| Titel: | Versuche an einer Dampfmaschinenreglung. | 
| Autor: | Anton Gramberg | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 25 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Versuche an einer
                           								Dampfmaschinenreglung.
                        Von Professor Dr.-Ing. Anton
                                 									Gramberg aus Danzig-Langfuhr.
                        GRAMBERG: Versuche an einer Dampfmaschinenreglung.
                        
                     
                        
                           Die folgenden Versuche sollen die bei der Kraftmaschinenreglung auftretenden
                              									Erscheinungen erläutern. Sie wurden mit einer Längsverbund-Dampfmaschine angestellt,
                              									die im Auspuffbetrieb arbeitete. Die sogenannte alte Collmann-Steuerung des Hochdruckzylinders wird vom Regler in bekannter
                              									Weise beeinflußt. Der Regler wird (Abb. 1) von der
                              									Steuerwelle angetrieben. Seine Muffenstellung kann bei r abgelesen werden und überträgt sich durch die Hängestangen l des Stellzeuges auf die Regelwelle, die sich um einen
                              									mäßigen Winkel verdreht.
                           Das Reglergewicht bezogen auf die Muffenbewegung, wie man es durch Anheben des
                              
                              									Reglers im Stillstand der Maschine durch Auswiegen feststellen kann, war etwa 108
                              									kg; darin sind die in Abb. 1 gezeichneten
                              									Einlegegewichte nicht mit gewogen; sie waren bei den Versuchen dauernd
                              
                              									herausgenommen.
                           An der Reglung findet sich normal das wagerecht mit der Hand verstellbare
                              									Laufgewicht, das die Drehzahl der Maschine von rund 120 auf rund 135 verändert.
                           Außer diesem Gewicht ist in Abb. 1 noch besonders für
                              									Versuchszwecke mit der Regelwelle eine Spindel verbunden, auf der sich Gewichte I und II in bestimmtem
                              									Abstand über oder unter der Regel welle anbringen lassen. Diese Gewichte üben dann
                              									gar keine Wirkung auf die Regelwelle und den Regler aus, wenn die Spindel genau
                              									senkrecht steht; das war der Fall bei einer mittleren Stellung der Reglermuffe und
                              									der Regelwelle. Bewegt sich aber die Regelwelle, so üben die Gewichte schnell zunehmende Momente auf die Regelwelle und schnell zunehmende Kräfte auf die Reglermuffe aus; die Kräfte
                              									nehmen von negativen Werten über Null zu positiven, algebraisch gerechnet dauernd in
                              									einem Sinn zu, und zwar annähernd proportional den Wegen der Reglermuffe, um so
                              									schneller, je weiter die Gewichte nach oben oder unten von der Reglerwelle entfernt
                              									sind.
                           Die Wirkung der veränderlichen Gewichte, die einerseits im wagerechten, andererseits
                              									im senkrechten Sinne verschoben werden, auf die Reglung untersucht man, indem man
                              									durch Auflegen verschiedener elektrischer Belastungen Nel auf die Maschine den Regler in
                              									verschiedene Stellungen r gehen läßt und die
                              									zugehörigen Drehzahlen n beobachtet.
                           Zunächst wurde das wagerecht laufende Gewicht verstellt;
                              									es war 18,15 kg schwer, wurde von seiner Normalstellung (links) um 0,1 m und dann um
                              
                              									0,2 m (ganz nach rechts) verstellt; der Arm der Regelwelle, an dem die
                              									Muffenkraft anfaßte, war im Mittel 0,141 m. Daher übte die Verschiebung des
                              									Gewichtes zusätzliche Kräfte von 18,15\,.\,\frac{0,1}{0,141}=12,9\mbox{ kg} bzw. 18,15\,.\,\frac{0,2}{0,141}=25,8\mbox{ kg} auf die Muffe aus. Wurde
                              									nun die Leistung verändert, so ergaben sich Ablesungen nach Maßgabe von Abbildung 2. In den beiden Endstellungen und in der
                              									Mittelstellung des Laufgewichtes ergaben sich die drei ansteigenden, einander
                              									parallelen Kennlinien der Reglung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 25
                              Abb. 1. Schematische Darstellung der Reglung mit den
                                 										Versuchseinrichtungen.
                              
                           Die wagerechte Verschiebung des Laufgewichtes läßt also die Kennlinie der Reglung
                              									eine Wanderung nach rechts machen, ohne sie zu drehen; sie beeinflußt die Drehzahl,
                              									nicht aber die Ungleichförmigkeit der Reglung. Beachtenswert ist der Verlauf der
                              									Kurven gleicher Nutzleistung Nel des Dampfdynamosatzes. Gleicher Leistung
                              									entspricht bei höherer Drehzahl ein kleineres Drehmoment, also ist eine höhere Reglerstellung zu erwarten. Das ist auch bei allen
                              
                              									Belastungen der Fall, jedoch nicht bei Leerlauf. Bei Leerlauf sind die
                              									Eigenwiderstände des Satzes maßgebend, die bei höheren Belastungen verdeckt werden.
                              									Das Moment der Eigenwiderstände nimmt mit der Drehzahl zu, daher sinkt der Regler im
                              									Leerlauf bei wachsender Drehzahl: mehr Dampf ist beim Leerlauf Voraussetzung für
                              									schnelleren Lauf der Maschine.
                           Werden weiterhin die senkrecht anzubringenden Gewichte
                              									verändert, so ergibt sich ein Bild nach Abb. 3.
                              									Einmal war der Regler im normalen Zustand; ein zweites Mal war ein Gewicht 20 kg im
                              										Abstand 0,3 m
                              									unier der Regelwelle angebracht, entsprechend einem zusätzlichen Produkt Kraft × Arm
                              									(letzteren wagerecht gedacht) von Mz
                              									= – 6 m kg; ein drittes Mal war ein Gewicht 10 kg 0,3 m
                              									über der Regelwelle angebracht, Mz
                              									= + 3 m kg. Unter dem Einfluß, dieser Gewichte erfährt
                              									die Kennlinie der Reglung eine Drehung ohne Verschiebung. Sie wird steiler, wenn das
                              									Gewicht oberhalb der Regelachse ist, die Reglung nähert sich dann der Astasie; die
                              									Kennlinie wird flacher, die Reglung wird stark statisch durch, das unter der
                              									Regelachse befindliche Gewicht. Die mittlere Drehzahl der Maschine bleibt, die Ungleichförmigkeit ändert sich. Das untenliegende Gewicht nämlich zieht den Regler stets in
                              									die Mittelstellung, es sind daher größere Aenderungen der Drehzahl nötig, um ihn
                              									gleichwohl in die Endstellungen gelangen zu lassen. Das obenliegende Gewicht zieht
                              									die Reglung in die Endstellungen, so daß umgekehrt nur kleinere Aenderungen der
                              									Drehzahl nötig sind, um den Uebergang bis in die Endstellungen zu veranlassen. –
                              									Ueber weitere Versuchspunkte der Abb. 3 sei noch
                              									erwähnt: Bringt man je ein Gewicht von 10 kg je 0,32 m unter und über der Regelwelle
                              									an, so wird weder die Drehzahl noch der Ungleichförmigkeitsgrad der Reglung
                              									beeinflußt. Die Masse des Reglers ist dadurch größer, der Regler träger geworden.
                              									Die Punkte „träge“ und „normal“ liegen in Abb. 3 dicht beieinander, obwohl die Reglermasse um 20\,.\,\left(\frac{0,32}{0,141}\right)^2=103\mbox{ kg} Gewicht
                              									vermehrt war, also beträchtlich im Vergleich zur Reglermasse (130 kg). Die Masse als
                              									solche (d.h. wenn sie nicht als Gewicht zur Geltung kommt, sondern ausgeglichen ist)
                              									hat also keinen Einfluß auf das statische Verhalten der Reglung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 26
                              Abb. 2. Kennlinien der Reglung bei veränderter Drehzahl.
                              
                           Es sind ferner in Abb. 3 noch Versuche
                              										eingetragen,Genauere Besprechung
                                    											in: Gramberg, Maschinenuntersuchungen und das
                                    											Verhalten der Maschinen im Betriebe. Berlin, Julius Springer. Unter der
                                    											Presse. bei denen einmal künstlich eine Klemmung der
                              									Reglerbewegung erzeugt war, ein zweites Mal eine reine sogenannte molekulare
                              									Dämpfung. Die Klemmung wurde erzeugt, wie Abb. 1
                              									erkennen läßt: zwei Backen reiben sich mit der einstellbaren Kraft R' gegen das Mittelstück, das durch die Reglerbewegung
                              									zwischen ihnen hin und her gezogen wird. Zur Erzeugung der molekularen Dämpfung
                              									trat an Stelle dieses Geklemmes eine Oelbremse. Grundsätzlich unterscheiden sich
                              									beide Einrichtungen dadurch voneinander, daß bei der Oelbremse die hemmende Kraft mit der Geschwindigkeit (etwa quadratisch)
                              									wächst, und daß sie vor allem mit der Geschwindigkeit gegen
                                 										Null konvergiert; bei dem Geklemme aber ist die
                              									hemmende Kraft von der Geschwindigkeit der Bewegung ziemlich unabhängig, sie behält
                              										gleiche Größe auch in der Ruhe. Das ist bekannt.
                           In Abb. 3 liegen daher die Versuchspunkte auch bei
                              									angestellter Oelbremse regelmäßig, die Ruhelage wird
                              									durch die Oelbremse nicht beeinflußt. Das Geklemme aber läßt die Ruhelage der
                              									Reglung breit streuen, es ergibt grobe Unregelmäßigkeiten. –
                           Alles bisher Gesagte bezog sich auf die Frage, wie sich Drehzahl n und Reglerstand r unter
                              									dem Einfluß der regelnden Eigenschaften des Reglers auf einen Beharrungszustand einstellen. Wir wenden uns nun der Frage zu, in welcher
                              									Weise der Regler den Uebergang von einer Einstellung auf eine
                                 										andere vollzieht.
                           An die Maschine angebaut war ein Tachograph von Horn, der
                              									die Umlaufzahl der Maschine als abhängig von der Zeit auf einen Papierstreifen
                              									verschieden einstellbarer Geschwindigkeit aufschreibt. Der Tachograph hatte noch
                              									einen zweiten Schreiber, der die Aufzeichnung des Hülsenhubes r übernimmt. In irgendwelcher Weise wird dazu die
                              									Reglermuffe durch Draht oder Schnurtrieb möglichst starr mit jenem zweiten Schreiber
                              									verbunden. So werden die Werte r und n als abhängig von der Zeit – genauer: abhängig vom Weg
                              									der Maschinenkurbel – aufgetragen. Man erhält Tachogrammstreifen, deren eine Reihe
                              									in Abb. 4 dargestellt ist. Die Kurve der Muffenhube
                              									und die der Drehzahlen waren in Wahrheit durcheinanderlaufend (auf einem Streifen)
                              									aufgenommen und sind nachher auseinandergezeichnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 26
                              Abb. 3. Kennlinien der Reglung bei veränderten statischen Verhältnissen und
                                 										veränderten Dämpfungsverhältnissen.
                              
                           Bei diesen Streifen wurde die Belastung der Maschine von halber Last auf volle
                              									gesteigert, dann wurde auf halbe Last und weiterhin auf Leerlauf zurückgegangen, zum
                              									Schluß wieder auf halbe Last übergegangen. Die Maschine lief so zwischen den
                              									einzelnen Versuchen gleichmäßig mit halber Last. Dadurch wurde für gleichmäßige
                              									Erwärmung der Zylinder unter Vermeidung übermäßigen Dampfverbrauchs gesorgt,
                              									auch blieb der Kessel gut konstant belastet – Maßnahmen, die bei Ausführung solcher
                              									Versuche sehr wesentlich sind. Ebenso konstant belastet blieb der Wasserwiderstand,
                              									auf den die Dynamo arbeitet; er bestand aus zwei Teilen, die so abgeglichen wurden
                              									daß jeder die halbe Last darstellt; da aber jeder durch Einlegen oder
                              									Herausreißen eines Schalters an- und abgeschaltet werden konnte, so war sprungweise
                              									der Uebergang auf die schon genannten Lasten ½ – 1 – ½ – 0 – ½ möglich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 27
                              Abb. 4a bis d. Reglung verschieden träge und statisch.
                              a) Regler normal; b) Trägheit
                                 										vergrößert; c) Regler stärker statisch; d) Regler fast astatisch
                              
                           Zunächst war die Reglung vollständig normal (Abb. 4 a). Jeder Uebergang von einer Belastung auf die nächste veranlaßt
                              										n und r, die ihr gemäß
                              										Abb. 3 zukommenden neuen Werte anzunehmen; die
                              									Plötzlichkeit des Ueberganges löst Schwingungen aus, die genug gedämpft und gering
                              									genug sind, um zu Bedenken keinen Anlaß zu geben.
                           Die Kurven der n und der r
                              									sind einander zugeordnete, um ¼ Periode gegeneinander verschobene gedämpfte
                              									sinusartige Kurven. Dabei ist bei beiden die Sinusform unrein; bei der n Kurve ist sie ins Spitze verzerrt, bei der r-Kurve umgekehrt sind die größten Ausschläge
                              									breitgedrückt. Wir werden das später als eine Folge der Reglerreibung erkennen.
                           Dem normalen Tachogramm sind entgegengestellt in Abb. 4b bis 4d einige
                              									Tachogramme mit verschiedenen statischen und dynamischen Eigenschaften des Reglers,
                              									und in Abb.
                                 										5 einige mit verschiedenen Dämpfungsverhältnissen.
                           In Abb. 4b
                              									sind zunächst je 0,32 m über und unter der Regelwelle je ein Gewicht von 10 kg
                              									angebracht, die nach der oben gegebenen Rechnung auf die Reglermuffe bezogen, einen
                              									Zuwachs der Reglermasse um 103 kg Gewicht bedeuten, während die eigentliche
                              									Reglermasse mit 130 kg Gewicht anzusetzen war; die Vermehrung ist also bedeutend.
                              									Die statischen Verhältnisse aber werden hierdurch nicht beeinflußt (Abb. 3). Auch für den Regelvorgang ist die bedeutende
                              									Vermehrung der Masse fast belanglos, wie Abb. 4b im Vergleich zu
                              										Abb. 4a
                              									zeigt: die Schwingungen von r und n verlaufen zwar etwas langsamer, aber doch charakteristisch
                              									ähnlich wie in Abb. 4a. Wir entnehmen daraus, daß es auch unbedenklich ist, wenn bei den
                              									folgenden Versuchsmaschinen die Masse der Reglung hie und da verändert wird.
                           Die Reglung, gleich, ob mit normaler oder mit vergrößerter Trägheit arbeitend, hat
                              									einen Ungleichförmigkeitsgrad von 5,7 v. H., wie aus Abb.
                                 										3 ersichtlich. Es wurde nun der Ungleichförmigkeitsgrad einmal vergrößert,
                              									ein zweites Mal verkleinert. Das wurde wieder durch Anbringen eines Gewichtes von 10
                              									kg unterhalb bzw. oberhalb der Reglerwelle erreicht. Abb. 4c zeigt das
                              									Tachogramm des stärker statischen Reglers bei den vier Belastungssprüngen, Abb. 4d
                              									dasselbe für den weniger statischen Regler.
                           Was das Verhalten bei Belastungssprüngen anlangt, so bewirkt der stärker statische
                              									Regler zwar auch die Einregelung gut, sogar besser als der normale, insofern als die
                              									auftretenden Schwingungen noch schneller abklingen.
                           Unzuträglichkeiten hingegen ergeben sich, wenn der Regler ganz wenig statisch gemacht
                              									ist. Obwohl die Astasie auch bei dem letzten Diagramm (Abb. 4d) durchaus nicht
                              									ganz erreicht ist, so zeigen sich doch bei den Belastungssprüngen stärkere
                              									Schwingungen. Beim Uebergang auf halbe oder volle Last sind sie zwar immerhin noch
                              									gedämpft; beim Uebergang auf Leerlauf aber kommen die Schwingungen nicht nur nicht
                              									mehr zur Ruhe, sondern die Amplituden vergrößern sich sogar langsam; kurzes Anhalten
                              									mit dem Finger bei H ließ sie dann erst zur Ruhe
                              									kommen. Das schlechte Regeln im Leerlauf hat im Fehlen der Selbstreglung der
                              									Dynamomaschine seine Ursache.
                           An sich wäre es das Ideal einer Reglung, daß die Maschine bei allen Belastungen die
                              									gleiche Drehzahl machte, daß also die Reglung mit dem Ungleichförmigkeitsgrad Null
                              									arbeiten, astatisch sein könnte. Die Diagramme lassen aber erkennen, daß ein Regler
                              									bei Belastungssprüngen unbrauchbar ist, sofern, er sich
                              									der Astasie zu sehr nähert. Dagegen ist es zwecklos, den Ungleichförmigkeitsgrad allzu weit zu steigern, da dann eine wesentliche
                              									Verminderung der Schwingungen doch nicht mehr erreicht wird, andererseits aber
                              									die Abhängigkeit der Drehzahl von der Belastung unnütz stark wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 28
                              Abb. 5a bis e. Reglung mit künstlichen Fehlern.
                              
                           Stehen die beiden Gesichtspunkte: möglichst geringer Abfall der Drehzahl von Leerlauf
                              									bis Vollast, andererseits Vermeidung allzu großer Schwingungen bei
                              									Belastungssprüngen, einander gegenüber, so wird man die Folgerung aus den
                              									besprochenen Versuchen ziehen dürfen, man soll den Ungleichförmigkeitsgrad der
                              									Reglung so stark verkleinern, daß die Schwingungen bei Belastungssprüngen,
                              									insbesondere bei Uebergang auf Leerlauf noch gerade zu ertragen sind. Man sieht, daß
                              									bei der untersuchten Reglung im normalen Zustande beide Gesichtspunkte gut
                              									gegeneinander abgeglichen sind. Eine Ungleichförmigkeit von 5,7 v. H. erweist sich
                              									in diesem Fall als geeignet.
                           Nun wird der Einfluß verschiedener Dämpfungsverhältnisse in Abb. 5 belegt. Die
                              									Dämpfung wird einmal durch eine mechanische Reibung, ein zweites Mal durch eine
                              									eigentliche (molekulare) Dämpfung mittels einstellbarer Oelbremse erzeugt. Bei
                              									Beurteilung der Versuchsergebnisse bleibt zu beachten, daß die Reglung schon auf alle Fälle durch
                              									Reibung und wohl auch molekular gedämpft ist. Es handelt sich also immer nur um eine
                              									künstliche Vergrößerung der Dämpfung.
                           Den Einfluß mechanischer Reibung (Klemmung) zeigt das Diagramm Abb. 5a. Der Betrag der
                              									Reibung war durch eine Art Eichung festgelegt worden, indem Gewichte passend an das
                              									Geklemme gehängt wurden, bis sie es durchzogen. Umrechnung nach den Hebelarmen
                              									ergab, daß bei dem Versuch ± 12 kg Reibungskraft auf die Muffe des Reglers ausgeübt
                              									wurden. Da nach Abb. 2 der Muffenkraft 121 – 108 =13
                              									kg eine Drehzahländerung um etwa 7 Umläufe entspricht, so bleibt nach Anbringung
                              									unserer Klemmung die Drehzahl um \pm\,\frac{12}{13}\,.\,7=\pm\,6,5/\mbox{min} unbestimmt. In der Tat finden wir schon
                              									in Abb. 3, daß sich die Punkte mit Reibung in diesen
                              									Grenzen vom Sollwert der Reglerkennlinie entfernen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 29
                              Zu Abb. 5a bis e.
                              
                           Das Reglungsdiagramm (Abb. 5a) indessen zeigt,
                              									am deutlichsten beim Uebergang auf Leerlauf, daß der Regler in der Tat immer wartet,
                              									bis die Drehzahl entsprechend geändert ist, worauf er dann einen Sprung über das
                              									Ziel hinaus macht, um in der neuen Stellung zu verharren. Das Diagramm der
                              									Reglerbewegung wird daher trapez-artig-zickzackförmig. Unter dem Einfluß dieser
                              									Reglerbewegung macht die Drehzahl Aenderungen durch, die jeweils Teile von Kurven
                              									sind, die sich der dem vorübergehend festen Reglerstand zugeordneten Drehzahl
                              									asymptotisch nähern würden, machte nicht vorher der Regler einen neuen Sprung. Die
                              									Linie der Drehzahlen verläuft also dreieckig-zickzackförmig. Immerhin kommt bei
                              									diesem Betrag der Klemmung die Reglung noch von selbst in eine endgiltige
                              									Ruhestellung.
                           Der Einfluß molekularer Dämpfung wird in Diagramm b und c der Abb. 5 gezeigt. In einem
                              									Vorversuch war der Kolben der. Oelbremse mit Gewichten belastet und seine
                              									Geschwindigkeit unter ihrer Einwirkung beobachtet worden; dies unter der Annahme
                              									quadratischer Aenderung und unter Beachtung der Hebellängen auf Muffenkraft
                              									umgerechnet, hatte ergeben für Diagramm 5b, 1 Umlauf offen: Muffenkraft 1,03 kg bei
                              									1 mm/Sek. Muffengeschwindigkeit, für Diagramm 5c, ½ Umlauf offen: Muffenkraft 102 kg
                              									bei 1 mm/Sek. Muffengeschwindigkeit.
                           
                           Die Dämpfung ist also, bei Verwendung sehr dickflüssigen Oeles als Umlaufmittel,
                              									außerordentlich viel schneller gewachsen, als der gemessene Querschnitt abgenommen
                              									hatte.
                           Die Regeldiagramme sind unter dem Einfluß der Dämpfung sehr schön rein als ein Paar
                              									von gedämpften Sinuslinien erhalten worden, die einander als voneinander abgeleitet zugeordnet ur d daher um 90° in der Phase
                              									gegeneinander verschoben sind. Es zeigt sich also, daß die molekulare Dämpfung die
                              									Reinheit der Sinusform fördert. Denn in den normalen Regeldiagrammen (Abb. 4a) läßt
                              									sich ihre Verzerrung unter dem Einfluß der Reibung schon schwächer als in Abb. 5a aber
                              									doch deutlich erkennen.
                           Bei der schwächeren Dämpfung ergibt der Uebergang von voller auf halbe Last eine
                              									Drehzahlamplitude bis + 8 v. H., bei der stärksten sogar bis + 12 v. H., während die
                              									Reglung im normalen Zustande nur + 2 v. H. ergab (Abb. 4a). Insoweit
                              									bedeutet also die Anbringung und Verstärkung der Dämpfung eine sehr merkliche
                              									Verschlechterung der Reglung. Ihre guten Seilen erweist sie in den Diagrammen 5d und
                              									5e. Hier ist die Dämpfung einmal zugleich mit der Reibung von der Größe wie bei
                              									Diagramm 5a, ein zweites Mal am beinahe astatisch gemachten Regler angebracht, der
                              									sich in Abb.
                                 										4d als mangelhaft erwies und namentlich für den Uebergang auf Leerlauf
                              									ganz unbrauchbar war. Die Oelbremse verbessert in beiden Fällen die
                              									Verhältnisse sichtlich, dämpft insbesondere auch die astatische Keglung beim
                              									Uebergang auf Leerlauf sicher ab. Aber doch zeigen die Kurven deutlich: Die
                              									Verwendung der Oelbremse ist ein Notbehelf, um eine Reglung brauchbar zu machen,
                              									wenn sie übermäßige Reibung hat oder wenn, bei nicht mehr zu verringernden
                              									Reibungswiderständen, der Regler zu schwach oder zu nahe der Astasie ist. In diesen
                              									Fällen schafft die Anbringung einer Oelbremse eine große Besserung; ihre Anbringung
                              									verstößt aber gegen die allgemeine Regel beim Beseitigen von Maschinenfehlern: es
                              									solle nicht ein Fehler durch Gegenwirkung gelähmt, sondern es seile seine Ursache beseitigt werden. Man suche also alle vorhandenen
                              									Gelenkreibungen zu vermindern; man untersuche die statischen Verhältnisse der
                              									Reglung (nicht nur: des Reglers) und mache sie nach Befund etwas stärker statisch;
                              									oder endlich man bringe durch Aenderung der Uebersetzungshebel zwischen Regler und
                              									geregeltem Teil (Steuerung, Drosselklappe) die Arbeitsfähigkeit des Reglers so voll
                              									zur Gehung, wie die Rücksicht auf einen erforderlichen Sicherheitshub es zuläßt.
                              									Wenn alles dieses die Reglung nicht zum ruhigen Uebergang von einer Belastung zur
                              									anderen bringt, so ist das Arbeitsvermögen des Reglers zu gering zur sichren
                              									Beherrschung der Widerstände, und eine Auswechslung des Reglers gegen einen
                              									stärkeren ist am Platze.