| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 182 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Wärmetechnische Betrachtungen über die Wirtschaftlichkeit
                                 										der Schiffsantriebe. Der unter vorstehendem Titel bei der vorjährigen
                              									Tagung der Schiffbautechnischen Gesellschaft von dem Direktor der Vulkanwerft Dr.
                              										Bauer gehaltene Vortrag gab einerseits einen
                              									Ueberblick über das beim Schiffsantrieb bisher wärmetechnisch Erreichte und suchte
                              									andererseits die Linien der künftigen wärmewirtschaftlichen Entwicklung der
                              									Schiffsantriebe festzulegen. Ausgehend von den bei Dampfkraftanlagen der
                              									wirtschaftlichen Ausnutzung der den Brennstoffen entnommenen Wärmemengen gezogenen
                              									Grenzen, die nach oben hin durch eine Anfangsspannung von etwa 50 at und 450°
                              									Dampftemperatur, nach unten durch ein Vakuum von rund 95 v. H. gekennzeichnet sind,
                              									errechnet sich unter den gegebenen Zustandsverhältnissen für den Arbeitsprozeß der
                              									Dampfmaschine ein theoretischer Wirkungsgrad von 38,5 v. H., dem unter Annahme eines
                              									höchstens erreichbaren Kesselwirkungsgrades von 85 v. H. ein thermodynamischer
                              									Wirkungsgrad von 32,7 v. H., bezogen auf eine mit 1 kg Heizöl zur Verfügung
                              									gestellte Wärmemenge von 10000 WE entsprechen würde. Kann auch, wie aus diesen
                              									Werten ihrer absoluten Höhe nach zu ersehen, im einzelnen durch Steigerung der
                              									Zudampfspannung wie der Dampftemperatur und durch Verringerung des Gegendruckes
                              									theoretisch kaum viel gewonnen werden, so läßt sich doch, wie an Hand einer großen
                              									Reihe von Beispielen gezeigt wurde, durch geschickte Anpassung der konstruktiven an
                              									die thermischen Verhältnisse, die eine Verbesserung des Verhältnisses der
                              									tatsächlich in Arbeit umgesetzten Wärmemenge zum Wärmeinhalt des theoretischen
                              									Diagramms, also des indizierten Wirkungsgrades, anstrebt, auch innerhalb der
                              									gezogenen Grenzen praktisch manches erreichen.
                           Die angestellten Untersuchungen erstrecken sich auf Mehrfachexpansionsmaschinen für
                              									Sattdampf- und Heißdampfbetrieb, auf Turbinenanlagen für direkten und indirekten
                              									Antrieb wie auf Kolbenmaschinen mit Abdampfturbinen. Sie wurden in der Weise
                              									durchgeführt, daß nach Aufzeichnung des theoretischen Wärmediagrammes in dieses das
                              									tatsächliche Wärmediagramm der betreffenden Maschine, das bei der Kolbenmaschine
                              									unmittelbar aus dem Indikatordiagramm, bei der Turbine durch Festlegung der
                              									Einzelverluste aus dem theoretischen Diagramm herzuleiten ist, eingetragen wurde.
                              									Das Flächenverhältnis der in indizierte Arbeit umgesetzten Wärmemenge zum Inhalt des
                              									theoretischen Wärmediagramms gibt dann im indizierten Wirkungsgrade der betreffenden
                              									Maschine das Maß für ihre Wärmewirtschaftlichkeit innerhalb der gezogenen Grenzen.
                              									Die Untersuchungen bestätigten die bekannte Tatsache, daß die Kolbenmaschine in
                              									Verbindung mit der Niederdruckdampfturbine wärmewirtschaftlich allen anderen
                              									Dampfkraftanlagen überlegen ist. So konnte für die als Beispiel gewählte Anlage des
                              									Dampfers Cap Trafalgar mit zwei Dreifachexpansionsmaschinen von je 5500 PSi bei 78,5 Umdrehungen/Min, und einer Abdampfturbine
                              									von 6300 PS bei 192 Umdrehungen/Min, ein theoretischer Wirkungsgrad von 29,6 v. H. und ein
                              									indizierter Wirkungsgrad von nicht weniger als 75,5 v. H. nachgewiesen werden. Alle
                              									andersartigen Anlagen stehen der Kolbenmaschinenanlage mit Abdampfturbine mehr oder
                              									weniger nach, wenn auch die Art und Größe der Verlustquellen von Fall zu Fall
                              									verschieden sind. Liegen sie bei der reinen Kolbenmaschinenanlage im wesentlichen
                              									auf der Niederdruckseite, wo sie in der unvollkommenen Expansion in die Erscheinung
                              									treten, so machen sie sich bei den Turbinenanlagen hauptsächlich auf der
                              									Hochdruckseite geltend. Diese Erscheinung macht es verständlich, daß der
                              									wirtschaftliche Gewinn der Ueberhitzung, so wirksam sich diese durch Verringerung
                              									der Kondensationsverluste namentlich bei kleinen Anlagen und bei Sattdampfbetrieb
                              									bemerkbar macht, bei größeren Mehrfachexpansionsmaschinen weit weniger fühlbar wird.
                              									Bemerkenswert ist schließlich, daß auch die indirekt wirkenden Turbinenanlagen im
                              									allgemeinen wärmewirtschaftlich weitaus weniger günstig abschneiden als die
                              									Kolbenmaschine mit Abdampfturbine. Ihre Vorzüge liegen mehr in der teilweise recht
                              									erheblichen Gewichts- und Platzersparnis. Auch hier verbessern sich natürlich die
                              									wirtschaftlichen Verhältnisse mit Verwendung höherer Ueberhitzung, für die unter
                              									Bordverhältnissen besonders die Turbinenanlagen mit gleichbleibendem Drehsinn
                              									(Turbo-Transformator und turboelektrische Anlage) geeignet scheinen. Gemessen an den
                              									Ergebnissen von Landturbinenanlagen mit 100 bis 150° Ueberhitzung scheinen bei
                              									Heißdampfbetrieb ähnlich hohe indizierte Wirkungsgrade, wie sie sich für die
                              									Kolbenmaschine mit Abdampfturbine nachweisen lassen, auch für indirekt wirkende
                              									Turbinenanlagen nicht unerreichbar. Es ist sogar keineswegs ausgeschlossen, daß die
                              									Weiterbildung des turbo-elektrischen Antriebes bei Verwendung gegenläufiger
                              									Turbinen, die zunächst noch im Anfangsstadium stehen, auch noch günstigere
                              									Ergebnisse zeitigt.
                           Das Ergebnis der vorstehenden Untersuchung deutet darauf hin, daß der Weg zur
                              									weiteren Erhöhung der Wärme Wirtschaftlichkeit der für den Schiffsantrieb
                              									verwendeten Dampfkraftanlagen bei möglichst weitgehender Ausnutzung der gegebenen
                              									Zustandsgrenzen in erster Linie zu einer Verbindung von Kolbenmaschinen- und
                              									Turbinenanlage führen muß. Vorbedingung für die wirtschaftliche Ausnutzung höchster
                              									Dampfspannungen bis zu 50 at ist die konstruktive Ausbildung von Kesselanlagen
                              									besonderer Art. Eine für vorstehende Zwecke geeignete Grundform eines solchen
                              									Hochdruckdampferzeugers führte der Vortragende in dem von der Vulkan-Werft
                              									entworfenen und gebauten sogenannten Mehrspannungskessel (Abb. 1) vor. Der Kessel, der eine wesentlich weitergehende Ausnutzung der
                              									Heizgase anstrebt, als sonst bei Schiffskesseln üblich ist, baut sich auf dem
                              									Grundgedanken auf, nur einen Teil der Heizfläche, der natürlich von den wärmsten
                              									Gasen beheizt wird, für die Erzeugung von Hochdruckdampf heranzuziehen, den
                              									übrigen, weniger stark beheizten Teil dagegen entweder als Vorwärmer für den
                              									Hochdruckteil aber als Mitteldruckkessel arbeiten zu lassen. Dementsprechend setzt
                              									sich der Dampferzeuger aus einem unmittelbar über dem Feuerraum angeordneten
                              									Hochdruckoberkessel und zwei mit ihm in normaler Weise durch Rohrbündel verbundenen
                              									Unterkesseln zusammen. Auf dem Hochdruckteil des Kessels baut sich ein ganz
                              									entsprechend ausgebildeter Mitteldruckteil auf, der für einen Dampfdruck bis zu 16
                              									at bemessen ist. Seitlich schließen sich an seine beiden Rohrbündel aus
                              									Rippenheizkörpern aufgebaute Vorwärmer für 3 at Ueberdruck an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 183
                              Abb. 1.
                              
                           Unter Zugrundelegung eines derartigen Kesseltyps wurde eine für einen Fracht- und
                              									Passagierdampfer von 22 kn Geschwindigkeit gedachte, hochwertige, gemischte
                              									Dampfkraftanlage von ? 50000 PS entworfen, und zwar unter Annahme eines
                              									Dampfüberdruckes von 50 at, einer Dampftemperatur von 480° und eines Vakuums von 95
                              									v. H. Die auf drei Wellen verteilte Maschinenanlage setzt sich aus zwei von den
                              									Hochdruckkesseln gespeisten raschlaufenden Hochdruckturbinen mit je 4525 WPS bei
                              									3000 Umdr./Min. zusammen, die ihre Leistung über ein Rädergetriebe an die
                              									unmittelbar durch eine Abdampfturbine von 8000 WPS bei 200 Umdr./Min. angetriebene
                              									Mittelwelle abgeben. Diese Niederdruckturbine nimmt den Abdampf zweier auf den
                              									Außenwellen arbeitender, hinter die Hochdruckturbinen geschalteter Kolbenmaschinen
                              									von je 16100 WPS und 90 Umdr.-Min. auf. Der Dampfverbrauch der Anlage, deren
                              									Wärmediagramm Abb. 2 gibt, wurde zu 2,74 kg/WPS-Std.
                              									errechnet, der Brennstoffverbrauch einschließlich der zur Hauptmaschinenanlage
                              									gehörigen Hilfsmaschinen zu 0,284 kg/WPS-Std. Heizöl (mit 10000 WE/kg Heizwert)
                              									beziehungsweise 0,4 kg/WPS-Std. Kohle (mit 7800 WE/kg Heizwert). Der indizierte
                              									Wirkungsgrad der Anlage ergibt sich bei einem theoretischen Wirkungsgrade von 38,5
                              									v. H. zu 72,5 v. H.
                           Von besonderem Interesse ist ein Vergleich der Wärmewirtschaftlichkeit der vorstehend
                              									beschriebenen gemischten Dampfkraftanlage mit hochwertigen Wärmekraftanlagen anderer
                              									Art. So wurden in Vergleich gezogen die Mehrstoffkraftmaschine, die
                              									Oelkolbenmaschine und die Oelturbine. Ohne die praktischen Entwicklungsaussichten
                              										derartiger
                              									Anlagen weiter zu erörtern, wurden sie lediglich im Hinblick auf die
                              									wärmetechnischen Grundlagen geprüft. Die Mehrstoffanlage war im Entwurf so gedacht,
                              									daß zwei Paar mit Hochsiededampf betriebener, parallel geschaltener Turbinen mit
                              									Rädergetriebe auf die Außenwellen einer Vierwellenanlage arbeiten. Durch
                              									Niederschlagen ihres Abdampfes in einer Verdampferanlage wird Wasserdampf von 20 at
                              									erzeugt, der bis auf 270° überhitzt wird und als Arbeitsdampf für zwei paarweise
                              									parallel geschaltete Dampfturbinensätze dient, die über die Getrieberäder der
                              									Hochsiededampfturbinen ebenfalls auf die Außenwellen arbeiten. Ihren Abdampf nehmen
                              									zwei die Mittelwellen direkt antreibende Niederdruckturbinen auf. Der theoretische
                              									Wirkungsgrad des zugrundegelegten Arbeitsprozesses wurde unter Begrenzung der
                              									Dampftemperatur des hochsiedenden Arbeitsmittels auf rund 400° zu 41,8 v. H.
                              									errechnet, der Brennstoffverbrauch zu etwa 0,29 kg/WPS-Std. Wärmewirtschaftlich
                              									steht die Anlage also nicht günstiger da als die
                              									Wasserdampf-Mehrspannungsanlage.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 184
                              Abb. 2.
                              
                           Die wärmewirtschaftlich vorteilhafteste Ausnutzung der Verbrennungskraftmaschine für
                              									Schiffsantriebszwecke scheint ebenso wie bei der Mehrstoffkraftanlage auf eine
                              									Verbindung mit einer Dampfkraftanlage als zweckmäßigste Lösung hinzudeuten, vor
                              									allem mit Rücksicht auf die Rückgewinnung der in den Abgasen und im Kühlwasser
                              									enthaltenen Wärmemengen. Das gilt sowohl für die Oelmaschine, die praktisch die
                              									meisten Verwendungsaussichten eröffnet, wie für die Oelturbine. Die erwähnte 50000
                              									PS-Anlage wurde mit Verwendung von Oelmaschinen in der Weise als Vierwellenanlage
                              									entworfen, daß zwei doppeltwirkende Zweitaktölmaschinen von je 9000 PS für den
                              									Antrieb der Mittelwellen und zwei gleiche Dampfturbinensätze von je 16000 PS,
                              									bestehend aus je einem Turbotransformator mit paarweise vorgeschalteten
                              									Hochdruckturbinen mit Rädergetriebe, für den Antrieb der Außenwellen vorgesehen
                              									sind. Zu der aus Mehrspannungskesseln bestehenden Kesselanlage für 20, 16 und 3 at
                              									Druck mit getrennt gefeuerten Ueberhitzern treten seitlich über den Oelmaschinen
                              									angeordnete Abwärmekessel hinzu, die ihren Dampf von 3 at der Transformatorturbine
                              									zuführen. Für eine derartige Anlage wurde für ein Heiz- und Treiböl von 10000 WE/kg
                              									ein Brennstoffverbrauch von 0,257 kg/WPS-Std. errechnet. Weniger günstige Aussichten
                              									nach der wärmewirtschaftlichen Seite eröffnet die Oelturbine.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 184
                              Abb. 3.
                              
                           Die vorstehend zugrundegelegte Anlage von 50000 PS läßt sich
                              									mit Verwendung von Oelturbinen etwa so denken, daß bei vier Antriebswellen für jede
                              									ein aus Oel- und Dampfturbinen bestehender Maschinensatz von 12500 WPS vorgesehen
                              									wird. Jede Maschinengruppe besteht aus zwei parallel arbeitenden Oelturbinen von je
                              									7500 PS und 3000 Umdr./Min., mit denen die zugehörigen Kompressoren mit einer
                              									Antriebsleistung von je 5000 PS direkt gekuppelt sind, und aus zwei auf dieselbe
                              									Welle arbeitenden Dampfturbinen von je 4500 PS mit Rädergetriebe. Als
                              									Umsteuergetriebe dient ein Föttinger-Transformator. Die
                              									bei der Verbrennung des Treiböles in besonderen Brennkammern erzeugten Gase werden
                              									durch Ausnutzung ihrer Wärme zur Dampferzeugung gekühlt und treten mit ? 1200° in
                              									die Düsen ein. Bis auf 1 at entspannt treten sie mit ? 500° aus den Turbinen aus und
                              									werden durch Ueberhitzer unter Steigerung ihrer Temperatur bis auf 600° in
                              									Abgaskessel geführt, wo sie teils Frischdampf von 20 at erzeugen, teils zur
                              									Vorwärmung des in den Brennkammern verdampften Speisewasser dienen. Steht auch der
                              									Treibölverbrauch einer derartigen Anlage, der schätzungsweise zu ? 0,32 kg/WPS-Std.
                              									zu errechnen ist, allen anderen in Betracht gezogenen Anlagen nach, so dürfte sie
                              									doch ihres überraschend geringen Gewichtsund Platzbedarfs wegen, den die
                              									Gegenüberstellung der vier Anlagen (Abb. 3) deutlich
                              									zeigt, nicht geringes Interesse beanspruchen. Die Aussichten ihrer praktischen
                              									Verwirklichung sind zunächst allerdings recht fragwürdig.
                           Kraft.
                           ––––––––––
                           Schädlingbekämpfung mittels Blausäure. In Amerika bedient
                              									man sich schon seit längerer Zeit der Blausäureräucherung zur Abtötung von
                              									Schädlingen aller Art, namentlich aber der Mehlmotte. Erst unter der Wirkung des
                              									Krieges hat dieses Verfahren, gegen das früher allerlei Bedenken geltend gemacht
                              									wurden, auch bei uns Eingang gefunden, hauptsächlich aus der Erwägung heraus, daß
                              									die Mehlmotte und andere Schädlinge eine beträchtliche Minderung unserer
                              									Nahrungsmittelvorräte verursachen. Auf Anregung der Deutschen
                                 										Gold- und Silberscheideanstalt in Frankfurt a. M., die das zu dieser
                              									Blausäureräucherung erforderliche Cyannatrium herstellt, hat das preußische
                              									Kriegsministerium eine besondere Kompanie für Schädlingbekämpfung geschaffen, die
                              									nicht nur die Reinigung von Mühlen nach diesem neuen Verfahren ausführt, sondern
                              									auch die völlige Abtötung von Läusen, Flöhen, Wanzen, Räudemilben, Schaben,
                              									Holzbohrwürmern, Ratten, Mäusen und anderen schädlichen Tieren besorgt.
                           Die Ausführung des neuen Verfahrens ist recht einfach. In ein mit heißer, verdünnter
                              									Schwefelsäure (Abfallsäure von 60° Bé. und Wasser im
                              									Volumverhältnis 1 : 1) gefülltes Gefäß wird Cyannatrium in abgewogener Packung
                              									eingetragen, worauf alsbald die Entwicklung von Cyanwasserstoff (Blausäure) beginnt.
                              									Das Gas verteilt sich rasch in dem luftdicht abgeschlossenen Raum und bewirkt schon
                              									bei einer Konzentration von einem Volumprozent Cyanwasserstoff eine sichere und
                              									völlige Abtötung aller Lebewesen. Wegen der großen Giftigkeit des Gases ist es
                              									erforderlich, daß diese Ausgasungen durch gut geschultes Personal, das mit Gasmasken
                              									bzw. Sauerstoffgeräten ausgerüstet ist, ausgeführt werden, in dieser Hinsicht haben
                              									wir ja durch den Krieg mannigfache Erfahrungen gesammelt. Es ist wesentlich, daß die
                              									Blausäure selbst bei langandauernder Einwirkung weder auf Mehl und Getreide, noch
                              									auf Holz, Stoffe, Leder oder Metalle irgendwelche Einwirkung ausübt. Es sind nach
                              									dem neuen Verfahren bereits über 100 Mühlen, Mannschaftsräume, Ställe, Lazarettzüge
                              
                              									und Schiffe mit gutem Erfolg ausgegast worden. (Chem.-Zeitg. 1918 S. 261.).
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Ein hochwertiges Mischgas will Dr. E. Rudin in Rapperswil (Schweiz) in der Weise herstellen,
                              									daß er durch einen mit glühendem Brennstoff gefüllten Generator nicht Luft, sondern
                              									technischen Sauerstoff hindurchleitet, um so ein nahezu stickstofffreies Gas zu
                              									erzeugen. Das Verfahren ist der Schweizer Patentschrift Nr. 75030 zufolge für alle
                              									Brennstoffe anwendbar, die nicht zu viel Wasser enthalten. Der Sauerstoff wird mit
                              									Wasserdampf in bestimmtem Verhältnis gemicht und auf diese Weise die Temperatur im
                              									Generator sowie die Zusammensetzung des Gases geregelt. Je höher die Temperatur im
                              									Vergasungsraum ist, desto mehr nähert sich das Gas, abgesehen von einer geringen
                              									Menge von Stickstoff, der Zusammensetzung 3CO : 1H2, welche bei 1000 bis
                              									1100° annähernd erreicht wird. Bei einer Temperatur von 800 bis 900° dagegen hat das
                              									Gas ungefähr die Zusammensetzung 2CO2 : 3H2. Verwendet man Koks, Anthrazit oder andere gasarme
                              									Brennstoffe, so erhält man unmittelbar ein Gas von der eben genannten
                              									Zusammensetzung, das für 1 m3 einen Heizwert von
                              									2700 bis 2800 WE hat. Bei Anwendung von gashaltigen Brennstoffen vermischt sich
                              									dieses Gas mit den Entgasungsprodukten, wodurch man ein Gas mit einem Heizwert von
                              									3300 bis 3700 WE erhält. Durch Einblasen von Teer oder Oelen in den Vergasungsraum
                              									kann man den Heizwert noch weiter steigern.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Beton als Baustoff für Maschinen. Es werden jetzt vielfach
                              									Werkzeugmaschinen, hauptsächlich große Typen, aus Beton anstatt aus Eisen
                              									hergestellt. So sind kürzlich in Chicago zwei große Hobelmaschinen aus Beton gebaut
                              									worden; sie sind allerdings an den Stellen, die bearbeitete Teile tragen, mit einer
                              									Metallschicht bedeckt, aber das Bett und der Hobeltisch sowie Pfeiler und Querträger
                              									bestehen aus Beton. Das Bett ist 44,5 m lang, der Tisch 27,6 m lang und 33 cm dick.
                              									Die Spitze des Maschinenständers befindet sich 2,85 m über dem Bett. Insgesamt
                              									enthält die Hobelmaschine 382 m3 Beton und 14,5 t
                              									Verstärkungsstahl. Das Gesamtgewicht einer Maschine beträgt 725 t. Für die
                              									Fertigstellung vom Zeitpunkt der Grundlegung bis zur Inbetriebsetzung der Maschine
                              									wurden 11 Wochen gebraucht, wobei Tag und Nacht ohne Unterbrechung gearbeitet
                              									wurde.
                           ––––––––––
                           Der Verband für handwerksmäßige und fachgewerbliche Ausbildung
                                 										der Frau, Berlin, Eichhornstraße 1, veranstaltet am 8. und 9. November in
                              									Düsseldorf seine vierte Hauptversammlung. Das Thema des ersten Tages lautet: „Die
                                 										fachgewerbliche Ausbildung von Arbeiterinnen in Betrieben der
                                 										Metallindustrie“. Das Hauptreferat hält Fräulein Dr. M. E. Lüders, Düsseldorf, Berichte aus der Praxis geben
                              									Fräulein Dr. J. Schimper, Waffenfabrik Mauser in
                              									Oberndorf a. N., Frau v. Staff, Referentin der
                              									Kriegsamtsnebenstelle Siegen, ehemalige Werkmeisterin der Maschinenfabrik A. H.
                              									Waldrich in Siegen, Herr Leutnant Tiessen, Ingenieur des
                              									Verbandes für handwerksmäßige und gewerbliche Ausbildung der Frau, und andere. Am
                              									zweiten Tage behandelt Herr Dr. Wilden, Düsseldorf,
                              										„Lage und Aufgaben des Handwerks nach dem Kriege“.