| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 173 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Militärisches Nachrichtenwesen. Ganz ähnlich wie auf
                              									literarischem Gebiet der Name eines Verlegers oftmals kennzeichnend für
                              									Stilrichtungen und Entwicklungsabschnitte ist, kann man auch auf dem Felde der
                              									Technik die gleichlaufende Wahrnehmung machen, daß sich nicht selten in den Namen
                              									der Begründer großer industrieller Unternehmungen und Werke ein Stück Geschichte der
                              									einzelnen technischen Zweige niedergeschlagen hat. Ein sehr naheliegendes Beispiel
                              									ist der Name Krupp. Wem stellen sich, wenn er ihn hört,
                              									nicht unwillkürlich Gedankenverbindungen mit Kanonen und Artillerie und ihrer
                              									Entwicklung ein? Bei Krupp liegen die Verhältnisse
                              									allerdings besonders günstig, da ja der Sinn für militärische Dinge und was damit
                              									zusammenhängt in einem Staate mit allgemeiner Wehrpflicht fast zu den
                              									Selbstverständlichkeiten gehört und das Geschütz gewissermaßen das augenfälligste
                              									Sinnbild der technischen Mittel einer Wehrmacht verkörpert. Man kann sogar noch
                              									einen Schritt weitergehen und sagen, daß die Anteilnahme der Allgemeinheit an diesem
                              									augenfälligen Sinnbild der Grund gewesen ist, daß sie die Aufmerksamkeit von anderen
                              									für die Kriegführung ebenfalls ungeheurer wichtigen Dingen abgezogen und so zu einer
                              									ungewollten Ungerechtigkeit gegen andere kriegstechnische Errungenschaften
                              									verführt hat. Zu diesen gehört das militärische Nachrichtenwesen. Welche Bedeutung
                              									ihm bei der ungeheuren Ausdehnung der Kriegsschauplätze, der einzusetzenden Massen,
                              									der Notwendigkeit des peinlichst genauen Zusammenarbeitens der verschiedenen
                              									Waffengattungen und Hilfskräfte in einem modernen Kriege zukommt, davon konnte sich
                              									der Außenstehende früher kaum ein Bild machen. Daher kommt es auch, daß Namen, die
                              									dem Sonderfachmann dieses Gebietes geläufig sind, bei deren Nennung ihm gewisse
                              									Gedankeninhalte aufsteigen, mit denen er also Begriffe von einer ganz bestimmten
                              									Prägung verbindet, daß diese Namen dem Nichtfachmann zwar bestenfalls bekannt, aber
                              									nicht mit der Blutwärme lebendiger Vorstellung erfüllt sind. Aus einem Aufsatz in
                              									der Leipziger illustrierten Zeitung, den Oberingenieur G. Schmidt verfaßt hat, erfahren wir zum Beispiel, daß Werner Siemens, der Erfinder der Dynamomaschine und Begründer einer
                              									Weltfirma, auch einer der ersten gewesen ist, dem das militärische Nachrichtenwesen
                              									zu höchstem Danke verpflichtet ist, da er die Eckpfeiler geschaffen hat, an die sich
                              									die ganze weitere Entwicklung dieses Sondergebietes anlehnt. Und weiter erfahren
                              									wir, daß das von Werner Siemens gegründete Unternehmen,
                              									das Wernerwerk der Siemens & Halske A.-G., bis in die letzten
                              									Tage der jüngsten Gegenwart hinein einen namhaften Anteil an dieser erstaunlichen
                              									Entwicklung des militärischen Nachrichtenwesens hat. Schmidt gibt in seinem fesselnd geschriebenen Aufsatz einen
                              									geschichtlichen Ueberblick, aus dem man die Erkenntnis gewinnt, daß Werner Siemens und seine Schöpfung für das
                              									Nachrichtenwesen des Heeres eine ganz ähnliche Bedeutung haben wie Krupp für die
                              									Artillerie. Bekanntlich war Werner Siemens ursprünglich
                              									preußischer Offizier. Er hatte der Kommission des Generalstabes, die über die
                              									Einführung der elektrischen Telegraphie in Preußen zu befinden hatte, geraten, einen
                              									Zeigertelegraphen eigener Bauart zu verwenden. Da der Vorschlag Zustimmung fand,
                              									rief Siemens die Telegraphenbauanstalt S. & H. ins
                              									Leben und stellte die nötigen Einrichtungen und Geräte her.
                           Bis über die Mitte der 70 er Jahre hinaus blieb der Telegraph das hauptsächlichste
                              									militärische Nachrichtenmittel. Da tauchte 1877 der auf der Erfindung des deutschen
                              									Physikers Philipp Reis fußende Bell'sche Fernsprecher auf
                              									und fand, von Siemens verbessert, überraschend schnell
                              									Eingang im Reichspostbetrieb. Die günstigen Erfahrungen, die man dort mit ihm
                              									machte, ließen bei der deutschen Heeresverwaltung den Wunsch entstehen, dieses
                              									bequeme Nachrichtenmittel auch für Heereszwecke nutzbar gemacht zu sehen. Dies war
                              									aber erst möglich, nachdem es gelungen war, mit Hilfe einer inzwischen gemachten
                              									neuen Erfindung, des Mikrophons, stärkere Sprechströme zu erzeugen. Immerhin waren
                              									der Schwierigkeiten noch eine Menge zu überwinden, da eine Anzahl einander
                              									anscheinend grundsätzlich widersprechender Bedingungen zu erfüllen war. Die
                              									Feldfernsprecher durften, damit sie leicht fortschaffbar blieben, ein gewisses
                              									Gewicht und eine bestimmte Größe nicht überschreiten; dem aber stand entgegen, daß
                              									die Batterien, wenn sie die nötige Stromstärke liefern sollten, ziemlich umfangreich
                              									ausfielen. Die Erfindung der Trockenelemente oder auffüllbaren Lagerelemente brachte
                              									die Aufgabe der Lösung wieder einen Schritt näher. Außerdem mußte für eine
                              									Anrufvorrichtung gesorgt werden, die gleichzeitig, wenn die Sprachübertragung
                              									mangelhaft war, zum Geben von hörbaren Zeichen nach dem Morsealphabet zu benutzen
                              									war, so daß eine Verständigung auf alle Fälle erzielt werden konnte. Es wurde nun
                              									eine mit dem Strom der Mikrophonbatterie zu betreibende Summervorrichtung
                              									ausgearbeitet, bei der ein Wagnerscher Hammer in
                              									Verbindung mit einer kleinen Induktionsspule Verwendung fand. Mit dem elektrischen
                              									Summer ließen sich scharf begrenzte summerartige Töne von kürzerer und längerer
                              									Dauer erzeugen. Im Jahre 1893 war die Firma S. & H. in der Lage, der maßgebenden
                              									militärischen Behörde das Modell eines brauchbaren Feldfernsprechers vorzulegen, der
                              									denn auch unter der Bezeichnung Kavallerie-Patrouillenapparat in die deutsche Armee
                              									Eingang fand. Damit war der erste entscheidende Schritt getan. In rascher Folge
                              									erhielten dann die Artillerie und die Eisenbahntruppen Feldfernsprechgeräte, die den
                              									besonderen Bedingungen der Truppen angepaßt waren. Eine Abart des Telephons, der
                              									Lautfernsprecher, mit dessen Verwendung in geräuschvollen Betrieben und auf Schiffen
                              									die Firma gute Erfahrungen gemacht hatte, wurde in seiner Bauart auf die Bedürfnisse
                              									der schweren Artillerie zugeschnitten und als Artillerie-Lautsprecher ebenfalls im
                              									Heere eingeführt. Als dann besondere Nachrichtentruppen, die Telegraphentruppen,
                              									aufgestellt wurden, mußte ein Fernsprecher geschaffen werden, der einen Verkehr
                              									sowohl mit den vorderen Stellungen als auch mit den rückwärtigen Kommandostellen und
                              									Behörden bis zur Etappe ermöglichte. Ein von der Inspektion der Verkehrstruppen
                              									ausgeschriebener Wettbewerb, der schließlich zur Aufstellung des unter dem
                              									Namen Feldfernsprecher bekannten Gerätes führte, sah die Firma Siemens & Halske unter den Wettbewerbern und Mitarbeitern an der
                              									Erreichung des gesteckten Zieles. Der Kavallerie-Patrouillenapparat wurde
                              									unterdessen auch verbessert und fand als Armeefernsprecher weite Verbreitung. Auch
                              									an der Ausarbeitung und Verbesserung der Leitungsdrähte, Kabel und des Gerätes zu
                              									ihrer Verlegung nahmen Siemens & Halske regen Anteil.
                              									Die Herstellung eines wirklich brauchbaren Feldkabels, das gute Leitfähigkeit mit
                              									dauerhafter Isolation, hoher Zerreißfestigkeit bei geringem Gewicht vereinigt, ist
                              									ihr Werk. Immer weiter spannte sich der Bogen der Aufgaben. Die drahtlose
                              									Telegraphie war erfunden worden und hatte in Deutschland zur Gründung der
                              									Telefunkengesellschaft geführt, für die das Wernerwerk die Apparate zu liefern
                              									hatte. Die Heeresverwaltung hatte sofort den Wert des neuen Nachrichtenmittels
                              									erkannt und bediente sich, nachdem die Luftschiffertruppe das neue
                              									Funkentelegraphengerät erprobt hatte, der Siemensschen
                              									Apparate zuerst im südwestafrikanischen Feldzuge 1904/05 in ausgedehnterem Maße.
                              									Allerdings ist die umfassende Bedeutung dieses Nachrichtenmittels in ihrer ganzen
                              									Größe und Weite erst in diesem Kriege zur vollen Würdigung gekommen, und
                              									dementsprechend sind die Leistungen der Apparate auf eine früher nicht geahnte Höhe
                              									gebracht worden. Ueberhaupt hat der Krieg wie auf anderen technischen Gebieten so
                              									auch auf dem des Nachrichtenwesens zu Entwicklungen und Erfolgen geführt, die
                              									erstaunlich sind, Entwicklungen, an denen das Wernerwerk ebenfalls seinen redlichen
                              									Anteil hat. Erinnert sei nur an die Brustfernsprecher für Luftschiffer, den
                              									Schauzeichenschrank für Summeranruf, bei dem die rufende Leitung der
                              
                              									Vermittlungsstelle durch ein sichtbares Zeichen kenntlich gemacht wird, die
                              									Einrichtungen für Erdtelegraphie und die Lautverstärker für Fernsprechleitungen. Es
                              									würde zu weit führen, die Arbeit Schmidts in ihrem ganzen
                              									Umfang inhaltlich wiederzugeben. Nur ein Punkt sei noch angeführt, weil er beweist,
                              									wie sehr auch wohlbegründete Ansichten von Fachleuten durch die Macht der Tatsachen
                              									umgestoßen werden können. Bei der stattlichen Ausrüstung unserer Truppen und
                              									Truppenkörper mit Fernsprechgerät für die verschiedensten Zwecke glaubte man auf den
                              									Telegraphen in einem Kriege verzichten zu können. Gerade das Gegenteil ist
                              									eingetroffen. Der neue Siemens-Schnelltelegraph, der erst
                              									kurz vor Ausbruch des Krieges im Herbst 1912 auf den am meisten belasteten
                              									Haupttelegraphenlinien der Reichspost eingeführt worden war, ist von der
                              									Heeresleitung, dank seiner Leistungsfähigkeit, die bis zu 1000 Zeichen in der Minute
                              									geht, im Kriege ebenfalls als Nachrichtenmittel angenommen worden, da eine andere
                              									Möglichkeit, den ins ungeheuere gewachsenen Verkehr der obersten Heeresleitung mit
                              									der Heimat und den Dienststellen der verbündeten Armeen zu bewältigen, nicht gegeben
                              									war.
                           Ueberblickt man das historische Tatsachenmaterial, das Schmidt beibringt, dann wird man mit Staunen gewahr, daß die Entwicklung
                              									des militärischen Nachrichtenwesens auf den Zeitraum weniger Jahrzehnte
                              									zusammengedrängt ist, man wird es daher dem Verfasser Dank wissen, wenn er die
                              									Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf den, Umstand lenkt, daß auch die elektrische
                              									Industrie auf dem Posten gewesen ist und dafür gesorgt hat, daß der gewaltige
                              									Heereskörper auch die empfindlichen Nerven besitzt, die jedes beliebige Glied des
                              									Ganzen in sichere Verbindung mit anderen setzen.
                           A. H.
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                           Herstellung eines Korkersatzes aus Azetylen. Bei der
                              									heutigen Korkknappheit verdient ein bereits im Jahre 1905 geschütztes Verfahren von J. Fuchs (DRP. 167780, Kl. 39b) erhöhte Beachtung. Nach den
                              									Untersuchungen von Erdmann und Köthner, Sabatier und Senderens und anderen
                              									Forschern erhält man bei der Einwirkung von Azetylen auf Kupfer, Nickel oder deren
                              									Oxyde bei einer Temperatur von 200 bis 250° eine eigenartige hellbraune Masse, die
                              									anscheinend ein Kohlenwasserstoff ist und den Namen „Cupren“ erhielt. Während
                              									man unter gewöhnlichem Druck kein gleichmäßiges Erzeugnis erhält, erzielt man bei
                              									Anwendung eines konstanten Druckes von 15 cm Quecksilbersäule eine zusammenhängende,
                              									elastische und sehr leichte Masse, die gleichmäßig braun gefärbt ist und sich
                              									vorzüglich als Korkersatz eignet.
                           Zur Herstellung dieser Masse benutzt man zweckmäßig einen hohlen, gut verschließbaren
                              									Metallzylinder aus irgend einem Metall mit Ausnahme von Kupfer und Nickel, auf
                              									dessen Innenwand mittels einer Paraffinschicht feines Pulver von Kupfer, Nickel oder
                              									den Oxyden der beiden Metalle aufgetragen wird. Die Trommel wird im Luftbade auf
                              									etwa 230° erhitzt und hierauf unter 15 cm Quecksilberdruck Azetylen
                              									hindurchgeleitet, wobei man für gleichbleibenden Druck im Innern der Trommel sorgt
                              									und diese beständig umdreht. Sie füllt sich unter diesen Umständen vollständig mit
                              									einer hellbraunen Masse, die man mit dem Messer schneiden und in jede beliebige Form
                              									bringen kann. Ihre Brennbarkeit kann durch Erhitzen im Luftstrom wesentlich
                              									vermindert werden. Die Masse ist ein vorzügliches Wärmeschutzmittel und eignet sich
                              									weiter zur Herstellung von Schwimmanzügen, Rettungsringen, Schalldämpfern, ebenso
                              									als Füllstoff für Fahrrad- und Automobilreifen.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Eine neue Wasserturbine. Dónát
                                 										Bánki, dessen Name im Wasser- und Dampfturbinenbau nicht unbekannt ist,
                              									berichtet im Heft 31 der Z. d. V. d. I. über eine neue, höchst interessante
                              									Wasserturbinenbauart. Bei dem bekannten Ponceletschen
                              									Wasserrad tritt das Wasser von außen her in die Schaufeln ein und kehrt, nachdem es
                              									seine Energie an das Rad abgegeben hat, in entgegengesetzter Richtung aus den
                              									Schaufelkanälen zurück. Bánki läßt nun das Wasser durch
                              									den Schaufelkranz in das Innere des Rades eintreten und beaufschlagt mit dem quer
                              									zur Radachse durch das Rad hindurch strömenden Wasser die Radschaufeln ein zweites
                              									Mal in der Richtung von innen nach außen (Abbildung).
                              									Es entsteht also eine Art Verbundwirkung, wobei nach der Angabe des Verfassers in
                              									der ersten Stufe etwa 70 v. H. der Arbeitsenergie des Wassers aufgenommen werden,
                              									während für das zweite Durchschneiden des Kranzes etwa 30 v. H. übrig bleiben. Aus
                              									dieser Verteilung der Energieaufnahme ergibt sich, daß die Verluste, die naturgemäß
                              									bei der neuen zweiten Beaufschlagung infolge der nicht mehr ganz störungsfreien
                              									Wasserführung auftreten werden, verhältnismäßig wenig Bedeutung für den
                              									Gesamtwirkungsgrad erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 175
                              
                           Von besonderer Wichtigkeit für eine geordnete Wasserführung innerhalb des Rades
                              									erscheint eine zweckdienliche Bemessung der Kranzbreite und der Kanalquerschnitte.
                              									Die Kanäle dürfen am Austritt nicht zu eng sein, so daß ein Rückstau eintritt,
                              									aber auch nicht zu weit, so daß sich die durchtretende Wassermenge in einzelne, den
                              									Kanälen entsprechende Strahlen auseinanderziehen würde.
                           Eine einfache Berechnung und eine einfache, leicht und genau herstellbare Ausführung
                              									scheinen für die neue Bauart zu sprechen und einen guten Wirkungsgrad zu
                              									gewährleisten. Bisher hat der Verfasser eine ganz kleine Versuchsturbine von 135 mm
                              									? ausgeführt und damit bei günstigster Drehzahl einen Wirkungsgrad von 89 v. H.
                              									erreicht, der aber auch bei einer Vergrößerung oder Verkleinerung der Drehzahl um 25
                              									bis 30 v. H. noch über 82 v. H. blieb. In dem austretenden Wasser verblieben dabei
                              									noch etwa 5,5 v. H. der Energie, so daß sich durch Einbau eines geeigneten
                              									Gefällvermehrers der Gesamtwirkungsgrad wohl noch um etwa 3 v. H. heraufsetzen
                              									ließe. Eine größere Versuchsausführung von 500 mm ? und 1100 mm Radbreite hat selbst
                              									bei einer verhältnismäßig rohen Ausführung des Leitapparates einen Wirkungsgrad von
                              									87 v. H. ergeben.
                           Wenn die Entwicklung der neuen Bauart weitere ähnliche. Erfolge aufweist, kann sie
                              									vermöge ihrer einfachen und billigen Ausführungsmöglichkeit und des ebenfalls sehr
                              									bequemen und einfachen Einbaues, ferner durch die für einen unmittelbaren Antrieb
                              									günstig liegenden Drehzahlen eine erhebliche Bedeutung erlangen.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––––––
                           Kalkstickstoff mit Teerzusatz. Eine recht unangenehme
                              									Eigenschaft des Kalkstickstoffs ist bekanntlich sein starkes Stäuben beim
                              									Ausstreuen; man hat daher schon zahlreiche Versuche unternommen, die Streufähigkeit
                              									des Kalkstickstoffs zu verbessern. Vor dem Kriege wandte man meist einen Zusatz von
                              									Mineralöl an, wodurch es in der Tat gelang, das Stäuben stark zu vermindern. Die
                              									Knappheit an Mineralöl zwang indessen auch hier, nach einem Ersatzstoff Umschau zu
                              									halten. Versuche, die die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt zu Danzig angestellt
                              									hat, ergaben, daß durch Vermengen des Kalkstickstoffs mit etwa 15 v. H.
                              									Steinkohlenteer ein gut streufähiges Pulver erhalten wird, das sich auch längere
                              									Zeit lagern läßt, ohne sich zu verändern. Hinsichtlich seiner mechanischen
                              									Beschaffenheit ähnelt das Pulver trockenem Superphosphat. Die Kosten des
                              
                              									Teerzusatzes sind recht gering und belaufen sich auf etwa 80 Pf. für den
                              									Doppelzentner Kalkstickstoff. Infolge des Teerzusatzes wird der Stickstoffgehalt um
                              									etwa 2,5 v. H. herabgesetzt. Durch Düngungsversuche wurde der Beweis erbracht, daß
                              									der Wirkungswert des Kalkstickstoffs durch den Teerzusatz nicht beeinträchtigt wird.
                              									Bei einem Gefäßdüngungsversuch mit Hafer lieferten die mit rohem Kalkstickstoff
                              									beschickten Töpfe durchschnittlich 12,5 g Körner und 24,2 g Stroh, während
                              									Kalkstickstoff der mit 10 v. H. Teer versetzt war, 12,5 g Körner und 21,6 g Stroh
                              									ergab; der Unterschied ist also sehr gering. Bei Anwendung von schwefelsaurem
                              									Ammoniak wurden 12,2 g Körner und 24,3 g Stroh erhalten, während ohne jede Düngung
                              									der Ertrag sich auf nur 7,1 g Körner und 13,0 g Stroh belief. Auch durch
                              									Feldversuche auf einem Gute wurde nachgewiesen, daß die Wirkung des mit
                              									Steinkohlenteer behandelten Kalkstickstoffs in keiner Weise der des rohen
                              									Kalkstickstoffs nachstand. Gegenüber der Behandlung des Kalkstickstoffs mit
                              									Mineralöl hat der Teerzusatz übrigens noch den Vorteil, daß die gute Streufähigkeit
                              									auch nach längerer Aufbewahrung erhalten bleibt, während mit Mineralöl behandelter
                              									Kalkstickstoff nach einiger Zeit wieder stäubend wird. (Oesterr. Chem.-Ztg. 20.
                              									Jahrg. S. 183.)
                           Sander.
                           
                           Explosion einer Dieselmaschine. Infolge der
                              									Verwendung von Sauerstoff an Stelle von Preßluft zum Anlassen einer Dieselmaschine
                              									ereignete sich, wie die Zeitschr. des Bayer. Rev.-Vereins 1917 S. 86 berichtet, in
                              									einem Kalksteinwerk eine heftige Explosion. Die 50 PS-Maschine hatte zwei stehende
                              									Druckluftbehälter von 2000 mm Länge und 400 mm lichter Weite, die unter sich und mit
                              									dem Zylinder bzw. mit der Luftpumpe durch Kupferrohre von 1,5 mm Wandstärke
                              									verbunden waren. Um die seit Kriegsbeginn stillstehende Maschine wieder in Betrieb
                              									zu setzen, wurden zunächst die Druckluftbehälter durch die Manometerleitung des
                              									einen Anlaßgefäßes aus zwei Sauerstoffflaschen aufgefüllt und die Maschine durch
                              									Oeffnen des Anlaßventils in Gang gesetzt. Schon nach der fünften Umdrehung trat eine
                              									heftige Explosion ein, die die Druckluftleitungen vollständig zerstörte und in
                              									Stücke riß. Ernstlich verletzt wurde niemand. Die Explosion ist auf die Bildung
                              									eines explosiven Gemenges von Schmieröl dämpfen und Sauerstoff zurückzuführen,
                              									weshalb die Verwendung von Sauerstoff zu dem genannten Zweck durchaus unzulässig
                              									ist.
                           Sander.
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                           Das deutsche Ausland-Museum und -Institut in Stuttgart
                              									wurde Anfang 1917 begründet mit dem Zweck, die Beziehung zwischen Deutschland und
                              									den in aller Welt tätigen Auslanddeutschen zu pflegen und zu vertiefen.
                           Es umfaßt drei Hauptabteilungen: 1. Die Schausammlung, wo Gegenstände, Photographien,
                              									Modelle usw. gesammelt werden, die die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung des
                              									Deutschtums im Auslande veranschaulichen. Einen wesentlichen Bestandteil der
                              									Schausammlungen bildet die Rohproduktensammlung. 2. Bibliothek und Archiv, die die
                              									Literatur über das Deutschtum im Auslande in großer Vollständigkeit sammeln. Des
                              									weiteren enthält die Bibliothek die umfangreichen im Auftrag des Instituts
                              									durchgeführten bibliographischen Sammlungen, die in Zettelkatalogen die gesamte in-
                              									und ausländische Literatur der letzten Jahre umfassen und die für wirtschaftliche
                              									und wissenschaftliche Forschungen über das Auslanddeutschtum ein unentbehrliches
                              									Rüstzeug darstellen. 3. Die Auskunfts- und Vermittlungsstelle, deren Aufgabe es ist,
                              									die praktische Verbindung zwischen Auslanddeutschen und unserem Wirtschaftsleben
                              									herzustellen. Hier wird die Kartothek der Auslanddeutschen bearbeitet, die nach
                              									Angabe eines an die Auslanddeutschen versandten Fragebogens aufgestellt wird. Die
                              									Kartothek ist nach Berufen geordnet und ihre Benutzung ermöglicht für die
                              									vielartigen Zwecke unserer Auslandsbeziehungen und -bestrebungen geeignete deutsche
                              									Kräfte dienstbar zu machen. Sämtliche an das Institut gerichtete Anfragen
                              									wirtschaftlicher Art werden in der Auskunfts- und Vermittlungsstelle bearbeitet.
                           Ein wichtiges Gebiet innerhalb des Tätigkeitsfeldes des deutschen Auslandinstituts
                              									bildet das Ausstellungswesen. In besonderen Ausstellungen wird dem deutschen
                              									Volke die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung des Auslanddeutschtums in den
                              									verschiedenen Ländern vor Augen geführt. Die erste derartige Veranstaltung des
                              									Instituts ist die Kurlandausstellung, die bis jetzt in Stuttgart, München, Berlin,
                              									Leipzig, Dresden, Breslau, Hannover, Karlsruhe und Düsseldorf gezeigt wurde. Eine
                              									weitere Ausstellung, die der Arbeit des Deutschtums in Litauen gewidmet ist,
                              									befindet sich in Vorbereitung. Eine Veranstaltung ausschließlich wirtschaftlicher
                              									Art ist die im Sommer 1917 im Museum für Länder- und Völkerkunde in Stuttgart
                              									eröffnete Rohproduktensammlung der Kolonien, die die Bedeutung des Kolonialbesitzes
                              									für die europäischen Länder im Hinblick auf die Versorgung mit Rohstoffen
                              									veranschaulicht. Eine Wanderausstellung wirtschaftlicher Art wird die in
                              									Vorbereitung befindliche Kolonialausstellung sein. Von den Veröffentlichungen des
                              									deutschen Auslandinstituts liegt der erste Band „Kurland“ vor, der eine Reihe
                              									von Aufsätzen über die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung dieser Provinz
                              									enthält. Der zweite Band befindet sich in Druck; er behandelt die Geschichte der
                              									deutschen Kolonien an der Wolga. Der dritte Band befindet sich ebenfalls in
                              									Vorbereitung. Er wird in einer Reihe von Aufsätzen das Auslanddeutschtum in den
                              									besetzten Gebieten behandeln. Die erste Nummer der „Mitteilungen“ des
                              									Instituts, die alle zwei Monate veröffentlicht werden, wird demnächst erscheinen.
                              									Die Geschäftsstelle des deutschen Auslandinstituts befindet sich Stuttgart,
                              									Königstraße 15.
                           ––––––––––
                           Proksch-Lampe. Zum Aufsuchen von Störungen in elektrischen
                              									Anlagen, an Motoren, Anlassern usw. bediente sich der Elektrotechniker bisher einer
                              									gewöhnlichen Glühlampenfassung mit eingeschraubter Lampe und zwei freien
                              									Drahtenden.
                           Die von der Firma Julius Pintsch Aktiengesellschaft,
                              									Fabrik Frankfurt a. M., neuerdings auf den Markt gebrachte, durch zwei Deutsche
                              									Reichspatente geschützte Prüflampe, „Patent Proksch“, kurz
                              										„Proksch-Lampe“ genannt, hilft dem gerade in der gegenwärtigen Zeit
                              									empfindlichen Uebelstande der leichten Verletzbarkeit ab, indem die beiden in einem
                              									Sockel aus Isoliermaterial sitzenden, gesicherten Röhrenglühlampen einmal durch
                              									einen Schutzmantel aus gelochtem Blech und sodann durch federnde Anordnung gegen
                              									Fall und Stoß völlig geschützt sind. Ein am Schutzmantel vorgesehener Haken
                              									ermöglicht außerdem die Aufhängung der Proksch-Lampe im Knopfloch, am Gurt, an der
                              									Wand u.s.f., so daß beide Hände zur Führung der Kontaktstifte frei sind. Die
                              									Proksch-Lampe wird je nach Bedarf entsprechend ihrem Verwendungszweck mit zwei
                              									Glühlampen von 110 oder 220 Volt für Anlagen von 110, 220 und 440 Volt Spannung
                              									geliefert. Für Anlagen von 660 Volt Spannung befindet sich eine Proksch-Lampe in
                              									Vorbereitung, ebenso eine Konstruktion mit Umschaltung, die für mehrere
                              									Spannungsbereiche verwendet werden kann.