| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Otto Brandt | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 445 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Spritzgußstücke aus Aluminium. Anläßlich der
                              									Jahresversammlung des „American Institute of Metals“ wurde ein Vortrag über
                              									die Herstellung von Spritzgußstücken aus Aluminiumlegierungen gehalten. Bei Spritz-
                              									oder Matrizenguß wird bekanntlich das flüssige Metall unter künstlichem Drucke in
                              									die metallische Form gepreßt, um so gebrauchsfertige Gußstücke zu erhalten. Der
                              									Spritzguß zeichnet sich durch saubere glatte Oberfläche und große Genauigkeit aus,
                              									so daß Genauigkeit bis zu 1/100 mm gewährleistet werden kann. Das flüssige
                              									Metall wird hierbei mittels Preßkolben in die Form gedrückt, Luftdruck findet selten
                              									mehr Verwendung.
                           Das Aluminium eignet sich infolge seines hohen Schmelzpunktes (über 600 °) gegenüber
                              									Blei usw. bis jetzt wenig für Spritzguß. Außerdem hat Aluminium im flüssigen
                              									Zustande die Neigung, Eisen aufzunehmen. Diegroße Schwindung des Aluminiums
                              									kann nach Angabe der Zeitschrift Stahl und Eisen 1915 S. 1007 durch einen Zusatz von
                              									7 v. H. Kadmium und etwas Mangan beträchtlich verkleinert werden.
                              									Aluminiumlegierungen mit 2 v. H. Zinn und 8 v. H. Kupfer sollen auch geringe
                              									Schwindung zeigen. Die amerikanische Firma Aluminium Castings Co. in Detroit, Mich,
                              									benutzt für Spritzgußstücke aus Aluminium eine Legierung, bei der ein 50 mm langer
                              									Probestab eine Zugfestigkeit von 1750 kg/cm2 mit
                              									nur 3,1 v. H. Dehnung ergab. Der Probestab war nach dem Spritzverfahren hergestellt,
                              									bei Güssen in Sandformen ergab sich eine Zugfestigkeit von 1450 kg/cm2 mit 1,7 v. H. Dehnung.
                           Besonders sorgfältig sind die Formen aus Eisen herzustellen. Sie haben eine größere
                              									Menge loser, eiserner Einlagen, entsprechend der Form und größeren oder geringeren
                              										Kegelmäßigkeit
                              									des Gusses. Die Einlagen dienen auch als Kerne zur Abkühlung, zur Herstellung von
                              									Aussparungen usw. Die zweckmäßige Vorwärmung der einzelnen Formteile trägt
                              									wesentlich zum guten Gelingen der Gußstücke bei.
                           W.
                           
                        
                           Die deutsche Metallurgie im „Urteil“ eines englischen
                                 										Professors. Der Professor der Eisenhüttenkunde in Sheffield, J. O. Arnold, schildert in einem Aufsatz in den „Oxford
                                 										Pamphlets“ 1914/15 Band XVI die Stahlerzeugung und den Stand des
                              									eisenhüttentechnischen Unterrichts in Deutschland und England. Die wirklichen
                              									Verhältnisse sind darin derartig entstellt wiedergegeben, daß man staunen muß, wie
                              									weit es der blindwütige Haß unserer Feinde gebracht hat. Wir wollen nachstehend
                              									einige Proben aus jenem Aufsatze nach Stahl und Eisen 1915 S. 993 wiedergeben.
                           Zunächst sagt Arnold bei der Erwähnung des Tiegelstahls,
                              									daß Krupp Kanonenstahlblöcke im Gewicht von 110 t
                              									herstelle „nach dem Verfahren, das vor 175 Jahren dem Gehirn eines Engländers
                                 										entsprang“. Deutschland habe „versucht, durch schlau erfundene,
                                 										lügenhafte Preßartikel aller Welt die Meinung beizubringen, daß „deutsche
                                    											Kultur“, wie auf allen anderen Gebieten, so auch auf demjenigen der
                                 										wissenschaftlichen Stahlerzeugung an der Spitze marschiere. Zur Entschuldigung
                                 										Deutschlands könne angeführt werden, daß der deutsche Größenwahn in der
                                 										metallurgischen Wissenschaft durch viele öffentliche Redner in England
                                 										unterstützt worden sei, die in bezug auf technische Ausbildung in das widerliche
                                 										Papageiengeschrei „Deutschland über alles“ eingestimmt hätten.“ Der
                              									Herr Verfasser führt dann die Erfindung des Wolframstahls auf einen Engländer Mushet zurück, wobei er übersieht (?), daß schon vor
                              									jenem ein Wiener namens Köller die ersten Proben von
                              									Wolframstahlproben hergestellt hat. (Vogel, Stahl und
                              									Eisen 1914 S. 1004). Ebenso irrt er, wenn er berichtet, daß 1900 zuerst in Sheffield
                              									die hervorragende Bedeutung eines geringen Vanadinzusatzes auf den Stahl entdeckt
                              									worden sei, wohingegen dieses Verdienst einem Franzosen mit Namen Hélouise gebührt, der schon vier Jahre früher hierauf
                              									aufmerksam gemacht hat (Vogel ibid.).
                           Durch die Brille der englischen Selbstüberhebung schildert er sodann die Entwicklung
                              									des Bessemer-, Thomas- und Martinverfahrens und sagt bei der Betrachtung der
                              									Stahlerzeugung unter anderen, daß „Deutschlands sprungweises Aufrücken in die
                                 										zweite Stelle unter den stahlerzeugenden Ländern nicht seiner eigenen
                                 											„Kultur“ (in Gänsefüßchen), sondern der Aneignung der Gedanken
                                 										britischer Erfinder zu verdanken sei, nämlich usw.“ Die deutsche
                              									Arbeitsweise bestehe darin, „die Werke vollständig mit Hochdruck arbeiten zu
                                 										lassen, um die Unkosten möglichst niedrig zu halten. Nachdem der erforderliche
                                 										Gewinn durch Verkäufe zu den üblichen Marktpreisen erzielt worden ist, wird der
                                 										Ueberschuß an Stahl häufig in England auf den Markt geworfen zu einem
                                 										Schleuderpreise, der etwa um 20 M für die Tonne unter den englischen
                                 										Selbstkosten liegt. Die hierfür erlöstenSummen erhöhen den erzielten
                                 										Gewinn. Ein solches Verfahren macht den englischen Arbeiter arbeitslos“.
                              									Zwar „erzielten zweifellos gewisse britische Fabrikanten durch Verwendung dieses
                                 										billigen Stahls erhebliche Vorteile, doch wird ein solcher Gewinn erkauft um den
                                 										Preis einer Verminderung der Zahl der englischen Eisen- und Stahlwerksarbeiter,
                                 										eine Verminderung, die, falls sie größeren Umfang annähme, vom Gesichtspunkt der
                                 										Landesverteidigung eine nationale Gefahr bedeuten würde“.
                           Dies nur einige Beispiele. Es ist wirklich schade um jedes Wort, das diese Leistung
                              										„wissenschaftlicher Erkenntnis“ näher kennzeichnen wollte. Tief
                              									bedauerlich ist es aber, daß sich in England sogar Gelehrte finden, die durch
                              									scheinbar wissenschaftliche Aufsätze den tiefen Haß gegen alles Deutsche in der
                              									Volksseele vertiefen helfen.
                           Loebe.
                           
                        
                           Künstliche Gliedmaßen. Die Herstellung künstlicher
                              									Gliedmaßen verdient nicht nur vom sozialen Standpunkte das höchste Interesse, sie
                              									ist auch eine dankbare chirurgisch-mechanische Aufgabe. Glücklicherweise liegen die
                              									Muskeln, die die Hand bewegen, zum größten Teil im Unterarm und bleiben daher bei
                              									Verlust der Hand unversehrt. Ebenso befinden sich die den Unterarm betätigenden
                              									Muskeln im Oberarm usw. In diesen dem Einflüsse des Willensimpulses noch längere
                              									Zeit nach Amputation eines Gliedes gehorchenden Muskeln ist eine Kraftquelle
                              									vorhanden, deren Nutzbarmachung die Möglichkeit für die Bewegung künstlicher
                              									Gliedmaßen gibt. Es handelt sich zunächst darum, durch einen chirurgischen Eingriff
                              									den Sehnenenden eine Form zu verleihen, die für einen Kraftangriff geeignet ist,
                              									bevor die Muskeln infolge längerer Untätigkeit ihre Bewegungsfähigkeit verloren
                              									haben. Beim Verluste der Hand würde man sodann den vereinigten Sehnen der
                              									Beugemuskeln unter Anwendung einer geeigneten mechanischen Vorrichtung die
                              									Schließbewegung der Finger zuweisen, deren Oeffnung durch eine Feder zu bewirken
                              									wäre. Selbst bei starrem Daumen konnten die Finger eines in angedeuteter Weise
                              									entworfenen Holzmodells einen Hammerstiel und sogar eine Schreibfeder umfassen. Für
                              									einfache Betätigung, Erdarbeiten und dergleichen würde eine Klaue oder Beißzange als
                              									künstliche Hand genügen. Sofern auch der Unterarm verloren ist, bestünde die
                              									Möglichkeit, die Bewegungsfähigkeit des im Oberarm liegenden Beugers sowohl zum
                              									Schließen der Hand wie auch zum Beugen des Unterarms auszunutzen. Man müßte ein
                              									Zugorgan vom Kraftangriffspunkte bis zur künstlichen Hand derart führen, daß es in
                              									bezug auf die Drehachse des Unterarmes ein Moment ausübt, während eine Feder den
                              									Unterarm zu strecken sucht. Wenn der Muskel anzieht, würde sich zuerst die Hand
                              									schließen und, sobald der Widerstand des ergriffenen Gegenstandes die Federkraft
                              									übersteigt, der Arm beugen. Soll man den Gegenstand wiederum absetzen, so müßten
                              									erst der Arm gestreckt, dann die Finger geöffnet werden. Sogar bei gebeugtem Arm
                              									wäre ein Absetzen möglich, wenn man die Muskelkraft auf einen Augenblick
                              									ausschaltete. In diesem Falle werden die Finger infolge ihres geringen
                              									Trägheitsmomentes der auf sie wirkenden Federkraft weit schneller nachgeben als der
                              									Unterarm. Fehlt der Arm bis zu den Schultern, so ließen sich deren Muskeln als
                              									Kraftquelle heranziehen. In gleicher Weise müßten die Brustmuskeln nutzbar gemacht
                              									werden, so daß bei größerer Kraftanstrengung mit Hilfe von Hebeln, Rollen, Schnüren
                              									usw. auch in diesem Falle noch die Greifbewegung der Hände ermöglicht werden könnte.
                              									Sofern nur ein kurzer Stumpf eines Gliedes übrig geblieben ist, würde es sich
                              									empfehlen, die Arbeitsfähigkeit der Muskeln des benachbarten, unversehrten Gliedes
                              									in Anspruch zu nehmen. Ein weiterer Vorteil, den die Schaffung künstlicher
                              									Gliedmaßen mit sich brächte, wäre der, daß die in Tätigkeit bleibenden Muskeln nicht
                              									schwinden, sondern in gutem Ernährungszustande erhalten blieben. Prof. Sauerbruch-Greifswald hat bereits Operationen
                              									durchgeführt, durch welche ein Kraftangriffspunkt in Gestalt einer Sehnenschleife
                              									geschaffen wurde. Die Erfahrung dürfte daher bald darüber Aufklärung geben, in
                              									wieweit sich die ausgesprochenen, an Modellen nachgeprüften Gedanken in die
                              									Wirklichkeit übertragen lassen. Ein bedeutender Fortschritt würde erreicht sein,
                              									wenn es gelänge, zwei Kraftangriffspunkte an Stelle eines zu schaffen. Allerdings
                              									müßte jeder Zeitverlust vermieden werden, da die schlummernde Muskelkraft nach
                              									längerer Zeit der Untätigkeit nur schwer wieder zu erwecken ist. (Stodola in Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. Nr. 41.) (Vgl.
                              									auch das Preisausschreiben des V. d. l. in D. p. J. S. 437 d. Bd)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Neuerungen in Kohlenstaubfeuerungen. In Stahl und Eisen
                              									1915 S. 965 wird über eine neue Kohlen-trocknungs- und Mahlanlage zur Aufbereitung
                              									von Kohlenstaub für Feuerungen berichtet, die von Polysius-Dessau verschiedentlich ausgeführt worden ist. Abb. 1 stellt die Anlage im Ganzen mit ihren
                              									Eizelheiten dar. Der Arbeitsgang ist folgender: Die Kohlenwagen werden in den Bunker
                              									entleert, denen die Kohle in regelbarer Menge durch Becherwerke entnommen wird. Sie
                              									gelangt zunächst in Vorratsbehälter und von da indie Trockentrommeln. Die
                              									Bauart dieser Vortrocknungsanlage ist aus Abb. 2
                              									ersichtlich. Die Feuergase der Rostfeuerung oder die gleichfalls verwendbaren
                              									Hochofen- oder Koksgase umspülen die Trommel und gehen durch das Innere und die
                              									Staubkammer b hindurch in den Schornstein. Ihre
                              									Temperatur wird so niedrig gehalten, daß eine Vergasung der Kohle nicht eintreten
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 446
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 446
                              Abb. 2.
                              
                           Die getrocknete Kohle wird durch ein Becherwerk dem Silokasten und von hier aus der
                              									Mühle zugeführt, wo sie zu Staub vermählen wird. Polysius
                              									verwendet für die Mühle undurchlochte Mahlplatten, die so zwischen den Stirnwänden
                              									befestigt sind, daß sie miteinander zwei Stufen bilden. Dadurch wird das Mahlgut
                              									gezwungen, die ganze Mahlbahn zu durchlaufen. Durch schräge Leisten wird es dann
                              									über die Siebe und teilweise in die Mahltrommel zurückgeführt. Polysius nennt diese Mühle, deren Bauart in Abb.
                                 										3 dargestellt ist, Cementor. An ihre Stelle kann auch eine
                              									Vorschrot-Feinmühle treten, die das Vorschroten und Feinmahlen in einem Arbeitsgang
                              									vorzunehmen gestattet. Eine solche „Solomühle“ bildet die Vereinigung des
                              									Cementors mit einer Rohrmühle und ist in Abb. 4
                              									wiedergegeben. Der auf zwei Laufringen laufende Brechzylinder ist durch eine
                              									Zwischenwand in zwei Kammern, den Vorschrotraum mit Hartstahlplatten und
                              									Stahlkugeln, und den Feinmahlraum mit Silexfutter und Flintsteinen geteilt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 447
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 447
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 447
                              Abb. 5.
                              
                           Die zu Staub vermahlene Kohle wird nun durch Becherwerk und Förderschnecken entweder
                              									in ein Reservesilo oder direkt in kleine Behälter über den einzelnen Drehöfen
                              									befördert. Die Zuteilung des Brennstoffs erfolgthier durch Injektorwirkung
                              									einer in die Druckleitung eingesetzten Tülle, die die Kohle aus der Schneckenspirale
                              									ansaugt. Die Umdrehungszahl der Schnecke ist durch einen Umlaufregler
                              									einstellbar.
                           Zum Schutz der Arbeiter sind Saugschlauchfilter an den Mühlen vorgesehen, ähnlich
                              									denen, die zur Reinigung von Hochofengasen angewendet werden.
                           Bei mehreren Oefen vermahlt man das Gut in einer Zentralmühle. Für metallurgische
                              									Oefen wird empfohlen, zum schnellen Anheizen Reserve-Oelfeuerungen vorzusehen. Bei
                              									deren Brennern erhält die Vertikaldruckrohrleitung vor der Feuerdüse eine Kröpfung,
                              									so daß die Oeldüse von außen eingeführt werden kann, wie Abb. 5 zeigt.
                           Loebe.
                           
                        
                           Die Verarbeitung der Steinkohle zu Koks, ein Eckpfeiler unserer
                                 										wirtschaftlichen Kraft. (Direktor C. Lempelius,
                              									Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes, Sitzung vom 4. Oktober 1915.) Die
                              									unmittelbare Verbrennung der Steinkohle ist ein Verfahren, das dem Werte der Kohle
                              									nicht gerecht wird und diese hindert, in dem ihr möglichen Maße nutzbar zu werden.
                              									Die Verbrennung der Steinkohle beachtet nicht, daß diese außer dem Element
                              									Kohlenstoff eine gewaltige Zahl Verbindungen des Kohlenstoffs mit Wasserstoff und
                              									Stickstoff enthält, die schon ihrer Menge nach einen sehr erheblichen Bestandteil
                              									der Steinkohle ausmachen und zumal in ihren Grundformen große Werte bedeuten. Diese
                              									Stoffe sind die Ursache der Rauch- und Rußplage, die in vielen Gegenden, zum
                              									Beispiel im Ruhr-Kohlenrevier und in Hamburg so störend empfunden wird.
                           Die wirtschaftlich betriebene Auswertung der Kohle durch die Kokerei gibt uns reiche
                              									Schätze, es ist dies einer der höchststehenden Verwertungsprozesse, die wir in
                              									unserem ganzen wirtschaftlichen Leben kennen. Die Verkokung der Kohle hat in
                              									Deutschland die größte Vervollkommnung erfahren, die sich einerseits bezieht auf die
                              									Ausgestaltung der Vorrichtungen für die Verkokung unter sorgsamster Ausnutzung des
                              									Wärmeschatzes der Kohle, andererseits auf die weitere Zerlegung der bei der
                              									Verkokung entstehenden Stoffe. In größtem Maßstabe vollzieht sie sich naturgemäß
                              									unmittelbar an den Gewinnungstätten der Kohle, unter denen das rheinischwestfälische
                              									Kohlenrevier in Deutschland obenan steht.
                           Die einfachste Art, aus Steinkohle Koks zu machen, indem man eine Retorte mit
                              									Steinkohlen füllt, durch ein äußeres Feuer stark erhitzt, wobei die Kohle dann in
                              									der Retorte gewissermaßen brät und die sich entwickelnden Dämpfe und Gase
                              									fortziehen, ist unwirtschaftlich. Hier setzt nun das Verdienst der deutschen
                              									Kokereitechnik ein, die den Einzelheiten der chemischen Vorgänge nachging und alles herausholte,
                              									was sich bei den Vorgängen Gewinnbringendes erzielen läßt. Sie beschränkt sich nicht
                              									darauf, aus den fortziehenden Gasen alles Wertvolle abzuzweigen und einzufangen,
                              									sondern sie hat auch erreicht, daß der Rest dieser Abgase zum Erhitzen der Retorten
                              									dient. Es wird das brennbare Abgas um die Retorten herumgeleitet und seine Wärme so
                              									ausgenutzt, daß nahezu nichts in die freie Luft entweicht. Dadurch wird nicht nur
                              									die Verkokung der Steinkohle bewirkt und die Rohstoffe für die Gewinnung der
                              									Nebenprodukte frei gemacht, sondern es verbleibt noch ein Ueberschuß an Gasen, der
                              									für andere Zwecke verfügbar ist. Diese Mengen sind so groß, daß nicht nur die
                              									Dampfkessel der Kokereibetriebe damit geheizt werden, sondern daß weiterhin große
                              									Gasmengen von den Kokereien fortgeleitet werden konnten zur Versorgung der Städte
                              									mit Gas auf Entfernungen, die nur noch von den amerikanischen Naturgasleitungen
                              									übertroffen werden.
                           Die erste derartige Anlage war für die Versorgung der Stadt Barmen mit jährlich 15
                              									Mill. m3 Gas bestimmt, hergestellt von den
                              									Kokereien der Gewerkschaft Deutscher Kaiser zu Hamborn und mittels einer 50 km
                              									langen Leitung zugeführt. Ein umfassendes Ferngasversorgungsnetz hat sich ferner das
                              									rheinisch-westfälische Elektrizitätswerk angegliedert, das die größte
                              									Elektrizitätsversorgung Europas darstellt. Alles zusammen werden jetzt in dem
                              									Ruhr-Kohlenrevier ungefähr fünfmal größere Energiemengen durch Ferngas als durch
                              									elektrische Kabel geleitet.
                           Trotz des Hochstandes, den die deutsche Zechenkokerei aufweist, gibt es ein
                              									Verkokungsverfahren, das allgemein volkswirtschaftlich betrachtet dem
                              									Zechenkokereibetriebe überlegen ist, das ist die Verkokung in den Gasanstalten. Der
                              									Koks, der für viele Zwecke unbedingt nötig ist, und die wohl wichtigste Verwendung
                              									bei Gewinnung des Eisens aus den Eisenerzen in den Hochöfen hat, ist zuweilen
                              									Absatzschwierigkeiten unterworfen, so daß er sich in unangenehmer Weise anhäuft. Bei
                              									der Verkokung in den Gasanstalten sind die entfallenen Koksmengen weniger groß als
                              									bei der Zechenkokerei. Während die Zechenkokereien darauf hinarbeiten, möglichst
                              									viel Koks zu erzeugen, arbeiten die Gasanstalten darauf hin, möglichst viel Gas zu
                              									gewinnen. Hieraus folgt, daß man der Schwierigkeiten, die im Frieden möglicherweise
                              									der Unterbringung des Kokses entgegenstehen werden, am besten Herr werden kann, wenn
                              									man möglichst viel Steinkohle für die Zwecke der Gasverwendung verarbeitet. Die
                              									Arbeitsmethode der Gaswerke hat auch meist noch den Vorteil, daß von den wertvollen
                              									Nebenprodukten wie Teer usw. mehr gewonnen wird als bei der Verkokung der Steinkohle
                              									in den Kammern der Zechenkokereien.
                           Was die Anordnung der Retorten in den Gaswerken angeht, so waren die Retorten
                              									ursprünglich wagerecht gelagert. Dies hatte den Nachteil, daß sie sich nicht ganz
                              									voll mit Kohlen laden ließen. Die Kohle wird niemals die Retorte bis zur Decke
                              									ausfüllen, währenddie Decke doch genau so heiß ist und genau so gut Kohle
                              									vergasen könnte, wie die anderen Teile der Retorte, Die Gase, die sich aus der Kohle
                              									entwickeln, stoßen gegen die heiße Decke und bewirken unerwünschte Zersetzungen, die
                              									sich besonders in einer Ausscheidung von Graphit äußern. Allerdings hat der Graphit
                              									einen gewissen Wert, der aber keineswegs dem gleich ist, der bei diesem Vorgange den
                              									Gasen entzogen wird. Man ging daher zunächst zu schrägen Retorten über, um dann zur
                              									senkrechten Anordnung zu kommen, deren Erfolge ganz ausgezeichnet sind.
                           Die Verkokung auf den Kokereien und auf den Gaswerken sind früher ganz verschiedene
                              									Wege gegangen. Um so verdienstlicher ist es, daß man seit etwa zehn Jahren
                              									Bestrebungen aufgenommen hat, um beide Verfahren einander zu nähern und das, was in
                              									jedem besonders Vorteilhaftes steckt, möglichst zu vereinigen. Vorbildlich waren
                              									hier die münchener Kammeröfen nach Art der Kokereiöfen, die große Aehnlichkeit mit
                              									den Schrägretortenöfen haben. Dann kam man zur Verwendung der im
                              									Zechenkokereibetriebe seit langem bewährten Horizontalkammern für den
                              									Gaswerksbetrieb, derartige Anlagen sind von Heinrich
                                 										Koppers, Essen, zuerst ausgeführt worden. Die Folge der Vervollkommnung der
                              									Retorten wie des Kammerofens für Gaswerke ist eine außerordentliche Ersparnis an
                              									Menschenkraft und Arbeiterzahl. Weiter haben diese Bestrebungen die Wirkung gehabt,
                              									daß der Koks der Gaswerke Eigenschaften des Zechenkokses erhielt, vor allen Dingen
                              									fester, also besser versandfähig wurde. Demgemäß erfährt er eine höhere Bewertung,
                              									wie sie von jeher in den Zechenkokspreisen gegenüber den Gaskokspreisen zum Ausdruck
                              									kommt.
                           Der Zechenkoks ist mit der Eisenindustrie eng verwachsen und findet zur
                              									Eisengewinnung wie im Gießereibetriebe wichtige Verwendung. Die weitaus größte Menge
                              									der Zechenkokserzeugung, nämlich mehr als Dreiviertel werden in den Hochöfen und
                              									Kupolöfen verbraucht, nur 10 v. H. des erzeugten Zechenkokses findet für häusliche
                              									Feuerung, für Zentralheizungen Verwendung. Hier überwiegt der Gaskoks den Zechenkoks
                              									ganz erheblich. Eine andere Verwendung des Kokses ist die im Wassergasgenerator, der
                              									mit glühendem Koks gefüllt wird, durch den Dampf geleitet wird. Das Erzeugnis ist
                              									Wassergas, eine Mischung von Kohlenoxyd und Wasserstoff, die in weitem Umfange dazu
                              									dient, unmittelbar mit dem Steinkohlengas gemischt an die Gasabnehmer geliefert zu
                              									werden. Generatorgas findet vielfach Verwendung zur Erhitzung der Kammern in
                              									Gasanstalten mit gleichmäßigem Vollbetriebe. Hierbei entsteht im Sommer mehr Gas,
                              									als verkauft werden kann, dieses Gas dient dann zur Erhitzung der Kammern. Im Winter
                              									wird aber alles erzeugte Gas an die Gasabnehmer geliefert. Die Kammern werden dann
                              									mit Generatorgas erhitzt und das aus diesen gewonnene Leuchtgas wird für die vielen
                              									Verwendungszwecke frei. Eine besonders interessante Lösung finden wir in Budapest.
                              									Dort hat der Koks einen außerordentlich hohen Wert, weil es nirgend in der Nähe
                              									Steinkohlen gibt, dagegen gibt es dort eine ziemlich harte Braunkohle. Man erhitzt nun
                              									die Kammern der Gaserzeugungsöfen dadurch, daß man in den Gasgeneratoren die billige
                              									Braunkohle vergast und das gewonnene Gaserzeugnis in die Heizkammern der
                              									Leuchtgaserzeugungsöfen leitet. So wird restlos die gesamte eingesetzte Steinkohle
                              									wiedergewonnen in Gestalt des wertvollen Leuchtgases und seiner Nebenprodukte, wie
                              									der ungeschmälerten Koksmenge, die aus den Oefen herauskommt. Die Vergasung des
                              									Kokses in Generatoren ist ein Zweig der Kokereiwissenschaft, der in rasch
                              									aufsteigender Entwicklung begriffen ist. Besonders jetzt im Kriege sind gewaltige
                              									solche Anlagen neu errichtet worden, denn das Wassergas des Koksgenerators ist der
                              									Ausgangsstoff für die Gewinnung des Wasserstoffes im Großen, der als Füllmittel für
                              									unsere Luftschiffe dient.
                           Deutschland ging mit gewaltigen Kohlenbeständen in den Krieg, sie häuften sich in der
                              									ersten Kriegszeit noch immer mehr, so daß man genötigt wurde, sich nach neuen
                              									Verwendungszwecken für den Koks umzusehen. Das Bild änderte sich aber zu Anfang
                              									dieses Jahres, die Nachfrage nach Brennstoffen stieg fortgesetzt, so daß man froh
                              									war, zu hohen Pi eisen Koks zu erhalten. Diese beiden Umstände führten zur
                              									Erweiterung des Verwendungsgebietes des Kokses. So konnte der Koks von jeher in
                              									gewissem Umfange unter Dampfkesseln verbrannt werden mit Ausnahme solcher, die mit
                              									sogenannten Wanderrosten ausgerüstet sind; dem ist jetzt Abhilfe durch eine
                              									Konstruktion des Dipl.-Ing. Belani geschaffen (vgl. D. p.
                              									J. S. 416 d. Bd.).
                           Der bei der Verkokung als Nebenprodukt gewonnene Teer hat für die Farbenindustrie
                              									Bedeutung, besonders für den synthetischen Indigo und das Alizarin. Der meiste Teer
                              									wandert jetzt in die Teerdestillationen, wo er in eine große Reihe von Oelen zerlegt
                              									wird, die für die verschiedenartigsten Zwecke Verwendung finden. Am wichtigsten ist
                              									im Augenblick wohl die Verwendung in Marinefahrzeugen. Als wir durch die Kriegslage
                              									von der Zufuhr von Mineralölen abgeschnitten waren, die als unentbehrlich für die
                              									Schmierung der Maschinenlager gelten mußten, wandte man sich mit verdoppeltem Eifer
                              									dem Studium des Teers und seiner Oele zu, um sie in Schmieröle umzuwandeln. Die
                              									Aufgabe erwies sich als lösbar, und zwar zunächst für die einfachsten Mineralöle,
                              									die sogenannten Wagen-Schmieröle, doch ist auch die Herstellung besserer Oele und
                              									hochwertiger Oele auf diese Weise in den Bereich der Möglichkeit gerückt worden.
                              									Andere Sorten Teeröle wieder dienen dazu, um aus dem Gas das Benzol auszuwaschen.
                              									Als die Zufuhr von Benzin aufhörte, griff man als Ersatz zum Benzol. Die
                              									Gasanstalten stellen jetzt die großen Mengen Benzol, die sie bisher mit dem
                              									Leuchtgas an ihre Abnehmer weitergaben, der Heeresverwaltung zur Verfügung. Große
                              									Anlagen sind auf einer Reihe von Gaswerken errichtet worden, in denen das im
                              									gasförmigen Zustande im Leuchtgas enthaltene Benzol durch Teerwaschöl aufgenommen
                              									wird, aus welchen es dann wieder durch Erhitzen entfernt wird. Es wird das
                              									entweichende flüchtige Benzol sodann in geeigneten Apparaten aufgefangen, wieder
                              									gekühltund auf diese Weise verdichtet. Das gewonnene Benzol enthält noch andere
                              									wertvolle Beimengungen, unter ihnen das Toluol, den Ausgangsstoff für den
                              									wertvollsten Sprengstoff, den wir kennen. Beachtenswert ist, daß in Deutschland die
                              									Tonne Toluol 450 M kostet, während in New York jetzt dafür 12000 M bezahlt werden.
                              									Man kann daraus den Schluß ziehen, daß die Amerikaner sich die Lieferung von
                              									Munition teuer bezahlen lassen. Und weiter tritt die Ueberlegenheit der deutschen
                              									Kokerei der englischen gegenüber klar hervor, da England sich das Toluol zu dem
                              									genannten enorm hohen Preise aus Amerika beschaffen muß.
                           Endlich wird aus dem bei der Verkokung erzeugten Steinkohlengas noch Ammoniak
                              									gewonnen. Wenn man jetzt auch Ammoniak synthetisch darstellen kann, so behauptet
                              									gleichwohl die Kokerei ihren wichtigen Platz, wird doch der für die Gewinnung des
                              									Ammoniaks aus den Elementen benutzte Wasserston durch den Kokereiprozeß gewonnen.
                              									Der deutschen Wissenschaft ist es weiter gelungen, aus der Kokerei in ständig sich
                              									vervollkommnender Weise wertvolle Endprodukte herzustellen. So hat die Chemie die
                              									Aufgabe gelöst, Salpeter zu gewinnen, der in noch höherem Maße als für die
                              									Landwirtschaft ausschlaggebende Bedeutung hat für die Herstellung aller Sprengmittel
                              									und aller Treibmittel, die wir in unseren Schußwaffen verfeuern. Es dürften im Laufe
                              									des nächsten Monats durch die synthetischen Verfahren voraussichtlich in Deutschland
                              									laufend größere Salpetermengen hergestellt werden als früher importiert wurden.
                           Die Entwicklung der deutschen Kokerei während des Krieges ist geradezu überraschend.
                              									Während der Absatz zunächst sank, stieg er bald wieder und war im Juli d. Js. größer
                              									als in dem gleichen Friedensmonat des Vorjahres. Die Kokerei ist immer mehr
                              									gewachsen, stärker als jemals in der Friedenszeit, weil auf ihr unsere Land- und
                              									Volkswirtschaft, wie unsere Kriegführung zu einem wesentlichen Teile beruht.
                           Plohn.
                           
                        
                           Erfahrungsmaterial über das Unbrauchbar werden der
                                 										Drahtseile. (C. Bach, Forschungsarbeiten des V.
                              									d. I.) Die gebräuchliche überschlägige Berechnung der Drahtseile steht noch auf
                              									demselben Stande, den man bei der Berechnung der sonstigen Maschinenteile bereits
                              									seit mehr als 60 Jahren verlassen hat. Es liegt das wohl zum größten Teil daran, daß
                              									man von jeher Drahtseile als unbedingt einem starken Verschleiß unterworfen ansieht,
                              									und daß infolgedessen Garantien in derselben Weise wie für die sonstigen
                              									Maschinenlieferungen nicht gegeben werden. Die Verbraucher mußten sich wohl oder
                              									übel damit abfinden, und die technische Wissenschaft fing erst zu Anfang des
                              									jetzigen Jahrzehntes an, sich eingehender mit der Sache zu beschäftigen. Zur
                              									Klarstellung aller Einflüsse sind umfangreiche Versuche geplant und zum Teil schon
                              									im Gange. Um bei der Festlegung des Versuchprogramms nichts zu versäumen, wurden in
                              									der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure alle, die etwas zur Sache mitteilen
                              									konnten, aufgefordert, ihre Erfahrungen und Ansichten zu äußern, die jetzt in dem vorliegenden
                              									Druckheft von im Ganzen 30 Seiten Text der Oeffentlichkeit übergeben werden.
                           Eingegangen sind 17 Aeußerungen, von denen zehn ausführlicher wiedergegeben sind –
                              									fünf, deren Inhalt nur angedeutet wird, sind umfangreichere Drucksachen, die bereits
                              									anderweitig veröffentlicht waren. Von gewissem Interesse ist eine Uebersicht über
                              									die „Berufstellung“ der einzelnen Einsender: Geäußert haben sich zwei
                              									öffentliche Materialprüfämter und ein gerichtlicher Sachverständiger, fünf Besitzer
                              									einer größeren Anzahl von Kranen und Aufzügen und zwei Drahtseilfabrikanten. Nicht
                              									vertreten sind Kran- und Aufzugsfirmen. Es ist das auch nicht auffällig, da ja, wie
                              									schon gesagt, der Seilverschleiß immer Sache des Kran- oder Aufzugsbesitzers ist,
                              									selbst wenn er offensichtlich auf fehlerhafte Konstruktionseinzelheiten des
                              									Triebwerkes zurückgeführt werden kann, so daß für die Lieferanten gar kein Anlaß
                              									vorliegt, sich mit der Frage zu beschäftigen. Man kann hieraus vielleicht noch
                              									feststellen, daß die technische Wissenschaft in Deutschland anfängt, sich mit Dingen
                              									zu befassen, die, wie eben die richtige Bemessung von Drahtseilen und
                              									Drahtseilrollen, Riementrieben und dergleichen, nur einen ganz kleinen
                              									Interessentenkreis finden und finden können. Das kommt auch in folgenden Worten
                              									einer Zuschrift zum Ausdruck: „Der größte Feind der Drahtseile ist die
                                 										Unwissenheit und Gleichgültigkeit der meisten Verbraucher gegenüber Wesen,
                                 										Konstruktion und Behandlung der Drahtseile, Ausnahmen machen hier beinahe nur
                                 										Bergwerke und größere Aufzugfirmen.“
                           Als wichtigste Ergebnisse der Umfrage sind wohl die nachstehenden Sätze
                              									anzusehen:
                           Die örtliche Pressung zwischen den Drähten des Seiles und den Scheiben wirken dahin,
                              									daß das Draht-material an den betreffenden Stellen kurz gesagt „kalt
                                 									gewalzt“, also spröde wird und dann beim Biegen über die Scheiben leicht bricht.
                              									Diese Einwirkungen an der Oberfläche der Drähte pflegen im Verein mit anderen
                              									Schädigungen hinsichtlich der Lebensdauer der Seile in den weitaus meisten Fällen
                              									den Ausschlag zu geben. Jener Einfluß kommt naturgemäß bei einem Material mehr zur
                              									Geltung, das von vornherein ziemlich hart und spröde ist, also bei ganz harten
                              									Drahtsorten.
                           Die Stärke der Drähte spielt insofern eine Rolle, als zu dicke Drähte bei der Biegung
                              									leicht überanstrengt werden und zu dünne fast durch den ganzen Querschnitt hindurch
                              										„kalt gewalzt“ werden. Am vorteilhaftesten ist demnach eine mittlere
                              									Stärke, deren Größe allerdings zurzeit noch nicht angegeben werden kann.
                           Die Erfahrungen der Seilverbraucher stimmen darin überein, daß die
                              									Biegungsanstrengung mit dem Faktor ⅜ der Elastizitätsziffer des Drahtmaterials wohl
                              									annähernd zutreffend ermittelt wird, daß jedenfalls der Faktor 1 viel zu hoch ist.
                              									Von einer Seite (Seilfabrik) wird der Betrag ⅜ noch als zu groß angegeben, freilich
                              									ohne nähere Begründung.
                           In den beiden Aeußerungen der Seilfabrikanten ist mit Recht auf die bisweilen
                              									vorkommende Zerstörung derSeile von innen heraus aufmerksam gemacht worden,
                              									jedoch vermißt Referent den Hinweis, daß diese Zerstörung durch gegenseitiges
                              									scharfes Eindrücken sich kreuzender Drähte nur gelegentlich eintritt, wenn
                              									anscheinend besonders unglückliche Umstände bei der Herstellung des Seiles aus den
                              									Litzen vorgelegen haben.
                           Stephan.
                           
                        
                           Sauggaslokomobilen. Auch in der Landwirtschaft steigt die
                              									Nachfrage nach billig arbeitenden, leicht zu bedienenden Antriebsmaschinen. Die seit
                              									langem vorhandene Dampflokomobile verbraucht für die PS-std. etwa 23 kg
                              									Betriebsstoff (20 kg Wasser und 3 kg Kohle). Demgegenüber erfordert die
                              									Benzinlokomobile nur etwa 0,4 kg Brennstoff und 1 kg Wasser, zusammen also nur etwa
                              									1,5 kg Betriebsstoff. Bei den ständig steigenden Oelpreisen schwindet nun der
                              									Vorteil der geringen Brennstoffkosten bei der Benzinlokomobile immer mehr (von den
                              									Schwierigkeiten der Brennstoffbeschaffung in den gegenwärtigen Kriegszeiten ganz
                              									abgesehen), und so wurde neuerdings von der Maschinenfabrik der Königl. Ungarischen
                              									Staatsbahnen ein bereits früher aufgetauchter, jedoch wieder fallengelassener
                              									Gedanke aufgenommen, eine Sauggaslokomobile zu bauen. Der Motor ruht auf dem flachen
                              									Kühl- und Reinigungskessel. Der Gaserzeuger ist von dem Kessel getrennt und steht
                              									mit ihm durch einen Rohrstutzen in Verbindung, der von dem Gassammelraum des
                              									Gaserzeugers abzweigt. In diesem Verbindungsstutzen und an der Stirnwand einer (zur
                              									Abscheidung grober Verunreinigungen dienenden) Vorkammer des Reinigungskessels wird
                              									das Gas vorgekühlt. Aus der Vorkammer geht es in zwei Waschkammern und von da über
                              									einen mit Holzwolle gefüllten Trockner zur Gasmaschine. Die Kammern besitzen
                              									seitliche durch Deckel verschlossene Reinigungsöffnungen. Als Brennstoff werden
                              									Koks, Anthrazit und Holzkohle angegeben. Bei Verwendung von Holzkohle kann die
                              									Reinigungs-Torrichtung besonders einfach gestaltet werden. Der Reiniger dient hier
                              									nicht mehr als Träger des Maschinenrahmens, sondern besteht in einem zwischen
                              									Gaserzeuger und Maschine zwischengeschalteten Behälter nach Art eines stehenden
                              									Kessels. Innerhalb dieses Kessels, jedoch nicht bis auf den Boden reichend, befindet
                              									sich ein mit lockeren Eisenspänen gefülltes senkrecht stehendes Rohr, das in seinem
                              									unteren Teile siebartig durchlöchert ist. Der Zwischenraum zwischen Kesselwand und
                              									diesem Rohr ist mit Koks angefüllt, der von oben mit Wasser berieselt wird, und
                              									dient als Wascher. Das Gas tritt aus dem Gaserzeuger von oben in den Wascher, geht
                              									dann von unten nach oben durch jenes innere Rohr und tritt oben aus dem Kessel als
                              									fertiges Gas heraus.
                           Bei dieser Holzkohlenlokomobile kann sogar der zum Anblasen des Gaserzeugers sonst
                              									notwendige Anlaßventilator fortfallen. Der Motor wird dann mit Benzin angelassen und
                              									kann sehr bald das Betriebsgas selber ansaugen. Die Maschine arbeitet natürlich mit
                              									Verdampfungskühlung. Die kalte Maschine kann in etwa 20 Minuten, die abgestellte,
                              									jedoch noch warme Maschine, nach einigen Umdrehungen des Handventilators oder
                              									vermittels jener
                              									erwähnten Benzinanlaßvorrichtung in Betrieb gesetzt werden. Größere Maschinen
                              									erhalten Druckluft-Anlaßvorrichtungen. Der „Astra-Gastraktor“, wie die
                              									Maschine genannt wird, kann auch als Pflugmaschine gebraucht werden. Nach Angaben
                              									der Fabrik beträgt selbst bei den kleinsten Sauggaslokomobilen der Verbrauch nur
                              									etwa 490 g Holzkohle für die PS-std. Der Wasserverbrauch wird zu 3½ bis 6 l für die
                              									PS-std angegeben. (Dipl.-Ing. Gwosdz in der Zeitschr. für
                              									Dampfk. und Maschinenbetr. vom 1. Okt. 1915.)
                           Für Deutschland dürfte die Holzkohlenlokomobile überhaupt nicht in Frage kommen. Aber
                              									auch sonst erscheint mir der Wert der Sauggaslokomobile etwas zweifelhaft. Gerade
                              									bei landwirtschaftlichen Maschinen gilt als erstes Erfordernis Einfachheit und
                              									Uebersichtlichkeit des Aufbaues und damit zusammenhängend Einfachheit und
                              									Anspruchslosigkeit in der Bedienung. In dieser Beziehung dürfte die Dampflokomobile
                              									nicht zu übertreffen sein. Schon die Verbrennungsmaschine allein kann unter
                              									Umständen durch ihre Tücken selbst einen gelernten Maschinisten zur Verzweiflung
                              									bringen, kommt nun noch der Gaserzeuger mit Wasch- und Reinigungsvorrichtung dazu,
                              									und steht für die Bedienung kein gelernter Maschinist zur Verfügung, so dürfte der
                              									Betrieb so manche unliebsame Unterbrechung erfahren. Außerdem glaube ich, daß das
                              									Gewicht der Sauggaslokomobile sich von dem einer Dampflokomobile nur wenig
                              									unterscheidet. Auch mit Sauggas betriebene Schiffe wurden vor etwa zehn bis zwölf
                              									Jahren gebaut; man hat nie wieder etwas von ihnen gehört.
                           R. Vater.
                           
                        
                           Großschiffahrts-Dieselmaschine. Vor nunmehr fünf Jahren,
                              									kurz vor Ablauf der Dieselpatente, haben sich eine große Zahl von Schiffswerften und
                              									Maschinenfabriken dem Bau von Großdieselmaschinen zugewandt. Mit kleineren ortfesten
                              									Dieselmaschinen lagen bereits jahrelange und günstige Erfahrungen vor, die man aber
                              									nicht ohne weiteres auf den Schiffsmaschinenbau anwenden konnte. Die Erwartungen,
                              									die man auf die neue Schiffsmaschine gesetzt hat, sind bis heute erst zum Teil
                              									verwirklicht. Enttäuschungen und Rückschläge blieben nicht aus. Wo man aber ohne
                              									Uebereilung eine bestimmte Bauart weiter ausbildete und sie mehr und mehr dem
                              									Schiffsmaschinenbetrieb anpaßte, da konnte man auch eine betriebsichere und
                              									wirtschaftliche Antriebsmaschine der bewährten Schiffsdampfmaschine zur Seite
                              									stellen.
                           Die für den Schiffsbetrieb geeignetste Bauart dürfte für die Zukunft die
                              									Zweitaktmaschine sein. Die Entwicklung wird von der Viertakt- zur Zweitaktmaschine
                              									fortschreiten und als Endziel die doppeltwirkende Zweitaktmaschine haben. Das
                              									Anlassen und Umsteuern kann bei beiden Bauarten zuverlässig und schnell erfolgen.
                              									Hierzu verwendet man in beiden Fällen Preßluft, die zur Zerstäubung des Brennstoffes
                              									vorhanden ist. Das Anlassen und Umsteuern geschieht bei großen Anlagen nur mit den
                              									Arbeitzylindern ohne Mithilfe der Spülpumpen und Kompressoren. Das Anlassen mittels
                              									der Arbeitzylinder hat den Nachteil, daß beim Anlassen infolge derAusdehnung
                              									der Preßluft das Zylinderinnere erheblich abgekühlt wird und dadurch Schwierigkeiten
                              									beim Anlassen entstehen können.
                           Deshalb ist es zweckmäßig, die Zylinder vor dem Anlassen der Maschine anzuwärmen, was
                              									in einfacher Weise geschehen kann. Beim Umsteuern entsteht die Gefahr, daß stark
                              									erhitzte Teile, wie Zylinderdeckel, Kolben und Zylinderwandungen durch die kalte
                              									Anlaßluft stark abgekühlt werden. Dies führt zu Rißbildungen, die häufig schon
                              									Betriebsstörungen veranlaßt haben. Die gefährdeten Teile müssen deshalb eine
                              									besonders sorgfältig ausgebildete Kühlung erhalten, so daß eine zu große Erhitzung
                              									dieser Teile ausgeschlossen ist. Für alle Fälle muß eine stets genügend große Menge
                              									Anlaßluft vorhanden sein, oder schnell hergestellt werden können, so daß alle
                              									notwendigen Manöver sicher und schnell ausgeführt werden können. Wenn die
                              									Kompressoren mit der Hauptmaschine verbunden sind, so wird es nicht immer möglich
                              									sein, die notwendige Anlaßluft zu erzeugen, besonders dann nicht, wenn die Manöver
                              									schnell aufeinander folgen. Es ist deshalb notwendig, genügend große
                              									Hilfskompressoren aufzustellen, oder die Hauptkompressoren von der Hauptmaschine
                              									getrennt anzutreiben, Die Trennung der Hauptkompressoren von den Hauptmaschinen hat
                              									den großen Vorteil, daß die Hauptmaschinenanlage sehr einfach wird und geringere
                              									Abmessungen erhalten kann, da erfahrungsgemäß der zehnte Teil der Leistung zum
                              									Betriebe der gekuppelten Kompressoren notwendig ist. Die Größe des Anlaßdruckes wird
                              									dadurch bestimmt, daß unter allen Umständen ein Umsteuern und Anlassen der Maschine
                              									ermöglicht wird. Es muß also auch möglich sein, von voller Kraft vorwärts auf volle
                              									Kraft rückwärts umsteuern zu können und umgekehrt. Dies muß auch in kurzen
                              									Zwischenpausen wiederholt ausgeführt werden können. Im allgemeinen wird wohl das
                              									Niederdruckverfahren vorteilhaft sein. Es hat dem Hochdruckverfahren gegenüber die
                              									Vorteile, daß die Aufnehmer leichter ausgeführt werden können, und daß bei niederen
                              									Drücken die durch die Ausdehnung im Arbeitzylinder erfolgende Abkühlung durch die
                              									Anlaßluft geringer wird.
                           Die Kompressoren werden allgemein bei größeren Anlagen dreistufig ausgeführt, mit
                              									Zwischenkühlung zwischen den einzelnen Stufen und Kühlung und Entwässerung nach der
                              									letzten Stufe. Bei neueren Anlagen ordnet man, wie bereits erwähnt, meistens
                              									gesondert angetriebene Kompressoren an, die Druckluft von niederer Spannung
                              									herstellen, von der ein Teil in die Anlaßflaschen geht, während der andere Teil
                              									mittels eines Hochdruckkompressors für die Brennstoffeinspritzung auf 60 at und mehr
                              									verdichtet wird. Die Kompressoren haben häufig im Dauerbetriebe zu Störungen
                              									Veranlassung gegeben, die meist auf eine unvollkommene Ausführung der Schmierung
                              									zurückzuführen ist. Es können durch Selbstentzündung von Schmierölniederschlägen
                              									Explosionen im Kühler, in den Rohrleitungen und in den Luftflaschen entstehen. Es
                              									sind deshalb hier Schmieröle zu verwenden, die hohen Temperaturen ausgesetzt werden
                              									können, ohne zu verdampfen. Es sind in den Rohrleitungen Sicherheitsventile
                              									vorzusehen, ebenso ist zwischen Kompressor und Luftflasche ein Wasser- und
                              									Oelabscheider einzubauen.
                           Die Steuerung ist so auszuführen, daß das Anlassen der Maschine in jeder beliebigen
                              									Drehrichtung bei jeder Geschwindigkeit erfolgen kann. Es muß beim Uebergange von
                              									Druckluft auf Brennstoff einerseits ein Stehenbleiben der Maschine, andererseits
                              									müssen Frühzündungen ausgeschlossen sein.
                           Bei Viertaktmaschinen sind die Auslaßventile den zerstörenden Einflüssen der
                              									Verbrennungsgase ausgesetzt. Man hat deshalb vorgeschlagen, wie beim Zweitakt auch
                              									beim Viertakt durch den Arbeitkolben zu steuernde Auspuffschlitze anzuordnen. Durch
                              									diese Auspuffschlitze treten am Ende des Arbeitshubes die heißen Auspuffgase zum
                              									größten Teil aus. Dieses Verfahren scheint wenig vorteilhaft zu sein, da dadurch die
                              									Spülung verschlechtert wird. Die Auspuffventile sind, um sie dauerd betriebssicher
                              									zu halten, besonders sorgfältig auszuführen. Der Ventilkörper ist aus einem
                              									widerstandsfähigen Spezialstahl herzustellen, Ventilsitz und Ventileinsatz sind so
                              									anzuordnen, daß sie leicht ausgewechselt werden können. Außerdem ist für den
                              									Ventileinsatz und für die Spindelführung eine wirksame Wasserkühlung vorzusehen.
                           Bei den Zweitaktmaschinen wird der Wirkungsgrad der Maschine im hohen Maße von der
                              									Spülung beeinflußt. Die Ventilspülung von der Deckelseite her bietet große
                              									Schwierigkeiten. In der Mitte des Zylinderdeckels ist das Brennstoffventil
                              									anzuordnen, um eine möglichst günstige Verteilung des Brennstoffs im Arbeitzylinder
                              									zu erhalten. Es sind deshalb statt eines mehrere Spülventile anzuordnen.
                           Der Schiffsbetrieb verlangt, daß die Hauptmaschine unter Umständen sehr lange mit
                              									geringer Umlaufzahl arbeitet. Die Verringerung der Umlaufzahl wird durch eine
                              									Verringerung der Treibölmenge bewirkt. Die Rohrleitungen von den Brennstoffpumpen
                              									bis zu den Brennstoffventilen sollen möglichst kurz sein, und es dürfen sich keine
                              									Luftsäcke bilden. Es ist zweckmäßig, für jeden Zylinder eine besondere
                              									Brennstoffpumpe vorzusehen, da auf diese Weise am sichersten erreicht wird, daß
                              									jeder Zylinder gleichmäßig mit Treiböl versorgt wird. Bei Landmaschinen hat man
                              									bereits versucht den Brennstoff im Zylinder mittels eines Brennstoffpumpendruckes
                              									von 100 bis 120 at anstatt mit Preßluft zu zerstäuben. Bei Schiffsmaschinen wird
                              									dieses Verfahren wohl kaum in Frage kommen, da Kompressoren zur Erzeugung der für
                              									das Anlassen notwendigen Druckluft vorhanden sein müssen. Außerdem wird dieses
                              									Verfahren für den Schiffsbetrieb große Schwierigkeiten ergeben, da die
                              									Brennstoffeinspritzung der veränderlichen Umlaufzahl angepaßt werden muß.
                           Rißbildungen in den Zylinderdeckeln, in den Mänteln und in den Arbeitkolben haben
                              									vielfach zu beträchtlichen Betriebstörungen geführt. Eine sehr gute Kühlung dieser
                              									Teile ist notwendig, da die Rißbildung meistens auf Wärmespannungen zurückzuführen
                              									ist. Je mehr Wärme in Arbeit umgesetzt wird, desto einfacher kann die
                              									Zylinderkühlungausgeführt werden. Für Zylinderdeckel verwendete man bei einigen
                              									Maschinen Stahlguß von hoher Zugfestigkeit und großer Härte. Solche Deckel mußten,
                              									um sie von Gußspannungen zu befreien, gut ausgeglüht werden. Als Kühlmittel kommen
                              									Seewasser, Süßwasser und Oel in Frage.
                           Die Triebwerkteile der Verbrennungskraftmaschinen werden durch den hohen
                              									Verdichtungs- und Verbrennungsdruck höher beansprucht als bei Dampfmaschinen. Die
                              									hohen Drücke haben einen großen Verbrauch an Schmieröl zur Folge, der bei einem
                              									Motorschiff fünf- bis siebenmal größer sein kann, als bei einem Dampfschiff mit der
                              									gleich großen Maschinenanlage. Durch vollständige Einkapselung der Triebwerkteile
                              									kann das verbrauchte Schmieröl aufgefangen und durch Reinigung und Kühlung wieder
                              									gebrauchsfähig gemacht werden. Eine solche Einkapselung ist bei Schiffsmaschinen
                              									nicht zweckmäßig, da hier alle Triebwerkteile leicht zugänglich sein müssen, so daß
                              									Unregelmäßigkeiten, die im Dauerbetriebe leichter auftreten können, sofort erkannt
                              									und abgestellt werden. Man hat deshalb bereits versucht, durch große Oeffnungen, die
                              									durch Türen leicht verschlossen werden können, die Triebwerkteile gut zugänglich zu
                              									machen.
                           Das Treiböl wird im Doppelboden oder in besonderen Bunkern und Tanks mitgeführt.
                              									Ueber die Art der Nietung, Zementierung und sonstigen Einrichtungen dieser Räume
                              									sind bereits von den Schiffsklassifikations-Gesellschaften Vorschriften
                              									erlassen.
                           Der Verwendung von Teerölen, insbesondere von Steinkohlenteerölen stehen noch viele
                              									Schwierigkeiten entgegen, zu denen insbesondere die ungleiche Zusammensetzung des
                              									Teeröles, häufig auftretende Fehlzündungen, besonders beim Anlassen und bei geringer
                              									Umlaufzahl gehören. Ein weiterer Uebelstand einiger Teerölsorten ist die Neigung,
                              									beim Vermischen mit Schmieröl eine pechartige Masse zu bilden, die leicht zu
                              									Verstopfung der Ventile und Festbrennen der Kolbenringe führen kann.
                           Kompressoren, Pumpen, Lichtmaschinen, Ankerwinde, Rudermaschine werden bei
                              									Motorschiffen immer weniger mit Dampf betrieben. Der Antrieb geschieht in den
                              									meisten Fällen mit Verbrennungskraftmaschinen, Elektromotoren oder Druckluft.
                              									(Oelmotor 1915 S. 183 bis 189.)
                           W.
                           
                        
                           Die Verwendung von Sparmetallen in der Lötindustrie.
                              									Dr.-Ing. A. Hilpert („Vergleichende Untersuchungen an
                                 										Benzinlötlampen“) hat bereits vor längerer Zeit an der Technischen
                              									Hochschule Berlin vergleichende Untersuchungen über Leistung und Haltbarkeit von
                              									Lötlampen mit den meist gebräuchlichen Messingbehältern und Lötlampen mit gezogenen
                              									und autogen geschweißten Stahlbehältern, wie sie von der Firma G. Barthel, Dresden 19 A 131, hergestellt werden,
                              									unternommen. Diese eingehenden Untersuchungen ergaben eine Ueberlegenheit der
                              										„Barthel-Stahllampen“ gegenüber den Messinglampen durch ihre
                           
                              a) größere Widerstandsfähigkeit gegen äußere
                                 										Einwirkungen,
                              b) größere Widerstandsfähigkeit gegen inneren Druck,
                              
                              c) geringere Erwärmung des Lampenbehälters,
                              d) höhere Flammentemperatur und höhere Leistung.
                              
                           Sie haben heute ein besonderes Interesse, denn sie zeigen, daß Messing für die
                              									Behälter von Lötlampen nicht nur entbehrlich, sondern sogar vorteilhaft zu ersetzen
                              									ist. Der Praktiker weiß aber, daß trotz dieser durch einwandfreie
                              									Laboratoriumsversuche und langjährige Praxis erwiesenen Ueberlegenheit der
                              									Barthel-Stahllampen auch heute vielfach an der üblichen Messinglötlampe zäh
                              									festgehalten wird. Eine Erklärung dafür wäre, wenn man von einer gewissen
                              										„Traditionsbequemlichkeit“ absehen will, nur darin zu erblicken, daß die
                              									Messinglampe, wenn neu, infolge ihres polierten Behälters ein bestechenderes Aeußere
                              									hat als die Stahllampe. Die Barthel-Stahllampe hat den praktischen Vorteil der
                              									bedeutend größeren Widerstandsfähigkeit des Behälters sowohl gegen Innendruck, als
                              									gegen äußere mechanische Einwirkungen; z.B. bekommen Stahllampen durch Zubodenfallen
                              									oder rauhe Behandlung keine Beulen. Der früher gegen die Stahllampe erhobene Einwand
                              									des Röstens ist, wie mehrjährige Praxis erweist, hinfällig, ein Rosten tritt nur
                              									ein, wenn versehentlich falsches Füllmaterial eingegossen und dieses nicht
                              									rechtzeitig bemerkt wird. Wenn man außerdem berücksichtigt, daß die
                              									Barthel-Stahllampe etwas billiger hergestellt werden kann als die entsprechende
                              									Messinglampe, so sind alle Bedingungen erfüllt, um der Stahllampe den Vorzug zu
                              									geben, sowohl im Interesse der Zurückstellung unserer Messingvorräte für
                              									Heereszwecke als auch im Interesse des Lötlampenverbrauchers der für niedrigeren
                              									Preis ein dauerhafteres Werkzeug ersteht.
                           
                        
                           Heißdampfrohrleitungen. Hochleistungsdampfkessel werden
                              									häufig bis zu 500 m2 Heizfläche ausgeführt. Die
                              									hier erzeugten Dampfmengen sind gegen früher auch entsprechend größer geworden. Um
                              									nun nicht zu große Durchmesser der Dampfrohre zu erhalten, hat man größere
                              									Dampfgeschwindigkeiten zugelassen. Bei der gleichmäßigen Dampfzuströmung zu den
                              									Dampfturbinen erscheint dies auch zulässig. Die Rohrleitung und die zugehörigen
                              									Armaturen müssen dementsprechend sorgfältig ausgeführt werden, ebenso die
                              									Kondenswasserableitung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 453
                              Abb. 1.
                              K = Kessel. T = Turbinen.
                              
                           Durch die Einführung des Heißdampfes wurden an solche Rohrleitungen erhöhte
                              									Anforderungen gestellt, sodaß auf richtige Anordnung der Hauptleitung
                              									besonderer Wert gelegt werden muß. Besonders ist der Ausgleichfrage sorgfältig
                              									Rechnung zu tragen, da sich Heißdampfrohrleitungen im Betriebe erheblich ausdehnen.
                              									Bei großen und mittleren Dampfkraftanlagen werden die Hauptsammelleitungen mit
                              									Vorteil als Ringleitungen ausgebildet (Abb. 1). Der
                              									Querschnitt der Leitung soll dann so bemessen sein, daß der Dampf den Turbinen von
                              									beiden Seiten mit einer mittleren Geschwindigkeit von etwa 25 bis 33 m/Sek.
                              									zuströmt. Bei einer großen Kessel- und Turbinenanzahl empfiehlt es sich, einen
                              									sogenannten Steg einzuschalten, wie dies in Abb. 1
                              									punktiert angedeutet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 453
                              K = Kessel. T = Turbinen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 453
                              Abb. 4.
                              
                           Nicht immer ist die Ringanordnung die beste. Bei Anordnung nach Abb. 2 würde eine
                              									Ringleitung zu große Rohrlängen ergeben. In diesem Falle ist die Anordnung einer
                              									Doppelleitung nach Abb.
                                 										2 und 3
                              									vorzuziehen. Doppelleitungen besitzen eine sehr hohe Betriebsicherheit. Die beiden
                              									Sammelrohre sollen in ihrem Querschnitt so bemessen sein, daß eine die andere im
                              									Notfalle ersetzen kann. Hier sind Dampfgeschwindigkeiten von 30 bis 40 m/Sek.
                              									zulässig. Ventile und Schieber sind möglichst mit senkrecht nach oben stehender
                              									Spindel einzubauen. Für kleinere Rohrleitungen (bis etwa 150 mm ∅) werden Ventile,
                              									für größere Absperrschieber vorgezogen. Schieber setzen dem durchströmenden Dampf
                              									keinen nennenswerten Widerstand entgegen. Versuche haben ergeben, daß bei einem
                              									normalen Durchgangsabsperrventil von 200 mm lichter Weite, einem Betriebsdruck von
                              									13,4 at, einer Ueberhitzung von 331° C und einer Dampfgeschwindigkeit von 41,5
                              									m/Sek. der Spannungsabfall 0,26 at betrug. Bei dem entsprechenden Schieber war der
                              									Spannungsabfall nur
                              									der 25. Teil. Um die Betriebsicherheit der Rohrleitungen nicht zu gefährden, sollen
                              									nur Schieber einfacher Bauart eingebaut werden.
                           Um die Rohrleitungen möglichst einfach zu gestalten, sollen die Ausdehnungen
                              									möglichst durch Rohrbögen aufgenommen werden. Bei größeren Rohrdurchmessern sind
                              									aber Ausgleichapparate notwendig. Abb. 4 zeigt einen
                              									entlasteten Rohrkompensator. Der Bewegungswiderstand bei Gelenken ist gering. Bei
                              									dem in Abb. 5 dargestellten Kniegelenkkompensator
                              									betrug er bei 13 at Dampfdruck etwa 42 kg bei einem Hebelarm von 1710 mm. Die
                              									Abdichtung mit dünnen Packungsschnüren soll sich hier besser bewähren als
                              									aufeinander geschliffene, metallische Dichtungsflächen. Das zeitraubende
                              									Nachschleifen der Dichtungsflächen ist besonders bei unreinem Dampf sehr oft
                              									notwendig.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 454
                              Abb. 5.
                              
                           Die einzelnen Rohre werden mittels Flanschen miteinander verbunden. Am meisten wird
                              									der Aufwalzflansch verwendet und der vorgeschweißte Bund mit dahinter- sitzenden
                              									losen Flanschen. Bei größeren Rohrdurchmessern sind genietete Flanschen vorzuziehen.
                              									Flanschen aus Siemens-Martin-Flußeisen zeigen sich als betriebsicher. Stahlguß hat
                              									sich für Aufwalzflanschen nicht immer als geeignet erwiesen. Als Baustoff für die
                              									Armaturen und Kompensatoren kommt nur Stahlguß zur Verwendung. Die Ventile und
                              									Schieber erhalten Dichtungsflächen aus hochprozentigen Nickelstahllegierungen.
                           Große Dampfrohrleitungen sind mit schlechten Wärmeleitern zu isolieren. Durch
                              									Versuche wurde bei einer Dampfleitung von 76 mm äußerem Durchmesser, 6,6 at
                              									Dampfdruck, 292° C Ueberhitzung und einer Dampfgeschwindigkeit von 21 m/Sek. eine
                              									Wärmeersparnis von 82,8 v. H. gegenüber der nackten Rohrleitung festgestellt. Bei
                              									Verwendung von gebrannten Isolierschalen und umhüllten Flanschen, Dampfdruck 13 at,
                              									Sattdampf, unter sonst gleichen Verhältnissen wurden 85,4 v. H. Wärmeersparnis
                              									erreicht. Als Temperaturverlust erscheint für 1 m Länge 0,3 bis 0,5° C zulässig. Bei
                              									größeren Rohrdurchmessern, wie 300 mm lichte Weite, werden sogar bei mittlerer
                              									Geschwindigkeit 0,15° C Temperaturverluste garantiert. Die Isolierung von
                              									Heißdampfrohrleitungen fällt entsprechend teuer aus. Trotzdem ist sie
                              									gewinnbringend, wie das folgende Beispiel beweist.
                           Eine Rohrleitung von 80 m Gesamtlänge hat eine stündliche Dampfmenge von 40500 kg für
                              									eine 6000 KW-Dampfturbine zu fördern. Am Beginn der Dampfrohrleitung beträgt der
                              									Dampfdruck 15 at, die Dampftemperatur 275° C. Die Leitung ist mit
                              									Asbest-Kieselgurmasse von 60 mm Stärke isoliert und bandagiert. Die Flanschen sind
                              									eingekapselt. Mit Rücksicht auf die mäßige Ueberhitzungwurde eine
                              									Dampfgeschwindigkeit von 30 m/Sek. zugrunde gelegt. Bei einem spezifischen Gewicht
                              									von γ = 6,45 ergibt sich ein Rohrdurchmesser von
                              									ungefähr 275 mm. Die ausgeführte Rohrleitung hatte 277 mm ∅, dementsprechend ergibt
                              									sich eine Dampfgeschwindigkeit von 28,6 m/Sek.
                           Der stündliche Wärmeverlust der Leitung durch Strahlung und Leitung kann nach
                              									folgender Formel berechnet werden:
                           
                              Q=F\,\frac{t_{\mbox{d}}-\frac{x}{2}-t_1}{1/\alpha\,\frac{d_2}{1\,d_1}+\frac{1}{k'}\,\frac{d_2}{d_3}+\frac{d_2}{2\,\lambda}-l\,n\,\frac{d_3}{d_2}}.
                              
                           Dabei ist:
                           Q = gesamter stündlicher
                              									Wärmeverlust,
                           F = Oberfläche des nackten Rohres,
                              									des Wasserabscheiders, der Schieber sowie der Flanschen = 83 m2,
                           td
                              									= Dampftemperatur = 275° C,
                           t1
                              									= Lufttemperatur = 20° C,
                           α1
                              									= Uebergangsziffer =150,
                           d1
                              									= lichter Rohrdurchmesser = 0,277 m,
                           d2
                              									= äußerer Rohrdurchmesser = 0,292 m,
                           d3
                              									= äußerer Durchmesser der Isolierung = 0,292 + 2 × 0,060 = 0,412 m,
                           k' = Wärmedurchgangszahl =
                              									6,6,
                           λ = Wärmeleitziffer = 0,122,
                           x = Temperaturabfall der gesamten
                              									Leitung, zu 80 × 0,25 = 20° angenommen,
                           
                              Q=83\,\frac{275-\frac{20}{2}-20}{\frac{1}{150}\,\frac{0,292}{0,277}+\frac{1}{6,6}\,\frac{0,292}{0,412}+\frac{0,292}{2\,\times\,0,122}\,\times\,l\,n\,\frac{0,412}{0,292}}=38600\mbox{
                                 										WE i. d. Std.}
                              
                           Der Spannungsverlust durch die Rohrwiderstände berechnet sich
                              									nach der bekannten Formel zu:
                           
                              p_{\mbox{s}}=\frac{10,5}{10^8}\,\frac{L\,\times\,\gamma}{d}\,v^2,
                              
                           dabei ist
                           d = 0,277 m,
                           v = 28,6 m/Sek.,
                           γ = 6,45,
                           L = 80 m + Widerstand des
                              									Wasserabscheiders, der Schieber usw. in Meter Rohrlänge ausgedrückt = 80 + 45 = 125
                              									m,
                           
                              p_{\mbox{s}}=\frac{10,5}{10^8}\,\times\,\frac{125\,\times\,6,45}{0,277}\,28,6^2=0,25\mbox{
                                 										at.}
                              
                           Der durch den Druckabfall eintretende Wärmeverlust für 1 kg
                              									Dampf berechnet sich zu:
                           y = (606,5 + 0,305 t1) – ts – (606,5 + 0,305
                              										t2) – ts,
                           dabei ist:
                           t1
                              									= Anfangstemperatur für 15 at = 200,3° C,
                           t2
                              									= Endtemperatur für 14,75 at = 199,53° C,
                           ts
                              									= Speisewassertemperatur,
                           y = 0,241 WE/kg insgesamt = 0,241
                              									× 40500 = 9760 WE.
                           Der Gesamtverlust durch Abkühlung und Druckverlust wird also
                              									38600 + 9760 = 48360 i. d. Std.
                           Würde man nun in diesem Falle den Dampf hoch- überhitzt zur Verwendung bringen, z.B.
                              									mit 375° statt mit
                              									275° C, so könnte auch eine Dampfgeschwindigkeit von 45 m/Sek. zugelassen werden.
                              									Der lichte Rohrdurchmesser würde dann bei einem spezifischen Gewicht γ = 5,36, zu ungefähr 253 mm ausgeführt werden können.
                              									Hierfür ergibt sich v = 41,9 m/Sek. Die stündlichen
                              									Wärmeverluste durch Leitung und Strahlung betragen, dieselbe Isolierung
                              									vorausgesetzt, bei F = 76 m2, td = 375°,
                              										t1 = 20°, α1 = 215, d1 = 253 mm lichter
                              									Rohrdurchmesser, d2 =
                              									0,267 m, d3 = 0,267 + 2
                              									× 0,060 = 0,387 m, k' = 7,5, λ = 0,146, x = 0,2° C für einen Meter. Der
                              									Wärmeverlust wird dann Q = 59900 WE. Der
                              									Spannungsverlust ps
                              									wird in diesem Falle = 0,77 at, wobei L = 80 + 115= 195
                              									m angenommen wurde. Der durch den Druckabfall eintretende Wärmeverlust wird 29550
                              									WE. Der Gesamtverlust durch Abkühlung und Druckverlust wird dann 89450 WE. Es werden
                              									somit durch Verwendung von Heißdampf in diesem Falle 41100 WE gespart. Dies gibt
                              										\frac{41100}{763}=53,8\mbox{ kg} Dampf in der Stunde. Die
                              									ersparte Kohlenmenge in der Stunde wird dann bei 7,5-facher Verdampfung
                              										\frac{53,8}{7,5}=7,17\mbox{ kg}. Bei einem Preise der Kohle
                              									von 18,50 M für 1000 kg ergeben sich bei 3000 Arbeitsstunden 400 M Gewinn.
                           Die Ausführung der Rohrleitung für Heißdampf wird um etwa 600 M billiger als die für
                              									mäßig überhitzten Dampf, die Isolierung wird aber bei Heißdampf um etwa 330 M
                              									teuerer sein. Bei neueren Anlagen wird gewöhnlich der Dampf auf 300 bis 350°
                              									überhitzt, und es werden Dampfgeschwindigkeiten von 33 bis 40 m/Sek. bei der
                              									Berechnung der Rohrleitung zugrunde gelegt, sofern es sich nicht um
                              									Ferndampfrohrleitungen handelt. Die Frage der Entwässerung ist bei Verwendung des
                              									hoch- überhitzten Dampfes nicht mehr so sehr von Bedeutung wie bei gesättigtem
                              									Dampfe. (Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1915 S. 305 bis 308 und
                              									321 bis 323.)
                           W.
                           
                        
                           Treibriemen aus Stahl. In der heutigen Zeit, wo
                              									Deutschland auf seine eigene Produktion angewiesen ist, hat sich gezeigt, in welch
                              									großartiger Weise die deutsche Industrie den Mangel an Rohmaterialien zu ersetzen
                              									und mit ihnen hauszuhalten wußte. Ein weiterer Beweis dieser deutschen
                              									Anpassungsfähigkeit zeigt sich in der Verwendung von Stahlbändern als Ersatz für
                              									Lederriemen. Zwar ist schon seit Jahrzehnten bekannt, daß sich Stahlbänder sehr gut
                              									als Treibriemen zu Kraftübertragungen eignen, ohne daß jedoch diese Art der
                              									Antriebsübermittlung nennenswerten Eingang in der Maschinentechnik gefunden hätte.
                              									Gegen die Einführung sprach der Mangel einer leichten und ebenso sicheren wie
                              									dauerhaften Verbindung der Stahlbänder. Das Löten in der Art, wie Sägeblätter
                              									gelötet werden, war nicht angängig, weil nicht überall ausführbar, erforderte
                              									außerdem einen geübten Arbeiter und eine teuere Vorrichtung, die sich wohl nur für
                              									größere Betriebe lohnen würde. Mehr noch steht der Einführung der gelöteten Bänder
                              									der Uebelstand entgegen, daß ein Lager im Vorgelege oder der
                              									Arbeitsmaschineentfernt werden muß, um das geschlossene Band aufzulegen. Zudem
                              									hat sich in der Praxis gezeigt, daß die gelöteten Bänder zwar an der Lötstelle
                              									selbst nicht reißen, daß aber die Uebergangsstelle ober- und unterhalb der Lötstelle
                              									nicht die gleiche Zuverlässigkeit aufweist. Man hat nun versucht, einen Verschluß
                              									der Bänder zu konstruieren. Schon 1872 wurde ein DRP. auf eine derartige
                              									Konstruktion genommen. Aber diese sowie sämtliche bisherigen Bandverschlüsse konnten
                              									sich nicht durchsetzen.
                           Neuerdings werden nun Stahlbandtreibriemen mit fortlaufender Lochung auf den Markt
                              									gebracht. Diese Stahlriemen haben auf ihrer ganzen Länge – je nach Breite – mehrere
                              									Reihen systematisch geordneter Löcher, wodurch die beliebige Verbindung des Riemens
                              									an irgend einer Stelle ermöglicht wird. Der Stahlriemen wird genau wie der
                              									Lederriemen aufgelegt und entsprechend abgeschnitten, zur Verbindung wird ein mit
                              									gleichen Lochungen versehenes rautenförmiges Ueberdeckungsstück gleicher
                              									Materialstärke verwendet, das auf den Riemen aufgenietet wird. Diese
                              									Schrägverbindung ist bedeutend schmiegsamer wie die bisher bekannte Querverbindung
                              									von Stahlriemen; sie vermeidet infolge der allmählichen Durchbiegung beim
                              									Scheibenübergange die große, fast plötzliche Beanspruchung vor und hinter der
                              									Verbindungsstelle, die bekanntlich, besonders bei kleinen Scheibendurchmessern, die
                              									schwache Seite des Stahlbandbetriebes sind. Aus dem gleichen Grunde gestattet die
                              									Schrägverbindung die Verwendung von gewölbten Scheiben, genau wie bei Lederriemen.
                              									Die mit vier verschiedenen Lochabständen hergestellten Ueberdeckungsstücke dienen
                              									gleichzeitig zum Ausregulieren der Riemenlänge, da nur das jeweils passende Stück
                              									aufgelegt wird. Diese Verbindungsart benötigt nicht mehr Zeit als die Verbindung am
                              									Lederriemen. Durch die Lochung ist Gewähr geleistet, daß der Riemen richtig sitzt
                              									und auch gerade läuft.
                           Die durchlaufende Lochung gibt dem Riemen eine größere Elastizität ohne seine
                              									Widerstandsfähigkeit merklich zu beeinträchtigen. Gegenüber dem Lederriemen haben
                              									Stahlriemen noch den Vorteil der bedeutend größeren Betriebssicherheit und der
                              									größeren Lebensdauer. Zwar ist die Adhäsion beim Lederriemen an sich etwas größer,
                              									hängt aber wesentlich von der Verwendung des Materials, seiner Vorbehandlung in der
                              									Gerberei und von der Laufdauer des Riemens ab, wird auch wesentlich beeinträchtigt
                              									durch Feuchtigkeit und besonders durch Oel. Demgegenüber weist der Stahlriemen eine
                              									wohl etwas kleinere, aber konstante und unbeeinflußbare Adhäsion auf und steht somit
                              									praktisch dem Lederriemen nicht nach. Stahlbänder werden in einer Dicke von 0,3 bis
                              									0,6 verwendet bis zu der allergrößten Kraftübertragung und eignen sich besonders für
                              									hohe Geschwindigkeit, da sie sehr geschmeidig und dünn sind und sich nicht längen.
                              									Infolge ihrer Witterungsunempfindlichkeit können sie überall Verwendung finden und
                              									können auch durch Präparierung gegen Rosten geschützt werden.
                           Riemen aus Stahl sind bedeutend billiger als Lederriemen; auch das Rohmaterial steht
                              									unbegrenzt zur Verfügung. Als wesentlichster Vorzug des Stahlriemens gegenüber dem Lederriemen kann
                              									wohl der wirtschaftliche Vorteil angesehen werden, wenn man bedenkt, daß in
                              									Deutschland allein für 45 Mill. M jährlich Treibriemen hergestellt werden, von denen
                              									für ungefähr 18 Mill. M ausgeführt werden (1913).
                           
                        
                           Die Luftfilter System Bollinger. (W. Rosenberg, Rauch und Staub Nr. 11, 1915, S. 169 bis 172.) Die Bollinger-Filter bestehen aus einem versteiften Gehäuse
                              									aus Eisenblech, in das eine Anzahl Doppelentstaubungsrahmen aus T-Eisen leicht
                              									herausnehmbar eingesetzt sind. Die Doppelrahmen sind an der Vorder- und Rückseite
                              									mit Filterschnüren aus besonderen feuersicheren Fasern bespannt. Der Blechschacht
                              									selbst ist vorn und hinten für den Luftein- und -austritt offen, wird aber
                              									zweckmäßig vorn mit einem leicht abnehmbaren Drahtschutzgitter versehen und hinten
                              									mit einem engmaschigen Drahtgeflecht verschlossen, welches das etwaige Durchtreten
                              									brennender Teile verhindert. Die Doppelentstaubungsrahmen stehen in den Kammern von
                              									vorn nach hinten gesehen senkrecht hintereinander und so angeordnet, daß die
                              									Filterschnüre des vorderen Rahmens immer die Zwischenräume der Filterschnüre des
                              									dahinter stehenden Rahmens ausfüllen. Die Filterschnüre bestehen aus faserigem
                              									Rohstoff, wodurch die Fasern der dicht neben- und hintereinander liegenden Schnüre
                              									ineinander übergreifen und daher ein loses Filtergewebe bilden. Die Wirkung der Bollinger-Filter beruht auf der Stoßwirkung der Luft.
                              									Durch das Ansaugen erhält die Luft und somit die in ihr enthaltenen Staubteilchen
                              									eine gewisse Geschwindigkeit. Durch das Beharrungsvermögen dieser Staubteilchen
                              									stoßen sie sich an den Filterschnüren und setzen sich an ihnen fest. Da die Luft
                              									gezwungen ist, um die einzelnen Filterschnüre herumzustreichen, und somit
                              									fortwährend ihre Richtung ändert, werden sämtliche Staubteilchen dem Luftstrom
                              									entzogen. Beim Austritt aus den Filterkammern befindet sich die Luft in
                              									praktischreinem Zustande. Die Reinigung der Bollinger-Filter ist einfach: Ein vorhandener Kompressor oder
                              									Vakuumreiniger läßt sich hierzu verwenden; benutzt wird ein 4 bis 6 cm breites
                              									Mundstück mit feinem Schlitz. Bei kleineren Filtern genügt unter Umständen schon ein
                              									leichtes Abklopfen oder Bürsten mit einer nicht zu harten Bürste. Je nach dem
                              									Staubgehalt findet eine solche Reinigung alle drei bis sechs Wochen oder in noch
                              									längeren Zeitabständen statt. Es werden zu diesem Zwecke das Drahtschutzgitter fort-
                              									und die verschmutzten Rahmen herausgenommen und sofort ein bereitstehender Satz
                              									sauberer Reserverahmen eingesetzt. Sodann werden die verschmutzten Filterschnüre in
                              									der vorerwähnten Weise gereinigt und die gereinigten Rahmen wieder gegen einen Satz
                              									verschmutzter einer anderen Entstaubungskammer ausgewechselt.
                           Ein angestellter Vergleich zwischen einer Tuchfilteranlage für 48000 m3 Stundenleistung, die beispielsweise 3,86 × 3,86
                              									× 2 m = 29,48 m3 Raum benötigte, mit einer
                              									Bollinger- Filteranlage gleicher Stundenleistung bei senkrecht stehenden Rahmen
                              									ergab für letztere einen Raum von 4 × 3,50 × 0,25 m = 3,5 m3 oder 5 × 3 × 0,25 = 3,75 m3. Allerdings wird der Unterdruck im Reinluftkanal
                              									bei dem Bollinger-Luftfilter höher als bei den
                              									Tuchfiltern vorgesehen und beträgt in reinem Zustande der Filter 3 bis 5 mm
                              									Wassersäule. Der verhältnismäßig hohe Unterdruck hat den Zweck, der durch die
                              									Filterschnüre strömenden Luft eine nicht zu niedrige Geschwindigkeit zu geben, um
                              									dadurch eine möglichst große Stoßwirkung zu erzielen.
                           Mit einer Bollinger-Filteranlage in einem größeren
                              									Elektrizitätswerk angestellte Versuche ergaben, daß die Gesamtleistung, die zum
                              									Reinigen der Kühlluft mittels Bollinger-Filter benötigt
                              									wurde, 0,045 v. H. der Generatorleistung betrug. Es würde dies also bei einer
                              									Leistung von 2250 PS einen Leistungsverbrauch von 1 PS bedeuten.
                           Otto Brandt.