| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 188 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Untersuchungen über die Zunahme der Sicherheit der
                                 										Dampfkesselbetriebe in Preußen. (Hilliger in Zeitschr. d. Ver. d. Ing. Nr.
                              									34 1915.) Hilliger teilt die Betriebsstörungen in drei
                              									Gruppen. Ueber die erste Gruppe von Störungen durch Explosionen geben die
                              									Mitteilungen des Kaiserlichen Statistischen Amtes seit dem Jahre 1877 Auskunft. Für
                              									die Behandlung der zweiten Art von Störungen durch Unfälle, die zur
                              									Außerbetriebsetzung führten, liefern die Jahresberichte der Ueberwachungsvereine
                              									seit 1903 Angaben. In bezug auf die an dritter Stelle genannten
                              									unfallbegründenden Mängel endlich erhält man durch die Untersuchungen des Berliner
                              									Ueberwachungsvereins die notwendigen Unterlagen. Die Ursache der Betriebsstörungen
                              									gaben die Grundlage zu einer weiteren Unterteilung der veröffentlichten Angaben. Die
                              									durch Mängel in Baustoff und Ausführung begründeten Störungen sind wenig zahlreich.
                              									Die Explosionsziffer dieser Gruppe ist seit 25 Jahren etwa auf ein Drittel gefallen.
                              									Die zur Betriebsunterbrechung führenden Mängel der gleichen Art hatten ihren Grund
                              									vielfach in der
                              
                              									Nichtbeachtung auftretender Wärmeausdehnungen, in schlechtem Guß, minderwertigen
                              									Schweißnähten und dergleichen. Ihre Anzahl sank innerhalb von zehn Jahren sogar um
                              									50 v. H. Unfallbegründende Stoffmängel, eingerissene Nietlöcher usw. fand man
                              									gleichfalls in den letzten Jahren sehr erheblich weniger als früher. Ebenso günstig
                              									lautet die Statistik in bezug auf Betriebstörungen, die durch Fehler an Armaturen
                              									und Nebenapparaten hervorgerufen wurden. Die durch klemmende Sicherheitsventile,
                              									verstopfte Manometer, versagende Speisevorrichtungen, unrichtig anzeigende
                              									Wasserstandsgläser und dergleichen verursachte Anzahl von Explosionen ist äußerst
                              									gering. Sie ging in 25 Jahren etwa auf ein Viertel zurück. Auch die in der
                              									Beschaffenheit der Armaturen begründeten Unfälle, die zur Betriebsunterbrechung
                              									führten, zeigten in etwa sechs Jahren eine Abnahme von ungefähr 9 v. H. Ganz
                              									erheblich ist durch die Revisionstätigkeit des Berliner Ueberwachungsvereins die
                              									Anzahl der unfallbegründenden Mängel an Nebenapparaten gesunken. Beispielsweise
                              									mußten im Jahre 1881 5,1 v. H. aller Wasserstandanzeiger beanstandet werden, während
                              									dies im Jahre 1913/14 nur bei 0,55 v. H. geschah. Zu Beginn der Vereinstätigkeit
                              									machten 16,5 v. H. aller Manometer falsche Angaben. Diese Zahl ist jetzt auf 1,5 bis
                              									2,08 gefallen. Undichte oder falsch belastete Sicherheitsventile fanden sich 1881
                              									8,65 v. H, jetzt 2,59 v. H. Ein weniger erfreuliches Bild bietet die Betrachtung der
                              									durch mangelhafte Wartung verursachten Störungen. Diese wurden am häufigsten durch
                              									Wassermangel infolge Unachtsamkeit des Heizers hervorgerufen. Zwar hat die
                              									Explosionsziffer auch dieser Gruppe abgenommen. Indessen ist dies wohl hauptsächlich
                              									auf größere Widerstandsfähigkeit des Baustoffes und die wachsende Sicherheit der
                              									neueren Ausführungen gegen die schwerste Art der Unfälle zurückzuführen. Es dürften
                              									z.B. Explosionen von Wasserröhrenkesseln fast ausgeschlossen sein. Demgegenüber
                              									haben die zur Außerbetriebsetzung führenden Störungen infolge unzulänglicher Wartung
                              									zugenommen. Die durch die gleiche Ursache erklärlichen unfallbegründenden Mängel
                              									wiederum finden sich seltener als früher. So ist z.B. die Anzahl der zu selten oder
                              									schlecht gereinigten Kessel von 14,5 v. H. im Jahre 1881 auf 0,786 v. H. in den
                              									Jahren 1913/14 gesunken. Mängel im Betriebe, Wärmestauungen infolge von Kesselstein,
                              									schlechtes Speisewasser, feuchtes Mauerwerk riefen nur selten Explosionen hervor.
                              									Deren Anzahl nahm in 2 5 Jahren um zwei Drittel ab. Die Zahl dieser
                              									Betriebsunterbrechungen sank im Zeitraum von zehn Jahren um 22,5 v. H. Ebenso wurden
                              									durch den Revisionsverein jetzt weit weniger gefährliche Mängel festgestellt als
                              									früher. Im Jahre 1881 wiesen 15,3 v. H. aller Kessel bedenkliche Ausbeulungen auf,
                              
                              									während man diese Erscheinung 1913/14 nur bei 0,44 v. H. fand. Man kann demnach im
                              									allgemeinen eine wachsende Sicherheit der Dampfkesselbetriebe feststellen. Größter
                              									Wert muß indessen auf sorgfältigere und gewissenhaftere Wartung gelegt werden.
                           Schmolke.
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                           Volkswirtschaft und Lichttechnik. Die künstliche
                              									Beleuchtung ist eines der Hilfsmittel, deren die Volkswirtschaft notwendig bedarf.
                              									Wir verbringen jährlich etwa 1500 Stunden bei künstlicher Beleuchtung, der Aufwand
                              									an Leuchtmitteln für diese 1500 Brennstunden beträgt über eine Milliarde Mark. Die
                              									Einführung der Sommerzeit im vorigen Jahre hatte eine Ersparnis von rund 100 Mill.
                              									Mark für Leuchtmittel, namentlich an Gas und Elektrizität, zur Folge, da die Stunden
                              									mit Tageslicht um 150 vermehrt wurden. Wir haben auf diese Weise also etwa 10 v. H.
                              									unserer jährlichen Ausgaben für Beleuchtung erspart. Aber auch auf andere Weise
                              									lassen sich noch große Ersparnisse erzielen, wie H. Müller im Bayer. Industrie- und Gewerbeblatt 1916 S 351 bis 354 näher
                              									ausführt. Denn mit dem Licht wird heute noch im Sinne einer falschen Anwendung der
                              									Lichtquellen eine unverzeihliche Verschwendung getrieben; wir finden häufig
                              									Beleuchtungsanlagen, die weder lichttechnischen noch augenhygienischen Ansprüchen
                              									genügen. Namentlich in Arbeitsräumen ist die- sachgemäße Ausführung der Beleuchtung
                              									von großer Bedeutung, denn ebenso wie durch ungenügende Beleuchtung wird auch durch
                              									zu grelles Licht, das die Augen blendet, die Leistungsfähigkeit des menschlichen
                              									Organismus herabgesetzt. Nicht nur die Menge, sondern auch die Güte der
                              									Arbeitsleistung wird hierdurch vermindert; so kann die Leistungsfähigkeit eines
                              									Arbeiters allein durch Blendung der Augen um mehr als 20 v. H. verringert werden.
                              									Ueberhaupt ist es eine bekannte Erscheinung, daß in Fabriken während der
                              									Nachtschichten weniger und geringerwertige Arbeit geleistet wird als am Tage. Diese
                              									Tatsache, die hauptsächlich auf unzweckmäßige Beleuchtung der Arbeitsplätze
                              									zurückzuführen ist, sollte namentlich jetzt im Kriege mehr beachtet werden.
                              									Verfasser weist auf die Erfolge hin, die die amerikanische Illuminating Engineering Society auf diesem Gebiete bereits erzielt hat,
                              									und bedauert das Fehlen einer derartigen Körperschaft in Deutschland. (Diese Angabe
                              									bedarf der Berichtigung, denn die Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft
                              									befaßt sich bekanntlich ebenfalls mit dieser Frage. Der Ref.) Auch die Unfälle in
                              									Fabriken stehen mit der Beleuchtung in engem Zusammenhang, weshalb in der
                              
                              									Gewerbeordnung bestimmte Angaben über die Mindestbeleuchtungsstärke gemacht werden
                              									sollten, wie dies in Holland bereits der Fall ist. Die Ausgaben für die Verbesserung
                              									der Beleuchtungsanlagen und der Beleuchtungskörper machen sich reichlich bezahlt,
                              									weil eine verbesserte Beleuchtung die Produktion erhöht und verbessert und zugleich
                              									die Volkswohlfahrt günstig beeinflußt. (Vgl. Berichte von Dr. A. Meyer in Heft 3 und 4.)
                           Sander.
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                           Ueber Koksgrusfeuerung macht Dr. R. Geipert im Journal für Gasbeleuchtung 1916 S. 225 bis 227 nähere
                              									Mitteilungen. Koksgrus hat in trockenem Zustande einen Heizwert von 5500 bis 6000
                              									WE. Er läßt sich auf den üblichen Stabrosten nicht wirtschaftlich verbrennen,
                              									sondern erfordert entweder Roste mit sehr engen Spaltöffnungen oder
                              									Plattenroste mit zahlreichen engen Oeffnungen, die sich zur Verhütung von
                              									Verstopfungen nach unten konisch erweitern. Diese Roste lassen sich einfach und
                              
                              									rasch in vorhandene Feuerungen einsetzen, sie sind sehr zuverlässig und lange
                              									haltbar. Falls der Schornsteinzug nicht ausreicht, muß der Koksgrus mit Gebläseluft
                              									verbrannt werden; zweckmäßig verwendet man Dampfstrahlgebläse, die sich nicht nur
                              									durch Betriebsicherheit, Einfachheit und niedrigen Preis auszeichnen, sondern noch
                              									den Vorteil bieten, daß sie gleichzeitig den Rost und die Schlacke gleichmäßig
                              									kühlen und dadurch die Haltbarkeit des Rostes erheblich erhöhen. Zur gleichmäßigen
                              									Verteilung der Verbrennungsluft teilt man auch den Rost in der Längsrichtung in
                              									mehrere Abschnitte, von denen jeder seine besondere Luftmenge erhält. Neben der Wahl
                              									des Rostes ist auch die Ueberwachung der Feuerung wichtig, die unschwer
                              									durchzuführen ist. Die Schlacke, die als flacher Kuchen auf den Rosten liegt, wird
                              									mit einem Haken herausgeholt, vorher wird jedoch der darüber liegende glühende Grus
                              									mit einer Kratze zur Seite geschoben und nach dem Abschlacken wieder auf dem Rost
                              									ausgebreitet. Auf diese glühende Unterlage wird sodann frischer Grus in dünner
                              									Schicht aufgeworfen, und zwar wird so oft nachgefeuert, bis die Schütthöhe etwa 20
                              									cm beträgt. In welchen Zeitabständen der Rost zu entschlacken und frisch zu
                              									beschicken ist, hängt von der Beanspruchung der Feuerungsanlage ab und ergibt sich
                              									durch den Versuch. Auch die Unterteilungskanäle sind von Zeit zu Zeit von dem
                              									geringen Aschenfall zu reinigen. Da bei Grusfeuerung mehr Flugasche gebildet wird
                              									als bei Verwendung von stückigen Brennstoffen, wird bei Grusfeuerung die Feuerbrücke
                              									zweckmäßig erhöht.
                           Auf dem Gaswerk Mariendorf (bei Berlin) werden täglich bis zu 40 000 kg Koksgrus
                              									unter Dampfkesseln verfeuert; neben engen Stabrosten mit Schornsteinzug werden auch
                              									dort unterteilte Plattenroste mit Dampfstrahlgebläse benutzt. Bei Versuchen an einem
                              									Zweiflammrohrkessel der letzteren Bauart wurden bei 74,5 m2 Heizfläche und 2,84 m2 gesamter Rostfläche auf 1 kg trockenen Koksgrus
                              									5,6 kg überhitzter Dampf, bzw. auf 1 m2 Heizfläche
                              									in der Stunde 18,8 kg Dampf erzeugt; hierbei wurden 5 v. H. der gesamten Dampf menge
                              									von dem Gebläse verbraucht. Der Koksgrus hatte die übliche Korngröße von 0 bis 15
                              									mm. Ein ebenso günstiges Ergebnis lieferten Versuche des Bayerischen
                              									Dampfkessel-Revisionsvereins bei Abnahmeversuchen auf einem bayerischen Gaswerk. Die
                              									diesbezügliche Veröffentlichung betont ausdrücklich, daß mit dem Koksgrus, der
                              									bisher in der Hauptsache als Zusatzmaterial für Kalk- und Ziegelbrennöfen sowie für
                              									Drehrohröfen- in Zementfabriken benutzt wurde, bei sachgemäßer Einrichtung der
                              									Feuerungsanlage und bei- richtiger Bemessung der Rost- und Heizfläche ein Dampfpreis
                              									erzielt werden kann, der 40 bis 50 v. H. günstiger ist als bei Verfeuerung von
                              									Kohlen in einer sehr gut arbeitenden Dampfkesselanlage.
                           Sander.
                           –––––
                           Zweitakt-Dieselmaschine. Die Maschinenfabrik L. Nobel in Petersburg hat für ein Doppelschraubenschiff als
                              									Hauptmaschinen zwei 600 PSe-Zweitaktdieselmaschinen
                              									gebaut, die unmittelbar umsteuerbar sind. An diesen Maschinen wurden eingehende
                              									Abnahmeversuche ausgeführt. Das Schiff ist für das Kaspische Meer bestimmt. Da der
                              									Brennstoffverbrauch in diesem Falle keine ausschlaggebende Bedeutung hat, wurden
                              									Zweitaktmaschinen gewählt. Die Maschinen sind unmittelbar mit der Schraubenwelle
                              									gekuppelt, doch ist dafür Sorge getragen, daß die Kupplung schnell gelöst werden
                              									kann.
                           Das Gewicht jeder Maschine beträgt etwa 32 t, also 53 kg/PSe. Die Gesamtlänge ist 4 m, die Breite 1,5 und die größte Höhe 2,6 m. Jede
                              									Maschine hat vier Arbeitzylinder. Die Arbeitzylinder sind einzeln auf einem
                              									gemeinsamen, öldicht abgeschlossenen Kurbelgehäuse aufgebaut. Die Zylinder, das
                              									Kurbelgehäuse und die Fundamentplatte sind aus Gußeisen hergestellt. Die Zylinder
                              									sind mit der Fundamentplatte mit je fünf Paar 3''-Schrauben verbunden. Das
                              									Kurbelgehäuse wird dadurch nicht durch den Verbrennungsdruck beansprucht. Die
                              									Zylinder haben 410 mm  und 500 mm Hub. Bei 210 Uml./Min. leistet jede
                              									Maschine 600 PSe. Die Arbeitkolben sind ebenfalls in
                              									Gußeisen aus einem Stück hergestellt. Sie werden nach unten aus der Maschine
                              									ausgebaut, so daß es nicht notwendig ist, die Zylinderköpfe und Steuerungsteile
                              									vorher abzunehmen. Es sind sieben Kolbenringe angeordnet, sechs oberhalb und einer
                              									unterhalb des Kolbenbolzens.
                           Die Spülluft wird von einer doppeltwirkenden Spülluftpumpe geliefert, mit 710 mm
                              									Zylinderdurchmesser und 500 mm Hub. Der Spülluftdruck beträgt 0,11 kg/cm2. Die von der Spülluftpumpe bei einem Arbeitspiel
                              									gelieferte Spülluftmenge ist 1,4 mal so groß als das Hubvolumen der Arbeitzylinder.
                              									Die Spülluftpumpe kann die Luft von der Außenatmosphäre oder aus dem Maschinenraum
                              									ansaugen. Im Sommer saugt die Spülluftpumpe aus dem Maschinenraum, um ihn
                              									abzukühlen, im Winter dagegen von außen, um den Maschinenraum warm zu halten. Die
                              									Spülluftpumpe hat als Steuerung Rotationsschieber. Die Spülluft wird in einen
                              									Spülluftbehälter geleitet, der sich längs der Maschine befindet. Die Spülluft wird
                              									beim Eintritt in die Arbeitzylinder ebenfalls durch Rotationsschieber gesteuert. Sie
                              									lassen erst dann Spülluft in die Arbeitzylinder übertreten, wenn die Arbeitkolben
                              									die Auspuffschlitze zur Hälfte freigelegt haben. Am halben Zylinderumfange sind drei
                              									wassergekühlte Auspuffschlitze angeordnet, gegenüber befinden sich die
                              									Spülluftkanäle. Die Zylinderköpfe sind aus Stahlguß hergestellt, und zwar, um
                              									Rißbildung möglichst zu vermeiden, in einfacher Form. Im Zylinderkopf ist das
                              									Brennstoffventil, das Anlaß- und Sicherheitsventil eingebaut.
                           Die Brennstoffdüse, durch die der Brennstoff in den Zylinder eingespritzt wird, hat
                              									sechs Einspritzlöcher. Auf diese Weise soll eine möglichst gute Verteilung des
                              									Brennstoffs im Verbrennungsraum erreicht werden. Das Verdichtungsverhältnis ist 1 :
                              									14. Für jeden Arbeitzylinder ist eine Brennstoffpumpe vorgesehen. Der
                              									Brennstoffbedarf kann vom Führerstande aus eingestellt werden. Die Brennstoffpumpe
                              									eines jeden Zylinders kann einzeln abgestellt werden, während die Brennstoffpumpen
                              									der anderen Zylinder weiter arbeiten. Die Brennstoffpumpen können auch von Hand
                              									betätigt werden, um Luftblasen aus der Pumpe oder aus der Druckleitung entfernen zu
                              									können. Außerdem wirkt ein Sicherheitsregulator Bauart Jahn auf die Brennstoffpumpen ein und stellt die Brennstoffpumpen ab, wenn
                              									die Umlaufzahl der Maschine über 270 steigt.
                           Der Luftverdichter hat drei Stufen, mit 70 mm Bohrung für die Hochdruckstufe und 330
                              									mm Bohrung für die Niederdruckstufe. Für die Mitteldruckstufe verbleibt eine
                              									wirksame Kolbenringfläche von 330 mm äußerem und 295 mm innerem Durchmesser. Der
                              									gemeinsame Hub für die drei Stufen ist 360 mm. Unmittelbar von der Kurbelwelle wird
                              									noch ein Hilfsluftverdichter angetrieben, der Druckluft für die Rudermaschine und
                              									andere Hilfsmaschinen liefert. Der Durchmesser des Zylinders ist hierbei 220 mm, der
                              									Hub 360 mm. Der Enddruck der Verdichtung beträgt 10 at.
                           Die Kurbelwelle besteht aus zwei Teilen, auf den Hauptteil wirken die vier
                              									Arbeitzylinder, der andere Teil dient zum Antriebe der Spülluftpumpe und der beiden
                              									Luftverdichter. Die Kurbelwelle und die Steuerwellen sind aus
                              									Siemens-Martinstahl hergestellt. Die Zündfolge der Arbeitzylinder vom Luftverdichter
                              									aus gerechnet ist bei der Steuerbordmaschine 1-3-2-4 und bei der Backbordmaschine
                              									1-4-2-3. Die Kurbeln der Arbeitzylinder sind unter 90°, die Kurbeln der beiden
                              									Luftverdichter unter 0° und 180° zur Kurbel der Spülluftpumpe angeordnet. Die
                              									Schiffschrauben schlagen nach außen.
                           Die Hauptlager sind mit Weißmetall ausgegossen und besitzen Wasserkühlung. Die
                              									Maschinen können bei langsamer Fahrt im Viertakt arbeiten. Während eines
                              									Arbeitsspiels werden dann die Arbeitzylinder zweimal gespült. Die Maschinen können
                              									auch dann mit Vorteil im Viertakt arbeiten, wenn es notwendig ist, die
                              									Preßluftbehälter möglichst rasch aufzufüllen, da die Maschinen bei dieser
                              									Arbeitweise weniger Preßluft verbrauchen als beim Zweitaktverfahren. Mit diesem
                              									Verfahren konnte eine leere Druckluftflasche von 250 l Inhalt in 6 Min. auf 60 at
                              									Druck aufgepumpt werden. Die Umsteuerung der Maschine von voller Fahrt vorwärts auf
                              									rückwärts kann in 8 Sek. ausgeführt werden.
                           Aus den Versuchen wurde der mittlere effektive Druck für Normallast zu 4,8 kg/cm2, für halbe Last zu 3,0 kg/cm2 und für Ueberlast zu 5,7 kg/cm2 bestimmt. Bei konstantem mittleren Druck konnte
                              									die Umlaufzahl der Maschine von 150 bis 250 verändert werden. Die Bremsversuche
                              									wurden mittels einer hydraulischen Bremse
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 VI
                                 
                              
                                 Dauer der Versuche
                                 Min.
                                 60
                                 30
                                 30
                                 30
                                 30
                                 30
                                 
                              
                                 Belastung der Bremse
                                 kg
                                 850
                                 475
                                 850
                                 897,8
                                 850
                                 1000
                                 
                              
                                 Umlaufzahl in der Minute
                                 
                                 211
                                 206
                                 176.6
                                 149
                                 220
                                 220
                                 
                              
                                 Mittlerer effektiver Druck
                                 kg/cm2
                                 4,83
                                 2,7
                                 4,83
                                 5,10
                                 4,83
                                 5,68
                                 
                              
                                 Bremsleistung
                                 PSe
                                 598
                                 326
                                 500
                                 446
                                 624
                                 733
                                 
                              
                                 Mittlerer indizierter Druck
                                 kg/cm2
                                 6,24
                                 4,17
                                 6,18
                                 6,52
                                 6,34
                                 7,45
                                 
                              
                                 Indizierte Leistung
                                 PSi
                                 772
                                 504
                                 639
                                 570,5
                                 819,5
                                 960
                                 
                              
                                 Leerlauf
                                 PSi
                                 174
                                 178
                                 139
                                 121,5
                                 195,5
                                 227
                                 
                              
                                 Mechanischer Wirkungsgrad
                                 v. H.
                                 77,5
                                 64,7
                                 78,3
                                 78,2
                                 76,2
                                 76,4
                                 
                              
                                 Thermischer Wirkungsgrad
                                 „
                                 40,5
                                 44,2
                                 41,2
                                 41,2
                                 397
                                 38,1
                                 
                              
                                 Gesamtwirkungsgrad
                                 „
                                 31,4
                                 28.5
                                 32,1
                                 32,2
                                 30,2
                                 29,1
                                 
                              
                                 Luftverdichter:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Niederdruckstufe
                                 at
                                 1,8
                                 2,3
                                 2
                                 2
                                 2
                                 1,6
                                 
                              
                                 Mitteldruckstufe
                                 „
                                 7
                                 9
                                 8,5
                                 9
                                 8
                                 7
                                 
                              
                                 Hochdruckstufe
                                 „
                                 60
                                 60
                                 60
                                 55
                                 60
                                 60
                                 
                              
                                 Temperatur der angesaugten Luft
                                 °C
                                 12
                                 13
                                 15
                                 14
                                 13
                                 12
                                 
                              
                                 Verbrauch für 1 PSe/Std
                                 g
                                 201
                                 222
                                 197,5
                                 196,3
                                 223
                                 217
                                 
                              
                                 Verbrauch für 1 PSi/Std
                                 „
                                 156
                                 143
                                 154
                                 154
                                 143
                                 166
                                 
                              
                                 Temperatur des eintretenden Kühlwassers
                                 °C
                                 9
                                 9
                                 9
                                 9
                                 9
                                 9
                                 
                              
                                 Temperatur des austretenden Kühlwassers
                                 „
                                 37
                                 30
                                 39
                                 49
                                 29
                                 41
                                 
                              
                                 Temperatur des austretenden Wassers der Kolbenkühlung
                                 „
                                 37
                                 31
                                 35
                                 37
                                 28
                                 38
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch der Zylinderkühlung
                                 kg/PSe-Std.
                                 16
                                 32
                                 18
                                 17
                                 25,6
                                 15,3
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch der Kolbenkühlung
                                 „
                                 5,9
                                 11,7
                                 6,5
                                 6,2
                                 10,6
                                 5,6
                                 
                              
                                 Temperatur der Auspuffgase
                                 °C
                                 278
                                 180
                                 250
                                 232
                                 202
                                 358
                                 
                              
                                 Gehalt an CO2
                                 v. H.
                                 45
                                 3,5
                                 4,6
                                 4,0
                                 3,7
                                 5,5
                                 
                              
                                 Gehalt an O2
                                 „
                                 14,5
                                 15,9
                                 14,2
                                 15,1
                                 16,1
                                 12,7
                                 
                              
                                 
                                    \frac{1}{1-\frac{79}{21}\,\frac{\mbox{O}}{\mbox{N}}},
                                    
                                 
                                 3,05
                                 3,9
                                 2,92
                                 3,33
                                 4,05
                                 2,42
                                 
                              
                           
                           von Heenau und Froude ausgeführt. Die Aufnahme der Indikatordiagramme
                              									geschah mit einem Indikator von Dreyer und Rosenkranz. Die minutliche Umlaufzahl der Maschine zeigte
                              									ein Tachometer, Bauart Horn, an. Zur Bestimmung des
                              									Kühlwasserverbrauchs diente ein Siemens-Wassermesser. Für
                              									die Maschine wurde ein Brennstoffverbrauch von 220 g für die PSe und Std. gewährleistet. Die Versuche haben einen
                              									Brennstoffverbrauch für die Normalleistung bei normaler Umlaufzahl von 201 g
                              									ergeben. Wird bei gleichbleibender Belastung (pe = konstant) die Umlaufzahl vergrößert, so wächst
                              									der Brennstoffverbrauch um etwa 3 v. H. Zu den Versuchen wurde russisches Naphtha
                              									verwendet, mit einem spezifischen Gewicht von 0,855 bei 15 ° C und einem unteren
                              									Heizwert von 10000 WE. Bei normaler Belastung verbraucht die Spülluftpumpe 4,8 v.
                              									H., der Luftverdichter 5,7 v. H. der indizierten Leistung, 12 v. H. gehen durch
                              									Reibung verloren. Steigt die Maschinenleistung, dann nimmt der thermische
                              									Wirkungsgrad ab. Der Zylinderschmierölverbrauch betrug 3 g für 1 PSe/Std. bei Normallast.
                           Die Gesamtlänge des Schiffes beträgt 74 m, die Breite 10,5 m, bei einer
                              									Wasserverdrängung von 1700 t ist der Tiefgang 3 m. Das Schiff hat eine
                              									Geschwindigkeit von 12,5 Knoten und kann 1000 Reisende aufnehmen. Die vorstehende
                              									Zusammenstellung enthält die Ergebnisse von sechs Versuchen. (Engineering 1916 II S.
                              									608 bis 612.)
                           W.
                           –––––
                           Amortisation einer Maschine bedeutet nach Dr. A. Paul
                              									(Schiffbau 1917 Heft 9) die Zurückwandlung des Anlagekapitals, das für eine Maschine
                              									festgelegt ist, in die Form von Betriebskapital (barem Geld). Die Maschine ist
                              									amortisiert („hat sich bezahlt gemacht“), wenn das gesamte festgelegte
                              									Anlagekapital in flüssiges Betriebskapital zurückverwandelt ist. Mit diesem Vorgang
                              									ist nicht zu verwechseln die Abschreibung, die ein rein buchmäßiges Vermindern des
                              									Bilanzwertes der Maschine mit Berücksichtigung ihrer voraussichtlichen Lebensdauer
                              									darstellt. Eine Maschine kann und soll längst amortisiert sein, ehe sie vollständig
                              									abgeschrieben ist, anderseits muß sie abgeschrieben werden, auch wenn sie sich nicht
                              									amortisiert. Unter Tilgung – der Ausdruck könnte sonst als Verdeutschung für
                              									Amortisation wohl willkommen sein – will der Verfasser die tatsächliche Rückzahlung
                              									eines geliehenen Geldbetrages an den Darlehnsgeber verstanden wissen.
                           Die Zeit der Amortisation ist also abhängig von der Zeit des Anwachsens einer
                              									gewissen Geldsumme, und daher muß bei der Berechnung dieser Zeit mit in Betracht
                              									gezogen werden die Verzinsung dieser anwachsenden Summe, die in der Praxis häufig
                              									vernachlässigt wird. Die Berücksichtigung der Verzinsung, die auf Zins und
                              									Zinseszins auszudehnen ist, ergibt natürlich eine Verkürzung der Amortisationszeit.
                              									Sie muß nach den Gepflogenheiten unserer jährlichen
                              									Bilanzabschlüsse mindestens jährlich in Betracht gezogen werden; der Verfasser gibt
                              									an der Hand eines Beispiels ausführliche Vorlagen für die richtige und
                              									sinngemäße Einstellung dieser Verzinsungswerte in die Bilanz.
                           Ist die Maschine nicht aus eigenen, sondern aus geliehenen Mitteln beschafft worden,
                              									so wird häufig die im Laufe eines Bilanzabschnittes (Jahres) von der Maschine
                              									erarbeitete Geldsumme unmittelbar zur Tilgung (Schuldentilgung) verwendet werden und
                              									deshalb dann eine Verzinsung dieser Teilbeträge nicht oder nur zeitweise in Betracht
                              									kommen. Die Amortisationszeit wird dadurch wieder etwas länger werden.
                           Im heutigen Geschäftsleben wird es allerdings sehr häufig recht schwer sein zu
                              									entscheiden, ob eine Maschine aus eigenen oder aus geliehenen Mitteln beschafft ist;
                              									im allgemeinen dürften die Zinsen der von einer Firma aufgenommenen geliehenen
                              									Mittel auf einem allgemeinen Handlungsunkostenkonto verbucht werden und für die
                              									wirtschaftstechnische Untersuchung einer einzelnen Maschine kaum in die Erscheinung
                              									treten.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           –––––
                           Modell- und Stücklisten für die Bedürfnisse einer
                              									mittleren Werkzeugmaschinenfabrik bespricht W. Heinemann
                              									in Werkstattstechnik 1917 Heft 8. Es handelt sich dabei um die Herstellung normaler
                              									Maschinen, bei denen keine oder nur wenige veränderliche Teile vorkommen. Die
                              									Einzelteile werden nach der Art ihrer Herstellung in drei Gruppen geteilt: Gußstücke
                              									nach Modellen, Schmiedestücke und Werkstücke aus Stangenmaterial und kleinere, von
                              									außerhalb fertig bezogene Bestandteile. Die Bezeichnung der einzelnen Modelle und
                              									Teile geschieht durch zwei Kennbuchstaben und eine Zahl. Die Buchstaben bezeichnen
                              									Maschinenart und Größe, die Zahlen, die innerhalb jeder Maschinenart bei allen
                              									Größen gleichbleiben, den Einzelteil der Maschine (zum Beispiel RA 40 = Bett der Revolverbank Größe A). Außerdem werden Normalmodelle für häufig gebrauchte
                              									Einzelteile (zum Beispiel Handräder, Lehren usw.) ebenfalls durch Kennbuchstaben und
                              									Ziffern, die der Größe entsprechen, bezeichnet (z.B. HR  85
                                 										L = Handrad 85 mm Durchmesser mit langer Nabe). Die Wahl geschickter
                              									Abkürzungen und das Vermeiden gleichlautender Buchstabenbezeichnungen dürfte dabei
                              									für eine umfangreichere Herstellung recht schwierig sein, zumal sich durch zwei
                              									Buchstaben selbst ohne Rücksicht auf sinngemäße Abkürzung eben nicht mehr als 625
                              									Teile verschieden bezeichnen lassen. Die Verwendung der so gewählten
                              									Stückbezeichnungen in den Stücklisten ergibt, wie an mehreren Beispielen gezeigt
                              									wird, einige Vorteile in bezug auf Uebersichtlichkeit, die allerdings, wie bei den
                              									meisten anderen Verfahren auch, wohl hauptsächlich erst bei Einarbeitung mit dem
                              									Verfahren in die Erscheinung treten und daher übermäßig hoch nicht anzuschlagen
                              									sind.
                           Schmiedeteile und Stücke aus Stangenmaterial erhalten Bezeichnungen in gleicher Art
                              									wie die Modellteile, vor. die Kennziffer tritt jedoch eine Null (zum Beispiel RH 0512 = Schiebmuffe für Revolverbank Größe H). Teile, die fertig von außerhalb bezogen werden,
                              									erhalten nur eine Nummer, und zwar ist für jede Werkstückgruppe eine gewisse Nummernreihe
                              									offengehalten. Die Lagerhaltung und Bestellung geschieht mittels Karten, die keine
                              									Besonderheit aufweisen.
                           Das dargestellte System kann für kleinere Verhältnisse zweifellos manche
                              									Vereinfachung und Verbesserung der Uebersichtlichkeit im Betriebe ergeben, den
                              									Anforderungen, die der Großbetrieb an Normalisierungen und die damit
                              									zusammenhängenden Bezeichnungen stellt, kann es nicht genügen.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           –––––
                           Die Kunze-Knorr-Bremse für Schnellzüge. Die
                              									preußisch-hessische Staatseisenbahnverwaltung hat den Entschluß gefaßt, für die
                              									Personen- und Schnellzüge eine neue durchgehende Luftdruckbremse einzuführen, die,
                              									wie es den Anschein hat, in absehbarer Zeit auch als Güterzugbremse, wenigstens im
                              									mitteleuropäischen Verkehr, ausgedehntere Verwendung finden wird. Bei diesem
                              									Entschlusse handelt es sich um einen Gegenstand, der den Eisenbahnverwaltungen
                              									Hunderte von Millionen Kosten auferlegt und der, einmal durchgeführt, nach wenigen
                              									Jahren nicht wieder verlassen werden kann.
                           Schon bei der Einführung der durchgehenden Bremsen für Personenzüge Wurde es als ein
                              									Mangel empfunden, daß die Bremskraft der sogenannten Einkammerbremse (Westinghouse) zwar nach Bedürfnis gesteigert, nicht aber
                              									ebenso rückwärts ermäßigt, sondern immer nur vollständig aufgehoben werden konnte.
                              									Die preußische Staatseisenbahnverwaltung hatte sich deshalb seinerzeit für die
                              									Einführung der einfacheren und für die damaligen Betriebsverhältnisse ausreichenden
                              									Luftdruckbremse von Carpenter, einer sogenannten
                              									Zweikammerbremse, entschieden und ging erst später zur Westinghouse-Bremse über. Andere Staaten hatten mit Rücksicht auf ihre
                              									Gebirgsstrecken Vakuumbremsen eingeführt. Die neue Bremse mußte alle Bedingungen,
                              									die die Eisenbahverwaltungen – besonders auch die mit steilen Bergstrecken – zu
                              									stellen hatten, restlos erfüllen; sie mußte also vor allem ein stufenweises Lösen
                              									der Bremskraft gestatten und unerschöpfbar in ihrer Wirkung sein. Das gelang durch
                              									eine Vereinigung der Einkammer- mit der Zweikammerbremse. Während bei der ersteren
                              									Druckluft in den Bremszylinder eingelassen wird, muß bei der Zweikammerbremse Luft
                              									ins Freie abgelassen werden. Läßt man nun die nutzlos ins Freie abströmende
                              									Druckluft der Zweikammerbremse in den Bremszylinder der Einkammerbremse überströmen,
                              									so ergibt die einfache Luftmenge ungefähr die doppelte Bremskraft, die eine im
                              									Einkammer-, die andere im Zweikammerzylinder. Die neue Bremse ist also nicht nur
                              									wirtschaftlich von Vorteil, sondern sie ermöglicht auch ein schnelleres
                              									Wiederauffüllen der Luftbehälter der Fahrzeuge nach dem Bremsen und gestattet auch
                              									die wichtige Rückwärtsregulierbarkeit der Bremskraft.
                           Der Bremsweg ist abhängig von der Reibung zwischen Rad und Bremsklotz und zwischen
                              									Rad und Schiene und ferner von der zulässigen Verzögerung. Nimmt man eine
                              									Verzögerung von 1,35 m in der Sekunde an, die, wenn sie nicht zu plötzlich einsetzt,
                              									der Fahrgast noch ertragen kann, so wird der kürzeste Bremsweg eines mit 100 km
                              									Geschwindigkeit fahrenden Zuges, dessen sämtliche Achsen gebremst werden, wenn von
                              									den inneren Widerständen des Zuges abgesehen wird, etwa 290 m betragen. Eine gewisse
                              									Schwierigkeit für das gleichmäßige Bremsen besonders langer Züge erwächst aus dem
                              									nicht gleichzeitigen Einsetzen der Bremskraft am Anfang und am Ende eines Zuges,
                              									wodurch die Zug- und Stoßvorrichtungen stark beansprucht werden. Durch Versuche ist
                              									festgestellt worden, daß bei langen Zügen und Schnellbremsungen bei geringen
                              									Geschwindigkeiten die Spannungen in den Zugvorrichtungen bis auf 40000 kg anwachsen.
                              									Um diese Mißstände wenigstens bei den D-Zugwagen mit ihrem langen Pufferhube so weit
                              									wie möglich zu beseitigen, ist bei diesen das Pufferspiel durch Reibungsbacken
                              									abgedrosselt worden, auch ist die bisher starre Zugstange durch Einschaltung einer
                              									Feder elastisch gemacht worden, was außerdem das Anfahren schwerer Züge erheblich
                              									erleichtert hat. (Verein deutscher Maschinen-Ingenieure.)
                           –––––
                           Die Einführung der Quantenhypothese in die Wärmemechanik.
                              									Es sind zehn Jahre vergangen, seitdem Einstein die Lehre
                              									von den Energiequanten auf das Gebiet der Wärmetheorie übertrug.Ann. Phys. 1907. A. Einstein, Die Planck'sche Theorie der Strahlung und die Theorie
                                    											der spezifischen Wärme. In Rücksicht auf die Bedeutung jener
                              									Hypothese für das Verständnis mancher den Techniker beschäftigenden Frage
                              									thermodynamischer Art scheint ein kurzer Hinweis auf sie am Platze. Die
                              									Quantenhypothese besagt, daß man die kinetische Energie um eine Ruhelage
                              									schwingender Atome, welche man bei festen Körpern findet, durch Zufuhr von Wärme
                              									nicht stetig steigern kann. Diese Atome sind vielmehr nur fähig, Energie in
                              									bestimmten Quanten, nämlich in ganzzahligen Vielfachen eines Elementarquantums,
                              									aufzunehmen. Der Wert des letzteren ist der Schwingungszahl des Atoms
                              									verhältnisgleich. Es folgt hieraus, daß durch Zufuhr einer Wärmemenge, die vom
                              									absoluten Nullpunkte an gerechnet kleiner als ein Elementarquantum ist, der
                              									Energiegehalt des Atoms nicht gesteigert wird. Der Schwingungszustand bleibt der
                              									gleiche, und die Temperaturzunahme bedeutet in unmittelbarer Nähe des absoluten
                              									Nullpunktes keine Energievermehrung. Demnach dürften bei derartig niedrigen
                              									Wärmegraden weder die freie Energie A noch die
                              									Wärmetönung U durch Steigerung der Temperatur T eine Veränderung erfahren. Zu dem gleichen Ergebnisse
                              									führt aber auch der auf Grund ganz anderer Betrachtungen von Nernst ausgesprochene dritte Wärmesatz
                              										\mbox{lim}\,\frac{d\,A}{d\,T}=\mbox{lim}\,\frac{d\,U}{d\,T}
                              									für (T = 0). Vereinigt man dies Theorem nämlich mit der
                              									die beiden ersten Wärmesätze zusammenfassenden Gleichung
                              										A-U=T\,\frac{d\,A}{d\,T} bzw. deren Ableitung nach T, so ergibt sich
                              										\mbox{lim}\,\frac{d\,A}{d\,T}=\mbox{lim}\,\frac{d\,U}{d\,T}.
                              									Die Quantenhypothese kann somit als eine Bestätigung des dritten Wärmesatzes
                              									angesehen werden, der indessen auch bestehen bliebe, wenn die Theorie von Einstein Beschränkungen erführe. Letztere findet ihre
                              									festeste Stütze in der durch Versuche erwiesenen Tatsache, daß die spezifische Wärme
                              									von Elementen mit hoher Schwingungszahl der Atome nur langsam mit wachsender
                              									Temperatur steigt. Wie oben ausgeführt wurde, werden sich nämlich alle Atome, denen
                              									bei Energiezufuhr nach dem Maxwellschen Verteilungsgesetz
                              									weniger als ein Elementarquantum zukommt, in absoluter Ruhe befinden. Diejenigen,
                              									auf welche weniger als zwei Elementarquanten entfielen, hätten nur ein
                              									Energiequantum aufgenommen usw. Es folgt hieraus, daß die tatsächlich einem
                              									Grammatome zugeführte Energie W geringer ist als bei
                              									Voraussetzung der Möglichkeit einer stetigen Energieaufnahme. Dadurch wird die
                              									Beobachtung erklärlich, daß die Atomwärme \frac{d\,W}{d\,T} und
                              									in gleicher Weise die spezifische Wärme vielfach hinter den auf Grund früherer
                              									Annahmen, zum Beispiel des Gesetzes von Dulong und Petit, erwarteten Werten zurückbleibt. Da nun nach Lindemann eine hohe Schwingungszahl bis zu einem gewissen
                              									Grade einem hohen Schmelzpunkte entspricht, so müßte die erwähnte Erscheinung
                              									besonders bei schwer schmelzenden Stoffen, zum Beispiel bei Kohlenstoff, nachweisbar
                              									sein. Dies trifft tatsächlich zu. Unter andern wurde die spezifische Wärme des
                              									Diamant noch bei 40° abs. unmeßbar klein gefunden, während Pollitzer demgegenüber feststellte, daß das leicht schmelzende Quecksilber
                              									bis zu tiefen Temperaturen eine gewisse Beständigkeit hinsichtlich der spezifischen
                              									Wärme zeigt. Unzweifelhaft beweisen die angedeuteten Versuchsergebnisse, daß die
                              									kinetische Theorie der Wärme reformbedürftig ist. Ferner scheint aus ihnen
                              									hervorzugehen, daß die Quantenhypothese wohl darauf Anspruch machen darf, etwas mehr
                              									zu sein als eine fruchtbare Rechenregel.
                           Schmolke.
                           –––––
                           Ueber die Entwicklung der Gasbeleuchtung berichtet Prof.
                              									A. Gröger. Die ersten Gasbrenner, die aus Eisen und Messing hergestellt waren, haben
                              									sich nicht bewährt, da sie durch Oxydation rasch zerstört wurden und die Leuchtkraft
                              									der Flamme durch Wärmeentziehung verminderten. Man verwendete daher in der Folge Ton
                              									und Porzellan und ging schließlich zum Speckstein über, der die Herstellung sehr
                              									feiner Ausströmungsöffnungen gestattet. Aus dem ältesten Brenner, dem Einloch- oder
                              									Strahlenbrenner, entwickelten sich der Zweilochbrenner, der Sternbrenner sowie der
                              									Schnitt- oder Schmetterlingsbrenner, der 1805 von Stone
                              									erfunden wurde. Einen wesentlichen Fortschritt brachte die Erfindung des Argand brenners und des Zylinders, der als Kamin wirkt
                              									und so eine stärkere Lichtentwicklung herbeiführt. In noch erhöhtem Maße ist dies
                              									bei den Regenerativbrennern von Friedrich Siemens, Foster
                              									und Wenham der Fall, bei denen gemäß einer Beobachtung
                              										Faradays aus dem Jahre 1819 Gas und Luft vorgewärmt
                              									wurden. Im Jahre 1886 erfand Auer von Welsbach den
                              									nach ihm benannten Glühstrumpf, bei dem das große Lichtstrahlungsvermögen der
                              									Thoriterden verwertet wird. Schon vor Auer haben Fahnehjelm und Gillard
                              									nichtbrennbare Körper in einer entleuchteten Gasflamme zum Glühen erhitzt, doch
                              									konnten sich diese Leuchtkörper nicht durchsetzen; ebenso blieb die Verwendung des
                              									Kalk- und Zirkonlichtes auf bestimmte Fälle beschränkt. Die Herstellung der Auerschen Glühkörper, namentlich die neuzeitliche
                              									Verwendung von Kunstseide hierzu, wird eingehend besprochen. Der stehende Auer brenner liefert bei einem stündlichen Gasverbrauch
                              									von 110 bis 125 l 80 bis 100 HK; ein brauchbares Starklicht wurde zuerst durch die
                              										Lucaslampe erzielt, bei der durch einen
                              									Metallschornstein eine sehr heiße Flamme erzeugt wird. Einen weiteren Fortschritt
                              									bildet das Hängeglühlicht, bei dem durch Vorwärmung eine höhere Oekonomie erreicht
                              									wird; bei einem stündlichen Gasverbrauch von nur 90 l erhält man hier 80 bis 100 HK.
                              									Noch günstiger liegen die Verhältnisse beim Preßgasglühlicht, bei dem das Gas unter
                              									einem Druck bis zu 1500 mm Wassersäule verbrannt wird, wodurch eine gebläseartig
                              									heiße Flamme entsteht. Das hängende Preßgaslicht gibt etwa die zwanzigfache
                              									Lichtausbeute des Schnittbrenners und die 2½-fache des stehenden Auerlichts. Zum
                              									Schluß bespricht Verfasser noch die Entwicklung der Azetylenbeleuchtung. (Oesterr.
                              									Chemiker-Zeitung 1916 S. 195 bis 200.)
                           Sander.
                           –––––
                           In der Werkstattstechnik vom 1. April 1917 beschreibt M. Kurrein eine Anzahl Hilfswerkzeuge
                              									für
                              									den Betrieb, von denen einige besonders bemerkenswert
                              									sein dürften.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 194
                              Abb. 1.
                              
                           1. Anreißapparat für Gewindearbeiten: Soll zu einem
                              									Werkstück mit Muttergewinde in ein anderes das entsprechende Bolzengewinde so
                              									geschnitten werden, daß nach Anschrauben gegen einen Bund das erstere, auch in
                              									Richtung des Umfanges gesehen, eine bestimmte Stellung einnimmt – beispielsweise
                              									sollen in Abb. 1 die Marken c an Bolzen- und Mutterteil übereinstimmen – so kann das in Abb. 2 dargestellte nach Art einer Schublehre gebaute
                              									Werkzeug recht dienlich sein. Der in bezug auf Gangzahl dem zu schneidenden Gewinde
                              									entsprechende Gewinderaster der Lehre wird an der mit c
                              									bezeichneten Stelle des Muttergewindes eingesetzt und der verstellbare Anschlag e gegen den Rand b1 geschoben. Der Meßflanke von e genau gegenüber liegt eine andere h, nur zeigt deren Anschlag nach der anderen Seite.
                              									Eine bei g angeordnete Spitze steht wie ersichtlich
                              									genau einer Gewindelücke gegenüber. Wird nun der Schnabel h bei der Marke c des Bolzenteiles an die
                              									Flanke b2 gesetzt, so
                              									bezeichnet die Spitze g, wie eine kleine Ueberlegung
                              									zeigt, einen Punkt der Gewindespirale, die dem voraussetzungsgemäß passenden Gewinde
                              									zukommt. Der Gewindestahl wird nun – bei eingeschalteter Leitspindel – so weit
                              									verstellt, daß, wenn die Drehbank mit der Leitspindel zieht, seine Spitze über den
                              									angemerkten Punkt läuft. In dieser Stellung wird das Gewinde fertig
                              									ausgeschnitten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 195
                              Abb. 2.
                              
                           2. Gewindelehre, besonders für feinere Gewinde. Zum Prüfen
                              									der Gewindetiefe und -Form dient das in Abb. 3
                              									dargestellte Werkzeug, das in folgender Weise angefertigt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 195
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 195
                              Abb. 4.
                              
                           Auf den äußeren Durchmesser einer kleinen flachen Scheibe wird zunächst das in Frage
                              									kommende Gewinde möglichst genau und sauber eingeschnitten. Von den so erzeugten,
                              									etwa fünf bis zehn Gewindegängen werden der erste und der letzte wieder weggedreht,
                              									und zwar so, daß zwei kurze zylindrische Ansätze von dem genauen Durchmesser des
                              									Gewindegrundes entstehen. Nach dem Härten des Stückes wird dieses um ½ der
                              									Gewindetiefe exzentrischer Einspannung überschliffen, wobei dann auf der mit 0
                              									bezeichneten Stelle das Gewinde bis auf den Grund entfernt ist, während es bei
                              										T unberührt bleibt. Ein mit dieser Lehre
                              									untersuchtes Gewinde ist voll ausgeschnitten, wenn, bei T gemessen, die vorher erwähnten kurzen zylindrischen Ansätze gerade
                              									anliegen. Das Anlegen der mehr oder weniger fortgeschliffenen Gewindegänge der Lehre
                              									läßt gegebenenfalls auch einen besseren Schluß über die Güte des erzeugten Gewindes
                              									zu. Das Werkzeug kann weiterhin auch noch dazu benutzt werden, den Gewindestahl
                              									gerade anzusetzen. Bekanntlich liefert ja ein schief gesetzter Stahl ein
                              									unsymmetrisches, sägezahnartiges Gewinde. Es wird die Lehre einfach etwa in der
                              									Linie 0 an einen zwischen die Drehbankspitzen gespannten zylindrischen Körper
                              									angelegt und dann der Gewindestahl nach den Gewindegängen der Lehre
                              									ausgerichtet.
                           3. Einstellehre für Hobelmaschinen. Die Höhenlehre (Abb. 4) soll Verwendung finden, wenn eine größere
                              									Anzahl gleichartiger Werkstücke zu bearbeiten sind, die Arbeitsflächen verschiedene
                              									Höhenlagen über der Tischfläche aufweisen. Die Anschläge d, bzw. c können je nach Erfordern
                              									ausgeschwenkt werden, jeder ist für ein bestimmtes Maß eingerichtet.
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Ueber die Ermüdung von Maschinenteilen. (Von A. Leon, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1917
                              									S. 192.) Der Titel des vor einem Jahre in Wien gehaltenen Vortrages gibt den Inhalt
                              									wenig glücklich wieder, die Arbeit bietet in erster Linie eine Zusammenstellung der
                              									in den letzten Jahren bekannt gegebenen Untersuchungsergebnisse über die Spannungs-
                              									bzw. Dehnungsverteilung in eingekerbten und durchlöcherten Flachstäben.
                              									Vorangestellt ist als eine Art Einleitung die Ludwiksche
                              
                              									Unterscheidung zwischen Tragfestigkeit, Ursprungsfestigkeit und
                              									Schwingungsfestigkeit, die bei den verschiedenen Eisensorten nach Föppl in dem Verhältnis 1 : 0,56 : 0,49 stehen.
                              									Tragfestigkeit ist die durch den gewöhnlichen Zerreißversuch festgestellte, sonst
                              									gewöhnlich Zerreißfestigkeit genannte, der Ausdruck Ursprungsfestigkeit entspricht
                              									dem in Deutschland mit Streckgrenze bezeichneten, und Schwingungsfestigkeit ist die
                              									bei dauernd wechselnder Beanspruchung zwischen demselben positiven und negativen
                              									Wert von Bauschinger bzw. dem Kgl. Materialprüfungsamt in
                              									Berlin-Lichterfelde ermittelte Festigkeit, bei der mindestens eine Million Wechsel
                              									ausgehalten wird.
                           Die Erhöhung der Spannung über die mittlere, die im Vortrag als Kerbziffer bezeichnet
                              									wird, bei seitlicher halbrunder Einkerbung oder bei Lochung in der Mitte von
                              									Flachstäben richtet sich nach dem sogenannten Kerbverhältnis der Breite des
                              									unverletzten Stabes zur kleinsten Breite an der Kerbstelle. Es gilt für Eisen:
                           
                              
                                 Kerbverhältnis
                                 ∞
                                 Kerbziffer
                                 2,65
                                 (Linser),
                                 
                              
                                 „
                                 8
                                 „
                                 2,5
                                 (Preuß),
                                 
                              
                                 „
                                 5
                                 „
                                 2,0
                                 (Leon).
                                 
                              
                           Der Einfluß eines Loches ist nahezu der gleiche wie der einer halbkreisförmigen
                              									Randkerbe. Die Ausnutzung des stehengebliebenen Querschnitts ist, wenn die berichtigten Werte der
                              										Preußschen Versuche allein zugrunde gelegt werden,
                              									die folgende:
                           
                              
                                 Kerbverhältnis
                                 8
                                 Ausnutzungsziffer
                                 0,35,
                                 
                              
                                 „
                                 4
                                 „
                                 0,31.
                                 
                              
                           Es werden dann noch Versuchsergebnisse von Bader und Leon sowie von Linser
                              									besprochen, die an Gummistreifen erhalten worden sind. Da die ermittelten
                              									Zahlenwerte nur von geringem technischen Interesse sind, so wird von einer
                              									Wiedergabe abgesehen. Erwähnt sei hierzu, daß der Berichterstatter an ziemlich hoch
                              									beanspruchtem lohgarem Treibriemenleder bei dem Kerbverhältnis 8,3 die Kerbziffer
                              									1,75 – freilich nur mit recht rohen Hilfsmitteln – fand.
                           Ferner werden noch zahlenmäßige Angaben gemacht über den Einfluß zweier benachbarter
                              									rechteckiger Löcher in einem gezogenen Gummistab bzw. gedrücktem Steinblock.
                           Stephan.
                           –––––
                           Normalien der Maschinenfabriken. Da in größeren Betrieben
                              									vielfach Maschinenteile der gleichen Art angefertigt werden müssen, ist das
                              									Bestreben berechtigt, bei deren Herstellung die Tätigkeit des Konstrukteurs
                              									auszuschalten und es diesem zur Pflicht zu machen, bei seinen Entwürfen
                              									normalisierte, d.h. bezüglich aller Abmessungen festgelegte Einzelteile zu
                              									verwenden. Es empfiehlt sich, die aus dem Erfahrungssatze der Fabriken
                              									hervorgegangenen Normalien, die treffend als „Stammteile“ bezeichnet werden,
                              									in Normaltabellen bzw. „Stammlisten“ zu verzeichnen. Dies bringt den Vorteil
                              									mit sich, daß der entwerfende Ingenieur hinsichtlich mancher Einzelheit seiner
                              									Konstruktion entlastet ist und seine ganze geistige Tätigkeit dem eigentlichen
                              									Arbeitszwecke, der Neuschöpfung, zuwenden kann. Demgegenüber verschwinden die
                              									Nachteile des Gebundenseins, sofern nur eine hinreichende Auswahl von Stammteilen
                              									vorhanden ist. Noch höher einzuschätzen sind indessen die Vorteile eines
                              									reichhaltigen Stammteillagers für den Betrieb, denn ein solches ermöglicht
                              									schnellste Herstellung und erleichtert die Innehaltung der Lieferfristen. Kleinere,
                              									im Entstehen befindliche Unternehmungen werden durch Inanspruchnahme von
                              									Stammteilfabriken wesentlich unterstützt, da sie sich anfänglich auf das
                              									Zusammenbauen gekaufter Einzelteile beschränken können. Bei diesem Verfahren ergibt
                              									sich für die liefernde Firma die Möglichkeit, zur Herstellung ihrer Erzeugnisse die
                              
                              									vorzüglichsten Spezialmaschinen zu beschaffen, was bei Beschränkung der Fabrikation
                              									auf den eigenen Bedarf vielleicht unmöglich wäre. Außer den erwähnten noch in der
                              									ersten Entwicklung begriffenen Kleinbetrieben werden aber auch ältere und
                              									umfangreichere Unternehmungen in Fällen plötzlichen starken Bedarfs eine
                              									Stammteilfabrik in Anspruch nehmen. Hierfür ist manchmal vielleicht auch der Wunsch
                              									maßgebend, etwas vom Rufe der liefernden Firma auf die eigenen Fabrikate zu
                              									übertragen. Eine unliebsame, durch die Art der Entwicklung allerdings erklärliche
                              									Zersplitterung in der Stammteilerzeugung tritt in letzter Zeit besonders in der
                              									Elektrotechnik hervor. Es werden vielfach für den gleichen Zweck bestimmte
                              									Maschinenteile in den mannigfaltigsten Ausführungen auf den Markt gebracht.
                              										(Ruppert in Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. Heft
                              									19.)
                           Schmolke.
                           –––––
                           Anleitung zur sparsamen Verwendung von Schmiermitteln.Abdampfentölung. Verhältnismäßig geringer Wert wurde vor
                              									dem Kriege auf die Wiedergewinnung des Oeles aus dem Abdampf gelegt. Man wandte
                              									Abdampfentöler meist nur an, um reines Kondenswasser zu erhalten, und nutzte das
                              									abfließende Oelwasser nicht aus. Die darin liegende Vergeudung des Oeles ist jetzt
                              									unbedingt zu vermeiden.
                           Es sollte angestrebt werden, daß zu jeder Dampfmaschine ein Abdampfentöler vorhanden
                              									ist. Dieser dient bei Auspuffmaschinen gleichzeitig als Schalldämpfer und verhindert
                              									zudem das Verschmutzen der Umgebung. Auch bei Kondensationsmaschinen ist trotz des
                              									häufig sehr beengten Raumes der Einbau von Abdampfentölern meist ohne
                              									Schwierigkeiten möglich. In vielen Anlagen enthält auch das aus Kühltürmen
                              									abfließende Wasser noch so viel Oel, daß das Abschöpfen lohnt.
                           Das so gewonnene Oel ist zunächst von Wasser zu befreien. Hierzu eignen sich größere
                              									Sammelbehälter, die durch Zwischenwände in einzelne Abteilungen zu zerlegen sind.
                              									Das Wasser tritt langsam durch diese Behälter hindurch, so daß das Oel an die
                              									Oberfläche steigt und abgefüllt werden kann. Durch Reinigung kann es dann wieder
                              									gebrauchsfähig gemacht werden.
                           Durch die Entölung von Abdampf und Kondenswasser lassen sich im allgemeinen 50 v. H.
                              									des zugeführten Oeles wiedergewinnen. Dieses Ergebnis kann nicht nur an
                              									Dampfmaschinen, sondern auch bei der Entölung verdichteter Gase an Kompressoren ohne
                              									Schwierigkeit erzielt werden.Vgl. hierzu D. p. J
                                    											Heft 26 (1916) S. 421 über elektrolytische
                                    									Kondenswasserentölung.
                           Graphitzusatz. Die Ansichten über die Zweckmäßigkeit des
                              									Zusatzes von Graphit zum Schmieröl sind geteilt. Während an vielen Stellen damit
                              									gute Erfahrungen gemacht und erhebliche Ersparnisse erzielt werden, berichten andere
                              									Stellen ungünstig über Graphitschmierung.
                           Als feststehend ist jedoch anzunehmen, daß für rauhe Zapfen und Lagerschalen sowie
                              									für das Einlaufen von Maschinen der Zusatz von Graphit zum Oel vorteilhaft ist. Der
                              									Graphit muß frei von mineralischen Beimischungen sein. In dieser Form greift er die
                              									Flächen nicht an, sondern füllt die vorhandenen kleinen Unregelmäßigkeiten aus und
                              									bildet dadurch einen glatten Ueberzug. Daneben besteht seine Wirkung darin, daß er
                              									eine unmittelbare Berührung der gleitenden Teile auch bei hoher Flächenpressung
                              
                              									verhindert. Bei Lagern, die zum Heißlaufen neigen, und beim Einlaufen kann daher
                              									durch Graphitzusatz viel Oel gespart werden.
                           Durch den Zusatz von Graphit bei Zylinderschmierung scheint ebenfalls eine ziemlich
                              									erhebliche Ersparnis möglich zu sein, die nach einzelnen Angaben bis zu 70 v. H.
                              									betragen soll. Es ist jedoch vorteilhaft, dem Oel nur wenig Graphit zuzusetzen, da der Graphit sich
                              									sonst in toten Winkeln ablagert oder Ballen bildet, die zu Störungen Anlaß geben
                              									können.
                           Der Graphit kann feingemahlen und geschlämmt oder als Lichtbogen-Graphit dem Oel
                              									unmittelbar beigemischt werden. Das Absetzen des Graphits hat man durch Rührwerke
                              									oder ähnliche Einrichtungen zu verhindern gesucht. Vorteilhafter ist die Verwendung
                              									von Graphit in der Form von „Emulsionen“. Unter allen Umständen ist
                              									Aufmerksamkeit bei der Verwendung angebracht, damit die Schmiernuten des Lagers sich
                              									nicht zusetzen und das Lager dann infolge mangelnder Schmierung warm läuft.
                           Bei Verwendung von Graphit sind die Oelleitungen möglichst ohne scharfe Krümmungen
                              
                              									und nicht ansteigend zu verlegen, da sonst Verstopfungen zu befürchten sind.
                              									Beachtenswert ist ferner, daß die Ausscheidung von Graphit aus dem Oel erheblich
                              									leichter stattfindet, wenn Säure oder Wasser zum Oel hinzutreten.Vgl. hierzu D. p J. Heft 4 (1916) S. 59, über
                                    											die Graphit-Oelpumpe und Heft 6 (1916) S. 97 über die Verminderung der
                                    											Reibung bei Verwendung von Acheson-Graphit in der Form von
                                    											„Oildag“.
                           Ersatzschmiermittel. Größere Bedeutung hat bisher die
                              									Erzeugung von Schmierölen aus Steinkohlenteer gewonnen. Zur Vermeidung von
                              									Abscheidungen, die hauptsächlich bei Temperaturen unter etwa + 5° auftreten, sind
                              									diese „Teerfettöle“ warm aufzubewahren. Eine ungünstige Wirkung der
                              									Abscheidungen auf die Schmierung ist bisher jedoch nicht festgestellt worden.
                              									Größere Kältebeständigkeit besitzt „Meiderol“, das auch zu den Teerfettölen
                              									gehört. Es ist bei einer Reihe von Hüttenwerken und Bergwerken bereits allgemein im
                              									Gebrauch.
                           Die Teerfettöle haben die Eigenschaft, daß die Viskosität mit steigender Temperatur
                              									erheblich abnimmt. Sie werden deshalb bei normalen Temperaturen etwas stärker
                              
                              									eingedickt, so daß sie bei den im Betriebe vorhandenen Lagertemperaturen noch
                              									genügende Zähigkeit besitzen. Beim Uebergang von gewöhnlichem Oel auf Teerfettöl
                              									reinige man vorher die betreffenden Lager.
                           Zur Zylinderschmierung sind Teerfettöle vorerst nicht geeignet. – Für Mühlen und
                              									andere Nahrungsmittelfabriken sind Teerfettöle nicht zu verwenden, weil die
                              									Nahrungsmittel leicht den scharfen Geruch der Teerfettöle annehmen.
                           Da das spezifische Gewicht des Teerfettöles größer als 1 ist, sinkt es im Wasser zu
                              									Boden. Deshalb sind in Lagern, die mit Wasser in Berührung kommen, Abänderungen in
                              									der Bauart erforderlich. Bei den Achsbüchsen von Eisenbahnwagen, in denen sich
                              									leicht Wasser ansammelt, hat man sich durch Einlegen von Holzrollen geholfen, die in
                              									der Flüssigkeit schwimmen und, durch den Zapfen in Drehung versetzt, Oel an den
                              									Zapfen fördern.
                           Wiederholt ist darüber geklagt worden, daß beim Gebrauch von Teerfettölen die
                              									Arbeiter, die damit umgehen, von einer Hautkrankheit, einer Art Ausschlag,
                              									befallen werden. Die Empfindlichkeit der Leute ist jedoch sehr verschieden;
                              									während manche stark darunter leiden, bleiben andere, die eine weniger empfindliche
                              									Haut besitzen, von Krankheitserscheinungen völlig frei. Deshalb empfiehlt es sich,
                              									besonders empfindliche Arbeiter von Arbeiten auszuschließen, die sie mit
                              									Teerfettölen in Berührung bringen. Im übrigen ist Wechseln der Kleider und
                              									sorgfältiges Reinigen der Hände ein gutes Vorbeugungsmittel.
                           Ueber Erfahrungen mit anderen Ersatzschmiermitteln gibt der „Technische Ausschuß
                                 										für Schmiermittelverwendung“ und der „Wissenschaftliche Beirat für
                                 										Schmierölversorgung“ auf Verlangen Auskunft.Vgl. auch D. p. J. Heft 7 (1916) S. 113 über
                                    											Erfahrungen mit Teerfettöl.
                           –––––
                           Bund der Elektrizitätsversorgungs-Unternehmungen Deutschlands,
                                 										E. V. Am 28. April fand in Berlin im Hause des Vereins deutscher Ingenieure
                              									unter dem Vorsitz des Generaldirektors Heck-Dessau die
                              									zweite ordentliche Mitgliederversammlung des Bundes der
                              									Elektrizitätsversorgungs-Unternehmungen Deutschlands statt. Der Bundesvorstand
                              									erstattete Bericht über die Tätigkeit des Bundes, der sich die wirtschaftspolitische
                              									Vertretung der privaten Elektrizitätsversorgungs- Unternehmungen Deutschlands zur
                              									Aufgabe gemacht hat. Der Mitgliederbestand weist wiederum eine ansehnliche Zunahme
                              									auf. In den beteiligten Betrieben sind ausweislich der Rechnungsabschlüsse mehr als
                              									2 ½ Milliarden Mark angelegt. Die Versammlung erledigte die satzungsmäßigen
                              									Geschäfte der ordentlichen Mitgliederversammlung; hieran schloß sich eine eingehende
                              									Besprechung über die Frage der Abwälzung der Kohlensteuer und über Tariffragen. Die
                              									Aussprache ergab, daß die Erzeugungs- und Betriebskosten durch den Krieg auf allen
                              									Gebieten in einem solchen Maße gestiegen sind, daß Mittel und Wege gefunden werden
                              									müssen, um hierfür einen Ausgleich zu schaffen.
                           –––––
                           Rechtzeitige Mitteilung an die Elektrizitätswerke. Die
                              									Leistungsfähigkeit der Elektrizitätswerke ist nicht unbegrenzt. Auch ist die Größe
                              									der Belastung maßgebend für die Anordnungen, welche die Betriebsleiter zu treffen
                              									haben. Die Werke dürfen daher nicht mit Mehrbelastung überrascht werden. Sobald irgendwo im Anschluß an die Elektrizitätswerke
                              									neue Maschinen mit größerem Verbrauch aufgestellt oder in Betrieb genommen werden
                              									sollen, ist deshalb vorher dem betreffenden Elektrizitätswerk Mitteilung zu machen.
                              									Das kann zum Beispiel telephonisch geschehen, doch wird dann empfohlen, diese
                              									Mitteilung am gleichen Tage noch schriftlich zu bestätigen.
                           –––––
                           Der Verein deutscher Ingenieure beabsichtigt demnächst
                              									eine ausführliche Lebensbeschreibung Max Maria von Webers
                              									nebst Auszügen aus seinen Schriften herauszugeben, ähnlich dem Büchlein, das er über
                              										Max Eyth seinerzeit veröffentlicht hat.