| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 157 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Explosion einer Wasserstoff- und Sauerstoffanlage.
                              									Ueber eine folgenschwere Explosion in einer Fabrik, in welcher Wasserstoff und
                              									Sauerstoff durch Elektrolyse von Wasser hergestellt werden, macht Oberregierungsrat
                              										Krantz in der Zeitschrift für komprimierte und
                                    									flüssige Gase 1916 S. 81 bis 86 beachtenswerte Mitteilungen. Die beiden Gase wurden
                              									mit Hilfe mehrerer Kompressoren in der üblichen Weise in Stahlflaschen unter 150 at
                              									Druck abgefüllt, und zwar konnten die Kompressoren das Gas entweder aus
                              									Sammelbehältern oder auch unmittelbar von den Gaserzeugern ansaugen. Die Gase
                              									wurden, ehe sie in die Behälter bzw. zu den Kompressoren gelangten, zur Entfernung
                              									der Laugenreste mit Wasser gewaschen, ferner waren mit platiniertem Asbest gefüllte
                              									Reinigungsöfen vorhanden, die jedoch nur zeitweise benutzt wurden. Die Explosion
                              									ereignete sich bei Nacht, während nur drei Arbeiter in der Anlage tätig waren, und
                              									nahm ihren Ausgang in dem Wasserstoffüllraum, wo ein jüngerer, noch wenig erfahrener
                              									Arbeiter den Kompressor bediente. Ein anderer älterer Arbeiter bediente den in einem
                              									benachbarten Raum aufgestellten Sauerstoffkompressor. Der ersten Hauptexplosion, die
                              									mit heftigem Knall vor sich ging, folgten im Verlaufe von etwa acht Minuten noch
                              									sechs weitere Explosionen, wodurch die beiden in den Kompressorräumen beschäftigten
                              									Arbeiter getötet wurden und die Fabrik größtenteils zerstört wurde. Der eine
                              									Wasserstoffkompressor war von seinem Standort verschwunden und der ihn bedienende
                              									junge Arbeiter wurde vollständig zerrissen. Ueber 50 gefüllte Flaschen wurden
                              									vernichtet und zum Teil weit weggeschleudert; ebenso wurden die Gasbehälter stark
                              									beschädigt und brannten zum Teil aus. Selbst in dem etwa 1 km entfernten Orte wurden
                              									zahlreiche Fensterscheiben zertrümmert.
                           Die Ursache der Explosion war nicht mit Sicherheit festzustellen, zumal die
                              									beiden Arbeiter, die die Kompressoren bedienten, getötet waren. Der Ortbefund ergab
                              									jedoch, daß der Explosionsheerd zweifellos in dem Wasserstoffkompressions- und
                              									-Füllraum lag. Vermutlich war die Explosion durch eine zu hohe Steigerung des
                              									Abfülldruckes verursacht worden, weiter besteht die Möglichkeit, daß die gerade mit
                              									zu hohem Druck gefüllte Wasserstofflasche schadhaft war. Am wahrscheinlichsten ist
                              									aber, daß der in die Flaschen eingefüllte Wasserstoff in der Explosionsnacht in
                              									unzulässiger Weise durch Sauerstoff verunreinigt war, so daß also dem Kompressor ein
                              									Knallgasgemisch zugeführt wurde. Diese Annahme wird wesentlich dadurch gestützt, daß
                              									sich in der betreffenden Nacht bei der Elektrolyseuranlage eine Betriebstörung
                              									bemerkbar machte. Der in die Sauerstoffableitung eingeschaltete Gasmesser zeigte
                              									nämlich einen Fehlbetrag von 4 m3 gegenüber der
                              									erfahrungsgemäß zu erwartenden Sauerstoffmenge, ohne daß eine Undichtheit der
                              									Leitung festzustellen war. Es liegt somit nahe, daß diese fehlenden 4 m3 Sauerstoff sich dem Wasserstoff beigemischt
                              									haben, ohne daß mangels eines Gasmessers für den Wasserstoff diese Störung bemerkt
                              									wurde. Da überdies die Kontaktreinigungsanlage zur. Zeit der Explosion nicht
                              									eingeschaltet war, konnte sehr wohl dieses gefährliche Knallgasgemisch in die
                              									Kompressoren gelangen, zumal diese in der Unglücksnacht anscheinend nicht aus den
                              									Gasbehältern, sondern unmittelbar aus dem Gasentwickler gespeist wurden. Diese
                              									Annahme ist um so berechtigter, als die Untersuchung der auf dem Trümmerfelde noch
                              									gefüllt vorgefundenen Wasserstoffflaschen einen Sauerstoffgehalt bis zu 16 v. H.
                              									aufwiesen. Dieses gefährliche Gasgemisch kann durch harte Behandlung einer Flasche,
                              									Überschreitung des zulässigen Fülldruckes sowie durch Aufplatzen der betreffenden
                              									Flasche infolge schadhaften Baustoffes zur Explosion geführt haben.
                           
                           Aus all diesen Beobachtungen ergeben sich folgende Maßnahmen zur Verhütung
                              									derartiger Unfälle. Zunächst sind in solchen Betrieben Füllraum und Kompressorraum
                              									durch Scheidewände voneinander zu trennen; ferner ist die Aufspeicherung gefüllter
                              									Flaschen in diesen Räumen zu unterlassen. Weiter müssen die Gase dauernd durch einen
                              									elektrisch geheizten Kontaktofen geleitet werden, der mit einer Vorrichtung zu
                              									versehen ist, die seine Wirksamkeit jeder Zeit leicht erkennen läßt. Vor den
                              									Kontaktöfen müssen Gasfilter angebracht werden, die zur Verhütung des
                              									Zurückschiagens der Flamme bei einer Explosion an ihren Austrittenden mit
                              									feinmaschigem Kupferdrahtnetz zu versehen sind. Der Wasserstoff sowie der Sauerstoff
                              									müssen stündlich auf ihre Reinheit geprüft werden und die Zuführung des Gases zu den
                              									Kompressoren darf nur aus den Sammelbehältern erfolgen. An mehreren Stellen der
                              									Apparate sind Manometer anzubringen und die Rohrleitungen sind so weit zu wählen,
                              									daß auch bei schnellstem Gange der Kompressoren in allen Teilen der Leitung ein
                              									Gasüberdruck vorhanden ist. Ein Ueberschreiten des zulässigen Fülldruckes der
                              									Flaschen ist mit Hilfe elektrischer Läutewerke anzuzeigen. In der Kompressoranlage
                              									dürfen während des Nachtdienstes nur besonders zuverlässige Arbeiter von mindestens
                              									21 Jahren beschäftigt werden, und es dürfen in diesem Raume keine gefüllten Flaschen
                              									stehen bleiben. Schließlich muß für gute Beleuchtung der Betriebräume bei Tag und
                              									Nacht gesorgt werden.
                           Sander.
                           –––––
                           Die neue Leichtölanlage des Gaswerkes Wien-Simmering
                              									beschreibt Dr. J. Dollinger in der Oesterr. Chem.-Zeitung
                              									1916 S. 173 bis 177. Bei der Kühlung des heißen Steinkohlengases geht nur ein
                              									geringer Teil der darin enthaltenen Benzolkohlenwasserstoffe in den Teer über,
                              									während der weitaus größere Teil dieser Stoffe in Dampfform im Gase bleibt. Dieses
                              									enthält rund 15 mal so viel Benzol und Homologe als der aus der gleichen Kohlenmenge
                              									gewonnene Teer. Schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hat man,
                              									veranlaßt durch den steigenden Benzolbedarf der jungen Teerfarbstoffindustrie und
                              									durch die damit verbundene Preissteigerung des Benzols versucht, dieses durch
                              									Auswaschen mit hochsiedenden Oelen aus dem Gase zu gewinnen. Während dieses
                              									Verfahren in den Gaswerken damals keine Anwendung fand, weil die Beschaffenheit des
                              									Gases durch das Auswaschen des Benzols ungünstig beeinflußt wurde, hat es dagegen in
                              									der Folge im Zusammenhange mit der Entwicklung der Nebenproduktenkokerei große
                              									Bedeutung erlangt. Die Benzolgewinnung in Kokereien weist namentlich in Deutschland
                              									in den letzten 15 Jahren eine außerordentliche Steigerung auf, während in anderen
                              									kohlereichen Ländern, so in Großbritannien und in den Ver. Staaten von Amerika,
                              									diese Entwicklung erst in den allerletzten Jahren in einem rascheren Gange erfolgt
                              									ist. In den Gaswerken dagegen hat man bis zum Kriegsausbruch von der Benzolgewinnung
                              									so gut wie keinen Gebrauch gemacht, hauptsächlich deshalb, weil hierdurch die
                              									Leuchtkraft des Gases und auch sein Heizwert verringert werden. Da indessen
                              									heute, wo die Glühlichtbeleuchtung allgemein eingeführt ist, die Leuchtkraft für die
                              									Beurteilung der Gasbeschaffenheit nicht mehr maßgebend ist, und da ferner der
                              									Heizwert des Gases durch die Auswaschung des Benzols nur um rund 4,5 v. H.
                              									vermindert wird, so kommt die Benzolgewinnung für große Gaswerke wenigstens
                              									ebenfalls in Betracht, und ihre Einführung ist durch den Krieg zur Deckung des
                              									großen Bedarfes an Benzol zum Motorenbetrieb sowie an Toluol für die Herstellung von
                              									Munition mächtig gefördert worden.
                           Die Leichtölgewinnungsanlage des Gaswerkes in Wien-Simmering wurde von der Firma Still in Recklinghausen erbaut. Das von Teer und Ammoniak
                              									befreite Gas wird durch fünf Waschtürme geleitet, die innen mit Horden ausgesetzt
                              									sind und mit schwerem Teeröl (Siedepunkt 200 bis 300°) berieselt werden. Das Waschöl
                              									durchfließt die Wäscher im Gegenstrom, d.h. das frische Oel tritt in den letzten
                              									Wäscher ein und verläßt mit Benzol angereichert den ersten Wäscher. Jeder Wäscher
                              									trägt oben ein Häuschen, in dem die Oelverteiler untergebracht sind; die Förderung
                              									des Oeles zu diesen Tropfapparaten erfolgt mittels Pumpen, während das gesättigte
                              									Oel einem tiefliegenden großen Sammelbehälter mit Zwischenwänden zufließt. Aus
                              									diesem wird das mit Benzol gesättigte Waschöl in einen Oelerhitzer geleitet, in dem
                              									es durch eine Dampfschlange erhitzt wird, und gelangt dann in eine
                              									Destillierkolonne, wo die Benzolkohlenwasserstoffe mittels eines Dampfstromes von
                              									dem Waschöl abgetrieben werden. Zur Zurückhaltung der höher siedenden Anteile dient
                              									ein auf die Destillierkolonne aufgesetzter Dephlegmator. Die aus der
                              									Destillierkolonne entweichenden Kohlenwasserstoff- und Wasserdämpfe gelangen in
                              									einen Kühler, in dem sie zuerst durch das aus dem Sammelbehälter kommende
                              									benzolhaltige Waschöl gekühlt werden, das hierdurch seinerseits vorgewärmt wird, ehe
                              									es dem Oelerhitzer zufließt. Die weitere Kühlung des Destillates erfolgt mittels
                              									Wasser; das Destillat wird in einem Sammelbehälter aufgefangen und trennt sich hier
                              									in zwei Schichten, von denen die obere aus Leichtöl und die untere aus Wasser
                              									besteht. Das in der Destillierkolonne zurückbleibende hochsiedende Waschöl wird
                              									durch neun Flachkühler geleitet, deren Kühlwasser in einem Kaminrückkühler stets
                              									wieder auf die Lufttemperatur gekühlt und hierauf von neuem verwendet wird. Das
                              									gekühlte Oel fließt in den Sammelbehälter und wird von dort wieder in die Wäscher
                              									gepumpt; im Laufe der Zeit verliert es durch Verdickung langsam an Absorptionskraft
                              									und muß dann zum Teil durch frisches Oel ersetzt werden. Die aus dem oben erwähnten
                              									Dephlegmator gewonnenen Oele werden in flache Pfannen geleitet, wo sich beim
                              									Abkühlen Naphthalin abscheidet.
                           Die ganze Anlage ist für eine Tagesleistung von 500000 m3 Gas berechnet. Es sind drei Leichtölbehälter von je 50 m3 Inhalt und ein zweiteiliger Behälter gleicher
                              									Größe für das frische und verbrauchte Waschöl vorhanden. Wegen der
                              									Feuergefährlichkeit des Leichtöles ist die Behältergrube mit einer Wasserringleitung
                              									versehen, an die
                              									zehn Schaumlöschapparate, System Stankö, angeschlossen
                              									sind. Diese können durch einen Hydranten alle gleichzeitig in Tätigkeit gesetzt
                              									werden; ein beweglicher Löschapparat gleicher Bauart befindet sich in dem
                              									Apparatengebäude. Schließlich können noch zwei Nutzwasser- sowie zwei
                              									Hochquellenwasserhydranten im Falle eines Brandes herangezogen werden.
                           Sander.
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                           Erfahrungen im Bau und Betrieb hochbeanspruchter
                                 										Dampfkessel. In Heft 46, 47, 49, 50 und 52 der Zeitschr. des Vereins deut.
                              									Ing. teilt Dr.-Ing. Münzinger die Erfahrungen mit, die er
                              									in neuerer Zeit (1909–1912) beim Bau von Dampfkesseln für Elektrizitätswerke gemacht
                              									hat. Allerdings nehmen die Dampferzeugungsanlagen der Zentralen in mancher Beziehung
                              									eine Sonderstellung ein, so daß die Erfahrungsergebnisse nicht ohne weiteres
                              									verallgemeinert werden können. Es darf nämlich nicht vergessen werden, daß bei einem
                              									der öffentlichen Stromversorgung dienenden Kraftwerk die Energieerzeugung
                              									Selbstzweck ist, sowie Anpassungsfähigkeit an starke Belastungsschwankungen
                              									gefordert werden und jede Störung in der Stromlieferung vermieden werden muß. Wenn
                              									die Dampferzeugung recht wirtschaftlich stattfinden soll, darf man den
                              									Kesselwirkungsgrad nicht zu hoch bewerten. Maßgebend sind vielmehr die Gesamtkosten
                              									von 1 t Dampf. Der Wirkungsgrad des Kessels ist nur scheinbar in den Morgenstunden
                              									am kleinsten und in der Nacht am größten. In ersterem Falle muß nämlich der während
                              									der Nachtstunden abgekühlte Kessel wieder durchwärmt werden, in letzterem gibt das
                              
                              									während des Tages erhitzte Mauerwerk an den Kessel Wärme ab. Bei kleinerer Masse der
                              									Einmauerung tritt die erwähnte Täuschung in geringerem Grade auf. Kessel mit
                              									Blechummantelung zeigen die größte Anpassungsfähigkeit an Belastungsschwankungen. So
                              									kann zum Beispiel in einem von der A. E. G. gebauten Kraftwerk, das Kessel mit
                              									Blechummantelung aufweist, die Belastung zur Mittagszeit von 6000 KW auf 2800 KW
                              									sinken, ohne daß die Sicherheitsventile abblasen. Mit Recht ist man in neuerer Zeit
                              									bestrebt, die Wirtschaftlichkeit der Anlage zu erhöhen, indem man die
                              									Vorwärmeheizfläche gegenüber der Kesselheizfläche vergrößert, da die Rauchgase bei
                              
                              									tiefer Temperatur besser durch den Vorwärmer ausgenutzt werden und bei diesem 1 m2 Heizfläche 33 M kostet, sofern Gußeisen
                              									verwendet wird, während sich 1 m2 Kesselheizfläche
                              									auf 58 M stellt. Allerdings darf man in diesem Bestreben nicht zu weit gehen, da es
                              									bedenklich ist, Gußeisen bei höheren Temperaturen zu verwenden, und die Gefahr der
                              									Dampfbildung und des Auftretens von Schlägen im Vorwärmer vorliegt, wenn der Kessel
                              
                              
                              									zu schwach belastet ist. Die Ursachen dieser Erscheinung werden von Münzinger eingehend besprochen. Die Befürchtungen in
                              									bezug auf das Material könnten dadurch vermindert werden, daß man den mit den
                              									heißesten Gasen in Berührung kommenden Teil des Vorwärmers aus Schmiedeisen
                              									herstellt. Die Anfressungen, die Schmiedeisen erfahrungsgemäß häufig erleidet,
                              
                              									treten meist an der Innenfläche auf. Sie werden hauptsächlich von der im
                              									Speisewasser enthaltenen Luft hervorgerufen und durch Einbau von
                              									Eisenspan-Entlüftern sowie durch Anstrich mit Rostschutzfarben vermieden. Die
                              									Verwendung ganz aus Schmiedeisen bestehender Vorwärmer empfiehlt sich, wenn viel
                              									Wert auf gute Ausnutzung der Grundfläche und geringen Zugverlust gelegt wird. Dies
                              									geschieht vor allem bei Anlagen, die mit künstlichem Zuge arbeiten. Wenn die
                              									erforderliche Zugstärke groß, die Belastung gleichmäßig, die Kohle teuer und die
                              									Betriebzeit lang ist, dürfte der gemauerte Schornstein meist den Saugzuganlagen
                              									vorzuziehen sein. Letztere erfreuen sich indessen überall dort, wo die genannten
                              									Bedingungen nicht ausschlaggebend sind, einer steigenden Verbreitung, und zwar wird
                              									in neuerer Zeit meist direkter Zug verwendet, der wenig Kraft verbraucht und sehr
                              									betriebsicher ist. Das Herabziehen heißer Feuergase muß im Hinblick auf den dadurch
                              									verursachten bedeutenden Zugverlust vermieden werden. Die Rücksicht auf den
                              									Kraftbedarf der Saugzuganlage hat auch die Einführung der Steilrohrkessel zunehmen
                              									lassen. Diese haben gegenüber den Zweikammerwasserrohrkesseln vor allem den Vorzug,
                              									daß ein bequemer Zusammenbau mit schmiedeisernen oder gußeisernen Vorwärmern möglich
                              									ist. Ihr Hauptmangel ist die Gefahr des Ueberreißens von Wasser in die Dampfleitung.
                              									Sie wird beseitigt durch richtiges Bemessen der dem Wasser und Dampf zur Verfügung
                              									stehenden Durchflußquerschnitte und durch regelmäßigen Wasserumlauf. Durch Anordnung
                              									von Dampf Sammlern ist für Trocknen des Dampfes zu sorgen. Je höher die Belastung
                              									der Heizfläche ist, desto größer sind Oberkessel, Dampfverbindungen und Dampfsammler
                              									zu bemessen. Selbsttätige Speisewasserregler sollten nicht zwischen Vorwärmer und
                              									Kessel, sondern vor dem Vorwärmer eingebaut werden, da dieser sonst allen Stößen in
                              									der Speiseleitung ausgesetzt ist. Bei der Gestaltung des Verbrennungsraumes muß man
                              									bestrebt sein, sichere Entzündung der Kohle auf dem Rost, gute Durchmischung der
                              									Luft mit den brennbaren Gasen trotz geringen Luftüberschusses und Ausbrennen der
                              									Flamme bei Schonung des Mauerwerkes und der Wasserrohre zu erreichen. Besonders
                              									sollte berücksichtigt werden, daß die Wärmeübertragung durch Strahlung weit
                              									wirksamer ist, als die bei Berührung stattfindende. Die Feuerzüge müssen so
                              									angeordnet werden, daß eine gute Wirkung der Heizgase bei geringem Zugverluste
                              									erzielt wird. Auch auf gute Zugänglichkeit des Inneren ist Wert zu legen. Im ersten
                              									und zweiten Zuge sollten Schaulöcher angebracht werden. Ferner muß man für
                              									Oeffnungen zum Einbringen von Pyrometern Sorge tragen. Der Ueberhitzer darf nicht
                              									von umfangreichem Mauerwerk umgeben sein, da sonst bei plötzlicher Belastungsabnahme
                              									ein zu starkes Steigen der Dampftemperatur zu befürchten ist. Bei der Auswahl der
                              									Steine für die Einmauerung ist Wert zu legen auf Widerstandsfähigkeit gegen hohe
                              									Temperatur, Raumbeständigkeit, mechanische Festigkeit und Unempfindlichkeit gegen
                              									chemische Einflüsse. Um bei Ausbesserungen eine Erneuerung des ganzen Gewölbes zu
                              									vermeiden, führt man dieses aus zwei bis drei für sich im Verband gemauerten,
                              									voneinander unabhängigen Teilen aus. Wenn Platzersparnis erwünscht ist, tritt
                              									bisweilen an die Stelle der Einmauerung eine Blechummantelung. Die den Kessel
                              									tragenden Säulen müssen auf Knickung und Durchbiegung berechnet werden. Indessen
                              									werden vielfach an Stelle der Berechnung konstruktives Gefühl und Erfahrung als
                              									ausschlaggebend treten, da zuverlässige Rechnungsgrundlagen fehlen. Unbedingt ist
                              									auf kräftige, kalt liegende Verankerung Gewicht zu legen.
                           Schmolke.
                           –––––
                           Motorschiff Oregon. Die von der Werft Burmeister & Wain in
                              									Kopenhagen im Laufe der Zeit erbauten Motorschiffe sind nicht alle gleichartig. Die
                              									Werft hat bereits eine ganze Reihe von verschiedenen Bauarten hervorgebracht, die
                              									bedeutende Verbesserungen gegenüber den ersten Motorschiffen aufweisen. Die neuesten
                              									Schiffe, die jetzt im Bau oder bereits fertiggestellt sind, zeigen wieder
                              									wesentliche Neuerungen und Ersparnisse an Raum, die zu einer Erhöhung der
                              									Wirtschaftlichkeit beitragen.
                           Das erste im Jahre 1916 von Burmeister & Wain hergestellte Motorschiff Oregon ist für die
                              									vereinigte Dampfergesellschaft in Kopenhagen bestimmt. Das Schiff ist in seinen
                              									Abmessungen der im Jahre 1913 gebauten California vollständig gleich. Die
                              									Abmessungen der Oregon sind: 124 m Länge, 16,5m Breite und 11,1 m Tiefgang, die der
                              									California: 123,5 m Länge, 16,5 m Breite und 10,7 m Tiefgang. Während die California
                              									nur eine Ladefähigkeit von 7300 t besitzt, hat Oregon 8600 t. Dieser Gewinn ist
                              									durch bessere Raumausnutzung erzielt. Die älteren Motorschiffe hatten Hilfskessel,
                              									deren Kohlenvorräte einen verhältnismäßig großen Raum in Anspruch nahmen. Auch der
                              									Raumbedarf der Hauptmaschinen war bei den älteren Schiffen größer. Die Hilfskessel
                              									fehlen jetzt meist vollständig. Es sind dafür zwei oder drei Hilfsdieselmaschinen
                              									vorhanden, die den elektrischen Strom für die Hilfsmaschinen liefern.
                           Die Oregon hat zwei Sechszylinder-Dieselmaschinen, die bei 140 Uml./Min. 2800 PSi leisten. Die Zylinder haben 590 mm  und 900
                              									mm Hub. Die California hat zwei Achtzylindermaschinen mit 540 mm  und 730 mm
                              									Hub. Sie leisten zusammen bei 140 Uml./Min. 2700 PSi. Die Schiffsgeschwindigkeit der California beträgt 11,48 Seemeilen, die der
                              									Oregon 12,49. Der Brennstoffverbrauch beträgt bei der Oregon 0,142 kg/PS-Std., bei
                              									der California 0,148 kg.
                           Die California ist das achte der von Burmeister & Wain erbauten Motorschiffe, die alle
                              									Achtzylindermaschinen besitzen. Die späteren Schiffe haben nunmehr
                              									Sechszylindermaschinen, bei denen, um entsprechend große Leistung zu erhalten, die
                              									Zylinderdurchmesser und der Hub etwas vergrößert werden mußte. Bei den im Jahre 1914
                              									erbauten drei Schiffen haben die Zylinder 630 mm Zylinderdurchmesser und 960 mm Hub.
                              									Die Maschinellleistung betrug dabei 1516 PS. Bei Maschinen mit 670 mm
                              
                              									Zylinderdurchmesser und 1000 mm Hub wurde eine Maschinenleistung von 1670 PS
                              									erreicht. Bei den im Jahre 1915 erbauten Maschinen mit 690 mm
                              									Zylinderdurchmesser und 1030 mm Hub betrug die Maschinenleistung 1700 PS. Das
                              									Motorschiff Oregon machte im April 1916 seine Probefahrten. Die Maschinenleistung
                              									war dabei 1450 PS bei 590 mm Zylinderdurchmesser und 960 mm Hub.
                           Jede Hauptmaschine treibt hier einen Luftverdichter unmittelbar von der Kurbelwelle
                              									an. Für den elektrischen Antrieb der Hilfsmaschinen sind drei
                              									Zweizylinderdieselmaschinen von 80 PS mit 325 Uml./Min. vorgesehen. Die
                              									Dieseldynamos haben eigene Luftverdichter. Für den Antrieb der Hilfsmaschinen in
                              									Fahrt genügt ein Motor. Für den Hafenbetrieb kommt noch ein zweiter Motor hinzu,
                              									während der dritte stets zur Aushilfe bereit steht. Die Werft Burmeister & Wain hat bis jetzt 30
                              									Motorschiffe gebaut. Von dem Motorschiff Oregon sind noch drei Schwesterschiffe in
                              									Bau. (Motorschiff und Motorboot 1916 Heft 26.)
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                           Das Doppelgasverfahren. Zur besseren Verwertung des bei
                              									der Steinkohlengasgewinnung erhaltenen Koksrückstandes haben viele Gaswerke
                              									Wassergasanlagen errichtet; in einzelnen Fällen wird auch Wassergas allein zur
                              
                              									Beleuchtung von Ortschaften verwendet, so zum Beispiel in Pettau (Steiermark). In
                              									der Regel bilden jedoch die Wassergasanlagen nur Zusatzanlagen der Gaswerke, so daß
                              									man also hier zwei verschiedene Vorgänge zu unterscheiden hat, einmal die Entgasung
                              									der Steinkohle in den Retortenöfen und zweitens die Vergasung des erhaltenen Kokses
                              									im Generator. Man war schon lange bestrebt, diese beiden Vorgänge derart zu
                              									vereinigen, daß Wassergas direkt aus der Kohle gewonnen werden kann. Hierbei muß man
                              									jedoch darauf bedacht sein, daß die Nebenprodukte der Kohlenentgasung (Teer und
                              									Ammoniak) nicht verloren gehen. Mit der Durchführung dieser Aufgabe hat sich Prof.
                              										Strache in Wien beschäftigt und einen Generator
                              									konstruiert, in dem ein aus etwa einem Fünftel Steinkohlengas und vier Fünfteln
                              									Wassergas bestehendes Gemisch hergestellt wird, dem er den Namen Doppelgas gegeben
                              									hat.
                           Der Doppelgasgenerator besteht aus einem Unterteil mit Planrost, in welchem Koks
                              									unter Ueberleiten eines Luftstromes zum Glühen erhitzt wird. Das hierbei entstehende
                              									Generatorgas wird durch Oberluft verbrannt und die heißen Gase umspülen eine
                              									Entgasungskammer, die bei kleinen Anlagen als Retorte, bei größeren Anlagen als
                              									Kammer ausgeführt wird. Die Abgase entweichen durch ein Ventil in den Schornstein.
                              									Wenn die Entgasungskammer, die mit Kohle gefüllt ist, durch das Generatorgas auf
                              									genügend hohe Temperatur erhitzt ist, wird die Luftzufuhr abgesperrt und Dampf von
                              									unten in den Generator eingelassen. Das hierbei entstehende Wassergas streicht durch
                              									die Entgasungsretorte und trägt infolge seiner hohen Temperatur von etwa 1000°
                              									wesentlich zur Entgasung der Kohle bei. Das aus dem Entgasungsraum oben entweichende
                              									Gas wird in der üblichen Weise durch Kühlung vom Teer und durch Waschen mit Wasser
                              									vom Ammoniak befreit.
                           
                           Nach 6 bis 8 Min. ist die Kokssäule so weit abgekühlt, daß der Wasserdampf nicht
                              									mehr genügend zerlegt wird; der Generator muß nun wieder warmgeblasen werden, was 1
                              									bis 2 Min. dauert. Das während dieser Warmblaseperiode entstehende Steinkohlengas
                              									wird durch Regelung der Druckverhältnisse in der Weise aus der Retorte abgeführt,
                              									daß kein Generatorgas gleichzeitig durch die Retorte austritt. Die richtige
                              
                              
                              									Ausführung dieses Arbeitsvorganges wird mit Hilfe einer an dem Gasabgangsrohr
                              									angebrachten Probeflamme überwacht. Da aus 100 kg Steinkohle rund 30 m3 Steinkohlengas von je 5500 WE Heizwert und 70 kg
                              									Koks entstehen, und da ferner aus diesen 70 kg Koks etwa 100 m3 Wassergas von je 2900 WE Heizwert erhalten
                              									werden, so lassen sich aus 100 kg Kohle rund 130 m3 Doppelgas von je 3500 WE gewinnen. Diese Zahlen sind natürlich je nach
                              									der Kohlenart verschieden.
                           Doppelgasanlagen sind in Bergedorf bei Hamburg, in Elberfeld sowie in Wien-Simmering
                              									in Betrieb. Bei der letztgenannten Anlage wurden bei den Abnahmeversuchen 122 m3 Doppelgas aus 100 kg Kohle erhalten, was bei
                              									Reduktion auf den Normalzustand und unter Berücksichtigung des in der Schlacke sowie
                              									im Rostdurchfall enthaltenen Kohlenstoffs einer Ausbeute von 123,4 m3 Gas aus 100 kg vergaster Reinkohle entspricht.
                              									Der durchschnittliche obere Heizwert betrug während der drei Versuchstage 3270 WE
                              									(reduziert). Die angewandte Kohle hatte folgende Zusammensetzung: 2 v. H. Wasser,
                              									8,5 v. H. Asche, 69,9 v. H. Koksausbeute, 7275 WE Heizwert. Eine Durchschnittsprobe
                              									des an den drei Tagen erzeugten Gases ergab folgende Werte:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                   3,8
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Schwere Kohlenwasserstoffe
                                   1,0
                                 „
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   0,2
                                 „
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 34,0
                                 „
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 50,2
                                 „
                                 
                              
                                 Methan
                                   4,6
                                 „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   6,2
                                 „
                                 
                              
                           Ueber die bei dem Doppelgasverfahren gewinnbaren Mengen von Teer und Ammoniak liegen
                              									noch keine Betriebsergebnisse vor. Der Heizwert des Gases läßt sich erhöhen, wenn
                              
                              									man durch Abziehen einer bestimmten Koksmenge aus dem Generatorunterteil den
                              									Kohlendurchsatz vergrößert, wodurch mehr Steinkohlengas erzeugt wird. Das Gas läßt
                              									sich ferner in genau der gleichen Weise, wie dies bei Wassergasgeneratoren üblich
                              									ist, karburieren.
                           Eine Doppelgasanlage bietet als Zusatzanlage in Steinkohlengaswerken dieselben
                              									Vorteile wie eine Wassergasanlage, und zwar sind dies: 1. Die stete
                              									Betriebsbereitschaft, 2. geringerer Platzbedarf und geringere Anlagekosten, 3.
                              									Verbilligung des Gaswerkbetriebes bei ständigem gleichmäßigem Zusatz von Doppelgas,
                              									4. die Möglichkeit der Kokspreisregulierung und 5. der rein maschinelle Betrieb.
                           Es ist nicht unbedingt erforderlich, für das Doppelgas einen besonderen Gasbehälter
                              									aufzustellen, man kann es vielmehr unmittelbar dem rohen Steinkohlengas zusetzen,
                              									sofern der Gassauger zur Bewältigung der größeren Gasmenge hinreichend groß
                              									ist. Ein weiterer Vorteil des Doppelgases ist, daß es nicht wie das Wassergas
                              									besondere Brenner erfordert, sondern auch in gewöhnlichen Glühlichtbrennern, ohne
                              									zurückzuschlagen, brennt, wenn die Ausströmungsdüse und die Luftzufuhr entsprechend
                              									geregelt werden. Auch zum Schweißen, Löten und anderen industriellen Zwecken ist das
                              									Doppelgas gut verwendbar, zumal es billiger als Wassergas ist und einen höheren
                              									Heizwert als dieses besitzt. Schließlich wird das Doppelgas auch für
                              
                              									Großgaszentralen in Betracht zu ziehen sein, weil hier die restlose Vergasung der
                              									Kohle in großen Generatoren von besonderem Vorteil ist; vor dem für solche Zwecke
                              									bisher ausschließlich verwendeten Mondgas hat das Doppelgas den Vorzug des
                              									geringeren Stickstoffgehaltes und des höheren Heizwertes. (Zeitschr. des Vereins der
                              									Gas- und Wasserfachmänner in Oesterr.-Ungarn 1916 S. 301 bis 309.)
                           Sander.
                           –––––
                           Die Wassersterilisation mit Chlorgas. In den Vereinigten
                              									Staaten von Amerika hat man in den letzten Jahren mit Erfolg versucht, verflüssigtes
                              									Chlor zur Sterilisation von Trinkwasser in zentralen Wasserversorgungsanlagen zu
                              									verwenden. Bekanntlich hat man bisher in Amerika zu dem gleichen Zwecke vorwiegend
                              									Chlorkalk verwendet, demgegenüber die Anwendung von Chlorgas jedoch große Vorteile
                              									bietet. In erster Linie ist in dieser Hinsicht die Reinheit und Beständigkeit des
                              									flüssigen Chlors zu nennen, das in Stahlflaschen mit etwa 45 kg Inhalt in den Handel
                              									kommt und in dieser Form unbegrenzt lange aufbewahrt werden kann. Bei der Verwendung
                              									von Chlorkalk müssen dagegen stets größere Mengen gelagert werden, die sich mit der
                              									Zeit zersetzen, wobei die Desinfektionskraft abnimmt, und die durch den Chlorgeruch
                              									häufig eine Belästigung der Nachbarschaft bilden. Infolge der hohen Konzentration
                              									des verflüssigten Chlors reicht der Inhalt einer einzigen Stahlflasche aus, um die
                              									große Menge von 200000 m3 Wasser zu sterilisieren.
                              									Ferner ist bei dem neuen Verfahren auch die Apparatur zum Auflösen und Mischen des
                              									Chlors mit dem Wasser viel einfacher und kleiner als bei dem alten
                              									Chlorkalkverfahren.
                           Wie Dr. Zamkow in der Zeitschrift für komprimierte und
                              									flüssige Gase 1916 S. 138 bis 142 berichtet, wurden die ersten Versuche mit
                              									flüssigem Chlor im Jahre 1910 von Dr. Darnhall in
                              									Washington angestellt, die bei den Wasserwerkverwaltungen wie auch bei dem
                              									amerikanischen Kriegsdepartement großes Interesse fanden. In der Folge wurde das
                              									Verfahren von Dr. Ornstein in New York noch wesentlich
                              									verbessert, namentlich in Hinsicht auf die Art der Chlorzugabe zum Wasser. Während
                              									nämlich Darnhall das Chlorgas dem zu sterilisierenden
                              									Wasser direkt zusetzte, leitete Ornstein das Gas, nachdem
                              									es eine Drosselungsvorrichtung durchströmt hat, zunächst durch einen mit Koks
                              									gefüllten Hartgummizylinder, durch den Wasser von oben herabrieselt. In diesem
                              									Zylinder entsteht ein ziemlich konzentriertes Chlorwasser, das nun erst dem zu
                              									behandelnden Wasserstrom zugesetzt wird, und zwar entweder in den Sammelbrunnen der
                              									Pumpanlage oder in die Hauptwasserleitung. Auch die Gasdosierung wurde durch Dr. Ornstein erheblich verbessert, so daß das Verfahren in
                              									den amerikanischen Städten rasch zur Einführung gelangte. Bis zum Oktober. 1915
                              									waren in den Vereinigten Staaten bereits 150 Chlorgas-Sterilisationsanlagen in
                              									Betrieb, darunter Riesenanlagen wie die in Philadelphia, die täglich etwa 900000
                              										m3 Wasser verarbeitet. Der Chlorzusatz beträgt
                              									bei dieser Anlage 20 bis 30 g auf 100 m3 Wasser,
                              									wodurch die Bakterienzahl von etwa 25000 in 1 cm3
                              									Wasser auf 10 bis 40 vermindert wird. Außer diesem günstigen bakteriologischen
                              									Ergebnis bewirkt der Zusatz von Chlor auch keine Geschmackveränderung des Wassers,
                              									was bekanntlich ein großer Nachteil des Chlorkalkverfahrens ist.
                           In Deutschland wurde zur Verwertung des neuen Verfahrens kurz vor dem Kriege eine
                              									Gesellschaft gegründet, die nunmehr zur Einführung des Verfahrens übergegangen ist
                              									und auch seine Anwendung zur Unschädlichmachung von Abwässern plant. In einer
                              									Versuchsanlage wurden, wie aus vorliegenden Gutachten hervorgeht, recht
                              									befriedigende Ergebnisse erzielt, so gelang es bei Anwendung von nur 0,2 g Chlor auf
                              									1 m3 Wasser die Keimzahl dieses Wassers von 350
                              									auf 6, also um rund 98 v. H. zu vermindern, ohne daß eine Geschmacksveränderung des
                              									Wassers hervorgerufen wurde.
                           Die Einrichtung zur Chlorgasdesinfektion ist selbst für die größten Wasserwerke sehr
                              									einfach und erfordert einen Raum von nur wenigen Quadratmetern. Der Apparat besteht
                              									je nach der Größe der Anlage aus einer oder mehreren Stahlflaschen mit flüssigem
                              									Chlor, einem Dosierungsapparat und einem Absorptionsgefäß. Die zur Sterilisation des
                              									Wassers erforderliche Chlormenge muß von Fall zu Fall durch Versuche ermittelt
                              
                              									werden, da sie sowohl von der Keimzahl als auch von der chemischen Zusammensetzung
                              									des Wassers abhängt. Die sterilisierende Wirkung des Chlors ist etwa 50 m hinter der
                              									Zusatzstelle bereits eingetreten.
                           Die Bau- und Betriebkosten dieser Anlagen sind recht gering; für ein Wasserwerk von
                              									10000 m3 Tagesleistung betragen zum Beispiel die
                              									Baukosten etwa 6000 M, und die Betriebkosten einschließlich Verzinsung, Tilgung und
                              									sonstiger Unkosten belaufen sich auf Bruchteile eines Pfennigs für 1 m3 Wasser. Das Chlorgasverfahren ist außer zur
                              
                              									Sterilisation von Trink- und Brauchwasser, wie oben erwähnt, auch zur
                              									Unschädlichmachung von Abwässern gut geeignet. Auch hierfür sind in Amerika bereits
                              									mehrere Anlagen in Betrieb, die mit gutem Erfolg arbeiten. Der Chlorzusatz ist hier
                              									naturgemäß größer als bei Trinkwasser und ist außer von der Keimzahl namentlich von
                              									dem Gehalt des Wassers an organischen Stoffen abhängig. Auch in Deutschland sind
                              									seit etwa zwei Jahren derartige Versuche im Gange, die ein günstiges Ergebnis
                              									gezeitigt haben. Es ist daher zu erwarten, daß künftig das Chlorgasverfahren auch
                              									bei uns für die Sterilisation von Trinkwasser sowie für die Reinigung von
                              									Abwässern große Bedeutung erlangen und das bisher benutzte Chlorkalkverfahren
                              									verdrängen wird.
                           Sander.
                           –––––
                           Graphische Rechentafeln. (M. Tama, Werkstattstechnik XI (1917) S. 1 bis 4, 34 bis 37.) Kommt dem
                              									Techniker eine Formel in den Weg, die einen Zusammenhang zwischen zwei
                              									Zustandsgrößen ausdrückt, so wird er zunächst eine Zahlentafel entwerfen. Um sodann
                              									rasch und bequem den Verlauf der Funktion zu überblicken, wird er die Zahlentafel in
                              									eine Kurve umsetzen. Und diese Arbeit wird um so geringeren Aufwand erfordern, je
                              									einfacher die Kurve ausfällt. Sie wird ein Minimum, wenn die Kurve eine Gerade
                              									darstellt. Natürlich wird ihm die Natur diesen Gefallen nur selten tun. In vielen
                              									Fällen aber kann er der Natur durch einen bekannten Kunstgriff zu Hilfe kommen.
                              									Nämlich immer dann, wenn die Formel die Form hat xm = ayn. Man braucht dann bloß auf beiden
                              									Seiten den Logarithmus zu nehmen, um für den graphischen Zusammenhang zwischen log
                              										x und log y das Bild
                              									einer geraden Linie zu erhalten (vgl. Mehmke, Leitfaden
                              									zum graphischen Rechnen, Nr. 19 der Sammlung math.-phys. Lehrbücher, herausgegeb.
                              									von E. Jahnke, Leipzig 1917. B. G. Teubner. 4,50 M). Es
                              									scheint mir überflüssig, für diesen einfachen und geläufigen Kunstgriff noch einen
                              									besonderen Namen einzuführen. Handelt es sich nun um einen Zusammenhang zwischen
                              									drei Veränderlichen, so genügt eine Zahlentafel, genauer eine Zahlentafel mit einem Eingang nicht, man braucht eine Zahlentafel mit
                              
                              									zwei Eingängen. Und die graphische Darstellung führt zu einer Kurvenschar. Auch hier
                              									wird man nachzusehen haben, ob sich die vorgelegte Formel in die Form xm = ayn zp
                              									bringen läßt. Alsdann wird man durch den genannten Kunstgriff als logarithmisches
                              									Abbild des Zusammenhanges eine Geradenschar bekommen.
                           Unter dem nomographischen Verfahren im besonderen versteht man nun das Verfahren der
                              									graphischen Rechentafeln oder – wie Mehmke vorschlägt zu
                              									sagen – der Fluchtlinientafeln. Dabei werden an Stelle der beiden kartesischen
                              									Koordinatenachsen, die zueinander rechtwinklig stehen, drei parallele Geraden als
                              									Träger der drei Variablen zugrunde gelegt. Nachdem aus den Daten über die Grenzen,
                              									innerhalb deren sich die Variablen bewegen sollen, eine Verfügung über die Länge de
                              									Skalen getroffen ist, die auf zweien der Träger abzutragen sind, ergibt sich eine
                              									einfache Bestimmung für die Länge der dritten Skala und für den gegenseitigen
                              									Abstand der parallelen Träger. Da nun drei Skalenpunkte, die in gerader Linie
                              									liegen, der vorgelegten Formel genügen, so lautet die Anleitung zum Gebrauch der
                              									Fluchtlinientafel einfach so: Man hat nur nötig, durch zwei beliebige Punkte auf
                              									zwei Trägern ein Lineal zu legen, dann trifft dieses den dritten Träger im
                              									zugehörigen Punkte.
                           Der Verfasser erläutert dieses Verfahren an zwei Beispielen, das eine betrifft die
                              									Berechnung des Scherendruckes bei Blechscheren, das andere die Ermittlung von
                              									Schnittzeiten auf der Drehbank.
                           E. Jahnke.
                           
                           Der Schutz des Ingenieurtitels. Aus Oesterreich kommt
                              									die Kunde, daß durch Kaiserliche Verordnung, die im Reichsgesetzblatt vom 28. März
                              									1917 veröffentlicht ist, die Bezeichnung „Ingenieur“ rechtlich geschützt
                              									wurde. Danach darf diese Bezeichnung im Nachbarreich Oesterreich fortab nur von
                              									solchen Personen geführt werden, die eine technische Hochschule ordnungsmäßig
                              									absolviert und die Staats- oder Diplomprüfung abgelegt haben. Für Personen, die
                              									diese Vorbildung nicht nachzuweisen vermögen, sind Uebergangsbestimmungen getroffen,
                              									so insbesondere auch für die Absolventen der technischen Mittelschulen. Solche
                              									Personen dürfen gemäß diesen Uebergangsbestimmungen die Bezeichnung
                              										„Ingenieur“ weiter führen, wenn sie sich mindestens acht Jahre hindurch
                              									praktisch betätigt haben und eine leitende oder selbständige Stellung auf
                              									fachtechnischem Gebiete bekleiden. Auch die derzeitigen Schüler der technischen
                              									Mittelschulen haben in den Uebergangsbestimmungen entsprechende Berücksichtigung
                              									gefunden.
                           –––––
                           Erzausfuhr von Spanien. Die „Information“ Bilbao
                              
                              									schreibt über die Frage der Erzausfuhr: Infolge des europäischen Krieges,
                              									insbesondere seit dem Monat Februar 1917, ist der Erzhandel völlig lahmgelegt. Die
                              									Schwierigkeit des Absatzes von Erzen liegt in der Verschiffung.
                           Diese Lage hat sich noch durch die Verordnung verschlimmert, wonach es Schiffen
                              									verboten ist, Erz zu laden, wenn nicht 30 v. H. Kohle zurückgebracht wird. Sollte
                              									diese Bestimmung in Kraft bleiben, so würden dem Erzmarkt schwerste Gefahren
                              									erwachsen.
                           Im Monat Februar ist aus dem Hafen von Bilbao und Castro Urdiales an Erzen ausgeführt
                              									worden:
                           
                              
                                 
                                 1913
                                 1914
                                 1915
                                 1916
                                 1917
                                 
                              
                                 
                                 Tonnen
                                 
                              
                                 Bilbao
                                 266697
                                 204538
                                 150910
                                 202440
                                 105041
                                 
                              
                                 Castro Urdiales
                                   52471
                                   27386
                                   15623
                                   10129
                                   17152
                                 
                              
                           An Eisenerzen und Eisenkies ist aus Spanien während der letzten drei Jahre ausgeführt
                              									worden:
                           
                              
                                 
                                 1914
                                 1915
                                 1916
                                 
                                 
                              
                                 Eisenerz
                                 6095125
                                 4509214
                                 5148127
                                 Tonnen
                                 
                              
                                 Eisenkies
                                 2553758
                                 2266223
                                 2743487
                                 „
                                 
                              
                           –––––
                           Hauptversammlung des Vereins deutscher Gießereifachleute
                              									am 2. Juni abends 6 Uhr und am 3. Juni vormittags 10 Uhr in der ehemaligen
                              									Bergakademie, Berlin N., Invalidenstraße 44.