| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 21 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Oelmaschinen und Dampfmaschinen. In der Gesellschaft
                              										„Diesel Engine Users“ wurde am 23. Juni 1916 ein Vortrag über
                              										„Oelmaschinen in Verbindung mit Dampfmaschinen“ gehalten, dem nach der
                              									Zeitschrift Engineering 1916 S. 68 bis 70 folgendes entnommen ist.
                           In England gibt es Dutzende kleinerer Dampfkraftanlagen (mit oder ohne Kondensation)
                              									zur Erzeugung elektrischen Stromes von etwa 1500 KW Leistung. Die Tab. 1 enthält die
                              									entsprechenden Daten dreier solcher Elektrizitätswerke, bei denen als Neuerung neben
                              									den Dampfmaschinen auch Oelmaschinen zur Erzeugung des elektrischen Stromes
                              									verwendet werden. Es wird in diesem Vortrage darauf hingewiesen, daß man der
                              									Einführung der Dieselmaschine, die aus Deutschland kam, mit Mißtrauen entgegentrat
                              									und sogar vorzog, die unwirtschaftlichen Dampfmaschinen ohne Kondensation
                              									beizubehalten. Es wird dabei bemerkt, daß England die besten Steinkohlen der
                              									Welt besitzt, aber die Treiböle für die Dieselmaschinen aus dem Auslande beziehen
                              									muß, die in ihrem Preise fortwährend steigen. Außerdem sind auch die
                              									Anschaffungskosten für eine gute Dieselmaschinenanlage höher als für eine
                              									entsprechende Dampfmaschinenanlage. In letzter Zeit findet nun in England die
                              									Dieselmaschine mehr und mehr Eingang, da man auch hier versucht, wie es in
                              									Deutschland geschieht, die billigeren Steinkohlenteeröle als Treiböle zu verwenden.
                              
                              									In der Tabelle sind die Anschaffungskosten für Dieselmaschinen ausführlich
                              									angegeben, während für die Dampfmaschinen nur die Gesamtkosten angeführt sind. Die
                              									Gestehungskosten für 1 KW sind für deutsche Verhältnisse hoch. Es muß aber darauf
                              									hingewiesen werden, daß die große Anlage B veraltet ist, sie arbeitet noch ohne
                              									Kondensation.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 22
                              Tabelle 1.; A (1048 KW); B (3700
                                 										KW); C (1400 KW); Elektrizitätswerk; Letztes
                                 										Betriebsjahr; Letztes Betriebsjahr vor Einführung der Dieselmaschinen;
                                 										Insgesamt; für 1 KW; Anschaffungspreis der Dieselmaschinen mit Dynamos;
                                 										Anschaffungspreis für Fundamente; Anschaffungspreis für Zubehör; Gesamtkosten
                                 										der Dieselanlage; Leistung der Dieselmaschinen; Gesamtkosten der
                                 										Dampfmaschinenanlage; Leistung der Dampfmaschinenanlage; Gestehungskosten für 1
                                 										KW der gemischten Anlage; Erzeugte KW-Stunden der Dieselanlage; Erzeugte
                                 										KW-Stunden der Dampfkraftanlage; Erzeugte KW-Stunden insgesamt;
                                 										Brennstoffkosten; Kosten für Schmierung, Wasser usw.; Kosten für Wartung; Kosten
                                 										für Ausbesserung; Kosten für Verwaltung usw.; Gesamtkosten für 1 KW; Thermischer
                                 										Wirkungsgrad; Verhältnis des Oelpreises zum Kohlenpreis; Belastungsfaktor für
                                 										die Dampfmaschinen; Belastungsfaktor für die Oelmaschinen; Jährlicher
                                 										Belastungsfaktor
                              
                           
                           Für das Elektrizitätswerk A waren bereits im Jahre 1911 Vergrößerungen
                              									notwendig. Nach genauen Berechnungen entschied man sich für Dieselmaschinen. Es
                              									wurden zwei Dieselmaschinen mit einer Gesamtleistung von 250 KW aufgestellt. Die
                              									Befürchtung, daß die Betriebssicherheit dieser Maschinen gering sein werde, hat sich
                              									als unrichtig erwiesen. Im Elektrizitätswerk B wurden ebenfalls zur Vergrößerung der
                              									Anlage drei Dieselmaschinen aufgestellt. Bei der 260 KW-Maschine betrugen die
                              									Anschaffungskosten 385,4 M für 1 KW. Im Jahre 1914/15 war hier Dieselmaschine I
                              									wegen eines Kolbenbruches 12 Stunden, Maschine II wegen Beschädigung der
                              									Zylinderkühlung der Hochdruckkompressorstufe 12 Stunden, und Maschine III wegen
                              									Störungen am Kompressor 36 Stunden außer Betrieb. Die Tab. 2 zeigt, daß durch die
                              									Einführung der Dieselmaschinen bei Elektrizitätswerken sich eine Gewinnsteigerung
                              									ergeben hat. Die Zusammenstellung umfaßt acht solche Werke mit Dampfmaschinen und
                              									Dieselmaschinenbetrieb.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Verkleinerung derBrennstoffkostenfür 1
                                    
                                    											KW
                                 Durchschnitts-gewinn für 1
                                    											KWMaximalleistungbei Dampfbetrieb
                                 Durchschnitts-gewinn für 1 KWMaximalleistung
                                    											beiDampf- und Oel-maschinenbetrieb
                                 
                              
                                 1
                                 0,31 M
                                 226  M
                                 282   M
                                 
                              
                                 2
                                 0,23  „
                                 198   „
                                 210    „
                                 
                              
                                 3
                                 0,20  „
                                 176   „
                                 286    „
                                 
                              
                                 4
                                 0,18  „
                                 222   „
                                 304    „
                                 
                              
                                 5
                                 0,10  „
                                 67,4  „
                                 138    „
                                 
                              
                                 6
                                 0,21  „
                                 16,8  „
                                 20,4   „
                                 
                              
                                 7
                                 0,11  „
                                 19,6  „
                                 23,0   „
                                 
                              
                                 8
                                 0,06  „
                                 26,8  „
                                 30,2   „
                                 
                              
                           Für die Lieferung einer 400 PSe-Dieselmaschine für
                              									eines der genannten Elektrizitätswerke wurden hierbei folgende Angebote gemacht.
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Lei-stunginPSe
                                 Zy-linder-anzahl
                                 Umdr.i. d.Min.
                                 Zylin-der-Φi. Zoll
                                 Hubin Zoll
                                 
                                    
                                    \frac{\mbox{Hub}}{\Phi}
                                    
                                 Verhältnis
                                    											d.Preisabgeb.zumniedrigstenAngebot
                                 
                              
                                 1
                                 400
                                 3
                                 187
                                 20
                                 28,4
                                 1,42
                                 1,64
                                 
                              
                                 2
                                 400
                                 4
                                 175
                                 18
                                 26
                                 1,44
                                 1,26
                                 
                              
                                 3
                                 375
                                 3
                                 200
                                 18
                                 26
                                 1,20
                                 1,20
                                 
                              
                                 4
                                 375
                                 3
                                 200
                                 20
                                 24
                                 1,40
                                 1,20
                                 
                              
                                 5
                                 400
                                 4
                                 175
                                 17¾
                                 24¾
                                 1,48
                                 1,18
                                 
                              
                                 6
                                 400
                                 4
                                 187
                                 17
                                 25¼
                                 1,46
                                 1,18
                                 
                              
                                 7
                                 400
                                 4
                                 180
                                 17¾
                                 26
                                 1,49
                                 1,04
                                 
                              
                                 8
                                 386
                                 3
                                 175
                                 18¾
                                 28
                                 1,51
                                        1
                                 
                              
                                 9
                                 400
                                 4
                                 175
                                 17½
                                 26½
                                 1,51
                                 1,04
                                 
                              
                           W.
                           –––––
                           Amerikanische Lokomotiven. Die
                              									Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft hat in letzter Zeit für die Personen- und
                              									Güterbeförderung besonders starke Lokomotiven in den Dienst gestellt, zu denen
                              									neuerdings die Personenzuglokomotiven K 4 S der Pacific- oder 4-6-2-Bauart und die
                              									Güterzuglokomotiven L 1 S der Mikado- oder 2-8-2-Bauart hinzugekommen sind. Diese
                              									Lokomotiven besitzen Kessel von besonders großer Leistungsfähigkeit und sind in den
                              									Juniata-Werkstätten der Gesellschaft zu Altoona gebaut.
                           Die Personenzuglokomotiven K 4 S sind dazu bestimmt, schwere Personenzüge auf den
                              									Bergstrecken der Pennsylvania-Gesellschaft zu befördern, und sie haben sich sehr gut
                              									bewährt. Bei den Lokomotiven K 4 S ist die Heizfläche um 12,8 v. H., die Rostfläche
                              									um 28,9 v. H., der Zylinderinhalt um 36,3 v. H. und die Belastung der Treibachsen um
                              									12,8 v. H. vergrößert worden gegenüber den Lokomotiven K 2 S A, die früher den
                              									Personenzugdienst auf den gleichen Strecken versahen. Das Dienstgewicht der neuen
                              									Lokomotiven ist dabei nur um 5,4 v. H. größer geworden. Die Güterzuglokomotiven sind
                              									ebenfalls in den Werkstätten der Gesellschaft gebaut.
                           Die Tabelle enthält die Hauptabmessungen der beiden Lokomotivbauarten.
                           
                              
                                 
                                 K 4 S
                                 L 1 S
                                 
                              
                                 Zylinderdurchmesser
                                 mm
                                   685
                                   685
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 „
                                   711
                                   762
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 „
                                 2032
                                 1575
                                 
                              
                                 Durchm. d. Treibachsenlagers
                                 „
                                   280
                                   280
                                 
                              
                                 Länge d. Treibachsenlagers
                                 „
                                   381
                                   381
                                 
                              
                                 Anzahl der Heizröhren
                                 
                                 236 zu 2¼''  40 zu 5½''160 zu 1½''
                                 236 zu 2¼''  40 zu 5½''160 zu 1½''
                                 
                              
                                 Länge der Heizröhren
                                 mm
                                 5700
                                 5700
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 m2
                                 6,5
                                 6,5
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerbuchse
                                 „
                                 29,26
                                 29,26
                                 
                              
                                         „          „  Röhren
                                 „
                                 337,31
                                 337,31
                                 
                              
                                         „        des Ueberhitzers
                                 „
                                 159,77
                                 159,77
                                 
                              
                                 Dampfdruck
                                 at
                                 14
                                 14
                                 
                              
                                 Gesamtgewicht
                                 kg
                                 91600
                                 100000
                                 
                              
                                 Zugkraft
                                 „
                                 20000
                                   27800
                                 
                              
                           (Engineering 1916 S. 98 bis 99.)
                           W.
                           Einsturz der neuen Quebecbrücke. Aus Quebec wird
                              									berichtet, daß sich am 11. September 1916 beim Einschwimmen des Schwebeträgers der
                              									nahezu fertiggestellten neuen Quebecdrücke (Abb. 1)
                              									ein erheblicher Unfall ereignete. Wie erinnerlich, stürzte der Vorgänger dieser
                              									Brücke, die alte Quebecbrücke (Abb. 2), am 29. August
                              									1907 infolge nicht genügender Knickfestigkeit eines Untergurtstabes des
                              									Auslegerarmes, wegen zu geringer Quersteifigkeit der Brücke und infolge eines
                              									Fehlers bei der Vorberechnung des Eigengewichtes ein. Für den Neubau der
                              									Quebecbrücke waren von vier Firmen, unter anderen auch von einer deutschen, der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg in Gustavsburg,
                              									Entwürfe eingereicht. Der Zuschlag wurde der St. Lawrence
                                 										Bridge Company für die Kostensumme von 36 Mill. M erteilt. Bei einer Breite
                              										von 26,75 m und
                              									einer Länge der Mittelöffnung von 548,7 m beträgt das Eigengewicht des Ueberbaues
                              									43500 t (51 t/m).
                           Nach den bisherigen Berichten nahm der Brückenbau einen planmäßigen Verlauf. Die
                              									Seitenöffnungen waren bereits fertiggestellt und am 11. September sollte der
                              									Schwebeträger, der etwa 5 km stromabwärts an einer seichten Stelle zusammengebaut
                              									worden war, auf Prähmen herangeschleppt und eingefügt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 24
                              Abb. 1. Neue Quebecbrucke.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 24
                              Abb. 2. Alte Quebecbrucke.
                              
                           Um den Schwebeträger von den Prähmen in die Fahrbahnebene hochzuziehen, wurde dieser
                              									an beiden Enden auf kräftige Querträger aufgelagert, die durch je zwei, 36 m lange
                              									Zugstangen an den Auslegerträgern befestigt waren. Die Zugstangen standen mit
                              
                              									Pressen in Verbindung, die mit Druckwasser von 300 at gespeist wurden und 600 mm
                              									Hubhöhe hatten. Die jeweilige Stellung wurde durch von Hand betriebenen
                              									Schraubenwinden gesichert. Für die Beurteilung des Unfalles ist es wesentlich, daß
                              									der Schwebeträger mit doppelten Zylinderzapfenkipplagern, deren beide Zapfen sich
                              									kreuzten, auf den Querträgern aufruhten und daß die Querträger nur durch je zwei, in
                              									der Mittelachse des Querträgerquerschnittes angeordnete Zugstangen aufgehängt
                              									waren.Die Anordnung mußte, sobald die Auflagerdrücke des Schwebeträgers nicht genau
                              									mit der Mittelachse der Zugstangen, bzw. der Querträger zusammenfielen, ein
                              									beträchtliches Moment hervorrufen, das die Querträger verdrehte und dadurch ein
                              									Abgleiten des Schwebeträgers ermöglichte, als gegen ein Abgleiten der
                              									Zylinderzapfenkipplager ausreichende Sicherungen nicht getroffen waren. Wenn die
                              									Zylinderzapfenkipplager von vornherein auch zentrisch auf die Querträger aufgebracht
                              									werden konnten, so war doch keinerlei Vorsorge getroffen, daß diese Lage im Verlaufe
                              									des Hochziehens auch beibehalten blieb. Eine Temperaturerniedrigung von 5° C konnte
                              									schon eine solche Verkürzung des Schwebeträgers hervorbringen, daß die Kipplager um
                              									33 mm aus der zentrischen Lage verschoben wurden. Diese Verschiebung reichte aber
                              									schon vollkommen aus, um ein Abgleiten des Schwebeträgers möglich zu machen. Während
                              									die ersten Berichte den Unfall auf einen Bruch der Zugstangen zurückzuführen
                              									suchten, ergab der Befund jedoch den vorstehend geschilderten Sachverhalt.
                           Nach dem vorliegenden Bericht scheint zunächst das südwestliche Auflager abgeglitten
                              									zu sein. Da die übrigen drei Kipplager noch hielten, versuchte man in fieberhafter
                              									Eile den Schwebeträger durch Ketten an die Auslegerarme zu befestigen. Ehe ein
                              									genügender Anschluß an die Auslegerarme hergestellt werden konnte, glitten jedoch
                              									auch die übrigen drei Kipplager vom Querträger ab und schließlich stürzte der 195 m
                              									lange und 5147 t schwere Schwebeträger in den an dieser Stelle 46 m tiefen St.
                              									Lorenzstrom. Dem Berichte nach scheinen viele Menschen ums Leben gekommen zu sein.
                              									Die Schifffahrt ist auf unbestimmte Zeit stillgelegt.
                           Der Unfall zeigt wieder einmal, welch außerordentliche Vorsicht beim Bau
                              									weitgespannter Brücken und bei der Anwendung der üblichen Konstruktionsregeln auf
                              									diese notwendig ist.
                           W. Gutacker.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 24
                              Abb. 1. Riß in Richtung des Umfanges
                              
                           Die Verwendung der Zoelly-Leiträder von Dampfturbinen für
                                 										überkritische Dampfgeschwindigkeiten. Nach früherer Anschauung war nur in
                              									den Laval-Düsen, die einen sich zunächst verengenden,
                              									dann weiter werdenden Durchflußkanal besitzen, die Umsetzung des ganzen
                              									Druckgefälles in Strömungsenergie möglich. In der bis zur Austrittsöffnung enger
                              									werdenden Zoelly-Mündung sollte nur eine Expansion bis
                              									zum „kritischen Druck“ eintreten können, so daß als höchste in ihnen
                              									erreichbare Geschwindigkeit die dem „kritischen Zustande“ entsprechende
                              									Schallgeschwindigkeit angesehen wurde. Neuere Versuche zeigten, daß die obige
                              									Anschauung irrig ist. Auch in Zoelly-Mündungen kann die
                              									Schallgeschwindigkeit erheblich überschritten werden, was als eine Wirkung des
                              									Schrägabschnittes (vgl. Abb. 1) angesehen werden muß.
                              									Bis zum Querschnitt CD der Mündung ist nämlich
                              									eine wesentliche Ueberschreitung der Schallgeschwindigkeit nicht festzustellen. Eine
                              									solche tritt vielmehr erst im Dreieck CDE ein, wo
                              									überdies eine Strahlablenkung stattfindet, die mit der Größe des dort umgesetzten
                              
                              									Druckgefälles zunimmt. Nun sind Zoelly-Mündungen, deren
                              									aus Blech bestehende Zwischenwände weit weniger sorgfältig bearbeitet werden wie die
                              									der Laval-Düsen, ein billiger Ersatz für letztere. Auch bleibt ihr
                              									Wirkungsgrad innerhalb eines großen Gefällebereiches fast unverändert, so daß ihre
                              									Verwendung besonders in den letzten Turbinenstufen vorteilhaft ist, da dort das
                              									Druckgefälle bei Entlastung der Turbine starken Schwankungen unterliegt. Loschge wies daher schon mehrfach auf sie hin und
                              									versucht nunmehr in Heft 38 und 39 der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure
                              									zu zeigen, wie bei der Berechnung einer Turbine vorzugehen ist, die mit Zoelly-Mündungen für ein gegebenes Druckgefälle versehen
                              									werden soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 25
                              Abb. 2. Expansion am Ende einer Düsenwand, Bezeichnung der Winkel
                              
                           Die Grundlagen der Theorie der vorliegenden
                              									Strömungsverhältnisse gab Prandtl. Er zeigte, auf
                              									Vorarbeiten Machs sich stützend, daß, wenn ein Dampf-
                              									oder Gasstrahl am Ende einer Düsenwand in einen Raum mit niedrigerem Drucke
                              									eintritt, eine Verdünnungswelle entsteht, die unter dem sogenannten Machschen Winkel δ3 (vgl. Abb. 2) gegen
                              									die Strömungsrichtung geneigt ist. Die Linie C III, auf
                              									der sich die Drucksenkung zuerst bemerkbar macht, kann somit als Grenzisobare
                              									bezeichnet werden. Die Expansion bis zum Druck der Umgebung verläuft so, daß auch
                              									fernerhin die Isobaren Gerade bleiben, die von der Ecke C ausgehen. Auf der zweiten Grenzisobare C
                                 										II, die unter dem Machschen Winkel δ2 gegen die neue
                              									Strömungsrichtung geneigt ist, wird der Außendruck erreicht. Die Größe der beiden
                              									Winkel δ ist durch die Beziehung sin δ gleich
                              										\frac{\mbox{Schallgeschwindigkeit}}{\mbox{Strahlgeschwindigkeit}}
                              
                              									bestimmt. Eine vorzügliche rechnerische Behandlung des vorliegenden Strömungsfalles
                              									verdankt man Th. Meyer. Unter Annahme verlustfreier
                              									Expansion gelangt er zu Gleichungen für den Komplementwinkel ψ des Machschen Winkels (vgl. Abb. 2) und für den Winkel φ, den die betrachtete Isobare mit einer für die Rechnung angenommenen
                              									Hülfsachse CO einschließt. Es wäre somit die
                              									Ablenkung ω = (φ2 – ψ2) – (φ3 – ψ3) = v2
                              									– v3 bestimmbar. In
                              										Abb. 3 sind die unter Berücksichtigung der
                              									Reibung aus den Gleichungen Meyers berechneten Werte von ψ,
                                 										φ und v als Ordinaten über
                              										\frac{p}{p_1} als Abszissen eingetragen, wo p den Druck auf der betrachteten Isobare, p1 den Druck vor der
                              									Düse bedeutet. Nun wäre bei einer Zoelly-Mündung die
                              									Geschwindigkeit des Dampfstrahles beim Ueberschreiten der ersten Grenzisobare gleich
                              									der Schallgeschwindigkeit, das heißt der Machsche
                              									Winkel δ3 (vgl. Abb. 2) ist gleich 90° und ψ3 ist gleich 0. Ferner lehren die von Meyer gegebenen Formeln, daß in diesem Falle auch φ3 gleich Null wird.
                              									Die erste Grenzisobare fällt daher mit der Linie CD (vgl. Abb. 1) zusammen, und die Lage der
                              									zweiten Grenzisobare läßt sich leicht bestimmen, indem man den Wert von φ2 für das gegebene
                              									Verhältnis des Gegendruckes zum Drucke vor der Düse aus Abb. 3 entnimmt. Ebenso kann man die Größe der Ablenkung feststellen, da
                              										v3 gleich Null ist,
                              									während v2 sich
                              									wiederum aus Abb. 3 ergibt. Diese Figur kann endlich
                              									auch zur Bestimmung des in der Mündung ausnutzbaren Druckgefälles dienen, wenn man
                              									mit ihrer Hilfe für den Winkel 90° – α das Verhältnis
                              									feststellt. Der Neigungswinkel α ist somit für die
                              									Größe des verarbeiteten Gefälles maßgebend. Letzteres ist bei Heißdampf größer als
                              									bei Sattdampf. Bei Laval-Düsen tritt im Schrägabschnitt
                              									eine geringere Umsetzung von Druck in Strömungsenergie auf, weil, wie eine
                              									Untersuchung mit Hilfe der Formeln Meyers zeigt, ein
                              									immer größeres Stück des Austrittsdreiecks für die Verarbeitung des Druckgefälles
                              									verloren geht, wenn die Strahlgeschwindigkeit bereits am Ende des sich erweiternden
                              									Teiles groß ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 25
                              Abb. 3. Einfluß der Reibung auf die Kurven für φ,
                                    											ψ und v bei überhitztem Dampf
                              
                           Demzufolge ist aber auch die Ablenkung des Strahles geringer.
                              									Dies ist ein wesentlicher Vorzug, da der Wirkungsgrad am Radumfange von der Arbeit
                              									am Radumfange abhängt und diese mit wachsender Strahlablenkung sinkt. Wenn man
                              									letztere aus Abb. 3 und das Wärmegefälle bzw. die
                              									adiabatische Geschwindigkeit aus dem Mollier-Diagramm
                              									bestimmt hat, kann die Ermittlung der für stoßfreien Eintritt erforderlichen Laufradform in
                              									bekannter Weise mit Hilfe des Geschwindigkeitsdreiecks geschehen. Bei der Benutzung
                              									der Rechnung Meyers wäre noch zu berücksichtigen, daß
                              									einerseits die von der Ecke C (Abb. 1) eingeleitete Expansion den Dampfstrahl von der Wand DE ablenkt, andererseits wegen des
                              									Druckunterschiedes zwischen Spalt und Strahl letzterer das Bestreben zeigen wird, in
                              									Richtung des Fahrstrahles C III (Abb. 2) zu expandieren. Infolgedessen werden die
                              									Isobaren in der Nähe der Rückwand gemäß Abb. 4
                              									zurückgebogen. Eine Verringerung der Strahlablenkung ließe sich nun wahrscheinlich
                              									dadurch erzielen, daß man den Einfluß der Rückwand auf die Strömungsverhältnisse
                              									vergrößert, indem man die Strecke DE (vgl. Abb. 1) schräg zur Mittelachse legt in Annäherung an
                              									die Lavalsche Erweiterung. Eine dementsprechende
                              									Düsenform wurde vor kurzem von den Bergmann-Elektrizitätswerken zum Patent angemeldet. Wird der Zoelly-Mündung ein zu großes Druckgefälle zur
                              									Verarbeitung überwiesen, so tritt bei reichlicher Bemessung der Laufradquerschnitte
                              									Spaltexpansion ein. Die von der Ecke C eingeleitete
                              									Expansion würde daher auf der Isobare CF (Abb. 1) endigen. Die durch E hervorgerufene Expansion läge zwischen den Isobaren EG und EH. Wie Abb. 4 am
                              									deutlichsten erkennen läßt, steht somit auch in diesem Falle der größte Teil des
                              									Strahles unter dem Einflüsse der Ecke C. Die Ablenkung
                              									würde etwas stärker werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 26
                              Abb. 4. Theoretischer Verlauf der Isobaren im Austrittsdreieck und im Spalt
                                 										bei einer Zoelly-Mündung
                              
                           Schmolke.
                           –––––
                           Die Bedeutung der Dampfdruckmessungen bei tiefen Temperaturen
                                 										in der Thermochemie. Von besonderer Bedeutung für die Thermochemie ist eine
                              									gründliche experimentelle Untersuchung des Dampfdruckes in einem weiten
                              
                              									Temperaturbereiche. Dessen Kenntnis ist nämlich erforderlich, wenn man den Verlauf
                              									von chemischen Reaktionen auf Grund von thermischen Messungen vorausberechnen will.
                              									Dies ist aber die für die Praxis wichtigste Aufgabe der Thermochemie. Insbesondere
                              									interressiert den Techniker die Feststellung der Arbeitsfähigkeit von Brennstoffen.
                              									Wie in D. p. J. S. 26 d. Bd. gezeigt wurde, gelingt die Vorausbestimmung der
                              									Höchstarbeit eines chemischen Vorganges mit Hilfe des dritten Wärmesatzes, wenn man
                              									die in dem Ausdrucke l\,n\,\zeta=-\frac{\lambda_0}{R\,T}+\frac{d_0}{R}\,l\,n\,T+\frac{\beta_0}{R}\,T+\frac{\gamma_0}{2\,R}\,T^2\ .\ .\ .+i vorkommende Konstante i
                              									berechnen kann. Es bedeuten in obiger Gleichung ζ die
                              
                              									Sättigungskonzentration, λ0 die Kondensationswärme nahe dem absoluten Nullpunkte, R die Gaskonstante, T die
                              									absolute Temperatur und die Nenner des zweiten und der folgenden Glieder Festwerte,
                              									die die Abhängigkeit der Wärmetönung des Kondensationsprozesses von der Temperatur
                              									kennzeichnen. Für die Berechnung von i empfiehlt es
                              									sich, den Dampfdruck p in die Gleichung einzuführen.
                              									Dies ist möglich, da bekanntlich in einem Gasgemisch der Partialdruck eines
                              									Bestandteiles der Anzahl der Moleküle dieses Bestandteiles und somit auch seiner
                              									Konzentration verhältnisgleich ist. Es besteht beim Gleichgewicht zwischen einer
                              									Flüssigkeit und ihrem gesättigtem Dampfe die Beziehung p = ζRT, so daß man sofort schreiben
                              									kann: l\,n\,p=-\frac{\lambda_0}{R\,T}+\frac{R+\alpha_0}{R}\,l\,n\,T+\frac{\beta_0}{R}\,T+i+l\,n\,R. Allerdings gilt diese Formel nur, wenn der gesättigte Dampf den
                              									Gasgesetzen gehorcht und sein Rauminhalt sehr groß gegenüber dem der Flüssigkeit
                              									ist. Indessen ergibt sich ein ganz gleich gebauter Ausdruck, wenn man in die überall
                              									geltende Gleichung von Clausius-Clapeyron
                              									\lambda=T\,\frac{d\,p}{d\,T}\,(v-v_0) einige allen Anforderungen an ein Annäherungsverfahren entsprechende
                              									Annahmen einführt. Es bedeuten in der angegebenen Gleichung v und v0 das
                              									Molekularvolumen des gesättigten Dampfes und der Flüssigkeit. Die erste der
                              									erwähnten Annahmen bezieht sich auf die Volumenverhältnisse. Sofern nämlich der
                              									sogenannte reduzierte Druck, d.h. der Quotient von Dampfdruck p und kritischem Druck π
                              									übereinstimmt, hat der Rauminhalt gesättigter Dämpfe nahezu den gleichen, von der
                              									Art des Stoffes unabhängigen Wert. In wissenschaftlicher Form bringt man diese
                              									Erfahrungstatsache zum Ausdruck, indem man sagt: Das Theorem der übereinstimmenden
                              									Zustände trifft für die Volumverhältnisse bei übereinstimmenden Drücken zu. Die für
                              									einen einzelnen Stoff gefundene Formel p\,(v-v_0)=R\,T\,\left(1-\frac{p}{\pi}\right) dürfte somit allgemeine Gültigkeit
                              									besitzen. Ferner wurde festgestellt, daß die Verdampfungswärme, sofern ein Druck von
                              									20 at nicht überschritten wird, mit hinreichender Genauigkeit durch die Gleichung
                              									\lambda=(\lambda_0+3,5\,T-\varepsilon\,T^2)\,\left(1-\frac{p}{\pi}\right), wo ε ein Festwert ist, bestimmt werden
                              									kann. Vereinigt man die beiden Erfahrungsformeln mit der Gleichung von Clausius-Clapeyron, so ergibt sich sofort durch
                              									Integration der der obengenannten Dampfdruckformel völlig entsprechende Ausdruck
                              									l\,n\,p=-\frac{\lambda_0}{R\,T}+\frac{3,5}{R}\,l\,n\,T-\frac{\varepsilon}{R}\,T+i+l\,n\,R. Mit seiner Hilfe könnte i bzw. die für
                              									manche angewandte Rechnung bequemere „chemische Konstante“
                              									C=\frac{i+l\,n\,R}{2,302} berechnet werden, sofern die Werte von λ0 und ε bekannt wären.
                              									Auf kürzestem Wege gelangte man zu deren Kentnis durch Benutzung von
                              									Dampfdruckkurven. Leider sind solche bisher meist noch nicht bis zu hinreichend
                              									niedrigen Drücken bestimmt. Das geschilderte von Nernst
                              									angegebene Rechnungsverfahren gilt zwar nur unter den erwähnten Annahmen, hat sich aber
                              									innerhalb eines großen Temperaturbereichs bewährt. Die an letzter Stelle gebrachte
                              									Gleichung trägt den tatsächlichen Verhältnissen besser Rechnung als manche
                              									mehrkonstantige Formel.
                           Schmolke.
                           –––––
                           Flußmittel zum elektrischen Schweißen von schmiedbarem
                                 
                                 										Eisen? Beim gewöhnlichen Schweißverfahren dient das Flußmittel
                              									hauptsächlich zum Unschädlichmachen der durch die Erhitzung gebildeten
                              									Eisenoxydverbindungen. Diese bilden sich beim elektrischen Schweißen nicht, da der
                              									Flammenbogen reduzierend wirkt. Die elektrische Schweißung wurde bis vor kurzem fast
                              									nur zum Ausbessern von Stahlguß verwandt. Neuerdings schweißt man im Harz allerdings
                              									auch ohne Flammenbogen (Widerstandserhitzung) Henkel und dergleichen an Gefäße,
                              									verwendet aber dazu, so weit bekannt, keine Flußmittel.
                           Loebe.
                           –––––
                           Steuerung für Dampflokomotiven. Die früher viel
                              									verwendeten Bauarten wie Stephenson-Allan- und Gooch-Steuerungen sind jetzt fast ganz verlassen. Für
                              									innenliegendes Triebwerk wird besonders in England die Joy-Steuerung benutzt, in Deutschland die Heusinger-Steuerung für außen liegendes Triebwerk. Die durch diese
                              									Steuerungen erhaltenen Schieberbewegungen sind nicht vollkommen einwandfrei. Bei 20
                              									v. H. Füllung ist dabei die Kanaleröffnung nur mehr etwa ein Fünftel der
                              									Kanaleröffnungen bei 75 v. H. Füllung. Dies ist um so nachteiliger, als gerade bei
                              									kleineren Füllungen bei Fahrten in der Ebene die größte Fahrgeschwindigkeit und
                              									somit auch die größten Kolbengeschwindigkeiten mit kleinsten Kanaleröffnungen
                              									zusammenfallen.
                           Es sind deshalb schon viele Steuerungen versucht worden, die auch bei kleinen
                              									Füllungen große Kanaleröffnungen ergeben, so z.B. die Joungsche Hahnsteuerung, die Meyersche
                              									Expansionssteuerung und die Lentzsche Ventilsteuerung.
                              									Die Heusingersteuerung hat gleichbleibende Voreilung, bleibt vom Federspiel fast
                              									unbeeinflußt, ebenso von der endlichen Schubstangenlänge. Sie wird darum bei
                              									außenliegendem Triebwerk am häufigsten verwendet. Für innenliegendes Triebwerk ist
                              									sie dagegen weniger geeignet. Es wird in diesem Falle, wie bereits erwähnt, häufig
                              									die Joy-Steuerung verwendet. Da aber bei dieser Steuerung
                              									der Antrieb von einem Punkte der Triebstange erfolgt, welcher dem Federspiel
                              									unterliegt, so macht sich dieser Einfluß auf die Dampfverteilung nachteilig
                              									bemerkbar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 27
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 27
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 27
                              Abb. 3.
                              
                           Die in der Abb. 1 bis 3
                              									dargestellte Verhoop-Steuerung ist dagegen vom Federspiel
                              									unbeeinflußt. Die Schieberbewegung wird durch zwei von den beiden Kreuzköpfen
                              									abgeleitete geradlinige Bewegungen hervorgerufen. Die vom Kreuzkopf abgeleitete
                              									Grundbewegung ist für alle Füllungen gleich und wird durch einen dem der
                              									Heusingersteuerung ähnlichen Gegenlenker a verkleinert.
                              									Die zweite Grundbewegung wird vom zweiten Kreuzkopf abgeleitet. Diese Bewegung wird
                              									durch die Schubstangen b und c bzw. b1 und
                              										c1, die Hebel d und d1 bzw. d1 und e1 und die Welle h bzw.
                              										h1 der Gleitführung
                              									zugeleitet. Die Gleitführungen werden vom Führerhaus aus verstellt, und hierdurch
                              									wird die Schieberbewegung je nach Größe der Füllung und der Fahrtrichtung verändert.
                              										Die
                              									Schieberellipsen nach Abb. 4 zeichnen sich durch
                              									große Gleichmäßigkeit aus, so daß der Einfluß der endlichen Länge der
                              									Schieberstangen bei der Verhoopsteuerung nur sehr gering sein kann. Abb. 5 zeigt, daß, wie bei der Heusingersteuerung, die
                              									Schieberschubstange bei innerer Einströmung den Gegenlenker oberhalb der
                              									Schieberstange angreift. Bei äußerer Einströmung dagegen liegt nach Abb. 6 der Angriffspunkt unterhalb der
                              									Schieberstange.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 28
                              Abb. 4.
                              
                           Zum Entwurf der Verhoopsteuerung verwendet man am besten das in Abb. 7 dargestellte Zeunerdiagramm. In üblicher Weise
                              									wird die Kanalbreite und die äußere Ueberdeckung festgelegt und dann die größte
                              									Füllung und die Voreilung bestimmt. Durch die Punkte EOF wird der Schieberkreis für die größte Füllung gelegt. Die beiden
                              									Grundbewegungen folgen sich im Abstande von 90° der Radumdrehung, a ist die vom gleichseitigen und b die vom gegenseitigen Kreuzkopf herrührende größte
                              									Verschiebung aus der Mittellage. Bezeichnet c den
                              									größten Schieberweg von der Mittellage aus und δ den
                              									Voreilwinkel des Ersatzexzenters, so wird c=\sqrt{a^2+b^2} und c = a sin δ +
                              										b cos δ.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 28
                              Abb. 5.
                              
                           Die Vorteile dieser Steuerung für innenliegendes Triebwerk sind vollständige
                              									Unabhängigkeit vom Federspiel, fast vollständiger Ausgleich des Einflusses der
                              									endlichen Stangenlänge. Außerdem wird eine gute Dampfverteilung bei gleichbleibender
                              									Voreilung erreicht. Die Steuerung ist unabhängig von der Treibachse und kann deshalb
                              									dort verwendet werden, wo früher wegen Platzmangel nur die Joysteuerung
                              									Verwendung fand. Je weniger Gelenke eine Steuerung besitzt, desto besser ist ihre
                              									Wirkungsweise. Bei der hier beschriebenen Steuerung bewegen, sich bei jeder
                              									Radumdrehung acht Drehpunkte, die durch Abnutzung toten Gang der Steuerung ergeben
                              									können. Zum Vergleich sei darauf hingewiesen, daß die Heusingersteuerung neun, die
                              									Stephensonsteuerung zehn, die von Joy sieben, die von Allan zehn derartige
                              									Drehpunkte haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 28
                              Abb. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 28
                              Abb. 7.
                              
                           Die Verhoopsteuerung wurde im Jahre 1914 bei einer Straßenbahnlokomotive der
                              									Emmerich-Zutphen-Bahngesellschaft ausgeführt und hat sich hier gut bewährt.
                              									Späterhin wurden noch andere größere Straßenbahnlokomotiven mit dieser Steuerung
                              									gebaut. (Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure 1916 S. 725 bis 729.)
                           W.
                           –––––
                           Kolben und Zylinder aus Aluminium. Es ist bereits früher
                              									(D. p. J. Bd. 330 S. 355) darauf hingewiesen worden, daß Aluminiumlegierungen ein
                              									zweckmäßiger Baustoff für Automobil- und Flugzeugmotoren sind. Die Automobilzeitung,
                              									Wien 1916 Heft 35, enthält einen ausführlichen Bericht über die Verwendung des
                              									Aluminiums bei solchen Motoren. Die allgemeine Einführung des Aluminiumkolbens in
                              									der amerikanischen Automobilindustrie hat in Europa bis jetzt noch wenig Anklang gefunden,
                              									obwohl die ersten Versuche hierzu aus Frankreich und Deutschland stammen und hier
                              									das Cothias-Aluminium-Preßverfahren bereits seit dem Jahre 1897 Verwendung findet.
                              									Mit Aluminiumkolben sind wohl schon in allen größeren Automobilfabriken Versuche
                              									ausgeführt worden, doch haben dieselben nicht befriedigt. Um die hin- und
                              									hergehenden Teile des Triebwerkes möglichst leicht zu gestalten hat man Stahlkolben
                              									ausgeführt. In den letzten drei Jahren haben französische Firmen bei ihren Wagen
                              									Aluminiumkolben verwendet, ohne daß diese Tatsache allgemein bekannt wurde. Auch bei
                              									Flugzeugmotoren hat man Aluminiumkolben ausgeführt. Die Flugzeugmotoren der
                              									italienischen Fiatwerke haben ausschließlich Kolben aus Aluminium. Bei europäischen
                              									Rennfahrten wurden bis jetzt noch keine solche Kolben verwendet, auch nicht bei
                              									Motorbootrennen. Hier kam ausschließlich der Stahlkolben in Betracht.
                           Seit Ausbruch des Krieges hat man bei leistungsfähigen Flugzeugmotoren immer mehr den
                              									Aluminiumkolben verwendet, so zum Beispiel beim französischen Gnôme-Motor, bei dem
                              									dadurch die Leistung von 120 PSe auf 150 PSe gesteigert werden konnte. Auch die Fabrik Lorraine-Dietrich hat ähnliche Erfahrungen gesammelt.
                              									Nachdem sie in einem achtzylindrigen wassergekühlten Flugzeugmotor Stahlzylinder und
                              									Gußeisenkolben benutzt hatte, erhielt sie mit Aluminiumkolben bessere Ergebnisse.
                              									Die Kolben waren hierbei nach dem Cothias-Preßverfahren hergestellt. Mit
                              									Aluminiumkolben sind schon ausgedehnte Dauerversuche gemacht worden. Eine Fabrik
                              									ließ zum Beispiel ein paar Kolben, ohne sie zu erneuern und auszubessern etwa 100000
                              									km laufen. Eine andere Fabrik erprobte drei Wagen auf der Straße, indem sie die
                              									Wagen ein Jahr lang täglich 12 Stunden fahren ließ.
                           Auch Zylinder aus Aluminiumlegierung sind bereits ausgeführt, besonders für
                              									Lastkraftwagen. Es wurden bei einem Ausführungsbeispiel je vier Zylinder in einem
                              									Stück aus Aluminiumlegierung gegossen, in die dünne Stahllaufbüchsen. eingeschraubt
                              									wurden. Der abnehmbare Zylinderkopf wurde dabei aus Gußeisen hergestellt. Die
                              									Aluminiumzylinder sind innen und außen emailliert als Schutz gegen etwaige
                              									Undichtheiten des Gusses. Ehe man sich entschied, diesen Motor in großen Mengen
                              									herzustellen, wurde er während 50 Stunden mit voller Belastung abgebremst. Der Motor
                              
                              									wiegt 1,08 kg für 1 PS ohne Wasser und Schmieröl. In der Fabrik von Ponhard & Levassor lief eine Fabrikmaschine mit
                              									Aluminiumzylindermotor ein Jahr hindurch täglich 22½ Stunden. Es waren hier keine
                              									Stahlbüchsen vorhanden. Die Ventilsitze und Ventilköpfe wurden aus Gußeisen
                              									hergestellt. Es haben sich während dieser Dauerprobe keine Störungen gezeigt. Bei
                              									einem Motor mit Aluminiumzylinder ohne Stahlbüchsen (105 mm Bohrung und 140 mm Hub)
                              									war das Gewicht der Zylindergüsse 21 kg, in Eisenguß dagegen 52 kg. Ein
                              									Peugeot-Rennwagenmotor mit vier Zylindern und 16 Ventilen wurde aus Aluminium
                              									hergestellt, ohne Stahlbüchsen und ohne besondere Ventilsitze. Der Rohguß in
                              									Aluminium wiegt hier 28⅓ kg, derselbe in Gußeisen 76½ kg, bei etwa 94 mm
                              									Zylinderbohrung. Bei einem Achtzylindermotor ergibt sich hierbei 90 kg
                              									Gewichtsersparnis. Die Motoren laufen mit 2800 Umdrehungen in der Minute.
                           Es ist ohne weiteres verständlich, daß die Verwendung von Aluminiumzylindern für
                              									Flugzeugmotoren von größter Wichtigkeit ist. Der Aluminiumzylinder der V-Bauart ist
                              									in der Herstellung billiger als der Gnôme-Umlaufmotor, ist leichter zusammenzubauen
                              									und in gutem Zustande zu erhalten. Sind dann auch beide Bauarten von gleichem
                              									Gewicht, so ist der V-Motor doch im Vorteil, weil er den geringeren Benzin- und
                              									Schmierölverbrauch hat. Dies ist bei längerer Betriebsdauer von großer
                              									Wichtigkeit.
                           Der Aluminiumkolben ist nur wenig leichter als der Graugußkolben und nicht leichter
                              									als der Stahlgußkolben bei den bisherigen Ausführungen. Er hat aber den großen
                              									Vorteil, daß die Wärme sehr gut abgeleitet wird, was einen günstigen Einfluß auf die
                              									Lebensdauer eines solchen Kolbens hat. Aluminiumkolben werden deshalb schwerer
                              									ausglühen als Gußeisenkolben. Es kann deshalb auch eine höhere Verdichtung
                              									zugelassen werden. Der Aluminiumkolben wird im Innern mit Rippen versehen, die den
                              									Zweck haben, die Erhitzung von der Kolbenoberfläche abzuleiten und ihn zu
                              									verstärken. Ohne diese Rippen, die nicht entbehrt werden können, wäre er viel
                              									leichter als gußeiserne oder Stahlkolben. Unsere Flugzeugmotoren werden nun immer
                              									mehr mit Aluminiumkolben ausgerüstet, und man geht hier so weit, daß man aus alten
                              									Flugzeugmotoren die Stahlkolben entfernt und Aluminiumkolben einsetzt. Die Ursache
                              									ist in der schlechten Beschaffenheit des jetzigen Schmieröles zu suchen. Vor dem
                              									Kriege wurden nur Schmieröle verwendet, deren Flammpunkt bei etwa 300° lag. Der
                              									Flammpunkt der jetzigen Schmieröle liegt etwa bei 200°. Die Flugzeugmotoren werden
                              									stets bis zur äußersten Grenze ihrer Leistung ausgenutzt. Diese hohe Beanspruchung
                              									in Verwendung mit dem schlechten Schmieröl hat eine Verrußung und ein Festbrennen
                              									der Kolbenringe zur Folge. Die Anwendung von Aluminiumkolben hat diesen Umstand
                              									vollkommen beseitigt. Die gute Wärmeleitung des Aluminiums ermöglicht auch die
                              									Verwendung von schlechtem Schmieröl, ohne daß ein Festbrennen der Kolben
                              									eintritt.
                           Bei Verwendung von Aluminiumkolben und Aluminiumzylinder hat man bis jetzt auch
                              									Stahllaufbüchsen verwendet. Man hat bis jetzt ängstlich vermieden Aluminium auf
                              									Aluminium laufen zu lassen. Man hat aber bereits versucht die Stahllaufbüchse
                              									wegzulassen. Es kommt hier auf die Art der Legierung an. Viele Schwierigkeiten
                              									entstehen aber noch beim Guß dieser Aluminiumlegierungen. Es hat sich gezeigt, daß
                              									Aluminiumgußstücke von verschiedener Wandstärke eine ganz verschiedenartige
                              									Beschaffenheit des Baustoffes zeigen, je nachdem die Wandstärken große oder kleine
                              									Abmessungen besitzen. Es gibt dann im Guß Stellen, die sehr hart und solche, die
                              									schwammig weich sind.
                           W.
                           
                           Verein deutscher Brücken- und Eisenbaufabriken, Sitz
                                 
                                 										Berlin. Es wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt 365248 t gegen
                              									263848 t im Jahre 1914/15 an neuen Aufträgen hereingenommen, was einem Zugang von
                              									etwa 38½ v. H. entspricht. Hiervon entfielen rund 3¾ v. H. auf öffentliche
                              									Ausschreibungen von Behörden gegen 9¾ v. H. im Vorjahr. Der Verein beteiligte sich
                              									an den fünf Kriegsanleihen mit insgesamt 1½ Millionen Mark.
                           Die Geschäftsstelle des Vereins ist vom Reichsamt des Innern zur Preisprüfung für die
                              									Ausfuhr von Eisenbauten bestimmt worden.
                           Der Verein führt vom 1. Januar 1917 ab den Namen „Deutscher
                                 									Eisenbau-Verband“.
                           –––––
                           In dem Reichsverband der deutschen Metallindustrie sind
                              
                              									außer den norddeutschen Fabrikanten auch die süd- und westdeutschen Fabrikanten in
                              									größerer Anzahl im Vorstande vertreten.
                           Nun hat auch Geh. Kommerzienrat Schiedmayer in Stuttgart
                              									den stellvertretenden Vorsitz des Verbandes übernommen. Der Vorsitz wird also
                              									jetzt geführt durch Dr. Fürstenheim i. Fa. J. Hirschhorn, Berlin, als ersten Vorsitzenden, und den Geh.
                              									Kommerzienrat Schiedmayer i. Fa. Schiedmayer & Söhne, Stuttgart, und
                              									Direktor Max Scholz i. Fa. Ehrich
                                 										& Graetz, Berlin, als stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes.
                           Die Beitrittserklärungen zu dem neuen Verbände mehren sich erfreulicherweise.
                              									Angesichts der wichtigen Ziele, die der Verband verfolgt, kann es nur im Interesse
                              									der Fabrikanten liegen, sich den gemeinsamen Bestrebungen anzuschließen, was um so
                              									leichter ist, als die vom Verbände erhobenen Beiträge außerordentlich gering
                              									angesetzt sind.
                           Die Geschäftsstelle des Verbandes befindet sich Berlin-Tempelhof, Hohenzollernkorso
                              									1.
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                           Am 14. Januar d. J. war der 150. Geburtstag des Rathenower Predigers Johann Heinrich August Duncker, dem die Stadt Rathenow
                              									ihren Weltruf als Brillenstadt verdankt.