| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 56 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Untersee-Tankschiffe. Die Schiffswerft und
                              									Maschinenfabrik Doxford, Sunderland in England,
                              									beschäftigt sich mit dem Bau unterseeischer Oelbehälter, die gegen jede Art von
                              									Beschießung, gegen Fliegerbomben und gegen Angriffe von Unterseebooten geschützt
                              									sind. Die Behälter gestatten etwa 2400 t flüssigen Brennstoff aufzunehmen. Mit Hilfe
                              									je eines Ballastraumes an jedem Ende kann der Behälter auf jede Wassertiefe versenkt
                              									werden. Die Aufnahmefähigkeit der beiden Ballasträume ist etwas größer als die
                              									Reserveschwimmfähigkeit des vollbeladenen Schiffes. Die Oelförderung aus dem
                              									versenkten Behälter geschieht am zweckmäßigsten mittels Preßluft. Werden aus den
                              									Ballasträumen etwa 30 t Wasser entfernt, dann steigt der Behälter an die Oberfläche.
                              									Es ist bereits auch der Bau eines solchen Behälters von 20000 t Fassungsvermögen
                              									geplant, der stets schwimmend in einem Hafen verankert werden soll. Der versenkbare
                              									und der unversenkbare Oelbehälter können, wenn notwendig, längs eines Schiffes
                              									anlegen, um von diesem Oel zu übernehmen oder umgekehrt Oel abzugeben. Diese
                              									schwimmenden Oelbehälter gestatten die Aufnahme oder Abgabe großer Oelmengen in viel
                              									kürzerer Zeit als dies bei Anlagen am Lande möglich ist. In den meisten Fällen
                              									wird die neue Art der Oelaufbewahrung auch billiger sein. Ein solcher Oelschwimmtank
                              									ist auch explosionssicherer als ortfeste Tankanlagen. Ein einmal in Brand geratener
                              									Schwimmtank kann leichter gelöscht werden, und der Brand kann sich nicht weiter
                              									ausdehnen. Es wird deshalb auch möglich sein, entsprechend geformte Schwimmtanks als
                              									Fahrzeuge herzustellen, die über das Meer geschleppt werden können.
                           Auch in Deutschland sollen schon vor Anfang des Krieges Versuche mit solchen
                              									Schutzbehältern für Oel ausgeführt worden sein. (Der Oelmotor 1916 S. 191.)
                           W.
                           –––––
                           In einem Aufsatz über geschmierte Arbeitsräder in Heft 20
                              									bis 26, 1916 der Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen untersucht Gümbel den Einfluß der Schmierung auf die Zahnform und
                              									die Gestaltung des Rades. Eingehende theoretische Betrachtungen der in Frage
                              									kommenden Vorgänge ergeben folgendes:
                           Zwei ebene Flächen, die parallel zueinander verschoben werden, können einen Druck
                              									senkrecht zur zwischen ihnen befindlichen Flüssigkeitsschicht nicht übertragen; es tritt schließlich
                              									eine Berührung der festen Flächen ein. Soll ein Druck durch eine
                              									Schmiermittelschicht übertragen werden, so muß also entweder bei
                              									Parallelverschiebung zur Erreichung veränderlicher Querschnitte die eine Fläche
                              									unter einem Winkel geneigt verschoben werden, oder die Flächen müssen senkrecht zur
                              									Flüssigkeitsschicht bewegt werden. Die Untersuchung des ersten Falles ergibt, daß
                              									der Reibungskoeffizient von der gegenseitigen Lage und den Abmessungen der
                              									geschmierten Flächen abhängig, von der Geschwindigkeit der Verschiebung und der Art
                              									der Flüssigkeit unabhängig ist, daß aber die Größe des in der Schmierschicht
                              									entstehenden Druckes und der Widerstand der Verschiebung von der relativen
                              									Verschiebungsgeschwindigkeit und dem Schubmodul des Schmiermittels abhängt. Eine
                              									Prüfung des zweiten Falles zeigt, daß eine zwischen zwei festen Flächen
                              									eingeschlossene Flüssigkeitsschicht, wie zum Beispiel die Schmierschicht zwischen
                              									zwei Zähnen, der Annäherung der Flächen und somit deren Abnutzung einen sehr großen
                              									Widerstand entgegensetzt.
                           Diese Ergebnisse können als Grundlage für die besondere Untersuchung der Verhältnisse
                              									bei zusammenarbeitenden Zahnrädern dienen. Für trockene Reibung ist bei
                              									Zykloidenrädern die Zahnreibungsarbeit um so kleiner, je größer bei kleinem
                              									Eingriffbogen die Halbmesser oder Teilkreise sind, je kleiner der Eingriffbogen ist
                              									und je gleichmäßiger der Eingriffbogen um den Fußpunkt des Lotes aus dem Radmittel
                              									auf die Eingrifflinie verteilt ist. Für Zykloidenverzahnung gilt dasselbe. Die
                              									Abnutzungsverhältnisse sind bekanntermaßen bei Evolventenrädern bedeutend
                              									ungünstiger als bei Zykloidenrädern. Bei ersteren soll nur ein Teil der
                              									Eingriffstrecke benutzt werden, bei letzteren nur der Teil des Eingriffs, der durch
                              									den Kopf des kleinen Rades und den Fuß des großen Rades begrenzt wird. Für die
                              									Zykloidenverzahnung wird dadurch die zu fordernde gleichmäßige Verteilung der
                              									Abnutzung längs der ganzen Flanke erreicht, die Bedingung für Erzielung geringster
                              									Reibungsarbeit bei trockener Reibung aber vernachlässigt.
                           Wird nun zwischen die Zähne eine Schmiermittelschicht
                              									gebracht, so wird dadurch beim Abwälzen der Zahnflanken aufeinander ein die Reibung
                              									beeinflussender Druck in der Schmierschicht erzeugt. Dieser bei der Wälzbewegung der
                              									Zähne entstehende Druck ist nun aber um so größer, je größer der resultierende
                              									Krümmungshalbmesser der Zahnflanken ist, und dieselbe Bedingung ergibt sich für die
                              									Erfüllung der Forderung geringster Abnutzung während der Anlaufzeit (während dieser
                              									findet auch bei geschmierten Zähnen noch eine Berührung der festen Flächen statt).
                              
                              									Evolventenverzahnung ist aus diesem Grunde unzweckmäßig. Für geschmierte
                              									Zykloidenzahnräder sind aber folgende Bedingungen zu erfüllen:
                           1. Man wähle als Zahnprofil die Zykloide, welche durch Wälzen eines Kreises auf dem
                              
                              									Teilkreise des kleinen Rades und in dem Teilkreise des großen Rades entsteht.
                           2. Der Fußkreis der Zähne des kleinen Rades ist so zu legen, daß der Eingriff im
                              									Teilkreise oder etwas außerhalb desselben beginnt.
                           3. Die Differenz von Kopfkreis- und Teilkreishalbmesser des kleinen Rades ist etwa
                              									gleich ½ t zu wählen.
                           4. Die Stärke des Zahnes im Teilkreise ist etwa ⅝ t zu wählen.
                           5. Der Halbmesser des Wälzkreises ist so klein wie möglich zu wählen, jedoch so,
                              									daß
                           
                              a) das Abnutzungsverhältnis des kleinen Rades zum großen Rade
                                 										in zulässigen Grenzen bleibt;
                              b) der Zahn des kleinen Rades im Kopfkreise noch eine genügende
                                 										Stärke behält;
                              c) der Winkel zwischen Zahndruck und Zentrale (β) nirgends kleiner als etwa 75° ist.
                              
                           Eine derartige Verzahnung ist in Abb. 1
                              									dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 56
                              Abb. 1.
                              
                           Um hierfür auch die für Evolventenräder bestehenden Vorteile der günstigen
                              									Herstellung auf selbsttätigen Zahnräder-Bearbeitungsmaschinen und der Verwendung als
                              									Satzräder in gewissen Grenzen zu gewinnen, wäre die Zahl der Wälzkreishalbmesser zu
                              									beschränken, etwa auf den Wert r=\frac{200}{2\,Z}, worin Z eine
                              									positive oder negative ganze Zahl ist. Eine geringe Verschiebung der Achsen, wie sie
                              									bei Evolventenrädern zulässig ist, hat auf die Gleichförmigkeit des Ganges bei der
                              									vorgeschlagenen Zahnform geringeren Einfluß, als eine durch Abnutzung einer
                              									Evolventenverzahnung entstandene unbestimmte Zahnform, so daß dieser weitere Vorteil der
                              									Evolventenräder außer acht gelassen werden kann. Die geringste Zähnezahl der
                              									vorgeschlagenen Zahnform ist zwölf.
                           Um keine Aenderung in der Stärke der Schmierschicht zuzulassen, wodurch die Ruhe des
                              									Ganges beeinflußt würde, müssen beim Wechsel der Zähne Flankenteile mit angenähert
                              									gleichen Krümmungsradien aufeinander folgen. Das könnte einmal durch sehr große
                              									Zähnezahl erreicht werden, doch ist dieser Weg aus Rücksicht auf Festigkeit nicht
                              									möglich. Als zweite Möglichkeit bleibt die Anordnung mehrerer gestaffelter Räder,
                              									die im Teilkreise um Bruchteile der Teilung gegeneinander versetzt sind. Bei
                              									unendlicher Staffelzahl ergibt sich ein Rad mit Schrägzähnen. Einem solchen
                              									gegenüber hat das Staffelrad aber die Vorzüge, daß der Zahndruck geringer ist, kein
                              									achsialer Zahndruck vorhanden ist, durch die Schmierung ein größerer Teil des
                              									Zahndruckes aufgenommen wird, die Herstellung einfacher ist und der turch Verdrehung
                              									der Welle entstehenden elastischen Formänderung des kleinen Zahntriebes Rechnung
                              									geragen wird. Ein solcher Staffeltrieb ist in Abb. 2
                              									dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 57
                              Abb. 2.
                              
                           Auch die für günstiges Arbeiten notwendige Forderung, daß der Zahndruck zweier
                              									aufeinander arbeitenden Zahnräder sich gleichmäßig auf die Zahnbreite verteilt, wird
                              									bei der Staffelzahnung besser erfüllt als bei der Schräg- oder Winkelzahnung, bei
                              									welcher man zur angenäherten Erreichung dessen entweder die Ritzelachse schräg
                              									stellen oder eine entsprechende Deformation des großen Rades vorsehen muß, um die
                              									Verdrehung der Welle auszugleichen.
                           Ritter.
                           –––––
                           Die Grundlagen der Berechnung für Gasrohrleitungen. Die
                              									bisher für die Berechnung von Gasrohrleitungen zur Verfügung stehenden
                              									Rechnungsmethoden geben so verschiedenartige Werte, daß ihre Benutzung für die
                              									Praxis nicht zweifelsfrei ist. Einen hierfür brauchbareren Weg zu zeigen hat Biegeleisen unternommen und auf der vorjährigen
                              									Versammlung des Vereins der Gas- und Wasserfachmänner in Oesterreich und Ungarn in
                              									einem Vortrage erläutert, dessen Bericht in Heft 19 der Vereinszeitschrift des
                              									genannten Vereins wiedergegeben ist. Die Schwierigkeiten einer zuverlässigen
                              									Rechnung sind unter anderen Aenderung von Volumen und Temperatur infolge
                              
                              									Druckabfalles und Wechsels in der Bodentemperatur, verschiedenartige Zusammensetzung
                              									und Reinigung, Ausscheidungen, die den Widerstand erhöhen, und die Beschaffenheit
                              									der Rohre und ihrer Verbindungen.
                           Die Aufstellung einer Berechnungsformel auf theoretischer Grundlage zeigte sich als
                              									aussichtslos. Biegeleisen hat deshalb sowohl sämtliche
                              									früher ausgeführte Versuche anderer, so weit sie sich als brauchbar erwiesen, als
                              									auch eine eigene sorgfältigst ermittelte Versuchsreihe seinen Entwicklungen zugrunde
                              									gelegt. Dabei konnten die Ergebnisse jedes fremden Forschers natürlich nicht
                              									gleichwertig eingesetzt werden, sondern mußten vielmehr verschieden bewertet werden,
                              									je nachdem sie alle oder nur einen Teil der für den Druckverlust in Gasrohren
                              									maßgebenden Faktoren berücksichtigt haben. Weiterhin zeigte sich, daß die Strömung
                              									von Luft in Rohren nicht gleichartig wie die von Leuchtgas vor sich geht, eine
                              									einfache Uebertragung der mit Luft erhaltenen Ergebnisse auf Leuchtgas daher nicht
                              									zuverlässig ist.
                           Die Versuche, die Biegeleisen berücksichtigt hat, seien
                              									hier nur kurz aufgeführt. Es sind folgende: Clegg (1860)
                              									wenig brauchbar; Arson (1867) wertvoll, gußeiserne
                              									Leitungen von 50, 81, 103, 254, 500 mm ? von rund 100 bis 300 m Länge,
                              									schmiedeeiserne Rohre von 50 mm 1. W.; Trewby (1904) 12
                              									Beobachtungen an Leitungen von 36'' und 48'' (914 und 1219 mm 1. W.) von 1690 und
                              									4200 m Länge, wenig genau; Canning (1900) Leitung von 120
                              									mm 1. W. und 1225 m Länge; Fliegner (1907) Ferngasleitung
                              									Riet–St. Gallen mit gußeisernen Rohren von 350 mm 1. W., sehr wertvoll; Hase (1907) Fernleitung Lübeck–Travemünde mit
                              									Mannesmann-Stahlrohren von 50 mm 1. W., und Temperaturabfall von 17,6° C auf 2,7° C,
                              									sehr wertvoll; d'Aubenton-Cara (1908) Hochdruckgasleitung
                              									Neuville–Fontaine (Frankreich) von 150 mm 1. W. und ? 13 km Länge; Chandler (1900); Hardie (1900)
                              									Hochdruckanlage Tynemont von 450 mm 1. W. und 1700 m Länge; Spitzglaß (1912) schmiedeeiserne Rohre von 1, 1½, 2, 2½, 3 m 1. W. und
                              									gußeiserne Rohre von 250, 500, 600, 900 mm 1. W., bei Niederdruck und Hochdruck,
                              									sehr umfangreich; Humphrey (1913) Rohre von 10 km Länge
                              									und 700, 750, 850, 900 mm 1. W. für Luftleitung, daher nicht ohne weiteres für
                              									Leuchtgas brauchbar.
                           Insgesamt hat Biegeleisen etwa 1000 Versuche mit Leuchtgas
                              									berücksichtigt.
                           Eine Zusammenstellung der einzeln für die wichtigsten Gruppen dieser Versuche
                              									aufgestellten Formeln ergibt nun außerordentliche Unterschiede, so zum Beispiel für
                              									den Druckverlust gußeiserner Rohre von 80 mm 1. W. und 50 m3/Std. Gasvolumen bei 15° C fast 150 v. H., so daß
                              									die Aufstellung einer neuen Formel erforderlich war. Das geschah zum Teil auf Grund
                              									eigener Versuche von Biegeleisen, zum Teil auf Grund der
                              									früheren Versuchswerte.
                           Biegeleisen führte seine Versuche an schmiedeeisernen
                              									Gasrohren von ⅜, ½, ¾ und 1'' 1. W. mit und ohne Muffe bei 4 bis 4,5 m Länge durch.
                              									Die wichtigsten Ergebnisse dieser Versuche waren:
                           1. Bis zu einem bestimmten Geschwindigkeitswerte ist der Druckverlust in
                              									schmiedeeisernen Rohren der ersten Potenz der
                                 										Geschwindigkeit (nicht ihrem Quadrate) bzw. der Gasmenge direkt
                              									proportional.
                           2. Für jedes Rohr besteht eine sogenannte kritische
                                 										Geschwindigkeit, unterhalb und oberhalb welcher sich der Zusammenhang
                              									zwischen Druckverlust und Geschwindigkeit ganz erheblich ändert. Sie ist um so
                              									kleiner, je größer der Rohrdurchmesser ist.
                           3. Die innere Oberfläche der Rohre ist von großem Einflüsse. In gebrauchten Rohren
                              									war der Druckverlust bei allen Durchmessern fast doppelt so groß als in neuen.
                           4. Das Maß der inneren Reibung (die Zähigkeit) ist hauptsächlich von der Temperatur
                              									abhängig.
                           Für die Auswertung sämtlicher Versuche zur Aufstellung neuer Berechnungsformeln war
                              									als maßgebend anzusehen, daß der infolge Reibung entstehende Druckverlust bei
                              									Strömung von Leuchtgas durch Rohrleitungen abhängig ist von
                           1. Rohrstoff,
                           2. Beschaffenheit der inneren Rohrfläche,
                           3. Geschwindigkeit bzw. Gasmenge,
                           4. Durchmesser der Leitung,
                           5. spezifischem Gewicht des Gases,
                           6. Temperatur des Gases.
                           Zu 1 und 2. Der Rohrstoff wurde durch getrennte Behandlung der Versuche an
                              									gußeisernen und schmiedeeisernen Rohren berücksichtigt, die Rohrbeschaffenheit durch
                              									jeweils zwei verschiedene Werte für neue und alte Rohre.
                           Zu 3. Zur Berücksichtigung des Einflusses der Geschwindigkeit wurden die
                              
                              
                              									Versuchswerte in logarithmischen Schaubildern aufgetragen derart, daß als Ordinaten
                              									die Druckverluste in mm WS pro lfd. m, als Abszissen die Geschwindigkeiten unter
                              									Benutzung logarithmischer Teilung aufgetragen wurden. Dieser Einfluß zeigte sich in
                              									den Schaubildern als eine Gerade, deren Neigung die Potenz der Geschwindigkeit
                              									angibt, zu welcher der Druckverlust proportional ist. In dieser Weise wurden alle
                              									Versuche ausgewertet und ein Mittelwert der Potenz abgeleitet.
                           Zu 4. Der Einfluß der Rohrdurchmesser ergab sich dadurch, daß von allen Versuchen
                              									zunächst der Druckverlust für dieselbe Geschwindigkeit (z.B. 1 m/Sek.) ermittelt und
                              
                              									graphisch für die entsprechenden Durchmesser aufgetragen wurde.
                           Zu 5 und 6. Zur Berücksichtigung der Einflüsse von spezifischem Gewicht und
                              									Temperatur mußten mangels bezüglicher Versuche mit Leuchtgas die Versuche mit Luft
                              									sinngemäß mit herangezogen werden.
                           Die so aufgestellten Schaubilder sind aus den beigefügten Abb. 1 und 2 zu ersehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 58
                              Abb. 1. Abhängigkeit des Druckverlustes vom Durchmesser bei schmiedeeisernen
                                 										Rohren oberhalb der kritischen Geschwindigkeit
                              
                           Die kritische Geschwindigkeit hat nach den Versuchen nur für schmiedeeiserne Rohre
                              									praktische Bedeutung; bei gußeisernen Rohren liegen die Strömungsgeschwindigkeiten
                              									bei Niederdruck und bei Hochdruck immer oberhalb der kritischen Geschwindigkeit. Bei
                              									den Versuchen von Biegeleisen liegen die kritischen Geschwindigkeiten für Rohre
                              									von
                           ½'' 1. W. neu ohne Muffe bei 2,2 m/Sek.,
                           ¾'' 1. W. neu mit Muffe bei 2,0 m/Sek.,
                           ½'' 1. W. gebraucht mit Muffe bei 2,6 m/Sek.,
                           ¾'' 1. W. gebraucht mit Muffe bei 1,7 m/Sek.
                           Das Gesetz für die Abhängigkeit der kritischen Geschwindigkeit vom Durchmesser hat er
                              									leider nicht abgeleitet.
                           Biegeleisen hat zwei Arten von Formeln aufgestellt, eine
                              									Gruppe für genaue Rechnung, die alle Faktoren berücksichtigt, und eine Gruppe für
                              									angenäherte Rechnungen, die nur die im allgemeinen in der Praxis und insbesondere
                              									bei Entwürfen neuer Anlagen bekannten Werte von Gasmenge und Durchmesser
                              									berücksichtigt.
                           Zur Erleichterung der Auswertung der Formeln sind Tabellen und zeichnerische
                              									Darstellungen einzelner Werte derselben zweckmäßig.
                           
                           Die Formeln selbst lauten:
                           A. Schmiedeeiserne Rohre.
                           a) Unterhalb der kritischen Geschwindigkeit:
                           Neue Rohre          \frac{h}{l}=0,00124\,\frac{\eta\,.\,Q}{d^4},
                           gebrauchte Rohre \frac{h}{l}=0,0024\,\frac{\eta\,.\,Q}{d^4},.
                           b) Oberhalb der kritischen Geschwindigkeit:
                           
                              \frac{h}{l}=\frac{206}{10^{10}}\,\frac{\eta^{0,27}\,.\,\gamma^{0,73}\,.\,Q^{1,73}}{d^{4,73}}.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 59
                              Abb. 2. Abhängigkeit des Druckverlustes vom Durchmesser bei gußeisernen
                                 										Rohren
                              
                           B. Gußeiserne Rohre:
                           
                              \frac{h}{l}=\frac{735}{10^{10}}\,\frac{\eta^{0,31}\,.\,\gamma^{0,69}\,.\,Q^{1,69}}{d^{4,69}}.
                              
                           Das sind genaue Formeln; wird aber die Temperatur des Leuchtgases zu 15° C und das
                              									spezifische Gewicht zu γ = 0,5 kg/m3 angenommen, so ergeben sich annähernde
                              									Formeln:
                           A. Schmiedeeiserne Rohre.
                           a) Unterhalb der kritischen Geschwindigkeit.
                           Neue Rohre          \frac{h}{l}=\frac{198}{10^{10}}\,.\,\frac{Q}{d^4},
                           gebrauchte Rohre \frac{h}{l}=\frac{384}{10^{10}}\,.\,\frac{Q}{d^4}.
                           b) Oberhalb der kritischen Geschwindigkeit:
                           Neue Rohre          \frac{h}{l}=\frac{631}{10^{12}}\,.\,\frac{Q^{1,73}}{d^{4,73}},
                           gebrauchte Rohre \frac{h}{l}=\frac{128}{10^{11}}\,.\,\frac{Q^{1,73}}{d^{4,73}}.
                           B. Gußeiserne Rohre:
                           
                              \frac{h}{l}=\frac{162}{10^{11}}\,.\,\frac{Q^{1,69}}{d^{4,69}}.
                              
                           Zu allen Gleichungen bedeutet:
                           h = den Druckverlust in kg/m2 oder in mm WS,
                           l = die Rohrlänge in m,
                           d = den Rohrdurchmesser in m,
                           Q = das Gasvolumen in m3/Std.,
                           γ = das spezifische Gewicht in
                              										kg/m3,
                           η = den Zähigkeitskoeffizienten
                              									in \frac{\mbox{kg}/\mbox{Sek.}}{\mbox{m}^2} (=0,0000597 für 15°C).
                           Für gußeiserne Rohre ist nur eine Gleichung vorhanden, weil die betreffenden Versuche
                              									die gewünschte Klarheit in dieser Beziehung noch nicht verschaffen können.
                           Ritter.
                           –––––
                           Fabrikbeleuchtung. (Dr. Halbertsma, Sitzung der deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft am
                              									16. September 1916.) Der Vortragende bezeichnete sein Thema als nur eins von den
                              									vielen Problemen der praktischen Lichttechnik, die dringend einer auf
                              									wissenschaftlich-technischer Grundlage fußenden Behandlung bedürfen, glaubte aber,
                              									die Frage der Fabrikbeleuchtung als erste vor der Beleuchtungstechnischen
                              									Gesellschaft behandeln zu sollen, weil sie wegen des Ausscheidens ästhetischer
                              									Fragen ein rein technisch-physiologisches Problem darstelle, und weil ihr vom
                              									Standpunkt der größtmöglichsten Ausnutzung der vorhandenen Arbeitskräfte und
                              									Betriebsmittel in der jetzigen Zeit eine besondere Bedeutung beizumessen sei.
                           Auf die Wichtigkeit einer zweckmäßigen Beleuchtung industrieller Anlagen hat zum
                              									Beispiel 1913 Eshleman hingewiesen, indem er den
                              									wesentlichen Zielen jeder Fabrikation, der Vergrößerung der Produktion, der
                              									Verbesserung der Qualität und der Verringerung der Unkosten, die Mittel gegenüber
                              									gestellt hat, die zur Verwirklichung dieser Ziele führen. Es sind dies gute
                              									Arbeitskräfte, gute Maschinen und gute Beleuchtung, deren Bedeutung um so
                              									erheblicher ist, als sie erst die volle Wirksamkeit der beiden vorher genannten
                              									Faktoren verbürge. Es ist zu bedauern, daß das Hilfsmittel der Beleuchtung in der
                              									Gewerbehygiene so geringe Beachtung gefunden hat, obwohl andere in gleiche Linie zu
                              									stellende Hilfsmittel wie Heizung und Lüftung in weitgehendem Maße untersucht, auf
                              									den technischen Lehranstalten behandelt und praktisch berücksichtigt werden.
                           Die Verkennung der Beleuchtung als wichtiges Hilfsmittel jedes Betriebes spiegelt
                              									sich zum Beispiel darin wieder, daß sich unter 200 angemeldeten Vorträgen, die auf
                              									einem für das Jahr 1914 geplanten Kongreß für Gewerbehygiene gehalten werden
                              
                              									sollten, kein einziger befunden hat, der Fragen der Beleuchtung und der Hygiene des
                              									Auges behandelte, und daß in einem Bericht über die Arbeitsgebiete und Ziele des
                              									Kaiser-Wilhelm-Instituts für Arbeitsphysiologie unter den zu untersuchenden
                              									Einflüssen der Umgebung die Beleuchtung nicht berücksichtigt ist.
                           
                           Die Ursache für diese Erscheinung suchte der Vortragende darin, daß die Fragen
                              									der Arbeitsplatzbeleuchtung in den 80 er Jahren durch die Untersuchungen von Kohn zu einem gewissen Abschluß gekommen seien, daß dann
                              									aber die weitere Untersuchung dieser Fragen mit der schnellen Entwicklung der
                              									neueren Lichtquellen nicht Schritt gehalten habe. So habe die Flächenhelle der
                              									Lichtquellen und die dadurch verursachte Blendung in äußerst hohem Grade zugenommen,
                              									ohne daß der Einfluß der Blendung auf die Sehschärfe und die Ermüdung des Auges
                              									hinreichende Beachtung gefunden habe.
                           Als Hauptfehler, den man in fast allen Fabrikbetrieben antreffen könne, nannte der
                              									Vortragende dann die Anwendung der im Gesichtsfeld des Arbeiters brennenden nackten
                              									Glühlampe, die durch den eigentümlichen Standpunkt zu erklären sei, daß man in dem
                              									Reflektor nur ein Mittel sehe, durch das ein Lichtverlust hervorgerufen würde. Man
                              									übersehe eben den doppelten Sinn eines solchen Reflektors, einerseits den Lichtstrom
                              									vorwiegend in eine bestimmte Richtung zu lenken, und anderseits die Lichtquelle
                              									selber dem Auge zu verdecken.
                           Auf diese Frage ging der Vortragende im einzelnen näher ein und wies noch darauf hin,
                              									welche besonderen Hilfsmittel mitunter erforderlich sind, wenn es sich zum Beispiel
                              									darum handelt, in Räumen mit stark reflektierenden Metallflächen nicht allein die
                              									Blendung durch die direkt gesehene Lampe zu verhindern, sondern auch dafür zu
                              									sorgen, daß kein metallisch reflektiertes Licht die Augen der im Raume Befindlichen
                              									schädige.
                           Der Vortragende ging dann dazu über, die wirtschaftlichen und hygienischen Vorteile
                              
                              									guter Beleuchtung kurz zusammen zu fassen. Zu diesem Zwecke untersuchte er die
                              									Frage, in welcher Abhängigkeit von der Beleuchtung die Leistungsfähigkeit des
                              									Arbeiters steht, und gab diesen Zusammenhang in Kurvenform wieder. Er zeigte, daß
                              									bei niedriger Beleuchtung naturgemäß der Wert der geleisteten Arbeit kleiner sei als
                              									die Summe von Lohn, allgemeinen Unkosten und Beleuchtungskosten, daß bei einer
                              									bestimmten Beleuchtung beide Werte einander gleich werden, und daß erst oberhalb
                              									dieser Grenze das Gebiet liege, in dem der Arbeiter seine Tätigkeit mit Nutzen
                              									verrichte. Die Leistungsfähigkeit erreicht schließlich einen Maximalwert, über den
                              									hinauszugehen kein Interesse vorliegt, da einerseits die Leistungsfähigkeit dadurch
                              									nicht gesteigert wird, und da anderseits bei zu starker Beleuchtung schließlich ein
                              									Punkt erreicht wird, an dem die absolute Größe des Lichtstromes eine Blendung des
                              									Auges hervorruft. Die günstigste Ausnutzung der Fähigkeiten des Arbeiters tritt
                              									nicht bei dem gekennzeichneten Höchstwert selber ein, sondern schon etwas vorher,
                              									weil schließlich die Leistungslinie bei zunehmender Beleuchtung weniger stark
                              									anwächst, als dies bei den Unkosten für die Beleuchtung der Fall ist.
                           Naturgemäß werden derartige Kurven je nach der Art der zu verrichtenden Arbeiten
                              									wesentlich verschieden ausfallen, und aus diesem Grunde kann nur ein umfangreiches
                              									Zahlenmaterial, das in engster Fühlung mit den praktischen Betrieben gewonnen
                              									ist, wirklich brauchbare Aufschlüsse geben.
                           In diesem Zusammenhang wies der Vortragende auf die Ergebnisse von Eshleman hin, der Vergleiche über das Wickeln von Spulen
                              									bei Tage und während der Nachtschicht vorn gleichen Arbeiter angestellt hat. Der
                              									Genannte ermittelte, daß in der gleichen Anzahl von Stunden der Nachtschicht nur 55
                              									v. H. der Spulen hergestellt werden konnten wie am Tage, und daß noch dazu die Güte
                              									der bei Nacht gewickelten Spulen der Güte der am Tage hergestellten wesentlich
                              									unterlegen war. Während der Ausschuß infolge mangelnder Isolation bei den am Tage
                              									hergestellten Spulen nur 5 v. H. betrug, stieg diese Zahl für die während der
                              									Nachtschicht hergestellten Stücke auf 10 bis 15 v. H. Da überdies die Kosten der
                              									Beleuchtung selten mehr als 1 v. H. der Löhne betragen, lohnt sich die verbesserte
                              									Beleuchtung schon dann, wenn der Arbeiter in jeder Stunde nur eine halbe Minute beim
                              									Suchen von Werkzeugen, falschen Handgriffen usw. erspart.
                           Wichtige Aufschlüsse über den Wert der Beleuchtung gibt auch die Statistik der
                              									Betriebsunfälle. Es ging dies aus zwei Kurven hervor, die der Vortragende nach einer
                              									amerikanischen Veröffentlichung wiedergab (Calder). Aus
                              									diesen wurde ersichtlich, daß die tötlichen Unglücksfälle in den gleichen Monaten
                              									stark ansteigen, in denen die Zahl der Stunden ohne Tageslicht anwächst, daß also
                              									ein ausgesprochener Zusammenhang zwischen den Unglücksfällen und der Beleuchtung
                              									besteht. Dasselbe ergibt sich aus einer von dem Amerikaner Simpson nach Statistiken einer großen amerikanischen
                              									Versicherungsgesellschaft angestellten Betrachtung. Aus ihr geht hervor, daß unter
                              									den im Jahre 1910 in industriellen Betrieben vorgekommenen Unglücksfällen 24 v. H.
                              									direkt oder indirekt auf mangelhafte Beleuchtung zurückgeführt werden konnten.
                           Was endlich die gesetzlichen Bestimmungen angeht, die in den verschiedenen Ländern
                              									für Fabrikbetriebe und andere Werkstätten aufgestellt sind, so ist in der
                              									Gewerbeordnung für das Deutsche Reich wie in den Vorschriften, die für eine Reihe
                              									von Sonderbetrieben aufgestellt sind, stets nur von einer genügenden Beleuchtung die
                              									Rede, ohne daß nähere Erläuterungen dazu gemacht würden. In den belgischen und
                              									französischen Bestimmungen wird gleichfalls in ähnlicher Weise verfahren. Etwas
                              									darüber hinaus ist Dänemark gegangen, indem es die richtige Anbringung der
                              									Lichtquellen fordert. Nur das niederländische Arbeiterschutzgesetz von 1895 enthält
                              									trotz seines Alters schon genauere Angaben über die Mindestbeleuchtungsstärken in
                              									verschiedenen Betrieben, die je nachdem auf 15 bzw. 10 Lux festgesetzt sind, und die
                              									man für die Betriebe, in denen jugendliche oder weibliche Arbeitskräfte beschäftigt
                              									sind, auf 30 bzw. 20 Lux erhöht hat. England hat sich eingehender mit der Frage
                              									beschäftigt und 1913 einen Ausschuß mit der Aufgabe betraut, die Vorarbeiten für ein
                              									Gesetz über die Beleuchtung in Fabriken und Werkstätten in Angriff zu nehmen. Dieser
                              									Ausschuß hat einen Bericht erstattet, aus dem hervorgeht, daß die Unfallzahlen bei
                              									künstlicher Beleuchtung die entsprechenden Ziffern bei Tageslicht weit übersteigen.
                              									Er hat als Leitsatz festgelegt, daß eine Beleuchtung dann genügend sei, wenn die
                              									Arbeit, was Güte und Menge betreffe, richtig ausgeführt werden könne, und wenn die
                              									Beleuchtungsverhältnisse weder die Gesundheit noch die Sicherheit des Arbeiters
                              									gefährdeten. Alle Lichtquellen seien so anzuordnen, daß ihre Strahlen nicht
                              									unmittelbar das Auge des Arbeiters treffen; Lampen im Gesichtsfelde seien durch
                              									geeignete Schirme abzublenden. Die allgemeine Beleuchtung der Werkstätten, auf dem
                              									Fußboden gemessen, solle nicht weniger als 2,5 Lux betragen; für Gießereien werden 4
                              									Lux, für Treppen und Gänge 1 Lux als Mindestbeleuchtung empfohlen. Im Gegensatz zu
                              									diesen Bestimmungen, die die Mindestbeleuchtung festsetzen, habe die Amerikanische
                              									Beleuchtungstechnische Gesellschaft bei ihren Leitsätzen für Fabrikbeleuchtung
                              									(1915) die mittlere Beleuchtung als Grundlage angenommen. Sie schreibe für Treppen,
                              									Gänge und Lagerräume 3 Lux, für grobe Arbeiten 15 Lux und für feine Arbeiten 40 Lux
                              									vor.
                           Der Vortragende schloß seine Ausführungen mit der Anregung, daß auch die Deutsche
                              									Beleuchtungstechnische Gesellschaft durch Bildung eines Ausschusses, durch Vorträge
                              									usw. die Frage der Fabrikbeleuchtung im besonderen, die der sonstigen Beleuchtung im
                              									allgemeinen in Fluß bringen möge, damit dadurch die Grundlagen zu einer besseren
                              									Regelung auf diesem Gebiete geschaffen würden.
                           Dr. A. Meyer.
                           –––––
                           Die Montanindustrie im Königreich Polen. Die Tatsache, daß
                              									der bisher zu Rußland gehörige Teil Polens von den verbündeten Mächten auch
                              
                              									wirtschaftlich verwaltet wird, ließ es angezeigt erscheinen, die wirtschaftlichen
                              									Verhältnisse im Königreich Polen einer kritischen Würdigung zu unterziehen. Es ist
                              									dies in einer vom Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Verein herausgegebenen
                              									Denkschrift geschehen, welcher der folgende Abschnitt über die Montanindustrie im
                              
                              									Königreich Polen auszugsweise entnommen ist.Vgl.
                                    											auch Sonderabdruck aus der Zeitschrift des Oberschlesischen Berg- und
                                    											Hüttenmännischen Vereins 1916 Heft 1/2.
                           Das Hauptzentrum der Montanindustrie befindet sich im Kreise Bendzin, wo
                              									Steinkohlengruben, Eisen- und Zinkerzförderungen, Zinkhütten und Eisenwerke liegen.
                              									Nach Norden zu schließt sich ein zweiter Industriebezirk von allerdings geringerer
                              									Bedeutung an, und auch nach Osten zu findet der Bendziner Bezirk eine Fortsetzung in
                              									der Gegend von Olkusch, wo Eisen- und Zinkerze abgebaut werden. Die
                              									Verfeinerungsindustrie endlich hat ihren Sitz hauptsächlich in der Gegend von
                              									Warschau.
                           Steinkohlenbergbau. Der Vorrat an abbauwürdiger Kohle im
                              									Königreich Polen wird nach Abzug der Abbauverluste auf über zwei Milliarden Tonnen
                              									geschätzt. Was die Beschaffenheit betrifft, so sind die Kohlen des Dombrowaer
                              									Beckens wenig voneinander verschieden. Sie gehören durchweg zur Gattung der nicht
                              									backenden Magerkohle. Der mittlere Heizwert beträgt 6600 WE, der Aschegehalt
                              									durchschnittlich über 7 v. H. Zur Herstellung von Koks und Leuchtgas ist die Kohle
                              									nicht geeignet. Sie steht daher der oberschlesischen Kohle an Güte nach. Die meisten
                              									Gruben, auch diejenigen mit deutschem oder polnischem Namen, sind heute im Besitz
                              									französischer Gesellschaften; nur wenige Gruben, wie Saturn und Gradziek, sind in
                              									deutschen Händen geblieben. Das Königreich Polen steht unter den kohleliefernden
                              									Bezirken Rußlands an zweiter Stelle. Das Dombrowaer Becken liefert ungefähr 21,1 v.
                              									H. der in Rußland geförderten Kohle. Der Betrieb der polnischen Gruben ist in
                              									technischer Hinsicht noch außerordentlich verbesserungsfähig. Dies drückt sich auch
                              									in der Jahresleistung der Bergarbeiter aus, die sich 1912 auf den Kopf der
                              									beschäftigten Arbeiter auf 276 t gegenüber 344 t in Oberschlesien betrug. Die
                              									Dombrowaer Kohle ist zu 90 v. H. im Lande selbst verbraucht worden, nur geringe
                              
                              									Mengen sind gelegentlich nach Deutschland und Oesterreich gegangen. Dagegen wurden
                              									in Polen 1913 etwa 1,1 Mill. Tonnen ober-schlesischer Kohle eingeführt, die
                              									hauptsächlich in den Lodzer Fabriken und den Warschauer Gasanstalten verbraucht
                              									wurden.
                           Braunkohlenbergbau. Braunkohlen sind an zahlreichen
                              									Stellen bekannt, doch sind verhältnismäßig wenig Vorkommen bis jetzt aufgeschlossen.
                              									In den letzten Jahren sind namentlich in der Gegend von Lodz und Warschau durch
                              									Bohrunternehmer Braunkohlenflöze erbohrt worden, über deren Wert ein endgültiges
                              									Urteil jedoch noch nicht möglich ist. Man kann aber mit Wahrscheinlichkeit annehmen,
                              									daß eine systematische Durchforschung des Untergrundes wichtige Aufschlüsse liefern
                              									würde, da die geologischen Vorbedingungen für das Vorhandensein von Braunkohlen in
                              									weiten Gebieten gegeben sind.
                           Blei-, Zink- und Kupfererzbergbau. Blei-, Zink- und Kupfererze finden
                              									sich in dem Gouvernement Kielce. In Betrieb waren in den letzten Jahren zwei Zink-
                              									und Bleierzgruben, und zwar die Grube Boleslaw bei Sosnowice, der Sosnowicer
                              									Hüttengesellschaft gehörig, und die Grube Ulysses bei Dombrowa, der
                              									Französisch-Russischen Bergbaugesellschaft gehörig.
                           Eisenindustrie. In der polnischen Eisenindustrie besteht
                              									nicht in demselben Maße die Wechselwirkung zwischen Kohle und Eisen wie in
                              									Oberschlesien und Westfalen. Der erforderliche Koks muß aus Deutschland und
                              									Oesterreich bezogen werden. Seit einer Reihe von Jahren erfolgt eine Anreicherung
                              									der verhütteten Erze durch südrussische Eisenerze mit etwa 60 bis 66 v. H. Eisen,
                              									wodurch sich die Produktionsverhältnisse wesentlich gebessert haben. Die in
                              									Oberschlesien in großem Umfange verhütteten schwedischen Erze wurden auf den
                              									polnischen Hütten bisher nicht verarbeitet. Die Arbeitsleistungen sind
                              									verhältnismäßig gering und auch die Unkosten größer als in der benachbarten
                              									oberschlesischen Industrie. Daher stellten sich die Selbstkosten in Polen pro Tonne
                              									Roheisen um etwa 20 M höher als in Oberschlesien. An Roheisen wurden von den
                              									polnischen Hütten
                              									1913 418366 t hergestellt. Die Zahl der Eisenhüttenarbeiter betrug 18881. Die
                              									gezahlten Löhne waren ziemlich hoch und von den in der deutschen Eisenindustrie
                              									gezahlten wenig verschieden. Der Eisenverbrauch pro Kopf der Bevölkerung betrug 1910
                              									19 kg gegen 136 kg in Deutschland. Bei einer Angliederung Polens an das deutsche
                              
                              									Wirtschaftsgebiet würde der Eisen verbrauch zweifellos stark steigen, und es würden
                              									sich dadurch der deutschen Eisenindustrie außerordentlich günstige Absatzaussichten
                              									eröffnen.
                           Zinkhütten. Russisch Polen besitzt drei Zinkhütten, welche
                              									im Kreise Bendzin gelegen sind und nur einheimische Erze verarbeiten. Außerdem ist
                              									noch das Zinkwalzwerk von Tillmanns& Oppenheim in Bendzin zu erwähnen, das Zinkbleche
                              									herstellt, sowie das Zinkwalzwerk Emma in Sosnowice.
                           Metallindustrie. Die polnische Metallindustrie. deren
                              									Hauptsitz sich im Gouvernement Warschau befindet ist recht bedeutend. Die Warschauer
                              									Verfeinerungsindustrie hat einen starken Bedarf an Roh-, Gießerei- und Walzeisen
                              									sowie Blechen. Stahl wird meist aus eigenem Eisen erzeugt. Spezialeisen wird
                              									überwiegend aus dem Donezgebiet, aus England und Deutschland eingeführt.
                           Die gesamte Industrie Russisch-Polens zählte 1910 10953 Anlagen mit 400922 Arbeitern
                              									und einer Erzeugung im Werte von 860148918 Rubeln. Diese auf privater Schätzung
                              									beruhenden Zahlen dürften eher zu niedrig gegriffen sein.
                           Während der Flächenraum des Königreichs Polen 2,6 v. H. der Fläche des europäischen
                              									Rußlands beträgt und seine Bevölkerung 10,4 v. H. der Gesamtbevölkerung des
                              									europäischen Rußlands ausmacht, trug Polen zu den Staatseinnahmen 13,2 v. H. bei,
                              									noch bedeutender erscheint dieser Anteil im Rahmen des gesamten russischen Reichs,
                              
                              									an dem Polen der Fläche nach nur mit 0,58 v. H., der Bevölkerung nach mit 7,6 v. H.
                              									beteiligt ist. Das Königreich Polen lieferte zur Staatskasse mehr als das ganze
                              									riesige asiatische Rußland.
                           Obwohl das Königreich Polen ein mit Bodenschätzen reich bedachtes Land ist, wurden
                              									sie bisher nur in verhältnismäßig geringem Umfange ausgebeutet. Die russische
                              									Regierung hat zur Hebung der unterirdischen Reichtümer nur wenig getan und die
                              									Entwicklung der Montanindustrie eher gehemmt als gefördert. Es steht zu hoffen, daß
                              									die polnische Montanindustrie nach dem Friedensschluß zur vollen Entwicklung
                              									gebracht werden kann.
                           Schorrig.
                           –––––
                           Die Tätigkeit der Prüfstelle für Ersatzglieder in
                                 										Charlottenburg. Den Konstrukteuren von künstlichen Gliedmaßen ist die
                              									Möglichkeit gegeben, durch die Prüfungsstelle für Ersatzglieder in Charlottenburg
                              									feststellen zu lassen, wie weit ihre Entwürfe den Anforderungen der Praxis
                              									entsprechen. Welche Vorteile das Zusammenarbeiten des Erfinders und der Prüfstelle
                              									mit sich bringt, zeigt Prof. Schlesinger in Heft 46 der
                              									Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure an einem typischen Beispiel. Ein
                              									durch die Herren Walz und Grimm vom Reservelazarett zu Görden (Brandenburg) konstruierter
                              									künstlicher Arm wurde den Beanspruchungen der Maschinenwerkstatt und der
                              									Landwirtschaft unterworfen, und es gelang, auf Grund der gemachten Erfahrungen
                              									wesentliche Verbesserungen zu erzielen. Der ursprüngliche Entwurf, welcher als
                              									Brandenburgarm bezeichnet wurde, wies ein entweder frei schwingendes oder durch
                              									Zahnrasten in bestimmten Lagen einstellbares Ellbogengelenk auf. Ein am Oberarmteile
                              									angeordnetes Sichelgelenk, das gleichfalls festgestellt und freigegeben werden
                              									konnte, ermöglichte eine Kreiselbewegung des Unterarmes um die Oberarmachse. Ein
                              									eigentliches Handgelenk war nicht vorhanden. An seine Stelle trat ein
                              									Ansatzstückhalter. Beim Hineinschieben in eine Bohrung des Halters wurde das
                              									Ansatzstück durch Schnepper gehalten, während eine Feder im Boden das Ansatzstück
                              									selbsttätig herauswarf, wenn ein Lösen mit Hilfe des Daumens und Zeigefingers der
                              									gesunden Hand erfolgte. Eine Versetzbarkeit des Ansatzstückes in acht verschiedene
                              									Lagen war möglich. Der Oberarmteil wurde durch einen pyramidenförmigen Zapfen an
                              									einer Bandagenschiene befestigt. Ein Hauptvorzug des Brandenburgarmes war das
                              									geringe Gewicht von 400 g. Indessen wurde durch die Prüfungsstelle nachgewiesen, daß
                              									die Befestigung des Oberarmteiles an der Bandagenschiene sowie die Verbindung des
                              									Ansatzstückes mit dem Halter unzweckmäßig war. Auch die Befestigungsstelle zwischen
                              									Ellbogen und dem Sichelgelenk am Oberarmteil war so schwach, daß der Arm schon bei
                              									leichteren Arbeiten brach. Ferner wurde als Nachteil empfunden, daß die normalen
                              									Ansatzstücke vollkommen fest im Unterarm sitzen und eine Drehbewegung weder um die
                              									Längsachse des Unterarms noch quer dazu möglich war. Endlich konnten die
                              									Schwierigkeiten bei der Herstellung des Brandenburgarmes nicht unbemerkt bleiben.
                              									Man entschloß sich daher im Einvernehmen mit dem Chefarzt des Lazaretts zu Görden
                              									Dr. Radicke zu einer Umarbeitung der im übrigen gesunde
                              									Grundlagen aufweisenden Konstruktion. Das verbesserte Armersatzglied wurde als
                              									Tannenbergarm bezeichnet. Es setzt sich fast ausschließlich aus Drehteilen zusammen,
                              									die leicht auf der Revolverbank hergestellt werden können, Auch sind nahezu alle
                              									Anpaßarbeiten vermieden. Zur Vermehrung der Bewegungsfähigkeit ist ein Handgelenk
                              									vorgesehen, das eine Drehung um die Längsachse des Unterarms gestattet. Der
                              									Tannenbergarm wird in zwei Ausführungen hergestellt. Die kräftigere, 500 g wiegende
                              									Form erwies sich auch bei den schwersten Arbeiten als ausreichend. Die leichtere
                              									Konstruktion hat ein Gewicht von nur 330 g und dürfte dennoch für die meisten in der
                              									Maschinenwerkstatt vorkommenden Arbeiten brauchbar sein. Ein weiterer Fortschritt
                              									war der Entwurf eines Armersatzgliedes, das die bei vielen Arbeiten, zum Beispiel
                              									beim Kurbeldrehen erwünschte Einstellbarkeit des Handgelenks um eine zur
                              									Unterarmachse senkrechte Achse besitzt. Es mußte, um dies zu erreichen, an die
                              									Stelle des Handdrehgelenks ein zusammengesetztes Drehbeugegelenk treten. Eine letzte
                              									schon etwas verwickelte Konstruktion weist noch ein weiteres Drehgelenk auf, das für
                              									manche Arbeiten wünschenswert erschien. Ob sich dieser neueste Entwurf im Betriebe
                              									bewährt, muß abgewartet werden. Nicht unerwähnt möge es bleiben, daß bei den
                              									Tannenbergarmen Sterngriffe zur Betätigung der Kupplungen dienen, die auch unter dem
                              									Jackenärmel bequem gestellt werden können. Auch sei besonders darauf hingewiesen,
                              									daß grundsätzlich alle Reibungsgelenke vermieden wurden, ohne daß man auf irgend
                              									eine wichtige Einstellbarkeit verzichtete.
                           Schmolke.
                           –––––
                           Der Reichsverband für die deutsche Metallindustrie wurde
                              									am 23. Oktober 1916 ins Leben gerufen. Während die Elektrotechnik und der
                              									Maschinenbau seit langem über derartige machtvolle Organisationen verfügten und
                              									infolgedessen bei den zahlreichen Maßnahmen der Kriegswirtschaft von vornherein ihre
                              									Stimme in die Wagschale werfen konnten, fehlte bisher in der Metallindustrie ein
                              									derartiger Zusammenschluß. Zwar waren eine ganze Anzahl von Verbänden und Vereinen
                              									vorhanden, jedoch war diesen eine führende Stellung nicht beizumessen, und die
                              									zahlreichen von diesen vorgebrachten einander häufig widersprechenden Wünsche
                              									konnten für die Reichsleitung nicht die Grundlage für irgend welche
                              									organisatorischen Maßnahmen bilden.
                           Der neue Verband stellt sich folgende Aufgaben:
                           
                              A. Aufklärung der Reichs- und Staatsbehörden, Parlamente und
                                 										der öffentlichen Meinung hinsichtlich der Bedürfnisse der deutschen
                                 										metallverarbeitenden Industrien in bezug auf die wirtschaftliche und
                                 										sozialpolitische Gesetzgebung, Zoll- und Verkehrspolitik.
                              B. Bearbeitung der Ausfuhrinteressen.
                              C. Beratende Mitwirkung bei dem Abbau der Metallbeschlagnahme
                                 										und sonstiger Kriegsmaßnahmen, die die Interessen der Industrie berühren.
                              D. Sicherung der Forderungen im feindlichen Ausland durch
                                 										besondere Maßnahmen der Industrie bzw. der neu zu gründenden Vereinigung.
                              E. Einflußnahme auf die Verteilung der nach Friedensschluß
                                 										hereinkommenden Sparmetalle, Rohstoffe und anderen Waren.
                              F. Mitwirkung bei der Organisation und Vertretung der
                                 										Metallwarenindustrie in den Einrichtungen der Uebergangwirtschaft.
                              G. Ferner die üblichen Vereinspunkte, wie gegenseitiger
                                 										Austausch der Erfahrungen, Bedürfnisse und Wünsche unter den Mitgliedern, soweit
                                 										sie im allgemeinen Interesse liegen; Durchführung einer gesunden Preispolitik,
                                 										gemeinsamer zweckmäßiger Lieferungsbedingungen usw.
                              
                           Zum Generalsekretär des Verbandes ist bestellt worden Dr.-Ing. Erwin Kramer, der als Vertrauensmann des Reichsamts des Innern und Leiter
                              									der Zentralstelle der Ausfuhrbewilligungen in der Metallindustrie und als Leiter der
                              									Metallberatungsstelle für die Metallindustrie in weitesten Kreisen bekannt geworden
                              									sein dürfte.
                           Das Geschäftslokal des Verbandes befindet sich in Berlin-Tempelhof, Hohenzollernkorso
                              									1.