| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 89 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Kriegsopfer für alle Völker abzukürzen, hat Kaiserliche Großmut
                              									angeregt.
                           Nun die Friedenshand verschmäht ist, sei das deutsche Volk aufgerufen, den
                              									verblendeten Feinden mit neuem Kraftbeweis zu offenbaren, daß deutsche
                              									Wirtschaftsstärke, deutscher Opferwille unzerbrechlich sind und bleiben.
                           Deutschlands heldenhafte Söhne und Waffenbrüder halten unerschütterlich die Wacht. An
                              									ihrer Tapferkeit wird der frevelhafte Vernichtungswille unserer Feinde zerschellen.
                              									Deren Hoffen auf ein Müdewerden daheim aber muß jetzt durch die. neue Kriegsanleihe
                              									vernichtet werden.
                           Fest und sicher ruhen unsere Kriegsanleihen auf dem ehernen Grunde des deutschen
                              									Volksvermögens und Einkommens, auf der deutschen Wirtschafts- und Gestaltungskraft,
                              									dem deutschen Fleiß, dem Geist von Heer, Flotte und Heimat, nicht zuletzt auf der
                              									von unseren Truppen erkämpften Kriegslage.
                           Was das deutsche Volk bisher in kraftbewußter Darbietung der Kriegsgelder
                              									vollbrachte, war eine Großtat von weltgeschichtlich strahlender Höhe.
                           Und wieder wird einträchtig und wetteifernd Stadt und Land, Arm und Reich, Groß
                              									und Klein Geld zu Geld und damit Kraft zu Kraft fügen – zum neuen wuchtigen
                              									Schlag.
                           Unbeschränkter Einsatz aller Waffen draußen, aller Geldgewalt im Innern.
                           Machtvoll und hoffnungsfroh der Entscheidung entgegen!
                           –––––
                           Die Entschweflungsvorgänge im Roheisenmischer. Ueber
                              									diesen Gegenstand bringt L. Blum in Stahl und Eisen (1916
                              									Nr. 47) beachtenswerte Mitteilungen. Der sogenannte Roheisenmischer ist ursprünglich
                              									als Entschwefelungsapparat gedacht. Mit seiner Hilfe ist es bereits gelungen, bis zu
                              									86 v. H. des im Roheisen enthaltenen Schwefels abzuscheiden. In dieser Bedeutung als
                              									Entschwefler ist der Mischer in neuerer Zeit mehr und mehr zurückgetreten und sein
                              									Zweck, qualitativ und quantitativ als Ausgleicher verschiedener ungleichmäßig
                              									zusammengesetzter Abstiche zu dienen, in erhöhtem Maße zur Geltung gekommen. Es hat
                              									sich gezeigt, daß oft die Entschweflung im Entmischer versagt, ohne daß man eine Ursache
                              									feststellen konnte. Blum fand, daß mit zunehmendem Kieselsäure-Manganverhältnis der
                              
                              									Mischerschlacken eine Abnahme ihres Schwefelgehalts stattfindet, und damit
                              									gleichzeitig eine Abnahme der prozentualen Entschweflung des Roheisens im
                              									Zusammenhange steht. Er weist nach, daß dieses Verhältnis den Wert Si O2 : Mn = 0,80 nicht übersteigen soll, was hauptsächlich
                              									erreicht wird, wenn das Einsatzeisen neben wenig Silizium viel Mangan enthält. An
                              									Beispielen zeigt er ferner, daß eine Rückschweflung des Eisenbades stattfinden kann.
                              									Um eine Aenderung der Basizität der Mischerschlacken zu verhindern, empfiehlt Blum, für die Ausmauerung von Pfannen und Mischern nur
                              									basisches Material zu verwenden. Ueberhaupt soll eine Berührung des Pfannen- und
                              									Mischerinhalts mit Sand oder kieselsäurehaltigem Material vermieden werden. Die in
                              									der Arbeit dargelegte Theorie der Entschweflungsvorgänge im Roheisenmischer faßt Blum wie folgt zusammen: „Die Entschweflung des
                                 										Roheisens durch Abscheidung von Schwefelmangan findet im Mischer nur dann statt,
                                 										wenn neben dem Schwefelmangan in der Mischerschlacke so viel Manganoxydul
                                 										enthalten ist, um alle gleichzeitig vorhandene Kieselsäure zu einem
                                 										Mangansilikat von der Formel Mn Si O3 zu binden. Trifft dies nicht zu, dann findet
                                 										durch die überschüssige Kieselsäure, die in diesem Falle als an Eisen gebunden
                                 										gedacht wird, nach der Formel Mn S + Fe Si O3
                                 										= Mn Si O3 + Fe S, eine Zerlegung des Schwefelmangans zu
                                 										Mangansilikat und Schwefeleisen statt, welch letzteres wieder vom Eisenbad
                                 										aufgenommen wird.“
                           Loebe.
                           –––––
                           Neues aus der Draht- und Glühlampentechnik. Zur
                              									Herstellung von Metalldraht werden je nach dem Material, aus dem er besteht,
                              									verschiedene Verfahren angewendet. Eisen- und Stahldraht wird im allgemeinen
                              									gehämmert, gewalzt und dann gezogen, Kupferdraht gewalzt und gezogen, Bleidraht
                              									gepreßt. In neuerer Zeit wird auch Kupfer- und Messingdraht gepreßt. Das angewärmte
                              									Metall kommt in eine hydraulische Presse und wird durch eine Oeffnung unter sehr
                              									starkem Druck durchgespritzt. Sieht man ab vom Schneiden drahtförmiger Gebilde aus
                              									Blech oder von der Herstellung gegossenen Drahtes, so gibt es in der Technik bisher
                              									keine anderen als die erwähnten Verfahren, Draht herzustellen. Auch der in der
                              									Glühlampenfabrikation früher verwendete aus feinem Metallpulver und bei hoher
                              									Weißglut zusammengesinterte Metallfaden kann nicht mit Draht bezeichnet werden, weil
                              									er nicht die Eigenschaft hat, die man von einem Draht verlangt, als da sind große
                              									Zugfestigkeit, Biegsamkeit und so große Geschmeidigkeit, daß man ihn auf einen
                              									verhältnismäßig engen Ring aufwickeln kann. Die für die Glühlampen daraus
                              									hergestellten Fäden waren so brüchig, daß sie schon bei der geringsten Erschütterung
                              									zerstört wurden. Fast alle nach den bisher bekannten Verfahren hergestellten
                              
                              									Metalldrähte bestehen aus vielen, unendlich kleinen Kristallen, die durch den
                              									Bearbeitungsprozeß gestreckt und in der Längsrichtung des Drahtes geordnet
                              									sind, wodurch der Draht, wenn man ihn anätzt, langfaserig erscheint.
                           Durch einen Vortrag des Professors Dr. Böttger von der
                              									Universität in Leipzig, den er in der Versammlung der Deutschen Bunsengesellschaft
                              									im Dezember v. J. in Berlin hielt, wurde ein ganz neues, fast in allen Ländern
                              									patentiertes Verfahren, drahtförmige Gebilde herzustellen, bekannt, das die Firma
                              										Julius Pintsch Aktiengesellschaft in Berlin bei der
                              									Herstellung der Leuchtkörper für ihre neuen Sirius-Metallampen verwendet. Dies
                              									Verfahren besteht darin, Leuchtfäden aus Wolfram mit einem geringen Zusatz von
                              									Thoroxyd herzustellen, die weder gegossen, noch gehämmert oder gewalzt, noch gezogen
                              									oder gepreßt sind, und doch die Festigkeit des besten Stahldrahtes besitzen. Bei dem
                              									hierbei angewendeten. Herstellungsverfahren preßt man aus sehr fein verteiltem
                              									Metall einen Faden, bewegt ihn durch eine kurze, sehr hoch erhitzte Heizzone von
                              									etwa 2500° langsam hindurch. Seine feinen Metallteilchen lagern sich dabei zu einem
                              									einzigen, den ganzen Querschnitt des Fadens ausfüllenden Kristall um, der
                              									entsprechend der Geschwindigkeit, mit der der Faden durch die Heizzone geführt wird,
                              									weiterwächst. Dieser Kristall hat eine Zugfestigkeit von 164 kg/mm2 und eine so große Geschmeidigkeit, daß man ihn
                              									kalt um die feinste Nadel wickeln kann. Verwendet man ihn als Glühfaden in einer
                              									Glühlampe, so behält er diese Eigenschaft auch bei sehr langer Brenndauer noch bei,
                              									während der nach den bisher gebräuchlichen Methoden hergestellte Draht in den Lampen
                              									schon nach kurzer Brenndauer wieder brüchig wird. Dieses Zurückgehen der Festigkeit
                              									des gezogenen Drahtes rührt daher, daß die während des Herstellungsverfahrens beim
                              									Hämmern, Walzen und Ziehen des Drahtes zertrümmerten miteinander nur äußerlich
                              									verbundenen kleinen Kristalle wieder eine ihrem Kristallsystem entsprechende Form
                              									annehmen, rekristallisieren und dadurch ihren gegenseitigen Zusammenhalt verlieren.
                              									Der Kristallfaden besieht, wie schon erwähnt, nur aus einem einzigen Kristall. Er
                              									hat ohne gewaltsame Einwirkung seine Form angenommen und da sie die einfachste und
                              									stabilste ist, behält er sie auch bei.
                           Ueber das Verhalten der von der Julius Pintsch A.-G. in
                              									Berlin mit solchen Kristallfäden hergestellten Glühlampen hat die Prüfstelle der
                              									wirtschaftlichen Vereinigung von Elektrizitätswerken eingehende Untersuchungen
                              
                              									angestellt. Direktor Ely vom Elektrizitätswerk in
                              									Nürnberg hat sie vor kurzem veröffentlicht. Danach zeigten diese Lampen gegenüber
                              									denjenigen unter gleichen Bedingungen untersuchten Lampen mit gezogenem Draht sehr
                              									vorteilhafte Eigenschaften. Die Lampen schwärzten sich nicht und der Leuchtfaden
                              									behielt auch nach sehr langer Brenndauer noch große Stoßfestigkeit und war nach 1950
                              									Brennstunden noch so fest, daß man nach Oeffnen der Lampe das ganze Gestell der
                              									Lampe an ihm aufhängen konnte, während die durch Ziehen hergestellten Drähte schon
                              									nach verhältnismäßig wenig Brennstunden spröde und brüchig werden.
                           Es steht zu erwarten, daß es gelingen wird, nach dem beschriebenen Verfahren auch aus anderen Stoffen
                              									Kristalle von großer Länge zu züchten.
                           Schaller.
                           –––––
                           Die Heysteuerung. Um einen guten Wirkungsgrad der
                              									Dampfkesselanlage zu erhalten, muß Sorge getragen werden, mit der geringsten
                              									Luftmenge auszukommen, mit der noch eine vollkommene Verbrennung erzielt wird. Zu
                              									viel zugeführte Luft erniedrigt die Verbrennungstemperatur und infolgedessen auch
                              									das Temperaturgefälle zwischen den Feuergasen und dem Kesselwasser, ein erheblicher
                              									Teil der auf dem Rost erzeugten Wärmemenge wird außerdem durch die überschüssige
                              									Verbrennungsluft zum Schornstein geleitet.
                           Die hier beschriebene Heysteuerung hat nun den Zweck, bei Dampfkesseln mit höherer
                              									Betriebspannung selbsttätig die Luftzufuhr entsprechend der Dampfkesselbelastung
                              									einzustellen, so daß ein größerer Luftüberschuß möglichst vermieden wird, ähnlich
                              									wie bei den bekannten Einrichtungen für die Niederdruckkessel von Dampfheizungen.
                              									Die Heysteuerung enthält eine manometerartige Vorrichtung, die unter Benutzung der
                              									bekannten Rückstellung einen hydraulischen Preßzylinder steuert. Dieser selbst
                              									stellt den Essenschieber auf die der manometrischen Angabe entsprechende Höhe ein.
                              									Nimmt der Kesseldruck um Bruchteile einer Atmosphäre zu, so wird der Essenschieber
                              									durch die Vorrichtung entsprechend mehr geschlossen, der Zug wird dadurch verringert
                              									und die Verbrennung auf dem Roste selbsttätig der Kesselbeanspruchung angepaßt. Bei
                              
                              									2½ bis 3 at Wasserdruck erhält man für den Essenschieber eine Verstellkraft von 35
                              									bis 40 kg. Dabei ist der Druckwasserzylinder mit 100 mm ? ausgeführt. Der
                              									Rauchschieber muß gut ausgeglichen sein und leicht beweglich eingestellt werden. An
                              									der Vorrichtung ist noch ein Registrierapparat angebracht, der die Dampfschwankungen
                              									bzw. die Rauchschiebereröffnungen selbsttätig aufzeichnet, so daß hiermit der Heizer
                              									überwacht werden kann.
                           Die Empfindlichkeit der Heyschen Vorrichtung liegt
                              									innerhalb 1/10 at.
                              									Die Vorrichtung vermeidet die Zufuhr überschüssiger Luft, vergrößert also den
                              									Kohlensäuregehalt der abziehenden Rauchgase und erniedrigt die Abgastemperatur. Die
                              									Anschaffungskosten der Vorrichtung sind verhältnismäßig gering. Bei künstlichem Zuge
                              									oder Unterwind regelt man mit der Heysteuerung zweckmäßig nicht allein den
                              									Rauchschieber, sondern auch die Saugleitung des Ventilators oder auch die Umlaufzahl
                              									des antreibenden Elektromotors. Bei mechanischer Feuerung wird durch die
                              									Heysteuerung unmittelbar die Kohlenzufuhr geregelt. Wird der Kessel mit Hand
                              									beschickt, so kann man die Heysteuerung mit der Feuertür des Kessels so verbinden,
                              									daß bei deren Oeffnen der Rauchschieber nahezu geschlossen wird. Dadurch wird das
                              									Einströmen kalter Luft während der Rostbekschickung vermieden.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 1908Kessel mitApparat
                                 1907Kesselohne App.
                                 
                              
                                 Dauer des Versuchs                             Monate
                                 5
                                 5
                                 
                              
                                 Wasserförderung                                        m3
                                 1777300
                                 2029000
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch des Dampfkessel            kg
                                 312210
                                 383285
                                 
                              
                                 Kohlenverbr. z. Förderg. v. 100m3 Wasser kg
                                 17,56
                                 18,89
                                 
                              
                                 Ersparnisse an Kohlen                            v. H.
                                 7,04
                                 
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 91
                              
                           Die Heysteuerung hat sich schon jahrelang bei verschiedenen Dampfkesselanlagen
                              									bewährt. Bei der Pumpstation eines städtischen Wasserwerks wurden je fünf Monate
                              									hindurch Vergleichsversuche mit und ohne Heysteuerung ausgeführt, und dabei ergab
                              									sich nach amtlichem Bericht (Tab. 1) eine Kohlenersparnis durch die Heysteuerung von
                              									7,04 v. H. Der Apparat hat während dieser Zeit ununterbrochen selbsttätig
                              									gearbeitet.
                           Tabelle 2. (Vergleiche der Wirkungsgrade.)
                           
                              
                                 Thermischer Wirkungsgrad der Anlage ohne Green-    schen
                                    											Vorwärmer und ohne Heyschen Apparat v. H.
                                 66,2
                                 
                              
                                 Thermischer Wirkungsgrad der Anlage ohne Green-    schen
                                    											Vorwärmer und mit Heyschem Apparat   v. H.
                                 75,4
                                 
                              
                                 Thermischer Wirkungsgrad der Anlage mit
                                    											Greenschem    Vorwärmer und ohne Heyschen Apparat           v.
                                    											H.
                                 75,9
                                 
                              
                                 Thermischer Wirkungsgrad der Anlage mit
                                    											Greenschem    Vorwärmer und mit Heyschem Apparat            v.
                                    											H.
                                 81.0
                                 
                              
                           An der Dampfkesselanlage für das Schwimmbad einer größeren Stadt wurden vom 27. bis
                              									30. September 1911 Vergleichsversuche ausgeführt, um die Verbesserung des
                              									Kesselwirkungsgrades durch Verwendung der Heysteuerung festzustellen. Tabelle 2
                              									zeigt die Versuchsergebnisse.
                           Im mechanischen Laboratorium der Technischen Hochschule Braunschweig wurden am 14.
                              									Februar 1914 ebenfalls Vergleichsversuche ausgeführt, deren Ergebnisse in Tabelle 3
                              									zusammengestellt sind. Die Kesselabmessungen waren 40,9 m2 Heizfläche, 2,3 m2 Rostfläche.
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 
                                 Betrieb
                                 
                              
                                 mit
                                 ohne
                                 
                              
                                 Heysteuerung
                                 
                              
                                 Dauer des
                                    											Versuchs                                          Min.
                                 282
                                 194
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch                                          kg/Std.
                                 68,1
                                 76,5
                                 
                              
                                 Speisewasserverbrauch                                    „
                                 415,5
                                 393,8
                                 
                              
                                 Durchschnittlicher Kesseldruck (abs.)           kg/cm2
                                 12,49
                                 12,04
                                 
                              
                                 Mittlere
                                    											Speisewassertemperatur                        °C
                                 12,1
                                 10,7
                                 
                              
                                 Speisewasserverbrauch rd. (Wasser 0°, Dampf 100°)
                                 426,0
                                 404,0
                                 
                              
                                 Reduzierte Verdampfungsziffer \frac{\mbox{kg Dampf}}{\mbox{kg Kohle}}
                                 6,25
                                 5,28
                                 
                              
                           Die Versuche ergaben somit eine Verbesserung der Verdampfung von \frac{6,25-5,28}{6,25}\,\times\,100=15,5 v. H.
                           Die Abbildung zeigt noch die Anordnung der Heysteuerung zur gleichzeitigen Regelung
                              									der Kohlenzufuhr und der Luftzufuhr bei Kesselanlagen mit Wanderrost und
                              									Rauchschieber. (Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen 1916 S. 305 bis 310.)
                           W.
                           –––––
                           Die Grenzen der Lichterzeugung durch Temperaturstrahlung, das
                                 										sogenannte mechanische Aequivalent des Lichtes und die jetzt gebräuchlichen
                                 										elektrischen Glühlampen. (Jahresversammlung der deutsch. Beleuchtungstechn.
                              									Gesellsch. vom 16. September 1916. Selbstbericht.) Der Inhalt des Vortrages ist im
                              									Thema zusammengefaßt, und es ist nur noch vorauszuschicken, daß der Vortragende die
                              									darin gekennzeichneten Aufgaben auf theoretischer Grundlage löste.
                           Als Ausgangspunkt der Betrachtungen wählte er den sogenannten schwarzen Körper, um
                              									von ihm aus durch vereinfachende Annahmen zu den gebräuchlichen elektrischen
                              									Glühlampen überzugehen. Der Weg der Berechnungen war im einzelnen der, daß die
                              									Energieverteilungskurve des schwarzen Körpers für verschiedene Temperaturen in
                              									Abhängigkeit von der Wellenlänge aus der Wien-Planckschen
                              									Strahlungsformel berechnet wurde, und daß unter Benutzung der Empfindlichkeitskurve
                              									des menschlichen Auges daraus die Kurven hergeleitet wurden, die für die Empfindung
                              									der ausgestrahlten Energie als Licht maßgebend sind.
                           Der eingeschlagene Weg wird am besten veranschaulicht durch die Abb. 1, in der für einen speziellen Fall, 3500° abs. =
                              									3227° C, die Energieverteilung der Strahlung des schwarzen Körpers in Abhängigkeit
                              									von der Wellenlänge verzeichnet ist. In der Abbildung ist durch schwache
                              									Schraffierung der Bereich besonders gekennzeichnet, in dem die auffallende Energie
                              									als Licht empfunden wird, und es ist durch stärkere Schraffierung der Eindruck
                              									wiedergegeben, den diese Energie in unserem Auge auslöst. Dabei ist die Ivessche Augenempfindlichkeitskurve zugrunde gelegt.
                           An der Abbildung definierte der Vortragende die Größen, die er weiter bestimmte. Es
                              									sind dies
                           
                              1. der optische Nutzeffekt der Gesamtstrahlung, d.h. das
                                 										Verhältnis der auf das sichtbare. Gebiet entfallenden Strahlung zur
                                 										Gesamtstrahlung aller Wellenlängen,
                              2. der visuelle Nutzeffekt der sichtbaren Strahlung, d.h. der
                                 										Quotient aus der als Licht bewerteten Strahlung des sichtbaren Gebiets zu dieser
                                 										Strahlung selber,
                              3. der visuelle Nutzeffekt der Gesamtstrahlung, d.h. das
                                 										Verhältnis der als Licht bewerteten Strahlung zur Gesamtstrahlung aller
                                 										Wellenlängen.
                              
                           Für jede dieser Größen gab der Vortragende Kurven an, aus denen zu ersehen war, daß
                              									der schwarze Körper im Temperaturbereiche von 5000° bis 7000° abs. für die
                              									Verwendung als Lichtquelle am geeignetsten ist. Diese Feststellung ist dadurch
                              									besonders interessant, daß der schwarze Körper in diesem Bereiche angenähert die
                              									Energieverteilung hat, wie sie dem Tageslicht zugrunde liegt, daß also die
                              									ökonomischste Lichterzeugung bei einer Lichtfarbe der genannten Lichtquelle erreicht
                              									wird, die uns mit Rücksicht auf unsere natürlichen Lebensbedingungen als die
                              									wünschenswerteste erscheinen muß.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 92
                              Abb. 1.
                              
                           Im einzelnen gab der Vortragende an, daß der optische Nutzeffekt der Gesamtstrahlung
                              									seinen Höchstwert bei 6800° abs. mit rund 43,5 v. H. erreicht, daß das Maximum des
                              									visuellen Nutzeffekts der sichtbaren Strahlung bei rund 5300° abs. läge und etwa
                              									34,5 v. H. betrage, und daß der visuelle Nutzeffekt der Gesamtstrahlung im
                              									günstigsten Falle, d.h. bei etwa 6600°, 14,6 v. H. aufweise. Dabei sind die beiden
                              									erstgenannten Größen außer von der Wahl der zugrunde gelegten Konstanten der
                              									Rechnungen noch davon abhängig, daß die Grenzen des sichtbaren Gebiets zu 0,4 und
                              									0,75 μ angenommen wurden.
                           Nach der Bestimmung dieser relativen Zahlen schritt der Vortragende zur Angabe
                              									absoluter Zahlenwerte. Er bestimmte zunächst das Anwachsen der pro mm2 ausgestrahlten sphärischen Hefnerkerzen mit der
                              									Temperatur für den Bereich 2000 bis 10000° abs. und zeigte, daß das Licht bei 1600°
                              									mit etwa der 15., bei 4000° mit der 7. und bei 10000° nur mehr mit der 3. Potenz der
                              									Temperatur anwächst.
                           
                           Endlich berechnete er die Energie in Watt, die bei verschiedenen Temperaturen
                              									des schwarzen Körpers teils im sichtbaren Gebiet, teils insgesamt aufgewandt werden
                              									muß, um den einer sphärischen Kerze entsprechenden Lichtstrom von 12,57 Lumen zu
                              									erzeugen. Das Ergebnis der Rechnungen ist, daß der schwarze Körper selber bei rund
                              									6600° abs. seine größte Wirtschaftlichkeit mit 0,095 W/HK0 erreicht, daß er also bei dieser Temperatur 10,5 HK0 für 1 Watt hergibt. Legt man dagegen einen
                              									Strahler vom optischen Nutzeffekt 100 v. H. zugrunde, einen Strahler also, der nur
                              									im Gebiete 0,4 bis 0,75 μ strahlt, und nimmt man an,
                              									daß dieser Strahler in dem angegebenen Gebiet bei jeder Temperatur die gleiche
                              									Energieverteilung besitzt wie der schwarze Körper, so veranschaulicht Abb. 2 die Watt, die in diesem Falle für eine
                              									sphärische Kerze aufgewendet werden müssen. Die günstigste Ausnutzung liegt dann mit
                              									0,0403 W/HK0 bei rund 5300° abs.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 93
                              Abb. 2.
                              
                           An der Abbildung erläuterte der Vortragende den Begriff des sogenannten mechanischen
                              									Aequivalents des Lichtes, der in seiner ursprünglichen Fassung von der Annahme
                              									ausgeht, daß das Licht in gleicher Weise wie die Wärme durch einen einfachen
                              									Umrechnungsfaktor energetisch bewertet werden könne. Der Vortragende wies auf die
                              									Gründe hin, derentwegen diese Annahme nicht zutrifft, und bezeichnete es als
                              									richtiger, an die Stelle dieses irrtümlich geprägten Begriffs eine andere
                              									allgemeinere Bezeichnung treten zu lassen. Als solche schlug der Vortragende die
                              									Benennung spezifische Lichtleistung in sphärischen Kerzen für ein Watt vor, deren
                              									Wert dann für die verschiedenen Temperaturen des schwarzen Strahlers durch Abb. 2 dargestellt ist. Er ging dann weiter auf den
                              									Grenzfall ein, auf den mitunter jetzt die Bezeichnung mechanisches Aequivalent des
                              									Lichts angewandt wird. Es ist dies der Strahler, der nur beim Maximum der
                              									Augenempfindlichkeit, d.h. im Gelbgrünen, bei 0,55 μ,
                              									Strahlen aussendet. Für ihn berechnete der Vortragende die spezifische Lichtleistung
                              									zu 0,0138 Watt für eine sphärische Kerze und zeigte, daß dieser Wert naturgemäß
                              									unabhängig von der gewählten Temperatur des monochromatischen Grünstrahlers ist.
                              									Abgesehen von der Wertung als Grenzfall billigte der Vortragende diesem Strahler
                              									keine besondere Bedeutung zu, da er als praktische Lichtquelle ebenso wenig in
                              									Frage kommt wie jede monochromatische Lichtquelle anderer Wellenlänge.
                           Der Vortragende ging dann auf die bei den Glühlampen vorliegenden Verhältnisse näher
                              									ein und benutzte die vorher von ihm abgeleiteten Zahlen dazu, um für die Glühlampen
                              									den auf die zugeführte Leistung gezogenen optischen und visuellen Nutzeffekt der
                              									Gesamtstrahlung zu berechnen. Die von ihm angegebenen Zahlen sind für je eine
                              									herausgegriffene Belastung der Kohlenfadenlampe, der Tantallampe, der
                              									Wolfram-Vakuumlampe und der sogenannten Halbwattlampe in Tab. 1 wiedergegeben.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Lampenart
                                 Belastung
                                 Opt. Nutzeff.
                                 Vis. Nutzeff.
                                 
                              
                                 der zugeführten Leistung
                                 
                              
                                 Kohlenfadenlampe
                                 3,5 W/HKh
                                 1,8 v. H.
                                 0,35 v. H.
                                 
                              
                                 Tantallampe
                                 1,6      „
                                 3,4    „
                                 0,74    „
                                 
                              
                                 Wolframlampe
                                 1,1      „
                                 4,6    „
                                 1,05    „
                                 
                              
                                 Halbwattlampe
                                 0,55 W/HK0
                                 9,5    „
                                 2,55    „
                                 
                              
                           Sie zeigt, wie erfolgreich die Glühlampentechniker bemüht gewesen sind, die
                              									Wirtschaftlichkeit der Glühlampe zu steigern, läßt aber auf der anderen Seite
                              									erkennen, wie weit die bisher erreichten Werte von den theoretischen Grenzwerten
                              									entfernt sind.
                           Den Schluß der Darlegungen bildete ein Vergleich der vorgetragenen Zahlen mit den
                              									Untersuchungen, die unabhängig von anderen Seiten in der Zwischenzeit ausgeführt
                              									worden sind. Insbesondere wurde dabei auf eine Veröffentlichung von Lummer und Kohn sowie neuere
                              									amerikanische Arbeiten kritisch eingegangen. Das Ergebnis des Vergleichs ist in der
                              									Tab. 2 enthalten.
                           Tabelle 2.
                           Lichtausbeute für 1 Watt.
                           
                              
                                 1. für den schwarzen Strahler aller
                                    											Wellenlängen
                                 
                              
                                 
                                 M
                                 Lummer-Kohn
                                 
                              
                                 In HK0
                                 10,5
                                 6,2
                                 
                              
                                 In Lumen
                                 132
                                 78
                                 
                              
                           2. für den schwarzen Strahler im Bereiche
                           
                              
                                 
                                 0,4–0,8 μ
                                 0,4–0,75 μ
                                 0,4–0,7 μ
                                 
                              
                                 M
                                 L-K
                                 M
                                 M
                                 
                              
                                 In HK0
                                 22,2
                                 14,1
                                 24,8
                                 29,0
                                 
                              
                                 In Lumen
                                 279
                                 177
                                 312
                                 365
                                 
                              
                           3. für den monochromatichen Strahler von der Wellenlänge λ = 0,55 μ
                           
                              
                                 
                                 M
                                 Lummer-Kohn
                                 Langmuir
                                 Ives-Kingsbury
                                 
                              
                                 In HK0
                                 72,5
                                 41,5
                                 73,0
                                 55,5
                                 
                              
                                 In Lumen
                                 912
                                 521
                                 918
                                 698
                                 
                              
                           Es verdient noch bemerkt zu werden, daß der Vortragende bei seinen kritischen
                              									Bemerkungen zu dem Schlusse kam, daß man eventuell die Grenzen des sichtbaren
                              									Gebietes noch enger fassen könne, als er dies getan habe, indem man den Bereich von
                              									0,75 bis 0,7 μ bereits zum Gebiet der unsichtbaren
                              									Wellen rechnet. Die Zahlen, die sich dann ergeben, sind ebenfalls in der zweiten
                              									Tabelle mit enthalten.
                           
                           Der Vortragende schloß seine Ausführungen mit der Bemerkung, daß er hoffe,
                              									gezeigt zu haben, wie weit man rechnerische Ueberlegungen von der vorgetragenen Art
                              									bei der kritischen Beurteilung von Lichtquellen heranziehen könne, daß man aber auf
                              									völlige Sicherheit der angegebenen Werte erst rechnen könne, wenn einerseits die
                              									Empfindlichkeitskurve des menschlichen Auges mit genügender Sicherheit ermittelt
                              									sei, und wenn anderseits über den bei bestimmten Temperaturen von der Flächeneinheit
                              									des schwarzen Körpers ausgesandten Lichtstrom feste Daten vorlägen.
                           Dr. A. Meyer.
                           –––––
                           Explosionsgrenzen für Azetylen – Luftgemische. Da in den
                              									Vereinigten Staaten von Nordamerika das Azetylengas in ausgedehntem Maße als
                              									Beleuchtungsmaterial für Grubenlampen Verwendung findet, hat das N. St. Bureau of
                              									mines Untersuchungen über die Grenzen angestellt, in welchen Azetylen-Luftgemische
                              									explodieren (Industritidningen Norden 1916 Nr. 35 S. 280). Es wurde gefunden, daß
                              									die untere Grenze bei einem Azetylengehalt in Luft von 2,8 bis 3 v. H. und die obere
                              									bei 73 v. H. liegt. In einigen Fällen ging die obere Grenze herunter bis zu 50 v. H.
                              									Azetylen, überhaupt scheint die Grenze sehr von der gesamten Versuchsanordnung
                              									abzuhängen. Es scheint jedoch, als wenn bei Azetylen-Luftgemischen der Druck, unter
                              									dem das Gemisch steht, keinen Einfluß auf die Grenzen der Explosionsfähigkeit
                              									ausübt. Wurde dagegen reines Azetylengas komprimiert, so explodierte es bei
                              									Berührung mit einem heißen Platindraht unter einem Drucke von 5 at und mittels des
                              									Funkens eines Induktors schon bei einem Drucke von 3 at. Einige weitere Versuche
                              									ergaben, daß eine Explosionsgefahr nur gering ist, wenn Kalziumkarbid mit Wasser
                              									oder feuchter Luft in Berührung tritt, wenn auch in solchen Fällen geringfügige
                              									Explosionen beobachtet werden konnten.
                           Aulmann.
                           –––––
                           Umbau amerikanischer Kriegsschiffsturbinenanlagen. Der
                              									Umstand, daß die amerikanische Marine neuerdings die Turbinenanlagen einer Anzahl
                              									von Schiffen einem durchgreifenden Umbau unterzieht, ist vom Standpunkte der
                              									Entwicklungsgeschichte der Schiffsturbine nicht ohne Interesse. Es handelt sich
                              									dabei nämlich durchgängig um Schiffe, deren Turbinenanlagen sich im wesentlichen aus
                              									einer mehr oder weniger großen Zahl einzelner Gleichdruckräder zusammensetzen, und
                              									zwar kommen für den Umbau der kleine Kreuzer Salem, das Linienschiff North Dakota
                              									und die Zerstörer Henley und Mayrant in Frage. Die drei erstgenannten Schiffe haben
                              									Turbinenanlagen vom Curtis-Typ, einer Bauart, die gerade in Amerika eine weitgehende
                              									Förderung gefunden hat, der Zerstörer Mayrant besitzt Zoelly-Turbinen. Bei allen
                              									sollen die bisher vorhandenen Anlagen entfernt und durch Turbinen moderner Bauart
                              									ersetzt werden. Mit dieser Maßnahme zieht die amerikanische Marine die natürlichen
                              									Folgerungen aus der bisherigen konstruktiven Entwicklung der Schiffsturbine, die,
                              									ausgehend von den beiden Grundtypen, der Gleichdruckturbine der Curtis-Bauart und
                              									der Parsons-Ueberdruckturbine, heute zu einem Einheitstyp gelangt ist, welcher
                              									die wirtschaftlichen und betriebstechnischen Vorzüge beider Bauarten in sich
                              									vereinigt. Ursprünglich hatte man gerade in Marinekreisen auf die Entwicklung der
                              									Gleichdruckturbine große Hoffnungen gesetzt. Die kurze und gedrungene Bauart, die
                              									sie infolge der Verteilung des nutzbaren Wärmegefälles auf wenige Druckstufen
                              									ermöglicht, versprach gegenüber der vielstufigen Ueberdruckturbine einerseits
                              									Ersparnisse an Gewicht und Platz und ließ andererseits bei den verhältnismäßig
                              									großen Raddurchmessern im Vergleich mit den weitaus kleineren Trommeldurchmessern
                              
                              									der Ueberdruckturbine, namentlich in den Hochdruckstufen, gute Dampfverbrauchswerte
                              									erwarten. Diese Hoffnungen gingen jedoch nur teilweise in Erfüllung, vor allem
                              									ließen die dynamischen Verhältnisse der Räderturbinen, die, weniger steif als die
                              									Trommelbauart der Ueberdruckturbinen, häufiger Schaufelhavarien erfuhren, ziemlich
                              									viel zu wünschen übrig. Auch von den Turbinenanlagen von Salem und North Dakota sind
                              									derartige Betriebsstörungen öfter bekannt geworden. Diese Schwierigkeiten waren es
                              									in erster Linie, die zur Schöpfung des heutigen Normaltyps führten, der als
                              									Kompromiß zwischen den beiden Grundbauarten eine Ueberdrucktrommelturbine mit einem
                              									auf der Trommel angeordneten mehrkränzigen Gleichdruckrade, das den Ueberdruckstufen
                              									vorgeschaltet ist, darstellt.
                           Von den vier Schiffen ist der kleine Kreuzer Salem, der im Jahre 1905 in Bau gegeben
                              
                              									wurde, das älteste. Seine Maschinenanlage kennzeichnet sich dementsprechend noch als
                              									reine Räderturbinenanlage der Curtis-Bauart. Sie besteht aus zwei parallel
                              									arbeitenden, eingehäusigen Turbinen von je 8000 PS bei 350 Umdr./Min. Jede Turbine
                              									setzt sich aus acht Gleichdruckrädern zusammen, die mit Ausnahme des ersten
                              									vierkränzig ausgebildeten Rades je drei Schaufelkränze tragen. Die beiden in die
                              									Gehäuse der Vorwärtsturbinen eingebauten Rückwärtsturbinen zeigen die gleiche
                              									Bauart, nur beschränkt sich die Anzahl der Räder hier auf zwei. Die Anlage des aus
                              									dem Jahre 1907 stammenden Linienschiffes North Dakota, die ebenso wie die Anlage von
                              
                              									Salem aus zwei eingehäusigen Curtis-Turbinen besteht, zeigt schon deutlich erkennbar
                              									eine gewisse Annäherung an die normale Bauform. Die beiden für eine Leistung von je
                              									12500 PS bei 245 Umdr./Min. bemessenen Gleichdruckturbinen sind nämlich nicht mehr
                              									als reine Räderturbinen gebaut, sondern verfügen neben einer Anzahl von fünf
                              									mehrkränzigen Rädern über eine kurze Trommel, auf welcher die restlichen vier
                              									Druckstufen angeordnet sind. Die letzteren sind ebenso wie die vier letzten Räder
                              									vor der Trommel dreikränzig ausgebildet, das erste Rad hat wieder vier
                              									Schaufelkränze. Die Rückwärtsturbinen bestehen entsprechend wie bei Salem nur aus
                              									zwei Gleichdruckrädern mit fünf bzw. vier Schaufelkränzen.
                           Während bei den Schiffen Salem und North Dakota, deren Maschinenanlagen
                              									Erstausführungen von Schiffsturbinen der amerikanischen Marine darstellen,
                              									wiederholte Betriebsstörungen ernster Art die Hauptveranlassung zur Beseitigung der
                              
                              									bisherigen Anlagen gegeben haben, ist bei den beiden Zerstörern auf ähnliche
                              									maßgebliche Ursachen, wenn auch Betriebsschwierigkeiten für den Umbau vielleicht
                              									mitbestimmend waren, nicht mit Sicherheit zu schließen. Möglicherweise sprachen auch
                              									betriebswirtschaftliche Gründe für den Umbau. Vielleicht läßt sich dies daraus
                              									schließen, daß bei beiden Schiffen die bisher eingebauten, direkt wirkenden Turbinen
                              									durch Turbinenanlagen mit Rädergetrieben ersetzt werden sollen. Der Zerstörer
                              									Mayrant hatte bisher zwei eingehäusige Zoelly-Turbinen von je 6500 PS bei 650
                              									Umdr./Min. Zusammen mit der Anlage des im Jahre 1908 in Bau gegebenen
                              									Schwesterschiffes Warrington waren dies die ersten auf Schiffen der amerikanischen
                              									Marine zum Einbau gelangten Turbinen dieser Art. Sie zeigen wie alle
                              									Zoelly-Schiffsturbinen gemischte Bauart und bestehen außer einer Reihe von zwölf
                              									durchgängig zweikränzig ausgebildeten Gleichdruckrädern aus einer Trommel mit
                              									Gleichdruck- und Ueberdruckbeschaufelung. Die Rückwärtsturbinen sind ganz ähnlich
                              									gebaut und setzen sich aus drei zweikränzigen Rädern und einer kurzen Trommel
                              									zusammen. Der im Jahre 1910 in Bau gegebene Zerstörer Henley hat eine normale
                              									Curtis-Turbinenanlage, die aus zwei eingehäusigen Turbinen von je 5500 PS bei 585
                              									Umdr./Min. besteht. Bei einer Gesamtzahl von 18 Gleichdruckstufen verteilen sich die
                              
                              									ersten fünf Stufen auf ein vierkränziges Rad und vier dreikränzige Räder, der Rest
                              									mit ebenfalls je drei Schaufelkränzen auf die im Vergleich mit älteren
                              									Curtis-Anlagen erheblich längere Trommel. Die Rückwärtsturbine besteht wieder nur
                              									aus zwei vier- bzw. dreikränzigen Rädern ohne Trommel. Kennzeichnend für die
                              									Henley-Anlage ist, daß hier außer der Turbinenanlage zwei bei kleiner Fahrt vor die
                              									Turbinen geschaltete Marschkolbenmaschinen eingebaut sind. Wie erwähnt, sollen die
                              									beiden Zerstörer indirekt wirkende Turbinenanlagen mit Rädergetriebe erhalten, und
                              									zwar werden unter Beibehaltung der bisherigen Propeller je zwei Turbinensätze mit
                              									Uebersetzungsgetriebe als Hauptantrieb, dazu noch für jede Welle ein besonderer
                              									Marschturbinensatz, zum Einbau gelangen. Da die neuen Maschinenanlagen außer
                              									größerer Wirtschaftlichkeit auch einen geringeren Gewichtsbedarf erwarten lassen,
                              									kann man mit einer wesentlichen Erhöhung der Dampfstrecke rechnen.
                           Kraft.
                           –––––
                           Zur Theorie moderner Drucklager. Bei den Drucklagern nach
                              									Art des Kingsbury-Lagers wird der Achsialschub der sich
                              									drehenden Welle durch einen gewöhnlichen Drucklagerkamm mit ebener Tragfläche auf
                              									eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Tragkörpern übertragen, die getrennt
                              									voneinander auf einem feststehenden Ringe angeordnet sind. Die Abstützung auf diesem
                              									Ringe erfolgt durch eine Kippkante A (s. Abb.), die im
                              									Sinne der Drehung- aus der Mitte verschoben zur Tragfläche des Tragkörpers liegt.
                              									Die Fläche des Tragkörpers, der sich um diese Kante drehen kann, erhält
                              									infolgedessen verschiedene Neigungen gegen die des sich drehenden Kammes. Dadurch
                              									wird das Schmieröl in den Raum zwischen Tragkörper und Kamm hineingerissen. Die
                              									Vorgänge in dieser Oelschicht hat Kucharski
                              									rechnerisch verfolgt und darüber Mitteilungen in Heft 29 der Zeitschrift für das
                              									gesamte Turbinenwesen gemacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 95
                              
                           Die Abbildung zeigt einen Querschnitt durch den Drucklagerkamm, der sich mit der
                              									Geschwindigkeit u bewege, und den darunter liegenden
                              									Tragkörper. Bei h0
                              									trete das Oel ein, bei η . h0 wieder aus; dabei soll η das Verhältnis
                              									zwischen Höhenabstand der beiden Körper an der Austrittsstelle zum Höhenabstand an
                              									der Eintrittsstelle sein. Weiterhin bezeichne k die
                              									Zähigkeitszahl in \frac{\mbox{kg}\,.\,\mbox{Sek.}}{\mbox{cm}^2}
                              									(vgl. Föppl, Technische Mechanik Bd. VI), P0 die gesamte
                              									übertragene Kraft, p_0=\frac{P_0}{l} den mittleren Flächendruck
                              									des Tragkörpers, ξ den Abstand der Kippkante von der
                              									Eintrittsstelle. Macht man dann zur Vereinfachung die Annahmen: Vernachlässigung
                              									jeder Oelströmung senkrecht zur Zeichenebene, Vernachlässigung der
                              									Geschwindigkeitskomponenten senkrecht zur Druckfläche und der
                              									Massenbeschleunigungen, ferner Annahme der Oelströmungen in geradlinigen Bahnen
                              									parallel zur Zeichenebene, so ergibt sich bei rechnerischer Verfolgung der Vorgänge
                              									folgendes: Die Oelpressung p erreicht kurz vor der
                              									Austrittsöffnung einen Höchstwert und sinkt dann wieder auf Null, da das
                              									mitgenommene Oel ins Freie tritt. Bei gegebener Lage von A wird mit einer Aenderung der Geschwindigkeit u und der Belastung P0 eine Aenderung von h0 und η
                              									eintreten. Die gesamte übertragene Kraft P0 ergibt sich nun als proportional der
                              									Geschwindigkeit u und der Zähigkeit k und als umgekehrt proportional dem Quadrat der
                              									Eintrittsöffnung; bei parallelen Flächen (η = 1) ist
                              										P0
                              									= 0, bei geschlossener Austrittsöffnung (η = 0) ist P0
                              									= ∞. Ferner ist P0 bei gleichem h0 um so größer, je größer l ist. Der Wert η ist abhängig von
                              									\frac{\xi}{l}, und zwar ist η = 1 bis 0 für \frac{\xi}{l}=0,5\mbox{ bis }1;
                              									damit sind die Grenzen für \frac{\xi}{l} gegeben. Der Höchstwert des Druckes liegt
                              									zwischen A und der Austrittsstelle; nur für η = 0 und η = 1 liegt er
                              
                              									direkt über A. Auch der Reibungskoeffizient μ läßt sich berechnen, und zwar ergibt sich sein
                              									Mindestwert zu \varrho=\sim\,0,742\,\sqrt{\frac{6\,k\,u}{p_0\,.\,l}} bei η = ? 0.33. Die
                              									obengenannten Vereinfachungen für die Rechnung sind ohne wesentlichen Einfluß auf
                              									das Ergebnis mit einer Ausnahme. Die in Wirklichkeit doch vorhandene seitliche
                              									Abströmung von Oel ist von Einfluß auf die Lage des Höchstwertes der Oelpressung und
                              									kann diesen Punkt unter Umständen so weit über A hinweg
                              									nach der Eintrittsstelle hin verlagern, daß der Tragkörper am Austrittsende gegen den Drucklagerkamm
                              									gepreßt wird. Eine nähere Untersuchung dieses Einflusses ist jedoch noch nicht
                              									durchgeführt.
                           Ritter.
                           –––––
                           Die Kupfer- und Kieserzeugung Norwegens im Jahre 1915. Bei
                              									den norwegischen Sulitjelma-Werken blieb die Erzeugung im Jahre 1915 hinter der
                              									normalen zurück. Es wurden insgesamt 139440 Tonnen Ausfuhrkies, 12325 Tonnen
                              									Hüttenerz und 14719 Tonnen Elmorekonzentrat, zusammen 166489 Tonnen gewonnen. In der
                              									Schmelzhütte wurden aus 11370 Tonnen Hüttenerz, 13611 Tonnen Elmorekonzentrat und
                              									1033 Tonnen Quarz 1434 Tonnen Bessemerkupfer gegen 1473 Tonnen im Jahre 1914
                              									erzeugt. Im Laufe des Jahres wurden verschiedene Verbesserungen eingeführt, andere
                              									sind in Vorbereitung. Die neue Eisenbahn zwischen Skjönstad und Fagerli wurde in
                              									Betrieb genommen. Die Arbeiteranzahl betrug durchschnittlich 1690 Mann, davon, 757
                              									in den Gruben. Bei den Birtavarre-Gruben wurde, soweit bekannt geworden ist, nicht
                              									so viel Bessemerkupfer erzeugt wie im Jahre 1914, wo die Erzeugung 486 Tonnen
                              									betrug. Bei den Björkaasen-Gruben in Ballangen (Ofoten), wo reiche Kiesvorkommen
                              									festgestellt sind, wurden die vorbereitenden Arbeiten fortgesetzt. Die geplanten
                              									großen Neuanlagen mußten des Krieges wegen verschoben werden. Die Boßmogrube in Mo
                              									(Ranen) erzeugte etwa 21000 Tonnen Ausfuhrkies. Die Arbeiterstärke betrug 190 Mann.
                              									Der Betrieb bei der Rödfjeldetgrube wurde im November 1915 wieder aufgenommen. Die
                              									Lökkengrube in Meldalem führte 108611 Tonnen Stückkies und 66822 Tonnen Feinkies
                              									aus, zusammen 175433 Tonnen. In der Ausfuhr trat eine bedeutende Aenderung ein,
                              									indem die Grube jetzt Kies an die skandinavischen Sulfitfabriken lieferte, die
                              									früher spanischen und türkischen Kies verwandten. Die Arbeiterzahl betrug 793 Mann,
                              									davon 583 Mann in den Betrieben, während 210 bei den Neuanlagen, die eine Erhöhung
                              									der Erzeugung bezwecken, beschäftigt wurden. Bei Lökken wurden außerordentlich
                              									reiche Kiesvorkommen festgestellt. Röros-Kupferwerk erzeugte 625 Tonnen
                              									Raffinadekupfer und 8500 Tonnen Ausfuhrkies. Die Arbeiterzahl betrug 550.
                              									Röstvangengrube erzeugte 8864 Tonnen Stückkies und 5424 Tonnen Feinkies, zusammen
                              									14288 Tonnen. Bei der Röstvangengrube ist eine Aufbereitungsanstalt und am Eidsfoß
                              									in Kvikne eine Wasserkraftanlage im Bau. Foldalengrube förderte 1914 68000
                              									Tonnen Kies; 1915 war die Erzeugung, soweit bekannt, etwas größer. 424 Arbeiter
                              									wurden beschäftigt. Svanögrube in Söndfjord erzeugte 8074 Tonnen mit 75 Arbeitern
                              									und Stordö Kisgruber 36281 Tonnen Ausfuhrkies mit 173 Arbeitern. Einige kleinere
                              									Gruben im Drontheim-Amt und auf Karmöen hatten nur eine unbedeutende Ausbeute, und
                              									der Betrieb in den Grong-Gruben wurde durch Transportschwierigkeiten gehemmt.
                           Die norwegische Erzeugung von Kupfer betrug etwa 2850 Tonnen, etwa wie 1914 (2860
                              									Tonnen) und 1913 (2741 Tonnen). Der Krieg hat also keinen Einfluß auf die
                              									Kupfergewinnung gehabt. Von Kupfererz (ohne kupferhaltigen Kies) wurden 1915 nur 437
                              									Tonnen ausgeführt.
                           Die Gesamterzeugung von Kies belief sich auf etwa 525000 Tonnen gegen 415000 Tonnen
                              									im Jahre 1914. Der inländische Verbrauch von Kies bei den Sulfitzellulosefabriken
                              									betrug etwa 60000 Tonnen. Um den Kiesabbrand nutzbar zu machen, wird jetzt bei
                              									Fredrikstad ein größeres Extraktionswerk angelegt. 1915 wurden 46441 Tonnen
                              									Kiesabbrand ausgeführt (1914: 43027 Tonnen).
                           Die Ausfuhr von Kies bezifferte sich 1915 auf 460300 Tonnen gegen 360000 im Vorjahr.
                              									Von der Ausfuhr des Jahres 1915 entfallen etwa 200000 Tonnen auf Schweden, das
                              									selbst nur wenig Kupferkies erzeugt und jetzt, da die Zufuhr aus Spanien aufgehört
                              									hat, gänzlich auf Norwegen angewiesen ist. Die Preise für Kupfer und Kies stiegen im
                              									Jahre 1915 beträchtlich, und die meisten Werke hatten ein gutes Jahr; anderen kam
                              									die Preissteigerung nicht so sehr zugute, da noch alte Verträge zu erfüllen waren.
                              									Der Wert der gesamten Kupfer- und Kieserzeugung wird auf etwa 25 Mill. Kronen
                              									geschätzt. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Kristiania.)
                           –––––
                           Der Vorsitzende des Vereins deutscher Kupferschmiedereien und Apparatebau-Anstalten,
                              									Herr Ingenieur und Fabrikbesitzer Ludwig Meyer, Hannover,
                              									ist laut Verfügung des Herrn Reichskanzlers vom 18. Februar 1917 zum Mitgliede des Beirats für Uebergangswirtschaft ernannt
                              									worden. – Der Verein hielt am 21. Februar 1917 in Berlin eine von etwa 75 Vertretern
                              									aus allen Teilen des Reiches beschickte außerordentliche Hauptversammlung ab.