| Titel: | Ueber mit Biegung verbundene Schwingungen von Wellen. | 
| Autor: | Gümbel | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 235 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber mit Biegung verbundene Schwingungen von
                           								Wellen.
                        Von Professor Dr. Ing. Gümbel, Charlottenburg.
                        GUEMBEL: Ueber mit Biegung verbundene Schwingungen von
                           								Wellen.
                        
                     
                        
                           Die Betrachtungen sollen auf den Fall einer kreiszylindrischen widerstandslos
                              									drehbar gelagerten wagerechten Welle vom Durchmesser d,
                              									der Länge l, der Masse M1 und dem Elastizitätsmodul E und einer in der Mitte zwischen den beiden Lagern
                              									starr und gleich gerichtet mit der Welle verbundenen kreiszylindrischen Masse M2 beschränkt werden.
                              									Dieses System können wir uns unter der Annahme ähnlicher Biegungslinien für die
                              									gleichförmig verteilte Wellenmasse und die Einzelmasse ersetzt denken durch eine
                              									massenlose Welle von den elastischen Eigenschaften der wirklichen Welle und durch
                              									eine in der Mittelebene zwischen den Lagern mit der Welle starr verbundenen
                              
                              									Masse
                           
                              M=\frac{48}{\pi^2}\,.\,M_1+M_2\,\sim\,\frac{M_1}{2}+M_2,
                              
                           die wir uns zunächst in einem Punkt in der Wellenachse
                              									vereinigt denken wollen. Dieses System wird unter dem Einfluß der Erdanziehung der
                              									Masse M sich so verbiegen, daß die Wellenmitte sich
                              									um
                           
                              h=\frac{M}{g\,.\,C}=\frac{M}{g\,.\,\left(\frac{3\,.\,\pi\,.\,E\,.\,d^4}{4\,.\,l^3}\right)}
                              
                           gegenüber den Lagern senkt. Diese Durchsenkung kann als
                              									unabhängig davon, ob die Welle sich dreht, angesehen werden. Der bei der Drehung
                              									vorhandene Einfluß der Zeit auf die Deformation wird sich in dem Sinne äußern, daß
                              									beim Uebergang der gedrückten Faser zur gezogenen eine völlige Ausbildung der
                              									Dehnung, beim Uebergang der gezogenen Faser zur gedrückten eine völlige Ausbildung
                              									der Zusammendrückung nicht eintritt. Damit vergrößert sich der Krümmungshalbmesser
                              									und verkleinert sich der Durchhang der elastischen Linie. Wird diese
                              									Gleichgewichtslage durch einmaligen äußeren Anstoß gestört, so kehrt die Masse nach
                              									im allgemeinen mehrfachen Schwingungen. um die Gleichgewichtslage wieder in diese
                              									zurück, wobei die Anstoßenergie durch die dämpfenden Kräfte verzehrt wird. Erfolgt
                              									der Anstoß nicht einmalig, sondern fortdauernd in gleichen Zeitabschnitten
                              									aufeinanderfolgend, so werden durch denselben synchrone Schwingungen der Masse erzwungen. Die
                              									Schwingungsausschläge stehen mit den statisch aus der Größe des Anstoßes
                              									berechenbaren Auslenkungen in keinem unmittelbaren Zusammenhang und können
                              									ebensowohl größer wie kleiner als diese sein. Fällt der Rhythmus des dauernden
                              									Anstoßes mit dem Rhythmus zusammen, in welchem die einmalig angestoßene Masse in
                              									ihre Gleichgewichtslage zurückschwingt, so ist der Zustand der kritischen Schwingung gegeben, welcher dadurch
                                 										gekennzeichnet ist, daß die Massenkräfte mit den elastischen Kräften in jedem
                                 										Augenblick im Gleichgewicht sind und die Anstoßenergie ausschließlich zur
                                 										Deckung der mit jeder Schwingung verbundenen Dämpfungsarbeit Verwendung
                                 										findet. Ein im Rythmus der Eigenschwingung des Systems auf die Masse
                              									wirkender Anstoß vergrößert den Schwingungsausschlag so lange, bis die Anstoßarbeit
                              									der Dämpfungsarbeit gleich ist: erfolgt der Anstoß nicht im Rythmus der
                              									Eigenschwingung, so muß ein Teil des Anstoßes zur Massenbeschleunigung oder Massen
                              									Verzögerung verwendet werden.
                           Der Schwingungsausschlag der kritischen Schwingung ist nicht der absolut größte: bei
                              									kleinen Dämpfungen unterscheidet sich jedoch der größte Ausschlag nur um geringes
                              									von dem bei der kritischen Geschwindigkeit erzielten, und die Periodenzahl, welche
                              									dem größten Schwingungsausschlag entspricht, kann ohne großen Fehler als die
                              									Periodenzahl der kritischen Schwingung angesehen werden. Es erscheint deshalb
                              									richtig, den Begriff der kritischen Geschwindigkeit wie oben, zu definieren.
                           Das gekennzeichnete System ist auf dreierlei Art schwingungsfähig:
                           
                           1. Die Masse erhält einen Anstoß in einer Achsebene: die Masse schwingt in der
                              									Ebene des Anstoßes (ebene Schwingung).
                           2. Die Masse erhält einen Anstoß in einer wagerechten durch den Massenstoßpunkt
                              									gelegten Ebene: neben der Schwingung nach 1. pendelt die Masse um die Lagerung der
                              									Welle (Pendelschwingung).
                           3. An der Masse greift eine Kraft an, welche senkrecht auf der Biegungsebene steht:
                              									die Masse beschreibt eine Schwingung in einer ebenen Kreis- oder spiralartigen Kurve
                              									(umlaufende Schwingung).
                           Die drei Arten von Schwingungen können gleichzeitig nebeneinander bestehen und
                              									überlagern sich, da die Deformationen lineare Funktionen der Kräfte, sind
                              									ungestört.
                           Eine vierte Art von Schwingungen ist von KerrKerr, W. On the
                                    											Whirling Speeds of Loaded Shafts. Engineering (101) 1916 p. 224: aus
                                    											zahlreichen Zuschriften an den Verlag der gleichen Zeitschrift seien
                                    											hervorgehoben: Stodola p. 386, hierzu p. 420,
                                    											ferner: Morley p. 287, hierzu p. 407, Carter p. 410. behauptet, von StodolaStodola: Neuere Beobachtungen über die kritischen
                                    											Umlaufzahlen von Wellen: Schweizerische Bauzeitung (68) 1916 p. 197 und
                                    											209. zunächst zurückgewiesen, später angenommen worden. Eine
                              									greifbare Anschauung über die Art dieser Schwingung liegt nicht vor; sie soll
                              									bedingt sein durch den Einfluß der Erdanziehung und dadurch gekennzeichnet, daß ihre
                              									Periodenzahl in einem bestimmten Verhältnis zu derjenigen der ebenen Schwingung
                              									steht.
                           
                        
                           1. Die ebene Schwingung.
                           Die Gesetze der ebenen Schwingung unseres Systems lassen sich leicht überblicken,
                              									wenn man die Bewegung des Massenmittelpunktes als Projektion
                                 										einer mit konstanter Winkelgeschwindigkeit den Massenmittelpunkt der Ruhelage
                                 										umlaufenden Kreisbewegung auf die Schwingungsebene auffaßt. (Vgl. hierzu
                              									des Verfassers: Ebene Transversalschwingungen stabförmiger Körper, Jahrbuch der
                              									Schiffbautechn. Gesellschaft 1901.) Betrachten wir sogleich den allgemeinen Fall der erzwungenen Schwingung im widerstehenden
                                 										Mittel. Eine ebene Schwingung ist dann nur möglich, wenn eine periodisch
                              									veränderliche äußere Kraft in einer Achsebene auf die Masse wirkt. Das Gesetz des
                              									zeitigen Verlaufs dieser periodischen Kraft ist für unsere Betrachtung nicht von
                              									Bedeutung, da wir die periodisch veränderliche Kraft nach der Fourierschen Reihe in eine Einzelkraft und in eine Reihe harmonischer
                              									Einzelkräfte von dem Einfachen oder ganzzahligen Vielfachen der vorgelegten Periode
                              									auflösen können. Die Einzelkraft erzwingt eine konstante Durchbiegung, jede
                              									harmonische Kraft eine harmonische ebene Schwingung ihrer Periode. Alle
                              									Deformationen lagern sich ungestört übereinander, so daß man durch Addition der
                              									gleichzeitig infolge der Einzelkraft und der harmonischen Kräfte der verschiedenen
                              									Perioden vorhandenen Ausschläge den gesuchten Ausschlag der Masse unter dem
                              
                              									Einfluß der gegebenen periodisch veränderlichen Kraft als Funktion der Zeit
                              									besitzt.
                           Ebenso wie die Deformationen können wir auch die Deformationsgeschwindigkeiten und
                              									die Beschleunigungen, also auch die Kräfte als Projektion von an der Kreisbewegung
                              									teilnehmenden Fahrstrahlen von Geschwindigkeiten bzw. Kräften auffassen und so die Aufgabe der Bestimmung des Gleichgewichtszustandes des
                                 										schwingenden Massenpunktes auf die Bestimmung des Gleichgewichts eines ruhenden
                                 										Punktes zurückführen.
                           Legen wir senkrecht zur Lagerverbindungslinie eine Mittelebene durch das System, auf
                              									die wir die Bewegungen abbilden, so erscheinen auf dieser Ebene (Abb. 1) 1. der Durchstoßpunkt O der Ruhelage (gemeinsamer Punkt der Wellenmitte und der Masse) senkrecht
                              									unter dem Aufhängepunkt (Verbindung der Lagermitten), 2. der Durchstoßpunkt W der Bewegung um h aus
                              									dem Durchstoßpunkt der Ruhe ausgelenkt, zugleich Schwerpunkt des Systems.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 236
                              Abb. 1.Kräfteplan der erzwungenen ebenen Schwingung im widerstehenden
                                 										Mittel
                              
                           An dem System greifen an:
                           1. Die den Durchstoßpunkt der Ruhe mit dem der Bewegung verbindende elastische
                              									Zentralkraft C ∙ h ferner an dem Durchstoßpunkt der
                              									Bewegung;
                           2. die Zentrifugalkraft M ∙ ω2 h;
                           3. die Dämpfungskraft k ω ∙ h, welche um 90° dem
                              									Schwingungsausschlag nacheilt, also ihren Höchstwert mit der
                              									Schwingungsgeschwindigkeit erreicht. Die Dämpfung ist hier als lineare Funktion der
                              									Winkelgeschwindigkeit ω  angeschrieben: es ist aber
                              									grundsätzlich ohne Bedeutung, ob k konstant oder selbst
                              									eine Funktion von ω oder h
                              									ist. Die Dämpfungskraft ist bedingt durch die innere und äußere Reibung des
                              									Systems.
                           4. Die äußere, die Schwingung erzwingende Kraft P um
                              									einen Winkel σ der elastischen Kraft C ∙ h nacheilend.
                           
                              Die Lage des Durchstoßpunktes der Ruhe O zum Aufhängepunkt hat keinen Einfluß auf die Gleichgewichtslage. Die
                                 										Schwingung erfolgt um den als festliegend anzusehenden Durchstoßpunkt der Ruhe
                                 											O.
                              
                           
                           Aus Abb. 1 lassen sich nunmehr unmittelbar die
                              									Gleichgewichtsbedingungen anschreiben,
                           I. M ω2
                              									h – C h P cosσ = 0 . . (1)
                           II. k ω h – P sinσ = 0  . . . . . (2)
                           woraus
                           \mbox{tg}\,\sigma=\frac{k\,.\,\omega}{M\,\omega^2-C} . . (3)
                           h=\frac{P}{\sqrt{(M\,\omega^2-C)^2+(k\,\omega)^2}} . . . (4)
                           Ist keine Dämpfung vorhanden, also wenn k = 0, so
                              									wird
                           tg σ = ± 0 . . . . (3 a)
                           σ = 0 für M
                                 										ω2 > C,
                                σ = 180° für M ω2 < C.
                           Für M ω2 = C schwingt σ unvermittelt
                              									von σ = 180° auf σ = 0°
                              									über (Abb. 2).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 237
                              Abb. 2.Phasenverschiebung σ der erregenden
                                 										Kraft P gegen die elastische Kraft C h in Abhängigkeit von der Periodenzahl und
                                 										der Dämpfung β
                              
                           Ferner wird
                           h=\frac{P}{M\,\omega^2-C} . . . . . (4a)
                           Für M ω2 = C wird h = ± ∞. Für M ω2 > C wird h positiv, für M ω2 < C wird
                              									h negativ, die Umstellung erfolgt bei h = ± ∞ (Abb.
                                 									3).
                           Wir wollen bei dieser Winkelgeschwindigkeit \omega_{k\,r}=\sqrt{\frac{C}{M}} alle Werte mit dem Index kr versehen: wir werden sogleich erkennen, daß diese
                              									Winkelgeschwindigkeit alsdann mit der oben als kritische definierten
                              									zusammenfällt.
                           Nennen wir das Verhältnis
                           
                              \frac{\omega}{\omega_{k\,r}}=\alpha,
                              
                           ferner
                           
                              \frac{k}{M\,.\,\omega_{k\,r}}=\beta,
                              
                           so schreiben sich Gleichung (3) und (4) auch
                           \mbox{tg}\,\sigma=\frac{\alpha\,.\,\beta}{\alpha^2-1} . . . . . (3b)
                                   h=\frac{P}{C\,\sqrt{(\alpha^2-1)^2+\alpha^2\,\beta^2}}=\frac{h_0}{\sqrt{(\alpha^2-1)^2+\alpha^2\,\beta^2}} (4b)
                           h0 ist die Deformation, welche statisch (für ω
                                 										= 0) durch P erzeugt wird.
                           Wie man aus Gleichung (3 b) erkennt, geht bei Vorhandensein von Dämpfung a allmählich von σ = 180°
                              									(für α = 0) auf σ = 0 (für
                              										σ = ∞) über. Für σ =
                              									1, also für die kritische Winkelgeschwindigkeit ωkr ist σ =
                              									90°. h ist für alle Werte von α positiv (Abb. 3).
                           Für α = 1 wird
                           h_{k\,r}=\frac{P}{C\,\beta}=\frac{P}{k\,\omega_{k\,r}} . (5)
                           oder P = k ωkr
                              									hkr, also die äußere
                              									Kraft hält allein der Dämpfungskraft das Gleichgewicht, während die Zentrifugalkraft
                              									mit der elastischen Kraft im Gleichgewicht steht (unserer Definition der kritischen
                              									Geschwindigkeit entsprechend) (Abb. 4).
                           Der maximale Ausschlag von h wird, wie oben schon
                              									gesagt, nicht bei der kritischen Geschwindigkeit erreicht, sondern, wie durch
                              									Bildung des Differentialquotienten \frac{d\,h}{d\,\alpha} aus Gleichung (4 b) ersichtlich
                              									ist
                           für
                           \alpha=\sqrt{1-\frac{\beta^2}{2}} . . . . . (6)
                           oder
                           für
                           \omega_{h_{\mbox{max}}}=\sqrt{{\omega_{k\,r}}^2-\frac{k^2}{2\,M^2}} . . . (6a)
                           Die Winkelgeschwindigkeit des größtmöglichen Ausschlages unter
                              									der Kraft P verringert sich also mit zunehmender
                              									Dämpfung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 237
                              Abb. 3.Schwingungsausschläge bei verschiedenen Periodenzahlen (α) u. Dämpfungen (β)
                                 										bei gleichbleibender erregender Kraft P
                              
                           
                           Für {\omega_{k\,r}}^2=\frac{k^2}{2\,.\,M^2} oder für k2 = 2∙∙ M ∙ C ist ω = 0,k2 = 4  M
                                       												∙ C ist die Bedingung für aperiodisches Abklingen der
                                    											Eigenschwingung. Der größtmögliche Ausschlag bei diesem
                              									Dämpfungswert ist der der statischen Auslenkung h0 unter der Kraft P.
                           Wie aus Abb. 3 zu ersehen, ist für geringe
                              									Dämpfungswerte β keine wesentliche Verschiebung der
                              									kritischen Geschwindigkeit gegenüber der Geschwindigkeit bei
                                 										größtem Ausschlag vorhanden: erst bei größeren Dämpfungswerten tritt der
                              									Einfluß der Dämpfung auf die Winkelgeschwindigkeit und den Ausschlag gegenüber der
                              									kritischen Geschwindigkeit fühlbar in die Erscheinung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 238
                              Abb. 4.Kräfteplan im widerstehenden Mittel bei der kritischen
                                 										Geschwindigkeit
                              
                           In manchen technischen Problemen zum Beispiel bei Biegungsschwingungen von Schiffen
                              									wird die harmonische Kraft P dadurch hervorgerufen, daß
                              									eine Masse m mit der Exzentrizität e sich mit der Winkelgeschwindigkeit ω dreht. Es ist also P =
                              										m ∙ ω2∙ e. Damit
                              
                              									gehen unsere Gleichungen (4) und (4 b), wenn man noch das Verhältnis \frac{m}{M} mit
                              										ψ bezeichnet, über in (Abb. 5)
                           h=\frac{m\,.\,\omega^2\,.\,e}{\sqrt{(M\,.\,\omega^2-C)^2+(k\,.\,\omega)^2}} . . . . . . (4c)
                           \frac{h}{e}=\frac{\Psi\,.\,\alpha^2}{\sqrt{(\alpha^2-1)^2+\alpha^2\,\beta^2}} . . . . . (4d)
                           Gleichung (3) und (3 b) bleiben bestehen (Abb. 2).
                           Der größtmögliche Ausschlag errechnet sich durch Bildung des Differentialquotienten
                              									aus Gleichung (4 d) für
                           \alpha=\sqrt{\frac{1}{1-\frac{\beta^2}{2}}} . . . . . (6b)
                           Die Winkelgeschwindigkeit des größtmöglichen Ausschlages liegt
                              									sonach jetzt über der kritischen Geschwindigkeit, und zwar um so weiter von dieser
                              									entfernt je größer die Dämpfung ist.
                           Als ebene Schwingungen erzeugende Kräfte kommen für umlaufende Kraftmaschinen im
                              									wesentlichen in Frage: Pulsierende einseitige Drucke bei Radialturbinen, veranlaßt
                              									durch Schwingungen im Reguliersystem oder in den Rohrleitungen, rhythmisches Heben
                              									und Senken der Welle in den Lagern als Folge der Zuführung des Schmiermittels durch
                              									Bohrungen in der Welle (vgl. hierzu des Verfassers: Einfluß der Schmierung auf die
                              									Konstruktion. Jahrbuch der Schiffbautechn. Gesellschaft 1917), schwingende
                              									Bewegung von Teilen, welche mit der Welle verbunden sind, zum Beispiel bei der
                              									Verbindung der Welle mit einem Kurbeltrieb.
                           
                        
                           2. Die umlaufende
                                 									Schwingung.
                           Tritt zu dem Anstoß in der Achsialebene WA (Abb. 6) noch ein im gleichen Rhythmus erfolgender
                              									Anstoß in der Achsialebene WB hinzu, so überlagern sich
                              									die Schwingungen zu einer elliptischen Schwingung mit den Ordinaten
                           y = a ∙ cos ω
                                 										∙ t + b ∙ cos (ω ∙  t – φ) – cos φ,
                           x = b ∙ cos (ω
                                 										∙ t – φ) ∙ sin φ,
                           wo a und b die den Anstößen entsprechenden Auslenkungen sind, φ der von den beiden Schwingungsebenen eingeschlossene
                              									Winkel ist, und t von dem Zeitpunkt ab gezählt wird, in
                              									welchem der Schwingungsausschlag a für sich allein
                              									seinen Höchstwert erreicht.
                           Wird a = b und φ = 90 °, so gehen die Gleichungen über in
                           y = a ∙ cos  ω
                                 										∙  t, x = a sin ω
                              									∙ t,
                           das heißt die elliptische Schwingung geht in eine kreisförmige
                              									umlaufende Schwingung mit dem Biegungspfeil a = b über.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 238
                              Abb. 5. Schwingungsausschläge bei verschiedenen Periodenzahlen (a) und Dämpfungen (β)
                                 										für erregende Kraft P = m – ω2 e
                              
                           Ebenso wie die Verschiebungen addieren sich die Geschwindigkeiten und Kräfte
                              
                              									geometrisch: statt der harmonischen äußeren Kräfte der ebenen Schwingung erhält man
                              									bei der umlaufenden kreisförmigen Schwingung unverändert nach Größe und Richtung
                              									(relativ zur Biegungsebene) mit umlaufende Einzelkräfte: also genau das gleiche Bild
                              									der Kräfteverteilung wie bei der ebenen Schwingung (Abb.
                                 										1).
                           Um über die Bedeutung der Gleichgewichtsbedingungen Klarheit zu gewinnen, ist es vor allem erforderlich, über
                                 										die relative Bewegung der Masse gegenüber einem Querschnitt der Welle und der
                                 										sich einstellenden Biegungsebene eine klare Anschauung zu schaffen.
                           Zu dem Zweck denken wir uns auf der Masse einen beliebigen im Abstand e vom Durchstoßpunkt W
                              									befindlichen Punkt 5 bezeichnet (Abb. 7). Der Fahrstrahl
                              										e schließe mit OW den
                              									Winkel σ ein. Nehmen wir an, die Masse befinde sich in
                              									der Anfangslage mit der relativen Lage von O, W und S, wie dargestellt. Dann kann zunächst gesagt werden,
                              									daß es auf keinen Fall möglich ist, die relative Lage von e gegen einen Wellenquerschnitt z.B. den Endquerschnitt in O durch Verdrehung der Welle zu ändern. Welches auch immer die Kräftepaare sind, die an dem System
                                 										angreifen, für die relative Bewegung von e
                                 										gegenüber der Welle bleiben dieselben außer Betracht. Eine Aenderung der Lage
                                 										von S relativ zu einem Wellenquerschnitt läßt sich
                                 										nur durch Verschiebung der Masse in ihrer Ebene bewerkstelligen. Wie Abb. 7 zeigt, ändert sich
                              									zürn Beispiel bei einer Verschiebung der Masse auf dem Umfang eines Viertelkreises
                              									unter Festhaltung der Wellenendquerschnitte der Winkel  σ um 90°. Die Verschiebung erfolgt unter den
                                 										Voraus-Setzungen, welche wir für den Durchhang der Masse infolge der
                                 										Erdbeschleunigung erörtert haben, widerstandslos. Diese widerstandslose
                              									Verschiebung der Masse in der Mittelebene in einem Kreisbogen um O ist die Umkehrung der Verschiebung der
                              									Wellenendquerschnitte auf einem Kreisbogen um den Durchstoßpunkt der festgehaltenen
                              									Masse (Abb. 8). Daß oder
                              									in wie weit diese Verschiebung widerstandslos ist, erkennt man, wenn man die
                              									Verschiebung von 1 nach 2
                              									erzielt denkt durch eine Bewegung von 1 nach 0 und darauf von 0 nach
                              										2.
                              									Während also der Punkt S relativ
                                 										zur Welle durch Kräftepaare nicht verrückt werden kann, unterliegt derselbe in
                                 										bezug auf seine Lage in der Bildebene relativ zur Biegungsebene der Einwirkung
                                 										aller an ihm angreifenden Einzelkräfte widerstandslos. Aus dieser
                              									Erkenntnis folgt sofort, daß die Masse unseres Systems überhaupt nicht durch Drehung der Welle in umlaufende Schwingungen
                                 										versetzt werden kann. Diese Tatsache haben wir oben stillschweigend
                              									vorausgesetzt als wir behaupteten, daß der Durch hang infolge der Erdbeschleunigung
                              									nach Größe und Richtung unabhängig von der Drehung sei. Denn denken wir uns die
                              									Masse um den Winkel ξ aus der Nullage ausgelenkt, so
                              									entsteht sofort, wie klein auch ξ sei, die
                              
                              									Tangentialkraft M ∙ g ∙ ξ, welche die Masse nach der
                              									Nullage zurückschiebt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 239
                              Abb. 6.Zusammensetzung der umlaufenden Schwingung aus zwei ebenen
                                 										Schwingungen gleicher Periode
                              
                           Gleiche Wirkung hat der Widerstand des umgebenden Mediums.
                           Wir können hiernach den Satz aussprechen, daß, wenn, wie bisher von unserem System
                              									vorausgesetzt, der Schwerpunkt in die ursprünglich gerade Achse fällt, die Masse durch Verdrehung der Welle auf keine Weise in
                                 										umlaufende Schwingungen versetzt werden kann, und zwar auch dann nicht, wenn
                                 										infolge der Gewichtskraft eine Durchbiegung der Welle bereits vorhanden ist. Die
                                 										Masse wird sich mit der Welle um den gesenkten Durchstoßpunkt drehen, der
                                 										Durchstoßpunkt wird aber seine Lage unverändert beibehalten. Der Punkt S beschreibt dabei einen Kreis um den festliegenden
                              									Durchstoßpunkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 239
                              Abb. 7. Verschiebung der Masse in ihrer Ebene bei festgehaltenen
                                 										Wellenendquerschnitten.Abb. 8. Verschiebung der Wellenendquerschnitte bei
                                 
                                 										festgehaltener Masse
                              
                           
                              (Fortsetzung folgt.)