| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 39 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Toleranzen. Die Zeitereignisse haben unsere Industrie
                              									gezwungen, sich mit den Fragen der Typisierung und Normalisierung in viel
                              									ausgiebigerem Maße zu befassen, als es früher üblich war. Von dem Wettstreit der
                              									Meinungen konnte auch das Thema von den Toleranzen, der gesetzmäßigen Festlegung der
                              									Genauigkeitsgrenzen körperlicher Ausmaße, nicht unberührt bleiben, die zahlreichen
                              									Unstimmigkeiten, welche die herrschenden Systeme aufweisen, forderten zu näherer
                              									Untersuchung heraus. Von den vielen, sich mit Sonderfragen befassenden Arbeiten, die
                              									schon veröffentlicht wurden, ist eine Arbeit von W. Kühn,
                              									dem Direktor von Pokorny & Wittekind, (Heft 206 der Forschungsarbeiten auf dem Gebiete des
                              									Ingenieurwesens) besonders hervorzuheben, da sie infolge ihrer systematischen und
                              									umfassenden Behandlung des Problems zu übersichtlichen, eindeutigen
                              
                              									Schlußfolgerungen gelangt und demzufolge hervorragend zur Klärung der Sachlage
                              									beitragen dürfte.
                           Als Grundlage des Systems von Kühn dient die sogenannte
                              										„normale Bohrung“; diese ist aber für alle Sitzarten – bekanntlich
                              									Passungen genannt –, wie zum Beispiel Laufsitz, Schiebesitz, Festsitz usw. konstant,
                              									die Welle wird mit dem zu den jeweiligen Sitzarten gehörigen Mindermaß ausgeführt.
                              									Bekanntlich hat sich aus dem Thema „Normale Welle“ oder „Normale
                                 										Bohrung“ eine scharf umstrittene Sonderfrage entwickelt, da den Anhängern
                              									der „Normalen Bohrung“ etwa die gleiche Anzahl Anhänger der „Normalen
                                 										Welle“ gegenüberstehen. Da ein Eingehen auf die beiderseitigen Einwände in
                              									Kürze nicht angängig erscheint, möchte lediglich erwähnt werden, daß die neuere
                              									Auffassung dahin geht, für den allgemeinen Maschinenbau als Norm die „Normale
                                 
                                 										Bohrung“ anzunehmen und zum Beispiel den Transmissionsfirmen, die vorwiegend
                              									glatte, gezogene Wellen verwenden, Sondernormalien für die „Normale Welle“
                              									zuzugestehen.
                           Für den gewollten Unterschied im Durchmesser zweier zusammengehöriger Teile, durch
                              									den also die Passung ausgedrückt wird, – beispielsweise ein Lagerzapfen,
                              									verglichen mit seiner Lagerschale – haben sich in der Praxis bestimmte Werte
                              									herausgebildet. Für eine Lagerstelle wird ein anderes Spiel in Frage kommen, als für
                              									eine Riemenscheibe, die gerade noch mit leichten Schlägen auf ihren Sitz geschoben
                              									werden soll, bei einer mittels hydraulischer Presse herzustellenden Verbindung wird
                              									der Bolzen sogar einen größeren Durchmesser haben als die zugehörige Bohrung.
                           Naturgemäß lassen sich in der Wirklichkeit die gewollten Paßmaße nur annäherungsweise
                              									erreichen; man muß eine als „Toleranz“ bezeichnete Abweichung zulassen, deren
                              									Größe zugleich den Gütegrad der Bearbeitung kennzeichnet. Je nach den gestellten
                              									Ansprüchen wird daher die Toleranz verschieden sein.
                           Zur Prüfung auf Einhaltung der gegebenen Toleranz werden bekanntlich die sogenannten
                              									Toleranzlehren verwendet. Abb. 1 stellt zum Beispiel
                              									eine für Außenmessungen bestimmte Rachenlehre dar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 39
                              Abb. 1.
                              
                           Infolge des Vorhandenseins dieser Lehren fehlt meist eine ziffernmäßige Angabe der
                              									Toleranz in den Werkstattzeichnungen, da es ja genügt, einfach zu schreiben; 50 φ L (Laufsitz) usw. Sehr oft hatten die Konstrukteure
                              									keine Ahnung von den Zahlenwerten der verwendeten Toleranzen. Besonders schlimm
                              									konnte es ausgehen, wenn mehrere Firmen Paßteile für irgend einen Verwendungszweck
                              									liefern sollten, die dann nicht zueinander paßten, weil die Lehren nicht
                              									übereinstimmten. Selbst wenn der Betrag der Toleranz gleich war, so konnte er doch
                              									entweder gleichmäßig oder, was meist der Fall, ungleichmäßig zum Paßmaß angeordnet
                              									sein, wie zum Beispiel in dem Maß 50 ± 0,02 oder 50_{-0,015}^{+0,025} zum Ausdruck kam, oder
                              									es war nur eine einzige + - oder – - Toleranz vorgesehen, zum Beispiel 50 + 0,04.
                              									Es ist leicht einzusehen, daß die Angabe einer ± -Toleranz keine Vorteile bietet
                              									gegenüber einer eindeutigen Toleranz, aber viel unübersichtlicher ist. Kühn tritt
                              									daher für das durch die einwertige Angabe der Toleranz gekennzeichnete „System
                                 										der O-Linie“ ein, so genannt, weil man von der vollen Maßzahl (50,0)
                              									ausgehend die Toleranz (0,04) hinzufügt. Das System ist von außerordentlicher
                              									Klarheit.
                           Als Grundlage dient, wie schon erwähnt, die „Normale Bohrung“, die in gleicher
                              									Weise für alle Passungen bezeichnet wird durch die möglichst in vollen mm
                              									anzugebende Maßzahl mit der stets in + ausgedrückten Toleranz.
                           Wie in Abb. 2 übersichtlich zusammengestellt, gilt für
                              									die Wellen die Regel, daß alles, was fest in dieser Bohrung sitzen soll, ein +, was
                              									lose sitzen soll, ein – erhält. Sollen die Teile besonders lose, wie man sagt, mit
                              									Luft in einander gehen, oder soll umgekehrt eine bestimmte positive Pressung
                              									vorhanden sein, so wird das dafür erforderliche Untermaß oder Uebermaß durch die
                              									Maßzahl selbst zum Ausdruck gebracht, wie durch 79,97, bezw. 80,005 angedeutet.
                              									Entsprechend der gewählten Toleranz von 0,03 mm darf sich der Durchmesser der
                              									Laufwelle zwischen 79,97 und 79,973, der der Preßsitzwelle zwischen 80,05 und 80,053
                              									bewegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 40
                              Abb. 2.
                              
                           Um die besonders für den Laufsitz wichtige Passungszahl in Abhängigkeit vom
                              									Durchmesser einheitlich festlegen zu können, schlägt Kühn
                              									die Formel ∾ 1/300 √D vor, die für erstklassigen
                              									Maschinenbau Gültigkeit hätte. Diesen Wert nennt er Paßeinheit PE, weil er, je nach Erfordern multipliziert, gröbere
                              									oder feinere Passungen angiebt, wie sie beispielsweise der Grobmaschinenbau und die
                              									Feinmechanik benötigt. Aus einem Beispiel für 150 mm Drehdurchmesser würden sich,
                              									unter gleichzeitiger Annahme, daß die Toleranz gleich der Passung gewählt sei,
                              									folgende Werte ergeben:
                           
                              
                                 1) für
                                 Paßeinheit (PE) = 1 1/300 √150=
                                    											0,04Bohrung = 150 + 0,04Laufwelle = 149,96 – 0,04
                                 
                              
                                 2) für
                                 PE = 2Bohrung = 150 + 0,08Laufwelle
                                    											= 149,92 – 0,08
                                 
                              
                           Zu den gleichviel mit welcher Toleranz hergestellten Bohrungen passen alle Wellen,
                              									gleichgültig mit welcher Passung und Toleranz diese hergestellt sind. Weiter schlägt
                              									Kühn vor, die auf diese Weise gewonnene Paßeinheit PE =
                              									1/300 √D auf internationale Vereinbarung zu stützen und
                              									sie als rechtsverbindliches Symbol an Stelle der alten Bezeichnungen der Passungen
                              										(P, S, L usw.) zu verwenden. Um gleichzeitig auch
                              									die Toleranz und zwar mit Hilfe desselben Maßstabes festzulegen, setzt er diese als
                              									Verhältnisziffer zur PE hinter einem Trennstrich. In
                              									dem Verhältnis 1/1 bedeutet also 1 die Passung (ermittelt nach 1/300 √D) und 1 ist die Toleranz vom gleichen Werte. 150 – 1/1
                              									(gelesen 150 – 1 mit 1) würde ziffernmäßig heißen: 149,96 – 0,04 und stellt die
                              									Laufsitzwelle dar 150 + 0/1 kann sowohl die normale Bohrung, als auch die
                              									Festwelle bezeichnen, in Zahlen also 150 + 0,04.
                           In dieser Weise könnten für alle Industrieerzeugnisse allgemein verständliche
                              									Genauigkeitsbezeichnungen geschaffen werden. Für die Bohrung eines Kugellagers würde
                              									zum Paßmaß etwa die Bezeichnung + 0/½, zu setzen sein, für die Außendurchmesser 0/½,
                              									für die Durchmesser von blank gezogenem Material zum Beispiel – 0/5 usw.
                           Nachteilig in Bezug auf die Einheitlichkeit bei Zeichnungen ist, daß für Passung und
                              									Tolererierung der Längenmaße keine zwangläufige Beziehung abzuleiten ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 40
                              Abb. 3.
                              
                           Hier können nur die eigentlichen Maße mit der verlangten
                              									Toleranz angegeben werden, wie Abb. 3 zeigt. Die
                              									meisten Konstrukteure werden es dann aber wohl vorziehen, auch für' die
                              									Durchmesserbezeichnung diese Darstellung beizubehalten.
                           Nichtsdestoweniger ist die Arbeit, die noch eine Fülle von Stoff auf dem Gebiete der
                              									Toleranzenforschung bringt, höchst wertvoll und interessant zugleich, so daß ihr
                              									Studium jedem Fachmann dringend empfohlen werden kann.
                           
                              Rich. Müller
                              
                           ––––––––––
                           
                        
                           Zuggeschwindigkeiten. Der Hauptsache nach kommen bei
                              									Eisenbahnzügen Höchstgeschwindigkeiten, Grundgeschwindigkeiten, Durchschnitt- und
                              									Reisegeschwindigkeiten in Betracht.
                           Die Höchstgeschwindigkeit ist die größte zulässige Geschwindigkeit für Personenzüge
                              									auf Hauptbahnen und darf bei Wagen ohne durchgehende Bremse nicht mehr als 60
                              									km/Std. und bei Wagen mit durchgehender Bremse höchstens 100 km/Std. sein. Die
                              									Grundgeschwindigkeit ist jene Geschwindigkeit, die der Zug auf wagrechter, gerader
                              									Strecke haben muß, um die Fahrzeiten einzuhalten. Um Verspätungen einholen zu
                              									können, wird die Grundgeschwindigkeit meistens niedriger als die größte zulässige
                              									Geschwindigkeit gewählt. Dementsprechend wird sie für Eilzüge zu 70 bis 80 km/Std.
                              									und für Schnellzüge zu 80 bis 90 km/Std. angenommen. Für die
                              									Durchschnittgeschwindigkeit eines Zuges kommt die gesamte Fahrzeit abzüglich der auf
                              									den dazwischenliegenden Aufenthalten zugebrachte Zeit in Betracht. Die
                              									Reisegeschwindigkeit endlich wird aus der Gesamtreisezeit einschließlich der
                              									Aufenthaltzeiten berechnet. Die Durchschnittgeschwindigkeit ist somit stets größer
                              									als die Reisegeschwindigkeit.
                           Während des Krieges wurde die Durchschnittgeschwindigkeit der Züge aus technischen
                              									Gründen verkleinert und die Aufenthaltzeiten auf Haltestellen meistens vergrößert. Die in
                              									folgender Tabelle zusammengestellten Werte sind dem Reichskursbuch Januar/Februar
                              									1914 entnommen:
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    Strecke
                                    
                                 Längekm
                                 Fahr-zeitMin.
                                 Reise-geschwindig-keit
                                 Aufenthalte
                                 Durchschnitt-geschwindig-keit
                                 
                              
                                 km/St.
                                 An-zahl
                                 DauerMin.
                                 km/St.
                                 
                              
                                 Berlin–Posen
                                 255,1
                                 220
                                 69,6
                                   3
                                   7
                                 71,9
                                 
                              
                                 Breslau–Berlin
                                 329,5
                                 245
                                 80,7
                                   1
                                   3
                                 81,7
                                 
                              
                                 Berlin–Alexandrowo
                                 414,2
                                 360
                                 69,0
                                   4
                                 18
                                 72,7
                                 
                              
                                 Danzig–Berlin
                                 459,6
                                 359
                                 76,8
                                   2
                                 15
                                 80,2
                                 
                              
                                 Berlin–Frankfurt a.M.
                                 538,9
                                 428
                                 75,5
                                   4
                                 16
                                 78,5
                                 
                              
                                 Berlin–Köln
                                 576,9
                                 464
                                 74,9
                                   6
                                 19
                                 78,0
                                 
                              
                                 Berlin–München
                                 674,3
                                 535
                                 75,6
                                   2
                                 10
                                 77,1
                                 
                              
                                 Berlin–Basel
                                 892,1
                                 793
                                 67,5
                                 14
                                 65
                                 73,5
                                 
                              
                           Die längste auf deutschen Eisenbahnen ohne Aufenthalt durchfahrene Strecke ist die
                              									313,9 km lange Strecke Halle–Nürnberg. In der folgenden Tabelle sind die
                              									hauptsächlichsten ohne Aufenthalt durchfahrenen Strecken zusammengestellt. Aus der
                              									Tabelle folgt, daß die größte Reisegeschwindigkeit, 88,7 km/Std., von Berlin nach
                              									Hamburg erreicht wird, es folgen dann die Strecken München– Nürnberg mit 88,3 und
                              									Berlin–Halle mit 88,2 km/Std. Wenn hier die Reisegeschwindigkeiten nur 89 km/Std.
                              									erreichen, so kommen auf diesen Strecken doch Geschwindigkeiten bis 100 km/Std. in
                              									Betracht, wenn es sich darum handelt, Verspätungen einzuholen.
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    Strecke
                                    
                                 Längekm
                                 Fahr-zeitenMin.
                                 Durch-schnitt-geschwin-digkeitkm/Std.
                                 
                              
                                 Halle–Nürnberg
                                 313,9
                                 270
                                 69,8
                                 
                              
                                 Berlin–Hamburg
                                 286,8
                                 194
                                 88,7
                                 
                              
                                 Berlin–Hannover
                                 254,1
                                 189
                                 80,7
                                 
                              
                                 Breslau-Frankfurt a O
                                 248,3
                                 178
                                 83,7
                                 
                              
                                 Schneidemühl–Berlin
                                 246,5
                                 177
                                 83,6
                                 
                              
                                 München–Nürnberg
                                 198,7
                                 135
                                 88,3
                                 
                              
                                 Berlin–Dresden
                                 188,6
                                 139
                                 81,4
                                 
                              
                                 Berlin–Leipzig
                                 164,4
                                 116
                                 85,0
                                 
                              
                           (Technische Rundschau, 6. Nov. 1918.) W.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Thermodynamische Studien zur Oelgasbildung.Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes bringen
                                    											wir noch diesen zweiten, uns eingesandten Bericht (vgl. Heft 3 S. 28)
                                    											Schriftleitung. Bei der motorischen Verbrennung des Treiböls
                              									kommt es darauf an, den größten Teil seiner chemischen Energie, die durch den
                              									Heizwert gegeben ist, in Nutzarbeit umzusetzen. Bei unseren jetzigen
                              									Verbrennungskraftmaschinen kann nach Einleitung der Zündung die Verbrennung des
                              									eingeführten Treibmittels nicht mehr beeinflußt werden. Darum ist z.B. bei der
                              									Gleichdruckmaschine die Brennstoffeinspritzung dementsprechend auszugestalten. Die
                              									zur Einleitung der Verbrennung notwendige Wärme wird bei allen bekannten
                              									Verbrennungskraftmaschinen durch Verdichtung der Luft bzw. des Gas-Luftgemisches im
                              									Arbeitszylinder erzeugt.
                           Die Verdampfung und Oelgasbildung findet in der Gleichdruckmaschine unter hohem Druck
                              									und bei hoher Temperatur statt. Aus diesem Grunde ist eine experimentelle
                              									Erforschung dieser Vorgänge von Wichtigkeit. Aus der Dampfdruckkurve ergibt sich
                              									dann der Zusammenhang zwischen Druck und Temperatur. Insbesondere können auf den
                              									Verdampfungsvorgang die Fouriersche Theorie der
                              									Wärmeleitung und die Diffusionsgesetze angewendet werden.
                           Prof. K. Neumann hat im Maschinenlaboratorium der
                              									Dresdener Hochschule dementsprechende Versuche ausgeführt. In einem mit Luft
                              									gefüllten emaillierten Stahlzylinder wurden Treiböle verdampft und in Abhängigkeit
                              									von Druck, Temperatur und Zeit die Konzentration des gebildeten Oelgases bestimmt.
                              										Abb. 1 zeigt das Schema der Versuchsanordnung. In
                              									der kalorimetrischen Bombe B wird das Treiböl
                              									verdampft. O ist ein elektrischer Ofen, dem
                              									elektrischer Strom zugeführt wird. A und V sind Strom- bzw. Spannungsmesser, R ein Vorschaltwiderstand. Der Ueberdruck in der Bombe
                              									wurde mit einem Quecksilber- bzw. Federmanometer M bzw.
                              										N bestimmt. Sobald der beabsichtigte Druck in der
                              									Bombe eintrat, wurde der Hahn D geöffnet und das
                              									gebildete Oelgas in das Meßgefäß F geleitet. Gasproben
                              									wurden bei E entnommen. Die Temperatur in der Bombe
                              									wurde thermoelektrisch bestimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 41
                              Abb. 1.
                              
                           Diesem Zwecke diente das Galvanometer G. Für den Vergasungsvorgang innerhalb der Gleichdruckmaschine kommt
                              									folgendes in Betracht: Der Druck p und die Temperatur
                              										T im Verdichtungsraum der Maschine sind bekannt. In
                              									der verdichteten Luft befindet sich ein Oeltropfen vom Volumen V, der von einer Hülle mit der radialen Dicke Δr umgeben ist. In der Hülle falle der Dampfdruck p radial vom Sättigungsdruck ps
                              									= f (T) an der Grenzfläche
                              										(Δr = 0) stetig bis auf den Partialdruck pd an der Oberfläche
                              									der Hülle (Abb. 2).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 41
                              Abb. 2.
                              
                           Durch das Mischungsverhältnis von Dampf und Luft ist
                              									p_d=\frac{v_d}{v_d+v_1}\,p gegeben. Hierbei bedeuten vd und v1 die Teilvolumina von Dampf und Luft. Die
                              									Verdampfungsgeschwindigkeit wird durch die Diffusionsgeschwindigkeit des an der
                              									Grenzfläche des Tropfens (Δr = 0) in gesättigtem
                              									Zustand befindlichen Dampfes in die Umgebung bedingt. Verdampfen nun dm Mole Oel in der Zeit dz, so gilt für den Diffusionsvorgang die Beziehung d\,m=-k\,d\,f\,\frac{d\,p_1}{d\,r}\,d\,z. Damit ist
                              									festgelegt, daß die Verdampfungsgeschwindigkeit \frac{d\,m}{d\,z} proportional der
                              									Oberfläche des Oeltropfens und dem Dampfdruckgefälle in radialer Richtung ist. k ist der Diffusionskoeffizient. Durch die Zerstäubung
                              									der eingespritzten Oelmenge durch hochgespannte Druckluft wird die Oberfläche um so
                              									größer, je weitgehender die. Zerstäubung erfolgt. Hieraus folgt, daß weitgehende
                              									Zerstäubung des Brennstoffes die Gemischbildung und die Verbrennung in der
                              									Gleichdruckmaschine dadurch erleichtert, daß sie in erster Linie die raschere
                              									Verdampfung des
                              									eingeblasenen Oeles beschleunigt. Damit ist auch bewiesen, daß schwere Teeröle, die
                              									langsamer verdampfen, eine stärkere Zerstäubung erfordern.
                           Weiterhin ist der Temperaturverlauf T = f (r) bei fortschreitender Verdampfung, d.h. bei
                              									abnehmendem r zu bestimmen. Dabei ergibt sich, daß die
                              									Verdampfungstemperatur T sich linear mit dem Halbmesser
                              									des verdampfenden Oeltropfens ändert:
                           
                              T=\frac{T_c-T_v}{r_1}\,r+T_v\mbox{ oder da }r=\sqrt[3]{\frac{3\,G}{4\,\gamma\,\pi}}
                              
                           ist, linear mit der dritten Wurzel des verdampfenden
                              									Oelgewichtes.
                           Je höher nun die Drehzahl der Maschine ist, um so kleiner ist die für Verdampfung,
                              									Gemischbildung und Verbrennung zur Verfügung stehende Zeit z. Um eine gute Verbrennung des in die Gleichdruckmaschine eingespritzten
                              									Brennstoffes zu erhalten, muß also die Verdampfungsgeschwindigkeit möglichst groß
                              									sein. Die Zeit z ist um so kleiner, d.h. die
                              									Verdampfungsgeschwindigkeit \frac{d\,m}{d\,z} von m Molen
                              									eingespritzten Brennstoffes ist um so größer, je kleiner das spezifische Gewicht s und die Verdampfungswärme r des Oeles und je größer der Sättigungsdruck ps ist.
                           Zu Beginn der Verdampfung im Verdichtungsraum der Maschine wird im allgemeinen nicht
                              									mehr die Verdichtungstemperatur Tc vorhanden sein. Durch die Ausdehnung der
                              									einströmenden Einspritzluft tritt eine starke Abkühlung der Verbrennungsluft ein,
                              									ebenso durch das Verdampfen des eingespritzten Brennstoffes. Hierzu kommt noch der
                              									Wärmeverlust, der durch Zersetzung der Kohlenwasserstoffe entsteht. (Zeitschrift des
                              									Vereins deutscher Ingenieure 1918, Heft 41 u. 42.)
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                           Ueber die Grenzen der Kraftübertragung durch
                                 										Wechselströme. Um eine Wechselstromleitung unter Spannung zu halten, muß
                              									sie entsprechend der Periodenzahl so und so oft in der Sekunde auf den positiven
                              									oder negativen Höchstwert der Spannung, gerade wie ein Kondensator,
                              										„aufgeladen“ werden. Hierzu ist ein gewisser Ladestrom. erforderlich,
                              									dessen Größe von der Kapazität der Leitung und der Höhe der Spannung abhängt. Der
                              									Ladestrom hat in den Stromerzeugern, Apparaten und der Leitung selbst
                              									Stromwärmeverluste zur Folge, die also auftreten, ohne Rücksicht darauf, ob ein
                              									Verbraucher angeschlossen ist oder nicht. Während man nun, um die Verluste der
                              									Fernleitung gering zu halten, einerseits die Spannung um so höher wählen muß, je
                              									größer die Entfernung und die übertragene Leistung ist, bedingt andererseits die
                              									Vergrößerung der Leitungslänge und der Spannung eine Zunahme der durch den Ladestrom
                              									hervorgerufenen Verluste, so daß es für jede Fernleitung und Leistung eine
                              									günstigste Spannung gibt, bei der die Verluste am geringsten werden. Je größer die
                              									Leitungslänge und je höher die Spannung, desto größer muß der Leitungsquerschnitt
                              									sein, damit die Verluste durch den Ladestrom gering bleiben. Die Kosten der
                              									Kraftübertragung sind rein elektrisch betrachtet, abhängig von dem Gewicht der
                              									Leitung und den Verlusten gerechnet für 1 KW Leistung. Dr. M. v. Dolivo-Dobrowolsky wies in einem Vortrage im
                              									Elektrotechn. Verein, Berlin, am 26. November 1918, der in Heft 1 der E. T. Z.
                              									Jahrg. 1919 veröffentlicht ist, darauf hin, daß bei Wechselstrom die Kosten der
                              									Kraftübertragung bei Vergrößerung der Entfernung infolge des Einflusses der
                              									Kapazität sehr rasch zunehmen, so daß man bei Freileitungen über das Mehrfache der
                              									heutigen Entfernungen sehr bald an die Grenze der Wirtschaftlichkeit gelangt. Bei
                              									Uebertragung mit hochgespanntem Gleichstrom, bei dem die Kapazität der Leitung
                              									keine Rolle spielt, liegen die Verhältnisse dagegen erheblich günstiger. Die
                              									Maßnahme, durch Einschalten von Selbstinduktion die Wirkung der Kapazität
                              									aufzuheben, bringt wieder andere Schwierigkeiten mit sich. Der schädliche Einfluß
                              
                              									der Kapazität macht sich bei noch viel geringeren Entfernungen im stärksten Maße
                              									geltend, wenn man von Freileitungen zu Kabeln übergeht. Zweifellos bietet die
                              									unterirdische Verlegung der Fernleitungen erhebliche Vorteile, wie man schon daraus
                              									schließen kann, daß die Fernleitungen der Schwachstromtechnik mehr und mehr als
                              									Kabel ausgeführt werden. Bei Gleichstrom macht die Fernleitung in Kabeln auch bei
                              									großen Entfernungen keine Schwierigkeiten. Dolivo-Dobrowolsky ist deshalb der Ansicht, daß das Problem der
                              									Kraftübertragung auf sehr große Entfernungen, das die Zukunft zweifellos bringen
                              									wird, nur mit Hülfe von hochgespanntem Gleichstrom zu lösen sein wird. Das
                              									wesentlichste Hindernis bieten zurzeit noch die Schwierigkeiten der Erzeugung,
                              									Umwandlung und Verwendung von hochgespanntem Gleichstrom, doch ist mit Sicherheit
                              									anzunehmen, daß es den deutschen Elektrotechnikern gelingen wird, auch diese
                              									Aufgaben zu lösen.
                           Dr.-Ing. Bachmann.
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                           Erhöhung der Manganerzgewinnung. Aus kürz lieh
                              									herausgegebenen Berichten des Geological Survey der Vereinigten Staaten geht hervor,
                              									daß die inländischen Minen im Jahre 1918 fast ⅛ der hochwertigen, in den Vereinigten
                              
                              									Staaten notwendigen Manganerze lieferten, während sie im Jahre 1917 nur ⅙ des
                              									erforderlichen Erzes ergaben. Im Laufe der ersten sechs Monate des Jahres 1918
                              									wurden 136554 tons mehr als 35 v. H. Mangan enthaltende Erze verschifft. Die
                              									Gesamtverschiffung hochgradiger Manganerze im Jahre 1918 wird auf 324000 tons
                              									geschätzt. Von Erzen, die 10 bis 35 v. H. Mangan enthielten, wurden in den ersten
                              									sechs Monaten 1918 314137 tons verschifft. Die Gesamtverschiffung von Erzen gleichen
                              									Grades wird im Jahre 1918 auf 832868 tons geschätzt.
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                           Rein elektrische Bremsung der Straßenbahnwagen befürwortet
                              									E. Volkers in „Elektrische Kraftbetriebe und
                                 										Bahnen“ 1918, S. 243 ff. Er zeigt, in welchem Grade die Beanspruchung der
                              									Motoren bei Benutzung von Hand- oder Druckluftbremsen durch fehlerhafte Einstellung
                              									der Bremsklötze erhöht wird, so daß Ueberanstrengungen und Beschädigungen der
                              									Wicklungen unvermeidlich sind. Diese zusätzliche Belastung der Motoren, die
                              									gleichzeitig mit der Belastung durch die Fahrtwiderstände auftritt, kommt bei der
                              									rein elektrischen Bremsung in Wegfall, bei der der Motor vom Netz abgeschaltet wird
                              									und als Generator auf Widerstände arbeitet. Da die Belastung der Motoren infolge der
                              									elektrischen Bremsung nur während einer Zeit eintritt, in der die Motoren sonst
                              									stromlos wären, ändert sich gegenüber der einwandfreien Backenbremsung nur die
                              									Dauer, aber nicht die Stärke der Belastung. Als besondere Vorzüge der elektrischen
                              									Bremsung sind ferner zu nennen: Geringste Unterhaltungs- und Anschaffungskosten,
                              									geringe Abnutzung der Radreifen und Bremsklötze, geringstes Gewicht, geringster
                              									Raumbedarf, einfachste Handhabung, stete Betriebsbereitschaft und hohe
                              									Betriebssicherheit, weiche, aber doch energische Bremsung. Damit die Vorteile der
                              									elektrischen Bremsung voll zur Geltung kommen können, ist es nötig, daß nur
                              									elektrisch gebremst, eine Backenbremse nur zum Feststellen des Wagens benutzt wird,
                              									und daß die Stufen des Bremswiderstandes richtig bemessen werden. Die Vorzüge der
                              									elektrischen Bremsung werden an den Betriebserfahrungen der Straßenbahn in Buenos
                              									Aires dargelegt, die
                              									von rein elektrischer Bremsung zur Mitbenutzung der Handbremse übergegangen war,
                              									aber schließlich zur rein elektrischen Bremsung zurückkehrte.
                           Dr. Ing. Bachmann.
                           Normenausschuß der deutschen Industrie. Sein Vorstand
                              									hat beschlossen, daß als einheitliche Bezugstemperatur für Lehr- und Meßwerkzeuge 20
                              									Grad Celsius gelten soll.