| Titel: | Beutel- und Membranmeßdose. | 
| Autor: | K. Schreber | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 35 | 
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                        Beutel- und Membranmeßdose.
                        Von Dr.-Ing. Friedrich
                                 									Rode.Der Verfasser hat die
                                 										Arbeit vor dem Kriege begonnen und die Versuche noch gerade vor seiner
                                 										Einberufung in das Heer abschließen können. Die Zusammenstellung hat er vom
                                 										Felde aus angefertigt. Kurz nach seiner Promotion ist er auf dem Felde der Ehre
                                 										am 7. Mai 1916 gefallen.Ich glaube es dem Andenken des Verstorbenen schuldig zu sein, durch diesen Auszug
                                 										aus seiner Dissertation auf die wertvolle Arbeit aufmerksam zu machen.Dr. K. Schreber, Aachen, Maschinenlaborat. der K. T.
                                    										H.
                        (Aus dem Maschinenlaboratorium der Kgl.
                           								Technischen Hochschule Aachen.)
                        RODE: Beutel- und Membranmeßdose.
                        
                     
                        
                           Einleitung.
                           Ein sehr bequemes Instrument zum Messen von Kräften ist die Meßdose, welche in erster
                              									Linie von Martens auf der Versuchsanstalt in
                              									Berlin-Lichterfelde ausgebildet worden ist. Martens hat
                              									sie wesentlich zum Messen von starken Kräften angewendet. Da sie die für die Messung
                              									wechselnder, namentlich schwankender Kräfte sehr empfehlenswerte Eigenschaft hat,
                              									sich selbsttätig einzustellen, ohne, wie die Federwage, zu ermüden, so ist es in
                              									gewissen Fällen vom Vorteil, sie auch für schwache Kräfte auszubilden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 35
                              Abb. 1. Beutelmeßdose mit hohlem Deckel und Boden
                              
                           Ein solches Bedürfnis lag im Maschinenlaboratorium der Techn. Hochschule Aachen vor,
                              									in welchem zur Messung der Arbeit sowohl von Wärmekraftmaschinen wie auch
                              									vieler Arbeitsmaschinen, namentlich Pumpen Pendeldynamo und Pendelmotor benutzt
                              										werden.Langer und Finzi, Z. d. V. d. I. 1914
                                    											S. 41.
                           Die hierbei bisher angewendete Meßdose hatte eine äußerst einfache Gestalt (Abb. 1).
                           In einem flach ausgehölten Holzboden lag ein linsenartiger Gummibeutel, der in der
                              									Mitte seiner Unterfläche einen Schlauchansatz hatte. Für diesen Ansatz war im Boden
                              
                              									eine Durchbohrung vorgesehen. Auf die Linse wurde ein ähnlich wie der Boden
                              									ausgeholter Deckel gelegt, in dessen mit Eisen verstärkter Mitte der Krafthebel mit
                              
                              									einer Körnerspitze angreift. Der Gummibeutel ist hergestellt, indem zwei
                              									Gummiplatten an ihrem Rand zusammengeklebt sind, so daß dadurch eine etwas
                              									verstärkte Naht entsteht (Abb. 2).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 35
                              Abb. 2.
                              
                           
                        
                           Versuchseinrichtung.
                           Da aus dem Gebrauch der Meßdose bekannt war, daß der nichtgeführte Deckel
                              									mannigfachen Lagenänderungen beim Belasten unterworfen ist, so mußte zunächst darauf
                              									Bedacht genommen werden, die Deckelbewegungen verfolgen zu können. Diese Bewegungen
                              									setzen sich zusammen aus einer senkrechten Lagenänderung – im folgenden
                              										„Deckelweg“ genannt – und einer wagerechten Verschiebung nach beliebiger
                              									Richtung. Um beide Bewegungsarten unabhängig voneinander messen zu können, wurde
                              									folgende Einrichtung getroffen.
                           An einem aus Profileisen hergestellten Gerüst (Abb.
                                 									3), auf welchem unten die Meßdose steht, sind über dem Umfang des
                              									Meßdosendeckels in gleichen Abständen drei Gehänge nach Abb. 4 angebracht.
                           An der Feder f hängt zunächst ein kleiner Käfig, auf
                              									dessen Fläche h sich die Schneide eines um z drehbaren Zeigers stützt. Durch diese
                              									Schneidenlagerung ist bewirkt, daß sich der Zeiger praktisch unabhängig von seitlichen
                              									Deckelverschiebungen einstellen kann.
                           Der Zeiger spielt vor der Skala S. Er läuft dort in eine
                              									dünne Zunge aus, welche 1/10 der 1 mm breiten Skalenteilung schätzen läßt. Die
                              									Ablesung erfolgt auf einem Kreisbogen um den Zapfen z,
                              									wodurch das Hebelverhältnis a/b immer dasselbe bleibt.
                              									Ueber die Eichung der Zeigerwerke wird weiter unten berichtet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 36
                              Abb. 3. Versuchseinrichtung.
                              
                           Am Käfig hängt ein Stahldraht von 1 mm ?, welcher am Ende zur Vorspannung der Feder
                              									das Gewicht g trägt. In dieses Gewicht ist zur genauen
                              									Längeneinstellung eine Oese i eingeschraubt, deren
                              									Schneide in das kleine Häkchen am Deckelrand eingehängt wird. Die Anbringung dieser
                              									drei Zeigerwerke ist aus dem Bild der Versuchsanordnung (Abb. 3) gut zu erkennen. Die Abmessungen des Zeigerwerks sind so
                              									getroffen, daß die durch seitliche Deckelverschiebung auftretenden Fehler in
                              									der Anzeige des Deckelweges innerhalb der Beobachtungsfehler fallen. Die Genauigkeit
                              									der Ablesung des Deckelweges ist 1/25 mm.
                           Die Einstellung der Zeigerwerke geschah mit Hilfe der Schrauben s so, daß die Zeiger bei freihängender Vorrichtung vor
                              									dem unteren Teil der Skala alle drei möglichst auf gleichem Teilstrich standen. Bei
                              									der Eichung wurde folgendermaßen verfahren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 36
                              Abb. 4. Deckelwegeinzeiger.
                              
                           Eine Mikrometerschraube war in einem kleinen Gestell (Abb.
                                 
                                 										5) befestigt, welches mit dem Haken k in die
                              									Schneide der Oese i eingehängt werden konnte. Damit
                              									aber dieses Gewicht den Zeigern nicht schon einen erheblichen Ausschlag erteile,
                              									konnte zur Entlastung der Federn die gleich schwere Hülse l von den Gewichten g abgehoben werden (Abb. 4). Die Mikrometerschraube fand bei der Eichung
                              									einen Stützpunkt in der Vertiefung des Bügels m.
                           Es konnten nun die Angaben der Zeiger in Skalenteilen mit den Verschiebungen der in
                              										1/100 mm
                              									geteilten Schraube verglichen werden. Die drei Zeigerwerke stimmten so gut überein,
                              									daß mit dem Mittelwert der Uebersetzung 1 : 5,09 gerechnet werden konnte. Eine gegen
                              									Ende der Versuche vorgenommene Wiederholung der Eichung ergab eine mittlere
                              									Uebersetzung von 1 : 5,08.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 36
                              Abb. 5. Zur Eichung der Deckelweganzeiger.
                              
                           Ebenso ergab sich auch für den Federmaßstab aller drei Federn derselbe Wert, der
                              									während der Versuche ebenfalls ungeändert blieb. Es entspricht 1 mm Deckelweg, wenn
                              									man die Kräfte aller drei Federn zusammen zählt, da sie ja stets zusammen tätig
                              									sind, im Mittel bei Beginn der Versuche 51,78 und beim Schluß 51,60 g. Aus der bei
                              									den späteren Versuchen festgestellten Nulllage und dem Zeigerausschlag bei Belastung
                              									der Meßdose konnte die Federspannkraft immer berechnet werden. Unter Belastung der
                              									Meßdose ist im folgenden immer die angehängte Last abzüglich der Tragkraft der
                              									Federn verstanden.
                           Die wagerechten Verschiebungen des Deckels wurden mit zwei um 90° versetzten
                              									Schrauben m (Abb. 6) von
                              									½ mm Steigung verfolgt. Der Umfang des Schraubenkopfes war in fünf gleiche Teile
                              									geteilt. Verschiebt sich der Deckel nicht genau in der Achsenrichtung der Schraube,
                              									so ist die Verschiebung um die Strecke ds zu groß
                              									gemessen. Die vorkommenden Verschiebungen senkrecht zur Schraubenachse sind im
                              									Verhältnis zum Deckeldurchmesser aber so klein, daß das Maß ds für die Ermittlung der Deckelverschiebung
                              									nicht in Frage kommt. Es beträgt bei 3 mm Verschiebung senkrecht zur Schraube erst
                              									wenige hundertstel mm; in der Abb. 6 ist der
                              									Deckelradius stark verkleinert angenommen. Die Verschiebung v des Deckels ist dann die Hypothenuse des aus den beiden Katheten s gebildeten rechtwinkligen Dreiecks.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 37
                              Abb. 6. Zur Messung der seitlichen Deckelverschiebung.
                              
                           Um gegebenenfalls den Einfluß der Temperaturschwankungen feststellen zu können, war
                              									durch den Schlauchanschluß hindurch in den Beutel ein Thermometer eingeführt (Abb. 3). Da das Instrument in umgekehrter Lage
                              									verwendet werden mußte, war ein Thermometer gewählt, bei welchem der Raum über dem
                              									Quecksilberfaden mit Stickstoff gefüllt ist.
                           Temperaturänderungen mußten sich wie Füllungsänderungen kenntlich machen und eine
                              									Nullpunktverschiebung der Druckskala hervorrufen. Die Temperaturschwankungen während
                              									der Versuche waren immer so gering, daß ein Einfluß nicht wahrgenommen wurde.
                              									Besondere Versuche zur Bestimmung des Einflusses von Temperaturschwankungen konnten
                              									wegen der Einberufung nicht durchgeführt werden.
                           Die Meßdose stand mit dem Steigrohr durch einen Gummischlauch mit Leinwandeinlage in
                              									Verbindung. Nachdem festgestellt war, daß ein solcher Schlauch selbst gegen Drücke
                              									von weniger als 0,2 at nicht genügend steif ist, wurde die Länge des Schlauches
                              									möglichst beschränkt und durch Kupferrohr ersetzt.
                           Für die Versuche wurden Steigrohre von 3, 6 und 10 mm ? verwendet. Die Verwendung von
                              									Steigrohren hat gegenüber der von Bourdonfedern den Nachteil großer Deckelwege. Um
                              									die hierdurch bedingten Schwierigkeiten recht deutlich werden zu lassen, wurde bei
                              									den Versuchen auch mit weiten Steigrohren gearbeitet. Sie konnten ganz nach Belieben
                              									zu- und abgeschaltet werden.
                           Zur Aenderung der Meßdosenfüllung dient die oben auf dem Gerüst stehende Flasche,
                              									welche durch eine Leitung mit dem Steigrohr in Verbindung steht. Nach Oeffnen des
                              									Abschlußhahnes kann durch Heben und Senken der Flasche die Füllung des
                              									Meßdosenbeutels beliebig vergrößert oder verkleinert werden. Das Füllen des
                              									Meßbeutels geschah in folgender Weise. Der Beutel wurde mit dem Dosendeckel in
                              									umgekehrter Lage auf den Fußboden gelegt und der Boden zunächst so gestützt,
                              									daß er nicht auf dem Beutel ruhte. Dann wurde der Beutel durch den
                              									Schlauchansatz mit abgekochtem Wasser gefüllt und das Steigrohr angeschlossen. Dem
                              									Steigrohranschluß wurde eine solche Lage gegeben, daß Luftblasen gut aufsteigen
                              									konnten. Nunmehr konnte der Beutel belastet und das Wasser in das Steigrohr gepreßt
                              
                              									werden. Durch häufiges Belasten und Entlasten des Beutels in dieser Lage können alle
                              									Luftblasen aus dem Beutel herausgedrückt werden und in dem Steigrohr emporsteigen.
                              									Es empfiehlt sich, beim Füllen ein recht weites Rohr anzuschließen.
                           Belastet wurde die Meßdose durch den in Abb. 3.
                              									erkennbaren BügelKurrein Falsche und richtige Verwendung von Meßdosen.
                                    											Werkstattechnik 1915, 193. Dr. Rode mußte wegen
                                    											Einberufung in das Feld seine Arbeit im März 1915 abschließen, so daß er
                                    											diese Arbeit nicht mehr benutzen konnte. mit aufgelegten Platten,
                              									deren Gewicht vorher bestimmt war. Der Bügel trug noch einen Teller zur Aufnahme von
                              									Ausgleichgewichten, welche im Laufe der Versuche Verwendung fanden.
                           
                        
                           Versuche mit der linsenförmigen
                                 										Beutelmeßdose.
                           Neigung und Verschiebung des Dekkels. Die ersten Versuche
                              									mit der Beutelmeßdose in der Ausführung, wie sie bisher im Laboratorium benutzt
                              									wurde und wie sie Abb. 1 zeigt, ergaben, daß sich der
                              									Deckel, welcher bei Beginn des Versuchs gut wagerecht stand, mit wachsender
                              									Belastung immer mehr und mehr neigte, daß die Richtung, in welche die größte Neigung
                              									fiel, sich fortwährend änderte und daß er sich auch ständig in wagerechter Richtung
                              									verschob.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 37
                              Abb. 7. Verlauf von Richtung und Größe der Deckelneigung bei der Beutelmeßdose
                                 										mit hohlem Deckel und Boden.
                              
                           Aus den Beobachtungen des Deckelweges an den drei Deckelweganzeigern können die
                              									ersten beiden dieser drei Bewegungen rechnungsmäßig verfolgt werden. Aus einer Reihe
                              									von Beobachtungen sind einige kennzeichnende Versuche herausgegriffen und in Abb. 7 dargestellt. Der Kreis soll den Deckelumfang
                              									darstellen. Die Ziffern 1, 2,
                                 										3 geben die Stellen, an denen die Deckelweganzeiger sitzen. Die an dem
                              									Umfang angesetzten Strahlen geben die Richtung, in welche die größte Neigung fällt,
                              									und in zwanzigfacher Vergrößerung im Vergleich mit dem Deckelradius die Abweichungen
                              									des Endpunktes des in die größte Neigung fallenden Radius von seiner wagerechten
                              									Lage, also die Tangente des Neigungswinkels.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 38
                              Abb. 8. Differenz der Druckhöhen zwischen ansteigender und abnehmender
                                 										Belastung. Die Zahlen an den Kurven geben die Beutelfüllung in Litern an.
                              
                           Bei den Versuchen I und IV war der Deckel zu Anfang möglichst wagerecht aufgelegt.
                              									Der Deckel ist nach dem Versuch I abgehoben und neu aufgelegt worden, wobei seine
                              									anfänglich sehr kleine Neigung in eine andere Richtung gefallen ist. Die
                              									Deckelneigung hat deshalb einen anderen Verlauf genommen. Bei Versuch IV ist die
                              									Meßdose ohne Abheben des Deckels dreimal be- und entlastet worden. Die
                              									Wiederholungen gleichen der ersten Versuchsreihe sehr, für sie sind zur Erhaltung
                              									der Deutlichkeit nur die Anfangs- und Endneigung des Deckels angegeben und durch
                              									strichpunktierte Linien verbunden. Die Versuche II und III sind im Gegensatz zu den
                              									beiden besprochenen mit einem absichtlich schief aufgelegten Deckel begonnen
                              									worden. Die Aenderungen des Winkels, um welchen die durch die Linie größter Neigung
                              									gehende senkrechte Ebene von einer beliebig festgehaltenen senkrechten Ebene
                              									absteht, sind hier sehr gering.
                           Bei allen Versuchen fällt Anfangs- und Endzustand fast zusammen.
                           Der Verlauf dieser und anderer nicht dargestellter Versuche läßt keine Regelmäßigkeit
                              									erkennen. Es wird keine Richtung bevorzugt, wie es der Fall sein müßte, wenn eine
                              									Unregelmäßigkeit des Beutels die Ursache wäre. Weder lebhafte Erschütterungen noch
                              									möglichst stoßfreie Aenderung der Belastung, indem man Quecksilber vorsichtig
                              									zufließen ließ, lassen einen Einfluß auf die Deckelbewegung erkennen.
                           Um die Deckelneigung für die weiteren Versuche auszuschalten, wurden am Deckel unter
                              									den Deckelweganzeigern drei Gewichtsschalen aufgehängt, in welche nach jeder
                              									Aenderung der Belastung so viele Gewichtsteine verteilt wurden, daß der Deckel
                              									wieder wagerecht lag. Damit die Gesamtbelastung nicht geändert würde, lagen die zu
                              									benutzenden Gewichtsteine auf dem in Abb. 3
                              									sichtbaren Teller im Belastungsbügel.
                           Jetzt verblieben nur noch die wagerechten Verschiebungen des Deckels, welche mit den
                              									in Abb. 6 dargestellten Schrauben gemessen wurden.
                              									Diese zeigten sehr schnell die Regelmäßigkeit, daß sie stets nach derselben Richtung
                              									hin stattfanden; und daß man sie vermeiden oder wenigstens vermindern könne, wenn
                              									man den Boden möglichst wagerecht stellt.
                           Für die weiteren Versuche wurde stets der Boden sorgfältigst wagerecht gestellt, so
                              									daß von nun an die seitlichen Verschiebungen wie auch die Deckelneigungen
                              									ausgeschaltet waren.
                           Einfluß der Füllung. Die nächsten Versuche betrafen die
                              									Feststellung des Einflusses der Füllung. Sie wurden in der Weise angestellt, daß bei
                              									einer bestimmten Füllung die Belastung bis zu einer für alle Versuche gleich starken
                              									stufenweise vermehrt und nachher in denselben Stufen wieder vermindert wurde. Es
                              									ergaben sich große Unterschiede der Druckhöhe im Steigrohr. In Abb. 8 sind diese Unterschiede dargestellt, und zwar
                              									sind sie positiv gerechnet, wenn bei zunehmender Belastung der Druck stärker ist,
                              									als bei abnehmender.
                           Der Grund für diesen Unterschied und für ihre Veränderlichkeit mit der Füllung und
                              									dem Steigrohrdurchmesser liegt in der elastischen Hysterisis, die je nach der
                              									Füllung und dem Durchmesser des Steigrohres verschieden zur Wirkung kommt.
                           Bei großer Füllung und engem Steigrohr wird durch die Hysteresis die Auflagefläche
                              									geändert. Gehen wir von der schwersten Belastung wieder zurück, so ist der Gummi von
                              									der vorhergehenden Belastung noch gedehnt und der Deckel wird eine größere
                              									Auflagefläche haben, so daß also der Druck bei gleicher Belastung schwächer und
                              									infolgedessen die Steighöhe geringer ist. Bei ganz kleiner Füllung liegt der Deckel
                              									fast auf der Naht des Randes auf, welche von der Belastung einen Teil Q1, die Randkraft, unmittelbar auf
                              									den Boden überträgt und nicht zur Einwirkung auf das Wasser im Beutel kommen läßt.
                              									Wird hier die Belastung schwächer, so wird wegen der Hysteresis die Randkraft
                              									kleiner sein als bei der gleichen Belastung vorher. Es muß durch den Wasserdruck,
                              									eine größere Belastung aufgenommen werden. Damit erhält aber der Unterschied der
                              									Steighöhe bei den beiden gleichen Belastungen das entgegengesetzte Vorzeichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 39
                              Abb. 9. 10 mm Steigrohrdurchmesser Wirksame Deckelflächen bei verschiedenen
                                 										Füllungen und Steigrohrdurchmessern in Abhängigkeit von der Belastung für
                                 										Beutelmeßdose mit hohlem Deckel und Boden. Die Zahlen an den Kurven geben die
                                 										Beutelfüllung in Litern an
                              
                           Schließlich ist noch von Einfluß, daß die Beutelnaht wie eine Feder wirkt, deren
                              									unbeanspruchte Krümmung durch den Zustand bei der Herstellung der Meßdose gegeben
                              									ist. Bei großer Füllung wird durch zunehmende Belastung die Abweichung von dieser
                              									Gestalt immer größer, bei kleiner Füllung dagegen kann die Form durch die Form bei
                              									der Herstellung hindurchgehen. Bei verschiedener Füllung und verschiedener Belastung
                              									verlangt also der Kautschuk selbst verschiedene Kräfte, um in die entstehende
                              									Form gebogen zu werden. Diese Kräfte gehen ebenfalls von der Belastung ab und um sie
                              									weicht die Druckanzeige im Steigrohr von der aus der Belastung berechneten ab.
                           Aus dieser Auseinandersetzung folgt, daß, wenn Q kg die
                              									Belastung und h mm die Steighöhe ist, man aus der
                              									Gleichung:
                           
                              \frac{Q}{h}\,10^4=F_w
                              
                           nicht die wirkliche Berührungsfläche erhält, sondern in cm2 die sogenannte wirksame Deckelfläche. Diese
                              									wirksamen Deckelflächen sind für alle Versuche berechnet worden. Abb. 9 gibt für eine Reihe von Füllungen bei Anwendung
                              									des Steigrohres von 10 mm ? diese so berechnete wirksame Deckelfläche an. Bei der
                              									kleinen Füllung 1,4 l sind sie durchgängig bedeutend größer als die wirkliche
                              									Deckelfläche D.
                           Unter der Annahme, daß bei den großen Füllungen die Randkräfte Qr von geringem Einfluß
                              									auf die Berührungsfläche sind, läßt sich ein Wert für Qr errechnen. Rechnet man mit diesem die
                              									Berührungsfläche Fb
                              									nach der Gleichung
                           
                              F_b=\frac{Q-Q_r}{h}\,.\,10^4
                              
                           aus, so erhält man Kurven, welche mit zunehmender Belastung
                              									einem Grenzwert zustreben, der der wirklichen Deckelfläche nahezu gleich ist.
                           Da durch die Naht der Teil Qr der Belastung unmittelbar auf den Boden übertragen wird, so ist die im
                              									Steigrohr zum Ausdruck kommende Kraft um Qr kleiner als die Belastung: Beim Auftragen der
                              									Eichkurve einer Meßdose erhalten wir also eine Nullpunktverschiebung.
                           
                        
                           Beutelmeßdose mit ebenem Deckel und
                                 										Boden.
                           Abänderung der Deckel- und Bodenform. Die Versuche an der
                              									Beutelmeßdose mit dem gewölbten Boden und Deckel haben also gezeigt, daß bei
                              									Aenderung der Belastung die wirkliche Berührungsfläche sich sehr ändert; daß wegen
                              
                              									der elastischen Hysteresis diese Aenderungen für zunehmende und abnehmende Belastung
                              									sehr verschieden sind; daß bei starker Belastung, namentlich, wenn die Füllung nur
                              									klein ist, durch die Beutelnaht ein Teil der Belastung unmittelbar auf den Boden
                              									übertragen und so der Druckanzeige im Steigrohr entzogen wird; schließlich, daß
                              									dieser Belastungsanteil sehr durch elastische Hysteresis beeinflußt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 39
                              Abb. 10.
                              
                           Es wurde deshalb eine Meßdose entworfen, deren Deckel eben ist und deren Boden nur
                              									eine so schwach kegelige Vertiefung nach der Mitte hin zeigt, daß der Beutel beim
                              									Einlegen sich richtig lagerte. Um vom Einfluß der Naht möglichst unabhängig zu
                              									werden, wurde der Deckeldurchmesser kleiner gewählt als der Durchmesser des Beutels.
                              									Der Beutel ist dann wegen der Wirkung seines überstehenden Teiles als eine Feder
                              									aufzufassen (Abb. 10). Je größer der Unterschied l zwischen Beutel- und Deckelradius wird, um so weniger Einfluß
                              									kann die Biegung auch bei großem Deckelweg, haben. Der größte Teil des
                              									Biegungswiderstandes liegt in der Nähe der steifen Naht.
                           In dieser Ausführung wurden Versuche mit drei Deckeln von 219; 209,8 und 200 mm
                              									vorgenommen, bei einem Beuteldurchmesser von 232 mm. Die Füllung war bei allen
                              									Versuchen 0,4 l, die so gewählt war, daß der größte Deckel bei Anfangslast mit
                              									seiner ganzen Fläche auflag, ohne daß sich der Beutel merklich eindrückte.
                              									Dementsprechend lagen die beiden kleinen Deckel bei gleicher Belastung tiefer, so
                              									daß sich um den Deckel ein ausgeprägter Wulst bildete.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 40
                              Abb. 11.
                              
                           Ermittlung der Wulstform. Dieser Wulst wirkt, wie schon
                              									oben bemerkt, wie eine gespannte Feder. Um über deren Kraft Aufschluß zu erhalten,
                              									muß zunächst die Form des Wulstringes ermittelt werden. Dazu war am Boden der
                              									Meßdose an drei um 120° voneinander abstehenden Stellen je eine Marke M (Abb. 11) angebracht.
                              									Das Maß b, der Abstand der Marke vom oberen Rand des
                              									Bodens war bekannt, ebenso die Neigung der Bodenfläche (1 : 30). Durch Abmessen der
                              									Länge y mittels des in Abb.
                                 										11 eingezeichneten Tasters konnte 2 r = y – b + db bestimmt werden, wobei db aus db = 0,033 (x + r)
                              									zur Berücksichtigung der Bodenneigung nach annähernder Bestimmung von x und r berechnet wurde.
                              									Das Maß m für die Anfangslage des Deckels wurde aus a, f und y bestimmt,
                              									nachdem a mit dem gleichen Taster gemessen war. Für die
                              									weiteren Belastungsstufen wurde dann noch der Deckelweg in die Rechnung eingeführt,
                              									je und e wurden durch Mikrometerschraube gemessen. Mit
                              									diesen Angaben kann man dann die Entfernung des höchsten Punktes des Wulstes vom
                              									Deckel berechnen und damit auch die Kraft, mit welcher der Wulst den Deckel hebt,
                              									unter der Voraussetzung, daß nur Innendruck den Wulst beansprucht.
                           Träfe diese Voraussetzung zu, so müßte der Wulst als Querschnitt einen Kreis haben.
                              									Die eingehende Untersuchung des Wulstes zeigt aber, daß der Querschnitt von der
                              									Kreisform abweicht. Der Grund hierfür ist in der Naht zu suchen. Bei leerem Beutel
                              									ist der den Wulst nachher bildende Kautschukteil eine sehr flache Ellipse. Wird der
                              									Beutel gefüllt und mit Hilfe eines Deckels beansprucht, dessen Durchmesser kleiner
                              									ist als der Durchmesser des Beutels, so bestrebt sich der Kautschukteil, sich
                              									kreisförmig einzustellen. Dazu muß der Umfang des Beutels sich verkürzen. Dem
                              									widerstrebt die Steifigkeit der Naht. Die wirksame Wulstbreite wurde deshalb als
                              									Ellipse angesehen und damit die vom Wulst übertragene Kraft berechnet.
                           Versuchsergebnisse. Nachdem so die durch den Wulst
                              									übertragene Kraft Qs
                              									berechnet ist, sollte man erwarten, daß sie zusammen mit der durch den Deckel selbst
                              									übertragenen Kraft Qd
                              									gleich der Belastung Q der Meßdose ist. Es ergibt aber
                              									der Versuch, daß wir setzen müssen:
                           Q = Qd+ Qs + q.
                           Ueber die Größenordnung von q ergibt
                              										Abb. 12 ein Beispiel. Man erkennt, daß q nahezu unabhängig von der auf der Meßdose lastenden
                              									Kraft ist. Der Vergleich mit den Versuchen mit gewölbtem Deckel und Boden ergibt,
                              									daß auch hier q die unmittelbar durch den Kautschuk
                              									infolge seiner Durchbiegung übertragene Kraft ist. Um q
                              									möglichst klein zu halten, muß also der Deckeldurchmesser so gehalten werden, daß
                              									die Biegungskräfte möglichst gering bleiben. Ferner muß der Beutel so gefüllt sein,
                              									daß beim Auflegen des Deckels keine erhebliche Kraft zur Formänderung des Beutels
                              									erforderlich ist.
                           In den Eichkurven erscheint q wieder als
                              									Nullpunktverschiebung (Abb. 13). Wie weit durch die
                              									Anwendung eines ebenen Deckels und Bodens, wenn der Deckel einen kleineren
                              									Durchmesser hat als der Beutel, der Unterschied in der Höhenanzeige beim Be- und
                              									Entlasten kleiner geworden ist im Vergleich mit der Anwendung des gewölbten Deckels
                              									und Bodens, zeigt der untere Teil desselben Schaubildes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 40
                              Abb. 12. Deckeldurchmesser 200 mm. Wulstragkraft Qs und Restglied q für verschiedene Deckeldurchmesser ohne
                                 										Deckelführung
                              
                           
                        
                           Beutelmeßdose mit geführtem ebenem
                                 										Deckel und Boden.
                           Beschreibung. Bisher mußten die Versuche noch immer so
                              									durchgeführt werden, daß der Deckel nach jeder Belastungsänderung, durch
                              									Gewichtsverschiebungen auf den Wagschalen wieder in die wagerechte Lage gebracht
                              									wurde. Dieses zeitraubende und umständliche Verfahren kann für praktische Messungen
                              									nicht in Frage kommen. Ferner besteht die Schwierigkeit, den Deckel in solcher Weise
                              									auf den Beutel aufzulegen, daß sich der Wulst am ganzen Umfange möglichst gleich
                              									einstellt. Befindet sich an einer Seite zu viel freier Kautschuk, so schwillt der
                              									Wulst hier stark an und drückt den Deckel nach der entgegengesetzten Seite. Falls
                              									der Deckel nicht in die wagerechte Lage zurückgebracht wird, neigt er sich stark.
                              									Beide Erscheinungen, ungleichmäßiger Wulst und Deckelneigung, müssen aber bei
                              									jedesmaliger anderer Deckellage die Druckanzeigen beeinflussen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 41
                              Abb. 13. Eichkurven der Beutelmeßdose bei ebenen Deckeln von verschiedenen
                                 										Durchmesser ohne Deckelführung
                              
                           Es ist deshalb dem Deckel eine Führung gegeben worden, wie sie in Abb. 14 dargestellt ist. Hierdurch ist die Schieflage
                              									des Deckels ausgeschlossen. Auch eine seitliche Verschiebung kann nicht mehr
                              									stattfinden.
                           Es ist nun natürlich nicht zweckmäßig, sich hiermit abzufinden, da sonst die zur
                              									Deckelbewegung Veranlassung gebenden Kräfte beträchtliche Reibung in der Führung
                              									hervorrufen könnten. Man muß dafür Sorge tragen, diese Kräfte auch bei Anwendung
                              									einer Führung möglichst zu vermeiden.
                           Die Hauptursache haben wir in der ungleichmäßigen Wulstbildung gefunden. Um nun
                              									leicht eine solche Lage des Deckels zum Beutel zu finden, die einen möglichst
                              									regelmäßigen Wulst entstehen läßt, wurde der Beutel auf eine Bodenplatte
                              									gelegt, welche sich unter dem geführten Deckel durch Schrauben verschieben läßt.
                           Es war nun leicht, durch einige Belastungsproben diejenige gegenseitige Lage zwischen
                              
                              									Beutel und Deckel zu finden, bei welcher der Wulst sich gleichmäßig ausbildet. In
                              									dieser Lage ist dann die Bodenplatte festgestellt worden. Natürlich muß dafür
                              									gesorgt werden, daß sich der Beutel auf der Bodenplatte nicht verschieben kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 41
                              Abb. 14. Beutelmeßdose mit ebenen Deckel, flachen Boden und
                                 										Deckelführung
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 41
                              Abb. 15a. u. 15b. Wulstragkraft Qs und
                                 										Restglied q bei 200 mm Deckeldurchmesser und Deckelführung für verschiedene
                                 										Deckelstellung
                              
                           Versuchsergebnisse. Da an der Uebertragung der Belastung
                              									auf die Meßdose durch die jetzt angebrachte Führung des Deckels nichts Wesentliches
                              									geändert ist, so ist dasselbe Ergebnis zu erwarten, welches schon bei nichtgeführtem
                              									Deckel erhalten wurde. Das bestätigen auch die Versuche (Abb. 15a u. b). Man erkennt durch
                              									Vergleich namentlich von Abb. 15a mit 13, welche beide mit derselben anfänglichen Deckelstellung
                              									ausgeführt wurden, kaum einen Unterschied. Auch die Eichkurve (Abb. 16) verläuft wie dort als gerade Linie. Der
                              									Linienzug 1 entspricht der höheren anfänglichen
                              									Deckellage, 2 der niedrigeren. Wie bei Abb. 13, sind auch hier die Mittelwerte für zunehmende
                              									und abnehmende Belastung als Eichkurve gezeichnet, während die Abweichungen beider
                              									voneinander darunter als Δ h aufgetragen sind. Diese
                              									sind hier bedeutend kleiner als bei der linsenförmigen Meßdose, da hier die
                              									Randquetschung vollständig vermieden ist. Sie sind hier nur bedingt durch die
                              									Hysterisis des den Wulst bildenden Kautschuks.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 42
                              Abb. 16. Eichkurven der Beutelmeßdose bei ebenem Deckel von 200 mm Durchmesser
                                 										mit Führung für verschiedene Deckelstellungen
                              
                           Hier mag auch noch erwähnt werden, daß die Wulstvergrößerung nur infolge Dehnung des
                              									den Wulst bildenden Kautschuks eintritt, daß aber nicht der unter dem Deckel
                              									befindliche Kautschuk sich hervorzieht und seinerseits zur Vergrößerung des Wulstes
                              									beiträgt. Versuche mit glattem Deckel auf dem mit Talkum eingeriebenen Beutel
                              									ergaben keine Abweichungen von Versuchen, bei welchen Deckel und Boden zur Erzielung
                              									einer hohen Reibungszahl mit rauhem Stoff beklebt waren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 42
                              Abb. 17. Deckelwege der Beutelmeßdose für verschiedene
                                 										Deckeldurchmesser
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 42
                              Abb. 18.
                              
                           Bemerkenswert ist das Ergebnis der Untersuchung der Deckelwege. In Abb. 17 sind zwei Versuche mit dem Deckeldurchmesser
                              									200 mm dargestellt, und zwar einer mit höherer, ein anderer mit tieferer
                              									Anfangstellung. Man erkennt, daß der Deckel nach vollständiger Entlastung nicht
                              									wieder in seine Anfangstellung zurückgekehrt ist. Daß das nur eine Folge der
                              									elastischen Hysteresis ist, zeigt Abb. 18, bei
                              									welchem die Meßdose zuerst gleich voll belastet, dann wieder voll entlastet und nun
                              									zwei Belastungsänderungen mit den üblichen Stufen ausgesetzt wurde, zwischen
                              									denen nur eine geringe Zeit lag. Man sieht, daß der Deckelweg der dritten
                              									Belastungsreihe mit dem der zweiten nahe zusammentreten. Die wirkliche Größe des
                              									Deckelweges wird durch die Verschiebung der Anfangslage wenig geändert.
                           Durch die aufeinanderfolgende Beanspruchung nähert sich der Kautschuk einer durch die
                              
                              									Formänderung bedingten neuen Gleichgewichtslage.
                           
                        
                           Die Membranmeßdose.
                           Einfluß der Naht auf die Wulständerung. Es war schon oben
                              									davon die Rede, daß der Wulst sich deshalb nicht auf einen kreisförmigen Querschnitt
                              									einstellt, weil die am Umfang des Beutels befindliche Naht ihre Länge nicht oder
                              									wenigstens nur schwer ändern kann. Eine eingehende Untersuchung über die Frage, ob
                              									sich die wirksame Wulstbreite, d.h. die Fläche, welche zur wirklichen Deckelfläche
                              									hinzugezählt werden muß, um die gesamte wirksame Fläche zu erhalten, sich mehr
                              									ändert bei steifer Naht oder ohne eine solche, ergibt nun, daß eine steife Naht zum
                              									Vorteil ist. Je steifer die Naht ist, um so weniger ändert sich die wirksame Fläche
                              									des Wulstringes. Beste Steifigkeit der Naht, das heißt unveränderlichen Beutelumfang
                              									erhält man aber durch Fortlassen der unteren Beutelhälfte und Einspannen des
                              									Kautschuks am Rande, wobei dann der Kautschuk als ebene Membran gespannt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 43
                              Meßdose mit ebener Kautschukplatte oder ebenem Kautschukring
                              
                           Auf diese Weise geht die Beutelmeßdose in die Membranmeßdose über. Abb. 19b gibt einen
                              									Schnitt durch die Membranmeßdose, welche zu den weiteren Versuchen benutzt wurde.
                              									(Ueber Abb. 19a wird
                              									weiter unten gesprochen werden.) Sie besteht aus Deckel, Boden und den beiden Ringen
                              										a und b, zwischen
                              
                              									welchen die Kautschukplatte eingespannt ist. Der Ring a
                              									ragt mit seiner Dichtungsfläche nach innen über den Ring b hinaus, um, wie Martens angibt, den durch die
                              									Pressung an der Dichtungsstelle herausquellenden Kautschuk nicht in den Spalt
                              									gelangen zu lassen, wo er zu Klemmungen Veranlassung geben könnte. Bei den hier
                              									auftretenden Drucken braucht die Dichtungspressung nur gering zu sein. Dennoch
                              									findet das Herausquellen des Kautschuks in merklichem Maße statt. Es ist daher nicht
                              
                              									zu erreichen, daß die Kautschukplatte nach der Einspannung ganz glatt ist, wenn man
                              									sie nicht vorher schon mit Vorspannung eingesetzt hat.
                           Zu diesem Zwecke ist folgendes Verfahren eingeschlagen. Ring a wird mit dem Deckel in umgekehrter Lage hingelegt und eine
                              									Kautschukplatte etwa vom äußeren Durchmesser des Ringes a aufgelegt. Man belastet den Kautschuk durch eine Platte von ungefähr
                              									Deckelgröße mit aufgelegten Gewichtsstücken. Es ist dann möglich, durch Ziehen an
                              									dem hervorstehenden Kautschukrand den Kautschuk unter der belasteten Fläche etwas zu
                              									dehnen. Natürlich muß man diese Dehnung am ganzen Umfang möglichst gleichmäßig
                              									vornehmen. Ist dieses geschehen, so werden im Kautschuk für die Schrauben d Löcher oder Schlitze eingeschnitten und dann der Ring
                              										b aufgelegt. Nach leichtem Anziehen der möglichst
                              									zahlreichen Schrauben d kann die Kautschukplatte noch
                              									von außen in dem freien Ringraum glattgezogen werden. Dann werden die Schrauben zur
                              									Erreichung des nötigen Dichtungsdruckes weiter vorsichtig angezogen.
                           Da der Boden noch nicht aufgeschraubt ist, läßt sich das Einspannen der Platte in
                              									jedem Augenblick gut verfolgen. Nach Entfernen des Gewichtes wird sich die
                              									Kautschukplatte in der Mitte wieder teilweise entspannen und dabei den in den
                              									Ringraum vorgequollenen Kautschuk glätten. Die Kautschukplatte bildet jetzt eine
                              									gute glatte Fläche.
                           Nach Aufschrauben des zur leichteren Entfernung der Luft kegelförmig ausgedrehten
                              									Bodens wird die Meßdose mit ausgekochtem Wasser gefüllt und mit dem Druckrohr so
                              									verbunden, daß die Meßdose mit dem Deckel nach unten in die tiefste Lage gebracht
                              									werden kann. Wie schon bei der Beutelmeßdose beschrieben wurde, kann noch etwa in
                              									der Dose vorhandene Luft durch wiederholtes Belasten und Entlasten des Bodens gut
                              									entfernt werden, wenn dafür gesorgt ist, daß die Luftblasen leicht im Druckrohr
                              									aufsteigen können.
                           Die Spaltbreite betrug 2,5 mm, die Kautschukdicke 1,5 mm. Die übrigen
                              									Hauptabmessungen sind aus der Abb. 19 zu
                              									entnehmen.
                           Versuche mit der Membranmeßdose. Die ersten Versuche
                              									betrafen auch hier die Berechnung der wirksamen Deckelfläche aus Gesamtbelastung und
                              									Druckhöhe im Steigrohr. Sie ergab sich als sehr abhängig von der Anfangstellung des
                              									Deckels. Bei sehr tiefer Anfangstellung, also kleiner Füllung, ist die wirksame
                              									Fläche kleiner als die Deckelfläche und erreicht diese nur bei ganz schwerer
                              									Belastung. Bei hoher Anfangslage dagegen, also großer Füllung ist die wirksame
                              									Fläche stets größer als die Deckelfläche; sie reicht über den Spalt hinweg bis auf
                              									den Ring a.
                           Diese Aenderung der wirksamen Deckelfläche ist natürlich nur durch die verschiedene
                              									Beanspruchung der Membran zustande gekommen. Deshalb war es nötig, die Wulstbildung
                              									innerhalb des Spaltes zu untersuchen. Bei dem engen Spalt ist das schwer
                              									durchführbar. Es wurde deshalb nur an einer Stelle genau in der Mitte des Spaltes
                              									die Höhenlage der Membran festgestellt.
                           Geführt durch einen Block (Abb. 20), welcher so auf
                              									den Ring aufgesetzt wird, daß die Nadel genau in der Mitte des Spaltes sich
                              									befindet, ruht die Nadel N mit ihrer Spitze auf der
                              									Kautschukplatte. Auf ihr liegt der Zeiger Z aus ganz
                              									dünnem Aluminiumblech, welcher sich gegen die Schneide S stützt. Die Uebersetzung wurde mit Mikrometerschraube in einem
                              									besonderen Versuch zu 1 : 10,0 festgestellt. Aus der Wulststellung sind dann die in
                              										Abb. 21 dargestellten Lagen des freien Kautschuks
                              									bei Anfangs- und Höchstbelastung ermittelt worden. In derselben Abbildung sind unten
                              									die Durchmesser der wirksamen Deckelfläche für die verschiedenen Belastungsstufen
                              									eingezeichnet. Versuche a b c d sind mit dem Steigrohr 3 mm und verschiedener
                              									Anfangslage ausgeführt, Versuch e mit dem Steigrohr 10 mm.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 44
                              Abb. 20.
                              
                           Bei a liegt nicht die ganze Deckelfläche auf dem Kautschuk auf, deshalb ist auch die
                              									wirksame Deckelfläche kleiner als die wirkliche. Durch Vermehren der Belastung sinkt
                              									der Deckel etwas ein, gleichzeitig wird aber durch den Druck im Innern der Kautschuk
                              									gegen den Spalt gepreßt, so daß die wirksame Deckelfläche zum Schluß etwas größer
                              									ist als die wirkliche. Bei b, wo der Deckel am Anfang ganz aufliegt, findet durch
                              									die zunehmende Belastung eine Ausbuchtung des Kautschuks in den Spalt hinein statt,
                              									und die wirksame Deckelfläche vergrößert sich bis zum Gipfel dieser Krümmung. Bei c
                              									liegt bei Beginn der Belastung die Grenze der wirksamen Deckelfläche zunächst noch
                              									im Spalt, wandert dann infolge des Sinkens des Deckels auf den festen Ring, um
                              									nachher bei noch schwererer Belastung infolge der Ausbuchtung des Kautschuks durch
                              									den Innendruck wieder in den Spalt hinein zurückzukehren. Bei ganz tiefer Deckellage
                              									d, wird der Deckel in seiner Anfangstellung sogar durch die unmittelbare Spannung
                              									des Kautschuks etwas getragen, das heißt, die Deckelfläche reicht bis weit in den
                              									festen Ring hinein. Durch Verstärkung der Belastung wandert ihre Begrenzung infolge
                              									der Durchpressung des Kautschuks durch den Innendruck wieder zurück, ohne aber den
                              									Spalt zu erreichen. Beim weiten Steigrohr, Versuch e, haben wir alle diese Einflüsse
                              									zusammen, so daß die wirksame Deckelfläche bei Beginn des Versuchs kleiner ist als
                              									die wirkliche Deckelfläche, bei schwerster Belastung dagegen bis weit in den festen
                              									Ring hinein reicht.
                           Beim Versuch b ist die wirkliche Belastung Q ungefähr
                              									gleich der Summe aus der Belastung Qd, welche die wirkliche Deckelfläche, und Qs, welche vom
                              
                              
                              									Kautschuk übertragen wird; d.h. das Glied q (s. S. 40)
                              									wird nahezu Null. Das gilt stets, wenn die Deckelstellung nur sehr wenig von der
                              									Nullage abweicht.
                           Die Eichkurven verlaufen bei mittlerer und tiefer Deckellage fast geradlinig, und die
                              									Unterschiede zwischen Be- und Entlastung sind beim engen Steigrohr sehr gering. Am
                              									geringsten bei der Deckellage, welche von der Nullage am wenigsten abweicht.
                           Meßdose mit ringförmiger Membran. Da die
                              									Kautschukflächen, welche sich unter dem Deckel befinden, einen Einfluß auf die Größe
                              
                              									der Dehnung der freien Kautschukflächen nicht haben, wie bei den vorhergehenden
                              									Versuchen mit rauhem Deckel gefunden ist, so hat es auch wenig Wert, diesen
                              									Kautschuk etwa dadurch zu vermeiden, daß durch eine Platte im Innern des Dosenraumes
                              									die Membran gegen den Deckel gepreßt wird (Abb. 13
                              									a), wobei die Kautschukplatte zu einem Ring geworden ist, der nur den Spalt
                              									überbrückt.
                           Die Versuche mit dieser Ausführungsform haben keine anderen Ergebnisse gehabt, als
                              									die Versuche mit ganzer Kautschukplatte. Es ist nur schwieriger, den Kautschukring
                              									gut glatt einzusetzen.
                           Um die Platte für die Anwendung eines Kautschukringes in den Dosenraum hineinbringen
                              									zu können, war dieser entsprechend groß ausgeführt. Bei der Herstellung von Meßdosen
                              									wird man sonst darauf sehen, daß die Flüssigkeitsmenge möglichst gering wird.
                           
                        
                           Vergleich der aus dem Dosenraum
                                 										verdrängten mit der vom Steigrohr aufgenommenen
                                 									Druckflüssigkeitsmenge.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 44
                              Abb. 21. Kautschuklage im Spalt bei verschiedenen Deckelstellungen für
                                 										kleinste und höchste Belastung Durchmesser der wirksamen Deckelfläche
                              
                           Sowohl bei der Beutelmeßdose als auch bei der Membranmeßdose wurde das aus dem Beutel
                              									bzw. Dosenraum verdrängte Wasser mit dem vom Druckrohr aufgenommenen Wasser
                              									verglichen. Bei der Beutelmeßdose wurde dabei Deckeldurchmesser, Deckelweg und
                              									Wulständerung berücksichtigt. Letzteres geschah dadurch, daß die Wulstformen nach
                              									den Abmessungen für verschiedene Belastungen aufgezeichnet und ausplanimetriert
                              									wurden. Bei der Membranmeßdose wurden die Versuche bei mittleren Deckellagen, bei
                              									welchen sich der Wulst im Spalt wenig ändert, zu dem Vergleich der Wassermengen
                              									herangezogen. Zur genaueren Messung der Deckelwege war hierbei noch das Zeigerwerk
                              										(Abb. 19) so
                              									geändert, daß es eine 30-fache Uebersetzung ergab, und dann auf einem Bügel in der
                              									Weise befestigt, daß die Nadel auf der die Belastung übertragenen Druckschraube in
                              									Mitte Deckel auflag. Der Bügel war unmittelbar am Boden der Meßdose befestigt, so
                              									daß Verspannungen des die Meßdose und die seitlichen Deckelweganzeiger tragenden Gerüstes ausgeschaltet
                              									waren.
                           Bei beiden Meßdosen ergaben sich Unterschiede zwischen der verdrängten und der vom
                              									Druckrohr aufgenommenen Wassermenge, und zwar wurde die verdrängte Wassermenge stets
                              									größer gefunden. Bei der Beutelmeßdose sind sie wegen der Unsicherheit in der vom
                              									Wulst aufgenommenen Wassermenge unzuverlässig. Bei der Membranmeßdose kann man aber
                              									große Genauigkeit erwarten.
                           Die auffallende Erscheinung, daß die verdrängte Wassermenge stets größer war als die
                              									vom Druckrohr aufgenommene, wurde an dieser Meßdose wiederholt nachgeprüft. Bei
                              									einer Druckrohraufnahme von etwa 12 cm3 wurde eine
                              									verdrängte Wassermenge von etwa 13,5 cm3
                              									festgestellt. Die Differenz von 1,5 cm3 entsprach
                              									etwa einem Deckelweg von 0,045 mm und wurde auch bei verschiedenen neuen Füllungen
                              									der Meßdose immer in gleicher Größenordnung gefunden. Zu ganz gleichem Ergebnis kam
                              									man, wenn das Druckrohr gänzlich abgeschaltet war und die festverschlossene Meßdose
                              									dann belastet wurde. Der Deckel legte auch dann etwa einen Weg von 0,04 bis 0,05 mm
                              									zurück. 1,5 cm3 Volumenänderung würden bei den
                              									auftretenden Drucken etwa 8 bis 9 cm3 Luft im
                              									Meßdosenraum entsprechen. Es ist ausgeschlossen, daß sich so große Luftmengen noch
                              									in der. Dose gefunden haben und bei verschiedenen, unabhängig voneinander
                              									vorgenommenen Füllungen immer wieder in gleicher Menge im Dosenraum verblieben
                              									sind.
                           Die geringe Kompressibilität des Wassers und ebenso des Kautschuks, welche der des
                              									Wassers gleich zu setzen ist, können zur Erklärung nichts beitragen.
                           Es ist dann auch noch versucht worden, festzustellen, ob etwa erst mit
                              									zunehmender Belastung eine innigere Anlage zwischen Kautschuk und Deckel
                              
                              									stattfindet. Zu diesem Zweck wurde der Spalt mit Wasser aufgefüllt und dann die
                              									Meßdose belastet; es konnten aber keine nennenswerten zwischen Deckel und Kautschuk
                              									hervortretenden Luftmengen beobachtet werden. Ferner wurde zur Erreichung einer
                              									besseren Anlage zwischen Deckel und Kautschuk der letztere eingefettet. Auch hiermit
                              									konnten die Deckelbewegungen der vollständig geschlossenen Meßdose nicht beseitigt
                              									werden. Leider war es nicht mehr möglich weitere Versuche zur Klärung dieser Frage
                              									anzustellen.
                           Eine ganz ähnliche Erscheinung hat auch Szitnick in seiner
                              									schon genannten Arbeit an einer 10 T-Meßdose festgestellt. Szitnick rechnet von vornherein so, als ob bei der Füllung noch Luft im
                              									Dosenraum verblieben sei, findet aber, daß die auf diese Weise gefundene Luftmenge
                              									unwahrscheinlich groß ist, ohne eine andere Erklärung für diese Erscheinung
                              									anzugeben.
                           
                        
                           Zusammenfassung.
                           Ausgehend von der einfachsten Form einer Beutelmeßdose werden die Bedingungen
                              									entwickelt, welche erfüllt sein müssen, um mit einer solchen Meßdose gute Ergebnisse
                              									zu erzielen. Der Zusammenhang zwischen diesen Beutelmeßdosen und den üblichen
                              									Membranmeßdosen wird klargestellt.
                           Die Versuche ergaben für die in ihrem Aufbau sehr einfache Beutelmeßdose bei
                              									Anwendung eines flachen Bodens und eines kleinen, ebenen Deckels mit Führung
                              									praktisch brauchbare Messungen. Die Membranmeßdose kann als Verbesserung dieser
                              									Beutelmeßdose aufgefaßt werden, sie ist im Aufbau aber weniger einfach.