              									die Friederichschen Versuche bereits beendet waren.
                           
                              „Die aus den (von Sellers angestellten) Versuchen zu
                                 										ziehenden Schlüsse sind, daß die Reibungsziffer unter den Verhältnissen des
                                 										praktischen Betriebes zwischen 0,25 und 1,00 schwanken kann, daß ihr Wert von
                                 										der Natur und Beschaffenheit des Leders, der Geschwindigkeit des Schlupfes, der
                                 										Temperatur und dem Flächendruck abhängt. . . .“
                              
                           Von besonderem Interesse ist die Friedrichsche, äußerst
                              									klare Erläuterung der Ursache der Veränderung der Reibungsziffer mit der Aenderung
                              									der Beschaffenheit des Leders und der Gleitgeschwindigkeit: „Das Gesetz der
                                 										Reibung fester Körper gilt nur im Grenzfall bei reinen und vollständig
                                 										fettfreien Oberflächen von Riemen und Scheibe, am nächsten also für den neuen
                                 										fettarmen Riemen. Haftet dagegen an den glatten
                                 										Gleitflächen von Riemen und Scheibe mehr oder weniger vollkommen eine dünne
                                 											„Flüssigkeitshaut“ (Fettschicht), so wird im Maß dieses Haftens die
                                 										Größe der wirksamen Kraft bestimmt durch die Größe der inneren Reibung dieser
                                 										Flüssigkeit und sie wird damit abhängig von all den Veränderlichen, welche die
                                 										Größe dieser inneren Reibung bestimmen, insbesondere also der wirksamen
                                 										Oberfläche, der Gleitgeschwindigkeit, der Temperatur und Zähigkeit der haftenden
                                 										Flüssigkeit. Unter diesen Verhältnissen werden Kräfte wirksam, die unter
                                 										Umständen ein Vielfaches derer bei Reibung fester Körper betragen, die
                                 										Eigenschaften des Riemenmaterials treten zurück; entscheidend für die Größe der
                                 										wirksamen Kraft werden Eigenschaften und Menge des
                                 									Riemenfettungsmittels.“
                           Dem Wesen nach war dies allerdings schon vorweggenommen durch die Veröffentlichung
                              									(D. p. J. 1914) der von Skutsch 1912/13 angestellten
                              									Gleitversuche, bei denen ein kleines, durch Gewichte angedrücktes Lederstück auf
                              									einer schrägen, polierten Eisenschiene frei herunterglitt. Das Ergebnis dieser
                              									Arbeit war in kurzen Sätzen: Die Fettung des Leders ist von dem größten Einfluß. Mit
                              									der Fettung erhöht sich die Gleitgeschwindigkeitund mit ihr steigt die
                              									Reibungsziffer je nach dem Flächendruck unter Umständen sogar über den Wert 1
                              									hinaus.
                           Angeregt durch die persönlichen Mitteilungen von Skutsch
                              									stellte Referent 1912/13 Versuche zur Ermittlung der
                              									Reibungsziffer an, die für wenig gefettete Riemen des gewöhnlichen Betriebes auf
                              									normalen Riemenscheiben zutrifft (D. p. J. 1913). Der Riemen wurde an beiden Enden
                              									belastet und durch das Uebergewicht auf einer Seite mit mehr oder weniger großer
                              									Geschwindigkeit über die feststehende Scheibe gezogen. Das Ergebnis war: Sogar
                              									verschiedene Lederstücke desselben Riemens zeigen in ihrem Verhalten gewisse kleine
                              									Abweichungen. Die Größe der Reibungsziffer in Abhängigkeit vom mittleren
                              									Flächendruck pm at und
                              									der Geschwindigkeit v cm/Sek. läßt sich näherungsweise
                              									durch Parabeln höherer Ordnung darstellen, deren Exponenten durch die Skutschschen Angaben bestätigt werden. Es gilt als
                              									Mindestwert der Reibungsziffer, mit dem man sicher rechnen kann, für einen
                              									gebrauchten, ziemlich trockenen Lederriemen mit geleimten Verbindungsstellen auf
                              									gußeiserner Scheibe innerhalb ziemlich weiter Grenzen
                           
                              \mu=-0,81+0,845\,\left(\frac{p_{\mbox{m}}}{2}\right)^{-\frac{1}{7,5}}+0,07\,v^{\frac{1}{4}}.
                              
                           Die rechnerische Behandlung des Problems lehrt, daß nur die
                              									Gleitgeschwindigkeit des ganzen Riemens von Einfluß auf μ ist, dagegen nicht die aus der elastischen Ausdehnung und
                              									Zusammenziehung des Leders auf der Scheibe folgende Gleitung.
                           Die Anordnung der 1913/14 von Friedrich angestellten
                              									Versuche bildet eine gewisse Umkehrung der Versuche des Referenten. Die Scheibe
                              									drehte sich mit bestimmter Geschwindigkeit unter dem festgehaltenen Riemen weg, der
                              									auf der einen Seite durch eine geeichte Feder, auf der anderen durch angehängte
                              									Gewichte gespannt wurde. Da hierbei immer dieselben Riementeile mit gegebenem
                              									Flächendruck an der Scheibe anlagen, so glichen sich die Unregelmäßigkeiten
                              									verschiedener Riementeile im Ergebnis nicht aus, wie bei der anderen Anordnung.
                           Außer den schon oben angeführten allgemeinen Ergebnissen sind folgende besonders von
                              									Interesse: Bei geringer Gleitgeschwindigkeit ist die Abhängigkeit der Reibungsziffer
                              									von der Temperatur sehr gering, sie steigt aber mit der Gleitgeschwindigkeit sehr
                              									bedeutend an, und zwar derart, daß bei 50° die Reibungsziffer wesentlich kleiner ist
                              									als bei 20°, unter Umständen nur etwa halb so groß. Rechnerisch wird nur die
                              									Abhängigkeit der Reibungsziffer vom Flächendruck genauer untersucht, und zwar wird
                              									als Annäherungskurve eine Hyperbel benutzt. Die Durchrechnung ergibt, daß, wenn die
                              									übliche Formel für das Spannkraftverhältnis der beiden Riementrümer angewendet wird
                              										(S2 = S1 . eμa), die Reibungsziffer durch eine Differenz ausgedrückt
                              									werden muß, deren zweites Glied den Unterschied der Riemenspannung in beiden
                              									Trümern, den umfaßten Winkel und den Scheibendurchmesser enthält. Zahlenwerte, die
                              									für die technische Praxis als Norm gelten könnten, werden in der Arbeit nicht gegeben, wenn auch
                              									die Schaubilder 33 bis 38 einen gewissen Ueberblick und Anhalt gewähren.
                           Stephan.
                           
                        
                           Verstärkte Lokomotivstehbolzen. Im jetzigen Kriege ist die
                              									Einführung von Kupfer unterbunden, und wir sind im wesentlichen auf die Gewinnung im
                              									Inlande angewiesen. Die einheimische Erzeugung von Rohkupfer betrug im Jahre 1913
                              									etwa 41000 t, der Verbrauch aber 260000 t. Es ist zu hoffen, daß zurzeit die
                              									heimische Kupfererzeugung durch Verhüttung weniger wertvoller Kupfererze vergrößert
                              									werden kann.
                           Im Eisenbahnbetriebe wurden bis jetzt hochwertige Kupferlegierungen zu mannigfaltigen
                              									Zwecken verwendet. Bei Lokomotiven wird bis jetzt reines Kupfer zu Feuerbüchsen,
                              									Stehbolzen und Rohren, Kupferlegierungen zu fast allen Ausrüstungsgegenständen
                              									verwendet. Die Bestrebungen sind nicht neu, die kupfernen Feuerbüchsen und die
                              									kupfernen Stehbolzen durch solche aus Flußeisen zu ersetzen. In Nordamerika, wo mehr
                              									als die Hälfte des gesamten Kupfers der Welt gewonnen wird, werden seit Jahren
                              									flußeiserne Feuerbüchsen verwendet. Es sind auch bei den verschiedenen deutschen
                              									Eisenbahnverwaltungen Versuche mit flußeisernen Feuerbüchsen ausgeführt worden. Die
                              									Ergebnisse waren aber wenig günstig. Die Dauerhaftigkeit der eisernen Feuerbüchse
                              									war noch nicht halb so groß wie die einer kupfernen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 395
                              
                           Um nun bei dem jetzigen Kupfermangel kupferne Lokomotivfeuerkisten mit eingerissenen
                              									oder hinterbrannten Stehbolzenlöchern nicht durch neue kupferne Feuerbüchsen
                              									ersetzen zu müssen, wird in „Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen“ 1915
                              									S. 136 bis 138 auf ein Verfahren aufmerksam gemacht, solche Feuerbüchsen mittels
                              									verstärkter Stehbolzen, Bauart Betzdorf, auszubessern.
                              									Für solche aufgeweitete oder mit Einrissen versehene Stehbolzenlöcher werden
                              									besondere Stehbolzen hergestellt, die vom Innern der Feuerbüchse in die Wandungen
                              									eingeschraubt werden. Das vorhandene Loch wird dabei mittels eines Bohrmessers so
                              									weit vergrößert, bis die abgenutzten Stellen beseitigt sind. Beim Einziehen der
                              									Stehbolzen ist darauf zu achten, daß sie genau in die Wände passen, da die Dichtung
                              									schon im Gewinde stattfindenmuß. Es wurden davon schon über 100 Stück in einer
                              									Feuerbüchsenwand verwendet, wodurch jedes Flicken vermieden werden konnte. Die
                              									Abbildung zeigt einen fertig eingezogenen Stehbolzen dieser Bauart. Solche
                              									Stehbolzen werden bereits seit dem Jahre 1902 ausgeführt. Eine Verringerung der
                              									Heizfläche tritt dabei nicht ein, auch erscheint es ausgeschlossen, daß solche
                              									Bolzen Veranlassung zur Bildung von Kesselsteinansatz geben sollen. Bei richtiger
                              									Ausführung der verstärkten Stehbolzen entstehen im Feuerraum keine hervorstehenden
                              									Köpfe. Ein Unterbrennen und ein Undichtwerden findet darum nicht statt. Es steht
                              									auch nichts im Wege, diese Bolzen aus Eisen herzustellen.
                           W.
                           
                        
                           Eine eigenartige Nietverbindung bringt die Self Clinching Nail Co. in Philadelphia auf den Markt
                              									(Iron Age Nov. 1914). Die nach Abb. 1 aus einem
                              									schmalen Blechstreifen gebogenen Nietbolzen werden in das Nietloch gesteckt und
                              									unter Verwendung einer Unterlage durch Hammerschläge auf den mittleren Steg zu der
                              									in Abb. 2 dargestellten Form zusammengestaucht. Für
                              									kleinere Nietungen kann das einfache und billige Verfahren wohl zweckmäßig sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 395
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 395
                              Abb. 2.
                              
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Einheitliche Bezeichnung der Wasserturbinentypen. Eine
                              									Vielheit von Namen für den gleichen Gegenstand ist um so mehr geeignet, Verwirrung
                              									beim Fernerstehenden oder beim Anfänger hervorzurufen, je weniger die Namen die
                              									Wesenheit des zu benennenden Gegenstandes ausdrücken. Soll daher unter mehreren,
                              									nicht voll eingebürgerten Namen einer ausgewählt werden,
                              									um ihn zur allgemeinen Annahme vorzuschlagen, so muß es der sein, der am
                              									sinnfälligsten den Gegenstand kennzeichnet. Wohl ziemlich jeder Anfänger im
                              									Turbinenbau dürfte qualvoll die unbegreifliche Unterscheidung zwischen
                              									Aktionsturbinen und Reaktionsturbinen empfunden haben – wo ist die Actio ohne
                              									Re-actio? – und mehr oder minder gedächtnismäßig, nicht Verstands- oder gefühlsmäßig
                              									sie erlernt haben. Und doch ist seit langem dies die hergebrachte Unterscheidung,
                              									die sich in vielen Lehrbüchern findet. Unter den neueren
                              									Unterscheidungs-Bezeichnungen wählt R. Honold (Zeitschr.
                              									ges. Turbinenwesen 1915 S. 145) als geeignet aus „Freistrahlturbinen“ und
                              										„Preßstrahlturbinen“ und schlägt sie zur allgemeinen Annahme vor. Die zur
                              									weiteren Kennzeichnung vorgeschlagenen Zusätze „teilschlächtige
                                 										Freistrahlturbine“ und „vollschlächtige Preßstrahlturbine“ erscheinen
                              									überflüssig, da eben andere heute im allgemeinen doch nicht mehr gebaut werden; wenn
                              									für ältere Anlagen die von der heutigen Regel abweichende Bauart gekennzeichnet werden soll, so kann
                              									in solchen Fällen durch einen geeigneten Zusatz auf die Sonderheit hingewiesen
                              									werden. Jedenfalls aber sind beide Beiworte gut und treffend gebildet und der
                              									technischen Sprache im Anschluß an „oberschlächtig“,
                              										„mittelschlächtig“ usw. besser angepaßt, als die sonst wohl
                              									gebräuchlichen Ausdrücke „voll beaufschlagt“ usw.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Ueber Schlagbiegeproben mit Gußeisen. In den seit 1909
                              									gültigen Vorschriften für die Lieferung von Gußeisen ist die Biegeprobe unter
                              									allmählich anwachsender Belastung als Mittel zur Feststellung der Güte des
                              									/Materials vorgeschrieben. Als Ergänzung hierzu werden häufig Schlagbiegeproben
                              									ausgeführt, bei denen der Probestab durch einen einzigen Schlag zum Bruch gebracht
                              									wird. Eine Beziehung zwischen den Ergebnissen beider Versuche stellt Gessner in Heft 30 von „Stahl und Eisen“ unter
                              									Vergleich der bei der Biegeprobe auftretenden Formänderungsarbeit mit der
                              									Schlagarbeit bei der Schlagprobe zusammen und kommt dabei zu dem wichtigen Schluß,
                              									daß die Benutzung der Schlagprobe neben der Biegeprobe vom betriebstechnischen
                              									Standpunkt aus nicht zweckmäßig Ist, da sich ihrer Bewertung allerlei Bedenken
                              									entgegenstellen.
                           Betrachtet man theoretisch die Arbeitsmenge, die beim Schlagversuch nach Abzug aller
                              									auftretenden Verluste nur zur Ueberwindung des Widerstandes gegen Formänderung
                              									verbraucht wird, so findet man, daß sie mit der bei der Biegeprobe ermittelten
                              									Formänderungsarbeit nahezu übereinstimmen müßte. Vergleichsversuche, die der
                              									Verfasser vor Jahren zwischen allmählich anwachsender und stoßweise wirkender
                              									Belastung auf einem Amslerschen Fallwerk ausgeführt hat,
                              									ergaben auch für die Formänderungsarbeit in beiden Fällen praktisch gleiche Werte
                              									(vgl. hierzu „Gessner, Ueber die Beanspruchung frei
                                 										aufliegender Träger durch Stoß mit Berücksichtigung der Schlagbiegeprobe für
                                 										Gußeisen“. Zeitschr. d. österr. Ing.- u. Architekten-Vereins 1906, S. 665
                              									ff.) Eine zweite Versuchsreihe führte der Verfasser mit sechs Gußeisensorten
                              									verschiedener Festigkeit durch, auf einem für betriebsmäßige Schlagproben am besten
                              									geeigneten Pendelschlagwerke, und zwar von 75 mkg Arbeitsinhalt normaler Bauart von
                              										Mohr & Federhaff in
                              									Mannheim. Hierbei ergaben sich nun jedoch die Bruchschlagarbeiten bei allen
                              									Gußeisensorten, selbst bei den sprödesten, nahezu gleichmäßig durchweg um rund 15 v.
                              									H. höher als die Formänderungsarbeiten beim Biegeversuch. Außer diesen von ihm
                              									selbst ausgeführten Versuchen zieht Gessner dann noch die
                              									von C. Jüngst im „Beitrag zur Untersuchung des
                                 										Gußeisens“ (Verlag Stahleisen, Düsseldorf 1913) veröffentlichten
                              									Versuchsergebnisse in den Bereich seiner Betrachtungen. Durch zweckentsprechende
                              									Bewertung des hierin enthaltenen reichen Versuchsmaterials ergibt sich einmal, daß
                              									die Werte für die Formänderungsarbeit bei ruhiger Biegung und bei Schlag von den
                              									Stababmessungen ziemlich unabhängig sind; ferner zeigt sich die Schlagarbeit in
                              									allenFällen wieder höher als die Formänderungsarbeit, und zwar hier im Mittel
                              									um 43 v. H.
                           Beachtet man neben diesen Versuchsergebnissen, daß jede Ungleichheit des Probestabes,
                              									gleichgültig ob sie auf einer Kaltverletzung, einer Fehlstelle oder mangelhafter
                              									Gefügebeschaffenheit beruht, beim Schlagversuch eine Kerbwirkung und somit einen
                              									vorzeitigen Bruch hervorruft, und bedenkt man ferner, daß gußeiserne Probestäbe
                              									erfahrungsgemäß selten frei von Fehlstellen sind, und somit die Gefahr eines
                              									Ergebnisses, das den Wert des Stoffes ungünstiger darstellt als er in Wirklichkeit
                              									ist, bei der Schlagprobe sehr groß ist, so kommt man zu dem Schluß, daß die
                              									Schlagprobe, wenn sie auch theoretisch eine Bestätigung und Ergänzung der Biegeprobe
                              									ergeben müßte, doch praktisch nicht als eine solche angesehen werden kann.
                           Ritter.
                           
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 396
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 396
                              Abb. 2.
                              
                           Neue Kammerausführung für Wasserrohrkessel der Firma Jacques
                                 										Piedboeuf, G. m. b. H., in Düsseldorf. Früher erfolgte die Ausführung
                              									geschweißter Wasserkammern allgemein so, daß das Verschlußdeckelblech und das
                              									Rohrwandblech stumpf mit dem zwischengelegten Umlaufblech verschweißt wurde. Dadurch
                              									kam aber die Schweißnaht c (Abb. 1) in die unmittelbare Nähe von stark erhitztem Mauerwerk zu liegen
                              									und war bei dessen Abbrand gar den Einwirkungen des direkten Feuers ausgesetzt. Bei
                              									der neuen, der Firma Piedboeuf gesetzlich geschützten
                              									Bauart der Wasserkammer wird dagegen das Verschlußdeckel- und das Rohrwandblech aus
                              									dem vollen Material durch maschinelle Biegung hergestellt (Abb. 2). Infolgedessen befindet sich nunmehr keine Schweißnaht mehr an
                              									stark beheizten Mauerwerksstellen. Diese Neuerung ist von großer Wichtigkeit für den
                              									Betrieb mit Kammer-Wasserrohrkeseln, denn das volle Material in der Kammer bietet
                              									die denkbar größte Gewähr für Haltbarkeit und Betriebsicherheit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 396
                              Abb. 2.
                              
                           Wie die Firma Piedboeuf schon bei der früheren Ausführung
                              									nach Abb. 1 einen besonderen Schutz des Kammerunterteiles durch
                              									einen sich über die ganze Rostbreite erstreckenden Gußschuh vorgesehen hat, dessen
                              									Ausführung ihr ebenfalls gesetzlich geschützt ist, wird dieser auch jetzt noch der
                              									größeren Sicherheit wegen angewendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 397
                              Abb. 3.
                              
                           Die vorhandenen Einrichtungen gestatten das Biegen von Kammerblechen bis zu 4 m
                              									Breite, wodurch es möglich wird, bei Anordnung von zwei Oberkesseln Heizflächen von
                              									800 m2 in der neuen Kammerausführung
                              									herzustellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 397
                              Abb. 4.
                              
                           Die Abb. 3 und 4 zeigen
                              									Aufnahmen aus dem Piedboeufschen Werk mit Kammern der
                              									neuen Bauart; in dieser Ausführung befindet sich zurzeit eine Gesamtheizfläche von
                              									5000 m2 in Arbeit.
                           
                        
                           Eine Mahnung zur Erhaltung alter kupferner Gegenstände, die
                                 										technisches oder kulturhistorisches Interesse besitzen. Zurzeit werden
                              									beträchtliche Mengen an kupfernem und messingenem Haus- und Küchengerät gesammelt,
                              									das für Kriegszwecke Verwendung finden soll. Der beabsichtigte gute Zweck wird mit
                              									der Hergabe von Waschkesseln, Kasserollen und ähnlichen Kupfergeräten in
                              									Handelswaren gewiß erreicht. Höchst bedauerlich wäre es, wenn eigenartige alte
                              									Kupfergeräte, die besondere Ausführungsweisen oder seltene alte Formen zeigen,
                              									ebenfallsdem Schmelztigel verfallen sollten. Da übrigens solche alten
                              									Kupfergegenstände fast durchweg in dünnwandigem Material hergestellt sind, also
                              									meist ein sehr geringes Kupfergewicht besitzen, so wäre ihr Nutzen als Schmelzgut
                              									verschwindend klein. Es ist sicher, daß durch ein wahlloses Einschmelzen solcher
                              									kupfernen Sammelgeräte viele schöne Stücke für immer verloren wären, die häufig seit
                              									Menschenaltern als unveräußerlicher Familienschatz aufs sorgsamste gehütet wurden
                              									und im kulturhistorischen, bisweilen auch im technischen Sinne einen geradezu
                              									unersetzlichen Wert aufweisen. Wie spärlich solch kupferner Zierrat aus dem Hause
                              									unserer Vorväter überhaupt nur noch vorhanden ist, wie z.B. die Salzmetze, das
                              									Zahlbrett, der Handscherben, die Wassergölte, die Salatschwinge usw., das hat die
                              									Ausstellung 1914 in Hannover bei Gelegenheit des 25-jährigen Jubiläums des Vereins
                              									deutscher Kupferschmiedereien aufs deutlichste gezeigt.
                           Die Mahnung zur Erhaltung gilt ferner solchen Kupfergeräten, die schöne alte
                              									Meisterstücke darstellen, sei es, daß sie in einer schwierigen Arbeitstechnik
                              									ausgeführt sind, oder irgend alte Handwerkstüchtigkeit oder technische
                              									Besonderheiten nachweisen. Hierher gehören auch manche sorgsam ausgeführten
                              									kupfernen Modelle alter Apparateformen aus der Brennerei, Zuckerfabrik usw. Es
                              									bedarf kaum der Erwähnung, daß auch der Metallwert solcher Stücke verschwindend
                              									gering ist, gegenüber dem hohen geschichtlichen bzw. technischen oder kulturellen
                              									Wert, welcher der Nachwelt verloren ginge, wenn nicht rechtzeitig eine Auslese
                              									gehalten würde.
                           Die Beschlagnahmeverordnungen geben für die wünschenswerte Sonderbehandlung der
                              									erwähnten Kupfergeräte keinen Anhalt, wohl aber sind durch die
                              									Ausführungsbestimmungen fast durchweg Kunstgegenstände für beschlagnahmefrei erklärt
                              									worden. Die mit der Einsammlung der Bestände beauftragten Kommunalverbände und
                              									Gemeindebehörden haben denn auch bereits vielfach in dankenswerter Weise die
                              									Hausgeräte von Kunst- oder sogenanntem Liebhaberwert nicht zu den beschlagnahmten
                              									Gegenständen gerechnet.
                           Es ist nun dringend zu wünschen, daß die zuständigen Behörden und Sachverständigen
                              									überall die Kupfergeräte von besonderer Bedeutung für Kunst, Technik oder deren
                              									Entwicklung – als beschagnahmefrei bezeichnen und danach behandeln. (Aus den
                              									Mitteilungen des Vereins der Kupferschmiedereien Deutschlands.)
                           
                        
                           Von der Maschinen- und Armaturenfabrik vormals Klein,
                                 										Schanzlin & Becker in Frankenthal (Pfalz)
                              									wird soeben ein neuer Sonderkatalog über „K. S. B.-Kompressoren“ herausgegeben. Der geschmackvoll ausgeführte Katalog
                              									enthält eine durch zahlreiche Abbildungen unterstützte Beschreibung der
                              									verschiedenen Modelle von K. S. B.-Ventil- und Schieberkompressoren für stehende und
                              									liegende, ein- und mehrstufige Ausführung. Ernsthaften Interessenten steht die
                              									Drucksache gerne zur Verfügung.