| Titel: | Eine Uebersicht über die Methoden der telegraphischen Bildübertragung. | 
| Autor: | Artur Korn | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 313 | 
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                        Eine Uebersicht über die Methoden der
                           								telegraphischen Bildübertragung.
                        Von Professor Dr. Artur
                                 									Korn, an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg.
                        KORN: Eine Uebersicht über die Methoden der telegraphischen
                           								Bildübertragung.
                        
                     
                        
                           Um eine Photographie telegraphisch zu übertragen, muß man das Bild in eine
                              									möglichst große Zahl von Bildelementen zerlegen, den mittleren Helligkeiten jedes
                              									Bildelementes möglichst genaue Maßzahlen der Helligkeit beilegen, die Maßzahlen
                              									geordnet telegraphieren und am Empfangsorte aus den telegraphierten Maßzahlen das
                              									Bild wieder zusammensetzen. Die primitivste Methode ist die sogenannte statistische,
                              									bei welcher über die zu übertragende Photographie ein kariertes Seidenblatt gelegt
                              									und jedes kleine Viereck je nach der Helligkeit des betreffenden darunter liegenden
                              									Bildelementes zum Beispiel als dunkel, hell oder mittelhell bezeichnet wird. Man hat
                              									es, bei dieser einfachen Messung mit bloßem Auge, nur mit drei Maßzahlen für jedes
                              									Bildelement zu tun; man läßt jeder Maßzahl ein telegraphisches Zeichen, zum Beispiel
                              									je einen Buchstaben des Alphabetes in Morsezeichen, entsprechen und kann dann,
                              									nachdem man das Buchstabentelegramm am Empfangsorte erhalten hat, ohne Schwierigkeit
                              									auf einem karierten Blatt Papier eine primitive Kopie des Originalbildes erhalten,
                              									indem man die als dunkel telegraphierten Bildelemente zum Beispiel mit Tinte oder
                              									mit einem Bleistifte ausfüllt, die als hell telegraphierten Elemente unausgefüllt
                              									läßt und die als mittelhell telegraphierten Elemente zur Hälfte mit Tinte oder mit
                              									einem Bleistifte ausfüllt.
                           Um brauchbare Resultate in einer praktisch genügend kurzen Uebertragungszeit zu
                              									erhalten, muß man natürlich automatische Methoden benutzen, bei welchen jede
                              									subjektive Helligkeitsmessung auszuschalten, im übrigen das Grundprinzip der
                              									statistischen Methode beizubehalten ist. Hier haben sich nun drei Wege als gangbar
                              									erwiesen, welche wir einzeln kurz betrachten wollen:
                           1. Die Methode der lichtempfindlichen Zellen.
                           2. Die telautographische oder Schwarz- und Weißmethode.
                           3. Die Reliefmethode.
                           Zu diesen kommt noch 4. die Methode der Zwischenklischees als eine Kombination der
                              									Methode der lichtempfindlichen Zellen mit der ursprünglichen statistischen Methode
                              									hinzu.
                           1. Methode der lichtempfindlichen Zellen. Als
                              									lichtempfindliche Zellen kommen bisher praktisch einzig und allein die Selenzellen
                              
                              									in Betracht; man benutzt die Eigenschaft des Selens, dem elektrischen Strom einen
                              									geringeren Widerstand entgegenzusetzen, wenn es belichtet wird, als wenn es
                              									unbelichtet ist. Die zu übertragende Photographie wird im Geber als transparenter
                              									Film benutzt und um einen Glaszylinder 11
                              
                              									(Abb. 1) gewickelt, der drehbar eingerichtet
                              									ist, mit Hilfe eines Motors 13, und zwar durch
                              									Anordnung eines Schraubengewindes auf der Achse 14 des
                              									Zylinders, in solcher Weise, daß sich der Zylinder bei jeder Umdrehung ein Wein
                              									wenig in der Richtung seiner Achse verschiebt. Das Licht einer hellen, konstanten
                              									Lichtquelle (zum Beispiel Nernstlampe) 16, wird durch
                              									ein Linsensystem 17, 18 auf ein kleines Bildelement der
                              									Photographie konzentriert, durchdringt den Film, sowie den Glaszylinder, und wird
                              									mit Hilfe eines im Innern des Zylinders angeordneten total reflektierenden Prismas
                              										19 auf die Selenzelle 2 geworfen, durch welche der Strom einer konstanten Batterie 1 hindurchgesandt wird. Die Intensität des entstehenden
                              									Stromes ist dann ein Maß der Helligkeit der gerade durchleuchteten Bildelemente. Im
                              									Verlaufe der Umdrehungen des Zylinders Werden alle Bildelemente zwischen Lichtquelle
                              									und Selenzelle vorbeigezogen, und wenn wir den durch die Zelle 2 gehenden Strom der Batterie 1 zu einem entfernten Empfänger senden, so werden dort Stromintensitäten
                              									anlangen, welche fortlaufend den im Geber durchleuchteten Bildelementen entsprechen.
                              									Im Empfänger handelt es sich darum, aus diesen Strömen das Bild wieder
                              									zusammenzusetzen. Zu diesem Zwecke wickelt man einen Film, auf welchem das Bild
                              									entstehen soll, um einen drehbar eingerichteten Zylinder 20, der sich wieder, durch Anordnung eines Schraubengewindes auf Achse 29, bei jeder Drehung ein klein wenig in der Richtung
                              									der Zylinderachse verschiebt; man sorgt durch geeignete Einrichtungen, auf welche
                              									hier nicht näher eingegangen werden soll, für einen möglichst synchronen Gang des
                              									Zylinders im Geber und des Zylinders 20 im Empfänger.
                              									Wenn man das Licht einer konstanten Lichtquelle (Nernstlampe) 26 mit Hilfe eines Linsensystems auf ein Element des
                              									auf 20 aufgewickelten Films fallen läßt, so hat man nur
                              									noch eine Anordnung so zu treffen, daß dieses Licht mehr oder weniger geschwächt
                              									wird, je nach der Intensität der ankommenden Ströme, also fortlaufend entsprechend
                              									der Helligkeit der gerade im Geber durchleuchteten Bildelemente. Dann wird auf dem
                              									Empfangsfilm eine negative Kopie der im Geber verwandten Photographie entstehen. Die
                              									Schwächung der bilderzeugenden Lichtstrahlen im Empfänger durch die ankommenden
                              									Linienströme wird mit Hilfe des Fadensystems eines Saitengalvanometers
                              									bewerkstelligt, welches für die Lichtstrahlen wie eine Blende wirkt, und durch
                              									welches die Linienströme hindurchgeleitet werden. Ein Saitengalvanometer besteht im
                              									allgemeinen aus einem Metallfaden, der zwischen den Polen eines kräftigen Magneten
                              									ausgespannt ist und in der Ebene senkrecht zu den Kraftlinien des Magneten abgelenkt
                              									wird, wenn elektrische Ströme den Metallfaden durchfließen. Für den vorliegenden
                              									Zweck werden an Stelle eines Fadens zwei Metallfäden benutzt, auf deren Mitte ein
                              									winziges Aluminiumblättchen aufgeklebt ist. Das Licht der Lampe 26 wird durch eine Linse 21 auf das Blättchen konzentriert, und dieses wird durch eine weitere in
                              									dem Schema nicht sichtbare Linse auf eine Oeffnung in dem Ansatztubus 28 des Empfangskastens abgebildet. Die Optik wird so
                              									eingestellt, daß der Schatten des Blättchens die Oeffnung gerade bedeckt, wenn das
                              									Saitengalvanometer keine Ablenkung zeigt; wenn dagegen die Linienströme das
                              									Fadensystem daurchlaufen, findet eine Ablenkung des Blättchens statt, der Schatten
                              									desselben macht die Oeffnung, welche in den Empfangskasten führt, mehr oder weniger
                              									frei, entsprechend der Intensität der Linienströme, und das Licht, welches in dem
                              									Tubus 28 noch durch eine kleine Sammellinse auf das zu
                              									belichtende Element des Empfangsfilms konzentriert wird, fällt so mit größerer bzw.
                              									geringerer Intensität auf, je heller die gerade im Geber durchleuchteten
                              									Bildelemente sind. Auf diese Weise wird der gewünschte Zweck erreicht, es war nur
                              									noch eine nicht geringe Schwierigkeit zu überwinden, welche darin besteht, daß die
                              									Widerstandsänderungen der Selenzelle im Geber den Belichtungen nicht instantan
                              									folgen, sondern daß dies mit einer gewissen Trägheit geschieht; die durch diese
                              									Trägheit entstehenden Fehler sind so erheblich, daß die Bilder, auch bei langsamer
                              									Transmission, im allgemeinen ganz unkenntlich werden, und erst durch die Anordnung
                              									einer zweiten Selenzelle 3, welche durch die
                              									Linienströme, mit Hilfe einer Lichtquelle 34, eines
                              									Linsensystems und des Saitengalvanometers 5 in
                              									derselben Weise belichtet wird, wie der Empfangsfilm, und welche der Fühlerzelle 2 entgegenarbeitet, ist es gelungen, diese Fehler so
                              									weit zu beseitigen, daß brauchbare Bilder im Empfänger ankommen. Die Schaltung
                              									der Kompensationszelle 3 ist in dem Schema angedeutet,
                              									sie soll hier nicht ausführlich beschrieben werden, es möge nur hinzugefügt werden,
                              									daß man die Zellen 2 und 3
                              									in der Art auswählt, daß die Fühlerzelle 2 sehr
                              									empfindlich und wenig träge, die Kompensationszelle 3
                              									weniger empfindlich, aber wesentlich träger ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 314
                              Abb. 1. Schema der Selenmethode
                              
                           Mit Hilfe dieser Anordnung sind vom Jahre 1907 an zahlreiche Uebertragungen auf große
                              									Entfernungen ausgeführt worden. Ein Beispiel gibt Abb.
                                 										2.Bildnis meines
                                    											Mitarbeiters Prof. Dr. Bruno Glatzel, gefallen
                                    											vor Verdun im Oktober 1914.
                           2. Dietelautographische oder Schwarz- und Weißmethode.
                              									Hier wird in den Gebeapparaten der alte Gedanke des Kopiertelegraphen benutzt, welcher schon vor mehr als 50 Jahren zur
                              									Uebertragung von Handschriften und Zeichnungen diente. Denkt man sich eine
                              									Metallfolie um den drehbar eingerichteten Zylinder 4
                              										(Abb. 3) gelegt, und auf diesem eine Schrift oder
                              									Zeichnung in einer den elektrischen Strom nicht leitenden Tinte aufgetragen, und
                              									läßt man eine Metallspitze 9, welche wie die Taststifte
                              									der Phonographenmembranen sich bei jeder Umdrehung des Zylinders ein wenig in der
                              									Richtung der Zylinderachse verschiebt, auf der Folie schleifen, so kann man offenbar
                              									erreichen, daß stets dann ein elektrischer Strom vom Geber zu einem entfernten
                              									Empfangsapparat fließt, so lange die Metallspitze 9
                              									nicht durch die nichtleitende Tinte an dem Kontakt mit der Metallfolie gehindert
                              									wird; in letzterem Falle wird der Strom unterbrochen. So werden, während die
                              									Metallspitze die Folie in einer engen Schraubenlinie abtastet, Ströme von
                              									bestimmter, konstanter Intensität zum Empfänger wandern, welche nur stets in
                              									gewissen kurzen Zeitintervallen, nämlich während die Spitze über Teile der Schrift
                              									oder der Zeichnung wandert, unterbrochen sind. Während bei den Kopiertelegraphen in früherer
                              									Zeit die Wiederherstellung des Bildes im Empfänger entweder durch elektrochemische
                              									Wirkungen oder durch elektromagnetische Anziehungen eines Schreibstiftes auf das
                              									Empfangspapier (bzw. Entfernung von demselben) vor sich ging, dient jetzt im
                              									Empfänger als Bilderzeuger wieder die photographische Wirkung von Lichtstrahlen,
                              									welche je nach Eintreffen von Linienströmen oder Ausbleiben derselben mit Hilfe
                              									eines Saitengalvanometers von dem Empfangsfilm abgeblendet werden oder nicht. Der
                              									Empfangsfilm wird wieder auf einen Zylinder 28
                              									aufgewickelt, der sich bei jeder Umdrehung – ein klein wenig in der Richtung der
                              									Zylinderachse verschiebt, und das Licht der Nernstlampe 35 durch ein Linsensystem auf den Faden des Saitengalvanometers 33 konzentriert; hier ist ein Fadensystem mit einem
                              									gewöhnlichen Metallfaden ausreichend; durch eine weitere Linse wird der Faden auf
                              									einen Spalt in dem Ansatztubus 31 des Empfangskastens
                              									abgebildet; die Optik wird so eingestellt, daß der Schatten des Fadens den Spalt
                              									bedeckt, wenn kein Strom durch das Saitengalvanometer geht; wenn aber Linienströme
                              									vom Geber ankommen, wird der Faden abgelenkt, und es fällt Licht durch den Spalt des
                              									Empfangskastens auf ein Element des Empfangsfilms, und so wird der Empfangsfilm
                              									jedesmal belichtet, wenn die Tastspitze im Geber mit der Metallfolie in Berührung
                              									ist, während kein Eindruck entsteht, wenn die Tastspitze im Geber über die Schrift
                              									oder Zeichnung läuft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 315
                              Abb. 2. Beispiel eines mit Hilfe der Selenmethode übertragenen Portraits (Im
                                 										Jahre 1908 von Berlin nach Paris in 12 Minuten übertragenes Bildnis meines
                                 										Mitarbeiters Prof. Dr. Bruno Glatzel, der im Oktober 1914 vor Verdun den
                                 										Heldentod fand)
                              
                           So wird, wenn Synchronismus im Geber und Empfänger vorhanden
                              									ist, ein negatives Bild der Schrift oder Zeichnung auf dem Empfangsfilm erzeugt. Der
                              									Vorteil der photographischen Anordnung im Empfänger besteht in der Rapidität der
                              									Anordnung; man kann jetzt bis 2000 Zeichen in der Sekunde registrieren, während der
                              									elektrochemische oder gewöhnliche elektromagnetische Empfang nur etwa 300 Zeichen in
                              									der Sekunde im Maximum zuließ. Das ist nun der wesentliche Grund, weshalb man jetzt
                              									diese telautographische Methode mit Erfolg zu der Uebertragung auch von
                              									Photographien verwenden kann, welche im Geber zunächst mit Hilfe des Verfahrens
                              									der Autotypie in Schwarz- und Weißbilder verwandelt worden sind. Die Photographie
                              									wird durch ein Glasraster (eine mit vielen, dicht aneinander liegenden, parallelen
                              									Strichen durchzogene Glasplatte) auf eine Metallfolie kopiert, die vorher mit einer
                              									Schicht Chromgelatine überzogen worden ist. Die belichteten Stellen werden für
                              									Wasser unlöslich und bleiben auf der Folie beim Waschen mit Wasser als eine den
                              									elektrischen Strom nicht leitende Schicht zurück, und zwar in solcher Weise, daß die
                              									Zwischenräume zwischen den Rasterlinien um so breitere rein metallische Stellen
                              									aufweisen, je geringer die Helligkeit der betreffenden Bildelemente ist. Hierauf
                              									wird die Photographie mittelst der telautographischen Methode genau in derselben
                              									Weise übertragen, wie dies soeben für eine Handschrift oder Zeichnung
                              									auseinandergesetzt wurde. Ein auf diese Weise übertragenes Bild zeigt Abb. 4.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 315
                              Abb. 3. Schema der telautographischen Methode (Saitengalvanometer im
                                 										Empfänger)
                              
                           3. Die Reliefmethode. Die Reliefmethode ist insofern mit
                              									der Methode der lichtempfindlichen Zellen verwandt, als auch hier Linienströme vom
                              									Geber zum Empfänger wandern, welche in ihren Intensitäten den Helligkeiten der
                              									fortlaufend zu übertragenden Bildelemente entsprechen. Nur werden diese Ströme nicht
                              									mit Hilfe der lichtempfindlichen Zellen erzeugt, sondern dadurch, daß man im Geber
                              									ein Reliefbild (Pigmentoder Kohledruck) zum Ausgangsobjekt nimmt, bei welchem die
                              									Maßzahlen der Helligkeiten der einzelnen Bildelemente durch ein größeres oder
                              									geringeres Relief zum Ausdruck kommen, und indem man einen Taststift über das Bild
                              									laufen läßt, dessen Hebungen und Senkungen mechanisch größere oder kleinere
                              									Stromintensitäten auslösen. Der Grund, aus welchem diese Methode bisher über
                              									interessante Laboratoriumsversuche nicht herausgekommen ist, liegt darin, daß bei
                              									Benutzung eines stärkeren Reliefs, wenn eine genügende Transmissionsgeschwindigkeit
                              									verwandt wird, ein Springen des Stiftes eintritt, und bei Verwendung schwacher
                              									Reliefs zu leicht Fehler vorkommen, so daß die Reliefmethode, für welche im übrigen
                              									im Empfänger auch der photographische Empfang am geeignetsten sein würde, für
                              									praktische Zwecke kaum die Bedeutung der beiden vorher genannten Methoden erreichen
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 316
                              Abb. 4. Beispiel eines auf telautographischem Wege übertragenen Portraits
                                 										(Exz. Ludendorff).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 316
                              Abb. 5. Lochstreifen.
                              
                           4. Methode der Zwischenklischees. Die bisher betrachteten
                              									direkten Methoden können nur benutzt werden, wenn telegraphische Linien nicht
                              									allzuhoher Kapazität zur Verfügung stehen, zum Beispiel gute Telephonleitungen, wenn
                              									es sich um Entfernungen bis zu etwa 1500 km handelt. Sobald die Kapazität der
                              									Leitungen zu groß wird, kann man die vielen, für ein einigermaßen detailliertes Bild
                              									notwendigen Stromzeichen nicht mehr mit der für eine praktische Verwendung nötigen
                              									großen Transmissionsgeschwindigkeit übertragen, im besonderen versagen lange,
                              									gewöhnliche Telegraphenleitungen und in erhöhtem Maße lange unterseeische Kabel
                              									vollständig. Hier ist nur der folgende Ausweg möglich: Man fertigt sich (natürlich
                              									in automatischem Betriebe) zunächst ein für beliebige telegraphische Uebertragung
                              									geeignetes Zwischenklischee, wie zum Beispiel einen Lochstreifen der
                              									Schnelltelegraphen oder ein gewöhnliches Buchstabentelegramm, welches mit seinen
                              									aufeinanderfolgenden Lochkombinationen bzw. Buchstaben fortlaufend die Maßzahlen der
                              									einzelnen Bildelemente darstellt; man führt die telegraphische Uebertragung mit
                              									Hilfe der gewöhnlichen Hilfsmittel aus, und man hat am Empfangsorte nur wieder
                              									für die Zusammensetzung des Bildes zu sorgen. Einen solchen Lochstreifen in halber
                              									Naturgröße zeigt Abb. 5.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 316
                              Abb. 6. Schema des Funkenrelais.
                              
                           Die Schwierigkeit der Herstellung solcher Zwischenklischees, welche nunmehr
                              									überwunden ist, bestand lediglich in der geringen Intensität der zum Beispiel durch
                              									die Methode der lichtempfindlichen Zellen im Geber zur Verfügung stehenden Ströme,
                              									die im Maximum 1 Milliampere betragen, und mit Hilfe derer die zur Fertigung der
                              									Zwischenklischees erforderlichen mechanischen Arbeiten nicht geleistet werden
                              									konnten. Es hat sich nun hier die folgende Relaisanordnung bewährt (Abb. 6).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 316
                              Abb. 7. Ein mit Hilfe einer Schreibmaschine geschriebenes telegraphisch
                                 										übertragenes Portrait.
                              
                           Die durch die Selenmethode erhaltenen, den Helligkeiten der Bildelemente
                              									entsprechenden Ströme drehen einen empfindlichen Stromzeiger 15, der entsprechend seiner Stellung den Weg hochgespannter, schwacher
                              									Ströme (sog. Teslaströme) zu einer Reihe von Funkenstrecken 3,
                                 										4, 5 usw. vermittelt. Würde das Zeigerrelais 15 die Uebergänge durch mechanische Kontakte vermitteln, so würde es durch
                              									die Reibung zu viel an Empfindlichkeit verlieren, die Uebergänge werden daher nicht
                              									durch mechanische Kontakte, sondern durch feine Funkenströme vermittelt, welche auf
                              									die Empfindlichkeit des Stromzeigers keinen merklichen Einfluß ausüben. Je nach der
                              									Stellung des Stromzeigers ergeben sich Tesla-fünkchen bei 3,
                                 										4, 5, bzw. bei weiteren, den Helligkeitsmaßzahlen der Bildelemente
                              									zugeordneten Funkenstrecken. Hier zünden die Teslafünkchen Starkstrombögen von
                              									Wechselströmen, deren Spannungen mit Hilfe einer Wechselstromquelle 12 an die Enden der Funkenstrecken angelegt werden; die
                              									Bögen verschwinden, sobald keine Teslafünkchen zugeführt werden. Ueber die jeweils
                              									gezündeten Bögen kann nun ein Gleichstrom gelagert werden, der bzw. die Relais 6, 7, 8 . . . in Betrieb setzt und mit Hilfe derselben
                              									jede beliebige mechanische Arbeit leisten, also zum Beispiel die gewünschten
                              									Zwischenklischees anfertigen kann.
                           Die am Empfangsorte ankommenden Lochstreifen oder Buchstabentelegramme können
                              									nun entweder in der Weise zur Wiederherstellung des Bildes benutzt werden, daß man
                              									die Bildelemente mit Hilfe einer gewöhnlichen Schreibmaschine niederschreibt, deren
                              									Typen nur durch kleine, in ihren Dimensionen den betreffenden Helligkeitsmaßzahlen
                              									entsprechende Quadrate oder Kreise ersetzt sind, oder die Niederschrift kann auch
                              									automatisch mit Hilfe eines dem phototelegraphischen Empfänger ähnlichen
                              									photographischen Apparates oder mit Hilfe einer den automatischen Typensetzmaschinen
                              									jähnlichen Konstruktion erfolgen. Hiervon möge ein mit der Hand auf einer
                              									Schreibmaschine geschriebenes Beispiel (Abb. 7) eine
                              									Anschauung geben. Solche Bilder kann man nunmehr auf ganz beliebige Entfernungen,
                              									durch gewöhnliche telegraphische Leitungen, durch lange Seekabel und auch auf
                              									drahtlosem Wege telegraphisch übertragen, und es steht der Vervollkommnung solcher
                              									Bilder lediglich die Frage der Kosten im Wege, welche für die telegraphischen
                              									Gebühren aufgewandt werden können.