| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 157 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Ausnutzung der Abwärme, insbesondere bei
                                 										Wärmekraftmaschinen. Während in Dampfmaschinen selten mehr als 18 v. H. in
                              									Dieselmotoren kaum über 33 v. H. der Verbrennungswärme zur Krafterzeugung ausgenutzt
                              									wird, kann bei Verwertung der Abwärme der Gesamtwirkungsgrad derartiger Anlagen auf
                              									70 bis 80 v. H. gesteigert werden. Nicht weniger als 2600 WE im Abdampf sowie 325 WE
                              									in den Feuerungsabgasen ließen sich für die Nutzpferdestärke einer Verbundmaschine
                              									mit Kondensation gewinnen. Diese Werte erhöhen sich bei Einzylindermaschinen ohne
                              									Kondensation auf einen Gesamtbetrag von 4600 WE, wogegen Sauggasanlagen und
                              									Dieselmotoren nur die Ausnutzung von 1450 bzw. 870 WE in den Auspuffgasen und dem
                              									Kühlwasser für die Nutzpferdestärke gestatten. Auch ist wegen der Verunreinigungen
                              									der die Verbrennungskraftmaschinen verlassenden Gase und infolge der geringen Menge
                              									und tiefen Temperatur des Kühlwassers die Verwertbarkeit der Abwärme von
                              									Gasmaschinen recht beschränkt, während der Abdampf ein überaus anpassungsfähiger
                              									Wärmeträger ist, und auch die Abgase der Dampfkessel sich vielfach ohne
                              									Schwierigkeiten unmittelbar verwenden lassen, vor allem in Trockenanlagen. Selbst
                              									bei weitgehender Ausnutzung des Dampfes zur Krafterzeugung, zum Beispiel bei 80 v.
                              									H. Luftleere im Kondensator, kann mit Abdampf von 60° Wärme Luft, die schmiedeiserne
                              									Rippenrohre durchströmt, auf 35 bis 40° erhitzt und sodann zur Raumbeheizung
                              									verwandt werden. Ebenso bietet die Warmwasserbereitung bei Kondensationsmaschinen
                              									wenig Schwierigkeiten. Da in Dampfturbinen eine weitergehende Expansion des Dampfes
                              									stattfindet als in Kolbenmaschinen, so ist es besonders die Abwärme der
                              									letzteren, auf deren Nutzbarmachung man bedacht sein wird. K. Heilmann stellte daher am 6, Februar d. J. in der Monatsversammlung des
                              									Bezirksvereins deutscher Ingenieure zu Magdeburg unter Beschränkung auf die an
                              									zweiter Stelle genannte Art von Kraftanlagen vergleichende Betrachtungen über den
                              									Dampfverbrauch für 1 PS/Std. bei Verwertung des Abdampfes an. Gelingt dessen
                              									restlose Ausnutzung, so ist eine Maschine einfachster Bauart allen anderen
                              									vorzuziehen. Tatsächlich ist hiermit nicht zu rechnen. Bei beschränkterer
                              									Abdampfverwertung treten die Vorzüge der Verbund-Heißdampf-Kondensations-Lokomobilen
                              									mehr und mehr hervor, um bei völligem Fortfall einer Nutzbarmachung der Abwärme am
                              									augenscheinlichsten zu werden. Ferner weist Heilmann
                              									nach, daß schon bei Ausnutzung von rund 30 v. H. des Abdampfes die Auspuffmaschine
                              									einer Kondensationsmaschine mit Frischdampfentnahme vorzuziehen ist. Sie wäre
                              									wiederum gegenüber einer Anlage mit Zwischendampf entnähme im Nachteil,
                              									vorausgesetzt, daß nicht zu große Dampfmengen entnommen werden. Sofern
                              									Kolbenmaschinen den Wechsel von Auspuff- und Kondensationsbetrieb und Verwertung
                              									eines nennenswerten Bruchteiles des Abdampfes zu Heizzwecken gestatten, empfiehlt es
                              									sich, bei tiefen Außentemperaturen von der Verwendung von Frischdampf abzusehen und
                              									mit Auspuff zu arbeiten.
                           Stets müßte man bestrebt sein, Betriebe, die überwiegend Kraft benötigen und bei
                              									denen somit viel Abfallwärme verfügbar ist, mit solchen zu vereinigen, in welchen
                              									die Verhältnisse umgekehrt sind. Beispielsweise dürfte sich in Großstädten
                              									vielfach das Zusammenlegen elektrischer Zentralen mit Badeanstalten,
                              									Trocknungsanlagen und dergleichen empfehlen. Beachtung verdient auch der Gedanke
                              									einer großzügigen Durchführung der Fernheizung. Ist es doch gelungen, die Wärme noch
                              									in 1500 m Entfernung von Kraftwerken auszunutzen. Diese Möglichkeit spricht in
                              									mancher Hinsicht gegen zu weitgehende Zentralisation der Elektrizitätserzeugung.
                              									Jedenfalls scheint es im Hinblick auf die steigende Kohlenförderung Deutschlands für
                              									eine möglichst lange Erhaltung der vorhandenen Vorräte wünschenswert, wenn auf dem
                              									Wege der Selbsthilfe durch die in Frage kommenden Kreise Organisationen geschaffen
                              									werden, die sich eine Prüfung der Fabrikanlagen vom wärmewirtschaftlichen Standpunkt
                              									zur Aufgabe machen.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           Einige beachtenswerte Gesichtspunkte bei Schnittwerkzeugen und
                                 										dergleichen. Aeußerlich anscheinend ganz geringfügige Ursachen sind bei
                              									Schnittwerkzeugen häufig Anlaß zu Brüchen oder anderen Störungen. Am häufigsten sind
                              									wohl die Stempelbrüche, erfahrungsgemäß treten sie weit weniger beim Lochen selbst,
                              									als vielmehr beim Rückgange des Stempels auf. In diesem Falle kann es daran liegen,
                              									daß die Abstreiferplatte nicht genau parallel zur Schnittfläche liegt. Die wenn auch
                              									an sich kleinen Biegebeanspruchungen gefährden den Stempel außerordentlich. Dies
                              									wird besonders dann der Fall sein, wenn der Stempel nach Abb. 1 scharfe Eindrehungen (A), oder auch runde Hinterdrehungen (C) aufweist, und zwar sind schon kaum sichtbare
                              									Einrisse, wie sie beispielsweise beim Rundfeilen leicht vorkommen, von größter
                              									Wirkung. Es ist daher zu empfehlen, wie sonst im Maschinenbau die Uebergänge am
                              									Stempel ganz sanft verlaufen zu lassen (B) und selbst
                              									beim Schleifen und Polieren mit größter Sorgfalt zu verfahren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 157
                              Abb. 1.
                              
                           Die Verwendung von kleinen Stempeln gemeinsam mit großen, wie sie bei den sogenannten
                              									Komplettschnitten häufig vorkommen, zwingt oft, die kleinen Stempel verhältnismäßig
                              									lang auszuführen, deren gleichmäßige Härtung über die ganze Länge schwierig ist. Die
                              									Abbildung zeigt bei (D) eine Ausführung, die außer
                              									Vermeidung dieses Uebelstandes noch den Vorteil hat, sehr widerstandsfähig gegen
                              									Verbiegung zu sein. Mit g ist der eigentliche Stempel
                              									bezeichnet, mit f ein auf Länge gepaßter Stahlstab.
                           Ferner ist zu raten, die kleinen Stempel etwas kürzer zu halten als die großen, so
                              									daß sie erst dann aufsetzen sollen, wenn die großen bereits geschnitten haben. Der
                              									Werkstoff liegt nämlich während der Beanspruchung durch einen schweren Schnitt nicht
                              									ruhig und kann so sehr wohl durch eine auftretende Seitenbewegung einen schwächeren
                              									Stempel beschädigen.
                           Bei Stempeln mit stark unsymmetrisch gestalteten Schnittflächen ist Sorgfalt darauf
                              									zu verwenden, den Einspannzapfen so zu setzen, daß die Resultante aller Scherkräfte
                              									durch seine Mitte geht. Anderenfalls treten Abbiegungen auf, die dazu führen können,
                              									daß der Stempel an der Matritze aufsetzt.
                           Das Loch in der Matritze sollte sich nach unten schwach konisch erweitern. Bei einem
                              									parallelwandigen Loche wird infolge der an der Schnittstelle unvermeidlich größeren
                              									Abnutzung im Laufe der Zeit eine umgekehrt konische Aufweitung eintreten, die leicht
                              									zu einem Festsetzen der Ausschnitte führen kann, der die Festigkeit des
                              									Stempels nicht immer gewachsen ist.
                           Abb. 2 zeigt zwei Formen eines Biegewerkzeuges. Zu A wäre zu bemerken, daß es bei Bearbeitung federnder
                              									Stücke zweckmäßig ist, den Winkel des Stempels ein wenig spitzer zu halten als den
                              									der Matritze und hart aufsetzen zu lassen, um den vollen Prägedruck an der
                              									Biegungstelle zur Wirkung zu bringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 157
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 157
                              Abb. 3.
                              
                           B ist eine Biegeform mit federndem Abstreifer.
                              									Bemerkenswert ist die Ueberhöhung an der rechten Seite der Matritze, die das
                              									seitliche Ausweichen des Stempels verhindert.
                           Bei Ziehwerkzeugen, die Gegenstände topfförmiger Gestalt herstellen sollen, ist für
                              									den Austritt der eingeschlossenen Luft durch Kanäle a
                              
                              									und b (Abb. 3) Sorge zu
                              									tragen. In einem bestimmten Falle wurde das Loch bei a
                              									vergessen. Infolgedessen wurde durch den Luftdruck im Werkstück bei c ein Loch so sauber ausgestanzt, als ob es mit dem
                              									Stempel gelocht worden wäre. (Werkstattstechnik Heft 7 1918.)
                           Rich. Müller.
                           ––––––––––
                           Vergaser und Brennstoffvergleiche. Um festzustellen, wie
                              									sich die bekanntesten Vergaser beim Betriebe mit Benzol, benzolähnlichen
                              									Brennstoffen und Brennstoffgemischen verhalten, hat Dipl.-Ing. v. Löw vergleichende Versuchsfahrten ausgeführt, deren
                              									Ergebnisse auszugweise in den beiden folgenden Tabellen enthalten sind. Der hierbei
                              									auch zur Verwendung kommende Brennstoff Melanol wird nach einem eigenartigen
                              									Verfahren in großen Mengen aus dem Teer gewonnen und dient zurzeit hauptsächlich als
                              									Farbenlösungsmittel. Melanol ist schwerer als Benzol.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Vergaser undEinstellung
                                 Brennstoff
                                 Zurück-gelegteStreckemit ½
                                    											lBrennstoff
                                 Größte
                                 Kleinste
                                 
                              
                                 Geschwindigkeit
                                 
                              
                                 
                                 
                                 km
                                 km/Std.
                                 km/Std.
                                 
                              
                                 Zenith 25 × 110 × 125
                                 Benzol
                                 1,48
                                 40
                                 24
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 1
                                 1,48
                                 40
                                 24
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 2
                                 1,58
                                 40
                                 25
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 3
                                 1,49
                                 40
                                 24
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 4
                                 1,51
                                 40
                                 24
                                 
                              
                                 Zenith 23 × 85 × 115
                                 Benzol
                                 2,00
                                 37
                                 14
                                 
                              
                                 do.
                                 Braunkohlenteeröl
                                 1,90
                                 38
                                 16
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 1
                                 2,00
                                 37
                                 –
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 2
                                 1,78
                                 35
                                 –
                                 
                              
                                 Favorit 27,5 × 110
                                 Benzol
                                 1,68
                                 38
                                 –
                                 
                              
                                 do.
                                 Braunkohlenteeröl
                                 1,67
                                 38
                                 –
                                 
                              
                                 do.
                                 Benzol-Spiritus 1 : 1
                                 1,50
                                 24
                                 –
                                 
                              
                                 Meco 130
                                 Benzol
                                 1,53
                                 35
                                 –
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 1
                                 1,55
                                 37
                                 –
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 2
                                 1,28
                                 33
                                 –
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 3
                                 1,28
                                 35
                                 –
                                 
                              
                           Tabelle 1 enthält die Ergebnisse von Versuchsfahrten, die auf einer Straße mit
                              									durchschnittlicher Steigung von 1 : 10 erreicht wurden. Die Fahrten sind bei
                              									Volleistung des Motors mit dem dritten Schaltgang gefahren. Dabei wurde
                              									festgestellt, wie weit ein halbes Liter des betreffenden Brennstoffes reicht, und
                              									welche größte Geschwindigkeit und welche kleinste Geschwindigkeit (an Punkten mit
                              									geringster bzw. größter Steigung) auf der Versuchsstrecke erreicht wurden.
                           Der Zenithvergaser hatte bei den ersten Fahrten die Einstellung: Luftdüse 25,
                              									Hauptbrennstoffdüse 110, Ausgleichdüse 125. Bei späteren Fahrten wurde die
                              									Einstellung verändert (23, 85, 115). Mit dieser Einstellung reichte der Brennstoff
                              									etwa 500 m weiter, aber die Geschwindigkeit wurde kleiner. Bei diesen
                              									Versuchsfahrten wurden dann noch Favoritvergaser und Mecovergaser ausprobiert.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Vergaser undEinstellung
                                 Brennstoff
                                 Zurück-gelegteStreckemit ½
                                    											lBrennstoff
                                 Größte
                                 Kleinste
                                 
                              
                                 Geschwindigkeit
                                 
                              
                                 
                                 
                                 km
                                 km/Std.
                                 km/Std.
                                 
                              
                                 Meco 140
                                 Benzol
                                 3,8
                                 64
                                 47
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 1
                                 3,6
                                 65
                                 49
                                 
                              
                                 Meco. 130
                                 Elektrol
                                 4,0
                                 64
                                 46
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 2
                                 3,8
                                 62
                                 47
                                 
                              
                                 Zenith 13 × 60 × 65
                                 Melanol 1
                                 4,7
                                 51
                                 21
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanol 3
                                 4,1
                                 51
                                 18
                                 
                              
                                 do.
                                 Mel. 5 + Bzl. (4 : 1)
                                 3,8
                                 48
                                 15
                                 
                              
                                 do.
                                 Mel. 7 + Bzl. (3 : 2)
                                 4,2
                                 50
                                 12
                                 
                              
                                 do.
                                 Melanolspiritus
                                 4,0
                                 51
                                 17
                                 
                              
                                 Pallas 35 × 140 × 140
                                 Melanol 1
                                 3,9
                                 62
                                 43
                                 
                              
                                 do.
                                 Mel. 5 + Bzl. (4 : 1)
                                 3,9
                                 59
                                 39
                                 
                              
                                 do.
                                 Mel. 7 + Bzl. (4 : 1)
                                 3,8
                                 57
                                 27
                                 
                              
                                 do.
                                 Elektrol 1
                                 3,6
                                 62
                                 –
                                 
                              
                           Tabelle 2 enthält die Ergebnisse von Versuchsfahrten, die auf einer im Durchschnitt
                              									wagerechten Strecke gemacht wurden, die an einer Stelle eine kurze Steigung
                              									enthielt. Die Fahrten wurden mit stark gedrosselter Maschine ausgeführt, so daß die
                              									Geschwindigkeit dauernd 40 km/Std. betrug. Nur auf einer kleinen Strecke vor der
                              									Steigung und auf dieser selbst wurde mit Volleistung des Motors gefahren, um das
                              									Beschleunigungsvermögen und die Durchzugsfähigkeit beim vierten Schaltgange zu
                              									beobachten. Der Zenithvergaser war bei diesen Fahrten mit einer ungewöhnlich engen
                              									Luftdüse versehen, der Pallasvergaser dagegen erhielt die größtmögliche Luftdüse.
                              									Beachtenswert sind die Versuchsfahrten mit Pallasvergasser bei Verwendung des kaum
                              									noch brennbaren Melanol 7. (Automobil-Rundschau 1918 Heft 7/8.)
                           W.
                           ––––––––––
                           Papierbereitung aus trockenem Laub. „Journal
                                 										Officiel“ vom 30. Mai schreibt: In der Akademie der Wissenschaften wies Edmond Perrier Papierproben verschiedenster Stärken, vom
                              									feinsten Zigarettenpapier bis zu grober Pappe vor, die durch Frau Karen Bramson aus trocknem Laub hergestellt waren; er
                              									führte darüber aus: Das Laub der einheimischen Waldungen mit Ausnahme der
                              									Nadelhölzer könnte den Rohstoff zur Papiermasse für ganz Frankreich in ausreichender
                              									Menge liefern, und es wäre, nicht ausgeschlossen, daß dieser Industriezweig die
                              									Papierkrisis in der Zukunft lösen wird. Im Jahre 1913 führte Frankreich Millionen
                              									von Tonnen Papiermasse ein, und fast die Hälfte davon kam aus Oesterreich und
                              									Deutschland und machte den Wert von 100000000 Fr. aus. Die deutsche Industrie solle
                              									gegenwärtig im Begriff sein, erhebliche Vorräte von Papiermasse anzuhäufen in der
                              									Absicht, nach dem Kriege damit das seiner Waldungen beraubte Frankreich zu
                              									überschwemmen. Es wäre durchaus nicht nötig, die Wälder gänzlich ihres natürlichen
                              									Düngers zu berauben, denn von den 35 bis 40 Millionen Tonnen trockenen Laubes, die
                              									Frankreich jährlich hervorbringt, genügten vier Millionen Tonnen vollkommen, um den
                              									Bedarf an Papiermasse für den Durchschnittsverbrauch eines Jahres zu decken.
                              									Von diesen vier Millionen Tonnen könnten außerdem noch zwei Millionen Tonnen
                              									Nebenerzeugnisse gewonnen werden.
                           Das Herstellungsverfahren ist einfach und billig. Durch Zerquetschen der Blätter
                              									werden die Rippen von der übrigen Substanz getrennt, die als Pulver abfällt. Die
                              									Rippen werden gewaschen und gebleicht und bilden fertige Papiermasse. Das
                              									Abfallpulver kann auf verschiedene Weise benutzt werden; mit oder ohne Zusatz von
                              									Kohlenstaub kann man Briketts daraus formen; noch ratsamer ist die trockene
                              									Destillation, die eine fast ganz reine poröse Kohle ergibt (6500 bis 7000 Kalorien).
                              									Gleichzeitig wird daraus noch Teer gewonnen, der ebensogut wie der norwegische ist.
                              									Das Pulver kann aber auch als Viehfutter dienen; da alle faserigen Bestandteile
                              									entfernt sind, ist es leicht verdaulich und fast so nahrhaft wie Heu. Mit Melasse
                              									vermischt und fest gestampft, gibt es vorzügliche Futterkuchen. 1000 kg Blätter
                              									ergeben somit 250 kg Papiermasse, 200 kg reine Kohle oder 500 kg Futterpulver, 30 kg
                              									Teer, 1 kg Holzessig, 600 g Aceton (Essiggeist).
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                           Ueber eine Doppelexplosion in einer Kesselschmiede, wobei
                              									der Besitzer und vier Lehrlinge ums Leben kamen, berichtet Fr.
                                 										Pietzsch in der Zeitschr. des Bayer. Rev.-Vereins 20. Jahrg. S. 154, 155,
                              									166, 167. Das zum Schweißen erforderliche Azetylengas wurde in vier ortfesten
                              									Apparaten für 8, 24, 16 und 8 kg Karbidfüllung entwickelt. Die vier Apparate, die je
                              									einen Wäscher hatten, waren an. eine gemeinsame Sammelleitung angeschlossen, die zu
                              									einem im Freien stehenden Gasbehälter führte. Innerhalb der Werkstatt waren vier
                              									Schweißstellen mit je einer Wasservorlage vorhanden. Die Explosion, durch die die
                              									ganze Werkstätte zerstört wurde, trat kurz nach dem Einschalten einer frischen
                              									Sauerstoffflasche ein. Von dieser 40 l fassenden Stahlflasche mit einem Taragewicht
                              									von 72,5 kg wurden 143 Bruchstücke im Gesamtgewicht von 40,7 kg, also etwas mehr als
                              									die Hälfte, gefunden. Das Abschlußventil der Flasche war unverletzt, dagegen war das
                              									Druckminderventil völlig zerstört, was auf eine Explosion innerhalb dieses Ventils
                              									deutet. Es ist nicht anzunehmen, daß die Flasche ein explosives Knallgasgemisch
                              									enthielt, denn die Untersuchung einer anderen Flasche der gleichen Sendung ergab
                              									einen Gehalt von 6 v. H. Stickstoff und 94 v. H. Sauerstoff. Die Bruchstücke der
                              									Flasche zeigten indessen, daß die Wandstärke der Flasche ungleich war (6,5 bis 8 mm)
                              									und daß das Material anscheinend sehr spröde und stellenweise hart war. Bezüglich
                              									des Umstandes, der die Sauerstoffflasche zum Zerspringen gebracht hat, ist man nur
                              									auf Vermutungen angewiesen, jedenfalls liegt aber eine Doppelexplosion vor, indem
                              									die weggeschleuderten Bruchstücke der Stahlflasche das Gassammelrohr durchschlagen
                              									haben. Das aus den Gasentwicklern und dem Behälter ausströmende Gas bildete mit dem
                              									Sauerstoff jenes explosible Gemisch, das dann auf irgendwelche Weise zur Entzündung
                              									kam. Da einer der vier Azetylenapparate von außen aufgerissen und berußt war, darf
                              									man annehmen, daß das aus dem Apparat ausströmende Gas sich infolge der Erwärmung
                              									durch den erhaltenen scharfen Schlag entzündet hat und daß diese Flamme wiederum das
                              									explosible Gasgemenge zur Entzündung gebracht hat.
                           Sander.
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                           Norwegens Fortschritte und Erfindungen auf industriellem
                                 										Gebiete. Bei der Eröffnung der „Ausstellung für industrielle
                                 										Selbsthilfe“ sprach Direktor Bryn über
                              									Fortschritte und Erfindungen in der Industrie. Nach „Norges Handels og
                                 										Sjöfartstidende“ führte der Redner folgendes aus: Es ist eine bekannte Tatsache, daß die
                              									Beschaffung von Kupfer für die vielen elektrischen Neuanlagen in Norwegen während
                              									des Krieges ungeheuer schwierig war; daher war es eine der wichtigsten Aufgaben des
                              										„Departements für die Versorgung der Industrie“, die einheimische
                              									Kupfergewinnung zu erweitern und vor allem elektrolytisches Kupfer herzustellen.
                              									Rohkupfer und Kupferkies waren in großen Mengen aus dem Lande ausgeführt worden, und
                              									das veredelte Erzeugnis, das elektrolytische Kupfer, mußte in Deutschland und
                              									Amerika wieder angekauft werden. Das Departement hat deshalb das „Evje
                                 										Nickelwerk“ gezwungen, von der Erzeugung elektrolytischen Nickels zur
                              									Herstellung elektrolytischen Kupfers überzugehen. Außerdem plant das Departement,
                              									das Ausschmelzen von Kupfer aus Kupferkies bei verschiedenen Kupferkiesgruben
                              									vornehmen zu lasssen. In Verbindung damit sei das durch Ingenieur Dorenfeld ins Leben gerufene Kupfer-Extraktionswerk bei
                              									Frederiksstad erwähnt. Früher wurde der Schwefelkies der norwegischen Kiesgruben an
                              									die Zellstoffabriken abgeführt, die ihn zur Herstellung von Kalziumbisulfit, das für
                              									das Auskochen des Holzstoffes zu Zellstoff gebraucht wird, benutzten. Nachdem die
                              									Zellstoffabriken den von ihnen benötigten Schwefel ausgebrannt hatten, blieb eine
                              									pulverförmige Masse zurück, die früher nach Schweden oder Deutschland gesandt wurde.
                              									Dort wurde sie in den Kupfer-Extraktionswerken und Eisenhütten zur Erzeugung von
                              									Kupfer und Eisen verwendet. Ein sehr wertvoller Rückstand wurde also aus dem Lande
                              									gesandt. In den Werkstätten in Frederiksstad soll nun dieser Rückstand aus der
                              									Zellstoffabrikation im eigenen Lande verwendet werden. Die für die elektrische
                              									Leitung so notwendigen Isolatoren haben wir bisher vom Auslande bekommen. Nun ist
                              									während des Krieges eine große und gut ausgestattete Porzellanfabrik in
                              									Frederiksstad errichtet worden, die den schwedischen Bedarf auch an Isolatoren für
                              									Hochspannung decken soll. Die neue Fabrik hat auch die Herstellung von Silikatstein,
                              									den die chemische Industrie und die Stahlwerke so notwendig brauchen, übernommen.
                              									Der Mangel an Elektroden war so groß, daß ein Teil der elektro-chemischen Industrie
                              									ihren Betrieb einstellen mußte. Die Herstellung von Elektroden in einer neuen Fabrik
                              									in Frederiksstad ist in Angriff genommen. Auch „Det Norske Aktieselskab for
                                 										elektrochemische Industri“ hat in ihren Fabriken in Eydehavn bei Arendal und
                              									in Bjölvefossen in Hardanger die Herstellung von Elektroden nach einer neuen Methode
                              									aufgenommen, ebenso die Aktiengesellschaft „Höyangfaldene“. Der Verbrauch von
                              									Elektroden in Norwegen beläuft sich auf ungefähr 10000 t jährlich zum Werte von 4
                              									bis 5 Millionen Kr., und der Verbrauch wird vermutlich sehr bedeutend steigen, wenn
                              									sich, was zu erwarten ist, die elektro-chemische Industrie weiter entwickelt.
                              										„Det Norske Aktieselkab“ hat eine Reihe tüchtiger Fachleute angestellt
                              									und eine gut ausgestattete elektrische Versuchsstation bei Lysaker, und eine große
                              									elektro-metallurgische Versuchsanstalt bei Kristianssand mit etwa 3000 PS angelegt.
                              									Der größte Erfolg dieser Versuchsarbeiten ist vermutlich die Herstellung von
                              
                              									Titanweiß, die in großem Umfange von den Fabriken der Aktiengesellschaft
                              										„Titan“ in Frederiksstad aufgenommen werden soll. Norwegen besitzt
                              									unbegrenzte Mengen von Titaneisenstein, aus dem dieser Farbstoff, der sich anderen
                              									Farbstoffen an Haltbarkeit überlegen gezeigt hat, hergestellt wird. Ein anderer
                              									Erfolg ist die Herstellung von Aluminiumsulfat aus der Steinart Labrador, wovon sich
                              									ebenfalls große Mengen in Norwegen finden. Aluminiumsulfat wurde früher vom Auslande
                              									eingeführt. Die Herstellung geschieht in einer Fabrik von Verpen und wird
                              									vermutlich Norwegens Bedarf decken. Weiter übernimmt diese Gesellschaft die
                              									Herstellung von Ferromangan, von größter Bedeutung für die Herstellung von
                              									Werkzeugstahl; außerdem von Graphittiegeln, an denen auch Mangel herrscht. In der
                              									norwegischen Schwefelsäurefabrik wird Oleum für die Sprengstoffabrikation
                              									hergestellt.
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                           Flüssige Luft als Sprengmittel. „Svensk
                                 										Handelstidning“ vom 7. Juni schreibt unter anderem: Um den großen Bedarf der
                              									Grubenindustrie an Sprengstoffen sicher zu stellen, planen die Aktiengesellschaften
                              										„Grängesbergsbolaget“ und „Nitroglycerin“ auch in Schweden
                              									flüssige Luft als Sprengmittel anzuwenden. Die genannten Gesellschaften errichten
                              									sieben Anlagen in den größeren Grubendistrikten, um längere Transporte zu vermeiden.
                              									Vorläufig sind solche Anlagen unter anderem in Kiruna, Malmberget, Grängesberg,
                              									Gyttorp und Hagge bei Ludvika geplant. Die maschinelle Ausstattung ist in
                              									Deutschland gekauft worden, da es sich als unmöglich erwies, die erforderlichen
                              									Maschinen im Lande selbst zu angemessenen Preisen zu erhalten. Ein Teil der
                              									Maschinen ist bereits angekommen. Sämtliche Anlagen und Patente werden einen
                              									Kostenaufwand von fast 1,5 Mill. Kr. erfordern.
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                           Die Klein, Schanzlin & Becker A.-G., Frankenthal
                                 										(Pfalz) bringt auf der Breslauer Messe, Jahrhunderthalle, Koje 28, Stand
                              									220 (25. bis 31. August) eine Auswahl ihrer marktgängigen und lieferbaren Fabrikate
                              
                              									zur Ausstellung. Neben Handpumpen verschiedener Ausführungen werden stehende
                              									Unapumpen, schwungradlose Simplexpumpen, Vakuumluftpumpen und Kompressoren sowie
                              									Zentrifugalpumpen zur Schau gebracht, daneben die Fabrikate der Firma in Armaturen
                              									für Wasser, Dampf und Gas. Neben den Originalstücken, wie Hydranten, Schiebern,
                              									Ventilen und Kondenstöpfen werden Schnittmodelle ausgestellt, die die Konstruktionen
                              									dieser Armaturen veranschaulichen. Die Klein, Schanzlin &
                                 										Becker A.-G. beschäftigt in ihren Werkanlagen zurzeit über 4000
                              									Arbeiter.
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                           Leimverordnung. Die Leimbedarfsanmeldungen für das IV.
                              									Kalendervierteljahr 1918 für die metallverarbeitenden Betriebe, soweit sie nicht zum
                              									Handwerk gehören, müssen bis zum 10. September eingereicht werden. Wer den
                              									Anmeldetermin versäumt, verliert seinen Anspruch auf Leimzuteilung für mindestens
                              									einen Monat. Die erforderlichen Leimbedarfs-Anmeldevordrucke sind von der
                              									Metallberatungs- und Verteilungsstelle für den Maschinenbau, Abt. Leim,
                              									Charlottenburg, Hardenbergstraße 3, zu verlangen. Die genannte Stelle ist
                              									berechtigt, für die Prüfung der Bedarfsanmeldungen und die Ausstellung der
                              									Bezugsscheine Gebühren zu erheben Die Fahrradfabriken haben ihre Bedarfsanmeldungen
                              									an die Metallberatungs- und Verteilungsstelle für die deutsche Fahrradindustrie,
                              									Brandenburg a. H., einzureichen. Für die Zuteilung von Leim an die Wagen- und
                              									Karosseriebetriebe ist die Vereinigung deutscher Wagen- und Karosseriefabrikanten,
                              									Berlin-Lichterfelde, Schillerstraße 22, zuständig.
                           ––––––––––
                           Der Geheime Baurat Max Krause, Direktor von A. Borsig,
                              									Berg- und Hüttenverwaltung, ist am 11. Juli d. J. gestorben.