| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 424 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ueber die experimentelle Bestimmung des
                                 										Ungleichförmigkeitsgrades und der Winkelabweichung von Kolbenmaschinen
                              									liegt eine Arbeit von H. Runge vor, die zunächst
                              									auszugsweise in Heft 33 und 34 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
                              									wiedergegeben ist, aber demnächst vollständig in den Mitteilungen über
                              									Forschungsarbeiten erscheinen soll. Demselben Zwecke dienende Untersuchungen sind
                              									schon mehrfach ausgeführt. Die vorliegende Arbeit unterscheidet sich von diesen
                              									durch das angewandte Meßverfahren. H. Runge
                              									beabsichtigte, ein Verfahren festzulegen, das unter Vermeidung der den bisher
                              									vorgeschlagenen anhaftenden Mängel leicht in der Praxis während des Betriebes ohne
                              									große Umstände und doch mit möglichster Genauigkeit anwendbar ist. Hierzu hat er
                              									unter Benutzung einer Siemensschen Chronographentrommel
                              									ein elektromagnetisches Markenschreibzeug konstruiert unter Beachtung folgender
                              									Gesichtspunkte:
                           
                              1. Von der Versuchseinrichtung ist eine stete
                                 										Betriebsbereitschaft zu fordern;
                              2. die Winkelgeschwindigkeit der Trommel muß außerordentlich
                                 										gleichmäßig sein;
                              3. die Umfangsgeschwindigkeit der Trommel soll hoch sein, damit
                                 										einem zu messenden kleinen Zeitunterschiede ein großer Bogen des Trommelumfanges
                                 										entspricht; dazu muß
                              4. das Schreibzeug möglichst viele Marken in der Zeiteinheit
                                 										schreiben können;
                              5. die Marken müssen mit genügender Genauigkeit abgelesen
                                 										werden können.
                              
                           Die Anordnung des Apparates an der zu untersuchenden Maschine ist aus nachstehendem
                              									Schema ersichtlich.
                           Auf dem Umfange des Schwungrades s sind in bestimmten,
                              									am einfachsten gleichen Abständen Stromunterbrechungstellen angeordnet, die bei der
                              									Bewegung desRades das Markenschreibzeug m
                              									betätigen. Bei unveränderlicher Winkelgeschwindigkeit dieser Bewegung besitzen die
                              									Marken auf der gleichmäßig umlaufenden Trommel t alle
                              									gleichen Abstand voneinander, anderenfalls ist ihr Abstand verschieden. Aus dem
                              									Unterschiede dieser Abstände ergibt sich unmittelbar die Abweichung der
                              									Winkelstellung des Schwungrades von der Winkelstellung bei gleichförmiger Bewegung.
                              									Der Schreibstift wird elektromagnetisch betätigt, die Schreibtrommel wird mittels
                              									einer elastischen Kupplung durch einen Elektromotor unmittelbar angetrieben. Bei k ist im Nebenschlusse zur Unterbrechungsstelle ein
                              									Kondensator eingeschaltet, um das Entstehen eines starken Funkens an der
                              									Unterbrechungsstelle zu vermeiden. Um die Versuchsergebnisse bequem verwerten zu
                              									können, werden die Marken auf Diagrammpapier, das auf die Trommel gespannt wird,
                              									verzeichnet. Die Kontaktvorrichtung wird am einfachsten auf dem Schwungrade der zu
                              									untersuchenden Maschine angebracht. H. Runge hat dazu ein
                              									8 mm breites Stahlband der Eloesser-Kraftband-Gesellschaft um das Schwungrad
                              									gespannt und auf dessen Umfang in passender Entfernung voneinander Fenster
                              									ausgestanzt, die mit einem Isolierstoff ausgefüllt werden und so eine Unterbrechung
                              									des Stromüberganges vom Schwungrad zum Schleifkontakt herbeiführen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 424
                              Abb. 1.
                              
                           
                           Die von Runge ausgeführten Versuche wurden an einem
                              										Körtingschen Viertaktmotor von 20 PS und 190
                              									Uml./Min. mit Quantitätsregulierung vorgenommen. Sie erstreckten sich auf die
                              									Ermittlung der Winkelabweichung und des Geschwindigkeitsverlaufes sowie der
                              									Beziehung der größten Winkelabweichung τ und des
                              									Ungleichförmigkeitsgrades δ zu einigen anderen
                              									Betriebsgrößen, nämlich zu der indizierten Leistung, der Umlaufzahl, dem
                              									Kompressionsverhältnis und dem Zündungszeitpunkt. Sämtliche experimentell bestimmten
                              									Werte zeigten eine gute Uebereinstimmung mit den auf theoretischem Wege für die
                              									gleichen Betriebsverhältnisse ermittelten. Die vorstehenden Schaubilder zeigen diese
                              									Uebereinstimmung in anschaulicher Weise. Die Winkelabweichung ist hierin in Graden,
                              									die Abweichung der Winkelgeschwindigkeit von der mittleren normalen in sek–1 angegeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 425
                              Abb. 2.
                              
                           Bezüglich der im einzelnen ermittelten Werte sei auf die in der Arbeit von Runge selbst enthaltenen Zahlentafeln und Schaubilder
                              									verwiesen.
                           Ritter.
                           
                        
                           Farbiger Anstrich für Behälter mit verdichteten und
                                 										verflüssigten Gasen. Der Vorstand der Berufsgenossenschaft der chemischen
                              									Industrie wurde von dem preußischen Handelsminister um eine gutachtliche Aeußerung
                              									gemäß § 120 e der Gewerbeordnung über eine beabsichtigte Ergänzung der
                              									Polizeiverordnung über den Verkehr mit verdichteten und verflüssigten Gasen ersucht.
                              									Danach sollen Behälter für verdichtete und verflüssigte Gase mit einem
                              									Farbenanstrich zwecks äußerer Kennzeichnung ihres Inhaltes versehen werden, und zwar
                              									sollen gewählt werden die Farben: blau für Sauerstoff,rot für Wasserstoff, grün
                              									für Stickstoff, schwarz für Kohlensäure und weiß für Azetylen. Außerdem soll durch
                              									eine farbige Aufschrift in der Längsrichtung des Behälters sein Inhalt in einer
                              									Buchstabengröße von 10 cm in lateinischer Schrift bezeichnet werden.
                           Der Vorstand der Berufsgenossenschaft hat sich in seiner letzten Sitzung mit dieser
                              									Frage beschäftigt und hat der „Chem. Industrie“ zufolge gegen die
                              									beabsichtigten Maßnahmen im allgemeinen keine Bedenken erhoben, doch wurde es für
                              									unzweckmäßig erachtet, für Kohlensäureflaschen einen schwarzen Anstrich zu wählen,
                              									da durch einen derartigen Anstrich die Temperatur des Gases, wenn es dem Sonnenlicht
                              									ausgesetzt ist, leicht erhöht werden kann. Bezüglich der Forderung einer Aufschrift
                              									auf die Behälter besteht das Bedenken, daß die Buchstaben sich sehr leicht
                              									verwischen werden und ihre Erneuerung bei der großen Zahl von Flaschen, die im
                              									Verkehr ist, eine außerordentliche Mehrarbeit bedingen würde. Es wird als
                              									ausreichend erachtet, daß die chemische Formel in die Flaschen eingeschlagen und der
                              									Einschlag mit einer weißen Farbe angerieben wird. Als wünschenswert wird es
                              									allgemein bezeichnet, daß auch für die Flaschen für Chlor und schweflige Säure ein
                              									farbiger Anstrich eingeführt wird.
                           Sander.
                           
                        
                           Naphthalinwascher für Koksofengas. W. Strommenger hat einen Naphthalinwascher konstruiert, der
                              									außer auf der Waschwirkung des in ihm enthaltenen Oeles auch auf dessen
                              									Oberflächenwirkung beruht. Nachdem die Versuche mit diesem Wascher günstig
                              									ausgefallen waren, wurde von der Bamag auf der
                              									Hüttenanlage der A.-G. Phoenix in Ruhrort ein Wascher zur Reinigung von täglich
                              									50000 m3 Koksofengas aufgestellt, das von der
                              									Kokerei nach der etwa 1000 m entfernten Martinofenanlage gedrückt wurde. Wegen der
                              									großen Länge dieser Freileitung war die möglichst vollständige Entfernung des
                              									Naphthalins aus dem Gase besonders wichtig, damit keine Betriebsstörungen im Winter
                              									zu befürchten waren. Das von der Sulfatfabrik kommende Gas wird zunächst in zwei
                              									Ringluftkühlern gekühlt und wird dann mittels eines Gebläses durch zwei
                              									Naphthalinwäscher gesaugt. Das Gas tritt in die hintereinander-geschalteten Wäscher
                              									von unten durch zahlreiche als Verteiler ausgebildete Rohre ein, strömt durch
                              									Beruhigungsbleche hindurch und steigt durch das Oel zur Oberfläche auf. Durch eine Reihe von
                              									Ueberläufen, die in verschiedener Höhe angebracht sind, kann der Spiegel des
                              									Waschöles nach Bedarf gehoben oder gesenkt werden, ferner können auf diese Weise aus
                              									den verschiedenen Schichten des Waschöles Proben entnommen werden; der zweite
                              									Wäscher ist außerdem noch mit einem Spritzfänger versehen. Das Oel fließt den
                              									Wäschern aus erhöht aufgestellten Vorratsgefäßen zu; es wird durch eine kleine
                              									elektrisch angetriebene Pumpe in Bewegung gehalten und aus dem zweiten Waschgefäß in
                              									das erste übergepumpt.
                           Die Wirkung der Anlage wurde an sechs aufeinanderfolgenden Tagen geprüft, die
                              									Waschgefäße wurden mit Röpertöl gefüllt. Der Naphthalingehalt des Gases vor dem
                              									Wascher betrug im Durchschnitt 85 g in 100 m3, die
                              									Auswaschung des Naphthalins betrug im Durchschnitt während der sechs Tage 78,5 v. H.
                              									bei einem stündlichen Gasdurchgang von 1750 m3 und
                              									einer Gaseintrittstemperatur von 34,2° C. Das Oel erreichte je nach der Zeit, die
                              									zwischen dem Umpumpen und der Vornahme der Analyse verflossen war, einen
                              									Naphthalingehalt bis zu 24 v. H. Als später größere Gasmengen, mehr als 60000 m3 in 24 Stunden, durch die auf nur 50000 m3 berechneten Gaswäscher hindurchgingen, genügte
                              									eine Vergrößerung der Luftkühlanlage um ein Drittel, um ebenfalls eine
                              									zufriedenstellende Auswaschung des Naphthalins zu erreichen. Der Wascher hat in mehr
                              									als einjährigem Betriebe, auch bei Lufttemperaturen von 0 bis 6°, keinerlei
                              									Veranlassung zu Beanstandungen gegeben. Zur Wartung der ganzen Wascheranlage genügt
                              									ein Mann; der Kraftverbrauch beschränkt sich auf den Betrieb der 0,5 PS-Pumpe und
                              									auf die Ueberwindung des Tauchwiderstandes in den beiden Waschern, der bei einer
                              									Tauchung von 120 bis 150 mm einem Druck von etwa 260 bis 330 mm WS entspricht. Der
                              									Wascher kann überall Verwendung finden, wo Gas so weit von Naphthalin befreit werden
                              									soll, daß sich auf dem Wege zur Verwendungsstelle kein Naphthalin mehr ausscheidet.
                              									(Glückauf 1915 S. 138 bis 141.)
                           Sander.
                           
                        
                           Binäre Aluminiumlegierungen. Wie bereits in D. p. J. S.
                              									355 d. Bd. ausgeführt wurde, werden in neuerer Zeit Aluminiumlegierungen für
                              									Maschinen, welche geringes Gewicht besitzen sollen, immer mehr verwendet. Deshalb
                              									ist man bestrebt, dem wegen seines geringen spezifischen Gewichtes wertvollen
                              									Aluminium durch Hinzulegieren anderer Metalle größere Festigkeit zu verleihen, damit
                              									es auch für höher beanspruchte Konstruktionsteile Verwendung finden kann. In der
                              									Zeitschrift Stahl und Eisen 1915 S. 649 u. f. sind ausführliche Versuche über solche
                              									Aluminiumlegierungen veröffentlicht. Es handelt sich hier um planmäßige
                              									Reihenversuche mit allen technisch überhaupt in Frage kommenden Metallen als
                              									Legierungszuschlägen zum Aluminium im Zweikomponentensystem. Die untersuchten
                              									Legierungen hatten dabei ein spezifisches Gewicht, das im allgemeinen die Zahl 3
                              									nicht überschritt.
                           Die aus den verschiedenen Legierungen hergestellten Zerreißstäbe hatten einen
                              									Querschnitt von 20 mm2 bei 14 mm Breite, so daß
                              									sich nach der Formel L=11,3\,\sqrt{Q} eine Meßlänge von 50 mm
                              									ergab. Die Bruchdehnung ist bei den Versuchen in v. H. der gesamten Meßlänge
                              									angegeben. Die Härte der Legierungen wurde nach dem Brinellschen Verfahren bestimmt mit einer Stahlkugel von D = 2,5 mm ∅ und mit einer Belastung von P = 62,5 kg. Aus dem Durchmesser des Eindruckes = d berechnet sich der Härtegrad bekanntlich nach der
                              									Formel H=\frac{P}{D\,\frac{\pi}{2}\,(D-\sqrt{D^2-d^2})}.
                           Reinaluminium.
                           Dieses Reinaluminium wurde von der Neuhauser
                                 									Aluminium-A.-G. mit 98 bis 99 v. H. Reingehalt und mit 0,9 bis 1,0 v. H. Eisen
                              									und etwa 0,5 v. H. Silizium geliefert. Wenn Aluminium nicht möglichst kalt gegossen
                              									wird, so lunkert es sehr stark. Es ist aber bei allen Temperaturen sehr gut walzbar.
                              									Die Festigkeitswerte des Reinaluminiums sind in Tab. 1 enthalten.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 GlühtemperaturGrad
                                 
                              
                                 10,5
                                 34
                                 29
                                 350
                                 
                              
                                 11,5
                                 32
                                 31
                                 350
                                 
                              
                                 25,8
                                   6
                                 68
                                 ungeglüht
                                 
                              
                                   9,5
                                 41
                                 26
                                 350
                                 
                              
                                 10,9
                                 37
                                 31
                                 350
                                 
                              
                                 23,5
                                 5,5
                                 65
                                 ungeglüht
                                 
                              
                           Zinkaluminium.
                           Die beiden Metalle sind in jedem Verhältnisse ineinander löslich. Die
                              									Wetterbeständigkeit ist gering, besonders die reicheren Legierungen werden von
                              									Wasser sehr stark angegriffen. Die Festigkeitswerte dieser Legierung sind in Tab. 2
                              									enthalten. Technischen Wert haben wohl nur Legierungen mit 12 bis 14 v. H. Zink, da
                              									sie bei etwa 20 kg/mm2 Festigkeit noch fast die
                              									gleiche Dehnung wie Reinaluminium aufweisen.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Gehaltv. H.
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 
                              
                                   7,8
                                 14,2
                                 28
                                 –
                                 
                              
                                 10,3
                                 17,0
                                 32
                                 42
                                 
                              
                                 12,7
                                 20,4
                                 33
                                 –
                                 
                              
                                 16,0
                                 25,0
                                 26
                                 60
                                 
                              
                                 18,5
                                 28,8
                                 20
                                 –
                                 
                              
                                 23,0
                                 35,2
                                 17
                                 –
                                 
                              
                           Magnesiumaluminium.
                           Auch das Magnesium läßt sich in allen Verhältnissen mit Aluminium legieren. Größere
                              									Zusätze an Magnesium bewirken ein sehr rasches Ansteigen der Festigkeit und Härte
                              									und ein langsames Sinken der Dehnung, wie aus Tab. 3 entnommen werden kann. Ein
                              									geringer Gehalt an Magnesium bringt keine nennenswerte Verbesserung der Festigkeit der
                              									Legierung, ein höherer Gehalt erschwert dagegen die Bearbeitung und verringert die
                              									Luftbeständigkeit.
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 Gehaltv. H.
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 
                              
                                 0,3
                                 10,9
                                 34
                                 33
                                 
                              
                                 0,6
                                 11,4
                                 33
                                 33
                                 
                              
                                 1,2
                                 11,2
                                 33
                                 33
                                 
                              
                                 1,6
                                 11,4
                                 33
                                 34
                                 
                              
                                 2,6
                                 15,3
                                 25
                                 42
                                 
                              
                                 4,0
                                 21,1
                                 22
                                 54
                                 
                              
                                 6,0
                                 29,4
                                 21
                                 69
                                 
                              
                           Kupferaluminium.
                           Diese beiden Metalle lassen sich sehr leicht miteinander legieren. Schwindung und
                              									Lunkerung sind aber beträchtlich. Die Luft- und Wetterbeständigkeit scheint sehr gut
                              									zu sein. In der Wärme lassen sich die Legierungen bis zu 12 v. H. noch walzen. Die
                              									Zerreißfestigkeit steigt schnell mit dem Kupfergehalt, wie aus Tab. 4 entnommen
                              									werden kann, bis etwa 4 v. H. Kupfer, Umgekehrt verläuft die Dehnung, die schon
                              									durch einen Zusatz von 2 v. H. Kupfer von 34 auf 23 v. H. verkleinert wird. Für
                              									Walzgut kommen dementsprechend Legierungen mit 3 bis 4 v. H. Kupfer in Betracht, für
                              									Gußzwecke solche mit 10 bis 15 v. H.
                           Tabelle 4.
                           
                              
                                 Gehaltv. H.
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 
                              
                                   0,5
                                 13,5
                                 30
                                 29
                                 
                              
                                   1,0
                                 15,4
                                 26
                                 –
                                 
                              
                                   2,1
                                 17,1
                                 23
                                 41
                                 
                              
                                   3,5
                                 18,0
                                 22
                                 46
                                 
                              
                                   5,1
                                 17,8
                                 21
                                 48
                                 
                              
                                   7,1
                                 18,0
                                 21
                                 49
                                 
                              
                                   8,9
                                 18,7
                                 19
                                 49
                                 
                              
                                 11,0
                                 19,5
                                 16
                                 52
                                 
                              
                           Nickelaluminium.
                           Die Legierungsfähigkeit des Nickels mit dem Aluminium reicht nur bis etwa zu 16 bis
                              									18 v. H. Nickel. Bei höherem Nickelgehalt muß bei recht hoher Temperatur geschmolzen
                              									und gegossen werden, um ein Ausseigern nickelreicherer Verbindungen zu verhüten.
                              									Schwindung und Lunkerbildung gehen mit zunehmendem Gehalt zurück. Die chemische
                              									Widerstandsfähigkeit der Nickelaluminiumlegierungen scheint gut zu sein, doch sind
                              									eingehendere Versuche nach dieser Richtung noch nicht ausgeführt. Die Legierungen
                              									sind in der Wärme bis zu 11 bis 12 v. H. Nickel walzbar. Bruchfestigkeit und Härte
                              									nehmen mit dem Nickelgehalt zu, die Dehnung nimmt dabei erheblich ab. Die Tab. 5 und
                              									die Abbildung zeigen den Zusammenhang von Zugfestigkeit, Dehnung und Härte
                              									verschiedener Nickelaluminiumlegierungen an.
                           Tabelle 5.
                           
                              
                                 Gehaltv. H.
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 
                              
                                   0,0
                                 10,5
                                 34
                                 29
                                 
                              
                                   0,6
                                 11,2
                                 33
                                 –
                                 
                              
                                   1,0
                                 11,5
                                 32
                                 34
                                 
                              
                                   1,9
                                 12,7
                                 29
                                 –
                                 
                              
                                   3,1
                                 14,7
                                 27
                                 44
                                 
                              
                                   4,5
                                 15,2
                                 25
                                 –
                                 
                              
                                   6,2
                                 15,0
                                 22
                                 45
                                 
                              
                                   8,1
                                 14,9
                                 16
                                 47
                                 
                              
                                 10,3
                                 16,5
                                   8
                                 53
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 427
                              a = Zugfestigkeit, b =
                                 										Bruchdehnung, c = Druckhärte. Festigkeitswerte von
                                 										Nickelaluminium-Legierungen.
                              
                           Kobaltaluminium.
                           Diese Legierung zeigt ähnliche Eigenschaften wie das Nickelaluminium. Die Walzbarkeit
                              									hört mit einem Gehalt von 11 bis 12 v. H. Kobalt auf. Kobaltaluminiumlegierungen
                              									bieten gegenüber Nickelaluminiumlegierungen keine besonderen Vorteile. Die Tab. 6
                              									enthält die Festigkeitswerte von Kobaltaluminiumlegierungen.
                           Tabelle 6.
                           
                              
                                 Gehaltv. H.
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 
                              
                                   0,0
                                 10,5
                                 34
                                 29
                                 
                              
                                   0,6
                                 10,9
                                 35
                                 32
                                 
                              
                                   1,6
                                 12,0
                                 28
                                 –
                                 
                              
                                   2,3
                                 12,3
                                 25
                                 –
                                 
                              
                                   3,5
                                 12,9
                                 21
                                 47
                                 
                              
                                   5,5
                                 15,5
                                 18
                                 –
                                 
                              
                                   7,5
                                 16,6
                                 14
                                 50
                                 
                              
                                   9,4
                                 16,5
                                 11
                                 51
                                 
                              
                                 10,5
                                 17,0
                                 11
                                 –
                                 
                              
                                 12,0
                                 18,5
                                 6
                                 61
                                 
                              
                           Eisenaluminium.
                           Wegen des hohen Schmelzpunktes der eisenreicheren Legierungen liegt die praktische
                              									Grenze der Legierbarkeit bei 16 v. H. Auf die Wetterbeständigkeit scheint der
                              									Eisenzusatz durchaus günstig zu wirken. In der Wärme sind die Legierungen nur bis
                              									etwa 12 v. H. walzbar. Die Eisenaluminiumlegierungen werden kaum technische Bedeutung erlangen.
                              									Die Versuche zeigen aber, daß ein geringer Eisengehalt des Aluminiums (etwa 2 bis 3
                              									v. H.) keineswegs schadet.
                           Siliziumaluminium.
                           In der Wärme lassen sich die Legierungen gut walzen bis zu einem Gehalt von 20 v. H.
                              									Die Zerreißfestigkeit steigt regelmäßig mit dem Siliziumgehalt an und erreicht bei
                              									etwa 12 v. H. einen Höchstwert. Die Wetterbeständigkeit der Legierungen ist noch
                              									nicht einwandfrei festgestellt. Das Aluminium wird durch Zusatz von Silizium günstig
                              									beeinflußt. Das spezifische Gewicht wird dadurch nicht verändert. Für Gußzwecke
                              									erscheinen Legierungen mit 10 bis 12 v. H. Silizium die geeignetsten zu sein. Aus
                              									der Tab, 7 können die Festigkeitswerte der Siliziumaluminiumlegierungen entnommen
                              									werden.
                           Tabelle 7.
                           
                              
                                 Gehaltv. H.
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 
                              
                                   0,5
                                 10,5
                                 34
                                 29
                                 
                              
                                   1,9
                                 11,6
                                 33
                                 –
                                 
                              
                                   3,2
                                 12,4
                                 31
                                 36
                                 
                              
                                   5,0
                                 13,4
                                 30
                                 –
                                 
                              
                                   6,7
                                 14,2
                                 27
                                 40
                                 
                              
                                   8,3
                                 14,9
                                 24
                                 –
                                 
                              
                                 11,5
                                 15,8
                                 17
                                 46
                                 
                              
                                 15,0
                                 15,3
                                 14
                                 –
                                 
                              
                           Antimonaluminiumlegierungen, Kadmiumaluminiumlegierungen, Zinnaluminium- und
                              									Bleialuminiumlegierungen werden technische Bedeutung kaum erlangen. (Fortsetzung
                              									folgt.)
                           W.
                           
                        
                           Ueberhitzer für Lokomotiven. Der Schmidtsche Rauchröhrenüberhitzer hat seit seiner Einführung bei den
                              									belgischen Staatseisenbahnen im Jahre 1904 und bei den preußischen Staatsbahnen im
                              									Jahre 1905 grundlegende Aenderungen nicht mehr erfahren. In neuerer Zeit sind auch
                              									viele Klein- und Straßenbahnen zum Betriebe mit Heißdampflokomotiven übergegangen,
                              									ebenso werden bereits Verschiebelokomotiven mit Schmidtschen Rauchröhrenüberhitzern ausgerüstet. Der Betrieb mit solchen
                              									Lokomotiven zeigt aber, daß wegen der häufigen Arbeitspausen und der kurzen
                              									Arbeitsdauer von oft nur einigen Minuten die angestrebte Heißdampftemperatur meist
                              									nicht erreicht wird. Deshalb hat die Firma Schmidt für
                              									solche Lokomotiven den Kleinrauchröhren-Ueberhitzer eingeführt. Die
                              									Ueberhitzerheizfläche steigt dabei bis etwa zur Hälfte der gesamten
                              									Kesselheizfläche, während sie bei dem gewöhnlichen Rauchröhrenüberhitzer nur etwa
                              									ein Viertel bis ein Drittel davon beträgt.
                           Die Rauchröhren des neuen Ueberhitzers haben dementsprechend nur den halben
                              									Durchmesser der bisherigen Ueberhitzerröhren, d.h. etwa 50 bis 70 mm. Während man
                              									mit dem Rauchröhrenüberhitzer der Vollbahnlokomotiven nicht mehr als 600 mm an die
                              									Feuerbüchse heranrückt, ist dieses Maß bei Kleinröhrenüberhitzern bis auf 300 mm
                              									verkleinert. Die Röhren des neuen Ueberhitzersnehmen während des Leerlaufs und
                              									des Stillstands Temperaturen von 300 bis 400° C an. Der beim Anfahren in den
                              									Ueberhitzer eintretende Dampf findet hier stark vorgewärmte Rohrwände vor und er
                              									wird sofort im überhitzten Zustande in den Schieberkasten strömen. Im Dauerbetriebe
                              									können Ueberhitzertemperaturen von 390 bis 400° C erreicht werden. Da bereits das
                              									Anfahren mit Heißdampf beginnt, so ist auch die Gefahr von Wasserschlägen
                              									vermindert. Bei dem für den Kleinröhrenüberhitzer üblichen Rohrdurchmesser von 54
                              									bis 64 mm ergibt sich ein Verlust an Verdampfungsfläche von nur 10 bis 15 v. H.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 428
                              Triebwerk; Heizfläche der
                                 										Feuerkiste; Heizfläche der glatten Rohre; Heizfläche der Serverohre; Heizfläche
                                 										der des Ueberhitzers; Gesamtheizfläche
                              
                           Bei den bisherigen Rauchröhrenüberhitzern wird die normale Heißdampftemperatur nach
                              									etwa 3 bis 5 Min. erreicht, bei dem Kleinröhrenüberhitzer beginnt nach kurzem
                              									Anhalten die Ueberhitzung meist schon mit 250 bis 260° und steigt innerhalb der
                              									ersten Minute Fahrzeit bis zu 300°, wie ausführliche Versuche bewiesen haben. Bei
                              									Rauchröhren mit mäßigem Durchmesser werden die Rohrwände nicht so hoch beansprucht
                              									wie bei den großen Rauchröhren. Röhren von 50 bis 70 mm ∅ biegen sich in längeren
                              									Kesseln durch ihr Eigengewicht nach unten durch und beanspruchen bei ihrer
                              									Verlängerung durch die Wärme weniger die Rohrwandungen.
                           Der Kleinröhrenüberhitzer besteht aus einer Anzahl Ueberhitzerelementen, die aus
                              									nahtlos gezogenen flußeisernen Röhren hergestellt werden. Es sind bereits
                              									Ueberhitzerröhren von 11/16 mm ∅ in Verwendung, ohne daß in bereits dreijährigem
                              									Betriebe Störungen aufgetreten sind. Je enger aber die Ueberhitzerröhren ausgeführt
                              									sind, desto besseres Speisewasser ist zu verwenden. Eine möglichst gute
                              									Wasserabscheidung im Dom ist ebenfalls notwendig. Wird das übergerissene Wasser erst
                              									im Ueberhitzer verdampft, so kann eine allmähliche Verengung der Ueberhitzerröhren
                              									durch Kesselsteinbildner entstehen.
                           Abb. 1 bis 3 zeigen die günstige
                              									Anordnung eines solchen Ueberhitzers. Bei dieser Anordnung ist jeder der rechts und
                              									links liegenden Dampfsammelkasten geteilt, so daß jeder einen Naßdampf- und einen
                              									Heißdampfraum enthält. Diese Anordnung ergibt eine gute Ausbildung der
                              									Ueberhitzerelemente.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 429
                              Abb. 4.
                              
                           Abb. 4 gibt eine ausführliche zeichnerische
                              									Darstellung der im Betriebe erreichten Heißdampftemperaturen mit einer Lokomotive
                              									der belgischen Vizinalbahn. Es sind hierbei während längerer Zeit Temperaturen von
                              									340 bis 380° erreicht worden.
                           Aus der folgenden Tabelle ist zu erkennen, in welchem Maße die Heizfläche des
                              									Ueberhitzers bei Verwendung eines Kleinröhrenüberhitzers vergrößert werden kann. Die
                              									belgische Staatsbahn hat die gleiche Lokomotivbauart mit beiden Ueberhitzern
                              									ausgeführt. Es handelt sich um eine Lokomotive mit Zylindern von 500/600 mm ∅, 1520
                              									mm Triebraddurchmesser, 2,39 m2 Rostfläche und
                              									13,5 at Dampfdruck.
                           
                              
                                 
                                 Rauchröhren-überhitzerm2
                                 Kleinröhren-überhitzerm2
                                 
                              
                                 Heizfläche der FeuerkisteHeizfläche der Röhren:18
                                    											zu 118/127 mm Durchmesser154 zu 40/45 mm Durchmesser158 zu
                                    											51,5/63,5 mm Durchmesser
                                   11,30  21,80  63,30–
                                   11,30––  93,30
                                 
                              
                                 Heizfläche des KesselsHeizfläche des Ueberhitzers
                                   96,40  21,51
                                 104,60  55,90
                                 
                              
                                 Insgesamt
                                 117,91
                                 160,50
                                 
                              
                           Bei der Lokomotive mit Kleinröhrenüberhitzer ist also die Ueberhitzerheizfläche auf
                              									das 2,6-fache gestiegen,während sich die gesamte Heizfläche um 36 v. H.
                              									vermehrt hat. (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1915 S. 645 bis 650.)
                           W.
                           
                        
                           Die Vorteile der Anzapf-Dampfkraftmaschine in wärmetechnischer
                                 										Beziehung;. Die Ausnutzung der Wärme, bezogen auf den Wärmeinhalt des
                              									verfeuerten Brennstoffs, beträgt bei Dampfkraftmaschinen (Kolbenmaschinen sowie
                              									Dampfturbinen) erfahrungsgemäß selbst bei den besten Ausführungen nur etwa 16 bis 20
                              									v. H., wobei je nach der mehr oder weniger wirtschaftlichen Bedienung die
                              									Dampfkesselanlagen selbt mit einem Wirkungsgrad von etwa 70 bis 75 v. H. betrieben
                              									werden. Weitere Wärmeverluste entstehen in den Dampfleitungen, die größten jedoch in
                              									der meistens unausgenutzten Wärmeabfuhr der Kondensationsabwässer, mit welchen
                              									allein gegen 50 bis 55 v. H. verloren gehen. Es ist ohne weiteres einleuchtend, daß
                              									eine Verminderung dieser letzten Verluste von ganz ausschlaggebender Bedeutung sein
                              									kann.
                           Wenn nur ein Teil des Arbeitsabdampfes einer Dampfmaschine oder Dampfturbine zu
                              									Heizzwecken weiter ausgenutzt werden kann, so erfolgt die Energieabgabe in Maschinen
                              									mit sogenannter „Zwischendampfentnahme“. In diesem Falle wird beispielsweise
                              									bei Dampfturbinen die gewünschte Heizdampfmenge aus einer Zwischenstufe derselben
                              									entnommen, in welcher der Dampfdruck gerade dem gewünschten Heizdampfdruck
                              									entspricht. Derartige Dampfentnahmemaschinen, auch Anzapfmaschinen genannt, erhalten
                              									eine selbsttätig wirkende Reguliervorrichtung, welche den Heizdampfdruck auf der
                              									gewünschten Höhe halten. Die für Heizzwecke nicht erforderliche Menge an
                              									Arbeitsdampf verrichtet im Niederdruckteil der betreffenden Maschine weiter Arbeit
                              									und wird in bekannter Weise nachher im Kondensator niedergeschlagen.
                           Die durch eine vereinigte Kraft-Heizungsanlage zu erzielenden Vorteile sind durch
                              									folgende Grundlagen der Wärmetheorie begründet: Zur Erwärmung von 1 kg Wasser von 0°
                              									C auf 100° C sind unter atmosphärischem Druck 100 WE erforderlich, dagegen für die
                              									Ueberführung von 1 kg Wasser von 100° C in Dampf von 100° C 537 WE. Um Wasser von 0°
                              									C in Dampf von 100° C zu verwandeln, sind mithin zusammen 637 WE erforderlich, von
                              									welchen der größte Teil somit für die Aenderung des Agregatzustandes aufgewendet
                              									werden, während andererseits für die Steigerung der Dampfspannung verhältnismäßig
                              									nur geringe Wärmemengen notwendig sind. Beispielsweise ist zur Erzeugung von 1 kg
                              									Sattdampf von 9 at Spannung Ueberdruck eine Gesamtwärme von 663 WE erforderlich, für
                              									Dampf von 13 at Spannung 668 WE. Der Unterschied beträgt mithin nur 5 WE und das Verhältnis
                              									ist noch günstiger, wenn es sich um die Erzeugung von hoch überhitztem Dampf
                              									handelt. So sind beispielsweise für die Erzeugung von 1 kg Heißdampf von 13 at
                              									Spannung bei einer Temperatur von 320° C rund 735 WE erforderlich, mithin nur 67 WE
                              									mehr als bei Sattdampf von 13 at, welcher nur eine Temperatur von 194° C
                              									besitzt.
                           Durch Anwendung des Anzapfverfahrens ist es bei vereinigtem Kraft- und
                              									Heizdampfbetrieb möglich, den thermischen Wirkungsgrad von Dampfmaschinen, der, wie
                              									oben bereits angegeben, im allgemeinen nur 16, höchstens 20 v. H. beträgt, ganz
                              									bedeutend zu erhöhen, so daß dadurch sehr große Brennstoffmengen gespart werden
                              									können, wie dies aus nachstehendem Beispiel deutlich hervorgeht.
                           Angenommen es handelt sich um eine Papier- und Pappenfabrik, die zur Erzeugung von
                              									elektrischer Energie für die verschiedenen Arbeitsmaschinen stündlich rund 1300 PS
                              									oder 850 KW benötigt, und außerdem zum Heizen der Trockenzylinder, Kochen, Trocknen
                              									usw., stündlich 5000 kg Dampf von 3 at Spannung, an der Entnahmestelle gemessen,
                              									gebraucht, so ergibt sich für die Gegenüberstellung des Gesamtwärmeverbrauchs bzw.
                              									Gesamtdampfverbrauchs folgende Rechnung:
                           Eine Dampfturbine von 850 KW Leistung benötigt bei Dreiviertel Belastung, wie solche
                              									wohl im allgemeinen in Betracht kommt, stündlich etwa 4040 kg Dampf von 13 at
                              									Spannung und 320° C Temperatur, bei reinem Kondensationsbetrieb, d.h. also ohne
                              									Entnahme von Heizdampf. Bei gleichzeitiger Abzapfung von 5000 kg Heizdampf stündlich
                              									von etwa 3 at Spannung beträgt der Gesamtdampfverbrauch bei gleicher Kraftentnahme
                              									stündlich dagegen nur ungefähr 7600 kg. Diese Dampfverbrauchsziffern sind nun
                              									keineswegs unmittelbar vergleichbar, da die scheinbare Ersparnis von 4040 plus 5000
                              									= 9040 zu 7600 kg ein etwa zu günstiges Ergebnis ergibt. Zur einwandfreien
                              									Gegenüberstellung müssen vielmehr die erzeugte und aufgewendete Wärmemenge
                              									gegenübergestellt werden.
                           Im ersten Fall beträgt der Wärmeinhalt der 4040 kg Dampf von 13 at Spannung und 320°
                              									C Temperatur 4040 × 735 =2969400 WE, da 735 dem Wärmeinhalt von 1 kg Dampf dieser
                              									Spannung und Temperatur entspricht, und zwar nach den neuesten wärmetechnischen
                              									Versuchen von W. Schüle. Der Wärmeinhalt der
                              									erforderlichen Heizdampfmenge (Sattdampf von 3 at Spannung) beträgt nach den
                              									gleichen Unterlagen 5000 × 652,5 = 3262500 WE. Der Gesamtwärmeinhalt des Kraft- und
                              									Heizdampfes beträgt mithin 2969400 + 3262500 = 6231900 WE. Demgegenüber beträgt der
                              									Gesamtwärmeinhalt des Dampfes beim Betriebe einer Anzapfturbine zu 7600 × 735 =
                              									5568000 WE. Für die objektive Berechnung der Ersparnis genügt aber auch diese
                              									Gegenüberstellung noch nicht, sondern man muß den Gesamtwärmeinhaltsziffern auch
                              									diejenigen Wärmewerte und Brennstoffkosten gegenüberzustellen, welche in dem einen
                              									und anderen Falle zur Erzeugung der betreffenden Dampfmenge erforderlich sind.
                           Angenommen es kommt als Brennstoff eine kleinstückige gesiebte Feinkohle
                              									(Erbskohle) von etwa 7000 Kalorien Heizwert und einem Preise von 18 M für die Tonne
                              									frei Verwendungsstelle in Frage, und es beträgt der Nutzeffekt einschließlich
                              									sämtlicher Anheiz- und Abschlackverluste der Kesselanlage für die Erzeugung des
                              									hochgespannten Dampfes im Mittel 72 v. H. und derjenigen zur Erzeugung des
                              									Heizdampfes im Mittel 70 v. H., so kommen von 1 kg Kohle praktisch nur 7000 × 0,72 =
                              									5040 Kal. W oder WE bzw. 7000 × 0,70 = 4900 WE zur Geltung. Man benötigt daher in
                              									dem ersten Falle 2969400 zur Erzeugung des Dampfes stündlich:
                              										\frac{2969400}{5040}=589,1+\frac{3262500}{4900}=665,8,
                              									zusammen mithin rund 1255 kg Kohlen stündlich im Werte von 1,255 × 18,0 = 22,59
                              									M.
                           Im zweiten Falle, wo nur die eine, die Hochdruckkesselanlage in Betracht kommt mit
                              									einem Nutzeffekt von 72 v. H., errechnet sich der Kohlenverbrauch zu:
                              										\frac{5586000}{5040}=1108,3\mbox{ kg} Kohlen entsprechend
                              									einem Wert von 19,95 M.
                           Die Ersparnis durch Anwendung des Anzapfverfahrens beträgt mithin 2,64 M für die
                              									Stunde = 12 v. H. oder im Jahre bei 300 × 24 = 7200 Stunden Betriebszeit, wie sie
                              									für das angezogene Beispiel in Betracht kommt, 7200 × 2,64 = 19008 M.
                           Die obige Rechnung stellt nun keineswegs ein Paradebeispiel dar, da wohl in vielen
                              									Fällen der Bedarf an Heizdampf im Verhältnis zum Kraftdampf noch größer ausfällt,
                              									wodurch die Wirtschaftlichkeit noch mehr zu Gunsten des Anzapfbetriebes ausfällt.
                              									Beträgt der Heizdampfbedarf beispielsweise 8000 kg, so ergibt sich unter sonst
                              									gleichen Voraussetzungen wie bei der obigen Gegenüberstellung folgende Rechnung:
                           Im ersten Falle beträgt der Gesamtwärmeinhalt für Kraftdampf wie oben 2969400 WE und
                              									der Gesamtwärmeinhalt für Heizdampf 8000 × 652,5 = 5220000 WE. Im zweiten Falle sind
                              									erforderlich bei Verwendung einer Anzapfturbine insgesamt stündlich 9650 kg Dampf
                              									von 13 at Spannung und 320° C Temperatur, entsprechend einem Gesamtwärmeinhalt von
                              									9650 × 735 = 7092750 Wärmeeinheiten. Die zur Erzeugung einer Wärmemenge
                              									aufzuwendende Kohlenmenge bzw. Kohlenkosten berechnen sich im ersten Falle zu:
                              										\frac{2969400}{5040}+\frac{5220000}{4900}=589,1+1065,3=1654,4\mbox{
                                 										kg} bzw. 29,78 M für 1 Stunde und im zweiten Falle zu:
                              										\frac{7092750}{5040}=1407,3\mbox{ kg} bzw. 25,33 Mark für 1
                              									Stunde.
                           Die Ersparnis beträgt mithin 4,45 M für 1 Stunde gleich 15 v. H. bzw. bei 7200
                              									Betriebsstunden im Jahre 32040 M.
                           Am günstigsten verhält sich der Wärme- bzw. Kohlenverbrauch, wenn die Möglichkeit
                              									vorliegt, die betreffenden Maschinen dauernd und gleichmäßig mit ihrer Volleistung
                              									arbeiten zu lassen und hierbei die der Konstruktion der Dampfleitungsquerschnitte
                              									entsprechende höchste Anzapfmenge ebenfalls dauernd und gleichmäßig zu nehmen. So würde
                              									die oben angenommene Dampfturbine beispielsweise dauernd mit 850 KW Leistung
                              									belastet werden können, entsprechend einem stündlichen Dampfverbrauch bei reinem
                              									Kondensationsbetrieb von 5140 kg. Als Anzapfturbine gebaut, würde man bei gleicher
                              									Leistung der Maschine stündlich Dampf von 3 at Spannung bis zu einer Höchstmenge von
                              									ungefähr 13400 kg entnehmen können, wobei sich der Gesamtdampfverbrauch für Kraft-
                              									und Heizdampf zusammen nicht höher wie etwa 14000 kg stellt. Unter diesen
                              									Verhältnissen ergibt sich dann folgende Gegenüberstellung:
                           Im ersten Falle beträgt der Gesamtwärmeinhalt für Kraftdampf 5140 × 735 = 3777900 WE
                              									und der Gesamtwärmeinhalt für Heizdampf 13400 × 652,5 = 8743500 Wärmeeinheiten. Im
                              									zweiten Falle sind erforderlich bei Verwendung einer Anzapfturbine stündlich
                              									insgesamt 14000 kg Dampf von 13 at Spannung und 320° C Temperatur entsprechend einem
                              									Gesamtwärmeinhalt von 14000 × 735 = 10290000 WE. Die zur Erzeugung dieser Wärmemenge
                              									bzw. Kohlenkosten berechnen sich im ersten Falle zu:
                              										\frac{3777900}{4040}+\frac{8743500}{4900}=649,6+1784,4,
                              									zusammen mithin 2534 kg bzw. 45,61 M für 1 Stunde und im zweiten Falle zu:
                              										\frac{10290000}{5040}=2041,7 Kilogramm bzw. 36,75 M in 1
                              									Stunde.
                           Die Ersparnis beträgt mithin 8,86 M für 1 Stunde gleich 24 v. H. bzw. bei 7200
                              									Betriebsstunden im Jahre 63792 M.
                           Aus der vorstehenden Gegenüberstellung sind die Vorteile des vereinigten Kraft- und
                              									Heizdampfbetriebes ohne weiteres ersichtlich, offen bleibt vielleicht nur die Frage,
                              									welche von den zwei miteinander im Wettbewerb stehenden Dampfmaschinenarten
                              										„Kolbenmaschinen und Dampfturbinen“ größere Vorteile bieten. Im
                              									allgemeinen gibt man der Dampfturbine überall dort den Vorzug, wo es sich um eine
                              									Kraftabgabe von über 400 KW handelt und wo in dem betreffenden Betriebe im übrigen
                              									die Durchführung des elektrischen Einzel- und Gruppenantriebes gegeben ist. Weitere
                              									Vorteile, die für den Dampfturbinenbetrieb sprechen, liegen in der Möglichkeit, hier
                              									besonders hoch überhitzten Dampf verwenden zu können und dadurch auch eine
                              									verhältnismäßig höhere Temperatur des Heizdampfes zu erreichen, wie dies im gleichen
                              									Sinne bei Kolbenmaschinen nicht möglich ist, da hier der Wärmeinhalt des abgezapften
                              									Heizdampfes unter Berücksichtigung der geringer zulässigen Eintrittstemperatur im
                              									allgemeinen 20–30 WE weniger beträgt. Ferner braucht der abgezapfte Dampf von
                              									Dampfturbinen nicht entölt werden, da der Dampf dieselben ebenso rein verläßt, wie
                              									er eingetreten ist, während der oft stark ölhaltige Dampf von Kolbenmaschinen die
                              									Wirkungsfähigkeit der Heizleitungen, Kochapparate, Trockenvorrichtungen usw. oft
                              									stark beeinträchtigt. Ferner kann man bei Dampfturbinen nahezu die dreifache Menge
                              									des Kraftdampfverbrauchs (bei Normalleistung bzw. Volleistung der Turbine berechnet)
                              									als Anzapfdampf entnehmen, im Gegensatz zu Kolbenmaschinen,bei welchen leicht
                              									Störungen eintreten, wenn mehr wie das 1½- bis 2-fache
                              									der Kraftdampfmenge als Anzapfdampf entnommen wird.
                           Von den weiteren Vorzügen der Dampfturbinen seien noch kurz erwähnt der
                              									verhältnismäßig geringe Raumbedarf, der geringe Schmierölverbrauch, die größere
                              									Uebersichtlichkeit der Maschine im Gegensatz zu gleich großen Kolbenmaschinen. Als
                              									Nachteil der Dampfturbine sei angeführt, daß diese Maschinen bei Leistungen unter
                              									400 Kilowatt zurzeit von gleich großen Kolbenmaschinen in bezug auf den reinen
                              									Dampfverbrauch (als Kondensationsmaschine betrachtet) übertroffen sind, während die
                              									übrigen oben angeführten Vorteile des Turbinenprinzips selbstverständlich auch bei
                              									den kleineren Ausführungen Gültigkeit behalten. Andererseits kommen bei den
                              									vereinigten Kraft- und Heizdampfanlagen auch mehr die Wirtschaftlichkeit der
                              									Gesamtanlage in Betracht, da der etwas höhere Dampfverbrauch einer kleinen
                              									Dampfturbine bei Anzapfbetrieb dem Heizdampfbetrieb wieder zu gute kommt und nicht
                              									verloren geht.
                           
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 431
                              
                           Die Wasserdampf-Kältemaschine. Im Hinblick auf die
                              									bedeutende zum Verdampfen von Wasser notwendige Wärmemenge liegt der Gedanke nahe,
                              									Wasserdampf als Kältemittel zu verwenden. Er ist neuerdings durch den Bau von
                              									Kältemaschinen nach dem System Westinghouse-Leblanc-Riedinger in die Tat
                              									umgesetzt worden. Das Schema einer derartigen Kühlanlage zeigt die Abbildung. Aus
                              									dem Sammelgefäß A wird die nach Durchfließen der
                              									Kühlschlangen erwärmte Sole infolge des vom Ejektor E
                              									im Kühlraum C hervorgerufenen Vakuums angesaugt, durch
                              									ein Sieb in feine Strahlen zerlegt und wegen der Luftleere zum Teil zur Verdunstung
                              									gebracht. Hierdurch wird dem Rest der Sole die in den Kühlschlangen aufgenommene
                              									Wärme entzogen, so daß er wieder verwendungsfähig ist. Die Anwendung eines Ejektors
                              									ist zum Durchführen des Arbeitvorganges wesentlich, da sich nur mit ihm große Mengen
                              									von Dampf und Luft von so geringer Dichte praktisch fördern lassen. Eine
                              									Zentrifugalpumpe drückt den verbleibenden Teil der Sole wieder in das Kühlsystem.
                              									Das verdampfte Solewasser wird vom Ejektor in den Kondensator befördert. Zur
                              									Aufrechterhaltung des dort herrschenden Vakuums dient die rotierende Luftpumpe von Professor Leblanc, Paris, die in Deutschland von der A. E. G., Balcke in Bochum und einschließlich der gesamten
                              									beschriebenen Kältemaschine von Riedinger in Augsburg
                              									gebaut wird, während die ursprüngliche Ausführung der Westinghouse-Gesellschaft zu danken ist. Das
                              									Arbeitswasser entnimmt die Westinghouse-Leblanc-Pumpe dem mit einer Kühlschlange
                              									versehenen Behälter J. Ein Teil des Kondensats wird der
                              									Sole als Ersatz für das durch Verdunstung verlorene Wasser wieder zugesetzt. Die
                              									Luft-, Kondensat- und Solepumpen können durch eine Dampfturbine betrieben werden,
                              									deren Abdampf dem Ejektor zugeführt wird. Auch die Verwendung eines Elektromotors
                              									ist angängig. In diesem Falle wird für den Ejektor Frischdampf oder Abdampf aus der
                              									allgemeinen Abdampfleitung benutzt. Die W.-L.-Kältemaschinen sind bereits für 65000
                              									WE/Std. ausgeführt worden. Man findet sie zur Proviant- und Munitionskühlung in der
                              									französischen, englischen, russischen und argentinischen Marine. Indessen wurden auf
                              									dem Probierstande der Firma Riedinger auch von Seiten der
                              									deutschen Marine Versuche vorgenommen, deren Ergebnisse etwa folgende sind. Bei
                              									einer aus zwei Verdampfern bestehenden Anlage stellte man durch Versuch an einer
                              									Hälfte fest, daß Soleaustrittstemperaturen von – 7,28° C erzielt werden können bei
                              									einer gesamten Kälteleistung von 11600 WE/Std. und einer Leistung von 44,8 WE/Std.
                              									für 1 kg Nettodampfverbrauch. An der zweiten Hälfte der Kühlanlage wurde bei einer
                              									Austrittstemperatur der Sole von – 2,23° C eine stündliche Kälteleistung von 20200
                              									WE erreicht. Dies bedeutete 139 WE auf 1 kg Nettodampfverbrauch. Die Gesamtleistung
                              									der Anlage betrug 40300 WE bei einer Kühlwassertemperatur von 26,42 bzw. 31,36 °C
                              									und einer Soletemperatur von ungefähr + 2 bis – 2° C. Auch wurden bei
                              									Inbetriebsetzung beider Hälften Endtemperaturen von – 8,9 im Verdampfer I und – 8,3
                              									im Verdampfer II erzielt. Das Vakuum sinkt mit fallender Temperatur. Das höchste bei
                              									einer Kühlwasserwärme von 18,5°C beobachtete Vakuum war = 0,988 und blieb bestehen,
                              									auch als die Spannung des zum Betriebe dienenden Elektromotors um 25 v. H. sank.
                              									Ausbesserungen sind nur infolge des natürlichen, sehr geringen Verschleißes zu
                              									erwarten.
                           Vergleichende Rechnungen ergaben, daß die Kältemaschinen mit Wasserstoff oder
                              									Kohlensäure als verdampfender Flüssigkeit mit höheren Betriebskosten arbeiten als
                              									die W.-L.-Kältemaschine, wenigstens wenn nicht tiefere Temperaturen als etwa – 12°
                              									erlangt werden. Da ferner die Anschaffungskosten der W.-L.-Maschine nicht viel höher
                              									als die einer Kohlensäuremaschine, die Wartung einfacher, das Gewicht geringer und
                              									die Betriebssicherheit größer sind, so dürfte der Maschine ein weites
                              									Verwendungsgebiet gesichert sein. (Dipl.-Ing. Forst in
                              									Schiffbau Nr. 211915.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Ueber die Versorgung der deutschen Gasanstalten mit
                                 										Steinkohlen berichtet Prof. A. Frank in der
                              									Zeitschr. f. angewandte Chemie 1915 S. 213 bis 214.Bei dem hohen Werte, den die
                              									bei der Herstellung des Leuchtgases gewonnenen Nebenerzeugnisse Ammoniak und Teer
                              									für unsere Landwirtschaft und unsere Industrie besitzen, dürfen die Gaswerke keine
                              									Einschränkung ihres Betriebes erfahren; die Sicherung einer ausreichenden Versorgung
                              									der Gaswerke mit Kohlen zu erschwinglichen Preisen ist daher in dieser Zeit eine
                              									wichtige Aufgabe. Im Jahre 1913 erzeugten die deutschen Gaswerke über 3 Milliarden
                              										m3 Gas, wozu rund 10,5 Mill. t Steinkohlen
                              									verbraucht wurden. (Diese Zahlen dürften etwas zu hoch angesetzt sein. D. Ref.) Bei
                              									einer Gesamtförderung des deutschen Steinkohlenbergbaues von 191,5 Mill. t beläuft
                              									sich der Bedarf der Gasanstalten auf nur etwa 5½ v. H. dieser Förderung. Erheblich
                              									größer, nämlich 45,8 Mill. t, war im Jahre 1913 die Ausfuhr von deutschen Kohlen,
                              									wogegen die Einfuhr, hauptsächlich aus England, nur 10,5 Mill. t betrug.
                           Diese englische Kohleneinfuhr diente zum großen Teil der Versorgung norddeutscher
                              									Gebiete, wo sich infolge der niedrigen Seefrachten die Verwendung englicher Kohle
                              									wesentlich billigerstellte, als der Bezug von westfälischer oder oberschlesischer
                              									Kohle. Folgende zwei Beispiele mögen dies zeigen: Das Gaswerk Charlottenburg
                              									verarbeitete im Jahre 1913 im ganzen 193800 t Steinkohlen, wovon 164250 t aus
                              									England und nur 29550 t aus deutschen Gruben stammten, und zwar 23850 t aus
                              									Oberschlesien und 5210 t aus Westfalen. Der Preis der englischen Kohle war loco
                              									Gaswerk 16,46 Mark für die Tonne, während die oberschlesische Kohle 18,38 M und die
                              									westfälische Kohle gar 22,59 M die Tonne kosteten.
                           Die städtischen Gaswerke in Berlin verarbeiteten in dem gleichen Jahre 917000 t
                              									Steinkohle, und zwar 671000 t englische und 246000 t deutsche Kohle; die
                              									Preisverhältnisse dürften hier nahezu die gleichen sein wie in Charlottenburg. Unter
                              									diesen Umständen kann den Städten gewiß kein Vorwurf daraus gemacht werden, daß sie
                              									die wesentlich billigere englische Kohle verarbeiteten; denn die hierdurch erzielten
                              									bedeutenden Ersparnisse kommen lediglich den städtischen Steuerzahlern zu gute. Es
                              									geht auch nicht an, zu verlangen, daß die städtischen Verwaltungen sich
                              									verpflichten, die nun zu sehr hohen Preisen getätigten Abschlüsse über die Dauer des
                              									Krieges hinaus gleich auf mehrere Jahre beizubehalten; denn hierdurch würden den
                              									ohnedies durch den Krieg schwer belasteten städtischen Finanzen weitere große Opfer
                              									auferlegt werden.
                           In bezug auf Ammoniak- und Teergewinnung arbeiten Gaswerke und Kokereien mit dem
                              									gleichen Ergebnis, nur die Benzolgewinnung liefert bei diesen eine höhere
                              									prozentuale Ausbeute, weil die Gaswerke zwecks Erzielung eines heizkräftigen Gases
                              									nicht wie die Kokereien in der Lage sind, das Benzol aus dem Gas auszuwaschen. Die
                              									Gaswerke, namentlich die der Großstädte, sind heute in der Zwangslage, den von den
                              									Einwohnern an sie gestellten Anforderungen zu genügen, und sie können nicht eine den
                              									gesteigerten Kohlenpreisen entsprechende Erhöhung der Gaspreise vornehmen, zumal
                              									durch die hohen Petroleumpreise der letzten Zeit die Zahl der Gaskonsumenten gerade in den
                              									minderbemittelten Bevölkerungskreisen sich wesentlich vergrößert hat.
                           Verfasser führt noch einige weitere Gesichtspunkte an, die den Wunsch berechtigt
                              									erscheinen lassen, daß es den Gaswerken durch gemeinsames Vorgehen gelingen möge,
                              									mit den Zechen zu einer allen Interessenten gerecht werdenden Verständigung zu
                              									gelangen.
                           Sander.
                           
                        
                           Die Ermittlung des Exponenten m der Expansionslinie von
                                 										Verbrennungsmotoren. Die experimentelle Bestimmung des Exponenten m der Expansionslinie von Verbrennungsmotoren erfolgt
                              									am besten an einem Dieselmotor, da bei diesem, infolge der ruhiger als bei anderen
                              									Gasmaschinen erfolgenden Druckänderungen, Indikatorschwingungen nur im geringen Maße
                              									auftreten. Im Maschinenbaulaboratorium der Technischen Hochschule zu Berlin hat
                              									Dr.-Ing. Münzinger unter Anwendung eines vorzüglichen,
                              									durch Reibungs- und Massenkräfte wenig beeinflußten Maihak-Indikators an einem
                              									15-pferdigen MAN-Dieselmotor Untersuchungen angestellt, um eine gesetzmäßige
                              									Abhängigkeit des genannten Exponenten von der Temperatur nachzuweisen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 433
                              Abb. 1.
                              
                           Aus der bekannten Gleichung der Expansionslinie p1v1m
                              									= p2
                              									v2m, wo p1
                              									p2 die spezifischen
                              									Drücke, v1 und v2 die spezifischen
                              									Volumina sind, erhält man durch Logarithmieren
                              										m=\frac{\mbox{log}\,p_1-\mbox{log}\,p_2}{\mbox{log}\,v_2-\mbox{log}\,v_1}.
                              									Wenn man daher an einen Punkt der im logarithmischen Maßstabe aufgezeichneten
                              									Expansionskurve eine Tangente legt, so kann m durch den
                              									Tangens des Winkels zwischen Volumenachse und der Tangente bestimmt werden. Die
                              									Größe von m wird zunächst von der chemischen
                              									Zusammensetzung und der Temperatur der Ladung beeinflußt. Wie bekannt,
                              									istnämlich der Exponent der Adiabate
                              										k=\frac{c_{\mbox{p}}}{c_{\mbox{v}}}, wo cp die spezifische
                              									Wärme bei gleichem Druck und cv die spezifische Wärme bei gleichem Volumen sind.
                              									Für alle Gase ist c_{\mbox{p}}=c_{\mbox{v}}+\frac{1,985}{m} und
                              									somit k=1+\frac{1,985}{m\,c_{\mbox{v}}} wenn m das Molekulargewicht ist. Für Kohlensäure gilt nach
                              										Langen die Gleichung (m
                                 										cv)m = 6,7 + 0,0026 t, in
                              									der t die Gastemperatur darstellt. Ebenso findet Pier für Wasserdampf
                              										(m\,c_{\mbox{v}})_{\mbox{m}}=6,065+0,0005\,t+\frac{0,2}{10^9}\,t^3,
                              									während für die zweiatomigen Gase die Beziehung m cv = 4,88 + 0,00106 t
                              									Gültigkeit hat. Der Wert des Exponenten wird daher durch den Gehalt an Kohlensäure
                              									und Wasserdampf, sowie durch Zunahme der Temperatur herabgesetzt. Aus dem
                              									letztgenannten Grunde ist er bei Expansionsbeginn kleiner als am Ende des Hubes. Die
                              									kühlende Wirkung der Zylinderwandungen wird zur Folge haben, daß die Expansionslinie
                              									schneller als die Adiabate sinkt. Es kann als feststehend angesehen werden, daß die
                              									in der Zeiteinheit abgeleitete Wärmemenge proportional der wirksamen Oberfläche und
                              									abhängig von einer Funktion des Temperaturunterschiedes von Wand und Gas ist. Die
                              									Wärmedurchgangszahl wiederum hängt von der Dichte, dem Bewegungszustand, der
                              									Temperatur sowie der räumlichen Verteilung des Gases in bezug auf die Oberfläche ab.
                              									Eine gute Durchmischung der Ladung wird z.B. erwünscht im Interesse einer
                              									vollkommenen Verbrennung, wenig günstig in Anbetracht der Wärmeabfuhr sein. Auch die
                              									Kolbengeschwindigkeit beeinflußt die kühlende Wirkung der Zylinderwände, da von ihr
                              									die Zeit abhängt, die für den Wärmeaustausch verfügbar ist. Durch Nachbrennen
                              									endlich wird der Verlauf der Expansionskurve flacher werden. In Abb. 1 sind über dem p
                                 									v-Diagramm die Werte von m in Abhängigkeit von der
                              									Kolbenstellung eingetragen. Dann wurde die Gastemperatur für verschiedene Punkte des
                              									Diagramms bestimmt und unter der Annahme, daß ein Wärmeaustausch nicht stattfindet,
                              										k für diese Punkte berechnet. Die gefundenen Werte
                              									wurden gleichfalls in die Darstellung aufgenommen, so daß nunmehr die Einflüsse der
                              									Wandung und des Nachbrennens aus dem Unterschied des errechneten und des aus dem
                              									Diagramm bestimmten Exponenten erkannt werden. Man konnte feststellen, daß sich die
                              									ermittelten Kurven bei schwacher Belastung schneiden, dann einen flacheren Winkel
                              									bilden, so daß sie nahezu parallel laufen, um sich endlich bei weiterhin wachsender
                              									Belastung wiederum zu schneiden. Bei mittleren Belastungen ist die m v-Kurve nahezu gerade. In den extremen Fällen ist sie
                              									beim Expansionsbeginn gekrümmt und nähert sich der Parabelform. Mit dem Kolbenweg und der Zunahme
                              									der Kühlflächen wächst der Unterschied von m und k. In Abb. 2 sind die
                              										m-Werte für die Versuche, bei denen sich die m- und k-Kurven nicht
                              									schnitten, zusammengestellt. Bei hohen indizierten Drücken liegen die sich
                              									ergebenden Linienzüge tiefer als für niedrige Drücke. Die gleichfalls eingetragenen
                              									Kurven gleicher Temperatur verlaufen für mittlere Wärmegrade nahezu parallel der
                              									Abszisse. Bringt man endlich auch noch die k-Kurven für
                              									900° und 1300° zur Darstellung, so sieht man, daß bei der niedrigeren Temperatur der
                              									Unterschied zwischen m und k mit wachsender Kühlfläche zunimmt und bei 45 v. H. Kolbenweg einen
                              									Höchstwert erreicht. Bei 1300° hingegen nähern sich infolge des Nachbrennens die m- und k-Kurven mit
                              									zunehmendem Kolbenweg. Bei Versuchen, deren Gütegrad dem Höchstwert nahe kam,
                              									verlief der Linienzug für m fast gerade. Nähert sich
                              									die Kurve für den Exponenten bei Beginn der Expansion der Parabelform, so
                              									verschlechtert sich der Gütegrad, besonders, wenn gleichzeitig eine Fortsetzung der
                              									Verbrennung in der Expansionsperiode festgestellt werden kann. (Forschungsarbeiten
                              									auf dem Gebiete des Ingenieurwesens Heft 174, herausgegeben vom Verein deut.
                              									Ingenieure.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 434
                              Abb. 2.
                              
                           Schmolke.
                           
                        
                           Probefahrts- und Betriebsergebnisse des Flottenkohlendampfers
                                 										Jupiter. Das Journal of the American Society of Naval Engineers Nr. 2 Vol.
                              									XXVI bringt einen eingehenden Bericht über die offiziellen Probefahrten des
                              									Flottenkohlendampfers Jupiter der amerikanischen Marine, der im Hinblick darauf, daß
                              									Jupiter das erste größere Schiff mit turbo-elektrischem Antrieb ist, besondere
                              									Beachtung verdient. Der neue Kohlentransportdampfer hat bei 174,3 m Länge über alles
                              									eine Länge zwischen den Loten von 158,5 m, eine größte Breite von 19,8 m und 8,4 m
                              									Tiefgang. Seine Wasserverdrängung beträgt 19750 t bei einer Ladefähigkeit von ∾
                              									13000 t Brennstoff. Außer Kohle kann Jupiter auch eine beschränkte Heizölmenge von
                              									etwa 3000 t unterbringen. Die Konstruktionsgeschwindigkeit ist mit 14 kn
                              									bemessen.
                           Die Maschinenanlage des Dampfers JupiterVgl. D.
                                    											p. J. 1913 Bd. 328 S. 346, Elektrischer Antrieb von Schiffen.
                              									setzt sich aus einem zweipoligen Wechselstrom-Turbogenerator von 5450 KVA, der bei
                              									1990 Umdrehungen in der Minuteeine Spannung von 2300 Volt liefert, und aus zwei
                              									mit den Propellerwellen gekuppelten Asynchronmotoren mit je 36 Polen zusammen. Das
                              									Uebersetzungsverhältnis zwischen Turbine und Propeller ist also 18 : 1. Es bleibt
                              									trotz der veränderlichen Schlüpfung des Propellermotors bei wachsender Belastung
                              									annähernd konstant, da die Beeinflussung der Umlaufgeschwindigkeit praktisch
                              									belanglos ist. Die Propeller arbeiten dementsprechend normal mit 110 Umdrehungen in
                              									der Minute. Das Anlassen und Umsteuern der Motoren erfolgt unter Benutzung
                              									wassergekühlter Widerstände, die in den Ankerstromkreis eingeschaltet werden. Da bei
                              									eingeschaltetem Widerstände mit zunehmender Geschwindigkeit die Schlüpfung schnell
                              									wächst, der Wirkungsgrad dementsprechend abnimmt, werden die Widerstände im
                              									allgemeinen nur unmittelbar beim Anfahren benutzt, nach Fahrtaufnahme dagegen
                              									kurzgeschlossen. Die Höchstgeschwindigkeit, die mit eingeschalteten Widerständen
                              									erreichbar ist, beträgt etwa 9 kn. Im übrigen erfolgt die Regelung der
                              									Schiffsgeschwindigkeit durch Aenderung der Turbinendrehzahl mittels
                              									Düsenregulierung, wodurch die Frequenz des Generators beeinflußt wird. Als
                              									Antriebsturbine des Generators diente ursprünglich eine sechsstufige, aus
                              									zweikränzigen Rädern bestehende Curtis-Turbine. Eingehende Vorversuche machten eine
                              									Aenderung der Turbine wünschenswert. Sie wurde durch eine neunstufige Turbine
                              									ersetzt, die, abgesehen vom ersten zweikränzig ausgebildeten Rade, nur einkränzige
                              									Räder enthält.
                           Der Probefahrtsplan des Schiffes umfaßte folgende Fahrten:
                           
                              1. Meilenfahrten auf tiefem Wasser bei Geschwindigkeiten
                                 										zwischen 8 kn und Höchstgeschwindigkeit.
                              2. Eine 48-stündige Volldampffahrt mit der höchsten
                                 										erreichbaren Geschwindigkeit bei einer Eintrittsspannung an der Turbine von
                                 										nicht über 13,35 kg/cm2 Ueberdruck und einem
                                 										Vakuum von 95 v. H.
                              3. Eine 24-stündige Dampf- und Kohlenmeßfahrt bei ∾ 10 kn
                                 										Geschwindigkeit.
                              
                           Für die Fahrten unter 2 und 3 gewährleistete die General
                                 										Electric Company als Erbauerin der Maschinenanlage einen Dampfverbrauch von
                              									nicht mehr als 5,82 kg/WPS-Std. bzw. 6,71 kg/WPS-Std. Wie die nachstehend
                              									zusammengestellten Probefahrtsergebnisse der beiden Dauerfahrten erweisen, wurden
                              									diese Werte um 10 v. H. bzw. um 18 v. H. überschritten.
                           Die Eigenart der turbo-elektrischen Anlage von Jupiter tritt besonders fühlbar zutage
                              									in ihrem Einfluß auf die Manövrierverhältnisse des Schiffes. Da beide
                              									Propellermotoren von dem gleichen Generator bedient werden, ändert sich ihre
                              									Drehzahl in Abhängigkeit von der Frequenz und Drehzahl des Turbogenerators stets in
                              									genau der gleichen Weise. Es ist daher beispielsweise nicht möglich, die eine
                              									Schraube mit voller Kraft vorwärts, die
                           
                           Probefahrtsergebnisse des Flottenkohlendampfers Jupiter.
                           
                              
                                 
                                 48-stdg. Voll-dampffahrt
                                 24-stdg.Dauerfahrtmit 10 kn
                                 
                              
                                 Geschwindigkeit
                                 kn
                                 14,99
                                 10,01
                                 
                              
                                 Probefahrtsdeplazement
                                 t
                                 19763
                                 19660
                                 
                              
                                 Mittlerer Tiefgang
                                 m
                                 8,46
                                 8,42
                                 
                              
                                 Dampfüberdruck am Kessel
                                 kg/cm2
                                 13,6
                                 13,6
                                 
                              
                                 Dampfüberdruck an der Turbine
                                 „    
                                 11,8
                                 12,7
                                 
                              
                                 Luftüberdruck am Kessel
                                 mm WS
                                 18
                                 –
                                 
                              
                                 Mittleres Vakuum
                                 mm QS
                                 716
                                 724
                                 
                              
                                 Umdrehungszahl der Motoren in der Minute
                                 
                                 116,7
                                 77,1
                                 
                              
                                 Umdrehungszahl des Turbogenerators i. d. Min.
                                 
                                 2130
                                 1410
                                 
                              
                                 Klemmenspannung des Generators
                                 Volt
                                 2581
                                 1524
                                 
                              
                                 Stromstärke des Generators
                                 Amp.
                                 1480
                                 808
                                 
                              
                                 Stromstärke des B. B.-Motors
                                 „    
                                 755
                                 413
                                 
                              
                                 Stromstärke des St. B.-Motors
                                 „    
                                 725
                                 395
                                 
                              
                                 Elektrische Leistung des B. B.-Motors
                                 KW
                                 2833,1
                                 751,3
                                 
                              
                                 Elektrische Leistung des St. B.-Motors
                                 „    
                                 2692,7
                                 712,5
                                 
                              
                                 Gesamte elektrische Leistung beider Motoren
                                 „    
                                 5525,8
                                 1463,8
                                 
                              
                                 Effektive Leistung an der B. B.-Welle
                                 WPS
                                 3653,3
                                 1068,6
                                 
                              
                                 Effektive Leistung an der St. B.-Welle
                                 „    
                                 3598
                                 974,4
                                 
                              
                                 Gesamte effektive Leistung
                                 „    
                                 7251,3
                                 2043
                                 
                              
                                 Gesamter Dampf verbrauch in der Stunde
                                 t
                                 47,97
                                 18,17
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch der Hilfsmaschine in der Std.
                                 „
                                 10,07
                                 6,91
                                 
                              
                                 Dampfverbrauch der Turbine in der Stunde
                                 „
                                 37,9
                                 11,26
                                 
                              
                                 Spez. Dampfverbrauch (bez. auf Leistung an
                                    											der    Welle)
                                 kg/WPS-Std.
                                 5,23
                                 5,51
                                 
                              
                                 Spez. Dampfverbrauch nach Garantie
                                 „    
                                 5,82
                                 6,71
                                 
                              
                                 Gesamter Kohlenverbrauch in der Stunde
                                 kg
                                 5398
                                 2291
                                 
                              
                                 Spez. Kohlenverbrauch (bezogen auf Leistung an    der
                                    											Welle)
                                 kg/WPS-Std.
                                 0,744
                                 1,121
                                 
                              
                                 Dampfstrecke mit 1 t Kohle
                                 Sm
                                 2,78
                                 4,37
                                 
                              
                           andere langsam rückwärts laufen zu lassen. Auch beim Wenden
                              									des Schiffes macht sich die Uebereinstimmung der Schraubendrehzahlen störend
                              									bemerkbar. Da nämlich die Innenschraube bei drehendem Schiff nicht, wie man bei
                              									Schiffen mit anderen Antriebsmaschinen gewohnt ist, ihre Geschwindigkeit gegenüber
                              									der Außenschraube verringert, muß der Drehkreis bei Jupiter notgedrungen etwas
                              									größer ausfallen. Allerdings wird dieser Fehler zum Teil durch die Erhöhung des
                              									Ruderdruckes wieder ausgeglichen. Fordern somit die durch die Anordnung nur eines
                              									Generators für beide Motoren bedingten Betriebsverhältnisse eine geeignete
                              									Berücksichtigung seitens der Schiffsleitung, so sind die damit in Kauf zu nehmenden
                              									Nachteile doch nicht so schwerwiegend, daß sie nicht, ganz abgesehen von den
                              									betriebswirtschaftlichen Verhältnissen, durch Vorteile anderer Art mehr als
                              									aufgewogen würden. Zunächst schließt der turbo-elektrische Propellerantrieb, da die
                              									Schraubendrehzahl auch bei austauchender Schraube stets die gleiche bleibt, ein
                              									Durchgehen der Maschine völlig aus. Damit kommt eine der wesentlichsten
                              									Gefahrenquellen für die Betriebssicherheit einer Schiffsmaschinenanlage in Wegfall.
                              									Sehr zugunsten der turbo-elektrischen Anlage spricht ferner die gute Regelung, die
                              									ohne Rücksicht auf eine etwaige Aenderung des Dampfdruckes und des Vakuums die
                              									einmal eingeregelte Umlaufzahl ziemlichgenau festzuhalten gestattet, und
                              									schließlich die Schnelligkeit, mit der jedes Maschinenmanöver auszuführen ist.
                           In vollem Umfange werden die Vorteile des turboelektrischen Antriebes naturgemäß erst
                              									bei Anlagen größerer Leistung zur Geltung kommen, in erster Linie bei
                              									Schlachtschiffsanlagen, weil hier bei dem zur Verfügung stehenden größeren
                              									Maschinengewicht ein Wettbewerb mit anderen Antriebsystemen aussichtsreicher
                              									erscheint als bei Anlagen für leichte und schnelle Schiffe. Voraussetzung hierbei
                              									ist allerdings, daß abweichend von der Jupiter-Anlage eine Gliederung der
                              									Maschinenanlage in mehrere, in sich selbständige Maschinensätze erfolgt, daß also
                              									für jede Welle je ein Generator zur Verfügung steht. Ferner werden mit Rücksicht auf
                              									die Verhältnisse der Marschfahrt die Motoren polumschaltbar gebaut werden müssen, um
                              									mit Hilfe des veränderlichen Uebersetzungsverhältnisses eine
                              									Geschwindigkeitsregelung innerhalb möglichst weiter Grenzen bewirken zu können, die
                              									normalen wirtschaftlichen Ansprüchen Genüge leistet. Die hieraus sich ergebenden
                              									Vorteile sind die folgenden:
                           Zunächst gewährleistet eine nach diesen Gesichtspunkten gebaute Anlage eine relativ
                              									hohe Betriebssicherheit. Da jeder Generator wahlweise auf jeden Propellermotor
                              									geschaltet werden kann, bleiben bei Ausfall eines Generators sämtliche Propeller,
                              									wenn auch mit etwas beschränkter Leistung, betriebsfähig. Die Anlage arbeitet ferner
                              									stets unter wirtschaftlich günstigen Verhältnissen. Einerseits gestattet die
                              									Unterteilung der Generatorsätze die nach Bedarf angestellten Generatoren annähernd
                              									mit voller Last und voller Drehzahl laufen zu lassen, andererseits sichert die
                              									Polumschaltbarkeit der Motoren diesen durch Einschaltung einer der Geschwindigkeit
                              									am besten entsprechenden Polzahl einen guten Wirkungsgrad. Hinzu kommt die gute
                              									Anpassungsfähigkeit der turbo-elektrischen Anlage an die Raumverhältnisse, da die
                              									Anordnung des Generators an die Propellerwelle nicht gebunden ist, ferner die
                              									Erleichterung notwendig werdender Reparaturen infolge Beschränkung der
                              									Einzelgewichte der vielfach unterteilten Anlage. Schließlich bliebe noch der Vorteil
                              									des verringerten Gewichts- und Platzbedarfs zu erwähnen, den der turbo-elektrische
                              									Antrieb allerdings mit anderen indirekt wirkenden Antriebssystemen mehr oder weniger
                              									teilt.
                           Kraft.
                           
                        
                           Eignen sich Wasservorlagen für Schweißzwecke auch für
                                 										Schneidzwecke? Beim Schneiden von Schienen in einer Fabrik ereignete sich
                              									eine Explosion, die die Veranlassung zu dieser Frage gab. Der Hergang war folgender:
                              									Der Azetylenapparat war mit zwei gleichen Wasservorlagen versehen, die parallel
                              									zueinander geschaltet waren. Der Schneidbrenner war mit einem neuen Einsatz für
                              									vermehrten Sauerstoffzutritt ausgerüstet. Als die Arbeit einige Zeit im Gange war,
                              									erlosch die Brennerflamme, und als der Schweißer die Flamme an der rotwarmen Schiene
                              									wieder anzünden wollte, erfolgte ein Rückschlag und eine Explosion, wobei die Glocke
                              									des Azetylenbehälters 20 m weit weggeschleudert wurde. Während der
                              									Sperrwasserbehälter und der Entwicklerraum nach der Explosion noch normal mit Wasser gefüllt
                              									waren, mußten die beiden Wasservorlagen, die vor Betriebsbeginn angeblich
                              									ordnungsmäßig gefüllt waren, nachgefüllt werden. Die den Brennereinsatz festhaltende
                              									Verschraubung war, wie nach der Explosion festgestellt wurde, nicht fest auf ihre
                              									Dichtfläche aufgezogen, und durch diese undichte Stelle zwischen Sauerstoff- und
                              									Azetylenkanal scheint nun der Sauerstoff durch die Azetylenleitung in die
                              									Wasservorlage, von da in den Reiniger und schließlich in den Gasbehälter gelangt zu
                              									sein. Bei dem Versuche, die verlöschte Schneidflamme an der rotwarmen Schiene wieder
                              									zu entzünden, mußte dann die Durchschlagzündung eintreten.
                           Auf diesen Bericht hat der Deutsche Azetylen-Verein erwidert, daß die von ihm
                              									geprüften Wasservorlagen bei vorschriftsmäßiger Bedienung etwa zurücktretenden
                              									Sauerstoff aufhalten und ins Freie ableiten; allerdings werden alle Wasservorlagen
                              									nur auf ihre Tauglichkeit für Schweißzwecke geprüft, wobei ein erheblich niedrigerer
                              									Sauerstoffdruck als beim Schneiden, etwa 2,2 gegen 5
                              									bis 6 at, angewandt wird. Eine Prüfung der Vorlagen bei höheren Drucken als 2,2 at
                              									wurde bisher auch deswegen nicht für notwendig erachtet, weil das Schneiden mit
                              									Azetylen-Sauerstoff in Deutschland infolge der Patente der Chemischen Fabrik
                              									Griesheim-Elektron und der Deutschen Oxhydric-A.-G. im allgemeinen nicht
                              									gebräuchlich war.Da zu Beginn des Krieges Wasserstoff schwer zu beschaffen war,
                              									mögen indessen manche Firmen mit Genehmigung der Patentinhaber an Stelle von
                              									Wasserstoff Azetylen zum Schneiden verwendet haben. Im vorliegenden Falle würden die
                              									beiden Wasservorlagen wahrscheinlich auch den unter 5 bis 6 at Druck stehenden
                              									Sauerstoff abgeleitet haben, wenn sie nicht parallel, sondern hintereinander
                              									geschaltet worden wären. Schließlich ist auch die Bauart des Schneidbrenners von
                              									Einfluß auf die Tauglichkeit einer gewöhnlichen Wasservorlage für die Verwendung zum
                              									Schneiden. Bei solchen Brennern, wo der Sauerstoff für die Heizflamme und der
                              									Schneidsauerstoff schon von der Sauerstoffflasche aus in zwei völlig getrennten
                              									Leitungen dem Brenner zugeführt werden, wo also das Austrittsrohr für den
                              									Schneidsauerstoff nur äußerlich mit dem Schneidbrenner verbunden ist, kann ein
                              									Rücktritt des Sauerstoffs unter stark erhöhtem Druck nach dem Azetylenapparat
                              									überhaupt nicht stattfinden, wohl aber beim Arbeiten mit einem Brenner, bei dem die
                              									Leitung für den Schneidsauerstoff von derjenigen für den Heizsauerstoff abgezweigt
                              									oder in den Heizbrenner selbst eingebaut ist. Ferner ist es auch wichtig, daß man
                              									nach einem Rücktritt von Sauerstoff mit dem Wiederanzünden des Brenners einige Zeit
                              									wartet. (Karbid und Azetylen 1915 S. 41 bis 43.)
                           Sander.