| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 227 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau
                        
                     
                        
                           Ueber den gegenwärtigen Stand der Schneidbrennerpatente in
                                 
                                 										Deutschland berichtet Th. Kautny in der
                              									Zeitschrift Autogene Metallbearbeitung 1916 S. 162. Durch das Erlöschen des DRP. 137
                              									588 des Cöln-Musener
                                 										Bergwerk-Aktienvereins zu Creuztal, das später
                              									von der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron erworben wurde, ist die Verwendung solcher Schneidbrenner, die
                              									mit reiner Brenngasflamme arbeiten und bei denen ein Strahl von reinem Sauerstoff
                              									inmitten dieser Flamme, aber ohne Vermischung mit dem Brenngase der Brennerdüse
                              									entströmt, für jedermann frei geworden. Das DRP. 216 963 der Deutschen Oxhydric-A.-G. und der Chemischen
                              									Fabrik Griesheim-Elektron schützt dagegen eine
                              									Brennerkonstruktion, bei der zum Vorwärmen des Eisens bereits ein Gemisch von
                              									Brenngas und Sauerstoff verwendet wird, während der Schneidsauerstoff durch ein
                              									besonderes Rohr, das konzentrisch innerhalb des Brenngas-Sauerstoffrohres oder neben
                              									diesem angeordnet ist, zugeführt wird. Somit hat die Verwendung solcher
                              									Schneidbrenner, bei denen Brenngas ohne Sauerstoffbeimischung benutzt wird und bei
                              									denen der Schneidsauerstoff durch ein zweites Rohr zugeführt wird, das neben oder
                              									innerhalb des Brenngasrohres liegt, keine Patentverletzung zur Folge.
                           Sander.
                           
                           Granate imUnterstande. Herr Feldw.-Leutnant Horlitz von einer Scheinwerferabteilung hat durch photographische
                              									Aufnahmen einen Vorgang an der Front festgehalten, den wir seiner Merkwürdigkeit
                              									wegen mit freundlicher Erlaubnis des genannten Herrn in den beistehenden Abbildungen 1 und 2
                              									wiedergeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 228
                              Abb. 1.
                              
                           Eine feindliche 15 cm-Granate ist in den Sehschlitz eines Betonunterstandes gefahren
                              									und hat sich dort ohne wesentliche Formänderung festgeklemmt. Ist schon soweit der
                              									Vorgang als eigentümlich zu betrachten, da die Granate, beim Auftreffen erst aus
                              									ihrer stark gekrümmten Flugbahn in die annähernd wagerechte Lage abgelenkt werden
                              									mußte, so wird er dadurch noch zu einem Zufall höheren Grades, daß die Granate
                              									gleichzeitig ein Blindgänger war. Ein Zusammentreffen mehrerer an sich besonderer
                              									Umstände, das den Vorgang trotz der durch die massenhafte Tätigkeit der Artillerie
                              									in diesem Kriege aufs Höchste gesteigerten Möglichkeiten zu einem einzigartigen
                              									macht.
                           Da sich kein Mittel zur schnellen gefahrlosen Beseitigung der Granate aus ihrer
                              									Klemme bot, so wurde sie durch einen Sprengkörper vernichtet, dessen Wirkung auf den
                              									Sehschlitz zusammen mit der von der Granate selbst das zweite, aus etwas größerem
                              									Abstande aufgenommene Bild zeigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 228
                              Abb. 2.
                              
                           R.
                           –––––
                           Ueber eine Betriebstörung an einer
                                 										Schwefligsäure-Kältemaschine berichtet die Zeitschrift Eis- und
                              									Kälte-Industrie 1916 S. 121. An einer Kältemaschine von 120 000 Kai. Stundenleistung
                              									trat nach langjährigem Betriebe eine Schwächung der Kolbenstange und im
                              
                              									Zusammenhange hiermit eine Erweiterung der Grundbüchse des Kompressorzylinders ein,
                              									wodurch das Dichthalten der Stopfbüchse trotz wiederholter Erneuerung der
                              									Baumwollpackung Schwierigkeiten bereitete. Durch die Erweiterung der Grundbüchse
                              									gelangten nun Teile des zur Einfettung der Baumwollzöpfe dienenden Maschinenspeckes
                              									mit in den Zylinder und von hier aus durch das Druckrohr in den Kondensator sowie
                              									schließlich in die unteren Verdampferschlangen. Hier entstand nach und nach eine
                              									vollständige Verstopfung der unteren Rohrreihe sowie des Verteilungsstückes, so daß
                              									nur noch durch die mittleren Rohre eine geringe Menge flüssigen Schwefeldioxyds in
                              									die Verdampferschlange gelangen konnte. Die Ablagerung wurde durch die Einwirkung
                              									der Kälte so hart, daß sie nur mittels Bohrer und Stoßeisen entfernt werden konnte.
                              									Da die Rohre nicht einzeln gereinigt werden konnten, wurden mit Hilfe eines
                              									Schneidbrenners in die untere Rohrreihe in Abständen von je 1 m Löcher eingebrannt,
                              									durch die nun die Reinigung der. Rohre erfolgte. Nach Entfernung des abgelagerten
                              									Schmutzes wurden die Löcher autogen zugeschweißt und hierauf jede Rohrschlange noch
                              									zur Sicherheit mittels Dampfstrahles einzeln ausgeblasen. Die durch die Reparatur
                              									hervorgerufene Betriebstörung war, da noch eine Aushilfanlage vorhanden war, nicht
                              									so empfindlich, doch waren die entstandenen Kosten recht erheblich, weshalb man die
                              									Auswechselung von Kolbenstangen nicht zu lange hinausschieben sollte.
                           Sander.
                           –––––
                           Ueber die Steinkohlengasindustrie in Italien entnehmen wir
                              									der Zeitschrift Glückauf 1916 S. 968 folgende Angaben. Die Erzeugung an Gas und
                              									Nebenprodukten in den Jahren 1900 bis 1914 entwickelte sich folgendermaßen:
                           
                           
                              
                                 Jahr
                                 Leuchtgas
                                 Gaskoks
                                 Teer
                                 
                              
                                 1900
                                 193,98 Mill. m3
                                 487831 t
                                 31853 t
                                 
                              
                                 1905
                                 256,80 Mill. m3
                                 591984 t
                                 42712 t
                                 
                              
                                 1910
                                 327,81 Mill. m3
                                 763983 t
                                 62894 t
                                 
                              
                                 1914
                                 374,59 Mill. m8
                                 823275 t
                                 70603 t
                                 
                              
                           Trotzdem Italien ganz auf ausländische, und zwar hauptsächlich auf englische Kohle
                              									angewiesen ist, hat sich die Leuchtgasindustrie ebenso wie die Brikettfabrikation
                              									und die Kokerei in den letzten Jahren recht gut entwickelt. Die Gaserzeugung hat
                              									sich, wie obige Zusammenstellung zeigt, seit dem Jahre 1900 fast verdoppelt, in
                              									nahezu dem gleichen Umfange stieg die Kokserzeugung und noch größer ist die
                              									Steigerung der Teererzeugung, was daher rührt, daß auch die in Destillationen
                              									gewonnene Teermenge in obigen Zahlen mit enthalten ist. Die Kokserzeugung für
                              									metallurgische Zwecke betrug im Jahre 1913 fast 500000 t gegenüber 25000 t im Jahre
                              
                              									1901. Die Kokereien auf der Insel Elba sowie in Piombino sind für die Gewinnung von
                              									Nebenerzeugnissen eingerichtet; die Erzeugung an Schwerölen betrug im Jahre 1914
                              
                              									5900t.
                           Sander.
                           –––––
                           Abdampfverwertung. In der chemischen Großindustrie spielt.
                              									die wirtschaftliche Verwertung der Abdampf- und Kondensatwärme eine wichtige Rolle.
                              									Es handelt sich hier nicht allein um Kraftbetriebe, sondern es werden dabei auch
                              									große Wärmemengen zum Kochen, Heizen und Trocknen verbraucht.
                           Der Betrieb gestaltet sich besonders wirtschaftlich, wenn Kraftversorgung und
                              									Wärmeanlage verbunden sind, und zwar in der Weise, daß der Wärmeverbrauch für
                              									Heizen, Kochen usw. ganz oder teilweise durch Abdampf gedeckt werden kann. Das
                              									Trocknen von Rohstoffen oder das Heizen der Arbeitsräume, das bisher in vielen
                              
                              									Fällen mit Frischdampf geschieht, kann billiger durch warme Luft erfolgen, die durch
                              									Einbau eines Luftkondensators in der Auspuffleitung einer Dampfmaschine, oder durch
                              									Anordnung eines solchen zwischen Niederdruckzylinder und Dampfkondensator erhalten
                              									wird.
                           Damit der Luftkondensator keinen ungünstigen Gegendruck auf die Dampfmaschine ausübt,
                              									muß sein freier Querschnitt etwa zweimal so groß sein als der Querschnitt des
                              
                              									Abdampfrohres. Die Luftkondensatoren, durch, die die Luft mittels Ventilatoren
                              									hindurchgetrieben wird, können nach dem Gleichstrom- oder Gegenstromprinzip gebaut
                              									werden.
                           Die Größe des Luftkondensators für die Erwärmung der erforderlichen Luftmenge wird
                              
                              									bedingt durch den mittleren Temperaturunterschied zwischen Luft und Abdampf, durch
                              									die Wärmedurchgangszahl und die Geschwindigkeit, mit der die Luft durch die
                              									Heizrohre strömt. Der Reibungswiderstand in den Röhren nimmt mit dem Quadrat der
                              									Luftgeschwindigkeit zu. Deshalb wird in diesem Falle die Luftgeschwindigkeit nicht
                              									größer als 6 m/Sek. angenommen.
                           
                              
                                 Luftgeschwindigkeitim
                                    											Luftkondensatorm/Sek.
                                 Wärmedurchgangs-zahlWE/m2
                                 Druckverlust durchReibung und
                                    											Stoßmm/WS.
                                 
                              
                                   1
                                   598
                                   0,1
                                 
                              
                                   2
                                 1017
                                   0,4
                                 
                              
                                   3
                                 1410
                                   1,0
                                 
                              
                                   4
                                 1767
                                   1,7
                                 
                              
                                   5
                                 2106
                                   2,5
                                 
                              
                                   6
                                 2427
                                   3,7
                                 
                              
                                   7
                                 2749
                                   5,0
                                 
                              
                                   8
                                 3052
                                   7,0
                                 
                              
                                   9
                                 3347
                                   8,5
                                 
                              
                                 10
                                 3641
                                 10,0
                                 
                              
                                 11
                                 3927
                                 12,0
                                 
                              
                                 12
                                 4203
                                 15,0
                                 
                              
                                 13
                                 4480
                                 17,0
                                 
                              
                                 14
                                 4757
                                 20,0
                                 
                              
                                 15
                                 5015
                                 23,0
                                 
                              
                           Die vorstehende Zahlentafel enthält die entsprechenden Wärmedurchgangszahlen und
                              									Luftwiderstände für Luftgeschwindigkeiten von 1 bis 15 m/Sek., bei Verwendung von
                              									Abdampf von 0,1 at und einer Lufterwärmung von – 10 auf + 30 ° C. (Zeitschrift für
                              									Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1917 S. 145 bis 147.)
                           W.
                           –––––
                           Versuche über den Straßenwiderstand von Lastkraftwagen auf
                                 										verschiedenen Straßen. (Nach „Der Motorwagen“ 1917 S. 123.) Die im
                              									Masachusetts Institute of Technologie in Boston angestellten Versuche wurden mit
                              									einem elektrisch angetriebenen Chassis von rund 500 kg Gewicht durchgeführt, das mit
                              									Vollgummireifen von rund 90 cm  ausgerüstet war. Zuerst wurde auf dem
                              									Versuchsstand durch Antrieb des frei aufgehängten Wagens von außen der
                              									Eigenwiderstand des ganzen Wagengetriebes ermittelt. Der so festgestellte
                              									Energieverbrauch wurde bei der Auswertung der Fahrversuche in Abrechnung gebracht,
                              									so daß die untenstehenden Formeln den reinen Straßenwiderstand einschließlich des in
                              									den angegebenen Grenzen ziemlich geringen Luftwiderstandes enthalten.
                           Die für die verschiedenen Straßendeckungen im Bericht veröffentlichten Kurven lassen
                              									sich für die in Deutschland gebräuchlichen Pflasterarten mit genügender Genauigkeit
                              									durch die folgenden Formeln darstellen.
                           
                              
                                 Straßendeckung
                                 Straßenwiderstandin kg/t
                                 Festgestelltzwischenkm/Std.
                                 
                              
                                 Asphalt
                                 14½ + ¼V
                                 16 < V < 24
                                 
                              
                                 Holz
                                 18 + ¼V
                                 16 < V < 23
                                 
                              
                                 Gute Macadamchaussee
                                 24 – ⅔V + 1/30V2
                                 14 < V < 23
                                 
                              
                                 Schlechte Macadamchauss
                                 28 – ¼ V + 1/50V2
                                 14 < V < 24
                                 
                              
                                 Granitsteine in Zement
                                 17½ + 1/40V2
                                 15 < V < 23
                                 
                              
                                 Weiche Landstraße
                                 36½ – ¾V + 1/30 V2
                                 13 < V < 21
                                 
                              
                                 Kopfsteine
                                 29 – ⅔V + 1/15 V2
                                 13 < V < 20
                                 
                              
                           Stephan.