| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 74 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Leistungsversuche mit Motorpflügen. In der Schweiz
                              									haben landwirtschaftliche Organisationen in Verbindung mit der Abteilung
                              									Landwirtschaft im Schweizerischen Volkswirtschafts-Departement eingehende Versuche
                              									mit Motorpflügen ausgeführt. Zur Verwendung kamen die folgenden Pflüge:
                           Der „Berna“-Traktor mit Ott-Pflug ist als reiner Zugwagen gebaut, kann also
                              									nicht zur Beförderung von Nutzlast verwendet werden. Es ist ein Vierzylinder-Motor
                              									mit 115 mm Bohrung und 160 mm Hub verwendet. Bei 1000 Umdrehungen in der Minute
                              									leistet er 40 PS. Das 30 cm breite Triebrad hat 1,65 cm Durchmesser. Als Stollen
                              									sind 45 cm lange Winkeleisen verwendet, die bei längerer Straßenfahrt abgeschraubt
                              									werden müssen.
                           Der Traktor „Globe“ ist amerikanischen Ursprungs. Als Antrieb dient ein
                              									liegender Zweizylinder-Viertakt-Motor. Der Zylinderdurchmesser ist 133 mm, der
                              									Kolbenhub 173 mm. Die normale Drehzahl des Motors ist 720 in der Minute. Die 305 mm
                              									breiten Treibräder haben 1,43 m Durchmesser. Gegen Gleiten sind auch hier die
                              									Triebräder durch Stollen aus Winkeleisen gesichert. Der Motor leistet 10 PSe. Das Motorschwungrad ist als Reibungskupplung
                              									ausgebildet zum Antrieb einer Riemenscheibe. Das Heben und Senken des Pflugkörpers
                              									geschieht durch Ziehen an einem dem Traktorführer leicht zugänglichen Seil.
                           Der Rohöl-Motorpflug „Avance“ hat einen einzylindrigen ventillosen 18
                              									PS-Zweitaktmotor mit 200 mm Bohrung und 220 mm Hub. Die minutliche Drehzahl ist 400.
                              									Bei dem in Schweden gebauten Pflug hat das Triebrad, welches in der Furche läuft,
                              									größeren Durchmesser als das auf dem ungepflügten Boden laufende Triebrad. Das
                              									kleinere Rad ist aber breiter ausgeführt. Beide Räder sind mit Stahlgußstollen von 8
                              									cm Höhe versehen, die in der Mitte eine Aussparung für den Straßenfahrtring haben.
                              									Der Durchmesser des Furchenrades ist 150 mm bei 30 cm Breite. Das kleine Triebrad
                              									hat 130 cm Durchmesser und 40 cm Breite. Der Pflug ist starr mit dem Traktor
                              									verbunden. Stößt beim Pflügen eine Pflugschar auf Widerstand, so wird eine
                              									Spiralfeder zusammengedrückt, der Motor ausgeschaltet, und das Fahrzeug stillgelegt.
                              									Ein Bruch wird dadurch ausgeschaltet.
                           Der amerikanische Traktorpflug „Case“ wird in zwei Modellen ausgeführt. Der
                              									große Pflug hat 25 PS. Der Zweizylindermotor von 178 mm Bohrung und 178 mm Hub
                              									arbeitet mit 600 Umdrehungen. Das kleinere Modell entwickelt 10–20 PS.
                           Der amerikanische Traktorpflug „Moline“ hat einen
                              									Viertakt-Zweizylinder-Ventilmotor mit 120 mm Bohrung und 150 mm Hub, die größte
                              									Drehzahl ist 1000. Der Führer bedient den Motor mit Handhebeln und den Pflug durch
                              									Fußpedale.
                           Der italienische „Stella“-Pflug ist als Stoßpflug ausgebildet und wird hinten
                              									von einem Mann gehalten. Zur. Vorwärtsbewegung dient ein einziges Treibrad, das
                              									durch einen Zweizylindermotor von 6 PS angetrieben wird. Der Motor macht 800
                              									Umdrehungen in der Minute. Jede Art von Ackerpflug kann an den Traktor angehängt
                              									werden. Der Motor ist abnehmbar und kann auch zu anderen Arbeiten verwendet
                              									werden.
                           Der Motorpflug „Mogul“ der International Harwester
                                 										Comp. hat einen 10/20 PS-Motor mit 215 mm Bohrung und 304 mm Hub. Die
                              									Drehzahl des Einzylindermotors ist 400. Die Treibräder haben abnehmbare
                           
                              
                                 
                                    Bauart
                                    
                                 Moline
                                 Mogul
                                 Stella
                                 Avance
                                 Globe
                                 Berna I
                                 Ott II
                                 
                              
                                 Mittlere Furchentiefe in cm
                                 20
                                 21
                                 17
                                 21
                                 21
                                 22
                                 22
                                 
                              
                                 Dauer der Versuchsarbeit einschl. Störungen in Min
                                 92
                                 227
                                 179
                                 176
                                 63
                                 73
                                 107
                                 
                              
                                 Bearbeitete Versuchsfläche in m2
                                 1885
                                 7800
                                 1170
                                 7052
                                 2380
                                 4836
                                 6942
                                 
                              
                                 Oelbedarf während der Versuche in gr.
                                 150
                                 1850
                                 900
                                 950
                                 450
                                 300
                                 300
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch während der Versuche in kg
                                 5
                                 22,5
                                 6
                                 18,95
                                 4,3
                                 10,5
                                 16,05
                                 
                              
                                 Arbeitsbreite der Pflugschar in cm
                                 28
                                 31
                                 35
                                 36
                                 35
                                 40
                                 40
                                 
                              
                                 Umgelegte Erdmasse in m3
                                 377
                                 1638
                                 199
                                 1481
                                 500
                                 1064
                                 1527
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch für 1 ha in kg
                                 26,5
                                 28,8
                                 51,3
                                 26,8
                                 18,0
                                 21,8
                                 23,1
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch für 1 m3 umgelegte Erdmasse in gr.
                                 13,2
                                 13,7
                                 30,1
                                 12,8
                                 8,6
                                 9,9
                                 10,5
                                 
                              
                                 Umgelegte Erdmasse für 1 kg Brennstoff in m3
                                 75,4
                                 72,8
                                 33,2
                                 78
                                 116
                                 101
                                 95,4
                                 
                              
                                 In der Stunde bearbeitete Fläche in m2
                                 1230
                                 2058
                                 392
                                 2400
                                 2108
                                 3975
                                 3892
                                 
                              
                                 Zeitbedarf für 1 ha bearbeitete Bodenfläche in Min
                                 486
                                 281
                                 1530
                                 249
                                 264
                                 149
                                 160
                                 
                              
                                 Leistung des Motors in PS
                                 12
                                 20
                                 6
                                 18
                                 18
                                 40
                                 –
                                 
                              
                                 Art des Brennstoffs
                                 Benzin
                                 Benzin
                                 Benzin
                                 Rohöl
                                 Benzin
                                 Benzin
                                 –
                                 
                              
                                 Gewicht des Traktors in kg
                                 1300
                                 2500
                                 980
                                 4100
                                 2200 4500
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 Gewicht des Pfluges in kg
                                 400
                                 400
                                 
                                 
                                 400
                                 950
                                 –
                                 
                              
                                 Preis, M
                                 11400
                                 12000
                                 4800
                                 16000
                                 13600
                                 21200
                                 –
                                 
                              
                                 Brennstoffkosten für 1 ha Pflugarbeit in M
                                 23,92
                                 29,26
                                 52,12
                                 17,15
                                 18,29
                                 22,76
                                 –
                                 
                              
                                 Anzahl der Bedienungsmannschaft
                                 1
                                 1
                                 2-3
                                 1
                                 1
                                 2
                                 –
                                 
                              
                           
                           Querstollen aus Winkeleisen. Der Pflug hat eine automatische, dreischarige
                              									Vorrichtung für die Erdbearbeitung mit Vorschneidern.
                           Das bei diesen Versuchen benutzte Benzin hatte ein spezifisches Gewicht von 0,75, das
                              									Rohöl von 0,85. Die Versuche haben ergeben, daß kein Pflug den gestellten
                              									Forderungen voll entsprochen hat. Es hatte sich dabei gezeigt, daß jeder der
                              									besprochenen Motorpflüge gut geschultes und gewissenhaftes Personal verlangt. Bei
                              									dem Pflug „Moline“ haben sich bereits die Nachteile der amerikanischen
                              									Fabrikationsmethode gezeigt. Infolge der leichten Bauart ist die Abnutzung schon
                              									stark fortgeschritten, besonders beim Zahnradantrieb. (Automobil-Rundschau 1918,
                              									Seite 177–181).
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                           Bearbeitungsfehler am Eisen elektrischer Maschinen. Die
                              									Zeitschrift für Elektrotechnik und Maschinenbau bringt in Heft 1 und 2 eine in
                              									mancher Hinsicht beachtenswerte Betrachtung von Dr. M. Vidmar über die Möglichkeit der Entstehung von schweren Schäden an
                              									elektrischen, Maschinen, die besonders in Arbeitsfehlern an dem der Ummagnetisierung
                              									unterworfenen Blechkörper ihre Ursache haben und dann auf rein elektrischem Wege
                              									durch Stromwärmewirkung zustande kommen. Gemeint sind Fehler in jenen Maßnahmen, die
                              									getroffen werden um das Auftreten von Wirbelströmen zu beschränken, nämlich die
                              									Vermeidung längerer zusammenhängender elektrischer Strombahnen im Eisen, zu welchem
                              									Zwecke ja dieser Eisenkörper bekanntlich aus voneinander durch Papier oder
                              									dergleichen isolierten Blechen aufgebaut wird. Denkt man zum Beispiel an den Stator
                              									eines Drehstrommotors, dessen Bleche in das Statorgehäuse fest eingepreßt sind, und
                              									dessen Bohrung womöglich mit einem recht stumpfen Werkzeuge ausgedreht wurde, so ist
                              									klar, daß die bezweckte Isolierung der Blechscheiben eigentlich nicht mehr vorhanden
                              									ist. Infolgedessen stellen sich in der Regel die tatsächlichen Eisenverluste auf ein
                              									Mehrfaches der errechneten; die Praxis hat sich aber damit abgefunden, diesen
                              									Umstand als kaum vermeidbares Uebel anzusehen. Da weitergehendere Folgen der
                              									Erfahrung nach nicht erwartet werden, so könnte man geneigt sein, die Bedeutung
                              									einer derartigen Frage überhaupt zu verneinen. Vidmar
                              									weist jedoch nach, daß unter gewissen Bedingungen die Sachlage etwas bedenklicher
                              									sein kann. Bei großen hoch ausgenutzten Maschinen wird für 1 cm achsial gemessener
                              									Länge, gleichgültig, ob im Kupfer oder Eisen, dieselbe beträchtliche
                              									elektromotorische Kraft induziert. Nach dieser hängt die Größe des die
                              									Kraftlinienbahn umschließenden elektrischen Stromflusses lediglich von dem in seiner
                              									Strombahn vorhandenen Widerstände ab. Es ist nun der Fall sehr wohl denkbar, daß in
                              									der schon gekennzeichneten Weise ein elektrisch verhältnismäßig gut leitender Weg
                              									geschaffen ist, der nur an einer oder wenigen Stellen zwischen zwei Blechen eine
                              									Unterbrechung bzw. Ueberbrückung der Unterbrechung durch einen dazwischengerutschten
                              									Metallspan aufweist, der sich womöglich gar an der Nutenoberfläche dicht neben der
                              									Nutenisolierung befindet. Selbst wenn die von Vidmar
                              									errechneten Zahlenwerte etwas zu reichlich sein sollten, so ist es, wenn das
                              									Blechpaket nur verhältnismäßig wenige cm zusammenhängender Länge aufweist, ganz
                              									einleuchtend, daß an dieser Uebergangsstelle sich eine so beträchtliche Erhitzung
                              									einstellen kann, daß die Nutenisolation beschädigt wird und ein auf
                              									Ueberspannungswirkung geschobener Durchschlag zum Maschinendefekt führt.
                           Aehnlich kann es bei Transformatoren zugehen. Man isoliert wohl meist die den
                              									Blechkörper zusammenhaltenden Bolzen durch übergeschobene Papierhülsen, reibt
                              									aber oft die Bolzenlöcher stark auf, weil die Stanzung nicht genau genug erfolgt
                              									war, so daß eine gut leitende Röhre im Blechkörper selbst entsteht. Starke Verluste
                              									und Erhitzung sind die Folge. Dabei ist die Vermeidung dieser Fehler nicht
                              									sonderlich schwierig. Außer auf saubere Werkstattarbeit wäre darauf zu achten, daß
                              									schon bei dem Entwurf der Blechkörper in achsialer Richtung möglichst oft durch
                              									Luftschlitze unterteilt wird, oder daß, besonders bei kleineren Maschinen, zwischen
                              									je 10 bis 20 Bleche starke Papierscheiben eingefügt werden, so daß nur noch geringe
                              									Spannungsbeträge wirksam sind.
                           Rich. Müller.
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                           Eine Kolben-Druckpumpe mit Dampfturbinenantrieb.
                              									Hochleistungs-Zahnradvorgelege sind in England und namentlich in den Vereinigten
                              									Staaten in wachsendem Umfange als Zwischenglied zwischen schnellaufenden
                              									Dampfturbinen und langsamer laufenden Schiffsschrauben, Transmissionswellen und
                              									anderen umlaufenden Maschinen oder Getriebeteilen verwendet worden.
                           Ganz neuartig ist aber eine in „The Electric Journal“, New York vom Mai
                              									vorigen Jahres beschriebene Anlage, bei der es sich um den Antrieb einer großen
                              									Kolben-Druckpumpe, also einer hin- und hergehenden Maschine, durch eine Dampfturbine
                              									unter Zwischenschaltung eines Zahnradvorgeleges handelt.
                           Bei Hastings in West-Virginia liegen natürliche Erdgasquellen, denen das Gas mit
                              									einem Druck von durchschnittlich 2 at entströmt.
                           In mächtigen Druckpumpen wird das Gas, da es in einem Hunderte von Meilen langen
                              									Rohrnetz fortgeleitet werden soll, auf einen Druck von etwa 23 at gebracht.
                           Es sind neun unmittelbar durch Kolben-Dampfmaschinen angetriebene Pumpen vorhanden.
                              									Alle Dampfzylinder arbeiten mit Kondensation.
                           Außerdem sind noch vier durch Gasmaschinen angetriebene Gaspumpen aufgestellt.
                           Als im Jahre 1914 eine Betriebserweiterung notwendig wurde, stand man vor der Frage,
                              									ob man einen neuen Gasmaschinensatz oder eine Abdampfturbine wählen sollte. Obwohl
                              									im letzteren Falle ein Zwischengetriebe erforderlich war, über dessen Bewährung in
                              									einem so schwierigen Antrieb keinerlei Erfahrung vorlag, entschloß man sich doch die
                              									Dampfturbine zu wählen, nachdem die Ingenieure von Westinghouse bei der Prüfung der Ausführbarkeit eines Getriebes für so
                              									stark wechselnde Belastung zu einem günstigen Ergebnis gelangt waren.
                           In wirtschaftlicher Hinsicht soll, nach der amerikanischen Quelle, der Versuch zu
                              									einem vollen Erfolge geführt haben. Die Ausnutzung des Abdampfes der Kolbenmaschinen
                              									in der Niederdruckturbine bedeutet danach eine Ersparnis von 27,5 v. H.
                           Das Zahnradvorgelege hat hier unter ganz besonders schwierigen Bedingungen zu
                              									arbeiten. Die beiden Zylinder der anzutreibenden Pumpe haben einen Durchmesser von
                              									686 mm. Der Kolbenhub ist klein, er beträgt 914 mm. Ungewöhnlich schwere Kurbeln und
                              									Kreuzkopf-Gleitbahnen sind erforderlich, um die Leistung von 3040 PS
                              									aufzunehmen.
                           Das Ritzel macht 1500, das große Getrieberad 120 Umdrehungen in der Minute, es hat
                              									einen Durchmesser von 3,05 m. Das Ritzel greift im höchsten Punkt des großen Rades
                              									ein.
                           Die Anlage soll sich in vierjährigem Betrieb einwandfrei bewährt haben, was von Westinghouse dem Umstände zugeschrieben wird, daß das
                              									Vorgelege mit dem bekannten Westinghouse sehen
                              									Schweberahmen ausgestattet ist.
                           Hbg.
                           
                           Geschweißte Wasserkammern von Röhrenkesseln. Zum
                              									Schütze der gefährlichen Schweißnaht an Wasserkammern von Röhrenkesseln sind bereits
                              									mehrere Vorschläge für entsprechende Sicherungen gemacht, die aber teuer und
                              									schwierig herzustellen sind. Ein zuverlässiger Schutz der gefährlichen Schweißnaht
                              									kann am besten dadurch erreicht werden, daß sie vom Dampfdruck entlastet wird.
                              									Hierzu werden zweckmäßig Schrauben verwendet, die die Flächen fest aufeinander
                              									pressen, so daß die Schweißnaht auch bei Wärmebewegungen nicht aufreißen kann. Die
                              									Abbildung zeigt eine solche Anordnung. Die Schrauben sind dabei so reichlich
                              									bemessen, daß sie fest angezogen werden können. Die Anordnung ist einfach und billig
                              									und kann an jeder Kammer nachträglich angebracht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 76
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 76
                              
                           Im Abstände a von der Kante wird eine Nut von 3 mm Tiefe
                              									eingehauen. Dann werden die Schrauben mit ihren Bügeln aneinander gereiht und die
                              									Schrauben so fest angezogen, daß eine Spannung von etwa 2000 kg/cm2 entsteht. Diese Kraft überträgt sich fast ganz
                              									auf die Schweißstellen A, weil das Ende B der Bügel nachgiebig ist. Zweckmäßig wird das Gewinde
                              									der Schrauben als Qasgewinde ausgeführt. Die Bügel werden an der Stelle B so zusammengepaßt, daß ihre Höhe der Kammerhöhe 2 b entspricht. Die aneinander gereihten Bügel bilden
                              									einen luftgekühlten Raum und lassen sich leicht abnehmen. (Zeitschrift des Vereins
                              									deutscher Ingenieure 1919, S. 67.)
                           W.
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                           Untergrundbahnen. Im polytechnischen Verein in Bayern
                              									hielt am 17. Februar Herr Dr. Ing. Anton Macholl,
                              									München, einen Vortrag über das Thema „Untergrundbahnen“. Die Verkehrsnöte
                              									und die Ueberfüllung der Straßenbahnen in den Großstädten sind das Zeichen für die
                              									Notwendigkeit des Baues von Schnellbahnen. In Deutschland sind es erst zwei Städte,
                              									die solche besitzen, nämlich Berlin und Hamburg, aber es kommen trotz des
                              									unglücklichen Ausganges des Krieges, der ja schließlich unsere Weiterentwicklung
                              									nicht völlig unterbinden kann, wenn auch das Tempo beträchtlich langsamer werden
                              									wird, noch weitere deutsche Großstädte dafür in Betracht, und zwar München, Leipzig
                              									und Köln. Die durch Schnellbahnen zu erzielende Verbesserung der Wohnverhältnisse
                              									wird in den nächsten Jahren dabei ausschlaggebend sein. Der frühere Streit, ob Hoch-
                              									oder Untergrundbahnen gebaut werden sollen, ist heute durch die Praxis so ziemlich
                              									zugunsten der Untergrundbahnen entschieden, da wir uns nicht mehr an amerikanische
                              									Verhältnisse und Vorbilder halten. Der Streit drehte sich hauptsächlich um die
                              									Kosten- bzw. Rentabilitätsfrage, aber auch diese ist heute im Sinne der
                              									Untergrundbahnen als gelöst zu betrachten. Darüber, daß für München, wo
                              									künstlerisch-architektonische Gesichtspunkte stets und mit Recht in den Vordergrund
                              									gerückt werden, eine Hochbahn überhaupt nicht in Frage kommt, ist wohl kein
                              									Zweifel.
                           Freilich spielt die Bemessung der Baukosten eine ausschlaggebende Rolle, denn sie
                              									betragen 75 bis 80 v. H. der Gesamtkosten des Unternehmens und deshalb ist die
                              									größtmögliche Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit bei der Bauausführung insbesondere auf
                              									den langen Strecken des normalen Tunnels von größter Wichtigkeit, Die in den
                              									letzten Jahren erprobten Hilfsmittel und Methoden gestatten nun eine solche
                              									Ausnutzung der Baustoffe, sowie eine solche Vereinfachung, Verbilligung und
                              									Beschleunigung des Baues, daß bei richtiger Linienführung und Tarifbildung die
                              									Wirtschaftlichkeit dieses idealen Verkehrsmittels längst nicht mehr in Frage
                              									gestellt ist, denn die mit beträchtlichen Kosten erbauten Untergrundbahnen in
                              									Berlin, Hamburg und Paris verzinsen sich schon seit Jahren mit 5 ½ bzw. 6 v. H., was
                              									für ein in solchem Maße der Allgemeinheit dienendes Verkehrsunternehmen als
                              									ausreichend anzusehen ist, insbesondere da heute – im Gegensatze zu früher – solche
                              									Unternehmungen nicht mehr von Privatgesellschaften, sondern nur mehr von den
                              									Stadtverwaltungen selbst ausgeführt werden und höchstenfalls für den Betrieb ein
                              									gemischt-wirtschaftliches Vorgehen in Frage kommt. Die nur von Privatgesellschaften
                              									ausgeführten und betriebenen amerikanischen Hochbahnen und auch die Londoner
                              									Tiefbahnen, die „Tubes“, haben sich bisher nicht genügend verzinst.
                           Redner ging dann auf die verschiedenartigen Profilgestaltungen und Bauarten einer
                              									größeren Anzahl ausgeführter und entworfener Untergrundbahnen ein, die durch eine
                              									Reihe interessanter Lichtbilder veranschaulicht wurden, und beleuchtete deren
                              									Vorzüge und Nachteile. An Hand der kilometrischen und der Gesamtkosten einiger
                              									Bahnen konnte man sich ein Bild von den Summen machen, die hier in Betracht kommen.
                              									Zum Schlusse seiner Ausführungen gab der Vortragende der Hoffnung Ausdruck, daß auch
                              									in München in absehbarer Zeit der Bau einer Untergrundbahn in Angriff genommen
                              									werden könne.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Ein neues Verkokungsverfahren. In Amerika kommt seit
                              									einiger Zeit unter dem Namen „Carbocoal“ ein rauchfreier fester Brennstoff
                              									auf den Markt, der nach einem neuen, von der üblichen Methode der Verkokung ziemlich
                              									abweichenden Verfahren hergestellt wird. Man geht bei dem neuen Verfahren von
                              									zerkleinerter gasreicher Kohle aus, die zunächst bei einer Temperatur von nur 460
                              									bis 480° eine bis zwei Stunden destilliert wird, wobei ein großer Teil der in der
                              									Kohle enthaltenen flüchtigen Stoffe in Form von Gas und Teer entweicht. Der in den
                              									Retorten verbleibende Rückstand wird sodann mit Pech, das aus dem Teer gewonnen
                              									wird, vermischt- und zu Briketts gepreßt. Diese Briketts werden darauf einer zweiten
                              									Destillation bei höherer Temperatur, nämlich bei rund 1000°, während 4 bis 5 Stunden
                              									unterworfen. Bei dieser zweiten Destillation wird neben Gas und Teer auch Ammoniak
                              									gebildet; die Briketts werden bei der zweiten Destillation dichter und schrumpfen
                              									ein, ohne indessen hierbei ihre Form zu verlieren. Die
                              									so gewonnene „Carbocoal“ ist hart und von grauschwarzer Farbe; sie hat
                              									dieselbe Dichte wie Anthrazit. Die Briketts werden in verschiedener Größe
                              									hergestellt, je nachdem sie für häusliche Feuerungen, zur Heizung von Lokomotiven
                              									oder industriellen Feuerungen bestimmt sind. Die Ausbeute beträgt etwa 75 v. H. vom
                              									Gewicht der Rohkohle. Bemerkenswert ist, daß die erste Destillation der Kohle in
                              									ununterbrochen arbeitenden Retorten mit Rührvorrichtung ausgeführt wird, in denen
                              									die Kohle beständig in Bewegung gehalten wird. Aus 1 t Rohkohle gewinnt man rund 170
                              										m3 Gas bei der ersten Destillation und etwa
                              									110 m3 bei der zweiten; die Gasausbeute ist also
                              									geringer als bei der üblichen Verkokungsmethode, desgleichen die Menge des
                              									gewonnenen Ammoniaks, denn aus 1 t Kohle erhält man nur 9,5 kg Ammoniumsulfat.
                              									Dagegen soll die Ausbeute an Teer und wertvollen Oelen größer sein als sonst, und
                              									zwar annähernd doppelt so groß als bei der normalen Verkokung der Kohle. Ob der
                              									Erlös aus diesen Oelen und dem neuen Brennstoff den Verlust an Gas und Ammoniak wieder ausgleicht,
                              									läßt sich einstweilen nicht beurteilen, da über die Wirtschaftlichkeit des neuen
                              									Verfahrens noch keine näheren Angaben vorliegen. Der Brennstoffverbrauch zur
                              									Beheizung der Retortenöfen ist zweifellos größer als bei der normalen Verkokung, da
                              									ja der Verkokungsrückstand zwischen der ersten und zweiten Destillation auf
                              									gewöhnliche Temperatur abgekühlt und hierauf abermals erhitzt werden muß.
                           Wie amerikanische und englische Fachblätter berichten, hatten die von der Marine und
                              									den Eisenbahnen mit dem neuen Brennstoff bisher angestellten Versuche ein
                              									günstiges Ergebnis. Das U. S. Fuel Board hat deshalb die Errichtung einer Anlage
                              									beschlossen, in der jährlich 1,5 Mill. t bituminöser Kohle nach dem neuen Verfahren
                              									verarbeitet werden sollen. Nach Versuchen der amerikanischen Regierung enthalten die
                              									Briketts weniger als 4 v. H. flüchtige Stoffe und verbrennen daher ohne Ruß und
                              									Rauch; andererseits sind sie infolge ihres Gehaltes an flüchtigen Stoffen leichter
                              									entzündlich als Koks.
                           Sander.