| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 38 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Das Montanwachs und sein Verhalten bei der
                                 										Destillation. Das durch Extraktion der Braunkohlen gewonnene Montanwachs
                              									hat in letzter Zeit zahlreiche wichtige Verwendungen gefunden und auch seine
                              									wissenschaftliche Erforschung hat namentlich durch die Untersuchungen des Königl.
                              									Materialprüfungsamts in Lichterfelde bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Einer
                              									zusammenfassenden Uebersicht von J. Marcusson und H. Smelkus entnehmen wir folgende Angaben. Die Braunkohlen,
                              									die im frisch geförderten Zustand etwa 50 v. H. Wasser enthalten, müssen vor der
                              									Extraktion getrocknet werden. Die trockene Kohle enthält 3 bis 30 v. H. rohes
                              									Montanwachs, das vielfach auch „Bitumen“ genannt wird. Die untere Grenze der
                              									wirtschaftlichen Extrahierbarkeit liegt bei 8 bis 10 v. H. Bitumen, gute
                              									Extraktionskohlen enthalten 10 bis 20 v. H., solche mit 20 bis 30 v. H. Bitumen
                              									gelten als vorzüglich. Als Extraktionsmittel werden Benzin und Benzol benutzt.
                              									Benzol liefert eine größere Ausbeute an Montanwachs, dennoch bleiben
                              									durchschnittlich 40 bis 50 v. H., zuweilen sogar 70 v. H. des Bitumens in der
                              									extrahierten Kohle zurück. Eine nahezu vollständige Extraktion des Bitumens erreicht
                              									man nur, wenn man nach einem neueren Vorschlag von Fr. Fischer und W. Gluud die Braunkohle bei hohem
                              									Druck und bei hoher Temperatur mit Benzol behandelt. Dabei ist jedoch zu
                              									berücksichtigen, daß das Brikettierungsvermögen der Braunkohle in hohem Maße von dem
                              									Bitumengehalt abhängig ist und daß derart vollständig extrahierte Kohle
                              									wahrscheinlich zur Herstellung von Briketts nicht mehr verwendbar ist. Gerade die
                              									Brikettierung ist aber für die Braunkohlenindustrie von großer Bedeutung, weil
                              									hierbei der Heizwert verdoppelt wird und die Braunkohle nur in dieser Form mit
                              									anderen höherwertigen Brennstoffen in Wettbewerb treten kann.
                           Das aus sächsisch-thüringischer Braunkohle gewonnene rohe Wachs ist dunkel und hart
                              									(Schmelzpunkt 80 bis 90°), wogegen die Verfasser aus einer lausitzer Braunkohle ein
                              									Wachs gewannen, das mehr den Charakter eines Harzes hatte und erst zwischen 115 und
                              									120° schmolz. Mit Benzol axtrahiertes Wachs ist dunkler und höher schmelzend als mit
                              									Benzin gewonnenes Wachs. Montanwachs ist ebenso wie Bienenwachs und Wollwachs schwer
                              									verseifbar, worauf bei der Bestimmung der Verseifungszahl Rücksicht zu nehmen ist.
                              									Nach Untersuchungen von Krämer und Spilker besteht rohes Montanwachs lediglich aus hochmolekularen,
                              									einsäurigen Estern und deren freien Säuren, daneben sind Schwefel und harzartige
                              									Begleitstoffe darin enthalten, wogegen Glyceride nicht einmal in Spuren
                              									nachweisbar sind. Verfasser haben die verseifbaren und unverseifbaren Bestandteile
                              									des Montanwachses näher untersucht, wobei sie feststellten, daß Ketone, wie Hübner gefunden haben will, nicht darin enthalten sind.
                              									Ebenso wurden die harzartigen Begleitstoffe des Montanwachses isoliert, eine
                              									braunschwarze harte, zur Hälfte unverseifbare Masse, die vielleicht in der
                              									Papierfabrikation Anwendung finden kann. Das Harz schmilzt niedriger als das
                              									Rohwachs, ist leichter löslich und auch leichter verseifbar als dieses. Sehr
                              									zahlreich sind die Versuche zur Reinigung und Entfärbung des Montanwachses; ein
                              									technich durchführbares Verfahren besteht im Vermischen des Wachses mit Paraffin und
                              									im Behandeln dieses Gemisches mit verdünnter Säure. Durch Behandlung des Rohwachses
                              									mit Natronkalk bei 200 bis 260° erhielten Verfasser Fettsäuren in beträchtlicher
                              									Menge, die als Zusatz bei der Seifenfabrikation Verwendung finden können, da sie
                              									wasserlösliche Alkalisalze von allerdings nur mäßiger Schaumkraft bilden. Bei der
                              									Destillation erfährt das Montanwachs eine tiefgehende Spaltung, die jedoch bei
                              									Anwendung von Vakuum nahezu vermieden wird. Man erhält hierbei eine gelbweiße
                              									wachsartige Masse, die etwa zur Hälfte aus Paraffin besteht. Zweckmäßig wendet man
                              									außerdem noch überhitzten Wasserdampf an und erhält so eine weiße, kristallinische,
                              									zwischen 70 und 80° schmelzende Masse, deren Zusammensetzung und Eigenschaften von
                              									den Verfassern ebenfalls untersucht wurden. (Chem.-Zeitg. 1917 S. 129 bis 132, 150
                              									bis 151.)
                           Sander.
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                           Dampferzeugung durch Elektrizität. Im Oktober 1916 wurden
                              									in der Schweiz Versuche mit einem elektrisch geheizten Dampfkessel ausgeführt. Es
                              									war ein Zylinderkessel, in dessen Siederohren elektrische Widerstandsspiralen lagen.
                              									Es ergab sich ein Wirkungsgrad der Verdampfung von etwa 90 v. H.Dampferzeugung durch Elektrizität mit
                                    											Wärmeaufspeicherung. Von Obering. E. Höhn,
                                    											Zürich. Schweiz. Bauzeitung 28. April 1917 Nr. 17.
                           Die nachstehend beschriebene, von dem Italiener Revel
                              									erfundene und von Luigi Boselli in Mailand ausgeführte
                              										AnordnungThe Revel Apparatus
                                    											for Generating Steam by Electricity. Engg. 2. November 1917. soll
                              									sogar einen Wirkungsgrad von 97 bis 98 v. H. erzielt haben.
                           In dem Revelschen Apparat sind keine besonderen
                              									Heizwiderstände vorhanden, es wird vielmehr unmittelbar der Ohmsche Widerstand des
                              									zu verdampfenden Wassers ausgenutzt.
                           Ein Dampferzeuger für 500 Volt ist in den Abbildungen mit seinen wesentlichen
                              									Einzelheiten dargestellt.
                           In den Elektroden- und Dampfraum A ragen drei
                              									Stahlelektroden D, denen der Strom mittels der
                              									isolierten Durchführungsbolzen a zugeführt wird. C ist der als Dampfsammler ausgebildete Deckel des
                              									Gefäßes, aus welchem das Hauptdampfrohr E mit dem
                              									Ventil b den erzeugten Dampf entnimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 39
                              
                           Das Speisewasser tritt durch das Ventil i und den
                              									Injektor bei G in den Kaltwasserraum B. f ist ein selbsttätiger Wasserstandsregler und g ein Sicherheits- und Abflußventil, das durch den
                              									Handhebel h betätigt wird.
                           Bei Inbetriebsetzung wird der Hauptschalter eingelegt, das Speisewasserventil i geöffnet und durch e
                              									eine kleine Menge Sodalösung eingeführt, um dem Wasser die nötige Leitfähigkeit zu
                              									geben. Sobald das Wasser so hoch gestiegen ist, daß es die Unterkante der Elektroden
                              
                              									berührt, beginnt die Dampferzeugung, die sich mit weiterem Zunehmen der benetzten
                              									Elektrodenfläche steigert, bis der gewünschte Dampfdruck erreicht ist. Dann tritt
                              									der Regler f in Tätigkeit, der bewirkt, daß von nun an
                              									der Wasserstand und die Dampferzeugung unverändert bleiben.
                           Soll der Apparat abgestellt werden, so ist zunächst i zu
                              									schließen, dann muß allmählich b zugedreht und g geöffnet werden bis der Strommesser auf Null
                              									zeigt.
                           Wenn das Speisewasser kalkhaltige Niederschläge hinterläßt, so müssen diese alle 5
                              									bis 6 Stunden beseitigt werden. Zu diesem Zweck wird die Speisewasserzufuhr
                              									gesteigert und g geöffnet. Das überschüssige Wasser
                              									nimmt dann die Niederschläge mit weg. Der Vorgang erfordert keine
                              									Betriebsunterbrechung, es ist nur darauf zu achten, daß die Stromstärke konstant
                              									gehalten wird.
                           Diese Revelschen Dampferzeuger können mit Wechselstrom von
                              									200 bis 3600 Volt gespeist, also ohne weiteres an das in den meisten
                              									Industriebetrieben vorhandene Netz angeschlossen werden.
                           Eine Ueberwachung ist nicht erforderlich, da der Betrieb vollkommen selbsttätig
                              									geregelt ist. Hört einmal aus irgend einem Grunde die Speisewasserzufuhr auf, so
                              									geschieht nichts weiter, als daß der Apparat allmählich die Dampflieferung
                              									einstellt; bei gänzlichem Austauchen der Elektroden wird einfach der Strom
                              									unterbrochen.
                           Die einzigen Wärmeverluste sind die durch Strahlung an der Bodenfläche, daher der
                              									hohe Wirkungsgrad, Der dargestellte Apparat ist für Dampfdrücke bis 14 at bestimmt,
                              									er kann jederzeit an die Dampfleitung von anderen Dampfkesseln angeschlossen
                              									werden.
                           Da die Verdampfung sehr schnell vor sich geht, so können diese „elektrischen
                                 										Dampfkessel“ zur Aufnähme hydro-elektrischer Leistungsüberschüsse benutzt
                              									werden, auch wenn diese nur kurzzeitig sind. Zu diesem Zweck sind sie in zahlreichen
                              									italienischen Anlagen in Betrieb.
                           H.
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                           Gewinnung von Antimon und Kohlenersatz in Algerien. Aus
                              									den Antimonoxyd enthaltenden Mineralien Algeriens zieht Frankreich jetzt monatlich
                              									300 t Antimon, etwa die Hälfte der französischen Erzeugung. Nach einem Bericht der
                              									algerischen Gartenbaugesellschaft sind in letzter Zeit von den Eisenbahnen in großem
                              									Maßstab Versuche gemacht worden, die ergeben haben, daß das Holz des Eukalyptus als
                              									Kohlenersatz geeignet ist. Eukalyptusanpflanzungen von 2000 Bäumen auf 1 ha könnten
                              									nach sechs Jahren 600 Raummeter Brennholz liefern. Es sei wahrscheinlich, daß der
                              									Eukalyptus auch nach dem Kriege für Maschinenheizung verwendet werden würde.
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                           Die einheitliche Kennzeichnung der Lichtquellen. (Vortrag
                              									von Dr. Bloch anläßlich der vierten Jahresversammlung der
                              									Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft in Berlin am 15. Sept. 1917.) Anfangs
                              									war die wagerechte bzw. mittlere wagerechte Lichtstärke zur Kennzeichnung aller
                              									Lichtquellen geeignet, mochten sie von gasförmigen oder flüssigen Brennstoffen
                              									gespeist werden oder elektrische Lampen sein. Eine Ausnahme bildeten auf
                              									elektrischem Gebiete die Bogenlampen, bei denen man auf Grund ihrer abweichenden
                              									Lichtverteilung dazu kam, die mittlere hemisphärische Lichtstärke als maßgebend
                              									anzusehen, und die frühzeitige wieder aus dem Handel verschwundenen Nernstlampen,
                              									durch die aber das Problem nur gestreift würde, da man sich gewöhnt hatte, sie nach
                              									dem Stromverbrauch zu bezeichnen. Aehnlich lagen die Verhältnisse in der Gastechnik
                              									bezüglich des hängenden Gasglühlichtes, für das nicht die wagerechte, sondern die
                              									mittlere hemisphärische Lichtstärke als maßgebend angesehen wurde.
                           Diese Zwiespältigkeit in der Kennzeichnung verschiedener Lichtquellen blieb solange
                              									von untergeordneter Bedeutung, als nicht Lampen verschiedener Ausstrahlungskurven
                              									und damit verschiedener Bewertung miteinander in Wettbewerb traten. Dieser Fall trat
                              									ein, als 1913 die gasgefüllten Glühlampen in den Handel kamen, und als man sich
                              									kurze Zeit danach anschickte, statt der bis dahin üblichen Metalldraht-Vakuumlampen
                              									mit im Zickzack geführten Faden solche mit spiralförmig gewundenem Leuchtdraht,
                              									Spiraldraht-Vakuumlampen, in den Verkehr zu bringen. Die letztgenannten waren bei
                              									gleicher Bewertung nicht mehr mit den früheren Metalldrahtlampen vergleichbar, und die
                              									Gasfüllungslampen konnten mit den Bogenlampen nur verglichen werden, wenn man sie in
                              									ähnlicher Weise wie diese bewertete. Da sie aber außerdem auch mit den
                              									Vakuum-Metalldrahtlampen hoher Kerzenstärke in alter Ausführungsform in Wettbewerb
                              									zu treten hatten, so genügte schließlich auch nicht die anfänglich durchgeführte
                              									Bewertung nach mittlerer hemisphärischer Lichtstärke in Armatur, sondern man mußte
                              									dazu übergehen, die mittlere sphärische Lichtstärke zur Kennzeichnung zu
                              									benutzen.
                           Auch diese Art der Bewertung, die zweifellos die einwandfreieste ist, hat indessen
                              									mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen, da die Verworrenheit in den bisherigen
                              									Angaben leicht zu Irrtümern und Verwechselungen führt. Die Glühlampenfabriken sind
                              									deswegen dazu übergegangen, zwar die mittlere sphärische Lichtstärke allgemein als
                              									maßgebend anzusehen und ihren Angeboten und Preislisten zugrunde zu legen, für die
                              									Einteilung der Lampen in verschiedene Klassen und die Aufstempelung auf die Lampen
                              									aber deren Leistung (Wattverbrauch) zu benutzen. Diese Art der. Einteilung hat sich
                              									bei den Gasfüllungslampen und den Spiraldraht-Vakuumlampen seit Beginn ihres
                              									Erscheinens im Handel bewährt. Sie ist auch für die älteren Metalldrahtlampen in
                              									Aussicht genommen, sobald wieder normale Verhältnisse in der Fabrikation eingetreten
                              									sind.
                           Wünschenswert erschien dem Vortragenden in diesem Zusammenhange der Uebergang von der
                              									Angabe des spezifischen Effektverbrauchs in W/HK zu der der Lichtausbeute in Kerzen
                              									für 1 Watt, der er eine größere Anschaulichkeit zuspricht. Auch kommt hinzu, daß die
                              									Fortschritte der Beleuchtungstechnik in den immer kleiner werdenden Zahlen der
                              										W/HK0 weniger sinnfällig werden als in den
                              									Werten der HK0/W, die von etwa ¼ HK0/W bei den Kohlefadenlampen auf rund ¾ HK0/W bei den sogenannten Einwattlampen und 1,1 bis
                              									1,8 HK0/W bei den Gasfüllungslampen gestiegen
                              									sind.
                           Endlich ging Dr. Bloch auf die Bestrebungen ein, an die
                              									Stelle der Angabe der Lichtstärke in HK0 die Angabe
                              									des Lichtstromes in Lumen (= 4 π HK0) treten zu lassen. Diese Bestrebungen sind
                              									besonders in Amerika und England stark im Gange und haben auch in Deutschland
                              									zahlreiche Anhänger. Es wird für die Lumenangabe geltend gemacht, daß gerade jetzt
                              									der Uebergang leicht zu finden sei, da für eine Metalldrahtlampe üblicher
                              									Konstruktion die wagerechten Kerzen nur mit rund 10 zu multiplizieren seien, um den
                              									Lichtstrom in Lumen zu erhalten, und daß im übrigen mannigfache Vorteile
                              									theoretischer Art wie solche praktisch rechnerischer Natur dafür sprächen. Dr. Bloch persönlich glaubte die Berechtigung der angeführten
                              									Gründe nicht anerkennen zu können, da auch der Lichtstrom in Lumen nicht alle
                              									Aufgaben zu lösen gestatte, und da insbesondere die wertvolle Angabe der
                              									Lichtverteilung in Form der Lichtverteilungskurve nicht durch das Lichtstromdiagramm
                              									ersetzbar sei.
                           In der anschließenden Diskussion wurde auf die weitere Schwierigkeit hingewiesen, die
                              									sich aus der Abweichung der Hefnerkerze von der sogenannten internationalen Kerze (1
                              									cp = 1,11 HK) ergibt.
                           Dr. A. Meyer.
                           ––––––––––
                           Die Simplon-Werke in Aue, Erzgeb. bringen unter dem Namen
                              										„Simplon-Härte-Isolierung“ ein Wärme-Isoliermittel in den Handel, das an
                              									Stelle der teueren Asbestpackung oder der nicht immer zuverlässigen, bzw.
                              									anwendbaren Lehmpackung mit Vorteil verwendet werden soll. Es wird wie diese
                              									verwendet, um bei zu härtenden Eisen- oder Stahlteilen diejenigen Stellen der
                              									Oberfläche, die weich bleiben sollen, abzudecken und sie so dem Einfluß des
                              									Karbonisiermittels bei der Einsatzhärtung, bzw. dem Einfluß der Härteflüssigkeit
                              									beim Ablöschen zu entziehen. Die Simplon-Härte-Isolierung wird zu einem steifen Brei
                              									angerührt und mit einem Pinsel in 4 bis 10 mm starker Schicht aufgetragen. Die
                              									Schicht ist nach den Erfahrungen der Firma von solcher Dichte, daß sie,
                              									beispielsweise auf Gußstahl aufgetragen, die bedeckten Stellen vollständig gegen die
                              									Kühlflüssigkeit schützt. Man kann deshalb leicht Bohrer, Fräser oder beliebige
                              									andere Werkzeuge mit harten Schneidteilen herstellen, während alle übrigen Punkte
                              									weich bleiben. Die Gefahr des Verziehens wie auch von Härterissen wird dadurch
                              									naturgemäß ganz wesentlich vermindert. Das Druckblatt der Firma gibt bildliche
                              									Darstellungen einer Reihe von Beispielen, die den Nutzen des neuen Hilfstoffes
                              									anschaulich hervortreten lassen.
                           Müller.
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                           Selbstentladewagen und Wagenkipper Die Eisenbahnverwaltung
                              									hat die Einführung von Selbstentladewagen in den öffentlichen Verkehr abgelehnt, da
                              									bei der unvollkommenen Ausnutzung dieser Wagen mit einer erheblichen Zunahme der
                              									unwirtschaftlichen Leerläufe, mit einer stärkeren Belastung der Züge und der
                              									Güterbahnhöfe und deshalb mit einer Steigerung der Verkehrsschwierigkeiten zu Zeiten
                              									starken Verkehrs gerechnet werden muß.
                           Es ist aber bei den jetzigen hohen Löhnen und dem großen Mangel an Arbeitern, womit
                              									auch nach dem Kriege gerechnet werden muß, eine Wagenkonstruktion erwünscht, die
                              									eine erhebliche Ersparnis an Zeit und Handarbeit beim Entladen von schüttbaren
                              									Massengütern aus Eisenbahnwagen gewährleistet.
                           Ein solches Mittel bietet sich in der Verwendung! von Wagenkippern, die schon seit
                              									Jahren mit gutem Erfolge für das Ueberladen von Kohle aus offenen Güterwagen in
                              									Flußschiffe verwendet werden und neuerdings in mannigfachen Bauarten auch bei den
                              									Großbetrieben Eingang gefunden haben. Auch Krananlagen mit Greifern und Becherwerke
                              
                              									werden an manchen Stellen mit Vorteil zum Entladen von Schüttgütern aus
                              									Eisenbahnwagen benutzt. (Ver. deutsch. Masch.-Ing., Vortrag von Oberbaurat Duffing.)
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                           Motorwagen. Die Allgemeine
                                 										Elektrizitätsgesellschaft Berlin hat einen 45,5 t schweren Triebwagen mit
                              									dieselelektrischem Antrieb gebaut. Die Wagenlänge beträgt 16,5 m, es sind zwei
                              									Drehgestelle in 10,5 m Entfernung angeordnet. Das hintere Drehgestell erhält seinen
                              									Antrieb von zwei elektrischen Bahnmotoren. Eine Dieselmaschine mit 90 PS und 500
                              									Umdrehungen in der Minute ist mit einer 60 KW-Dynamo und einer 5 KW-Erregermaschine
                              									gekuppelt. Die zweizylindrige Dieselmaschine, wird mit Rohöl betrieben. Sie ist als
                              									Maschine mit gegenläufigen Kolben nach der bekannten Bauart von Oechelhäuser ausgeführt. Die A. E. G. hat hier versucht,
                              									die kreuzkopflose Bauart als Schnelläufer zu verwenden. Die beweglichen Teile sind
                              									öldicht gekapselt, wobei auch eine gute Schalldämpfung erreicht wird. Für das
                              									Triebwerk ist in bekannter Weise Preßschmierung vorgesehen. Die Arbeitkolben
                              									besitzen Oelkühlung. Die Steuerwelle wird durch Schraubenräder und Zwischenwelle
                              									angetrieben, Der auf der Steuerwelle angeordnete Regler wirkt durch eine
                              									Verstellstange auf die Brennstoffpumpe ein. Mit der Kurbelwelle der Dieselmaschine
                              									ist die Dynamomaschine starr gekuppelt. Das Kühlwasser der Maschine wird im Winter
                              									durch die Heizkörper im Wagen geleitet, im Sommer durch einen Rippenrohrkühler auf
                              									dein Wagendache gedrückt.
                           Die Leistung der Dynamomaschine ist bei 550 Volt Spannung 120 Amp., bei Höchstlast
                              									144 Amp. Sie wird von einer 5 KW-Verbund-Erregermaschine von 70 Volt Höchstspannung erregt. Die
                              									Schaltverbindung der elektrischen Kraftübertragung von der Dieseldynamo zu den
                              									beiden 62 KW-Bahnmotoren im hinteren Drehgestell ist derart, daß die Regelung der
                              									Fahrgeschwindigkeit durch Aenderung der Dynamoerregung erfolgt.
                           Die Dieselmaschine wird in bekannter Art mit Druckluft angelassen, die mitgeführten
                              									Druckluftflaschen entnommen wird. Der Triebwagen kann mit zwei Anhängewagen mit
                              									einem Zuggewicht von 80 t in der Ebene eine Geschwindigkeit von 40 km in der Stunde
                              									erreichen. Der Treibölverbrauch beträgt 7,3 bis 10,8 g für 1 t/km. Der Wagen hat
                              									zehn Sitzplätze für II. und 30 Sitzplätze für III. Klasse. (Elektrische
                              									Kraftbetriebe und Bahnen Heft 16, 1917.)
                           W.
                           ––––––––––
                           Die Kraftfahrzeugindustrie in den Vereinigten Staaten von
                                 										Amerika. Die Baseler National-Zeitung vom 18. Dezember 1917 bringt folgende
                              									Notiz über den amerikanischen Kraftfahrzeugbau: Die amerikanische Herstellung von
                              									Kraftfahrzeugen wird im Jahre 1918 einen ganz gewaltigen Umfang annehmen, Ford wird das Jahr 1917 mit 785000 Wagen abschließen und
                              									gibt bekannt, im Jahre 1918 mit 900000 Wagen herauskommen zu wollen. Indessen
                              									gibt Overland die Absicht kund, der Firma Ford die
                              									Alleinherrschaft des wohlfeilen Wagens streitig zu machen und die
                              									Herstellungsziffern Fords noch zu überbieten. Der neue Overland wird in Amerika zu
                              									500 Dollar geliefert werden und hat bei diesem Preise selbsttätigen Anlasser,
                              									elektrisches Licht, Ersatzreifen, 2,5 m Radstand, gleiche Abfederung vorn und
                              									hinten, elegante Karosserie, abnehmbare Polster, alle Organe in bequemer Reichweite,
                              									zwei Geschwindigkeiten und einen Motor von 87,5 × 100, der 52 v. H. mehr Kraft
                              									entwickeln soll als der Fordmotor, trotzdem dieser ein um ein Achtel größeres Ausmaß
                              									hat. Also die beiden einzigen Firmen werden im Jahre 1918 gegen zwei Millionen Wagen
                              									bauen. Es ist gar nicht abzusehen, wie sich die Lage in einigen Jahren auf dem
                              									amerikanischen Markte gestalten wird, von der Lage der europäischen Industrie bei
                              									diesem Wettbewerbe gar nicht zu reden. Mittlerweile hat die American Automobile
                              									Association die Veranstaltung von Rennen in den Vereinigten Staaten für 1918
                              									verboten, da sich die gesamte Kraftfahrzeugindustrie in den Dienst der
                              									Kriegsbedürfnisse stellen soll.