| Titel: | Die Biegungsbeanspruchung über die Streckgrenze hinaus. | 
| Autor: | P. Stephan | 
| Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 353 | 
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                        Die Biegungsbeanspruchung über die Streckgrenze
                           								hinaus.
                        Von Professor P. Stephan, zurzeit im Felde.
                        STEPHAN: Die Biegungsbeanspruchung über die Streckgrenze
                           								hinaus.
                        
                     
                        
                           Vor mehr als 20 Jahren hatte bereits Wehage in der Z.
                              									d. V. d. I. den Fall untersucht, daß die Biegungsbeanspruchung eines ursprünglich
                              									geraden Stabes die Streckgrenze des betreffenden Materials überschreitet. Die Arbeit
                              									wird wohl in der Literatur gelegentlich erwähnt, ohne daß aber die technische Praxis
                              									von ihren Ergebnissen jemals Anwendung macht. Die Wichtigkeit des Gegenstandes
                              									dürfte demnach eine Wiederholung der Rechnungen, die dem Verfasser aus naheliegenden
                              
                              									Umständen nicht vorgelegen haben, und ihre Anwendung auf einige Sonderfälle
                              									rechtfertigen.
                           Die Voraussetzungen, von welchen die Untersuchung ausgeht, sind folgende: Zuerst die
                              									bekannte Naviersche, daß die Querschnitte des gebogenen
                              
                              									Stabes eben bleiben, die ja innerhalb der Genauigkeitsgrenzen der technischen
                              									Rechnungen für die meisten Fälle richtige Ergebnisse liefert; dann die
                              									verhältnismäßig einfache Formeln gestattende, daß der Krümmungshalbmesser des Stabes
                              									im Verhältnis zur radialen Ausdehnung des Querschnittes groß bleibt, und
                              									schließlich, daß die Dehnungskurve des Materials für Zug und Druck die gleiche oder
                              									doch nahezu übereinstimmende ist.
                           
                        
                           1. Rechteckquerschnitt.
                           Die Verteilung der Beanspruchungen über die Querschnittshälfte zeigt Abb. 1. Es gilt dann mit den Bezeichnungen der
                              									Abbildung
                           
                              \sigma=\sigma_S\,.\,\frac{y}{y_1},
                              
                           und die Größe des Biegungsmomentes ist gegeben durch
                           
                              M_b=\int_0^{y_1}\,2\,.\,b\,d\,y\,.\,\sigma\,.\,y+\int_{y_1}^{1/2\,h}\,2\,b\,.\,d\,y\,.\,\sigma_{S}\,.\,y.
                              
                           Die Ausführung der Integration liefert
                           
                              M_b=\frac{b\,.\,h^2}{4}\,.\,\sigma_S\,.\,\left[1-\frac{1}{3}\,\left(\frac{y_1}{1/2\,h}\right)^2\right]\ .\ .\ (1)
                              
                           Dabei ist die leichte Krümmung der Dehnungskurve zwischen der Proportionalitätsgrenze
                              									und der Streckgrenze als für das Ergebnis belanglos vernachlässigt worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 353
                              Abb. 1.
                              
                           Für die Dehnung der äußersten Faserschicht gilt die bekannte Gleichung der
                              									Biegungslehre, die aus der Navierschen Voraussetzung
                              									folgt,
                           
                              \varepsilon_{\mbox{max}}=\frac{1/2\,h}{\varrho},
                              
                           wenn ρ den Krümmungshalbmesser
                              									des Stabes nach der Biegung aus dem ursprünglich geraden Zustand bedeutet. Wird die
                              									vorstehende Vernachlässigung beibehalten, also das Hooke sehe Gesetz bis zur
                              									Streckgrenze als gültig angesehen, so ist nach Abb.
                                 									1
                           
                              \varepsilon_{\mbox{max}}=\alpha\,.\,\sigma_S\,\frac{1/2\,h}{y_1},
                              
                           worin a die Dehnungsziffer des
                              									Materials darstellt. Durch Gleichsetzen beider Ausdrücke erhält man den
                              									Krümmungshalbmesser aus
                           
                              \frac{\varrho}{1/2\,h}=\frac{y_1}{1/2\,h}\,.\,\frac{1}{\alpha\,.\,\sigma_S}\ .\ .\ .\ .\ .\ (2)
                              
                           Hört jetzt die Wirkung des Biegungsmomentes Mb auf, so suchen die in Abb. 2 schraffierten elastischen Spannungen den Stab wieder gerade zu
                              									strecken, deren Dehnungslinie parallel zu dem geneigten Ast der ersten Dehnungslinie
                              									verläuft, wie ein einfacher Zugversuch mit selbsttätiger Aufzeichnung der
                              									Dehnungslinie lehrt. Die Größe des rückbiegenden Momentes folgt aus
                           
                              M_r=\int_{1/2\,h\,y_1}^{1/2\,h}\,2\,.\,b\,.\,d\,y'\,\sigma'\,.\,y'
                              
                           mit
                           
                              \sigma'=\sigma_S\,.\,\frac{y-(1/2\,h-y_1)}{1/2\,h-(1/2\,h-y_1)}=\sigma_S\,\left(\frac{y}{y_1}-\frac{1/2\,h}{y_1}+1\right)
                              
                           zu
                           
                              M_r=\frac{b\,.\,h^2}{4}\,.\,\sigma_S\,.\,\left[\frac{y_1}{1/2\,h}-\frac{1}{3}\,.\,\left(\frac{y_1}{1/2\,h}\right)^2\right]\
                                 .\ .\ (3)
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 353
                              Abb. 2.
                              
                           Unter dem Einfluß dieses rückbiegenden Momentes vergrößert sich der
                              									Krümmungshalbmesser von ρ auf ρr und die Dehnung der äußersten Faser
                              									geht zurück auf
                           
                              \varepsilon_r=\frac{1/2\,h}{\varrho_r},
                              
                           wie Abb. 3 angibt. Da die
                              									Querschnitte eben bleiben, so treten die in Abb. 3
                              									schraffierten Dehnungen auf, und man entnimmt der Abbildung
                           
                              \frac{\varepsilon_1}{\varepsilon_{\mbox{max}}-\varepsilon_r}=\frac{1/2\,h-y_1}{1/2\,h},
                              
                           
                           woraus nach Einsetzen der Werte
                           
                              \varepsilon_1=\alpha\,.\,\sigma_1,\ \varepsilon_{\mbox{max}}=\frac{1/2\,h}{\varrho},\ \varepsilon_r=\frac{1/2\,h}{\varrho_r}
                              
                           die im Abstande ½ h – y1 von der Schwerachse
                              									herrschende größte Spannung folgt:
                           
                              \sigma_1=\frac{1}{\alpha}\,.\,(1/2\,h-y_1)\,.\,\left(\frac{1}{\varrho}-\frac{1}{\varrho_r}\right).
                              
                           Mit Benutzung von Gleichung (2) erhält man hieraus
                           \frac{\sigma_1}{\sigma_S}=\left(1-\frac{y_1}{1/2\,h}\right)\,.\,\left(\frac{1/2\,h}{y_1}-\frac{1/2\,h}{y_r}\right) . . (4)
                           Auf der nach dem Krümmungsmittelpunkt zu gelegenen Seite des Querschnittes, wo σS eine Druckspannung
                              
                              									ist, ist σ1 eine Zugspannung; das umgekehrte
                              									gilt auf der Außenseite des Querschnittes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 354
                              Abb. 3.
                              
                           Die Größe des der Rückbiegung widerstehenden Spannungsmomentes berechnet sich nach
                              									den Angaben der Abb. 3 aus
                           
                              M_s=2\,.\,b\,.\,(1/2\,h-y_1)\,.\,1/2\,\sigma_1\,.\,\frac{2}{3}\,.\,(1/2\,h-y_1)+2\,.\,b\,.\,y_1\,.\,1/2\,\sigma_1\,.\,(1/2\,h-y_1+1/3\,y_1)
                              
                           zu
                           M_s=\frac{b\,.\,h^2}{6}\,\sigma_1\,.\,\left(1-\frac{1}{2}\,.\,\frac{y_1}{1/2\,h}\right) . (5)
                           woraus nach Einsetzen von Gleichung (4) folgt:
                           M_s=\frac{b\,.\,h^2}{4}\,.\,\sigma_S\,.\,\left(1-\frac{y_1}{1/2\,h}\right)\,.\,\left(\frac{1/2\,h}{y_1}-\frac{1/2\,h}{y_r}\right)\,.\,\left(\frac{2}{3}-\frac{1}{3}\,.\,\frac{y_1}{1/2\,h}\right) (5a)
                           Hierin ist der Abstand yr vorläufig noch unbekannt. Zu seiner Ermittlung kann Gleichung (1)
                              									benutzt werden in der Form
                           
                              M_b-(M_r-M_s)=\frac{b\,.\,h^2}{4}\,\sigma_S\,.\,\left[1-\frac{1}{3}\,.\,\left(\frac{y_r}{1/2\,h}\right)^2\right].
                              
                           Werden hier die Werte für Mb, Mr und Ms aus den Gleichungen (1), (3), (5a) eingesetzt, so
                              									ergibt sich als Bestimmungsgleichung für yr, wenn der Kürze halber
                           
                              \frac{y_1}{1/2\,h}=z_1,\ \frac{y_r}{1/2\,h}=z_r
                              
                           gesetzt wird:
                           zr3z1 + zr (2 – 3 z1 – 2 z12) = 2 z1 – 3 z12 + z13 (6)
                           Damit liefert Gleichung (2) die Größe des schließlichen
                              									Krümmungshalbmessers ρr
                              									aus
                           \frac{\varrho_r}{1/2\,h}\,.\,\alpha\,.\,\sigma_S=\frac{y_r}{1/2\,h} . . . . . . (7)
                           Naturgemäß sind nur die Werte kleiner als 1 richtig. Für den
                              									Fall yr > ½ h, wo also nach der Rückbiegung die Streckgrenze des
                              									Materials nicht überschritten wird, gilt die Formel der elastischen
                              									Biegungslehre
                           \varrho_r=\frac{b\,.\,h^3}{12}\,.\,\frac{1/\alpha}{M_b-M_r+M_s} . . (8)
                           woraus folgt
                           \frac{\varrho_r}{1/2\,h}\,\alpha\,.\,\sigma_S=\frac{1+\left(1-\frac{y_1}{1/2\,h}\right)\,.\,\left(1-\frac{1}{2}\,.\,\frac{y_1}{1/2\,h}\right)}{\left(1-\frac{y_1}{1/2\,h}\right)\,.\,\left(1+\frac{1/2\,h}{y_1}\right)} (9)
                           Man bemerkt, daß alle Endwerte von dem Verhältnis \frac{y_1}{1/2\,h} abhängig sind. Die
                              									folgende Zusammenstellung enthält die zahlenmäßige Ausrechnung für verschiedene
                              									Verhältnisse \frac{y_1}{1/2\,h}. Zur klareren Veranschaulichung sind die einzelnen Werte in
                              										Abb. 4 aufgetragen, aus der sie für die meisten
                              									Näherungsrechnungen mit ausreichender Genauigkeit abgegriffen werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 354
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                                 1\frac{y_1}{1/2\,h}
                                 2\frac{M_b}{\frac{b\,h^2}{4}\,.\,\sigma_S}
                                 3\frac{M_r}{\frac{b\,h^2}{4}\,\sigma_S}
                                 4\frac{M_s}{\frac{b\,h^2}{4}\,\sigma_S}
                                 5\frac{y_r}{1/2\,h}=\frac{\varrho_r}{1/2\,h}\,\alpha\,\sigma_S
                                 6\frac{\sigma_1}{\sigma_S}
                                 
                              
                                 1
                                 0,6667
                                 0,6667
                                 0
                                      ∞
                                 0
                                 
                              
                                 0,9
                                 0,7300
                                 0,6300
                                 0,0334
                                 5,0000
                                 0,0911
                                 
                              
                                 0,8
                                 0,7867
                                 0,5867
                                 0,0679
                                 2,4889
                                 0,1696
                                 
                              
                                 0.7
                                 0,8367
                                 0,5367
                                 0,1066
                                 1,6425
                                 0,2459
                                 
                              
                                 0,6
                                 0,8800
                                 0,4800
                                 0,1556
                                 1,2000
                                 0,3333
                                 
                              
                                 0,5
                                 0,9167
                                 0,4167
                                 0,2248
                                 0,91330,9086
                                 0,4497
                                 
                              
                                 0,4
                                 0,9467
                                 0,3467
                                 0,2754
                                 0,6100
                                 0,5164
                                 
                              
                                 0,3
                                 0,9700
                                 0,2700
                                 0,2568
                                 0,3723
                                 0,4531
                                 
                              
                                 0,2
                                 0,9867
                                 0,1867
                                 0,1848
                                 0,2167
                                 0,3080
                                 
                              
                                 0,1
                                 0,9967
                                 0,0867
                                 0,0898
                                 0,1016
                                 0,1418
                                 
                              
                                 0
                                 1
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 
                              
                           Die vorstehenden Ergebnisse finden zum Beispiel Anwendung bei Dampfkesselmänteln,
                              									Gefäßen und dergleichen. Ein Dampfkesselmantel für ρ =
                                 										9 at Ueberdruck aus Flußeisen von der Zerreißfestigkeit Kz = 3600 at, der Streckgrenze σS = 2200 at und der
                              									Dehnungsziffer \alpha=\frac{1}{2100000}\,\frac{1}{\mbox{at}} hat bei
                              										\frakfamily{S}=4,5\mbox{-facher} Sicherheit und dreireihiger
                              									Ueberlappungsnietung bei 240 cm Innendurchmesser die Wandstärke h = 1,8 cm; es ist also ρr ~ 121 cm. Damit wird
                           
                              \frac{\varrho_r}{1/2\,h}\,\alpha\,.\,\sigma_S=\frac{121}{0,9}\,.\,\frac{2200}{2100000}=0,1408,
                              
                           dem entspricht die größte im Innern des Bleches auftretende
                              									Restspannung
                           σ1 =
                              									0,2007 ∙ σs = 441
                              									at.
                           Hierzu tritt die über den ganzen in der Nietreihe der
                              									Längsnaht stehen gebliebenen Blechquerschnitt gleichmäßig verteilte
                              									Zugbeanspruchung
                           
                              \sigma_2=\frac{K_z}{\frakfamily{S}}=\frac{3600}{4,5}=800\mbox{ at}.
                              
                           Außerdem wirkt in achsialer Richtung bei einreihiger
                              									Ueberlappungsnietung noch die Zugspannung
                           
                              \sigma_3=\frac{D\,p}{4\,.\,h\,.\,\varphi}=\frac{240\,.\,9}{4\,.\,1,8\,.\,0,56}=536\mbox{ at}.
                              
                           Die größte, allerdings nur an den Stoßstellen der Nietreihen
                              									auftretende Gesamtspannung ist mithin nach Wehage (Z. d.
                              									V. d. I. 1905) \sigma_{\mbox{max}}=\sqrt{(\sigma_1+\sigma_2)^2+{\sigma_3}^2}=\sqrt{1241^2+536^2}=1351 at, das ist das 0,965-fache der Proportionalitätsgrenze
                              										σP= 1400 at des
                              									Materials, die man gewöhnlich nicht zu überschreiten pflegt, bis zu der man aber bei
                              									rein statischer Beanspruchung unbedenklich gehen kann.
                           Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Vorspannung σ1 im Laufe der Zeit auf rund ¾ des
                              									ursprünglichen Wertes zurückgeht, wie in D. p. J. 1905/07 ausführlich wiedergegebene
                              									amerikanische Untersuchungen gelehrt haben. Dadurch wird der Einfluß von
                              									Korrosionen, die außerdem immer die äußere, wenig vorgespannte Haut betreffen,
                              									aufgehoben.
                           
                        
                           2. Kreisquerschnitt.
                           Mit den Bezeichnungen der Abb. 5 erhält man wie unter
                              									Nr. 1:
                           
                              \sigma=\sigma_S\,.\,\frac{y}{y_1},\ \varepsilon_{\mbox{max}}=\frac{r}{\varrho}=\alpha\,.\,\sigma_S\,.\,\frac{r}{y_1};
                              
                           ferner gilt
                           
                              d\,f=2\,.\,x\,.\,d\,y,\ x=\sqrt{r^2-y^2}.
                              
                           Damit ergibt sich die Größe des Biegungsmomentes:
                           
                              \begin{array}{rcl}M_b&=&2\,\int_0^{y_1}\,y\,d\,f\,.\,\sigma+2\,.\,\int_{y_1}^{r}\,y\,d\,f\,.\,\sigma_S\\&=&4\,\sigma_S\,.\,\left[\frac{1}{y_1}\,.\,\int_0^{y_1}\,y^2\,.\,\sqrt{r^2-y^2}\,d\,y+\int_{y_1}^{r}\,y\,\sqrt{r^2-y^2}\,.\,d\,y\right].\end{array}
                              
                           Nach Ausführung der Integration bleibt
                           M_b=\frac{4}{3}\,.\,r^3\,\sigma_S\,.\,k_{z_1}, . . . . (10)
                           worin der Kürze halber \frac{y_1}{r}=z_1 und
                           k_{z_1}=1-\frac{1}{2}\,{z_1}^2+\frac{3}{40}\,{z_1}^4+\frac{1}{112}\,{z_1}^6+\frac{1}{384}\,{z_1}^8+\frac{3}{2816}\,{z_1}^{10}+\frac{7}{13312}\,{z_1}^{12}+\
                                 .\ .\ . (11)
                           gesetzt sind.
                           Zur Erzielung der Biegung nach dem Halbmesser ρ hat am
                              									Draht eine gleichmäßig über den Querschnitt πr2 wirkende Spannung σb anzugreifen, für die
                              									der Zusammenhang gilt
                           
                              M_b=\pi\,.\,r^2\,.\,\sigma_b\,.\,\varrho=\frac{4}{3}\,.\,r^3\,.\,\sigma_S\,.\,k_{z_1}.
                              
                           Hieraus folgt
                           
                              \frac{\sigma_b}{\sigma_S}=\frac{4\,r}{3\,\pi\,\varrho}\,k_{z_1},
                              
                           oder mit \frac{3\,\pi}{16}=k_1
                           \frac{\sigma_b}{\sigma_S}=\frac{k_{z_1}}{4\,k_1}\,.\,\frac{r}{\varrho} . . . . . (12)
                           Für das Rückbiegungsmoment erhält man aus
                           
                              M_r=\int_{r-y_1}^{r}\,4\,x\,.\,d\,y'\,.\,\sigma'\,.\,y'
                              
                           mit
                           
                              \sigma'=\sigma_S\,\left(\frac{y'}{y_1}-\frac{r}{y_1}+1\right),
                              
                           wenn wieder \frac{y}{r}=z, \frac{y_1}{r}=z_1 gesetzt wird:
                           
                              M_r=4\,r^3\,\sigma_S\,\left\{\frac{1}{z_1}\,\int_{1-z_1}^1\,z^2\,(1-z^2)^{1/2}\,d\,z-\left(\frac{1}{z_1}-1\right)\,\int_{1-z_1}^1\,z\,(1-z^2)^{1/2}\,d\,z\right\}
                              
                           und nach Ausführung der Integration
                           M_r=\frac{4}{3}\,r^3\,\sigma_S\,[k_1-(1-z_1)\,k_{1-z_1}]\,\frac{1}{z_1} . (13)
                           worin die Reihenwerte k1 und k_{1-z_1} der Formel (11) zu
                              									entnehmen sind.
                           Der obige Wert von Mr
                              									gilt für den Fall, daß das Biegungsmoment Mb bald nach Ausführung der Biegung aufhört zu
                              									wirken. Dauert seine Einwirkung lange Zeit hindurch an, so wird die Formänderung
                              									mehr und mehr eine bleibende und die Spannungen gehen bis auf rund ¾ ihres
                              									ursprünglichen Wertes herunter (vgl. oben). Der Stab bleibt selbst dann gebogen,
                              									wenn die Spannungen die Streckgrenze nicht erreichten, eine Erscheinung, die zum
                              									Beispiel an den Eisenbahnwagenfedern seit langem bekannt ist. In dem letzteren Fall
                              									ist also der vorstehende Wert von Mr noch mit dem Faktor \frac{3}{4} zu
                              									multiplizieren:
                           
                              M'_r=\frac{3}{4}\,.\,M_r\ .\ .\ .\ .\ .\ (13\mbox{a})
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 355
                              Abb. 5.
                              
                           Das der Rückbiegung entgegenwirkende Spannungsmoment ermittelt sich aus
                           
                              M_s=\int_0^{r-y_1}\,4\,x\,.\,d\,y\,.\,\sigma'\,.\,y+\int_{r-y_1}^{r}\,4\,.\,x\,.\,d\,y\,.\,\sigma''\,.\,y,
                              
                           worin aus Abb. 3, nachdem ½ h durch r ersetzt ist,
                              									einzusetzen ist:
                           
                              \sigma'=\sigma_1\,.\,\frac{y}{r-y_1}\mbox{ und }\sigma''=\sigma_1\,.\,\frac{r-y}{r-(r-y_1)}.
                              
                           Damit wird
                           
                              M_s=4\,r^3\,\sigma_1\,.\,\left\{\frac{1}{1-z_1}\,\int_0^{1-z_1}\,(1-z^2)^{1/2}\,z^2\,d\,z+\frac{1}{z_1}\,\int_{1-z_1}^1\,(1-z^2)^{1/2}\,z\,d\,z-\frac{1}{z_1}\,\int_{1-z_1}^1\,(1-z^2)\,z^2\,d\,z.\right\},
                              
                           und nach Ausführung der Integration
                           M_s=\frac{4}{3}\,.\,r^3\,.\,\sigma_1\,.\,(k_{1-z_1}-k_1)\,\frac{1}{z_1} . . (14)
                           
                           Wird wieder sinngemäß Gleichung (4) benutzt, so folgt
                              									schließlich
                           M_s=\frac{4}{3}\,r^3\,\sigma_S\,\left(\frac{1}{z_1}-1\right)\,\left(\frac{1}{z_1}-\frac{1}{z_r}\right)\,(k_{1-z_1}-k_1) (15)
                           Auch dieser Wert geht im Laufe der Zeit zurück auf
                           M'_s=\frac{3}{4}\,M_s . . . . . . . . (16)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 356
                              Abb. 6.
                              
                           Zur Bestimmung des Wertes \frac{r}{y_r}=\frac{1}{z_r} wird Gleichung (10) benutzt in der Form
                           
                              M_b-M_r+M_s=\frac{4}{3}\,.\,r^3\,\sigma_S\,k_{z_r}.
                              
                           Nach Einsetzen der Gleichungen (10), (13) bzw. (13a) und (15)
                              									bzw. (16) ergibt sich hieraus wenn noch Gleichung (11) für kzr dazugenommen wird, als
                              									Bestimrnungsgleichung für \frac{y_r}{r}=z_r:
                           z_r\,\left\{k_{z_1}+\frac{k_1}{z_1}\,\left(0\mbox{ bzw. }\frac{1}{4}\right)+k_{1-z_1}\,\left(\frac{1}{z_1}-1\right)\,\left[\frac{1}{z_1}+\left(1\mbox{
                                 bzw. }\frac{3}{4}\right)\right]-1-k_1\,\frac{1}{{z_1}^2}+\frac{1}{2}\,{z_r}^2-\frac{3}{40}\,{z_r}^4-\frac{1}{112}\,{z_r}^6-\
                                 .\ .\ .\ .\right\}=\left(\frac{1}{z_1}-1\right)\,(k_{1-z_1}-k_1) . . (17)
                           die durch Näherungsrechnungen aufgelöst werden muß.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 332, S. 356
                              
                           
                           Damit erhält man schließlich entsprechend den Gleichungen (7), (8) und (9):
                           \frac{\varrho_r}{r}\,.\,\alpha\,.\,\sigma_S=\frac{y_r}{r}\mbox{ für }\frac{y_r}{r}\,<\,1 . . (18)
                           und
                           
                              \frac{\varrho_r}{r}\,.\,\frac{4\,\alpha}{r^3}=\frac{1}{M_b-M_r+M_s}\mbox{ für }\frac{y_r}{r}\,\geq\,1,
                              
                           woraus nach einigen Umformungen und der Bemerkung, daß
                              									k_1=\frac{3\,\pi}{16}, folgt
                           \frac{\varrho_r}{r}\,\alpha\,\sigma_S=\frac{k_1+\left(\frac{1}{z_1}-1\right)\,(k_{1-z_1}-k_1)}{k_{z_1}-\left(1\mbox{ bzw.
                                 }\frac{3}{4}\right)\,\frac{1}{z_1}\,[k_1-(1-z_1)\,k_{1-z_1}]+\frac{1}{z_1}\,\left(\frac{1}{z_1}-1\right)\,(k_{1-z_1}-k_1)} (19)
                           Zum Geradebiegen des etwa auf eine Rolle gewickelten Drahtes ist eine
                              									Zugspannung σ0
                              									erforderlich, die sich berechnet aus
                           
                              \pi\,r^2\,\sigma_0\,.\,\varrho_r=M_b-M_r+M_s=\frac{4}{3}\,.\,r^3\,.\,\sigma_S\,k_{z_r}
                              
                           zu
                           \sigma_0=\frac{k_{z_r}}{4\,k_1}\,.\,\frac{r\,.\,\sigma_S}{\varrho_r}\mbox{ für }z_r\,<\,1 . (20)
                           bzw.
                           \sigma_0=\frac{M_b-M_r+M_s}{\pi\,r^3}\,.\,\frac{r}{\varrho_r}\mbox{ für }z_r\,\geq\,1 . (21)
                           Die vorstehende Zusammenstellung enthält wieder die zahlenmäßige Ausrechnung der
                              									Formeln für verschiedene Verhältnisse \frac{y_1}{r}. Zur klareren Veranschaulichung
                              									sind die einzelnen Werte in Abb. 6 aufgetragen, aus
                              									der sie für die meisten Näherungsrechnungen mit ausreichender Genauigkeit
                              									abgegriffen werden können.
                           
                              (Schluß folgt.)