| Titel: | Die Anordnung der Schmiernuten. | 
| Autor: | W. Kucharski | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 14 | 
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                        Die Anordnung der Schmiernuten.
                        Von Oberingenieur W. Kucharski, Hamburg.
                        (Schluß von S. 4 d. Bd.)
                        KUCHARSKI: Die Anordnung der Schmiernuten.
                        
                     
                        
                           3. Zur Beurteilung des zweiten für die Betriebssicherheit der Lagerung wichtigen
                              									Faktors, der Dicke der Schmiermittelschicht, wird in die Beziehung (1) ein
                              									konstanter mittlerer Zähigkeitskoeffizient eingeführt, der der mittleren Temperatur
                              									der Schmierflüssigkeit entspricht. Diese beträgt:
                           t_m=t_1+\frac{1}{2}\,\Delta\,t . . . . . (11)
                           Für die hier lediglich beabsichtigte Abschätzung der Größenordnung genügt die
                              									Annahme, daß der Zähigkeitskoeffizient ungefähr umgekehrt proportional der
                              									Temperatur in Celsiusgraden ist. Es wird also gesetzt:
                           k=\frac{k_0}{t_m}=\frac{k_0}{t_1+\frac{1}{2}\,\Delta\,t} . . . . . (12)
                           Nach Einsetzen des Wertes von dt aus Gleichung (10)
                              									erhält man:
                           k=\frac{k_0\,.\,\varrho}{\varrho\,.\,t_1+\frac{1}{2}\,a\,p_0} . . . . . (13)
                           mit
                           a=\frac{A\,.\,\delta}{\gamma\,.\,c} . . . . . (14)
                           Aus Gleichung (1) ergibt sich hiermit nach einfacher Umformung:
                           h_1=\sqrt{\zeta}\,.\,\sqrt{\frac{k_0\,.\,u}{p_0}}\,.\,\sqrt[4]{F}\,.\,\frac{\varrho\,\sqrt[4]{\lambda}}{\sqrt{\varrho\,t_1+\frac{1}{2}\,a\,.\,p_0}} . . . . . (15)
                           Hierin ist F die Größe der durch Schmiernuten nicht
                              									unterteilten tragenden Fläche. Parallel zur Geschwindigkeitsrichtung laufende Nuten
                              									sind auf alle Fälle schädlich da sie lediglich eine Erhöhung der Temperatur
                              									hervorrufen bei gleichzeitiger Verringerung der Schmierschichtdicke; die Beziehung
                              									(15) ist daher für konstante Flächenbreite b zu
                              									diskutieren. Wird die gegebene Gesamtfläche F der Länge
                              									nach unterteilt, so entstehen zwei oder mehrere Teilflächen, bei denen in einer
                              									großen Zahl von praktisch auftretenden Fällen Schichtdicke und Schräglage gleich
                              									groß angenommen werden können. Streng ist diese Annahme bei allen
                              									Michell-Drucklagern erfüllt; aber auch zum Beispiel bei Kreuzkopfgleitflächen mit
                              									Quernuten trifft das hier anzunehmende typische Bild von mehreren, in der
                              									Geschwindigkeitsrichtung aneinandergereihten Tragflächen von gleicher Schichtdicke
                              									und gleicher mittlerer Schräglage mit großer Annäherung zu. Bei zylindrischen
                              									Traglagern liegen die Verhältnisse weniger einfach; hierauf wird weiter unten kurz
                              									eingegangen.
                           Es wird also angenommen, daß die verschiedenen Teilflächen unter gleichen
                              									Verhältnissen arbeiten. Auch die Eintrittstemperaturen t1 werden für alle gleich groß eingesetzt,
                              									was sich durch geeignete Konstruktion der Schmiermittelzuführung stets erreichen
                              									läßt. Es genügt dann, eine dieser Teilflächen für sich zu betrachten und bei ihr für
                              									konstant gehaltene Breite b den Einfluß einer
                              									Veränderung der ununterbrochenen Länge l bzw. des
                              									Verhältnisses λ = l : b zu untersuchen. Mit
                           F = l • b = λ • b2.
                           geht Gleichung (15) über in
                           h_1=\sqrt{\zeta}\,.\,\sqrt{\frac{k_0\,.\,u\,.\,b}{p_0}}\,.\,\frac{\varrho\,\sqrt{\lambda}}{\sqrt{\varrho\,t_1+\frac{1}{2}\,a\,p_0}}. . (16)
                           Die Ausdrücke unter den ersten beiden Wurzelzeichen sind für den betrachteten Fall
                              									als Konstante anzusehen; die Abhängigkeit der Schichtdicke h1 von der Flächenform wird durch den
                              									Wert
                           \varphi=\frac{\varrho\,\sqrt{\lambda}}{\sqrt{\varrho\,t_1+\frac{1}{2}\,a\,p_0}} . . . . (17)
                           dargestellt, in dem ρ als
                              									Funktion von λ (s. Abb.
                                 										3, S. 3) anzusehen ist. Das Maximum von φ
                              									tritt für einen Wert von λ auf, der sich aus
                           
                              \frac{d\,\varphi}{d\,\lambda}=0
                              
                           ergibt. Da
                           
                              \frac{d\,\varphi}{d\,\lambda}=\frac{\partial\,\varphi}{\partial\,\varrho}\,.\,\frac{d\,\varrho}{d\,\lambda}+\frac{\partial\,\varphi}{\partial\,\lambda},
                              
                           so erhält man leicht:
                           
                              \frac{d\,\varphi}{d\,\lambda}=\sqrt{\lambda}\,.\,\frac{d\,\varrho}{d\,\lambda}\,.\,\left(\frac{1}{\sqrt{\varrho\,t_1+\frac{1}{2}\,a\,p_0}}-\frac{1}{2}\,\frac{\varrho\,t_1}{\sqrt{\left(\varrho\,t_1+\frac{1}{2}\,a\,p_0\right)^3}}\right)+\frac{1}{2}\,\frac{\varrho}{\sqrt{\lambda\,\left(\varrho\,t_1+\frac{1}{2}\,a\,p_0\right)}}.
                              
                           Dies gleich Null gesetzt, ergibt nach einfacher Umformung:
                           \frac{1}{2}\,\frac{a\,.\,p_0}{t_1}=-\varrho\,\frac{\varrho+\lambda\,\frac{d\,\varrho}{d\,\lambda}}{\varrho+2\,\lambda\,\frac{d\,\varrho}{d\,\lambda}} . . . . (18)
                           Aus dieser Beziehung kann für jeden Wert von p0 und t1 derjenige Betrag von λ ermittelt werden, für den φ und damit die
                              									Schichtdicke h1 ein
                              									Maximum wird. Man geht am einfachsten so vor, daß man aus Abb. 3 zunächst den Wert \lambda\,\frac{d\,\varrho}{d\,\lambda} als Funktion von λ entnimmt, was nach den grundlegenden Begriffen
                              									der analytischen Geometrie ohne Weiteres möglich ist, und dann in einfachster Weise
                              									den Ausdruck der Gleichung (18) berechnet. Man erhält so Abb. 5, die \frac{1}{2}\,a\,\frac{p^0}{t_1} in der durch Gleichung (18) gegebenen Abhängigkeit
                              									von λ darstellt. Selbstverständlich kommen hier nur die
                              									positiven Werte von \frac{1}{2}\,\frac{a\,p_0}{t_1} in Frage; in Abhängigkeit von diesen sind in Abb. 6 die zugehörigen Werte von λ aufgetragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 15
                              Abb. 5.
                              
                           Die Kurve der Abb. 6 zeigt also für jeden Wert von p0 und t1 denjenigen Wert von
                              										λ1, für den, unter sonst gleichen Verhältnissen, die
                              									Schichtdicke h1 ein
                              									Maximum wird.
                           Aus der Abbildung liest man ohne Weiteres folgendes ab:
                           Der günstigste Wert von X beträgt für kleine
                              									Flächendrücke und hohe Oeltemperaturen etwa 1,25; für größere Flächendrücke und
                              									kleinere Oeltemperaturen werden die günstigsten Werte von λ kleiner, zuerst langsamer dann schneller; für hohe Flächendrücke und
                              									kleine Oeltemperaturen geht der günstigste Wert von λ
                              									auf etwa 0,8 hinunter, um schließlich nur noch wenig abzufallen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 15
                              Abb. 6.
                              
                           Um also eine möglichst große Schichtdicke zu erzielen, hat man bei geringen
                              									Flächendrücken oder hohen Oeltemperaturen ununterbrochene Tragflächen von in
                              									Richtung der Zapfengeschwindigkeit länglicher Form zu wählen, bei höheren
                              									Flächendrücken oder geringeren Oeltemperaturen solche von quer zur
                              									Zapfengeschwindigkeit länglicher Form. Als Durchschnittsform der günstigsten
                              									Tragfläche kann ungefähr die quadratische angenommen werden.
                           Dieses Ergebnis der Rechnung wird durch die Erfahrung bestätigt:
                           Bei Versuchen, die über die günstigste Form der Tragsegmente von Michell-Lager
                              									angestellt worden sind, hat sich gezeigt, daß die günstigsten Verhältnisse bei
                              									Tragflächen auftreten, die quadratisch sind oder sogar kürzer als breit; die
                              									Rechnung zeigt, daß die Tragsegmente um so kürzer anzunehmen sind, je größer der mittlere
                              									Flächendruck ist.
                           Die bisherige Untersuchung gilt, wie schon erwähnt, für ebene Tragflächen. Bei
                              									zylindrischen Lagern sind die Verhältnisse insofern anders, als hier der Verlauf der
                              									Schichtdicke in der Bewegungsrichtung nicht linear ist; dadurch wird der
                              									Druckverlauf und damit auch die Reibungskräfte, Abströmverhältnisse usw. gegenüber
                              									den benutzten Gleichungen verändert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 16
                              Abb. 7.
                              
                           Dem Sinne nach bleiben jedoch obige Resultate zweifellos
                              									bestehen. Da bei einer nach unten belasteten zylindrischen Schale die Hauptkraft von
                              									den annähernd wagerechten Mittelteilen übertragen wird, während die seitlichen
                              									Partien der Schale den Zapfen lediglich fixieren, dabei aber die Reibungsarbeit und
                              									die Oelerwärmung verhältnismäßig stark vergrößern, ist es hier noch mehr angebracht,
                              									eine zu große Länge der ununterbrochenen Tragfläche in der Bewegungsrichtung zu
                              									vermeiden.
                           Abbildung 7 zeigt noch für einen speziellen Fall \left(\frac{1}{2}\,\frac{a\,p_0}{t_1}=0,5\right) den Verlauf von φ, d.h. der Schichtdicke, über λ. Das Maximum liegt in Uebereinstimmung mit Abb. 6 bei λ = 0,895. Die Kurve ist schwach
                              									gekrümmt, das Maximum nicht sehr scharf ausgeprägt; die Rechnungsergebnisse sind
                              									daher nicht als Vorschriften aufzufassen, sondern als Hinweise, in welcher Richtung
                              									bei rationellem Konstruieren vorzugehen ist.
                           4. Der Zweck der Untersuchung ist hiermit erreicht. Folgende Gesichtspunkte für die
                              									Anordnung der Schmiernuten lassen sich aufstellen:
                           
                              a) Die Temperaturerhöhung in der Schmiermittelschicht ist um so
                                 										kleiner, je kleiner das Verhältnis der Tragflächenlänge in der
                                 										Geschwindigkeitsrichtung zu der Breite senkrecht dazu gemessen ist; eine
                                 										Unterteilung der Breite, bei zylindrischen Schalen also die Anordnung von
                                 										Ringnuten, ist unzweckmäßig.
                              b) Mit Rücksicht auf eine möglichst große Schichtdicke sind die
                                 										ununterbrochenen Tragflächenstücke um so kürzer in der Bewegungsrichtung
                                 										auszuführen, je höher die Flächendrücke und je niedriger die Oeltemperaturen, je
                                 										größer also die Zähigkeit der Schmierflüssigkeit ist. Als Mittelwert für die
                                 										günstigste Tragflächenform kann ungefähr die quadratische angenommen
                                 										werden.
                              c) Das Maximum der Schichtdicke in Abhängigkeit von dem
                                 										Längenverhältnis der ununterbrochenen Teile der Tragfläche ist nicht sehr scharf
                                 										ausgeprägt; den in der Rechnung nicht berücksichtigten Gesichtspunkten (zum
                                 										Beispiel genügende Schmierung beim Anlaufen unter Last, bei einem Wechsel der
                                 										Geschwindigkeitsrichtung usw.) bleibt also genügender Spielraum.
                              
                           Selbstverständlich ist bei zylindrischen Lagern in allen Fällen die Richtung der
                              									Lagerbelastung sinngemäß zu berücksichtigen.
                           Nachträgliche Berichtigung zu Abb.
                                 										1 auf S. 2: An Stelle von U ist u, an Stelle von J ist l zu lesen.