| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 101 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Heißdampfturbinen für Handelsschiffe. Der
                              									Turbinenantrieb für Handelsschiffe, im besonderen für Frachtdampfer, hat während des
                              									gegenwärtigen Krieges mehr Förderung erfahren, als man zunächst anzunehmen geneigt
                              									ist. Vor allem hat die konstruktive Weiterentwicklung der Rädergetriebe zur
                              									mehrstufigen Bauart hierzu beträchtlich beigetragen. Einerseits ermöglichen diese
                              									gegenüber dem normalen Kolbenmaschinenantrieb mit Verwendung raschlaufender Turbinen
                              									eine erhebliche Herabsetzung des Gewicht- und Platzbedarfes der Antriebsanlage, der
                              									der Ladefähigkeit zugute kommt, andererseits gewährleisten sie eine weitaus höhere
                              									Betriebswirtschaftlichkeit. Spielten die Betriebskosten früher gerade bei
                              									Frachtdampfern gegenüber den Anlagekosten eine wenig maßgebende Rolle, so haben sich
                              									die Verhältnisse heute dank den sprunghaft gesteigerten Brennstoffkosten und
                              									Frachtraten von Grund aus geändert. Jedenfalls dürfte, so lange sich die
                              									gegenwärtige Knappheit an verfügbarem Schiffsraum geltend macht, der einen Neubau in
                              									Frage ziehende Reeder eine Erhöhung des notwendigen Anlagekapitals, wie es die
                              									Wahl einer Turbinenanlage mit Rädergetriebe zweifellos bedingt, wesentlich leichter
                              									in Kauf nehmen, wenn damit eine Herabsetzung der Betriebskosten gewährleistet
                              									scheint. Sie wird bei Verwendung mäßiger Dampfüberhitzung, die für derartige
                              									Turbinenanlagen neuerdings energisch angestrebt wird, in um so höherem Maße in die
                              									Erscheinung treten.
                           Die Betriebschwierigkeiten, die dem Arbeiten mit Heißdampf bei Schiffsturbinenanlagen
                              									entgegenstehen, liegen vor allem in den wechselnden Wärmewirkungen beim Umsteuern.
                              									Deshalb sind gerade Turbinenanlagen mit wechselndem Drehsinn, wie die Turbinen mit
                              									Rädergetriebe, den Turbotransformatoranlagen und den turboelektrischen Anlagen
                              									gegenüber bezüglich der wirtschaftlichen Ausnutzung des Heißdampfes im Nachteil.
                              									Jedenfalls wird man sich bei Turbinenanlagen mit Rädergetriebe vergleichsweise mit
                              									mäßigerer Ueberhitzung begnügen müssen als bei Turbinen mit gleichbleibendem
                              									Drehsinn. Neuerdings sucht man nun die praktisch gezogenen Grenzen der Ueberhitzung
                              									mit Rücksicht auf die wachsende
                           
                           Relative Vergleichszahlen (v. H.) für
                              									Schiffsdampfmaschinenanlagen verschiedener Art mit und ohne Ueberhitzung.
                           
                              
                                 
                                    
                                    Art der Anlage
                                    
                                 Brennstoff-verbrauch
                                 Maschinen-gewicht
                                 Bodenfläche
                                 
                              
                                 Maschinen-raum
                                 Kesselraum
                                 
                              
                                           I. Schnelldampfer
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 a) 4 Schrauben, direktwirkende Turbinen (1 Hd., 1 Md., 2 Nd.)
                                    											Zylinderkessel,    Sattdampfbetrieb
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 
                              
                                 b) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
                                    											Sattdampf-    betrieb
                                 89
                                 93
                                 90
                                 92
                                 
                              
                                 c) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
                                    											Heißdampf-    betrieb (∞ 55°C Ueberh.)
                                 84,5
                                 93,5
                                 90
                                 86
                                 
                              
                                 d) 2 Schrauben, Turbinen mit zweistufigem Getriebe, Zylinderkessel,
                                    											Heißdampf-    betrieb (110° C Ueberh.)
                                 75
                                 88,5
                                 86
                                 77
                                 
                              
                                           II. Fracht- und
                                       											Passagierdampfer
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 a) 3 Schrauben, Kolbenmaschinen mit Abdampfturbine, Zylinderkessel,
                                    											Satt-    dampfbetrieb
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 
                              
                                 b) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
                                    											Sattdampf-    betrieb
                                 93
                                 80
                                 87
                                 92
                                 
                              
                                 c) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
                                    											Heißdampf-    betrieb (∞ 55°C Ueberh.)
                                 88
                                 81
                                 87
                                 91
                                 
                              
                                 d) 2 Schrauben, Turbinen mit zweistufigem Getriebe, Zylinderkessel,
                                    											Heißdampf-    betrieb (∞ 110° C Ueberh.)
                                 74
                                 72
                                 83
                                 80,5
                                 
                              
                                           III. Kanaldamfer
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 a) 3 Schrauben, direktwirkende Turbinen (1 Hd., 2 Nd), Zylinderkessel,
                                    											Satt-    dampfbetrieb
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 
                              
                                 b) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Wasserrohrkessel,
                                    											Satt-    dampfbetrieb
                                 91,5
                                 75
                                 100
                                 97
                                 
                              
                                 c) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Wasserrohrkessel,
                                    											Heiß-    dampfbetrieb (∞ 55° C Ueberh.)
                                 86,5
                                 76
                                 100
                                 97
                                 
                              
                                 d) 2 Schrauben, Turbinen mit zweistufigem Getriebe, Wasserrohrkessel,
                                    											Heiß-    dampfbetrieb (∞ 110° C Ueberh.)
                                 73,5
                                 68
                                 95
                                 86
                                 
                              
                                           IV. Frachtdampfer
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 a) 2 Schrauben, Dreifachexpansionsmaschinen, Zylinderkessel.
                                    											Sattdampfbetrieb
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100
                                 
                              
                                 b) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
                                    											Sattdampf-    betrieb
                                 83,5
                                 79
                                 85
                                 95,5
                                 
                              
                                 c) 2 Schrauben, Turbinen mit einstufigem Getriebe, Zylinderkessel,
                                    											Heißdampf-    betrieb (∞ 55° C Ueberh.)
                                 79
                                 79,5
                                 85
                                 94
                                 
                              
                                 d) 2 Schrauben, Turbinen mit zweistufigem Getriebe, Zylinderkessel,
                                    											Heiß-    dampfbetrieb (∞ 110° C Ueberh.)
                                 66
                                 72,5
                                 80
                                 87,5
                                 
                              
                           Bedeutung der Betriebswirtschaftlichkeit auch bei den Turbinen
                              									mit Rädergetriebe möglichst hinaufzuschieben. Die hierfür in Frage kommenden
                              									konstruktiven Maßnahmen stehen einerseits im Zusammenhange mit der Wahl des
                              									Uebersetzungsverhättnisses, andererseits mit der Leistungsverteilung. Beide müssen
                              									so gewählt werden, daß die Turbinenanlage im Hochdruckteil bei ausreichender
                              									Bemessung der Beschaufelung eine möglichst steife und gedrungene Bauart erhält.
                              									Demzufolge wird bei größeren Turbinenanlagen mit Rädergetriebe das zur Verfügung
                              									stehende Wärmegefälle neuerdings meist auf drei Turbinen mit verschiedener Drehzahl
                              									(etwa 4000, 3000 und 2000 Umdr./Min.) verteilt, und zwar derart, daß auf die mit
                              									Rücksicht auf den Austrittsverlust mit der niedrigsten Drehzahl arbeitende
                              									Niederdruckturbine etwa die halbe Leistung entfällt, auf die mit höherer
                              									Umlaufgeschwindigkeit arbeitende Mitteldruck- und Hochdruckturbine je ein Viertel
                              									der Gesamtleistung.
                           Eine etwas radikal erscheinende konstruktive Maßnahme zur Beschränkung der Baulänge
                              									derartiger Getriebeturbinen schlägt neuerdings Parsons
                              									vor. Die Schaufelkränze erhalten nach seinem Vorschlage Deckbänder, die seitlich
                              									zugeschärft sind, also eine ringförmige Schneide bilden. Da diese bis dicht an den
                              									nächsten Schaufelkranz heranreicht, können die Spaltverluste ziemlich herabgesetzt
                              									werden. Hand in Hand mit dieser Maßnahme geht die völlige Beseitigung des
                              									Ausgleichkolbens. Sie ist natürlich nur bei raschlaufenden Turbinen mit
                              									vorgeschaltetem Aktionsrade, also mit sehr geringem Druckgefälle der Trommel, wie es
                              									bei Turbinenanlagen der gekennzeichneten Art tatsächlich vorhanden ist, praktisch
                              									durchführbar. Der gesamte entstehende Achsialschub wird von einem
                              									Michell-Drucklager aufgenommen.
                           Schiffsturbinenanlagen mit zweistufigem Rädergetriebe, die für die Verwendung mäßig
                              									überhitzten Dampfes entworfen sind, hat man, wie bei der Eröffnungsansprache der
                              									Institution of Engineers and Shipbuilders in Scotland mitgeteilt wurde (Engineering
                              									9. Nov. 1917) neuerdings in England in ziemlich großer Zahl in Bau gegeben. Bei
                              									einer Ueberhitzung von ? 55° C rechnet man gegenüber gleichartigen mit Sattdampf
                              									betriebenen Anlagen mit einer Dampfersparnis von etwa 9 v. H. und einer
                              									Brennstoffersparnis von 5 bis 6 v. H. Steigert man die Ueberhitzung auf das
                              									Doppelte, ein Maß, das unter den gekennzeichneten konstruktiven Maßnahmen auch bei
                              									Turbinenanlagen mit Rädergetriebe keinen betriebstechnischen Bedenken begegnen
                              									dürfte, dann steigern sich die wirtschaftlichen Ergebnisse ganz unverhältnismäßig.
                              									Die vorstehende Zusammenstellung gibt für die vier Haupttypen von Handelsschiffen
                              									eine vergleichende Uebersicht über die bei den verschiedenen, in Frage kommenden
                              									Antriebsanlagen zu erwartenden wirtschaftlichen Verhältnisse.
                           Kraft.
                           ––––––––––
                           Eine Knallgasexplosion in der Stahlflasche. Infolge der
                              									durch den Krieg bedingten großen Ansprüche an die Industrie und der hiermit
                              									verknüpften Lockerung der strengen Vorschriften mehren sich in letzter Zeit leider
                              									die Unfälle beim Arbeiten mit verdichteten Gasen. Ueber den Hergang einer solchen
                              									Explosion im Eisenbahnwerkstättenamt zu Darmstadt und die sich daraus ergebenden
                              									Lehren berichtet Professor Dr. Wöhler in der Zeitschrift
                              									für angewandte Chemie 1917 Bd. I S. 174. Seine Ausführungen sind als allgemeine Warnung für
                              									weitere Kreise von Interesse. Eine leere Sauerstoffflasche war von dem liefernden
                              									Werk versehentlich mit Wasserstoff gefüllt worden. Der Verbraucher, der den Irrtum
                              									bemerkte, sandte die Flasche an das Werk zurück, wo die Flasche nun mit Sauerstoff
                              									gefüllt wurde, ohne daß aber der Wasserstoff vorher aus der Flasche entfernt wurde.
                              									Bei der Verwendung dieses Gasgemenges trat dann natürlich eine schwere Explosion
                              									ein, wobei drei Arbeiter getötet und mehrere andere verletzt wurden. Daneben
                              									entstand beträchtlicher Sachschaden. Durch die Gewalt der Explosion, bei der die 6
                              										m3 Gas enthaltende Stahlflasche in ganz kleine
                              									Stücke zerrissen wurde, wurden fast alle Fensterscheiben der Werkstätte zertrümmert,
                              									die beiden Türen hinausgedrückt, ferner wurden durch die bis zu 100 m weit
                              									weggeschleuderten Flaschenstücke die elektrischen Leitungen sowie die Wasser-, Luft-
                              									und Heizleitungen durchschlagen. Eine soeben entleerte Sauerstoffflasche gleicher
                              									Größe, die neben der explodierten Flasche stand, wurde in der Mitte durchgerissen
                              									und stark nach innen eingedrückt. Der Wagen, auf dem die beiden Gasflaschen lagen,
                              
                              									wurde vollständig in kleine Stücke gerissen, die Wände der Halle stark beschädigt,
                              									die 12 cm dicke Eisenbetondecke mehrfach durchschlagen sowie der Kessel einer
                              									daneben stehenden Lokomotive verschiedentlich durchlöchert.
                           Die Untersuchung des Vorfalls hatte ein sehr bemerkenswertes Ergebnis. Zunächst muß
                              									man sich fragen, wie ist es möglich, daß eine Sauerstoffflasche mit Rechtsgewinde
                              									mit Wasserstoff gefüllt werden konnte. (Bekanntlich müssen Wasserstoffflaschen mit
                              									Linksgewinde versehen sein.) Es zeigte sich nun, daß die falsche Füllung der Flasche
                              									auf die Verwendung einer eisernen Verschlußmutter zurückgeführt werden muß, wie sie
                              									infolge des Krieges neuerdings an Stelle von solchen aus Messing oder Rotguß
                              									verwendet werden. Diese eisernen Verschlußmuttern sind nicht nur imstande, das
                              									Messinggewinde des Ventilstutzens zu überdrehen und zu verderben, sondern auch es
                              									direkt zu überschneiden, wenn man eine eiserne Verschlußmutter mit falschem Gewinde
                              									benutzt. Dieser letztere Umstand ist natürlich recht gefährlich, und in der Tat
                              									ergab die Untersuchung des Verschlußventils der explodierten Stahlflasche, daß es
                              									durch ein Linksgewinde überschnitten worden war. Vermutlich hatte ein unwissender
                              									Arbeiter mit Hilfe eines Schraubenschlüssels eine eiserne Verschlußmutter
                              									entgegengesetzt aufgeschraubt, so daß auf das in dieser Weise überschnittene Gewinde
                              									der Stahlflasche nunmehr sowohl ein Reduzierventil mit Rechtsgewinde als auch ein
                              									solches mit Linksgewinde aufgeschraubt werden konnte. Auch die sonstigen
                              									Vorschriften zur Verhütung von Unfällen, so namentlich auch die Bestimmung, daß mit
                              									brennbaren Gasen gefüllte Flaschen einen roten Anstrich erhalten sollen, wurden im
                              									vorliegenden Falle außer Acht gelassen.
                           Ein Schutz gegen derartige folgenschwere Verwechselungen wäre die Verwendung von
                              									Verschlußmuttern aus nur solchem Material, das nicht härter als das Ventilmaterial
                              									ist, sowie das Verbot, die Muttern auf die gefüllten Flaschen mit Hilfe des
                              									Schraubenschlüssels aufzudrehen, weil hierbei das Gewinde der Flasche leicht
                              									überdreht oder überschnitten wird, was beim Aufschrauben der Muttern mit der Hand
                              									nicht möglich ist. Der Verbraucher des Gases sollte sich andererseits durch
                              									vorgängige Untersuchung einer kleinen, aus der Flasche entnommenen Probe unbedingt
                              									davon überzeugen, daß die Art des Gases wirklich der Aufschrift auf der Flasche
                              									entspricht, bzw. ob das Gas brennbar ist oder nicht. Nur so lassen sich derart
                              									schwere Unglücksfälle wie der vorstehend geschilderte wirksam verhüten.
                           Sander.
                           Flußeiserne Lokomotivfeuerbüchsen. Für die
                              									Lokomotivfeuerbüchsen wird in Europa überwiegend Kupfer verwendet, obwohl dieses
                              									Material mit steigender Wärme seine Festigkeitseigenschaften unvorteilhaft
                              									verändert. Darum hat man in den Vereinigten Staaten schon im Jahre 1872 die
                              									kupfernen Lokomotivfeuerbüchsen durch eiserne ersetzt. Die Versuche mit flußeisernen
                              									Feuerbüchsen hajben bei uns nicht befriedigt. Bei uns werden die Lokomotiven bei der
                              									Reinigung nicht wie in Amerika unter Feuer gehalten, weil unsere Kohlen meist
                              									Schlacken erzeugen, die zu fest am Rost anbacken. Zur Reinigung eines solchen Rostes
                              									muß das Feuer gelöscht werden. Durch diesen häufigen Wechsel von Erhitzung und
                              									Abkühlung entstehen Spannungen an den Nähten und an den Stehbolzenköpfen, denen das
                              									Kupfer leichter als das Flußeisen folgen kann.
                           Durch den Krieg sind nun auch wir wegen Kupfermangel gezwungen, Lokomotivfeuerbüchsen
                              									aus Flußeisen zu verwenden. Flußeiserne Feuerbüchsen müssen aus gut schweißbarem,
                              									zähem und weichem Siemens-Martineisen hergestellt werden. Das Material darf weder
                              									Blasen noch Kantenrisse zeigen und muß ein gleichmäßiges Gefüge besitzen. Es soll
                              									bei geringerer Festigkeit größtmögliche Dehnung besitzen, und zwar 34 bis 41
                              										kg/mm2 Festigkeit und 24 v. H. Mindestdehnung.
                              									Das Flußeisen soll möglichst frei von Beimengungen sein und nicht mehr als 0,04 v.
                              									H. Phosphor und 0,03 v. H. Schwefel enthalten. Durch Siliziumgehalt wird das
                              									Flußeisen gasblasenärmer. Silizium macht aber das Flußeisen spröder und
                              									wärmeempfindlicher, so daß solches Material für Feuerbüchsen nicht verwendet werden
                              									kann.
                           Zur Herstellung von Flußeisenblechen für Lokomotivfeuerbüchsen dürfen nur ausgesuchte
                              									Rohstoffe verwendet werden, die sorgfältig unter Zusatz von Spiegeleisen zu
                              									desoxydieren sind. Die so erhaltenen Feuerbüchsbleche sind dann noch zu vergüten,
                              									wie dies bei Qualitätsmaterial üblich ist, d.h. die Bleche sind noch bei 850 bis
                              									900° ½ Stunde lang zu glühen. In der Tab. 1 sind die Versuchsergebnisse enthalten,
                              									die an elf verschiedenen derartig geglühten Feuerbüchsblechen erhalten wurden.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Physikalische Eigenschaften
                                 ChemischeZusamensetzung
                                 
                              
                                 Festigkeitkg/mm2
                                 Dehnungauf200 mmin v. H.
                                 Schlag-arbeitmkg/cm2
                                 Cv. H.
                                 Mnv. H.
                                 Pv. H.
                                 Sv. H.
                                 
                              
                                   1
                                 37,1
                                 33
                                 26,5
                                 0,095
                                 0,47
                                 0,038
                                 0,022
                                 
                              
                                   2
                                 35,0
                                 28
                                 26,4
                                 0,100
                                 0,35
                                 0,028
                                 0,022
                                 
                              
                                   3
                                 37,4
                                 30
                                 26,4
                                 0,095
                                 0,46
                                 0,029
                                 0,022
                                 
                              
                                   4
                                 36,6
                                 28
                                 25,1
                                 0,095
                                 0,48
                                 0,026
                                 0,024
                                 
                              
                                   5
                                 37,0
                                 31
                                 27,2
                                 0,095
                                 0,44
                                 0,024
                                 0,030
                                 
                              
                                   6
                                 36,3
                                 30
                                 30,8
                                 0,090
                                 0,40
                                 0,026
                                 0,028
                                 
                              
                                   7
                                 36,2
                                 32
                                 32,0
                                 0,095
                                 0,44
                                 0,026
                                 0,034
                                 
                              
                                   8
                                 37,1
                                 30
                                 27,0
                                 0,100
                                 0,44
                                 0,023
                                 0,022
                                 
                              
                                   9
                                 35,4
                                 32
                                 26,9
                                 0,085
                                 0,46
                                 0,021
                                 0,028
                                 
                              
                                 10
                                 35,9
                                 34
                                 34,2
                                 0,090
                                 0,42
                                 0,018
                                 0,022
                                 
                              
                                 11
                                 38,4
                                 27
                                 32,2
                                 0,100
                                 0,42
                                 0,016
                                 
                                 
                              
                           Weiterhin wurden Glühversuche an acht Proben ein und desselben Bleches ausgeführt.
                              									Die Glühungen erstreckten sich auf verschiedene Glühdauer, verschiedene Temperatur
                              									und verschiedene Abkühlungsart. In Tab. 2 sind die Versuchsergebnisse
                              									zusammengestellt und in Abb. veranschaulicht. Aus der
                              									Abbildung ist ersichtlich, daß eine Vergütung bei 920° günstigere Gütezahlen ergibt
                              									als bei 850°. Eine lange Glühdauer von einer Stunde wirkt dabei nicht vorteilhafter
                              									als eine solche von 15 Minuten. Die Abkühlung an der Luft statt im Ofen ergibt
                              									günstigere Gütezahlen. Es hat sich bei
                           
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Festigkeit in kg/mm2
                                 Dehnung in v. H.
                                 Gütezahl
                                 
                                    
                                    Bemerkungen
                                    
                                 
                              
                                 Längs
                                 Quer
                                 Mittel
                                 Längs
                                 Quer
                                 Mittel
                                 Längs
                                 Quer
                                 Mittel
                                 
                              
                                 1
                                 40,9
                                 41,9
                                 41,4
                                 24,9
                                 23,7
                                 24,3
                                 65,8
                                 65,6
                                 65,7
                                 1 = Ungeglüht
                                 
                              
                                 2
                                 36,4
                                 39,3
                                 37,9
                                 30,0
                                 25,7
                                 27,9
                                 66,4
                                 65,0
                                 65,7
                                 2 = ¼ Stunde bei 850° geglüht, abgekühlt an Luft
                                 
                              
                                 3
                                 37,0
                                 39,4
                                 38,2
                                 29,5
                                 26,0
                                 27,8
                                 66,5
                                 65,4
                                 66,0
                                 3 = 1 Stunde bei 850° geglüht, abgekühlt an Luft
                                 
                              
                                 4
                                 38,6
                                 39,7
                                 39,1
                                 31,6
                                 26,3
                                 29,0
                                 70,2
                                 66,0
                                 68,1
                                 4 = ¼ Stunde bei 920° geglüht, abgekühlt an Luft
                                 
                              
                                 5
                                 36,1
                                 36,6
                                 36,4
                                 30,3
                                 25,9
                                 28,1
                                 66,4
                                 62,5
                                 64,5
                                 5 = ¼ Stunde bei 920° geglüht, abgekühlt im Ofen
                                 
                              
                                 6
                                 39,1
                                 39,7
                                 39,4
                                 30,3
                                 28,9
                                 29,6
                                 69,4
                                 68,6
                                 69,0
                                 6 = 1 Stunde bei 920° geglüht, abgekühlt an Luft
                                 
                              
                                 7
                                 36,3
                                 36,1
                                 36,2
                                 30,7
                                 29,7
                                 30,2
                                 67,0
                                 65,8
                                 66,4
                                 7 = 1 Stunde bei 920° geglüht, abgekühlt im Ofen
                                 
                              
                                 8
                                 39,2
                                 39,8
                                 39,5
                                 28,7
                                 26,6
                                 27,7
                                 67,9
                                 66,4
                                 67,2
                                 8 = ¼ Stunde bei 1000° geglüht, abgekühlt an Luft
                                 
                              
                           diesen Versuchen ergeben, daß eine Glühung von einer
                              									Viertelstunde bei 920° mit darauffolgender Abkühlung an der Luft genügt, um ein
                              									gleichmäßiges Gefüge und ein gutes Korn zu erzielen. Die Abkühlung im Ofen selbst
                              									ergab sich als nachteilig.
                           Durch eingehende Versuche müßte erst festgestellt werden, ob die üblichen
                              									Blechstärken zweckmäßig sind, oder ob sich bei entsprechender Vergütung geringere
                              									Blechstärken bewähren würden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 104
                              Untersuchung acht verschieden geglühter flußeiserner Feuerbüchsbleche.
                              
                           Bei der Herstellung flußeiserner Feuerbüchsen ist besonders auf die sachgemäße
                              									Ausführung der Stehbolzen und Niete zu achten, so daß örtliche Spannungen, die zu
                              									Rißbildung Veranlassung geben, vermieden werden. Das Auswaschen muß besonders
                              									sorgfältig erfolgen, denn das Ansetzen von Kesselstein an der Wasserseite bewirkt
                              									Erhitzung der Feuerkistenwände und damit zusammenhängend die Aufnahme von Schwefel
                              									und auch Phosphor in den äußeren Schichten des Bleches, so daß in der Nähe der
                              									Stehbolzen und Nieten Spannungen und Risse auftreten. Durch die dauernde
                              									Ueberhitzung wird außerdem das Ferritkorn wachsen, wodurch Sprödigkeit im Blech
                              									entsteht.
                           Um schädliche Einwirkung auf die flußeisernen Bleche möglichst zu vermeiden, ist bei
                              									der Fahrt auf eine gleichmäßige Rostbeschickung zu achten, damit ebenso eine
                              									gleichmäßige Wärmeverteilung erfolgt. Beim Auswaschen der Feuerkiste können
                              									ebenfalls durch rasches Abkühlen Spannungen entstehen, die sich nicht so schnell und
                              									leicht wieder ausgleichen wie beim Kupfermaterial.
                           
                              W.
                              
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                           Glasartiges Porzellan. Glas und Porzellan zeigen
                              									bekanntlich beim Erwärmen ein recht verschiedenes Verhalten. Während Porzellangeräte
                              									leicht springen und infolgedessen eine nachträgliche Formveränderung nicht
                              									gestatten, können die meisten Gläser in der Flamme erweicht, gebogen, gestreckt und
                              									durch Blasen in eine beliebige Form gebracht werden. Von dieser Eigenschaft des
                              									Glases macht der Chemiker im Laboratorium einen ausgiebigen Gebrauch, und hierauf
                              									beruht die Ueberlegenheit des Glases gegenüber dem Porzellan, soweit es sich um
                              									die Herstellung chemischer Apparate handelt. Einer bayerischen Porzellanfabrik (Ph.
                              
                              										Rosenthal & Co, A.-G., Selb i. B.) ist es nun
                              									gelungen, auch Porzellangeräte, die gegen Temperaturwechsel sehr beständig sind,
                              									herzustellen. Zur Lösung dieser Aufgabe war es erforderlich, eine Glasur
                              									herzustellen, die genau den gleichen Ausdehnungskoeffizienten hat wie die
                              									Porzellanmasse selbst. Auf diese Weise lassen sich Porzellangeräte von sehr hohem
                              									Bruchwiderstande und großer Temperaturbeständigkeit erzielen, denn das im
                              									Laboratorium häufig vorkommende Springen von Porzellangeräten bei schroffem
                              									Temperaturwechsel ist in der Regel auf die Auslösung von Spannungen zwischen Masse
                              									und Glasur infolge ungleicher Ausdehnungskoeffizienten dieser beiden Stoffe
                              									zurückzuführen. Dagegen lassen sich bei Tiegeln aus dem neuen Porzellan mit dem
                              									Knallgasgebläse Löcher in die Wandungen schmelzen, ohne daß ein Zerspringen
                              									eintritt; man kann ferner einzelne Porzellanteile genau wie Glas
                              									aneinanderschmelzen, so läßt sich zum Beispiel in die Wandung eines Tiegels ein
                              									Porzellanröhrchen einschmelzen, und schließlich kann man auch das Porzellan im
                              									erweichten Zustande genau wie Glas blasen. Diese guten Eigenschaften sichern dem
                              									neuen Porzellan eine weitgehende Anwendung zu chemischen und technischen
                              									Zwecken.
                           Sander.
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                           Studium der französischen Eisenerzlager. Die britische
                              									Metallindustrie scheint den französischen Eisenerzlagern in der Normandie, der
                              									Bretagne und im Anjou wachsendes Interesse entgegenzubringen. Schon zur Zeit der
                              									Amtstätigkeit der französischen Minister Sembat und Herriot war der Oberstleutnant
                              									Weiß, Generalinspektor der französischen Bergwerke, mit der Prüfung der Bedingungen
                              									beauftragt worden, unter denen die französischen Erze nach England zur Verwendung in
                              									den dortigen Hochöfen ausgeführt werden könnten. Neuerdings hat eine Kommission
                              									englischer Fachleute unter Vorsitz des Obersten Barry die Frage an Ort und Stelle
                              									studiert.
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                           Ukrainische Eisenerze. Die „Neue Freie Presse“ vom
                              									l. Mai schreibt: Die Ukraine hat bis Ende Juli die Ausfuhr von 37½ Mill. Pud
                              									Eisenerz nach Oesterreich-Ungarn zugesichert. Das bedeutet eine Menge von rund 6
                              									Mill. Doppelzentnern. Dieses Quantum, das in erster Linie der österreichischen
                              									Eisenhüttenindustrie zugute kommen dürfte, entspricht rund einem Sechstel der im
                              									Laufe eines Jahres von den österreichischen Hochofenwerken verhütteten
                              									Eisenerzmengen. Die ungarischen Hochöfen dürften auf die Zufuhr fremden Erzes jetzt
                              									nicht mehr angewiesen sein, da Ungarn über einen Ueberschuß an Eisenerzen verfügt
                              									und alljährlich etwa 5 Mill. Doppelzentner Erz an Oesterreich abgibt. Ueberdies
                              									stehen auch die Prijedorer Eisenerze zur Verfügung, die schon infolge der günstigen
                              									Frachtlage Bosniens zu Ungarn im Notfall herangezogen werden könnten. Im letzten Friedensjahr
                              									verarbeiteten die österreichischen Hochofen werke rund 37 Mill. Doppelzentner
                              									Eisenerz im Werte von 53 900000 Kr.
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                           Herstellung von Rechenmaschinen in Schweden. Eine neue
                              									Rechenmaschine ist nach „Göteborgs Handels och Sjöfarts Tidning“ von dem
                              									Mechaniker Anderssen erfunden worden. Es habe sich
                              									bereits eine Aktiengesellschaft „Svenska Räknenmaskiner“ zur Ausbeutung der
                              									Erfindung gebildet, und mit der Herstellung von Probemaschinen sei in Malmö bereits
                              									begonnen worden. Die Gesellschaft hoffe, schon am Schluß dieses Jahres einige
                              									tausend Maschinen auf den Markt bringen zu können und beabsichtige die Errichtung
                              									einer größeren Fabrik, die den Wettbewerb mit dem Auslande aufnehmen soll. Eine
                              									andere Gesellschaft habe sich in Gotenburg zur Uebernahme der Herstellung der
                              									russischen Odhner-Rechenmaschinen gebildet. Das Blatt hofft, daß es der neuen
                              									Industrie gelingen werde, den schwedischen Markt für den Bezug von Rechenmaschinen
                              									nach und nach vom Auslande unabhängig zu machen.
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                           Nickelraffinerien in Kanada. L'Exportateur Francais vom
                              									14. März schreibt: Bekanntlich hat Kanada die reichsten Nickelminen der Welt, doch
                              									konnte es bisher nur sehr wenig Nutzen daraus zu ziehen, da das Raffinieren in
                              									anderen Ländern vorgenommen wurde. Seit einiger Zeit ist man nun aber bestrebt, das
                              									Erz am Ort selbst zu verhütten. Die „British American Nickel Corporation“
                              									läßt gegenwärtig nahe bei Sudbury eine elektrische Schmelzerei errichten, die
                              									2500 t Erz täglich bearbeiten und 20 Mill. Pfund Nickel jährlich hervorbringen soll.
                              
                              									Außerdem läßt die „International Nickel Company“ jetzt bei Port-Colborne eine
                              									Nickelraffinerie erbauen, deren Kosten sich auf 4 Mill. Dollar belaufen sollen. Die
                              									Anfangserzeugung dieser Raffinerie wird 15000000 lbs jährlich betragen, aber spätere
                              									Erweiterungen werden die Produktionsfähigkeit bis auf 60 Mill. lbs erhöhen können,
                              									so daß dieses Werk allein imstande sein dürfte, den gesamten Nickelbedarf der
                              									Industrien des ganzen britischen Reiches zu decken.
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                           Mineralische Rohstoffe in Norwegen. Professor Goldschmidt sprach kürzlich in der „Norwegischen
                                 										Chemischen Gesellschaft“ über neue mineralische Rohstoffe in Norwegen. Nach
                              										„Norges Handels- og Sjöfartstidende“ vom 3. Mai hob der Vortragende
                              									hervor, Norwegen habe an mineralischen Rohstoffen, die vor dem Kriege vom Auslande
                              									eingeführt seien, Ueberfluß; der Krieg habe es nötig gemacht, auch auf diesem
                              									Gebiete die Selbstversorgung der Industrie in Angriff zu nehmen. Durch den großen
                              									Reichtum an mineralischen Rohstoffen eröffneten sich große Zukunftsmöglichkeiten.
                              									Die früher eingeführten Rohstoffe würden hauptsächlich in der Porzellan- und
                              									Glasindustrie, aber auch in technischen Betrieben für medizinischen Gebrauch und für
                              									Ackerbau gebraucht Das gelte besonders für Kiesel, Lehm, Oxyd, Kalkstein und
                              									Magnesiumoxyd. Die Versuche, die jetzt im Laboratorium in Trondhjem vorgenommen
                              									würden, hätten zu guten Ergebnissen geführt.