| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 506 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Motorwagen mit Thomasantrieb. Die deutschen
                              									Eisenbahnverwaltungen verwenden ausschließlich elektrische Kraftübertragung vom
                              									Antriebsmotor auf die Treibachsen mittels Leonardschaltung. Ausländische
                              									Bahn-Verwaltungen ziehen den unmittelbaren mechanischen Antrieb vor. Ein Mittelding
                              									zwischen diesen beiden Bauarten bilden solche Wagen- bei denen das Anfahren
                              									elektrisch erfolgt und die Verbrennungskraftmaschine erst dann eingeschaltet wird,
                              									wenn der Wagen eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht hat.
                           Es sind in diesem Falle Speicherbatterien vorhanden, von denen aus die Fahrmotoren
                              									zunächst gespeist werden, bis die Treibräder eine so hohe Umlaufzahl erreicht haben,
                              									daß die Verbrennungskraftmaschinen ohne Betriebstörung unmittelbar auf die
                              									Treibachsen arbeiten können. DieGeschwindigkeitsänderungen erfolgen dann durch
                              									Aenderung der Brennstoffzufuhr. Die Speicherbatterien können noch zur Unterstützung
                              									der Hauptmaschine dienen, wenn die Fahrgeschwindigkeit beim Befahren von Steigungen
                              									sich verkleinert. Die Fahrmotoren erhalten dann den erforderlichen Betriebsstrom von
                              									dem von der Hauptmaschine angetriebenen Stromerzeuger und der Batterie gleichzeitig.
                              									Der Wirkungsgrad dieser Anlage ist nicht groß, da die Verbrennungskraftmaschine nur
                              									bei einer bestimmten Geschwindigkeit einen guten Wirkungsgrad hat, und der für die
                              									elektrische Kraftübertragung notwendige Teil nur während des Anfahrens verwendet
                              									wird und während der übrigen Fahrzeit nur unnötiges totes Gewicht ist.
                           Der sogenannte Thomasantrieb für benzol-elektrische Motorwagen sucht nun die Vorteile
                              									des gemischt-elektromechanischen Antriebes beizubehalten, ohne die Nachteile des
                              									ungünstigen Wirkungsgrades bei unmittelbarer Geschwindigkeitsregelung der
                              									Verbrennungskraftmaschine und den Nachteil des großen toten Gewichtes der
                              									elektrischen Anfahrvorrichtung in Kauf nehmen zu müssen. Ein solcher Wagen ist von
                              									der Midland Railway Co. in Birmingham nach Angabe der
                              									Zeitschrift Engineering vom 26. Juni 1915 für die Neuseeländische Staatsbahn
                              									geliefert worden. Der Wagen hat bei einer Spurweite von 1,067 m 50 Sitzplätze und
                              									ruht auf zwei Drehgestellen. Das Gewicht des Wagengestelles beträgt 16,3 t, das der
                              									Maschinenanlage mit den Kühlern und den Einzelteilen des Antriebes 6,35 t. Das
                              									größte zulässige Zuggewicht auf einer Steigung von 25 v. T. bei 16 km
                              									Geschwindigkeit ist 77 t. Die Höchstgeschwindigkeit in der Ebene beträgt 64,5 km.
                              									Die Hauptmaschine ist ein Achtzylinder-Petroleummotor von 200 PS Leistung. Die
                              									Zylinder sind in V-Form angeordnet und haben 178 mm Durchmesser bei 203 mm Hub. Je
                              									zwei gegenüberliegende Zylinder arbeiten auf eine Kurbel, um die Baulänge der
                              									Maschiene möglichst zu verkleinern. Das Zuführungsrohr für den Brennstoff liegt
                              									zwischen den Zylindern oben und hat an jedem Ende einen Vergaser. Die
                              									Verbrennungskraftmaschine ist umsteuerbar, die normale Umlaufzahl beträgt 900, die
                              									höchste 1500 in der Minute. Es wird ein Brennstoffverbrauch von 0,0155 l Petroleum
                              									auf den t/km gewährleistet. Bei den preußischen Staatsbahnen wird mit 12 g Benzol
                              									auf den t/km gerechnet. Die Rückkühler liegen an den Wagenenden. Das Kühlwasser
                              									durchfließt beide hintereinander, so daß die Kühlwirkung bei Vorwärts- und
                              									Rückwärtsfahrt dieselbe bleibt.
                           Der Thomasantrieb besteht im wesentlichen aus einem Planetengetriebe und zwei
                              									Nebenschlußgeneratoren, die auch als Motoren laufen können. Die Kraftübertragung von
                              									der Verbrennungskraftmaschine geschieht teils mechanisch, teils elektrisch. Es soll
                              									dabei mit kleinen elektrischen Maschinen angefahren werden können, während der
                              									unmittelbare Antrieb bei Erreichung der Höchstgeschwindigkeit durch die
                              									Hauptmaschine geschehen soll. In der Abbildung bezeichnet A den Generator, B das Planetengetriebe. Das
                              									Planetengetriebe B, der Generator A und die beiden mechanischen Kuppelungen D und E bilden ein
                              									zusammenhängendes Ganzes. In der Abbildung ist links das Ende der Kurbelwelle der
                              									Verbrennungskraftmaschine gezeichnet Die Kurbelwelle istmit einer durchgehenden
                              									Welle starr gekuppelt, auf deren konischem Ende der umlaufende Teil des
                              									Planetengetriebes befestigt ist. Dieser Teil trägt oben und unten je eine Spindel,
                              									die in Kugellagern laufen, und auf denen je eines der Planetenräderpaare H und J befestigt ist. Die
                              									beiden Räder, die auf einer gemeinsamen Spindel sitzen, sind fest mit einander
                              									verbunden, haben aber verschiedene Durchmesser. Das größere Planetenrad H arbeitet auf ein Zahnrad F an einer Hohlwelle, die mit einer zweiten Hohlwelle zum Tragen des
                              									Ankers des Generators A verbunden ist. Das kleine
                              									Planetenrad J greift in ein Zahnrad G ein, dessen Welle durch die Magnetkuppelung E mit einer anderen Welle verbunden ist, die mittels
                              									Stirnradvorgeleges die Außenachse des einen Drehgestelles antreibt. Außerdem ist
                              									noch eine zweite Magnetkuppelung vorhanden, welche die Kurbelwelle der
                              									Verbrennungskraftmaschine mit den beiden Hohlwellen verbindet, auf denen der Anker
                              									des Generators A und das Zahnrad F sitzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 506
                              
                           Die Steuerung des Wagens geschieht durch zwei Fahrschalter an den Wagenenden. Jeder
                              									Schalter besetzt eine Schaltwalze für zwölf Geschwindigkeitsstufen und einen
                              									besonderen Hilfschalter. Beim Stillstande des Wagens sind die beiden Kuppelungen D und E gelöst. Beim
                              									Anfahren wird der Fahrschalter in die Maschinenanlaßstellung gebracht. Dadurch wird
                              									zugleich eine im Wagen vorhandene Speicherbatterie auf den Generator A geschaltet. Der Hilfschalter wird dann geschlossen
                              									und betätigt die Kuppelung D, die den Generator A mit der Verbrennungskraftmaschine verbindet. Der von
                              									der Speicherbatterie gespeiste Generator läuft hierbei als Motor und bringt die
                              									Antriebmaschine in Gang. Hierauf wird die Speicherbatterie und die Magnetkuppelung
                              										D wieder abgeschaltet, und die Antriebmaschine
                              									treibt nur noch die Welle des Planetengetriebes. Da dieses noch leer läuft, bewegt
                              									sich der Wagen noch nicht fort. Der Hilfschalter wird dann in Fahrtstellung
                              									gebracht, wobei die Kuppelung E betätigt wird, welche
                              									die Antriebswelle mit dem Zahnrad G verbindet. Durch
                              									den Reibungswiderstand der Triebräder des Drehgestelles wird das Zahnrad G festgehalten, der Generator A wird durch die Zahnräder J, H und F angetrieben und zwar entgegengesetzt der vorigen
                              									Drehrichtung, d.h. er erzeugt Strom.
                           Im zweiten Drehgestell des Wagens ist ein weiterer Generator (in der Abbildung nicht
                              									gezeichnet) eingebaut. Er wird nicht durch die Verbrennungskraftmaschine
                              									angetrieben. Mittels einer Uebertragungswelle und eines Stirnradvorgeleges ist der
                              									Generator C mit der äußeren Achse des zweiten
                              									Drehgestells verbunden. Wird nun der Hauptschalter betätigt, so wird eine Verbindung
                              									zwischen den beiden elektrischen Maschinen hergestellt. Infolge des Widerstandes,
                              									den jetzt der Anker des Generators A, der auf den
                              									andern Generator arbeitet, dem Antriebe entgegengesetzt, hat das Planetenrad H erheblichen Widerstand zu überwinden und überträgt
                              									ihn durch die Zahnräder J und G und die Antriebswelle
                              									auf die zugehörige Wagenachse, so daß der Wagen sich nun in Bewegung setzt. Die
                              									zweite Maschine läuft als Motor und erhält von der Maschine A Strom geliefert. Das Anfahren geschieht somit teils mechanisch durch das
                              									Planetengetriebe B, teils elektrisch durch die zweite
                              									Maschine. Die Belastung des Generators A wird
                              									allmählich gesteigert, so daß er immer langsamer läuft und schließlich stillsteht.
                              									Die Geschwindigkeit des Rades G und somit die
                              									Wagengeschwindigkeit nimmt dabei zu. In dem Augenblicke, wo die Maschine A stillsteht, ist der Wagenantrieb rein mechanisch.
                              									Wenn der Wagen seine höchste Fahrgeschwindigkeit erreicht hat, werden die
                              									Generatoren nicht mehr zur Kraftübertragung gebraucht, sie können dann zum Aufladen
                              									der Speicherbatterie benutzt werden, die zum Anlassen der Verbrennungskraftmaschine
                              									und zur Wagenbeleuchtung dient.
                           Diese Antriebsart bietet den Vorteil, die Verbrennungskraftmaschine verhältnismäßig
                              									einfach anlassen zu können, durch Kuppelung mit dem von einer Batterie gespeisten
                              									Generator. Die Verbrennungskraftmaschine kann deshalb beim Anhalten auf
                              									Zwischenstationen abgestellt werden, so daß an Brennstoff gespart wird.
                           Bei den benzolelektrischen Triebwagen ist dies nicht möglich, die Antriebsmaschinen
                              									laufen hier beim Anhalten weiter, wenn auch mit verminderter Umlaufzahl. Der Antrieb
                              									mittels Planetengetriebe scheint nicht einfach zu sein und erfordert dementsprechend
                              									größere Unterhaltungskosten. Die Anordnung der Maschinenanlage in der Wagenmitte ist
                              									nicht günstig. Die Zugänglichkeit wird erschwert. Die von der
                              									Verbrennungskraftmaschine ausgehenden Erschütterungen übertragen sich bei dieser
                              									Anordnung sicherlich auf das Fahrzeug. Außerdem werden die Fahrgäste stark unter der
                              									Wärme und Rauchentwicklung der Verbrennungskraftmaschine zu leiden haben.
                              									(Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen. 1915, Seite 326–329.)
                           W.
                           
                        
                           Ueber Wertberechnung in der Gießerei. Die gebräuchlichste
                              									Art der Wertberechnung ist auf die sogenannte Durchschnittsrechnung angelegt, wonach
                              									die Herstellungskosten auf einen oder mehrere Grundwerte (Gewicht der Ware, Gewicht
                              									an flüssigem Metall, Herstellerlohn) ganz oder teilweise aufgeschlagen wird. Man
                              									will hierbei das Anteilverhältnis der Herstellungskosten so niedrig wie möglich
                              									halten, um dessen Rückwirkung auf das Ergebnis möglichst einzuschränken.
                           Ein zweiter, wesentlich anderer Rechnungsweg eröffnet sich der Wertberechnung in der
                              									Gießerei durchdie Erkenntnis, daß ein gesetzmäßiger Zusammenhang zwischen den
                              									einzelnen Grundwerten und den Herstellungskosten, den man früher ohne weiteres
                              									annahm, nicht besteht. Daraus ergibt sich die unmittelbare Einzelbestimmung der
                              									verschiedenen Grundwerte für jedes einzelne Gußstück und eine einfache Aufzählung
                              									der gefundenen Werte. Bedeutet
                           EW = Eisen wert
                           HL = Herstellerlohn
                           HU = Herstellungsunkosten
                           AU = Allgemeine Unkosten
                           GW = Gewinn
                           VP = Verkaufspreis ab Werk
                           BW = Brucheisenwert
                           W = mittlere Wandstärke,
                           so ergibt sich folgende Gießereiwertberechnung:
                           
                              EW+ HL + HU + AU + QW = VP
                              
                           J. und E. Treuheit (Stahl und Eisen 1915, 1093)
                              									untersuchten nun, inwieweit die natürliche Lösung der Wertberechnungsaufgabe auch
                              									für die Stückausführung der Gußwaren und besonders ohne jede anteilige Beziehung der
                              									Herstellungskosten zu dem einen oder anderen oder mehreren vereinigten Grundwerten
                              									möglich ist. Bei der Feststellung der Herstellungskosten wurde daran festgehalten,
                              									daß diese durch den Formmaterialverbrauch zum Ausdruck kommen und sich als
                              									selbstständiger Summand der aufgestellten Grundformel der Wertberechnung eingliedern
                              									lassen. Zahlreiche Versuche haben ergeben, daß eine gesetzmäßige Abhängigkeit der
                              									Herstellungskosten von der Oberfläche des Gußstücks besteht, die einen neuen
                              									Rechnungsgang ohne umfangreiche Einzelbestimmungen an Formmaterialverbrauch
                              									durchzuführen gestattet.
                           Loebe.
                           
                        
                           Verfahren zum Ersticken von Grubenexplosionen durch nicht
                                 										brennbaren Staub. Bei der Betrachtung der Explosionsfähigkeit von
                              									Grubenwettern hat man sich zunächst zu vergegenwärtigen, daß eine Mischung von
                              									Kohlenstaub und Luft fast ebenso explosiv ist, wie eine Mischung von Grubengas
                              									(Methan) und Luft. Eine kleine Methanexplosion (die als solche wohl in Wirklichkeit
                              									nie vorkommen dürfte, da immer Kohlenstaub aufgewirbelt wird) kann ohne viel Schaden
                              									verlaufen; schwebt aber Kohlenstaub in der Luft, so kann, wenn die Bedingungen der
                              									Explosion aufrecht erhalten bleiben, die einmal eingeleitete Explosion sich in der
                              									Grube auf unbegrenzte Entfernungen fortpflanzen. Die Explosionsgefahr kann nun unter
                              									anderm dadurch herabgemindert werden, daß man explosiblen Mischungen Stoffe
                              									beimengt, die geeignet sind, die Stöße zwischen den Gasteilchen zu vermindern.
                              									Hierzu eignet sich, wie durch zahlreiche Versuche auf deutschen und englischen
                              									Versuchstrecken bewiesen ist, in hohem Maße Gesteinsstaub in Form gemahlenen
                              									Schiefers, Kalksteins und Walkerde. Man verteilt den Gesteinstaub auf Brettern usw.
                              									in der Strecke, streut wohl auch den Staub ab und zu in gefährlichen Grubenteilen
                              									aus. Dies Verfahren, das verschiedene Nachteile hat (es lagert sich auf dem
                              									Gesteinstaub neuer
                              									Kohlenstaub ab und macht den ersteren unwirksam, die Bretter können Feuer fangen,
                              									vermindern den Streckenquerschnitt usw.) soll durch ein von R. Cremer, Berlin, erfundenes Verfahren verbessert werden. Der Gesteinstaub
                              									wird hierbei nicht lose auf Bretter gehäuft usw., sondern in Form von glatten
                              									Wänden, Mauern, Kissen und Stäben in die gefährlichen Grubenteile gebracht. Die
                              									einzelnen Staubkörper sollen durch Pressen, Brikettieren so hergestellt werden, daß
                              									sie auf verschiedenste Weise in der Strecke (als Bekleidung der Wände z.B.)
                              									angebracht und miteinander verbunden werden können. Bei einem auftretenden
                              									Explosionsdruck werden die Körper dann zu Staub zermalmt.
                           Bei Anwendung einer genügenden Menge von Staub, die ja bei diesem Verfahren
                              									leicht geregelt werden kann, ist dann natürlich eine gewisse Herabminderung der
                              									Ausdehnungsgefahr einer Schlagwetterexplosion gewährleistet. (Rauch und Staub, 6.
                              									Jahrg. 1915, Nr. 1.)
                           Wüster.
                           
                        
                           Herr Prof. Dr. Adam Hofmann, Direktor der Spezialfabrik
                              									für Motorlastwagen und Motoromnibusse F. Büssing,
                              									Braunschweig, beging am 4. Dezember die zehnjährige Wiederholung des Tages seines
                              									Eintritts in das weltbekannte Werk als leitender Chefkonstrukteur.