| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 109 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Offensivgeist. Unsere Kriegslasten stehen erst dann
                              									im rechten Licht, wenn wir sie in Vergleich setzen mit unseren Kraftquellen und den
                              									Lasten der Feinde. Unsere Geldwirtschaft hat den Stürmen des Krieges getrotzt, sie
                              									wird auch den künftigen Anforderungen standhalten.
                           Zwar steht dahin, ob Begeisterung und Opferfreude der ersten Kriegszeit, das trutzige
                              									Zusammenstehen aus der Stunde der Gefahr hinüberzuretten seien in die Zeit des
                              									Friedens. Aber was zweifellos als Gewinn aus schwerer Heimsuchung uns bewahrt
                              									bleiben wird, das ist der geläuterte Ernst der Lebensauffassung, die Arbeitsamkeit
                              									und Betriebsamkeit, die gespornte deutsche Erfindungsgabe und Organisationskunst,
                              									das deutsche Volksvermögen mit seinen reichen Einkommensquellen, von denen freilich
                              									manche neu erschlossen und neu gefaßt werden müssen.
                           Eine ausreichende Kriegsentschädigung wird uns die Neuordnung der wirtschaftlichen
                              									Dinge erleichtern. Mit ihr werden wir reicher, ohne sie ärmer, aber nicht
                              									wirtschaftsunfähig sein. Die Aussichten für eine solche Entschädigung steigen
                              									natürlicherweise in dem Maße, als wir unsere Ueberlegenheit, unseren Sieg
                              									vollständig machen, indem wir zu den militärischen Erfolgen den geldwirtschaftlichen
                              									Sieg fügen. Können wir das? Die neue englische Anleihe war als Kraftprobe gedacht;
                              									sie schließt, wobei nichts verkleinert werden soll, jedenfalls nicht so ab, daß sich
                              									die Hoffnungen jenseits des Kanals auch nur halbwegs erfüllt hätten. Das neue Geld
                              									deckt knapp den Bedarf von fünf bis sechs Monaten, die ersehnte Umwandlung der
                              									schwebenden kurzfristigen Schulden in eine langfristige Anleihe aber ist so gut wie
                              									völlig mißlungen. Und das, obwohl der englische Markt eine Schonzeit von mehr als 1½
                              									Jahren genossen hatte! Dabei ist England, dessen Schwierigkeiten sich häufen
                              									(U-Bootkrieg, Ernährungssorgen, Beeinträchtigung der Einfuhr und der Ausfuhr), eine
                              									Hauptstütze der Entente, oder sollte sie doch sein. Daß die Stütze brüchig wird, ist
                              									um so beachtlicher, als das Zusammenraffen langfristiger Kapitalien im eigenen Lande
                              									der Bundesgenossen nachgerade auf bedrohliche Schwierigkeiten stößt. Zudem wachsen
                              									die Verschuldungen ans Ausland (Amerika übte von Anfang an eine zärtlich
                              									wohlwollende Neutralität, während es für uns nur Neutralität-„Ersatz“ hatte),
                              									und die Kriegsaufwendungen geldlicher Art sind ungefähr doppelt so hoch wie die
                              									unsrigen.
                           Demgemäß ergibt sich beim Abmessen der beiderseitigen Widerstandskraft ein mehrfaches
                              
                              									Mißverhältnis zuungunsten der Feinde. Also wird der Sieg auf dem Gebiete der
                              									Finanzen unser sein, wenn die Einsicht in die eigene Kraft und die Erkenntnis der
                              									feindlichen Lage bei uns daheim jenen hochgemuten Offensivgeist wecken, den
                              									Hindenburg kündet: „Das deutsche Volk wird seine Feinde nicht nur mit den Waffen,
                                 										sondern auch mit dem Gelde schlagen.“ Und einmal muß da drüben die
                              									Erkenntnis aufdämmern, daß ein Weiterkämpfen nur die Opfer – und den deutschen
                              									Vorsprung steigert.
                           –––––
                           Gaskocher und Kochtopf. Die Lehr- und Versuchsgasanstalt
                              									des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern in Karlsruhe und die
                              									Versuchsanstalt des Schweizer Vereins in Zürich haben im Jahre 1913 Normen für die
                              
                              									Prüfung von Gaskochern herausgegeben (veröffentlicht im Journal für Gasbeleuchtung
                              									und Wasserversorgung, München 1913 Heft 26 S. 626 bis 628). Diese Prüfnormen
                              									schreiben für die verschieden großen Einzelkocher verschieden große Kochtöpfe vor,
                              									und zwar so, daß der zylindrische Aluminiumtopf ungefähr so viele Quadratzentimeter
                              									Bodenfläche besitzt, wie der stündliche Gasverbrauch des Kochers in Liter beträgt.
                              									Die jeweils erforderliche Größe ist durch einen Versuch festzustellen. Dieser
                              
                              									Vorschrift tritt Ing. J. G. Wobbe in den Dezemberheften
                              									23 und 24 (1916) der Zeitschrift des Vereins der Gas- und Wasserfachmänner in
                              									Oesterreich und Ungarn entgegen und fordert für Vergleichsversuche Kochtöpfe mit
                              									etwa 2 cm2 Bodenfläche für 1 l stündlichen
                              									Gasverbrauch. Aus Versuchen, die er angestellt hat, ergibt sich für solche Töpfe
                              									zunächst ein um 10 v. H. bis 19 v. H. geringerer Gasverbrauch für das Ankochen eines
                              									Liter Wassers, dann aber vor allem eine weit größere Regelmäßigkeit im
                              									festgestellten Gasverbrauch für die verschiedenen Topfund Brennergrößen als bei den
                              									1 cm2-Töpfen. Die Erklärung liegt darin, daß, wie
                              										Wobbe durch Versuche festgestellt hat, bei den 1
                              										cm2-Töpfen außer dem Boden auch noch die
                              									zylindrische Wandung bis zur Höhe von etwa 7 cm an der Wärmeübertragung beteiligt
                              									ist, während der Wärmedurchgang bei den 2 cm2-Töpfen fast nur am Boden geschieht. Diese Heizwirkung an der Zylinderwandung
                              									ist aber in den Normen nicht genügend berücksichtigt, indem die vorgeschriebene
                              									Füllhöhe von 5,3 cm bis 11,3 cm schwankt, bei den kleineren Töpfen also die
                              									Heizwirkung der Wandung nicht voll ausgenutzt wird.
                           Die Prüfnormen des Deutschen Vereins gehen ferner von der Voraussetzung aus, daß man
                              									beim Gaskocher allein nicht von einem Wirkungsgrade sprechen kann, sondern, daß dieser
                              									jeweils von dem verwendeten Kochgeschirr beeinflußt wird. Der Begriff des
                              									Wirkungsgrades wird dabei in demselben Sinne festgesetzt, wie er in der Technik
                              									überall üblich ist, als Verhältnis von Erfolg zu Aufwand \left(\frac{e}{a}\right), in
                              									Hundertteilen
                           
                              \eta=\frac{q\,.\,(t_2-t_1)\,.\,100}{g\,.\,H_u},
                              
                           wobei q die erwärmte Wassermenge
                              									in Gramm, (t2 – t1) der Unterschied der End- und Anfangstemperatur, g die Gasmenge in Liter und Hu den unteren HeizwertDer „untere Heizwert“ ist der tatsächlich (bei vollkommener Verbrennung)
                                    											erhältliche Heizwert von 1 m3 Gas. Bei der
                                    											Verbrennung kondensiert etwas Wasser, die hiermit verbundene Wärme ist nicht
                                    											nutzbar zu machen Schaars Kalender für das Gas-
                                    
                                    											und Wasserfach (Verlag R. Oldenbourg, München und Berlin 1910) sagt S. 31:
                                    												„Man unterscheidet oberen Heizwert = Verbrennung zu flüssigem Wasser
                                       												und unteren Heizwert = Verbrennung zu Wasserdampf. In den meisten
                                       												praktischen Fällen kommt der untere Heizwert in Frage, der um die
                                       												latente Verdampfungswärme des Verbrennungswassers niedriger ist als der
                                       												obere. Der obere Heizwert ist nur annähernd richtig wegen des
                                       												wechselnden Wasserdampfgehalts der Luft; der untere Heizwert ist von
                                       												diesen Fehlern frei.“ des Gases bedeuten, die beiden
                              									letzten Angaben berechnet für 0° und 760 mm BS. Verluste treten auf erstens im
                              									Kocher selbst, zweitens im Topf, sie lassen sich allgemein nicht trennen, weil sie
                              									sich gegenseitig bedingen. Man kann also nur setzen a =
                                 										vk
                              									+ vt + e (Aufwand = Verlust im Kocher + Verlust im Topf +
                              									Erfolg, d.h. Wärmewertzunahme des Wassers).
                           Hierzu bildet Wobbe ganz sinngemäß und richtig den Wert
                              									für den Wirkungsgrad des Kochers allein (in
                              									Hundertteilen)
                           
                              \eta_k=\frac{(v_t+e)\,100}{a}
                              
                           und formt den Ausdruck um zu
                           
                              v_t=\frac{a\,\eta_k}{100}-e.
                              
                           Dann aber behauptet er unvermittelt und offenbar irrig, daß
                              									sich für jeden Wirkungsgrad vt – 0 ergebe, wenn die Wirkungsgrade umgekehrt proportional dem
                              									Gasverbrauch seien. Aus der Festlegung des Begriffs Wirkungsgrad folgt nun
                              									allerdings notwendig, daß er im umgekehrten Verhältnis zum Gasverbrauch stehen muß,
                              									denn der „Aufwand“, auf den der Wirkungsgrad bezogen wird, ist hier eben der
                              									Gasverbrauch. Auf die theoretische und praktische Unmöglichkeit seiner Behauptung,
                              									für die eine Begründung auch dem beigegebenen Schaubilde, auf das verwiesen wird,
                              									schlechterdings nicht zu entnehmen ist, weist Wobbe
                              									selbst hin; er sucht daher den Wert von vt zu bestimmen, um alsdann damit den Wirkungsgrad
                              									des Kochers allein festlegen zu können.
                           Obwohl sich bei den Bestimmungen der Topfverluste für ein und denselben Topf und
                              									Kocher zwar etwas abweichende Ergebnisse zeigten, ließ sich doch „in einem
                                 										bestimmten Falle“ der Wert vt = 24,49 WE ermitteln (wie, wird leider nicht
                              									gesagt), woraus dann der Wirkungsgrad des Kochers als ηk – 78,4 v. H. errechnet wurde. Aus
                              									diesem einen Wert und dem zugehörigen Gasverbrauch berechnet Wobbe dann die zu anderen Gasverbrauchswerten gehörigen Wirkungsgrade nach
                              									einem recht merkwürdigen Verfahren. Er bildet nämlich eine „Differenz der
                                 										Wirkungsgrade“, also \eta_{k_1}-\eta_{k_2} (wenn die zu zwei verschiedenen
                              									Gasverbrauchswerten gehörigen Buchstaben mit den Kennziffern 1 und 2 bezeichnet
                              									werden) aus den Beziehungen
                           
                              \eta_{k_1}=\frac{v_t+e}{a_1}\,.\,100
                              
                           
                              \eta_{k_2}=\frac{v_t+e}{a_2}\,.\,100
                              
                           nach der mathematisch unmöglichen Gleichung
                           
                              \eta_{k_1}-\eta_{k_2}=\frac{(a_1-a_2)}{a_2}\,.\,100.
                              
                           Die Gleichungen stehen allerdings in dieser Form nicht da, andernfalls wäre
                              									jedenfalls der Irrtum ans Licht gekommen; aus dem Text (S. 356 oben) geht aber der
                              									falsche Gedankengang hervor. So ist es nicht verwunderlich, wenn die nach diesem
                              									Verfahren „unter Anlehnung an die Wirklichkeit“ ermittelten Wirkungsgrade mit
                              									denen wenig übereinstimmen, die nach den Begriffsfestlegungen der „Normen“
                              									für die Gesamtanordnung Kocher + Topf errechnet werden können. Dagegen führen sie
                              									den Verfasser zu einigen weiteren Schlußfolgerungen, die nicht weniger erstaunlich
                              									sind, um so mehr, als sie in zwei Schaubildern zusammengestellt sind, die den
                              									Unterschied von der Auswertung der „Normen“ zeigen. In diesen Schaubildern
                              									(auf deren Wiedergabe hier mit Rücksicht auf ihre Unrichtigkeit verzichtet wird),
                              									ist zu jeder Kochergröße (d.h. zu jedem Gasverbrauchswert) der Wärmeaufwand (a) aufgetragen und in seine Bestandteile (e, vk und vt) zerlegt. Dabei
                              									erscheint der Wert vt,
                              									der nach der richtig angesetzten Gleichung v_t=\frac{a\,.\,\eta_k}{100}-e, aber mit den, wie oben
                              									dargelegt, falschen Werten für ηk notwendig ebenfalls unrichtig gefunden wird, bei
                              									den größeren Kochern als positive Strecke. Von einer gewissen Kochergröße abwärts
                              
                              									aber wird er negativ. Dieses Negativwerden eines Verlustes sollte doch eigentlich
                              									bereits Zweifel an der Richtigkeit der Rechnung oder der Ueberlegung erzeugt haben;
                              									der Verfasser hat den Widerspruch dadurch aus der Welt zu schaffen gemeint, daß er
                              									die negativen Werte von dem Wärmewert absetzt, der der als Norm angenommenen
                              									Erwärmung des Wasserinhalts auf 95° entspricht, und meint dadurch auszudrücken, daß
                              									diese kleineren Kocher eben diese Erwärmung nicht zustande bringen. Wenn dieses
                              									letztere auch richtig ist, so ist damit doch nur erwiesen, daß das von Wobbe gezeichnete Schaubild, das von dem genannten
                              									Wärmewert als Nullinie ausgeht, in dieser Form überhaupt unmöglich ist. Die dem
                              									beigegebenen Schaubilde III hinzugefügte Erklärung, daß bei den kleinen Kochern
                              										„der Wärmeverlust des Topfes größer ist als die Aufnahme“, dürfte mit dem
                              									zweiten Hauptsatz der Wärmelehre schwer in Einklang zu bringen sein.
                           
                           Die weitere Entwicklung seines Gedankenganges führt Wobbe dann zu weiteren Unmöglichkeiten. Da er die aus der
                              									Begriffsbestimmung des Wirkungsgrades folgende Notwendigkeit der umgekehrten
                              									Abhängigkeit vom Gasverbrauch nicht sieht, sucht er durch Aufstellung einer neuen
                              										„Gütezahl“ den Begriff zu umschreiben. Es entgeht ihm, daß diese
                              									Gütezahl
                           x=\frac{e}{a-(v_t+v_k)}\,100 (in Hundertteilen)
                           immer 100 ergeben muß, weil a –
                              										(vt
                              									+ vk) = e ist. Vielmehr setzt er für den Wert (vt
                              									+ vk) ein 0,56 a (nämlich den Wert, der sich in der vorausgehenden
                              									Berechnung für den Punkt ergibt, in welchem vt vom positiven zum negativen Wert übergeht, also
                              									Null wird), und zieht dann in einer geheimnisvollen Ueberlegung von dem in dieser
                              									Weise festgelegten Wert von x
                              									„die Ziffer 56 als die entsprechende Konstante“ ab, um den „wirklichen
                                 										Wirkungsgrad“ zu erhalten in der Formel
                           
                              W=\frac{e\,100}{a-(v_t+v_k)}-56.
                              
                           Auch hierin ist nach dem Verfasser (vt
                              									+ vk) = 0,56 a zu setzen. Es
                              									folgt also somit die seltsame Begriffsbestimmung für den Wirkungsgrad
                           W=\frac{100\,e}{0,44\,a}-56 oder W=227\,\frac{e}{a}-56.
                           Es ist nicht ganz leicht, den Gedankengängen des Verfassers nachzugehen, auf denen er
                              									nach seinen Worten „der Natur das Geheimnis ablauscht, welcher Weg zu betreten
                                 										ist, um richtige Resultate zu erhalten“ – das Betreten dieses Weges kann
                              									jedenfalls einstweilen zu richtigen Resultaten nicht führen.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           –––––
                           Versuche über das Verhalten von Eisen gegenüber Wasser und
                                 										wässerigen Lösungen im Dampfkessel. Hierüber haben Professor Boßhard und R. Pfenninger im
                              									chemisch-technischen Laboratorium der Technischen Hochschule in Zürich eingehende
                              									Untersuchungen ausgeführt, bei denen die Bedingungen des praktischen Betriebes
                              									möglichst genau eingehalten wurden. Der von der Firma Gebr.
                                 										Sulzer, A.-G. in Winterthur zur Verfügung gestellte Versuchskessel war aus
                              									Flußeisen hergestellt und faßte etwa 40 l. Er war auf 50 at Druck geprüft, wurde
                              									aber bei den Versuchen nie über 15 at beansprucht. Die Heizung des Kessels erfolgte
                              									durch einen mit Leuchtgas gespeisten Fletcher-Brenner. Um
                              									die Veränderungen verschiedener Sorten von Kesselblech zu beobachten, wurden sieben
                              									Flußeisenbleche von verschiedener Dicke (0,6 bis 1 cm) und von wechselnder
                              
                              									chemischer Zusammensetzung in Platten von 150 bis 250 cm2 geschnitten, gewogen und in den Kessel hineingehängt. Die Bleche würden
                              									vor dem Versuch jeweils blank gescheuert und von der Walzhaut befreit. Um die Größe
                              									der Abnutzung der Versuchsbleche zu ermitteln, wurden diese auf elektrolytischem
                              									Wege von Rost befreit, indem sie als Kathode in eine einprozentige
                              									Natriumsulfatlösung eingehängt wurden. Durch den sich entwickelnden Wasserstoff
                              									wurde die an den Platten haftende Rostschicht innerhalb 2 bis 4 Stunden abgesprengt,
                              									ohne daß hierbei, wie durch besondere Versuche festgestellt wurde, metallisches
                              									Eisen in Lösung geht. Die entrosteten Platten wurden dann jeweils wieder genau
                              									gewogen, so daß die Differenz der beiden Wägungen die Rostmenge bzw. die Abnutzung
                              									der Bleche ergibt. In dieser Weise wurde die Rostbildung in destilliertem und in
                              									Leitungswasser sowie bei Zusatz verschiedener im Kesselspeisewasser vorkommender
                              									Salze eingehend ermittelt. Ohne auf Einzelheiten näher einzugehen, seien im
                              									folgenden die Ergebnisse dieser Untersuchungen zusammengefaßt, auf Grund der von den
                              									Verfassern am Schlusse ihrer Abhandlung gemachten Angaben. Es wurde gezeigt, daß die
                              									Rostbildung unter den Bedingungen, wie sie im Dampfkessel herrschen, durch
                              									verschiedene Beimengungen des Wassers wesentlich anders beeinflußt wird als bei
                              									niedrigeren Temperaturen und bei Atmosphärendruck. Am wenigsten wirkt
                              									kohlensäurefreies destilliertes Wasser auf Eisen ein. Alle Zusätze, besonders Salze,
                              									bewirken stärkere Angriffe unter Rostbildung oder Gewichtabnahme; namentlich wirken
                              									Chloride und Magnesiumsalze stark rostbildend. Durch Zusatz von Soda zu
                              									kohlensäurehaltigem, destilliertem Wasser wird erst bei einem Sodagehalt von mehr
                              									als 10 v. T. Rostschutz bewirkt; ein geringerer Sodazusatz verursacht Anrostungen.
                              									Das Züricher Leitungswasser wirkte stärker rostbildend als destilliertes Wasser;
                              									durch Sodazusatz wurde die Rostbildung vermindert, aber erst durch 10 v. T. Soda
                              									annähernd verhindert. Aetznatron bewirkte schon bei einer Konzentration von 0,1 v.
                              									T. Rostschutz; bei 1 v. T. war seine Schutzwirkung am größten. Da aus Soda durch
                              									anhaltendes Kochen im Dampfkessel allmählich Aetznatron entsteht, so erklärt sich
                              									hieraus, daß auch Soda in Konzentrationen, die an sich rostbildend wirken, bei
                              									längerem Betriebe schützend wirkt. Die rostbildende Wirkung von Salzen kann durch
                              									Zusatz von mindestens 10 v. T. Soda erheblich vermindert werden. Natriumhydrosulfit
                              									bewirkt in geringer Konzentration (0,6 v. T.) Rostschutz; höhere Konzentrationen
                              									wirken dagegen auch bei gleichzeitigem Sodazusatz ungünstig. (Chemiker-Zeitung 1916
                              									S. 5 bis 6, 46 bis 48, 63 bis 64, 91 bis 92.)
                           Sander.
                           –––––
                           Uebersetzungsgetriebe mit Lamellenrädern. Die Uebertragung
                              									größerer Maschinenleistungen durch Rädergetriebe, die wir neuerdings zum Beispiel
                              									beim Schiffsantrieb immer häufiger Verwendung finden sehen, hat eine Reihe
                              
                              									bemerkenswerter Neukonstruktionen derartiger Getriebe entstehen lassen. Bekannt ist
                              
                              									das von der Westinghouse Machine Company gebaute
                              									Melville-Macalpine-Getriebe, bei dem man die Gefahr ungleichmäßiger Verteilung des
                              
                              									Zahndruckes durch die Lagerung der Ritzel welle im sogenannten
                              
                              
                              										„Schweberahmen“, der, durch Oeldruckkolben abgestützt, dem Ritzel
                              
                              									selbsttätig die nötige Einstellbarkeit gegen die Zähne der getriebenen Räder
                              									sichert, erfolgreich zu mindern gesucht hat. Besonders groß sind natürlich die Schwierigkeiten der
                              
                              									Uebertragung größerer Leistungen bei starrer Lagerung der Ritzelwelle, namentlich
                              									wenn das Uebersetzungsverhältnis gleichzeitig hoch ist. Neben den normalen
                              									Beanspruchungen machen sich dann nämlich im getriebenen Rade oft zusätzliche
                              									Material- und Wärmespannungen geltend, die leicht Verzerrungen hervorrufen und mit
                              									konstruktiven Mitteln schwer zu beherrschen sind. Deshalb hat man neuerdings auch
                              									Getriebe für Schiffsturbinenantrieb mit hoher Uebersetzung mehrfach zweistufig
                              									ausgebildet. Abb. 1 zeigt ein solches von der General Electric Company gebautes Rädergetriebe mit
                              									Doppelübersetzung, das für die Maschinenanlage des amerikanischen Linienschiffes
                              									Nevada geliefert wurde. Es dient hier zur Leistungsübertragung der vor die
                              									Hauptturbinen geschalteten Marschturbinen mit einer Höchstleistung von etwa 3000 PS
                              									auf die mit den Propellerwellen direkt gekuppelten Wellen der Hauptturbinen und
                              									besitzt ein Uebersetzungsverhältnis von ~ 23,5 : 1.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 111
                              Abb. 1. Zweistufiges Rädergetriebe für die Marschturbinen des Linienschiffs
                                 										Nevada
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 111
                              Abb. 2. Fertiges Lamellenrad
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 111
                              Abb. 3. Lamellenrad nach Fertigstellung der Zahnform
                              
                           In letzter Zeit hat die General Electric Company auch
                              									Uebersetzungsgetriebe mit lamellenartig gebauten Rädern ausgebildet, um durch
                              									Gewährleistung eines geringen achsialen Spieles zwischen den einzelnen Scheiben, aus
                              									denen sich das Rad zusammensetzt, die- gleichmäßige Verteilung des Zahndruckes zu
                              									erleichtern. An sich ist dieser Gedanke natürlich keineswegs neu. Bemerkenswert ist
                              									lediglich die konstruktive Durchbildung derartiger Räder (Abb. 2 bis 3). Um nämlich einwandfrei
                              									geschnittene Zähne zu erhalten, läßt man an den einzelnen Radscheiben, die, wie Abb. 2 zeigt, durch Bolzen mit der Nabe fest
                              									verschraubt sind, zunächst, d.h. bis nach Fertigstellung der Zähne, einen
                              									schmalen, in Abb. 3 erkennbaren Materialstreifen
                              										a stehen, so daß der Kranz des Rades hinreichend
                              									starr ist, und beim Schneiden der Zähne nicht federt. Ist die Verzahnung
                              									eingeschnitten, so wird der schmale Steg herausgefräst. Das Getriebe hat die übliche
                              									Evolventenverzahnung mit doppelt schrägen Zähnen. (Engineering 6. Oktober 1916.)
                           Kraft.
                           Die Eisenerzerzeugung Norwegens im Jahre 1915. Die
                              									norwegische A/S. Sydvaranger wurde durch den Krieg stark
                              									in Mitleidenschaft gezogen, indem einerseits die für den Betrieb notwendigen Kohlen,
                              									Maschinen und Ersatzteile bedeutend teuerer wurden und schwer zu beschaffen waren,
                              									während andererseits die Ausfuhr stark gehemmt wurde, wozu auch die steigenden
                              									Frachten von dem den Verbrauchsländern sehr entfernt gelegenen Kirkenes beitrugen,
                              									Der Betrieb hat indes in vollem Umfange aufrecht erhalten werden können, und die
                              									Bilanz für 1915 dürfte einen größeren Ueberschuß als 1914 aufweisen. Es sind 1,5
                              									Mill. Tonnen Roherz gefördert worden (1914: 1,4 Mill.). Die Schlickgewinnung betrug
                              									600000 Tonnen (1914: 570000), davon 270000 Tonnen Briketts (230000).
                           Wegen der Ausfuhrschwierigkeiten konnten nur 320000 Tonnen ausgeführt werden, und die
                              									Lager in Südvaranger sind demzufolge bedeutend angewachsen und dürften einen Wert
                              									von 6 ½ Mill. Kronen darstellen. Die Gesellschaft hat bedeutende Verträge für
                              									Erzlieferungen nach dem Kriege zu erhöhten Preisen abgeschlossen, und man ist der
                              									Ansicht, daß sich die hohen Preise noch eine Zeitlang nach dem Friedensschlusse
                              									halten werden. Die Gesellschaft erhöhte ihr Aktienkapital von 16 auf 23 Mill. Kronen
                              									und nahm eine Partialobligationsanleihe von 15 Mill. auf. Davon wurden 12 Mill. bei
                              									norwegischen Banken aufgenommen, die restlichen 3 Mill. Obligationen behält die
                              									Gesellschaft in Reserve für spätere Erweiterungen. – Es wurden durchschnittlich 1400
                              									Arbeiter und Beamte beschäftigt. Die Melö Gruhe im Tromso-Amt führte 30000 Tonnen
                              									Stuckerz aus; die Arbeiterzahl betrug 100. Fosdalen Grube am Drontheimfjord erzeugte
                              									15000 Tonnen Schlick. Die Ausfuhr betrug 7000 Tonnen; 7 5 Arbeiter waren darin
                              
                              									beschäftigt. Rodsand Grube, Nordmör, förderte 8000 Tonnen Schlick, Klodeborg Grube
                              									bei Arendal 15000 Tonnen Erz und Langöens Grube bei Kragerö 10000 Tonnen Erz. Die
                              									Fähnsgruben bei Ulefoß führten 26000 Tonnen Eisenerz aus und lieferten außerdem 1800
                              									Tonnen für den elektrischen Masofen bei Ulefoß, Die Arbeiterzahl betrug 125. Der
                              									Wiederaufbau der Anlage in Dunderlandsdalen wurde durch den Krieg gehemmt. Tinfoß
                              									elektrisches Eisenwerk erzeugte 1915 etwa 8000 Tonnen Roheisen aus Erz von den
                              									Langö-, Klodeborg- und Rödsandgruben; die Erzeugung wurde von unregelmäßiger Zufuhr
                              									stark beeinträchtigt. In den elektrischen Oefen bei Ulefoß wurden aus 1800 Tonnen
                              									Erz von den Fähnsgruben 900 Tonnen Roheisen erzeugt. Wegen Wassermangels waren die
                              									Oefen nur sechs Monate im Betrieb.
                           Die gesamte inländische Erzeugung von Schlick beläuft sich auf 625000 Tonnen
                              									(wovon bei Südvaranger 270000 Tonnen brikettiert wurden) und von Stückerz auf 85000
                              									Tonnen, insgesamt etwa 710000 Tonnen (1914: 651000 Tonnen). Die Ausfuhr betrug
                              									261386 Tonnen Briketts, etwa 65000 Tonnen Stückerz und etwa 100000 Tonnen
                              									Eisenerzschlick, insgesamt etwa 423368 gegen 447795 Tonnen im Jahre 1914. Der Wert
                              									der Ausfuhr wird auf etwa 8 Mill. Kronen geschätzt. Die Eisenerzgruben beschäftigten
                              									insgesamt etwa 2000 Arbeiter. (Aus einem Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in
                              									Kristiania.)
                           Die Maschinenanlage des amerikanischen U-Bootshilfsschiffes
                                 										Bushnell. Das kürzlich fertiggestellte Hilfsschiff Bushneil der
                              									amerikanischen Marine, das von der Seattle Construction and
                                 										Dry Dock Company gebaut wurde, ist insofern von Interresse, als seine
                              									Maschinenanlage in ihrer grundsätzlichen Anordnung mit der bekannten
                              									Maschinenanordnung von U-Bootsanlagen eine gewisse Aehnlichkeit aufweist. Da
                              									Bushnell nämlich als Hilfsschiff für U-Bootsflottillen bestimmt ist, dient die
                              									Hauptmaschinenanlage einem doppelten Zweck. Sie treibt einerseits die
                              									Schraubenwelle, andererseits die zum Aufladen der Akkumulatorzellen von U-Booten
                              									verwendeten Gleichstrommaschinen. Damit ergibt sich das gezeichnete Bild der
                              									Maschinenanordnung (s. Abb.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 112
                              Anordnung der Maschinenanlage des U-Bootshilfsschiffes
                              A Hochdruckturbine, B
                                 										Niederdruckturbine, C Rädergetriebe, D Hauptkondensator, E Hilfskondensator, F
                                 										Hauptkühlwasserpumpe, G Hilfskühlwasserpumpe, H Hauptluftpumpe, J
                                 										Hilfsluftpumpe, K Hauptspeisepumpe, L Hilfsspeisepumpe, M Speisewasserreiniger,
                                 										N Vorwärmer. O Speisewasserkasten, P Schmierölpumpen, Q Oelkühler. R
                                 										Kältemaschinen, S Frischwassererzeuger, T, T1,
                                 											T2, T3, T4 Pumpen für die Frischwassererzeuger-Anlage.
                                 											Feuerlösch- und Lenzpumpen, U
                                 										Kesselraum-Turbolüfter, V Kessel; W 50KW-Turbogeneratoren, X Hauptschalttafel,
                                 										Y, Y1, Y2
                                 										Motorgenerator mit Schalttafel und Batterie, Z 309 KW-Generatoren, Z1 Luftkompressoren; Bushnell
                              
                           Wie hieraus ersichtlich, dient als Hauptmaschine ein aus Hochdruck- und
                              									Niederdruckturbine bestehender Turbinensatz, der unter Verwendung eines
                              									Rädergetriebes auf die Schraubenwelle arbeitet, während die Turbinen mit den beiden
                              									Gleichstrommaschinen durch je eine Kupplung verbunden sind. Die Turbinen sind als
                              									reine Parsons-Ueberdruckturbinen gebaut, die, für gleiche Leistung und Drehzahl
                              									bemessen, bei 2000 Umdr./Min. eine Gesamtleistung von 2500 WPS an die Schraube
                              									abgeben. Hochdruck- und Niederdruckturbine setzen sich aus je sechs Stufengruppen
                              									zusammen, während die in das Gehäuse der Niederdruckturbine eingebaute
                              									Rückwärtsturbine, die für die halbe Leistung der Vorwärtsturbinen bemessen ist, aus
                              									fünf Stufengruppen besteht. Die Verbindung der Turbinenwellen mit den Ritzelwellen
                              									des Getriebes stellen Klauenkupplungen her. Das Uebersetzungsgetriebe ist ein
                              									normales Pfeilradgetriebe mit doppelt schrägen Zähnen, das die folgenden
                              									Hauptabmessungen hat:
                           
                              
                                 Zähnezahl, Rad
                                 312
                                 
                              
                                 Zähnezahl, Ritzel
                                   19
                                 
                              
                                 Teilkreisdurchmesser, Rad
                                 2636,5 mm
                                 
                              
                                 Teilkreisdurchmesser, Ritzel
                                 160,6 mm
                                 
                              
                                 Teilung
                                 26,55 mm
                                 
                              
                                 Sprung
                                 45 °
                                 
                              
                                 Zahnbreite
                                 2 × 406,4 mm
                                 
                              
                           Das Getriebe setzt also die Umdrehungszahl im Verhältnis von etwa 16,4 : 1 herab, so
                              									daß die Schraube mit einer mittleren Drehzahl von rund 122 Umdr./Min. arbeitet. Das
                              									getriebene Rad besteht aus einem in der Nabe längs geteilten Stahlgußkörper, der auf
                              									der Welle mit kräftigen Federn befestigt ist, und dessen beide Hälften durch zwei
                              									kräftige geschmiedete Ringe zusammengehalten werden. Nach außen geht der
                              									Stahlgußkörper in den Radkranz über, auf den der doppelte Stahlring mit der
                              									Verzahnung aufgeschrumpft ist. Für die Dampferzeugung der Maschinenanlage dienen
                              									zwei engrohrige Yarrow-Wasserrohrkessel, die mit Oel gefeuert werden. Die Kessel
                              									arbeiten mit künstlichem Zug bei geschlossenem Heizraum und liefern Dampf von 15,5
                              										kg/cm2 Ueberdruck.
                           Die beiden mit den Turbinen gekuppelten Gleichstrommaschinen sind für eine Leistung
                              									von je 300 KW bei 1500 Umdr./Min. bemessen. Ihre Höchstdrehzahl beträgt bei
                              									Ueberlastung 1600 Umdr./Min., während die Höchstdrehzahl der Turbinen bei
                              									abgeschalteten Generatoren auf 2250 Umdr./Min. begrenzt ist. Die Umdrehungsregler
                              									der Gleichstrommaschinen sind dementsprechend so eingerichtet, daß sie durch
                              									Betätigung eines Hilfsschiebers die Zudampfspannung der Turbinen bei Betrieb der
                              									Generatoren entsprechend drosseln. Die beiden 300 KW-Maschinen finden nicht allein
                              									zum Aufladen der U-Bootzellen Verwendung, sie können auch auf das eigene Schiffsnetz
                              									geschaltet werden. In diesem Falle wird die Spannung auf 125 Volt herabgesetzt. Im
                              									besonderen sind die beiden Maschinen bestimmt, die nötige Energie für den Antrieb
                              									zweier elektrisch angetriebener Torpedoluftpumpen zu liefern. Für die Deckung des
                              									sonstigen Bedarfs sind zwei 50 KW-Maschinen vorgesehen, die von zweistufigen
                              									Curtis-Turbinen angetrieben werden. Sie liefern bei 3000 Umdr./Min. eine Spannung
                              									von 125 Volt.
                           Die elektrische Kraftanlage ist hiernach verhältnismäßig umfangreich, was im
                              									baulichen Zweck des Schiffes und seiner reichhaltigen Ausstattung mit Hilfsmitteln
                              
                              									der verschiedensten Art für den U-Bootdienst seine Begründung findet. So besitzt
                              									Bushnell außer einer leistungsfähigen Luftdruckanlage mit Anschlüssen an beiden
                              									Bordseiten, die zum Aufladen der Torpedos und zum Auffüllen der Luftflaschen für den
                              									Dieselbetrieb dient, auch eine gut eingerichtete Maschinenwerkstatt. Neben Drehbänken und Bohrmaschinen
                              									verschiedener Art und Größe haben hier Fräs-, Schleif- und Hobelmaschinen und andere
                              									häufiger gebrauchte Werkzeugmaschinen Aufstellung gefunden. Ferner ist eine kleine
                              									Gießerei, eine Hammerschmiede und eine Kupferschmiede vorgesehen, so daß den
                              									U-Booten weitgehende Reparaturmöglichkeiten geboten sind.
                           Das Hilfsschiff Bushnell hat bei einer größten Länge von 106,95 m und 13,7 m Breite
                              									eine Wasserverdrängung von 3630 t. Seine Konstruktionsgeschwindigkeit ist bei einer
                              									Maschinenleistung von 2500 WPS auf 14 kn bemessen. Die Stärke der Besatzung beträgt
                              									322 Mann. (Engineer 13. Oktober 1916.)
                           Kraft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 113
                              Weser-Luftstreudüse
                              
                           Luftverteilungsapparate. Die A.-G. Weser in Bremen hat sich eine neue Luftverteilungsdüse patentieren lassen,
                              									die im Schiffbau vom 27. Dezember 1916 näher beschrieben wird. Der in der
                              									beigefügten Abbildung dargestellte Luftverteilungsapparat besteht aus einem flachen,
                              									nach vorn fächerartig auslaufenden Blechkörper, der durch eine Anzahl aus Drahtgaze
                              									gebildeter Leitrippen in mehrere an der Mündung sich erweiternde Kanäle geteilt
                              									wird. Der Hauptvorteil der neuen Luftverteilungsdüse für die künstliche Lüftung von
                              									Schiffsräumen liegt darin, daß sie hohe Luftgeschwindigkeiten besonders wirksam
                              									auszunutzen gestattet. Bekanntlich läßt unter Bordverhältnissen der für die
                              									Unterbringung der Luftleitungen zur Verfügung stehende Raum die praktisch
                              									erwünschten geringen Luftgeschwindigkeiten, deren Innehaltung von den Reedereien für
                              									ihre Neubauten vielfach gefordert wird, meist nicht zu, weil die entsprechenden
                              									Kanalabmessungen viel zu groß werden. Man ist daher gezwungen, über die geforderten
                              									Luftgeschwindigkeiten teilweise nennenswert hinauszugehen. Damit sind jedoch Folgen
                              									verbunden,. die sich recht unangenehm bemerkbar machen können. Namentlich gilt dies
                              									von den als recht lästig empfundenen Zuglufterscheinungen. Oft genug sucht man sich
                              									ihrer radikal dadurch zu erwehren, daß man die ZugluftöffnungenZuluftöffnungen einfach abschließt. Der Zweck der künstlichen Luftverteilung wird
                              									damit natürlich vereitelt.
                           Wie Versuche gezeigt haben, läßt sich die künstliche Raumbelüftung unter Vermeidung
                              									der unliebsamen Zugerscheinungen dadurch sehr wirksam und zweckmäßig gestalten, daß
                              									die Frischluft in den zu lüftenden Raum nicht in geschlossenem Strom eingeführt
                              									wird, sondern daß sie, ohne die in dem betreffenden Raum anwesenden Personen direkt
                              									zu treffen, möglichst zerstreut wird. Diesem Erfordernis kommt die Luftstreudüse der
                              									A.-G. Weser ihrer Konstruktion nach besonders wirksam
                              									entgegen. Sie erweist sich vor allem geeigneter als die für den gleichen Zweck
                              									häufig verwendete englische Streudüse in Form einer Gießkannenbrause, weil diese nur
                              									für wesentlich kleinere Luftgeschwindigkeiten verwendbar ist. Die nachstehenden
                              									Ergebnisse eingehender Vergleichsversuche mit beiden Apparaten haben diese Erfahrung
                              									einwandfrei bestätigt.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Versuchsobjekte
                                 Druck in mm WS
                                 Luftge-schwindigkeitm/Sek.
                                 Luft-mengem3/Std.
                                 
                              
                                 gesamt
                                 dynam.
                                 statisch
                                 
                              
                                 a) Mittlere
                                    											Geschwindigkeiten
                                 
                              
                                 Rohr, freier Austritt
                                 17
                                 13,8
                                 + 3,2
                                 14,5
                                 103
                                 
                              
                                 Englische Brause
                                 19
                                 13,8
                                 + 5,2
                                 14,5
                                 103
                                 
                              
                                 Weser-Düse
                                 18
                                 18,2
                                 – 0,2
                                 16,7
                                 119
                                 
                              
                                 b)
                                    											Höchstgeschwindigkeiten
                                 
                              
                                 Rohr, freier Austritt
                                 35
                                   26,4
                                 + 8,6
                                 20,0
                                 142
                                 
                              
                                 Englische Brause
                                 36
                                 28
                                 + 8,0
                                 20,5
                                 146
                                 
                              
                                 Weser-Düse
                                 31
                                   34,5
                                    3,5
                                 22,8
                                 162
                                 
                              
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Versuchsobjekte
                                 Druck in mm WS
                                 Luftge-schwindigkeitm/Sek.
                                 Luft-mengem3/Std.
                                 
                              
                                 gesamt
                                 dynam.
                                 statisch
                                 
                              
                                 a) Mittlere
                                    											Geschwindigkeiten
                                 
                              
                                 Rohr, freier Austritt
                                    15,5
                                   15,5
                                    0
                                 15,3
                                 108
                                 
                              
                                 Englische Brause
                                 16
                                 14
                                 + 2
                                 14,6
                                 104
                                 
                              
                                 Weser-Düse
                                 16
                                 18
                                 – 2
                                 16,6
                                 118
                                 
                              
                                 b)
                                    											Höchstgeschwindigkeiten
                                 
                              
                                 Rohr, freier Austritt
                                 31
                                   27,5
                                   + 3,5
                                   20,4
                                 145
                                 
                              
                                 Englische Brause
                                 33
                                 29
                                 + 4
                                 21
                                 149
                                 
                              
                                 Weser-Düse
                                 30
                                 32
                                 – 2
                                   22,1
                                 158
                                 
                              
                           Die in Tabelle 1 zusammengestellten Messungen, bei denen durch Aufsetzen der
                              									Weser-Düse eine Steigerung von Luftgeschwindigkeit und Luftmenge um 14 v. H.
                              									erreicht wurde, sind mit Benutzung einer Krellschen
                              									Stauscheibe durchgeführt. Sie wurden an einem Rohr von 50 mm lichter Weite und etwa
                              
                              									5 m Länge vom Lüfter bei einem Abstande des Meßloches vom Rohrende von 100 mm
                              									vorgenommen. Für die in Tab. 2 zusammengestellten Messungen, die meßtechnisch
                              									scheinbar einwandfreie Ergebnisse lieferten, wurden nebeneinander die Staugeräte von
                              										Prandtl und Brabbeé
                              									benutzt. Die hierbei zugunsten der Weser-Düse nachgewiesene Erhöhung der geförderten
                              									Luftmenge betrug 9 v. H. Da die neue Luftstreudüse durch die allmähliche
                              									Vergrößerung der Austrittsquerschnitte die störungsfreie Ausnutzung hoher
                              									Austrittsgeschwindigkeiten gestattet, ist rückwirkend die Möglichkeit gegeben, die
                              									Luftgeschwindigkeit im Hauptkanal wesentlich zu vergrößern. Damit gesellen sich zu
                              									dem vorerwähnten praktischen Vorteil günstiger Luftverteilung unter Vermeidung von
                              									Zuglufterscheinungen, die durch die fächerförmige Ausweitung und die hierdurch
                              									erreichte Herabsetzung der Luftgeschwindigkeit bedingt ist, als weitere Vorzüge die
                              									Beschränkung der Kanal- und Lüfterabmessungen, und ihres entsprechenden
                              									Energiebedarfs, die Verringerung ihres Gewichts- und Platzbedarfes und schließlich
                              									die Herabsetzung der Anlagekosten. Eine weitere Annehmlichkeit des neuen
                              									Luftverteilungsapparates liegt in seiner drehbaren Anordnung, die durch
                              									Beeinflussung der Art der Luftverteilung eine bequeme und wunschgemäße Regelung
                              									ermöglicht.
                           Kraft.
                           Bohrwerkzeuge. Obwohl der bekannte Spiralbohrer im
                              									allgemeinen als das vorteilhafteste Bohrwerkzeug gilt, werden in besonderen Fällen
                              									auch noch anders geartete Werkzeuge verwendet. Der Spiralbohrer muß, um seinem hohen
                              									Anschaffungspreis entsprechend leistungsfähig zu sein, immer genau richtig
                              									geschliffen sein, was praktisch nur mittels eigener Schleifmaschinen möglich ist.
                              									Ferner sind gute Bohrmaschinen, gute Schmierung bzw. Kühlung und sorgsames Arbeiten
                              									von besonders großem Einfluß auf seine Lebensdauer. Wo diese Voraussetzungen nicht
                              									zutreffen, wie zum Beispiel in rauhen Betrieben, hat sich der alte
                              									Zweischneidenbohrer (Abb. 1) noch vielfach behaupten
                              									können, zum Beispiel in Verbindung mit der Bohrknarre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 114
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 114
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 114
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 114
                              Abb. 4.
                              
                           Bei derartigen Arbeiten kommt es naturgemäß nicht auf eine höhere Bohrleistung an,
                              									aber auch für diesen Fall ist der Zweischneidenbohrer zum Beispiel schon von einer
                              									westfälischen, sehr leistungsfähigen Eisenkonstruktionsfirma vorgezogen worden.
                              									Diese stellte den eigentlichen Schneidenteil eines sonst aus gewöhnlichem
                              									Konstruktionsstahl angefertigten Bohrerkörpers aus gutem Schnellarbeitsstahl her –
                              									beide Teile waren verschweißt – und schuf sich dadurch ein Werkzeug, das auf dem
                              									Arbeitsplatze in der Hand unausgebildeter Arbeiter Hervorragendes geleistet hat. Daß
                              									sich bei dem Nachschleifen des Werkzeuges der Bohrlochdurchmesser etwas verringert,
                              									ist hier ohne Belang, da die vorgebohrten Löcher doch noch nachgerieben werden.
                           Das Aufsetzen von Schneidenteilen aus hochwertigen Stählen erweist sich besonders bei
                              									großen Bohrdurchmessern, wie zum Beispiel bei Bohrern für die Granatenherstellung,
                              
                              									von beträchtlichem Nutzen.
                           Einer anderen Klasse von Bohrern gehören der sogenannte Kanonenbohrer und der
                              									Gewehrlaufbohrer an. Ersterer (Abb. 2) dient
                              									vornehmlich dazu, ein genau gerades und maßhaltiges, meist auch am Grunde ebenes
                              									Bohrloch herzustellen. Der eigentliche Bohrerteil besteht aus einem der Länge nach
                              									halb abgesetzten Zylinder mit einfacher Schneide, wie die Abbildung zeigt. Er
                              									verjüngt sich nach hinten zu um einige hundertstel mm und ist auf seiner ganzen
                              									Länge sauber geschliffen und poliert.
                           Ebenfalls saubere Bohrlöcher, aber bei geringem Durchmesser von sehr großer Tiefe
                              									herzustellen, ist die Aufgabe des Gewehrlaufbohrers (Abb.
                                 										3). Dieser Bohrer erhält dadurch die größtmögliche Festigkeit, daß zum
                              									Abtransport der abgebohrten Späne nur eine, aber reichlich bemessene Spannut
                              									vorgesehen ist. Auch dieser Bohrer ist gleich dem Kanonenbohrer ein
                              									Einschneidenbohrer. Die demgemäß unsymmetrisch zur Bohrachse wirkenden Kräfte
                              									drücken den Bohrer an die Seitenwand des Bohrloches. Um daher mit diesen Bohrern
                              									arbeiten zu können, müssen die Bohrer entweder anfänglich in einer Büchse geführt
                              									werden, oder es muß das Loch mit einem anderen Bohrer ein Stück vorgebohrt sein.
                           Der Gewehrlaufbohrer ist mit einem durchgehenden Kanal versehen, um die Kühl- und
                              									Schmierflüssigkeit bis zur Schneide vorbringen und die Bohrspäne heraustreiben zu
                              									können. Es müssen dabei Drücke bis 50 at aufgewendet werden. Zweckmäßig besteht bei
                              									diesen Bohrern der mit der Schneide verschweißte Schaftteil aus einem
                              									profilgezogenen Stahlrohr.
                           Zum Durchbohren von Stücken geringer Dicke, insbesondere von Blechen, beispielsweise
                              									der Bodenbleche von Feuerbüchsen, ist ein Flachbohrer (Abb.
                                 										4) sehr dienlich, der mit einer kurzen kantigen Spitze oder mit einem
                              									Führungszapfen versehen ist, wenn kleine Führungslöcher vorgebohrt werden können.
                              									Während bei den gewöhnlichen Bohrern mit schrägstehenden Schneiden diese stets die
                              									Neigung haben, sich im Augenblick des Durchkommens der Bohrerspitze einzuhaken, mit
                              									einem Ruck gänzlich durchzuschrauben und dabei sowohl leicht brechen, als auch ein
                              									unsauberes Bohrloch ergeben können, ist der Flachbohrer frei von derartigen üblen
                              									Eigenschaften. (A. Zimmermann, Die Werkzeugmaschine Heft
                              									22 1916.)
                           Rich. Müller.
                           
                           Straßenbahnlokomotive. Wie uns mitgeteilt wird, ist
                              									die auf S. 28 in Heft 2 d. Bd. erwähnte Straßenbahnlokomotive der Emmerich-Zutphen
                              									Bahngesellschaft von der A.-G. Hohenzollern,
                              									Düsseldorf-Grafenberg erbaut worden.
                           Eisenwerk Wülfel, A.-G. Hannover. Der Generaldirektor
                              										Elmenreich und das Aufsichtsratsmitglied, der frühere
                              									Direktor Wundsch, können in diesen Tagen auf eine
                              									25-jährige Tätigkeit im Dienste des Eisenwerks Wülfel zurückblicken.