| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 55 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Wir können – wir wollen – wir müssen! So leicht wurde
                              									es den Leuten noch nie gemacht, zu sparen und ersparte Gelder, auch kleine Beträge,
                              									in Wertpapieren anzulegen, wie durch die deutschen Kriegsanleihen. Jede Poststelle,
                              									Spar- und Darlehnskasse und zahlreiche andere Einrichtungen kommen den Zeichnern
                              									entgegen. – So vorteilhaft sind Spargelder noch nie verzinst worden; weder bei
                              									Sparkassen noch bei Vereinen; höchstens von Schwindelfirmen, welche den Einlegern
                              									hohe Zinsen, aber kein Kapital mehr zurückgegeben haben. – So sicher sind Gelder
                              									noch selten angelegt worden, wie in deutschen Kriegsanleihen. Für sie haftet das
                              									ganze Deutsche Reich; haften die Bundesstaaten mit ihrem ganzen Vermögen, bürgt der
                              									Reichtum des deutschen Volkes im Werte von über 400 Milliarden. – So nützlich hat
                              									noch nie ein Darlehen gewirkt, wie die Kriegsanleihen. Sie haben (lern deutschen
                              									Volke die Freiheit erhalten, dem Reich das Fortbestehen ermöglicht, der deutschen
                              									Heimat den Schutz vor wilden Kriegshorden gebracht; dem Bauern die Scholle
                              									gesichert, dem Handwerksmann und Arbeiter Verdienst in schwerster Kriegsnot
                              									verschafft. – So notwendig mit den „silbernen Kugeln“ nun vollends
                              									durchzuhalten war es noch nie, wie jetzt, Wir stehen vor der letzten Entscheidung.
                              									Alle bisherigen Anleihen sind gefährdet, wenn nicht das Geld zur Abwehr des
                              									letzten Gewaltangriffs des Feindes aufgebracht wird. Alle Opfer an Gut und Blut sind
                              									umsonst gebracht, wenn wir jetzt finanziell ermattet zusammenbrechen. Aller
                              									Heldenmut und Opfergeist an der Front muß ersterben, wenn wir jetzt nicht die
                              									weiteren Mittel zur Ernährung und bestmöglichsten Ausrüstung unserer Truppen
                              									aufbringen könnten. Aber wir können es, wenn wir wollen. Wir wollen es, weil wir
                              									müssen. Wir müssen es, denn uns alle und jeden einzelnen von uns zwingt der Trieb
                              									der Selbsterhaltung.
                           
                              Liborius Gerstenberger
                              
                           M. d. R. u. bayer. Landtags.  
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                           Ueber die Harzgewinnung in Oesterreich-Ungarn macht Dr. G. Austerweil in
                              									der Chemiker-Zeitung 1917 S. 233 bis 235 nähere Angaben, wobei er namentlich die
                              									während des Krieges eingeführte Gewinnung von Kolophonium durch Extraktion der bei
                              									der rationellen Waldwirtschaft zurückleibenden Wurzelstöcke eingehend schildert. Auf
                              									Grund der bereits im Frieden im Gebiete von Wiener Neustadt bei der Harznutzung
                              									gesammelten Erfahrungen wurde zur Versorgung der Industrie mit Kolophonium auch in
                              									den besetzten Gebieten in Polen und Serbien die Harznutzung eingeführt, ferner
                              									wurden zu dem gleichen Zwecke etwas später auch die großen Schwarzföhrenwaldungen
                              									Bosniens herangezogen. Auch die Einsammlung des Fichtenscharrharzes, das man bisher
                              									zur Gewinnung von Kolophonium für nicht verwendbar hielt, hatte einen schönen Erfolg
                              									und es gelang, auf sehr einfache Weise durch Extraktion mit heißem Benzol aus diesem
                              									Material durchschnittlich 55 bis 60 v. H. Kolophonium und 2 bis 3,5 v. H.
                              									Terpentinöl zu gewinnen.
                           Von größerer Bedeutung als diese Harzquellen ist jedoch die Kolophoniumgewinnung aus
                              									Wurzelstockholz, die in Ungarn in Verbindung mit der normalen Waldnutzung derart
                              									durchgeführt wurde, daß die bei der jährlichen Rodung zurückbleibenden, für die
                              									Waldnutzung wertlosen Stockholzmengen fabrikmäßig auf Kolophonium und Terpentinöl
                              									aufgearbeitet werden. Ein derartiger Betrieb ist nur dort wirtschaftlich, wo täglich
                              									mindestens ein Waggon (= 10 t) Stockholz zur Verfügung steht. Die
                              									Stockholzgewinnung, die in den meisten Fällen auf den geordneten Kahlschlägen ohne
                              									Bedenken in forsttechnischer Hinsicht betrieben werden kann, oft sogar im Interesse
                              									der Neuaufforstung direkt geboten ist, erfolgt durch Sprengung; mit 1 kg
                              									Chloratsprengstoff lassen sich im Mittel 325 bis 350 kg Stockholz gewinnen. Das Holz
                              									wird mit der Raspelmaschine oder der Schlagkreuzmühle zerkleinert und hierauf in
                              									stehenden Extraktionsapparaten mit Benzol (oder Trichloräthylen) ausgelaugt. Der
                              									Kohleverbrauch dieser Apparate beträgt ½ bis ⅔ des zu extrahierenden Holzgewichts,
                              									der Verlust an Benzol etwa 1 v. H. des Holzgewichtes. Bevor das zerkleinerte Holz
                              									mit Benzol extrahiert wird, behandelt man es im Extraktor mit Dampf unter
                              									gleichzeitiger Evakuierung, wodurch das Terpentinöl abgetrieben wird. Die Ausbeute
                              									an diesem Oel beträgt etwa 1 v. H. bei Weißföhren und 2 v. H. bei Schwarzföhren.
                              									Auch das extrahierte zähflüssige Harz wird in geschmolzenem Zustande nochmals in
                              									einem Vakuumapparat mit Dampf behandelt, wodurch die dem Kolophonium noch
                              									beigemengten terpentinölartigen Stoffe gewonnen werden. Das Holzterpentinöl hat
                              									einen angenehmen, dem gewöhnlichen Terpentinöl ähnlichen Geruch und ist als
                              									Lösungsmittel für Lacke infolge seines hohen Terpineolgehalts dem amerikanischen Oel
                              
                              									überlegen.
                           Das extrahierte Kolophonium ist etwas weicher als das amerikanische, die Ausbeute
                              									beträgt bei Weißkiefer 4,5 bis 8 v. H., bei Schwarzföhre dagegen 9 bis 13 v. H. Das
                              									entharzte Holz geht in die Natronzellstofffabriken und liefert etwa 25 v. H.
                              									Zellstoff. Es sind in Ungarn und Bosnien bereits drei derartige Anlagen im Betriebe,
                              									die etwa 1500 t Kolophonium im Jahre erzeugen, eine vierte Extraktionsanlage ist in
                              									Ungarn im Bau. Auf diese Weise ist es möglich, einen beträchtlichen Teil des
                              									Harzbedarfs der österreichisch-ungarischen Industrie im Inlande zu gewinnen, und da
                              									der Extraktionsrückstand in der Zellstoffindustrie Anwendung finden kann, so
                              									erscheint das Bestehen der Harzgewinnung aus den Wurzelstöcken auch im Frieden
                              									gesichert.
                           Sander.
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                           Unterseetelegraphie. Wenn neben der Flotte noch etwas
                              									anderes dazu beigetragen hat, Englands Weltmachtstellung zu festigen, so ist es die
                              									Kabeltelegraphie gewesen. Konnte es auch die Alleinherrschaft über die Ozeankabel,
                              									die es in den siebenziger Jahren erlangt hatte, auf die Dauer nicht aufrecht
                              									erhalten, so verfügte es doch trotz des Wettbewerbes französischer, amerikanischer
                              									und deutscher atlantischer Kabel immer noch über die wichtigsten
                              									Welttelegraphenlinien. Diesen Umstand nutzte es aus, um sich zum fast alleinigen
                              									Vermittler des Weltnachrichtenverkehrs zu machen und alles, was in der Welt vorging,
                              									in einer Weise darzustellen, die den englischen Interessen am meisten dienlich
                              									war. Lediglich dem Umstände, daß es der deutschen Funkentelegraphie gelungen war,
                              									sich von einer Bevormundung durch die englische Marconigesellschaft freizuhalten,
                              									ist es zuzuschreiben, daß die Unterbrechung der deutschen Kabelverbindungen zu
                              									Beginn des Weltkrieges nicht die Folgen für Deutschland hatte, die daraus unter
                              									weniger günstigen Umständen hätten entstehen können.
                           Daß die Kabeltelegraphie den hohen Stand der Entwicklung erreichen konnte, den sie
                              									vor dem Kriege hatte, ist zu einem guten Teil deutschem Erfindungsgeist und
                              									deutscher Arbeit zu verdanken. Werner von Siemens war es,
                              									der zuerst erkannte, daß die Guttapercha ausgezeichnet geeignet sei, die auf den
                              									Meeresgrund verlegte elektrische Telegraphenleitung gegen das gut leitende Seewasser
                              									zu isolieren. Er stellte auch das erste Seekabel her, das zur elektrischen Zündung
                              									von Seeminen benutzt werden sollte, die im Kieler Hafen verlegt waren. Auf Werner von Siemens gehen die heute noch gebräuchlichen
                              									Verfahren zur zuverlässigen Verlegung von Seekabeln und zu ihrer Ueberwachung
                              									während der Verlegung zurück. Er und die unter seinem Einfluß stehenden Siemens-Firmen sind auch an den meisten Verlegungen von
                              									Ozeankabeln mit Erfolg beteiligt gewesen.
                           Wenn auch der erste Vorschlag zur Herstellung einer telegraphischen Verbindung
                              									zwischen England und Amerika bereits im Jahre 1843 gemacht wurde, wenn auch der
                              									erste Versuch, ein Kabel durch den Atlantischen Ozean zu führen, bereits im Jahre
                              									1857 begonnen und später mit vorübergehendem Erfolg beendet wurde, so möchte
                              									Oberingenieur G. Schmidt (in einem Aufsatze „Fünfzig
                                 										Jahre Unterseetelegraphie und Thomsons Heberschreiber“ in der Zeitschrift
                              									Die Naturwissenschaften doch erst das Jahr 1866 als das Geburtsjahr des
                              									interkontinentalen Telegraphenverkehrs ansehen, weil in diesem die ersten für
                              									längere Zeit brauchbaren atlantischen Kabel verlegt worden sind.
                           Ihre volle Bedeutung für das Wirtschaftsleben unserer Erde erhielt die
                              									Unterseetelegraphie jedoch erst im Jahre 1867 durch die Thomsonsche Erfindung des Heberschreibers. Ein Telegraphieren mit dem
                              									Morseapparat wie auf Landlinien ist auf den langen Seekabeln nicht möglich, da sich
                              									erfahrungsgemäß nur äußerst schwache Ströme verwenden lassen und zudem die dazu
                              									nötigen Gleichstromstöße mit zunehmender Kabellänge durch die Aufladung (Kapazität)
                              									des Kabels stark beeinflußt werden, unter Umständen auch ihre Wirkung auf den
                              									Empfänger ganz verlieren können. Das läßt sich vermeiden, wenn man Ströme
                              									wechselnder Richtung aber gleicher Dauer benutzt und das Kabel nach jeder
                              									Stromgebung an Erde legt, um es zu entladen. Solche Stromstöße wechselnder
                              									Richtungen, von denen die eine den Punkten, die andere den Strichen des
                              									Morsealphabetes entspricht, lassen sich mit Hilfe eines elektrisch sehr
                              									empfindlichen Spiegelgalvanometers sichtbar machen. Dabei wird als Zeiger, der die
                              									sehr kleinen Ausschläge vergrößert wiedergibt, ein von dem Spiegel reflektierter
                              									Lichtstrahl benutzt. Aber das Ablesen der Zeichen erfordert große Uebung und ist
                              									sehr anstrengend, und zum Niederschreiben der Telegramme ist eine zweite Person
                              									notwendig.
                           Es war deshalb ein gewaltiger Fortschritt, als in dem Heberschreiber ein Gerät
                              									gefunden wurde, das die ankommenden Zeichen in eindeutiger Schrift aufzeichnet. Auch
                              									bei dem Heberschreiber ist das elektrisch sehr empfindliche Galvanometer als
                              									Empfangsapparat für die ankommenden Zeichen beibehalten. Wesentlich daran ist aber
                              									die Schreibvorrichtung, die die Empfindlichkeit des Instruments nicht vermindern
                              									darf. Thomson benutzt zum Aufzeichnen der Schrift ein
                              									heberförmig gebogenes leichtes Kapillarrohr, das an einem Faden pendelnd aufgehängt ist. Das eine
                              									Ende des Hebers taucht in ein Gefäß mit Farbflüssigkeit, das andere schwebt
                              									unmittelbar über der Schreibfläche eines durch ein Uhrwerk bewegten Papierstreifens,
                              									ohne diese jedoch zu berühren. Durch eine Drehung des Aufhängefadens ist erreicht,
                              									daß die Heberspitze in der einen Richtung abgelenkt wird, während eine Verbindung
                              									mit der schwingenden Spule des Galvanometers die Ausschläge der Heberspitze in der
                              									anderen Richtung bewirkt.
                           Fünfzig Jahre sind seit der Erfindung des Heberschreibers verflossen, aber trotz
                              									zahlreicher Bemühungen ist es nicht gelungen, ihn durch eine andere Einrichtung zu
                              									ersetzen. Verbesserungen sind allerdings mehrfach vorgenommen worden. So wird zum
                              									Beispiel das Ausfließen der Schreibflüssigkeit aus der Mündung des Hebers nicht mehr
                              									durch Reibungselektrizität hervorgerufen, sondern durch Erschütterungen, die ein Wagnerscher Hammer dem Heber erteilt.
                           Auch die Versuche, die Heberschriftzeichen deutlicher und leichter lesbar zu machen,
                              									haben Erfolg gehabt. Man läßt die Galvanometerspule nicht mehr unmittelbar auf den
                              									Heber wirken, sondern auf ein Relais, wie das zum Beispiel von der
                              									Deutsch-Südamerikanischen Telegraphengesellschaft verwendete Trommelrelais, oder auf
                              									einen Verstärkungsapparat, wie den von verschiedenen Gesellschaften benutzten
                              									Hitzdraht-Vergrößerungsapparat. Erst durch diese Hilfseinrichtungen wird der
                              									Heberschreiber in einem Ortstromkreis betrieben.
                           Ein Verfahren, das Undeutlichwerden der Zeichen infolge der Kabelkapazität zu
                              									vermindern, besteht in der Zerlegung des Kabels in Teilstrecken, wobei selbsttätige
                              									Uebertragungseinrichtungen die Zeichen von einem Teil zum andern weitergeben. Man
                              									kann es natürlich nur anwenden, wenn zum Aufstellen der Apparate ein Stützpunkt zur
                              									Verfügung steht. Der Deutsch-Amerikanischen Telegraphengesellschaft bot sich in
                              									Santa Cruz hierzu Gelegenheit.
                           Voraussetzung für eine gute Wirkung der Relais und Vergrößerungs- und
                              									Uebertragungsapparate ist, daß die Zeichen sorgfältig gegeben werden. Um von der
                              									Geschicklichkeit der Bedienung unabhängig zu sein und die Abgabe der Telegramme zu
                              									beschleunigen, verwendet man neuerdings selbsttätige Sendeapparate. Die Telegramme
                              									werden hierbei zunächst in Form von Lochzeichen in einen Papierstreifen gestanzt.
                              									Der Lochstreifen wandert dann durch einen Kontaktapparat, der die Stromstöße
                              									gleichmäßig in die Leitung gelangen läßt. Durch Anwendung aller dieser
                              									Verbesserungen ist es möglich geworden, stündlich etwa 125 Telegramme über ein Kabel
                              									zu befördern, während es früher ein geschickter Telegraphist auf nicht mehr als 60
                              									bis 70 brachte.
                           Eine volle Ausnutzung der Leitung ist endlich durch das im Jahre 1853 von Gintl angegebene, 1854 von Werner
                                 										von Siemens wesentlich verbesserte Gegensprechverfahren erreicht worden,
                              									das gestattet, gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung auf demselben Draht
                              									Nachrichten zu übermitteln. Bei der Unterseetelegraphie verwendet man dabei die 1863
                              									von Maron in Berlin angegebene Brückenschaltung, bei der
                              									ein künstliches Kabel benutzt wird. Mit Hilfe dieser Schaltung vermag man den von
                              									dem gebenden Amt ausgehenden Telegraphierstrom zu teilen und die Teilströme so um
                              									den eigenen Heberschreiber herumzuführen, daß dieser nicht davon beeinflußt wird.
                              									Der Empfänger spricht nur auf die von dem zweiten Amt kommenden Ströme an. Als
                              									künstliches Kabel wird neuerdings häufig die Anordnung von Muirhead benutzt.
                           G. Quaink.
                           ––––––––––
                           Elektrolyseure zur Herstellung von unterchlorig-saurem
                                 										Natrium für Wasserwerke, Abwasser- und Desinfektionsbetriebe. An Stelle der
                              									ziemlich verbreiteten Wassersterilisation mittels Chlorkalk empfiehlt Dr. G. Erlwein im Journal für Gasbeleuchtung und
                              									Wasserversorgung Bd. 59 S. 537 bis 540 die Anwendung von Natriumhypochloritlösung,
                              									die sich jedes Wasserwerk durch Elektrolyse einer Kochsalzlösung im eigenen Betriebe
                              									herstellen kann. Derartige Elektrolyseure sind in der chemischen Industrie schon
                              									seit längerer Zeit in Benutzung und haben sich hier bestens bewährt; sie werden
                              									sowohl von der Firma Siemens & Halske als auch von den Siemens-Schuckertwerken
                              									gebaut. Erstere Type ist mit wagerechten Elektroden aus Platinnetz ausgerüstet, die
                              									übereinander angeordnet und bipolar geschaltet sind. Die einzelnen Zellen sind in
                              									einem Sandsteingefäß treppenförmig übereinander angebracht und werden von der
                              
                              									Kochsalzlösung im Schlangenweg durchflössen; die aus den Zellen austretende,
                              									gebrauchsfertige Hypochloritlösung wird in besonderen Kühlgefäßen mit Wasser
                              									gekühlt. Bei den Siemens-Schuckert-Apparaten bestehen dagegen nur die Anoden aus
                              									Platin und die Kathoden aus Kohleplatten. Die Elektroden sind hier senkrecht
                              									angeordnet, ihre Schaltung ist ebenfalls bipolar. Der Eletrolyseur besteht
                              									gewöhnlich aus zwei Steinzeugwannen, die mehrere Einzelzellen enthalten. Die Kühlung
                              									des Elektrolyten erfolgt hier im Bade selbst mittels Kühlzellen, die zwischen den
                              									einzelnen Zersetzungszellen liegen. Die beiden Apparattypen sind für Gleichstrom von
                              									110 Volt bestimmt, als Elektrolyt dient bei der ersten Type eine 15-proz., bei der
                              									zweiten eine 11-proz. Kochsalzlösung; die abfließende Hypochloritlösung enthält 20
                              									bzw. 18 g aktives Chlor im Liter. Zur Erzeugung von 1 kg aktivem Chlor in Form von
                              									Natriumhypochlorit sind im einen Falle 6, im anderen 7,4 KW/Std. sowie 7,6 bzw. 6,2
                              									kg Kochsalz erforderlich. Der Preis der Hypochloritlauge ist somit in der Hauptsache
                              									von den Kosten für Strom und Salz abhängig. Die Apparate werden für Leistungen von
                              
                              									0,89 bis 2,29 kg aktivem Chlor stündlich gebaut und sind somit auch zur Desinfektion
                              									recht beträchtlicher Wassermengen verwendbar, da man in der Regel auf 1 m3 Wasser nur 1 g aktives Chlor rechnet. Vor dem
                              									Chlorkalkverfahren besitzt diese Sterilisationsmethode eine Reihe unverkennbarer
                              									Vorzüge, so daß sie sicherlich auch im Wasserwerkbetriebe eine Bedeutung erlangen
                              									wird.
                           Sander.
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                           Die Abfallwärme des Kokskuchens und deren mögliche
                                 										Gewinnung. Im Hinblick auf das durch den Krieg schwer erschütterte
                              									Wirtschaftsleben wird auch in den kommenden Friedensjahren die größte Sparsamkeit am
                              									Platze sein. Es ist daher als eine dankenswerte Anregung zu betrachten, wenn H. Wunderlich, Karlsbad, in Heft 16 der Zeitschrift des
                              									Vereines der Gas- und Wasserfachmänner in Oesterreich und Ungarn auf die Möglichkeit
                              									einer Ausnutzung der Abfallwärme des Kokskuchens in Gasanstalten hinweist.
                              									Unzweifelhaft ließen sich Millionen von Pferdestärken im Jahre gewinnen, sofern man
                              									das Dampfgewicht zu verwerten lernt, das Tag für Tag durch die Kokslöschtürme der
                              									genannten Anlagen nutzlos ins Freie entweicht. Führt doch eine Tonne Koks, die mit
                              									1400° C die Kammer verläßt, unter Annahme der spezifischen Wärme 0,2 eine Wärmemenge
                              									von 280000 WE mit sich, die 400 kg Dampf erzeugen könnte. Dieser würde zur Lieferung
                              									einer Arbeit von 26 PS/Std. genügen. Die Größe des Verlustes, den man gegenwärtig
                              									erleidet, läßt sich aber erst ermessen, wenn man hört, daß die jährliche
                              									Kokserzeugung Oesterreich-Ungarns zu 2453000 t angenommen werden darf. Nicht weniger
                              									als 65300000 PS-Stunden werden somit zurzeit ohne Bedenken durch Ablöschen des
                              									Kokskuchens vernichtet. Dessen Verwendung zur Beheizung von dampfkesselartigen
                              									Anlagen scheint Wunderlich durchaus möglich. Zu diesem
                              									Zwecke soll der Koks aus der Kammer durch Zwischenschaltung eines Leittrichters in
                              									einen von Wasser umgebenen Kessel gelangen und dort Dampf erzeugen. Ist seine
                              									Temperatur auf 500 bis 600° C gesunken, so werden die sich oberhalb der glühenden
                              									Masse im Kessel ansammelnden Rauchgase durch den Koks hindurchgeblasen, hierbei
                              									erhitzt und weiterhin in einer den Heizrohrkesseln ähnelnden Vorrichtung zur
                              									Verdampfung verwendet. Es wird auf diesem Wege möglichst alle Wärme aus dem Koks
                              									gewonnen. Der durch mehrere derartige Anlagen erzeugte Dampf ließe sich sammeln und
                              									in Abdampfmaschinen oder -turbinen zur Stromerzeugung verwenden. Das Kondenswasser
                              									könnte den Kesseln wieder zugeführt werden. Die Abkühlung des Kokskuchens auf 100° C
                              									genügte, weil dann nur 0,1 v. H. seines Heizwertes für die Umwandlung in Nutzarbeit
                              									verloren ginge. Eine schräge Anordnung des Kessels würde dessen Entleerung durch
                              									Oeffnen eines Deckels an der Unterseite erleichtern. Voraussetzung für die
                              									Wirtschaftlichkeit einer derartigen Anlage ist, daß die benötigten Kessel,
                              									Armaturen, Rohrleitungen usw. als Massenfabrikate hergestellt werden. Wie sich das
                              									Zusammenarbeiten einer größeren Anzahl von Kesseln gestalten würde, setzt Wunderlich in dem oben erwähnten Aufsatze eingehend
                              									auseinander.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           Wassermessung mittels des Ueberfalls von Cipoletti.
                              									(Professor Luedecke, Der Kulturtechniker Heft 4 1917.)
                              									Zur Messung der von einem Bach oder Graben geführten sekundlichen Wassermenge wird
                              									gewöhnlich der rechteckige Ueberfall benutzt, für den gemeinhin die 1829
                              									veröffentlichte Eytelweinsche Gleichung angegeben
                              									wird
                           Q=\frac{2}{3}\,\mu\,b\,h\,\sqrt{2\,g\,h} . . . . (1)
                           Setzt man hierin μ = 0,63 und g =
                              									9,81 m/Sek.2, so geht die Gleichung über in
                           Q = 1,86 b . h
                                 										. √h m3/Sek. . . . . (2)
                           worin die Breite b und die
                              									Ueberfallhöhe h in m gemessen sind. Mißt man b und h in dm, so wird
                           Q = 5,89 bh .
                                 										√h l/Sek. . . . . (3)
                           Der italienische Ingenieur Cipoletti machte nun 1886
                              									darauf aufmerksam, daß bei Ableitung dieser Gleichung die seitliche Zusammenziehung
                              									des Wasserstrahles nicht berücksichtigt worden ist, und gab an, daß die obigen
                              									Formeln genau für Ueberfälle gelten, deren Seitenkanten im Verhältnis 1 : 4 gegen
                              									die Lotrechte geneigt sind derart, daß sich der Ueberfall nach oben entsprechend
                              									verbreitert. Der Cipolettische Ueberfall wurde von Cone in der landwirtschaftlichen Versuchsstation des
                              									Staates Colorado einer eingehenden Prüfung in 219 Einzelversuchen unterzogen, und
                              										Cone kam zu dem Ergebnis, daß die Eytelweinsche Formel dafür unzutreffend ist. Er stellte
                              									die folgende auf, die als Monstrosität bezeichnet werden muß:
                           Q=3,247\,b\,.\,h^{1,48}-\left(\frac{0,566\,b^{1,8}}{1+2\,b^{1,8}}\right)\,.\,h^{1,9}+0,609\,h^{2,5} . (4)
                           und deren Ergebnise um nicht mehr als ½ v. H. von den
                              									gemessenen Werten abweichen. Da diese Formel, in der die Längen b und h in Fuß und Q in Kubikfuß-Sek. erscheinen, natürlich völlig
                              									unbrauchbar ist, so suchte Luedecke eine einfächere
                              									aufzustellen:
                           Q = (0,0807h)1,55 . b0,94 l/Sek. . . . (5)
                           wenn b und h in cm gemessen sind.
                           Weil nun auch diese einfachere Gleichung für praktische Rechnungen noch wenig
                              									geeignet ist, trägt Luedecke die Ergebnisse in einem
                              									logarithmischen Maßstab auf, in dem die einzelnen Reihen als gerade Linien gleicher
                              									Neigung erscheinen, die aber zum Teil nicht unerheblich von den gemessenen
                              									Linienreihen abweichen, welche eine deutliche Krümmung und verschiedene Neigungen
                              									aufweisen. Die von Luedecke berechnete Tafel der
                              									Abweichungen hat Berichterstatter – anscheinend als erster – dadurch erweitert, daß
                              									er die aus der ganz einfachen Formel (3) folgenden Wassermengen berechnete und den
                              									prozentualen Fehler gegenüber der Messung eintrug. Es ergab sich: Die einfachen, der
                              									Theorie entsprechenden Formeln (2) oder (3) schließen sich den Messungen mit einem
                              									Fehler von weniger als 1 v. H. erheblich genauer an als die Formel (5), wenn man sie
                              									nur für h < 0,4 b benutzt, wie das in der Praxis
                              									kaum jemals anders der Fall sein dürfte. Außerdem zeigen einzelne, von der
                              									theoretischen Formel unverhältnismäßig stark abweichende, direkt aus der Reihe
                              									herausfallende Werte der Unterschiede, daß die amerikanischen Messungen teilweise
                              									auch mit einem Fehler von etwa 1 v. H. behaftet sind, der wohl nicht zu
                              									unterschreiten ist. Bei den ganz breiten Ueberfällen, für die die Fehlerkurve ein
                              									ganz anderes Aussehen erhält, sind die Ueberfallhöhen
                           h = (0,20 ÷ 0,27) b bei b = 9,14 m,
                           h = (0,10 ÷ 0,24) b bei b = 12,22 m
                           zu vermeiden, wenn der Fehler 1 v. H. nicht übersteigen soll.
                              									Es gelingt mit Leichtigkeit, indem man μ von der Höhe
                              										h und der Wurzel aus der Breite b abhängig macht, die Formeln (2) und (3) auch
                              									weiterhin den Versuchen mit derselben Genauigkeit anzupassen.
                           Auf Grund dieser Darstellungen muß der erste Teil der Arbeit als verfehlt bezeichnet
                              									werden. Es ist eine bekannte, von Weierstraß bewiesene
                              									Tatsache, daß eine gegebene stetige Funktion, die gewissen Bedingungen genügt, durch
                              									eine ganze Funktion mit beliebiger Genauigkeit dargestellt werden kann. Man kommt
                              									aber der Wirklichkeit mit derjenigen Funktion am nächsten, die sich aus einer –
                              									natürlich richtigen – theoretischen Ableitung ergibt, und diese Funktion mit passend
                              									gewählten Beiwerten ist eben für die Darstellung physikalischer Vorgänge zu
                              									benutzen, nicht aber eine ganz willkürlich gegriffene. Auch die Auftragung in
                              									logarithmischen Koordinaten erscheint in diesem Fall mindestens unzweckmäßig.
                              									Richtiger wäre es schon gewesen, einfach die von Cone
                              									gemessenen Werte in einem gewöhnlichen Koordinatennetz aufzutragen, woraus sich dann
                              									bequem andere Zahlen hatten interpolieren lassen, während Luedecke jetzt die Vorschrift geben muß, möglichst die von Cone gewählten Breiten beizubehalten.
                           Wichtiger als die Formel (5) und ihre Auftragung dürften folgende Angaben sein: Soll
                              									das Ergebnis keine größere Unsicherheit haben als ½ v. H., so muß die Ablesung der
                              									Ueberfallhöhe genau sein
                           
                              
                                 bei
                                 
                                    h =
                                    
                                 0,7
                                 1,5
                                 3,0
                                 4,5
                                 6,0
                                 dm
                                 
                              
                                 bis
                                 auf
                                 ¼
                                 ½
                                 1
                                 1½
                                 2
                                 mm.
                                 
                              
                           Es ist das nur erreichbar, wenn an dem Maßstab verschiebbar
                              									eine Hakenspitze angebracht wird, die den Wasserspiegel von unten gerade berührt,
                              									und wenn ferner die Messung durch Umbau des Maßstabes mit einer Tonne oder
                              									dergleichen nicht von Wellen beeinflußt werden kann. Dazu tritt noch ein Fehler von
                              									etwa 1 v. H., wenn die. Wassergeschwindigkeit im Zulaufgraben vor dem Ueberfall 1
                              									dm/Sek. beträgt, und zwar ist natürlich die gemessene Wassermenge um diesen Betrag
                              									größer als Formel (3) liefert.
                           Im zweiten Teil der Arbeit berechnet Luedecke die
                              									Ausflußmenge aus einem dreieckigen Ueberfall, der für die Messung kleiner
                              									Wassermengen sehr vorteilhaft ist. Die theoretische Formel
                           Q=\frac{4}{15}\,.\,\mu\,.\,b\,.\,h\,.\,\sqrt{2\,g\,h}\mbox{ m}^3/\mbox{Sek.} . . (6)
                           liefert sehr gute Uebereinstimmung mit den Versuchen von Thomson aus den Jahren 1858 und 1861 und den neueren von
                              										Cone, wenn μ = 0,59
                              									darin eingesetzt wird. Bemerkt sei, daß die Versuche mit Dreiecküberfällen
                              									angestellt worden sind, bei denen der, Spitzenwinkel 90° betrug. In diesem Fall geht
                              									Formel (6) in die von Luedecke gegebene
                           Q = 0,0138 h2 . √h
                              									l/Sek. . . . (7)
                           über, wenn h in cm gemessen
                              									wird.
                           Stephan.
                           ––––––––––
                           Ein zeichnerisches Verfahren zur Aufstellung empirischer
                                 										Formeln mit Potenzcharakter. In Heft 36 der Zeitschrift des Vereins
                              									deutscher Ingenieure stellt sich G. Eichelberg die
                              									Aufgabe, für y=c_{\mbox{p}}-c_{\mbox{p}_0}=f\,(p,\,T), wo p der Druck, T die absolute Temperatur,
                              									c_{\mbox{p}_0} und cp die
                              									spezifischen Wärmen des Wasserdampfes für p = 0 bzw.
                              									für beliebigen Druck sind, einen zweigliedrigen Potenzausdruck von der Form
                              									y=\frac{\varphi_1}{T^\alpha}+\frac{\varphi_2}{T^\beta} zu finden. Hierbei sollen φ1 und φ2 reine Druckfunktionen sein, während die Wahl der
                              									Exponenten α und β durch
                              									die Bedingung beschränkt wurde, daß ln T nicht
                              									auftritt, wenn man Integrationen vornimmt, um beispielsweise das spezifische Volumen
                              										v gemäß der Clausiusschen Gleichung \left(\frac{\partial\,c_{\mbox{p}}}{\partial\,p}\right)_{\mbox{T}}=-A\,T\,\left(\frac{\partial^2\,v}{\partial\,T^2}\right)_{\mbox{p}} aus cp zu berechnen. Das zur Lösung der Aufgabe
                              									angewandte zeichnerische Verfahren kann auf allgemeines Interesse Anspruch machen,
                              									da es auch bei Aufstellung anderer, ähnlich gebauter empirischer Gleichungen
                              									verwendbar sein dürfte. Um zum Ziele zu gelangen, benutzte Eichelberg bei Bestimmung von cp die Tcp-Schaubilder von Knoblauch und Winkhaus und trug über log T
                              									als Abszisse Kurven für y . Tα in ein Koordinatensystem ein unter
                              									Zugrundelegung der Drücke von 2, 6, 10, 14 und 20 at sowie der Werte α = 3 bzw. 4. Hierauf wurde auf durchsichtigem Papier
                              									in einem zweiten Koordinatensystem \frac{1}{\beta}\mbox{ log}\,z als Funktion von z für β = 9, 10 oder 11
                              									aufgezeichnet und beide Systeme so gegeneinander verschoben, daß zwei Kurven zur
                              									Deckung gelangten. Dann ist, wie man unschwer erkennt, y
                                 										Tα
                              									= a + z und \mbox{log}\,b=\mbox{log}\,T+\frac{1}{\beta}\mbox{ log}\,z, woraus folgt y=\frac{a}{T^\alpha}+\frac{b^\beta}{T^\alpha+\beta} d. i.
                              									eine Gleichung der gewünschten Form. Wiederholt man dies Verfahren und zeichnet a als Druckfunktion auf, so zeigt sich die
                              									überraschende Tatsache, daß die aus den a-Werten
                              									aufgetragene Druckfunktion φ1 nahezu durch eine Gerade wiedergegeben werden kann, d.h. in dem
                              									Ausdrucke für y tritt die lineare Druckfunktion φ1
                              									= C1p auf. Verbessert man die Ordinatenverschiebungen
                              									entsprechend den a ersetzenden Geraden und bringt die
                              									Systeme wiederum zur Deckung, so ergibt sich ein parabelähnlicher Verlauf von b, und mit vorzüglicher Annäherung an die Versuchswerte
                              									konnte Eichelberg die Formel c_{\mbox{p}}={c_{\mbox{p}}}^0+\frac{C_1\,p}{T^4}+\frac{C_2\,.\,(p+2\,.\,10^4)^{3,2}-C_3}{T^{15}} aufstellen. Daß diese den Forderungen der
                              									Wärmetheorie entspricht, wurde bereits an anderer Stelle gezeigt.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           Die Gasanstalten im Kriege. Ueber seine Kriegserfahrungen
                              									im Gaswerk Berlin-Mariendorf macht Generaldirektor E. Körting beachtenswerte Mitteilungen im Journal für Gasbeleuchtung Bd. 60
                              									S. 1 bis 4, 13 bis 16. Er bespricht zunächst eingehend die Schwierigkeiten, die
                              									sich bei der Beschaffung und Lagerung der Kohlen sowie beim Betrieb der
                              									verschiedenen Ofensysteme infolge der wechselnden Beschaffenheit der Kohlen und
                              									infolge des Mangels an gelernten Arbeitern ergaben. Diese Umstände haben die
                              									Leistungsfähigkeit der Oefen stark vermindert, so sank die durchschnittliche
                              									Gaserzeugung einer Retorte von 360 m3 im Januar
                              									1914 auf 337 m3 im Januar 1915 und auf 313 m3 im Januar 1916. Zugleich stieg die Zahl der
                              									Ofenarbeiter um 50 v. H. Während im Jahre 1913 für eine tägliche Gaserzeugung von
                              									320000 m3 150 Mann erforderlich waren, wurden 1916
                              									für eine Erzeugung von 330000 m3 223 Arbeiter
                              									benötigt. Weiter erörtert Verfasser die Maßnahmen, die bei einer Beschädigung des
                              									Gaswerks oder bei Kohlenmangel zur Aufrechterhaltung der Gasversorgung zu treffen
                              									sind. Durch Einhaltung eines Drucks von 3 bis 5 mm im Hauptrohr schützt man sich mit
                              									Sicherheit vor der Gefahr, daß sich im Rohrnetz ein explosives Gas-Luftgemisch
                              									bildet; ferner sind alle Gasabnehmer raschestens davon zu verständigen, daß
                              									sämtliche Hähne geschlossen werden müssen. Die Frage, ob es im Interesse der
                              									Allgemeinheit liegt, den Gasverbrauch erheblich herabzusetzen, ist, soweit es sich
                              									um Heizgas handelt, entschieden zu verneinen, denn einmal ist der Wirkungsgrad der
                              									Gasbrenner und -öfen viel höher als bei der Kohlenfeuerung und ferner wird Gaskoks
                              									in großem Umfange für Zentralheizungen verwendet, so daß durch verminderte
                              									Gaskokserzeugung eine verstärkte Zufuhr von Zechenkoks erforderlich wird. Dagegen
                              									bedeutet jede Ersparnis an Beleuchtungsgas einen direkten Minderverbrauch an Kohle
                              									bzw. an Waggonraum. Zur „Streckung“ des Gases konnte an verschiedenen Orten
                              									ein Mischgas mit 33⅓ v. H. blauem Wassergas ohne Schaden verwendet werden, auch
                              									durch Vergasung von Holz kann man sich helfen. Die Auswaschung des Benzols aus dem
                              									Gas hat außer einer Verminderung des Heizwertes Verstopfungen der Rohre durch Rost
                              									und Naphthalin verursacht. Zur Beseitigung dieser Naphthalinverstopfungen empfiehlt
                              									Verfasser das Einblasen von Benzolvorlauf in die Rohrleitung mittels
                              									Kohlensäuredruckes und beschreibt einen eigens hierfür gebauten, tragbaren Apparat.
                              									Weiter berichtet er über die Anschlußbewegung, die infolge des Aufhörens der
                              									Bautätigkeit stark zurückging; dieser Rückgang wurde auch durch die infolge des
                              									Petroleummangels neu hinzugekommenen Gasabnehmer nicht wettgemacht. Zum Schluß geht
                              									Verfasser noch auf die Gasversorgung der Privatabnehmer sowie auf die öffentliche
                              									Beleuchtung näher ein, die schon in den ersten Kriegsmonaten in einzelnen Gemeinden
                              									eine Einschränkung bis zur Hälfte erfahren hat.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Die Eisen- und Metallindustrie in Norwegen im Jahre 1916.
                              									Die norwegische A/S. Sydvaranger stand auch 1916 unter
                              									dem Einfluß des Krieges. Trotz des verschärften Handelskrieges und der schon vorher
                              									bestehenden großen Schwierigkeiten in der Beschaffung von Kohlen und
                              									Gebrauchsgegenständen und in der Verschiffung konnte die Erzeugung noch bis Ende Mai
                              									auf der normalen Höhe gehalten werden. Dann trat infolge von Arbeiterschwierigkeiten
                              									ein merkbarer Rückgang ein. Die Erzeugung ging auf 842240 t zurück, hiervon wurden
                              									313500 t Schlick erzeugt und daraus wieder 226650 t Briketts hergestellt. Zur
                              									Ausfuhr gelangten 328471 t einschließlich eines kleinen inländischen Verbrauchs. Das
                              									Lager von Ausfuhrerzeugnissen beläuft sich jetzt auf 480000 t, die mit einem
                              									bedeutend niedrigeren Preise zu Buch stehen als für die Lieferung nach dem Kriege
                              									geboten worden ist. Im Laufe des Jahres 1916 wurde an den Neuanlagen, soweit die
                              									Arbeiterverhältnisse und die Anlieferung der Materialien es gestatteten, weitergearbeitet. Die
                              									Erweiterung des Ramenwerkes wurde vollendet und der Bau von Arbeiterwohnhäusern und
                              									Eigenheimen fortgesetzt. Das Aktienkapital beträgt 23 Mill. Kronen, die Hypotheken
                              									belaufen sich auf 15 Millionen. Vom Ueberschuß von 2333000 Kronen verbleibt nach den
                              									Abschreibungen auf die Anlagen, den Reservefonds usw. ein Reingewinn von 1191000
                              									Kronen, der in seiner Gesamtheit auf neue Rechnung vorgetragen wird, so daß für 1916
                              									kein Gewinnanteil zur Ausschüttung gelangt.
                           Melö-Grube im Tromsö Amt erzeugte 31000 t Stückerz; 78 Arbeiter. Fosdalen-Grube etwa
                              									10000 t Schlick und 140 t Schwefelkies; 67 Arbeiter. Bei den Rödsand-Gruben bei
                              									Kristiansund N wurde eine geringe Menge Schlick gewonnen. Klodeborg-Grube bei
                              									Arendal: 18000 t Prima- und 3000 t Sekunda-Erz; 66 Arbeiter. Bei der Söftestad-Grube
                              									bei Arendal wurde der Betrieb 1916 wieder aufgenommen. Diese Grube führt
                              									phosphorreiches Eisenerz (Thomaserz). Bei den Gruben auf Langöen bei Kragerö wurden
                              									6600 t Erz gefördert und bei Tinfos-Eisenwerk geschmolzen. Die Fehus-Gruben bei
                              									Ulefoß hatten bei einer Arbeitsstärke von 125 Mann eine Erzeugung von etwa 20000 t,
                              									wovon 2275 t bei den elektrischen Oefen bei Ulefoß geschmolzen wurden; die daraus
                              									gewonnenen 1120 t Elektroeisen wurden in der Gießerei bei Ulefoß verwandt. Ulefoß
                              									Eisenwerk, im wesentlichen eine Gießerei, beschäftigte etwa 300 Arbeiter. Bei dem
                              									Tinfoß elektriske Jernwerk mußte der Betrieb wegen Mangels an Elektroden zeitweise
                              									eingestellt werden. Die Erzeugung erreichte demzufolge nur eine Höhe von 5043 t
                              									Roheisen. Es handelt sich dabei durchgängig um Qualitätseisen mit verschwindendem
                              									Schwefelgehalt und möglichst geringem Gehalt an Phosphor. Es ist auch Roheisen mit
                              									besonders hohem Siliziumgehalt (5 bis 6 v. H.) erzeugt worden. Die Gesamterzeugung
                              									von Eisenerz betrug etwa 410000 t, davon etwa 225000 t Briketts (von Sydvaranger),
                              									etwa 100000 t Schlick und etwa 80000 t Stückerz. Der inländische Verbrauch betrug
                              									etwa 14000 t. Ausgeführt wurden insgesamt etwa 400000 t, davon von Sydvaranger
                              									328000 t. Der Wert beträgt schätzungsweise 10 Millionen Kronen. Die Zahl der bei den
                              									Eisenbergwerken, den beiden elektrischen Eisenwerken und Naeß-Eisenwerk
                              									beschäftigten Arbeiter betrug Ende des Jahres 1916 etwa 2000.
                           Der europäische Bedarf an Chromerz war in den letzten Jahren vor dem Kriege
                              									wesentlich durch Einfuhr aus der französischen Kolonie Neukaledonien und aus
                              									dem Innern Südafrikas gedeckt worden. Der Krieg hat eine gewaltige Preissteigerung
                              									für Chromeisen bewirkt, was zur Folge hatte, daß in verschiedenen alten Gruben in
                              									Norwegen der Betrieb wieder aufgenommen wurde, so bei Röros, und in Desje und an
                              									einigen anderen Stellen. Insgesamt wurden in den Gruben etwa 150 Mann beschäftigt
                              									und 3000 t Chromerz mit einem Chromoxydgehalt von durchschnittlich etwa 30 v. H.
                              									gewonnen. Das Erz wurde, soweit bekannt, größtenteils nach Schweden ausgeführt. Im
                              									Herbst 1916, nachdem der große Arbeiterstreik beendet worden war, beschäftigten die
                              									norwegischen Bergwerke insgesamt etwa 8500 Arbeiter; davon entfallen auf die Kupfer-
                              									und Kiesgruben 4800, auf die Eisenbergwerke und Eisenwerke 2000, auf die Nickelwerke
                              									700, auf die Silberwerke 400, auf die Molybdängruben 400 und auf die Chromerzgruben
                              									150. Der Rohwert der Erzeugung wird auf 35 bis 40 Millionen Kronen frei Hafen
                              									geschätzt.
                           Die Eisen- und Metallindustrie stand im Zeichen stark gehobener Tätigkeit. Die durch
                              									den reichen Zufluß an Geldmitteln hervorgerufene Blüte des Erwerbslebens hatte zur
                              									Folge, daß Bestellungen auf Neuanlagen und Erweiterungen sowohl innerhalb der
                              									Branche selbst als auch für andere Geschäftszweige einliefen. Die meisten
                              									Werkstätten konnten im Laufe des Jahres die noch laufenden Verträge aus der Zeit vor
                              									dem Kriege erledigen.
                           Die Preissteigerung auf alle Rohmaterialien, Heizstoffe und Arbeitslohn hat 1916
                              									angedauert. Aber die Werkstätten konnten in diesem Jahre, wo sie nicht mehr durch
                              									alte Verträge gebunden waren, mehr Rücksicht darauf nehmen, und es ist anzunehmen,
                              									daß 1916 weit günstigere Betriebsergebnisse erzielt worden sind als früher. Dieses
                              									Ergebnis war aber nur unter Ueberwindung großer Schwierigkeiten zu erreichen; die
                              									Einfuhr von Rohmaterialien, Brennstoffen und Halbfabrikaten ist weit hinter der des
                              									Vorjahres zurückgeblieben, so daß der erhöhte Bedarf durch die Einfuhr nicht gedeckt
                              									werden konnte und die Lager fast geräumt wurden. Vielleicht wird damit zu rechnen
                              									sein, daß viele Betriebe 1917 den Betrieb einschränken, wenn nicht gar einstellen
                              									müssen. Auch war die Eisen- und Metallindustrie einem ernsten Konflikt ausgesetzt,
                              									indem die Arbeiter nahezu zwei Monate die Arbeit einstellten. (Aus einem Bericht des
                              									Kaiserl. Generalkonsulats in Kristiania vom 12. November 1917.)