| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Schmolke | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 130 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die chemischen Wasserreinigungsmethoden. In der
                              									Zeitschrift des Vereins von Gas- und Wasserfachmännern in Oesterreich-Ungarn Bd. 57
                              									S. 5 bis 13 unterzieht Dr. E. O. Rasser die verschiedenen
                              									Verfahren zur chemischen Wasserreinigung einer eingehenden Besprechung. Zunächst
                              									bespricht er die Ozonisierung, die sich zwar im Großbetrieb bewährt hat, jedoch der
                              									Kosten wegen nicht immer zur Anwendung gelangen kann. Er geht näher auf die Versuche
                              									ein, die in Königsberg i. Pr. zur Reinigung des Pregelwassers mit Ozon angestellt
                              									wurden und die zeigten, daß bei inniger Berührung des Ozons mit dem Wasser und bei
                              									gleichzeitiger Anwendung von Alaun ein vorzüglicher bakteriologischer Effekt erzielt
                              									werden kann. Trotz seines hohen Gehaltes an organischen Substanzen konnte das
                              									Pregelwasser auf diese Weise in ein klares, farbloses Trinkwasser ohne irgend
                              									welchen Geschmack umgewandelt werden, es war ferner äußerst keimarm und sicher frei
                              									von pathogenen Keimen. Ohne Behandlung mit Alaun blieb das Wasser zwar etwas trüb,
                              									dagegen wurde auch in diesem Falle die Keimzahl stark herabgesetzt, allerdings war
                              									die erforderliche Ozonmenge auch etwas größer. Das Ozonverfahren ist, wie hieraus
                              									hervorgeht, sehr empfehlenswert; es ist überall da angebracht, wo der immerhin nicht
                              									unbedeutende Kostenpunkt getragen werden kann und wo kein anderes
                              									Reinigungsverfahren Anwendung finden kann. Als einen Nachteil dieses Verfahrens
                              									nennt Verfasser den metallischen Geschmack des ozonisierten Wassers.
                           Weiter wird die Enteisenung des Wassers besprochen, die
                              									darauf beruht, daß das im Wasser als Oxydul gelöste Eisen durch Luftzufuhr in
                              									unlösliches Oxyd verwandelt und hierauf durch Filtration aus dem Wasser
                              									entfernt wird. Je nach der Beschaffenheit des Wassers und nach den örtlichen
                              									Verhältnissen wendet man offene oder geschlossene Enteisenungsanlagen an. Jene sind
                              									einfacher und daher billiger, beanspruchen aber mehr Raum als die geschlossenen
                              									Apparate, die man nach ihrer Bauart in Einphasen- und Zweiphasenapparate einteilen
                              									kann. In diesen Apparaten wird das Wasser in fein verteiltem Zustande durch eine
                              									Kiesschicht geleitet, während gleichzeitig Luft in entgegengesetzter Richtung durch
                              									den Apparat gepreßt wird, die die Oxydation und Abscheidung des Eisens bewirkt.
                           Teilweise auf mechanischen und teilweise auf chemischen Vorgängen beruht das
                              									Permutitverfahren, das sowohl zur Entfernung des Eisens, als auch des Mangans und
                              									der Kohlensäure aus dem Wasser dienen kann. Das Permutit ist eine künstlich
                              									hergestellte Verbindung, die den natürlich vorkommenden Zeolithmineralien ähnlich
                              									ist. Die Entmanganung des Wassers ist unter Umständen wichtig, weil ein geringer
                              									Mangangehalt bisweilen Algenwucherungen hervorruft, so zum Beispiel bei dem
                              									Dresdener Leitungswasser. Wenn man solches Wasser durch eine Schicht von
                              									Manganpermutit hindurchlaufen läßt, so wird das Mangan in gleicher Weise, wie dies
                              									oben bei der Enteisenung geschildert wurde, oxydiert und abgeschieden. Die Oxydation
                              									wird hier jedoch nicht durch den Luftsauerstoff, sondern durch den Sauerstoffgehalt
                              									des Manganpermutits bewirkt, weshalb das Permutit nach einer gewissen Zeit durch
                              									Behandlung mit Kaliumpermanganatlösung regeneriert werden muß.
                           Zur Entfernung von freier Kohlensäure aus dem Wasser benutzt man Filter, die mit
                              									Marmorstücken in von unten nach oben zunehmender Korngröße gefüllt sind und die das Wasser
                              									langsam von unten nach oben durchfließt.
                           Weiter erwähnt Verfasser die Reinigungsverfahren, die sich des Broms, des
                              									Chlordioxyds, des Wasserstoffsuperoxyds, des Kupfersulfats sowie des Aetzkalks als
                              									sterilisierender Zusätze bedienen, die jedoch alle nur höchst selten Anwendung
                              									finden.
                           Recht verbreitet ist dagegen das Chlorkalkverfahren, das zum erstenmal im Jahre 1894
                              									gelegentlich einer Typhusepidemie in Pola zur Anwendung gelangte, in der Folge aber
                              									hauptsächlich in England und Amerika Eingang fand. In Deutschland wurde das
                              									Chlorkalkverfahren durch das staatliche hygienische Institut in Hamburg auf seine
                              									Brauchbarkeit geprüft, wobei sich ergab, daß durch den Chlorkalkzusatz zwar eine
                              									erhebliche Verminderung der Keimzahl, aber keine völlige Abtötung erfolgt. Außerdem
                              									nimmt das so behandelte Wasser einen unangenehmen Geruch und Geschmack an, der durch
                              									nachträglichen Zusatz von Natriumthiosulfat beseitigt werden muß. Aus diesem Grunde
                              									ist das Verfahren nur zur Vorbehandlung von Oberflächenwasser, das als Trinkwasser
                              									verwendet werden soll, sowie zur Trinkwasserbeschaffung im Felde zu empfehlen. Für
                              									letzteren Zweck hat S. Woodhead, Professor an der
                              									Universität Cambridge, eine einfache Methode ausgearbeitet, die bezweckt, dem Wasser
                              									die gerade zur Sterilisation nötige Menge Chlorkalk zuzusetzen, so daß der Geschmack
                              									des Wassers keine Beeinträchtigung erfährt.
                           Um die geeignetste Reinigungsmethode für eine zentrale Wasserversorgung zu ermitteln,
                              									wird man am zweckmäßigsten einen Betriebsversuch anstellen, indem man mehrere
                              									Methoden gleichzeitig oder nacheinander erprobt; auf Grund der so erhaltenen
                              									einwandfreien Ergebnisse läßt sich dann die für die besonderen Verhältnisse
                              									brauchbare Apparatur leicht ausfindig machen.
                           Sander.
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                           Die Kaplanturbine. Im Jahre 1913. hat Professor Kaplan. der Technischen Hochschule Brunn auf Grund seiner
                              									dreidimensionalen Turbinentheorie eine Schnelläufer-Wasserturbine gebaut, die nach
                              									Berechnung und Versuchen des Erfinders einen noch nicht erreichten Wirkungsgrad
                              									aufwies.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 124
                              Abb. 1. Wirkungsgrade des Kaplan-Rades V bei höchster Geschwindigkeit, bezogen
                                 										auf die Leistungen, Beziehungen zwischen Wassermengen und Leistungen.
                              
                           Zur Verwertung der Erfindung hatte sich bereits im Jahre 1913 eine
                              									deutsch-schweizerische Vereinigung gebildet, dem die bekannten deutschen Firmen des
                              									Wasserturbinenbaues angehören.
                           Nach den Zeichnungen und Angaben des Erfinders wurde in Heidenheim eine
                              									Versuchsturbine gebaut und in der Versuchsanstalt Hermaringen im Jahre 1916
                              									geprüft. Es wurden verschiedene Laufräder ausprobiert, bei denen Schaufelstärke und
                              									Schaufelanzahl verändert wurde. Die Versuche zu Hermaringen ergaben nach Ansicht der
                              									Vereinigung für die Praxis folgendes: Der erste Gesichtspunkt bei der Beurteilung
                              									eines Laufrades ist dessen Verhalten bei den durch den wechselnden Wasserzufluß
                              									bedingten Veränderungen der Beaufschlagung. Die Abb.
                                 										1 zeigt für das Laufrad V mit ns = 693 die
                              									Wirkungsgrade und die Beaufschlagungen in Beziehung zur Leistung. Es geht daraus
                              									hervor, daß die Kaplanturbine bei etwa halber Beaufschlagung nur 12 v. H. der vollen
                              									Leistung ergibt und nur 16 v. H. Wirkungsgrad hat. Die Kaplanturbine arbeitet bei
                              									Kleinwasser ungünstiger als bekannte Turbinensysteme. Um einen unmittelbaren
                              									Vergleich zwischen der in Abb. 1 gebrachten
                              									Wirkungsgradkurve mit der üblichen Darstellungsweise zu erleichtern, sind in Abb. 2 beide Darstellungsweisen zusammengestellt. In
                              										Abb. 3 sind die Leistungen und erreichten
                              									Wirkungsgrade für das Kaplanrad V für n = 693 im Vergleich mit solchen für ein Francisrad von
                              										ns = 200
                              									eingetragen. Dabei ist angenommen, daß beide Räder für eine maximale Wassermenge von
                              									10 m3/sec bei 4 m Nutzgefälle gebaut sind. Während
                              									das Kaplanrad bei einer Wassermenge von 4,30 m3/sec noch leer umläuft, weist das langsam laufende Rad hierbei einen
                              									Wirkungsgrad von 78 v. H. und eine Leistung von 179 PS auf. Will man also mit
                              									Kaplanrädern bei kleineren Wassermengen noch eine Kraftleistung erzielen, so wären
                              									für das genannte Beispiel zwei Kaplanräder von je 5 m3/sec größter Wassermenge notwendig.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 124
                              Abb. 2. Kaplan'sche Darstellungsweise gegenüber der üblichen
                                 										Darstellung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 124
                              Abb. 3. Vergleiche der Wirkungsgrade und Leistungen für Francisturbine und
                                 
                                 										Kaplanturbine.
                              
                           
                           Aus dieser Betrachtung läßt sich mit Hinblick auf die Veränderlichkeit der
                              									Wassermengen vom wirtschaftlichen Standpunkt aus erkennen, daß trotz höherer
                              									Maschinenkosten entweder wenige große Laufräder mit geringerer Drehzahl zu verwenden
                              									sind, oder es sind eine größere Anzahl kleinerer Räder mit höherem ns zu benutzen, die bei
                              									geringer werdender Wassermenge gruppenweise abgeschaltet werden. Die großen
                              									Hoffnungen, die der Erfinder auf seine neue Wasserturbine setzt, sind nach Ansicht
                              									der Vereinigung zur Verwertung der Kaplanturbine nicht berechtigt. Es haben sich
                              									deshalb bereits Differenzen zwischen dem Erfinder und der erwähnten Vereinigung
                              									gebildet, die zu ausführlichen Besprechungen in Fachzeitschriften führten. In der
                              									Zeitschrift „Die Wasserwirtschaft“ hat Professor Kaplan 1917 Heft 10, 11 und 12 unter dem Titel „Eine neue Wasserturbine
                                 										und ihre Beziehung zur Wasserwirtschaft“ eingehend die Wirkungsweise seiner
                              									neuen Wasserturbine beschrieben. Eine längere Erwiderung hierauf hat die Vereinigung
                              									in derselben Zeitschrift veröffentlicht, der die obigen Ausführungen entnommen
                              									sind.
                           Die Kaplanpatente haben inzwischen trotz Einspruch der hier in Betracht kommenden
                              									Firmen Rechtskraft erreicht. Für den Leser des D. p. J. wäre es von Interesse, auf
                              									Grund der Ausführungen der Vereinigung und mit Berücksichtigung der von ihr
                              									veröffentlichten Versuchsergebnisse die Ansicht des Erfinders hierüber zu hören.
                           W.
                           ––––––––––
                           Elektrische Kohlen. Die vielseitige Verwendung der Kohle
                              									in der Elektrotechnik beruht auf ihren vorzüglichen elektrischen Eigenschaften sowie
                              									auf ihrer Beständigkeit gegenüber chemischen Einflüssen. In vollem Maße zeigt alle
                              									diese Vorzüge nur der Graphit, dessen geringe Festigkeit und meist erheblicher
                              									Aschengehalt aber seiner allgemeinen Verwendung entgegenstehen. Es ist daher nur
                              									durch geeignete Mischungen verschiedener Kohlematerialien sowie durch entsprechende
                              									Fabrikationsmethoden gelungen, geformte künstliche Kohlen herzustellen, wie sie für
                              									Bogenlampen, galvanische Elemente, Mikrophone und Kontakte, für elektrische Oefen
                              									und Schweißmaschinen, für Dynamobürsten und andere Zwecke heute in großem Umfange
                              
                              									benutzt werden. Ueber die Entwicklung dieses Sondergebietes macht Dr. C. R. Böhm im
                              									bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt 1917 S. 211 interessante Mitteilungen.
                           Davy beschrieb als erster im Jahre 1810 den elektrischen
                              									Lichtbogen; die von ihm benutzte Holzkohle wurde 1844 von Foucault durch Stäbe aus Retortenkohle ersetzt, die jedoch noch keinen
                              									gleichmäßigen elektrischen Widerstand aufwiesen. Erst in einem englischen Patent vom
                              									Jahre 1846 wurde der erfolgreiche Vorschlag gemacht, künstliche Kohle aus einer
                              									Mischung von gepulvertem Koks und Zuckerlösung durch starken Druck und nachfolgendes
                              									Glühen bei Luftabschluß herzustellen. In der Folge versuchte man die verschiedensten
                              									Kohlemischungen, so Holzkohle mit Retortenkohle gemischt, ferner Ruß, dessen
                              									Porosität man durch Imprägnieren der fertig geformten und gebrannten Kohlen mit
                              									Harz, Sirup und anderen verkokenden Stoffen sowie durch nochmaliges Glühen zu
                              									beseitigen suchte. Aber erst als Greßler im Jahre 1856
                              									den Teer als Bindemittel vorschlug, wurden harte und gleichmäßig geformte Stücke
                              									erhalten. Mit der Erfindung des Leclanché-Elements (1868)
                              									nahm die Herstellung von Batteriekohlen an Bedeutung erheblich zu und durch die
                              									Arbeiten von Siemens und Gramme über das dynamoelektrische Prinzip sowie durch die Erfindung der
                              										Jablochkoffschen Kerze (1876–1878) erfuhr die
                              									Industrie der künstlichen Kohlen einen weiteren Aufschwung. Um die gleiche Zeit
                              									übertrug Carré die Methoden der Brikettherstellung auf
                              									die neue Industrie und führte die Einbettung der getrockneten Preßstücke in
                              									Kohlenstaub ein, ein Verfahren, das sich sehr bewährt hat.
                           Die Fabrikation von Bogenlichtkohlen wurde durch Napoli
                              									sehr gefördert, der zu diesem Zwecke die hydraulische Presse benutzte und
                              									verschiedene Verbesserungen an ihr vornahm, doch war man zu jener Zeit immer noch
                              									gezwungen, die gebrannten Kohlen mit Sirup zu imprägnieren, wodurch die Erzeugnisse
                              									verteuert wurden. In Deutschland befaßten sich mit der Herstellung von
                              									Bogenlichtkohlen A. Lessing in Nürnberg und Gebr. Siemens in Charlottenburg; die von dieser Firma im
                              									Jahre 1879 erfundenen Dochtkohlen stellten eine wesentliche Verbesserung dar. In den
                              									80er Jahren wurde neben der Herstellung von Batterie- und Bogenlichtkohlen die
                              									Fabrikation von Mikrophonkohlen und Dynamobürsten aufgenommen und es entstand mit
                              									der Zeit eine bedeutende Massenfabrikation, die die Gründung zahlreicher Rußfabriken
                              									im Gefolge hatte. In Amerika benutzte man dagegen an Stelle von Ruß den
                              									Petroleumkoks, der in Europa nur für geringwertige Sorten Verwendung findet. Durch
                              									die Ausbildung besonderer Mischmaschinen, Kollergänge und Pressen sowie durch die
                              									Einführung der Gasfeuerung erreichte die deutsche Kunstkohlenindustrie ihre heutige
                              									führende Stellung. Sie hat auch an dem Aufschwung der elektrochemischen Industrie
                              									einen wesentlichen Anteil, indem sie die recht verschiedenartigen Anforderungen, die
                              									die einzelnen elektrothermischen und elektrometallurgischen Prozesse an das
                              									Elektrodenmaterial stellen, zu erfüllen vermochte. Es entstanden so eine Reihe von
                              									Sonderfabriken in Deutschland, die vor dem Kriege eine bedeutende Ausfuhr
                              									hatten.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           T.-T.-T. oder Urteer? Bei der trockenen Destillation der
                              									Rohkohle im Koksofen oder in Gasretorten werden die Teerdämpfe schon bei
                              									verhältnismäßig niedriger Temperatur ausgetrieben. Während sie aber bei ihrem Abzug
                              									aus dem Ofen an dessen hellglühenden Wänden vorüberstreichen, werden sie weitgehend
                              									zersetzt, so daß der dickflüssige Kokereiteer in einer im Vergleich zu dem
                              									ursprünglichen Zustand wesentlich veränderten Zusammensetzung erhalten wird.
                              									Neuerdings unterwirft man nun Rohkohle, die sich nicht für Vergasungs- oder
                              									Verkokungszwecke eignet, der Destillation bei niedriger Temperatur, wobei ein in
                              									seiner Zusammensetzung kaum oder nur wenig veränderter Teer erhalten wird, der sich
                              									vom Kokerei- und Gasteer infolgedessen wesentlich unterscheidet. Vor allem ist er
                              									dünnflüssig und enthält größere Phenolmengen und viel Leichtöl. In ähnlicher Weise
                              									wird in neuester Zeit auch beim Generatorbetrieb ein in seinem ursprünglichen
                              									Zustand wenig veränderter Teer als Nebenprodukt gewonnen, da hier die Teerdämpfe
                              									schon in den kälteren Zonen des Generators aus der Kohle entweichen und nicht
                              									hinterher noch dem Einfluß hoher Temperaturen ausgesetzt sind. In der Technik hat
                              									sich für diesen Teer die Bezeichnung „Tieftemperaturteer“, für die
                              									Destillation bei niedrigerer Temperatur der Name „Tieftemperaturdestillation“
                              									eingebürgert. Mit Recht weist F. Hoffmann in der
                              									Zeitschrift des Vereins der Gas- und Wasserfachmänner (LVIII Bd. 1918 Heft 10 S.
                              									114) darauf hin, daß diese Benennung zu Unrecht erfolgt. Denn unter tiefen
                              									Temperaturen versteht man allgemein nur die unter 0°, während es sich hier um
                              									Wärmegrade handelt, die nur im Vergleich zu den hohen Temperaturen des Koksofens und
                              									der Gasretorte (etwa 1000 bis 1200° C) niedrig liegen, die aber doch immer noch 400
                              									bis 800° betragen. Dabei von Tieftemperaturen zu reden, verstößt also durchaus gegen
                              									den Sprachgebrauch. Hoffmann empfiehlt nun für den
                              										„T.-T.-T.“ (vielfach übliche Abkürzung für Tieftemperaturteer) die
                              									Bezeichnung „Urteer“, womit also angedeutet werden soll, daß bei der
                              									Entgasung der Kohle im Falle der gleichzeitigen Einhaltung verhältnismäßig niedriger
                              									Temperaturen die Destillationsprodukte stets in einer dem Urzustände im Augenblick
                              									ihrer Entbindung nahegebliebenen Beschaffenheit erhalten werden. Ebenso kann man
                              									also viel richtiger von einer „Urdestillation“ reden, während allerdings bei
                              									der Bezeichnung „Urkoks“ sich das „Ur“ auf die Destillation bezöge,
                              									bzw. auf die erhaltenen Nebenprodukte, also mit der Natur des Kokses nichts zu tun
                              									hätte. Immerhin erscheint der Vorschlag Hoffmanns
                              									durchaus beachtenswert. Denn „Tieftemperaturteer“ ist entschieden ein
                              									sprachliches Ungeheuer, und bei der steigenden Bedeutung dieses Nebenproduktes als
                              									Ausgangsmaterial für die Gewinnung von Schmierölen, Treibölen und anderen
                              									Erzeugnissen wäre es angebracht, einen nicht nur einfacheren, sondern auch vor allem
                              									zutreffenderen Namen möglichst bald einzuführen.
                           Loebe.
                           ––––––––––
                           Amerikanische Staatswerften. In den Vereinigten Staaten
                              									sind drei große Staatswerften in Bau, die gleichzeitig 80 Handelsschiffe von 1000000
                              									Brutto-Reg.-Tonnen bauen können. Es sind dies die American
                                 										Shipbuilding Corporation am Delaware-Strom bei Philadelphia, die Submarine Boat Corporation in Newark N. Y. und die Merchants Shipbuilding Corporation am Delaware. Der
                              									Werftbetrieb wird demnächst eröffnet. Die amerikanische Regierung betreibt den Bau
                              									der gesamten Werftanlagen und liefert die Schiffbaustoffe, die betreffenden
                              									Werftgesellschaften leiten den Betrieb unter Staatsaufsicht.
                           Auf den Werften werden nur eiserne Schiffskörper hergestellt, die weitgehend
                              									normalisiert sind. Die erstgenannte Werft ist die größte und besitzt auf einer
                              									Uferlänge von 1600 m 50 Hellinge. Innerhalb 1 ½ Jahren sollen hier 120 Frachtschiffe
                              									von 7500 bis 8000 Brutto-Reg.-Tonnen gebaut werden. Beim Bau dieser Werft sind
                              									zurzeit 12000 bis 14000 Arbeiter beschäftigt. Die erforderliche Betriebskraft wird
                              									von den städtischen Kraftwerken geliefert.
                           Die zweite Werft bedeckt etwa 50 ha am Hafen der Stadt Newark, N. J., und besitzt 28
                              									Hellinge, auf denen 150 Schiffe von je 5000 Brutto-Reg.-Tonnen in nächster Zeit
                              									gebaut werden. Die Werft beschäftigt 12000 Arbeiter.
                           Die letztgenannte Werft bedeckt etwa 100 ha. 12 Schiffe von je 8000
                              									Brutto-Reg.-Tonnen können hier gleichzeitig auf Stapel gelegt werden. Die Werft hat
                              									Häuser für 3000 Arbeiter gebaut. (Engineering News Record 3. Januar 1918.)
                           W.
                           ––––––––––
                           Eisenklinkerbeton. Ueber einen weiteren Fortschritt auf
                              									dem Gebiete des Eisenbetons berichtet Prof. H. Kreüger (Techn. Hochschule zu
                              									Stockholm) in der Zeitschrift „Armierter Beton“ 1918 Heft 5. Dieses neue
                              									System des Eisenbetons bezeichnet Verfasser mit dem Namen Eisenklinkerbeton bzw.
                              									Eisenziegelbeton.
                           Bekanntermaßen hat das Eisen bei den Eisenbetonkonstruktionen die Zugspannungen
                              									aufzunehmen. Es wird also an jenen Stellen angeordnet, wo die zugelassene Zugfestigkeit des Betons überschritten wird. Im weiteren
                              									Verfolg dieser Regel kann also dort, wo die zulässige Druckfestigkeit des Betons überschritten wird, ein druckfesteres Material, etwa Klinker oder Naturstein angeordnet werden.
                              									Dadurch wird ein Verbundkörper mit drei verschiedenen Materialien erhalten; mit
                              									Eisen, Klinker bzw. Naturstein und Beton. Das Eisen nimmt nunmehr die
                              									Zugspannungen, die Klinker bzw. die Natursteine die größten Druckspannungen auf,
                              									während der Beton das Bindemittel zwischen beiden bildet.
                           Verfasser hat auch Versuche ausgeführt, welche die praktische Durchführbarkeit des
                              									Systems dargetan haben.
                           Das System kann natürlich nicht nur für Träger auf zwei Stützpunkten, sondern auch
                              									für durchlaufende Träger sowie Rahmenkonstruktionen verwendet werden.
                           Durch die Anwendung von Klinkern ist es möglich, die Konstruktionshöhe nicht
                              									unwesentlich zu verringern.
                           A. Marx.
                           ––––––––––
                           Ueber einen Ersatz der Platinschalen bei Elektroanalysen
                              									berichtet Professor Dr. Gewecke in der Chemikerzeitung
                              									1917 S. 297. Versuche im Chemischen Institut der Universität Bonn haben ergeben, daß
                              									man an Stelle der gewöhnlich als Kathoden benutzten Platinschalen mit Vorteil
                              									Glasschalen, die innen versilbert sind, benutzen kann. Um einen gut haftenden
                              									Silberüberzug auf den Glasschalen zu erhalten, muß deren Innenseite vorher mit Hilfe
                              									eines Sandstrahlgebläses fein mattiert werden. Die Mattierung der Schalen mittels
                              									Flußsäuredämpfen empfiehlt sich weniger, da sie in der Regel nicht so gleichmäßig
                              									wie mit dem Sandstrahlgebläse ausfällt. Die Schalen müssen vor der ersten
                              									Versilberung gründlich gereinigt werden, zuerst mit Chromsäure, sodann mit
                              									Natronlauge und schließlich mit Salpetersäure, Zur Versilberung benutzt Verfasser
                              									eine ammoniakalische Lösung von Silbernitrat, die durch Zusatz von 2 cm3 40-proz. Formalinlösung reduziert wird. Bei
                              									einer Temperatur von höchstens 30° erhält man in 3 bis 4 Min. einen
                              									Silberniederschlag von 0,03 bis 0,05 g, der gleichmäßig matt ist und in der
                              									Durchsicht tief dunkelblau aussieht. Die getrocknete Schale versieht man mit einem 2
                              									mm breiten Streifen Platinblech, dessen eines Ende den Silberüberzug berühren muß,
                              									während das andere Ende über den Rand der Schale nach außen gebogen und mit einer
                              									Klemmschraube versehen wird. Versuche, auch die Platinanoden durch solche aus Kohle
                              									zu ersetzen, führten bisher zu keinem befriedigendem Ergebnis, sollen jedoch mit
                              									Achesonkohle fortgesetzt werden. Die vom Verfasser mitgeteilten Analysenergebnisse
                              									(Bestimmung von Kupfer, Kadmium, Zink, Nickel, Kobalt, Quecksilber) zeigen, daß die
                              									versilberten Glasschalen sehr wohl als Ersatz der teuren Platinschalen Verwendung
                              									finden können.
                           Sander.
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                           Die chemische Industrie in Frankreich. Als der Krieg
                              									ausbrach, erzeugte Frankreich ungefähr 15 t Sprengstoff
                              									täglich. Nach der Marneschlacht im Oktober 1914 waren bereits alle Reserven, die man
                              									für zwei Jahre Kriegsdauer als genügend erachtet hatte, erschöpft. General Joffre ersuchte darauf die französische Regierung, die
                              									Erzeugung auf 80 t täglich zu erhöhen. Auch diese Menge erwies sich bald als
                              									unzureichend, und die Militärbehörde verlangte vom Januar 1915 ab eine Erhöhung auf
                              									150 t täglich. Die französische Offensive in der Champagne im Frühjahr 1915
                              									beanspruchte täglich 250 t Sprengstoff. Von diesem Augenblick an stellt man einen
                              									neuen Produktionsfortschritt fest, und im Frühjahr 1916 wurde die tägliche Erzeugung
                              									in Frankreich auf ungefähr 750 t geschätzt. Trotz dieser ungeheuren Steigerung war
                              									die Höchstgrenze noch nicht erreicht. Am Ende des Jahres 1916 erreichte die
                              									französische Sprengstoffherstellung – nach Molinari – die erstaunliche Ziffer von
                              
                              									1000 t täglich. – Auch die Gewinnung von Schwefelsäure
                              									hat eine beträchtliche Entwicklung erfahren, denn sie war von 5000 t monatlich auf
                              									90000 t gestiegen. Zur Zeit der Mobilisierung erzeugte die französische chemische Industrie
                              									monatlich 3000 t konzentrierte 60°, d. i. etwa 95,75-prozentige Schwefelsäure. Drei
                              									Monate später wurde die Gewinnung auf Ansuchen des Kriegsministers auf 6000 t erhöht
                              									und stieg dann fortgesetzt. Im November des Jahres 1915 berief der
                              									Unterstaatssekretär des Artillerie- und Munitionswesens alle
                              									Schwefelsäurefabrikanten zusammen, mit dem Ersuchen, eine Gruppe zu bilden, mit der
                              									er künftig unterhandeln wolle. Auf diese Weise entstand „Union des Fabriquants
                                 										d'Acide Sulfurique de France“, die fast alle Fabrikanten – Saint-Gobain
                              									ausgenommen – in sich schließt. Obgleich sämtliche Fabrikanten ihre Produktion
                              									steigerten, wurde sie dennoch nicht für genügend erachtet, und die „Union“
                              									erbaute infolgedessen auf Staatskosten neue Fabriken, so daß sich heute die
                              									Erzeugung von konzentrierter Schwefelsäure der französischen chemischen Industrie
                              									auf mehr als 100000 t monatlich beläuft, und es liegt kein Grund zu der Annahme vor,
                              									daß die Höchstgrenze bereits erreicht sei. Wahrscheinlich wird es notwendig sein,
                              									die neuen Fabriken der „Union“ für gewisse Zeit unter Regierungskontrolle zu
                              									belassen, damit die Produktionsüberschüsse gerecht den Bedürfnissen der
                              									verschiedenen Industrien nach verteilt, und besonders den Ansprüchen der
                              									Superphosphatfabriken, den Bedürfnissen des Ackerbaues und des Ausfuhrhandels
                              									Rechnung getragen werden könne. – Vor dem Kriege wurde kein flüssiges Chlor in Frankreich hergestellt, alle verbrauchten Mengen
                              									wurden aus Deutschland eingeführt. Seit Anfang 1915 begann man Chlorfabriken zu
                              									bauen, und im Mai desselben Jahres konnte die französische einheimische Industrie
                              									bereits kleine Mengen liefern. Augenblicklich gibt es wenigstens sieben
                              									elektrolytische Fabriken zur Chlorherstellung. Nach dem Kriege wird Frankreich,
                              									anstatt dieses Produkt weiter einzuführen, selbst in der Lage sein, gewisse Mengen
                              									Chlor auszuführen, trotz der Anforderung seiner verschiedenen chemischen
                              									Industriezweige. Dasselbe kann vom Brom gesagt werden.
                           ––––––––––
                           Apparate und Feldanlagen für künstliche Beregnung der
                                 										Felder. (Vgl. auch D. p. J. Bd. 330 S. 392 ff.) Voraussetzung für die
                              									Beschaffung einer Beregnungsanlage ist eine gesicherte Wasserversorgung. Deren
                              									Bedeutung erscheint verständlich, wenn man bedenkt, daß im allgemeinen für den
                              									zehnstündigen Arbeitstag eine Regenhöhe von 1,5 mm angenommen wird und somit für 100
                              									ha Grundfläche täglich 1500 m3 Wasser erforderlich
                              									sind, die für die Versorgung einer Mittelstadt von 15000 Einwohnern ausreichen
                              									würden. Man erleichtert die Wasserbeschaffung durch Einteilung des zu beregnenden
                              									Grundstücks in Kulturschläge für Winterfrucht, Sommerfrucht und Hackfrucht, deren
                              									Bepflanzung und Bewässerung zu verschiedenen Zeiten stattfindet. Die Bewässerung
                              									kann nicht in der Weise erfolgen, daß die gesamte in Frage kommende Fläche täglich
                              									beregnet wird. Es nehmen vielmehr die einzelnen Feldstücke in längeren
                              									Zwischenräumen auf einmal eine so große Wassermenge auf, daß sie für Wochen versorgt
                              									sind. Ist die gewünschte Regenhöhe erreicht, so rücken die Beregnungsvorrichtungen
                              									weiter. Eine. Beregnungsanlage besteht meist aus einer Reihe miteinander verbundener
                              									Wagen, denen man Wasser zuführt, das mit Hilfe von Verteilungs- und Spritzrohren in
                              									Regen verwandelt auf den Acker niederfällt. (Zeitschr. d. Vereins der Gas- und
                              									Wasserfachmänner in Oesterr.-Ungarn. 1918 S. 261.)
                           Schmolke.