| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 6 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau
                        
                     
                        
                           Die Elemente des elektrischen Antriebes von
                                 										Werkzeugmaschinen. (Wintermeyer,
                              									Werkstattstechnik 1918 Heft 16, 17 und 19.) Die großen technischen und
                              									wirtschaftlichen Vorzüge des elektrischen Antriebes haben ihm auch im
                              									Werkzeugmaschinenbau eine stetig wachsende Verbreitung gesichert. Der Wegfall der
                              									Transmissionen, in denen viel wertvolle Arbeit zur Zermürbung der teueren
                              									Treibriemen verbraucht wird, die den Lichtzutritt zu den Arbeitsplätzen, die
                              									Uebersichtlichkeit und die Verwendung von Hebevorrichtungen an den Decken hindern,
                              									ist hier in erster Linie zu nennen. Durch Verwendung von Elektromotoren wird es
                              									möglich, die Werkzeugmaschinen unabhängig von der Lage von Transmissionswellen in
                              									der zweckmäßigsten Weise aufzustellen und sie an die zu bearbeitende Stelle des
                              									Werkstückes heranzubringen, so daß die Zeit und die Unkosten für den Transport schwerer
                              									Stücke vielfach vermieden werden können. Die Zuführung der Energie erfolgt durch
                              									dünne Kabel und kann in einfachster Weise unterbrochen werden. Hierzu tritt die
                              									große Betriebsicherheit und ständige Betriebsbereitschaft des Elektromotors, der nur
                              									wenig Wartung benötigt, sein geringer Raumbedarf und vor allem die außerordentliche
                              									Leichtigkeit, mit der er sich den jeweiligen Betriebsverhältnissen anpassen läßt.
                              									Handelt es sich darum, eine kleinere Anzahl gleichartig arbeitender Maschinen
                              									anzutreiben, so bietet der Antrieb der ganzen Gruppe durch einen einzigen
                              									Elektromotor unter Vermittlung einer Transmission Vorteile, während sonst im
                              									allgemeinen der Einzelantrieb zu empfehlen ist. Um kraft verzehrende Getriebe zu
                              									umgehen, werden neuerdings an großen Maschinen für die einzelnen Arbeitshandlungen
                              									mehrere Motoren verwendet, beispielsweise um bei Drehbänken die Drehbewegung des
                              									Werkstückes und den Vorschub des Werkzeughalters gesondert zu bewirken.
                           Von besonderer Wichtigkeit für den Betrieb von Werkzeugmaschinen ist, daß sich die
                              									Geschwindigkeit des Antriebsmotors möglichst verlustfrei regeln läßt, da sonst
                              									schwerfällige Getriebe nicht zu vermeiden sind. Diese Eigenschaft besitzt in
                              									hervorragendem Maße der Gleichstrom-Nebenschlußmotor mit Wendepolen, da sich seine
                              									Drehzahl durch einfaches Verstellen eines Widerstandes im Nebenschlußstromkreis
                              									nahezu ohne Verluste in weiten Grenzen regeln läßt. Sehr wertvoll ist auch, daß man
                              									wiederum allein durch Verstellen dieses Widerstandes eine wirkungsvolle Abbremsung
                              									und Rückgabe der Bremsenergie in das Netz erreichen kann. Zu unterscheiden von
                              									dieser Bremsart ist die Kurzschlußbremsung, bei der der Anker des Motors vom Netz
                              									abgetrennt und kurzgeschlossen wird, wodurch ebenfalls eine kräftige Abbremsung der
                              									bewegten Massen stattfindet, jedoch keine Energierückgabe an das Netz, wie
                              									irrtümlicherweise in dem Wintermeyerschen Aufsatz
                              									angegeben ist. (Weiter sei darauf aufmerksam gemacht, daß in dem Aufsatze die Abb. 1
                              									und 3 vertauscht worden sind.) Es wird eine Karusseldrehbank von 600 t Gesamtgewicht
                              									mit einer Planscheibe von 10 m  erwähnt, die von einem
                              									Gleichstrom-Nebenschlußmotor von 120 PS Leistung angetrieben wird, wobei die
                              									Drehzahl der Planscheibe zwischen 0,1 und 3 Umdrehungen i. d. Minute regelbar ist.
                              									Zur Schnellverstellung der Werkzeugschlitten dienen besondere Motoren, die
                              									unmittelbar in den Schlitten eingebaut sind.
                           Der Hauptstrommotor eignet sich im allgemeinen weniger zum Antrieb von
                              									Werkzeugmaschinen, da seine Drehzahl derart vom Drehmoment abhängig ist, daß er bei
                              									Leerlauf durchgeht. Er wird deshalb nur in Sonderfallen angewendet.
                           Neben den Gleichstrom-Nebenschlußmotoren kommen vor allem noch die
                              									Drehstrom-Induktionsmotoren in Frage, da sie keinen Stromwender besitzen, der leicht
                              									zu Störungen Anlaß gibt, und weil Gleichstrommotoren betriebssicher nur mit
                              									Spannungen bis 500, höchstens 600 Volt, betrieben werden können, während
                              									Drehstrommotoren nötigenfalls unmittelbar für Hochspannung gebaut werden können.
                              									Sollte dies nicht angebracht sein, so hat man in den Transformatoren ein einfaches
                              									Mittel, um die Hochspannung der Fernleitung auf jede gewünschte Betriebsspannung
                              									umzuformen. Durch den Wegfall des Stromwenders ist die Wartung der Drehstrommotoren,
                              									besonders bei Verwendung von Kurzschlußankern, auf das denkbar geringste Maß
                              									beschränkt. Ein wesentlicher Nachteil der Induktionsmotoren ist, daß ihre Drehzahl
                              									nur unter Inkaufnahme beträchtlicher Verluste oder umständlicher Schaltungen
                              									regelbar ist.
                           Diesen Nachteil vermeiden die Drehstromkommutator-Motoren, deren Drehzahl durch
                              									Verschiebung der Bürsten auf dem Stromwender oder durch Aenderung der Spannung des
                              									festen oder beweglichen Teiles des Motors in wirtschaftlicher Weise geregelt werden
                              									kann. Sie haben aber auf der anderen Seite wieder den Nachteil, daß sie einen
                              									Stromwender besitzen, der einer gewissen Wartung bedarf, und daß sie nur mit
                              									geringer Ankerspannung betrieben werden können.
                           Ist Einphasenstrom vorhanden, so können Wechselstromkommutator-Motoren verwendet
                              									werden. Ihre Vorzüge und Nachteile gegenüber den Induktionsmotoren sind etwa die
                              									gleichen wie die der Drehstromkommutator-Motoren. Da sie jedoch
                              										„Hauptstromcharakteristik“ besitzen, d.h. bei Leerlauf durchgehen, sind
                              									sie im allgemeinen für den vorliegenden Zweck wenig geeignet.
                           Am einfachsten gestaltet sich der Antrieb von Werkzeugmaschinen mit kreisender
                              									Bewegung, während er bei denen mit hin und her gehender Bewegung verwickelter ist,
                              									da dann bei jedem Arbeitsgang die Drehrichtung des Motors umgekehrt werden muß.
                              									Gerade bei den Hobelmaschinen, den hervorragendsten Vertretern der zweiten Gattung,
                              									zeigen sich die Vorteile des elektrischen Antriebes in besonders glänzendem Lichte.
                              									Der gerade bei ihnen hohe Riemenverschleiß kommt ganz in Wegfall. Die Verminderung
                              									des Kraftverbrauchs beträgt nach Versuchen bis zu 55 v. H., während gleichzeitig
                              									durch die Feineinstellung der Schnittgeschwindigkeit sich die Leistungsfähigkeit
                              									beträchtlich erhöht. Die Energie der bewegten Massen, die bei Riemenantrieb bei
                              									jedem Gang vernichtet werden muß, wird nutzbar ins Kraftnetz zurückgegeben.
                              									Einrichtungen zur Sicherung des Betriebes lassen sich leicht anbringen.
                           Eine Hobelmaschine wird entweder durch einen Nebenschlußmotor angetrieben, dessen
                              									Ankerspannung bei jedem Arbeitsgang durch einen Umschalter umgekehrt wird, oder
                              									durch einen in Leonardschaltung betriebenen Motor. Das Wesen der Leonardschaltung
                              									besteht darin, daß ein fremderregter Gleichstrommotor, der Antriebsmotor der
                              									Werkzeugmaschine, von einem Generator gespeist wird, der dauernd mit gleicher
                              									Drehzahl und Drehrichtung angetrieben wird. Während die Erregung des Motors
                              									unverändert bleibt, wird die Erregung des Generators und damit seine Spannung bzw.
                              									die Ankerspannung des Motors durch Verstellen des Nebenschlußreglers des Generators
                              									von Null bis zu einem bestimmten positiven oder negativen Wert gesteigert, so daß
                              									sich der Motor in der einen oder anderen Richtung dreht, ohne daß in seinen
                              									Stromkreisen eine Umschaltung vorgenommen wird. Die Bremsenergie wird vom Motor über
                              									den Generator und dessen Antriebsmotor an das Netz zurückgegeben, wobei die
                              									Stromstöße durch Anbringen von Schwungmassen auf der Generatorwelle vermindert
                              									werden können, die gleichzeitig die Stromstöße beim Anlassen vermindern. Bei
                              									Verwendung unmittelbar am Netz hängender Antriebsmotoren lassen sich starke
                              									Stromstöße nicht vermeiden. Die Leonardschaltung ermöglicht eine Regelung der
                              									Schnittgeschwindigkeit, die an Feinheit und Umfang von keiner anderen Antriebsart
                              									erreicht wird. Bei größeren Hobelmaschinen ist sie daher dem unmittelbar am Netz
                              									hängenden Motor vorzuziehen, wenn sie auch höhere Anschaffungskosten bedingt.
                           Das selbsttätige Umsteuern erfolgt durch Umschalter, die durch Knaggen am beweglichen
                              									Hobeltisch betätigt werden. In dem Aufsatze wird eine Hobelmaschine erwähnt, die zur
                              									Verminderung der Schwungmassen durch zwei unmittelbar vom Netz gespeiste
                              									Gleichstrom-Nebenschlußmotoren von zusammen 70 PS angetrieben wird, die zwischen 430
                              									und 1110 Umdr. i. d. Min. regelbar sind. Bei einer in Leonardschaltung betriebenen
                              									Anlage ist der Antriebsmotor der Hobelmaschine ein 15 PS- Gleichstrom-Nebenschlußmotor mit Wendpolen, der seinen Strom von einer 12,5
                              									kW-Gleichstromdynamo erhält, die ihrerseits von einem am Netz hängenden
                              									Drehstrommotor von 20 PS Leistung angetrieben wird
                           Die Steuerorgane der Werkzeugmaschinen sind möglichst so anzubringen, daß sie
                              									unmittelbar vom Standort des Arbeiters aus bedient werden können. Bei großen
                              									Maschinen verwendet man hierbei mit Vorteil die elektrische Druckknopfsteuerung, die
                              									auch als selbsttätiger Steuerapparat ausgebildet werden kann.
                           Ob ein offener, halb oder ganz geschlossener Motor zu wählen ist, hängt von der Art
                              									des Betriebes ab. Geschlossene Motoren sind betriebssicherer, verlangen jedoch
                              									besondere Vorkehrungen zur Abführung der Wärme und sind schwerer und teuerer. Vgl.
                              									auch A. Schapira, Ueber den elektrischen Antrieb von
                              									Werkzeugmaschinen; Der deutsche Werkzeugmaschinenbau 1918, Heft 19, 20.
                           Dr.-Ing. Bachmann.
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                           Ueber „Dampfsparer“. Bei den gebräuchlichen
                              									Heizeinrichtungen tritt der Dampf an einer passenden Stelle in den Apparat, den ein
                              									Gemisch von Wasser und Dampf möglichst am tiefsten Punkt verläßt, um zu einem
                              									Kondenstopf zu gelangen, welcher den Dampf zurückhält und der Flüssigkeit den
                              									Austritt gestattet. Eine Verbesserung der Anlage versucht man neuerdings dadurch zu
                              									erzielen, daß man vor dem Kondenstopf einen Sammelbehälter anordnet, der mit dem
                              									Saugstutzen eines in die Heizdampfleitung eingebauten Injektors in Verbindung steht.
                              									Infolgedessen wird der zum Sammelbehälter strömende Dampf wieder in die zum Apparat
                              									führende Leitung gesaugt. Als Vorzüge einer in solcher Weise veränderten Einrichtung
                              									werden Dampfersparnis und Leistungssteigerung genannt. Erstere soll dadurch erzielt
                              									werden, daß der bereits zum Sammelbehälter gelangte Dampf wieder nutzbar gemacht
                              									wird. Diese Annahme ist natürlich irrig, da innerhalb der gewöhnlichen Heizanlagen
                              									infolge der Wirkung des Kondenstopfes der Dampf so lange Wärme abgibt, bis er zu
                              									Wasser wird, und somit eine vollkommenere Ausnutzung nicht möglich ist. Eine
                              									Erhöhung der Leistung tritt angeblich infolge der lebhaften Dampfzirkulation ein,
                              									die der Injektor veranlaßt. Jedoch auch diese Ansicht ist in vielen Fällen
                              									unzutreffend. Es scheint vielmehr, als ob das Kondensat unter Umständen am Abfluß
                              									gehindert wird und sich infolgedessen der Dampfraum mit Wasser füllt, während der
                              									Heizdampf durch die Ansaugleitung auf kürzestem Wege zum Sammelbehälter gelangt. Ob
                              									dennoch unter anderen Verhältnissen ein „Dampfsparer“ nutzbringend wirken
                              									kann, bemühte sich Kaesbohrer (Zeitschrift für
                              									Dampfkessel und Maschinenbau 28) durch Versuche festzustellen. Er bemerkte hierbei,
                              									daß eine Bestimmung des Dampfverbrauches durch Kondensatwägung nicht immer
                              									zuverlässige Ergebnisse liefert, da in der Heizvorrichtung Wasser angestaut wird,
                              									besonders wenn der Druckunterschied zwischen Dampfeintritt und -austritt klein ist.
                              									Auf diese irreführende Erscheinung dürfte es zurückzuführen sein, daß vielfach eine
                              									Dampfersparnis infolge des Einbaues von Sammelbehälter und Injektor in gutem Glauben
                              									bescheinigt wurde. Von einer solchen ist aber bei Ausschaltung aller Fehlerquellen
                              									nichts zu bemerken. Die kalorische Leistung verringerte sich sogar bei Verwendung
                              									eines „Dampfsparers“. Dieser scheint nur am Platze zu sein, wenn es sich
                              									darum handelt, in einer Heizanlage hohe Widerstände zu überwinden. Es würde sich zum
                              									Beispiel infolge der Saugwirkung des Injektors die Zeit vermindern, die der Dampf
                              									braucht, um durch eine Hochdruckheizung hindurchzugehen, so daß das Anwärmen von
                              									Räumen beschleunigt werden könnte.
                           Schmolke.
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                           Der Selbstentladewagen der Bauart Malcher für Massengüter
                                 										und für den allgemeinen Verkehr in offenen Güterwagen der Eisenbahnen. (S.
                              										Scheibner, Die Gießerei, Jahrg. 1918.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 8
                              Abb. 1.
                              
                           Die Selbstentladewagen der bekannten Talbot sehen Bauart haben die Erwartungen, die mit ihrer Einführung
                              									verknüpft wurden, nicht erfüllt, so daß sie nur einen verschwindend geringen Teil –
                              									0,4 v. H. – des ganzen preußisch-hessischen Wagenparks ausmachen. Der Grund dafür
                              									ist der, daß sie als Spezialwagen gewöhnlich nur zwischen denselben beiden Stationen
                              									hin- und herpendeln und außerdem die Rückfahrt fast durchweg leer machen. Man
                              									stellte deshalb die Forderung, daß die Wagen sowohl als Selbstentlader für
                              									Schüttgüter, besonders Kohle, und auch als gewöhnliche offene Güterwagen für Massen-
                              									und sogar Stückgüter verwendbar sein müßten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 8
                              Abb. 2.
                              
                           Die Malchersche Bauart nach Abb. 1 genügt dieser Anforderung in zurzeit
                              									vollkommenster Weise, Durch Hochklappen der Seitenteile des Flachbodens wird ein
                              									Eselsrücken hergestellt, dessen Verlängerungen die mit Holzauflagen versehenen J
                              									-Längsträger des Wagens bilden. Die davor befindlichen Verschlußklappen können
                              									leicht von der Kopfwand des Wagens her geöffnet werden, und zwar reicht für die Bedienung
                              									ein Mann aus.
                           In einem besonderen Abschnitt wird der Anteil des Massengüterverkehrs an der gesamten
                              									Güterbewegung der Eisenbahnen klargelegt: Im Jahre 1913 wurden rund 278 Mill. t
                              									Massengüter, das sind 55 v. H. der ganzen Güterbewegung, auf den deutschen
                              									Eisenbahnen transportiert bei der durchschnittlichen Tagesfahrt eines Güterwagens
                              
                              									von 57 km.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 9
                              Abb. 3.
                              
                           Hierzu sind nur etwa drei Stunden erforderlich, so daß der
                              									Wagen 21 Stunden des Tages auf den Bahnhöfen und Anschlußstellen stilliegt. Aus
                              									diesen Angaben ergibt sich erst der ungeheure Wert, den alle Einrichtungen zur
                              									schnellen Be- und Entladung der Eisenbahnwagen für den Verkehr haben, und der
                              									Verfasser macht noch besondere Vorschläge zur Ausgestaltung der größeren
                              									Güterbahnhöfe und ihrer Ausrüstung mit Bunkeranlagen, in die die Selbstentladewagen
                              									die Kohlen und auch andere Massengüter sogleich bei der Anfahrt gleiten lassen und
                              									aus welchen sie dann zu, gelegener Zeit in Landfuhrwerke abgezogen werden (Abb. 2), und ferner mit Rampenanlagen nach Abb. 3, an welchen die Beladung der Eisenbahnwagen mit
                              									Massengütern von den Landfuhrwerken aus schnellstens stattfinden kann.
                           Stephan.
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                           Kohlenersparnis bei industriellen Feuerungen. Auch noch
                              									während geraumer Zeit nach Beendigung des Krieges wird die deutsche Industrie
                              									infolge des Mangels an Transportmitteln gezwungen sein, auf Kohlenersparnis den
                              									größten Wert zu legen. Besondere Aufmerksamkeit muß daher der sachgemäßen Bedienung
                              									von Kesselfeuerungen zugewandt werden. Für vollkommene, möglichst rauchlose
                              									Verbrennung kann man durch Einführung künstlichen Zuges sorgen, wenn die Wirkung des
                              									Schornsteins nicht für ausreichende Luftzufuhr genügt. Auch darf die
                              									Brennstoffschicht auf dem Rost eine gewisse Höhe nicht überschreiten.
                           Andererseits würde der Luftüberschuß zu groß, sofern man den Rauchschieber unnötig
                              									weit öffnete, Undichtheiten der Züge und Rauchkanäle nicht sofort beseitigte und die
                              									Feuertüren beim Aufwerfen frischer Kohle oder beim Abschlacken zu lange offen ließe.
                              									Ferner muß der Rost möglichst gleichmäßig mit Brennstoff bedeckt werden, damit nicht
                              									durch Löcher in der Kohlenschicht für die Verbrennung nutzlose, kalte Luft
                              									einströmt. Derartige Löcher entstehen vor allem, wenn der Heizer der sinkenden
                              									Belastung der Kesselanlage Rechnung tragen muß, indem er die Beschickung vermindert.
                              									Es empfiehlt sich daher bei Leistungseinschränkung, sofern mehrere Dampferzeuger
                              									vorhanden sind, einige ganz auszuschalten. Verfügt man nur über einen Kessel, so
                              									kann der Rost durch abmauern mit Schamottesteinen verkleinert werden.
                           Glühende Braunkohlenbriketts zerfallen leicht und hinterlassen infolge der hohen
                              									Schmelztemperatur ihrer Asche keine Schlacke. Ein Stochern im Feuer ist daher
                              									unnötig und wirkt sogar schädlich, weil es das Hindurchfallen unverbrannter
                              									Kohlenteilchen durch die Roststäbe befordert. Ferner enthält der genannte Brennstoff
                              									viel Sauerstoff und bedarf daher nur geringer Luftzufuhr. Koks braucht
                              									stärkeren Zug, weil er sich schwer entzündet und bei hoher Schichtung besser
                              									fortbrennt. Häufiges Abschlacken ist erforderlich. Bei feinkörnigem Brennstoff ist
                              									Treppenrostfeuerung am Platze, da bei dieser der Rostdurchfall vermindert wird. Die
                              									Zuführung von Oberluft befördert die Verbrennung der sich im höchstgelegenen Teile
                              									dieser Feuerung sammelnden Schwelgase.
                           Mechanische Beschickung erspart Bedienung. Auch fällt das schädliche Oeffnen der
                              									Feuertüren fort. Verändert sich die Stückgröße des Brennstoffes, so ist bei
                              									Wurfapparaten ein Verstellen der Daumen bzw. Federn nötig. Bei Wanderrosten ist
                              									Vorschub, Zugstärke und Höhe der Brennstoffschicht so einzustellen, daß am hinteren
                              									Ende des Rostes nur Asche und Schlacke ankommt. Eine ständige Ueberwachung des
                              									Kesselbetriebes durch Kohlen- und Speisewassermessung muß unbedingt ausgeübt werden.
                              									Rauchgasthermometer, Zug- und Kohlensäuremesser ermöglichen eine genauere
                              									Ueberwachung. Auf die bedeutenden Ersparnisse, die eine Ausnutzung der Abwärme von
                              									Kraftmaschinen mit sich bringt, wurde bereits in D. p. J. Band 333 Heft 17
                              									hingewiesen. (Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Heft 33/34.)
                           Schmolke.
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                           Bund technischer Berufsstände. Am 16. November 1918 hat
                              									der Bund technischer Berufsstände, der am 5. November v. J. unter dem Namen
                              										„Staatsbürgerliche Ingenieurvereinigung“ ins Leben gerufen worden war,
                              									seine erste öffentliche Versammlung unter großer Beteiligung veranstaltet.
                           Oberingenieur Hendrichs schilderte in kurzen Worten die
                              									Aufgaben und Ziele des Bundes. Der Bund will die staatsbürgerliche Ausbildung und
                              									Erziehung von Technikern unterstützen, erstrebt die Aufklärung weiter Volkskreise
                              									über die Bedeutung der technischen Arbeit für das Leben des Volkes und die Erhaltung
                              									der Kultur sowie die Notwendigkeit, technische Fragen nur durch Techniker
                              									entscheiden zu lassen und verlangt die unverzügliche Einberufung der
                              									Nationalversammlung.
                           Zur Verwirklichung der Aufgaben wurde ein Arbeitsausschuß ins Leben gerufen. Eine
                              									Vortragsreihe zur staatsbürgerlichen Ausbildung von Technikern wird in der
                              									Staatsbürgerschule in Berlin regelmäßig veranstaltet.
                           Am 23. November 1918 fand im Rheingold zu Berlin eine stark besuchte öffentliche
                              									Versammlung statt, an der auch Damen teilnahmen. Der Ausschußvorsitzende, Herr
                              									Ingenieur Siegfried Hartmann, Mannheim, empfahl den
                              
                              									Zusammenschluß aller technischen Berufsstände. Herr Ingenieur Genest legte die
                              									Grundzüge des Zusammenschlusses dar und regte die Bildung von Ortsgruppen und
                              									Zweigvereinen an. Der Bund sieht es als seine Aufgabe an, auf dem Boden der freien
                              									demokratischen Staatsverfassung Einfluß und Mitarbeit der technischen Berufe bei
                              									Regierung, Parlament und Wirtschaftleben zu fördern und beabsichtigt sein Ziel zu
                              									erreichen, ohne in Wettbewerb mit den bisherigen fach-wissenschaftlich, paritätisch
                              									oder gewerblich organisierten Verbänden zu treten.
                           Am 4. Dezember 1918 fand ein weiterer Vortragsabend in der Technischen Hochschule
                              									statt, bei dessen Gelegenheit Herr Ingenieur Schornstein
                              									über die Bedeutung der Heranziehung von Ingenieuren in die Friedensabordnung
                              									sprach.
                           Der Bund technischer Berufsstände hat daher an die Regierung eine Entschließung
                              									gerichtet, in der er auf Grund einmütigen Beschlusses seiner ordentlichen
                              									Mitgliederversammlung fordert, daß in die Friedensdelegation Techniker als
                              									vollberechtigte Mitglieder aufgenommen werden, und zwar in einer Zahl, die der Bedeutung der
                              									Technik für das deutsche Wirtschaftsleben entspricht, und daß diesen Mitgliedern
                              									Ausschüsse hervorragender Fachleute aus allen Industriezweigen zuzuteilen sind.
                           Vor allem aber ist es Pflicht jedes Technikers und besonders derjenigen, die zur
                              									Teilnahme an den genannten Fachausschüssen befähigt sind, sich rückhaltlos in den
                              									Dienst dieser Sache zu stellen.
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                           Brennbare Naturgase. Durch Ausbeutung der kurz vor
                              									Kriegsausbruch in Siebenbürgen und im ungarischen Tiefland entdeckten Quellen von
                              									brennbaren Naturgasen hofft man gewisse ungarische Städte und Industriebezirke
                              									verhältnismäßig unabhängig von der Kohleneinfuhr zu machen. Die Naturgasquellen
                              									Siebenbürgens sind von ungarischen Geologen auf 216 Milliarden cbm geschätzt worden,
                              									dazu kommen die Tieflandsquellen bei Delsecgin und Kecskemet sowie die kürzlich
                              									entdeckten kroatischen Quellen, bei denen eine einzige Bohrung 300000 cbm Gas unter
                              									dem Druck von 34 at ergab. Vor kurzer Zeit sind in Siebenbürgen 52 Quellbohrungen
                              									vorgenommen worden. Als Beispiel für den Reichtum der Gasquellen wird angeführt, daß
                              									aus einer dieser Quellen 303 Mill. cbm gewonnen wurden, ohne daß der Gasdruck
                              									nennenswert abnahm. Der Heizwert des Gases wird mit dem der Cardiffkohle verglichen.
                              									Da die Gewinnung des Gases verhältnismäßig geringe Arbeitskräfte erfordert, werden
                              									auch die Produktionskosten niedrig sein. Hierzu kommen allerdings die Kosten für die
                              									Leitungen. Diese haben infolge Materialmangels noch nicht in größerer Ausdehnung
                              									angelegt werden können. Einem sieben-bürgischen Industriebezirk wird jedoch bereits
                              									seit ein paar Jahren ständig Naturgas für Brenn- und Beleuchtungszwecke geliefert.
                              									Aus den Tieflandsquellen hofft man, Ungarns größte Industriebezirke, die Stadt
                              									Budapest und Umgebung mit Gas versorgen zu können. Die Leitungen von Kecskemet würde
                              									man bis zu den südlicheren Industriestädten Arad und Temesvar ausdehnen können. Man
                              									beabsichtigt, das Naturgas jedoch nicht nur für industrielle Zwecke, sondern auch
                              									für die Straßenbeleuchtung in den Städten nutzbar zu machen. In den oben erwähnten
                              									Industriebezirken denkt man die Kohlen durch Gas zu ersetzen und hält die
                              									erforderlichen Röhrenanlagen für lohnend. Außerdem kann das Naturgas, ähnlich dem
                              									aus Kohle gewonnenen Gas, als Rohstoff für gewisse chemische Industriezweige dienen.
                              									Auf Anregung der Ungarischen Regierung bildete sich bekanntlich die „Ungarische
                                 										Erdgas-Aktiengesellschaft“ mit einem Kapital von 27 Mill. Kr. unter
                              									ungarischer und deutscher Bankbeteiligung. Während des Krieges beschränkte sich die
                              									Tätigkeit der Gesellschaft auf die Anlage einer Nitrogen -und einer Chlorfabrik.
                              									Eine Anzahl weiterer Fabriken ist zwecks Ausnutzung des Gases als Rohstoff für die
                              									Herstellung chemischer Erzeugnisse im Bau begriffen.
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                           Der „Refanut I“, das erste der von der A/B Refanut
                              									erbauten, von Seskarö ber Haparanda auf die Reise nach Kopenhagen geschickten
                              									Hochseeflöße traf nach langsamer Fahrt von durchschnittlich 2 bis 3 Knoten
                              									Stundengeschwindigkeit von seinen beiden Schleppdampfern gezogen, am Abend des 21.
                              									Nov. v. J. im äußeren Schärenhof ein. Nach der vom Erbauer des Schiffsfloßes,
                              									Ingenieur C. Bergmann, gegebenen Erläuterung ist das Floß
                              									derart gebaut, daß die Bretter schichtweise in verschiedenen Richtungen, um die
                              									Fugen möglichst zu überdecken, im ganzen bis zu einer Dicke von 8 m übereinander
                              									gelegt und mittelst starker Stahtrossen zu einer Masse von 115 m Länge und 15 m
                              									Breite in Schiffsform, d.h. mit abgerundeten Seitenwänden und einem spitz
                              									zulaufenden Bug, verbunden sind. Das Floß enthält 2100 std Holz im Werte von
                              									schätzungsweise 650000 Kr. Die Holzmasse liegt etwa 5 m tief im Wasser, Die
                              									Besatzung besteht aus sechs Personen, die auch die Steuerung bedienen. Diese hat
                              									sich nicht als ausreichend erwiesen, auch konnte die vorausgesetzte Geschwindigkeit
                              									von 3 bis 4 Knoten nicht erreicht werden. Erst bei der Ankunft in Kopenhagen wird
                              									sich beurteilen lassen, in welchem Maße das Holz der inneren Lagen unter dem
                              									Seewasser gelitten hat, und ob eine Fortsetzung dieses ersten Versuchs im großen
                              									Maßstabe, wie der Unternehmer W. Olsson ihn plant, um dem
                              									befürchteten Tonnagemangel zu begegnen, sich angesichts der nicht unbedeutenden
                              									Unkosten von täglich 200 Kr. lohnt.