| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Plohn | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 240 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Lokomotivbeleuchtung. Die als Kriegsfolge
                              									eingetretene Petroleumknappheit veranlaßt auch bei Dampflokomotiven elektrische
                              									Beleuchtung einzuführen. Die elektrische Beleuchtung der Personenwagen ist bei
                              									manchen Eisenbahnverwaltungen bereits seit Jahren eingeführt, während für die
                              									Lokomotivbeleuchtung die Petroleumlampe beibehalten wurde. Die für die Personenwagen
                              									benutzte elektrische Beleuchtungsanordnung mit von den Radachsen angetriebenen
                              									Dynamomaschinen und Sammelbatterien ist für Lokomotiven ungeeignet.
                           Die Firma Brown, Boveri & Co. hat nun eine elektrische Beleuchtungsanordnung für Lokomotiven
                              									ausgebildet, wie sie in ähnlicher Form bereits in Amerika seit mehreren Jahren
                              									verwendet wird. Es kommen hierbei kleine Turbodynamos zur Verwendung. Bei einer
                              									Gotthardbahnlokomotive wurden hiermit Versuchsfahrten ausgeführt. Der Maschinensatz,
                              									bestehend aus einer kleinen Dampfturbine und einer damit unmittelbar gekuppelten
                              									Gleichstromdynamo, wiegt nur 70 kg und ist 48,5 cm lang, 30 cm hoch und 30 cm breit.
                              									Die Dampfturbine erhält Frischdampf aus dem Lokomotivkessel. Die als
                              									Nebenschlußmaschine mit Verbundwicklung ausgeführte Dynamomaschine ist ohne weitere
                              									Zwischenschaltung mit den Glühlampen verbunden. Die Spannung beträgt 24,36 oder 47
                              									Volt. Die Leistung der Dynamomaschine beträgt 250, 300 oder 350 Watt. Bei einem
                              									Verbrauch von 1,25 Watt für 1 NK können Lampen mit insgesamt 200, 240 und 280 NK
                              									gespeist werden. (Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen 1917 24.
                              									Mai.)
                           W.
                           –––––
                           Die Kupfererzeugung der Welt im Jahre 1916. Die
                              									Kupfererzeugung der Welt hat im Jahre 1916 1396600 t betragen gegen 1061300 t 1915,
                              									923909 t 1914 und 1066000 t im letzten Friedensjahr. Die Erzeugung der Vereinigten
                              									Staaten erreichte im Vorjahr 880880 t (gegen 556000 t 1913); Japan erzeugte 90000 t
                              									(gegen 73100 t 1913); die russische Kupfererzeugung stellte sich auf 16000 t und ist
                              									sonach gegen 1913 (34300 t) erheblich gesunken; Mexiko erzeugte 55100 t (gegen 58300
                              									t 1913), Australien 35000 t (gegen 47300 t 1913). Die deutsche Kupfergewinnung ist
                              									von 25300 t 1913 auf 35000 t gestiegen, Spanien und Portugal erzeugten 50000 t
                              									(gegen 54600 t), Chile gewann 66500 t (gegen 39400 t). (Pester Lloyd Nr. 123 vom 13.
                              									Mai 1917.)
                           –––––
                           Spannungsverlust in elektrischen Leitungen bei
                                 										phasenverschobenen Strömen. Der Spannungsverlust in Leitungen ist für
                              									Gleichstrom und für Einphasen-Wechselstrom bei induktionsfreiem Betriebe
                              									(Lichtbelastung) durch J ∙ R gegeben, wobei J die Stromstärke, R den
                              									Widerstand von Hin- und Rückleitung bedeuten. Wie in den meisten Taschenbüchern
                              									ausgeführt, ist der Spannungsverlust unter gleichen Verhältnissen, d.h.
                              									gleichem Strom und gleichem Widerstand kleiner, wenn der Strom gegen die Spannung
                              									eine Phasenverschiebung hat. Ist der Phasen Verschiebungswinkel φ, so ist die Verschiedenheit der Spannungen, d.h. die
                              									algebraische Differenz der Spannungen am Anfang und am Ende der Leitung für nicht zu
                              									große Spannungsverluste und Phasenverschiebungen e =
                              										E1
                              									– E2 =J ∙ R cos φ (Abb. 1).
                           Die Ableitung dieser angenähert gültigen Formel ist folgende (Abb. 2): An der Verbrauchstelle, an der die Spannung
                              										E2 herrscht, sei
                              									der Strom J gegen die Spannung E2 um den Winkel φ2 verschoben. Der
                              									Spannungsverlust J R fällt, induktionsfreie (nicht
                              									magnetisierende) Leitungen angenommen, wie dies annähernd zum Beispiel bei
                              									Hausinstallationen zutrifft, mit der Richtung von J
                              									zusammen. In bekannter Weise setzt sich dann die Spannung AB = E1 aus
                              										AC = E2 und CB = JR zusammen. Trägt
                              									man AB = E1 auf AC = E2 von A aus
                              									bis D ab, AD = E1 so ist für kleine
                              									Werte von (φ2 – φ1); ∡ ADB angenähert ein
                              									Rechter. CD = e ist dann gleich dem Unterschiede der
                              									Spannungen E1 und E2 (algebraisch
                              									genommen), also e = E1
                              									– E2 =J R cos φ2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 240
                              Abb. 1.
                              
                           Auffallenderweise wird von verschiedenen Technikern nicht nach dieser Formel
                              									gerechnet, sondern nach einer
                           Formel e=\frac{J\,R}{\cos\,\varphi}.
                           Begründet wird diese fehlerhafte Formel durch folgende gleichfalls in Annäherung
                              									ausgeführte „elementare“ Ableitung: Die Leistung, vom Netz entnommen, also am
                              									Anfange der Leitung, sei L1, die Verbrauchsleistung, also die Leistung am Ende der Leitung sei L2, die Spannungen
                              									seien (Abb. 1) entsprechend E1 und E2. Es wird dann folgendermaßen
                              									gerechnet:
                           
                              
                                 L1 = J E1 cos φ = Leistung vom Netz entnommen
                                 
                              
                                 L2 =J E2 cos φ = Leistung an der
                                    											Verbrauchstelle
                                 
                              
                                 
                                    ––––––––––––––––––
                                    
                                 
                              
                                 L1 – L2 = (E1 – E2) J cos φ =
                                    
                                    											Leistungsverlust in der Leitung.
                                 
                              
                           Dieser beträgt aus Strom und Widerstand berechnet J2
                              									R. Demnach J2 R = (E1
                              									– E2) J cos φ.
                           
                              E_1-E_2=\frac{J\,R}{\cos\,\varphi}.
                              
                           Der Fehler bei dieser Ableitung besteht in dem nicht berücksichtigten Umstände, daß
                              									die Phasenverschiebung im allgemeinen vom Anfange bis zum Ende der Leitung sich
                              									ändert, wie aus Abb. 2 ersichtlich ist. Am Anfange
                              									der Leitung hat der Verschiebungswinkel zwischen Spannung E1 und dem Strome J den Wert φ1, der bis
                              									zum Ende der Leitung auf den Wert φ2 ansteigt. Man darf also nicht diesen
                              									Winkel konstant annehmen (in Abb. 2 würde, wenn φ1 = φ2, also φ1
                              									– φ2 = 0 angenommen
                              									würde, das Diagramm in eine Linie übergehen). Wie groß die entstehenden Fehler sein
                              									können, sei an einem Beispiel ausgeführt.
                           Es sei E1 = 500 Volt,
                              										E2 = 480 Volt, J = 120 Amp., e = E1
                              									– E2 = 20 Volt
                              									(algebraisch gerechnet). Die Phasenverschiebung an der Verbrauchstelle sei cos φ = 0,8. Nimmt man die gleiche Verschiebung auch für
                              									den Anfang der Strecke an, so hätte man
                           
                              
                                 JE1 cos φ = 48000 Watt = Leistung am Anfang d.
                                    											Strecke
                                 
                              
                                 JE2 cos φ = 46080    „    =        „       „  
                                    											Ende    „      „
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Unterschied  1920 Watt
                                 
                              
                           als Verlust in den Leitungen. Tatsächlich nimmt aber die
                              									Phasenverschiebung in der Leitung nach dem Ende hin zu, und es stellt sich daher die
                              									Rechnung folgendermaßen:
                           
                              
                                           cos (E2
                                       												/J) = cos φ2 = 0,8
                                 
                              
                                           cos (E1/J) = cos φ1  =
                                    											0,8175.
                                 
                              
                                 Es ergibt sich also in Wirklichkeit:
                                 
                              
                                           JE1
                                    											cos φ1 = 49019
                                    											Watt
                                 
                              
                                           JE2
                                    											cos φ2 = 46080
                                    											Watt
                                 
                              
                                            –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Wirklicher Verlust = 2939 Watt.
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 241
                              Abb. 2.
                              
                           Man sieht, daß nach dem ersten Verfahren der errechnete Verlust rund 35 v. H. zu
                              
                              									gering ausfällt. Bei größerer Phasenverschiebung werden die Fehler entsprechend
                              									größer.
                           Die strenge Ableitung ist folgende: Wie aus Abb. 2
                              									hervorgeht, ist
                           E12 = E22 + (JR)2 + 2 JRE2 cos φ2.
                           Es folgt:
                           
                              E_1-E_2=\sqrt{(J\,R)^2+{E_2}^2+2\,J\,R\,E_2\,\cos\,\varphi_2-E_2}.
                              
                           Um brauchbare Annäherungen zu erhalten, kann die Gleichung nach der Maclaurinschen Reihe entwickelt werden, indem man die
                              									einzelnen Differential-Koeffizienten nach J ∙ R
                              									entwickelt.
                           Man erhält so:
                           
                              e=E_1-E_2=R\,J\,\left(\cos\,\varphi+\frac{R\,J\,\sin^2\,\varphi_2}{2\,E_2}+\ .\ .\ .\right)=J\,R\,\cos\,\varphi+\frac{J^2\,R^2\,\sin^2\,\varphi_2}{2\,E_2}+\
                                 .\ .\ .\ .\ .
                              
                           Das erste Glied entspricht der üblichen Formel. Die zusätzlichen Glieder hängen von
                              									dem Verhältnis des Wertes J R zu E2 und von der Größe
                              									der Phasenverschiebung ab. In Hausinstallationen, in denen die Formel insbesondere
                              									Verwendung findet, sind diese Größen genügend klein, so daß das zweite Glied als
                              									Korrektionsglied vernachlässigt werden kann. Nimmt man etwa an, daß der Wert
                              									von JR 2 v. H. der Verbrauchspannung beträgt, also bei
                              									220 Volt 4,4 Volt, rechnet man selbst mit der starken Phasenverschiebung cos φ = 0,7, so ergibt sich für das zweite Glied ein Wert
                              									0,0051, demnach E1 –
                              										E2 = 3,1 Volt,
                              									während nach der angenäherten Formel e = J R cos φ der Wert 3,08, d.h. praktisch der gleiche
                              									Wert erhalten wird. Das zweite Glied spielt also, wenn es sich nicht um
                              									wissenschaftliche Messungen handelt, keine Rolle. In der gewöhnlichen Praxis genügt
                              									also die Formel e = J R cos
                                 										φ.
                           Von vornherein mit Annäherungen zu rechnen, um verwickelte Rechnungen zu übergehen
                              									und schnell zu kurzen Formeln zu kommen, ist häufig bedenklich, so anschaulich auch
                              									die angenäherte Rechnungsweise sein mag. Der vorliegende Fall bietet hierzu ein
                              									Schulbeispiel. Die genaue Ableitung, bei der oft höhere Mathematik und auch zunächst
                              									längere Formeln nicht zu umgehen sind, ist jedenfalls nötig, um nachzuprüfen, ob für
                              									die Rechnung mit angenäherten Werten die Voraussetzungen zutreffend sind.
                           Dr. Michalke.
                           –––––
                           Korngröße und Korngliederung in Metallen. Jede aus dem
                              									Schmelzfluß erstarrte, homogene Metallmasse ist aus einem Haufwerk unregelmäßig
                              									begrenzter Kristalle, sogen. Körner, aufgebaut. Bei der Erstarrung bilden sich
                              									innerhalb der flüssigen Metallschmelze zuerst punktförmige Kristallisationszentren
                              									aus, die man nach Erreichen sichtbarer Abmessungen auch als Kerne bezeichnet, und
                              									von denen aus die einzelnen Körner hervorgehen und durch Anlagerung immer neuer
                              									Moleküle so lange an Größe zunehmen, bis sie sich gegenseitig im Wachstum behindern.
                              									Die Zahl der in der Raumeinheit entstehenden Kerne ist sehr verschieden und von
                              									verschiedenen Bedingungen abhängig. Je größer sie ist, um so schneller ist die
                              									Wachstumsgrenze erreicht, und um so kleiner fallen die Körner aus. In der Regel sind
                              									kleine Körner der Gestalt und Größe nach gleichmäßiger als große Körner, und ein
                              
                              									kleinkörniges Material im allgemeinen technisch brauchbarer, weil fester, als ein
                              									aus groben Körnern zusammengesetztes. Es wäre daher technologisch von Interesse,
                              									wenn man die verschiedenen Bedingungen beim Guß metallischer Gegenstände willkürlich
                              									so regeln könnte, daß feinkörniges Material entsteht. Die Korngröße ist somit
                              									einerseits abhängig von der Fähigkeit der Stoffe, freiwillig Kristallisationszentren
                              									zu bilden. Von Bedeutung ist aber andererseits auch die Geschwindigkeit, mit der die
                              									Einzelkristalle an Größe zunehmen (die Kristallisationsgeschwindigkeit).
                           Beide Faktoren, Kernzahl und Kristallisationsgeschwindigkeit, hängen von dem Grade
                              									der Unterkühlung ab, deren der Stoff fähig ist. So zeigt Abb. 1, daß die Kernzahl beim Schmelzpunkt zunächst unendlich klein ist,
                              									bei wachsender Unterkühlung bald zu einem Höchstwert ansteigt und dann wieder
                              									unendlich klein wird. Aus Abb. 2 geht weiter hervor,
                              									daß sich die Kristallisationsgeschwindigkeit schon vom Schmelzpunkt ab in ähnlicher
                              									Weise ändert.
                           
                           Die Fähigkeit zur Unterkühlung ist ihrerseits wieder von der
                              									Abkühlungsgeschwindigkeit und von der gegenseitigen Lage der Kurve der Kernzahl und
                              									derjenigen der Kristallisationsgeschwindigkeit abhängig. Sie ist bei den Metallen
                              									sehr gering. Je größer die Kristallisationsgeschwindigkeit, und je kleiner die
                              									Kernzahl, um so schwieriger muß es also sein, feinkörniges Gefüge bei der
                              									Kristallisation zu erzielen. Dagegen liegen die Verhältnisse für feinkörniges Gefüge
                              									am günstigsten dann, wenn die Kornzahl groß und die Kristallisationsgeschwindigkeit
                              									klein ist. Denn dann ist die Möglichkeit der Bildung immer neuer
                              									Kristallisationszentren während der Kristallisation gegeben. Man kann also aus
                              									kleinkörnigem Gefüge auf große Kernzahl oder kleine Kristallisationsgeschwindigkeit
                              									schließen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 242
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 242
                              Abb. 2.
                              
                           Czochralski hat neuerdings die
                              									Kristallisationsgeschwindigkeit von Metallen, über die noch sehr wenig bekannt ist,
                              									bestimmt, indem er die Höchstgeschwindigkeit bestimmte, mit der man einen dünnen
                              									Kristallfaden des betreffenden Metalls aus seiner Schmelze dauernd ziehen kann, ohne
                              									daß er reißt, und dabei folgende Werte gefunden:Ein
                                    											neues Verfahren zur Messung der Kristallisationsgeschwindigkeit der Metalle.
                                    											Zeitschr. f. physikalische Chemie 1917 Heft II
                           
                              
                                 Metall
                                 Schmelz-punkt°C
                                 Kristallisat.-Geschwinding-keit
                                    											etwamm/Min
                                 Durchm. d.zylindr.Metallfadensmm
                                 Länge
                                    											dererhaltenenKristallfädenmm
                                 
                              
                                 Zinn
                                 231
                                   90
                                 0,20,51,0
                                 bis 150
                                 
                              
                                 Blei
                                 320
                                 140
                                 0,20,51,0
                                 bis 120
                                 
                              
                                 Zink
                                 418
                                 100
                                 0,20,51,0
                                 bis 190
                                 
                              
                           Wäre die Unterkühlungsfähigkeit der Metalle erheblicher als sie es in Wirklichkeit
                              									ist, so könnte man durch entsprechende Wahl der Unterkühlungstemperaturen nach
                              									Belieben die Korngröße beeinflussen, andererseits auch die Erstarrung des Gusses
                              									beliebig regeln und damit der Ausbildung von Lunkerstellen, Blasenhohlräumen und
                              									dergleichen vorbeugen. Wegen ihrer Kleinheit aber, und da die Abhängigkeit der
                              									Kernzahl von der Temperatur nicht bekannt ist, wird man die Gebiete abnehmender
                              									Kristallisationsgeschwindigkeit und zunehmender Kernzahl nur schwer praktisch
                              									ausnutzen können.
                           An Bruchflächen von Metallgußstücken beobachtet man häufig sogenanntes
                              										„strahliges“ Gefüge, das durch die Lagerung langgestreckter Körner vom
                              									Rande nach dem Innern des Stückes hervorgerufen wird. Diese Körner sind immer
                              									rechtwinklig zur abkühlenden Fläche orientiert, so daß sie bei geradflächig
                              									begrenzten Stücken längs einer und derselben Grenzfläche einander parallel, bei
                              									runden Stücken aber radial nach dem Innern verlaufen (Abb.
                                 										3 und 4).
                           Die Entstehung dieses eigenartigen Gefüges ist auf die Vorgänge bei der Erstarrung
                              									der flüssigen Metallschmelze zurückzuführen. Durch die starke Abkühlung an den
                              									kalten Formwänden setzt in den äußeren Randschichten die Kristallisation zuerst ein.
                              									Dort bilden sich zuerst die Kerne, die mit großer Geschwindigkeit wachsen.
                              									Gleichzeitig entstehen aber infolge der großen Temperaturunterschiede zwischen der
                              									Außenzone und dem noch flüssigen Teil des Metalles im Innern starke Wärmeströmungen
                              									von innen nach außen. Da min die Kristallisationsgrenze diesen Wärmeströmungen
                              									entgegengerichtet fortschreitet, verläuft die Kristallisation selbst nach dem Innern
                              									zu immer langsamer. Hierdurch wird das einseitige Wachstum der Kristalle in dieser
                              									Richtung hin erklärlich. Versuche von Czochralski über
                              									den Symmetriegrad der Kornlagerung haben ergeben, daß sich die Kristalle der
                              									regulären Metalle mit ihrer Hauptsache senkrecht zur Richtung des Wärmestromes
                              									einstellen, während die Nebenachsen hierdurch nicht beeinflußt werden. Es scheinen
                              									also auch gesetzmäßige Beziehungen zwischen den Wärmeströmungen und der Anordnung
                              									der kleinsten Elementarteilchen bei der Kristallisation zu bestehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 242
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 242
                              Abb. 4. 
                              
                           Verläuft die Kristallisation unter Umständen, die das Auftreten starker
                              									Wärmeströmungen verhindern, kann also die Kernbildung in allen Teilen der Schmelze
                              									gleichzeitig erfolgen, so kann das strahlige Gefüge nicht entstehen. Die Körner sind
                              									dann gleichachsial. Praktisch läßt sich allerdings eine so gleichmäßige Abkühlung
                              									nur schwer erzielen, so daß man meist noch in einer mehr oder weniger schmalen
                              									Randzone das gekennzeichnete Gefüge antrifft.
                           Das strahlige Gefüge macht die Gußstücke sehr wenig widerstandsfähig gegen
                              									interkristallinen Bruch. Es ist also als ein krankhafter Zustand anzusehen, und man
                              									ist deshalb bestrebt, durch verlangsamte Abkühlung sein Entstehen zu verhindern. Mit
                              									solcher verlangsamten Abkühlung ist aber andererseits wieder die Gefahr einer Entmischung
                              									verbunden, wenn das Metall nicht aus homogenen Bestandteilen aufgebaut ist, vor
                              									allem, wenn die spezifischen Gewichte ungleichartiger Bestandteile stark voneinander
                              									abweichen. Auch können die eventuell vorhandenen Verunreinigungen dabei leicht als
                              									Häutchen zwischen den einzelnen Kristallen ausgeschieden werden und so den inneren
                              									Zusammenhang des Gefüges lockern.
                           Die bezeichneten Veränderungen der Korngröße und der Korngliederung bei der
                              									Kristallisation der Metalle hat Czochralski in der
                              									Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure (1917 S. 345) eingehender geschildert.
                              									In diesem Aufsatze behandelt er auch die entsprechenden Veränderungen, die bei der
                              									sogenannten Rekristallisation vor sich gehen. Dabei wird gezeigt, wie die
                              									Rekristallisationsvorgänge durch die gleichen Faktoren bedingt werden, denen die
                              									Kristallisation unterliegt, nämlich durch das freiwillige Kristallisationsvermögen
                              									und die Kristallisationsgeschwindigkeit, und daß zwischen der Korngliederung eines
                              									rekristallisierten Metalls und den Spannungslinien ein gesetzmäßiger Zusammenhang
                              									besteht. Wir müssen uns vorbehalten, auf diese Vorgänge an anderer Stelle
                              									zurückzukommen.
                           Loebe.
                           –––––
                           Abwärmeverwertung bei Gleichdruckmaschinen. Die in neuerer
                              									Zeit hergestellten Abgasverwerter bestehen aus schrankartigen Kästen, in denen sich
                              									die Radiatoren befinden. Die Radiatoren werden von außen von den heißen Abgasen
                              									umspült, innen fließt das zu erwärmende Wasser. Zweckmäßigerweise durchströmen die
                              									Abgase und das Wasser den Abgasverwerter im Gegenstrom, Das Wasser wird am besten
                              									erwärmt, wenn die heißen Abgase mit großer Geschwindigkeit durch den
                              									Abgasverwerter hindurchströmen. Die Wassergeschwindigkeit hat dagegen keinen
                              									merklichen Einfluß auf die Wirkungsweise des Abgasverwerters. Für 1 PSe rechnet man gewöhnlich 0,2 m2 Heizfläche. 1 m2 kann hierbei mit etwa 2500 WE/Std. belastet werden. Der Widerstand, den
                              									die strömenden Abgase im Abgasverwerter zu überwinden haben, ist etwa 0,18 bis 0,20
                              									at und wirkt kaum störend auf den Betrieb der Verbrennungskraftmaschine ein. Der
                              									Abgasverwerter wirkt vielmehr als Schalldämpfer. Das Wasser kann bis zu 100 °C
                              									erwärmt werden, das zu den verschiedensten Zwecken Verwendung finden kann, zum
                              									Beispiel zum Lufttrocknen, Lufterhitzen, Warmwasserbereitung für Bierbrauereien,
                              									Zuckerfabriken, chemische Fabriken.
                           Eine solche Gleichdruckmaschinenanlage mit Abgasverwertung von 300 PS wurde von der
                              									Firma Gebr. Sulzer, Winterthur, erbaut. Die
                              									Dreizylindermaschine hat 450 mm Zylinderdurchmesser und 660 mm Kolbenhub. Die
                              									minutliche Umlaufzahl beträgt 160. Die im Viertakt arbeitende Maschine besitzt
                              									Druckschmierung und arbeitet parallel mit Wasserturbinen in einer Kammgarnspinnerei.
                              									Die Spinnerei braucht täglich 42 bis 46 m3 warmes
                              									Wasser von 70 bis 80 °. Es sind zwei Abgasverwerter von je 30 m2 Heizfläche vorhanden. Das in der Maschine auf
                              									etwa 50 ° vorgewärmte Kühlwasser wird im Abgasverwerter auf etwa 70 bis 80°
                              									gebracht. Das erwärmte Kühlwasser fließt von der Maschine in einen Behälter und wird
                              									durch eine Kreiselpumpe in den Abgasverwerter gepumpt. Die Anlage ist so ausgeführt,
                              									daß das Parallel- und Hintereinanderschalten von Maschine und Abgasverwertern
                              									möglich ist, je nach der Temperatur des Wassers.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                    Belastung
                                    
                                 
                                    ⅓
                                    
                                 
                                    ¾
                                    
                                 4/4
                                 5/4
                                 
                              
                                 Mittlerer indizierter Druck, Zylinder I
                                 at
                                 3,70
                                 5,55
                                   6,76
                                    8,21
                                 
                              
                                 Mittlerer indizierter Druck, Zylinder II
                                 „
                                 3,45
                                 5,36
                                   6,72
                                    8,13
                                 
                              
                                 Mittlerer indizierter Druck, Zylinder III
                                 „
                                 3,42
                                 5,26
                                   6,50
                                    8,10
                                 
                              
                                 Umdrehungen in der Minute
                                 
                                 160,8
                                 160,2
                                 160,0
                                     159,0
                                 
                              
                                 Indizierte Leistung
                                 PSi
                                 198
                                 301,9
                                 372,5
                                     451,8
                                 
                              
                                 Effektive Leistung
                                 PSe
                                 116,9
                                 220,8
                                 291,4
                                     370,7
                                 
                              
                                 Mechanischer Wirkungsgrad
                                 v. H.
                                 59
                                 73
                                 78
                                     82
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch für 1 PSi/Std
                                 g
                                 139
                                 141
                                 146
                                   155
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch für 1 PSe/Std
                                 „
                                 235
                                 193
                                 187
                                   189
                                 
                              
                                 Temperatur des Kühlwassers beim Eintritt
                                 °C
                                 25,3
                                 25,3
                                 21,0
                                   22,0
                                 
                              
                                 Temperaturerhöhung des Kühlwassers
                                 „
                                 26,4
                                 –
                                 34,5
                                   32,3
                                 
                              
                                 Kühlwassermenge für 1 PSe
                                 kg/Std.
                                 30,9
                                 15,9
                                 14,9
                                   15,8
                                 
                              
                                 Mittlere Kühlwassertemperatur vor Abgasverwerter II
                                 °C
                                 48,6
                                 50,7
                                 50,9
                                    50,8
                                 
                              
                                 Mittlere Kühlwassertemperatur hinter Abgasverwerter II
                                 „
                                 55,9
                                 56,1
                                 56,2
                                    55,9
                                 
                              
                                 Mittlere Kühlwassertemperatur vor Abgasverwerter I
                                 „
                                 55,0
                                 55,6
                                 55,8
                                    55,5
                                 
                              
                                 Mittlere Kühlwassertemperatur hinter Abgasverwerter I
                                 „
                                 73,3
                                 74,7
                                 75,4
                                    77,2
                                 
                              
                                 Durch die Verwerter strömende Wassermenge
                                 kg/Std
                                 2279
                                 3757
                                 4665
                                 5573
                                 
                              
                                 Mittlere Temperatur der Abgase vor dem Verwerter I
                                 °C
                                 290
                                 390
                                 497
                                   553
                                 
                              
                                 Mittlere Temperatur der Abgase hinter dem Verwerter I
                                 „
                                 154
                                 190
                                 228
                                   248
                                 
                              
                                 Mittlere Temperatur der Abgase hinter dem Verwerter II
                                 „
                                 112
                                 131
                                 150
                                   154
                                 
                              
                           
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 
                                    Belastung
                                    
                                 
                                    ⅓
                                    
                                 
                                    ¾
                                    
                                 4/4
                                 5/4
                                 
                              
                                 Gesamte im Brennstoff zugeführte Wärme
                                 WE/Std.
                                 277400
                                 428700
                                 549800
                                 706200
                                 
                              
                                 In Nutzarbeit umgesetzte Wärme
                                 „
                                 73900
                                 139500
                                 184200
                                 234300
                                 
                              
                                 Im Kühlwasser abgeführte Wärmemenge
                                 v. H.
                                 34,4
                                 –
                                 27,4
                                 26,7
                                 
                              
                                 Aus Abgasen gewonnen, im Abgasverwerter I
                                 „
                                 15,0
                                 16,8
                                 16,6
                                 17,2
                                 
                              
                                 Aus Abgasen gewonnen, im Abgasverwerter II
                                 „
                                 6,0
                                 4,7
                                 4,5
                                 4,0
                                 
                              
                                 In den Verwertern gesamt nutzbar gemachte
                                    											Wärmemenge
                                 „
                                 21,0
                                 21,5
                                 21,1
                                 21,2
                                 
                              
                                 Wärmeverlust
                                 „
                                 18,0
                                 –
                                 18,0
                                 18,9
                                 
                              
                                 Wärmetechnischer Wirkungsgrad der
                                    											Gesamtanlage
                                 „
                                 82,0
                                 –
                                 82,0
                                 81,1
                                 
                              
                                 Für 1 PSe nutzbargemachte Abwärme
                                 aus dem Kühlwasseraus den Abgaseninsgesamt
                                 WE/Std.„„
                                 8154991314
                                 –417–
                                 516399915
                                 509403912
                                 
                              
                           An der Anlage wurden nach einjährigem Betriebe Versuche ausgeführt. Der
                              									verwendete Brennstoff war galizisches Rohöl, dessen Heizwert 10088 WE betrug. Die
                              									Versuchsergebnisse sind in Tabelle l zusammengestellt, die daraus berechnete
                              									Wärmebilanz ist in Tab. 2 enthalten.
                           Bei den Versuchen wurde die Beobachtung gemacht, daß die Abgasverwerter sehr gut
                              									schalldämpfend wirken, infolge ihres großen Rauminhaltes. Der durch die Verwerter
                              									entstehende Gegendruck wurde zu 0,2 at unmittelbar hinter den Zylindern
                              									festgestellt. Es tritt also kein wesentlich ungünstiger Einfluß auf die
                              									Diagrammbildung ein. Der Wärmeübergangskoeffizient wurde aus den Versuchen für den
                              									ersten Abgasverwerter zu 8,8 bis 12,0, beim zweiten Abgasverwerter zu 6,3 bis 7,3
                              									bestimmt (Wärmemenge in 1 Stunde für 1 m2
                              									Heizfläche und 1 ° Temperaturunterschied). Der zweite Abgasverwerter hat einen
                              									geringeren Wärmeübergang, weil in ihm ein geringeres Wärmegefälle vorhanden war.
                              									(Der Oelmotor 1917 S. 421 bis 429.)
                           W.
                           1-D-D-D-2-Güterzuglokomotive. Für die Virginia-Eisenbahn
                              									wurde eine solche Lokomotive ungewöhnlicher Art nach dem Patent von G. Henderson bei
                              									den Baldwin-Lokomotivwerken erbaut. Die größte Zugkraft der Lokomotive beträgt 75 t.
                              									Die Spurweite ist 1,435 m. Die Lokomotive wiegt 328 t, die Kesselmitte liegt 3,28 m
                              									über Schienenoberkante. Alle Zylinder haben gleiche Abmessungen. Das Zylinderpaar in
                              									der Mitte arbeitet mit Hochdruckdampf, an den beiden Enden befinden sich die
                              									Niederdruckzylinder. Zwei Zylinder sind unter dem Tender angeordnet (vgl. Abb.).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 244
                              
                           Die Rahmen sind aus Vanadiumstahl hergestellt. Die Feuerbüchse ist etwa 4800 mm lang.
                              									Die Heizfläche beträgt einschließlich der Rohre 755 m2, die Rostfläche 10 m2, der Ueberhitzer
                              									190 m2. Der Dampfdruck ist 15 at. Die
                              									Dampfzylinder haben 864 mm ? und 813 mm Hub, sie sind aus Vanadiumgußeisen
                              									hergestellt. Die Kolben sind aus Stahl, die Kolbenringe aus Gußeisen und die
                              									Kolbenstangen aus Chromnickelstahl hergestellt.
                           Die Dampfzylinder haben Ventilsteuerung, Bauart Backer.
                              									Fährt die Lokomotive mit Verbundwirkung, dann lassen die Hochdruckzylinder den Dampf
                              									in einen gemeinsamen Aufnehmer strömen, der mit Dampfleitungen mit den vorderen und
                              									hinteren Zylindern in Verbindung steht. Beim Anfahren kann Frischdampf durch ein
                              									Wechselventil sowohl in die Hochdruckzylinder wie auch in die Niederdruckzylinder
                              									eintreten. Der Abdampf der beiden hinteren Zylinder strömt in einen
                              									Speisewasservorwärmer, der unter dem Wasserbehälter des Tenders sich befindet. Der
                              									zylinderförmig hergestellte Vorwärmer hat 560 mm ? und 31 Röhren von 57 mm ?, mit 40
                              										m2 Heizfläche. Der Abdampf wird aus dem
                              									Vorwärmer durch einen kleinen Schornstein am Hinterende des Tenders abgeführt. Das
                              									Speisewasser wird durch eine Kolbenpumpe aus dem Tender mit 50 m3 Inhalt nach dem Vorwärmer gefördert. Es sind
                              									außerdem noch zwei Strahlpumpen für den Notbedarf vorgesehen. Der Abdampf aus den
                              									Vorderen Zylindern strömt durch das Blasrohr in die Rauchkammer und erzeugt den
                              									erforderlichen Zug. Jede Radgruppe besitzt je zwei Sandkästen zum Sandstreuen. In
                              									Verbindung mit den Sandstreuern sind Schienenwascher an beiden Enden der Lokomotive
                              									vorhanden. Sandstreuer und Schienenwascher werden gemeinsam bedient. Es wird dabei
                              									Sand vor die Triebräder einer jeden Gruppe gestreut, gleichzeitig strömt Wasser auf
                              									die Schienen.
                           Der Führerstand ist sehr geräumig ausgeführt. In ihm befinden sich außer den
                              									bekannten Ausrüstungsteilen ein Pyrometer und ein selbsttätiger Wasserstandanzeiger.
                              									Die Laufräder haben 762 mm, die Triebräder 1245 mm Durchmesser. Es können 12 t Kohle
                              									auf dem Tender mitgeführt werden. (Engineering News 15. März 1917.)
                           W.
                           –––––
                           Automobilkolben. In Frankreich wurde ein neuer
                              									Automobilkolben ausprobiert, bei dem ein System ölzurückhaltender Kanäle und Vertiefungen
                              									angebracht ist. Durch entsprechende Bohrungen kann das Schmieröl auch in die
                              									Kolbenringnuten gelangen, wie dies die Abbildung zeigt. Auf diese Weise wird ein
                              									Festbrennen der Kolbenringe vermieden. Versuche des französischen Automobilklubs
                              									haben ergeben, daß mit einem solchen Kolben eine Leistungsteigerung erreicht werden
                              									konnte, besonders bei Motoren mit großer Umlaufzahl. Die Schmierölersparnis war
                              									dabei wesentlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 245
                              
                           Versuche mit einem Motor von 90 mm Bohrung und 130 mm Hub, bei einer Umlaufzahl von
                              									1400 in der Minute haben ergeben, daß dabei eine geringe Zunahme der Leistung
                              									erreicht wird. Bei Vergrößerung der Umlaufzahl von 1400 bis 1800 ergab sich eine
                              									große Zunahme der Leistung. Bei einer Probefahrt von 3000 km wurden nur 6 l
                              									Schmieröl verbraucht, während der durchschnittliche Oelverbrauch des Motors ohne
                              									solchen Kolben 1 l Schmieröl für 100 km ist. Nach einer Fahrt von 10000 km zeigten
                              									sich keinerlei Abnutzungen und im Schmieröl konnten nur geringe
                              									Oelkohlenniederschläge festgestellt werden. (Auto-Technik Jahrg. VI Heft 1/2.)
                           W.
                           –––––
                           Die Untersuchungen der deutschen Formsandlagerstätten.
                              									(Aus einem Vortrage von Dr. Behr im Verein deutscher
                              									Gießereifachleute.) Bei dem Versuche, den Begriff Formsand zu erklären, stößt man
                              									auf Schwierigkeiten. Formsand ist Quarz mit toniger Beigabe, muß aber frei sein von
                              									Bestandteilen, die die Feuerbeständigkeit herabsetzen. Schneller kommt man zum
                              									Ziele, wenn man die Frage beantworten will, welche Eigenschaften vom Formsande zu
                              									verlangen sind. Der Formsand muß erstens eine gewisse Biegsamkeit und Festigkeit
                              									zeigen, zweitens Feuerbeständigkeit, drittens gasdurchlässig sein. Die
                              									Feuerbeständigkeit und die Gasdurchlässigkeit steigen mit dem Quarzgehalt und ferner
                              									mit der Gleichförmigkeit der Quarzkörner und mit ihrer Größe. Außerdem muß der Ton
                              									ziemlich rein sein. Die Biegsamkeit und Festigkeit dagegen sind von anderen
                              									Umständen abhängig, sie steigen mit zunehmendem Tongehalt und mit der Feinheit der
                              									Quarzkörner. Auch kommt es hier auf die Unregelmäßigkeit der Form der Quarzkörner
                              									an. Was die Untersuchungsmethoden anbetrifft, durch die man diese Eigenschaften
                              									feststellt, so ist die chemische Gesamtanalyse im allgemeinen hierzu ungeeignet.
                              									Formsand mit großem Tongehalt zeigt oft eine geringe Biegsamkeit, weil die Tonerde
                              									in Form von Verbindungen im Sande vorhanden ist. Wir müssen auch die
                              									mechanische Analyse zu Rate ziehen. Durch Behandlung mit verschiedenen Sieben und
                              									Schlemmen kann man feststellen, wie hoch der Prozentsatz der verschiedenen
                              									Korngrößen ist. Bei großen Gußstücken, wo es nicht auf eine glatte Oberfläche
                              									ankommt, kann man groben Sand benutzen. Ferner muß man im Formsand feststellen,
                              									wieviel von den schädlichen Bestandteilen Kalk, Alkalien und Eisenoxyd vorhanden
                              									ist, sodann kommt noch die mikroskopische Untersuchung in Be tracht und die
                              									geologische Untersuchung der Lagerstätten. Die Formsande sind auf verschiedene Weise
                              									entstanden, es sind Verwitterungsböden oder diluviale Stätten, und die
                              									Entstehungsweise spielt eine Rolle für die Rentabilität der Lagerstätten. Die
                              									Feuerbeständigkeit des Formsandes ist aus den chemischen und mineralogischen
                              									Eigenschaften festzustellen. Der Verein deutscher Gießereifachleute ist an die
                              									geologische Landesanstalt herangetreten mit der Bitte, eine Untersuchung der
                              									deutschen Formsandlagerstätten durchzuführen. Es ist nun ein Arbeitsprogramm
                              									aufgestellt worden, wonach die 175 bis 190 bestehenden Formsandgruben untersucht
                              									werden. An Hand einer Karte bespricht der Vortragende die Lage der
                              									Formsandlagerstätten. Meist entwickelt sich ein Industriezentrum um die
                              									Formsandgrube, gewisse Formsande werden sehr weit verfrachtet. Die Untersuchungen,
                              									die vorgenommen werden sollen, gliedern sich in folgende: Jede Grube wird geologisch
                              									aufgenommen, jeder Sand untersucht. Es sollen dann die Vorratsmengen berechnet und
                              									die Betriebe beschrieben werden, ferner sollen die Absatzverhältnisse, die
                              									Abfuhrwege, die Selbstkosten, kurz alle wirtschaftlichen Verhältnisse festgestellt
                              									werden. Dann soll untersucht werden, wie die Sande in den einzelnen Gießereien
                              									verwendet werden. Hierzu sind bereits wichtige statistische Unterlagen durch vom
                              									Verein der Gießereifachleute ausgesandte Fragebogen gesammelt worden, und es dürften
                              									wohl noch weitere Unterlagen von Gießereien und Formsandgruben eingehen. Folgende
                              									Frage soll vor allem beantwortet werden: Welche Eigenschaften muß ein Sand haben,
                              									der als Formsand Verwendung finden soll? Dann soll genauer Aufschluß über die
                              									Konstanten des Formsandes gesucht werden, die die Verwendungsmöglichkeiten ergeben.
                              									Weiter ist es von Wert festzustellen, ob der Sand der einzelnen Gruben so scharf
                              									gekennzeichnet ist, daß man aus den Eigenschaften eines Sandes auf seinen Fundort
                              									schließen kann. Dadurch könnte oft viel Fracht erspart werden, wenn sich zeigt, daß
                              									ein besonders geschätzter Sand ersetzt werden kann durch einen Sand von gleichen
                              									Eigenschaften, aber aus einer näher gelegenen Grube. Endlich soll ermittelt werden,
                              									wie groß die Vorräte an einzelnen Sorten sind, und welche Gebiete für
                              									Neuaufschließungen in Frage kommen. Hiermit ist ein Ueberblick über das
                              									Arbeitsprogramm gegeben. Mit der chemischen Untersuchung der Sande ist bereits
                              									begonnen, und der Vortragende hofft, im nächsten Jahr über den größten Teil der
                              									Arbeiten Näheres berichten zu können.
                           In der Besprechung verweist Professor Heyn auf eine Untersuchungsmethode,
                              									die über den Tongehalt und die Plastizität Aufschluß geben dürfte, nämlich auf die
                              									Kolloidbeschaffenheit des Tones bedingte Fähigkeit, Farben niederzuschlagen. Dahl bemerkt, daß sich der Verein die Formsandfrage zu
                              									einer wichtigen Aufgabe gemacht hat. Die Untersuchungen erfordern aber nicht nur
                              									zahlreiche technische Hilfskräfte, sondern auch reichliche Geldmittel, Es soll daher
                              
                              									an die beteiligten Industriekreise herangetreten werden, damit sie die
                              									Untersuchungen durch Beihilfen unterstützen.
                           Plohn.
                           –––––
                           Lasthebemagnete haben im deutschen Eisenbau insbesondere
                              									für Massenförderung eine ständig zunehmende Verwendung gefunden. Sie vermögen
                              									naturgemäß nur gut magnetisierbares Material zu erfassen, arbeiten aber bei ihrem
                              									verhältnismäßig geringen Stromverbrauch recht wirtschaftlich.
                           An der Grundform hat sich im Laufe der Entwicklung wenig geändert. Im Gegensatze zu
                              									den bekannten magnetischen Aufspannplatten, die mit einer möglichst weitgehenden
                              									Unterteilung der Magnetpole ausgeführt werden, herrscht die glockenartige Ausbildung
                              									des Magnetgehäuses mit zentralem Innenpol vor, Abb.
                                 									1, die einerseits die billigste Anordnung darstellt, andererseits der
                              									Magnetwicklung den größtmöglichen Schutz gegen Beschädigung bietet. Ein
                              									beispielsweise zum Fördern von Eisenschrott oder noch heißen Eisenmasseln benutzter
                              									Magnet darf naturgemäß keine leicht verletzbaren Stellen aufweisen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 246
                              Abb. 1.
                              
                           Die Fortschritte der neueren Zeit beziehen sich im wesentlichen auf gründliche
                              									konstruktive Durchbildung und Normalisierung der Magnete bzw. ihrer Bestandteile, um
                              
                              									bei gleichzeitiger Beschränkung der Typenzahl auf eine lohnende Massenfabrikation zu
                              									kommen. Ein niedriger Preis würde seinerseits wieder anregend auf den Bedarf
                              									wirken.
                           Sonderformen für die Magnete bzw. die Ausgestaltung ihrer Polschuhe sollten aus dem
                              									gleichen Grunde nach Möglichkeit vermieden werden. Um beispielsweise eine annähernd
                              									rechteckig geformte Polfläche zu erhalten bzw. auch einen Magneten für die doppelte
                              									Hebeleistung zu bekommen, verbindet die AEG. zwei solcher Magnete durch
                              									Schrauben miteinander (Abb. 2). Die rechteckige
                              									Polfläche ist wesentlich, wenn Bleche oder andere langgestreckte Gegenstände gehoben
                              									werden sollen. Bei Schienen, Walzeisen usw. wird es zweckmäßig sein, zwei oder mehr
                              
                              									kleinere Magnete an einem langen Träger gleichmäßig verteilt anzuordnen, statt ein
                              									großes, doch nur schlecht ausgenutztes Modell zu verwenden.
                           Beim Ausbleiben des Erregerstromes verliert der Magnet sofort seine Anzugskraft. Um
                              									mögliche Unfälle zu verhindern, können besondere Fangvorrichtungen vorgesehen werden
                              									– etwa nach Abb. 3 – obwohl dann naturgemäß gerade
                              									die eigentümlichen Vorzüge der Arbeitsweise eines Hebemagneten nur noch wenig zur
                              									Geltung kommen. Da die Fangvorrichtungen zu vielgestaltig sind, um mit Aussicht auf
                              									Erfolg normalisiert werden zu können, empfiehlt es sich, an dem Magnetkörper nur die
                              									angedeuteten Nasen gleich mit anzugießen, um im Bedarfsfalle die Möglichkeit zu
                              									haben, solche Vorrichtungen noch nachträglich anzubringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 246
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 246
                              Abb. 3.
                              
                           Da die Magnetspulen vollkommen von der Außenluft abgeschlossen sind, kann die in
                              									ihnen entwickelte Stromwärme nur durch Leitung auf den Körper übertragen und von
                              									diesem ausgestrahlt werden. Diese verhältnismäßig wenig wirksame Wärmeabführung
                              									macht die Verwendung eines gut leitenden Stoffes, wie Kupfer oder Aluminium für die
                              									Spulen zur Bedingung, wenn die Leistungsfähigkeit des Magneten voll ausgenutzt
                              									werden soll. Oxydisolierte Aluminiumdraht- oder Bandspulen haben sich deshalb
                              									besonders bewährt, weil sie weniger temperaturempfindlich sind, als mit Faserstoff
                              									isolierte Kupferdrahtspulen. Auf gleiche Leistung bezogen ist das Gewicht eines mit
                              									solcher Aluminiumspule ausgerüsteten Magneten mittlerer Größe etwa 30 v. H. geringer
                              									als mit Kupferspule.
                           Die Verwendung von Zinkdraht jedoch muß für diesen Zweck als ausgeschlossen gelten.
                              									Infolge der geringen Leitfähigkeit des Zinkes kann die Magnetspule nur noch gering
                              									mit Strom belastet werden, eine nur einigermaßen annehmbare Hebeleistung ist dabei
                              									nicht zu erwarten. Der Not der Zeit gehorchend hat man indessen versucht, durch
                              									Einführung der künstlichen Kühlung eine höhere Belastung der Zinkspule zu
                              									ermöglichen. Abb. 4 zeigt eine sehr gut
                              									durchgebildete Ausführung
                           
                           Leistungen von Lasthebemagneten des Magnetwerkes
                              									Eisenach.
                           
                              
                                 
                                    Außenmaße
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Durchmesser DBauhöhe H
                                 
                                    mm
                                    
                                    „
                                    
                                    
                                 500235
                                 750250
                                 900290
                                 1100  300
                                 1300  325
                                 1500  350
                                 1800  350
                                 
                              
                                 
                                    Tragkraft
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 BlöckeMasselnSchrottSchmiedeeisenspäneBleche, Dicke 5
                                    											mm   „            „  10 mm   „            „  25 mm
                                 kg„„„„„„
                                 2500200–300100–20035–706009001500
                                 7000300–350200–30065–12590014003200
                                 9000450–600300–400100–175110017004000
                                 11000600–700400–500165–275150021005000
                                 14000800–1000550–700200–350200028006000
                                 200001200–1500750–1000300–350300042007500
                                 250001500–20001000–1500500–800400055008700
                                 
                              
                                 Eigengewicht
                                 kg
                                 250
                                 500
                                 900
                                 1250
                                 1650
                                 2600
                                 3200
                                 
                              
                                 Stromverbrauch
                                 KW
                                 0,7
                                 1,4
                                 2 5
                                 3,5
                                 4,5
                                 5,5
                                 8
                                 
                              
                           der Magnetwerke Eisenach, bei der
                              									ein Ventilator c Kühlluft durch die stark unterteilte
                              									Erregerspule e drückt. Bleibenden Wert besitzt diese
                              									Bauweise naturgemäß auch nicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 247
                              Abb. 4.
                              
                           Anschließend noch obige Zusammenstellung über Leistungen usw. normaler Hebemagnete
                              									der Magnetwerke Eisenach. (Dampfkessel und
                              									Maschinenbetrieb Heft 17 1917.)
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Das Sherardisierungsverfahren. In neuerer Zeit hat das
                              									nach seinem Erfinder Sherard Cowper Coles benannte
                              									Verfahren der Trockenverzinkung eiserner Gegenstände zum Schutz gegen Verrosten
                              									ausgedehnte Anwendung gefunden. Es besteht im wesentlichen darin, daß die
                              									betreffenden Gegenstände unter Luftabschluß in einer Atmosphäre von Zinkdampf
                              									erhitzt werden. Die Teilchen des hierzu verwendeten Zinkstaubes sind von einer
                              									Oxydhaut bedeckt, welche bewirkt, daß das Metall beim Erhitzen verdampft, ohne erst
                              									flüssig zu werden. Die Dampfspannung des Zinks ist bei dessen feiner Verteilung
                              									bedeutend höher als diejenige der zu verzinkenden Eisenteile. Die Zinkdämpfe haben
                              									daher und wegen der hohen chemischen Affinität zum Eisen ein hohes Bestreben, sich
                              									mit diesem zu legieren, wobei Verbindungen der Zusammensetzung FeZn3 und FeZn7 gebildet werden.
                              									Dieser Vorgang wird bei vermindertem Luftdruck stark beschleunigt, da der
                              									Schmelzpunkt des Zinks im Vakuum stark herabgedrückt und hierdurch die Dampfspannung
                              									weiter erhöht wird.
                           Der Verzinkungsvorgang beginnt schon bei etwa 200 °C. Hält man die Temperatur
                              									niedrig, so dringt das Zink tiefer ins Eisen ein, während dieser Vorgang bei
                              									höheren Wärmegraden durch die Bildung einer Schicht reinen Zinks auf der
                              									Eisenoberfläche behindert wird. Mit zunehmender Temperatur steigt die
                              
                              									Geschwindigkeit des Prozesses. In der ersten Stunde werden auf 1 m2 Eisenoberfläche
                           bei 350 ° C   15 g,
                           bei 400 ° C 100 g,
                           bei 450 ° C 258 g
                           Zink niedergeschlagen, während in der zweiten Stunde nur noch
                              									unbedeutende Mengen aufgenommen werden.
                           Bestimmte Temperaturen brauchen beim Sherardisierungsprozeß nicht beobachtet zu
                              									werden, doch soll die Hitze 360° nicht wesentlich überschreiten, damit die Anlage
                              									nicht beschädigt wird.
                           Verschiedene Materialien müssen bei verschiedenen Temperaturen sherardisiert werden,
                              									so braucht Stahl nur 270°, Gußeisen 350° und schmiedeeiserne Gegenstände noch etwas
                              									höhere Hitzegrade.
                           Da der Zinküberzug nur an blanken Oberflächen sicher haftet, wird bei Ausführung des
                              									Verfahrens die Oberfläche der Eisenteile erst durch Beizen mit Salzsäure, danach
                              									durch Scheuern oder Abblasen mit Sand von Oxydteilchen, Formsand und anderen
                              									Verunreinigungen sorgfältig befreit. Fetteilchen stören dagegen nicht, im Gegensatz
                              									zur elektrolytischen Verzinkung. Der Zinkstaub soll möglichst gleichförmig sein. Man
                              									verwendet ihn in der Form, wie er beim Hüttenprozeß gewonnen wird. Er soll
                              									wenigstens 85 v. H. Zink und 8 v. H. Zinkoxyd enthalten, während der Rest aus Eisen,
                              									Kadmium, Schwefel und Blei besteht. Blei soll jedoch nicht mehr als 1,25 v. H. darin
                              									enthalten sein. Das Material reichert sich im Verlaufe des Prozesses infolge Abgabe
                              									des Zinks mit Eisen und den übrigen Verunreinigungen an, doch kann es bis zu einem
                              									Gehalt von 18 v. H. Zink verwendet werden. Freies Eisen und zusammengeballter
                              									Zinkstaub müssen öfter aus den Gefäßen, darin der Prozeß durchgeführt wird, entfernt
                              									werden.
                           Nach einem Verfahren von F. W. Gauntlett (DRP. 205902)
                              									wird nicht reiner Zinkstaub benutzt, sondern ein Gemisch mit Sand oder Quarz, das
                              									nur 20 v. H. Zink
                              									enthält. Der Zinküberzug soll in dieser Mischung dichter, gleichmäßiger und reiner
                              									weiß werden.
                           Das Sherardisieren wird in langsam rotierenden eisernen Trommeln vorgenommen (Abb. 1), die entweder an der Stirnseite aufschraubbare
                              									Deckel oder an der zylindrischen Wandung verschließbare Oeffnungen zur Aufnahme der
                              									Beschickung besitzen. Die zu verzinkenden Eisenteile müssen vom Zinkstaubgemisch
                              									vollständig bedeckt sein. Kleinere Trommeln bewegen sich in eisernem Ofengehäuse an
                              									Wellen, größere werden durch Rollen gedreht und auf Wagen in Oefen aus Mauerwerk
                              									befördert. Abb. 2 zeigt die Entleerung einer solchen
                              									Trommel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 248
                              Abb. 1.
                              
                           Die Verschlusse werden mit Asbest gedichtet. Trotzdem geht wegen der Gegenwart von
                              									Luftsauerstoff ein Teil des metallischen Zinks durch Bildung von Oxyd für den Prozeß
                              									verloren. Doch kann dieser Verlust durch Auspumpen der Luft oder Zusatz eines
                              									organischen (reduzierenden) Mittels eingeschränkt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 248
                              Abb. 2.
                              
                           Das Sherardisierungsverfahren hat sich namentlich durch den Krieg ausgedehnte
                              									Anwendungsgebiete errungen. Besonders hat es sich zur Verzinkung von kleineren
                              									Massenteilen und von Gegenständen unregelmäßiger Gestalt bewährt. Wertvoll ist
                              									besonders auch, daß so verzinkte Eisenteile durch Pressen und Ziehen weiter
                              									verarbeitet werden können und die Eigenschaften des Eisens, namentlich die
                              									Elastizität, fast nicht beeinträchtigt werden. So werden heute Ketten und Schrauben
                              									sherardisiert, auch unser eisernes Kleingeld und die Adler der Soldatenhelme,
                              									Telephonhörer, Wasserhähne, Stahlfedern, Spiralfedern, Säbelklingen und viele andere
                              									Gegenstände auf demselben Wege vor Rost geschützt. (F. Gagelmann, Die Werkzeugmaschine 21. Jahrg. Heft 4. – Trood, The Metal Ind. 13. 502. Ref. Stahl und Eisen 1916.)
                           Loebe.
                           –––––
                           Errichtung eines „Archiv für Schiffbau und
                                    										Schiffahrt“. Am 5. d. Mts. wurde in Hamburg der Verein „Archiv für
                                 										Schiffbau und Schiffahrt, e. V.“ gegründet, mit dem Zweck, „ein Archiv
                                 										für Schiffbau und Schiffahrt zu errichten und dauernd zu unterhalten, in dem die
                                 										gesamte technische und wirtschaftliche Literatur und alle sonst erreichbaren
                                 										Nachrichten dieses Gebietes, sowie alle Werbeschriften und Veröffentlichungen
                                 										der einzelnen Werke gesammelt, geordnet und den Beteiligten zugänglich gemacht
                                 										werden. Inhaltlich erstreckt sich das Archiv auf See- und Flußschiffbau und
                                 
                                 										-Schiffahrt und die angrenzenden Fachgebiete. Der Verein verfolgt nur
                                 										gemeinnützige Zwecke und will den wissenschaftlichen, technischen und
                                 										wirtschaftlichen Interessen des Schiffbaues und der Schiffahrt in weitestem
                                 										Sinne dienen.“
                           Das zu gründende Archiv wird auf technischer Grundlage beruhen. Es soll die ähnlichen
                              									Archive der großen Werke ergänzen und den kleineren Werken ein solches ersetzen.
                              									Durch den Zusammenschluß aller Kräfte will es die Leistungsfähigkeit des Einzelnen
                              									erhöhen und dadurch die Konkurrenzfähigkeit dieses ganzen Industriegebietes in dem
                              									harten Wirtschaftskampfe, der uns bevorsteht, nach allen Kräften unterstützen.
                              									Ferner wird das Archiv von großer wissenschaftlicher Bedeutung sein, da es
                              									allmählich eine möglichst lückenlose Bücherei der gesamten Literatur über Schiffbau,
                              									Schiffahrt und die angrenzenden Fachgebiete schaffen will, in der neben der
                              									Buchliteratur alle einschlägigen Fachzeitschriften des In- und Auslandes vertreten
                              									sein sollen. Die systematische Verarbeitung dieser Literatur in Zettelkatalogform
                              									bis ins kleinste wird eine wissenschaftliche und unmittelbar praktische Auswertung
                              									gestatten, wie sie sonst bisher fehlte. Für alle für Schiffbau und Schiffahrt
                              									arbeitenden technischen Werke und kaufmännischen Firmen wird die Katalog- und
                              									Werbeschriftensammlung von besonderem Werte sein, die in gleicher Weise so
                              									verarbeitet werden soll, daß dem Interessenten, insonderheit dem Käufer, ein
                              									vollständiger Ueberblick über die Leistungsfähigkeit der heimischen Industrie auf
                              									diesem Gebiete geboten wird. Das Archiv wird somit von gleich großer Bedeutung für
                              									den Techniker wie für den Kaufmann sein.
                           Das Archiv will nur Tatsachenmaterial sammeln; auf die eigene technisch- oder
                              									wirtschafts-wissenschaftliche Verwertung verzichtet es. Hierdurch, wie durch seine
                              									technische Grundlage und durch die Beschränkung auf ein scharf begrenztes Gebiet,
                              									ferner durch die Verarbeitung des gesammelten Materials ausschließlich für die unmittelbare
                              									Benutzung durch die Teilnehmer und schließlich durch die Erfassung auch der gesamten
                              									Werbeschriften, Musterbücher usw. der beteiligten Werke unterscheidet sich das
                              									Archiv für Schiffbau und Schiffahrt grundlegend von den übrigen bestehenden
                              									wirtschaftswissenschaftlichen Instituten.
                           Vorläufig ist die Errichtung folgender Abteilungen in Aussicht genommen:
                           A. Die technische Abteilung, enthaltend die Literatur in Buchform und Zeitschriften,
                              									Musterbücher, Patentberichte usw.
                           B. Die wirtschaftliche Abteilung, enthaltend Nachrichten über Firmen, Vereine,
                              									Länder, Rohstoffe, Gesetze und Vorschriften, Versicherungswesen, soziale
                              									Einrichtungen, Schiffsgesundheitswesen.
                           C. Die Abteilung für Jahres- und sonstige Berichte.
                           D. Die Abteilung für Karten, Pläne, Normalzeichnungen und Lichtbilder.
                           E. Kartei aller Abteilungen und aller einzelnen Literaturerscheinungen.
                           Dem Archiv, dessen Sitz in Hamburg sein wird, soll angeschlossen sein ein
                              									öffentlicher Lese- und Arbeitssaal, der den Mitgliedern zur Verfügung steht. Es wird
                              									beabsichtigt, laufend Mitteilungen herauszugeben.
                           –––––
                           Eine neue Art der Bestimmung des Formerakkords in
                                 										Gießereien. (Aus einem Vortrage von A. Wiedemann
                              									im Verein deutscher Gießereifachleute.) Bei dem nach dem Kriege voraussichtlich
                              									einsetzenden äußeren und inneren Wirtschaftskampfe kann man wohl schon heute
                              									annehmen, daß bei wieder steigender Friedensarbeit auch die Lohnfrage, besonders in
                              									der Eisenindustrie, wieder aufgerollt werden wird. Der Vortragende betrachtet nun
                              									die früheren, gegenwärtigen und zukünftigen Formerakkordlöhne. Besonders im
                              									Gießereibetriebe ist es heute noch in den meisten Werken üblich, daß der
                              									Formermeister allein die Höhe des Akkordlohnes festsetzt. In manchen Betrieben sind
                              									in Büchern oder Akkordtabellen die Löhne für die verschiedensten Modelle nach
                              									Gattungen geordnet festgelegt. Bei der Festsetzung von neuen Akkorden nach neuen
                              									Modellen entstehen wohl überall und stets Meinungsverschiedenheiten zwischen
                              									Arbeitgeber und Former. In den meisten Fällen werden die Löhne für neuartige Stücke
                              									auf Grund der Schätzung bestimmt. Diese Art einer Bestimmung des Formerlohnes hat
                              									aber den geringsten Anspruch auf Richtigkeit. In vielen Gießereien bestehen
                              									Lohntarife, nach denen die Formerlöhne nach dem Gewicht festgesetzt werden. Diese
                              									Tarife sind meistens nach Gewichtstaffeln aufgebaut und geben selten Anlaß zu
                              									Differenzen, haben aber doch mancherlei Nachteile. An Beispielen zeigt der
                              									Vortragende, daß für die Akkordbestimmung ähnlicher Formstücke nur das gesamte
                              									Volumen oder bei flachen Stücken die Oberfläche maßgebend sein kann. Trägt man
                              									nun graphisch auf der Abszissenachse alle gefundenen Volumina und auf der
                              									Ordinatenachse die errechneten Formerlöhne für die Flächeneinheit auf, so erkennt
                              									man eine gewisse Gesetzmäßigkeit. Man kann durch diese gefundenen Punkte eine Kurve
                              									legen und findet, daß ein Teil der Punkte über, ein Teil unter der gezeichneten
                              									Kurve liegen. Die Punkte, welche unter der neuen Kurve liegen, erfordern eine
                              									Aufbesserung des bisherigen Formerlohnes, die Punkte, welche über der Kurve liegen,
                              									eine Herabsetzung des jetzigen Formerlohnes. Es wird dadurch ein Ausgleich der
                              									bisherigen Formerlöhne herbeigeführt, außerdem kann man an Hand der Kurve sofort den
                              									Akkordlohn von jedem neu anzufertigenden Gußstück ablesen. Das Verfahren ist auch
                              									auf weniger, einfache Stücke anwendbar und ergibt richtige Werte. Es sei nochmals
                              									betont, daß für alle Gußstücke immer nur das Gesamtvolumen maßgebend ist. Es kommen
                              									nur die Grundformen, die Hauptabmessungen in Betracht, Stützen, Putzen,
                              									Arbeitsleisten usw. bleiben unberücksichtigt. Der große Vorteil des neuen Verfahrens
                              									der Akkordlohnbestimmungen an Hand der Kurven besteht darin, daß die neuen Löhne auf
                              									den bereits vorhandenen aufgebaut werden. Wenn man bei dieser Regelung noch von dem
                              									Grundsatze ausgeht, tunlichst die Löhne nach oben auszugleichen, so stehen die
                              
                              									Arbeiter der Frage der Akkordänderung nicht mißtrauisch und ablehnend gegenüber und
                              									setzen der Einführung der neuen Löhne keinen Widerstand entgegen. Man sollte sich
                              									immer mehr das Ziel setzen, auch in den Gießereien die Löhne mehr nach
                              									wissenschaftlicher Methode zu bestimmen. Die Lohnausgaben sind die Kosten des
                              									Einkaufes der Werkstattarbeit. Während man beim Einkauf der Stoffe durchwegs recht
                              									sorgfältig zu Werke geht, überläßt man den Einkauf der Arbeit, die Festsetzung der
                              									Akkordpreise allein dem Meister. Der Meister allein besitzt aber oft nicht die
                              									technische Schulung, die erforderlich ist, um an Stelle der Schätzung bei der
                              									Festsetzung der Akkordsätze die Grundsätze des Rechnens in Anwendung zu bringen. Die
                              									bisherige oberflächliche Schätzung muß aber in Zukunft der genauen und allein
                              									richtigen Berechnung der Akkordlöhne weichen, Werk und Arbeiter haben gemeinsamen
                              									Nutzen von der neuen, einfach zu handhabenden Lohnbestimmung.
                           In der Besprechung hält Henning die vom Vortragenden
                              									gebrachten Ausführungen für eine wertvolle Anregung, wenn auch für die Einführung in
                              									der Praxis noch manche Schwierigkeiten bestehen dürften. Dahl hält dieses wissenschaftliche System der Akkordbestimmung für sehr
                              									wichtig; da es auf mathematischer Grundlage aufgebaut ist, scheint es eine gewisse
                              									Sicherheit zu bringen, es kann als ein System der Gerechtigkeit bezeichnet werden,
                              									bei dem die Vorteile des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers gleichzeitig gewahrt
                              									werden.
                           Plohn.