| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 30 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Das Feuerungsverfahren mit ausgeglichenem Zug. Eine
                              									der Hauptursachen der Unvollkommenheit des Dampfkesselbetriebes ist die schwierige
                              									Einstellung der richtigen Luftzufuhr, wodurch bisweilen Verluste von 30 v. H. und
                              									mehr entstehen. Bei einem Kohlensäuregehalt der Rauchgase von 8 bis 10 v. H., womit
                              									man sich oft zufrieden gibt, beträgt nämlich der Luftüberschuß 120 bis 80 v. H. der
                              									theoretisch erforderlichen Luftmenge. Um einen möglichst hohen Prozentgehalt der
                              									Rauchgase an Kohlensäure zu erzielen, verwendet man häufig direkten oder indirekten
                              									Saugzug. Die hierzu benutzten Dampfstrahlgebläse haben aber, abgesehen davon, daß
                              									sie 10 bis 15 v. H. des erzeugten Dampfes verbrauchen, den Nachteil, daß dem
                              									Brennstoff leicht zu viel Luft zugeführt wird, so daß also auch hierbei
                              									Brennstoffverluste unvermeidlich sind. Wirtschaftlicher als die Saugzugfeuerungen
                              									arbeiten die Unterwindfeuerungen, doch muß hier die Stellung des Rauchschiebers
                              									stets mit der Luftzufuhr übereinstimmen. Eine zwangläufige Regelung von Luftzufuhr
                              									und Rauchgasabführung wird in einfacher Weise durch das Feuerungsverfahren mit
                              									ausgeglichenem Zug herbeigeführt, das von der Firma Feuerungstechnik, G. m. b. H., in Ludwigshafen am Rhein auf den Markt
                              									gebracht wird Bei diesem Verfahren wird dem Brennstoff, sobald der Dampfdruck im
                              									Kessel zu sinken beginnt, völlig selbsttätig mehr Luft zugeführt und umgekehrt wird
                              									die Luftzufuhr vermindert, sobald der Dampfdruck die zulässige Höhe übersteigt. Es
                              									herrscht somit im Feuerraum an der Feuertür weder Unterdruck noch Ueberdruck,
                              									wodurch die Leistungsfähigkeit vorhandener Kamine erheblich gesteigert wird.
                           Die Einrichtung besteht aus einem Ventilator zur Erzeugung des Unterwindes, einem vom
                              									Dampfdruck gesteuerten Unterwindregler, einem durch den Luftdruck im Feuerraum
                              									gesteuerten Rauchschieberegler sowie der Windleitung, die den Unterwind vom
                              									Ventilator zum Aschenfall führt. Ein Unterwindregler genügt für mehrere auf
                              									eine gemeinsame Dampfleitung arbeitende Kessel, während jeder Kessel seinen eigenen
                              									Rauchschieberregler erhalten muß.
                           Die Vorteile des Verfahrens lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 1. Geringster
                              									Luftüberschuß, infolgedessen hohe Temperatur der Feuergase und bessere
                              									Wärmeausnutzung. 2. Infolge langsameren Durchstreichens durch den Feuerraum bleiben
                              									die Feuergase länger mit den Kesselwandungen in Berührung, wodurch die Wärmeabgabe
                              									vergrößert, eine bessere Verdampfung erzielt und die Temperatur des überhitzten
                              									Dampfes wesentlich gesteigert wird; dies hat einen geringeren Dampf- und
                              									Kohleverbrauch zur Folge. 3. Weder durch die Feuertüren noch durch Spalten und Risse
                              									im Mauerwerk wird kalte Luft in die Feuerung eingesaugt. 4. Da keine schroffen
                              									Temperaturwechsel eintreten, werden Mauerwerk und Kesselwandungen wesentlich
                              									geschont. 5. Der Heizer wird erheblich entlastet. 6. Durch die Verminderung des
                              									schädlichen Luftüberschusses wird die Leistungsfähigkeit des Kamins erhöht. 7. Durch
                              									die viel geringere Geschwindigkeit der Feuergase werden die Züge weniger durch
                              									Aschen- und Brennstoffteile zugesetzt und auch der Aschenauswurf aus dem Kamin ist
                              									geringer. 8. Auch feinkörniges Brennmaterial und; namentlich Koksgrus kann
                              									wirtschaftlich verfeuert werden.
                           Das Feuerungsverfahren mit ausgeglichenem Zug hat sich mit bestem Erfolg in der
                              									Praxis eingeführt. Ein Gutachten des Württembergischen Revisionsvereins führt auf
                              									Grund von Versuchen an vier Kesseln im städtischen Gaswerk Stuttgart an, daß eine
                              									Zugstärke von 0,5 bis 1 mm im Verbrennungsraum völlig ausreichte gegenüber etwa 8 mm
                              									bei gewöhnlichem Feuerungsbetrieb, daß die Zugstärke vor den Rauchschiebern nur 2
                              									bis 3 mm betrug und daß die Regelung der Rauchschieber, der Luftzufuhr unter die
                              									Roste sowie der Kesselspannung vollkommen selbsttätig erfolgte. Die
                              									Druckschwankungen im Kessel betrugen nur etwa 1/10 at. Die Dampferzeugung auf 1 m2 Heizfläche konnte bei Verfeuerung von Kesselkoks
                              									von 12 auf rund 16 kg gesteigert und die Temperatur des überhitzten Dampfes um etwa
                              									50° erhöht werden, während die Abgastemperatur um etwa 50° sank. Der Dampfpreis
                              									konnte durch Verwendung eines wesentlich billigeren Brennstoffes ganz erheblich, und
                              									zwar um 43 v. H., verbilligt werden. (Bayer. Ind.- u. Gewerbeblatt 1917 S. 2 bis
                              									5.)
                           Sander.
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                           Personenzuglokomotiven. Während in Amerika (wie bereits D.
                              									p. J. Bd. 332 S. 357 ausgeführt wurde) die 2-C-l-Lokomotiven zur Beförderung
                              									schwerer Personenzüge vorzugsweise Verwendung finden, dienen zu diesem Zwecke in
                              									Frankreich die leichter gebauten 2-C-Lokomotiven. Die Paris-Orleans-Bahn hat sich
                              									darum entschlossen, eine größere Anzahl solcher Lokomotiven in den Dienst zu
                              									stellen, deren Bau während des Krieges der North-British
                                 										Locomotive Company in Glasgow übertragen wurde. Die Zylinder mit 500 mm
                              									Durchmesser und 650 mm Hub sind außerhalb des Rahmens angeordnet und arbeiten ohne
                              									Verbundwirkung. Die Dampfverteilung geschieht durch Kolbenschieber mit
                              									Inneneinströmung. Die Steuerung ist nach der Walschaert-Bauart ausgeführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 31
                              
                           Der Dampfkessel, Bauart Belpair, hat 12 at Ueberdruck, der Kesseldurchmesser ist 1,5
                              									m. Am Kessel sind zwei Friedmann-Injektoren vorgesehen. Der Ueberhitzer, bestehend
                              									aus 21 Elementen, ist nach der Bauart Schmidt-Kassel
                              									ausgeführt. Auf die Kuppelräder wirkt die Luftdruckbremse, Bauart Westinghouse. Die Heizröhren haben 118,5 m2, die Feuerbüchse 14,4 und der Ueberhitzer 39,3
                              										m2 Heizfläche. Die Zugkraft der Lokomotive bei
                              									75 v. H. Kesselspannung im Zylinder ist 8300 kg. Das Reibungsgewicht beträgt 49,5 t,
                              									das Dienstgewicht 68,9 t. Die Spurweite ist 1,440 m. (Engineering 1917 S. 256.)
                           W.
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                           Dieselmaschinen für Fahrzeuge. Bis jetzt ist es trotz
                              									vieler Bemühungen noch nicht gelungen das Gleichdruckverfahren auch für
                              									Fahrzeugmotoren dienstbar zu machen. Raschlaufende Mehrzylinder-Dieselmaschinen mit
                              									geringer Leistung werden bis jetzt noch nicht gebaut. Bei den bekannten
                              									Dieselmaschinen wird der Brennstoff mittels einer eigenen Brennstoffpumpe in den
                              									Verbrennungsraum eingespritzt. Nimmt man für einen Einzylinder-Zweitaktmotor von
                              									etwa 20 PSe Leistung und einer minutlichen Drehzahl
                              									von 1200 den größten Brennstoffverbrauch für 1 PSe
                              									in der Stunde zu 300 g an, so ist von der Brennstoffpumpe stündlich 20 × 300 = 6000
                              									g Brennstoff zu fördern, dies entspricht bei einem spezifischen Gewicht des
                              									Brennstoffes von 0,8 einer Brennstoffmenge von \frac{6000}{0,8}=7500\mbox{ cm}^3. Die minutliche
                              									Fördermenge der Brennstoffpumpe ergibt sich dann zu \frac{7500}{60}=125\mbox{ cm}^3, und die bei einer
                              									Umdrehung geförderte Brennstoffmenge ist dann \frac{125}{1200}=0,104\mbox{ cm}^3. Dies entspricht einer
                              									Brennstoffpumpe von etwa 4 mm ? und 7 mm Hub. Eine solche Pumpe mit Saug- und
                              									Druckventilen nebst Regulierungseinrichtungen, die außerdem einen Druck bis zu 100
                              									at zu erzeugen hat, ist schwierig herzustellen und ebenso schwierig auf die Dauer
                              									betriebsfähig zu erhalten.
                           Es ist nun versucht worden, den Brennstoff bei veränderlichem Druck und
                              									gleichbleibendem Nadelhub des Einspritzventils (entsprechend dem österreichischen
                              									Patent Nr. 72356) in den Verbrennungsraum einzuspritzen. Dabei hat sich ergeben, daß
                              									es auf diese Weise möglich ist, die vorausberechnete Brennstoffmenge in den Zylinder
                              									genau einzuführen und nach Belieben zu regulieren. Die Versuchsmaschine war eine
                              									Dreizylinder-Zweitaktmaschine, deren Kurbeln um 120° zueinander versetzt sind. Zum
                              									Betriebe der neuen Maschine als Wagenmotor sind zwei Stahlflaschen notwendig, die
                              									mit Luft von 70 at Spannung gefüllt werden. Die eine Flasche dient zum Anlassen der
                              									Maschine, die andere liefert Luft zur Brennstoffeinspritzung. Jm Betriebe erzeugt
                              									die Maschine ihren Bedarf an Druckluft selbst. Die Flaschen haben einen Inhalt von
                              									je 1400 l und können leicht im Fahrzeug untergebracht werden. Zum Anlassen der
                              									Maschine wird die Spannung der Druckluft auf 10 at verkleinert.
                           Die Brennstoffeinspritzung erfolgt bei dem neuen Verfahren während 25° Kurbeldrehung.
                              									Die Versuchsmaschine besitzt am ganzen Zylinderumfange Auspuffschlitze. Die Spülluft
                              									dagegen. tritt durch ein eigenes Ventil im Zylinderkopf ein. Spülluftschlitze sollen
                              									nach Ansicht des Erfinders vermieden werden, da bei der großen Geschwindigkeit eine
                              									gründliche Spülung mit Schlitzen nicht erreicht werden kann und weil bei Verwendung
                              									von Spül- und Auspuffschlitzen eine verschiedene Ausdehnung der Zylinderwandungen
                              									eintritt, insbesondere bei Berücksichtigung von Stahllaufbüchsen. Nachdem der Kolben
                              									die halbe Höhe der Auspuffschlitze freigelegt hat, und somit eine vollständige
                              									Entspannung der verbrannten Gase eingetreten ist, öffnet sich das Spülluftventil.
                              									Die Spülluft tritt unter einem Druck von 0,34 at in den Zylinder ein. Es ist dabei
                              									50 v. H. Ueberschuß an Spülluft vorgesehen. Das Spülluftventil bleibt genau 90°,
                              									also während einer Viertelkurbelumdrehung offen. Die Auspuffschlitze bleiben 110°
                              									offen. Die Verbrennungsluft wird im Zylinder auf 35 at verdichtet, und erhitzt sich
                              									dabei auf 580° C. Die notwendige Spülluftmenge wird von der Maschine selbst erzeugt.
                              									Zu diesem Zwecke sind die Arbeitskolben als Stufenkolben ausgebildet.
                           Die Maschine soll der Sicherheit halber mit Petroleum betrieben werden. Zu dessen
                              									Einspritzen in den Zylinder ist Druckluft von 40 bis 70 at notwendig. Auch diese
                              									Druckluft wird von der Maschine selbst erzeugt, mit Hilfe eines von ihr
                              									angetriebenen Luftverdichters. Der Brennstoff fließt der Pumpe selbsttätig zu. Die
                              
                              									Brennstoffpumpe erhält ihren Antrieb durch die Maschine selbst mit einer
                              									Uebersetzung ins Langsame von 1 : 10, entsprechend dem Antrieb für den
                              									Luftverdichter. Die Brennstoffpumpe saugt den Brennstoff an und drückt ihn in einem
                              									Behälter von etwa 1 l Inhalt, in dem sich Druckluft von 40 bis 60 at befindet. Die
                              									Brennstoffpumpe hat aber mit der Regelung der Maschine nichts zu tun. Eine
                              									Ueberfüllung des Behälters wird durch eine einfache Reguliervorrichtung vermieden,
                              									da der im Behälter vorhandene Druck entsprechend auf das Saugventil der
                              									Petroleumpumpe einwirkt.
                           Die Arbeitzylinder sind aus Stahl hergestellt und bilden mit den darunter
                              									befindlichen Spülluftzylindern je ein Ganzes. Durch die Verwendung von Stahl wird
                              									eine bedeutende Gewichtsersparnis erzielt, ebenso ist die Kühlung eine viel stärkere
                              									als bei Gußeisen, so daß die an und für sich bei der Dieselmaschine geringere
                              									Kühlwassermenge durch Verwendung von Stahlzylindern noch weiterhin verkleinert werden kann.
                              									Die Dieselmaschine braucht im allgemeinen nur etwa die Hälfte der Kühlwassermenge,
                              									die ein gleichstarker Explosionsmotor nötig hat.
                           Die Ventilhebel sind exzentrisch auf einer Welle gelagert, die um 180° gedreht werden
                              									kann, um das Ein- und Ausschalten des Brennstoff- und Spülluftventils einerseits und
                              									des Anlaßventils andererseits zu erreichen. Der Luftverdichter wird so groß
                              									ausgeführt, daß der Vorrat an Anlaßluft nach dem Anlassen längstens in einer
                              									Viertelstunde wieder erzeugt ist. Die Druckluft, die den Brennstoff in den Zylinder
                              									treibt, gelangt dabei gar nicht oder nur in geringen Mengen in den Verbrennungsraum.
                              									Auf diese Weise werden nur sehr geringe Mengen an Einspritzluft verbraucht, so daß
                              									der Luftverdichter sehr klein ausgeführt und mit geringer Drehzahl (120 in der
                              									Minute) betrieben werden kann. Dadurch wird die Betriebssicherheit wesentlich
                              									erhöht. Bei einer gewöhnlichen Dieselmaschine würden in diesem Falle 8 cm3 Einspritzluft verbraucht. Nach dem neuen
                              									Einspritzverfahren wird nur so viel Einspritzluft wie Brennstoff verbraucht, also
                              									höchstens 0,088 cm3. Der Luftverdichter ist
                              									einfachwirkend gebaut und verdichtet die angesaugte Luft in zwei Stufen auf 8,4 und
                              									70 at Druck.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 32
                              Zerstäubung in die freie Atmosphäre.
                              
                           Der Brennstoff wird aus dem Zwischenbehälter unter Luftdruck den Brennstoffdüsen
                              									zugeführt. Zum Zwecke der Leistungsregelung schwankt der Druck zwischen 40 und 60
                              									at. Der Zwischenbehälter ist aus Stahl angefertigt und hat 1 l Inhalt.
                              									Sicherheitsventil, Inhaltsanzeiger, Zu- und Ablaufleitung für den Brennstoff,
                              									Luftzuleitung und Entlüftungsleitung sind am Behälter angebracht. Die
                              									Entlüftungsleitung steht mit dem Hauptregulierventil in Verbindung und ermöglicht
                              									bei. Verkleinerung des Luftdruckes im Behälter das Abströmen der Druckluft in die
                              									Saugleitung der Hochdruckstufe des Luftverdichters, um die Druckluftverluste zu
                              									verkleinern. Der Zwischenbehälter ist nur zur Hälfte mit Petroleum gefüllt. Er
                              									enthält also ½ l Brennstoff und ½ l Luft. Die Brennstoffpumpe fördert gleichmäßig
                              									eine Brennstoffmenge in den Behälter, die dem Höchstverbrauch entspricht. Um eine
                              									Ueberfüllung zu verhindern, ist eine Reguliervorrichtung vorgesehen. Diese wirkt auf
                              									das Saugventil der Brennstoffpumpe ein und wird vom jeweils im Behälter herrschenden
                              									Luftdruck betätigt.
                           Das Brennstoffventil hat konstanten Nadelhub. Der Brennstoff tritt dabei in einen
                              									ringförmigen Verteilungsraum ein, erhält dort in den spiralartig gewundenen Gängen
                              									eine Drehbewegung und tritt durch die feinen Bohrungen der Düse in den
                              									Verbrennungsraum ein. Die Düse ist injektorförmig ausgestaltet. Durch die
                              									Injektorwirkung des eingespritzten Brennstoffs wird im Verbrennungsraum eine
                              									starke Luftwirbelung hervorgerufen, so daß eine gute Vermischung des Brennstoffs mit
                              									der verdichteten Luft im Zylinder entsteht. Da keine Einspritzluft in den Zylinder
                              									übertritt, wird eine unzweckmäßige Abkühlung hier vermieden.
                           Mit der neuen Brennstoffzuführung wurden bereits eingehende Versuche ausgeführt, um
                              									feststellen zu können, ob die Brennstoffpumpe zur Regulierung entbehrlich ist. Die
                              									Versuche haben auch gezeigt, daß die Zerstäubung vollkommen ist, und daß der in der
                              									Düse vorhandene Brennstoff nicht nachtropft. Um die Güte der Zerstäubung feststellen
                              									zu können wurde der Brennstoff in die freie Atmosphäre gespritzt. Der ausgespritzte
                              									Petroleumstaub wurde zur eingehenden Erprobung entzündet, wobei durch dauerndes
                              									Offenhalten der Brennstoffdüse bei entsprechenden Luftdrücken Flammenlängen von 1,5
                              									bis 2,5 m Länge erzielt wurden. Bei einer Drehzahl von 1200 in der Minute erlosch
                              									die Flamme überhaupt nicht mehr.
                           Aus dem Diagramm ist zu ersehen, daß die eingespritzten Brennstoffmengen proportional
                              									den Drücken sind. Bei höheren Drücken ist die Zunahme der eingespritzten
                              									Brennstoffmenge nicht mehr so groß wie bei kleineren Drücken. Dies erklärt sich wohl
                              									daraus, daß der Reibungskoeffizient bei höheren Drücken und größeren
                              									Geschwindigkeiten in den Düsenbohrungen zunimmt. (Allgemeine Automobilzeitung, Wien
                              									1917, Heft Nr. 29, 30, 31 und 32.)
                           W.
                           ––––––––––
                           Ueber Vorkommen und Bedeutung von Wolframerzen macht Dr.
                              									H. Pudor im Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt 1917
                              									S. 11 bis 12 nähere Mitteilungen. Danach finden sich Wolframerze hauptsächlich in
                              									dem australischen Staate Queensland, und zwar hauptsächlich auf der Halbinsel Kap
                              									York, sowie in Siam, wo sie erst! neuerdings gewonnen werden. Aber auch Rußland
                              									besitzt mehrere Lagerstätten, davon eine im Ural, während die übrigen im
                              									Transbaikalgebiet gelegen sind. Die reichste dieser Lagerstätten ist auf dem Gipfel
                              									des Berges Bukuka angetroffen worden, wo drei Schächte von geringer Tiefe sowie
                              									gegen 30 Gräben angelegt wurden, in denen außer Wolfram auch noch andere Mineralien
                              									gefunden werden. Die den Granitberg durchziehenden Quarzadern mit Wolframit haben
                              									einen Durchmesser von nur 0,35 m; der durchschnittliche Gehalt der Erze, die
                              
                              									gegenwärtig für die Landesverteidigung verwendet werden, beträgt 0,4 v. H. Wolfram
                              									und das ganze Wolframlager wird auf annähernd 3000 Pud geschätzt. Auch in Japan
                              									finden sich Wolframerze, und es wurden von dort im Jahre 1915 bereits 409 t
                              									ausgeführt. Der Verbrauch Deutschlands an Wolframerzen ist von 1662 t im Jahre 1906
                              									auf 4881 t im Jahre 1912 gestiegen, er hat sich also innerhalb sechs Jahren fast
                              									verdreifacht. Wir bezogen die Erze vor dem Kriege hauptsächlich aus Australien,
                              									Großbritannien, Portugal, Argentinien und Britisch-Indien. Auch in Deutschland
                              									finden sich Wolframerze, und zwar in Sachsen, doch betrug die einheimische Förderung
                              									im Jahre 1912 nur 57 t.
                           Das Wolframmetall kommt als schwarzes Pulver in den Handel und wird bekanntlich
                              									vorwiegend zur Herstellung von Metallfadenglühlampen benutzt, in zweiter Linie zur
                              									Darstellung von hochwertigem Stahl. Reines Wolfram hat den außerordentlich hohen
                              									Schmelzpunkt von 2850°, doch wird dieser durch geringste Beimengungen von
                              									Kohlenstoff schon erheblich erniedrigt.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Motorschiff Hamlet. Das in Schweden erbaute norwegische
                              									Motorschiff Hamlet hat seine erste Reise von Vallö nach Kirkwall (525 Seemeilen), New-York
                              									(3320 Seemeilen), Marcus Hoock (205 Seemeilen) und Walton Bay (3194 Seemeilen)
                              									ausgeführt. Auf der Fahrt nach New-York arbeiteten die von der Dieselmotor-A.-G. Stockholm gelieferten Zweitaktmaschinen ununterbrochen
                              
                              									ohne Betriebstörung. Später mußte die Backbordmaschine vier Stunden gestoppt werden,
                              									um eine Packung zu erneuern, und dann noch drei Stunden, um den Hochdruckluftkühler
                              									auszubessern. Die Steuerbordmaschine stand zwei Stunden still, um Störungen an der
                              									Oelpumpe zu beheben.
                           Der Brennstoffverbrauch der Hauptmaschinen betrug 9,2 t für 24 Stunden, dies
                              									entspricht 170 g für 1 PSi. Der Treibölverbrauch für
                              									die ganze Reise war 318 t. Während einer Woche wurden 32 l Schmieröl und 7 l
                              									Zylinderöl verbraucht. Das Maschinistenpersonal bestand aus vier Maschinisten, vier
                              									Gehilfen und sechs Schmierern. Die durchschnittliche Drehzahl der Maschine betrug
                              									105. Der mittlere indizierte Druck betrug 4,22 bis 4,40 kg/cm2. (Motorschiff und Motorboot 1917 Nr. 13 S.
                              									7.)
                           W.
                           ––––––––––
                           Die Kriegsgewinnsteuer des Erfinders. Wohl noch nie hat
                              									die öffentliche Meinung mit einem derartigen Ungestüm die Einführung einer Steuer
                              									gefordert, wie dies seinerzeit bei der Kriegsgewinnsteuer der Fall gewesen ist.
                              									Keine Steuerart entspricht auch mehr dem allgemeinen Billigkeitsempfinden als gerade
                              									die Kriegsgewinnsteuer. Und doch ist auch in diesem Falle, wie fast stets, ein
                              									gewaltiges Aber vorhanden. Unser Wirtschaftsleben ist derartig vielseitig gestaltet,
                              									daß alle Möglichkeiten, die das tägliche Leben mit sich bringt, vom Gesetzgeber nie
                              									vollständig berücksichtigt werden können. Mag die einzelne Gesetzesvorschrift auf
                              									dem Papier noch so gut ausgeklügelt und noch so gerecht erscheinen, es gibt immer
                              									zahllose Einzelfälle, in denen das Recht zum Unrecht wird. Solche Fälle finden sich
                              									besonders häufig bei der Kriegsbesteuerung der Vermögensvermehrungen, welche die Erfinder während des Krieges erzielt
                                 										haben. Ein Beispiel: Ein Ingenieur hat ein volles Jahrzehnt an einer neuen
                              									Erfindung gearbeitet. Er hat Modelle gebaut, Versuche gemacht, hat geglaubt, schon
                              									am Ende seiner Mühen angekommen zu sein und hat alles wieder umstoßen müssen.
                              									Schließlich ist es ihm doch noch gelungen, sein Ziel zu erreichen. Er hat nunmehr
                              									ein Patent auf seine Erfindung erlangt und ist schließlich doch noch dazu gelangt,
                              									die Ernte für seine jahrelange Arbeit zu genießen. Während die zehn Jahre, in denen
                              									er an seiner Erfindung gearbeitet hat, ihm ein halbes Vermögen und eine Unmasse an
                              									Nervenkraft gekostet haben, so ist jetzt die Zeit gekommen, wo sein Vermögen sich
                              									schnell vermehrt. Wenn diese Vermögensvermehrung in die Zeit fällt, während der die
                              									Kriegsgewinnsteuer erhoben wird, so wird auch sein
                                 										Vermögenszuwachs von der Kriegsgewinnsteuer betroffen. Das ist eine
                                 									Härte.
                           Freilich hat das Kriegssteuergesetz im § 36 ausdrücklich bestimmt, daß der Bundesrat
                              									auf Antrag eines Steuerpflichtigen einzelne außerordentliche Vermögensanfälle von
                              									der Abgabe befreien oder eine anderweite Berechnung des Vermögenszuwachses
                              									bewilligen kann. Wir müssen auch annehmen, daß auf Grund dieser Gesetzesbestimmung
                              									gerade zahlreichen Erfindern geholfen worden ist. Aber diese Vorschrift gibt keine
                              									Garantie. Ob und in welchem Umfange der Bundesrat hilft, ist ungewiß. Seine Praxis
                              									kann sich von heute zu morgen ändern. Es ist deshalb unbedingt zu fordern, daß in
                              									das neue Kriegsgewinnsteuergesetz, dessen Einbringung unmittelbar vor der Tür steht,
                              									eine Vorschrift aufgenommen wird, welche besagt, daß diejenigen Aufwendungen, welche der Erfinder
                                 										nachweislich für seine Erfindung gemacht hat, und ferner ein angemessener
                                 										Betrag, welcher einer Vergütung für die von dem Erfinder auf die Erfindung
                                 										aufgewendete Zeit entspricht, nicht als Kriegsgewinn gelten.
                           
                              Anmerkung der Schriftleitung: Einer Anregung des Verfassers
                                 										entsprechend möchten wir diejenigen, die von der gedachten Frage betroffen
                                 										werden, auffordern, sich zum Zwecke der schleunigen Einleitung eines
                                 										gemeinschaftlichen Vorgehens bei dem Verfasser zu melden, damit durch eine
                                 										Eingabe an den Bundesrat und den Reichstag die Aufnahme einer entsprechenden
                                 										Vorschrift in das neue Gesetz erbeten wird.
                              
                           Syndikus Rohde, Zehlendorf.
                           ––––––––––
                           Deutsches Forschungsinstitut für Textilersatzstoffe in
                                 										Karlsruhe (Baden). Am 21. Dezember 1917 wurde die seit Jahresfrist in
                              									Karlsruhe bestehende Forschungsstelle für
                                 										Textilersatzstoffe in ein Deutsches
                                 										Forschungsinstitut für Textilersatzstoffe umgewandelt. Das Institut soll
                              									eine Sammel- und Forschungsstätte auf dem Gebiete der Textilersatzstoffe sein und im
                              									engsten Einvernehmen mit der Industrie seine Wirksamkeit auf das ganze Deutsche
                              									Reich erstrecken. Als geschäftsführender Vorstand wurden Professor Dr. Ubbelohde, zugleich wissenschaftlicher Leiter des
                              									Instituts, und Rechtsanwalt Peter bestellt.
                           Neuerdings ist es gelungen, ein besonderes Spinnverfahren zu finden, um Gewebe aus
                              									Papiergarn so herzustellen, daß sie waschbar sind. Diese
                              									Gewebe können außerdem so veredelt werden, daß sie den weichen Charakter von
                              									Baumwollstoffen erhalten und sich für Bekleidungszwecke viel besser als die bisher
                              									bekannten Papiergarngewebe eignen. Durch diese Verfahren, die erst kürzlich in dem
                              									deutschen Forschungsinstitut für Textilersatzstoffe aufgefunden worden sind, ist ein
                              									wirklich brauchbarer Ersatz für die Baumwolle gefunden worden.
                           ––––––––––
                           Betriebergebnisse mit Kalziumlagermetall. Als Ersatz für
                              									die in der Hauptsache aus Zinn bestehenden Lagerweißmetalle verwendet man neuerdings
                              									vielfach zum Ausgießen von Lagerschalen eine Kalzium-Bleilegierung, die von der
                              									Firma Schaefer & Schael in Breslau hergestellt wird.
                              									Aus einer von der Maschinenbau-Beratungsstelle veranstalteten Umfrage ergibt sich,
                              									daß sich das Ersatzmaterial in den meisten Fällen gut bewährt hat und daß
                              									vereinzelte ungünstige Ergebnisse auf zu hohe Belastung oder falsche Behandlung des
                              									Metalls zurückzuführen sind. Die von der liefernden Firma aufgestellten Schmelz- und
                              									Gießvorschriften müssen streng eingehalten werden. Bei genauer Befolgung dieser
                              									Vorschriften, die an sich keine besonderen Schwierigkeiten bieten, können selbst die
                              									größten Schalen mit verhältnismäßig dünner Schicht mit dem Kalziummetall gut
                              									ausgegossen werden, ohne daß Risse oder Blasen entstehen. Es ist jedoch stets
                              									erforderlich, das Weißmetall durch sachgemäße Anbringung von
                              									schwalbenschwanzförmigen Nuten fest mit der eigentlichen Lagerschale zu verbinden.
                              									Um die Weißmetallschicht hinreichend widerstandsfähig zu machen, soll sie, falls das
                              									Weißmetall mit der Lagerschale nicht verlötet wird, möglichst nicht dünner als etwa
                              									18 mm ausgeführt werden. Wo eine solche Stärke nicht angewandt werden kann,
                              									empfiehlt es sich, die Lagerschale innen zu verzinnen und sie vor dem Guß ebenso wie
                              									die Form gründlich durchzuwärmen, um eine Verlötung des Weißmetalls mit der
                              									Lagerschale beim Guß
                              									herbeizuführen. Auch nichtverzinnte Lagerschalen sollen vor dem Guß stark angewärmt
                              									werden.
                           Das Kalziumlagermetall hat bei den verschiedensten Maschinen mit Erfolg Anwendung
                              									gefunden, so bei Walzenstraßen, Steinbrechern, Rüttelsieben, Brikettpressen,
                              									Kippwagen, Lokomobilen, Lokomotiven, Ventilatoren, Elektromotoren und ortfesten
                              									Dampfmaschinen. Wo die Betriebergebnisse mangelhaft waren, hat sich fast überall
                              									nachweisen lassen, daß die Schuld an schlechtem Ausgießen lag oder an mangelhafter
                              									Wartung oder unrichtiger Schmierung. Das Metall hat sich in neuester Zeit auch bei
                              									höchst beanspruchten Lagern von Walzen Straßen ausgezeichnet bewährt und kann auch
                              									im Bergbaubetriebe für alle schwer belasteten Lager als Ersatzstoff Verwendung
                              									finden. Neuerdings wird das Kalziumweißmetall auch mit doppelt so hoher Härte als
                              									bisher (40 kg Kugeldruckhärte) ausgeführt.
                           Der Bericht der Maschinenbau Beratungsstelle enthält ferner Angaben über
                              									vergleichende Versuche mit einigen Kriegersatzmetallen bei Lagern mit starker
                              									Kantenpressung, und zwar wurden je zwei Zink- und Bleilegierungen untersucht. Das
                              									Ergebnis dieser Versuche war, daß Bleilegierungen, namentlich die
                              									Kalzium-Bleilegierung, bei Lagern mit Kantenpressung vor Zinklegierungen entschieden
                              									den Vorzug verdienen, da die Zinklegierungen besonders beim Einlaufen sehr
                              									sorgfältig behandelt werden müssen. Die bei Verwendung von Bleilegierungen bei
                              									diesen Versuchen beobachteten höheren Lagertemperaturen stehen nicht im Einklang mit
                              									den Ergebnissen anderer Versuche und mit der praktischen Erfahrung, wonach die
                              									Temperaturen des Kalzium-Bleies mit denen von 80-prozentigem Weißmetall sehr nahe
                              									übereinstimmen, wie auch die Tragfähigkeit des Kalzium-Bleies bei ruhender Belastung
                              									von der des hochwertigen Weißmetalls nur wenig verschieden ist. Nach den bisherigen
                              									Versuchsergebnissen läßt sich somit dem Kalziumlagermetall eine große Zukunft
                              									voraussagen. (Braunkohle 16. Jahrgang S. 48 bis 50.)
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Am 18. Februar wird das Archiv für Schiffbau und
                                 										Schiffahrt in Hamburg ein Lesezimmer eröffnen, wo alle für den Ingenieur in
                              									Frage kommenden Zeitschritten ausgelegt werden sollen.