| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 10 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Beleuchtung der Eisenbahnwagen mit
                                 										Steinkohlengas. Einem eingehenden Bericht von Dr. O. Hübner über diesen Gegenstand entnehmen wir folgende Angaben. Im Jahre
                              									1873 wurde durch Richard Pintsch die Beleuchtung mit
                              									gepreßtem Oelgas zuerst bei der Königlich Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn
                              									eingeführt, nachdem es ihm gelungen war, die Schwierigkeiten zu überwinden, die der
                              									Gasbeleuchtung einzelner Wagen, unabhängig vom Zuge, der Mitführung von gepreßtem
                              									Gas, sowie der Druckminderung des Gases auf einen passenden Brenndruck mit Hilfe
                              									eines für den Bahnbetrieb geeigneten Druckreglers entgegenstanden. Für die
                              									Unterbringung der Gasbehälter an der Unterseite des Wagenkastens ist nur sehr wenig
                              									Raum verfügbar, weshalb bei unseren deutschen Wagen ein oder mehrere Gasbehälter mit
                              									einem Gesamtinhalt von höchstens 2100 Litern in Anwendung sind. Aus Gründen der
                              									Sicherheit und Wirtschaftlichkeit beträgt auch der Behälterdruck im allgemeinen nur
                              									6 at, so daß also die mitgeführte Gasmenge höchstens 12,6 m3 beträgt. Da andererseits die Bahnverwaltungen
                              									auf die Erzielung einer möglichst großen Betriebsdauer mit einer Gasfüllung bedacht sind, so ergibt sich, daß nur die Verwendung
                              									eines Gases von hohem Heizwert oder eines Beleuchtungssystems von möglichst großer
                              									Wirtschaftlichkeit in Betracht kommt. Es wurden zur Zeit der Einführung der
                              									Gasbeleuchtung bei der Eisenbahn auch Versuche mit Steinkohlengas angestellt, die
                              									jedoch damals nicht zum Ziele führten, da das Steinkohlengas bei der Verdichtung auf
                              									6 at den größten Teil seiner Leuchtkraft einbüßt. Auch der Gedanke, dem entspannten
                              									Gas die bei der Verdichtung ausgeschiedenen lichtgebenden Kohlenwasserstoffe durch
                              									Karburation nachträglich wieder zuzuführen, erwies sich als nicht durchführbar. So
                              									entschloß man sich denn (das Azetylen war damals noch nicht bekannt) zur Verwendung
                              									des Oelgases, da dieses allein sämtlichen Anforderungen des Bahnbetriebes entsprach.
                              									Die Möglichkeit, bei der Oelgasbeleuchtung starre Brennereinrichtungen ohne die sonst übliche Gas-
                              									und Luftregelung zu verwenden, einen praktisch stets gleichbleibenden Brenndruck zu
                              									erzeugen sowie die Einzelteile der Brenner gegeneinander auszutauschen, hat den
                              									Erfolg der Oelgasbeleuchtung im In- und Auslande bedingt. Die Wirtschaftlichkeit und
                              									Zweckmäßigkeit des Oelgasbetriebes wurde auch durch die Einführung des Auerschen Glühlichtes gegenüber dem Steinkohlengasbetrieb
                              									nicht vermindert, zumal es durch Einführung der Preßgasbeleuchtung mit Oelgas
                              									gelang, die Wirtschaftlichkeit um über 50 v. H. und die Betriebdauer der Wagen um
                              									über 100 v. H. gegenüber der Oelgas-Niederdruckbeleuchtung zu erhöhen.
                           Die älteren Personenwagen waren mit Gasbehältern von nur 400 l ausgerüstet und hatten
                              									sechs Lampen, die bei Verwendung von offenen Gasbrennern eine Leuchtkraft von je 6
                              									HK ergaben. Demgegenüber besitzen die heutigen Abteil- und D-Wagen Gasbehälter von
                              									2100 l Inhalt sowie 15 Lampen von je 40 HK Leuchtkraft. Der Stundenverbrauch einer
                              
                              									solchen Lampe beträgt 8 bis 10 l Oelgas bei hängendem Glühlicht mit 1500 mm
                              									Brenndruck gegenüber 16 bis 18 l bei dem früheren Brenndruck von nur 150 mm und
                              									gegenüber 32 l bei Verwendung von stehendem Glühlicht, wie es einige Zeit bei den
                              									Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen in Gebrauch war. Infolge dieser technischen
                              									Verbesserungen stieg die Reichweite der Wagen beträchtlich; die Betriebdauer mit
                              									einer Gasfüllung, die bei den alten Personenwagen mit offenen Oelgasflammen nur 13
                              									Std. betrug, ist nämlich durch die Einführung der Preßgasbeleuchtung mit Oelgas auf
                              									70 Std. gestiegen.
                           Die Kriegsverhältnisse zwangen nun die Bahnverwaltungen, von der Beleuchtung mit
                              									Oelgas zur Steinkohlengasbeleuchtung überzugehen, zu einem Gas also, das einen nur
                              									halb so großen Heizwert als das Oelgas hat, weshalb eine Aenderung der
                              									Brennereinrichtungen erforderlich wurde. Auch auf diesem Gebiete lagen indessen
                              									hinreichende Erfahrungen vor, da die Beleuchtung mit Steinkohlengasglühlicht schon
                              									vor dem Kriege bei mehreren Privatbahnen, so bei der Braunschweigischen
                              									Landeseisenbahn, eingeführt war. Da man zur Erzielung der bisherigen Lichtstärke die
                              									doppelte Menge Steinkohlengas hätte anwenden müssen, so war es von vornherein klar,
                              									daß die Leuchtkraft der einzelnen Lampen um einen gewissen Betrag herabgesetzt
                              									werden mußte. Die Versuche ergaben, daß die Brenner mit einem kleineren Mundstück
                              									sowie mit kleineren Glühkörpern versehen werden mußten und daß durch eine Erhöhung
                              									des Gasverbrauchs um 30 v. H. gegenüber Oelgas eine für Kriegszeiten ausreichende
                              									Lichtstärke zu erzielen ist, wie auch aus folgender Tabelle hervorgeht:
                           
                              
                                 Gasart
                                 Brenn-druckmm
                                 Gasverbrauchl/Std.
                                 LichtstärkeHK
                                 
                              
                                 II. Kl.
                                 III. Kl.
                                 II. Kl.
                                 III. Kl.
                                 
                              
                                 Oelgas
                                 150
                                 26 + 6*)
                                 18 + 6*)
                                 69
                                 48
                                 
                              
                                 Steinkohlengas
                                 150
                                 32 + 8*)
                                 25 + 8*)
                                 33
                                 26
                                 
                              
                           *) für die Zündflamme.
                           Während die Umwandlung der Oelgasbeleuchtungseinrichtungen in den Wagen für
                              									Steinkohlengas auf einfache Weise und in kürzester Frist vorgenommen werden konnte,
                              									bereitete die Umwandlung der mit offenen Lampen versehenen Signallaternen der
                              									Lokomotiven weit größere Schwierigkeiten. Zum Betriebe dieser Laternen wurde das
                              									entspannte Steinkohlengas einstweilen durch Karburation wieder mit leuchtenden
                              									Bestandteilen angereichert, bis die Umwandlung der Laternen für
                              									Preßgasglühlicht durchgeführt war.
                           Das Oelgas wurde bisher auf den Zugbildungsstationen in besonderen Gasanstalten
                              									erzeugt und nach Verdichtung auf. 10 bis 15 at in Sammelbehältern aufgespeichert,
                              									aus denen es durch Hochdruckleitungen entweder den Abnahmestellen oder besonderen
                              									Gastransportwagen zugeführt wurde. Diese Gastransportwagen haben einen Rauminhalt
                              									bis zu 50 m3, fassen also bis zu 750 m3 Gas. In Amerika verwendet man an Stelle der
                              									Kesselwagen besondere Stahlflaschen wagen, in denen das Gas unter 100 at Druck
                              									steht; diese Wagen bieten jedoch für die erheblich kürzeren deutschen Bahnstrecken
                              									keine Vorteile. Die deutschen Gastransportwagen sind mit Motorkompressoren
                              									ausgerüstet, um eine volle Ausnutzung der bewegten Gasmenge zu ermöglichen;
                              									anderenfalls könnte man nämlich, da der Druck in Gasbehältern der Personenwagen 6 at
                              									beträgt, die Transportwagen nur bis zur Erreichung dieses Druckes entleeren. Der den
                              									Kompressor antreibende Motor wird aus dem Transportkessel selbst gespeist.
                           Die Einführung der Steinkohlengasbeleuchtung bietet für den Bahnbetrieb den Vorteil,
                              									daß eine Dezentralisierung der Gasversorgung eintritt, da das Steinkohlengas überall
                              									erhältlich ist, und daß die Gastransporte somit eingeschränkt werden können. Eine
                              									völlige Ausschaltung dieser Transporte ist bisher nicht möglich, da vielfach an
                              									unbedeutenden Orten Bahnanlagen mit großem Verkehr und derart starkem Gasverbrauch
                              									vorhanden sind, daß der Gasbedarf der Bahn durch das Gaswerk des betreffenden Ortes
                              									nicht gedeckt werden kann; auch die große Verschiedenheit des Gaspreises an den
                              									einzelnen Orten spielt hierbei eine Rolle. Wo andererseits der Gasbedarf einer
                              									Station so gering ist, daß eine ortfeste Verdichtungsanlage nicht wirtschaftlich
                              									arbeiten kann, ist man ebenfalls gezwungen, den Gastransport beizubehalten, doch
                              									kann man sich in diesem Falle in der Weise helfen, daß man fahrbare
                              									Verdichtungsanlagen mit allen Einrichtungen zur Gasentnahme aus städtischen
                              									Leitungen versieht und diese Wagen eine Reihe von kleinen Stationen in bestimmter
                              									Folge anlaufen läßt. In allen diesen Fällen ist jedoch zu berücksichtigen, daß die
                              									Transportkosten bei Steinkohlengas doppelt so hoch sind als bei Oelgas, da der
                              									Heizwert des Steinkohlengases nur halb so groß ist.
                           Die Einführung der Steinkohlengasbeleuchtung erforderte nun neben der Umwandlung der
                              									Beleuchtungsanlagen in den Wagen auch den Umbau der bestehenden
                              									Gasverdichtungsanlagen sowie die Errichtung zahlreicher neuer Verdichtungsanlagen
                              									auf vielen Stationen. Diese Verdichtungsanlagen, die im allgemeinen aus einer ein-
                              									oder zweistufigen Kolbenpumpe für 10 at und neuerdings für 15 at sowie einem
                              									Hochdruckkessel bestehen, mußten nun mit dem städtischen Leitungsnetz verbunden und
                              									mit Regelvorrichtungen versehen werden, die Druckschwankungen im städtischen
                              									Leitungsnetz verhüten. Zur Vermeidung derartiger Störungen kann man auch einen
                              									Ausgleichbehälter Zwischenschalten, das beste Mittel ist jedoch eine ausreichend
                              									bemessene Gaszuleitung, die in vielen Fällen infolge der günstigen Lage des
                              									Gaswerkes zum Bahnkörper ohne große Kosten angelegt werden kann. Die Pumpen der
                              									Verdichtungsanlagen haben folgende Leistungen:
                           
                              
                                 Stündliche Ansaugeleistung
                                 10
                                 25
                                 50
                                 100
                                 250
                                 m3
                                 
                              
                                 Kraftbedarf b. 15 at Pressg.
                                 4
                                 6
                                 13
                                 23
                                 45
                                 PS
                                 
                              
                                 Durchm. der Saugleitung
                                 50
                                 80
                                 125
                                 150
                                 200
                                 mm
                                 
                              
                           Der Oelgasverbrauch der preußisch-hessischen Staatsbahnen betrug im Jahre 1913 rund
                              									16,7 Mill. m3, für sämtliche deutsche Bahnen
                              									beträgt er schätzungsweise 25 Mill. m3. Durch die Umwandlung für
                              									Steinkohlengasbetrieb berechnet sich ein Gasverbrauch von etwa 32 Mill. m3 jährlich, der in den nächsten zwei Jahren, wenn
                              									die Durchführung der Preßgasbeleuchtung für alle Fahrzeuge beendet ist, wieder auf
                              									25 Mill. m3 zurückgehen, andererseits aber durch
                              									die Vermehrung des Wagenparks und durch die Umwandlung der noch mit
                              									Petroleumbeleuchtung versehenen Lokomotiven eine Steigerung erfahren wird. So ist
                              									also auch hier ein inländisches Erzeugnis an die Stelle des ausländischen Petroleums
                              									getreten.
                           Die Verdichtungsanlagen sollen möglichst so bemessen sein, daß der tägliche Gasbedarf
                              									der Bahn in achtstündigem Betrieb verdichtet werden kann. Hierbei wird man häufig
                              									die Stunden schwächster Gasentnahme für den Betrieb der Verdichtungsanlage benutzen
                              									können, so daß auf diese Weise die Gaswerke die unwirtschaftlichen Spitzen des
                              									Betriebes auszugleichen in der Lage sind. Ob der Steinkohlengasbetrieb auch künftig
                              									beibehalten wird, hängt in der Hauptsache vom Preise, der Zusammensetzung des Gases,
                              									dem Heizwert und dem spezifischen Gewicht ab. In Preußen schwanken die Gaspreise
                              									zwischen 4 und 18 Pf. für 1 m3. Bei Zugrundelegung
                              									eines mittleren Bezugpreises von 10 Pf. gelangt man zu einem Gestehungspreis von 25
                              									Pf., dem der bisherige Preis von 40 Pf. für 1 m3
                              									Oelgas gegenübersteht. Aus den bisher vorliegenden Betrieberfahrungen ist der Schluß
                              									zulässig, daß bei einem Vergleich der Niederdruck-Oelgasbeleuchtung mit der
                              									Steinkohlenpreßgasbeleuchtung die letztere wirtschaftliche Vorteile bietet, und zwar
                              									hauptsächlich für große Bahnbetriebe.
                           Die Zusammensetzung des Gases soll möglichst geringe Schwankungen aufweisen, weil
                              									sonst Störungen an den Brennern auftreten, die bei Oelgas, dessen Zusammensetzung
                              									ziemlich gleichmäßig ist, fast niemals vorkommen. Da der Gehalt des Steinkohlengases
                              									an Stickstoff, Kohlenoxyd und Kohlensäure oft erheblich schwankt, ändert sich nicht
                              									nur der Heizwert, sondern auch das spezifische Gewicht des Gases, was wiederum
                              									Schwankungen im Gasverbrauch der Brenner sowie in der Lichtstärke zur Folge hat. Die
                              									hierdurch hervorgerufenen Störungen machen sich bei Preßgasbrennern viel weniger
                              									bemerkbar als bei Niederdruckbrennern, und zwar namentlich deshalb, weil die
                              									Preßgasglühkörper eine viel kleinere Oberfläche haben. Heizwertmessungen, die
                              									gelegentlich von Bahnverwaltungen vorgenommen werden, ergaben, daß Steinkohlengas
                              									nach der Verdichtung im entspannten Zustande einen Heizwert von nur 3000 bis 3300 WE
                              									hatte; mit solchem Gas können die Brenner, die für ein Gas von durchschnittlich 4500
                              									Wärmeeinheiten abgeändert worden sind, natürlich nicht richtig arbeiten. Eine
                              									weitere Störung trat nach mehrmonatiger Betriebdauer auf, indem sich die Glühkörper
                              									rot färbten. Diese Erscheinung ist auf die Bildung von Eisenkohlenoxyd
                              									zurückzuführen, das sich bei der Berührung des verdichteten Gases mit den eisernen
                              									Gefäßwandungen bildet. Das Eisenkohlenoxyd wird von dem Gase mitgeführt und spaltet
                              									sich in der Flamme in Kohlenoxyd, das verbrennt, sowie in dampfförmiges Eisen, das
                              									sich als feiner Staub an den kühleren Teilen des Glühkörpers niederschlägt und sich
                              									dort in Eisenoxyd verwandelt. Zur Verhütung dieser Störung, die einen erheblichen
                              									Mehrbedarf an Glühkörpern zur Folge hatte, wurden umfangreiche Versuche angestellt,
                              									die ergaben, daß nicht nur die Menge des im Steinkohlengas enthaltenen Kohlenoxyds,
                              									sondern auch die Dauer der Einwirkung des Gases auf die Eisenwandung des Behälters
                              									sowie der Gasdruck auf die Bildung des Eisenkohlenoxyds von Einfluß ist. Vielleicht
                              									wirkt dabei auch ein Kontaktmittel, das bisher als solches noch nicht erkannt
                              									worden ist, mit. Ein festes Abhängigkeitsverhältnis der Eisenkohlenoxydbildung
                              									von der Konzentration des Kohlenoxyds, dem Gasdruck sowie der Einwirkungsdauer auf
                              									das Eisen besteht indessen nicht. Es sind nun verschiedene Mittel versucht worden,
                              									um die Bildung von Eisenkohlenoxyd zu verhindern bzw. die Niederschläge von Eisen
                              									auf den Glühkörper zu beseitigen. Das Ausblasen sämtlicher Behälter und
                              									Rohrleitungen mit Dampf, wodurch eine schützende Rostschicht erzeugt wird, ist nicht
                              									überall durchführbar, ebensowenig fuhrt die Anbringung eines Zink- oder
                              									Zinnüberzuges der neu in Dienst gestellten Behälter zum Ziele. Es gibt somit nur
                              									zwei Möglichkeiten, nämlich erstens das Kohlenoxyd vor der Verdichtung des
                              									Steinkohlengases durch Absorption zu entfernen oder zweitens den Zerfall des
                              									Eisenkohlenoxyds, der schon bei 240° erfolgt, künstlich in der Lampe vor der Gasdüse
                              									herbeizuführen. Da der Einbau eines derartigen Apparates in die Wagenlampen jedoch
                              									Schwierigkeiten bereitet, bleibt somit nur die Absorption des Kohlenoxyds aus dem
                              									Gase übrig. Geeignete Verfahren hierfür sind bereits gefunden und es ist sogar eine
                              									wirtschaftliche Verwertung des ausgeschiedenen Kohlenoxyds möglich. Aus
                              									Sicherheitsgründen hat schließlich die Bahnverwaltung auch einen Grenzwert für den
                              									Cyangehalt des Gases festgesetzt, jedoch sind in dieser Hinsicht bisher keinerlei
                              									Störungen festgestellt worden, vielmehr hat sich gezeigt, daß cyanhaltiges Gas nach
                              									der Verdichtung frei von Cyan war. (Journal für Gasbeleuchtung 59. Jahrg. S. 417 bis
                              									425, S. 435 bis 439.)
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Ueber das Wesen des autogenen Schneidens macht M. Bermann nähere Mitteilungen. Nur wenn wir uns über das
                              									Wesen dieses Vorganges vollkommen im Klaren sind, werden wir imstande sein,
                              									Schnittflächen zu erzeugen, die nicht nachgearbeitet zu werden brauchen, was bisher
                              									nicht immer gelang. An Hand von vier Abbildungen erläutert Verfasser die
                              									Bedingungen, die zur Erzielung einer gleichmäßig ebenen Schnittflache eingehalten
                              									werden müssen. Er gibt folgende Zusammenfassung: Das Wesen des autogenen Schneidens
                              									von Eisen und Stahl besteht in dem Schmelzen des Stoffes längs der Schnittlinie
                              									durch die oxydierende Wirkung eines Sauerstoffstrahles und in Verbindung damit durch
                              									die Verbrennungswärme der Elemente der Eisengattungen und in der sofortigen
                              									Zerstäubung und der damit verbundenen Verbrennung der zerstäubten flüssigen
                              									Teilchen. Bedingung einer guten autogenen Schnittfläche ist die vollkommene
                              									Verbrennung des geschmolzenen Stoffes. Die Erfüllung dieser Forderung wird durch die
                              									Funkengarbe gekennzeichnet, in der flüssige Tropfenstrahlen nicht vorkommen dürfen.
                              									Metalle, die beim autogenen Schneiden keine Funkenbildung zeigen, sind dafür
                              									ungeeignet. (Z. d. V. d. I. 1917 S. 325 bis 326.)
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Eine Zentrifugalgießmaschine. Die mannigfachen Versuche,
                              									die man seit etwa 50 Jahren unternommen hat, flüssiges Eisen innerhalb der Form
                              									durch Zentrifugalkraft zu verteilen, sind alle gescheitert, so daß man den
                              									Zentrifugalguß für Eisengüsse überhaupt für erledigt hielt. Deshalb überrascht ein
                              									Bericht in „Stahl und Eisen“ (1917, Heft 43 S. 965) von C. Irresberger, worin eine in Brasilien bereits in die
                              									Praxis ausgeführte und dort bewährte Zentrifugalgießmaschine von Sensand und Arens beschrieben
                              									wird. Diese Maschine ist in Abb. 1 bis 4 wiedergegeben. Eine aus mehreren Abschnitten
                              									zusammengesetzte Drehform A, die mit angegossenen
                              									Kühlrippen versehen ist, ruht auf Leitrollen B, von
                              									denen ihr die drehende Bewegung erteilt wird. In die rotierende Form ragt an einem Ende der
                              									mit Sand ausgefütterte rinnenförmige Verteiler C,
                              									während das andere Ende sich zur Muffe erweitert, die durch einen Sandkern gebildet
                              									wird. Der Verteiler wird bei C1 mit flüssigem Eisen gefüllt und danach mit Hilfe
                              									eines Handrades M umgekippt. Das Eisen erstarrt sofort
                              									an den Wänden. Der Verteiler wird dann herausgezogen, mit einer Ausdrückscheibe
                              									versehen und drückt nun beim nochmaligen Einführen das fertige Rohr heraus. Die
                              									Achsen P der Leitrollen B
                              									sind mittels Spannscheibe und Handräder Q verstellbar.
                              									Das übrige ergibt sich aus den Abbildungen. Die Rippen werden während des Gießens
                              									durch starkes Bebrausen mit Wasser gekühlt. Die Maschine liefert in 1 Std. 40 Rohre
                              									von 100 mm ? oder 12 bis 20 Stück bis 150 mm ?. Die Rohre sollen feines Korn
                              									besitzen und sich durch weitgehende Blasenfreiheit auszeichnen. Die Anlage einer
                              									solchen Zentrifugalgießmaschine scheint wesentlich billiger zu sein, als eine solche
                              									mit Drehtrommel und irgend einer mechanischen Sandverdichtung. Da das Verfahren sich
                              									bereits praktisch bewährt hat, dürfte ihm für die Zukunft ein großes
                              									Anwendungsgebiet gesichert sein, besonders wenn man, wie in Deutschland, über gute
                              									Erfahrungen im Arbeiten mit gußeisernen Dauerformen verfügt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 13
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 13
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 13
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 13
                              Abb. 4.
                              
                           Loebe.
                           ––––––––––
                           Ueber den Einfluß der Metallbeschlagnahme auf die Herstellung
                                 										von Gasmessern macht Oberingenieur Puchala
                              									nähere Mitteilungen. Der Petroleummangel rief eine außerordentlich lebhafte
                              									Nachfrage nach Gasmessern hervor, welcher die Gasmesserfabriken nur einigermaßen
                              									nachkommen konnten, da sowohl der Mangel an eingearbeitetem Personal als auch die
                              									Materialbeschaffung große Schwierigkeiten bereitete. Durch die Beschlagnahme von
                              									Kupfer und anderen Sparmetallen sahen sich die Gasmesserfabriken gezwungen, nach
                              									Ersatzmaterialien Umschau zu halten, was nicht so leicht war, da über die
                              									Brauchbarkeit der meisten dieser Materialien keine Erfahrungen vorhanden waren und
                              									da ferner keine Zeit zur Vornahme von Dauerversuchen war, die allein ein
                              
                              									einwandfreies Ergebnis hätten zeitigen können. Die blanken Messingverschraubungen,
                              									die das größte Messinggewicht am Gasmesser darstellen, wurden zuerst durch
                              									Zinkgußverschraubungen ersetzt, die jedoch nicht voll befriedigten, weshalb man
                              									trotz der Rostgefahr zur Verwendung von Eisen bzw. Temperguß überging. Auch die
                              									Fülltrichter und Ablaßschrauben der nassen Gasmesser wurden aus Zinkguß bzw.
                              									Temperguß hergestellt. Bei den bisher aus Messing hergestellten Zählwerken
                              									konnte Eisen nicht verwendet werden, da es zu sehr der Korrosion unterliegt und
                              									zu schwierig zu verarbeiten ist, dagegen lieferte vermessingtes Zink sowohl hier als
                              									auch bei den Schnecken und Schneckenrädern der trockenen Messer gute Ergebnisse.
                              									Erheblich schwieriger war der Ersatz der Rotguß- und Bronzeteile bei den nassen
                              									Gasmessern, weil hier die Metallteile außer mit Gas auch mit Wasser in dauernde
                              									Berührung kommen. Die Trommelachse und die stehende Welle wurde hier aus
                              									vermessingtem Siemens-Martin-Flußeisen gefertigt, während für die Lager eine
                              									vorwiegend Zink enthaltende Bronze Anwendung fand, die ebenfalls vermessingt wurde,
                              									damit diese Teile in gewohnter Weise ohne Verwendung von Salzsäure gelötet werden
                              									können. Wenn somit der Ersatz von Kupfer und Messing fast restlos gelungen ist, so
                              									bereitete die Beschaffung des erforderlichen Lötzinns von guter Beschaffenheit immer
                              									größere Schwierigkeiten. Hier machte sich auch der Mangel an eingelernten Arbeitern
                              									am stärksten fühlbar, da die Herstellung gasdichter Lötnähte große Sorgfalt und
                              									Uebung erfordert. Die durch Lötfehler bedingten feinen Undichtheiten im Innern der
                              									Gasmesser machten eine besonders scharfe Prüfung der Messer während der Fabrikation
                              									notwendig, ebenso mußte die Beschaffenheit des Lötmaterials ununterbrochen
                              									kontrolliert werden. Für die Gehäuse und Trommeln wurde an Stelle von Weiß- und
                              									Britanniablech verbleites Eisenblech verwendet, dagegen, fand sich für das Leder der
                              									Membranen kein brauchbarer Ersatzstoff. (Journal für Gasbeleuchtung Bd. 59 S. 585
                              									bis 588.)
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Praktische Beleuchtungsfragen. (Vortrag von Dr. H. Lux auf der 4. Jahresversammlung der Deutschen
                              									Beleuchtungstechnischen Gesellschaft in Berlin am 15. September 1917.) Auf der
                              									vorjährigen Jahresversammlung der D. B. G. hatte Dr. Monasch angeregt,vgl. D. p. J. Bd. 332
                                    											S. 45. die Gesellschaft möge neben den von ihr zu behandelnden
                              									wissenschaftlichen Fragen auch die praktischen Aufgaben der Beleuchtungstechnik mehr
                              									als bisher fördern, und sie solle versuchen, zu diesem Zwecke den großen Kreis aller
                              									derer aufklärend heranzuziehen, die beruflich gewissermaßen im Nebenamte genötigt
                              									seien, sich mit Fragen der Beleuchtungskunde zu befassen. Als Ergebnis dieser
                              									Anregung kam die Fühlungnahme der D. B. G. mit dem Architektenverein zu Berlin
                              									zustande, die zur Einsetzung einer gemeinsamen Kommission aus Mitgliedern beider
                              									Vereinigungen führte. Ferner entstand die Kommission IV der Deutschen
                              									Beleuchtungstechnischen Gesellschaft für praktische Beleuchtungsfragen, über deren
                              									Arbeiten Dr. Lux als Vorsitzender berichtete.
                           Die Kommission hat sich die Aufgabe gestellt, Leitsätze über die Ansprüche
                              									auszuarbeiten, die an zweckmäßige Beleuchtungsanlagen zu stellen sind, diesen
                              									Leitsätzen durch Zusammenarbeiten mit Architekten und den Vertretern anderer Berufe
                              									zu allgemeiner Anerkennung zu verhelfen, und es schließlich zu erreichen, daß die
                              										entworfenen
                              									Richtlinien auf dem Wege der Verordnung oder Gesetzgebung die allgemeinste Geltung
                              									finden.
                           Das erste Ziel muß sein, nicht wie bisher dem Architekten allein beim natürlichen
                              									Licht oder dem Installateur allein beim künstlichen Licht die Entscheidung über die
                              									Zuführung des Lichtes in die Räume zu überlassen, sondern dahin zu wirken, daß der
                              									Beleuchtungstechniker in dieser Frage die entscheidende Stimme hat, damit die
                              									Beleuchtung allen Anforderungen an Zweckmäßigkeit, Hygiene, Wirtschaftlichkeit und
                              									Schönheit entspricht. Es darf nicht die Regel sein, daß das Auge rücksichtslos den
                              									gröbsten Schädigungen durch zu starke Beleuchtung und Blendung ausgesetzt ist, und
                              									es ist ebenso scharf zu vermeiden, daß eine zu geringe Beleuchtung die Augen
                              									schädigt, die Güte der bei ihr auszuführenden Arbeit mindert oder die Veranlassung
                              									zu schweren Unfällen oder Aehnlichem gibt. Vielmehr müssen die zu benutzenden
                              									Lichtquellen in ihrer Intensität, der räumlichen Verteilung des von ihnen
                              									ausgehenden Lichtstromes, ihrer Zahl und Anordnung, wie der Färbung des von ihnen
                              									ausgehenden Lichtes aufs Sorgfältigste dem Verwendungszweck angepaßt sein.
                           Schon die erforderliche Beleuchtung wird der Gegenstand eingehender Arbeiten sein
                              									müssen. Wenn nämlich die von H. Cohn 1885 als minimale
                              									Beleuchtung geforderten 25 Lux zwar zur Zeit ihrer Formulierung in bester Weise die
                              									verschiedenen zu beachtenden Faktoren, wie den Stand der Technik der zur Verfügung
                              									stehenden Lichtquellen, die Herstellungskosten der Beleuchtung usw.,
                              									berücksichtigten, so können sie doch für die heutigen Verhältnisse, wo die
                              									Voraussetzungen, unter denen sie gefordert wurden, sich gänzlich geändert haben,
                              									nicht mehr die gleiche allgemeine Gültigkeit beanspruchen. Die neuen Zahlen werden
                              									auf Grund neuer Untersuchungen über die für jede Arbeit oder einen bestimmten Zweck
                              									erforderliche Beleuchtung aufzustellen sein, damit sowohl dem Unternehmer, wie dem
                              									Gewerbeaufsichtsbeamten die genauen zahlenmäßigen Unterlagen für eine objektive
                              									Beurteilung der Zweckmäßigkeit der Beleuchtung gegeben sind.
                           Dabei wird die Forderung nach einer gewissen niedrigsten Allgemeinbeleuchtung nicht
                              									nur für das künstliche Licht maßgebend sein dürfen, sondern auch auf das natürliche
                              									Licht zu erstrecken sein. Bei dieser insbesondere ergeben sich nicht unerhebliche
                              									Schwierigkeiten, da die Tageshelligkeit in einem Raume nicht nur von den
                              									Ausmessungen des Raumes und der Beschaffenheit der Decke und Wände abhängt, sondern
                              									auch weil die Tageszeit und die meteorologischen Verhältnisse eine Rolle spielen.
                              									Selbstverständlich werden die letztgenannten Einflüsse auszuschalten sein. Man wird
                              									sich damit begnügen, für jede Stelle eines Raumes den sogenannten
                              									Tageslichtquotienten, d.h. das Verhältnis der vorhandenen Beleuchtung zur
                              									vollkommenen Beleuchtung, wie sie durch die offene Himmelshalbkugel geliefert wird,
                              									anzugeben. Dadurch wird man den Zusammenhang mit der Ortshelligkeit zu verschiedenen
                              									Tages- und Jahreszeiten gewinnen und wird die Möglichkeit haben, festzusetzen, wann
                              									die künstliche Beleuchtung zur Ergänzung der natürlichen Beleuchtung eines
                              									bestimmten Platzes heranzuziehen ist, bzw. wann sie an ihre Stelle zu treten
                              
                              									hat.
                           Dr. Lux gab der Hoffnung Ausdruck, daß die
                              									Kommissionsarbeiten in den angedeuteten Richtungen unter teilweiser Benutzung der in
                              									der Literatur enthaltenen Angaben zu neuen vervollkommneten Richtlinien führen
                              									würden, und daß die sich bei diesen Arbeiten ergebenden Leitsätze durch ein enges
                              									Zusammenarbeiten mit den Vertretern aller in Frage kommenden Berufe, Architekten,
                              									Gewerbeaufsichtsbeamten, Physiologen, Hygienikern und Augenärzten, einer
                              									baldigen allgemeinen Anerkennung entgegengehen möchten.
                           Dr. A. Meyer.
                           ––––––––––
                           Motorschiff Abelia. Das im Jahre 1916 in Dienst gestellte
                              									englische Motorschiff Abelia wurde bereits im Jahre 1912 von der Flöwer Motor Ship Co. bei der Werft von Armstrong, Whitworth & Co. in Walker am Tyne
                              									bestellt. Die Abmessungen des Schiffes sind dieselben wie bei den Motorschiffen Arum
                              									und Arabis derselben Reederei, die bei Swan Hunter und
                              										Wigham Richardson gebaut wurden. Die beiden
                              									letztgenannten Motorschiffe konnten bereits 1914 in Dienst gestellt werden, aber die
                              									von der Bauwerft gelieferten Hauptmaschinen, versagten. Die Hauptmaschinen der
                              									Abelia sind von der Wallsend Shipway & Engineering
                                 									Co. nach vierjähriger Bauzeit geliefert. Die Abelia ist als Frachtschiff
                              									gebaut, mit folgenden Abmessungen: Länge über alles 110,3 m, Breite 14,40 m, Höhe
                              									des Oberdecks 8,23 m, Tiefgang bei voller Ladung 6,24 m, Tragfähigkeit 5000 t. Das
                              									Schiff hat vier große Laderäume. Im Doppelboden, der in zehn Abteilungen zerlegt
                              									ist, kann Oel und Wasserballast mitgeführt werden. Vorn und hinten im Schiff sind
                              									außerdem noch große Behälter für Oel und Wasserballast vorgesehen. Der
                              									Brennstoffvorrat beträgt 600 t. Für den täglichen Gebrauch sind im Maschinenraum
                              									zwei Oelbehälter von je 15 t Inhalt angeordnet. Bei dem nach der Längsspantenbauart
                              									hergestellten Schiff sind die Mannschaftsräume vorne, die Maschinistenräume hinten
                              									untergebracht. Die Räume für Kapitän und Steuermann befinden sich im Deckhaus
                              									mittschiffs.
                           Der Maschinenraum ist 15 m lang. Die Hilfsmaschinen werden durch Dampf betrieben. Die
                              									Vierzylinder-Hauptmaschinen arbeiten im Viertaktverfahren. Die Zylinder haben 438 mm
                              									Bohrung und 838 mm Hub. Das Verhältnis von Hub zum Durchmesser ist also hier:
                              									reichlich groß angenommen. Dementsprechend ergibt sich die Gesamthöhe der Maschine
                              									zu 6½ m. Die Grundplatte ist 3 m breit. Die Gesamtleistung der Maschinen beträgt bei
                              									120 Umdrehungen 2400 PS. Dies entspricht einem Arbeitsdruck von 4,5 at. An der
                              									vorderen Wand des Maschinenraumes sind sechs Druckluftflaschen mit zusammen 2,5 m3 Inhalt angeordnet. Die Druckluft hierfür wird in
                              									einem dreistufigen Hilfskompressor, Bauart Reavell,
                              									erzeugt, mit einer Leistung 6 m3 angesaugter
                              									Luftmenge in der Minute. In einem hinter dem Maschinenraum angeordneten Raume
                              									befinden sich zwei Hilfskessel mit einer Heizfläche von 46½ m2, die Dampf von 7 at Druck für die Hilfsmaschinen
                              									erzeugen. Die Kessel werden mit Treiböl für die Hauptmaschinen gefeuert. Durch
                              									Dampfmaschinen werden die Lichtmaschine, die Ballastpumpe, die Kühlwasserpumpe, die
                              									Oeltankpumpen, die Speisepumpen, die Deckwinden und die Rudermaschine betrieben.
                              									(Motorschiff und Motorboot 1917 Nr. 13.)
                           W.
                           ––––––––––
                           Ueber ein neues Verfahren zur Stickstoffverbrennung
                              									berichtet Ingenieur H. Andrießens in der Zeitschrift des
                              									Vereins deutscher Ingenieure 1917 S. 322. Das neue Verfahren (DRP. 296395), das von
                              									dem Verfasser in Gemeinschaft mit Dr.-Ing. Scheidemandel
                              									ausgearbeitet wurde, erstrebt im Gegensatz zu dem bekannten Verfahren von Birkeland die Verbreiterung des ausgezogenen Lichtbogens
                              									über eine möglichst kleine Reaktionsfläche. Bekanntlich erfährt das im Lichtbogen
                              									gebildete Stickoxyd bei der hohen Temperatur von etwa 3000° abs. eine weitgehende
                              									Zersetzung, wenn es nicht sofort stark abgekühlt wird. Auf Grund theoretischer
                              									Erwägungen kommt Verfasser zu dem Ergebnis, daß bei einem wirtschaftlich
                              									arbeitenden Luftverbrennungsverfahren der Lichtbogen linear möglichst lang
                              									ausgezogen sein muß, daß dagegen die Fläche, über die der lang ausgezogene
                              									Lichtbogen sich verbreitert, also das „Flammenvolumen“, möglichst klein sein
                              									muß. Diesem letzteren Gesichtspunkte tragen die bisherigen Verfahren zur
                              									Stickstoffverbrennung nicht hinreichend Rechnung, wodurch die Stickoxydausbeute
                              									beeinträchtigt wird. Zur Erzielung eines möglichst kleinen Flammenvolumens hat
                              
                              									Verfasser einen hochgespannten Wechselstromlichtbogen zwischen zwei nahe
                              									benachbarten Elektroden erzeugt und diesen durch einen Luftstrom, der durch eine
                              									zwischen den Elektroden angeordnete Düse austritt, ausgezogen. In einiger Entfernung
                              									von den Elektroden ist ein kräftiger Elektromagnet so angebracht, daß seine Achse
                              									parallel zu der Verbindungslinie der beiden Elektroden läuft. Die relative
                              									Stromrichtung der beiden Lichtbogenstücke läuft entgegengesetzt der
                              									Kraftlinienrichtung des Magnetfeldes. Durch das Magnetfeld wird nun der Lichtbogen
                              									zu einer Fläche ausgebreitet, die durch eine schraubenförmige Linie begrenzt ist,
                              									und durch entsprechende Wahl der Luftzuführung gelingt es, die Elektroden einander
                              									so weit zu nähern, daß der Schraubengang der Entladungausbreitung nur wenige
                              									Millimeter groß ist. Auf diese Weise kann man die Lichtbogenentfaltung in einem
                              									engen Reaktionsraum unterbringen. Das neue Verfahren gestattet, mit einer viermal
                              									größeren Luftgeschwindigkeit zu arbeiten als bei dem Verfahren von Birkeland, da bei gleicher linearer Lichtbogenausdehnung
                              									wie bei dem Birkelandverfahren die Flächenausdehnung der Entladungserscheinungen
                              									hier viermal kleiner ist. Auf diese Weise wird das steile Temperaturgefälle erzielt,
                              									das zur wirksamen Abkühlung des im Lichtbogen gebildeten Stickoxyds sowie zur
                              									Verhütung seiner Zersetzung erforderlich ist. Infolgedessen ist auch bei dem neuen
                              									Verfahren die Ausbeute um etwa 80 v. H. höher als bei dem Verfahren von Birkeland. Bei 35 kW Ofenbelastung wurde bereits eine
                              									Ausbeute von 70 g, bezogen auf 100-prozentige theoretische Salpetersäure, erzielt
                              									gegenüber 30 bis 45 g bei einem Birkelandofen von gleicher Größe.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Carl H. Ziese. Am 15. Dezember 1917 ist der Inhaber der
                              										Schichau-Werke in Elbing und Danzig, der Geh.
                              									Komm.-Rat Dr.-Ing. e. h. Carl H. Ziese, verschieden. Mit ihm verliert die deutsche Schiffbautechnik ihre
                              									bedeutendste Persönlichkeit und unsere Industrie einen ihrer hervorragendsten
                              									Führer.