| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 269 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Aus dem Jahresbericht 1915 des Königlichen
                                 										Materialprüfungsamtes der technischen Hochschule zu Berlin in
                                 										Berlin-Lichterfelde-West. Der vorliegende Jahresbericht gibt einen
                              									Ueberblick über die Tätigkeit des Amtes im Jahre 1915/16. Der Krieg hat die Arbeiten
                              									außerordentlich beeinflußt; insbesondere waren große Anforderungen zu erfüllen, die
                              									von der Heeres- und Marineverwaltung und von der mit Kriegslieferungen beschäftigten
                              									Industrie gestellt wurden. Leider muß von Mitteilungen dieser Versuche, die vielfach
                              									die Verwendung von Ersatzstoffen betreffen, Abstand genommen werden. Es ist aber
                              									dringend zu wünschen, daß nach Friedensschluß die wichtigsten Ergebnisse im
                              									Interesse der Industrie und unserer Volkswirtschaft veröffentlicht werden.
                           1. Abteilung für Metallprüfung: Es wurden 584 Aufträge gegen 505 im Vorjahre
                              									erledigt. Besonders zahlreich waren die Untersuchungen von
                              									Materialprüfungseinrichtungen, ein Beweis, wie sehr die Materialprüfung durch den
                              									Krieg gefördertVgl. Müller. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der
                                    											Materialprüfung unter besonderer Berücksichtigung der Kriegswirtschaft. Der
                                    											Staatsbedarf 1916 Nr. 40.Müller. Wie können wir uns vor dem Wucher mit
                                    											Kriegsersatzstoffen schützen? Technische Rundschau 1917 Nr. 10.
                              									wurde.
                           Bekanntlich werden zur Prüfung der Maschinen Spiegelapparate und Kraftprüfer
                              									verwendet. Erstere werden auch für gewöhnliche Dehnungsversuche gebraucht, und es
                              									genügt für die praktischen Versuche das Ausmessen der Schneidenbreiten zur
                              									Ermittlung des Uebersetzungsverhältnisses. Bei Maschinenuntersuchungen ist jedoch
                              									ein Vergleich mit den zur Eichung des Kontrollstabes benutzten Spiegeln zu
                              									empfehlen.
                           Die Kraftprüfer erfreuen sich infolge ihrer verhältnismäßig einfachen Handhabung
                              									zunehmender Verbreitung; mit ihnen ist die gleiche Genauigkeit wie mit
                              									Kontrollstäben zu erreichen.
                           Die Tatsache, daß die Maschinenprüfungen in der Mehrzahl Fehler unter 1 v. H. der
                              									Lastanzeige ergaben, bezeugt den hohen Stand dieses Zweiges des Maschinenbaues. Als
                              									Fehlerquellen kommen die Schleppzeiger der Manometer infolge großer
                              									Reibungswiderstände oftmals in Betracht; andererseits treten Fehler durch
                              									Wärmeeinflüsse bei solchen Maschinen gern auf, bei denen der Flüssigkeitsdruck im
                              									Arbeitszylinder gemessen wird, wobei das Fehlen einer Dichtung besonders ungünstig
                              									wirkt. Bei Hebelwagenmaschinen ist die gleichmäßige Anlage der Pfannen an den
                              									Schneiden auch bei entlasteter Maschine sicherzustellen.Müller. Ueberblick
                                    											über die gebräuchlichsten Festigkeitsprobiermaschinen. D. p. J.
                                    										1912.
                           Die Meßdosenmaschinen sind insofern ungünstig, als bei ihnen leicht mit einer
                              									Veränderlichkeit der Kraftmessung zu rechnen ist; öftere Nachprüfungen sind
                              									unbedingt erforderlich.
                           Aus den erledigten Prüfungen mögen folgende Ergebnisse mitgeteilt sein.
                           Zur Ermittlung der durchschnittlichen Festigkeitseigenschaften starker Schmiede- und
                              									Walzstücke werden am zweckmäßigsten Proben aus Kern, Rand und mitten zwischen diesen
                              									entnommen. Es ergaben sich folgende Werte (Tab. 1 S. 270).
                           Die Folgerungen aus den Werten sind leicht zu ziehen. Der Einfluß der Wärme auf
                              									Messing gibt sich bekanntlich in einer Festigkeitsverminderung kund, wie folgende
                              									Ergebnisse zeigen:
                           
                              
                                 Wärmegrad
                                 °C
                                 200
                                 250
                                 300
                                 
                              
                                 Streckgrenze
                                 kg/mm2
                                 15,3
                                 12,1
                                 8,7
                                 
                              
                                 Bruchfestigkeit
                                 „
                                 31,1
                                 25,2
                                 17,1
                                 
                              
                                 Dehnung
                                 v. H.
                                 37,1
                                 32,3
                                 23,3
                                 
                              
                                 Querschnittsverminderg.
                                 „
                                 33
                                 31
                                 30
                                 
                              
                           
                              
                                 Rübelbronze hatte folgende Eigenschaften:
                                 
                              
                                 Elastizitätsmodul E
                                 kg/mm2
                                 7900
                                 –
                                 
                              
                                 Proportionalitätsgrenze σP
                                 „
                                 12,1
                                 –
                                 
                              
                                 Streckgrenze σs
                                 „
                                 26,5
                                 23,0
                                 
                              
                                 Bruchfestigkeit σB
                                 „
                                 53,9
                                 55,5
                                 
                              
                                 Verhältnis \frac{\sigma_S}{\sigma_B}\,.\,100
                                 v. H.
                                 48
                                 41
                                 
                              
                                 Bruchdehnung δ11,3
                                 „
                                 10,4
                                 11,9
                                 
                              
                           Zwei Drahtseile aus sechs und sieben Litzen mit je 14 Drähten ergaben folgende
                              									Werte:
                           
                              
                                 Anzahl der Litzen
                                 
                                 7
                                 7
                                 6
                                 6
                                 
                              
                                 Drahtdurchmesser
                                 mm
                                 0,5
                                 0,5
                                 0,5
                                 0,25
                                 
                              
                                 Einzeldrahtbruchlast d.
                                 kg
                                 38,5
                                 39,9
                                 39,5
                                 10,9
                                 
                              
                                 Drahtfestigkeit σD
                                 kg/mm2
                                 192
                                 192
                                 192
                                 219
                                 
                              
                                 Gesamtdrahtbruchlast (abzüg-    lich Kerndrähte) D
                                 kg
                                 3504
                                 3630
                                 3080
                                 850
                                 
                              
                                 Seilbruchlast S
                                 „
                                 3630
                                 3533
                                 3118
                                 741
                                 
                              
                                 Verhältnis \frac{\mbox{Seilbruchlast}}{\mbox{Ges.-Drahtbruchlast}}\,\frac{S}{D}\,.\,100
                                 v. H.
                                 104
                                 97
                                 102
                                 87
                                 
                              
                           
                           Tabelle I.
                           
                              
                                 
                                    
                                    Material
                                    
                                 Abmessungenmm
                                 Lage der Probeim Querschnitt
                                 Spannungen kg/mm2
                                 Bruch-dehung δ11,3v. H.
                                 Querschnitts-vermind. qv. H.
                                 
                              
                                 Streckgrenzeσs
                                 BruchσB
                                 Verhältnis\frac{\sigma_S}{\sigma_B}\,100 v. H.
                                 
                              
                                 Rundstahl
                                 72 φ
                                 RandMitteKern
                                 35,433,734,5
                                 62,763,664,9
                                 565353
                                 21,121,919,3
                                 474434
                                 
                              
                                 Rundstahl
                                 72 φ
                                 RandMitteKern
                                 35,035,535,6
                                 68,268,668,8
                                 515252
                                 17,413,4  9,0
                                 322212
                                 
                              
                                 Schmiedestück
                                 490 φ
                                 RandMitteKern
                                 31,326,6218
                                 62,955,851,3
                                 504843
                                 17,821,722,1
                                 465147
                                 
                              
                                 Rundstahl
                                 104 φ
                                 RandKern
                                 38,237,9
                                 74,070,0
                                 5254
                                 14,2  5,2
                                 236
                                 
                              
                                 Rundstahl
                                 42 φ
                                 RandKern
                                 44,642,5
                                 69,267,2
                                 6463
                                 24,723,5
                                 4636
                                 
                              
                                 Rundstahl
                                 51 φ
                                 RandKern
                                 39,138,0
                                 67,565,7
                                 5858
                                 24,1–
                                 4645
                                 
                              
                                 Flachstahl
                                 40 × 52
                                 RandKern
                                 38,139,8
                                 67,268,5
                                 5758
                                 27,825,8
                                 4745
                                 
                              
                                 Quadrateisen
                                 36 × 36
                                 RandKern
                                 22,222,5
                                 35,135,8
                                 6363
                                 31,627,6
                                 ––
                                 
                              
                                 Wagenachse
                                 100 φ
                                 RandMitteKern
                                 29,829,227,0
                                 51,753,151,8
                                 585552
                                 22,823,121,3
                                 494639
                                 
                              
                                 Welle
                                 38 φ
                                 RandKern
                                 30,628,7
                                 55,652,6
                                 5555
                                 21,7–
                                 5653
                                 
                              
                           Bei den Seilen mit 0,5 mm Drähten war also die Seil- und Gesamtdrahtfestigkeit
                              									nahezu gleich, während bei den Seilen mit 0,25 mm Drähten erstere um 13 v. H.
                              									kleiner als letztere war.
                           Eine Keramiksäule hatte nach dem Verfahren von Rudel off eine Wärmeausdehnungszahl
                              
                              
                              
                              
                              									von β = 67 × 10–7.
                           2. Abteilung für Baumaterialprüfung. Eine natürliche Folge der Kriegsverhältnisse mit
                              									dem völligen Brachliegen der Bautätigkeit ist das Sinken der Anzahl der Anträge von
                              									775 mit 24 693 Versuchen im Jahre 1914 auf 332 mit 10344 Versuchen im Berichtsjahr
                              									1915.
                           Den weitaus größten Raum nahmen die Prüfungen von Bindemitteln, hydraulischen
                              									Zuschlagstoffen, Mörtel- und Betonmischungen ein. Versuche ergaben, daß in der
                              									Mischung 1 : 3 Raumteilen hergestellter Beton (weich angemacht) selbst bei höherem
                              									Wasserdruck (4 at) wasserdicht war, und daß in weichem Beton 1 : 3 wie 1 : 4 aus
                              									denselben Stoffen eingelagertes Eisen nach längerem Lagern der Betonproben in
                              									5-prozentiger Salzlösung rostfreiVgl. Müller. Der elektrische Widerstand von nicht
                                    											bewehrtem Beton und seinen Einzelbestandteilen. Diss. Darmstadt
                                    										1910. blieb.
                           Ein weiterer Schutz wird durch einen dichten Glattstrich der Oberflächen oder
                              									durch haltbaren Anstrichstoff erzielt.
                           Zerstörungserscheinungen an einer in Beton hergestellten Ufermauer ließen die
                              									Notwendigkeit einer vor der Inangriffnahme der Bauteile vorzunehmenden Untersuchung
                              									der Grundwasser erkennen.
                           Außer wissenschaftlichen Untersuchungen beteiligte sich die Abteilung noch an den
                              									Arbeiten des Ausschusses für Revision der Normen, des Vereins deutscher
                              
                              									Portlandzement-Fabrikanten, des Vereins deutscher Eisenportlandzementwerke, des
                              									Vereins deutscher Hochofenzementwerke, an den Versuchen für den deutschen Ausschuß
                              									für Eisenbeton sowie an den vom Minister der öffentlichen Arbeiten angeordneten
                              									Seewasserversuchen.
                           3. Abteilung für papier- und textiltechnische Prüfungen. Infolge des Mangels an Harz
                              									kann heute billigerweise nicht mehr die gleiche Anforderung an die Leimfestigkeit
                              									der Papiere gestellt werden, wie sie zu Friedenszeiten bestand. Um wirtschaftliche
                              									Schäden der Papierindustrie durch Zurückweisung leimschwacher Papiere möglichst zu
                              									vermeiden, hat das Amt die Herstellung eines auch für solche Papiere brauchbaren
                              									Ersatzstoffes angeregt; nach Angaben des Amtes ist die Anregung auch auf fruchtbaren
                              									Boden gefallen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 271
                              Chemische Zusammensetzung v. H.;
                                 										Schlagarbeit; Zapfen; Wange; Zugfestigkeit; Zapfen; Wange; Dehnung; Bemerkungen
                                 
                                 										über den Bruch; Dauerbruch; Siegerungsstellen u. nichtmetallische
                                 										Einschlüsse
                              
                           Im Berichtsjahr wurden 594 gegenüber 865 im Vorjahre eingegangene Papiere
                              									geprüft. Als Grund für diesen beträchtlichen Rückgang wird unter anderen angegeben,
                              									daß manche Dienststellen während der Kriegszeit die Normalpapiere nicht prüfen
                              									lassen wollen, weil die Industrie mit zu großen Schwierigkeiten zu kämpfen habe. An
                              									sich erscheint diesem Entschluß eine gewisse Berechtigung inne zu wohnen; ob er in
                              									der richtigen Erkenntnis der Sachlage gefaßt wurde, dürfte doch sehr zweifelhaft
                              									sein, denn jeder Sachverständige wird der Ansicht des Amtes beipflichten, daß mit
                              
                              									abnehmender Kontrolle ein Sinken der Papiergüte eintreten wird. Es kann also vor
                              									diesem Fehler nur gewarnt werden.
                           In der Abteilung wurden insgesamt 875 Anträge gegenüber 1086 vorjährigen
                              									erledigt.
                           4. Abteilung für Metallographie. Gegenüber 160 Anträgen des Vorjahres wurden 109
                              									erledigt. Zum Abschluß wurden folgende Arbeiten gebracht: Versuche über das Rosten
                              									von Eisen in nach dem Permutit Verfahren enthärtetem Wasser, sowie über Mittel zur
                              									Verhinderung des Rostangriffs; Beitrag zur Kenntnis der Aluminium-Zinklegierungen;
                              									Verfahren zur Bestimmung der Wärmedurchlässigkeit von Geweben; einige Versuche mit
                              									kaltgezogenem und wieder angelassenem Flußeisen; Zersetzungserscheinungen beim
                              									Gußeisen.
                           Bei den Prüfungen wurden unter anderen folgende Ergebnisse über gebrochene Wellen aus
                              									Sonderstahl gefunden (Tab. 2).
                           5. Abteilung für allgemeine Chemie. Hier wurden 395 gegenüber 1842 Untersuchungen
                              									erledigt.
                           6. Abteilung für Oelprüfung. Die Zahl der Anträge belief sich auf 325 mit 485 Proben
                              
                              									gegenüber 300 mit 447 Proben im Vorjahre.
                           Auch in diesem Jahr konnte das Amt wieder die Beobachtung machen, daß besonders die
                              									Schmiermittel hinsichtlich der Güte recht zu wünschen übrig lassen. Verfasser kann
                              									dieses durch seine zahlreichen in der Praxis (Laboratorium und Betrieb) gesammelten
                              									Erfahrungen mit Schmierstoffen bestätigen und immer wieder zur Vorsicht beim Einkauf
                              									mahnen; man lege lieber etwas mehr Geld an und schone damit Maschinen und
                              									Transmissionen. Bei sparsamem Verbrauch unter Verwendung von Oelfängern und anderen
                              									Mitteln werden die Mehrkosten erheblich aufgewogen.
                           Endlich mögen noch die weiteren aus dem Amte hervorgegangenen literarischen Arbeiten
                              									angeführt werden:
                           Erfahrungen über das Unbrauchbarwerden von Drahtseilen (Mitteilungen 1915).
                           Der Einfluß längeren Naßhaltens auf das spätere Schwinden von Beton beim Erhärten an
                              									der Luft (Mitteilungen 1916).
                           Belastungsversuche mit einer Decke aus Koenenschen Voutenplatten (Deutscher Ausschuß
                              									für Eisenbeton).
                           Erfahrungen bei der Herstellung von Eisenbetonsäulen (Deutscher Ausschuß für
                              									Eisenbeton).
                           Längenänderungen der Eiseneinlagen in erhärtendem Beton (Deutscher Ausschuß für
                              									Eisenbeton).
                           Der Einfluß der Nietlöcher auf die Längenänderung von Zugstäben und die
                              									Spannungsverteilung in ihnen (Ausschuß für Versuche im Eisenbau).
                           Weitere Untersuchungen von Eisenbetonsäulen (Beton und Eisen 1915).
                           Asphaltprüfung (Mitteilungen 1915).
                           Abnutzbarkeit natürlicher Gesteine (Mitteilungen 1915).
                           Prüfung von Eisenportlandzement bei Lufterhärtung im Vergleich zur Wassererhärtung
                              									(Mitteilungen 1915).
                           Prüfung von Eisenportlandzement im Vergleich zu Portlandzement (Mitteilungen
                              									1915).
                           Die Eigenschaften von Portlandzementen, Eisenportlandzementen, Hochofenzementen und
                              
                              									anderen hydraulischen Bindestoffen (Mitteilungen 1915).
                           Sandfestigkeit der Zemente (Mitteilungen 1915).
                           Normalpapier 1914 (Mitteilungen 1915).
                           Neues auf dem Gebiete der Papierprüfung in den Jahren 1913 1914 (Mitteilungen
                              									1915).
                           Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Papier (Mitteilungen 1915).
                           Die Bestimmung der Fettdichtigkeit von Pergamentersatz und Pergamynpapieren
                              									(Mitteilungen 1915).
                           Die in der Textilveredelungsindustrie angewandten Säuren und ihre azidischen und
                              									spezifischen Eigenschaften (Mitteilungen 1915).
                           Theorien der Seidenbeschwerung und ihr augenblicklicher Stand (Mitteilungen
                              									1915).
                           Vorschlag betreffend ein Verfahren zur Prüfung der elastischen Eigenschaften von
                              									gesponnenem Polsterhaar (Mitteilungen 1915).
                           Beitrag zur Kenntnis der Festigkeitseigenschaften von Polster-Roßhaaren und über
                              									Probeentnahme und Analyse von Polsterhaargespinsten (Mitteilungen 1915).
                           Versuche über das Rosten von Eisen in nach dem Permutitverfahren enthärtetem Wasser
                              									sowie über Mittel
                              
                              									zur Verhinderung des Rostangriffs (Mitteilungen 1915).
                           Beitrag zur Kenntnis der Aluminium-Zinklegierungen (Mitteilungen 1915).
                           Verfahren zur Bestimmung der Wärmedurchlässigkeit von Geweben (Mitteilungen
                              									1915).
                           Einige Versuche mit kaltgezogenem und wieder angelassenem Flußeisen (Mitteilungen
                              									1915).
                           Untersuchungen über Lagermetalle; Antimon-Blei-Zinnlegierungen (Stahl und Eisen).
                           Verfahren zur Bestimmung der Art und Stärke der Verzinkung eiserner Gegenstände
                              									(Stahl und Eisen).
                           Ueber das Verhalten von Portlandzementmörteln in verschiedenen Salzlösungen
                              
                              									(Mitteilungen 1915).
                           Bestimmung sehr kleiner Wassermengen in Alkohol mittels der kritischen
                              									Lösungstemperatur (Mitteilungen 1915).
                           Untersuchungen über Eisengallustinten. 14. Mitteilung: Ueber die gewichtsanalytische
                              									Bestimmung der Gerb- und Gallussäure (Mitteilungen 1915).
                           Die festen Bestandteile des Erdöles (Chemiker-Zeitung 1915).
                           Natur- und Kunstasphalt (Kunststoff 1915).
                           Die in Fetten vorkommenden Stearine und ihr Verhalten beim Hydrieren (Mitteilungen
                              									1915).
                           Geruchlos gemachte Trane und ihre Erkennung (Chemiker-Zeitung 1916).
                           Ueber die Berechnung der Fadenberichtigung für geeichte Thermometer (Mitteilungen
                              									1915).
                           Privatdozent Dr. Ing. W. Müller.
                           –––––
                           Ueber die Heranziehung der Gefügelehre zur Deutung einiger
                                 										alltäglicher Erscheinungen im Gießereibetriebe. (Aus einem Vortrage von
                              									Geh. Bergrat Professor B. Osann, Clausthal, im Verein
                              									deutscher Gießereifachleute.) Einleitend betonte der Vortragende, daß er unter
                              									Gefügelehre etwas anderes verstehe, als unter Metallographie, indem er die
                              									Metallographie als ein Sondergebiet der Gefügelehre auffaßt, also dem letzteren
                              									Begriff einen weiteren Raum gibt. Sodann erläutert er die Erscheinungen der
                              									Schwindung, Spannung, Verkrümmungen und des Reißens, die alle zusammengehören, d.h.
                              									die Schwindung ist die Ausgangserscheinung, das Reißen und die Verkrümmung folgen
                              									aus der Spannung. Schwindung bedingt an sich keine Spannung, auch selbst nicht die
                              									starke Schwindung des Hartgusses und Stahlformgusses. Dies geschieht nur, wenn ihr
                              									nicht freier Raum gegeben wird. Eingehend erläutert nun der Vortragende an
                              									Beispielen aus der Praxis das Auftreten der Spannung und Schwindung. Die Spannung in
                              									Gußstücken beseitigt man durch Ausglühen. Dies ist bei Stahlformgußstücken allgemein
                              									im Gebrauch, bei Eisengußstücken aber bisher eine Ausnahme. Es ist sehr wohl
                              									möglich, daß es auch hier mehr angewendet wird. Dieselmotorzylinder,
                              									Dampfturbinengehäuse werden heute schon ausgeglüht, um Spannungen zu beseitigen.
                              									Auch ist das Erkaltenlassen von gegossenen Eisenbahnwagenrädern in dicht
                              									geschlossenen Gruben zu nennen. Die Temperatur von 600 ° ist die richtige, sie
                              									gilt auch für das Ausglühen von Stahlgußformstücken, soweit es sich um Beseitigen
                              									von Spannungen handelt. Abgesehen von diesem Glühen kennt man auch bei Stahlguß ein
                              									Glühen, das in höheren Temperaturen mit dem ausgesprochenen Zweck vor sich geht,
                              									neben der Beseitigung der Spannung auch das Gefüge zu verbessern. Ein Metallkörper
                              									ist spannungslos, wenn sich die Moleküle beim Abkühlen so gelagert haben, wie es der
                              									Gleichgewichtslage entspricht. Unter gewöhnlichen Verhältnissen kühlt aber ein
                              									Metallkörper zu schnell aus; ehe Gleichgewicht erreicht ist, ist schon Starre
                              									eingetreten, man spricht dann von Unterkühlung. Wenn man nun von neuem auf höhere
                              									Temperaturen, meist etwa 900° erwärmt und dann wieder langsam und geschützt vor Zug
                              									Wirkung abkühlen läßt, erreicht man eine Gefügeverbesserung, die sich bei
                              									Stahlformguß zum Beispiel durch ein Wachsen der Dehnungsziffer auf den dreifachen
                              									Betrag und durch ein feinkörnigeres Gefüge ausdrückt. Bei diesem Vorgange muß eine
                              									bestimmte Temperatur innegehalten werden. Die Erfahrung hat gelehrt, daß es
                              									bisweilen von Nutzen ist, die Abkühlung im Glühofen bei Stahlformgußstücken mit
                              									einem genau bemessenen Sprunge vor sich gehen zu lassen. Schmiedestücke bringt man
                              									im Gegensatz dazu nach dem Glühen unmittelbar in einen Oelbehälter oder einen
                              									Wasserregen und hernach wieder in den Glühofen zurück, um sie bei niedriger
                              
                              									Temperatur noch einmal zu erwärmen. Ein derartiges, mit Härten und Anlassen gepartes
                              									Glühen nennt man Vergüten.
                           Sodann erläutert der Vortragende die Erscheinung des Lunkerns und die verschiedenen
                              									Erklärungen für die Entstehung des Lunkerhohlraumes, wobei er einen Unterschied
                              									zwischen Schrumpfen und Schwinden macht. Das erstere bedeutet die Volumverringerung
                              									beim Uebergange vom flüssigen in den festen Zustand, das zweite die regelrechte
                              									Schwindung im festen Zustande. Ein Eisen, das stark schwindet, braucht deshalb auch
                              									nicht stark zu lunkern und umgekehrt, wenn fast auch immer starkes Lunkern und
                              									starkes Schwinden Hand in Hand geht. Die nach dem Erstarren des Eisens einsetzende
                              									Graphitausscheidung, die eine Volumvergrößerung bedingt, wirkt der Hohlraumbildung
                              									entgegen.
                           Der Vortragende wendet sich dann der Erscheinung der Dünnflüssigkeit und
                              									Dickflüssigkeit zu und erläutert hierbei eingehend den Begriff des eutektischen
                              									Punktes. Dieser Begriff hat sich als sehr nutzbringend erwiesen, um zu erklären,
                              									warum eine Legierung dünnflüssig, eine andere dickflüssig ist. In letzterem Falle
                              									ist die Zusammensetzung weit von der eutektischen entfernt. Ein Gußeisen von etwa
                              									3,8 v. H. C bei sonst gewöhnlicher Zusammensetzung
                              									entspricht dem Eutektikum. Flußeisen, wie es zur Herstellung von Stahlformguß
                              									gebraucht wird, ist im Gegensatz zu Gußeisen dickflüssig. Ein hoher Siliziumgehalt
                              									bewirkt Dickflüssigkeit, weil der eutektische Punkt verschoben wird; ein höherer
                              									Phosphorgehalt wirkt gerade entgegengesetzt und nähert die Zusammensetzung der
                              									eutektischen. Daher die Dünnflüssigkeit phosphorreichen Eisens. Deshalb braucht ein
                              									dickflüssiges Eisen nicht unverwendbar zu sein. Wenn man es überhitzt, so gelangt es in die
                              									feinsten Vertiefungen der Form, ehe die Ausscheidung der Kristalle erfolgt. Daher
                              									kommt es, daß man gezwungen ist, eine phosphorarme Legierung heißer, also mit
                              									höherem Kokssatz einzuschmelzen. Allerdings gibt es Legierungen, die schlechterdings
                              									nicht gießbar sind, weil sie geradezu breiartig fließen. Dies gilt zum Beispiel von
                              									Ferromangan, auch von sehr siliziumreichem Gußeisen und vielen Metallegierungen.
                              									Noch in anderer Beziehung ist die Kennzeichnung des eutektischen Punktes von
                              									Bedeutung, nämlich bei den Seigerungserscheinungen. Mit Seigerung bezeichnet man
                              									jede Entmischung, die sich darin äußert, daß an verschiedenen Stellen der Oberfläche
                              									eine verschiedene Zusammensetzung besteht. Eine Entmischung kann durch
                              									Ueberschichten geschehen, eine andere Art der Entmischung findet bei der Erstarrung
                              									statt. Nur wenn man eine eutektische Legierung erstarren läßt, haben wir keine
                              									Verschiedenheiten in der chemischen Zusammensetzung der Schichten, wir haben also
                              									bei einer eutektischen Legierung keine Seigerungserscheinungen. Aus diesem Grunde
                              									wird man bemüht sein, für Metallteile, die besonders hohe Beanspruchung erfahren
                              									sollen, eutektische oder annähernd eutektische Legierungen zu verwenden. Denn die
                              									Ungleichförmigkeit der chemischen Zusammensetzung kann die Ursache einer Fehlstelle
                              									sein. Für Gußeisen folgt aus diesen Ausführungen die Lehre, daß man sich nicht über
                              									verschiedene Zusammensetzungen der Gußstücke und des Gußstückes an verschiedenen
                              									Stellen wundern soll. Bei Gußeisen bedingen die Erstarrungsvorgänge viel größere
                              									Unterschiede als bei Flußeisen.
                           In der Besprechung fragt Dr. Arsen, ob Versuche vorliegen,
                              									bei welcher Temperatur bei verschiedenen Wandstärken die gewünschte Festigkeit
                              									erhalten wird, und ob Versuche über die Dauer der Erwärmung, Abkühlung und den
                              									Einfluß auf die Festigkeit vorliegen. Professor Osann ist
                              									über die Eingliederung der Wandstärke weiter nichts bekannt. Er verweist dann noch
                              									auf die Schliffbilder, die einen guten Anhalt über die Eigenschaften eines Metalles
                              									geben.
                           Plohn.
                           –––––
                           Das Heulen der Steuerräder. Auch außerhalb der kritischen
                              									Drehzahl tritt bei vielen Motoren mit Stirnradsteuerung ein lautes Rädergeräusch
                              									auf, das vor allem durch die Biegungsschwingungen der Kurbel- und Steuerwelle
                              									veranlaßt wird. Der Versuch, dies zu vermeiden, indem man an Stelle von Metall
                              									Rohaut, Fiber usw. zur Herstellung des Zahnkranzes verwendete, scheiterte, da die
                              									hohen Umfangsgeschwindigkeiten und der Einfluß des warmen Schmieröls zerstörend auf
                              									derartige Stoffe wirkte und Veranlassung zum Quellen und Schrumpfen gab. Auch der
                              									Gedanke, den Zahnkranz aus dämpfenden, lamellenförmig mit Metallringen
                              									zusammengesetzten Stoffen anzufertigen, erwies sich nicht als glücklich. Bisweilen
                              
                              									versucht man, durch Aufsetzen eines Stahlkranzes auf eine Aluminiumnabe, oder durch
                              									Armierung mit Blei bzw. Vernietung eines Aluminiumringes mit dem Radkörper eine
                              									Geräuschdämpfung hervorzubringen. Gegen die zum gleichen Zwecke übliche Verwendung
                              									von Pfeil- oder Schraubenrädern sprechen die erheblichen Mehrkosten. Dieselben
                              									Bedenken bestehen bei Benutzung von federnden Rädern, deren Zahnkranz um seine
                              									Mittelachse ein wenig verschiebbar angeordnet ist. Außerdem werden die
                              									Ventilöffnungszeiten durch Verschieben des Zahnkranzes in unerwünschter Weise
                              									beeinflußt. Zur Verringerung der das Rädergeräusch verstärkenden hohen
                              									Umfangsgeschwindigkeit bzw. zur Vermeidung dies bei unmittelbarem Antriebe der
                              									Nockenwelle infolge des Uebersetzungsverhältnisses 2 : 1 notwendigen großen
                              									Nockenwellenrades schaltet man ein oder mehrere Zwischenräder ein. Eine Uebertragung
                              									der Biegungsschwingungen der Kurbelwelle auf das Steuerrad versucht man zu
                              									vermeiden, indem man letzteres nicht auf die Welle aufkeilt, sondern auf einer
                              									Laufbuchse anordnet oder die Stirnräder in Kugellagern auf besonderen, mit der
                              									Kurbel- bzw. Nockenwelle durch Gelenkkupplung verbundenen Bolzen lagert. Auch die
                              									Uebertragung der Drehung mit Hilfe einer Mitnehmerscheibe ist üblich, um den Einfluß
                              									der Biegungsschwingungen zu beseitigen. Indessen sind nicht nur diese, sondern auch
                              									die Torsionsschwingungen zu berücksichtigen, die infolge von Kräften auftreten,
                              									welche eine Beschleunigung oder Verzögerung der Drehbewegung herbeizuführen suchen.
                              									Man verringert ihren nachteiligen Einfluß, indem man ein oder mehrere
                              									Schwungscheiben auf der Steuerwelle anordnet, deren Wirkung durch radiale
                              									Verstellung der Schwungmassen verändert werden kann. Auch versieht man zu demselben
                              									Zweck die Nockenwelle bisweilen mit einer Bremsscheibe, gegen die eine Backe durch
                              									Federn gepreßt wird. Eine ähnliche Wirkung tritt ein, wenn man mit Hilfe von
                              									Schraubenrädern eine Oelpumpe von der Steuerwelle aus antreibt. Auch die Anordnung
                              									der Steuerräder in der Mitte des Motors wirkt infolge der guten beiderseitigen
                              									Lagerung und der Verkürzung der schwingenden Wellenteile in dem gleichen Sinne. Sie
                              									hat allerdings den Nachteil einer schlechten Zugänglichkeit der Steuerräder. Daß bei
                              									der Untersuchung der Drehschwingungen sowie zahlreicher anderer im Automobilbetriebe
                              									vorkommenden Erscheinungen der Torsiograph (vgl. D. p. J. Bd. 332 S. 171) eine
                              									hervorragende Rolle spielt, ist einleuchtend. (Der Motorwagen Heft 16 und 17.)
                           Schmolke.
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                           Welche Betriebsmittel eignen sich am besten für
                                 										Maschinenanlagen in der Türkei? Die in den letzten Jahren überraschend
                              									schnell vor sich gehende Entwicklung des türkischen Wirtschaftslebens läßt eine
                              									ständige Steigerung der Maschineneinfuhr nach dem Orient erwarten. Es ist
                              									selbstverständlich, daß die deutsche Industrie in erster Linie hieran interessiert
                              									ist. Beachtung dürfte daher die in der Ueberschrift genannte von G. Goldberg in Heft 14 der Zeitschrift für Dampfkessel und
                              									Maschinenbetrieb behandelte Frage finden. Ihre Beantwortung ist geeignet,
                              									weitgehende Hoffnungen zu erregen. Zunächst besitzt die Türkei im Kohlenbecken von Heraklea
                              									ein Gebiet, das bezüglich seiner Mineralschätze mit dem Ruhrbezirke wetteifern kann.
                              									Die Erschließung dieser Reichtümer ist allerdings noch der Zukunft vorbehalten. Fast
                              									noch größere Erwartungen dürften sich an die Ausbeutung der türkischen Erdölquellen
                              									in Mesopotamien, in den Vilajets Bagdad und Mossul knüpfen. Wenn sich auch
                              									gegenwärtig die Nutzbarmachung der dort von der Natur gebotenen flüssigen
                              									Brennstoffe noch im Anfange der Entwicklung befindet, so eröffnen sich doch schon
                              									für die erste Zeit nach dem Friedenschlusse recht günstige Aussichten, da die
                              									Bagdadbahn eines der reichsten Quellgebiete durchquert und somit für guten
                              									Abtransport gesorgt ist. Vor allem wäre zu wünschen, daß die Erschließung dem
                              									Kapital der verbündeten Mittelmächte vorbehalten bleibt, da schon vor Beginn des
                              									Krieges deutscher Unternehmungsgeist begonnen hat, in erfolgverheißender Weise die
                              									Ausbeutung der Petroleumquellen in Angriff zu nehmen. Auch an Spiritus hat die
                              									Türkei nicht Mangel, weil die seit längerer Zeit an Ueberproduktion leidenden
                              
                              									Weinbauern der Provinz Smyrna gegenwärtig einen erheblichen Teil ihrer Ernte den
                              									Spiritusbrennereien zuführen. In den verschiedensten Zweigen der Landwirtschaft
                              									dürften gerade die beiden letztgenannten flüssigen Brennstoffe ein unbegrenztes
                              									Absatzgebiet finden. Schließlich verdienen auch die bedeutenden der Türkei zur
                              									Verfügung stehenden Wasserkräfte Erwähnung. Bei zweckmäßiger Ausnutzung zur
                              
                              									Erzeugung von Elektrizität sind sie in der Lage, zahlreiche industrielle
                              									Unternehmungen mit Betriebskraft zu versorgen. In erster Linie dürften sie beim
                              									Abbau der unerschlossenen Bodenschätze sowie für den Antrieb von Fördermitteln beim
                              									Ausbau türkischer Häfen in Betracht kommen. Die Bedenken, welche die Bedienungsfrage
                              									bisher bei der Verwendung größerer Maschinenanlagen im Orient wachrief, dürften
                              									infolge der Errichtung zahlreicher Gewerbeschulen nach deutschem Muster jetzt nicht
                              									mehr zu schwer ins Gewicht fallen.
                           Schmolke.
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                              Textabbildung Bd. 332, S. 274
                              Abb. 1.
                              
                           Kugellager im Werkzeugmaschinenbau. Bei den zur Genüge
                              									bekannten Vorzügen des Kugellagers ist es eigentlich nicht recht erklärlich, weshalb
                              									es im deutschen Werkzeugmaschinenbau im Gegensatz zum amerikanischen bisher eine verhältnismäßig nur geringe
                              									Anwendung gefunden hat. Manche Mißerfolge mögen freilich durch ungenügende Beachtung
                              									der besonderen Natur des Kugellagers veranlaßt sein. Kugellager brauchen bekanntlich
                              									nicht einzulaufen, sie können es aber auch nicht, und deshalb muß der Einbau so
                              									geschehen, daß beispielsweise Vereckungen, gegen die sie sehr empfindlich sind,
                              									nicht möglich sind. Die Erkenntnis dieses Umstandes schuf für zweifelhafte Fälle das
                              									Lager mit sogenannter sphärischer Einstellung. Entweder ist dabei der äußere
                              									Laufring, wie Abb. 1 zeigt, außen kugelig geschliffen
                              									und sitzt in einer passend dazu geformten Büchse, oder der äußere Laufring ist innen
                              									an der Kugellauffläche nicht mit einer Rille versehen, sondern selbst kugelig
                              									ausgeschliffen, so daß das ganze Lager bzw. der innere Laufring mit dem Kugelkäfig
                              									bei einer Durchbiegung der Welle ohne weiteres folgen kann. Ob es sich um ein
                              									radial, oder um ein achsial beanspruchtes Lager handelt, ist für diesen Fall
                              									naturgemäß gleich. Bei dem in Abb. 1 links
                              									dargestellten Drucklager wäre es allerdings richtiger, dem Lagerkäfig im
                              									Durchmessersitz im Lagerbock Luft zu geben, statt es einzuzentrieren, da andernfalls
                              									eine Selbsteinstellung ja nicht möglich wäre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 274
                              Abb. 2.
                              
                           Normale Kugellauflager vertragen auch keinen großen Achsialdruck, wie zum Beispiel
                              									durch Wärmeausdehnung von Wellen, ferner durch magnetischen Zug bei ungenau
                              									sitzenden Elektromotorankern usw. leicht entsteht. Deshalb sollten von zwei Lagern
                              									mindestens das eine am Außendurchmesser mit Schiebesitz und reichlicher Achsialluft
                              									eingepaßt sein.
                           Bei manchen Maschinenformen herrscht die sonderbare Geflogenheit, das Kugellager,
                              									besonders wenn es sich um kleinere Nummern handelt, einfach so zu wählen, daß es zu
                              									einem sich aus irgend welchen Gründen ergebenden Wellendurchmesser paßt. Obschon
                              									Kugellager, wenn es sich nicht um Dauerbetrieb handelt, auch gelegentlich ganz
                              									erhebliche Ueberlastungen vertragen, sollten die vorkommenden Beanspruchungen lieber
                              									etwas reichlicher in Rechnung gesetzt werden. Fast alle Kugellager werden für einen
                              									gegebenen Wellendurchmesser in leichter, mittlerer und schwererer Ausführung
                              									geliefert, gegebenenfalls kommen auch doppelreihige Lager in Frage, so daß eine
                              									passende Auswahl kaum Schwierigkeiten machen dürfte.
                           Kugellager erfordern an sich äußerst wenig Schmierung. Da sie andererseits gegen
                              									Fremdkörper noch empfindlicher sind als Gleitlager, so ist eine sorgfältige
                              									Abdichtung beispielsweise durch Manschetten, Filzringe nicht nur zur Oelersparnis,
                              									sondern auch zur Schonung des Lagers sehr wesentlich. Abb.
                                 										2 zeigt eine für aufrecht stehende Wellen, deren Lager natürlich besonders
                              									schwer dicht zu halten sind, geeignete Ausführung, die Spindel einer
                              									Holzfräßmaschine darstellend. Für Holzbearbeitungsmaschinen, wie auch besonders für
                              									Schleifmaschinen sind überhaupt Kugellager nicht nur äußerst vorteilhaft, sondern
                              									meist geradezu Bedingung, da bei Drehzahlen über 6000 bis 20000 und mehr Gleitlager
                              									ihrer starken Neigung zum Warmlaufen und Fressen wegen eine große
                              									Betriebsunsicherheit mit sich bringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 275
                              Abb. 3.
                              
                           Abb. 3 zeigt noch eine Spindellagerung für eine kleine
                              									Innen-(Zylinder)-Schleifmaschine, bei der in bemerkenswerter Weise die einseitige
                              									Belastung der Spindel durch den Riemenzug vermieden wurde. Alle Abbildungen
                              									entsprechen Ausführungen der Riebe-Kugellagerfabrik.
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Ueber die Formgebung des Obermessers beiHebelscheren. Die wohl fast ausschließlich für
                              									Handbetrieb gebauten Hebelscheren unterscheiden sich von den Maschinenscheren in der
                              									Hauptsache darin, daß nicht wie bei letzteren das Obermesser sich in geradliniger
                              									Bahn gegen das Untermesser verschiebt, sondern beide Messer sind an dem einen Ende
                              									durch ein Gelenk miteinander verbunden. Der Betätigungshebel bildet entweder eine
                              									Verlängerung des Obermessers, oder er wirkt vermittels einer Hebelübersetzung auf
                              									dieses.
                           Von den Maschinenscheren ist bekannt, zur Erzielung eines leichteren Schnittes die
                              
                              									Schneidenbrust etwas kleiner als rechtwinklig zu nehmen, etwa zu 75°. Der zum
                              									Durchtrennen eines Arbeitstückes erforderliche Arbeitsdruck geht hierbei theoretisch
                              									auf einen Bruchteil des Wertes bei 90° Schneidenwinkel herab. Der Vorgang erklärt
                              									sich in der Hauptsache dadurch, daß dann der Arbeitsdruck auf einer viel kleineren
                              									Fläche, die durch das Eindringen der Messer in das Metall gegeben ist, und in
                              									unmittelbarer Nähe der Scherstelle zur Wirkung kommt. Ferner ist es im gleichen
                              									Sinne nützlich, die Schneide des Obermessers schräg zu stellen, so daß sie mit der
                              									Schneide des Untermessers einen Winkel einschließt. Da hierbei eine fortschreitende
                              									Abtrennung entsteht, wobei jeweilig immer nur ein Bruchteil der gesamten Blechbreite
                              									sich im Schnitte befindet, so folgt hieraus ein sich zwar über einen längeren
                              									Zeitraum erstreckender, aber zahlenmäßig geringer und dabei gleichmäßiger
                              									Arbeitsdruck.
                           Diese erstrebenswerte Arbeitsweise läßt sich aber bei Hebelscheren nicht ohne
                              									weiteres verwirklichen. Die Hebelschere ist, mechanisch betrachtet, ein einarmiger
                              									Hebel, bei dem infolge des Fortschreitens der Schnittstelle der Angriffspunkt der
                              									Last, und damit das Verhältnis von Lastarm zu Kraftarm stark veränderlich ist.
                              									Noch ein anderer Umstand wirkt nach der gleichen Bedeutung. Angenommen, das
                              									Obermesser habe eine gerade Schneide, so wird bei geöffneter Schere, also zu Anfang
                              									der Schnittbewegung der Winkel zwischen den beiden Schneiden groß sein, zu Ende des
                              									Hubes aber sehr klein, da dann die Messerschneiden fast parallel zueinander stehen.
                              									Dementsprechend wechselt auch die erforderliche Kraft.
                           In der Zeitschrift Die Werkzeugmaschine Heft 9 und 10 untersucht G. Schmidt auf mathematischer Grundlage die Frage, wie das
                              									Obermesser bei Hebelscheren zu formen ist, um sowohl den Einfluß des
                              									Schneidenwinkels gleich zu halten, als auch die Veränderung des Hebelverhältnisses
                              									auszugleichen. Die vollständige Lösung dieser Frage würde bedeuten, daß bei jeder
                              									beliebigen Hebelstellung die gleiche Kraft zur Durchtrennung einer gegebenen
                              									Materialstärke erforderlich wäre.
                           Eine Kurve (siehe Abbildung), die der erstgenannten Bedingung genügt, folgt aus der
                              									Gleichung der logarithmischen oder Exponentialspirale r
                              									= a ∙ emφ. Sie ist
                              									mit BB' bezeichnet und schließt mit dem Untermesser O ∙ C in jeder Stellung den konstanten Winkel a ein. In der Gleichung ist e die Basis der natürlichen Logarithmen und m
                              									eine Konstante. Die Bedeutung der übrigen Größen ergibt sich aus der Abbildung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 275
                              
                           Um den Wechsel des Hebelverhältnisses bei fortschreitendem Schnitt zu eliminieren,
                              									muß der Schnittwinkel α im gleichen Maße zunehmen, wie
                              									das Hebelverhältnis abnimmt. Man kann einen allerdings verwickelten mathematischen
                              									Ausdruck ableiten, nach dem die vorgenannte Exponentialspirale zu wandeln wäre, um
                              									auch dieser Bedingung zu genügen, man kann sich aber einfacher vorstellen, daß
                              									beispielsweise bei einer Veränderung des Hebel Verhältnisses von 1 : 20 zu Anfang
                              									des Hubes auf 1 : 10 gegen Ende des Hubes der Schnittwinkel zuletzt doppelt so groß
                              									als im Anfang sein mußte, um den gleichen Schnittwiderstand zu finden.
                           Die starke Krümmung des Obermessers bedingt einen bedeutend vergrößerten Hub. Bei
                              									Scheren für lange Schnitte kann daher sehr wohl aus baulichen Gründen eine
                              									Beschränkung hinsichtlich der Wahl eines günstigsten a
                              									eintreten.
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Zur Leimbewirtschaftung. Mit dem 1. August 1917 traten die
                              									neuen Ausführungsbestimmungen zur Verordnung über den Verkehr mit Leim in Kraft.
                              									Danach müssen die am 1. August 1917 vorhandenen Vorräte tierischen Leims,
                                 										soweit sie eine Gesamtmenge von 50 kg übersteigen,
                                 										spätestens bis 10. August d. J s. beim Kriegsausschuß
                                 										für Ersatzfutter G. m. b. H., Berlin W. 35,
                                 										Lützowstr. 35/36, angemeldet sein. Die Unterlassung der Meldepflicht ist
                              									unter Strafe gestellt.
                           Die Anzeige hat unter Benutzung der vom Kriegsausschuß ausgegebenen Vordrucke zu
                              									erfolgen. Bestandsmeldeformulare sind bei allen
                              									Handelskammern, Handwerkskammern und Fachorganisationen, sowie beim Kriegsausschuß für Ersatzfutter erhältlich. Sie werden
                              									auf Anfordern sofort geliefert.
                           Leimverbraucher, die ihren Bedarf noch nicht angemeldet
                              									haben, müssen diese Anmeldung sofort nachholen. Bedarfsanmeldeformulare sind für den allgemeinen
                              									Maschinenbau (einschl. Lokomotivbau, Kraftwagenbau, Werkzeugmaschinenbau usw.),
                              									Mühlenbau, Schiffbau, Elektrotechnik, Nähmaschinenfabrikation, Eisengießereien usw.
                              									beim Verein deutscher Maschinenbauanstalten, Charlottenburg 2, Hardenbergstr. 3,
                              									erhältlich.
                           Falls über die Zugehörigkeit zur einen oder anderen Gruppe Zweifel herrschen, wende
                              									man sich direkt an den Kriegsausschuß für Ersatzfutter.
                              									Eine doppelte Anmeldung des Bedarfs bei der einen oder anderen Organisation ist
                              									unter allen Umständen zu vermeiden. Der Bezug von Leim erfolgt künftighin gegen
                              									Bezugsscheine, die von der oben genannten Fachorganisation ausgestellt werden.
                           Ein Verzeichnis der Großhändler, durch die mittelbar oder unmittelbar der Vertrieb
                              									von Leim erfolgt, ist von der genannten Fachorganisation zu erhalten.
                           –––––
                           Brennstoff und Verbrennungsvorgang.Trotz des bereits in Heft 13, S. 211 über den
                                    											gleichen Gegenstand gebrachten Berichtes glauben wir bei der Wichtigkeit des
                                    											Gegenstandes noch den folgenden Bericht, wenn auch mit unvermeidlicher
                                    											Wiederholung an einigen Stellen, zur Ergänzung des ersten Berichtes
                                    											aufnehmen zu sollen.Schriftleitung. Ueber dieses Thema macht Dr.
                              										Aufhäuser in der Zeitschrift des Vereins deutscher
                              									Ingenieure 1917 S. 266 bis 271 nähere Mitteilungen, denen wir folgendes entnehmen.
                              									Zwischen den festen und flüssigen Brennstoffen bestehen bekanntlich große
                              									Unterschiede, dennoch lassen sich gewisse gesetzmäßige Zusammenhänge feststellen,
                              									wenn man diese beiden Brennstoffarten vom chemischen Standpunkt aus betrachtet. Denn
                              									die Hauptbestandteile sämtlicher Brennstoffe sind Kohlenstoff und Wasserstoff, zwei
                              									Elemente, die die größten Extreme unter den uns bekannten chemischen Elementen
                              									darstellen. Die Eigenschaften dieser beiden Elemente finden wir gewissermaßen in den
                              
                              									Eigenschaften der Brennstoffe vereinigt, und zwar derart, daß ein Brennstoff, je
                              									wasserstoffreicher er ist, um so mehr dem Wasserstoff in seinen Eigenschatten
                              									gleicht. Je kohlenstoffreicher dagegen ein Brennstoff ist, um so mehr werden
                              									sich seine Eigenschaften dem Kohlenstoff nähern, d.h. er wird fest sein und seine
                              									Fähigkeit, leicht in den flüssigen oder gar gasförmigen Zustand überzugehen, wird
                              									vermindert sein. Nach diesen Gesichtspunkten lassen sich sämtliche Brennstoffe in
                              									eine Reihe einordnen, deren Endglieder der Koks (Kohlenstoff) und das Leuchtgas
                              									(Wasserstoff) sind. Es ist bemerkenswert, daß alle Brennstoffe verhältnismäßig viel
                              									mehr Kohlenstoff als Wasserstoff enthalten und daß der Kohlenstoffgehalt erheblich
                              									weniger schwankt als der Wasserstoffgehalt. So haben Benzin und westfälische
                              									Gasflammkohle (auf aschen- und wasserfreie Substanz berechnet) denselben
                              									Kohlenstoffgehalt von 85 v. H., wogegen der Wasserstoffgehalt der Gasflammkohle 5,5
                              									v. H., der des Benzins aber 15 v. H. beträgt. Somit ist der Kohlenstoff
                              									gewissermaßen als der Grundstock eines Brennstoffes, der Wasserstoff dagegen als
                              									lebendige Variante aufzufassen, und aus dem wechselnden Verhältnis des Wasserstoffs
                              									zum Kohlenstoff ergeben sich alle Eigenschaften der Brennstoffe. Wenn die
                              									Brennstoffe auch keine einheitlichen chemischen Verbindungen sind, so muß man doch
                              									annehmen, daß sie mindestens Komplexe von chemischen Verbindungen darstellen, für
                              									die ebenfalls das Grundgesetz der Stöchiometrie gilt. Somit erhält man durch
                              									Berechnung des Aequivalentverhältnisses von Wasserstoff zu Kohlenstoff höchst
                              
                              									charakteristische Zahlen, worauf zuerst Rieppel
                              									gelegentlich seiner Arbeiten über Verwendbarkeit verschiedener Treibmittel für den
                              									Dieselmotor hingewiesen hat. Verfasser hat dieses Aequivalentverhältnis für die
                              									wichtigsten gasförmigen, flüssigen und festen Brennstoffe in einer Tabelle
                              									zusammengestellt, die zeigt, wie die Fähigkeit des Vergasens und der flüssige
                              									Aggregatzustand mit allen seinen Folgeerscheinungen von dem Wasserstoffgehalt
                              									abhängig ist. Die flüssigen Brennstoffe sind chemisch gesprochen Kohlenwasserstoffe,
                              									die im einfachsten Falle eine geradlinige Kette von der mathematischen Formel CnH2n+2 sind. So läßt
                              									sich eine ganze Reihe von Kohlenwasserstoffen aufstellen, beginnend mit dem Methan,
                              									bei dem das Verhältnis von Wasserstoff zu Kohlenstoff wie 4 : 1 ist, während sich
                              									bei den höheren Gliedern dieser Reihe dieses Verhältnis mehr und mehr dem Grenzwerte
                              									2 : 1 nähert. Im Einklang hiermit stehen die technischen Eigenschaften der
                              									Kohlenwasserstoffe, wie ihre Vergasungsfähigkeit, ihr Aggregatzustand und ihr
                              									Siedepunkt. Daneben besteht noch eine zweite Reihe von Kohlenwasserstoffen, die eine
                              									ringförmige Bindung des Kohlenstoffes aufweisen und deren bekanntester Vertreter das
                              									Benzol ist. Diese sind wasserstoffärmer als die Kohlenwasserstoffe mit offener
                              									Kette, beim Benzol zum Beispiel ist das Verhältnis von Wasserstoff zu Kohlenstoff
                              									wie 1 : 1. Die Kohlenwasserstoffe mit ringförmiger Bindung sind ferner weniger
                              
                              									leicht angreifbar als diejenigen mit offener Kette; hieraus erklärt sich auch das
                              									verschiedene Verhalten des Benzins und Benzols bei der Verbrennung sowie bei der
                              									Vergasung. Die Verwendung der flüssigen Brennstoffe beruht bekanntlich auf ihrer
                              									Vergasungsfähigkeit; dies gilt sowohl für den Explosionsmotor als auch für den
                              									Dieselmotor, bei welchem die Vergasung ein verwickelterer Vorgang ist. Hier geht der
                              									Vergasung eine Spaltung der großen Kohlenwasserstoffmoleküle in kleinere voraus, und
                              									dieser Vorgang geht bei den kettenförmigen Kohlenwasserstoffen (Petroleumgasöl,
                              									Paraffinöl aus Braunkohlenteer) viel leichter vor sich als bei den ringförmigen
                              									Kohlenwasserstoffen (Teeröle). Dies ist auch der Grund, weshalb das Teeröl in seinen
                              									Verbrennungseigenschaften hinter dem Gasöl zweifellos zurücksteht.
                           Die festen Brennstoffe sind viel verwickelter zusammengesetzt als die flüssigen
                              									Brennstoffe. Sie sind durch Zersetzungsvorgänge aus der Zellulose der vorweltlichen
                              									Pflanzenwelt entstanden, und zwar in einer Entwicklungsreihe, die vom Torf als der
                              									jüngsten Kohle über Braunkohle, Steinkohle, Magerkohle bis zum Anthrazit als der
                              									ältesten Kohle führt. Dieser Vorgang, der sich auch heute noch in der Natur in sehr
                              									großen Zeiträumen abspielt, läßt sich durch Anwendung sehr hoher Drucke in viel
                              									kürzerer Zeit auch künstlich durchführen. Die festen Brennstoffe enthalten viel
                              									weniger Wasserstoff als die flüssigen, und auch die Unterschiede im
                              									Wasserstoffgehalt sind bei den einzelnen festen Brennstoffen viel geringer, denn der
                              									Wasserstoffgehalt schwankt hier nur zwischen 5 und 6 v. H. Hierzu kommt noch, daß
                              									die festen Brennstoffe stets mehr oder weniger Sauerstoff enthalten, durch den ein
                              									Teil des Wasserstoffes bei der Verbrennung gebunden wird; deshalb muß man hier
                              									unterscheiden zwischen „freiem“ und „gebundenem“ Wasserstoff. Der
                              									freie Wasserstoff allein ist für die Feuerungstechnik ausschlaggebend; er berechnet
                              									sich aus dem Gesamtwasserstoff durch Subtraktion von ⅛ × Sauerstoff, Mit zunehmendem
                              									Sauerstoffgehalt nähern sich die brennbaren Körper mehr und mehr den festen
                              									Brennstoffen und ihre Vergasungsfähigkeit nimmt ab, wie Verfasser an der Reihe
                              									Aethan, Alkohol, Glykol zeigt.
                           Da der Wasserstoff der Kohle nicht ausreicht, bei ihrer Zersetzung in der Wärme den
                              									gesamten Kohlenstoff zu vergasen, so bleibt immer ein großer Teil des Kohlenstoffes
                              									unvergast zurück, nämlich der „fixe“ Kohlenstoff oder technisch ausgedrückt
                              									der Koks. Die Kohle spaltet sich also in einen flüchtigen Teil und in Koks. Der
                              									flüchtige Teil ist sehr reich an Wasserstoff und somit sehr leicht verbrennlich,
                              									wovon man im Gasmotor Gebrauch macht. Der Teer, der bei der Zersetzung der Kohle nur
                              									in geringer Menge gebildet wird, steht in der Mitte zwischen dem Koks und dem Gas;
                              									er besitzt nur wenig ausgeprägte „flüssige“ Eigenschaften. Zwischen den
                              									festen und flüssigen Brennstoffen bestehen somit folgende Unterschiede: Die festen
                              									Brennstoffe können unzersetzt weder geschmolzen noch vergast werden, sie verhalten
                              									sich praktisch vielmehr so, als ob sie aus zwei Teilen, Koks und Gas, beständen. Die
                              									flüssigen Brennstoffe dagegen verhalten sich beim Erwärmen einheitlich und können
                              									sowohl fest (infolge von Abkühlung), als auch flüssig und gasförmig auftreten. In
                              
                              									dieser Fähigkeit, den Aggregatzustand zu ändern, nicht in dem flüssigen
                              									Aggregatzustand an sich, besteht ihr eigentliches Merkmal.
                           Diese chemischen Betrachtungen über die Brennstoffe lassen auch den
                              									Verbrennungsvorgang in ganz anderem Lichte erscheinen; sie erklären, warum die
                              
                              									Verbrennung bei den einzelnen Brennstoffen ganz verschieden verlauft. So erkennt man
                              									nun, daß die augenblickliche Verbrennung der flüssigen Brennstoffe gegenüber der
                              									allmählichen Verbrennung der festen Brennstoffe nicht nur darauf beruht, daß der zur
                              									Verbrennung nötige Luftsauerstoff bei den flüssigen Brennstoffen leichter
                              									herangeführt werden kann, sondern daß auch der höhere Gehalt der flüssigen
                              									Brennstoffe an dem reaktionsfähigen Wasserstoff hierbei eine wesentliche Rolle
                              									spielt. Somit ergeben sich für die flüssigen Brennstoffe folgende wesentlichen
                              									Merkmale: Sie sind leicht zu handhaben und ihre Beweglichkeit, die durch Vorwärmung
                              									noch erhöht werden kann, gestattet eine leicht regelbare Zuführung und eine innige
                              									Mischung mit der Verbrennungsluft. Sie entzünden sich unmittelbar und ihre
                              									Verbrennung verläuft durch die dabei stattfindende Vergasung schnell und sehr
                              									vollkommen; schließlich sind Wärmeverluste durch Rückstände (Asche) nicht vorhanden.
                              									Die Feuerung mit flüssigen Brennstoffen empfiehlt sich daher überall, wo es auf
                              									schnelle Anpassung an wechselnde Beanspruchung ankommt (zum Beispiel bei den Kesseln
                              									von Kriegschiffen), ferner wo es auf hohe Temperaturen ankommt (metallurgische
                              
                              									Zwecke), und schließlich für das Gebiet der Motoren. Wesentlich anders verläuft die
                              									Verbrennung der festen Brennstoffe.
                           Sie lassen sich zunächst einmal nicht unmittelbar entzünden, sondern müssen durch
                              									einen leicht entzündbaren Stoff erhitzt werden, bis sich an einer Stelle Gas
                              									entwickelt und eine Flamme bildet. Gasbildung und Flammenbildung hängen also
                              
                              									miteinander zusammen und beide sind abhängig von dem Verhältnis Wasserstoff zu
                              									Kohlenstoff. Aus diesem Verhältnis ergeben sich auch die praktischen Bezeichnungen,
                              									wie langflammige und kurzflammige, fette und magere Kohlen usw. Nur in dem Maße, wie
                              									eine Kohle freien Wasserstoff enthält, kann sie Gas bilden, d.h. Kohlenstoff
                              									mitvergasen. Der größere Teil der Kohle verwandelt sich dabei in „fixen“
                              
                              									unvergasbaren Kohlenstoff, d. i. Koks, dessen Verbrennung von derjenigen des
                              									vergasbaren Anteils grundverschieden ist. Somit sind bei der Verbrennung der festen
                              									Brennstoffe immer zwei Stufen zu unterscheiden, die Vergasung und Verbrennung der
                              									flüchtigen Anteile und die Verbrennung des Kokses. Für gewöhnlich laufen beide
                              									Vorgänge nebeneinander her, weil ja auf den Rost immer frische Kohle aufgegeben
                              									wird. Nur bei reiner Koksfeuerung sowie bei den Generatoren tritt die zweite
                              									Verbrennungstufe allein in Erscheinung; sie ist gekennzeichnet durch die Bildung von
                              									Kohlenoxyd neben dem normalen Verbrennungsprodukt, der Kohlensäure. Die Annahme, die
                              									Bildung von Kohlenoxyd sei die Folge einer unvollkommenen Verbrennung, ist nicht
                              									zutreffend, vielmehr tritt das Kohlenoxyd immer neben Kohlensäure auf, und das
                              									Verhältnis dieser beiden Verbrennungsprodukte ist von verschiedenen
                              									Gleichgewichtsbedingungen abhängig. Der Kohlenstoff als solcher verbrennt nämlich
                              									überhaupt nicht, sondern er wird zu Kohlenoxyd vergast, das seinerseits an der
                              									Oberfläche der Koksschicht zu Kohlensäure verbrennt. Somit ist also im Grunde auch
                              
                              									die zweite Verbrennungstufe, die wir oben unterschieden haben, eine gasförmige
                              									Verbrennung, sie unterscheidet sich von der ersten Stufe nur dadurch, daß diese
                              									bedeutend rascher und mit lebhafter Flammenbildung verläuft.
                           Aus dieser Eigenart des Verbrennungsvorganges bei den Kohlen ergeben sich denn auch
                              									ihre Verwendungsgebiete; sie sind der gegebene Brennstoff überall, wo es nicht auf
                              									rasche Betriebbereitschaft, wohl aber auf große Wärmeleistungen von Dauer und von
                              									annähernder Gleichmäßigkeit ankommt. Weiter sind der Kohle ausschließlich
                              									vorbehalten das Gebiet der Kokerei und der Leuchtgaserzeugung. Der bei diesen
                              									Prozessen entstehende Teer ist das Bindeglied zwischen den festen und flüssigen
                              									Brennstoffen, denn er liefert uns flüssige Brennstoffe (Benzol und Teeröl) für den
                              									Motorenbetrieb. Die unmittelbare Verwendung der Kohlen für Verbrennungsmaschinen,
                              									die wiederholt erstrebt wurde, ist dagegen nicht durchführbar, und zwar einzig und
                              									allein deshalb, weil der größte Teil der Kohle, wie wir oben sahen, nicht so
                              									rasch verbrannt werden kann, wie dies der Be trieb der Verbrennungsmaschine
                              									erfordert.
                           In Zukunft werden weder die flüssigen Brennstoffe noch die Kohlen eine
                              									alleinherrschende Macht werden; denn die Verwendung der Brennstoffe ist durch ihre
                              									Eigenschaften genau vorgezeichnet und damit auch beschränkt. Wir müssen uns aber
                              									daran gewöhnen, die Brennstoffe sowie den Verbrennungsvorgang künftig mehr unter
                              
                              									chemischen Gesichtspunkten zu betrachten, denn wenn auch der Verbrennungsvorgang an
                              									sich sehr einfach ist, so sind doch die Zersetzungsvorgänge, die der eigentlichen
                              
                              									Verbrennung vorangehen und sie überhaupt erst ermöglichen, recht verwickelt.
                           Sander.
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                           Die Schichau-Werke haben am 4. August d. J. das tausendste
                              									Schilf vom Stapel gelassen. Das erste von Schichau
                              									erbaute Schiff, der Schraubendampfer Borussia, zugleich der erste auf einer
                              
                              									preußischen Werft erbaute eiserne Seedampfer, wurde im Jahre 1854
                              									fertiggestellt.
                           –––––
                           Unser Mitarbeiter, Herr Dr. Loebe, Privatdozent an der
                              									Königl. Technischen Hochschule Berlin, hat den Professortitel erhalten.