| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 487 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Verwertung des Grieskokses. (V. Schön auf der 34. Jahresversammlung des Vereins der Gas- und
                              									Wasserfachmänner in Oesterreich und Ungarn 1915.) Der Grieskoks oder Staubkoks, auch
                              									Feinbreeze genannt, macht ungefähr 10 v. H. der erzeugten Koksmenge in Gaswerken
                              									aus. Seine Korngröße beträgt 0 bis 10 mm, sein Heizwert 5000 bis 5500 WE. In großen
                              									Werken häuft er sich in so beträchtlichen Mengen an, daß man auf eine entsprechende
                              									Verwertung bedacht sein muß. Da nicht der seinem Heizwerte entsprechende Preis
                              									erzielt wird, hat man ihn vielfach zur Kesselfeuerung auf den Werken selbst benutzt.
                              									Dem wird aber dadurch eine Grenze gesetzt, daß der Dampfverbrauch nach Erreichen
                              									eines Maximums nicht mehr proportional der Gaserzeugung steigt. Bei der Verwendung
                              									zur Kesselbeheizung stellte sich der Wert des Grieskokses in Wilton-Feuerung, wenn
                              									er mit Totiser Braunkohle gemischt wurde, zu 1 K. 29 h. für 100 kg. Unter
                              									Berücksichtigung der häufiger notwendig werdenden Reinigung der Rauchkanäle und des
                              									zeitweilig großen Verlustes im Aschenfall, sowie des hohen Heizwertes dürfte der
                              									Wert 1,20 für 100 kg betragen, welchen Preis der Grieskoks beim Verkauf selten
                              									erzielt.
                           Neuerdings sucht man den Grieskoks auch für den Generatorbetrieb nutzbar zu machen.
                              									Im Braunkohlengenerator führt ein Zusatz von Grieskoks leicht zur Verstopfung.
                              									Dagegen hat sich ein aus einem Gemisch von Grieskoks und Haselnußkoks im Verhältnis
                              									1 : 1 bestehender Kokszusatz von 15 v. H. im Betriebe dieser Generatoren zum
                              									Gleichmäßighalten der Feuerschicht bewährt. Die Wirtschaftlichkeit wird dabei noch
                              									gesteigert, wenn man statt des Haselnußkokses sogenannten Erbsenkoks (3 – 10 mm),
                              									also ein Körnungsprodukt des Grieskokses, verwendet. Der verbleibende Mehlkoks (0 –
                              									3 mm) hat einen Heizwert von etwa 5100 WE und sein Wert stellt sich, unter dem
                              									Kessel verbrannt, auf 1 K. für 100 kg.
                           Der Wert des Grieskokses beträgt dann 1,60 und der des Erbsenkokses 1 K. 60 h. Der
                              									letztere ersetzt im Betriebe vollkommen die nächste Körnung (10 bis 20 mm) mit einem
                              									Preis von 3 K. 20 h.
                           Der Mehlkoks läßt sich gut zu Briketten für denHausbrand verarbeiten, wenn man
                              									ihm etwa 10 v. H. Kohle zusetzt. Es ist also lohnend, den Grieskoks in Erbsenkoks
                              									und Mahlkoks zu trennen. Im Falle der Brikettierung besitzt der Mahlkoks im Brikett
                              									einen Wert von 1 K. 46 h. bis 1 K. 61 h. für 100 kg.
                           Loebe.
                           
                        
                           Kupferausschmelzung im Ural im ersten Halbjahr 1915. Im
                              									ersten Halbjahr 1915 sind in den uralischen Werken folgende Mengen Kupfer
                              									ausgeschmolzen worden: In den Pyschmin-Kljutschew-Werken 56113 Pud, im Kalatln-Werk
                              									59451 Pud, in dem Polno-Werk der Syssert-Gesellschaft 25482 Pud, im Wyisk-Werk der
                              									Demidow-Erbeen 21333 Pud, im Kyschtym-Werk 262164 Pud und im Bogoslowski-Werk 64467
                              									Pud, im ganzen 489010 Pud, das heißt gegen die Ausschmelzung in derselben Zeit des
                              									Jahres 1914 um 41662 Pud weniger. Der Rückgang in der Ausschmelzung von Kupfer fällt
                              									hauptsächlich auf das Bogoslowski-Weth und das Wyisk-Werk. (Torg. Prom. Gaz. 18.
                              									September/1. Oktober 1915.)
                           
                        
                           Die Bergakademie Freiberg i. Sa. konnte jüngst auf ein
                              									150-jähriges Bestehen zurückblicken. Der Gedenktag wurde in aller Stille
                              									gefeiert.
                           
                        
                           Feuerbuchsstehbolzen. Bei den Lokomotiven der
                              									preußisch-hessichen Eisenbahnen sind etwa 10 Millionen Stehbolzen vorhanden, von
                              									denen jährlich über 500000 erneuert werden müssen. Im Betriebe verursachen die
                              									Stehbolzen durch Brüche, Undichtigkeiten und Abbrand erhebliche Unterhaltungskosten.
                              									Man hat deshalb versucht, durch Einführung des Brotankessels, der
                              									Wellrohrfeuerbuchsen (Lentz, Stroomann), der Jakobs-Shupert-Feuerbuchsen
                              									und der Schiffskesselbauformen die Stehbolzen vollkommen zu beseitigen, bis jetzt
                              									aber ohne nennenswerten Erfolg. Je größer die Heiz- und Rostflächen und die
                              									Dampfspannung werden, desto größere Schwierigkeiten ergeben die
                              									Stehbolzenfeuerbuchsen.
                           Man hat deshalb versucht, widerstandsfähigere Baustoffe als Kupfer zu finden. Von den
                              									in Betracht kommenden Baustoffen: Eisen, Nickelstahl, Hartkupfer, Manganbronze (0,5 v. H. Mangan, 5
                              									v. H. Zinn), Mangankupfer (5 bis 6 v. H. Mangan), Duranametall usw. hat nur das
                              									Mangankupfer Bedeutung erlangt. Die Ausdehnung der Feuerbuchswände verursacht bei
                              									verschiedener Kesselbeanspruchung Zug- und Biegungsspannungen in den Stehbolzen, die
                              									durch Veränderung des Dampfdruckes in ihrer Größe schwanken. Die Ausdehnung einer
                              									kupfernen Seitenwand beträgt zum Beispiel bei etwa 2000 mm Länge und 250°
                              									Temperaturzunahme ungefähr 8 mm. Die äußere eiserne Seitenwand dehnt sich bei einer
                              									Temperaturzunahme von ungefähr 175° nur um 5 mm aus. Weiterhin hat die Teilung einen
                              									großen Einfluß auf die Beanspruchung der Stehbolzen. Bei gegebener Wandstärke ist
                              									auch die größte zulässige Teilung bestimmt, da durch den Kesseldruck keine
                              									Ausbauchung der Wand stattfinden darf. Eine zu kleine Teilung verhindert eine gute
                              									Kesselreinigung. Bei den preußischhessischen Eisenbahnen wurde bis zum Jahre 1908
                              									eine Stehbolzenteilung bis zu 110 mm verwendet, der Schaftdurchmesser betrug dabei
                              									26, versuchsweise 28 mm. Die Stehbolzen sind wesentlich stärker auf Biegung als auf
                              									Zug beansprucht. Bei kleinerer Teilung wird auch die Biegungsbeanspruchung kleiner,
                              									deshalb führt man jetzt eine Teilung von 90 mm bei einem Schaftdurchmesser von 21 mm
                              									aus. Bei diesen Abmessungen bleibt die reine Zugbeanspruchung bei 12 at
                              									Dampfspannung unter 300 kg/cm2. Die geringste
                              									Zugfestigkeit des Stehbolzenkupfers muß 2300 kg/cm2 betragen. Im Betriebe hat sich in der kupfernen Wand eine Teilung bis zu
                              									95 mm, in der eisernen Wand bis zu 100 mm bewährt. In Amerika verwendet man bei sehr
                              									großen Lokomotiven Gelenkbolzen, solche sind bei den preußisch-hessischen
                              									Eisenbahnen noch nicht erprobt worden.
                           Früher hat man Stehbolzen mit konischem Gewinde verwendet, um sicher ein Dichthalten
                              									in den Gewindegängen zu erhalten. Die Stehbolzen sollen aber nunmehr zylindrisches
                              									Gewinde erhalten, das bei vollständiger Wasserfüllung des Kessels ohne Verstemmen
                              									und Anstauchen dicht halten muß. Nach dem Einziehen sollen die Stehbolzen an der
                              									Kupfer wand gleichmäßig vorstehen. Im Wasserraum soll das Gewinde nur 1 bis 2 Gang
                              									überstehen, um Kesselsteinbildung möglichst zu vermeiden. Die Köpfe sind von Hand
                              									oder mit leichten Luftdruckhämmern auszubilden (s. Abb.). Die Stehbolzen sind an
                              									beiden Enden mit einer genau zentrischen Bohrung von 5 mm Weite zu versehen, die
                              									mindestens 10 mm über das Gewinde hinaus in den Schaft hineinreichen soll.
                           Außer diesen Stehbolzen werden auch hohlgewalzte Kupferstehbolzen verwendet, weil sie
                              									sich besser als die vollgewalzten bewähren. Der Grund für die größere Haltbarkeit
                              									der hohlgewalzten Stehbolzen liegt in den Herstellungsverfahren, die einen
                              									minderwertigen Baustoff ausschließen. Die hohlgewalzten Bolzen werden durch
                              									Verhämmern der Oeffnung auf der äußeren Seite verschlossen. Brüche der Bolzen zeigen
                              									sich sofort in der Feuerbuchse. Man hat anfangs die hohlgewalzten Bolzen außen nicht
                              									verschlossen, da man annahm, daß durchdie Bohrungen Luft in die Feuerbuchse
                              									eintritt, die günstig auf die Rauchverringerung einwirken würde. Die Erfahrung hat
                              									gezeigt, daß dadurch keinerlei Vorteile erreicht werden.
                           Als Baustoff für Stehbolzen ist bereits Eisen in größerem Umfange erprobt worden. Es
                              									fand Flußeisen von 34 bis 41 kg Festigkeit und 25 v. H. Dehnung Verwendung. Härteres
                              									Eisen hat sich nicht bewährt. Bei schlechtem Speisewasser brannten die Köpfe
                              									flußeiserner Stehbolzen schneller als die kupfernen ab. Außerdem werden solche
                              									Stehbolzen leicht undicht und lassen sich nicht nachdichten. Die Ursache ist darin
                              									zu suchen, daß das Gewinde des Bolzens durch das unreine Speisewasser stark
                              									angegriffen wird. Bei salzhaltigem Kesselspeisewasser entstehen zwischen dem
                              									metallischen Kupfer und dem metallischen Eisen elektrische Ströme, die Sauerstoff am
                              									Eisen und Wasserstoff am Kupfer abscheiden. Im Entstehungszustande greift Sauerstoff
                              									das Eisen stark an und gibt zur Rostbildung Veranlassung. Es werden deshalb eiserne
                              									Stehbolzen nicht mehr in kupferne Feuerbuchsen eingebaut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 487
                              
                           Seit vielen Jahren sind bei kupfernen Feuerbuchsen Stehbolzen aus Mangankupfer
                              									erprobt worden. Das Mangankupfer hat eine um etwa 25 v. H. größere Festigkeit als
                              									das gewalzte Kupfer und verhält sich bei Erwärmung günstiger als dieses. 15 v. H;
                              									Manganbronze zeigte bei Versuchen bis zu 300° noch dieselben Eigenschaften wie bei
                              									Zimmerwärme, während bei anderen Metallen stets erhebliche Aenderungen in den
                              									Festigkeitseigenschaften bei Temperaturänderungen eintraten. Bei Versuchen ergaben
                              									sich nach Tab. 1 die folgenden Verhältniszahlen für den Einfluß der Wärme auf die
                              									Festigkeitseigenschaften bezogen auf die Werte bei Zimmerwärme = 100.
                           Aus diesen Versuchen folgt, daß Bronzen mit einem Mangangehalt von 5 bis 6 v. H. am
                              									geeignetsten sind für solche Bauteile, welche auf Zug beansprucht sind. Das
                              									Mangankupfer unterliegt aber mehr dem Abbrand als Hüttenkupfer, so daß es nicht für
                              									Stehbolzen in der Nähe des Rostes verwendet werden darf. Auch hohlgewalztes
                              									Mangankupfer ist bereits für Stehbolzen verwendet worden und ihnen wird eine erhöhte
                              									Betriebssicherheit zugesprochen.
                           Der hauptsächlichste Baustoff für Stehbolzen kupferner Feuerkisten ist das Kupfer
                              									geblieben. Es kommt hier Hüttenkupfer oder Elektrolytkupfer in Betracht. In Tab. 2,
                              									3 und 4 sind die Ergebnisse von Warmzerreißversuchen mit drei verschiedenen
                              									Kupfersorten zusammengestellt.
                           
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 Tem-peratur
                                 Kupfer
                                 Manganbronze von einemMangangehalt in v.
                                    											H.
                                 
                              
                                 3,2
                                 5,35
                                 7,3
                                 9,4
                                 
                              
                                 Spannung an
                                    											derProportionalitäts-grenze
                                 100200300400
                                 124212––
                                 131352196151
                                 134142118–
                                 112158  85  52
                                 175226175100
                                 
                              
                                 Spannung an
                                    											derStreckgrenze
                                 100200300400
                                   95  81  56  30
                                   88  85  88  71
                                   95108  88  66
                                   92  91  77  62
                                   93  97  84  60
                                 
                              
                                 Bruchspannung
                                 100200300400
                                   92  81  70  48
                                   92  89  89  71
                                   99  99  93  72
                                   95  95  90  73
                                   95  93  89  71
                                 
                              
                                 Dehnung auf je30 mm vom Bruch
                                 100200300400
                                   66  61  75  47
                                   94  93  91  39
                                   83  89  90  57
                                   88  87  88  78
                                   86  78  89  78
                                 
                              
                           Tabelle 2.
                           Warmzerreißversuch von langer Dauer mit Zerreißstäben von
                              									elektrolytisch hergestellten Kupferrohren. Bei 500° ½ Stunde lang ausgeglüht.
                           
                              
                                 Versuchs-temperatin°C
                                 Streck-grenzekg/cm2
                                 Zugfestigkeitkg/cm2
                                 Dehnungin v. H.d. Meßlänge
                                 Querschnitts-verminderungv. H.
                                 
                              
                                   20
                                 330
                                 2090
                                 52,0
                                 88,8
                                 
                              
                                 100
                                 –
                                 1750
                                 51,3
                                 78,4
                                 
                              
                                 200
                                 –
                                 1050
                                 21,0
                                 23,3
                                 
                              
                                 300
                                 175
                                   625
                                 10,0
                                 13,3
                                 
                              
                                 400
                                 –
                                   480
                                   6,3
                                 10,4
                                 
                              
                           Tabelle 3.
                           Warmzerreißversuche von langer Dauer mit Stäben aus dem
                              									umgeschmolzenen Elektrolytkupfer.
                           
                              
                                 Versuchs-temperat.in° C
                                 Streck-Grenzekg/cm2
                                 Zugfestigkeitkg/cm2
                                 Dehnungin v. H.d. Messlänge
                                 Querschnitts-verminderungv. H.
                                 
                              
                                   61
                                 540
                                 2000
                                 44,6
                                 68,5
                                 
                              
                                 165
                                 580
                                 1670
                                 46,0
                                 70,3
                                 
                              
                                 263
                                 380
                                 1200
                                 30,7
                                 34,7
                                 
                              
                                 431
                                 150
                                   400
                                 20,0
                                 22,3
                                 
                              
                                 654
                                   60
                                   150
                                 17,4
                                 17,8
                                 
                              
                           Tabelle 4.
                           Warmzerreißversuche von langer Dauer mit Zerreißstäben von Rohren
                              									aus Hüttenkupfer. Bei 500° ½ Stunde lang ausgeglüht.
                           
                              
                                 Versuchs-temperatin° C
                                 Streck-grenzekg/cm2
                                 Zugfestigkeitkg/cm2
                                 Dehnungin v. H.d. Meßlänge
                                 Querschnitts-verminderungv. H.
                                 
                              
                                   20
                                 400
                                 2250
                                 52,4
                                 68,5
                                 
                              
                                 150
                                 –
                                 1830
                                 45,6
                                 74,1
                                 
                              
                                 200
                                 –
                                 1000
                                 46,7
                                 76,4
                                 
                              
                                 300
                                 400
                                 1150
                                 62,0
                                 72,3
                                 
                              
                                 400
                                 –
                                   625
                                 49,3
                                 42,1
                                 
                              
                           Das verunreinigte Hüttenkupfer nach Tab. 4 verhält sich bei Temperaturen über
                              									100° noch am günstigsten. Eine Zugbeanspruchung von 300 kg/cm2 ist bei Stehbolzen nicht selten, sie ist aber
                              									bereits größer als ein Drittel der überhaupt vorhandenen Festigkeit bei 300° C. Dazu
                              									kommt noch eine beträchtliche zusätzliche Biegungsbeanspruchung.
                           Es ist noch festzustellen, welche Temperatur die Stehbolzen im Betriebe annehmen, und
                              									ob Temperaturen über 300° vorkommen können, bei denen die Festigkeit des Kupfers
                              									wesentlich geringer wird. Es soll angenommen werden, daß durch 1 m2 Feuerbuchsfläche 150000 WE/Std. an das Wasser
                              									übertragen werden. Bei 12 at Ueberdruck hat das Wasser eine Temperatur von 190,6° C.
                              									Der Uebergangswiderstand von Blech auf Wasser sei zu 9,4° angenommen. Die
                              									Feuerbuchsplatte oder der Stehbolzen hat demnach auf der Wasserseite eine Temperatur
                              									von 200°. Um durch 1 mm starkes Kupferblech 300000 WE zu leiten ist nach Versuchen
                              									ein Temperaturgefälle von 1° notwendig. In diesem Falle sind dementsprechend bei 16
                              									mm Blechstärke ein Temperaturgefälle von 8° notwendig. Das Kupferblech wird demnach
                              									auf der Feuerseite auf 208° erwärmt. Wesentlich ungünstiger liegen die Verhältnisse,
                              									wenn zwischen Blech und Wasser eine Schicht von Kesselstein vorhanden ist.
                              									Untersuchungen haben ergeben, daß durch eine Kesselsteinschicht von 1 mm Dicke und 1
                              										m2 Fläche bei 1° Temperaturgefälle in der
                              									Stunde etwa 2000 WE hindurchgehen. Um durch eine 1 mm starke und 1 m2 große Kesselsteinschicht 150000 WE/Std. zu
                              									leiten sind dann 75° Temperaturunterschied erforderlich. Es ergeben sich daher die
                              									folgenden Temperaturen:
                           
                              
                                 Bei Kesselsteinbelag von
                                 1 mm
                                 2 mm
                                 3 mm
                                 
                              
                                 Wasser (13 at abs.)
                                 190,6
                                 190,6
                                 190,6°C
                                 
                              
                                 Wasserseite-Kesselstein
                                 200
                                 200
                                  200    „
                                 
                              
                                 Blechseite-Kesselstein
                                 275
                                 350
                                  425    „
                                 
                              
                                 Feuerseite-Blech
                                 283
                                 358
                                  433    „
                                 
                              
                           Aus diesen Erwägungen geht hervor, daß Temperaturen von 300° und darüber bei
                              									Stehbolzen keine Seltenheit sein werden, und daß Stehbolzenbrüche häufig auf die bei
                              									hohen Wärmegraden eintretende Festigkeitsverminderung zurückzuführen sind. (Glasers
                              									Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1915 S. 186 bis 197.)
                           W.
                           
                        
                           Binäre Aluminiumlegierungen (vgl. S. 426 d. Bd.).
                           Wismutaluminium.
                           Die chemische Widerstandsfähigkeit ist eine recht geringe. Die Bearbeitung wird durch
                              									Wismut bedeutend verschlechtert. Als Legierungsbestandteil für Aluminium hat also
                              									Wismut eine durchaus schädliche Wirkung.
                           Chromaluminium.
                           Chrom gehört wie Mangan, Wolfram, Molybdän, Vanadin, Titan, Zirkon und Tantal zu den
                              									seltenen Metallen. Chrom legiert sich mit Aluminium bis zu 5 bis 6 v. H., darüber
                              									hinaus ist eine so hohe Schmelz- und Gießtemperatur notwendig, daß diese Legierungen
                              									praktisch kaum mehr in Frage kommen. Die Festigkeit steigt anfangs steil an und
                              									erreicht zwischen 0,5 und 1 v. H. Chrom einen Höchstwert mit etwa 15 kg/mm2, wie dies aus Tab. 8 entnommen werden kann.
                           Tabelle 8
                           
                              
                                 Gehaltv. H.
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 
                              
                                 0,3
                                 12,4
                                 26
                                 37
                                 
                              
                                 0,6
                                 14,9
                                 17
                                 44
                                 
                              
                                 0,9
                                 15,5
                                 17
                                 47
                                 
                              
                                 1,4
                                 13,8
                                 21
                                 –
                                 
                              
                                 2,6
                                 12,4
                                 21
                                 –
                                 
                              
                                 3,7
                                 12,9
                                 19
                                 42
                                 
                              
                                 4,5
                                 13,3
                                 11
                                 –
                                 
                              
                           Für Walzgut dürfte ein Chromzusatz bis zu 1 v. H., für Gußzwecke bis zu 3 v. H.
                              									vorteilhaft sein.
                           Manganaluminium.
                           Es lassen sich ohne Schwierigkeiten solche Legierungen bis zu 5 v. H. Mangangehalt
                              									herstellen. Wie die Tab. 9 zeigt, nehmen Zugfestigkeit und Härte mit dem
                              									Mangangehalt dauernd zu, die Dehnung nimmt dagegen ab. Die mechanischen
                              									Eigenschaften des Aluminiums werden durch einen Zusatz von Mangan nicht wesentlich
                              									verbessert. Für Walzgut dürfte ein Manganzusatz von 1 bis 2 v. H., für Gußzwecke ein
                              									solcher von 3 bis 5 v. H. am zweckmäßigsten sein.
                           Tabelle 9.
                           
                              
                                 Gehaltv. H.
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 
                              
                                 0,4
                                 10,5
                                 36
                                 –
                                 
                              
                                 0,8
                                 11,4
                                 34
                                 –
                                 
                              
                                 2,4
                                 13,2
                                 22
                                 39
                                 
                              
                                 3,2
                                 13,4
                                 19
                                 –
                                 
                              
                                 4,8
                                 13,7
                                 18
                                 46
                                 
                              
                           Vanadinaluminium.
                           Vanadin scheint sich schwierig mit Aluminium zu legieren. Auf die Bearbeitung hat ein
                              									Vanadinzusatz bis etwa 4 v. H. noch keinen merklichen Einfluß. Zerreißfestigkeit und
                              									Härte steigen mit dem Vanadingehalt bis zu 2 v. H. Die Dehnungskurve zeigt umgekehrt
                              									bis etwa 2 v. H. einen mäßigen Abfall. Die größte Zugfestigkeit ergab sich bei 2 v.
                              									H. Vanadingehalt zu 12,5 kg/mm2 bei 27 v. H.
                              									Dehnung.
                           Titanaluminium.
                           Die Löslichkeit des Titans in Aluminium ist sehr gut. Der Schmelzpunkt wird aber
                              									erheblich erhöht, so daß für Legierungen mit mehr als 5 v. H. Titan bereits eine
                              									Gießtemperatur von weit über 1100° notwendig ist. In der Wärme sind Legierungen bis
                              									nahezu 6 v. H. gut walzbar. Schwindung und Lunkerung gehen sehr schnell zurück, bei
                              									2 v. H. Titan beginnt bereits geringes Treiben. Wie aus der Tab. 10 entnommen werden
                              									kann, steigt die Festigkeit mit dem Titangehalt, ebenso die Härte. Die Dehnung geht
                              									dabei anfangs sehr schnell, dann langsamer zurück. Ein Zusatz von Titan wirkt somit
                              									keineswegsungünstig. Technische Bedeutung dürfte aber die Legierung nicht
                              									erhalten.
                           Tabelle 10.
                           
                              
                                 Gehaltv. H.
                                 Zugfestigkeitkg/mm2
                                 Dehnungv. H.
                                 Härte
                                 
                              
                                 0,4
                                 11,0
                                 31
                                 34
                                 
                              
                                 1,2
                                 11,3
                                 31
                                 –
                                 
                              
                                 2,1
                                 11,8
                                 27
                                 –
                                 
                              
                                 4,5
                                 13,0
                                 19
                                 –
                                 
                              
                                 6,2
                                 14,1
                                 16
                                 42
                                 
                              
                           Zirkonaluminium.
                           Zirkon verhält sich als Legierungsbestandteil für Aluminium fast genau wie Titan. Es
                              									legiert sich auch gut, die Schmelzpunkterhöhung ist noch größer. Die Werte für
                              									Zugfestigkeit und Härte liegen etwas niedriger als beim Titan, die Werte für die
                              									Dehnung entsprechend höher. Die größte Zugfestigkeit ergibt sich bei 6,0 v. H.
                              									Zirkon zu 12,5 kg/mm2 bei 25 v. H. Dehnung und
                              									einem Härtegrade von 37.
                           Wolfram-, Molybdän- und Tantalaluminium scheinen besondere technische Bedeutung kaum
                              									zu gewinnen.
                           Aus diesen Versuchen ergibt sich, daß beim Aluminium der Zusatz von Zink die größte
                              									Verbesserung der mechanischen Eigenschaften bewirkt. Die festesten Legierungen mit
                              									25 bis 28 v. H. Zink sind nicht mehr leicht (spez. Gewicht etwa = 4). Durch einen
                              									hohen Zinkgehalt wird der Schmelzpunkt erheblich herabgedrückt und die
                              									Wetterbeständigkeit stark beeinträchtigt. Auch die Legierungen mit 5 bis 6 v. H.
                              									Magnesium, die die zweithöchste Festigkeit besitzen, sind chemisch nicht
                              									widerstandsfähig. Es folgen dann die Kupferlegierungen, die schon bei 3 v. H. Kupfer
                              									ihre größte Festigkeit erreichen. Sie sind sehr wetterbeständig und zeigen keine zu
                              									große Schmelzpunkterniedrigung. Diese Legierungen haben demnach die größte
                              									technische Bedeutung. Aluminiumlegierungen mit Silizium, Nickel, schließlich noch
                              									mit Kobalt und Eisen können noch für technische Zwecke in Betracht kommen. Für
                              									Formgußzwecke ist neben der Festigkeit noch das Maß der Schwindung von Bedeutung. Je
                              									weniger die Legierungen schwinden und nachsaugen, um so besser eignen sie sich für
                              									solche Zwecke. Für alle Aluminiumlegierungen gilt, daß ein Zusatz von weniger als 1
                              									v. H. keine nennenswerte Aenderung weder der mechanischen noch der chemischen
                              									Eigenschaften des Aluminiums hervorruft.
                           Die Versuche wurden im Jahre 1912 und 1913 in der Zentralstelle für
                              									wissenschaftlich-technische Untersuchungen zu Neubabelsberg ausgeführt.
                           W.
                           
                        
                           Das Talbot-Verfahren im Vergleich mit anderen
                                 										Herdfrischverfahren. Das Talbot-Verfahren zur Darstellung von Flußeisen ist
                              									ein Martinprozeß und beruht auf der Verwendung eines kippbaren Ofens. Die
                              									Beschickung dieses Ofens besteht neben dem an Fremdkörpern reichen Metall aus
                              									Eisenerz, Walzsinter und Kalkstein. Beim Nachlassen der Einwirkung dieser
                              									Bestandteile wird durch Neigen des Ofens Schlacke abgelassen und neuer Zusatz gegeben,
                              									bis das Eisen die gewünschte Beschaffenheit besitzt. Ein Teil des fertigen Metalls
                              									wird dann abgegossen, zum anderen, im Ofen zurückbleibenden aber sofort frischer
                              									Einsatz gegeben. Durch solche Arbeitsweise sollen die Temperaturschwankungen
                              									vermieden werden, die durch das Einbringen frischer Körper im Ofen hervorgerufen
                              									werden (Ledebur III, 1039). Schon Wellmann benützte kippbare Martinöfen, die vor den feststehenden den
                              									Vorzug haben, daß die Stichöffnung für das Metall während des Schmelzens freiliegt
                              									und nicht durch erstarrtes Metall versetzt wird.
                           In einem Vortrage auf der Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute im
                              									Mai 1914 hatte nun F. Schuster dargelegt, daß das
                              									Talbot-Verfahren auf Grund der von ihm auf dem Witkowitzer Stahlwerk vorgenommenen
                              									Versuche dem feststehenden Martinofen und dem Wellmannofen überlegen sei (Stahl und
                              									Eisen 1914 S. 945, 994, 1034). In einer jüngst erschienenen Arbeit in Stahl und
                              									Eisen (1915 S. 971) werden jedoch seine Ausführungen von Frick angefochten. Frick zeigt zunächst, daß
                              									die Oefen, mit denen Schuster seine Versuche angestellt
                              									hat, nicht unter gleichen Bedingungen gearbeitet haben, und daß daher die Ergebnisse
                              									nicht verallgemeinert werden dürfen. Er weist zunächst nach, daß, wenn alle drei
                              									Oefen für den gleichen Kohlenverbrauch in der Stunde gebaut wären, der Talbotofen
                              									sogar einen höheren Kohlenverbrauch und somit eine geringere Erzeugung in 24 Stunden
                              									ergeben würde.
                           Bezüglich der Badtiefe, der Höhe der Schlackenschicht und der Zeit, während der die
                              									Gase oberhalb des Bades verweilen, ist der Talbotofen zwar erheblich günstiger
                              									gestellt als die anderen Oefen. Diese Vorzüge werden aber durch den Nachteil der
                              									höheren Badtemperatur und der niedrigeren Temperatur der Gase oberhalb des Bades
                              									wieder aufgehoben, so daß tatsächlich in bezug auf die Wärmeaufnahme aus den Gasen
                              									der Talbotofen keinen Vorteil bietet. Auch würde ein Wellmann- oder ein
                              									feststehender Martinofen, für den gleichen Kohlenverbrauch gebaut, keine größere
                              									Strahlungsfläche und keine größeren Strahlungsverluste zeigen.
                           Da im Talbotofen mehr Roheisen und weniger Schrott als in den anderen Oefen
                              									verarbeitet wird, erfordert das in ihm durchgeführte Verfahren theoretisch weniger
                              									Wärme. Die Folge davon ist ein geringerer Kohlenverbrauch, der aber bei den
                              									Versuchen Schusters vornehmlich durch die größere
                              									Badoberfläche, die in der Zeiteinheit eine größere Kohlenmenge zu verbrennen
                              									gestattet, ferner durch die geringere Strahlungsfläche für die Tonne verbrannter
                              									Kohle verursacht wird. Auch lassen die Schusterschen
                              									Mitteilungen nicht erkennen, daß der Talbotofen unter im übrigen gleichen
                              									Bedingungen eine geringere Menge Erz beansprucht, und daß die Entkohlung des Bades
                              									schneller stattfindet als in den anderen Oefen.
                           Den verhältnismäßig geringen Magnesit- und Dolomitverbrauch beim Talbotofen führt Frick darauf zurück, daß darin größere Kohknmengen
                              									verwertet werden künnen. Auch kann der Herd durch das heiße Bad einen besseren
                              									Schutz nicht finden.
                           Als Hauptgrund für den geringeren Verbrauch an Dinas- und Schamottesteinen im
                              									Talbotofen ist die um 33 v. H. kürzere Chargendauer zu bezeichnen, während die
                              									weniger starke Erhitzung in ihm eine geringere Abnutzung der Feuerbrücke verursacht.
                              									Bei sonst gleichen Bedingungen muß aber auch beim Wellmann- und beim feststehenden Ofen dieser Verbrauch erheblich
                              									sinken.
                           Auch der Wert der Schlacke dürfte dann in allen Oefen der gleiche sein. Denn deren
                              									Zusammensetzung hat mit dem Grundsätzlichen des Talbotofens unmittelbar nichts zu
                              									tun.
                           Endlich wird noch darauf verwiesen, daß nach den Schusterschen Versuchen zwar ein Preisunterschied im Werte des erzeugten
                              									Stahles zugunsten des Talbotofens besteht, daß dieser jedoch ebenfalls verschwinden
                              									dürfte, wenn alle drei Versuchsöfen für den gleichen Kohlen verbrauch in der Stunde
                              									gebaut würden.
                           Bezüglich der Entgegnung Schusters muß auf das Original
                              									verwiesen werden.
                           Loebe.
                           
                        
                           Neuerungen zur Einführung des Brennstoffes in
                                 										Verbrennungskraftmaschinen. Bei Verbrennungskraftmaschinen, bei denen nach
                              									irgend einem Gleichdruckverfahren flüssiger Brennstoff in den Arbeitzylinder
                              									eingespritzt wird, ist die Art und Weise der Brennstoffeinführung von großem
                              									Einflüsse auf den Brennstoffverbrauch und auf die Betriebsicherheit der Maschine,
                              									Das Einspritzen des Brennstoffs geschieht gewöhnlich durch eine Vorrichtung, die
                              									sich im Deckel des Zylinders befindet, und bei der der Brennstoff aus einer Düse mit
                              									rundem Loch in einem zylinder- bzw. kegelförmigen Strahl auf den Kolben gespritzt
                              									wird. Wenn bei solchen Maschinen die Einführung des Brennstoffs nicht in der
                              									Richtung der Zylinderachse, sondern mehr oder weniger geneigt dazu erfolgt, haben
                              									die bekannten Einspritzvorrichtungen eine unvollkommene Verbrennung ergeben. Bei
                              									seitlicher Einführung des Brennstoffs dagegen ergibt sich das Bedürfnis, den
                              									Brennstoffstrahl dem scheibenförmigen Verbrennungsraum gut anzupassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 490
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 490
                              Abb. 2.
                              
                           Der Gegenstand der Erfindung nach DRP. Nr. 283615 entspricht dieser Forderung. Wie
                              										Abb. 1 und 2
                              									zeigen, ist die Düsenplatte nicht mit einer runden Oeffnung versehen, sie erhält
                              									vielmehr die Form einer Kugelhaube, in der die Austrittsöffnung als länglicher Schlitz
                              									angeordnet ist. Durch diesen länglichen Schlitz wird der Brennstoffstrahl
                              									gleichmäßig im scheibenförmigen Verbrennungsraum verteilt. Die einzelnen
                              									Brennstoffteilchen werden sich mit der Luft im Verbrennungsraum gut vermischen, so
                              									daß eine gute Verbrennung zustande kommen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 491
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 491
                              Abb. 4.
                              
                           Abb. 1 zeigt den Längsschnitt, Abb. 2 den Querschnitt einer Maschine mit seitlicher
                              									Brennstoffeinführung. Beim Oeffnen der Brennstoffnadel b wird der Brennstoff aus dem Zerstäuberraum a durch die schlitzförmige Oeffnung c der
                              									Düsenplatte d in den Verbrennungsraum e zwischen dem Kolben und dem Zylinderdeckel
                              									eingeführt. Ehe der Brennstoff durch die Düsenöffnung c
                              									fließt, wird er sich in dem muldenförmigen Raum f
                              									beruhigen und den Hohlraum zwischen Brennstoffnadel und Düsenplatte ausfüllen. Aus
                              									diesem Hohlraum tritt dann das Treiböl in Fächerform aus, die durch die
                              									Ausgestaltung der Oeffnung c bestimmt wird. Mit dieser
                              									Vorrichtung ist es auch möglich, den Brennstoffstrahl abzulenken, so daß trotz
                              									exzentrischer Lage der Einspritzvorrichtung doch der scheibenförmige
                              									Verbrennungsraum vollkommen und gleichmäßig ausgefüllt wird. Der den beiden Enden
                              									des Schlitzes gegenüberliegende Verbrennungsraum ist jedoch verhältnismäßig
                              									bedeutend kleiner als der dem mittleren Teile des Schlitzes gegenüberliegende
                              									Verbrennungsraum. Dem mittleren Teile des Zylinders wird deshalb zu wenig Brennstoff
                              									zugeführt. Nach dem DRP. Nr. 285330 soll dieser Nachteil vermieden werden. Wie Abb. 3 und 4 zeigt,
                              									wird bei dieser Neuerung die in der Düse vorgesehene Oeffnung allmählich vom runden
                              									Querschnitt in den schlitzförmigen Querschnitt übergeführt, wobei der
                              									Düsenquerschnitt an jeder Stelle gleich oder nahezu gleich groß bleibt.
                           Abb. 3 stellt einen Querschnitt, Abb. 4 einen Längsschnitt der neuen Düse dar. Beim
                              									Oeffnen der Brennstoffnadel e tritt der Brennstoff aus
                              									dem Zerstäubungsraum f der Düse g bei a in die Düsenplatte b ein und an dem äußeren Umfange c der Düsenplatte b in den
                              									Verbrennungsraum. Die in der Düsenplatte b angeordnete
                              									Oeffnung ist so ausgebildet, daß der Querschnitt bei a
                              									(Eintritt) und bei c (Austritt) gleich großist. Um
                              									ein Festbrennen von Brennstoff an der Düsenplatte zu verhindern, sind die Kanten bei
                              										d gebrochen.
                           Bei Verbrennungskraftmaschinen für flüssigen Brennstoff ist bereits bekannt, die
                              									Brennstoffdüse zu kühlen. Die Kühlung erfolgt dabei dadurch, daß die Düse entweder
                              									von dem im Kühlmantel befindlichen Kühlwasser des Zylinders umspült wird, oder daß
                              									getrennt davon Kühlwasser in den Düsenkörper eingeführt wird. Stark
                              									kohlenstoffhaltige oder zur Zersetzung neigende Brennstoffe verstopfen oft nach
                              									kurzer Betriebszeit durch Verrußung oder Verkohlung die Düsenmündung. Nach dem DRP.
                              									Nr. 287051 von Prof. Junkers, Aachen, wird der
                              									Düsenkörper in der Nähe der Verteilungsstellen des Brennstoffs vor dessen Austritt
                              									aus der Düse gekühlt. Die Kühlkanäle können dabei so angeordnet werden, daß sie
                              									dicht an die Konusbohrung für die Nadelspitze und die Ausspritzmündung heranführen.
                              										Abb. 5 zeigt einen Längsschnitt, Abb. 6 einen Querschnitt einer derartig gekühlten
                              									Doppelspaltdüse. Dabei ist a ein Teil der Maschine, in
                              									der die Düse eingebaut ist, k ist der eigentliche
                              									Düsenkörper, b die Brennstoffnadel. Der Brennstoff wird
                              									vom Raum c an der konischen Spitze d der Brennstoffnadel vorbei durch die Zweigleitungen
                              										e zu zwei parallelen langgestreckten Schlitzen f und g geführt, durch die
                              									er in das Zylinderinnere gespritzt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 491
                              Abb. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 491
                              Abb. 6.
                              
                           Um nun bei den infolge Erwärmung besonders zur Ausscheidung fester Bestandteile
                              									neigenden Treibölen diese Ausscheidungen zu verhindern, wird eine starke Kühlung
                              									angestrebt, namentlich zwischen den Stellen, wo das Treiböl fein verteilt wird. Dies
                              									ist hauptsächlich bei den schmalen Einspritzstellen f
                              									und g der Fall. An diesen Stellen sind die Bohrungen
                              										h und i angeordnet,
                              									die an ihren Enden durch eingeschraubte Stopfen verschlossen werden. Es können statt
                              									langer Einspritzschlitze Reihen von Einspritzlöchern nebeneinander oder nur ein
                              									Einspritzloch verwendet werden. Die in Rechteckform verlaufenden Kühlkanäle h, i und h1, i1 sind durch Bohrungen l und m miteinander verbunden, die zur Zu-
                              									und Abführung des Kühlwassers dienen. Es entsteht somit in diesen Kühlkanälen ein
                              									zwangläufig geführter Wasserstrom, der eine sichere Kühlung des Düsenkörpers
                              									bewirkt.
                           Bei Verbrennungskraftmaschinen für flüssige Brennstoffe, bei denen die Entzündung des
                              									Brennstoffs durch die Verdichtung der Verbrennungsluft bis auf die
                              									Entzündungstemperatur des Brennstoffs erfolgt, hat man bereits auch vorgeschlagen, die Verbrennung
                              									des Brennstoffs in zwei Stufen auszuführen, und zwar mittels einer
                              									Vorexplosionskammer, in der der Brennstoff nur teilweise verbrannt wird. Bei diesen
                              									Maschinen wird gewöhnlich der Brennstoff durch eine Zerstäuberdüse nach Beendigung
                              									des Verdichtungshubes in die gekühlte Vorexplosionskammer eingespritzt und durch den
                              									hohen Verdichtungsdruck unmittelbar entzündet, wobei eine explosionsartige teilweise
                              									Verbrennung stattfindet und die dadurch entstehende Druckerhöhung die
                              									Brennstoffladung unter vollständiger Durchmischung in den Arbeitsraum des Zylinders
                              									austreibt, wobei die vollständige Verbrennung stattfindet. Es hat sich aber gezeigt,
                              									daß sich in diesem Falle geringe Brennstoffmengen in der Vorexplosionskammer
                              									ablagern, dort mit der Zeit verkoken und so zu festen Ablagerungen Veranlassung
                              									geben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 492
                              Abb. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 492
                              Abb. 8.
                              
                           Nach dem DRP. Nr. 287912 wird ein vollständiges Austreiben des Brennstoffes aus der
                              									Vorexplosionskammer angestrebt. Zu diesem Zwecke wird bei der in der Vorkammer
                              									stattfindenden Vorexplosion ein Teil des Brennstoffes in eine mit der Vorkammer
                              									verbundene Hilfskammer hineingetrieben und dort vollständig verbrannt. Die so
                              									erhaltenen heißen Gase strömen dann in den Arbeitsraum des Zylinders und reißen die
                              									letzten Rückstände des Brennstoffs aus der Vorexplosionskammer mit sich. Nach Abb. 7 ist der mit einem Kühlmantel versehene
                              									Arbeitzylinder 1 mit einer gekühlten
                              									Vorexplosionskammer 3 dauernd verbunden, in die die
                              									Einspritzdüse 2 mündet. Die Vorexplosionskammer besteht
                              									aus einem hülsenartigen Körper, der im Zylinderdeckel eingeschraubt und mit den
                              									Kanälen 4 versehen ist. Oben steht die Kammer 3 mit einer Hilfskammer 5
                              									in Verbindung. Der Querschnitt der Verbindungskanäle zwischen den Kammern 3 und 5 ist
                              									verhältnismäßig gering gegenüber dem Querschnitt der Verbindungskanäle zwischen
                              									Kammer 3 und Verbrennungsraum 1. Ehe nun der Arbeitskolben die obere Totlage erreicht, wird der
                              									Brennstoff in die Kammer 3 eingespritzt. Diese fein
                              									verteilte Brennstoffmenge wird sogleich von der heißen Luft entzündet. In der Kammer
                              										3 entsteht durch die Explosion eine
                              									Drucksteigerung, die sich gegen den Arbeitsraum 1 und
                              									gegen die Hilfskammer 5 fortpflanzt. Die in die
                              									Hilfskammer hineingeschleuderte, verhältnismäßig geringeBrennstoffmenge
                              									verbrennt dort vollständig und ruft eine Drucksteigerung hervor. Der Druck in der
                              									Vorexplosionskammer 3 und im Arbeitsraum 1 sinkt in dem Maße, wie der Kolben sich abwärts
                              									bewegt. Die heißen Gase der Hilfskammer 5 strömen nun
                              									auch nach dem Arbeitsraum 1 und bewirken dabei eine
                              									vollständige Reinigung der Vorexplosionskammer 3.
                           Die Ausführungsform nach Abb. 8 unterscheidet sich von
                              									der in Abb. 7 dargestellten Ausführungsform nur
                              									dadurch, daß in die Hülse 3 ein Zerstäuber 6 eingeschraubt ist, der mit den längslaufenden Kanälen
                              										8 versehen ist, die durch in der Innenwand der
                              									Hülse 3 vorgesehene schraubenförmige Kanäle 9 gekreuzt werden. Der Zerstäuber 6 soll eine bessere Durchmischung der aus der
                              									Vorexplosionskammer 3 in den Verbrennungsraum 1 strömenden Ladung bezwecken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 492
                              Abb. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 492
                              Abb. 10.
                              
                           Ebenso sind Verbrennungskraftmaschinen bekannt geworden, bei denen die Einspritzgase
                              									für den Brennstoff in einer erhitzten Retorte, die mit dem Arbeitzylinder durch
                              									einen Kanal ständig verbunden ist, erzeugt werden. Bei solchen Maschinen wird der in
                              									den Hals der Retorte eingespritzte Brennstoff durch die nach der Retorte
                              									überströmende Luft teilweise mitgerissen, entzündet sich in der Retorte und
                              									schleudert den Brennstoff in den Arbeitzylinder, wo er zur Verbrennung gelangt. Die
                              									Kompressibilität des Brennstoffs und die Elastizität der Rohrleitungen verhindern
                              									aber eine genaue Beherrschung des Zeitpunktes und der Zeitdauer der
                              									Brennstoffeinspritzung. Bei Maschinen, bei denen die Zerstäubungsenergie im
                              									Arbeitzylinder selbst entwickelt wird, ist die genaueste Beherrschung dieser Zeiten
                              									Voraussetzung für ein betriebsicheres Arbeiten. Die Zerstäubungsenergie wird hier
                              									stoßartig erzeugt und verschwindet sofort wieder. Um diese stoßartig auftretende
                              									Zerstäubungsenergie richtig ausnutzen zu können und sie zur gewünschten Zeit zu
                              									erzeugen, muß der Brennstoff in der genau beabsichtigten Zeit an seinen Platz
                              									gelangen. Bei der Erfindung von Dipl.-Ing. Steinbecker
                              									DRP. Nr. 287039 wird angestrebt, dies in vollkommener Weise bei allen derartigen
                              									Verfahren für Verbrennungskraftmaschinen zu erreichen. In Abb. 9 und 10 ist eine solche Maschine
                              									gemäß der Erfindung dargestellt. Die Brennstoffpumpe a
                              									ist dabei unmittelbar an die Retorte b angeschlossen,
                              									so daß zwischen dem Rückschlagventil c und der
                              									Rohrmündung nur ein sehr kleiner schädlicher Raum vorhanden ist. Während des
                              									Verdichtungshubes wird durch den Arbeitskolben ein Teil der Luft durch die enge
                              									Mündung in die Retorte b geschoben. Kurz vor dem Ende
                              									des Verdichtungshubes wird der Brennstoff in einem scharfen, feinen Strahl durch
                              									die- Pumpe a in den engen Retortenhals gespritzt. Die
                              									ersten Brennstoffteilchen werden infolge der nach der Retorte zu herrschenden
                              									Strömung in die Retorte geschleudert, wo sie in der hocherhitzten reinen Luft sofort
                              									vollkommen verbrennen. Die dadurch entstehende Explosion schleudert nun den übrigen
                              									Brennstoff fein zerstäubt in den Zylinder. Die Vorgänge beim Zerstäuben und
                              									Einspritzen des Brennstoffes in den Arbeitzylinder spielen sich in derselben Form ab
                              									wie im gewöhnlichen Dieselmotor. Nach der vorliegenden Erfindung wird aber die
                              									Einblaseluft durch die Explosionsgase der Retorte ersetzt. Die mittleren
                              									Explosionsdrücke brauchen nicht höher zu sein als die Einblasedrücke beim
                              									Dieselverfahren. Die Retorte kann hier klein gehalten werden, dadurch ergibt sich
                              									hier kleiner Strahlungsverlust. Infolge der guten Verbrennung in der reinen Luft der
                              									Retorte werden die Zerstäubungsgase auf eine hohe Temperatur gebracht, so daß es
                              									nach diesem Verfahren möglich ist, auch schwer entzündliche Oele, wie Teeröle, ohne
                              									Zusatz von leicht entzündlichen Oelen zu benutzen. Bei Verwendung schwer
                              									entzündlicher Oele ist es bekannt, zur Einleitung der Verbrennung einen Tropfen von
                              									leicht entzündlichem Oel dem Treiböl vorzulagern. Es ist nun von entscheidender
                              									Bedeutung, den Zündtropfen zu Beginn der Einspritzung des Treiböles in den
                              									Retortenhals zu bringen, damit die Vorexplosion sicher eingeleitet wird. Abb. 10 zeigt eine dementsprechende Anordnung.
                           W.
                           
                        
                           Einziehen von Lokomotivheizröhren. Beim Einziehen in die
                              									hintere Rohrwand hat man solche Rohre stets im Durchmesser etwas verkleinert. Dieses
                              									Einstauchen beträgt bei vielen Bahnverwaltungen nur einige Millimeter, die
                              									preußischen Staatsbahnen haben aber seit langer Zeit ein Einziehen der Rohrenden um
                              									10 mm mit gutem Erfolge durchgeführt. Bei G 8 Lokomotiven mit Speisewasservorwärmern
                              									hat man die Erfahrung gemacht, daß bei diesen Lokomotiven infolge der Speisung mit
                              									vorgewärmtem Wasser zu viel Dampf erzeugt wurde. Die durch die Ueberhitzer ziehenden
                              									Gase reichten nicht mehrzur genügend hohen Ueberhitzung der großen Dampfmengen
                              									aus. Es mußten deshalb die Heizgase auf die Heizrohre und auf den Ueberhitzer anders
                              									verteilt werden. Man hat zu diesem Zwecke die Enden der Heizrohre an der
                              									Feuerkistenseite um 15 mm eingezogen, wie die Abbildung zeigt. Beim Einziehen mit
                              									Dorn haben sich bei dem großen Durchmesserunterschied an den Uebergangsstellen
                              									scharfe Einschnürungen ergeben, die in manchen Fällen ein Brechen der Rohre an der
                              									geschwächten Stelle veranlaßt haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 493
                              
                           Die Hannoversche Maschinenbau-A.-G. verwendet bei den von
                              									ihr gebauten Lokomotiven zum Einziehen der Heizrohre eine für diese Zwecke besonders
                              									gebaute Heizrohreinstauchmaschine, durch die das Einziehen der Rohrenden ohne Dorn
                              									nur mit von außen aufgepreßten Matrizen erreicht wird. Die Uebergangsformen werden
                              									hierbei sehr günstig, wie die Abbildung zeigt. Die Wandstärke des Rohres 46/51 mm
                              									wird an keiner Stelle geschwächt und nimmt nach den Teilen mit geringerem
                              									Durchmesser allmählich zu, Brüche sind bei dieser Ausführungsform nicht zu
                              									befürchten, da scharfe Uebergangsstellen vermieden sind. (Hanomag-Nachrichten 1915
                              									Nr. 6.)
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                           Elektrische Gleichrichter. (D. phys. Gesellsch. 22.
                              									Oktober.) Wehnelt hatte bereits vor elf Jahren
                              									Gleichrichter mit Oxydkathoden vorgeschlagen, für die aber damals kein Interesse
                              									vorhanden war, so daß sie nicht zur praktischen Ausnutzung kamen. Vor drei Jahren
                              									hat sich Prof. Donath diesem Gegenstande zugewandt, und
                              									von der Akkumulatorenfabrik Akt.-Ges. sind derartige Gleichrichter hergestellt
                              									worden, die jetzt in der Praxis neben anderen Gleichrichtern bestehen können.
                           Wird ein gewöhnliches Entladungsrohr in den elektrischen Strom eingeschaltet, dann
                              									fällt der hauptsächlichste Teil des Potentialabfalls auf die Kathodenseite. Diesen
                              									Kathodenabfall kann man vollständig aufheben, indem man eine Elektrode aus
                              									Kalziumoxyd einschaltet. Glühendes Kalziumoxyd sendet Elektronen aus, deren Zahl mit
                              									wachsender Temperatur sehr rasch zunimmt. Setzt man an der Anode einen Stahlstift
                              									entgegen, dann wird der hohe Kathodenabfall beim Glühen immer kleiner und
                              									schließlich Null, so daß nur mehr der Anodenabfall vorhanden ist, der je nach dem
                              									vorhandenen Gase und verwendeten Metall verschieden wird. Die glühende Oxydkathode
                              									verhält sich wie ein Ventil. Nun hat man immer mit Kalziumoxyd überzogenes
                              									Platinblech als Kathode verwendet, nach einigen Stunden ist aber das Oxyd verbrannt
                              									und das Blech wieder blank. Hier setzen die Arbeiten von Donath und seinen Mitarbeitern Partzsch und Gehrts ein. Es wurde ein besonderes Verfahren ersonnen,
                              									um während des Stromdurchganges die Kathode immer neu mit Oxyd zu überziehen. Es
                              									wird nicht ein Platinblech, das mit Kalziumoxyd überzogen wird, genommen, sondern
                              									ein zu einer Spirale gewickeltes Iridiumband, und in die Spirale wird ein Stift aus Kalziumoxyd
                              									hineingebracht, der immer verdampft und sich an den kälteren Teilen des Iridiumbades
                              									niederschlägt. Dies Kalziumoxyd wird so lange hinübersublimieren, als noch etwas
                              									davon im Stift vorhanden ist, man kann den Stift immer nachschieben. Auf diese Weise
                              									hat man eine glühende Oxydelektrode von langer Betriebsdauer, man hat es jetzt bis
                              									auf 1000 Stunden Betriebsdauer und mehr gebracht. Es gibt verschiedene Typen der
                              									Ventilröhren, zunächst eine kleine Type, bei der man den pulsierenden Gleichstrom
                              									mit Vorteil zum Laden von Akkumulatorenbatterien, zur Aufladung von Signalbatterien
                              									verwenden kann, dann eine größere Type von 10 Amp. und 120 Volt Gleichstromspannung,
                              									deren Wirkungsgrad im Vergleich zu anderen Gleichrichtern als günstig bezeichnet
                              									werden kann. Der Wirkungsgrad steigt mit zunehmender Belastung und erreicht bei 10
                              									Ampere 60 v. H. Schaltet man den Gleichrichter in den Kreisstrom einer
                              									Akkumulatorenbatterie, dann wird der Wirkungsgrad annähernd 70 v. H., bei höheren
                              									Betriebsspannungen bis 90 v. H. und mehr. Eine dritte Type, die bei etwa 10 Amp. 24
                              									Volt Gleichstrom liefert, zeigt ein interessantes Zündungsphänomen. Die Birne zündet
                              									nämlich nicht sofort infolge der niedrigen Spannung, doch kann man durch eine
                              									einfache Schaltung die Zündung erreichen. Endlich gibt es noch eine große Type für
                              									40 Amp., die aus Drehstrom Gleichstrom herstellt und für Automobilbatterien
                              									Verwendung findet, die gewöhnlich 35/40 Amp. brauchen.
                           Als Füllung eignet sich in weiten Druckgrenzen jedes Gas oder jeder Dampf, der
                              									chemisch indifferent ist. Von der Technik wird diesen Gleichrichtern viel Beachtung
                              									entgegengebracht, weil sie für die elektrotechnische Praxis Vorteile bieten. Einer
                              									der größten Vorteile besteht darin, daß wir einen ruhenden Apparat haben, der keine
                              									beweglichen Teile erfordert zur Herstellung des Gleichstromes aus Wechselstrom. Ein
                              									weiterer Vorteil liegt in der großen Leistung in kleinem Raum. Man ist heute zwar
                              									noch nicht in der Lage, die Leistung wesentlich größer zu machen als in den
                              									vorgeführten Typen, doch zeigt eine Gegenüberstellung einiger Zahlen schon die
                              									Vorteile dieser Gleichrichter.
                           Nach Orlich besteht der Hauptvorteil darin, daß man keine
                              									besondere Zündung braucht, und daß die Apparate gut transportabel sind, was ja bei
                              									den Quecksilber-Gleichrichtern ein wunder Punkt ist. Wichtig wäre die Frage, ob der
                              									beschriebene Gleichrichter auch sonst noch besondere Vorteile gegenüber den
                              									Quecksilber-Gleichrichtern besitzt, namentlich hinsichtlich des Wirkungsgrades. Die
                              									angegebenen Zahlen sind verhältnismäßig niedrig, weil alle Verluste im Transformator
                              									mitgezählt sind, so daß sich die Zahlen mit den Zahlen des
                              									Quecksilber-Gleichrichters nicht vergleichen lassen. Auch sollte die Anwendung für
                              									größere Energien möglich sein. Die Quecksilber-Gleichrichter verwenden wir ja auch
                              									ohne Glasgefäße, man nimmt dann große Eisentöpfe, und dies müßte ebenfalls bei den
                              									neuen Gleichrichtern möglich sein. Allerdings ist es immer besser, wenn man
                              									ohneEisengefäße auskommt, man wird also versuchen müssen, die Glastype nach
                              									Möglichkeit bis zu einer hohen Stromstärke auszubilden.
                           An einer Stelle besteht übrigens bereits eine Glastype bis zu 50 KW (50 Amp. × 1000
                              									Volt) Leistung. Wenn wir Quecksilber-Gleichrichter aus Glas bauen wollen, dann
                              									brauchen wir große Kondensationsgefäße, die hier nicht nötig sind. Der besondere
                              									Vorzug liegt gerade darin, daß man in der Praxis nicht zu Metallgefäßen übergehen
                              									muß, sondern bei den Glasgefäßen auch für größere Typen bleiben kann.
                           Plohn.
                           
                        
                           Fortführung des Mittellandkanals bis zur Elbe. (Professor
                              										Franzius, Hannover, Vortrag im Verein deutscher
                              									Ingenieure Berlin.) Der Kanal wird nach Eintritt des vollen Verkehrs im Jahre 1932
                              									(Fertigstellung 1922 vorausgesetzt) etwa 16 Mill. t Verkehr zu bewältigen haben. Es
                              									sind dann zwei Sätze Schleusen oder Hebewerke im Betriebe, der dritte Satz ist
                              									fertiggestellt worden. Bei der Nordlinie, die von Hannover über Oebisfelde nach
                              									Heinrichsberg an der Elbe geht, sind Schleusen und Pumpwerke zur Speisung des Kanals
                              									nötig, bei der über Braunschweig Oschersleben im großen Bogen westlich an Magdeburg
                              									vorbei gleichfalls nach Heinrichsberg geführten Südlinie sind Hebewerke
                              									erforderlich, weil die Anlage von Schleusen hier der hohen Pumpkosten wegen
                              									unwirtschaftlich wäre. Ein Salz Schleusen der Nordlinie einschließlich Pumpwerke
                              									wird 6½ Mill. M erfordern, ein Satz Hebewerke der Südlinie 22 Mill. M. Die so
                              									ausgebaute Nordlinie wird etwa 120 Mill. M, die entsprechend bedachte Südlinie 180
                              									Millionen Mark an Baukosten erfordern. Die Kosten für Unterhaltung und Betrieb
                              									werden bei beiden Linien fast gleich sein, an Zinsen und Tilgung wird die Südlinie
                              									jedoch über 3 Mill. M mehr verlangen als die Nordlinie.
                           Die Südlinie ist rund 30 Streckenkilometer länger als die Nordlinie. Wegen der
                              									höheren und zahlreicheren Schleusen, die durch die um 26 m höhere Scheitelhaltung
                              									nötig werden, erhöht sich die Mehrlänge auf etwa 50 Tarifkilometer. Die Schleppzüge
                              									brauchen zur Durchfahrung der Südlinie somit 10 Std., also fast einen Tag mehr als
                              									bei der Nordlinie. Die dadurch nutzlos verausgabten Frachtselbstkosten, d.h.
                              									Schiffsmieten und Schleppkosten belaufen sich für den Durchgangsverkehr auf über 3
                              									Mill. M jährlich, mit Abgaben auf mehr als 5 Mill. M jährlich, ohne Vergütung für
                              									den Zeitverlust. Für die Wirtschaftlichkeit der Linien ist zu berücksichtigen, daß
                              									nach Ausweis der Eisenbahnstatistik der Durchgangsverkehr sich voraussichtlich um
                              									etwa 6 v. H. jährlich, der Verkehr von und nach dem Kanalgebiet nur um 3 v. H. heben
                              									wird. Gerechnet wurde aus Vorsicht nur mit etwa der halben Vermehrung. Dann ergibt
                              									sich, daß der Kanalverkehr in tkm ausgedrückt 1932 nur noch 1/10 des
                              									Gesamtverkehrs beträgt, während der Kanalverkehr in t ausgedrückt 1912 noch 1/4 des
                              									Gesamtverkehrs war. Da die Abgaben, auf denen die Verzinsung des Unternehmens
                              									beruht, aber auf der Zahl der tkm, also der Größe und Zahl der Ladungen und der
                              									durchfahrenen Kilometerstrecke beruht, so zeigt sich, daß der Durchgangsverkehr für den
                              									Kanal das Entscheidende ist. Die höhere Steigerung des Durchgangsverkehrs bringt es
                              									dann sogar mit sich, daß die Nordlinie, die 1912 noch einen geringeren
                              									Gesamtverkehr, bei größerem Durchgangsverkehr aber merkbar kleineren Kanalverkehr
                              									als die Nordlinie aufwies, im Jahre 1941 einen größeren nutzbaren Gesamtverkehr
                              									erhält als die Südlinie. Im Jahre 1932 wird die Nordlinie voraussichtlich die große
                              									Verzinsung von 26 v. H., die Südlinie von 18 v. H. abwerfen ohne Berücksichtigung
                              									der 5 Mill. M Transportverluste der Südlinie. Bei Anrechnung der nutzlosen
                              									Transportkosten, Zeitverluste usw. darf man handelstechnischdie Verzinsung der
                              									Südlinie nur noch auf 15 v. H. schätzen. Die Untersuchung zeigte, daß das
                              									Unternehmen in jedem Falle hochwirtschaftlich ist. Aus allem ergab sich eine
                              									bedeutende Ueberlegenheit der Nordlinie.
                           Diese neu einsetzende Bewegung für die Erbauung des Kanals Hannover–Elbe ist eines
                              									der Beispiele dafür, wie bei uns im Lande die Kriegsaussichten aufgefaßt werden, und
                              									wie Deutschland selbst in dem jetzigen Kriege genügend Kraft besitzt, um die
                              									vorbereitenden Arbeiten zu den großen Kulturwerken der hoffentlich bald
                              									wiederkehrenden Friedenzeit frühzeitig genug durchzuführen.