| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 17 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Der Normenausschuß der deutschen Industrie. Es liegt
                              									außer allem Zweifel, daß wir gezwungen sind, nach dem Kriege alle unsere
                              									wirtschaftlichen Kräfte zusammenzufassen und auf das Aeußerste anzuspannen, wenn wir
                              									auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig bleiben und für unsere Erzeugnisse den
                              									erforderlichen Absatz finden wollen. Wir müssen weniger bauen und mehr fabrizieren.
                              									Hierin liegt bereits eine Verminderung der Selbstkosten begründet. Die Verringerung
                              									der Selbstkosten ist aber bei dem vorauszusehenden scharfen Wettbewerb mit allen
                              									Kräften anzustreben. Eins der Mittel, dies Ziel zu erreichen, ist die
                              									Normalisierung. Normalisierung bedeutet Vereinheitlichung aller der Elemente, die
                              									sich im Maschinenbau oft wiederholen und ohne Nachteil immer in der gleichen Form
                              									und Ausführung und deshalb in Massen und auf Vorrat hergestellt werden können. Ein
                              									Beispiel mag dies näher erläutern. Bisher war man für die Anwendung der Kegelstifte
                              
                              									gezwungen, Reibahlen mit dreierlei Konen vorrätig zu halten. Ebenso mußten viele
                              									Sorten von Kegelstiften auf Lager vorrätig sein. Bei der inzwischen vorgenommenen
                              									Normalisierung ist ein Konus festgelegt worden, ebenso die Länge der Stifte. Es
                              									beträgt der Bedarf an Reibahlen nunmehr nur den vierten Teil von früher. Der Erfolg
                              									ist also groß. Es wird einmal für den Werkzeugbau die Zahl der zu erzeugenden
                              									verschiedenartigen Werkzeuge verringert, und das bedeutet erheblich bessere
                              									Ausnutzung der Maschinen und Steigerung der Leistungsfähigkeit der
                              									Werkzeugindustrie. Andererseits werden aber auch die Lagerbestände der erzeugenden
                              									und verbrauchenden Industrie ganz erheblich verringert. In gleichem Verhältnis
                              									ermäßigen sich die Selbstkosten.
                           Eine derartige Vereinheitlichung übt ihre Wirkung sogar bis zur Erzeugung des
                              									Rohmaterials aus. Um bei dem oben angezogenen Beispiel zu bleiben, kann man heute,
                              									d.h. nach vorgenommener Vereinheitlichung, die rohen Stahlstangen nur in den wenigen
                              									erforderlichen Stärken walzen oder ziehen. Also auch hier eine wesentliche
                              									Vereinfachung des Betriebes.
                           In der Anerkennung dieser Vorteile haben sich sowohl in der deutschen, als auch
                              									ausländischen Industrie Bestrebungen zur Normalisierung einzelner Maschinenteile
                              									bemerkbar gemacht. Allerdings beschränkten sich diese Bestrebungen meistens auf
                              									einzelne Fabriken, die innerhalb ihres Fabrikationszweiges Normen aufstellten. Den
                              									ersten wichtigen Schritt tat im Jahre 1841 Joseph
                                 										Withworth mit der Normalisierung der Schrauben. Es folgten später, die
                              									Werke der Schwereisen-Industrie mit der Festlegung bestimmter Normen für die
                              									Fabrikate der Walzwerke, Drahtziehereien usw.
                           In der Zeit vor dem Kriege setzten derartige Bestrebungen innerhalb einzelner
                              									Fabriken und Verbände schärfer ein. Viele Stellen gingen unabhängig voneinander an
                              									die Vereinheitlichung der Maschinen. Die Ge–. fahr der Zersplitterung lag nahe. Die
                              									Not der Zeit zwang
                              									im Kriege alle diese Einzelbestrebungen zusammenzufassen, um dem wachsenden äußeren
                              									Druck durch Ausnutzung aller heimatlichen industriellen Hilfskräfte begegnen zu
                              									können. Vorbedingung hierfür war eine einheitliche Grundlage zur Vereinfachung und
                              									Vereinheitlichung in Bau und Herstellung von Heeresgerät.
                           Das Fabrikationsbüro Spandau brachte diese Bestrebungen zusammen mit dem Verein
                              									deutscher Ingenieure zum ersten Male zur Betätigung. Damit war für die deutsche
                              									Industrie ein Schritt von großer Wichtigkeit getan.
                           Im Mai 1917 wurde der Normalienausschuß für den deutschen Maschinenbau gegründet, in
                              									dem sich die maßgebenden technischen Behörden (Heeresverwaltung, Reichsmarineamt,
                              									Eisenbahnzentralamt, Reichspostamt, Physikalisch-Technische Reichsanstalt),
                              									technische Verbände und führende Firmen des allgemeinen Maschinenbaues,
                              									Feinmechanik, Elektrotechnik usw. zusammenfanden. Beim Vorbereiten der von dieser
                              									Körperschaft unternommenen Arbeiten zeigte es sich aber bald, daß es im Sinne der
                              									gestellten Aufgabe und im Interesse der deutschen Industrie lag, wenn man den
                              									Normalienausschuß für den deutschen Maschinenbau zu einer Einrichtung für die
                              
                              									gesamte Industrie ausbaute. Die Umsetzung dieses Gedankens in die Tat führte im
                              									Dezember 1917 zur Gründung des Normenausschusses der deutschen Industrie. Die Träger
                              									des Normenausschusses sind die technischen Behörden und führenden technischen
                              									Vereine. Ihre Vertreter bilden den Hauptausschuß. In diesem sind sämtliche
                              									Interessentengruppen vertreten, so daß alle Bedürfnisse der erzeugenden und
                              									verbrauchenden Industrie Berücksichtigung finden können.
                           Die fachliche Einzelarbeit zur Aufstellung der Normenentwürfe wird in den
                              									Arbeitsausschüssen geleistet. Zu dieser Arbeit werden die beteiligten Kreise,
                              									Erzeuger,' Verbraucher und die Wissenschaft herangezogen. Die in den
                              
                              									Arbeitsausschüssen aufgestellten Entwürfe werden sodann der öffentlichen Kritik
                              									unterbreitet. Einwände werden nochmals in den Arbeitsausschüssen eingehend geprüft.
                              									Dann werden die Entwürfe noch dem Beirat vorgelegt, einem Kreise hervorragender
                              									Fachleute. Erst wenn der Entwurf die Zustimmung des Beirates gefunden hat, gilt er
                              									als angenommen und wird nun der Industrie zur praktischen Verwertung übergeben.
                           Es ist anzunehmen, daß auf dieser Grundlage aufgestellte Normen, deren
                              									Zusammensetzung und Einzelheiten von allen interessierenden Kreisen eingehend
                              									beraten sind, der öffentlichen Kritik unterlegen haben und nach nochmaliger Prüfung
                              									und Berücksichtigung aller etwa erhobenen Einwände als gut befunden worden, der
                              									deutschen Industrie die Dienste leisten werden, die man erwarten darf und muß, wenn
                              									man den von England und Amerika erreichten Vorsprung wieder einholen will.
                           Der Normenausschuß unterscheidet zwischen den sogenannten Stamm-Normen und den
                              									Sonder-Normen. Die ersteren umfassen die Maschinenteile, die für alle oder für einen
                              									großen Teil der Sondergebiete der Industrie gleichzeitig gültig sind. Die
                              									Sonder-Normen gelten nur für bestimmte Sondergebiete. Der Normenausschuß stellt in
                              									den eigenen Arbeitsausschüssen nur die Stamm-Normen auf. Die Sonder-Normen werden
                              									von den zuständigen Fachverbänden entworfen und aufgestellt. Es ist aber dafür Sorge
                              									getragen, daß alle Normen in ein einheitliches Gewand gekleidet werden, so daß sie
                              									sich selbsttätig in ein groß angelegtes Sammelwerk einfügen. Das vom Normenausschuß
                              									vorgesteckte Ziel ist folgendes: Denkt man sich das Sammelwerk bereits
                              									fertiggestellt, so würde zum Beispiel eine Maschinenfabrik, die Textilmaschinen
                              									baut, dem Werke erstens die Stamm-Normen für den allgemeinen Maschinenbau und
                              									zweitens die Sonder-Normen für Textilmaschinen entnehmen können. Hier werden
                              									der Industrie neue Wege gewiesen. Die Festlegung der Sonder-Normen, d.h. Normen für
                              									die Sonderteile bestimmter Maschinen, zum Beispiel Papiermaschinen, Hebezeuge,
                              									Dampfkessel, Automobile usw. ermöglichen, diese „normalen“ Teile massenweise
                              									in Spezialfabriken sehr billig herzustellen. Die weiter verarbeitende Fabrik hat
                              									nicht mehr nötig, große Lager zu halten und auf die Unterhaltung dieser Lager
                              									Unkosten aufzuwenden, sondern hat die Möglichkeit, die Teile jederzeit in genügender
                              									Menge beziehen zu können.
                           Beneke.
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                           Der Betrieb mechanischer Feuerungsanlagen in den Vereinigten
                                 										Staaten von Amerika. Man kann drei Arten von mechanischen Feuerungen
                              									unterscheiden, und zwar selbstbeschickende Roste, Unterschub-Feuerungen und
                              									Wurfbeschicker. Bei ersteren wird durch die Bewegung der Roststäbe eine Beförderung
                              									des Brennstoffes bewirkt. Nach Art dieser Beförderung spricht man von
                              									selbstbeschickenden Treppenrosten und Wanderrosten. Die letztgenannten werden
                              									angeheizt, indem man zunächst den Wasserzufluß zur gekühlten Feuerbrücke öffnet,
                              									sofern eine solche vorhanden ist. Dann wird der Brennstoffschieber gehoben, die
                              									vordere Trichterwand entfernt, der Rost bis zu drei Vierteln mit einer 12 cm hohen
                              									Kohlenschicht bedeckt und auf diese Holz und ölhaltiger Abfall gelegt. Danach
                              									entzündet man das Feuer von außen, gibt allmählich durch den inzwischen in Stellung
                              									gebrachten Beschickungstrichter weitere Kohle auf und schaltet endlich die
                              									Rostbewegung mit niedrigster Geschwindigkeit ein, während der Rauchschieber halb
                              									geöffnet ist. Hierauf kann der Uebergang zum gewöhnlichen Betriebe erfolgen.
                              									Ausgebrannte Steine des Brennstoffschiebers sind rechtzeitig zu ersetzen. Etwa alle
                              									sechs Stunden gibt man einen Schabebalken zwischen die Brennstoffschicht auf, um
                              									Schlacken von den Seitenwänden des Feuerraumes abzustoßen. Wird backender Brennstoff
                              									verfeuert, so empfiehlt es sich, gleitende Schlackenmesser über die Rostbahn zu
                              									führen.
                           Bei bewegten Treppenrosten wird die Kohle in einen Schütttrichter aufgegeben und
                              									rutscht infolge des Eigengewichtes und der Hin- und Herbewegung der einzelnen
                              									Roststäbe allmählich hinab. Um die Verschlackung zu verhindern, ist häufigeres
                              									Schüren und Abschlacken erforderlich. Die Verfahren zur Reinigung des Rostes sind
                              									das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Bauarten. Zur
                              									Verbrennung der sich im oberen Teile der Feuerung sammelnden Schwelgase benötigt man
                              									Zusatzluft. Beim Anheizen belegt man den Schrägrost mit Kohle sowie etwas Holz und
                              									öffnet bei dessen Entzündung den Rauchschieber zunächst halb und allmählich weiter,
                              									bis das Feuergewölbe heiß genug ist. Anstatt den Treppenrost in die Längsachse des
                              									Kessels zu stellen, kann man auch zwei sich gegenüberliegende Roste quer dazu
                              									einbauen. In diesem Falle werden die Rückstände von einer Brechvorrichtung
                              									aufgenommen, die sich an der tiefsten Stelle der Feuerung in der Mitte befindet.
                              									Durch Abdampf der Maschine, den man durch gelochte Rohre zuführt, lockert man die
                              									Schlacke vor dem Brechen.
                           Bei Unterschubfeuerungen wird die in den Beschickungstrichter aufgegebene Kohle durch
                              									Stoßkolben in einen Trog und über dessen Ränder auf die seitlich gelegenen Roste
                              									geschoben. Beim Anheizen füllt man den Trog mit Kohle, legt Holz darauf, entzündet
                              									es, läßt das Gebläse für den meist vorhandenen Unterwind langsam anlaufen und stellt
                              									den Handbetrieb ein, wenn ausreichend Dampf für die Bewegung des Stoßkolbens
                              									vorhanden ist. Der Trog braucht nicht gereinigt zu werden, nur von den seitlich
                              									gelegenen Schubplatten sind die Schlackenstücke zu entfernen.
                           Die Firmen, welche Wurfbeschicker bauen, sind vor allem bestrebt, die Arbeit ihrer
                              									Vorrichtungen der Handfeuerung ähnlich zu gestalten. (Zeitschrift für Dampfkessel
                              									und Maschinenbau Heft 45.)
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Untersuchungen an der Dieselmaschine. Der
                              									Verbrennungsvorgang im Dieselmotor kann befriedigend nur dann verlaufen, wenn die
                              									Verdampfung der eingespritzten und zerstäubten Flüssigkeit sowie die Oelgas -und
                              									Gemischbildung mit der richtigen Geschwindigkeit erfolgt. Hierfür steht bei
                              									Maschinen mit hoher Drehzahl nur eine beschränkte Zeit zur Verfügung. Die Frage nach
                              									der Verdampfungsdauer hat daher praktische Bedeutung. Prof. K. Neumann- Dresden versucht, sie in Heft 41, 42 und 44 der Zeitschrift des
                              									Vereins deutscher Ingenieure bei Einführung in eine umfassendere, die Theorie der
                              									Dieselmaschine betreffende Artikelfolge zu beantworten. Seine Ausführungen sind ein
                              									vorzügliches Beispiel für die mathematische Behandlung thermo-dynamischer Vorgänge.
                              									Der von ihm verfolgte Gedankengang geht von den einfachsten Vorstellungen aus und
                              									führt ohne Anwendung außergewöhnlicher rechnerischer Hilfsmittel zur Lösung der
                              									schwierigen Aufgabe. Ein Hinweis auf die wertvolle Arbeit wird daher die Teilnahme
                              									des wissenschaftlich gebildeten Ingenieurs erregen.
                           Neumann betrachtet zunächst einen Oeltropfen mit dem
                              									Radius r1, dessen Dichte und Druck s bzw. p sind, wenn die Temperatur T herrscht. Er ist von einem Dampfmantel umgeben, in
                              									welchem der Teildruck p1 des mit Luft durchmischten Dampfes von ps auf pd sinkt. Nennt man fernerhin die radiale Dicke der
                              									Hülle Δr, so wäre die Anzahl der Mole dm, die auf die Oberflächeneinheit bezogen in der Zeit dz verdampfen, gleich k\,\frac{p_s-p_d}{\Delta\,r}\,.\,d\,z, weil die
                              									Verdampfungs-Geschwindigkeit \frac{d\,m}{d\,z} proportional dem radialen Druckgefälle, der
                              									Oberfläche und dem Diffusionskoeffizienten k ist. Setzt
                              									man andererseits dm = –
                                 										sdr, und vereinigt die beiden gefundenen Ausdrücke, so erhält man
                              										k\,\frac{p_s-p_d}{\Delta\,r}\,d\,z+s\,d\,r=0, woraus sich sofort durch eine einfache
                              									Integration ergibt k\,\frac{p_s-p_d}{\Delta\,r}\,z+s\,r=C. Die Konstante C folgt
                              									aus der Bedingung, daß bei Beginn der Verdampfung, d.h. für z = 0, der Radius = r1 ist. Es wäre somit C
                              									= sr1 und die bis zur
                              									Verminderung des Durchmessers von 2 r1 auf 2 r verflossene
                              									Zeit gleich \frac{s\,(r_1-r)\,\Delta\,r}{k\,(p_s-p_d)} Sek. Währenddessen sinkt die Wärme im Verbrennungsraum des
                              									Motors von der Kompressions-Endtemperatur Tc auf T, das
                              									heißt, es ist \frac{\partial\,T}{\partial\,r}=\frac{T_c-T}{r_1-r}, und man kann somit schreiben z=\frac{s\,.\,\Delta\,r\,(T_c-T)}{k\,.\,(p_s-p_d)\,\left(\frac{\partial\,T}{\partial\,r}\right)_T}. Hieraus wurde
                              									sich die Zeit bis zur völligen Verdampfung ergeben, wenn man T durch Tv
                              									ersetzt. Sie läßt sich bei Annahme eines bestimmten Tc berechnen, sofern Tv, die
                              									Temperaturfunktionen s, ps, \frac{\partial\,T}{\partial\,r} sowie pd, k und Δr bekannt
                              									sind. Es wäre nun ps der Dampfdruckkurve des Oeles als Sättigungsdruck für die mittlere
                              									Temperatur \frac{T_c+T_v}{2} zu entnehmen. Die Dichte s erhält
                              									man, wenn das spezifische Gewicht für einen bestimmten Wärmegrad bekannt ist,
                              									durch Berücksichtigung der Ausdehnung infolge Temperaturveränderung. Der Teildruck
                              									des Dampfes pd
                              									ist gleich \frac{v_d}{v_d+v_1}\,.\,p, wo vd und v1 die
                              									Teilvolumina von Dampf und Luft, p den Gesamtdruck
                              									bezeichnen. k ist durch Beobachtungen bestimmt worden,
                              									während Δr
                              									einen mit steigender Wirbelbewegung des Gases sich vermindernden Wert hat. Man weiß
                              									daher, von welchen Größen die Verdampfungszeit abhängt, sobald es gelingt, noch den
                              									Wert \left(\frac{\partial\,T}{\partial\,r}\right)_{\mbox{T}_v} sowie Tv festzustellen. Neumann findet ersteren durch
                              									folgende Ueberlegung. Wenn L das auf 1 kg Oel kommende
                              									Luftgewicht ist, während die Wärmeleitzahl λ und die
                              									spezifische Wärme der Luft cp genannt wird, so nimmt durch Verdampfen
                              									des Volumenelementes d V der Wärmeinhalt der Luft um
                              										d (Lcp
                              									T) Wärmeeinheiten ab. Andererseits ist zur Verdampfung
                              									des Elementargewichts sdV = sdr die Wärme bdr erforderlich, wo b das
                              									Produkt aus Dichte und Summe von Flüssigkeits- und Verdampfungswärme ist. Endlich
                              									wäre nach Fouriers Lehre (vgl. D. p. J. Bd. 332 S. 261)
                              									der Unterschied zwischen der infolge Leitung in den Tropfen eintretenden und der aus
                              									ihm austretenden Wärme gleich \lambda\,\frac{d^2\,T}{d\,r^2}\,d\,r, so daß man nach dem ersten Wärmesatz
                              									schreiben kann d\,(L\,e_p\,T)=\lambda\,\frac{d^2\,T}{d\,r^2}\,.\,d\,r+b\,d\,r. Dividiert man durch dr und
                              									führt a gleich Lcp ein, so ergibt sich \lambda\,\frac{d^2\,T}{d\,r^2}-a\,\frac{d\,T}{d\,r}+b=0 bzw. nach
                              									Ausführung der Integration T=C_1+C_2\,e^{\frac{\mbox{a\,r}}{\lambda}}+\frac{b}{a}\,r. Die Festwerte lassen sich bestimmen, wenn man
                              									in dieser Gleichung T durch Tv ersetzt und r entsprechend der völligen Verdampfung 0 werden läßt. Es folgt C1 = C2. Tv ist, wie leicht
                              									ersichtlich, aus der Beziehung Lcp (Tc  – Tv) = 1 [c Tv
                              									– T) + R] zu berechnen, wo
                              										c die spezifische Wärme des flüssigen, T' die Temperatur des eingeblasenen Oeles, R die Verdampfungswärme der Gewichtseinheit ist. Führt
                              									man andererseits Tc in die Formel für T ein, so müßte r – r1 sein, und man
                              									erhielte durch Benutzung des für C1 bestimmten Wertes C_2=\frac{T_c-T_v-\frac{b}{a}\,.\,r_1}{e^{\frac{\mbox{a}}{\lambda}\,\mbox{r}}-1}. Nunmehr wäre man am
                              									Ziel. Es läßt sich nämlich nach Reihenentwicklung mit Vernachlässigung höherer
                              									Potenzen der kleinen Größe r schreiben e^{\frac{\mbox{a}}{\lambda}\,\mbox{r}}=1+\frac{a\,r}{\lambda}, und
                              									man erhält aus der Formel für T = f (r) den noch zur
                              									Bestimmung der Verdampfungszeit fehlenden Wert \left(\frac{\partial\,T}{\partial\,r}\right)_{\mbox{T}_v}=\frac{a\,C_2}{\lambda}+\frac{b}{a}. Zu bemerken wäre noch,
                              									daß bei Beginn der Verdampfang im Verdichtungsraum meist eine etwas niedrigere
                              									Temperatur als Tc herrscht, da die Expansion der Einspritzluft auf den
                              									Kompressionsenddruck eine Abkühlung hervorruft. Etwas Grundsätzliches wird hierdurch
                              									indessen nicht geändert. Der Einfluß der Eigenschaften des Oeles und der äußeren
                              									Umstände auf die Verdampfungszeit ist festgestellt.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Beseitigung von Kommutator-Ueberschlägen bei
                                 										Straßenbahnmotoren. (Dr.-Ing. Leonhard Adler
                              									in Elektrische
                              									Kraftbetriebe und Bahnen 1918 Heft 30.) Es hat sich gezeigt, daß Straßenbahnmotoren,
                              									die weniger Bürstensätze als Pole besitzen, wesentlich leichter zu Ueberschlägen
                              									neigen, wenn sich der Kommutator auf der Strecke der kürzeren Bürstenentfernung von
                              									der Plus- zur Minusbürste bewegt, als bei umgekehrter Drehrichtung. Adler erklärt diese Erscheinung damit daß bei der Bildung
                              									eines Lichtbogens zwischen zwei Elektroden – hier also zwischen der Bürste und dem
                              									Kommutator – die von der positiven Elektrode losgerissenen Teilchen nach einem
                              									Punkte der negativen Elektrode zusammenströmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 19
                              
                           Infolgedessen wird die negative Elektrode stärker erhitzt als
                              									die positive. Bei der durch die starke Erwärmung hervorgerufenen Jonisierung haftet
                              									der Lichtbogen an diesem Punkte der negativen Elektrode besonders fest und wird
                              									deshalb, wenn der Stromwender die negative Elektrode bildet, bei der Drehung leicht
                              									mitgerissen (s. Abb.). Die durch die Ankerrückwirkung hervorgerufene Verteilung der
                              									Lamellenspannung über den Kommutator begünstigt ebenfalls die Bildung von
                              									Ueberschlägen, wenn sich der Stromabgeber von der Plusbürste zur nähergelegenen
                              									Minusbürste bewegt. Im Prüffeld werden an richtig bemessenen Maschinen nur selten
                              									Ueberschläge beobachtet werden, da die Voraussetzungen hierzu. hauptsächlich durch
                              									Unregelmäßigkeiten im praktischen Betriebe gegeben werden.
                           Dr.-Ing. Bachmann.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Friedensaufgaben der deutschen Gaswerke. Bis zum Beginn
                              									des Krieges hatte Deutschland in der Ausbildung der Gaserzeugungsöfen und sonstigen
                              									Gaswerkapparate die Führung erlangt, dagegen stand es, wie wir einem Aufsatz von
                              									Dipl.-Ing. K. Gareis entnehmen, auf dem Gebiete der
                              									Gasverwertung und -Verbreitung weit hinter Amerika, England und Holland zurück.
                              									Hinsichtlich des Gasverbrauchs auf den Kopf der Bevölkerung haben namentlich die
                              									englischen Großstädte einen beträchtlichen Vorsprung, was auf unsere hohen Gaspreise
                              									sowie auf den mangelnden kaufmännischen Weitblick unserer vorwiegend in
                              									Gemeindebesitz befindlichen Gaswerke zurückzuführen ist, die durch oft sehr
                              									ungünstige Anschluß- und Einrichtungsbedingungen den Zuwachs neuer Gasabnehmer sehr
                              									beeinträchtigten. Der Kohlenverbrauch der Gaswerke ist im Kriege von 8,7 Millionen t
                              									auf über 10 Mill. t gestiegen, der Verbrauch an Hausbrandkohle beträgt dagegen rund
                              									21 Mill. t. Von dieser Menge kann zweifellos noch ein beträchtlicher Teil durch Gas
                              									ersetzt werden. Vor allem aber ist es nötig, das Leuchtpetroleum durch Gas zu
                              									ersetzen, das vor dem Kriege in einer Menge von 800000 t im im Werte von 160 Mill. M
                              									eingeführt wurde. Hiervon gingen mindestens 60 Mill. M ins Ausland, es ist daher die
                              									Aufgabe der heimischen Beleuchtungsindustrie, das Petroleum als Leuchtmittel
                              									möglichst zu verdrängen. In erster Linie kommt hierfür das Gas in Betracht, das auf
                              									dem Lande nicht nur als Leuchtgas, sondern auch als Kochgas und zu technischen
                              									Zwecken wichtige Aufgaben zu erfüllen hat. Denn die durch Fernversorgung an Gaswerke
                              									angeschlossene ländliche Bevölkerung umfaßt bis jetzt nur ungefähr 550000 Bewohner,
                              									das sind nur 1,25 v. H. der ländlichen Bevölkerung. Zur Lösung dieser Aufgabe kommen
                              									weder der Staat noch das private Kapital in Betracht, sondern einzig und allein die
                              									Städte, die indessen für derartige Geldanlagen, die das Interesse der städtischen
                              									Einwohnerschaft nicht direkt berühren und sich erst im Laufe der Zeit verzinsen, oft
                              									wenig Interesse haben. Deshalb regt Verfasser eine umfangreiche aufklärende und
                              									werbende Tätigkeit seitens der Zentrale für Gasverwertung vor allem bei dem
                              									deutschen Städtetag, sodann bei den Kreisverwaltungen und Landbürgermeistereien an.
                              									In engem Zusammenhang mit der Gasfernversorgung steht der im Hinblick auf eine
                              									bessere wirtschaftliche Ausnutzung der Anlagen mitunter empfehlenswerte
                              									Zusammenschluß benachbarter Gaswerke. Die finanziellen Schwierigkeiten, die
                              									vornehmlich infolge der gesteigerten Kohlenpreise während des Krieges bei vielen
                              									Werken entstanden sind, können nur durch Verminderung der Betriebausgaben behoben
                              									werden. Die Ausgaben für Verzinsung und Tilgung der Anlagekapitalien, die oft schon
                              									ein Drittel bis die Hälfte der Einnahmen ausmachen, können durch Ausgleich und
                              									Aushelfen benachbarter Werke untereinander vermindert werden. Unter Umständen können
                              									kleinere Nachbarwerke während der Sommermonate ganz stillgelegt werden, um von den
                              									größeren Werken mitversorgt zu werden, wodurch das kleinere Werk erhebliche
                              									Ersparnisse an Löhnen und Materialien erzielt, während das größere Werk während
                              									dieser Zeit infolge seiner günstigeren Belastung mit seinen maschinellen
                              									Einrichtungen vorteilhafter arbeiten kann. Die Kosten für die verbindenden
                              									Rohrleitungen zweier Nachbarwerke werden in der Regel nicht sehr hoch sein.
                           Neben der Ausdehnung des Gasverbrauchs auf das Land, die hauptsächlich im
                              									volkswirtschaftlichen Interesse gelegen ist, erwachsen den städtischen Gaswerken
                              									weitere wichtige Aufgaben in der Erhöhung bzw. Erhaltung ihrer finanziellen
                              									Erträgnisse. Diese Aufgabe ist besonders schwierig, da einerseits die Ausgaben
                              									infolge höherer Kohlenpreise, Kohlensteuer usw. ständig steigen, andererseits ein
                              									starker Preisrückgang für die Nebenprodukte, namentlich für Teer und Benzol,
                              									bevorsteht, da die Kokereien ihre Erzeugung an diesen Produkten während des Krieges
                              									sehr gesteigert haben. Infolgedessen werden die Gaswerke namentlich dem Koksabsatz
                              									ihr Augenmerk widmen und den Wettbewerb des Hüttenkokses bekämpfen müssen, der
                              									besonders zu Beginn des Krieges sehr fühlbar war. Neben dem bisherigen Absatzgebiet,
                              									den Zentralheizungen und anderen häuslichen Feuerungen, muß sich der Gaskoks ein
                              									weiteres Absatzgebiet erobern, für das der Krieg bereits den Grundstein gelegt hat,
                              									nämlich die Verfeuerung von Koks in industriellen Dampfkesselanlagen. Die
                              									Koksfeuerung ist eine längst erkannte Notwendigkeit, nicht nur aus
                              									volkswirtschaftlichen Gründen, sondern auch mit Rücksicht auf die Reinlichkeit der
                              									Städte und die Gesundheit der Bevölkerung in industriereichen Gegenden. Zur
                              									Erreichung dieses Zieles empfiehlt Verfasser das Zusammenarbeiten der Fachverbände
                              									mit den staatlichen Behörden, namentlich den Gewerbeinspektionen. Um in den
                              									Gaswerken einen dem Zechenkoks ähnlichen, harten und grobstückigen Koks zu erzeugen,
                              									sind geeignete Oefen (Vertikalretorten- oder Kammeröfen), ferner geeignete Kohlen
                              									und geeignete Löschung des Kokses erforderlich. Die letztere Frage ist trotz zahlreicher Versuche und
                              									Erfindungen noch nicht einwandfrei gelöst.
                           Auch die Bewirtschaftung des Teers spielt eine wichtige Rolle für die finanziellen
                              									Erträgnisse der Gaswerke. Während des Krieges fand die rund 400 000 t betragende
                              									Erzeugung der Gaswerke einen glatten Absatz an die Marineverwaltung, doch werden
                              									sich auch hier die Gaswerke künftig in einer schwierigen Lage befinden. Mehr und
                              									mehr werden sie dazu übergehen müssen, den Teer im eigenen Betriebe weiter zu
                              									verarbeiten, was für die kleineren Werke mit Gewinn nur dann möglich ist, wenn sie
                              									sich gemeinsame Gruppendestillationen errichten, deren Gewinn den einzelnen Werken
                              									im Verhältnis ihrer Kapitalbeteiligung oder der gelieferten Teermenge zufließt. Im
                              									Anschluß an diese Teerdestillationen müssen auch gemeinschaftliche Anlagen für die
                              									Verarbeitung des Ammoniakwassers geschaffen werden, Weiter ist es erforderlich,
                              
                              									daß die städtischen Gaswerke mehr geschäftliche Beweglichkeit erlangen und daß die
                              									bisherige Geschäftspraxis der kommunalen Werke einer Reform unterzogen wird. Ein
                              									wesentliches Erfordernis für den geschäftlichen Erfolg eines kommunalen Gaswerkes
                              									ist schließlich die Propaganda, für die größere Mittel als bisher bereitgestellt
                              									werden müssen. Wenn die Stadtverwaltungen dem kaufenden Publikum gegenüber nicht die
                              									Behörde, sondern den kulanten Geschäftsmann spielen und in ihren kaufmännischen
                              									Betrieben auch kaufmännischen Geist walten lassen, dann werden wir auch auf diesem
                              									Gebiete die englischen, amerikanischen und holländischen Städte einholen und
                              									vielleicht überholen zum Segen und Nutzen der deutschen Volkswirtschaft. (Journal
                              									für Gasbeleuchtung Bd. 60 S. 326 bis 331.)
                           Sander.