| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 207 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Zum 75. Geburtstage Carl Lindes. Am 11. Juni konnte
                              										Carl Linde, der Führer im Gebiete der Kältetechnik,
                              									seinen 75. Geburtstag feiern. Eine überaus fruchtbare, mit Erfolgen reich gesegnete
                              									Lebensarbeit liegt hinter ihm. Im Pfarrhause zu Berndorf in Oberfranken erblickte er
                              									das Licht der Welt als drittes Kind, dem noch sechs Geschwister folgten. Sieben
                              									Jahre später siedelte seine Familie nach Kempten über. Dort besuchte Carl Linde nach vorangegangenem Unterricht in der
                              									Volksschule und in einer privaten Lehranstalt von 1853 ab das Humanistische
                              									Gymnasium, das er, 19 Jahre alt, mit dem Zeugnis der Reife verlassen konnte. Die
                              									dort empfangene Vorbildung ließ in Hinsicht auf Mathematik und Naturwissenschaften
                              									viel zu wünschen übrig. Die Wahl des theologischen Berufs schien daher dem Vater Lindes weit aussichtsvoller als der Uebergang in eine
                              									praktische Laufbahn. Dennoch fügte er sich dem Wunsche seines Sohnes, als dieser,
                              									angeregt durch Besuche im Hause des Direktors d'Hengelière der Aktienbaumwollspinnerei Kempten, den festen Entschluß
                              									kundgab, Maschinenbauer zu werden. Zu diesem Zwecke bezog Linde zunächst das Polytechnikum zu Zürich, wo damals eine Reihe
                              									ausgezeichneter Gelehrter wirkten. Die Behandlung der Thermodynamik durch Clausius sowie die Vorträge Zeuners über die Theorie der Wärmekraftmaschinen waren ausschlaggebend für
                              									die spätere Entwicklung des mit begeisterter Hingabe Studierenden, der nach drei
                              									Jahren die Hochschule verließ, um sich in der Baumwollspinnerei Kottern seiner praktischen Ausbildung zu widmen.
                           Nach mehrmonatlicher Tätigkeit als Volontär gelang es Linde auf Empfehlung Reuleaux, mit dem ihn
                              									Beziehungen aus seiner Studienzeit verbanden, erst in der Werkstatt, dann im Büro
                              									der Maschinenfabrik A. Borsig zu Berlin eine Anstellung
                              									zu finden. Bald aber gab er die lehrreiche Tätigkeit daselbst auf, um 1866 in die
                              									Münchener Lokomotivfabrik Krauß & Co. einzutreten, da ihm dort ein Posten angeboten wurde,
                              									dessen Besoldung die Gründung eines eigenen Hausstandes ermöglichte. Während seiner
                              									Beschäftigung bei der genannten Firma gelang es Linde,
                              									einige nicht unwesentliche, zum Teil bleibende Verbesserungen erstmalig in den
                              									Lokomotivbau einzuführen. Er konnte daher mit Befriedigung vernehmen, daß die Kraußsche Maschine, die er persönlich 1867 zur
                              									Weltausstellung nach Paris geleitete, preisgekrönt aus dem dortigen Wettbewerbe
                              									hervorging. Dennoch verließ er den Konstruktionstisch, als der Plan, eine
                              									technische Hochschule in München zu gründen, eine greifbarere Gestalt annahm. Schien
                              									ihm doch die Tätigkeit als akademischer Lehrer der Gipfelpunkt des Berufslebens. Mit
                              									hoher Befriedigung erfüllte es ihn daher, als er am 24. August 1868 nach probeweiser
                              									Beschäftigung an der damals bereits bestehenden Ingenieurschule kaum 26-jährig zum
                              									außerordentlichen Professor an der polytechnischen Schule zu München ernannt wurde.
                              									Zwar betrug das Jahresgehalt zunächt nur 1000 Gulden, so daß Linde, um die Kosten des Haushaltes bestreiten zu können, zu einer
                              									aufreibenden nebenberuflichen Tätigkeit gezwungen war, die einen vorübergehenden
                              									Kräfteverfall zur Folge hatte. Auch die Freude an der unterrichtlichen Beschäftigung
                              									wurde anfänglich beeinträchtigt durch die weitgehende Zersplitterung, zu der das
                              									Fehlen von Lehrkräften den einzelnen Dozenten zwang. Jedoch bald nach Beendigung des
                              									deutschfranzösischen Krieges, während dessen sich Linde
                              									dem Sanitätsdienste zur Verfügung gestellt hatte, befreite diesen die Ernennung zum
                              									ordentlichen Professor von der Sorge um das tägliche Brot. Auch die berufliche
                              									Tätigkeit gestaltete sich erfreulicher infolge Abtrennung der Nebenfächer von der
                              									theoretischen Maschinenlehre, dem eigentlichen Gebiete Lindes. Noch während des Krieges hatte dieser im bayerischen Industrie-
                              									und Gewerbeblatte zwei die Teilnahme der Fachkreise erregende Abhandlungen
                              									veröffentlicht über die Höchstleistung von Kältemaschinen und die Mittel zu deren
                              									Erreichung. Der Großbrauer Gabriel Sedlmayr zu München
                              									ließ sich von der Bedeutung der Lindeschen Gedanken für
                              									das Brauereiwesen überzeugen und trug die Kosten für deren Verwirklichung, welche
                              									die Maschinenfabrik Augsburg übernahm. Die erste,
                              									praktisch durchaus brauchbare Kältemaschine der neuen Bauart wurde 1877 in der Dreherschen Brauerei zu Triest aufgestellt. Sie bedeutete
                              									einen wesentlichen Fortschritt sowohl in Hinsicht auf die Erzeugung der Kälte als
                              									auch auf deren Verwendung. Während nämlich bis zu jener Zeit die Kühlung lagernder
                              									Vorräte nur mit Hilfe von Natur- oder Kunsteis vorgenommen wurde, diente die
                              
                              									genannte Anlage der Luftkühlung. Die Erfolge, die Linde
                              									in den nächsten Jahren auch durch Vervollkommnung der Eismaschinen erzielte, legten
                              									ihm den Gedanken nahe, aus dem liebgewordenen Lehrfache auszuscheiden und an der
                              									industriellen Verwertung seiner Erfindungen teilzunehmen.
                           
                           1878 reichte er sein Entlassungsgesuch ein, um im nächsten Jahre nach Wiesbaden
                              									überzusiedeln zur Uebernahme des Vorstandes der Gesellschaft für Lindes Eismaschinen. Zunächst wurde der Bürobetrieb in
                              									bescheidenster Form mit einem Zimmer und einem Zeichner eröffnet. Bald aber mehrte
                              									sich die Zahl der Mitarbeiter. Eisfabriken in eigenem Unternehmen wurden gegründet
                              									und zahlreiche Lieferungen von Kälteanlagen für Brauereien, Schlachthäuser usw.
                              									erfolgten weit über die Grenzen Deutschlands und Europas hinaus. Rudolf Diesel war in jenen Tagen als Vertreter der
                              									Gesellschaft zu Paris tätig. Als aber allmählich die wissenschaftliche, auf die
                              									Vervollkommnung der Kältetechnik zielende Arbeit des Gesellschaftvorstandes immer
                              									mehr hinter der geschäftlichen Seite zurücktreten mußte, entschloß sich Linde im Jahre 1890 zur Rückkehr nach München, um seine
                              									Kraft einer beschränkten Unterrichtstätigkeit an der Hochschule sowie der
                              									experimentellen Forschung in der Kälteversuchsstation des durch ihn zu Weltruf
                              									gelangten Unternehmens zu widmen. Dies Laboratorium ist als die Geburtsstätte der
                              									Technik der tiefen Temperaturen anzusehen. Da deren Entwicklung in D. p. J. Bd. 331
                              									S. 269 eingehend behandelt wurde, sei hier nur kurz darauf hingewiesen, wie überaus
                              									viel die Gasverflüssigungsindustrie Linde zu verdanken
                              									hat, und wie bedeutungsvolle Aufgaben der gegenwärtige Krieg diesem
                              									Fabrikationszweige stellt in Hinsicht auf die Lieferung von Sauerstoff zur autogenen
                              									Metallbearbeitung, von Oxyliquit zu Sprengzwecken, von Stickstoff zur Herstellung
                              									künstlichen Düngers usw. Trotz unausgesetzter Arbeit in München und seit 1901 auf
                              									der Versuchsstation in Höllriegelskreuth war Linde auch
                              									auf anderen Gebieten erfolgreich tätig. Ihm verdankt das physikalischtechnische
                              									Laboratorium der Münchener Hochschule seine Gründung, in dem manche überaus
                              									wertvolle Erkenntnis mit Hilfe vorbildlicher Versuchseinrichtungen gewonnen wurde.
                              									Seiner Anregung ist es auch zuzuschreiben, daß der ausgezeichnete Münchener
                              									Experimentator M. Jacob als Mitarbeiter in die
                              									physikalisch-technische Reichsanstalt aufgenommen und dadurch dem Ingenieur ein
                              									gewisser Einfluß auf die Tätigkeit des genannten Instituts eingeräumt wurde. Ganz
                              									besonders sei auch der Verdienste Lindes um die Gründung
                              									des deutschen Museums in München gedacht, das der historischen Entwicklung von
                              
                              									Forschung und Industrie gewidmet ist. Zahlreiche Ehrungen sind dem berühmten
                              									Gelehrten im Laufe der Jahre zu Teil geworden, der die verdiente Ruhe des Alters
                              									benutzt hat, um auf seinem Landsitz in der Villenkolonie Prinz Ludwigshöhe am
                              									Isartale für seine Kinder und Mitarbeiter Aufzeichnungen „aus seinem Leben und
                                 										von seiner Arbeit“ niederzuschreiben. (Linde, Aus
                              									meinem Leben und von meiner Arbeit, München 1917.)
                           Schmolke.
                           –––––
                           Taschenlampenbatterien. Der Verbrauch von elektrischen
                              									Taschenlampen und den zugehörigen Batterien hat im gegenwärtigen Kriege eine
                              									außerordentliche Steigerung erfahren. Diese Batterien bestehen, wie Professor
                              									K. Arndt in der Chemiker-Zeitung 1916 S. 1017 bis
                              									1019 berichtet, fast ausschließlich aus Leclanché-Trockenelementen. Ihre Elektroden bestehen aus Zink und Kohle, und
                              									zwar hat das Zink die Form eines kleinen Becherchens, das zugleich als Behälter des
                              									Elementes dient. Die Kohlenelektrode wird von einem Stäbchen aus Bogenlichtkohle
                              									gebildet, das mit einem Gemisch von feingepulvertem Braunstein (als Depolarisator)
                              									und Graphit umpreßt, mit Gazestoff umwickelt und mit Fäden umschnürt ist. Diese
                              									sogenannte „Puppe“ füllt das Zinkbecherchen fast aus. Der schmale ringförmige
                              									Zwischenraum wird mit dem Elektrolyten, einer durch Mehl verdickten Lösung von
                              									Chlorammonium und Chlorzink, dem sogenannten „Schleim“, angefüllt. Zur
                              									Verhütung von Kurzschluß wird die Puppe durch dünne Gummiringe oder Streifen von
                              									Preßspan bzw. Pappe von dem Zinkbecher getrennt. Eine kleine Metallkappe, die auf
                              									den paraffinierten Kopf des Kohlenstäbchens aufgesetzt ist, dient zur
                              									Stromableitung. Drei dieser Elemente werden in der Regel zur Speisung einer 3,5
                              									Volt-Lampe zu einer Batterie vereinigt, indem sie mit Sägespänen und Pappe umhüllt
                              									und oben mit Pech vergossen werden. Auf Grund einer Vereinbarung der mehr als 50
                              									deutschen Fabrikanten, von denen die meisten sich während des Krieges zu einem
                              									Verband zusammengeschlossen haben, werden die Abmessungen dieser Batterien so
                              									gewählt, daß sie in jedes normale Lampengehäuse hineinpassen. Die im Handel
                              									erhältlichen Batterien zeigen oft sehr ungleiche Leistungen; die besten Erzeugnisse
                              									vermögen eine 0,2 Amp.-Lampe bei ununterbrochener Entladung etwa 5 Std. lang, bei
                              									der üblichen unterbrochenen Entladung 7 bis 8 Stunden lang zu versorgen.
                              									Minderwertige Batterien liefern oft nur 1 bis 2 Stunden lang genügenden Strom. Die
                              									Beseitigung dieser Mißstände hat sich der Fabrikantenverband zur Aufgabe gemacht,
                              									der seit kurzem auch eine unter Aufsicht seiner Prüfstelle hergestellte
                              										„Verbandsbatterie“ auf den Markt bringt. Die elektromotorische Kraft
                              									einer guten Batterie beträgt vor der Entladung etwa 4,5 Volt und beträgt bei
                              									sachgemäßer Lagerung auch nach drei bis sechs Monaten noch über 4 Volt. Im Laufe der
                              									Entladung fällt die Sannung anfangs rasch, später langsamer; ist sie auf 1,5 Volt
                              									gesunken, so muß die Batterie unbedingt erneuert werden.
                           Um die Leistungsfähigkeit einer Taschenlampenbatterie zu prüfen, entlud man sie
                              									bisher in der Regel mit einer 0,2 Amp.-Lampe, bis die Klemmenspannung nur noch 1,5
                              									Volt betrug, und betrachtete diese ununterbrochene Entladungsdauer als Maßstab für
                              									die Leistung der Batterie. Für wissenschaftliche Zwecke empfiehlt es sich dagegen,
                              									die Batterie über einem regelbaren Widerstände mit einer konstanten Stromstärke von
                              									0,2 Amp. zu entladen. Bei diesem Verfahren kann man auch mehrere Batterien
                              									hintereinander in denselben Stromkreis einschalten, wobei jeder dieser Batterien die
                              
                              									gleiche Strommenge entzogen wird. Allerdings muß man entsprechend der sinkenden
                              									Spannung den Widerstand in bestimmten Zeitabständen verkleinern, um die Stromstärke
                              										von 0,2 Amp.
                              									konstant zu erhalten, doch wird diese Unbequemlichkeit durch die sonstigen Vorteile
                              									der Methode wettgemacht. Je nach dem gewählten Prüfungsverfahren erhält man
                              									verschiedene Werte für die Entladungszeit; die letztere Methode, bei der die
                              									Batterie weit stärker beansprucht wird, liefert eine um rund 30 v. H. kleinere
                              									Entladungszeit als die erste Methode. Dies ist jedoch für den Vergleich
                              									verschiedener Batterien auf ihre Leistungsfähigkeit nicht von Belang. Um dem
                              									Einwand, daß die Batterien im praktischen Gebrauch immer nur wenige Augenblicke
                              									benutzt werden und sich in den nachfolgenden Ruhepausen wieder erholen, zu genügen,
                              									hat Verfasser vorgeschlagen, die nach dem obigen Prüfungsverfahren ermittelte
                              									Stundenzahl zu verdoppeln, so daß also eine Batterie, die drei Stunden lang
                              									ununterbrochen 0,2 Amp. bis zu 2 Volt abwärts liefert, mit der Bezeichnung „6
                                 										Stunden Brenndauer“ versehen werden dürfte. Auf diese Weise würde auf Grund
                              									exakter Messung ein ungefähr das Richtige treffender Stundenwert erhalten und
                              									betrügerischen Uebertreibungen entgegengetreten. Die Taschenlampenelemente haben bei
                              									Verwendung guter Rohstoffe und sachgemäßer Herstellung eine recht große
                              									Leistungsfähigkeit, so erhielt Verfasser bei einer guten Batterie (Ladenpreis 65
                              									Pf.) eine Leistung von drei Wattstunden bis zur völligen Erschöpfung.
                           Die bei der Entladung vor sich gehenden chemischen Veränderungen des Elektrolyten
                              									sowie der Elektroden bedingen ein Anwachsen des inneren Widerstandes. von anfangs
                              									0,6 auf mehr als 2 Ohm, namentlich infolge von Krustenbildung auf der Oberfläche der
                              									Puppe. Diese Krustenbildung macht sich um so störender bemerkbar, je stärker die
                              									Batterie beansprucht wird, und ist bei Kurzschluß besonders stark; aus diesem Grunde
                              									ist die von den Händlern oft benutzte „Kurzschlußprobe“ zur Gütebestimmung
                              									der Elemente durchaus verwerflich. Die Beschaffenheit des Graphits hat auf den
                              									inneren Widerstand der Batterie großen Einfluß, und zwar kommt es nicht allein auf
                              									den Aschengehalt des Graphits an, sondern auch auf seine physikalische
                              									Beschaffenheit, wie die vom Verfasser ausgeführten Leitfähigkeitmessungen zeigen.
                              									Auch die Reinheit des verwendeten Braunsteins ist von Bedeutung. Dieser sowie das
                              									Zink werden nur zum Teil bei der Entladung der Elemente ausgenutzt, weshalb es sehr
                              									wünschenswert wäre, daß die ausgebrauchten Batterien im Felde nicht achtlos
                              									weggeworfen, sondern zur Wiedergewinnung des darin enthaltenen Zinks, Graphits und
                              									Braunsteins eingesammelt werden.
                           Sander.
                           –––––
                           Tiegellose Schmelzöfen mit Gasfeuerung. Da durch den Krieg
                              									die Einfuhr von Graphittiegeln in die Zentralstaaten unterbunden wurde und die für
                              									die Herstellung solcher erforderlichen Rohstoffe in Deutschland und
                              									Oesterreich-Ungarn einerseits nur in sehr beschränkter Menge zur Verfügung stehen,
                              									andererseits sich als wenig geeignet erwiesen, so entschlossen sich viele
                              									Metallgießereien dazu, tiegellose Schmelzöfen zu verwenden, in denen zwar leicht
                              									verdampfende Metalle einen starken Abbrand erfahren, die aber das
                              									Niederschmelzen von Einsätzen bis 1000 kg gestatten. Allerdings mußte die früher
                              									vorwiegend übliche Beheizung derartiger Schmelzöfen mit Roh- oder Teeröl infolge
                              									Knappheit der flüssigen Brennstoffe vielfach durch Gasfeuerung ersetzt werden. Bei
                              									einer solchen Umgestaltung der Ofenanlage wird dem Gase Preßluft unter einem Drucke
                              									von 400 bis 1500 mm WS zugeführt, damit die Verbrennung schnell und in einem
                              									verhältnismäßig kleinen Raum stattfindet. Sofern Temperaturen von mehr als 1200° C
                              									erzielt werden sollen, ist ein Vorwärmen der Preßluft notwendig. Nach der Bauweise
                              									unterscheidet man Trommel- und Pfannenöfen. Bei ersteren sind der Brenner sowie die
                              									Austrittsöffnung für die Feuergase so angeordnet, daß diese in achsialer Richtung
                              									durch die Trommel geführt werden. Bisweilen werden die Flammen vor dem Verlassen des
                              									Ofens noch zur Rückkehr nach der Eintrittsseite gezwungen, so daß man Anlagen mit
                              									durchgehender und zurückkehrender Flamme unterscheiden kann. Bei den Pfannenöfen ist
                              									eine tangentiale Führung der Heizgase vorgesehen. Diese treten meist durch zwei
                              									Brenner in den Ofen ein und durchströmen ihn in kreisender Bewegung. Die für beide
                              									Bauarten benutzten Brenner müssen bei geringer Baulänge eine gute Durchmischung von
                              									Gas und Luft gewährleisten. Auch darf ihr Einbau an Stelle eines bisher benutzten
                              									Oelbrenners keine Schwierigkeiten verursachen. Insbesondere muß man berücksichtigen,
                              									daß der Gasanschluß erschwert wird, weil die Oefen kippbar gelagert sind, um ein
                              									bequemes Ausgießen des Schmelzgutes zu ermöglichen. Die Abgase der Oefen können zum
                              									Vorwärmen der Tiegel benutzt werden, die das geschmolzene Metall aufnehmen sollen.
                              									Ferner geben sie ihre Wärme in dem meist aus Gasrohren bestehenden Winderhitzer an
                              									die von einem Ventilator gelieferte Preßluft ab. Ein Ofen für einen Einsatz von 760
                              									kg einer Legierung, deren Schmelzpunkt zwischen 1300 und 1360° C liegt, wies einen
                              									Gasverbrauch von 36 m3 für 100 kg Metall auf. Die
                              									Vorheizzeit war 15 Min. Das Einsetzen des Schmelzgutes dauerte 20 Min. und das
                              									Niederschmelzen 2 ½ Std. Die Temperatur der Verbrennungsgase betrug im Ofen 1380 bis
                              									1440° C, beim Eintritt in den Winderhitzer 1250°C und bei dessen Verlassen 330 bis
                              									360° C. Die Preßluft wurde bis 295° vorgewärmt. Außer der Erneuerung der
                              									Ofenausmauerung war bisher eine Reparatur nicht erforderlich, trotzdem die Anlage
                              									seit Juni 1916 fast täglich in Betrieb gesetzt wurde. Die Brennstoffkosten für 100
                              									kg Einsatz betrugen bei diesem von der Düsseldorfer Maschinenbauanstalt Poetter einer österreichischen Metallgießerei gelieferten
                              									Ofen 5,20 K. Demgegenüber würde das Schmelzen der gleichen Metallmenge bei
                              									Verwendung von Rohöl einen Aufwand von 5,70 K. erfordern und bei Teerölfeuerung
                              									sogar. 7,63 K. kosten. Allerdings ist zu berücksichtigen, daß dieser Berechnung der
                              									hohe Kriegspreis der flüssigen Brennstoffe zugrunde gelegt wurde. Indessen würden
                              									auch die Kosten der Gasfeuerung bei längerem ununterbrochenem Schmelzbetriebe noch
                              									wesentlich sinken. Eine Aufgabe der Gasfachmänner wird es sein, die durch den
                              									Krieg erleichterte Einführung der tiegellosen Oefen mit Gasfeuerung zu einem
                              									dauernden Erfolge des durch sie vertretenen Industriezweiges zu gestalten. (Aspek in Zeitschrift des Vereins der Gas- und
                              									Wasserfachmänner in Oesterreich und Ungarn Heft 9.)
                           Schmolke.
                           –––––
                           Ueber die Verwendung der Affinorrechnung zur Lösung technischer
                                 										Aufgaben. (J. Spielrein, Elektrotechnik u.
                              									Maschinenbau 35, 161 bis 166, 1917.) Die Vektorrechnung war noch vor zwanzig Jahren
                              									ein wenig benutztes Werkzeug. Seitdem hat sie sich auch in Technikerkreisen mehr und
                              									mehr verbreitet. Insbesondere haben es sich die Vertreter der technischen Mechanik
                              									und die Elektrotechniker angelegen sein lassen, den Nutzen der Vektormethoden und
                              									der vektoranalytischen Darstellung an zahlreichen Anwendungen klarzulegen. Nun
                              									begegnet man aber einer Reihe von Aufgaben, die zur koordinatenfreien Behandlung der
                              									Vektoren höherer Ordnung bedürfen, der sogenannten Affinoren, deren Analysis zuerst
                              									von Gibbs entwickelt worden ist. Was man unter einem
                              									Affinor zu verstehen hat, kann man rein anschaulich deuten als Deformation eines
                              									elastischen Körpers, in Analogie zur Schiebung und Drehung eines starren Körpers,
                              									die durch einen Vektor dargestellt werden. Analytisch kann man sich den Affinor so
                              									klar machen: Man verstehe unter \frakfamily{e}_1,\ \frakfamily{e}_2,\
                                 										\frakfamily{e}_3 drei Einheitsvektoren, die aufeinander senkrecht
                              									stehen und ein Rechtssystem bilden, dann stellt bekanntlich
                              										\frakfamily{A}=a_1e_1+a_2e_2+a_3e_3 einen beliebigen Vektor
                              									von der Länge A=\sqrt{{a_1}^2+{a_2}^2+{a_3}^2} dar. Ebenso sei
                              										\frakfamily{B}=b_1e_1+b_2e_2+b_3e_3 ein Vektor, dann ist
                              									wohlbekannt, was das skalare Produkt \frakfamily{A\,B} und das
                              									Vektorprodukt [\frakfamily{A\,B}] zu bedeuten haben. Der Affinor
                              										\frakfamily{A,\,B} dagegen ist das dyadische Produkt der
                              									beiden Vektoren, also
                              										\frakfamily{A\,B}=a_1b_1\frakfamily{e}_1\frakfamily{e}_1+\,.\,.\,.\,.\,+a_2b_3\frakfamily{e}_2,\
                                 										\frakfamily{e}_3+a_3b_2\,\frakfamily{e}_3,\,
                                 										\frakfamily{e}_2+\,.\,.\,.. Streng genommen ist dies erst eine Dyade.
                              									Der allgemeine Affinor ist die Summe von drei solchen Dyaden. Um nun mit diesen
                              									Affinoren rechnen zu können, muß man Rechenregeln aufstellen, zum Beispiel die, daß
                              									das skalare Produkt (\frakfamily{e}_1,\ \frakfamily{e}_1)\
                                 										\frakfamily{e}_1=\frakfamily{e}_1\ (\frakfamily{e}_1,\
                                 										\frakfamily{e}_1)=\frakfamily{e}_1 oder
                              										(\frakfamily{A},\,\frakfamily{B})\,\frakfamily{C}=\frakfamily{A}\,(\frakfamily{B},\,\frakfamily{C})
                              									wird, also einen Vektor darstellt. Der Divergenz und dem Rotor der Vektoranalysis
                              									entsprechen affinoranalytische Bildungen, die man Traktor und Vortex genannt hat.
                              									Dann entspricht zum Beispiel dem Satz der Vektoranalysis: Ist ein Vektor wirbelfrei,
                              									so kann man den Vektor als Gradienten eines Skalars darstellen, der Satz der
                              									Affinoranalysis: Ist ein Affinor vortexfrei, so kann man den Affinor als
                              									Nablaaffinor eines Vektors darstellen. Ebenso wie der Rotor eines Vektors
                              									quellenfrei ist, ist der Vortex eines Affinors traktorfrei. Als Beispiel betrachtet
                              									der Verfasser das Trägheitsmoment eines starren Körpers sowie die Deformation und
                              									den Spannungszustand eines elastischen Körpers.
                           Wer sich genauer über diese Dinge unterrichten will, dem sei das Lehrbuch der
                              									Vektorrechnung von Spielrein empfohlen, das vor
                              									kurzem im Verlage von K. Wittwer, Stuttgart erschienen
                              									ist.
                           E. Jahnke.
                           –––––
                           Kohlenstaubfeuerung. Im amerikanischen Ingenieurverein zu
                              									New York wurde kürzlich ein Vortrag über Kohlenstaubfeuerung im Eisenbahnbetriebe
                              									gehalten, und dabei wurde darauf hingewiesen, daß durch diese Feuerungsart
                              									wesentliche Ersparnisse erreicht werden könnten, bei möglichster Vermeidung von
                              									Rauchbildung und Funkenauswurf. Zur Kohlenstaubfeuerung sind fast alle Kohlensorten
                              									verwendbar. Die Herstellungskosten des Kohlenstaubes, der die Feinheit und
                              									Trockenheit des Portlandzementes besitzen soll, werden, auf etwa 1 M für 1 t Kohle
                              									veranschlagt. In drei bis vier Minuten kann der Lokomotivtender mit 15 t Kohlenstaub
                              									aufgefüllt werden. Aus dem Tender wird der Kohlenstaub durch Förderschnecke der
                              									Lokomotivfeuerbüchse zugeführt und vorher noch mit Druckluft gemischt. Jede solche
                              									Brennstoffzuführung kann in der Stunde etwa 200 bis 1500 kg Kohlenstaub in den
                              									Verbrennungsraum der Lokomotive einführen. Je nach Lokomotivgröße sind bis zu sechs
                              									solche Leitungen vorhanden. In 45 bis 60 Minuten nach dem Anheizen der Lokomotive
                              									steigt die Dampfspannung auf 14 at bei einer Anfangstemperatur des Kesselwassers von
                              									5° C. Durch Verwendung von Kohlenstaub ergibt sich eine gleichmäßigere Feuerung, die
                              									die Zugkraft der Lokomotive erhöht und den thermischen Wirkungsgrad verbessert.
                           Die Versuchsergebnisse der folgenden Tabelle wurden mit einer 5/5 gekuppelten
                              									Lokomotive von 14000 kg Zugkraft erhalten. Die Treibräder hatten dabei 1750 mm
                              									Durchmesser. Durch Kohlenstaubfeuerung wurde die Zugkraft der Lokomotive um 10 v. H.
                              									erhöht.
                           
                              
                                 
                                 Kohlenstaub
                                 
                              
                                 Nr. 1
                                 Nr. 2
                                 Nr. 3
                                 
                              
                                 FeuchtigkeitsgehaltFlüchtige
                                    											BestandteileKohlenstoffgehaltAschengehaltSchwefelgehaltHeizwert
                                 v. H.„„„„WE/kg
                                 0,424,7268,436,851,968179
                                 0,8136,2758,295,440,687955
                                 0,5924,3665,0510,490,847721
                                 
                              
                                 Zurückgelegte StreckeWagenzahl des
                                    											ZugesZuggewichtZuggeschwindigkeitDampfspannungDampftemperaturVerfeuerte
                                    											Kohlenmenge i. d. Std.
                                 kmtkm/Std.atCkg
                                 21306117204213,943001485
                                 6866518104013,593051390
                                 6406017603313,702991585
                                 
                              
                           Kohlenstaubfeuerung hat außerdem in den letzten Jahren bei verschiedenen Schmelzöfen
                              									Verwendung gefunden. Dabei wurde festgestellt, daß mit Kohlenstaubfeuerung eine
                              									gleichmäßigere Temperatur als mit Gasfeuerung erreicht wird. Kohlenstaub kann um die
                              									Hälfte billiger hergestellt werden als Generatorgas. Eine Kohle mit 0,64 v. H.
                              									Feuchtigkeit, 35 v. H. flüchtigen Bestandteilen, 50 v. H. Kohlenstoff, 5 v.
                              									H. Asche und 1,36 v. H. Schwefel bei einem Heizwerte von etwa 8000 WE gab hier gute
                              									Ergebnisse. (Engineering 1917 I S. 3 bis 5.)
                           W.
                           –––––
                           Zersetzungserscheinungen an Gußeisen. Die vielfach als
                              										„Graphitierung“ des Gußeisens, „Spongiose“ oder
                              										„Eisenkrebs“ bezeichnete Erscheinung, daß das Gußeisen allmählich in eine
                              									weiche, stumpfgraue, mit dem Messer schneidbare Masse umgewandelt wird, die mitunter
                              									so spröde ist, daß sie zwischen den Fingern zerrieben werden kann, ist neuerdings
                              									von Bauer und Wetzel
                              									untersucht worden. Dabei zeigte sich, daß dieser Zersetzungsvorgang an die Gegenwart
                              									von Feuchtigkeit in tropfbar flüssiger Form gebunden ist, und daß es gleichgültig
                              									ist, ob es sich um graues, graphitreiches, oder um „weißes“ völlig
                              									graphitfreies, oder um sogenanntes „halbiertes“ graphitarmes Gußeisen
                              									handelt. Bei dem Zersetzungsvorgang wird die größere Menge der im Eisen vorhandenen
                              									metallischen Stoffe herausgelöst, und nur. ein Teil davon findet sich in dem
                              									Zersetzungserzeugnis wieder. So werden über 80 v. H. Eisen, danach aber auch Mangan
                              									und Silizium in hohem Grade durch Lösung entfernt, während der Rest der Stoffe in
                              									oxydischer Form zurückbleibt. Die Graphitierung ist ein dem eigentlichen Verrosten
                              									ganz ähnlicher Vorgang. Wahrscheinlich ist überhaupt die oberflächliche Umwandlung
                              									in eine weiche Masse eine unmittelbare Begleiterscheinung jeder Rosterscheinung bei
                              
                              									Gußeisen. Wie dort werden die als Jonen in Lösung gehenden metallischen Bestandteile
                              									teils direkt an Ort und Stelle oxydiert, teils nach Entführung vom Elektrolyten an
                              									anderer Stelle als Oxyde zur Abscheidung gebracht. Die ersteren lagern sich zwischen
                              									den Graphitblättchen ab, die nicht angegriffen werden und daher im zersetzten
                              									Material noch zu erkennen sind, und verdichten sich dort zu einer festen, mürben
                              
                              									Masse. Das Graphitnetzwerk hält dabei im grauen Gußeisen die anfangs schwammigen
                              									Oxydationsprodukte zusammen, während im weißen Eisen der Zementit (der unlöslichen
                              									Verbindung Eisenkarbid) diese Rolle übernimmt.
                           Elektrische (vagabundierende) Ströme beschleunigen die Zersetzung, wenn das Eisen die
                              									Anode bildet, ebenso die Berührung der gußeisernen Gegenstände mit anderen Metallen
                              									und Legierungen, sofern diese auf der edleren Seite in der Spannungsreihe stehen.
                              									Wesentlich beeinflußt wird der Vorgang durch die Art der Flüssigkeit, die das Eisen
                              									angreift, wenn dabei von außen stammende elektrische Ströme einwirken können. Als
                              									gute Leiter begünstigen so stark salzhaltige Flüssigkeiten, wie Seewasser, die
                              									Zersetzung weit stärker als gewöhnliches Wasser.
                           Im Innern gußeiserner Rohre, durch die Flüssigkeiten fließen, hat man die
                              									beschriebenen Zersetzungserscheinungen fast nie beobachtet, offenbar weil hier die
                              									entstehenden Oxydationsprodukte und mit ihnen die sie zunächst festhaltenden
                              									Graphitblättchen abgewaschen und fortgeschwemmt werden, sich also nicht zu kompakten
                              									Massen verdichten können. So kommt es, daß sich diese Massen stets nur an den
                              
                              									Außenwandungen vorfinden, wenn diese mit Feuchtigkeit in tropfbar flüssiger Form in
                              									Berührung gekommen sind, namentlich an Rohren, die von feuchtem Erdreich umgeben
                              									sind.
                           Die Gefügeuntersuchung hat gezeigt, daß die Zersetzung im grauen Gußeisen stets den
                              									Graphitblättern folgt und sich von da aus weiter verbreitet. (Ferrum XIV, S. 1
                              									ff.)
                           Loebe.
                           –––––
                           Brennstoff und Verbrennungsvorgang. Die Verbrennung der
                              									Kohle war bereits der Gegenstand eingehender Forschung und die bei einer solchen
                              									Verbrennung auftretenden chemischen Prozesse sind in ihrem Verlaufe vollkommen
                              									bekannt. Seit der Entwicklung des Explosionsmotors und vor allem der
                              									Gleichdruckmaschine haben nun auch die flüssigen Brennstoffe an Bedeutung gewonnen.
                              									Die Kenntnis des Verbrennungsvorganges bei flüssigen Brennstoffen ist aber zurzeit
                              									noch nicht lückenlos.
                           Die Brennstoffe bestehen aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Die Mannigfaltigkeit der
                              									Brennstoffe beruht auf der Eigenschaft der Kohlenstoffatome, sich zu
                              									Kohlenstoffkernen zu vereinigen, an denen dann die Wasserstoffatome sich angliedern.
                              									Das Atomgewicht des Wasserstoffes ist 1, das des Kohlenstoffes 12. Die Atome binden
                              									sich nun bekanntlich in Zahlen Verhältnissen, die dem Atomgewicht oder einem
                              									Vielfachen davon entsprechen. In Tabelle 1 ist für die hauptsächlichen Brennstoffe
                              									das Verhältnis der chemischen Aequivalente H zu C berechnet. Es ist dabei deutlich zu ersehen, wie die
                              									Fähigkeit des Vergasens und der flüssige Aggregatzustand abhängig ist vom
                              
                              									Wasserstoffgehalt.
                           Die flüssigen Brennstoffe bestehen zum Unterschiede von den festen Brennstoffen nur
                              									aus Kohlenstoff und Wasserstoff, sie sind die eigentlichen Kohlenwasserstoffe.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 Zusammensetzungin v. H.
                                 Aequival.-VerhältnisH\,:\,\frac{C}{12}
                                 
                              
                                 KohlenstoffC
                                 DisponiblerWasserstoffH
                                 
                              
                                 Benzin
                                 85,0
                                 15,0
                                 2,12
                                 
                              
                                 Petroleum
                                 85,0
                                 14,0
                                 1,97
                                 
                              
                                 Gasöl
                                 86,0
                                 13,0
                                 1,81
                                 
                              
                                 Rohes Erdöl (Kalifornien)
                                 83,6
                                 11,5
                                 1,65
                                 
                              
                                 Xylol (C8H10)
                                 90,6
                                   9,4
                                 1,25
                                 
                              
                                 Benzol (C6H6)
                                 92,3
                                   7,7
                                 1,00
                                 
                              
                                 Steinkohlenteeröl
                                 87,0
                                   6,9
                                 0,95
                                 
                              
                                 Naphthalin (C10H8)
                                 93,8
                                   6,2
                                 0,80
                                 
                              
                                 Westfälische Fettkohle
                                 88,0
                                   4,1
                                 0,56
                                 
                              
                                 Braunkohle
                                 64,0
                                   2,2
                                 0,41
                                 
                              
                                 Torf
                                 62,0
                                   2,0
                                 0,38
                                 
                              
                                 Anthrazit
                                 94,0
                                   2,6
                                 0,33
                                 
                              
                                 Holz
                                 50,0
                                   0,5
                                 0,12
                                 
                              
                                 Zechenkoks
                                 96,0
                                   0,0
                                 0,00
                                 
                              
                           
                           Im einfachsten Falle ist ein Kohlenwasserstoff eine geradlinige Kette, die der
                              									Formel CnH2 n + 2
                              									entspricht, wie die Tabelle 2 zeigt.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Bezeichnung und Formel
                                 H : C
                                 Siedepunkt
                                 
                              
                                 Methan C1H4
                                     4 : 1
                                    – 164°
                                 
                              
                                 Aethan C2H6
                                     3 : 1
                                    – 93°
                                 
                              
                                 Propan C3H8
                                 2,66 : 1
                                    – 45°
                                 
                              
                                 Butan C4H10
                                 2,50 : 1
                                    + 1°
                                 
                              
                                 Pentan C5H12
                                 2,40 : 1
                                    + 38°
                                 
                              
                           Die Eigenschaften der Kohlenwasserstoffe hängen nicht allein von der Zahl der
                              									Kohlenstoffatome, sondern auch von ihrer gegenseitigen Stellung und Bindung ab. Der
                              									bekannte Kohlenwasserstoff Benzol hat einen ringförmigen Aufbau mit sechs
                              									Kohlenstoffatomen, von denen sich wiederum eine ganze Reihe von Verbindungen
                              									ableitet, zum Beispiel Naphthalin, Tuluol usw. Die ringförmigen Kohlenwasserstoffe
                              									ergeben keine so gute Verbrennung wie die kettenförmigen Kohlenwasserstoffe. Die
                              									Verbrennung der Kohlenwasserstoffe setzt ihre Vergasung voraus. Auch in der
                              									Gleichdruckmaschine tritt diese auf, nur ist in diesem Falle die Vergasung kein
                              									einfacher Vorgang. Bei der hohen Verdichtungstemperatur tritt eine ganze oder
                              									teilweise Vergasung des Treiböles vor der Verbrennung ein. Bei dieser Vergasung
                              									werden die großen Moleküle in kleinere zerfallen, die leichter und schneller
                              									verbrennen.
                           Die festen Brennstoffe haben gegenüber den flüssigen Brennstoffen sehr wenig
                              									Wasserstoffgehalt, wie die Tabelle 3 zeigt.
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 
                                 Gehalt an
                                 
                              
                                 Kohlen-stoff
                                 Wasser-stoff
                                 Sauer-stoff
                                 freienWasserst.
                                 
                              
                                 Holz
                                 50,0
                                 6,0
                                 44,0
                                 0,5
                                 
                              
                                 Torf
                                 59,0
                                 6,0
                                 35,0
                                 1,6
                                 
                              
                                 Braunkohle
                                 65,0
                                 6,0
                                 29,0
                                 2,4
                                 
                              
                                 Steinkohle
                                 85,0
                                 5,5
                                 9,5
                                 4,3
                                 
                              
                                 Magerkohle
                                 90,0
                                 4,0
                                 6,0
                                 3,2
                                 
                              
                                 Anthrazit
                                 93,0
                                 3,5
                                 3,5
                                 3,1
                                 
                              
                           Durch Hinzutreten des Sauerstoffs erhalten die festen Brennstoffe wesentlich andere
                              									Eigenschaften als die flüssigen Brennstoffe. Ein Teil des Wasserstoffs wird durch
                              									den im Brennstoff enthaltenen Sauerstoff gebunden. Es ist deshalb hier zwischen
                              									freiem und gebundenem Wasserstoff zu unterscheiden. Der freie Wasserstoff berechnet
                              									sich nach der Gleichung: -\frac{\mbox{Sauerstoff}}{8}. Nur der
                              									freie Wasserstoff hat Einfluß auf den Heizwert des festen Brennstoffes. Beim
                              									Erwärmen verhalten sich die festen Brennstoffe nicht einheitlich. Sie zerfallen
                              									dabei in Gas, Koks und Teer. Bei der Erwärmung der flüssigen Brennstoffe entsteht
                              									keine chemische Zersetzung. Sie können im festen, flüssigen und gasförmigen
                              									Zustande auftreten. Naphthalin, Paraffin, Anthracen and noch andere feste
                              									Brennstoffe, die sich durch Erwärmung unzersetzt schmelzen lassen, rechnet man
                              									deshalb auch zu den flüssigen Brennstoffen. (Zeitschrift d. Ver. deutscher Ing. 1917
                              									S. 266 bis 271.)
                           W.
                           –––––
                           Die Metallindustrie der Niederlande in und nach dem
                                 										Kriege. Die niederländische Metallindustrie hat sich in den letzten Jahren
                              									gut entwickelt, ist aber für den Bezug von Rohstoffen wie Roheisen, Stahlblöcken und
                              									Koks sowie Halbfabrikaten (Trägern, Profil- und Stabeisen, Kessel- und
                              									Schiffsblechen und Röhren) auf das Ausland angewiesen. Hieraus haben sich während
                              									des Krieges große Schwierigkeiten ergeben. Denn während die Bestellungen wegen des
                              									Fortfalls des ausländischen Wettbewerbes immer mehr zunahmen, wurde die Zufuhr von
                              									Rohstoffen und Halbfabrikaten stetig kleiner.
                           Schiffe wurden soviel bestellt, daß die Werften auf Jahre hinaus besetzt sind. Aber
                              									auch die Maschinen- und Kesselfabrikation ist sehr beschäftigt, und auch die
                              									elektrische Industrie dehnte sich aus, und zwar nicht nur die Herstellung von
                              									Glühlampen, sondern auch die von Dynamos, Elektromotoren, Transformatoren,
                              									elektrischen Kabeln und Drähten, Schaltvorrichtungen usw. In anderen Betriebszweigen
                              									dagegen stockte der Absatz nach dem Auslande, so bei den großen Werften für
                              									Baggermaterial und Hafenausrüstungen, weltbekannten holländischen Spezialitäten.
                              									Diese haben dann zum Teil Handelsschiffe gebaut oder Heereslieferungen übernommen.
                              									Andere, wie die Fabrik von van Berkels Patent, die sonst
                              									Fleischschneidemaschinen herstellt, haben sich auf die Anfertigung von Maschinen für
                              									die Metallbearbeitung gelegt.
                           Die größte Schwierigkeit ist augenblicklich die Beschaffung von Eisen und Stahl,
                              									wofür die Niederlande zurzeit fast ganz auf das Ausland angewiesen sind.
                           Um Preistreibereien im Inlande zu verhindern, wurden sofort nach Errichtung der
                              									staatlichen Verteilungsstelle Höchstpreise festgesetzt, die einen guten Gewinn für
                              									die Händler ermöglichten und außerdem später noch um 35 v. H. erhöht wurden,
                              									trotzdem aber vielfach umgangen wurden. Die Vereinigung von Metallindustriellen
                              									errichtete eine Einkaufsgenossenschaft, die sich nicht nur während des Krieges,
                              									sondern auch nachher von Nutzen erweisen wird.
                           Was die Zukunft anbetrifft, so dürfte die Knappheit an Rohstoffen zunächst keine
                              									Milderung erfahren. Augenblicklich sind auf niederländischen Werften über 400 000
                              									Tons Schiffe im Bau. Ohne dem Schutzzoll das Wort zu reden, ist eine aktive
                              									Ausfuhrpolitik der Regierung notwendig. Die Regierung hat in den Erzeugnissen der
                              									Landwirtschaft und Fischerei, aber auch in kolonialen Erzeugnissen wie Zinn, Gummi,
                              									Chinarinde, Kopra, Tee usw. Tauschwaren von hohem Werte in der Hand. Dabei könnten
                              									bestehende Organisationen wie die N. O. T. und die Nyverheidskommissie zur
                              									Unterstützung herangezogen werden. Von großem Nutzen für die Selbständigkeit der
                              									niederländischen Metallindustrie wäre es auch, wenn der vielerörterte Plan eines
                              									Hochofen- oder Stahlwerkes nach dem Kriege zustande käme.
                           Die Regierung muß ferner über sichere Unterlagen verfügen, und deswegen muß die jetzt
                              									sehr mangelhafte Handelsstatistik verbessert werden, wozu der Grundstein in den
                              									neuen Gesetzen über die Ein- und Ausfuhrstatistik und über die statistische Abgabe
                              									gelegt worden ist. Auch die N. 0. T., die Nyverheidskommissie und die verschiedenen
                              									Verteilungsstellen haben viel Material während des Krieges gesammelt, das später von
                              									Nutzen sein kann.
                           Ferner kann die Industrie unterstützt werden durch Ausbildung von geschickten
                              									Arbeitern, Werkmeistern und Betriebsleitern, durch Entwicklung des Konsulatswesens,
                              									durch Gründung technischer Handelsbureaus im Ausland, durch den weiteren Ausbau der
                              									Messe in Utrecht usw.
                           In Baggergerätschaften und Zuckermaschinen ist der niederländische Name bereits
                              									befestigt. Was den Schiffbau anbelangt, so wird dieser wohl kaum nach dem Kriege das
                              									wohlfeile Material wie früher erhalten. Namentlich die Werften für die Rhein- und
                              									sonstige Binnenschiffahrt werden darunter leiden, da bei diesen die Nachfrage
                              									nicht so groß sein wird wie bei den Werften für Seeschiffe. Der Bau von Maschinen,
                              									Kesseln und Motoren wird mit dem Schiffbau Hand in Hand gehen. Jetzt schon genießen
                              									niederländische Oelmotoren, sowohl große wie kleine, auch im Auslande viel Ansehen.
                              									Außerdem haben die großen Werften und Maschinenfabriken neuerdings die Herstellung
                              									von Dampfturbinen in die Hand genommen. Hierbei ist das Vorbild der Schweiz zu
                              									befolgen, die sich durch ihre Qualitätsarbeit ein großes Absatzgebiet geschaffen
                              									hat.
                           Alles in allem verlangt die neue Zeit auch von der niederländischen Industrie neue
                              									Anstrengungen, wenn sie sich auf ihrem Platz behaupten und weiter ausdehnen will.
                              									(Nach einem Artikel in Nr. 17 und 18 der Zeitschrift „In en Uitvoer“ vom 25.
                              									April u. 2. Mai 1917.)
                           –––––
                           Der Verein deutscher Kupferschmiedereien und
                                 										Apparatebauanstalten (Sitz Hannover) hielt vom 2. bis 3. Juni d. J. zu
                              									Magdeburg seine dritte Kriegstagung ab zur Pflege der Sonderinteressen des
                              									Apparate-, Leitungs- und Brennereibaues, der Metallgießerei und der
                              									Kleinbetriebe.