| Titel: | Neuere Vergaser für Verbrennungskraftmaschinen. | 
| Autor: | Wimplinger | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 127 | 
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                        Neuere Vergaser für
                           								Verbrennungskraftmaschinen.
                        Von Dipl.-Ing. Wimplinger, Berlin.
                        WIMPLINGER: Neuere Vergaser für
                           								Verbrennungskraftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Durch die vollständig veränderten Verhältnisse in der Beschaffung geeigneter
                              									Brennstoffe für den Betrieb von Kraftwagen wird der Vergaserfrage neuerdings große
                              									Beachtung geschenkt. Das Benzin war vor dem Kriege der fast ausschließlich
                              									verwendete Brennstoff. Zurzeit ist es nicht möglich, für den gesteigerten
                              									Automobilbetrieb das hierzu notwendige Benzin zu beschaffen, und wir sind deshalb
                              									gezwungen, im Inlande gewonnene Brennstoffe zu verwenden.
                           Allerdings wurden bereits vor dem Kriege unsere Kraftfahrzeuge nicht mehr mit reinem
                              									Benzin betrieben, sondern mit anderen schwereren Brennstoffen, denen nur ein
                              									geringer Prozentsatz von Benzin zugesetzt war. Ausgedehnte Versuche haben bewiesen,
                              									daß die heutigen automatisch wirkenden Spritzdüsenvergaser auch schwerere
                              									Brennstoffe bei sachgmäßer Einstellung anstandslos vergasen. Auch zum Anlassen der
                              									Maschine verzichtet man auf Benzin, deshalb besitzen die Vergaser besondere
                              									Anlaßvorrichtungen, die ein schnelles Anwerfen der Maschine gestatten.
                           Bei Verwendung schwerer Brennstoffe wie Benzol und Benzolspiritus ist aber auf eine
                              									besonders gute Vorwärmung der angesaugten Luft zu achten, um die Vergasung des
                              									Brennstoffes zu erleichtern. Die Schwierigkeiten, denen man bei der Einregulierung
                              									der Maschine begegnet, sind zum großen Teil auf gänzlich fehlende oder ungenügende
                              									Durchbildung der Vorwärmung zurückzuführen. Diese Schwierigkeiten werden
                              									hauptsächlich durch Niederschläge des Brennstoffes in der Ansaugeleitung verursacht,
                              									was unbedingt vermieden werden muß, um die Maschine auf ruhigen Langsamgang,
                              									sicheres Anspringen und regelmäßigen Gang einregulieren zu können. Die Vorwärmung
                              									kann in verschiedener Weise erfolgen.
                           Die Forderungen, von deren Erfüllung ein richtiges Arbeiten der Maschine abhängt,
                              									sind sehr zahlreich. Es ist nicht allein erforderlich, daß die Vergasung bei jeder
                              									Umlaufzahl der Maschine, bei der höchsten sowohl als bei der geringsten, vollkommen
                              									gleichmäßig erfolgt, wodurch die Anpassungsfähigkeit der Maschine bedingt ist,
                              									sondern es soll außerdem noch der Brennstoffverbrauch so gering wie möglich
                              									sein. Der Maschinengang soll leicht und stoßfrei sein, auch bei der. niedrigsten
                              									Umlaufzahl. Die Uebergänge von einer Umlaufzahl zur anderen sollen rasch und sicher
                              									erfolgen. Das Anlassen der Maschine soll schließlich, wie bereits ausgeführt, selbst
                              									bei kalten Zylindern ohne weiteres möglich sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 121
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 121
                              Abb. 2.
                              
                           Die Forderungen lassen sich jedoch nur mit Vergasern erreichen, an welchen alle
                              									bewegliche Teile und Vorrichtungen, die sich nach entsprechend langem Ger brauche
                              									abnutzen oder verstellen können, vermieden sind. Nur auf diese Weise kann eine stets
                              									gleichbleibende Arbeitsweise des Vergasers erreicht werden. Die meisten bis heute in
                              									Vorschlag gebrachten Lösungen, so verschiedenartig sie auch sind, erfüllen nicht die
                              									genannten Bedingungen.
                           Einen Vergaser neuerer Bauart (DRP. Nr. 296901) zeigt Abb.
                                 										1. Eine Vorrichtung zur automatischen Anpassung des Vergasers an die
                              									Schwankungen der Umlaufzahl der Maschine ist nicht angegeben. Im Prinzip beruht die
                              									Wirkungsweise des Vergasers auf der Eigenschaft der einfachen Spritzdüse. In Abb. 2 ist diese im Schnitt dargestellt. Im
                              									Vergaserraum d mit der Luftdüse e ist die Spritzdüse von unten ausziehbar eingepaßt. Die Düse selbst
                              									besteht aus den beiden Zerstäuberplatten a und b und dem Düsenkopf c.
                              									Platte a ist mit einer kreisförmigen Nut versehen, die
                              									durch eine Zwischenwand in zwei Halbkreise geteilt ist. Dadurch entstehen zwei
                              									voneinander getrennte, unabhängige halbkreisförmige Nuten f und g. Eine jede dieser Nuten hat eine von
                              									unten nach oben in der Halbkreisrichtung schräg zulaufende feine Zuflußöffnung h. Eine weitere glatte Verschlußplatte b liegt auf der Nutenplatte a. Sie bedeckt die Nuten f und g. In der Platte b
                              									befinden sich zwei feine schräg zulaufende Ausflußöffnungen i. Im Düsenkopf c ist die doppelkegelförmige
                              									Oeffnung l angeordnet. Sämtliche Teile sind durch die
                              									Ueberwurfmutter m zu einem Ganzen verbunden. Der
                              									Brennstoff fließt vom Schwimmerraum in die Düsenbohrung n. Durch die Saugwirkung des Motors fließt der Brennstoff durch die
                              									Hohlräume g und h. Aus der
                              									flachen Kammer k tritt dann der Brennstoff in die
                              									eigentliche Spritzdüse c. Ueber die Wirkungsweise
                              									dieser Spritzvorrichtung kann nur der Versuch entscheiden. Da die Spritzdüse aus
                              									mehreren Teilen besteht, ist die Einregulierung für die verschiedenen
                              									Brennstoffsorten nicht einfach.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 122
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 122
                              
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 122
                              Abb. 7.
                              
                           Ein neuartiger Ventilvergaser ist in Abb. 3
                              									dargestellt (DRP. Nr. 299233). Die Regelung geschieht durch einen von Hand
                              									einstellbaren Einsatzkörper, der oben durch einen Deckel a abgeschlossen ist. Unter dem Deckel a sind
                              									die Oeffnungen b angeordnet. Am unteren Ende ist der
                              									Einsatzkörper mit der Hubbegrenzung für das Ventil d
                              									ausgebildet. Das Ventil d regelt selbsttätig den
                              									Luftzutritt bei e und die Brennstoffmenge. Die
                              									Brennstoffmenge wird bestimmt durch die Formgebung der Brennstoffdüse f in der Nähe der festen Brennstoffnadel g, die in den Zerstäuberraum h hineinragt. Durch den Unterdruck im Raume j
                              									wird das Ventil d so weit gehoben, bis es gegen die
                              									untere Kante von c stößt. Die Luft wird durch die
                              									Oeffnungen k im Vergaserkörper i angesaugt, strömt von k nach c und durch die Schlitze b
                              									nach j. Der Brennstoff steigt an der Nadel g empor, die Zerstäubungsluft tritt durch die Bohrungen
                              										k, k1 und k2 zu den
                              									Zerstäubungskanälen l. Der Brennstoff mischt sich mit
                              									der bei c eintretenden Hauptluft. Durch die
                              									Anordnung des Ventils d ist bei dieser Bauart ein
                              									Vergaserbrand ausgeschlossen. Bei Rückschlägen aus dem Motor wird das Ventil d geschlossen, so daß keine Zündflammen bis zum
                              									Brennstoffbehälter gelangen können.
                           Der Vergaser nach Abb. 4 bis 6 (DRP. Nr. 297046) ist
                              									in Gestalt einer Spirale ausgeführt. Im Schwimmergehäuse wird der Brennstoffspiegel
                              									so eingestellt, daß die Oberfläche j dicht unter den
                              									Düsenöffnungen b und f und
                              									der unteren Kante der Drosselklappe zu liegen kommt. Die notwendige Luft wird
                              									während des Langsamganges der Maschine nur durch die Oeffnung n angesaugt. Bei schnellem Gang der Maschine tritt die
                              									eigentliche Spritzdüse in Wirkung. Durch den erzeugten Ueberdruck wird die
                              									Zusatzluftklappe h entsprechend den jeweiligen
                              									Umlaufzahlen der Maschine mehr oder weniger selbsttätig geöffnet. Die Zusatzluft
                              									tritt durch den Stutzen o und Schlitz i tangential in den Vergaserraum g ein und vermischt sich mit dem Gasstrom, welcher bei
                              										n eintritt. Die Drehbewegung des Gasluftgemisches
                              									setzt sich bis zur Drosselklappe d fort, so daß ein
                              									gleichmäßiges Gemisch in die Saugleitung zur Maschine strömt.
                           Einen Vergaser mit zentral angeordnetem Ringschwimmer zeigt Abbildung 7 (DRP. Nr. 299957). Im Schwimmerbehälter a steuert der Schwimmer b
                              									das Brennstoffzuflußventil. Der Brennstoff fließt aus dem Behälter a durch die Kanäle c, d in
                              									den unteren Raum f. Der Brennstoffilter, welcher aus
                              									der Verschlußschraube e besteht, ist am oberen Ende g mit dem Ring h, an
                              									welchem der Sieb i befestigt ist, verlötet. In dem
                              									Vergasergehäuse k ist die mit Gewinde l und am unteren Ende mit einem vierkantigen Kopf m und einer Bohrung n
                              									versehene Spritzdüse eingeschraubt. Am oberen Ende der Spritzdüse ist die
                              									trichterförmige Einsenkung j und die Bohrung p angeordnet. Ueber die Spritzdüse ist eine Hülse q geschoben, die mit seitlichen Oeffnungen t versehen ist. In dem versenkt ausgebildeten Oberteil
                              										r der Hülse q befindet
                              									sich die Bohrung s. Die zur Erzeugung des Gasgemisches
                              									erforderliche Luft tritt durch die Oeffnung u in den
                              									Vergaser ein und strömt von v nach w. Das Prinzip der Regulierung beruht auf folgendem
                              									Vorgang. Bei größerer Geschwindigkeit tritt durch die Oeffnungen t in den zwischen Spritzdüse o und Hülse q gebildeten Raum Luft von
                              									höherer Spannung ein, die verhindert, daß zu viel Brennstoff aus der Bohrung n austritt, so daß bei allen Geschwindigkeiten ein
                              									gleiches Gasluftgemisch erreicht werden kann.
                           
                           Der bekannte automatisch wirkende Spritzdüsenvergaser der Pallas-Vergaser-Gesellschaft zeigt nach DRP. Nr. 300363 noch die Anordnung
                              									eines Brennstoffhilfsbehälters. Das Prinzip dieser Vorrichtung besteht nach Abb. 8 darin, daß der Zutritt der Bremsluft, die durch
                              									den Brennstoffhilfsbehälter der Düse zugeführt wird, durch den in dem Hilfsbehälter
                              									herrschenden Brennstoffstand in bestimmtem Sinne geregelt werden kann. Aus dem
                              									Behälter a gelangt der Brennstoff durch die Leitung b und die Drosselöffnung b1 in das Spritzrohr c, das mit der Leitung d1 und g in
                              									Verbindung steht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 123
                              Abb. 8.
                              
                           Im Brennstoffhilfsbehälter ist das Steigrohr f
                              									angeordnet, welches mit verschiedenen Oeffnungen f1 versehen ist und oben die Drosselöffnung e enthält. Der Brennstoffhilfsbehälter d ist oben geschlossen. Damit im Hilfsbehälter kein
                              									Ueberdruck entstehen kann, ist im Steigrohr die Oeffnung f2 angeordnet. Der Brennstoff befindet
                              									sich im Ruhezustande der Maschine im Spritzrohr c und
                              									im Hilfsbehälter f in der gleichen Höhenlage x des Behälters a. Wird
                              									der Motor angelassen, so saugt die Spritzdüse c
                              									aus der Leitung b und g
                              									nur Brennstoff an. Bei größerer Geschwindigkeit des Motors fällt der
                              									Brennstoffspiegel im Hilfsbehälter allmählich bis zur; Leitung g. Durch die Leitung g
                              									wird dann nicht mehr Brennstoff allein, sondern Brennstoff und Luft angesaugt
                              									werden. Die Menge der durch die Leitung g strömenden
                              									Luft wird aber noch größer, je mehr der Brennstoffspiegel im Hilfsbehälter fällt,
                              									weil dann mehr Oeffnungen f1 für den Luftdurchlaß frei werden. Auf diese Weise wird erreicht, daß bei
                              									jeder Geschwindigkeit des Motors automatisch ein gleichbleibendes Brennstoffgemisch
                              									erzeugt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 123
                              Abb. 9.
                              
                           Eine besondere Art des Leerlaufvergasers zeigt Abb. 9
                              									nach DRP. Nr. 303404. Bei diesem Zweidüsenvergaser ist in der Drosselklappe b eine Bohrung d
                              									angeordnet, die vom Außenrand nach der Drehachse der Drosselklappe verläuft. Bei
                              									geschlossener Stellung der Drosselklappe wird dadurch eine Verbindung zwischen dem
                              									Hilfsvergaser a und der Mitte der Saugleitung des
                              									Vergasers c hergestellt. Beim Oeffnen und Schließen der
                              									Drosselklappe wird dadurch eine selbsttätige Steuerung des Leerlaufvergasers auf
                              									Grund der veränderlichen Unterdrücke, welche bei d und
                              										e herrschen, erreicht.