| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Loebe | 
| Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 202 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ueber die Beziehungen zwischen Steinkohle und Erdöl
                              									berichtet Prof. Dr. Ed. Donath. Von geologischer wie von
                              									chemischer Seite sind schon früher genetische Beziehungen zwischen diesen beiden
                              									wichtigen Naturprodukten aufgestellt worden, doch wurden diese Anschauungen später
                              									als nicht zutreffend bezeichnet. In der letzten Zeit sind verschiedene Tatsachen
                              									festgestellt worden, die auf gewisse Analogien bei der Steinkohlebildung einerseits
                              									und bei der Erdölbildung andererseits hinweisen, wodurch auch gewisse Beziehungen
                              									zwischen diesen beiden Produkten sich ableiten lassen. Flüssige erdölartige
                              									Produkte sind schon wiederholt in Steinkohlengruben aufgefunden worden, so zum
                              									Beispiel in England in der Grafschaft Shrop, wo das Erdöl direkt aus der
                              									Steinkohlenmasse ausschwitzt oder sogar ausfließt. Nach Höfer träufelt dieses Oel jedoch nicht aus dem Flöz selbst, sondern aus
                              									Spalten eines zerklüfteten Sandsteins innerhalb der Kohlenformation. Von anderen
                              									Beobachtungen in dieser Richtung seien noch genannt der dem rohen Petroleum ähnliche
                              									Geruch der Grubenwetter der Schaumburger Wäldertongruben, das Vorkommen von Naphtha
                              									in den Steinkohlenflözen von Rossitz-Oslawa bei Brunn, das gleichzeitige Vorkommen
                              									von Anthrazit und Erdöl im böhmischen Silur sowie die öligen Ausschwitzungsprodukte
                              									der Braunkohlenvorkommen in Steiermark. Verfasser ist der Ansicht, daß trotz des
                              									gemeinsamen Vorkommens erdölartiger Produkte mit Steinkohlen und Anthrazit doch noch
                              									kein genetischer Zusammenhang zwischen Steinkohlenbildung und Erdölvorkommen zu
                              									bestehen braucht.
                           In neuester Zeit haben nun A. Pictet und seine Mitarbeiter
                              									durch Benzolextraktion französischer Steinkohle sowie durch deren Destillation unter
                              									vermindertem Druck Kohlenwasserstoffe aufgefunden, die die Zusammensetzung der
                              									Eigenschaften von Naphthenen haben und die den Kohlenwasserstoffen von gleicher
                              									Molekulargröße völlig entsprechen, die von Mabery aus dem
                              									kanadischen Erdöl isoliert worden sind. Somit können durch Vakuumdestillation
                              									gewisser Steinkohlen Körper gewonnen werden, die sich anderswo als Bestandteile
                              									gewisser Erdöle vorfinden, und es ist also hier zum ersten Male auf experimentellem
                              									Wege ein chemischer Zusammenhang zwischen den beiden Naturprodukten dargetan
                              									worden.
                           Von besonderer Bedeutung ist die Auffindung eines festen Kohlenwasserstoffes von der
                              									Formel C30
                              									H60 in dem durch
                              									Vauumdestillation der Steinkohle on Montrambert gewonnenen Teer. Dieser
                              									Kohlenwasserstoff, der in der Kohle schon als solcher vorhanden ist, wie durch ihre
                              									Extraktion mit Benzol bewiesen wurde, ist auch in dem aus galizischem Erdöl
                              									gewonnenen Paraffin und Schmieröl enthalten und kommt schließlich auch im
                              									Destillationsprodukt des Bienenwachses vor. Weiter konnte Pictet auch durch Extraktion von Saarkohle Naphthene isolieren, die in
                              									ihren physikalischen Eigenschaften sich mit den Zyklanen des amerikanischen Erdöles
                              									decken. Auf Grund der Ergebnisse der Untersuchungen Pictets kommt Verfasser zu der Anschauung, daß die Steinkohle nicht ein
                              									Produkt allmählicher Kohlenstoffanreicherung des organischen Urmaterials ist,
                              									sondern durch einen mit Druckdestillation verbundenen Prozeß entstanden ist. Er
                              									weist dann noch auf die kohlenähnliche Masse der Kompositen sowie auf seine eigenen
                              									Untersuchungen über das Erdöl und den Schiefer von Raibl hin. Da dieses Oel ebenso
                              									wie auch die kalifornischen Erdöle dieselben aromatischen Kohlenwasserstoffe wie
                              									gewisse Steinkohlen enthält, ist es nicht unwahrscheinlich, daß auch die Bildung
                              									dieser Kohlenwasserstoffe als die Folge einer Druckdestillation bestimmter
                              									Substanzen bzw. Gemische anzusehen ist. Aber trotz all dieser wichtigen
                              									Beobachtungen ist Verfasser der Ansicht, daß kein genetischer Zusammenhang zwischen
                              									der Steinkohlenbildung und dem Erdölvorkommen besteht, daß vielmehr nur Beziehungen
                              									zwischen gewissen Erdöl- und Steinkohlenbestandteilen hinsichtlich der Art ihrer
                              									Bildung vorhanden sind. (Oesterr Chem.-Zeitg. Bd. 19 S. 231 bis 234.)
                           Sander.
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                           Altes und Neues vom Maschinenzeichnen. Unserer technischen
                              									Jugend auf Hoch- und Fachschulen kann es nicht schaden, wenn man ihr die
                              									mannigfachen Umständlichkeiten und Schwierigkeiten zeigt, mit denen ihre Väter
                              									und Großväter in der guten, alten Zeit zu kämpfen hatten. Damals gab es noch keine
                              									Studienpläne und keine Diplomprüfungen für den technischen Beruf. Viele
                              										„Schüler“ verdienten sich die zum Besuch der Gewerbeschule erforderlichen
                              									Mittel durch eine mehrjährige Praxis, der eine dreijährige Lehrzeit voraufgegangen
                              									war. Das Wirtschaften mit selbsterworbenem Gelde begünstigte eine fleißige
                              									Ausnutzung des Studiums, obschon vor 50 Jahren auch studentische Gepflogenheiten,
                              									die man dem nicht immer vorbildlichen Universitätsleben entlehnte, aufzukommen
                              									begannen. (Man vergleiche in dieser Hinsicht den Roman „Die Rastlosen“ von
                              										Georg Asmussen.) Das technische Buchwesen stand noch
                              									auf der ersten Vorstufe seiner späteren glänzenden Entwicklung. Wenige allgemeine
                              									Hilfsbücher, wie Scholl, Bernoulli, Weisbach und die
                              									ersten Auflagen der „Hütte“ dienten nur als allgemeine Ratgeber.
                              									Sonderaufgaben und die wichtigsten Fragen beim Einzelentwurf von Maschinen mußte der
                              									junge Ingenieur an Hand seiner Kolleghefte zu lösen suchen, auf deren vollständige
                              									Führung und Reinschrift großer Wert gelegt wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 203
                              Strichstärken für
                                 										Maschinenzeichnungen.Schnittebenen; Sprengfugen; Miffellinien; Teilkreise;
                                 										Maßlinien; Hilflinien; Sichfbare Umrisse und Kanten; Verdeckte Umrisse und
                                 										Kanten; Umklappungen Nachbarteile.
                              
                           Im technischen Zeichnen beachtete man künstlerische Gesichtspunkte, wie in der
                              									Architektur. In den ersten Jahrzehnten des eigentlichen Maschinenbaues wurden die
                              									Zeichnungen auf Holztafeln gerissen (Reißzeug, Reißfeder), die man zur Werkstatt
                              									gab. Die wichtigeren „Reißbretter“ fanden gleich den Modellen in Bodenkammern
                              									eine sorgfältige Aufbewahrung.
                           Mit allmählicher Vergrößerung der Fabrikbetriebe ließ sich dieser Brauch nicht mehr
                              									durchsetzen, man ging zu Papierzeichnungen über. Von der Ur- oder Stammzeichnung des
                              									Konstrukteurs wurde durch billige Hilfskräfte die gewünschte Anzahl Werkstattpausen
                              									auf durchsichtiges Papier übertragen, das auf starkes Unterpapier geklebt und mit
                              									Randstreifen eingefaßt werden mußte.
                           Die Verwendung von Farben, Schattierungen und Buntmalerei zur „Erzielung
                                 										harmonischer Effekte“ schien eine wichtige Hauptsache. Reste dieser
                              									veralteten Arbeitsverfahren haben sich zum Teil auch noch in der heutigen Praxis
                              									erhalten und werden sogar an manchen Hoch- und Fachschulen gepflegt. Feste und
                              									flüssige Farben, Pinsel, Tuschnäpfe, Schwamm und andere Geräte belasten und
                              									verteuern die Ausrüstung ohne ersichtlichen Zweck. Die Technik der Lichtpauserei und
                              									der mechanischen Vervielfältigung verlangt Schwarz-Weiß-Darstellungen. Unsere Zeitschriften und
                              									Lehrbücher kommen ohne Farben aus, unsere Maschinenfabriken können es auch. Mit
                              									Recht hat daher der „Normen-Ausschuß der deutschen Industrie“ nur die
                              									Verwendung schwarzer Striche für Zeichnungen zugelassen. Auch die Trennung der
                              									Baustoffe durch verschiedene Schraffur in den Querschnitten soll fortfallen;
                              									Vernunft, Gewohnheit und die Angaben der Stückliste müssen genügen. Ingenieure und
                              									Zeichner haben sich deutlicher, kräftiger Striche zu befleißigen, deren Stärke man
                              									in Zehnteln des mm angeben und ausführen kann. Zur Wahrung der Einheitlichkeit und
                              									Gleichmäßigkeit sollten die technischen Büros für ihre Angestellten auf Zeichen-
                              									oder Pauspapier kleine Musterkarten in Größe 10 × 14 cm nach vorstehender Art
                              									drucken lassen, auf denen man durch unmittelbare Proben die Weite der
                              									Ziehfederschneiden einzustellen vermag. Als ein bequemes Hilfsmittel haben sich nach
                              									meiner Erfahrung die Kreuzgelenk-Reißfedern mit Ziffernschräubchen von Clemens Riefler in Nesselwang bewährt.
                           Prof. Dr. Koehler, Darmstadt.
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                           Teerdestillation auf Gaswerken. Während die Gaswerke
                              									früher den als Nebenprodukt gewonnenen Teer in der Regel an besondere
                              									Teerdestillationen verkauften, gehen sie in der letzten Zeit mehr und mehr dazu
                              									über, den Teer im eigenen Betriebe zu destillieren, teils um die Teeröle als Treiböl
                              									für die im Gaswerk oder in anderen städtischen Betrieben vorhandenen Dieselmaschinen
                              									zu verwenden, teils auch um Pech für die Brikettierung des anfallenden Koksgruses zu
                              									gewinnen. Auch die für die Teerdestillation benutzten Apparate haben in den letzten
                              									Jahren bemerkenswerte Verbesserungen erfahren. Die früher allgemein übliche
                              									Destillation des Teeres aus großen eisernen Blasen mit direkter Kohlen- oder
                              									Koksfeuerung findet bei Neuanlagen heute kaum mehr Anwendung, weil bei dem
                              									periodischen Betrieb dieser Blasen, die einen Inhalt von 5000 kg oder noch mehr
                              									haben, große Wärmeverluste unvermeidlich sind, weil ferner infolge von Ueberkochen
                              									des stets wasserhaltigen und daher stark schäumenden Teers häufig Betriebstörungen
                              									und auch Brände eintreten, wenn das Bedienungspersonal den Verlauf der Destillation
                              									nicht sehr sorgsam überwacht. Schießlich machte sich auch, wenn man den Teer bis auf
                              									Hartpech abdestillierte, eine starke Verkokung des Pechs im Innern der Blase
                              									bemerkbar, wodurch eine längere Reinigung der Blase vor dem Neubeschicken notwendig
                              									wurde, eine recht mühselige Arbeit, die außerdem zur längeren Haltbarkeit der
                              									Teerblase wenig beitrug.
                           Alle diese Uebelstände werden bei den neuen Destillationsverfahren, wie sie heute
                              									üblich sind, vollkommen vermieden. Eines dieser Verfahren, nämlich das von Pintsch-Köhn, beschreibt
                              									Dipl.-Ing. Elvers im Journal für Gasbeleuchtung Bd. 60,
                              									S. 109 bis 111, an Hand eines im Gaswerk Wandsbeck zur Ausführung gelangten
                              									Entwurfes. Ein wesentliches Merkmal dieses sowie aller neueren
                              									Destillationsverfahren ist, daß die Destillation ohne Unterbrechung vor sich geht
                              									und daß jeweils erheblich kleinere Teermengen in dem Destillationsgefäß, das hier
                              									die Form einer Rohrschlange hat, erhitzt werden. Infolgedessen ist kein Ueberkochen
                              									zu befürchten und eine Entzündung des heißen Teeres ist so gut wie
                              									ausgeschlossen.
                           Im einzelnen geht die Destillation des Teeres folgendermaßen vor sich. Durch eine
                              									Druckpumpe wird der Teer aus der Grube oder einem Hochbehälter entnommen und mit
                              									großer Geschwindigkeit durch die in eine Feuerung eingemauerte Rohrschlange gepreßt.
                              									Der Druck in der Rohrschlange beträgt bei dem Verfahren von Pintsch 15 bis 16 at, infolgedessen strömt der Teer mit solcher
                              									Geschwindigkeit durch die heiße Rohrschlange, daß keine Verkokung eintreten
                              									kann. Aus der Rohrschlange gelangt der heiße Teer in eine Spritzblase, in der er
                              									mittels einer Düse entspannt wird. Bei dieser Entspannung wird so viel Wärme frei,
                              									daß alle flüchtigen Teerbestandteile mit Ausnahme des Pechs verdampfen. Das Pech
                              									wird in flüssigem Zustande in Auffangbehälter abgelassen, während die Teerdämpfe der
                              									Reihe nach drei Kühler durchströmen. Im ersten Kühler wird das Schweröl, im zweiten
                              									das Mittelöl und im dritten Kühler das Leichtöl zusammen mit etwas Ammoniakwasser
                              									abgeschieden. Alle diese flüssigen Abscheidungen werden in gesonderten Vorlagen, die
                              									unter den Kühlern angebracht sind, aufgefangen. Leichtöl und Ammoniakwasser trennen
                              									sich infolge ihres verschiedenen spezifischen Gewichts und werden ebenfalls
                              									gesondert aufgefangen. Ein Dampfstrahlgebläse, das an den letzten Kühler
                              									angeschlossen ist, hält die sämtlichen Kühler sowie die Spritzblase unter
                              									Saugspannung.
                           Wie man hieraus ersieht, ist die Arbeitweise äußerst einfach und die Bedienung der
                              									Anlage somit wesentlich leichter als bei der früheren Blasendestillation. Zu den
                              									bereits angeführten weiteren Vorzügen kommt noch hinzu, daß durch den Fortfall der
                              									Betriebpausen, die durch das Abkühlen, Entleeren und Frischfüllen der Blase früher
                              									unumgänglich waren, sowie durch die Vermeidung des Koksansatzes in dem
                              									Destillationsgefäß der Brennstoffaufwand und damit die Betriebskosten erheblich
                              									niedriger sind. Somit ergibt sich bei den neuen Teerdestillationsanlagen eine recht
                              									befriedigende Wirtschaftlichkeit; für die vorstehend beschriebene Anlage zu
                              									Wandsbeck betragen zum Beispiel bei einer täglichen Verarbeitung von 10000 kg
                              									Kammerofenteer die Ausgaben 480 M im Tage, denen ein Erlös aus den
                              									Destillationsprodukten von 524,50 M (Friedenspreise!) gegenübersteht. Der Ueberschuß
                              									beträgt somit 44,50 M täglich oder rund 10000 M im Jahre.
                           Im Anschluß hieran sei noch bemerkt, daß übrigens auch der rohe Kammerofenteer direkt
                              									zum Betrieb von Dieselmaschinen Verwendung finden kann. Man muß den Teer nur vorher
                              									sorgfältig von den darin enthaltenen Kokskörnern befreien und ihn genügend stark
                              									vorwärmen. Zur Abscheidung der Kokskörner kann man ein Kiesfilter benutzen, das der
                              									Teer mit geringer Geschwindigkeit durchströmt. Hierauf wärmt man den Teer mit Hilfe
                              									der Abgase der Dieselmaschinen auf 70 bis 80° an, wodurch man eine sehr gute
                              									Verbrennung erzielt; zum Zünden benutzt man eine geringe Menge Paraffinöl.
                           Sander.
                           ––––––––––
                           Drucklager für Schiffsmaschinen. Solche Drucklager sind
                              									meist aus mehreren Stahlgußbügeln zusammengesetzt, die hufeisenförmige Form haben.
                              										Abb. 1
                              									und 2 zeigen
                              									solche Ausführungen. Eine solche Bauart hat den Vorteil, daß sie eine bequeme und
                              									schnelle Auswechselung und auch gleichzeitig eine Nachstellbarkeit der einzelnen
                              									Bügel gestattet. Das in Abb. 1 bis 3 dargestellte
                              									offene Drucklager ist in einem Doppelschraubendampfer eingebaut. Bei einer
                              									Maschinenleistung Ni =
                              									400 PS, n = 180 minutl. Umdrehungen und H = 2,12 m Schraubensteigung ermittelt sich der
                              									indizierte Schub zu P_{\mbox{i}}=\frac{N_{\mbox{i}}\,4500}{n\,H}\,\sim\,4700\mbox{ kg}. Wie Abb. 1 zeigt, sind zur
                              									Aufnahme der Schubkraft Pi für Vorwärtsgang vier Druckbügel, für Rückwärtsgang nur drei Druckbügel
                              									vorhanden. Die Druckfläche einer Bügelseite ist f =
                              									266,5 cm2 groß. Bei Vorwärtsfahrt ergibt sich
                              									somit ein spezifischer Flächendruck von k = 4,44
                              										kg/cm2. Mit Berücksichtigung der Schmiernuten
                              									steigt der Flächendruck auf k1 = 4,92 kg/cm2.
                           
                           Durch die Kraft \frac{P_{\mbox{i}}}{4} wird der Stahlgußbügel auf Biegung beansprucht. Die
                              									Biegungsbeanspruchung kb in der Mitte des Bügels bestimmt sich nach Abb. 2 mit W = 54,4 cm3 und J = 221,5 cm4 zu
                           
                              k_{\mbox{b}}=\frac{1175}{2}\,\frac{\left(\frac{40}{2}-\frac{27,6}{4}\right)}{55,4}=139\mbox{ kg}/\mbox{cm}^2.
                              
                           Bei der Rückwärtsfahrt erhält der Bügel eine um 34 v. H. höhere Belastung; die größte
                              									zulässige Materialbeanspruchung soll dabei unter 350 kg/cm2 bleiben. Die Durchbiegung y des Bügels in der Mitte wird mit E = 2150000 für Stahlguß berechnet zu:
                           
                              y=\frac{k_{\mbox{b}}\,.\,l^2}{5\,E\,h}=\frac{139\,.\,40^2}{5\,.\,2115000\,.\,8}=0,0026\mbox{ cm}.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 205
                              
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 205
                              
                              
                           Im ersten Betriebsjahre zeigte sich eine erhebliche Abnutzung der
                              									Weißmetalldruckflächen, welche von den Ringen der Druckwelle stark angegriffen
                              									wurden. Außer einer reichlichen Oelzuführung ist, wie Abb. 2 zeigt, eine innere
                              									Wasserkühlung vorhanden. Um ein Warmlaufen des Drucklagers zu vermeiden, wurde
                              									hierbei auch noch eine äußere Wasserkühlung angeordnet, wobei das ganze Drucklager
                              									von Außenbord überschwemmt werden konnte. Für Heißlaufen besteht die Gleichung:
                              									b_1\,z_1=\frac{P_{\mbox{i}}\,n}{w_2}, hierin ist b1 = ½ (27,6 – 16,6) = 5,5 cm Auflagerbreite, z1 = Zahl der Ringe = 4, w1 = eine
                              									Erfahrungszahl der Wärmeleitung. Es berechnet sich
                           
                              w_1=\frac{P_1\,n}{b_1\,z_1}=\frac{4700\,\times\,180}{5,5\,\times\,4}=38500.
                              
                           Ohne innere Wasserkühlung ist für w1 noch 40000 zulässig.
                           Die mittlere Umfangsgeschwindigkeit des Wellenringes ergibt sich zu
                           
                              v_1=\frac{r_{\mbox{m}_1}\,\pi\,n}{30}=\frac{0,11\,.\,\pi\,.\,180}{30}=2,07\mbox{ m}/\mbox{Sek.}
                              
                           Es wird das Produkt: k v1 = 4,44 × 2,07 = 9,18. Hierfür sind Werte bis zu 16
                              									zulässig.
                           Die äußere Wasserkühlung kann schädlich wirken, wenn dadurch Unreinigkeiten sich
                              									zwischen den Reibungsflächen festsetzen und so das Weißmetall zerstören.
                           In Abb. 4 bis
                              										8 ist ein
                              										„geschlossenes Drucklager“ dargestellt, das bereits bei kleineren
                              									Schiffsmaschinen Verwendung gefunden hat. Die Verbesserung des geschlossenen
                              									Drucklagers besteht darin, daß durch die vollständigen Ringflächen die Uebertragung
                              									des indizierten Schubes Pi auf den gesamten Drucklagerkörper verteilt ist. Ein Biegungsmoment für
                              									die Druckkörper ist nicht vorhanden. Eine größere Anzahl von Druckkörpern verlangen
                              									eine sehr genaue Arbeit bei der Herstellung. Deshalb begnügt man sich hier mit einer
                              									möglichst geringen Anzahl von Druckringen von großem Durchmesser, um den
                              									spezifischen Flächendruck so klein als möglich zu halten. Auf die Wasserkühlung ist
                              									hier verzichtet. Die einzelnen Lagerschalen-Ober- und Unterteile sind von gleicher
                              									Größe und im Drucklagerkörper gut eingelagert.
                           Es sind nur drei Druckringe angeordnet, um die Paßarbeit gering zu halten. Jeder
                              									Druckring hat eine Druckfläche von f2 = 518 cm2. Der
                              									spezifische Flächendruck ergibt sich dann zu k_2=\frac{P_{\mbox{i}}}{3\,f_2}=3,02\mbox{ kg}/\mbox{cm}^2. Die mittlere
                              									Umfangsgeschwindigkeit im Wellenring findet man zu:
                           
                              v_2=\frac{0,114\,\pi\,.\,180}{30}=2,15\mbox{ m}/\mbox{Sek.}
                              
                           
                           und
                           k2v2 = 3,02 × 2,15 =
                              									6,5.
                           Die Reibungsarbeit ergibt sich mit μ = 0,05 zu
                           
                              A_2=\frac{4}{\pi}\,\mu\,k_2\,v_2=0,414.
                              
                           Die Reibungsarbeit in PS ist:
                           
                              N=\frac{3\,f_2\,k_2\,v_2\,\mu}{75}=7,0\mbox{ PS}.
                              
                           Die Wärmeableitungszahl mit z2 = 3 und b2 = 7,25 bestimmt sich zu w_2=\frac{4700\,.\,1800}{7,25\,\times\,3}\,\sim\,39000.
                           Das geschlossene Drucklager nach Abb. 4 bis 8 besteht aus
                              									einem kräftigen Rahmengestell l, der unteren
                              									Lagerschale m und dem Lagerdeckel n. Der achsiale Schub wird von der Stirnwand auf die
                              									Fundamentschrauben o und in den an die Stirnwand
                              									anschließenden T-förmigen Querschnitt p mit
                              									Verbindungsflansch an das Maschinenfundament übertragen.
                           Die Oelzuführung geschieht vom Deckel aus. Das Schmieröl gelangt zunächst in den
                              									Zwischenraum q und von da durch die Oelnuten in den
                              									Zwischenraum r. In der unteren Lagerschale m ist eine Oeffnung s
                              									vorgesehen, durch die das verbrauchte Oel in die Oelkammer t fließen kann. Der Oelabschlußhahn ist mit u
                              									bezeichnet.
                           Die hintere Stirnrahmenwand ist mit einem Lagerdeckel zugleich als Traglager
                              									ausgebildet, welches der Druckwelle eine sichere Führung gibt. Der obere Lagerdeckel
                              										y nimmt bei Rückwärtsgang auch zugleich die
                              									Schubkraft auf. Er ist bei w eingelassen und gegen die
                              									Stirnrahmenwand gestützt, so daß ein Ausweichen der Deckelschrauben vermieden wird.
                              									Um zu verhindern, daß das bei dem ersten Druckring befindliche umlaufende Oel nach
                              									vorn durch den Spielraum ausweicht, ist in der ersten Lagerschale bei z (Abb. 4) eine Rille
                              									angeordnet, in der sich eine Filzabdichtung befindet. (Werkstattstechnik 1918 S. 145
                              									bis 147.)
                           W.
                           ––––––––––
                           Feinschleifen ebener und zylindrischer Flächen. Die
                              									Herstellung vollkommen genauer Flächen, zum Beispiel für Endmaße, Lehrdorne usw.,
                              									die mit Hochglanzpolitur versehen sein sollen, erfordert eine ganz besondere
                              									Technik. Die Oberflächen sollen vollständig riefenfrei sein, infolgedessen sind
                              									Schleifmaschinen auch mit den feinsten Schleifscheiben bestenfalls nur zur Vorarbeit
                              									verwendbar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 206
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 206
                              Abb. 2.
                              
                           Für das eigentliche Polierverfahren ist Handarbeit nicht zu ersetzen. Als
                              									Schleifwerkzeuge dienen Metallkörper, deren Arbeitsfläche dem zu bearbeitenden
                              									Gegenstande entsprechend geformt ist, also für Platten ebene Flächen (Abb. 1), für Hohlzylinder Dorne, für Vollzylinder
                              									Ringe (Abb. 2) usw. Das Werkzeug ist immer aus
                              									weicherem Stoffe hergestellt als das Werkstück, meist aus Gußeisen, Kupfer oder
                              									Blei. Es dient als Träger des eigentlichen Schleifmittels, für das im allgemeinen
                              									Diamantpulver, Karborundum, Korundum usw. in Frage kommt, das mit harten Walzen oder
                              									Klötzen fest in die Arbeitsflächen des Werkzeuges eingedrückt, nicht etwa
                              									eingerieben wird. Die Arbeitsflächen werden darauf mit Benzin sorgfältig
                              									abgewaschen, um das lose gebliebene Schleifmittel zu entfernen. Die gute
                              									Deckung der Fläche wird an dem gleichmäßigen mattgrauen Aussehen erkannt.
                           Das Schleifen erfolgt unter reichlicher Zugabe von Petroleum, wobei Werkzeug und
                              									Werkstück nur ganz vorsichtig gegeneinander gedrückt werden, um zu verhindern, daß
                              									Schleifkörnchen aus ihrer Bettung gerissen werden, zwischen den Flächen hin und her
                              									rollen und zu dem Entstehen von schwer entfernbaren Kratzern führen. Neues
                              									Schleifmittel darf während des Schleifens naturgemäß nicht lose dazu gegeben werden,
                              									sondern immer muß das Werkzeug in der beschriebenen Weise vorbereitet werden.
                           Für besonders feine Arbeiten, zum Beispiel der Uhrenindustrie, wird eine sehr zart
                              									angreifende Schleifpasta dadurch hergestellt, daß das vorher durch einen
                              									feinmaschigen Leinwandbeutel gesiebte Schleifpulver in einen mit Oel gefüllten
                              									Behälter geschüttet wird. Nach einer bestimmten Zeit – z.B. 10 Minuten – wird die
                              									Mischung, in der sich der feinste Schleifstaub schwebend erhält, vorsichtig
                              									abgegossen, aus der sich dann bei weiterem Stehen ein feiner Bodensatz absetzt, der
                              									das gewünschte Schleifmittel ist.
                           Die in Abb. 1 dargestellte Schleifplatte ist durch
                              									Längs- und Querrillen in kleine Felder unterteilt. In dieser Form werden nur gröbere
                              									Vorschleifarbeiten vorgenommen, wobei das Schleifpulver einfach mit einem Oelzusatz
                              									aufgestreut wird, in den Rillen sammelt sich das Schleifmittel, das so an vielen
                              									Stellen zugleich zum Angreifen kommt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 333, S. 206
                              Abb. 3.
                              
                           Die Erzeugung genau ebener Flächen erfordert besondere Vorsichtsmaßregeln. Nicht nur,
                              									daß selbstverständlich die Schleifplatte genau eben geschabt sein muß, sondern es
                              									werden häufig auch noch zwei Hilfsplatten II und III (Abb. 3) verwendet.
                              									Es werden dabei die drei Platten unter sich in allen Verwechselungsmöglichkeiten
                              									gegenseitig abgeschliffen, wobei sich theoretisch alle Fehler aufheben müssen, wie
                              									übertrieben in der Abb. angedeutet.
                           Hinsichtlich der Werkzeuge zum Schleifen zylindrischer Flächen verdient nur noch
                              									hervorgehoben zu werden, daß es zweckmäßig ist, sie zum Nachspannen einzurichten, um
                              									ein auch trotz Benutzung immer genaues Passen zu erhalten. (Werkzeugmaschine vom 1.
                              									August 1918.)
                           Rich. Müller.
                           ––––––––––
                           Aenderung der chemischen Zusammensetzung von Gußeisen durch
                                 										ständiges Wiedereinschmelzen der Eingüsse. Unter den Gießereifachleuten ist
                              									vielfach die Ansicht vertreten, daß die Veränderungen, die die chemische
                              									Zusammensetzung eines Gusses durch das stete Wiedereinschmelzen der Eingüsse
                              									erleidet, so weit führen, daß ein Satz, der ohne Umgattierung weitergeführt wird,
                              									schließlich degeneriert und unbrauchbar wird. Deshalb ist es von Interesse, daß W.
                              										Cretin die hierdurch möglichen Veränderungen
                              									rechnerisch festgestellt hat (Gießereizeitung 1918 Heft 12). Als Beispiel wählt er
                              									folgende Gattierung.
                           60 v. H. Gießereiroheisen III mit
                           2,5 v. H. Si, 0,75 v. H. Mn, 0,80 v. H. P, 0,03 v.
                              									H. S
                           15 v. H. Maschinenbruch mit
                           2,3 v. H. Si, 0,60 v. H. Mn, 0,90 v. H. P, 0,10 v.
                              									H. S
                           25 v. H. Eingüsse mit
                           
                           1,5 v. H. Si, 0,60 v. H. Mn, 0,70 v. H. P, 0,1.2 v.
                              									H. S und führt die Rechnung mit dem Siliziumgehalt wie
                              									folgt durch:
                           
                              
                                 60 v. H. Gießereiroheisen III mit           2,5 v. H. Si entsprechen \frac{2,5\,.\,60}{100}
                                 = 1.5 v. H. Si
                                 
                              
                                 15 v. H. Maschinenbruch mit           2,3 v. H. Si entsprechen \frac{2,3\,.\,15}{100}
                                 = 0,345 v. H. Si
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                    1,845 v. H. Si
                                 
                              
                           Dieser Satz wird bei jeder Schmelzung gesetzt, der Wert 1,845 = a ist also konstant. Ferner entsprechen 25 v. H.
                              									Eingüsse mit 1,5 v. H. Si in der Gattierung 0,375 v. H.
                              										Si = b. Setzt man für den S/-Abbrand = 10 v. H., so
                              									hat das Gußeisen nach dem ersten Umschmelzen einen Si-Gehalt von
                           
                              p_1=a+b-\underset{\mbox{Abbrand}}{\frac{a+b}{10}}=\frac{9\,a+9\,b}{10}=\frac{9}{10}\,(a+b).
                              
                           Jetzt haben aber die Eingüsse denselben Si-Gehalt von p9 25 v. H. davon entsprechen also \frac{9}{40}\,(a+b) v. H.
                              										Si. Daher entsteht nach dem zweiten Schmelzen ein
                              										Si-Gehalt von
                           
                              p_2=\left(a+\frac{9\,a}{40}+\frac{9\,b}{40}\right)\,\underset{\mbox{Abbrand}}{\frac{9}{10}}=\frac{9\,a}{10}+\frac{81\,a}{400}+\frac{81\,b}{400}.
                              
                           Und ebenso erhält man für den Si-Gehalt nach der dritten Schmelzung:
                           
                              p_{\mbox{s}}=\left(a+\frac{9\,a}{40}+\frac{81\,a}{1600}+\frac{81\,b}{1600}\right)\,\frac{9}{10}=\frac{9\,a}{10}+\frac{81\,a}{400}+\frac{729\,a}{16000}+\frac{729\,b}{16000}.
                              
                           Das letzte Glied kann im Grenzfall vernachlässigt werden. Die unendliche Reihe mit
                              									dem Anfangsglied \frac{9\,a}{10}=r und dem Quotienten \frac{9}{40}=q wird so berechnet nach
                              									p_{\mbox{n}}=S=\frac{r}{1-9}, worin n = ∞.
                           Setzt man für a den berechneten Wert 1,845, so ergibt
                              									sich für r = 1,666 und für
                           
                              p_{\mbox{n}}=\frac{1,666}{1-\frac{9}{40}}=2,142\mbox{ v.H. }Si.
                              
                           Dieser Endwert ist praktisch schon nach wenigen Schmelzungen erreicht. Die
                              									Berechnungen für die übrigen Elemente und für andere Gattierungen lassen sich in
                              									gleicher Weise durchführen.
                           Für die Praxis eignet sich noch besser die von Meurer
                              									(Gießereizeitung 1918 Heft 14) aufgestellte identische Formel, die der Verfasser wie
                              									folgt ableitet: Besteht der Satz aus
                           
                              
                                 
                                    A
                                    
                                 v. H.
                                 Roheisensorte
                                 1
                                 mit
                                 
                                    a
                                    
                                 v. H.
                                 
                                    Si
                                    
                                 
                              
                                 
                                    B
                                    
                                 „
                                 „
                                 2
                                 „
                                 
                                    b
                                    
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    
                                 „
                                 „
                                 3
                                 „
                                 
                                    c
                                    
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    P
                                    
                                 „
                                 Eingüsse
                                 
                                 „
                                 
                                    x
                                    
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           und beträgt der Abbrand Bruchteile von 1, so ist der Si-Gehalt der Schmelzung:
                           
                              \frac{(A\,a+B\,b+C\,c\ .\ .\ .+P\,x)\,(1+p)}{100}
                              
                           Für das Gleichgewicht gilt die Gleichung
                           
                              \begin{array}{rcl}x&=&\frac{(A\,a+B\,b+C\,c\ .\ .\ .+P\,x)\,(1+p)}{100}\\x&=&\frac{(A\,a+B\,b+C\,c\,.\ .\ .)\,(1+p)}{100-P\,(1-p)}\end{array}
                              
                           Setzt man noch 1 – p = q, so ist
                           
                              x=\frac{(A\,a+B\,b+C\,c\,.\ .\ .)\,q}{100-P\,q}.
                              
                           Führt man die im Cretinschen
                              									Beispiel gewählten Werte ein, so erhält man:
                           
                              x=\frac{(60\,.\,2,5+15\,.\,2,3)\,.\,0,9}{100-25\,.\,0,9}=\frac{166\,.\,1}{77\,.\,5}=2,144,
                              
                           also genau denselben Wert.
                           Wenn die von Meurer entwickelte Reihe auch zeigt, daß
                              									streng genommen erst im Unendlichen Gleichgewicht eintreten kann, so ergibt sich aus
                              									der von Cretin entwickelten Reihe, daß dies praktisch
                              									schon nach etwa drei Schmelzungen der Fall ist.
                           Die Rechnung zeigt also klar, daß unter den angenommenen Verhältnissen keine
                              									weitergehenden Veränderungen und keine Degeneration zu befürchten ist, selbst dann
                              									nicht, wenn der gleiche Satz sehr lange Zeit beibehalten wird.
                           Loebe.